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Alle Kommentare von ElMagico
Und noch so ein Film der irgendwie etwas unecht erscheint, einfach weil auf eine Art von Film getrimmt ist, die man ihm nicht so ganz abnehmen will. Und trotz der damit einhergehenden Mankos gefällt mir "Pieces of April" wirklich gut. Selbst sein etwas zu schönes Ende passt für mich da ausgezeichnet ins Bild und letztendlich will ich den Film dann auch (fast) gar nicht anders haben.
So richtig mag ich dem Film im Nachhinein auch nur vorwerfen, dass er einige seiner Figuren einfach zu Eindimensional gezeichnet hat und diese feste Rollenverteilung im Final aufgibt. Das mag bei der Mutter ob ihrer Krankheit noch ganz gut klappen, bei der Schwester ist das aber z.B. unglaubwürdig nervig. Auch im Hause Burns steht eine etwas klischeehaft gezeichnete April einem wirklich glaubhaften Charakter wie Bobby entgegen, der nicht nur der Beziehung, sondern auch dem Film durchgehend menschliche Wärme verleiht. Andererseits ist "Pieces of April" ein ziemlich kurzer Film, die Gegebenheiten müssen schnell offensichtlich sein und deshalb entschuldige ich dem Film auch, dass er teilweise etwas zu offensiv in seiner Figurendarstellung ist.
Denn diese fast schon Episodenhafte Weg hin zum Besuch der Eltern, auf welchem April sich durch die verschiedenen Wohnungen ihres Hauses bewegt, auf der Suche nach einem Backofen der funktioniert, der macht dann schon ziemlich Spaß. Und eigentlich ist es keine Überraschung: Es sind die verschiedenen Bewohner dieses Hauses, die das Salz in der Suppe sind. Mir hat es da vorallem der passionierte Koch Eugene und seine Frau angetan. Dieses Paar und auch die anderen Bewohner sind sicherlich auch Klischees...ich fand sie aber allesamt erfrischend oder zumindest seltsam interessant. Überhaupt ist es ein großes Plus für "Pieces of April" das der Film in einem wenig schönen, völlig unhippen Viertel New Yorks angesiedelt ist und dem Film dadurch oft etwas mehr Authenzität verleiht, als er vielleicht verdient hat.
"Pieces of April" will zum Glück auch keine großen Botschaften verbreiten, eine kleine, amüsante Geschichte mit Happy End, bei der ich verblüffend gut über Sachen hinwegsehen konnte, die mir sonst ziemlich auf den Zeiger gehen. Sicherlich werden sich einige an Katie Holmes als kleine Punk-Göre (oder so) reiben, aber bist auf ihre Strümpfe passt das schon! Mag ich!
Ein bißchen ersäuft man fast in der wohlgemeinten Nettigkeit von "King of California". Alles ist eine Spur zu anders. Aber eben dieses komische Anders. Diese putzige und skurrile, dieses Ich-bin-etwas-ausgeflippt-aber-trotzdem-ganz-Lieb. Diese Feeling, von dem Hollywood denkt, dass so erfolgreiche Indie-Komödien aussehen müssen. "King of California" versprüht dieses Gefühl zu jeder Minute und ergibt sich so einer süßlichen Belanglosigkeit, welche am Ende dann fast sogar etwas nervt.
Dabei machen Michael Douglas und Evan Rachel Wood ihre Sache als Vater und Tochter ganz hervorragend. Sie verleihen diesem seltsam Pärchen, dessen gemeinsame Chemie man nie wirklich zu fassen kriegt, zumindest ein bißchen Leben. Denn angelegt sind diese Rollen höchst unglücklich und das Miteinander erzeugt bei mir einfach nur Fragezeichen. Rückblenden sollen hier zwar einiges erklären, sie verwirren aber letztendlich mehr, als das sie der Beziehung etwas realistisches geben. Klischeehaft wird hier mit Motiven gespielt ohne auf etwas Bodenhaftung zu achten. Der Vater irgendwie verwirrt...oder doch krank...manisch depressiv wird in den Raum geworfen...aber eigentlich auch nicht...irgendwie will das alles nicht zusammenpassen. Letztendlich verhält er sich immer auf die Weise gestört, wie es die Geschichte von seinem Charakter verlangt. Die Tochter eben das hübsche Mädel, dass sich allein durch all den Ärger und den widrigen Umständen zum Trotz durchkämpft. Klingt bekannt? Ist es auch und "King of California" auch nichts hinzufügen. Wie gesagt: An den Schauspielern lag es nicht, diese verleihen den Figuren wirklich etwas Ansehnliches und Stolz.
Leider kann auch die Story nicht das Eisen aus dem Feuer holen, denn allzu bekannt und vorhersehbar ist diese. Zu pflichtbewusst geht man auf ausgetrampelten Pfaden und nährt sich vom Vorurteil, dass Verrückte ja alles oft viel klarer sehen. Und das ist dann auch der einzige, dünne Faden, an dem sich die Story entlanghangeln kann. Szenen scheinen sich nur zu variieren und führen ohne große Höhepunkte zum Ende, bei welchem man sich etwas bei Tim Burton gütlich getan hat.
Auch wenn es so klingen mag, ist "King of California" noch nicht einmal ein sonderlich übler Film. Er schlängelt sich nur so allglatt durch seine relativ öde Geschichte und schmückt sich mit einer Aura, die mich mit der Zeit einfach etwas nervt. Als modernes Märchen ganz ok, als Film der ja durchaus eine gewisse Problematik behandelt aber eigentlich ziemlich unzufriedenstellend.
Einer der Filme, bei dem ich immer einen kleinen Missionarsdrang verspüre. Hab ich ihn mal wieder gesehen, will ich losziehen und jedem den ich mag den Film zeigen, in der Hoffnung das er mit ihnen dasselbe macht wie mit mir. Das sie auch die Brillanz und diese Tiefe spüren, die "Everything is Illuminated" für mich besitzt. Eine großartige Umsetzung eines genialen Buches, die ich aber mittlerweile beide völlig voneinander getrennt sehen und empfinden kann. Beide sind toll, beide will ich jedem ans Herz legen. Und wie sehr ich den Film mag, zeigt mir der Fakt, dass wenn ich irgendwo Elijah Wood sehe, in meinen Kopf nicht "Frodo" rumspinnt, sondern dieser eigentümliche "Jonfen".
"Everything is Illuminated" ist ein wunderbarer, zu Herzen gehender Road-Movie, durchtränkt von skurrilen Momenten und intelligentem Humor. Ich weiß nicht wie, aber die 3 schaffen es immer wieder, dass ich ihr gegenseitiges Abtasten, ihr Zueinanderfinden und ihren wachsenden Respekt füreinander mit einem Lächeln verfolge. "Everything is Illuminated" findet genau den richtigen Ton, genau die richtige Ausgewogenheit zwischen all dem was er sagen will. Er spricht nie wirklich den Intellekt an, er zielt von vornherein auf die Emotionen, ohne diese aber jemals wirklich zu korrumpieren. Denn selbst schon auf dieser Suche nach dem Dorf Trachimbrod hat der Film schon soviel zu sagen, teilt soviel mit und stellt es so liebevoll dar. Der Umgang verschiedener Kulturen miteinander, das Verhältnis zwischen der alten und der neuen Ukraine, die Beziehung zur persönlichen und globalen Vergangenheit und wie sehr diese bis ins Heute ragt, dass sind alles Themen die diese Fahrt schon berührt. Sie macht es sanft, sie macht es wohlwollend den Menschen gegenüber, sie spart aber auch hässliche Szenen nicht aus. Und weil man die drei Autoinsassen plus Hund so schnell ins Herz schliesst, treffen einen Szenen wie die mit den Bauarbeitern nicht nur völlig ins Mark, sondern man hat mittlerweile solch eine Empathie für die Figuren, dass man genau versteht was dort vor sich geht.
Der Film verändert sich ein wenig, als die 3 ihr Ziel finden. Der Witz hat hier kaum noch Platz. Was man vorher schon merkte, findet hier den Platz sich zu entfalten: Alle 3 fanden auf dieser Fahrt einen dunklen Punkt in sich, der nur hier behandelt werden kann. Und es ist so überragend wie "Everything is Illuminated" hier gesellschaftliche relevante Themen wie Schuld (die persönliche und die der Ukraine) und das Vergeben des Unvergebbaren in diese 3 Menschen projeziert und man doch nie das Gefühl hat, hier wird nur ein Einzelschicksal behandelt. Ja, eigentlich sind diese Szenen in Trachimbrod so intensiv, gehen so nahe, dass der Film gar keine Schuld zuweisen muss, fern davon ist irgendwen oder -was anzuprangern oder zu verurteilen. Das spricht alles so sehr für sich selbst. Das geht durch die Augen in einen hinein und fließt ganz warm an den richtigen Punkt. Es trifft die richtige Stelle und man weiß, ohne das einem viel erklärt wird. Auch die 3 Suchenenden wissen, ziehen ihre Konsequenzen, sind ab nun andere Menschen.
Dieser zweite Teil des Films ist so so traurig, ich kann es gar nich sagen. Aber er ist doch auch so herzlich und würdevoll. Und aufgrund dieser wunderbaren Reise, die diesem Erlebnis vorausgeht, ist man so sehr Teil dieses Moments. "Everything is Illuminated" liefert keine unerträglichen Fakten, zeigt keine abschreckenden Bilder, er lässt uns Teil einer liebenswerten Gruppe werden und dadurch auch Teil dieser Geschehnisse und dieses einen Schicksals und hat dadurch für mich, ebenso ein Daseinsberechtigung wie es Dokumentationen oder andere Formate haben, die sich mit der Vernichtung der Juden auseinandersetzt.
Trotz dieses Themas: Wunderschön! Und ich weiß, dass irgendwann auch ein Herz neben "Everything is Illuminated" zu sehen sein wird.
Ich will dem Film ja nicht einmal vorwerfen, dass er rein auf Zufällen aufgebaut ist, dass sind nämlich andere auch und teilweise mag ich die sehr gerne. Wenn man aber knapp 90 Minuten lang das Gefühl hat nicht einen Film zu verfolgen, sondern den Eingebungen eines Drehbuchschreibers ausgeliefert zu sein, dann kann da etwas nicht passen.
Man kommt einfach nie in die Verlegenheit hier irgendetwas ernst zu nehmen. Was als unlustige schwarze Komödie beginnt endet als Möchtegern-Psycho-Thriller der nur für offene Münder sorgt, da er wirklich unverfroren passend macht, was eigentlich überhaupt nicht passen will. Da hat man sich einfach sichtlich übernommen, auf Teufel komm raus wird in "Dead Bodies" versucht durch immer wieder neue Wendungen Clever und Intensiv zu wirken. Das Ergebnis kann man aber mit dem Wort Unglaubhaft am besten zusammenfassen. Man kann erahnen was der Film gern sein würde, leider sieht man aber nur was er ist.
Handwerklich völlig in Ordnung, mit einem Hang zu einer etwas aufgesetzt wirkenden Coolness, enttäuscht "Dead Bodies" auf inhaltlicher Ebene eben ziemlich. Die guten Szenen kann man an einer Hand abzählen und um die Zahl der funktionierenden Charaktere zu bestimmen, muss diese Hand nicht mal mehr im Besitz der Hälfte seiner Finger sein.
Sicherlich ist "Things to Do in Denver When You’re Dead" im Fahrwasser von Tarantino ersten beiden Werken entstanden, hat aber doch irgendwo sein eigenes Feeling. Es hat den Anschein als fühle er sich durchaus älteren, traditionellen Gangster-Filmen verbunden, was sich vorallem in Tempo und Optik niederschlägt. Denn die Dialoge sind Tarantino pur und können diesem sogar tatsächlich teilweise das Wasser reichen. Allein die Monologe von Critical Bill über das Kotessen im Knast sind wunderbare Gossen-Poesie.
Man darf einfach keinen zweiten "Pulp Fiction" erwarten, denn vieles wirkt hier einfach etwas unscheinbarer und ein wenig einfältiger. Man weiß wo es hingehen wird, kann die Eckdaten des Films nach einer Weile mehr als nur erahnen. Es geht dann nicht mehr so sehr um wie der Film endet, sondern wie seinen Weg bis dorthin bestreitet. Und das tut der Film mehr als ordentlich. Eigentlich krankt er so richtig nur an einer Sache: Die langweiligste und unsympathischste Figur des ganzen Films ist dummerweise gleichzeitig die Hauptfigur. Andy Garcia als Jimmy the Saint bremst regelmäßig die Story aus. Er schlittert in eine Affäre, die so plump ist, dass man während des ersten Dates schon genau weiß warum diese überhaupt Platz im Film hat und unnötigerweise wird sie dann auch noch total verkompliziert. Das ist weder der eh nicht sonderlich gut durchdachten Figur des Jimmy, noch der Story besonders förderlich. Noch dazu wird Andy Garcia immer wieder von seinen Kollegen förmlich an die Wand gespielt. Drei Variationen eines Dackelblicks reichen eben nicht, um sich bei einem solch herausragendem Cast durchzusetzen.
Gegen dieses Manko muss der Film eigentlich durchgehend ankämpfen. Er hat aber illustre Namen die dies tun: Christopher Walken, Christopher Lloyd, Steve Buscemi, Treat Williams, William Forsythe, Don Cheadle und einige mehr, stehen definitiv auf der Habenseite des Films. Dies sind aber allesamt nicht nur begnadete Schauspieler, auch ihre Charaktere sind allesamt höchst skurril und unterhaltsam. Wo Buscemi ungewohnt dezent ist, das macht Walken die richtig fiese Sau, die Krönung ist aber Treat Williams als extremst impulsiver Critical Bill. Und von all diesen Typen hagelt es göttliche Sprüche und Dialoge, die wie oben schon erwähnt, auch einem Tarantino gut zu Gesicht gestanden hätten. "I'm a criminal; my word don't mean dick!"
Wirklich schade, da "Things to Do in Denver When You’re Dead" hätte richtig richtig gut werden können. Aber während nach dem missglückten Auftrag die Storyline um den Auftragskiller Shhh (ja er wird so genannt) total Spass macht, krebst die Handlung um das Schicksal Jimmys und dessen Liebesleben so bißchen vor sich hin.
Für Fans solcher Gangsterstorys mit etwas absonderlichen Charakteren und denkwürdigen Sprüchen ist der Film aber fast schon ein Muss. Auch wenn der Film dann doch nicht ganz Godzilla ist, will ich die letzten Worte dennoch Critical Bill überlassen:
"I am Godzilla! You are Japan!"
Gar nicht einmal so sehr mein Genre, kann mich diese kleine argentinische Gauner-Komödie doch jedesmal aufs neue überzeugen. Eine schöne, durchdachte Geschichte und 2 tolle Hauptdarsteller, mehr braucht "Nueve reinas" nicht um einen fast 2 Stunden eine luftige Mischung aus Spannung, Unterhaltung und Gaunereien zu servieren.
Man weiß eben wirklich nie wer hier wen gerade übers Ohr hauen will, wer lügt und wer die Wahrheit spricht und wer hier eigentlich hinter wessen Geld her ist. Konstant wird der Spannungsfaktor auf einem hohen Level gehalten, wobei "Nueve reinas" doch inszenatorisch sehr Dezent gehalten ist. Keine überbordenden Action-Szenen, keine dummen Zoten, alles wirkt etwas stiller, dafür aber wie aus einem Guß. Was nicht heißen soll, dass "Nueve reinas" etwa nüchtern oder unwitzig wäre, sein Humor ist einfach ein sehr zurückhaltender und trockener.
Langeweile gibt es in dieser 2-Man-Show so gut wie nie, hängt die Story mal für 5 Minuten durch, dann sind es Ricardo Darin und Gastón Pauls als ungleiches Gaunerpaar, die dem Film die gerade fehlende Würze verleihen. Ihr ständiges gegenseitiges Misstrauen ist dann wohl auch der heimliche Höhepunkt von "Nueve reinas" und dieser zieht sich glücklicherweise durch den ganzen Film. Und die beiden schaffen beim Zuschauern, was sie auch bei den Leuten auf der Straße schaffen: Sie komplett zu verwirren und hinters Licht zu führen. Auf den Trick zu Beginn im kleinen Lade würde auch ich mit Sicherheit hereinfallen.
Wirklich schön und enorm unterhaltender Heist-Movie aus Südamerika, der völlig kurzweilig ist und dabei immer stilvoll bleibt. ""Nueve reinas" braucht sich hinter keiner amerikanischen Produktion dieser Art verstecken und sei hiermit jedem ans Herz der ein Faible für amüsante Gaunerfilme ala "The Sting" hat.
Der Covertext schreit es einem schon entgegen: "Pulp Fiction" und "Snatch" sind hier die großen Vorbilder, in deren Fußstapfen "Nicotina" versucht zu treten. Natürlich sind diese um einiges zu groß, ganz gut macht der Film seine Sache dennoch.
Prinzipiell schlägt sich "Nicotina" auch viel mehr auf die humoreske Seite der Dinge und wirkt dadurch um einiges lockerer, gleichzeitig aber auch viel belangloser als es die Klassenprimuse tun. Man setzt eher auf hektisches Hin und her, hier eine Verwechslung, dort etwas vertauscht und schon beginnt das turbulente Chaos. Wobei...es beginnt so richtig erst nach 30 Minuten, denn vorher bekommt die Liebe ihre Screentime. Dies ist zwar halbwegs amüsant, insgesamt aber eigentlich unnötig, da man das Essentielle durchaus auch in 5 Minuten hätte erzählen können, ohne das es größere Löcher im Handlungsverlauf ergeben hätte. Danach ist "Nicotina" aber wirklich rasant und unterhaltsam, auch wenn er nie zwingend ist und sich auch schon irgendwei auch etwas leer anfühlt. Das merkt man doch extrem an den Dialogen, die cool sein wollen, aber doch nur unerreichbaren Vorbildern hinterherlaufen.
Gewinnen kann der Film einfach dadurch, dass er eben mal ein Schauplatz hat, der nicht in jedem 2. Film präsent ist. Das nächtliche Leben in einer Seitenstraße Mexiko Citys verleiht "Nicotina" durchaus ein Extra an Reiz, so wie es auch die südamerikanische Musik und die unverbrauchten Gesichter tun. Einfach mal etwas anderes, das sich noch nicht so abgegriffen anfühlt.
Dieser kleine Rauch-Running-Gag ist zwar Nett, aber auch nichts das den Film spürbar besser macht. Zumindest hat er dadurch aber ein kleines Alleinstellungsmerkmal. Denn insgesamt kann "Nicotina" nicht aus der Masse all der "Pulp Fiction"-Epigonen herausstechen, stellt aber trotzdem einen netten und unterhaltsamen Happen für Zwischendurch dar.
Weitesgehend überflüssiger Terror-Film aus Spanien, der durchgehend an seinen eigenen Ambitionen scheitert. Während er versucht so etwas wie eine sozialkritische Note einzubringen, vergisst er über weite Strecken das, was für einen solchen Film einfach unabdingbar ist: Spannung und Druck aufzubauen.
"El Rey de la montaña" hinterlässt dabei gleich zu Beginn einen ziemlich negativen Eindruck. Selten hab ich so eine verfehlte Einführung der Charaktere sehen dürfen. Da fallen selbst mir auf Anhieb etliche bessere Möglichkeiten ein als dieser anonyme Quickie, welcher die Verbundenheit der beiden begründen soll. Glücklicherweise folgen darauf aber die besten Momente des Films, da man bei den ersten Kontaken mit dieser unbekannten Bedrohungen, diesen Schüssen aus dem Nichts, sich durchaus auf einen packenden Film freut. Es spricht auch alles dafür...doch kaum sind die ersten Attacken vorüber, verflacht "El Rey de la montaña" zusehends. Man spürt das drastische an dieser Geschichte nicht, die Bedrohung ist nur dann präsent, wenn auch tatsächlich geschossen wird. Aber all das viele herumgerenne im Wald, die orientierungslose Flucht, sie wirken zäh und langatmig. Spannung kommt da nur in sehr geringer Dosis auf und als Zuschauer bleibt man immer distanzierter Beobachter. Weder Situation noch Charaktere konnten da bei mir irgendwelche Gefühlsregungen wecken.
Nach einer Stund lässt der Film dann die Maske der Verfolger fallen und demaskiert sich dadurch selbst. Ob das nun Sozialkritik sein soll oder einfach nur Provokant, es wirkt so unendlich bemüht. Und es ist schon absurd solche Gesellschaftskritik, welche sich inetwas auf dem Niveau der Bild-Zeitung bewegt, dann gerade in einem solchen Genre-Film zu sehen. Ich hatte kurz den Gedanken, dass "El Rey de la montaña" prinzipiell als Farce gedacht, dies war aber mehr ein verzweifelter Versuch meine Eindrücke sortieren zu können. Da mögen dann sicher auch manche die Bilder im Ego-Shooter-Stil abfeiern, ich selbst fand das aber nur ziemlich plump. Viel zu plakative und weit davon entfernt hintersinnig oder -fragend su sein.
Insgesamt eine recht unbefriedigende Angelegenheit, da "El Rey de la montaña" außer einem imponierendem Äußeren kaum etwas zu bieten hat. Er greift nach den Sternen, steht aber noch nicht einmal mit beiden Füßen auf dem Boden und was nützt einem so ein Film, wenn er keine Angst verbreitet und für ein unwohliges Gefühl sorgt?
Einer dieser Filme, nach denen man ständig sucht ohne zu wissen ob es sie tatsächlich gibt. "¿Quién puede matar a un niño?" steht für mich auf einer Stufe mit "Dawn of the dead", "Texas Chainsaw Massacre", "Don't look now" und "The Birds". Ohne jegliche Einschränkung! Und von all diesen Klassikern lebt auch etwas in "¿Quién puede matar a un niño?", ohne das er einem davon wirklich ähneln würde. Er atmet einfach die selbe Luft wie diese, strahlt die gleiche Atmosphäre aus und besitzt deren Qualität.
"¿Quién puede matar a un niño?" erzeugt selbst in den Momenten nervenzerreissenden Spanung, in denen absolut nichts passiert. Dieses Nichts drückt aber so sehr....man weiß irgendwas ist da, weiß aber nicht was und auch nicht wo. Der Film fügt dem Plot im Grunde auch nichts wirklich hinzu, wer den Covertext liest, der kennt eigentlich auch die ganze Geschichte und trotzdem nimmt einen die Atmosphäre des Films völlig gefangen. Man hat dieses Bauchkribbeln, fühl sich unwohl und irgendwann hat man Angst vor jeder Ecke und jeder Tür in diesem Film. Und wie jeder große Film versucht sich auch "¿Quién puede matar a un niño?" erst gar nicht dummdreist zu erklären. Kunst erklärt sich nicht, sie ist da...genau wie die Situation hier einfach gegeben ist und nur der Moment zählt. Kinder töten Erwachsene. Einfach so. Dabei kommt der Film dem Zuschauer nie entgegen, versucht ihn aber auch nicht billig zu provozieren, er scheint um seine Qualitäten zu wissen und zieht diese konsequent bis zum Ende durch. Ein böser Film durch und durch, aber nie absurd oder übertrieben. Er stellt einfach nur die Frage: Was wenn....?
Doch auch der handwerkliche Aspekt hat mich mehr als nur positiv überrascht. Hervorragend in Szene gesetzt und tatsächlich wunderbar Bebildert. Man schafft es gar aus den sonnigen Klima ein sehr unheimlich Atmosphäre zu zaubern. Alles wirklich weit über dem Durchschnitt und darüber hinaus ist "¿Quién puede matar a un niño?" mit zwei Hauptdarstellern gesegnet, denen man ihr Spiel einfach nicht anmerkt. Diese 2 Rollen sind so bodenständig angelegt, da wirkt alles, jede Reaktion, jeder Satz und jeder Blick, so alltäglich und normal, dass man selbst im nüchternsten Drama nach so einer realistischen Darstellung suchen muss.
Wirklich extremst spannend, dabei aber auch anspruchsvoll und es gibt immer wieder Anstösse sich selbst zu überdenken und überprüfen. Ich fand hier keinerlei Schwächen, ein Film der von der ersten Sekunde an seine Qualitäten ausspielt und dies bis zum Abspann konsequent durchzieht.
Das klingt vielleicht gerade sehr euphorische für so ein "kleines Filmchen"....das hat sich "¿Quién puede matar a un niño?" aber absolut verdient.
"Carrie" beginnt ziemlich grandios und scheint danach viel seiner Wirkung einzubüßen und obwohl man den Schlag sieht der gegen Ende kommen wird, zieht er einem für Momente den Boden unter den Füßen weg.
Mann ist sich ab der ersten Minute bewusst, dass dies nicht die nächste 08/15 King-Verfilmung sein wird. Diese Szene in der Mädchenumkleide ist sowas von Schön und ein völlige Umkehrung dieser Szenerie, wie wir sie aus anderen Horrorfilmen kennen. Das ist so zart und hat einen wunderbaren Fluß...wird aber abrupt von Carrie's erster Blutung beendet. Leider legt "Carrie" danach diese Atmosphäre fast komplett ab, wirkt bei der Einführung seiner Charaktere oftmals sogar etwas Over-The-Top. Figuren und Thematiken des Films scheinen mit dem Holzhammer deutlich gemacht werden zu sollen und erst nachdem der Ton wieder ein etwas leiserer wird, beginnt "Carrie" auch wieder mehr zu wirken. Und dies täte er vielleicht gar nicht, oder um einiges weniger, wäre da nicht Sissy Spacek. Irgendwo hübsch, aber doch seltsam anmutend, verkörpert sie die völlig nach innen gekehrte Carrie wirklich herausragend. Gerade in den leisen Momenten scheint sie geradezu Carrie zu sein, dieses Wesen ohne jegliches Selbstwertgefühl und Liebe zu sich. Man nimmt ihr das alles zu 100% ab und ist dadurch bereit auch der inhaltlichen Ebenen des Films mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dieses Bild der verletzten und haltlosen Jugend, die sich zwischen all den Anforderungen und Erwartungen verläuft, die zwischen all den Einflüssen und Versuchungen nicht mehr unterscheiden kann...dieses Bild bekommt durch Sissy Spacek ein Gesicht. Ganz wundervoll.
"Carrie" baut mit und durch diese Themen seinen Spannungsbogen auf, der offensichtlich nur auf einen Punkt des Films abzielt. Mann weiß, auch ohne das Buch gelesen zu haben, wann und wo die Bombe platzen wird und zweifelt durchaus daran, ob der Film zu einem qualitativ entsprechendem Ende finden kann. Langsam, ja fast schon zärtlich bewegt sich "Carrie" auf sein unvermeidliches Ende zu, wirklich viel versprochen hab ich mir aber von diesem nicht.
Was auf dem Ball passiert ist dann auch keine wirklich Überraschung. Die Umsetzung des Ganzen ist jedoch völlig großartig. Von einer liebevollen Stimmung ausgehend zieht Brian De Palma ganz langsam die Spannung hoch. Musik und Bilder faszinieren einen so sehr, dass es keine Rolle mehr spielt ob man schon weiß was passieren wird. Die Bilder werden intensiver, experimenteller und man sitzt einfach nur mit offenem Mund vor dem Fernseher. Und dann passiert es. Eigentlich will man in diesem Moment durchatmen, etwas an Anspannung verlieren, doch De Palma dreht für ein paar kurze Minuten die Regler plötzlich voll auf Anschlag. All hell breaks loose. Die Minuten der Sissy Spacek. Egal was die Frau danach auch noch gedreht haben mag, sie wird DAS nie mehr erreicht haben.
"Carrie" funktioniert als Horrorfilm nicht durchgängig, da er sich Phasenweise wirklich komplett auf die Seite des Jugend-Dramas schlägt und dadurch wohl einige Erwartungen konterkariert. Auch empfand während der Sichtung in diesen Momenten ein paar Längen, welche sich im Nachhinein aber als völlig Stimmig ergeben. Und auch wenn der Film die Probleme des Erwachsenwerdens nur beschreiben kann und keine Antworten parat hat, so hat es doch sicher eine reinigende Wirkung, wie hier einmal all dieser verzweifelte Hass ausgelebt wird.
Diesmal verschlägt es die Dämonen nach Hamburg, wo sie aber weit weniger blutig zu Werke gehen, als sie es noch ein Jahr zuvor in Berlin taten. Auch ansonsten backen sie kleinere Brötchen: War es im ersten Teil noch ein Kinofilm der das ganze Dämonending auslöste, ist hier nur ein popeliger Fernsehfilm. Und da Fernsehfilme ja prinzipiell meist etwas schlechter und weniger Explizit sind, ordnet sich "Demoni 2 – L’incubo ritorna" dieser unausgesprochenen Regelt unter und hinkt seinem Vorgänger eigentlich in allen Belangen hinterher.
Doch soviel anders ist eigentlich gar nicht. Statt Kinofilm ein TV-Film, statt Kino ein Hochhaus. Ansonsten bewegt sich die Story auf dem winzig kleinen Pfad des Vorgängers, ja schafft es immerwieder in völlig Einfallslos zu kopieren. Man schielt hier und da auf andere Filme und was erfolgsversprechend wirkt, wird kurzerhand eingebaut. So haben wir hier kurzzeitig das Vergnügen einem Mini-Dämonen zu betrachten, der in "Gremlins" nicht eine Sekunde negativ aufgefallen wäre. Ansonsten gibt es immer wieder Szenen, die man meint aus verschiedenen Zombie-Klassiker schon zu kennen, eben nur in besser. Überhaupt würde man das, was hier Dämonen darstellt, heute wohl eher unter den Begriff Infizierter einordnen. Sie sehen so aus (naja fast), sie verhalten sich so und ihre Motivation ist ähnlich definitionslos.
Eine blöde Geschichte hatte der Vorgänger ja auch, aber er konnte es durch gute Gore-Effekt auffangen und er hatte in seiner Grobheit so etwas wie Charme. Das geht "Demoni 2 – L’incubo ritorna" beides völlig ab. Man hat merklich größeres im Sinn, alles fühlt sich etwas amerikanischer an und dem Erfolg würden Massen an Blut und Gedärmen wohl im Weg stehen. So bleibt aber kaum was übrig, dass den Film sehenswert macht. In den entscheidenden Momenten wird weggeblendet und gegen Ende hin wird der Film eigentlich mehr zum Action-Klopper als das er Horrorfilm ist. Verfolgungen im Hochhaus, explodierende Autos und tatsächlich: Am Ende gibts eine richtige Massenkeilerei zwischen Dämonen und Menschen.
Das mutet alles sehr seltsam und obskur an. Wirklich Genießbar wohl nur für Freunde des gepflegten Trash-Films. Und das bin ich leider ja nicht so.
Ein kleines ABER: Die Musik im Film hat eine ganz andere Hausnummer! The Smiths, Dead Can Dance, Peter Murphy, The Cult usw. auf dem Soundtrack sind eine Erwähnung wert find ich...besonders bei solch einem Film.
Netter Splatter-Spass, in dem Dämonen Berlin unsicher machen. Das Kinos und vorallem Sneak-Previews etwas Böses sind, wußten wir alle ja schon immer und "Dèmoni" liefert dazu den auf Zelluloid gebannten Beweis. Denn das Kino Metropol ist vom Bösen durchtränkt, verwunschene Masken hängen aus und während des Previews eines namenlosen Horrorfilms bricht eine Dämonenepidemie aus. Zwar spielt der Film zu 90% in besagten Kino, für alle Berlin-Affinen Cineasten ist er trotzdem ein amüsantes Kleinod.
Man könnte aber auch ganz anders Werbung fü den Film machen: Am Drehbuch wirkte nämlich Dario Argento mit, der den Streifen auch produziert hat. Co-Director war ein gewisser Michele Soavi, der sich 10 Jahre später mit "Dellamorte Dallamore" sich einen Platz in den Herzen der Zombieliebhaber eroberte. Regisseur Lamberto Bava macht 10 Jahre später etwas ganz anderes: Er dreht die Serie "Fantaghirò". Aber leider machen diese Namen mehr her, als es "Dèmoni" am Ende einhalten kann.
Denn im Prinzip ist "Dèmoni" durchschnittliche 80er Splatterkost, welche aber glücklicherweise auf alle humoresken Elemente verzichtet. Der Ernst der Sache will einem zwar auch nicht bewusst werden, aber man bleibt von allerlei dämlichen Witzen verschont. Am Ende ist die inhaltliche Ausrichtung des Films völlig egal, denn richtig gut funktioniert er nur wenn der Action- und Blutpegel nach oben ausschlägt. Die Handlung ist hier definitiv für die Katz, tausendmal gesehen und im Vergleich zu anderen auch gar nicht sonderlich spannend umgesetzt. Dumme Menschen, Dämonen, ein Gebäude, Überleben...that's it. Wofür man hier vier Leute zum Drehbuch schreiben brauchte ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Was ich aber sagen kann ist: An den Dialogen haben sie nicht lange rumgefeilt. Aber das erwartet hier ja auch keiner oder? Haut wird abgerissen, Köpfe abgeschlagen und in Gesichter gebissen...deswegen schaut man solch einen Film und das serviert er auch. Etwas mehr Spannung hätte ihm zwar deutlich gut getan, aber man will ja auch nicht zuviel auf einmal erwarten.
Ein bißchen scheint "J. Edgar" die sicherste Option für Clint Eastwood gewesen zu sein, nachdem der Vorgänger "Hereafter" doch sehr krtisch aufgenommen wurde. "Herr Eastwood, Mund abwischen und weitermachen...aber bitte mit der gewohnten Klasse!" gab ich ihm damals in meinem Kommentar zu eben jenem Film mit auf den Weg, was aber leider wohl ungehört blieb. Eastwood macht es sich wieder auf dem Stuhl bequem, auf dem er schon bei "Invictus" saß. Ein Thema von historischer Wichtigkeit feinfühlig und mit Wärme umgesetzt, aber ohne Feuer und ziemlich austauschbar.
Dabei wird in "J. Edgar" alles soweit richtig gemacht. Der Film scheint optisch bis ins letzte Detail ausgefeilt zu sein und wirkt gleichzeitig akkurat und bildgewaltig. Wunderbare Settings führen einen durch den Film und man kommt eigentlich nie in die Verlegenheit zu denken, dass es nachgestellte Szenen sind, die man gerade sieht. Leonardo DiCaprio macht auch einen Bombenjob, man nimmt ihn den jungen Hoover genauso ab wie den alten, wozu auch die hervorragend gestaltet Maske beiträgt (Seltsamerweise ist Alters-Maske des Clyde Tolson nicht halb so gut gelungen).
Inhaltlich werden nur einige wenige Eckdaten angerissen, Karrierepunkte die das Leben Hoovers und den Status des FBI's maßgeblich beeinflußt haben. Dabei geht "J. Edgar" nicht sonderlich in die Tiefe, weder was die Arbeit des FBI's angeht, noch wird in Hoovers Seele gegraben. Der Film will einen vielschichtigen Menschen darstellen, flüchtet sich bei der Erklärung seiner Motivation immer wieder in die Beziehung zur Mutter oder den Hass auf Kommunisten. Und ohne den Mann jemals getroffen zu haben, merkt man, dass da einfach mehr dahinter gesteckt haben muss. Wie auf dem Reißbrett entworfen beginnt "J. Edgar" dann doch einfach nur abzulaufen, die Dinge scheinen sich etwas zu wiederholen und die Erklärungen bleiben doch die gleichen. In manchen Momenten sind es allein die 3 Zeitebenen die einen konzentriert zuschauen lassen, da diese teilweise doch etwas verwirrend auf mich wirkten. Vorallem die 2 späten Episoden konnte ich erst nach einiger Zeit auseinanderhalten. Andererseits ist dieses verwirrende Hin und Her etwas, dass dem Film ein klein wenig die Aura des Besonderen verleiht.
Nach 133 Minuten guter Unterhaltung, ich würde mich davor hüten zu sagen anspruchsvoller, bleibt dann aber mit einem unbestimmten Gefühl zurück. Man weiß eigentlich gar nicht mehr, man bekam ein paar spekulative Flöhe ins Ohr gesetzt und muss ansonsten mit der Aussage des Films leben: Hoover war mal so und mal so und überhaupt weiß man es nicht...aber er war ein wichtiger Mann. Allgemein würde man die Art und Weise des Films wohl respektvoll nennen, hier mag mir das aber gar nicht in den Sinn kommen irgendwie. Etwas fehlt dem Film. Etwas das berührt oder Weht tut. So bleibt seine Hülle einfach viel schöner als sein unentschlossener Inhalt.
Das war ein schwerer Gang. Ein Film über Krankheit und den nahen Tod, welcher erschreckend nachvollziehbar erscheint, auch weil die an Krebs leidende Ann in der kurzen Zeit die ihr bleibt Sachen macht, die man nicht gutheißen mag, vielleicht auch nicht kann. Aber wenn das was hier geschieht dem eigenen Denken konträr gegenübersteht, man ist sich bewusst, dass es das gibt, ja tief drinnen hatte ich sogar ein bißchen Verständnis für das, was ich eigentlich oberflächlich ablehne.
Ein stiller und grauer Film, der einen aber nie versucht vollends runterzuziehen. Einen Schimmer Licht lässt "My Life Without Me" immer zu, auch wenn es noch nicht einmal für ein Lächeln reichen will. Es glänzte hier schon vorher nichts, man nennt dieses Umfeld gerne White Trash, umschreibt damit aber oft mehr nur als ein soziales Gefüge. Und dem widerspricht diese kleine, junge Familie, die zwar nicht auf Rosen gebettet ist, aber von ihrer Liebe und Zuneigung lebt. Und für mich war es am schlimmsten mitanzusehen, dass die Krankheit diese Dinge in Gefahr bringt.
Ich mochte Ann oft nicht. Aufgrund ihres Schicksals schwingt sie manchmal etwas über die anderen Menschen, urteilt über sie aufgrund ihrer Situation. Sie betrügt ihren Mann körperlich wie geistig und nimmt dadurch verheerende Konsequenzen in Kauf. Diese werden im Film aber nie zum Thema. Der Film verlässt hier seine sonst unheimlich realistische Bahn und wird gegen Ende hin sehr versöhnlich. Im wahren Leben hätte Ann wohl ein Schlachtfeld voller gebrochener Menschen hinterlassen.
Aber vielleicht ist "My Life Without Me" auch ein bißchen ein modernes Märchen. Eine Geschichte die Mut macht, die einem sagt, dass es immer weitergeht. Dass das Leben blöd und gemein ist und auch irgendwie schön. Das man ohne zu hoffen schon tot ist und Hoffnung hat Ann eine Menge. Trotz des bevorstehenden Todes.
Wirklich sehr schöner Film, der aber eine Menge Gedanken in einem Selbst lostritt. Wie gut er ist, zeigt schon allein, dass ich all diese Dinge, die mich sonst sehr leicht angreifen können (und hier ja auch trotzdem taten), akzeptieren konnte und mich der Wahrhaftigkeit von "My Life Without Me" nicht entziehen konnte.
Wenn das Leben schon kein Wunschkonzert ist, dann kann man ja wenigstens ab und an seine Lieblingsmelodie summen.
Normalerweise lese ich die Kommentare anderer Mitglieder erst, wenn ich selbst den meinigen fertig geschrieben habe und auch abgeschickt. Nachdem ich gestern aber diese hohe Durchschnittsbewertung für "Happiness" sah und daraufhin feststellte, dass fast alle meine Freunde hier diesen Film sogar noch einen Tacken besser einschätzen, da fing ich an alle Kommentare zu lesen. Bei mir konnte der Film nämlich nicht annähernd diese Begeisterung hervorrufen, er ließ mich ziemlich neutral zurück...nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich herausragend. Ich machte mir echt Gedanken, es kam zwar schon vor, dass ich vielgerühmte Filme selber ziemlich schlecht fand, aber noch nie, dass sie mich so kalt ließen. Ich kann aber auch nicht sagen was es ist. Vielleicht ich, vielleicht der Film. Vielleicht die Machart, vielleicht das Thema des Films.
Prinzipiell sollte "Happiness" ja eigentlich doch eher "Satisfaction" heissen. Den das Glück das die Menschen hier suchen, ist doch meist ein auf die eine oder andere Weise sexuell motiviertes. Und wenn ich hier schreibe auf die eine oder andere Weise, dann ist auch mal wortwörtlich so gemeint, denn eine gesellschaftlich gewünschte Form der Sexualität ist hier keiner geneigt. Das ist letztendlich wohl kaum ein Mensch, hier tritt es jedoch in so geballter Form auf und nimmt so sehr den Mittelpunkt des Geschehens ein, dass man in "Happiness" schon oft eine andere Ebene vermisst. Eine menschliche, verbale, Austausch, Zuneigung...Gefühle eben. Vielleicht will genau das der Film zeigen, mir persönlich wäre er dann aber zu sehr auf eine Seite fokusiert.
Sympathien für die Figuren kann man kaum entwickeln, sie wären auch völlig unangebracht. Und "Happiness" selbst bleibt seinen Protagonisten gegenüber ja sehr distanziert. Er verurteilt sie nicht, er heisst sie aber auch nicht gut. Aber gerade am Anfang, während der Film die Menschen einführt und ihre ganz eigenen Defizite aufzeigen will, wirkte er auf mich sehr demütigend. Es war als würden sich alle Charaktere vor dem Zuschauer nackt ausziehen müssen, als würden Kühe auf die Schlachbank geführt, denn man weiß doch sehr schnell, daß es mit keinem ein gutes Ende nehmen wird. Und je angepasster in gesellschaftliche Normen sich die Figur verhält, umso tiefer sind natürlich deren Abgründe. Eine Milchmädchenrechnung, die mich ehrlich gesagt langsam etwas anödet...wobei man hier einwerfen muss, dass "Happiness" wohl eher Vorreiter als Trittbrettfahrer ist.
Vielleicht brauch ich bei dieser Art von Film tatsächlich einfach meinen emotionalen Anker. Ich tat mir schwer damit eine Beziehung zum Film aufzubauen, da er ständig eine haben wollte. Die Musik machte plakativ Stimmung und mir ging das Augenzwinkernde von "Happiness" irgendwann auch auf den Nerv. Wenn Bill Kinder vergewaltigt, dann kann ich einfach nicht anders als innerlich Stellung dazu nehmen, dann kann ich nicht diese Objektive Haltung einnehmen, die "Happiness" immerfort beibehält. Besonders weil er sich ja auch keinen Deut für die Opfer interessiert, sondern nur damit beschäftigt ist, den Täter in die vom Film gewollte Position zu rücken. Eine Wertungslose nämlich. Und das kann ich nicht. Vorallem da ja auch relativ wenig auf die Hintergründe und Ursprünge dieser Krankheit eingegangen wird.
Ein dennoch interessanter Film, aber für mich auch ein unbefriedigender. "Happiness" hatte kein Ergebnis. Weder hatte ich den Drang mich zu hinterfragen, noch irgendetwas das ich gesehen hatte. Dazu war es mir einfach zu eindimensional und gewollt. Ich kann auch die Einschätzung nicht teilen, dass hier alles so realistisch ist. Da waren mir einfach einige Dialoge und Handlungen zu hanebüchern.
Wie eine gute Geschichte, deren Interpretation des Erzählers man aber nicht mag. Auch hier gibt es ja Millionen Wege diese Story zu erzählen, diese eine war wohl eben nicht die meine.
Sehr eigener Italo-Western, der fast schon etwas von einem Trip hat. Prinzipiell bleibt zwar alles beim Alten, "Keoma" besitzt aber eine sonderliche Note, die mit Esoterik oder Religiösität nich wirklich treffend umschrieben ist. Auch wenn es blöd klingt: Es hat einfach oft den Anschein, als hätten die Beteiligten doch ab und an etwas zuviel geraucht.
"Keoma" profitiert aber davon, da er ein ganz spezielles Feeling erzeugt und ziemlich alleine mit seiner Stilistik steht. Er ist eine durchgehende Gratwanderung zwischen Beeindruckend, Seltsam und Lächerlich. Es gibt hier einfach soviele Sachen, die man vorher in einem Western so noch nie gesehen hat. Diese Erinnerungsszenen, die Hexe und dann diese Jesus-Symbolik, dass scheint eigentlich alles nicht zu passen, wirkt aber zusammen mit dem Grundtenor des Italo-Westerns doch extrem anziehend.
Fast schon eine Dekonstruktion des Genres, ein verstörender Abgesang aber allemal. Da muss man nur der Musik lauschen, die zwischen esoterischen Elfengesang und einem Leonard-Cohen-Imitator für Arme pendelt. Definitiv nichts für Western-Puristen, wer aber mal einen Italo-Western völlig neben der Spur sehen will, der sollte sich "Keoma" zu Gemüte führen. Aber keine Angst: Der Film beinhaltet trotzdem alle Trademarks die ein Western Made in Italy sonst auch hat. Er ist richtig gut gemacht, hat einige tolle Gesichter zu bieten und macht gerade optisch einiges her. Aber er ist halt gleichzeitig auch komplett anders verpackt als man es gewöhnt ist und erzeugt ein Gefühl, welches man von dieser Art Film kaum kennt.
Strange but good.
Herrlich, wenn sich ein Film so einschmeichelt, sich dann eigentlich recht berechenbar gibt, nur um einen dann von hinten voll eins über den Schädel zu hauen. "Il grande silenzio" übertrifft eigentlich in allen Belangen seinen ungleich bekannteren Vorläufer "Django", ja er kann sich bei mir sogar einen Spitzenplatz im Western-Genre sichern.
Sergio Corbucci macht hier eigentlich fast alles richtig. Von der ersten Sekunde an baut er eine unwirtliche, aber absolut fesselnde Atmosphäre auf und beginnt seine Erzählung gleich mit einem Paukenschlag. Und man merkt sofort: Was bei "Django" oft noch cheesy wirkte, hat sich hier jeglichem Humors entledigt und ist nur grimmig und kalt.
Diese Winterlandschaften sind der perfekte Hintergrund für diese durch und durch pessimistische Geschichte in der auch die letzten Grenzen zwischen Gut und Böse verwischt sind. Natürlich werden auch hier Sympathien verteilt, aber im Grunde tut hier jeder das gleiche: Er tötet oder lässt töten und wartet darauf, dass es ihn irgendwann auch erwischt. Eigentlich jeder der Protagonisten ist ständig davon bedroht getötet zu werden, was dem Film eine Menge Spannung verleiht. Es könnte jeden treffen, zu jeder Zeit. Da tatsächlich jegliche Moralvorstellungen über Bord geworfen wurden, war die Geschichte für mich auch kaum vorhersehbar.
Kinski gibt den Kopfgeldjäger Loco überraschend dezent, ohne jedoch seine gewohnte Aura zu verlieren, steht aber etwas im Schatten des Silence, der seinen Namen alle Ehre macht. Zwei Typen, die sich im Grunde sehr ähnlich sind, aber doch vollkommen verschieden und dadurch den Film einiges an Tiefe verleihen. Eine Tiefe die in diesem Film aus jeder Ecke quillt, obwohl es doch nur ein kleiner, dreckiger und brutaler Western ist. Aber es imponiert wie hier die Mythen des Wilden Westens zersetzt werden. Selbst kleine Szenen, wie z.B. die Pferde die im tiefen Schnee nicht mehr weiterkommen und zusammenbrechen, geben dem Film eine ganz eigene Note.
Zugeben muß man aber, dass "Il grande silenzio" in der Mitte einen kleinen Durchhänger hat. Oder es ist einfach so, dass der Anfang und das Ende so brillant sind, dass die Mitte einfach etwas verblasst. Doch selbst in seinen schwächsten Momenten ist dies ein erstaunlich gut durchkomponiertes Stück Film, welcher durch Morricones fast schon Horrorartigen Score noch einmal an Atmosphäre gewinnt.
Abgesehen davon, dass "Il grande silenzio" eben in der Mitte etwas an Druck verliert, kann ich hier beileibe nichts Falsches finden. Ein dreckiges Gedicht von einem Western, der in einem sehr denkwürdigen Final gipfelt. Richtig gut!
Magic folgt dem Zeitgeist. Naja nicht wirklich, aber da "Il grande silenzio" bei mir ansteht, dachte ich, dass auch "Django" sich mal wieder dem Test der Zeit unterziehen könnte. Und ja doch, er besteht ihn. Zwar gerade noch so, aber in diesem von mir gern vernachlässigten Genre, ist er einer der Filme, die einem doch in Erinnerung bleiben. Vollends kann ich den Film jedoch nicht abfeiern und mit dem Begriff Kult tue ich mir eh immer recht schwer.
Was ist es aber dann, dass dieser Film von vielen so innig geliebt wird. Die Story an sich kann es nicht sein. Sie solide, besser als man es von vielen anderen Western gewohnt ist, gerade was das Herkunftsland Italien betrifft. Aber sie ist nichts besonderes und hat trotz noch nicht einmal 90 Minuten Spielzeit hier und da ihre Längen.
Auch ist "Django" bei weitem nicht so brutal, wie man es vermuten mag. Er hat zwei deftigere Szenen, ist aber ansonsten ziemlich blutleer. Er hat halt einen immensen Bodycount, aber um ehrlich zu sein: Die Leute fallen hier auch um wie die Fliegen. Das ist gut gemacht und ich mag es ja wenn mehr geschossen als geredet wird, aber denn Status des Films erklärt dies auch nicht für mich.
Bleibt es an der Figur des Django festzumachen und ich denke, das ist wohl auch des Rätsels Lösung. Django ist ein feuchter Männertraum. Eine Figur mit der Mann sich identifizieren kann und auch will, denn im Gegensatz zu vielen seiner US-Amerikanischen Vorgängern ist er moralisch sehr zweifelhaft. Er ist nicht ansatzweise der leuchtende Held, der man selber eh nie sein kann. Cowboys machten immer das richtige, waren immer gut und bekamen meist ja auch die Frau am Schluss, doch eines hatten sie selten: Ihren Spass. Spass in einer Männerdefinition.
Django ist frei. Niemand steht über ihn und er macht was er will. Er ist niemanden verpflichtet und alles was er tut, geschieht aus seiner eigenen Lust heraus. Er begibt sich auch in keine Abhängigkeit gegenüber Frauen. Dadurch muss er auch nie über seine Gefühle reden oder nachdenken. Er hilft ihnen, wenn er will, und wird durch unverbindlichen Sex dafür bezahlt. Er bleibt aber frei. Er kann auch Böses tun, verwerfliches, er ist nur sich selbst Rechenschaft schuldig und kokettiert eh immer mit dem Bild des gebrochenen Mannes, was für Männer doch schon immer eine höchst willkommene Ausrede für ihr Tun war. Hinzu kommt, dass er intelligenter ist als sein Gegensacher, die ja eigentlich in einer übermächtigen Zahl im gegenüber stehen. Doch er ist eben schlauer und ist auch technisch im Vorteil und kann so die Hilflosen retten. Ja, Django hat die größere Wumme. Und welcher Mann will das nicht. Männerträume sind Kinderträume...und die bedient "Django" vollends.
Damit hätte der Film bei mir aber nicht eine solch gute Note bekommen. "Django" kann tatsächlich mehr, auch wenn ihm hier teilweise der Zufall wohl gesonnen war. Der Film besitzt eine wirklich hinreißende Farbgebung, suhlt sich aber gleichzeitig Knietief im Dreck und Schlamm. Das war so überhaupt nicht geplant, aber dem Film gibt es eine ganz eigene Aura, die natürlich auch seinem Heldenbild hervorragend entgegenkommt. Es ist eben alles etwas anders als sonst. Die restlichen Charaktere sind optisch alle mit einem Seltsam recht gut umschrieben. Die Locations versprühen im Zusammenspiel mit all dem Dreck eine extreme Tristesse. Irgendwie ist hier nichts schön. Ausser den Augen Frano Neros und Loredana Nusciak.
Für mich nicht der Überfilm, selbst unter den wenigen Western die ich kenne. Aber sehenswert ist er auf alle Fälle, allein Aufgrund dieses phänomenalen Settings.
Dann hätte ich mir dieses 4-Stündige Epos der Neuzeit nun auch endlich mal ganz angeguckt. 4 Stunden in denen eigentlich gar nich soviel passiert, denn "Dances with Wolves" lässt sich Zeit beim Erzählen, ja er schwelgt geradezu in sich selbst. Und der Film konnte imponieren, auch wenn ich mir oft bewußt war, dass Kevin Costner mir gerade Unmengen an Zucker in die Augen streut. Aber lange kann man sich einfach hervorragend treiben lassen vom Rythmus des Films, kann man dem Eskapismus des großen Kinos fröhnen, man muss nur aufpassen, dass man diese Scheinwelt nicht einreisst.
Die Stärken des Films liegen eindeutig in den ersten 2 Stunden. Man lässt sich einfach zu gern von dieser Weite einlullen, die Farbgebung ist einfach brillant und man kann das Wohlempfinden des John Dunbars in dieser Einsamkeit nachempfinden. Diese Naturbilder laden den Zuschauer ein, bereiten ihn emotional irgendwie auf das Folgende vor, aber manipulieren ihn auch schon etwas, denn diese Bilder sagen auch schon fast alles, was der Film zu sagen hat. Doch man lässt sich zu gerne verführen, zu schön ist das alles.
Und auch die Annäherung an die Indianer, das knüpfen der zarten Bande und wie diese immer stärker werden, ist so gut und perfekt dargestellt, dass man gar keine Kritik in sich zulassen will. Jedoch wurde mir immer mehr bewusst, was ich vorher schon ahnte: Dieser weiße Soldat ist für verzichtbar. War es vorher der Wolf und die Natur, sind es dann die Indianer die wirklich faszinieren und Kevin Costner total die Show stehlen. Und besonders die Indianer der zweiten Reihe sind ganz vorzüglich dargestellte Charaktere und um soviele interessanter und beeindruckender als dieser John Dunbar. Und wenn ich eine Frau wäre....also dieser Wind In His Hair...der sieht schon verdammt gut aus.
Das Gewissen des John Dunbars meldet sich zwar hier und da, was meist einen diffusen Eindruck hinterlässt, aber nicht weiter stört. Man will den Film einfach genießen und bis zur Intermission kann man das auch wirklich gut. Rein optisch, und teilweise auch mit seinen Figuren, schafft es "Dances with Wolves" bis hierhin tatsächlich in die Nähe des Klassen-Primus "Lawrence of Arabia". Auch wenn ihm viel an Dreck und Zerissenheit fehlt.
In der zweiten Hälfte zieht der Film dann jedoch an, er forciert das Erzähltempo und wird dadurch in vielen Bereichen etwas banal. Es war einem ja spätestens nach 15 Minuten bewusst, wo der Film letztendlich hin will, er kaschierte es aber lange mit seiner Schönheit und man ließ sich nur zu gerne blenden. Doch je mehr Storytechnische Eckepunkte er im weiteren Verlauf setzt, umso mehr entzaubert er sich. Und er zeigt was er wirklich ist: Ein Film der niemanden Weh tun will. Ein Film für alle, für die Masse und dessen Gewissen. Ein Film der Liebling sein will und deshalb jegliche Kontroverse scheut. Der Film ist wie John Dunbar und nicht wie Wind In His Hair oder Otter. Dadurch verlor er viel von seinem Zauber für mich.
Die Liebesgeschichte ist so ärgerlich, wie es die Frisuren der zwei weißen Stammesmitglieder sind. "Dances with Woves" schafft es nicht, seine Geschichte zu Ende zu erzählen, ohne sich in Schwarzweißmalerei zu flüchten und ist stellenweise in seiner Botschaft beängstigend inkonsequent. Sicherlich war es nicht das Anliegen Costners das abartige Schicksal der Indianer aufzuzeigen. Es stiess mir aber übel auf, wie er offensichtlich versucht das Publikum nicht allzu sehr vor den Kopf zu stossen. Übrig bleibt ein romantisches Bild, welches dem Gewissen schmeichelt und mir einfach zu verklärend wirkt.
Die Langsamkeit des Lebens wird hier so sehr zelebriert, dass man kaum noch von einem Drama sprechen kann. Gerade die erste Hälfte, welche das Leben des Rentners Schultze in der Provinz Sachsen-Anhalts beschreibt, ist mit Stillstand letztendlich am besten beschrieben. Das ist so nahe am Nichts, dass selbst negative Benennungen nicht greifen wollen. Es ist nicht so schlimm. Und es ist nicht gut. Es ist enfach leer. Mir persönlich machte das durchaus ein bißchen Angst, denn ich denke das solch ein Leben nicht die Ausnahme ist und man in diesen Trott schneller verfallen kann als man denkt. Irgendwann scheint es zu spät zu sein. Gelebt, aber irgendwie auch nicht.
In Schultzes Leben und auch in dem seiner Freunde muss man das Schöne schon im Detail suchen. Jegliche Reize, alles Unbekannte scheint schon längst ungeschriebenen Regeln und Traditionen zum Opfer gefallen zu sein. Das zuschauen wird bei diesen Variationen von Grau zur Geduldsprobe und man mag diese Ausdruckslosigkeit zwischen den Menschen kaum noch ertragen, weil zwischen ihnen wirklich kaum etwas passiert. Trost- und Hoffnungslos erscheint einem das alles und gleichzeitig erschreckend real. Denn "Schultze gets the blues" malt hier und da zwar doch etwas zu plakativ in seinen Grautönen, entwirft insgesamt aber ein sehr glaubhaftes Bild des ländlichen Lebens in Sachsen-Anhalt. Und ohne wertend sein zu wollen: Man frägt sich ob man das überhaupt noch Leben nennen kann. Es ist funktionieren und Schultze ist als Rentner noch nicht einmal mehr dazu da.
Eine Melodie stösst in Schultze, den passionierten Akkordeonspieler, jedoch etwas an, etwas, dass wäre man überschwenglich wohl Fernweh nennen würde. Die Lust und Neugierde auf die Welt außerhalb seines festgefahrenen Lebens. Sinn und Wärme. Die findet man vorher nämlich nicht. Dadurch wird der Film aber kein anderer und auch Schultze bleibt ganz er selbst. Langsam, vorsichtig und behutsam erfühlt er sein neugewecktes Interesse, spürt aber mit jedem kleinen Schritt, dass er sich von den anderen entfernt. Und es sind kleine Sachen die den Anfang machen, es ist ein amerikanisches Essen, es ist die "Negermusik", die Schultze in das wohl größte Abenteuer seines Lebens führen.
Und auch dieses Abenteuer ist kein Spektakel, trotzdem geht einem ein bißchen das Herz auf. Man gönnt Schultze jeden Blick, jedes Wort das er mit den Fremden wechselt. Man lächelt selbst bei jedem Lächeln Schultzes mit...und er lächelt immer öfter. Und man merkt gar nicht, dass man diesen ruhigen und doch so langweiligen Film mitterweile richtig gern mag. Schultze mag. Das mag, was er da macht.
Hatte ich vor circa einem Monat schon einmal geguckt und es hinterblieb ein recht unausgegorener Eindruck. Wußte nicht ob das nun witzig oder grottig war und überhaupt ließ die Oberfläche des Films einige Fragezeichen zurück. Kurzerhand gestern noch mal angesehen und "Bang Boom Bang" wußte da doch zu gefallen, auch wenn hier definitiv fast nichts Gold ist, dass glänzt.
Ich fand es bei der ersten Sichtung etwas Schade, dass der Film nicht und liebevoller seine Herkunft aus dem Ruhrpott feiert. Man schreibt sich dies zwar groß auf die Fahnen, zu weiten Teilen hat man es hier aber nur mit völlig überzogenen Klischees zu tun. Etwas mehr Reduktion und etwas weniger Vorschlaghammer und der Film hätte ein richtig guter werden können. So hat man eben manchmal das Gefühl, sich in einem RTL-Comedy-Special auf Spielfilmlänge zu befinden, wohin der Humor ja auch tatsächlich oft genug tendiert. Da sind schon einige Zoten dabei, von denen man sich wünscht, man hätte sie eben nicht gehört. Und trotzdem schafft es der Film als Ganzes recht gut zu funktionieren. Seine Vorbilder verheimlicht erst gar nicht, die Story könnte sogar mit diesen mithalten, ihm fehlt aber jegliche Intelligenz. Sind es bei Tarantino, den Coens und all ihren Epigonen zwar auch ziemlich durchgeknallte Typen, die den Filmen das gewisse Etwas geben, ist man sich dort aber immer bewusst, dass diese Freaks gleichzeitig intelligent sind. Bei "Bang Boom Bang" sind, ich nehm Keek da mal raus, alle ziemlich dumm und blöd. Und auch das nimmt dem Film etwas von der Intensität, welche er haben könnte.
"Bang Boom Bang" überlegt eben nie zweimal. Wenn er denn billigen und kurzen Joke bringen kann, dann bringt er ihn. Bei mir kann der Film damit aber nicht punkten, so etwas wie dieses Til Schweiger Cameo ist für mich fernab von jeglicher Witzigkeit. In solchen Momenten merkt man eben, dass hier Massentauglichkeit im Vordergrund stand und nicht ein spöttisches, aber liebevolles Potrait einer Region und dessen Milieus. Die Macher hätten wohl auch Roberto Blanco in den Film gestopft, wäre er zur Verfügung gestanden. Und wieso man jemand wie Christian Kahrmann verzweifelt jahrzehntelang durch die deutsche Filmlandschaft schleifen muss, bleibt eh ein Rätsel für mich.
Und doch, trotz all dieser Mankos, trotz all der Sprüche, die so überhaupt nicht zünden wollen und trotz der völlig plakativen Charaktere: "Bang Boom Bang" macht Spass! Er ist verdammt kurzweilig und unterhält wirklich gut. Es passiert hier halt immer etwas, der Film ist ständig auf Achse und man ist irgendwo geneigt, ihm viele seiner Unzulänglichkeiten zu verzeihen. Und seine guten Szenen hat er durchaus auch, sie stehen halt einfach einer vielzahl von brutalen Schenkelklopfern entgegen. Ein bißchen mehr Authenzität und etwas mehr urtypisches Ruhrgebiet, vorallem im Bezug auf die Charakterzeichnung...der Film hätte eine Bombe werden können. Aber ein paar Misfits T-Shirts bringen noch keine Realness, vorallem wenn man ständig das unsägliche Gedudel der H-Blockx anhören muss. Das wußte man schon 1999, dass die richtig Kacke sind.
Für mich dann wohl sowas wie eine guilty pleasure. Aber wieso schämen wenn etwas ziemlich Anspruchsloses doch auch Spass macht. Man hätte jedoch einfach soviel mehr daraus machen können.
Ein bißchen schimmert noch durch, warum alle Welt diesen Film liebte, warum er als große Hoffnung und sogar als etwas wie ein Neustart gehandelt wurde. Ein bißchen noch...aber im ganzen erscheint "Lola rennt" wie ein Relikt einer zwar noch relativ nahen, aber doch schon längst vergangenen Zeit. Prinzipiell nichts schlechtes, man ist sich auch bei jedem Billy Wilder bewusst, dass er nicht in der Jetzt-Zeit spielt. Aber ihr Inhalt ist darüber erhaben, ihr Stil ist meist Zeitlos und problemlos aufs Heute zu übertragen. Die kleine Geschichte von "Lola rennt" kann man natürlich auch mühelos aufs Jahr 2013 versetzen, die Machart des Films ist aber so sehr von den Trends der damaligen Zeit geprägt, dass er im Heute völlig fremd wirkt.
Man will vieles ausprobieren, hier dies, dort jenes. Splitscreens, Handkamers, Zeichentrick usw. usf. ... soviel, dass man auch mal genug davon hat. Man spürt den Enthusiasmus der Macher, will ihnen aber zurufen: Stop jetzt! Es ist genug! Diese Experimentierfreude hätte man wohl lieber auf 2 oder 3 Filme verteilt, nicht aber auf diesen einen projeziert. Er wirkt dadurch wie hektisches Stückwerk in seinen schlechtesten Momenten...zugegebenermaßen aber auch richtig gut in seinen besten. Bedenkt man aber, dass "Lola rennt" eigentlich nur 25 Minuten lang ist, dass aber halt 3 mal, dann ist der Film einfach zu vollgestopft. Sein Tempo ist anfürsich schon flott genug, da bräuchte es nicht noch mehr Reize.
Und findet man die Story beim ersten Mal noch ziemlich toll, beim zweiten mal ok, da beginnt sie beim dritten Mal doch zu nerven, weil man das Ende ja doch ahnen kann. Da beginnen all die Stilmittel, die man vorher irgendwo akzeptiert hat, weil man den Film ja eigentlich Grundsympathisch findet, plötzlich an richtig zu stören. Man mag dieses Techno-Gepumpe einfach nicht mehr hören, mag die Zeichentrick-Sequenz nimmer sehen, ja so richtig will man auch das Ende nicht mehr erwarten.
Das offensichtlich Gute kämpft in "Lola rennt" durchgehend gegen negative Aspekte und Stilmittel an. Nach dem 2. Durchgang wäre der Film von mir als völlig sehenswert von mir durchgewunken worden. Aber die letzen 25 Minuten erscheinen einem dann doch wie Zeitverschwendung und das ist beim Filmgucken doch schon ein Todesurteil. Bin mir da auch grad mit der Note nicht sicher, draufhauen oder doch das Positive mehr einbeziehen. Schade, aber toll....irgendwie.
Sehr feiner Episodenfilm von Jim Jarmusch, dem dieses Format wohl auch etwas entgegenkommt. Denn seine Langfilme lassen sich doch meist auf 1 oder 2 Sätze komprimieren, was mal zu hervorragenden Ergebnissen führt, aber auch mal gelangweilt daherkommt. Mit diesen kleinen, immer um die 25 Minuten langen Geschichten, umgeht er diese Problmatik von vornherein. Wobei Geschichten...Geschichten sind das eigentlich gar nicht. Ähnlich wie in "Coffee & Cigarettes" treffen hier verschiedene Charaktere aufeinander, sind gezwungen diese Taxifahrt miteinander zu verbringen und trennen sich dann auch wieder. Ein Augenzwinkern des Lebens, Nachts kurz nach Vier. Und obwohl es hier keine Handlung gibt, vergeht die Zeit wie im Flug. Auf eine sanfte Art fesselt "Night on Earth" und gibt einem ein völlig intimes Gefühl, als unsichtbarer Fahrgast der man hier ist. Allein auf die kleinen Pointen am Schluss hätte Jarmusch durchaus verzichten können. Die sind teilweise etwas zu klischeebeladen und am Ende doch auch unnötig. Aber ein keiner Streber bleibt Jarmusch auch in "Night on Earth".
LOS ANGELES - Die schwächste aller Episoden. Zu formelhaft und vorhersehbar, welche mir durch das Ende auch etwas madig gemacht wurde. Zudem nahm ich Winona Ryder diese seltsame Rolle zu keiner Sekunde ab. Aber das hätte ich wohl bei niemanden, denn diese Art von Frauenrolle kenne ich nur aus Filmen...in der Wirklichkeit hab ich so eine Frau selbst von weitem noch nie gesehen. Ganz Nett, ein paar schöne Dialoge, aber insgesamt ein recht unspektakulärer Einstieg. (6.0)
NEW YORK - Danach gleich ein Höhepunkt des Films. Giancarlo Esposito und Armin Müller-Stahl brillieren hier und haben sichtlich Freude am Spiel. Die beiden Spielen mit den Worten, überbieten sich immer wieder gegenseitig, geben dabei aber dem anderen genug Platz zum scheinen. Das ist einfach sehr sympathisch und geprägt von einem ruhigen, aber entlarvenden Humor. Sehr sehr schön. (8,5)
PARIS - Die Fahrt, die uns wohl am meisten über das Miteinander der Menschen belehren will und zugleich die, in der am meisten Gestritten wird. Es herrscht hier doch eine recht aggressive Stimmung, auch wenn das scheinbar gar keiner will. Leider bleiben die Figuren hier auch etwas blasser, so dass das NY-Feeling nicht erreicht werden kann. Die blinde Frau kann jedoch punkten durch ein paar boshafte Antworten, die nicht ganz unintelligent sind. Das Ende ist dann aber leider wiederum einfach unnötig. (7,5)
ROM - Roberto Benigni braucht 10 Sekunden um mich mal wieder völligst zu nerven. Diese Ein-Mann-Show, die er lustig findet, mich aber einfach nur anödet. Als sein Fahrgast einsteigen will und der ach so lustige Taxifahrer in diesem Moment immer wieder anfährt, entrutschte mir ein völlig entnervtes "Ach nöö". Und ich erwartete nichts Gutes mehr. Doch Potzblitz: Kurz darauf fängt Benigni an von seinen ersten sexuellen Erfahrungen zu erzählen und diese Episode wird noch richtig toll! Mit seinen völlig abstrusen und bescheuerten Geschichten bringt er seinen Fahrgast, einen Priester, an den Rande des für ihn erträglichen. Oder sogar etwas darüber hinaus. Ich muss zugeben: So wenig ich den Kerl mag....diese 15 Minuten waren Aberwitzig! (8.0)
HELSINKI - Matti Pellonpää! Ich mag den einfach! So unscheinbar, dass er schon wieder völlig außergewöhnlich ist. Inhaltlich merkt man, dass Jarmusch seinem Freund Kaurismäki die Ehre erweist, sprich: Hier gibt es nichts zu lachen. Schnee, Dunkelheit, betrunkene Männer und eine traurige Geschichte. Ich bin mir sicher, Kaurismäki wusste diese letzte Episode genauso zu schätzen wie ich. (9.0)
Schöner und sehr kurzweiliger Film mit einigen wirklich überragenden Momenten und ein paar Sprüchen, die mir sicherlich länger noch nachhängen werden.
Mit ziemlicher Sicherheit hätte ich von diesem Film ohne Moviepilot und meinen Freunden hier, nie auch nur etwas gehört. Aber andererseits weiß ich auch gar nicht, wie ich auf solch einen Film vor 10 Jahren reagiert hätte. Mit Unterhaltung hat "Krótki film o zabijaniu" nämlich nichts mehr zu tun. Er ist mit das unbehaglichste, was ich je gesehen habe, obwohl er eigentlich sehr ruhig ist. Er ist geprägt von einer surrealen, künstlichen Realität, deren Bild man aber doch zu kennen scheint. Die Art und Weise wie hier Warschau gezeigt wird, weckt Erinnerungen an Orte, wie sie in Albträumen immer wieder auftauchen. Bekannt, aber in Zeit und Ort nicht festzulegen. Und das Spiel mit Farben und Dunkelheit tun hier ihr übriges dazu.
Ohne es zu wohl vollends zu wollen, erzeugt "Krótki film o zabijaniu" bis zum ersten Mord eine Beklommenheit, welche man sonst nur aus Gruselfilmen kennt. Doch eigentlich ist hier gar nichts. Es gibt hier nur Tristesse, Langeweile, Häuser, Autos und Grau. Jedoch allein das Stilmittel die Ränder abzudunkeln, mal rundherum, mal nur links, rechts, oben oder unten, erzeugt eine undefinierbare Bedrohung. Ich hatte immer das Gefühl in diesen dunklen Ecken versteckt sich etwas. Die erdigen Farbfilter verleihen dem Film etwas unwirkliches, lassen ihn aber gleichzeitig echter erscheinen. Sie scheinen dem Bild einen emotionellen Aspekt hinzuzufügen, etwas sichtbar zu machen, dass man sonst bei optischen Eindrücken selbst hinzufügt. Das drückt einfach aufs Gemüt und hilft einem, diese Menschen hier nicht nur kognitiv einzuschätzen, sondern auch auf einer emotionellen Ebene.
Inhaltlich bleibt "Krótki film o zabijaniu" weitaus mehr distanziert. Krzysztof Kieślowski formuliert hier keine Anklage, er scheint seinem Publikum zu vertrauen. Er erklärt auch nicht, er zeigt nur. Zwei Morde die oberflächlich nicht unterschiedlicher sein könnten, sich im Kern dann aber doch frappierend ähneln. Kieślowski zeigt den Akt, zeigt welch seltsame Situation das Töten ist. Der Mord wird nicht als Symbol für irgendetwas benutzt, nicht als Ausbruch von Gefühlen. Er wird gezeigt als das, was er in diesem einen Moment ist: Körperliche Anstrengung um einen anderen Menschen tot zu machen. Eine geplante, fast schon handwerkliche Tätigkeit, bei der eben das Resultat in beiden Fällen nicht nachvollziehbar ist. Das sagt aber schon nicht mehr Kieślowski, dieser zeigt nur die Morde und lässt überlässt die inhaltliche Ausrichtung von "Krótki film o zabijaniu" dem Zuschauer. Er verteidigt keine Seite, verurteilt keine, hat aber natürlich ein Ziel im Hinterkopf. Und dieses zeigt er hervorragend auf: Letztendlich gibt es keinen Unterschied zwischen diesen Morden. Im Kern sind sie gleich. Und man mag da Rechtfertigungen suchen und finden, Motive positiv und negativ bewertet werden, mann nach einem Sinn des Ganzen suchen und es verteufeln, wenn jemand ohne Sinn handelt. Beidesmale ist es Mord. Beidesmale kaltblütig durchgeführt.
Kein Aufschrei gegen die Todesstrafe. Ein stiller Anstoss für Befürworter und Gegner dieser, sich und ihre Haltung mal zu Hinterfragen. Denn selbst die, die eine solche Strafe ablehnen, bekommen duch ""Krótki film o zabijaniu" keine einfache Bestätigung geliefert. Sie sind verpflichtet sich über das "Was dann?" Gedanken zu machen.
Optisch und inhaltlich absolut außergewöhnlich.
Ungemein kalt ist "Strange Circus" und ich bin ihm dafür recht dankbar. Könnte man Empathie für eine der Figuren aufbauen, man würde wohl mit in den Wahnsinn gezogen. Ich finde da gerade auch kein anderes Wort: "Strange Circus" ist über weite Strecken abartig. Abartig und anstrengend. Und ich weiß nicht ob er es überhaupt nötig hatte so in derbe in die Vollen zu gehen, ob er nicht wirkungsvoller gewesen wäre, hätte er hier und da etwas dezenter agiert. In "Strange Circus" gibt es nämlich durchaus Momente, die so heftig sind, dass man sie kaum noch Ernst nehmen kann, in denen der Film wie eine bitterböse Farce wirkt.
Dabei ist, wenn man mal alles Fleisch weg nimmt, der Kern von "Strange Circus" ein überraschend konventioneller. Die Story an sich ist gar nicht so sehr abgefahren, sie hat aber eben ziemliche Abscheulichkeiten zum Thema gewählt und wurde auf eine sehr explizite Weise inszeniert, welche tatsächlich immer wieder an die Herangehensweise eines Lynch erinnert. Dessen homogene Qualität erreicht Sono hier aber zu keinem Zeitpunkt und ich denke auch nicht das er das je im Sinn hatte. Lieber bedeckt er den Zuschauer aus einer Bilderflut, aus der man sich kaum befreien kann, weil es einem schwer fällt Schönes und Ekelhaftes zu trennen. Denn auch das ist "Strange Circus" wunderschön anzusehen und hervorragend musikalisch untermalt. Aber von Anfang an kann man dieser Schönheit nie trauen, wie in einem Albtraum versteckt sich das Abartige auch im schönsten Gesicht.
Das werden einige hassen, einige glorifizieren, für andere ist es wohl nur ein perverses Fick-Filmchen. Ich selbst weiß es gar nicht so genau, auch weil ich momentan gar nicht soviel in den Film reininterpretieren will. Dazu ist eine Sichtung wohl wirklich zuwenig. Eindruck hat er hinterlassen, es ist nur schwer zu sagen, wie dieser genau aussieht.