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Alle Kommentare von ElMagico
Wohl einer der bekanntesten Vertreter filmischer Verarbeitung der Nazi-Zeit aus Deutschland, welcher aber selten die absurde Radikalität der literatischen Vorlage erzeugt. Daducht ist der Film zwar einerseits um einiges leichter goutierbar als das Buch, zeigt sich aber auch etwas schwammiger als diese, einfach weil hier vieles versöhnlicher erscheint.
Oft wünschte man "Die Blechtrommel" würde inhaltlich und inszenatorisch ihren recht konservativen Weg etwas verlassen, die Vorlage gibt ja hierfür genug Stoff her. Andererseits könnte ich auch nicht genau sagen wie das hätte aussehen sollen, denn vielleicht hätte sich der Film damit auf zu dünnes Eis begeben, wäre er an seiner Aussergewöhnlichkeit dann gescheitert....und wäre im schlimmsten Falle unerträglich verworren. So hat es vielleicht seine Vorteile, dass Volker Schlöndorff diese Verfilmung recht bieder und handwerklich angegangen ist. Genug von der Faszination des Buches hat er ja immernoch in sich.
"Die Blechtrommel" wirkt zwar manchmal etwas sehr episodenhaft, hat durch den kleinen Oskar mehr als nur einen roten Faden aufzubieten. David Bennent als eben dieser, dominiert diesen Film, gibt jeder Szene ein zusätzliches Extra an Intensität und Tiefe. Wenn man hier die Kommentare etwas durchlies, sieht man wie sehr diese Figur die Geister scheidet. Ich selbst könnte mir sie nicht anders vorstellen. Schon alleine die Texte aus dem Off, eben mit Oskars kindlicher Stimme, geben diesem Film einen ganz eigenen Geschmack, transportieren einen Teil der Boshaftigkeit des Buches in den Film und scheinen oft als kleine Manifeste eines Jungen zu funktionieren, der kaum noch sprechen will. Dankbarerweise stellt Schlöndorff diesen Oskar aber nicht als Helden dar. Ein Kind das sich abwendet von den Erwachsenen und einer Welt die er nicht versteht, nicht verstehen will. Ein Kind das sich ein eigenes Universum aufbaut, in dem Erwachsene und auch Nazis nach seinen Regeln spielen müssen. Und um dies zu umszusetzen, tut er was Kinder besonders gut können: Krach schlagen. Oskars Entscheidung nicht mehr zu Wachsen, sich dieser ekelhaften Welt zu entziehen, wirkt aber immer sehr ambivalent. Sie ist mehr Abgrenzug zum Schutz des eigenen Ichs, eine Hilf zu besänftigung der Ängste des kleinen Jungen. Denn auch Oskar ist kein guter Mensch. Er ist böse, überheblich und allem ist er immer ziemlich hilflos. Seine Schreie, sein Trommeln sind oft wohl auch nur Tränen.
So gut "Die Blechtrommel" auch insgesamt besetzt ist, David Bennent liefert hier eine grossartige Leistung ab, sicherlich immer unterstützt von seiner Andersartigkeit. Vieles herum wirkt da nur wie Staffage. Aber vielleicht soll das auch so sein, denn was sind die Erwachsenen den anderes in Oskars Welt. Mitläufer, Lügner, Wendehälse. Menschen ohne den Mut zur eigenen Entscheidung, die sich immer wieder selbst entschuldigen. Menschen die sich nichts Gutem und nichts Bösen zuwenden, ohne die gegenüberliegende Tür für sich offen zu halten. Die nicht aus dem Herzen raus entscheiden, sondern nach dem, wie auch immer gearteten, Gewinn streben. Feiglinge und Leugner.
Wo im Buch aber doch so etwas wie eine direkte Anklage zu vernehmen ist, ist Schlöndorffs Film dann eben doch zurückhaltender. Vielleicht weil es nicht seine eigene Geschichte ist, vielleicht weil man nocheinmal 20 Jahre weiter entfernt vom Krieg war. Vielleicht war dieser Abstand ja aber wirklich ein Glücksfall, da er diesen handwerklich hervorragend inszenierten Film in ein etwas anderes Licht setzen konnte. Und dies funktioniert hier durchaus, da trotz ein paar Mäkeln "Die Blechtrommel" ein sehenswerters und wichtiges Stück deutschen Kinos ist.
Dann hätten wir den Nachmittag mal mit Wim Wenders verbracht. Der fast 5-Stündige Directors Cut ist aber leider nicht nur eine Geduldprobe fürs Sitzfleisch, denn fesseln kann der Film über seine sehr lange Spielzeit eigentlich kaum.
"Bis ans Ende der Welt" blieb mir immer zu Kühl, seine Figuren waren nie wirkliche Menschen, sondern Gehilfen um eine bestimmte Idee auf die Leinwand zu zaubern. Oder besser gesagt: Eine handvoll Ideen. Denn es laufen hier einige Handlungsstränge parallel, bzw. bricht sich die Erzähllinie und verläuft danach in ganz andere Richtungen. Und das ergibt häufiger Phasen der Ermüdung, Minuten in denen man einfach wenig Relevanz in dem sieht, was auf dem Bildschirm passiert. Da, wie erwähnt, die Charaktere nur wenig Identifikationpotential geben, gab es für mich dann auch Momente wo ich nur noch wenig Lust verspürte mir den Rest des Films anzusehen. Mir blieb, vorallem in den ersten beiden Teilen des Films, einfach zu viel Fremd. Da sprach nichts das Herz an, leider aber auch nichts den Kopf oder die Augen. Eine recht nette Idee, aber in der Umsetzung irgendwie zu bemüht, zu verklemmt und auch etwas altbacken. Und in meinen Augen dann doch einen Ticken zu lang.
Der letzte Teil des Films, welcher dann in Australien spielt, hebt letztlich aber doch etwas den Gesamteindruck. Der Film bewegt sich etwas weg vom künstlerischen Nichts hin zu einigen Zwischenmenschlichen Situationen, die auch für Aussenstehende greifbar sind, auch wenn sie nicht immer nachvollziehbar sind. Auch der Kernpunkt des Films, nämlich die Kraft der Bilder (wobei Wenders gar nicht so kraftvolle Bilder verwendet) und die Macht die diese ausüben können, besitzen hier erstmals Hand und Fuss.
Nach fast 5 Stunden zusammen mit diesem Film bin ich auch ob einer Wertung fast etwas ratlos. Natürlich kamen die Figuren einem in dieser Zeit näher, obwohl sie nicht sonderlich gut dargestellt sind. Und natürlich gab es sehr interessante Momente in dem Film, aber auch sehr träge und relativ bedeutungslose. Ich kann nicht sagen das "Bis ans Ende der Welt" ein schlechter Film ist. Ich kann aber auch nicht sagen das es ein guter ist. Er ist irgendwie anders...und selbst hier kann ich nicht genau sagen, ob ich dies negativ oder positiv empfinde.
Zugegeben: Ein bißchen blenden einen die wunderschönen Bilder des italienischen Südens. Eine schier unendliche Weite, herrliche Farben und das Gespür für die richtige Einstellung, lassen "Io non ho paura" zum Augenschmaus werden. Es gibt hier eigentlich keine Sekunde die optisch nicht weit über dem Durchschnitt ist. Sehr sehr schön.
Unweigerlich hinkt hier die Geschichte des Films etwas hinterher, doch auch sie hat ihre Reize, vorallem da man lange nicht weiss in welche Richtung sich die Story entwickeln wird. Was anfänglich fast schon Mysteryzüge besitzt, wird zu einer sanften Beschreibung einer sehr ungewöhnlichen Freundschaft, aber auch zur Milieustudie einer von der Außenwelt scheinbar vergessenen Bevölkerung. Und wo diese nach außen wahrnehmbare Freundschaft sich zu etwas Thrillerähnlichem entwickelt, dort entsteht aus der Milieustudie ein sanfte Geschichte darüber, wie ein Kind von seiner naiven, spielerischen Welt hinüber in ein sorgenvolles und kompliziertes Erwachsensein treten muss.
Das ist nicht neu und sicherlich auch nicht weltbewegend, es ist aber verdammt schön erzählt. Ein melancholischer Abgesang auf die Kindheit, die in der Armut eben oft nicht so lange währt und meist auch von vornherein so unbelastet und rein ist. Und wie Eingangs schon erwähnt: "Io non ho paura" wird durch seine Bilder von einem guten zu einem tollen Film, gerade weil es auch nicht verpasst wird die optische Schönheit ab und an mit ein paar surreal wirkenden Bilder zu kontrastieren. Hinzu kommen ein Haufen unverbrauchter Gesichter, denen man eine solche Geschichte besser abnehmen kann, als wenn hier zum xten Male Hollywoods 08/15-Gesichter den Platz einnehmen würden.
Letztendlich ist es das Gesamtpaket, das ""Io non ho paura" zu einem sehr sehenswerten Film werden lässt.
Zäumen wir mal das Pferd von hinten auf und beginnen mit dem Negativen: "Don't look now" schafft es nur beim ersten Mal einem sein Finale richtig ins Gesicht zu klatschen. Dummerweise vergisst man das dann nämlich einfach nie wieder. Und ja, ein bißchen der vordergründigen Spannung geht dadurch verloren.
Aber kommen wir doch auch gleich zum Positiven: Das ist völlig egal. Eigentlich ist es irgendwo fast hilfreich, da man sich dem Film so völlig hingeben kann und Rätseleien um ein mögliches Ende nicht mehr ablenken. Man kann sich gehen lassen in diesem Traum, bei dem man nie weiß ist er ein guter oder ist er ein schlechter. Was hier manche Langsamkeit nennen, bedeutet für mich im Falle "Don't look now" Thrill. Denn dieses gemächliche Tempo greift einen an, denn so gern man in diesem visuell herausragenden Film auch schwelgt, man möchte doch immer an das rettende Ufer der Klarheit.
Das ist kaum greifbarer poetischer Horror. Zärtliches Unwohlsein. Klar struktuiert und logisch, gleichzeitig aber verwirrend und so atmosphärisch, dass man nicht weiß was sich hinter dem Ganzen verbirgt. "Don't look now" vermittelt einem immer das Gefühl, all das ist unwirklich, als würde man Traumwandeln und doch fühlt es sich jederzeit echt an, scheint es wie pure Realität.
Eine ganz subjektive Wahrnehmung, die ich heute beim ansehen des Films hatte: Ich hatte heute irgendwie, vielleicht blödsinnig und vorallem schwer zu erklären, das Gefühl als würde man den ganzen Film aus der Perspektive eines bösen, unheilvollen Etwas sehen. Ich würde nicht sagen einer Person, sondern eher aus der Sicht eines dunklen Gefühls. Wie gesagt: Mein ganz persönlicher Eindruck von gerade eben.
Ein Film der den Bauch so seltsam Kitzeln lässt, diese Mischung aus Angst, Unwissen und Aufgeregtheit. Zum Glück ist dies nur ein Film. Denn im echten Leben mag ich dieses Gefühl gar nicht. Top!
Eines der wenigen Beispiele, bei dem erst eine spätere Neuinterpretation des Stoffes, diesen um einiges besser wiedergibt als das Original. Denn wenn man ehrlich ist: Kult hin, Klassiker her..."The Fly" ist im Original ein ziemlich überkandideltes Stück Kino, welches relativ wenig Horror bietet, dafür aber umso mehr oberflächliches Drama. Dabei verlässt sich der Film aber leider viel zu sehr auf seine Theatralik und dringt so gut wie gar nicht in die seelischen Tiefen der Protagonisten ein. Überhaupt wird sehr ambivalent mit der Situation umgegangen: Zwar Nährboden für all die gezeigte Verzweiflung, aber im direkten Umgang wird der Verwandlung des André Delambre wenig wirklich Aufmerksamkeit geschenkt. Das scheint völlig austauschbar und besonders die Reaktion seiner Frau auf sein Gebaren ist mit Naiv noch sehr freundlich umschrieben. So bleibt das, was den Film eigentlich ausmachen sollte, nur der Motor für ein uninteressantes Beziehungsdrama. Leider läuft dieser auch meist nur im Leerlauf, denn der Spannungsbogen verläuft nach 30 Minuten rapide nach unten und so etwas wie Grusel will erst gar nicht aufkommen.
Hinkt Meilenweit hinter Cronenbergs Version hinterher, da dieser zwar dem Äusseren eine extremere Gestalt gibt, seinen Fokus aber auf die inneren Konflikte einer solchen Situation setzt. Dies hier ist jedoch nicht mehr als ein leichtgewichtiges und durchschnittles Schauermärchen.
Ein Gruselklassiker der völlig zu unrecht etwas in Vergessenheit geraten ist. Denn mit "Mystery of the Wax Museum" ist Michael Curtiz ein überraschend flotter und frecher Genrebeitrag geglückt, der auch heutigen Sehgewohnheiten fast gänzlich Gerecht wird. Zwar verpasst es der Film dadurch ein bißchen mehr auf den psychologischen Aspekt seiner Geschichte einzugehen, kann aber durch seine rasante Kriminalgeschichte punkten. Einen Grossteil dieses positiven Eindrucks ist der Figur der Florence Dempsey zu verdanken: Selten in einem so alten Film, eine so selbstbewusste und eigenständige Frauenrolle gesehen und ihre Wortgefechte mit dem männlichen Geschlecht sind sicher die heimlichen Höhepunkte des Films. Ich mag solch Frau-Mann-Hin-und-Her ja meist nicht, aber hier fands selbst ich das recht amüsant.
Aber auch die Story an sich ist ansehnlich und ohne jegliche Längen inszeniert. Es ist halt schwer bei einer so bekannten Geschichte nocht grossartig Spannung zu empfinden, aber daraus kann man dem Film ja auch keinen Vorwurf machen. Er hat durchaus seine gruseligen Momente, ist für damalige Verhältnisse optisch wirklich gut umgesetzt und vermittelt einen Charme, denn man heutzutage eben nicht einfach so reproduzieren kann. Trotz THX, 3D und CGI.
Es kommen soviele grottenschlechte Horror-Filme heraus, leider werden dadurch kleine Schätze wie dieser oft übersehen. Dabei hat "Mystery of the Wax Museum" es wirklich verdient entdeckt zu werden, auch wenn er natürlich kein Meisterwerk ist. Ein Blick lohnt sich aber auf alle Fälle!
"Playtime" ist ein ganz schöner Brocken. Ich musste ihn mir tatsächlich 2 mal ansehen heute und denk immernoch nicht, dass ich alles gesehen, kapiert oder aufgenommen habe. Fast jegliche Leichtigkeit, die Tatis Filme vorher inne hatten, scheint sich hier im Detail verkrümelt zu haben. "Playtime" ist nämlich oft anstrengend, verwirrend und eine Herausforderung für die Sinne. Alles erscheint so seltsam und selbst Monsieur Hulot wirkt befremdlich in dieser noch fremderen Welt.
Farben, Formen, Sprachen, Stimmen, Häuser, Autos, mehr Stimmen, mehr Autos, Geräusche...alles macht Geräusche! Nein, "Playtime" funktioniert als reine Komödie nicht mehr. Das ist Kunst und in der Art seiner Ausführung Meilenweit von seinen Anfängen mit "Jour de fête" entfernt. Etwas hat es sogar den Anschein, dass Tatis Zuneigung zum Menschen hier und da bröckelt. "Playtime" hat schon eher etwas von einem Urteil, ist, vergleicht man ihn mit seinen Vorgängern, geradezu radikal. In dieser völlig eigenen Machart ist der Film aber eben auch eine Fundgrube an Ideen und Gedanken, an abstrusen und abstrakten Bildern...und wie oben erwähnt, ein wirklich anstrengendes Stück Kino, welches alle Sinne herausfordert.
Als würde man den Sims auf Autoplay zugucken, dabei furchtbar laut Freejazz hören, aber gleichzeitig versucht jemand einem einen Witz zu erzählen und nimmt dabei Füsse und Hände zur Hilfe. Das alles während die Wohnung von einigen betrunkenen und tanzenden Besuchern bevölkert ist. So wirkte "Playtime" auf mich. Das kann ein Höllenspaß sein, aber ich weiß auch: Das kann auch endlos nerven.
Befremdlich. Eigenständig. Hektische Poesie. "Playtime" hat meine Erwartungen niedergetrampelt und mich dabei geplättet. Respekt.
Da kann sich der Mensch Mühe geben wie er will, den Menschen wird er doch nie gänzlich kontrollieren. Und das Leben schon gar nicht.
Das zeigt uns das zweite kleine Abenteuer des Monsieur Hulot, welches dabei Begriffe wie Kritik oder Satire links liegen lässt. Was Jacques Tati hier macht, geht für mich nämlich schon einen Schritt weiter, fast würde ich es philosophisch nennen. Er zeigt auf, klagt aber niemals an. Er deutet auf Fehler, bietet aber keine Lösungen an. Denn ich denke, die gibt es für ihn gar nicht. Der Mensch steht immer im Mittelpunkt und er scheint es zu lieben, das eben dieser Mensch jegliche Berechnungen, Planungen und Visionen der Zukunft Ad Absurdum führen kann. Tati, und eben auch Hulot, mag den Menschen. Sympathisch oder unsympathisch, es scheint für ihn immer wieder ein Vergnügen zu sein, seine eigene Spezies dabei zu beobachten, wie sie versucht ihr Umfeld durch Regeln, Rituale und Zäune zu ordnen und zu organisieren versucht.
Durch das tolle Set-Design wird einem hier, noch mehr als bei "Les Vacances de Monsieur Hulot" deutlich die Diskrepanz zwischen menschlicher Natur und seinem Umgang mit dem täglichen Leben aufgezeigt. In dieser Überspitzen Welt wird versucht genau das auszuschalten, was eben dieser Welt immer wieder in die Quere kommt: der Zufall. Oder nennen wir es Trieb. Oder Unvermögen. Oder Lust. Oder Laune. Alles was eben nicht da war und plötzlich über uns kommt. Das was man mehr oder weniger oft unterdrückt. Unterdrücken muss. Kinder tun dies seltener. Hunde nie. Auch das sagt uns Tati.
"Men oncle" hat daneben aber auch wunderbare Blödeleien zu bieten, die einfach nur herrlich komisch sind, manchmal fast schon erschreckend kreativ und teilweise...ja teilweise sind diese unvergesslich. Die Szene, in der Hulot Nachts im Garten herumschleicht und das Apel Ehepaar durch ihre runden Fenster nach dem Rechten sehen...ich werde das nie mehr vergessen. Das ist Perfektion! Und verdammt lustig obendrein.
Tiefsinnig. Lustig. Wunderschön anzusehen. Toll.
Ha! Das Leben hält doch immer wieder Überraschungen bereit. Oder man macht sie sich selbst, wie ich bei "Les Vacances de Monsieur Hulot": Indem man aus flüchtigen Eindrücken eine Erwartungshaltung herausbildet wie ein Film wohl ist, bzw. wie er sich anfühlt...und dann ist der Film doch irgendwie anders.
Denn leichte, lockerflockige filmische Kost ist Jacques Tatis Zweitling nicht. Teilweise ist er sogar etwas anstrengend aufgrund seiner eigenwilligen Machart. Der Film bedarf oft einer hohen Konzentration, da man sonst Gefahr läuft etwas zu verpassen. Das ist nicht unähnlich der Situation, wenn viele Leute laut reden und man selbst nur ein Stimmengewirr hört und sich Anstrengen muss um sein Gegenüber zu verstehen.
Aber dieses Stilmittel macht ja Sinn in dieser kleinen Reflektion eines kurzen Sommerurlaubs. Ein Satzteil hier, ein anderer Satz dort. Gerne würde man sich in die Gespräche einhören, aber die Sätze kommen und gehen von allen Seiten. Und wenn die Schafe zum Essen fassen gerufen werden, dann ist das verbale und menschliche Kuddelmuddel perfekt. Dann immer sammelt sich die Herde...rangelt dabei, nähert sich an und beobachtet. Ihr Urlaub besteht aus ein bißchen Freilauf zwischen den Mahlzeiten. Und Jacques Tati beobachtet sie dabei.
So ist "Les Vacances de Monsieur Hulot" in erster Linie ein leise Beobachtung der Menschen in ihrer freien Zeit. Meist höchst amüsant, selten wertend. Tati überspitzt dabei, ausser bei seiner eigenen Figur Monsieur Hulot, selten, sondern setzt auf die Wiederholung. So scheinen die Menschen, will man ihr tun hier zusammenfassen, wirklich nur die Zeit zwischen den Nahrungsaufnahmen mit den immergleichen, oft ziemliche Sinnfreien Tätigkeiten totzuschlagen. Daraus spinnt Tati eine Abfolge von absurd komischen Situationen und amüsanten Blick auf das fast schon festgefahrene Verhalten der Menschen im Urlaub. Einen roten Faden gibt es in "Les Vacances de Monsieur Hulot" (fast) nicht. Er ist eine mehr oder weniger lose Aneinanderreihung solcher Situationen, eben als würde man selbst durch diesen kleinen Urlaubsort schlendern und hier und da kurz verweilen, um eine Situation zu beobachten.
Würde Tati nicht ab und an Szenen einbauen, in denen er sein Können als Meister des Slapsticks demonstriert....ja, dann könnte man ein bißchen fast schon von einem dokumentarischen Feeling sprechen. Das wäre aber eine schmunzelnde Dokumentation, die aber doch sehr viel Wahrheit beinhaltet. Auch heute noch, da der Mensch sich im Kern ja nur sehr langsam entwickelt.
Denn wirklich allerbesten Gag, zumindest für alle Bahnfahrer, bringt Tati aber schon in der ersten Sekunde des Films: Das Kauderwesch, welches durch die Boxen auf Bahnsteigen dröhnt ist so lustig....denn genau das verstehe ich auch immer wenn ich an einem Gleis stehe.
Ein Film mit Licht und Schatten. Denn mir persönlich ist Tatis erster Langfilm "Jour de fête" dann doch teilweise etwas zu harmlos und bieder. Diese Momentaufnahme einer kleinen Ortschaft war für mich doch eine Spur zu idyllisch, teilweise erinnerte mich das fast schon an alte deutsche oder österreichische Heimatfilme. Das ist zwar nicht ohne ein Augenzwinkern inszeniert, aber es fühlt sich doch recht belanglos an, wie hier die kleinen Macken, Liebeleien und Gewohnheiten der Dorfgemeinschaft dargestellt werden. Ein liebenswerter Haufen, der teils argwöhnisch, teils erfurchtsvoll in richtung grosse Stadt, bzw. weite Welt schaut. Diese Teile des Films sind ja ganz nett, aber irgendwo auch etwas Langweilig.
Richtig gut ist "Jour de fête" eigentlich nur, wenn Jacques Tati als Francois im Mittelpunkt steht. Glücklicherweise tut er dies nach 20 Minuten Spielzeit recht oft. Er bringt ein unvorhersehbares Chaos in das Ganze und brilliert durch eine ungeheurliche körperliche Präsenz. Francois der Briefträger reagiert auf neue Situationen nämlich zuerst immer körperlich...sei es mit dem Gesicht, den Händen oder den Beinen. Irgendwas zuckt dann immer. Insgesamt ist diese Figur aber eine tolle, zwar gar nicht so arg sympathisch, aber in seinem stoischen, bürokratischen Pflichtbewusstsein ist Francois schon ein ziemlich lustiges Kerlchen. Von allen etwas belächelt, aber auch von allen gemocht.
Die Hektik, die eben dieser Briefträger in dem Film bringt, tut dem Film nur gut. Solange sich die Geschichte sich an Francois' Versen heftet, passiert eigentlich ständig etwas und wenn er nur des Nächtens mit seinem Fahrrad kämpft. Blödsinnige Albernheiten wechseln sich ab mit zum schießen skurrilen Situationen, körperbetonter Slapstick folgt auf Tatis absurde Tanzkünste. Und was selbst den dümmsten Witz hier noch aufwertet: Das durchgehend ernste, aber auch etwas dümmliche Gehabe von Francois. Diese Mimik ist teilweise wirklich grandios!
Höhepunkt des Films ist dann Francois' abschließende Tour à l'américaine. Dies kennt man zu grossen Teilen aus dem Kurzfilm "L'ecole des facteurs", ist aber auch bei mehrmaligen Sehen ein Vergnügen. Allein als Francois in Gruppe Radrennfahrer stößt ist das einfach nur urkomisch. Diese letzten 20 Minuten sind wirklich richtig rasant und ein kleines Feuerwerk an lustigen Ideen.
Die eher langatmige Szenerie des Dorfes und des dort stattfindenden Schützenfest beeinträchtigen das Gesamtbild von "Jour de fête" aber doch etwas und er bleibt somit für mich ein zwar amüsanter, aber in seiner Gesamtheit nicht völlig überzeugender Film.
Etwas muss ich aber noch korrigieren: Die Szenen mit der Fliege waren auch toll. Selbst wenn Francois nicht zugegen war. Oder war es eine Biene?
Die erste Regiearbeit von Jacques Tati (zuvor hatte er lediglich 1935 bei dem Film "Gai dimanche" Co-Regie geführt), welche unverkennbar der direkte Vorläufer zu seinem kurz darauf folgenden "Jour de fête" war. Zwar ist der Briefträger hier noch namenlos, aber ansonsten ist dieser Film eigentlich "Jour de fête" in kurz und ohne Schützenfest.
So gut wie alle Gags in "L'école des facteurs" werden nämlich später auch in Tatis ersten Langfilm verwendet, sie sind hier eben oft nur zeitlich etwas kürzer angelegt. Nach einem kleinen, superlustigen Einführung, welche in der Schule für Briefträger spielt, startet Jacques Tati bepackt mit einer Tasche voller Briefen auf seine chaotische Tour. Dabei ist ist die Spieldauer von ca. 15 Minuten gleichbedeutend mit einer wirklich imposanten Gagdichte. Der Briefträger stürzt fast schon im Sekundentakt von einer witzigen Situation in die nächste und will ein Spass mal nicht so funktionieren, dann rettet Tatis kauziges Schauspiel doch meist die Szene.
Eine Viertelstunde vollgepackt mit skurrilen Momenten, Albernheiten und akrobatischen Slapstick, welche schon deutlich die Qualitätsmerkmale späterer Tati-Filme aufzuweisen hat.
Ein sehr früher Auftritt des hier noch relativ jungen Jaques Tati. Regie führte bei diesem Kurzfilm René Clément der seinen wohl grössten Erfolg 24 Jahre später mit der mittelprächtigen Highsmith-Verfilmung "Plein Soleil" hatte.
So weit war er aber 1936 noch lange nicht, denn wenn man ehrlich ist, dann ist "Soigne ton gauche" ein doch recht primitiver Ulk. Für die kurze Spielzeit geht das ok, aber mehr hätte es auch nicht sein müssen. Es mutet halt alles sehr holprig an, die Witze sind zumeist sehr harmlos und eine zündende Schlusspointe fehlt fast gänzlich.
Erwähnenswert ist jedoch der Briefträger in "Soigne ton gauche", da dieser wohl so etwas wie der Ur-Vorläufer des Francois aus Tati's "Jour de fête" ist.
Ansonsten bleibt wohl nur festzuhalten, dass Tati ein recht hübscher war in jungen Jahren und das sein Auftritt in diesem Kurzfilm zurecht nur eine Randnotiz innerhalb seines Œuvres ist.
Ach wie leicht könnte man "Les Choristes" in die Pfanne hauen. Ein rührseliger Feel-Good-Movie. Mit Kindern. Bedeutungsloses Unterhaltungskino. Ja...vielleicht. Wobei: Ist denn aus Prinzip nur die dunkle Seite des Lebens, der kontroverse Ansatz und das möglichst abgründige gleichzeitig auch das wahrhafteste, das einzig echte und ja, das anspruchsvollere? Manchmal hat man ja tatsächlich das Gefühl, es ist ein cineastischer Fehltritt, wenn man sich nach einem Film irgendwie gut fühlt, etwas traurig zwar, aber gut. Aber es ist doch eigentlich grossartig, dass ein Film dass zu schaffen vermag. Ich werde auch nicht gern angelogen von Filmen und mag es nicht leiden, wenn mir eine Welt gezeigt wird, die ich durchgehend anzweifle. Aber eine heile Welt suggerieren und so etwas wie Hoffnung zu vermitteln, sind für mich zwei völlig verschiedene paar Schuhe.
"Les Choristes" behauptet auch nie etwas anderes zu sein, als ein schönes Märchen. Weil der Film sich sichtlich bewusst ist, das er etwas zeigt, das eigentlich viel zu schön ist um Wahr zu sein. Aber eben auch nicht. Denn soviel kann ich sagen: Ich arbeite seit Jahren mit genau diesem Klientel und dieses ist hier verdammt gut dargestellt. Die positiven wie die negativen Seiten der Kinder, die Wünsche, Hoffnungen, Reaktionen auf Lob und Strafe...das passt alles so. Ich hab tatsächliche einzelne Kinder hier wiedererkannt. Natürlich sind hier die Grenzen zwischen Gut und Böse dramaturgisch verschärft. Prinzipiell gab es aber diese Methoden der Erziehung. Pädagogen haben im Laufe der Zeit schon viel schlimmere Ideen zur Erziehung von Kindern gehabt als die hier dargestellten. "Les Choristes" zeichnet weich, aber der Film betreibt keine Schönfärberei. Er zeigt einfach einen sehr schönen Lauf der Dinge, beleuchtet ein paar der positiven Schicksale und Momente, die aus so einer, ja von vornherein eher betrüblichen Situation heraus entstehen können. Und das tun sie ja wirklich. Genauso wie sie schlimme und traurige Dinge gebärt. Doch dies wird hier ja durch die Figur des Mondain angerissen.
Der Film berührte mich einfach auf eine sehr angenehme Art und Weise, ließ mich traurig sein und irgendwie happy zugleich. Seltsamerweise hatte ich auch ein paarmal den Gedanken, "Les Choristes" könnte auch von Tim Burton stammen. Dann würde wohl jeder sagen, dass er zu alter Stärke zurückgefunden hat. Was aber auch egal ist, weil ich denn Film einfach sehr mochte. Etwas fürs Herz.
"The Hotel New Hampshire" war eine meiner ersten DVDs die ich mir gekauft habe und grad rätsel ich, ob ich zuerst das Buch las oder diesen Film sah. Gerade kann ich auch nur schwer einschätzen, wie der Film wohl wirken mag, wenn man das Buch überhaupt nicht kennt, denn ich selbst musste bei der gestrigen Sichtung ständig Lücken, die der Film hinterlässt, mit den Erinnerungen an das Buch ausfüllen.
Würde man es positiv ausdrücken wollen, könnte ich sagen das "The Hotel New Hampshire" ein völlig rasanter und irrwitziger Film ist. Was so auch ja stimmt. Aber genauso wirkte er für mich zu sprunghaft, es werden Szenen der Geschichte in 20 Sekunden abgehandelt, um dann ohne fühlbaren Übergang in die nächste und ebenso kurze Szenerie zu switchen. Als hätte Regisseur Tony Richardson sich alle für ihn elementaren Szenen aus dem Buch notiert und diese dann alle hintereinander abgedreht. Dabei ging für mich aber soviel verloren. Es wird von Liebe gesprochen, von Lust, von Angst und von Hoffnung. Man spürt das aber nie, all diese Emotionen werden nicht aufgebaut, sondern einfach verbal in den Raum geworfen. Das eine Person eine andere liebt, bemerkt man in "The Hotel New Hampshire" immer erst dann, wenn sie es sagt. Und teilweise ist man darüber erstaunt, weil es der Film nicht schafft dies mit seinen Mitteln darzustellen. Prinzipiell blieben mir die Charaktere aber viel zu oberflächlich, aber Tiefe kann man in der Art wie Tony Richardson das Buch interpretiert wohl nicht erwarten.
Ich werte denn Film zwar sogar leicht auf, einfach weil er mir doch etwas leichter goutierbar erschien als das erste Mal, ein unbefriedigendes Erlebnis ist er aber immernoch für mich. Da wird zuviel gewollt in zu kurzer Zeit. Dann doch lieber zum Buch greifen.
Ein seltsamer Kauz von Film. Auf der ersten Blick erscheint er nicht sonderlich attraktiv, ja nicht einmal besonders interessant. Dann hat man 2 Stunden mit ihm verbracht in denen man sich erstaunlich geborgen gefühlt hat, ohne genau zu wissen warum. 2 Stunden in denen leise erzählt wurde. Geschichten voller amüsanter Begebenheiten, voller kleiner, aber berührender Anekdoten. Geschichten die anscheinend, wenn man an ihnen vorbeirauscht im alltäglichen Leben, uns nichts wichtiges oder grosses zu sagen haben. Doch wenn man so daliegt und immer weiter zuhört, dann versprühen sie soviel Wärme, dann sagen sie soviel über das Leben. Sie handeln nicht vom grossen Glück. Sie sprechen nicht einmal von der Liebe. Sie erzählen nur von dem kleinen Lächeln, das über jedes Gesicht dann und wann huscht und das so oft nicht gesehen wird. Und wenn der Film dann langsam sein Ende findet, dann will man ihn einfach nur an sich drücken und ganz fest herzen.
Nichts aufregendes...ganz und gar nicht. Aber so so wundervoll. Ein Film wie ein guter alter Soul Song. Eine kleine Melodie und eine recht simple Botschaft. Aber richtig umgesetzt geht es eben verdammt tief und sagt soviel mehr.
Und die 9 Punkte hat sich "Smoke" alleine durch die Szene verdient, in der Auggie seine Weihnachtsgeschichte erzählt....während die Kamera näher und näher und näher zoomt. Grosses Kino!
Schade, aber toll. Nein gelogen. Nur schade.
Ich könnte ja jetzt irgendwelche künstlichen Sympathien heraufbeschwören, weil "Antikörper" aus Deutschland ist und wir seit Jahren nach vernünftigen Genre-Beiträgen jenseits von Bully und Schweiger lechzen. Aber dann müsste ich gleich nochmal lügen, der Film ist nämlich einfach nicht gut. Statt kleiner, aber feiner Beitrag zum Serienmörder-Genre, will er lieber gleich der ganz grosse Wurf sein...und daran scheitert er dann halt doch kläglich.
Prinzipiell scheint die einzige Innovation des Films zu sein, dass eben alles in Deutschland spielt. Ansonsten gibt es hier nichts Neues, dass man nicht schon zigmal und meist deutlich besser gesehen hat. Und da hilft es auch wenig, wenn man augenzwinkernd dem offensichtlichem Vorbild in einem Dialog eine Hommage erweist, um diesen ansonsten nur schlecht zu kopieren. "Antikörper" geht zwar sicherlich oft andere Wege was seine Story betrifft, wichtige Schlüsselszenen und vorallem die Beziehungsgefüge erinnern einfach eklatant an "Silence of the lambs". Eben alles nur in viel schlechter. Man ist zwar bemüht dem Ganzen einen erdigeren Anstrich zu geben, dem Film soetwas wie Realitätsnähe zu verleihen, aber nur weil man Worte wie "Wichser" und "Ficken" wie Kamellen an Fasching verteilt, wirkt der Film noch lange nicht echt. Das klappt ja noch nicht einmal bei Bushido...und hier eben genausowenig. Im Gegenteil: Das ist dann in manchen Momenten schon richtig peinlich.
Mit dem Kernthema des Films, nämlich die Grenzen zwischen Gut und Böse, wird da nicht anders verfahren. Nich nur das diese Fragestellung viel zu omnipräsent ist, sie ist auch noch durch und durch Klischeebeladen. Da kommt der liebliche, christliche Dorf-Fuzzi doch in die böse böse grosse Stadt. Und was sieht er da? Nutten und Gesindel! Und selbst die normalsten Frauen in der grossen Stadt wollen sofort Sex. Und ich trau es mich gar nicht zu sagen...sogar in den Popo! Sodom! Mit solchen Erfahrungen sind Probleme in der thüringischen Provinz vorprogrammiert. Dort kennt man das ja alles nicht! Woher denn auch? Internet z.B. gibts da ja nicht! Da hilft nur Beten! Und das tut "Antikörper" reichlich. Der Film erschlägt einen mit einer christlichen Symbolik, die wahrscheinlich sogar den frömmsten Kirchgänger mit der Zeit nervt. In der dargestellten Quantität erschlägt das einen einfach nur und ist dadurch auch kaum noch ernstzunehmen. Als hätten die Macher des Films ständig in der Angst gelebt, dass der Zuschauer eventuell die eine oder andere Anspielung verpasst haben und als Konsequenz darauf den Holzhammer ausgepackt. Das war mir einfach zuviel des Guten und völlig kontraproduktiv.
Leider hört es da aber noch lang nicht mit den negativen Eindrücken auf...aber eigentlich sind nur die handwerklichen Aspekte bei "Antikörper" ordentlich....nicht immer sonderlich brillant, aber ordentlich. Alles andere, die Elemente eines Films die Hirn, Bauch und Seele ansprechen sollten, die gehen unter in einer zu grossen Ambition, welche scheitert, da für es für einen guten Film einfach zu sehr an brauchbaren Ideen, Eigenständigkeit und wohl auch an Erfahrung mangelte.
Kleine, fiese Geschichte, die mit bescheidenen Mitteln umgesetzt wurde, daraus aber einen wirklich spannenden und auch schön anzuschauenden Survival-Thriller zaubert. Zwar merkt man schon deutlich, dass die Idee zum grossartigen Mittelteil des Films zuerst da war und der Rest eben um diesen herum geschrieben wurde, aber sowohl Auftakt, als auch das Finale von "13 Tzameti" haben genug Eigenständigkeit um im Vergleich nicht allzu sehr abzufallen. Wobei ich den Beginn sowieso gar nicht als so lahm empfand, weil er doch sehr gekonnt mit dem Nichtwissen des Zuschauers spielt und er so gut wie konkreten Hinweise gibt, wohin das Ganze überhaupt gehen soll. Noch dazu kommt, dass "13 Tzameti" von Beginn an mit stilsicheren, kalten Bildkompositionen aufwarten kann, in welchen man eine ausgeprägte Vorlieber für die Gesichter der Protagonisten ausmachen kann, was im Laufe des Films eine noch wichtigere Rolle spielen soll als noch zu Beginn.
Der Hauptteil ist dann aber wirklich ultraspannender, bitterkalter und gleichzeitig völlig nüchternes Terror-Drama! Seltsame Wortkreation vielleicht, aber das kommt für mich dem was in "13 Tzameti" passiert noch am nähsten. Es werden menschliche Abgründe dargestellt, die einen so packen, weil alles doch noch nachvollziehbar ist. Mich würde es tatsächlich nicht wundern wenn es sowas gibt, bzw. schon gegeben hat. Man ergötzt sich an all den Gesichtern, die die Kamera einfängt, ob diese nun kalt, verzweifelt oder schon tod sind und merkt gar nicht, das man schon mittendrin unter den Zuschauern steht, wie man schon auf die nächste Runde des Spiels wartet.
Danach gleitet der Film dann langsam aus, schnellt ganz am Schluss nochmal nach oben, aber wenn ich ganz ehrlich bin: Das hätte es gar nicht mehr unbedingt gebraucht. "13 Tzameti" hatte da schon gewonnen und eigentlich weiss man zu diesem Zeitpunkt schon, dass der Film sich selbst nicht mehr übertreffen kann.
Intensiver, ruhiger, böser und stilvoller Film. Tipp!
Für mich geht der Film von der 7 nen halben Punkt nach oben, denn obwohl ich den Plot ja schon kannte, konnte "13 Tzameti" mich immernoch fesseln.
Feiner Horror-Thriller, dem ich so richtig eigentlich nur eine Sache vorwerfen kann: Hätte man die ersten 2 Minuten des Films einfach sein gelassen, "Invasion of the Body Snatchers" wäre noch ein ganzes Stück spannender gewesen! Wenn man 1 Stunde lang keine Antworten auf das Wer und Was gehabt hätte. Der Film ist aber auch so ein überraschend spannender, bei dem ich selbst keine Längen wahrgenommen hab, auch wenn man dies hier öfters liest. Er versucht sich halt noch an der alten Kunst ein Geschichte zu erzählen, die Hintergründe aufzuzeigen und der Entwicklung der Geschehnisse Zeit zu geben. Und was andere Langatmig nennen, reichte, in meiner Empfindung, dem Film nur zum Vorteil. "Invasion of the Body Snatchers" dreht langsam, aber ohne Rücksicht an der Spannungsschraube, macht einen innerlich verrückt weil man nach Informationen lechzt, welche der Film aber nur Stück für Stück an einen weiter gibt. Damit erzeugt er jenes Gefühl, wegen welchem wir Gruselfilme so lieben. Diese Mischung aus Ungeduld, Unwissenheit und Angst...das vermittelt "Invasion of the Body Snatchers" ganz hervorragend und benötigt dazu keinerlei Gimmicks oder Schockeffekte am Laufband. Selbst der Psychiater, dem man während des Films aufgrund seiner Ignoranz gern eine auf den Kopf hauen würde, passt am Schluss völlig ins Bild. Die Szenen mit ihm waren eine Qual. Eine tolle Qual, weil man innerlich wie ein Kind schreit: "Glaub ihnen doch! Vorsicht! Du irrst dich!". Dieses Art von Mietfiebern erzeugen neuere Filme leider nur noch ganz selten bei mir.
Aber auch sonst bewegt sich der Film deutlich über dem Durchschnitt. Die Welt um die Protagonisten ändert sich so dezent, aber doch spürbar, dass man die Verzweiflung der echten Menschen nachempfinden kann. Dabei leistet sich der Film immer wieder den kleinen Seitenhieb eben jene Veränderungen als völlig normale Entwicklung der heutigen Zeit zu erklären. Das tut er zwar etwas banal, but once again: Momente wo das Kind in einem schreit: "Nein! Das sind Monster!". Aber auch optisch sind die Szenen ansprechend, in denen gezeigt wird, dass die eigene Welt der Helden immer enger und fremder wird. Diese Bilder bieten auch immer wieder einiges an Interpetationspotential, da man solche Szenerien kennt. Dieses Gemisch aus Kälte und Wegsehen.
Effekte setzt "Invasion of the Body Snatchers" nur sehr zurückhaltend ein. Die wenigen die es gibt sind nie Effekthascherei, sie sind in diesen Momenten wirklich nötig und hervorragend eingearbeitet. Noch dazu sind sie wirklich ansehnlich, auch wenn man das nicht an heutige Standarts rankommt. Aber gerade die Szene als die Aliens Anfangs auf den Blättern "landen" fand ich ganz vorzüglich dargestellt. Sowas find ich tausendmal besser, als wenn mir irgendein seltsames Geschöpf als Alien verkauft werden soll.
Nein, da gibt es wenig zu meckern, da ja auch der Cast ein aussergewöhnlich guter ist, welcher durchgehend seine Rollen mit einer kleinen, aber nötigen Überspitzung spielt, aber dennoch vollkommen Glaubwürdig ist. Hinzu kommt eine ganz grandiose letzte Einstellung, die sich, und somit auch den Film, fest ins Hirn brennt. Toll!
Anscheinend hatte ich 1989 etwas besseres zu tun. Da war ich 16, wirklich sinnvolles hab damals wohl aber auch nicht getan. "Tremors" hab ich jedenfalls nicht geguckt und dies blieb lange so...bis gerade eben. Und mir fehlt spürbar die mit dem Film verbundene Nostalgie. Das fällt mir aber halt einfach mal 23 Jahre zu spät ein.
Ich tu mir wirklich schwer solch einem Film noch viel abzugewinnen. Das ist alles schon verdammt harmlos und mittelmäßig. Da fehlt einfach die Erinnerung, die den Film für etwas verklärt, mir ein Gefühl gibt, das "Tremors" allein nicht zu geben vermag. Von allem ein bißchen, aber nichts so richtig. Sprüche die nicht zünden, ein Menge Action die nach Videothek riecht und etwas grüner Glibber. Das rauscht so an einem vorbei, dass es noch nicht mal langweilt. Da fällt nichts aus dem Rahmen, weder negativ noch positiv...wie ein Knoppers: schmeckt nicht so richtig geil, ist aber trotzdem irgendwie was süßes. Man isst es, denkt dabei aber an ein Snickers.
Ich könnte jetzt was von Hommage an alte Monster-Filme schreiben...wie ironisch das alles ist. Allein, ich hab nichts davon gesehen oder gespürt. Vielleicht war es ja auch eine Hommage an "Dune"? Wer weiss....
Was ich weiss ist, dass "Tremors" einfach für mich völlig unspektakuläres Pausenfutter war, von dem ich nächste Woche wohl schon gar nichts mehr weiss. Weh getan hat er aber auch nicht. Wer also nicht so tolle Sprüche, mittelmässige Action und grünen Glibber mag und noch dazu 90 Minuten nichts zu tun: Das ist der Film! Nicht dass ihr euch in 23 Jahren ärgert, weil ihr ihn anno dazumal nicht geguckt habt!
Ähnlich wie bei "Waltz with Bashir" findet die Geschichte von "Persepolis" in einem Rahmen statt, der für viele sehr emotional und ideologisch belastet ist. Aber wie auch im genannten israelischen Animationsfilm, sollte man sich auch hier immer Gewahr sein, dass dies in erster Linie die persönlichen Erfahrungen, Empfindungen und Erinnerungen eines Menschen sind. In diesem Falle teilweise sogar die eines Kindes. Somit kann ich die negativen Töne, die es auch hier nachzulesen gibt, überhaupt nicht nachvollziehen, vorallem weil ich in dem Film keine Verunglimpfung des Islam erkennen kann, ja noch nicht einmal wirkliche Kritik. Es wird ein (bzw. zwei) Regime dargestellt, welches den Lebensweg der Marjane tagtäglich kreuzt, sie einschüchtert, ihr verbietet, sie demütigt und ihr Menschen nimmt. Für mich ist es da auch erstmal Zweitrangig welche Farben sich dieses Regime auf seine Flaggen malt, welche Ideologie oder Religion sie sich zu eigenen machen und für ihre Zwecke missbrauchen. "Persepolis" ist ein Lebensweg und für seine Spielzeit von 90 Minuten ist er überraschend echt und umfassend. Denn all die Interessen, die Sehnsüchte und Verlockungen, die die junge Marjane empfindet, wir kennen sie genauso auch. Wir haben sie gelebt, sie musste sie kämpfen. Umso erfreulicher ist es, dass Marjane Satrapi uns hier kein Betroffenheit erschleichendes Drama serviert, sonder eine Comig-of-Age-Geschichte mit allem was halt dazu gehört. Man sitzt eben nicht 20 Jahre lang da und denkt über die politische Lage der Nation nach, man sucht die Schlupflöcher und hat Spass. Man kann selbst aber schwer nachempfinden, wie es sich anfühlt, wenn man dabei stets ein unsichtbares Gewehr an seinem Kopf hat. Und trotzdem fühlt sich alles so echt, so nachvollziehbar an. Ein ganz normales Mädchen, das sich mit einer ungeheuer bescheuerten Welt arrangieren muss. Und das Dank ihres Umfelds auch relativ normal bleibt.
Und "Persepolis" findet auch immer wieder die schönen Seiten der Geschichte. Der Film ist, ähnlich wie Marjane ein Stehaufmännchen. Er zeigt die unmenschlichen Verhältnisse in denen viele Menschen dort Leben, er zeigt aber auch die Solidarität, die enge Verbundenheit und Liebe zu- und untereinander. Er zeigt was wirklich Heimat ist...etwas was auch solch ein Regime eben nicht gänzlich zerstören kann. Denn genauso wie "Persepolis" die Lebensumstände im Iran kritisch beäugt, genauso wird die westliche Welt nicht als das gelobte Land dargestellt. Denn Marjanes Herz wird erst hier wirklich angegriffen.
Ein sehr ehrlicher Film, weil er eben die vielen verschiedenen Seiten einer solchen Jugend beleuchtet. Und ein bißchen ist das, als ob man zu den Menschen geht, in einem Land von dem man vorher nur Klischeebeladenes Wissen hatte. Man merkt dann einfach das die Unterschiede meist total geringfügig sind. Die Wünsche und Ziele decken sich, nur die Umstände sind oft völlig andere. Und somit ist "Persepolis" ein Film der zwar die religiöse/politische Führung des Irans in das ihm wohl gebührende negative Licht stellt, einfach indem er ein gar nicht so aussergewöhnliches Leben in diesem Land darstellt. Andererseits macht er Werbung für dieses Land. Ein schönes Land, mit warmherzigen und intelligenten Menschen. Aber nicht nur in diesem Punkt ist "Persepolis" ein tatsächlich lehrreicher Film. Durch seine Zugänglichkeit, seinen Humor, ja seinen Spass, lässt er seltsamerweise einen das schreckliche besser verstehen.
Aber das wäre alles nur halbsoviel wert, würde nicht auch die Verpackung ansprechend sein. Glücklicherweise ist sie das. Ich fand die Animationen zwar nicht so zwingend wie bei "Waltz with Bashir", aber sie haben ein schönes eigenes Feeling, dass Anfangs etwas rudimentär wirkt, dann aber fast schon ein wenig den Charme alter Stummfilme besitzt. Und ich mag ja so Schnörksel ewig gerne...und "Persepolis" hat Schnörksel :)
Ein Film der tief geht aufgrund seiner Einfachheit, der an einem rüttelt, weil er das Schöne nicht vergisst und der einen Verstehen lässt, weil es echte Menschen sind die er zeigt und nicht nur gezeichnete.
Es gibt einige Aspekte bei "Waltz with Bashir" die mich ziemlich beeindrucken und ihn insgesamt zu einer herausragenden Dokumentation werden lassen. Aufgrund seiner Stilistik hat man aber selten das Gefühl überhaupt eine Dokumentation zu sehen.
Auch wenn es einem bei einer solch ernsthaften Thematik schwer über die Lippen kommen will: "Waltz with Bashir" ist ein wunderschön anzusehender Film. Teilweise sind die Bilder poetisch, verleihen den dargestellten Grausamkeiten eine gewisse Mystik, ohne sie jemals zu verklären. Ali Folman umgeht nicht die Schrecken des Krieges zu zeigen, er fügt ihnen aber auch nichts unnötig hinzu um einen Effekt beim Zuschauer zu erreichen. Genau dies hat "Waltz with Bashir" nämlich nie nötig. Er schlachtet seine Bilder nie aus, sie sind nie Mittel um das Gesprochene wahrhaft erscheinen zu lassen. Vielmehr scheinen es visualisierte Gedanken zu sein, die eben nicht immer Grau sind, sondern die im Laufe der Zeit ihren farblichen Anstrich durch die Macht der Vergangenheit bekommen hat. Wie dieses Kitzeln im Bauch, das man hat wenn man an etwas schönes denkt, aber genauso wenn die Gedanken auf etwas schlimmes, angstbeladenes stossen. Und so fühlen sich die Bilder des Films für mich an: Schön und doch oft auch sehr unheilvoll.
Hinzu kommt, dass "Waltz with Bashir" auf seine ihm eigene Art spannend ist. Er vermag es einen zu fesseln und ich will fast sagen: Er unterhält! Auch wenn das im Kontext des Films unangebracht klingt. Aber tut dies und schafft es gleichzeitig ein relativ realistisches Bild zu vermitteln. Denn wie schon bei der Visualisierung des Films, bleibt Folman auch inhaltlich relativ nahe an der Wahrheit die er in diesem Krieg erlebte. Man hat nie das Gefühl mit halbgaren Fakten gefüttert oder manipuliert zu werden, allein schon weil dies eben kein Film über das Grosse ist, sondern ein sehr persönlicher Blick auf die Dinge die geschahen. "Waltz with Bashir" ist keine Antwort, ist nicht das fertige Puzzle....aber es ist eines der Teilchen, die man einfügt und dadurch das Bild etwas klarer sieht.
Was mich zu dem einen Punkt bringt, den ich eigentlich am als beeindruckendsten an diesem Film empfinde: Den Punkt den der Film an sich (bwz. Ari Folman) einnimmt. Er tut das, was ganz wenige Filme seiner Art schaffen: Er kehrt vor der eigenen Tür. Und hiermit ist nicht die israelische gemeint, sonder die ganz eigene persönliche. Was hab ich getan? Was hab ich nicht getan? Was hätte ich tun können? Und welche Schuld trage ich nun? Und er trifft bei der Suche nach seinen Antworten einen Ton, der mir einfach verdammt viel Respekt abverlangt. Es wird niemand verurteilt. Kein Soldat, kein Moslem, kein Maronit und auch kein Ari Folman. In "Waltz with Bashir" scheinen alle Beteiligten gleich zu sein, es wird niemand in kategorisiert. Es gibt keine annähernd klares Gut oder Böse. Das Opfer von gestern ist der Täter von heute. Folmans Blickwinkel erscheint sehr objektiv, auch weil er das Licht ja doch sehr auf sein damaliges Tun richtet. Und auch hier fühlt sich fast alles so wahrhaft an. Er entschuldigt nichts von dem was er getan hat (oder einer der Interviewpartner), er verzichtet aber auch völlig darauf sich selbst moralisch völlig zu degradieren. Und trotzdem spürt man eine gewisse Demut bei ihm.
Ich merk grad wie schwer es sowas zu erklären. "Waltz with Bashir" springt einen nie an, man denkt nie so richtig: Oh wie schlimm das alles ist. Er zeichnet langsam an einem Bild, welches einem am Ende gedankenvoll zurücklässt. Dabei bleibt es immer nur ein ganz persönliches Bild...und glücklicherweise behauptet "Waltz with Bashir" nie etwas anderes.
"Waltz with Bashir" spricht alle Sinne an....und erreicht sie auch alle.
Hat definitiv mehr verdient als die 8 Punkte, mit denen er bei mir bisher zu Buche stand.
Ein erwachsener Animationsfilm, der optisch so etwas wie ein Upgrade des Film Noir darstellen könnte. Aber auch sonst weist er einige Merkmale dieses Genres auf, wie den wortkargen, sehr männlichen Helden, das extrem düstere Setting und auch ein Betthäschen fehlt nicht.
Leider ist es aber zum größten Teil wirklich nur das visuelle, das hier punkten kann. Die Bilder sind sehr stark kontrastiert, eigentlich gibt es nur Schwarz und Weiß, nur ganz selten gibt es ein paar Grautöne zu bewundern. Unweigerlich erinnert das an die Sin City Comics, gerade weil auch die Charaktere optisch nicht zu filigran entworfen sind. Und wie in den Sin City Comics wird in "Renaissance" exzessiv mit Licht und Schatten gespielt, was einerseits wirklich imponierende Bilder hervorbringt, einen andererseits oft nicht die Personen erkennen lässt. Der positive Aspekt überwiegt hier aber deutlich, vorallem die Großaufnahmen der Stadt sind mir richtig ins Auge gestochen. Insgesamt ein interessanter Ansatz, der sehr stilvoll wirkt. Man wünscht sich jedoch manchmal, dass das alles etwas weniger nach Computer aussehen würde. Ansonsten: Optisch wirklich mal was anderes.
Trotzdem punkte ich den Film von der 6 auf die 5.5 herunter. Wahrscheinlich weil ich schon wusste, was meine Augen erwartete, richtete sich meine Aufmerksamkeit mehr auf die Story von "Renaissance". Und die ist leider nicht annähernd so innovativ wie die visuelle Umsetzung. Eine futuristische Welt, in der nur noch Schönheit, Jugendlichkeit und Agilität zählt. Ein Großkonzern, der eben dies an die Menschen verkauft, der allzuviel Macht hat und hinter der endgültigen Lösung des Älterwerdens her ist. Dem Tod ein Schnippchen schlagen. Aber das darf natürlich nicht sein.
Das kennt man schon, hat es schon oft gesehen und "Renaissance" kann dieser Thematik auch genau nichts hinzufügen. Eher bedient sich der Film bei Filmen, die dieses oder ähnliche Felder schon beackert haben. Es ist wirklich dies Art von futuristischen Thriller, die man als Realverfilmung schon hunderte male gesehen hat. Und würde eben "Renaissance" ein solcher sein, würde kein Hahn nach ihm krähen.
So fahren hier Look und Umsetzung hauptsächlich die Punkte ein, denn die Story ist kaum mehr als 2 Zähler wert.
Vielleicht hab ich da ja etwas verpasst während des Films. Eine Durchschnittsbewertung nahe an der 8 spricht ja nicht dafür, dass nur einzelne Personen "Waking Life" toll finden. Ich kann das aber in keinster Weise nachvollziehen, auch mit einem Tag Abstand bleibt das tolle an dem Film für mich verborgen.
Ich habe "Sophie's Welt" niemals gesehen oder gelesen, stell mir das aber irgendwie so vor wie "Waking Life". Nur das eben ersterer für Kinder ist und "Waking Life" für das jugendliche Klientel. Ein bunter Reigen an Philosophien, vermeintlichen Antworten auf die Fragen nach dem Leben und dem Tod, aber eben auch völlige Hirngespinste, für die meist nur Menschen auf der Suche nach etwas empfänglich sind. Oder Menschen die high sind. Von allem ist etwas dabei, mal dies angeschnitten, mal ein wenig davon, aber was meist fehlt ist ein wirklich ernsthafter Umgang mit der Materie. Und ich hab da schon schwer daran zu schlucken, wenn man Sartres Existentialismus (diesen aber auch nur in einem minimalen Abriss) gleichwertig neben Ideen/Gedanken stellt, die es nie Wert waren zur Theorie ausgebaut zu werden. Dann könnte ich auch Hubbards Scientology Lehren ernst nehmen...welche neben manchen Gedankengängen die hier vorgebracht werden dürfen nicht sonderlich auffallen würden.
Es ist ja nicht alles schlecht was hier gesprochen wird...bei weitem nicht. Aber mir sagt der Umgang damit einfach nicht zu. Und letztendlich sind, setzt man Sartres Ansichten für sich um, mindestens 50% der darauffolgenden Wörter völlig belanglos und unnütz. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Macher irgendjemand etwas näher bringen wollten oder jemanden zum Nachdenken anregen...ich hatte oft eher den Eindruck "Waking Life" will ein möglichst krasses und abgefahrenes Bild abgeben. Eindruck schinden...egal ob der Zuschauer kapiert was da gesagt wird.
Optisch, nun gut, schon interessant, aber tatsächlich nichts Weltbewegendes. Verschiedene Künstler durften halt über die realen Filmaufnahmen ihre Interpretation der Bilder legen. Der Reiz dieser Methode verfliegt aber nach 30 Minuten, da es die Bilder nicht vermögen allein ob ihrer Wirkung zu bestehen. Und vom inhaltlichen bekommen sie halt relativ wenig Unterstützung, so dass das Gesamtpaket spätestens ab der Mitte des Films uninteressant wird.
Hab "Withnail & I" gestern zum dritten oder vierten mal gesehen und muss sagen: Obwohl hier gar nicht soviel passiert, einige diesen Film wahrscheinlich als langweilig empfinden, mich nimmt er doch jedesmal mit auf diese kleine Reise. Withnail und Marwood sind noch nicht einmal sonderlich sympathische Charaktere, aber sie sind in all ihren verschieden Räuschen echt, witzig und behalten in all ihrem Chaos doch so etwas wie Würde. Aber auch ihre wenigen Freunde sind allesamt Originale...irgendwo doch ziemlich intelligent, aber völlig durch den Wind.
Und wie oben erwähnt, es passiert hier nicht wirklich viel. Die beiden Chaoten unternehmen einen Wochenendausflug auf des Onkels Landhaus, ohne bewusst zu wissen, dass sie sich auch ein bißchen Abschied feiern. Denn tief drinnen ist ihnen Klar, wenn sie in die böse Stadt London (welche sie ständig verleugnen) zurückkommen, müssen sie ihre Lebensweise ändern...oder eben untergehen. Und so ist dieses Wochenende auch ein kleines Bye-Bye an die sogenannten "verrückten Jahre" und im Gesamtkontext fast schon ein Abgesang auf die Hippie-Ära.
Dabei wird "Withnail & I" aber nie wehmütig oder melancholisch. Wie auch...seine Protagonisten sie so gut wie durchgängig betrunken oder auf Drogen. Besonders Withnail ist ein sehr von sich überzeugter, hochkomplexer Charakter, der es mit Reue und Einsicht nicht sonderlich hat. Die Welt müsste ihm zu Füssen liegen...sie hat es nur noch nicht verstanden. Und er ist es auch, der diesen durch und durch englischen Film alleine tragen könnte. Er feuert verbale Attacken auf alles und jeden ab, aus einer ziemlich überheblichen Haltung heraus und trotzdem mag man ihn. Denn was er sagt ist so durchtränkt von Intelligenz, Sarkasmus und Geringschätzung für den Menschen, dass es eine helle Freude ist ihm zuzuhören. Wirklich grossartig und furchtbar lustig...da er in all seinem Übermut doch nur ein völlig egoistischer Feigling ist.
Doch auch all die anderen wissen mit ihren Sprüchen, ihren Anekdoten und ihren Theorien über die Menschen, das Leben und Drogen völlig zu unterhalten. Hier sitzt kaum ein Satz nicht perfekt, so gut wie alle gesprochenen Sätze würden eine hervorragende Zitaten-Sammlung abgeben.
Extrem Dialoglastige Komödie, die extrem unterhaltend ist. Hier kann ich mal den Kult-Charakter ohne Probleme nachvollziehen. Wärmstens empfohlen!
Das hat aber einige Momente gedauert bis ich hier Josef Hader erkannt hab. Und eine andere Erkenntnis gab es obendrein: Ich verstehe Englisch besser als die Sprache unserer südlichen Nachbarn. Da muss man aber ganz ganz genau hinhören.
Josef Haders Humor ist ja prinzipiell kein sonderlich fröhlicher. Wenn es zu lustig wird, wirft er meist mit den unschönen Wahrheiten des Lebens um sich. Mit diesen kleinen, fiesen und oft auch traurigen Dingen die jeder kennt, über die man aber nicht spricht. Trotzdem hätte ich einen Film wie "Indien" nicht erwartet, auch wenn er immer typisch Hader bleibt. Dieser markante Stimmungsschnitt in der Mitte des Films hat mich doch sehr überrascht, vorallem da ich mich mit der Story des Films vorher nicht weiter befasst habe. Und so erlebte ich hier einen Film mit zwei Gesichtern, die sich aber letztendlich doch recht ähnlich sind. In der ersten Hälfte hält derber, entmaskierender Humor den Raum besetzt, während die Tragik nur ab und an durch einen Türspalt hereinluken darf. In der zweiten Hälfte hat aber sie die Oberhand, während der Humor hinter der Tür steht und nur noch als entferntes Rufen wahrnehmbar ist.
Dabei ist sicherlich der erste, der heitere Teil der stärkere Part des Films. Wobei heiter hier das falsche Wort ist...nur mag mir grad kein passenderes einfallen. Wie ein total biederes "Fear and loathing in Las Vegas" ohne jeglichen Glanz. Das hat nur ganz tief etwas schönes an sich, wie diese beiden Verlierer auf ihrer Dienstreise miteinander agieren. So amüsant sie auch manchmal sind, so abstossend sind sie auch beide...gleichzeitig aber auch furchtbar bemitleidenswert. Da lacht man auch schon einmal, weil man nicht weiss, was man sonst tun soll. Beider Leben ist auf ganz dünnem Eis gebaut und man spürt, dass es jederzeit möglich ist, dass einer der beiden völlig ausrastet. Dies ergibt einige absurde und komische Gespräche und Situationen, genauso aber auch ein paar sehr niederdrückende Momente.
Der Fortlauf der Geschichte im Krankenhaus wirkt da im Nachhinein fast luftiger, auch wenn die schwarzen Wolken immer präsent sind. Es wird relativ zart mit dem nahenden Schicksal umgegangen, Regisseur versucht einem nicht mit Trauer zu erdrücken. Er beschreibt ein total seltsame Freundschaft, die nur durch eine auswegslose Situation überhaupt möglich wurde. Und auch wenn beide nie ihre Masken des bürgerlichen Lebens ablegen, so können sie in dieser endgültigen Situation ab und zu freier agieren. Liebevoller. Ehrlicher. Lebendiger. Die Alltagsprobleme treten in den Hintergrund, der Humor wir harmloser, doch trotzdem: Alles ist irgendwie dunkelgrau. Kaum Sonne. Kein Happy End. Aber ein versöhnliches. Ein lächelndes.
"Indien" ist keine Spasskanone, aber auch kein depremierendes Stück Film und dadurch oft ganz schön nahe am Leben. Mich hat das immer ein bißchen an die Werke Kaurismäkis erinnert...und "Indien" kann sich mit dessen Filmen durchaus messen.