ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 7 .5

    Und wieder einmal zieht die "Saw"-Reihe den kürzeren. Denn in den intensivsten Momenten will man hier einfach nur das TV-Gerät ausschalten, weg von alledem. Manchmal war es mir dann auch wirklich zu arg, so sehr das der Bogen Gefahr lief überspannt zu werden. In den ruhigeren Momenten wird nämlich doch auch deutlich, dass "Revolutionary Road" ein Konstrukt ist, welches gar nichts anderes will, als von einer zwischenmenschlichen Katastrophe in die nächstgrößte zu führen. So tief hätten die Abgründe gar nicht gezeichnet werden müssen, mir persönlich hätte etwas Licht in dieser Geschichte durchaus gefallen, allein um die Schatten besser wirken zu lassen.
    So erscheint "Revolutionary Road" als ein auswegsloser und völliger dunkler Emotionsbatzen. Man hat Bauchweh ob der Situationen in denen Frank und April immer wieder versuchen sich zum explodieren zu bringen. Demütigungen, verbale Gewalt und endlose Vorwürfe. Von beiden Seiten. Sympathie hatte ich hier für niemanden. Nicht ansatzweise. Ich kann hier sowieso nicht ganz mitgehen und die Umwelt, die Gesellschaft und die konservative Ära für das Desaster der Wheelers Verantwortlich machen. Beide haben ein massives Kommunikationsproblem miteinander. Das ist fast noch harmlos ausgedrückt. Das Umfeld erschwert die Flucht aus dieser Situation, dass diese aber so erschreckend ist, dafür sind die beiden verantwortlich. Und man wundert sich wirklich, wie es diese Menschen 7 Jahre miteinander ausgehalten haben sollen ohne sich etwas gegenseitig anzutun. Das Thema Trennung wird auch kaum thematisiert, vielleicht eben darum: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Und so dreht sich diese ekelhafte Spirale immer weiter, wird gelogen und betrogen, Gefühle verletzt und der Stolz gebrochen. Von außen kommt da wenig Hilfe, denn auch alle anderen Beziehungen werden negativ dargestellt. Entweder schon völlig abgestumpft oder von Lügen durchzogen. Ein Punkt der mir nicht so gut an "Revolutionary Road" gefiel, da man den Eindruck bekommt es gab damals keine funktionierenden Beziehungen, was natürlich völliger Unsinn ist.
    Bezeichnend das der einzige Charakter, dem man inhaltlich zustimmen mag und der auch zumindest etwas Sympathie auf sich ziehen kann, ein geschlossen Untergebrachter kranker Mensch ist. Und diesem gehört auch der eigentlich wichtigste Satz dieses Films, weil er etwas sagt, dass "Revolutionary Road" fast schon etwas auffällig unter den Tisch kehrt: "...But get right down to it, I don't have a whole hell of a lot to be glad about. Do I? Oh but, hey...you know what? I'm glad abouth one thing. You want to know what I'm glad about? I'm glad I'm not gonna be this kid"
    Intensiv und brutal, eindringlich und ohne einen Funken Optimismus.

    19
    • 9

      Da gibt es diese Filme, bei denen weiß man manchmal sogar schon bei der Titelsequenz, dass es irgendwie passt. Der Moment, die Musik, die Bilder, die Erwartung und das eigene Befinden. Und manchmal verlassen diese dann dieses Korsett, dass man Film nennt, und werden zu irgendetwas mehr. Irgendwie scheinen sie parallel zum eigenen inneren Kino zu laufen, wobei sich beide Filme immer wieder gegenseitig anstoßen, sich ergänzen und manchmal fast deckungsgleich verlaufen. So war "A Single Man" eben. So war er für mich.
      Und dann sitzt man da, weiß gar nicht so recht was man bewerten soll und vorallem wie. Will etwas schreiben, befindet sich aber im Zwiespalt, dass man ja eigentlich etwas über die Qualität des Film schreiben sollte, diese einem aber so unbedeutend erscheint. Und doch denkt man: Ich muss den Leuten doch sagen wie beeindruckend hier alles zusammenpasst. Wie homogen das alles ist. Welch Zucker für die Augen "A Single Man" ist und wie furchtbar wunderbar der Score. Wie hervorragend Colin Firth ist und das Julien Moore wohl eine der beeindruckensten Schauspielerin dieses Jahrtausends ist. Das "A Single Man" mit den ganz großen der Filmgeschichte mithalten kann. Alles das will man sagen. Und das alles ist jetzt gesagt. Aber das größte Lob, dass ich Regisseur Tom Ford gerade geben kann, wird für viele gar keines sein. Irgendwann hab ich eben aufgehört konzentriert Film zu gucken. Irgendwann war es mir wichtig was der Film macht und weniger wichtig was in ihm passiert. Natürlich konnte ich trotzdem die Geschichte verfolgen, aber mittlerweile war es auch mein Film, meine Geschichte, meine Gefühle. "A Single Man" strahlt einfach soviel Geborgenheit und Wärme aus, irgendwie lädt er einen regelrecht dazu ein, die Gedanken und Gefühle die man sonst unterdrückt, einmal kurz an die Oberfläche gelangen zu lassen.
      Wieder ein Kommentar, bei dem sicherlich viele denken: Was will der Mensch eigentlich? Aber in diesem Fall könnte ich tatsächlich die einfachsten Fragen nicht beantworten. Ist der Film traurig oder doch eher heiter. Ist er niederschmetternd oder macht er Mut? Ist er tragisch, dramatisch, lustig, dunkel, bunt......ich weiß es nicht! Ich weiß nur das er eines nicht ist: Kalt und steril. Und das sind die zwei Worte, die ich in den Rezsssionen über diesen Film gerade eben am häufigsten lesen musste. Und wie froh bin ich in diesem Moment, dass ich einfach nur der Magic bin und bei Moviepilot einfach schreiben kann was ich will. Das ich mich von so einem Film entführen lassen kann, ohne ihn auch nur ansatzweise Filmtechnisch, -historisch oder Filmsonstwas analysieren zu müssen. Ich kann mich einfach hinsetzen und schreiben: Ich weiß gerade nicht wie es mir geht, soviel Gedanken kamen mit und durch diesen Film. Schöne und schlechte. Aber ich kann einfach schreiben: "A Single Man" ist ein ganz wundervoller Film. Ganz ganz wundervoll!
      Eines möcht ich aber doch noch sagen: Für mich war das keine homosexuelle Geschichte. Das war ein Film übers Leben. Natürlich auch über die Liebe. Und die war hier eben eine Gleichgeschlechtliche. Aber wer sich deshalb hiermit nicht indentifizieren kann, der sollte sich ganz stark Gedanken machen.
      Anschauen! Bitte! Danke!

      28
      • 4 .5

        Wollte Oliver Stone hier zuviel? Oder wusste er eigentlich gar nicht was er will? Oder ist es doch einfach so, dass er einfach nicht mehr so wirklich seinen Finger am Puls der Zeit hat? Denn man hat schon etwas das Gefühl, dass Oliver Stone hier der Realität etwas hinterhechelt. Als ob ihm die Kernthematik von "Wall Street: Money Never Sleeps" selbst etwas überfordert und deshalb den Film mit allerlei Klimbim anreichert. Leider bleibt dieser aber nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern stört den Film massiv, ja lässt ihn stellenweise völlig unglaubwürdig erscheinen.
        Wollte man die positiven Aspekte an "Wall Street: Money Never Sleeps" hervorheben, so könnte man ihn als handwerklich souverän betiteln. Es ist halt Stangenware, bei der die eingestreuten Versuche modern zu wirken, fast schon etwas bemitleidenswert sind. Und schafft man es, den Film nicht allzu sehr zu hinterfragen, dann ist er ein mittelmäßiger Wirtschafts-Thriller-Familen-Drama-Whatever-Misch-Masch. Auch zu erwähnen: Michael Douglas kann es noch. Und Elli Wallach ist aus Prinzip ein Pluspunkt.
        Gräbt man aber etwas tiefer ist "Wall Street: Money Never Sleeps" eine völlig unausgegorene und unbefriedigende Angelegenheit. Er zieht diese wirtschaftliche Katastrophe auf ein Level von persönlichen Animositäten und stellt sie dadurch ein völlig diffuses Licht für den Zuschauer. Da wird wenig Aufklärung geliefert, sondern noch mehr verwirrt. Falls Oliver Stone dadurch das kalte und egoistische Spiel symbolisieren wollte, durch welches Exzistenzen zuhauf vernichtet wurden, dann ist ihm das ganz gehörig misslungen.
        Doch selbst wenn dieser Mittelpunkt des Films gut ausgearbeitet gewesen wäre, hätte er es doch schwer gehabt, gegen all diese unnützen Nebenkriegssschauplätze ankämpfen zu müssen, die Oliver Stone hier auffährt. Diese ganzen Drama-Elemente wirken von Anfang an völlig unglaubwürdig, diese ganze Konstellation ist ein einziges Konstrukt, bei der man sofort weiß, was sie am Ende bezwecken will. Hier soviel an Klischee aufgefahren, dass man für kurze Momente fast etwas fassungslos ist. Und beim Ende winkt man dann eigentlich nur noch ratlos ab.
        Oliver Stone war immer ein Mann fürs nüchterne und faktische, keiner der verzauberte, ja noch nicht einmal einer der sonderlich herrausragend Geschichten erzählte. In "Wall Street: Money Never Sleeps" scheint er aber selbst völlig hilflos, der Film findet nie zu einem Punkt, rettet sich von Szene zu Szene und ist am Ende leer wie ein dieser Blasen, um die es im Film so oft geht.
        Eine Frage warf der Film aber in mir auf: Wurde diese Rolle so für Shia LaBeouf geschrieben? Oder spielt der mittlerweile jede Rolle einfach gleich? So als Shia LaBeouf-Trademark? Sowas mag ich nicht.
        Insgesamt sehr enttäuschender Film.
        Elli Wallach war aber cool.

        13
        • 7 .5

          Ich muss zugeben: Ich hab diesen ganzen Börsen-Humbug nie verstanden. Mir versuchten Leute das zu erklären und immer kam der Punkt an dem ich nicht weiterkomme, an dem sich mein Verstand wehrt, weil es für ihn einfach keinen Sinn machen will. Mich interessiert es aber auch gar nicht. Ich hab ja noch nicht einmal irgendetwas jemals mit der Bankkarte gezahlt. Geld das ich nicht sehe, hab ich nicht...vielleicht ist das mein Problem. Aber wie gesagt: Eigentlich will ich das ja auch gar nicht verstehen.
          "Wall Street" brachte mir die Thematik etwas näher, aber wahrscheinlich läuft das alles heutzutage noch schlimmer ab. Ja wahrscheinlich bekommen Menschen wie Gekko sogar Zustimmung für ihr Tun, da er ja letztendlich doch nur lebt, was sich viel erträumen: Geld, Frauen und Autos. Natürlich ist er weit davon entfernt ein Sympath zu sein, aber hassenswert ist er wohl zumeist doch nur für seine Opfer. Und da liegt für mich auch die Crux des Films: Das er wenig von den Menschen erzählt, die dieses System unbewusst unterstützen und erst den Kritiker in sich finden, wenn das Eigenheim nur noch ein leerstehendes Haus ist. Es ist nur ein kleiner Schritt vom propagieren des American way of life, des verteufelns der kommunistischen Gerwerkschaften und Krankenkassen zum vehementen Kritiker des Finanzsystems. Da mag oft nur ein Bankauszug dazwischen liegen und dies zeigt dieser Film nicht. "Wall Street" will dich Großen angreifen, sie demaskieren und anklagen. Zu Recht! Aber er macht es sich eben auch etwas einfach. Andererseits muss man aber ja auch populistisch sein, will man in dieser eine Gesellschaft eine Botschaft vermitteln. Die Methoden des Angeklagten übernehmen. Eine weitere Crux.
          Aber das sind mehr oder minder meine eigenen Empfindungen gegenüber dem Film und der Sache an sich. Ich kann das für mich einfach oft nicht so gut trennen. Will es ja auch gar nicht. Was der Film sagen will ist ja auch völlig in Ordnung, cineastisch greift er halt einfach zu Mitteln deren ich etwas überdrüssig bin. Und da ist mir die Figur des Bud Fox einfach zu klischeehaft gezeichnet, ist mir der Wandel seiner Person und der Verlauf der Geschichte zu vorhersehbar. Da ist "Wall Street" eben doch Hollywood, wo er von mir aus noch eine ganze Spur mehr fucked up sein könnte. Aber mir ist gleichzeitig auch bewusst, das ein Nischenfilm auch den Ambitionen Oliver Stone's nicht gerecht geworden wäre.
          Aber nun genug gemäkelt, denn andererseits ist "Wall Street" ein verdammt dichter Wirtschafts-Thriller, der es durchaus schafft diese abartige Welt und ihre Gepflogenheiten anschaulich näherzubringen. Eine kriminelle Welt, die schon längst darüber hinaus ist Menschen mit Waffen töten oder verletzen zu müssen. Eine Welt die sich selber so sehr auffrisst, dass selbst der Wert der wichtigsten Menschen nur von kurzer Haltbarkeit ist. Diese Menschen handeln nicht nur mit Geld, Waren oder Schicksalen, euphorisiert handeln sie auch mit dem eigenen Ich. Ein Leben nur für den einen Moment, ohne Rücksicht auf sich selbst oder andere. Dieses kalte und leere Bild zeigt Oliver Stone dann auch wirklich gekonnt. Er schafft diese Kälte und Leere darzustellen, ohne jemals pathetisch zu werden. Dies wird er erst in dem Moment, in dem er diese Gebilde einreissen will.
          Charlie Sheen litt für mich etwas unter der unbefriedigenden Zeichnung seines Charakters, blieb immer etwas blass, einfach weil er eben von Beginn an die Bauernfigur in diesem Spiel war. Michael Douglas dagegen macht einen Höllen-Job. Kalt, aber eben doch so verführerisch, dass man ihm diese Sachen wohl doch abkaufen würde, säße man ihm gegenüber. Sehr diabolisch irgendwie, weil doch ab und an Emotionen aufblitzen, Zuneigung gezeigt wird, man aber nie weiß, wie reel das ist.
          Insgesamt, trotz all meiner Kritikpunkte, ein richtig guter, spannender und auch unterhaltsamer Film.

          18
          • 6

            Kleine, aber feine Komödie von Louis Malle, die zwar bei weitem nicht mehr so zwingend ist wie seine früheren Werke, die es aber trotzdem vermag hier und da einen kleinen melancholischen Stich zu versetzen.
            Dabei merkt man "Milou en mai" durchgehend so etwas wie Altersreife an, sei es durch den bitterzarten Blick Malles auf das Gutbürgertum Frankreichs oder auch dieser Drang noch im letzten Winkel der Geschehnisse etwas sexuelles zu finden, eben diese Spitzheit, der oft alternde Regisseur anheim fallen. Es scheint eben ein bißchen, als könnte Malle kaum noch etwas Ernst nehmen. Die jugendliche Revolution, die Weisheit der Alten, die Institution Beziehung und prinzipiell das geordnete Leben an sich, alle bekommen einen Anstrich des Lächerlichen, des Sinnlosen. Als seien alle Dinge Nebensächlichkeiten, um man sich unnützerweise viel zu viel Gedanken macht, da sie am Dasein doch eh nichts ändern. Malle zieht dabei nicht über die Stränge, mir selbst konnte er aber streckenweise wenig damit geben. Es schien mir etwas zu einfach alles demaskieren und als dumm hinzustellen, denn wenn doch alles keinen Sinn macht, was dann überhaupt machen? Warum dann einen Film machen? Einen solchen?
            Doch wirklich böse ist "Milou en mai" ja auch nie, er merkt nur nicht wenn er anfängt zu langweilen. Gerade in der Mitte des Films, wenn alle Gäste der Beerdigung angekommen sind, tritt der Film doch ziemlich auf der Stelle. Malle flüchtet sich in Frivolitäten, die mal zünden, aber auch mal völlig überflüssig erscheinen. Glücklicherweise fängt sich aber der Film und hat in den letzten 25 Minuten sogar seine stärkste Phase, was vorallem daran liegt das inszenatorisch wieder etwas mehr Tempo im Spiel ist und hier Malle's Botschaft am deutlichsten gezeichnet wird. Und ruckzuck nimmt das dann auch schon richtig sarkastische Züge an.
            Eine leise, oft melancholische Komödie, bei der sich manche Minuten doch sehr in die Länge ziehen, welche aber auch herrlich skurrile und gleichzeitig sanfte Szenerien aufbaut. Als Gesamtwerk fehlt "Milou en mai" jedoch der zwingende Moment, das Gefühl hier etwas wirklich Gutes gesehen zu haben. Nett, sehr nett...aber nicht toll.

            11
            • 9

              8½ Sätze über "8½"

              Laut Regisseur Frederico Fellini kann man diesen Film nicht vollends verstehen, man sollte lieber versuchen ihn zu empfinden.

              Tatsächlich gibt es keine vollendete Wahrheit in "8½", da sich Träume, Phantasien und Realität zusehends zu einem undurchdringlichem Gemisch verquicken, was Guido, den Regissur in einer Schaffenskrise, immer mehr in eine persönliche Isolation gleiten lässt.

              Bilder, Musik und die Handlung sind von einem betörenden und anmutigen Surrealismus geprägt, der zumindest in seiner Wirkung einem David Lynch gar nicht so fern ist, vorallem da auch dieser gerne seinen Filmen eine feste Bedeutung abspricht.

              "8½" zeigt, dass oft eine sehr subjektive und verwirrende Inszenierung der Realität, diese im Kern besser treffen kann als eine bedacht nüchterne und erschafft in der Darstellung von Guidos Erinnerungen, Problemen und Ängsten erstaunlich greifbare Bilder, welche stets nachzufühlen sind, wenn auch nicht immer zu verstehen.

              Auf dem Höhepunkt der Krise Guidos, erscheint dieses ganze Filmset mit all seinen Menschen und Dingen, als sei es ein bedrohliches Monster mit tausend leblosen Gesichtern, welches mich irgendwie sehr an die Atmosphäre in Sartres "Huis clos" erinnerte.

              Guido findet keine Antworten auf seine Probleme, so wie der Mensch schon nach den selben Antworten sucht und dabei am Ende von Religion, Philosphie und Wissenschaft doch immer wieder alleine gelassen wird.

              Man kann diese Fragen und Probleme beobachten, untersuchen und sich in Details verkriechen, man kann sie jedoch nicht auflösen und so bleibt einen nur damit zu leben oder sich von ihnen abzuwenden, wie es Guido letztendlich tut.

              Die Abkehr Guidos bedeutet für ihn, endlich diesen endlosen Kreis zu entrinnen und die Chance darauf einen neuen, einen schöneren Kreis zu gestalten, in dem die Fratzen von früher nun lachende Gesichter sind und ein miteinander herrscht.

              Wenn uns "8½" etwas sagen will, dann ist es

              32
              • 8

                Ganz ehrlich: Nach 5 Minuten hatte ich den Film einsortiert, abgestempelt und irgendwie schon auch ein Urteil parat. In dieser kurzen Zeit schien mir "Bringing Up Baby" zu vehement seine Richtung vorzugeben, furchtbar einfach konnte ich unter "harmloser, romantischer Komödie" kategorisieren. Ich erwartete da eigentlich nur noch einen ganz ordentlichen Film, eben eine Komödie nach Schema F, meine Vorfreude war aber schon so gut wie verflogen.
                Und wie soll ich es ausdrücken? "Bringing Up Baby" entsprach zu großen Teilen eben dieser Erwarung und doch war er irgendwie anders. Besser. Lustiger. Moderner.
                Die Romantik spielt zwar eine gewichtige Rolle in "Bringing Up Baby", sie geschieht aber nur sehr unterschwellig. Es gibt hier keine Frau welche die ewige Liebe beschwört und sich dem Mann zu Füssen wirft, keinen Mann der versucht die Liebe einer Frau zu ergattern, keinen Herzschmerz, keine Gefühlsduselei, nichts. Susan mag David. Und sie hätte halt gern, dass auch er sie etwas mehr mag. That's it...und das tut dem Film verdammt gut.
                Ein Grund hierfür ist sicher die ziemlich geniale Charakterentwicklung des Films. Ist David doch ein recht Klischeehaftes Bild jener Zeit. Eben der trottelige, aber gutaussehende Mann, der aber nur Augen für seine Arbeit hat und die Liebe auch nicht bemerken würde wenn er darüber stolpert. Das, was man heute Nerd nennt. Oder Asperger Autist. Susan hingegen ist eine Figur, die man nicht aus dem Jahre 1938 wähnen würde. Frech, Selbstbewusst und irgendwie völlig autark in dem was sie darstellt und wie sie sich gibt. Sie gibt "Bringing Up Baby" definitiv die Würze und das Feuer, welches ihn so besonders macht. Sie nimmt ihm das miefige und nostalgische, was vielen solcher älteren Komödien anhängt. Man mag sie einfach und Katharine Hepburn tut ihres dazu, diese Figur vollends ins Herz zu schließen.
                Andererseits: Zeit für große Gefühle wäre in diesem Film eh kaum noch vorhanden. Selten passte das Wort Rasant besser. Es gibt keine Pause in "Bringing Up Baby". Non-Stop wird hier geredet, gerannt, gefuchtelt, getan und gemacht. Das mag einigen übel aufstossen, mir gefiel es aber doch sehr. Vorallem weil es hier kaum blöde Kalauer gibt. Natürlich zünden nicht alle der gefühlten 1000 Gags, aber es wird nie billig und vorallem: Überraschenderweise ist das Ganze auch nie harmlos. Klar, hier werden keine Hangover-Fick-Zoten gerissen...aber es sind einige herrlich fiese und staubtrockene Sprüche dabei.
                Kein Film, der die Welt aus den Angeln hebt, aber wem gerade nach einer Komödie der Sinn steht, der macht mit "Bringing Up Baby" garantiert nichts falsch. Und da stört auch nicht mehr im geringsten, wenn die Liebe in den Schlussminuten doch noch zum Zuge kommt.

                18
                • 9

                  The Great Nouvelle Vague Swindle

                  Man möge mir dieses kleine Wortspiel verzeihen, aber es mochte einfach nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden. "À bout de souffle" ist für mich aber einfach purer Punkrock!
                  Das fängt an beim Marktstrategischen Namedropping von Chabrol und Truffaut, welche so gut wie nicht am Film beteiligt waren, durch deren Namen der Film aber überhaupt erst möglich wurde. Es setzt sich fort in dieser kleinen Geschichte, welche im Kern einfach nur Rock'n'Roll ist und ein dezentes Fuck You an die Welt. Und diese Attitüde gipfelt sicherlich im ausloten filmischer Möglichkeiten, im bewussten brechen anerkannter Traditionen, aber auch darin aus einer Situation des Nicht-Könnens Kapital zu schlagen und dieses selbstbewusst als neuen Standart zu deklarieren.
                  Und welch Spiel mit dem Feuer dies alles war, spürt man etwas, wenn man sich die Aussagen der Beteiligten zu Gemüte führt. Denn alle, inklusive Godard, waren sich eigentlich ziemlicher sicher, dass "À bout de souffle" ein riesengroßer Murks wird. Sieht man sich den Film etwas analytischer an, wird einem dies auch schnell bewußt: Der Film scheint immer unsicher, hält den Zuschauer immer nur für den gerade exzistierenden Moment gefangen und schafft es eigentlich nie ein großes Ganzes aufzubauen. "À bout de souffle" ist launisch, unberechenbar, funktioniert nur nach seinem eigenen Willen und hätte dadurch tatsächlich auch zum großen Desaster werden können. Das dieses verquere und eigenwillige Stück Film dennoch so gut funktioniert, würde ich auch noch nicht einmal alleine der Genialität Godards zuschreiben. Bedenkt man z.B., dass das oft gelobte Fehlen künstlichen Lichts auch dem geschuldet ist, dass Godard sich mit solchen Sachen einfach nicht auskannte und als Konsequenz daraus die Techniker einfach oft nicht an den Drehort ließ, dann sieht man doch, dass "À bout de souffle" ein dieser Filme ist, bei dem sich alle Umstände letztendlich als günstig erwiesen und ein stimmiges Gesamtwerk ergaben.
                  Doch es sind eh nicht nur diese technischen Finessen, die diesen Film so besonders machen. Hier geht Inhalt und Umsetzung einfach kongenial einher. "À bout de souffle" beginnt fast rasend. Dokumentarisch anmutend, fast schon Guerilla-artig umgesetzt, setzt er gleich zu Beginn seine markanten Eckpfeiler fest, zeichnet die Auslöser des noch kommenden auf. Und mehr als jeder Jump-Cut, jede ungewöhnliche Kameraeinstellung überraschte mich die Art wie Godard diese Tage nach dem Polizistenmord Michels interpretiert. Aus dieser klassischen Krimi-Ausgangslage spinnt Godard ein höchst unterhaltsames Werk, dass im Kern zwar extrem minimal ist ("Für einen guten Film braucht es nur 2 Sachen: Ein Mädchen und eine Pistole." Godard), in seinen Subkontexten jedoch unheimlich intelligent, philosophisch und kritisch ist. Da wird der Film einfach mal völlig ausgebremst und man darf dieses ungleiche Pärchen beim turteln und philosophieren beobachten und man empfindet es nicht im geringsten als störend oder innerhalb dieser Geschichte als unnatürlich. Das Leben kennt keinen geregelten Ablauf und so scheint auch "À bout de souffle" zu tun, was ihm gerade in den Sinn kommt (Godard schrieb die Dialoge dementsprechend erst immer am Morgen des Drehtages). Das mag im Kontext eines Films erst einmal ungewöhnlich erscheinen, ist aber doch näher am Leben, als viele auf Realistisch getrimmte Dramen.
                  Ein Drama ist "À bout de souffle" jedoch auch. Nur, der Film zeigt es selten offen. Bis zuletzt behält der Kleinganove Michel seine Maske auf, bis zum Ende lebt er von seiner großen Klappe, die doch nur verbirgt was wirklich in ihm brennt. Zweimal versucht er sein Herz zu öffnen und seine Ängste darzulegen (die 2 Zeitungsanekdoten)...2 mal wird er nicht verstanden. Nach dem Mord fliesst Michel nur noch, er hat keinerlei wirklich Kontrolle mehr über sein Leben. Er hüpft von A nach B und zurück nach C, simuliert aber doch nur Beschäftigung und Wichtigkeit. Doch eigentlich weiss er wohin sein Weg verläuft und tief in sich findet er das gut so...müde von der Maskerade und enttäuscht vom Leben.
                  Ihm zur Seite steht im nur Patricia, welche noch voller Hoffnungen und Erwartungen ist, so wie es Michel einmal war. Kein Dummchen, aber sie hat noch keine Wissen darüber, welch Fratzen das Leben haben kann und so spielt sie das eine ums andere mal mit den Löwen, ohne daran zu denken, dass diese irgendwann auch beißen könnten. Michel bleibt für sie immer nur eine Option, wie jeder andere Mann in ihrem Leben. Innerlich leer ist auch sie, jedoch scheint sie den Abgang zu wählen, der weniger Rock'n'Roll ist.
                  Nun gut...gerade weiß ich wieder einmal gar nicht mehr, womit und wie ich diesen Text begonnen habe. Aber in diesem Fall muss ich wohl auch gar keine explizite Empfehlung aussprechen, denn "À bout de souffle" sollte eigentlich jeder auf seinem Radar haben. Und wenn deswegen ist, zu sehen was die Kunstform Film alles kann. Für Unentschlossene möchte ich aber einfach noch hinzufügen, dass "À bout de souffle" eben nicht der seltsame, unverständliche, schwere Kunst-Film ist, den manche vielleicht befürchten. Gar nicht. Er ist nur etwas anders. Aber das sind doch meist die besten oder?

                  18
                  • 8 .5

                    Ein Film, bei dem es lange scheint, als wolle er nur ein kulturelles Statement sein, als genüge er sich in seiner Ausdruckskraft und dem übertragen amerikanischer Vorbilder auf den französischen Backround. Umso überraschender ist es, wie sehr "Ascenseur pour l’échafaud" es doch vermag in der zweiten Hälfte die Spannungsschraube anzuziehen. Eine Geschichte, die anfangs fast schon elegisch aufgebaut wurde, wird plötzlich zur rasanten Achterbahnfahrt. Ein Dominostein fällt und in Windeseile fallen auch alle anderen und zumindest ich für meinen Teil, war mir nicht sicher welcher Stein am Ende übrig bleiben wird.
                    "Ascenseur pour l’échafaud" strahlt von Beginn an ein sehr ungestüme, jugendliche Lust aus. Lust auf Veränderung, Lust auf Anklage und sicherlich auch Lust darauf, es den großen Vorbildern gleichzutun. Dies wirkt hervorragend in den Momenten in denen der Film ein politische Vergangenheit und Gegenwart zart mit einbezieht und es funktioniert in der groben Orientierung am Film Noir, was Optik und Inhalt betrifft. Man muß "Ascenseur pour l’échafaud" jedoch auch hier und da ein paar kurze, eher maue Momente zugestehen, in denen man die Unerfahrenheit von Louis Malle förmlich spürt. Momente in denen sich die Figuren auf unnatürliche Weise der Geschichte anpassen müssen und dadurch für einen Augenblick ihren ganz eigenen Charakter zu verlieren scheinen. Insgesamt tut dies der Qualität aber keinen Abbruch, da es die Erzählstruktur ist mit der "Ascenseur pour l’échafaud" punktet. Die Figuren, so wichtig sie auch sind, scheinen doch immer mehr Symbole zu sein, als das sie Menschen wie du und ich sind.
                    Leere und Einsamkeit sind die Antriebsfedern für Verbrechen, die nüchtern betrachtet sinnlos erscheinen. Diese 2 Pärchen scheinen nur zu bestehen, weil der Einzelne nicht für sich sein kann. Das Bild der Liebe und Zuneigung als Fluchtort, als Insel umgeben von all der Langeweile und Sinnlosigkeit. Man mag für Momente daran glauben, dass der Mord am Ehemann vielleicht gar nicht aus Liebe geschieht, sondern einfach nur damit etwas passiert, das Leben einen seltsamen Höhepunkt erfährt. Das junge Paar hingegen sieht nicht hinter diese Fassaden, strebt danach und siehr die Erfüllung des Lebens in Besitz und gesellschaftlicher Anerkennung. Nahe stehen sie sich dadurch nicht wirklich, sie sind gegenseitig Erfüllungsgehilfen in diesem Plan ein erfolgreiches Leben zu haben. Sie schnuppern daran...mit verheerenden Folgen.
                    Man mag "Ascenseur pour l’échafaud" schleppend nennen, wie er sich auf diesen einen Punkt hinbewegt, an dem alles aufgezeigt ist, es relativ klar ist wer diese Menschen sind und wie es soweit kommen konnte. Als das Beil dann fällt, werden sie alle noch einmal aufgescheucht, ein großes Katz und Maus Spiel beginnt, auf das auch ein Hitchcock sicherlich neidisch geblickt hat. Stakkatoartig ändern sich die Situationen und jeder versucht irgendwie zu retten, was zu retten ist. Das ist aufregend und hochgradig spannend und lässt einen fast etwas perplex zurück, da der Weg dahin so fahrig erschien und man lange nicht wusste, welches Ende man erwarten sollte.
                    "Ascenseur pour l’échafaud" besticht nicht durchgängig, ragt aber durch seine Machart und Struktur weit über dem Durchschnitt hinaus. Er gewinnt eine völlig eigene Note, indem er schon bekanntes innerhalb seiner Grenzen neu arrangiert und interpretiert. Und so sehr hier und da kleine Szenen darunter auch leiden, so ergibt dies doch auch völlig herausragende Szenen, wie etwa das Verhör von Julien. Ein Bild das für mich wohl kognitiv nun immer den Film Noir darstellen wird, auch wenn "Ascenseur pour l’échafaud" nur ein Epigone davon ist.
                    Überrascht war ich, dass Miles Davis doch recht wenig zu hören ist. Für mich schade, für andere aber wahrscheinlich ein Segen.

                    17
                    • 6

                      Soviel wird in diesem Film von der Liebe gesprochen, immer wieder versucht "Les Amants" ihr ein Gesicht zu verleihen. Ich höre sie aber nicht, ich sehe sie nicht und ich fühle die Liebe auch nicht in diesem Film. Und ich selbst mag es gerade gar nicht wahrhaben, da ich 60 Minuten einem wundervoll fotografierten und stilvollem Film folgte. Ich immerfort dachte, dass "Les Amants" inhaltlich ganz bestimmt seiner visuellen Qualität ebenbürtig sein wird, durch eine Wendung, eine Finesse, die ich eben gerade noch nicht sehen kann. Aber ich wurde enttäuscht: Es ging bergab in den letzten 30 Minuten. "Les Amants" verlor für mich jegliche Bodenhaftung, war für mich da nur noch Hausfrauen-Romantik anstatt wahrer Liebe. Vielleicht bin ich da in meiner Romantik, die ich doch selber zuschreibe, da trotzdem einfach zu nüchtern und irgendwie auch wertkonservativ. Ich konnte da einfach nicht mit, Liebe ist für mich eben etwas mehr als Leidenschaft.
                      Als ob man mir eine Geschichte erzählt, die mir überhaupt nicht gefällt, die aber in Worte gepackt wird, die meinen Ohren schmeicheln. Inszenatorisch ist "Les Amants" wirklich über jeden Zweifel erhaben, es ist wirklich nur was hier wie erzählt und vermittelt wird, das mich einfach völlig unberührt zurücklässt.
                      Wie eine hübsche Frau, welche man auch ziemlich nett findet, bei der man mit der Zeit aber feststellt man denkt und fühlt eben doch nicht auf der selben Wellenlänge. So würde ich auch jedem raten: Guckt euch "Les Amants" mal an, schaut selbst ob er euch gefällt. Für mich war er leider nichts. Zumindest nichts, das in mein Herz vorstoßen konnte.

                      8
                      • 9 .5
                        über Zazie

                        Heureka! DAS muss man gesehen haben! Als hätte ich gerade Kiloweise Zucker in mich geschüttet und dabei ein ganzes Filmlexikon gelesen. Unbeschreiblich!
                        Zugegeben: Man braucht 5 Minuten um sich auf diese Andersartigkeit von "Zazie dans le métro" einzustellen, dann aber wird dieser Film zum absurdesten, unterhaltsamsten und lustigsten Irrsinn den man sich vorstellen kann. Ein Fest für die Lachmuskeln, ein Feuerwerk für die Augen. Und der Begriff "Unbeschreiblich" ist hier keine Floskel. Ich wüsste nicht wie ich diesen Film mit Worten so umschreiben soll, dass mein Gegenüber auch diesen Film annähernd so erwartet wie er ist. Hier passiert sekündlich etwas. Hirn, Augen und Ohren sind unter Dauerbeschuss...seltsamerweise geht einem das aber niemals nie auf die Nerven. Man erkennt zigfache Reminiszenzen und Querverweise, erkennt in der selben Sekunde aber auch, wer sich hier alles bedient hat. Bleibt ein Gegenstand in "Zazie dans le métro" mal länger als 3 Minuten an derselben Stelle, dann sprechen wir hier von den ruhigsten Momenten dieses Films.
                        All diese Worte sind grad so euphorisch und ich schaff es nicht wirklich den Film zu beschreiben. Ich fühlte mich einfach so grandios unterhalten. Ich begann irgendwann schon bei Szenen zu Kichern, die eigentlich gar nicht so witzig gemeint waren. Aber Malle setzt immer noch einen drauf. Herrlich. Um halbwegs ein paar Anhaltspunkte zu geben, will ich hier einfach einmal ein paar Begriffe in den Raum stellen, die mir während des Films durch den Kopf gingen (selbst wenn auch diese nicht diesen absoluten Wahnsinn gänzlich erklären können):
                        Charlie Chaplin, Tom und Jerry, Jacques Tati, eine der besten Verfolgungsjagden aller Zeiten, Monty Python, wunderschöne und fast dokumentarhafte Bilder von Paris, Michel von Lönneberga, absoluter Nonsens und gleichzeitig anspruchsvolle Kunst, absurde Blödeleien und doch intelligente Kritik, sinnentleere aberwitzige Gespräche und tiefgehende Philosophie...und das ganze verpackt in einem wirklich einzigartigen Bilderrausch, welcher mit den verschiedensten Methoden arbeitet. Ich bin da leider nicht der Fachmann, ich kann vielem hier gar keinen Namen geben. Ich kann nur sagen wie es wirkt: Phänomenal!
                        Bitte einfach anschauen! "Zazie dans le métro" ist so über alle Maße großartig und unterhaltend! Er kennt keine Pause und während des Finales brechen wirklich sämtliche Dämme. Da gibt es scheinbar keinerlei Regeln mehr und doch ist alles so perfekt aufeinander abgestimmt. Nocheinmal: Anschauen!!!

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                        • 8 .5

                          Wieder ein Film, der ein Schicksal und den dazugehörigen Menschen durchleuchtet, dabei aber soviel über die Menschen an sich sagt. Natürlich nicht über jeden, aber auch ich kann mich hier über weite Strecken wiederfinden. Die Eindrücke, diese leise Demütigung und die Schlussfolgerung aus der Melange all dessen, es fühlt sich so bekannt und echt an.
                          "Le Feu follet" erzählt die Geschichte von Alain, einst wohl Mittelpunkt jeder Party, der es in der Mitte des Lebens nicht mehr schafft, seine eigene Mitte oder Bestimmung zu finden. Was er will, dass gibt es nicht mehr. Was er haben kann, dass will er nicht. Der Film macht kein Geheimnis daraus, wohin Alains Weg führen wird und so ist seine Reise nach Paris wohl auch mehr Abschied als ein letztes Aufbäumen, ein letzter Versuch irgendwohin zu gehören. In Paris trifft er fast Episodenhaft auf Weggefährten seiner Vergangenheit, schafft es aber nie Innigkeit oder Wärme bei diesen zu finden. Sie sind weitergegangen als er lieber noch stehen blieb. Sie passten sich an, als er noch rebellierte. Sie begannen Kompromisse zu machen, wozu er jetzt noch nicht bereit ist. Innere Einsamkeit ist das Ergebnis und Selbstzweifel gehen mit dieser einher. Alain ist nicht mehr genug. Nicht genug für die Gegenwart, nicht genug für die Vergangenheit. Er hat keinen Platz mehr. Nicht im Erwachsensein und nicht in der Jugend. So spaziert er durch sein Leben, ohne sich irgendwo lange aufzuhalten. Und selten war die Floskel vom Alkohol als guten Freund treffender.
                          Ein Geschichte die man seitdem so ähnlich öfters gesehen hat, selten aber so stilvoll wie in "Le Feu follet". Louis Malle erzeugt mit seinem nüchternen Blick auf Alain und sein Leben eine melancholische Aura. Er verfällt nicht in Dramatik, er klagt auch nicht an. Vielmehr hat man das Gefühl, als sehe er diese Entwicklung manchmal als unumgänglich an. Als werde es eben einfach immer diese Menschen geben, die durch dieses Raster fallen und ihr Schicksal letztendlich selbst bestimmen müssen. Und irgendwo geht es hier auch dem Zuschauer so: Alain tut einem Leid, man findet es so Schade, dass dieser nette Kerl so tieftraurig ist. Man selbst findet aber keine vernünftige Lösung für ihn. Man sieht ja wie er immer wieder gegen Wände rennt. Auch als Zuschauer kann man ihn einfach nur gehen lassen.
                          Sehr melancholisch, poetisch und manchmal sogar etwas philosophisch, vorallem aber eins: Ein sehr schöner Film.

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                          • 8
                            über Ekel

                            Andere Menschen sind so fern und fremd. Sie geben einem nichts.

                            "Repulsion" fliesst dahin wie eine schwarze, zähflüssige Masse, die einen anzieht aber nie wirklich mitreisst. Man ist gespannt auf das was da kommen mag, aber bleibt neutraler Betrachter, mehr als ein unverständlicher Blick von außen wird nicht gestattet.

                            Sie wollen soviel. Ich kann das nicht. Das macht Angst.

                            "Repulsion" bleibt auch in seinen skurrilsten Momenten völlig bodenständig, schafft es aber dennoch den Zuschauer hier und da zu verwirren. Wie Carole muss man ab und an das gesehene erst einmal hinterfragen, muss man für sich entscheiden war das eben Realität oder Illusion.

                            Sie sollen wegbleiben. Sie widern mich an.

                            "Repulsion" bleibt auch in seiner prinzipiellen Darstellung dieser Carole immer wahrhaft, spielt nicht mit ihrer Krankheit, sondern zeigt völlig authentisch den Verlauf dieser nach. Sicherlich bedient er sich in seinen denwürdigsten Szenen einiger filmischer Spitzen. Diese sind deshalb aber nie unrealistisch. Sie sind nur seltene Extreme.

                            Ich bleib alleine. Die Menschen sind seltsam und schlecht.

                            "Repulsion" verleiht der Alltäglichkeit etwas bedrohliches und absonderliches. Alles scheint ein Eigenleben zu haben, ein eigenes Denken. Selbst die Atmosphäre in dieser immer abstruseren Wohnung, scheint zugegen zu sein, scheint eine Form anzunehmen und dunkel durch die Zimmer zu wandeln.

                            Ich bin seltsam. Ich sehe seltsam aus, ich fühle mich seltsam an und ich denke seltsame Sachen.

                            "Repulsion" ist immer genauer Betrachter und ein fast noch besserer Erzähler, verliert aber nie seinen künstlerischen Anspruch. Visuelle Darstellung und menschliche Studie ergänzen sich hier auf eine nahezu geniale Weise. Ein faszinierendes Schema von Aktion und Reaktion von Mensch und Bild.

                            Ich bin allein. Aber ich kann nicht.

                            "Repulsion" weckt das Helfersyndrom. Man will diesem hübschen, naiven und doch so lieben Mädchen einfach helfen. Es scheint ja so einfach. Man will sie bei der Hand nehmen, ihr sagen: "Geh raus. In die Welt. In die Sonne. Dann ist alles gut." Eben diese Floskeln die man nur allzu oft benutzt. Aber es scheint ja tatsächlich so einfach. Von außen.

                            Ich hab kein Vertrauen. Nicht in die Menschen, nicht in die Dinge, nicht in die Welt.

                            "Repulsion" ist Horror, aber verdammt leiser Horror. Er lässt den Zuschauer allein, kümmert sich nicht um ihn, ja schaut ihn noch nicht einmal an.

                            Sie wollen mich. Die Menschen. Die Dinge.

                            "Repulsion" steuert langsam, aber konsequent auf sein Ende zu und verliert auch dort seine Glaubwürdigkeit nicht. Ein erschreckendes Szenario, welches einem so absonderlich vorkommt, dass man aber hinter jeder verschlossenen Wohnungstür durchaus vermuten könnte.

                            Ich bin allein. Sie sind soviele.

                            "Repulsion" fordert Geduld und Empathie, gibt aber selbst nichts zurück. Er zeigt fast klinisch kalt seine Geschichte. Ein aufwühlendes Einzelschicksal, dass so echt und plausibel dargestellt wird, dass es eine gewisse Allgemeingültigkeit erlangt. Der Kern, der Ausgangspunkt dafür...der steckt wohl in jedem Menschen.

                            Allein.

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                            • 7 .5
                              über Martin

                              "Martin" haftete als sehr spröde Erfahrung in meiner Erinnerung, als ein Film der sich durchgängig auf einem dünnen Grat zwischen Ambition und fast völligem Nichts bewegt. Und auch wenn das blöd klingt: Bei der zweiten Sichtung gestern fand ich ihn leichter konsumierbar, auch wenn sich neue Zwiespälte auftaten.
                              Trotzdem bleibt "Martin" eine fast apathische Betrachtung dieses Jungens, der selbst glaubt er sei ein Vampir. Unterstützt vom religiösen Fanatismus seines Cousins, gräbt sich diese Vorstellung in ihm fest und er gewinnt fast so etwas wie Selbstvertrauen in dieser Rolle. Diese gestörte Seele öffnet sich der Welt, lernt zwar nicht die Liebe kennen, aber Dinge die dieser Nähe sind. Es fällt einem jedoch schwer die Figur Martin gänzlich zu definieren, zu undeutbar bleibt seine Vergangenheit, zu sehr verzerrt die Außenwelt was Martin wirklich ist oder sein will. Doch nicht nur bei diesem Charakter bleibt "Martin" sehr verdeckt. Prinzipiell gibt er kaum Informationen preis, verweilt in einer meist skurril angehauchten Atmosphäre und rettet sich dadurch immer wieder davor ins Belanglose abzurutschen.
                              Ich konnte bei all dem aber nur neutraler Beobachter bleiben, Empathier konnte und wollte ich hier für niemanden aufbringen. Denn egal was Martin angetan wurde, was zu seiner Krankheit führte, eines bleibt eben auch Fakt: Er vergewaltigt Frauen und tötet Menschen (zumindest nimmt er dies in Kauf). Diese Szenen werden recht weich dargestellt, aber glücklicherweise nicht romantisiert. Es sind Ausbrüche seines Irrsinns, aber durchaus auch Machtdemonstrationen gegenüber dem was er hasst und nicht versteht: den Menschen. Es ist bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar was da passiert, weil es eben ein völlig kranker Mensch ist. Ich bin aber sehr froh, dass "Martin" keine Verständnis dafür einfordert, dass er es nicht gutreden will, sondern selbst sehr auf Abstand bleibt, kaum wertend auf seine Figuren einwirkt, sondern selbst auch nur stiller Zuschauer bleibt.
                              Ein wirklich absonderlicher Film, bei dem ich auch wirklich verstehe wenn man ihn völlig ablehnt. Selbst Vergleiche hinken da, am ehesten könnte ich ihn noch als zarte Version von "Henry: Potrait of a Serial Killer" betrachten. Anonsten verweigert er sich kommerziellen Konventionen eigentlich gänzlich, ist ein wirklich zähes Stück Film das man erst für sich aktiv entdecken muss. Hinzu kommt, dass er seinen No-Budget-Charakter auch nie gänzlich verbergen kann. Den Laiendarstellern merkt man ihre Herkunft an und es gibt doch ein paar Szenen, die einfach nicht sonderlich gut gemacht sind.
                              Trotzdem: Kann man sich darauf einlassen, versprücht "Martin" eine völlig eigene und seltsame Faszination und gewinnt durch seine irgendwie autistische, gefühlsfremde, aber eben nicht emotionslose Art, einiges an ganz spezieller Qualität.

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                              • 8

                                Can it be that it was all so simple then or has time rewritten every line?

                                Warum erscheint einem ein Film wie "Assault on Precinct 13" fast 40 Jahre nach seinem erscheinen als solch herausragenden Beispiel seines Genres? Kam danach nicht mehr viel? Ist er wirklich so gut? Lässt man sich vom Alten etwas blenden? Oder war früher doch einfach alles besser?
                                Die Antwort liegt wohl irgendwo dazwischen, aber eines macht "Assault on Precinct 13" doch sehr deutlich: Das Herz und der Mut fehlt dem Action-Kino viel zu oft. Mir ist da wohl eine eigene schlechte Vision der Macher lieber, als gar keine oder ein zu extremes schielen nach dem Publikum. "Assault on Precinct 13" hat eine eigene Vision und zwar eine verdammt gute.
                                Sicherlich, er kämpft teilweise mit den Problemen die viele Action-Filme haben und wer hier unlogisches finden will, der wird es auch finden. Auch wer solche Filme aufgrund des Tempos und des reinen Unterhaltungswertes schätzt, wird mit "Assault on Precinct 13" nicht wirklich glücklich werden. Denn er ist behäbig, setzt seine Action sehr punktuiert ein und spielt von Beginn an nur mit den Erwartungen des Zuschauers. Erfüllt sie hier, verweigert sich dort.
                                John Carpenter erzählt hier eine Wild-West-Geschichte, versetzt diese in ein Horror-Setting und inszeniert dieses im Rahmen eines Actionfilms, bei dem die Actionsequenzen letztendlich die Ruhepausen darstellen. Klingt seltsam, funktioniert aber hervorragend. Denn die Schießereien sind die Momente, die am wenigsten bedrohlich wirken. Es sind die Momente in denen alles klar und strukturiert ist. Die ruhigen und langsamen Zwischenräume sind es, die hier immer mehr Spannung aufbauen, die die Konflikte inner- und außerhalb des Polizeireviers vorantreibt. Die kurzen Gewaltausbrüche sind hier tatsächlich eine Erlösung. Das Warten und die Ungewissheit sind hier die schlimmen Faktoren.
                                Zusätzlich ist der gesamte Film durchzogen von Sub-Kontexten, die zwar immer wahrnehmbar sind, aber eben nie plakativ ausgebeutet werden. Die ethnische Zusammenstellung ist hier nur der vordergründigste, aber er wird in "Assault on Precinct 13" nie zum echten Thema, wird nie ausgebeutet. Und sowas wird eben heute eben derart inszeniert, dass auch der Zuschauer im Halbschlaf mitbekommt, dass da gerade ein Schwarzer und ein Weißer sich zusammentun. Wobei...2 Schwarze, 1 weißer Massenmörder und eine wirklich coole Frau als Helden...ob das heut in einem halbwegs kommerziellen Kontext noch möglich wäre?
                                Lässt man sich auf das etwas getragene Tempo und die ganze eigene Atmosphäre von "Assault on Precinct 13" ein, dann funktioniert dieser Film einerseits als unterhaltsamer Actionfilm, aber ebenso als ein überdurchschnittlich intelligenter Beitrag zu diesem Genre. Top!

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                                • 7

                                  Toshiro Mifune! Charles Bronson! Alain Delon!
                                  Und eigentlich könnte der Kommentar hier schon aufhören, denn mehr kann man für einen Film ja kaum werben. Auch bei mir funktioniert das: Ein Punkt ist mindestens allein diesem Trio zuzuschreiben. Alain Delon hat da zwar weniger Anteil daran, aber Charles Bronson und Toshiro Mifune könnten wohl auch Bilderbücher vorstellen und ich fände es einfach grandios!
                                  Und wie es es halt meist bei solchen großartigen Konstellationen ist, "Soleil Rouge" kann die Erwartungshaltung nicht wirklich einlösen. Ein guter Western, der viel Potential liegen lässt und sich damit begnügt dem Publikum das zu geben, was es eben unter einem klassischen Western versteht. Sprich: "Soleil Rouge" hat einen ziemlich einfachen und irgendwie auch altbekannten Plot. Selbst die Figuren funktionieren nach den üblichen Schemen, da gibts wenig Variation oder gar Veränderung. Es gibt zwar durchaus offenkundige Einflüsse des Italo-Westerns und auch des Samurai-Films, grundlegend orientiert sich "Soleil Rouge" am klassischen amerikanischen Western. Das merkt man im oft recht gemächlichen Tempo, der krampfhaften Suche nach Sympathieträgern und überhaupt an der strikten Teilung zwischen Gut und Böse. Die Möglichkeiten, die durch die Figur des Samurai Kuroda gegeben sind, werden leider völlig vernachlässigt. Dieser Culture-Clash ist gut für ein paar kleine Witze, aber zufriedenstellend herausgerarbeitet wird diese Szenerie leider nicht.
                                  Und trotzdem ist es recht spaßig diese beiden Mannsbilder auf ihrer Verfolgungsjadg zu begleiten. Lässt man Erwartungen und ein bißchen auch den Anspruch beiseite, dann ist "Soleil Rouge" nämlich ein ziemlich guter Action-Spaß bei dem eine Menge Sprüche fallen, noch mehr gekämpft wird und hier und da sogar das Blut spritzt. Und obwohl das Thema nicht wirklich bearbeitet wird, gibt Toshiro Mifunes Rolle als Samurai dem Film eben doch eine ganz eigene Note.
                                  "Soleil Rouge" bleibt defintiv hinter seinen Möglichkeiten und auch meiner Erwartung zurück, konnte mich aber auf einer ganz anderen Ebene dafür ziemlich gut unterhalten. Das ist doch auch was. Ausserdem: Toshiro Mifune! Charles Bronson! Alain Delon!

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                                  • 6 .5

                                    Etwas ratlos stehe ich vor "Harold and Maude". Wäre der Film ein Mensch, wäre es einer der mir Grundsympathisch ist, bei dem ich aber immer im Zwiespalt wäre ob ich Zeit mit ihm verbringe oder doch lieber Zuhause bleibe und einen Film guck. Eigentlich ist alles in Ordnung, man findet auch wirklich nichts das man groß blöd fände, aber es scheint einem auch nicht das zu geben, wonach man sucht.
                                    Und genauso fällt es mir schwer etwas wirklich herausragendes, etwas völlig Eigenständiges in "Harold and Maude" zu finden, während mir der Film an sich doch gut gefallen hat. Aber vielleicht will er einfach zuviel, will zuviel Gutes und nervte mich damit irgendwann ein bißchen. Eben dieses Gefühl der Genervtheit, welches man lieben Menschen nicht gleich unter die Nase reibt. Bei dem man auch mal den Grund dafür bei sich selbst sucht. Und vielleicht ist das hier genauso: Vielleicht ist das einfach nicht mein Film. Nicht mein Thema. Nicht die Art mit manchen Sachen umzugehen.
                                    Ich konnte die Zärtlichkeit, den Witz, den Zynismus, die Liebe und den Schrei sehen und hören, ich konnte es aber nie fühlen. Ich war immer relativ nahe dabei, aber nie mit mittendrin. Es lief nicht an mir vorbei, aber es zog mich auch nicht mit. Ok, die Szene in der die beiden Harold aus vor der Militärkarriere bewahren, die war schon völlig grandios. Aber sonst: Toll, wirklich. Aber es kam nicht an mich heran.
                                    Und wie oben erwähnt: Ich denke wirklich es das Bestreben des Films zuviel zu vermitteln, das mich gegenüber dem Film etwas apathisch macht. Von Beginn an werden die Figuren sehr deutlich unterschieden. Da gibt es die Freigeister, welche liebenswürdig und sweet sind. Und dann gibt es die anderen, welche nur als alberene Karikaturen dargestellt werden und nicht als Menschen die selbst Gefühle und Gedanken haben. Es bleiben 2 Menschen und viele menschenähnliche Roboter. Ein Stilmittel das für mich total in Ordnung geht, wenn es konsequent durchgezogen wird, meinetwegen bis zum Exzess. Hier hatte ich aber das Problem, dass "Harold and Maude" auch mal Romanze sein will oder phasenweise seine dramatischen Elemente in Vordergrund rückt. In diesen Momenten merkte ich aber, wie ich stecken blieb, mich nicht mit dem Film bewegen konnte. Plötzlich sollte ich Ernst nehmen, was vorher noch völlig überzeichnet war...ich konnte es leider nicht.
                                    Ein bißchen beneide ich grad alle, die den Film so sehr lieben und komm mir fast ein bißchen zurückgelassen vor ;) Maybe the next time. Hopefully!

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                                    • 8 .5

                                      Großartiges Verwirrspiel, welches so ziemlich genau den perfekten Mittelweg zwischen amüsanter Unterhaltung und spannenender Kriminalgeschichte geht. Zusammengehalten von einem herrlich lakonischen Elliott Gould, den ich von nun ab wohl immer in dieser Rolle sehen werde. Da schien die vielbesagte Faust aufs Auge zu passen. Man spürt förmlich den Spaß den Gould in dieser Rolle hatte, ja man hat eigentlich nie das Gefühl, dass er hier eine Rolle spielt. Mit Leichtigkeit scheint er "The Long Goodbye" ganz allein zu tragen. Dadurch schafft er Raum, in welchem auch die ein oder andere Figure mal einen glanzvollen Auftritt hinlegen kann, aber letztendlich ist dies eine One-Man-Show des Elliott Gould.
                                      Robert Altman zeichnet aber auch ein hinreissend unbekümmertes Bild dieses Phillip Marlowes. Fast schon völlig außerhalb jeglicher gesellschaftlicher Konventionen, tut er eigentlich immer genau das, was man von so einem Privatdetektiv nicht erwartet. Ein Mann der weitesgehend selbstbestimmt lebt und sich kaum dem Druck von außen zu beugen scheint. Und dann holt man halt mal der Katze Nachts Futter und lässt die halbnackten Hippie-Damen unbeachtet. Ich fand diesen Typen einfach klasse.
                                      Das wäre natürlich alles nichts Wert, hätte Altman aus "The Long Goodbye" nicht auch einen wirklich fesselnden und genauestens durchstrukturierten Krimi gemacht. Gibt sich der Film anfangs noch relativ einfach gestrickt, gewinnt er durch jede auftretenden Charakter eine Nuance, verwirrt dadurch, schickt einen auf falsche Fährten, hält einem aber immer bei der Stange, bleibt immer nachvollziehbar und fesselnd. Und obwohl "The Long Goodbye" alles andere als ein hektischer Film ist, kommt wirklich zu keiner Sekunde Langeweile auf. Tritt der Film mal für 2,3 Minuten auf der Stelle, kann man sich sicher sein, dass Marlowe in die Bresche springt und man dadurch absolut keinen Leerlauf empfindet. Sowieso ist es bemerkenswert wie Robert Altman diese Storyline auf den Punkt anreichert mit kleinen Gewaltausbrüchen, denkenswürdigen Auftritten und sogar kleinen, aber feinen Running Gags. Das hätten andere so vermurkst, aber da sieht man einfach wer sein Handwerk beherrscht.
                                      Selbst das Ende fand ich richtig gut. Filmherz was willst du da mehr? Ein Geheimnis kann dieser Film jedoch nicht lüften: Betrachtet man Arnold Schwarzeneggers kleinen Auftritt, muss man sich fragen wie es dieser Mann jemals in die erste Liga Hollywoods schaffen konnte?! Ein Fall für die X-Akten!

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                                        This great evil. Where does it come from? How'd it steal into the world?
                                        What seed, what root did it grow from? Who's doin' this? Who's killin' us?
                                        Robbing us of life and light. Mockin' us with the sight of what we might've known.
                                        Does our ruin benefit the earth? Does it help the grass to grow, the sun to shine?
                                        Is this darkness in you, too?
                                        Have you passed through this night?

                                        Ich könnte jetzt noch 100 Stunden hier sitzen und nachdenken. Dieser Film hat aber seine eigenen, schöneren Worte. Ich könnte 100 mal damit beginnen eine Erklärung zu finden was dieser Film ist. Wer diese Sätze spürt, der weiß es ein bißchen.

                                        Love. Where does it come from?
                                        Who lit this flame in us?
                                        No war can put it out, conquer it.
                                        I was a prisoner.
                                        You set me free.

                                        100 Stunden könnte ich mich darum bemühen, etwas durch Worte greifbar zu machen, was doch gar nicht greifbar ist. Dieser Film ist kein Kriegsfilm. Dieser Film ist auch nicht mit dem Kopf zu verstehen. Mit dem Herzen. Mit dem Bauch. Ein Gefühl das Erkenntnis gibt. Für eine Sekunde. Dann scheint es sich in einem Licht aufzulösen.

                                        Darkness and light. Strife and love.
                                        Are they the workings of one mind?
                                        The features of the same face?
                                        Oh, my soul. Let me be in you now.
                                        Look out through my eyes.
                                        Look out at the things you made.
                                        All things shining.

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                                        • 7 .5

                                          Eine sehr lange Zeit ist es her. Als Kind sah ich "The Breakfast Club" einige Male, kann mich aber kaum erinnern welche Gefühle er damals in mir auslöste. Genau benennen kann ich meinen Eindruck von gerade eben auch nicht, ich kann dem Film nicht Böse sein, ich kann ihn aber auch nicht über den grünen Klee loben. Erstaunlich find aber, welche positiven Nachhall er in mir erzeugt, während mir bewußt ist, wieviele Momente ich im Film etwas unbefriedigend empfand.
                                          "The Breakfast Club" wählte mich einfach zu oft die falschen Mittel. Zu häufig bedient er sich gängigen Klischees und spielt mit oberflächlichen psychologischen Allgemeinplätzen. Irgendwie schafft es Regisseur John Hughes daraus etwas passendes und richtiges zu schaffen. Das Ergebnis stimmt hier zumeist, der Weg dahin wirkte auf mich oft einfach zu konstruiert. Die Jugendlichen, der Lehrer, der Verlauf....das alles hatte schon bißchen was von der Sicht des älteren Menschen auf die Jugend. Diese Weisheit weiß viel, aber sie weiß nicht alles und vorallem versteht sie nicht alles. Und das ist auch der Punkt, weswegen mein Gesamturteil etwas bescheidener ausfällt: Das Ende zeigte mir, dass Hughes die Probleme und Gefühle seiner Charaktere eben doch nicht wirklich Ernst nimmt. Als sein die einzige Lösung das sich jeder eingliedert, sich auf den Strom einlässt gegen den er als juveniler Mensch anschwimmt. Jeder will das gleiche tief ins sich, jeder strebt nach althergebrachten Werten. Dem ist nicht so. Heute nicht, damals nicht. Mich störte das doch enorm, wie er diesen fünf unterschiedlichen Figuren mit dem Ende ein und denselben Stempel aufdrückte. Man merkte zwar schon während des Films, dass die Charakterzeichnung sehr auf den Effekt getrimmt war und hier wenig differenziert wurde, aber dies störte kaum, da der gewünschte Effekt tatsächlich eintrat. Aber das Ende, das wir mir zu einfach gestrickt.
                                          Bleiben aber immernoch knapp 90 Minuten angenehmer und eben doch intelligenter Unterhaltung. Man fühlt sich einfach recht wohl bei "The Breakfast Club". Er berührt, amüsiert, interessiert und unterhält, jedoch packt er einen auch nie so wirklich. Ein wirklich toll aufspielender Cast, der gewisse Schwächen in der Charakterzeichnung völlig wettmacht und ein toller Song der Simple Minds kann der Film ebenso auf seiner Haben-Seite verbuchen, wie auch eine außerordenlich süße Ally Sheedy. Leider nimmt man ihr mit dem Ende auch das sweet sein.
                                          Klingt nach Licht und Schatten, was es für mich ja auch war, aber das Licht überwiegt hier völlig. In der heutigen Zeit mag so ein Film zwar etwas harmlos wirken, aber im Kern trifft er den richtigen Ton, nur das Ende war für mich eben streitbar. Ans Herz legen möchte ich "The Breakfast Club" trotzdem jeden.

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                                          • 6

                                            "Mort d’un pourri" konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Ein Film der an allen Ecken und Enden gute Ansätze hat, gleichzeitig es aber nie schafft sich von seiner biederen Wirkung zu befreien. Es riecht alles etwas nach Kopie, nach schon einmal gesehen, zwar toll umgesetzt und irgendwie sehr stilvoll, aber eben schon bekannt.
                                            Völlig sicher bin ich mir auch gar nicht, wo ich "Mort d’un pourri" denn nun einordenen soll. Natürlich, es ist ein Politthriller mit allem was dazugehört: Mord, Intrigen, Korruption und Betrug. Ja es gibt eigentlich in diesem Film kaum etwas anderes. Ein aufrechter Mann der gegen eine durch und durch amoralische ankämpft, der es mit Geheimbünden und den ganz großen, geheimnisvollen Männern der Politik aufnimmt. Und je mehr sich dieser endlos scheinende Sumpf des Verbrechens auftat, umso mehr kam ich ins Grübeln. Ist das nun völlig ernst gemeint? Aber dafür wird einfach viel zu dick aufgetragen, wird ein viel zu überzogenes Bild dargestellt. Oder soll es doch eine entlarvende Satire irgendwo sein, ein Film der möglichst zynisches Bild der Politik entwirft? Das wäre bei mir aber dann einfach nicht angekommen, ich hab davon nichts wirklich gespürt, ich fand vieles einfach nur übertrieben.
                                            Somit bleibt ein irgendwie smoother Thriller übrig, der mehr durch seine 70iger Atmosphäre gefangen nimmt, als dies sein Spannungsbogen zu schaffen vermag. Mehr ein ästhetisches Vergnügen also ein emotionelles oder intelektuelles. Dafür wurde hier auch zu sehr über den großen Teich geschielt, ohne das man die US-Amerikanischen Vorbilder jemals annähernd erreicht. Eben weil alles etwas gediegener ist, etwas biederer und ja, man versucht eben auch intelligenter zu sein, was mich aber oft auch nur verwirrt hat...es gab tatsächlich soviele involvierte Personen, dass ich mir schwer tat, mir alle Namen zu merken.
                                            Namen wie Delon, Kinski und Muti werten das Sehvergnügen natürlich auf, insbesondere Kinskis Auftritt gegen Ende ist schon sehr sehenswert. Aber auch sie können "Mort d’un pourri" nicht mehr als kleine Glanzpunkte verleihen, auch sie können nicht verhindern, dass der Film nur gehobenes Mittelmaß bleibt.

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                                            • 9

                                              Das traurige an "La grande illusion" trägt der Film selbst tief in sich und doch schon in seinem Titel. Es ist eine Illusion, vielleicht sogar ein letztes aufbegehren der Hoffnung an ein humanes Menschenbild. Dieses ist natürlich auch in der Gegenwart vorhanden, doch bezieht es sich meist nur auf einzelne Individuen, nicht wie hier auf die Menschheit an sich. Die große Illusion ist die, dass der Mensch etwas aus den Fehlern lernt, dass er Vernunft annimmt, nachdem er einmal tief im Dreck lag. Die Geschichte zeigt uns, dass das Gegenteil der Fall ist. Ja die Geschichte die wir kennen macht, dass uns ein Film "La grande illusion" wie eine Illusion vorkommt, weil er so unwirklich in seiner Sanfheit und Bedachtheit erscheint.
                                              Tatsächlich muss man sich erst einmal darauf einlassen können mit welch Zarten Tönen Jean Renoir den Krieg hier beschreibt. Es ist wirklich irritierend wenn man plötzlich Begriffe wie Ehre und Fairness mit etwas wie dem Krieg in Einklang bringen muss, einfach weil es heutzutage nichts mehr miteinander zu tun hat. Und vielleicht ist "La grande illusion" wirklich etwas naiv, vielleicht will zu sehr vermitteln und verklärt dadurch die Geschehnisse. Der Film wirkt aber wie der Vater, der den Söhnen noch ein letztes Mal erklären will warum sie nicht streiten sollen. Der es noch einmal im Guten versucht, der auf Einsicht hofft und nicht Strafen will. Und genauso gibt es hier keine deutenden Finger Renoirs, keine Anschuldigungen. Wir haben völligen Unsinn getrieben, nun lasst es uns besser machen. Wie gesagt: Ein naiver Gedanke vielleicht...aber ein schöner.
                                              Lässt man diese gedankliche Ebene mal Beiseite, merkt man "La grande illusion" sein Alter nie und nimmer an. Luftig leicht inszeniert, aber voller inhaltlicher Anspielungen auf die Zeichen der Zeit. Dem Wandel des Einzelnen in einer sich völlig wandelnden Gesellschaft. Vom Bruch mit der Vergangenheit und dem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Renoir vermengt dies so sehr, dass man tatsächlich zwischen Einzelschicksal und Kriegsgeschehnissen unterscheiden kann und Dramatik und Spannung aus der gleichen Quelle zu sprudeln scheinen.
                                              "La grande illusion" vermittelt einfach soviel Würde und Hoffnung. In seinen Bildern, seinen Charakteren, seiner Geschichte, aber auch durch seine Akteure, seine Musik...alles eben. Der Film mag einigen zu harmlos sein, einigen zu langweilig und in der heutigen Zeit belächelt ja prinzipiell diese Gefühle und Werte, welche "La grande illusion" zu vermitteln versucht. Mich berührte der Film aber sehr, auch weil er wie eine Wegzweigung erscheint, bei der wir den falschen Weg wählten.

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                                              • 8

                                                The Birth of cool? Wahrscheinlich nicht, aber eine ziemlich coole Angelegenheit ist "Mélodie en sous-sol" schon. Gesichter, Blicke, Zigaretten und ein Plan, stilsicher umgesetzt wie es wohl nur die Franzosen in solch einer Natürlichkeit hinbekommen. Denn gestelzt wirkt hier nichts, die Geschichte wird nie aus den Augen verloren und trotzdem ist der Film geprägt von einer Coolheit, welche völlig locker daherkommt, wie aus dem Ärmel geschüttelt. Das fängt bei der Titel-Sequenz an und endet tatsächlich erst beim denkwürdigen, wunderbar dargestellten Ende. Allein die Idee des Finales, kombiniert mit der Mimik Alain Delons in dieser Szene, lässt Nachkömmlinge wie "Oceans 11" ganz schön uninspiriert aussehen.
                                                "Mélodie en sous-sol" ist fast durchgänging völlig auf den Punkt inszeniert, es gibt kein Gramm Fett zuviel. Prägnante Dialoge, ein durchkonstruierter Aufbau der Geschichte in reduzierten, aber eben verdammt stylishen Bildern. Hier scheint nichts dem Zufall überlassen worden zu sein, alles hat einen Zweck...und wenn es nur der ist, verdammt cool auszusehen. So haben mich die ersten Minuten tatsächlich fast etwas an Tatis "Mon Oncle" erinnert! (Die Häuser! Die Kaffeekanne!!!)
                                                Funktionieren kann das aber alles nur, weil mit Jean Gabin und Alain Delon zwei wirklich große Mimen mitwirken. Beide können eben, auf ihre ganz eigene und voneinander völlig unterschiedliche Weise, Inhalte transportieren und Gefühle vermitteln, die in "Mélodie en sous-sol" nicht ausgesprochen werden. Sie vermitteln permanent einen Subtext, der nirgends geschrieben steht, aber immer mitschwingt. Den beide Gauner sind von ihrer Sache, ihrem Dasein nicht wirklich überzeugt, fühlen sich verloren und zu ruhigeren Gewässern hingezogen. Dies wird aber so gut wie nie ausgesprochen, Delon und Gabin geben dem aber trotzdem Gewicht durch ihr Spiel.
                                                Auch der Kernpunkt der Geschichte, die Planung und Ausführung des Überfalls auf das Spielcasino bleibt meist Knochentrocken. Kaum kommt der Film von dieser Spur ab, z.B. wenn Francis amouröse Abenteuer etwas zuviel Raum bekommen, schwächelt "Mélodie en sous-sol" sofort auch etwas. Dies bleiben aber letztendlich nur 2 oder 3 kurze Momente in einem sonst einem Film, der ansonsten wirlich ein Paradebeispiel für Klarheit, Spannungsaufbau und eben absoluter Stilsicherheit ist. Allein die Musik war einfach nicht meins. Swingender Jazz, der mir dann doch eine Spur zuviel Mojo hatte.

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                                                • 8

                                                  Das die Menschen nichts wissen, dass zeigt uns "La Strada" einmal mehr. Die Klugen und die Dummen, die Schwachen und die Starken. Alle verschanzen sie sich hinter dem, von dem sie leichtfertig sagen: "So bin ich halt". Hilfe ist hier ein doppelseitiges Schwert, denn allzu schnell fügt es einem selber Wunden zu. Und Hilfe und Mitgefühl ist in "La Strada" auch ein rares Gut, welches eh meist nur vergeudet scheint.
                                                  Dieses kleine Meisterwerk Fellinis ist aber weit davon entfernt rührselig oder gar kitschig zu sein. Der Film gönnt sich einfach das Experiment, was wohl passieren könnte würde man einen kleinen Tropfen purer und unverfälschter Zuneigung in diese grauen Welt geben. Bleibt ein Spur zurück? Oder verpufft dieser Tropfen sofort? Nein, rührselig ist das nicht. Mit beiden Beinen steht "La Strada" in einem heruntergekommenen Nachkriegs-Italien, wo jeder schaut wo er bleibt und für viel Gefühlsduselei gar kein Platz ist. Essen ist Luxus und Liebe ist Sex. Eine Welt in der das Nachdenken stört. Probleme aufwirft, welche man doch gar nicht sehen will. Schöne Gedanken als die letzten Überbleibsel eines schönen Lebens. Doch dieses exsistiert in "La Strada" nur noch in der Erinnerung.
                                                  Und diese Gedanken exsistieren in der seltsamen Gelsomina. Ein Mädchen von dem Mann nicht sagen kann was los mir ihr ist. Ob sie nun sehr Dumm ist oder einfach nur sehr emotionell und impulsiv. Ob sie ganz hübsch ist oder doch tatsächlich eher einer Artischocke ähnelt. Ja, ich könnt noch nicht mal annähernd schätzen wie alt sie wohl ist. Was sie aber ist: Sie ist frei im Herzen von all dem Schmutz. Sie sieht das Gute und das Schlechte tut ihr Weh. "La Strada" erzählt von ihrem ersten wirklichen Aufeinandertreffen mit diesen negativen Auswüchsen der Welt, der Film erzählt von Gewalt, Demütigung und Enttäuschung.
                                                  Glücklicherweise tut er dies durch die Augen jener Gelsomina. Zwar ist er nicht aus der Ich-Perspektive wiedergegeben, aber ähnlich wie sie springt er von reiner Heiterkeit zu bitterer Traurigkeit und zurück. "La Strada" ist so amüsant, wie er auch erschreckend sein kann. Er tänzelt mit einem herum und stößt einen ein andermal fest in den Bauch. Man hofft einfach nur, dass das Ende kein allzu schlimmes sein wird.
                                                  Fellini wählt bedrückende, triste Umgebungen in der sich seine zwei Protagonisten näherkommen. Und doch hat dies immer etwas schönes, etwas herzliches. Ganz so, wie eben auch Gelsomina ist. Auch die Musik fliesst hier fast unbemerkt mit, ist aber aber ganz famos. Oft nur Aktionen untermalend wie beim Stummfilm, fänt die Musik die plötzlich aufkeimende Stimmung auf und gibt sich ihr ganz dezent in einer Melodie oder drückenden Tönen hin. Eben wie Gelsomina so ist. Dieser traurige Clown in der echten Welt.

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                                                  • 7

                                                    Ein bißchen zieht sich "Stalag 17" schon in die Länge, einfach weil ihm die fesselnde Geschichte fehlt, der rote Faden durch den man dem Ende entgegenfiebert. Der Film hat Dramatik, hat Witz und unterhält wirklich gut, aber er tut dies immer in kleinen Etappen, da die alles überspannende Storyline um die Enthüllung des Spitzels einfach nicht genug hergibt um knapp 2 Stunden Film zu füllen. Zwar ist Billy Wilder Meister genug um keine Langeweile aufkommen zu lassen, irgendetwas fehlt einem aber doch.
                                                    Es ist der Humor der "Stalag 17" rettet, auch wenn dieser hier und da mal nach hinten losgeht und ins allzu alberne abdriftet. Dabei muss man eh sagen, dass diese spaßige Sicht auf das Kriegsgefangenenlager sicherlich nicht jedermanns Sache ist, denn mit der Realität hat dies wohl nur stellenweise etwas zu tun. Manchmal hat das schon eher Schullandheim-Atmosphäre was hinter diesen Stacheldrahtzäunen passiert und auch die Deutschen werden eher dümmlich dargestellt und nicht als kalte Bestien. Wer die Serie "Ein Käfig voller Helden" kennt, der kommt dem Ganzen schon relativ nahe, auch wenn mir die Serie noch etwas polierter erschien.
                                                    Ansonsten gibt es hier natürlich wenig zu mäkeln...Wilder ist eben nicht umsonst ein Großer seines Fachs. Ein recht dünner Stoff, welchen andere Regisseure wohl zu einer völligen Farce verarbeitet hätten, gewinnt Wilder immernoch einen immensen Unterhaltungswert ab. Insgesamt zwar etwas harmlos, was vorallem vor diesem Hintergrund ab und an etwas seltsam erscheint, aber ein netter Vertreter der Sparte Good Clean Fun.

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