EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    EudoraFletcher68 11.01.2018, 07:04 Geändert 20.01.2023, 13:39

    Das ist also die bislang teuerste Netflix Serie.... Über die Entstehung des Hip-Hop. Hmm.....
    Das Setting ist toll, New York der 70er oder 80er. Beim Anschauen habe ich mich spontan gefragt woher Luhrmann wohl diese morbiden Aufnahmen von New York hat? Ich habe es nicht herausgefunden.

    Die Sprache und Dialoge funktionieren für mich nicht mal gut in der OV, da sie für meinen Geschmack extrem übertrieben und unntatürlich sind. Da jagt ein cooler Spruch den nächsten..

    Insgesamt finde ich besonders den 90 minütigen Piloten völlig überfrachtet, auch die Charaktere. Es sind die absoluten Klischees, schrecklich. Jimmy Smits (SOA) und Giancarlo Esposito (BREAKING BAD) reißen es auch nicht raus. Im Gegenteil, Jimmy Smits spielt einen überzeichneten Latino. Wenn ich ihn nicht von SOA kennen und schätzen würde, wurde ich ihn für völlig unbegabt halten.

    Irgendwie kommt mir das Ganze vor wie eine Mischung aus einer schlechten Kopie eines Potpourie aus Tarantino, Silvester Stallone (Rambo), Jim Jarmusch, FAME und ähnlichen Musikfilmen der 80er, die Liebesgeschichte kennt man aus WEST SIDE STORY, die Aufnahmen der Abbruchhäuser New Yorks erinnerten mich an PERMANENT VACATION von Jim Jarmusch.

    Dann - und das ist am schlimmsten- gibt es extrem aufdringliches Product Placement von roten Puma-Turnschuhen. In diesen Momenten kam mir THE GET DOWN wie ein einziger langer Werbefilm vor. Der Turnschuhheld Shaolin Fantastic wird dann auch noch mit Slow Motion und der entsprechenden Musik zu einer Art Ghetto-Superkämpfer hochstilisiert, der sich mit einer Hand an einem Hochhausdach festhalten kann. Das ist einfach nur peinlich! Auch kommt es mir so vor, dass die Macher hemmungslos und plump aus anderen Filmen geklaut haben.

    ZB. züchtet Shaolin Fantastic Tauben auf dem Dach - da fiel mir sofort GHOST DOG (Jim Jarmusch) ein. Ich sehe dann halt eben doch lieber die Originale.

    Das Tempo ist mir viel zu hoch, und ich kann durchaus mit schnellen Filmen/Serien.
    Ich habe gelesen, dass die Darstellung der Musik historisch nicht korrekt ist, das kann ich nicht beurteilen, da ich mich mit der Geschichte des Hip Hop nicht genug auskenne. Aber wenn es so ist, entfiele der letzte Grund, sich die Serie anzusehen.
    Die, wie ich fand recht gute Rezension unter tvisttot.com, bezeichnet den Piloten als einen „ästhetischen Overkill“ - so habe ich das auch empfunden.
    Der Pilot ist so schlecht, dass ich eigentlich schon nicht mehr weiter schauen wollte, aber da ich gelesen hatte, dass es danach besser wird, habe ich der Serie noch eine Chance gegeben. Leider kann ich auch am Ende der 1. Staffel keine wesentliche Verbesserung erkennen.

    Fazit: Wenn man weder Ahnung von noch Interesse an den Originalen oder Basics der Filmgeschichte hat, kann man sich THE GET DOWN gut anschauen.

    Wenn man aber die Originale kennt und schätzt, wird man dem Eindruck des künstlichen und der (schlechten) Kopie einfach nicht los und wird sich am Ende doch lieber noch einmal PERMANENT VACATION, der mit einem Budget von $ 12.000 gedreht wurde, ansehen, auch wenn der nicht gefällig und eher sperrig daher kommt - dafür hat man aber ein authentisches Erlebnis und keine Aneinanderreihung von Klischees.

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    • 0 .5

      Horror ist nicht mehr mein Genre, das habe ich von 15-25 hinter mich gebracht aber ab und an schaue ich nochmal rein und die Netflix-Serie „The mist“ hatte mich interessiert, da Netflix ja auch ziemlich gute Serien wie „Orange is the new black“ produziert und ich früher Stephen King gelesen hatte. Kurz gesagt geht es um eine Kleinstadt in Maine (wie immer, King muss Maine echt hassen, dass er alles Schreckliche dort stattfinden lässt), in der ein Nebel auftaucht und dann passieren schlimme Dinge.
      Im Piloten werden die verschiedenen Protagonisten eingeführt.

      Ab hier kommen evtl. ein paar kleinere Spoiler, aber nur für Leute, die ernsthaft gar nichts von den ersten Folgen wissen wollen.
      Ein Soldat der mit Amnesie im Wald aufwacht, eine Familie mit einer 17jährigen Tochter, ihr Schwarm ein Footballspieler und Sohn des örtlichen Polizeiobersten, das obligatorische Polizeirevier, der sexuell orientierungslose Kumpel des Mädchens (der sich mit Kajal schminkt, na sowas, das hat´s ja noch nie gegeben!!), etc. Die Schauspieler sind mir alle unbekannt und ich finde, dass sie ziemlich unbegabt sind (Overacting und unpassend zu dem, was gerade los ist). Aber was ich noch viel problematischer finde, ist die unglaublich primitive Dramaturgie. Bsp. Der Soldat wacht im Wald auf, da kommt der Nebel, etwas Gruseliges passiert und er läuft vor dem Nebel davon zum Polizeirevier (Wie er da wohl so gezielt ohne Erinnerungsvermögen hinkommt?). Dort angekommen will er die Polizisten vor dem Nebel warnen, diese sperren ihn aber lieber gleich ein und sind auch sonst ganz böse zu ihm. Das ist total an den Haaren herbei gezogen und nach simpelstem Horrorfilm-Strickmuster. Sowas (Die Figur, die warnen möchte, wird als Gefährder missverstanden und weg gesperrt, niemand glaubt ihr) habe ich bestimmt schon 20 Mal besser gesehen.
      Dann die Familie: 17jährige Tochter möchte abends ausgehen, Mama hat Angst und lässt sie nicht, Papa flüstert ihr zu, sie darf gehen, nachdem Mama eingeschlafen ist (Super-Beziehung zwischen den Eltern, es wird auch im Film so damit umgegangen, als ob so ein Verhalten völlig normal wäre und keine großen Auswirkungen auf die Beziehungen hätte). Tochter ist morgens nicht in ihrem Bett - oh weh! Da sitzt sie ja im Garten auf der Bank, aber nanu? Was ist denn das? Mit ein paar Tränchen im Auge erzählt sie, dass sie sich auf der Party betrunken und einen Filmriss gehabt habe (was einen wundert, weil sie wirkt eher wie ein vernünftiges Mädchen, das ihren Eltern keine Sorgen machen möchte). Als sie aufgewacht sei, hätte sie gefühlt was passiert sei. Hua... böse Spannung. Als ob ein Vergewaltigungsopfer so über diese Erfahrung, noch dazu den Eltern gegenüber sprechen würde. Niemals! Das ist so eine traumatisierende und beschämende Erfahrung, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Opfer gar nichts sagen. Die drei benehmen sich jedenfalls völlig gekünstelt und die Dialoge wirken unecht. 10 Minuten später sagt dann die Tochter zu ihrer Mutter: Jeder weiß, dass du ein Flittchen bist und kriegt darauf eine Ohrfeige (hä?). Unfreiwillig komisch ist, dass die Mutter dann eine Packung Valium für ihre Tochter besorgt (Sehr fürsorglich: die Tochter wurde gerade vergewaltigt, ist äußerlich ganz ruhig und gar nicht aufgeregt und der Mutter fällt nichts Besseres ein als sie mit einer abhängig machenden Droge zu sedieren). Eine junge Frau bricht scheint´s versehentlich in ein Haus ein, der neue Hausbesitzer reagiert übertrieben aggressiv, als sie sagt, dass sie zur ehemaligen Bewohnerin wollte. Als sie dann nochmal auf das Grundstück kommt und im Schuppen herumkruschtelt stellt der Mann sie beim Ausbuddeln einer Tasche, geht gleich körperlich auf sie los und nanu, der Inhalt der Tasche: Geldscheine und ein Reisepass, sie kann sich losreißen und läuft davon, da wird sie auch schon von der Polizei gestellt und kommt in die Zelle neben den Soldaten. Eine Frau sieht im Nebel zwei Morde, wandert daraufhin in die Kirche, wo sie sich in die Arme des Pfarrers wirft, der noch gar nichts weiß. Als dann anfängt etwas zu passieren, laufen alle Polizisten davon und der brave Familienpapi hat plötzlich Zugang zu Waffen und Zellenschlüssel im Polizeirevier. Was dann passiert ist kein bisschen spannend, sondern so vorhersehbar, dass man am liebsten einschlafen würde.
      Mir kommt die Serie so vor, als wäre sie ohne Sinn und Verstand nach einem Algorithmus zusammengeschustert worden, vielleicht sogar von einem Computerprogramm, falls es so was schon gibt, nach dem Motto bau mir einen Horrorfilm zusammen mit den Elementen kleines Städtchen, Nebel, diverse Zeichen kündigen kommendes Unheil an (z.B. verrückt spielende Tiere). Eigentlich hätte ich schon nach dem Piloten nicht mehr weitergeschaut, aber um mir eine fundiertere Meinung zu bilden, habe ich noch zwei weitere Folgen angesehen, bis ich nicht mehr konnte. GRUSEL!

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        EudoraFletcher68 11.01.2018, 06:32 Geändert 18.07.2021, 09:36

        Man muss kein Mysteryfan sein, um „Supernatural“ zu lieben. Mittlerweile gibt es 14 Staffeln der Serie, was auf eine stabile Fangemeinde hindeutet. Ich zähle mich nicht zur Kernfangemeinde (mit Conventions, online-Austausch, selbstgemachten Filmchen usw.), habe aber alle Staffeln gerne gesehen, wie immer in der OV. Da für meine Ohren gut verständlich gesprochen wird, finde ich die Serie auch geeignete für Leute, die Englisch üben wollen.

        Es geht um die Brüder Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) Winchester. Am Anfang sind sie nur Jäger übernatürlicher Wesen (Dämonen, Geister, Vampire, Formwandler und alles, was man sich vorstellen kann). Sie fahren in Deans schwarzem Chevrolet Impala durch die Gegend, von einem „Fall“ zum nächsten, übernachten in Motel, hören gute Musik und verdienen ihren Lebensunterhalt durch Kartenspiele, Wetten und kleine Betrügereien (ich fragte mich manchmal, wie sie das eigentlich hinkriegen, aber das war für mich der einzige Logik-Fehler). Sie haben überhaupt ein hohes Betrugspotenzial, da sie sich immer als FBI-Agenten ausgeben, wenn sie zu einem Fall kommen. Später hängt von ihnen dann der Weltuntergang ab.

        Parallel zu den abgeschlossenen Fällen entwickelt sich die Geschichte der Brüder weiter. Deshalb empfiehlt es sich, die Serie von Anfang an zu sehen. Die ersten zehn Folgen der 1. Staffel kommen noch etwas holperig und gewollt daher, aber dann wird’s richtig genial.

        „Supernatural“ ist spannend, hat Humor und eine ausgefeilte Parallelwelt übernatürlicher Wesen. Da sind Lucifer, der Tod, ab der 5. Staffel Crowley (Mark Sheppard), der König der Hölle, ein sehr vielseitiger und witziger Charakter, Castiel (Misha Collina), ein Engel, der ebenfalls eine spannende Entwicklung durchmacht (Im übrigen habe ich mich gefragt, ob Castiel eventuell auch eine Hommage an Wim Wenders "Himmel über Berlin" bzw. "In weiter Ferne so nah" darstellt? Denn dort geht es um den Erzzengel Cassiel mit einer sehr ähnlichen Charakterstruktur) uvam.

        Die Story ist sehr gut durchdacht und entwickelt sich schlüssig, bei gleichbleibender hoher Qualität. Die Haupt-Protagonisten kämpfen auch mit ihren eigenen inneren Dämonen, was der Geschichte Komplexität und Tiefe verleiht. Es wird in der 4. Oder 5. Staffel eine Metaebene eingeführt: ein Autor taucht auf, der Bücher mit dem Titel „Supernatural“ verfasst und darin die Geschichte der Brüder veröffentlicht. So findet dann auch Fan-fiction Eingang in die Serie. Es gibt extrem viele Pop-Kultur-Referenzen, will sagen, es werden andere Filme und Serien ein bisschen auf die Schippe genommen, was ich recht lustig fand. Es gibt nur wenige Frauengeschichten, dafür ist im Leben der Brüder kaum Platz. Wenn Sie sich verlieben, hält es nicht lang und geht nicht gut aus.

        „Supernatural“ nimmt einiges aus anderen Serien und Filmen vorweg, z.B. aus „True Blood“, "Preacher", „The walking dead“ und „American Gods“ (sowie einige Schrottserien wie "„Grimm“, oder „Lucifer“). Auch könnten sich meiner Meinung nach die Produzenten von „Community“ hier ein paar Ideen geholt haben.

        Fragen von gut versus böse und der drohende Weltuntergang werden unglaublich kreativ mit Liebe zum Detail und Komplexität variiert, verbunden mit Selbstironie und guter Musik mit wenig gesellschaftspolitischen Hintergrund. Aber wenn Gesellschaftskritik auftaucht, dann ziemlich witzig: In Staffel 6 werden bspws. neue (unsterbliche) Bösewichte eingeführt, die die Menschheit zur Ernährung züchten wollen und dabei genauso vorgehen, wie real die sogenannte Nahrungsmittelindustrie, also Nestle und Co. Die Darstellung fand ich absolut gelungen, ohne erhobenen Zeigefinger eben.

        Ich hatte mir im November 2017 die 12. Staffel auf DVD besorgt und dachte aber dann, hm, eigentlich sollte ich mir die Serie nochmal von Anfang an anschauen, da ich ja gar nicht mehr weiß, was im Detail genau los war. Diese Entscheidung war einerseits gut, weil ich so nochmal in den Genuss komme, andererseits hat die Serie durchaus ihre Längen und ich mag ja keine 1-Fall-pro-Folge-Fälle. Die gibt´s hier aber, einige davon sind so witzig, dass ich sie gerne schaue, aber ungefähr 1/3 der Fallgeschichten finde ich redundant, vor allem bei der 2. Sichtung. Die Staffeln haben immer über 20 Folgen á 45 Minuten.

        Ich hing eine Weile bei Staffel 9 fest und bin mittlerweile bis Staffel 13 gekommen.

        6
        • 8 .5

          Die Hauptprotagonistin Nancy erinnert mich an Lorelai Gilmore. Wer die „Gilmore girls“ entweder nicht gesehen hat oder sich für meine Assoziationen dazu nicht interessiert, kann diesen Absatz überspringen. An Lorelei jedenfalls hat mich Nancy, erinnert: Die sexy Mutti, immer ein Kaffeegetränk togo in der Hand, hübsche Figur, schönes Gesicht, braune Locken, schlagfertig und nie um eine Antwort verlegen und immer wieder Probleme mit der Liebe. Und die Dynamik zwischen Nancy und ihrem ältesten Sohn erinnerte mich auch an die Beziehung zwischen Lorelei und Rory - eine unerwachsene Mutter und eine vernünftige Tochter, hier ein vernünftiger Sohn. Nur ist Nancy zum Glück nicht so unendlich spießig wie Lorelei und deutlich promiskuitiver ;-) „Weeds“ ist mehr für ein erwachsenes Publikum, das auch ein bisschen Action, Gewalt und Sex sehen will, während die „Gilmore Girls“ mhr etwas für zartbesaitete, durchaus intelligente und jüngere Gemüter ist, die vom Übel dieser Welt nichts wissen wollen, quasi für eher weibliche Eskapistinnen. In beiden Serien gibt es viele popkulturelle und aktuell politische Referenzen, allerdings bei “Weeds“ nicht in dem hohen Tempo oder Ausmaß wie bei den „Gilmore Girls“.
          Ich kann nicht genau sagen, warum ich mir die angebliche Vorläufer-Serie zu „Breaking bad“ erst 2017 angesehen habe, hauptsächlich wohl aus Angst, enttäuscht zu werden. Ich habe mir die acht Staffeln (eigentlich nur die Hälfte, da die einzelnen folgen nur 25-30 min sind) innerhalb von drei Wochen rein gezogen.
          Die Geschichte gefällt mir: Nancy (Mary-Louise Parker) lebt in einem typisch spießigen amerikanischen Vorort. Ihr Mann ist überraschend gestorben und sie muss schauen, wie sie sich und ihre beiden Söhne Silas (Hunter Parish) und Shane (Alexander Gould) über die Runden bringt. Es beginnt damit, dass sie ihre Nachbarschaft mit Gras versorgt. Bald taucht ihr nichtsnutziger Schwager Andrew (Justin Kirk), ein mittelloser Herumtreiber und Frauenheld mit Peter Pan-Syndrom auf - noch ein Maul zu stopfen... Es gibt noch einige weitere Figuren, die bei Nancy ein- und ausgehen, bzw. die in ihrem Leben Bedeutung haben. Sie bringt sich immer wieder in Schwierigkeiten mit Geld, anderen Dealern, größeren Kriminellen, dem Gesetz und in Liebesdingen.
          „Weeds“ ist recht unterhaltsam, die Entwicklung der Charaktere einigermaßen schlüssig und durchdacht. Sie haben ausreichend Tiefgang und alle haben Schattenseiten aber auch liebenswerte Anteile. Die Schauspieler, die ich nicht aus anderen Filmen oder Serien kannte, sind alle 1 a und spielen überzeugend. Die Dialoge, zumindest in der OV fand ich teilweise extrem lustig, besonders Andrews philosophische Abhandlungen über das Leben, Sex und die Frauen haben mir gefallen. Guter Humor ist für mich immer ein großer Pluspunkt in einer Serie. Die OV ist gut verständlich, damit ist „Weeds“ empfehlenswert für Leute, die englisch üben wollen.
          Anders als in „Breaking Bad“ ist hier der Schwerpunkt eher auf den Beziehungen, es ist also mehr ein Drama im Drogen- und Verbrechermilieu, während es bei „Breaking Bad“ ja vor allem um Produktion und Verkauf von Meth geht und die Beziehungen sich darum ranken. Sex taucht eher am Rand auf. Bei „Weeds“ ist Sex ein zentrales Thema und wird für meinen Geschmack recht ansprechend und humorvoll dargestellt, ein bisschen hat mich Andrew auch an Hank aus „Californication“ erinnert, auch gibt es ähnliche Dialoge zwischen den Männern. Gefallen hat mir an der Serie auch, dass mal eine Frau (Nancy) promiskuitiv sein kann, ohne dass man sie einfach als billige Schlampe abtun kann (oder vielleicht kann man das doch, wenn man der totale Spießer ist, kann man es wahrscheinlich). Stattdessen ist sie eine, die sexuell aktiv ist und sich ihre Sexpartner so aussucht, wie das sonst eher typisch Mann ist. Auf dem Hintergrund des Grasbusiness entwickelt sich ein Familiendrama über Jahre hinweg. Zum Thema passend gibt es ein paar Dauerbekiffte, die dauernd Unsinn anstellen - lustig, wie ich finde.
          Gegen Ende, so ab der 7. Staffel hat sich die Geschichte dann für meinen Geschmack etwas gezogen.
          Wenn ich die Serie als sie erschienen ist, gesehen hätte, hätte ich sie vermutlich ohne Zögern mit 10 Punkten bewertet. 10 Jahre und viele ausgezeichnete Serien zum Thema Drogenhandel („Breaking Bad“, „The Wire“, „The Shield“) oder auch Beziehungsdramen („Californication“, „Queer as Folk“, „the L-Word“) später, fällt mein Urteil etwas weniger begeistert aus. Nichtsdestotrotz ist „Weeds“ auch in 2018 sehenswert.

          7
          • 8 .5

            Schade, dass diese wunderbare Serie hier so wenig Beachtung findet.
            Ob das wohl die australische Antwort auf „Girls“ ist? ... Hier müsste es eigentlich „Boys“ heißen, weil die Hauptprotagonisten junge Kerle Anfang 20 sind, die für mich wie Spiegelbilder zu den „Girls“ passen. Frauen tauchen hier mehr als Partnerinnen oder Mutter der Hauptfiguren auf. Der eine, Josh...
            (Einschub: übrigens heißt der Schauspieler im realen Leben Josh Thomas und hat das Drehbuch mitgeschrieben und mit Regie geführt, so ähnlich wie Lena Dunham in „Girls“ auch mitspielt und die Serie entwickelt hat! So eine Konstellation finde ich super, das hat autobiographische Elemente und die Charaktere kommen überzeugend rüber. Allerdings ist Josh eine so skurrile Figur, dass ich mich etwas einlesen musste. Er soll nämlich schwul sein, benimmt sich aber so seltsam, dass ich mich gefragt habe, ob das Absicht ist oder ob der Schauspieler Probleme mit der Rolle hat oder was da eigentlich los ist ... Mein Recherche ergab erstmal, dass es eben eine australische Serie ist, ich hatte von der Sprache her und auch wegen der unglaublich ätzenden Sachen, die gegessen werden, gedacht, sie spielt in England. Und vor allem, dass Josh Thomas wohl tatsächlich homosexuell ist - an fehlendem Wissen oder Problemen mit der Rolle kann es also nicht gelegen haben. In der Serie benimmt er sich jedenfalls so, als wäre ihm das alles hauptsächlich peinlich. und wie er seinen ersten Sexualpartner anfasst und auch küsst, wirkt das auf mich nicht sehr überzeugend, im Grunde eigentlich gar nicht erotisch. Kein Vergleich zu einer meiner Lieblings-Serien „queer as folk“, wo die sexuelle Energie nur so knistert und die Leidenschaft brennt. Das jedenfalls ging mir durch den Kopf während ich diese Kritik verfasse)
            ...Zurück zu Josh, er wird in der ersten Folge von seiner Freundin verlassen, was ihm nicht gefällt, aber er ist einer, der seine Gefühle kaum zeigen kann, bzw sich sofort durch Ironie und Sarkasmus distanziert und wahrscheinlich auch gar keinen so richtigen Zugang zu seinen Emotionen hat. Indiz für diese Vermutung wäre, dass die Freundin ihm auf den Kopf zusagt, er wäre schwul, was ihn zwar überrascht, aber nicht allzu sehr. Er versucht seine Homosexualität dann auch sofort umzusetzen, dabei kommt es zu merkwürdigen Situationen. Insgesamt wirkt Josh ziemlich persönlichkeitsgestört, ob das von den Machern so gemeint ist, weiß ich nicht.
            Dann gibt es noch einen besten Freund mit dem er in einer WG lebt, der ein bisschen etwas von einem Riesenbaby hat und es nicht schafft, sich von seiner Freundin zu trennen, obwohl er sie offensichtlich gar nicht (mehr?) leiden kann. Josh Mutter ist bipolar und macht ihm viele Sorgen. Falls es jemanden interessiert: Die Erkrankung und die Figur der Mutter, besonders in der zweiten Staffel, ist ausgezeichnet recherchiert und dargestellt. Das gibt's leider selten, wahrscheinlich will sich kaum einer wirklich die Mühe machen, vernünftig zu recherchieren....
            Dann ist da noch der geschiedene Vater, der eine neue, thailändische Frau hat, die echt zum Schießen ist. Allein wegen ihrer Aussprache empfiehlt sich die OV, allerdings ist das australische Englisch teils sehr schwer zu verstehen. Ich hab mich inzwischen aber eingehört.
            Was mir an der Serie noch gefällt ist die Mischung aus Beziehungsdrama und absolut schwarzem Humor, es wird sexuell deutlich gesprochen aber ohne pipikacka. Wie bei „Girls“ werden hier Schamgrenzen überschritten, das kann man mögen oder nicht. Ich finde es passt hier mit dem Rest zusammen, deshalb gefällt es mir. Die Serie ist durchdacht, die Charaktere richtig gut heraus gearbeitet, die Dialoge witzig, skurril, bis erschütternd. Zwischendurch wird es auch mal sehr ernst und existenziell, zB wenn Josh sich mit seiner Mutter darüber unterhält, was ihr Suizidversuch mit ihm gemacht hat. Seine typische Bewältigungsstrategie: sich durch Denken (das ist symptomatisch für Ihre Erkrankung, ich werde ja auch nicht wütend, wenn jemandem der Schnupfen hat, die Nase läuft) von seinen Gefühlen distanzieren. Als Psychotherapeutin kann ich nur sagen: ausgezeichnete Charakter- und Beziehungsstudie! Hut ab!
            Kurz gesagt: top! „Please like me“ ist ein hochwertiges, sauber heraus gearbeitetes Beziehungsdramen mit fiesem Fremdschämanteil und schwarzem Humor.

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            • 6

              Hab ich mir nur auf Empfehlung vonBoss Marco angeschaut. Wäre mir von selbst nicht eingefallen.
              Omalu ein nigerianischer ambitionierter und recht exakter, um nicht zu sagen zwanghafter, Neurologe und fornesicher Pathologe (überraschend gut gespielt von Will Smith!! Er schafft es sogar mit einem Akzent zu sprechen, der sich glaubhaft ausländisch anhört), arbeitet über ein Visum in einer Pathologie in Pennsylvania und wird auch als Experte vor Gericht eingesetzt. Er entdeckt Zusammenhänge zwischen durch Gehirnerschütterungen veränderte Gehirnstrukturen und Persönlichkeitsänderungen von Footballspielern. Die NFL (National Football Legue) findet das natürlich nicht sehr erfreulich und versucht ihn an seiner Forschung zu hindern. Parallel lässt er eine neu angekommene Afrikanerin vorübergehend bei sich wohnen, die natürlich seine Ordnung durcheinander bringt und in aller Unschuld den Fernseher anmacht. Der folgende Dialog brachte mich zum schumnzeln: Er: “Excuse me I usually don´t watch TV” Sie: “Then why do you have one?” Er: „One has a TV in this country.” Sie stellt ihm einen Teller mit Rühreiern hin. Er: “Oh excuse me, I don´t usually eat breakfast.W Sie kontert: “One should eat breakfast in this country.” Nett. Ich finde, dass Will Smith diesen steifen Afrikaner sehr glaubhaft spielt, das hätte ich ihm nicht zugetraut. Schmankerl ist Alec Baldwin (den ich spätestens seit „30Rock“ sehr schätze), der in einer Nebenrolle den Arzt Julian Bailes, Freund eines bekannten Footballspielers spielt. Er füllt ihn mit Haldol ab und kurze Zeit später liegt er auf Omalus Obduktionstisch. Allerdings ist das nicht seine beste Rolle. Ich finde ihn für ernste Charaktere eher ungeeignet. Außerdem taucht auch kurz Eddie Marsan (Terry aus „Ray Donovan“) in einer Nebenrolle auf. Die Geschichte ist auf jeden Fall spannend, wenn auch inhaltlich etwas fragwürdig (Gehirnerschütterungen/Schädel-Hirn-Traumata verursachen Mord und Selbstmord ist meines Erachtens eine unzulässige Vereinfachung).

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              • 9
                EudoraFletcher68 10.01.2018, 06:35 Geändert 06.02.2022, 21:56

                Über CALIFORNICATION bin ich eher zufällig gestolpert und hatte mit der ersten Folge Feuer gefangen. Aufgrund der sehr speziellen Sprache und Wortwitze sollte man sich die Serie auf jeden Fall im Original ansehen, sonst geht zu viel verloren. Außerdem kann ich mir gar nicht vorstellen, dass die Übersetzung irgendwie funktioniert.

                Es empfiehlt sich außerdem, CALIFORNICATION von Anfang an anzusehen, da es eine sich fortsetzende Geschichte ist, in die man sonst nicht so gut rein kommt. Witzig fand ich, den Hauptdarsteller von AKTE X, FOX MOULDER, nach all den Jahren plötzlich in so einer gänzlich anderen Rolle wieder zu finden. Es geht um Hank Moody, einen konsequent selbstzerstörerischen Schriftsteller mit sehr viel Charme, der die meiste Zeit nicht in der Lage ist zu schreiben, da er sich andauernd mit Frauen und Justiz verwickelt und dabei versucht, seine Familie zu retten, nachdem er vorher (unbewusst) versucht hat, sie zu zerstören. Letztlich ist er sexsüchtig, auch wenn das in der Serie nicht so benannt wird.

                Besonders interessant: David Duchovny, der sowohl Hank Moody spielt als auch die Serie mit produziert war (ist?!) selbst sexsüchtig. Somit spielt Duchovny also sich selbst und das sehr überzeugend. Wer sich mit dieser Problematik auskennt, weiß, dass Sexsüchtige oft ziemlich attraktive und charmante Typen sind, die in Sekundenbruchteilen ein geeignetes Gegenüber entdecken, bzw. umgekehrt sofort als williges „Opfer", das nicht „nein“ sagen wird, wahrgenommen werden. Es gibt viele Sexszenen und es dreht sich viel um (verbal) Sex in Verbindung mit einem gehörigen Maß an Slapstick.

                Ich habe mich gewundert, weil das Thema „Kondome“ kaum auftaucht, aber das ändert nichts an der Qualität der Geschichte, die mehr enthält, außer Spaß und Sex, z.B. geht es um den (z.T. verzweifelten) Kampf von Moody erwachsen zu werden und Verantwortung für sich zu übernehmen. Es geht um Beziehungen und Freundschaften. Der kalifornische Lifestyle wird zum Teil ziemlich grotesk überzeichnet. Die Geschichte unterhaltsam und spannend.

                Was auch zur Abwechslung mal wieder ganz angenehm ist, dass es kaum Gewaltszenen gibt und die Bilder nicht in hohem Tempo auf einen einprasseln.

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                • 9
                  EudoraFletcher68 10.01.2018, 06:33 Geändert 12.12.2020, 10:35
                  über 30 Rock

                  Ich hätte mir das von selbst nie angesehen. Dachte mir: Was soll denn das sein? Eine Serie über irgendeinen doofen amerikanischen Privatsender? Schlimm genug, was für ein Schrott produziert wird, muss ich mir jetzt noch eine Sendung über das „Making of“ anschauen?
                  Dann hat eine Bekannte ihre Magisterarbeit darüber geschrieben und mir begeistert soviel darüber erzählt, dass ich mir dachte, ok ich schau mal rein. Und wurde positiv überrascht und bin sehr angetan.
                  Um „30Rock“ witzig zu finden, sollte man es im Original ansehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf Deutsch funktioniert. Als Zuschauer muss man eine Idee von der US-Medienlandschaft haben, gewisses Interesse an der US-amerikanischen Kultur (z.B. political correctness), amerikanische Serien und Komödien sollten einem zumindest ein Begriff sein und man sollte eine Vorstellung von gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Hintergründen in den USA haben. Ansonsten wird man die Genialität nicht erkennen und die Serie doof finden.
                  Obwohl sie oberflächlich betrachtet erstmal nicht so daher kommt, würde ich sagen, es handelt sich um eine SitCom für intellektuelle Zyniker mit Kenntnis der Pop-Kultur. der letzten 20,30 Jahre.
                  Alles dreht sich um das fiktive Fernsehstudio „30 Rockefeller Center“ in New York. Hier wird eine Billigproduktion für eine völlig schwachsinnige und sinnfreie TV-Show hergestellt. Und Leute, das ist Absicht! Das ist quasi der Gag.... Hauptprotagonistin ist u.a. Liz Lemon (Tina Frey, die wohl auch das Drehbuch geschrieben hat und vom Fach kommt, das merkt man), die Chefin des Autorenteams. Sie ist zu Beginn Mitte 30, hochneurotisch, Single und mit typischen Fragen dieses Alters beschäftigt. Dann gibt es ihr Team und die beiden ständig miteinander konkurrierenden Hauptdarsteller der Show, Tracy Jordan und Jenna Maroney.

                  Alec Baldwin als Jack Donaghy stellt das Klischee eines Managers dar: Ehrgeizig und skrupellos. Egal worum es geht, er macht es zu Geld, ohne Rücksicht auf Verluste. Meiner Meinung nach ist das Baldwins beste Rolle!

                  Es gibt weitere absurde Figuren, die mehr oder weniger interessant sind.
                  Immer wieder wird das Studio verkauft, mal muss Donaghy auch Mikrowellen mitverkaufen, mal sind es Möbel.

                  Jede Folge ist zwar in sich abgeschlossen, aber es werden auch Bezüge zu früheren Folgen hergestellt, sodass es sich durchaus empfiehlt, die Folgen der Reihe nach anzusehen.
                  Neben dem sehr guten Drehbuch, den guten Schauspielern, den witzigen Dialogen gefällt mir, wie „30Rock“ die Absurdität und Perversität der heutigen Fernsehwelt darstellt und so tut, als würde sie wirtschaftspolitische Hintergründe beleuchten. So tut, weil es sich halt um eine Sitcom handelt, allerdings kann ich mir diese Szenerie genauso vorstellen.
                  So ähnlich wie „House of Cards“ mir wie eine Dokumentation der Politikszene vorkam, hatte ich hier den Eindruck, dass es bei diesen TV-Billigproduktionen wahrscheinlich genauso abläuft, nur weniger lustig.
                  „30Rock“ spielt mit dem Wahnsinn der Normalität und ist dadurch zutiefst gesellschaftskritisch ohne mit dem erhobenen Zeigefinger daher zu kommen.

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                    EudoraFletcher68 09.01.2018, 16:13 Geändert 29.05.2022, 07:37

                    Man muss weder schwul noch männlich sein, um QAF zu lieben.

                    Nachdem ich die ersten Folgen der 1. Staffel eher zufällig gesehen hatte, war ich spontan total begeistert und hab mir gleich die komplette Serie gekauft. Es handelt sich um eine sich fortsetzende Geschichte, die man der Reihenfolge nach sehen sollte. Hauptprotagonisten sind 5 Schwule und 2 Lesben in Pittsburgh. Es ist in gewisser Weise eine Milieustudie einer Szene, die man als Hetero kaum jemals kennen lernt. Die Charaktere sind extrem, aber auf eine gute Art. Das Drehbuch ist fantastisch. Die Schauspieler sind ausgezeichnet und glaubwürdig, die Dialoge in der OV gelungen und stimmig. Ich habe alle Folgen verschlungen und war ganz traurig, als es zu Ende war. Gefallen haben mir die authentischen (jedenfalls wurde mir das so von Leuten, die solche Szenen kennen gesagt) Einblicke in eine fremde Welt, die Beziehungsdynamiken zwischen den Protagonisten, die Dialoge und die Entwicklung der Charaktere, besonders von Brian (Gale Harold) und die Sexszenen (das sind alles sehr schöne Menschen, da lohnt sich das natürlich immer).

                    Ich habe später nach Filmen mit Gale Harold gesucht, weil ich mehr mit ihm sehen wollte und mich außerdem interessierte, ob er noch andere Rollen spielen kann, denn Brian verkörpert er so überzeugend! Er hat noch ein paar belanglose Nebenrollen in anderen Serien und ich habe wegen ihm einige Filme, angeschaut, die nicht der Erwähnung wert sind. Wahrscheinlich ist er als Schauspieler wegen der Rolle verbrannt.

                    Aber zurück zu QAF:
                    Die Serie baut eine hohe Intensität auf und hat mich total reingezogen, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Geschichte einen kalt lassen kann, wenn man sich darauf einlässt.

                    Es gibt viel zu schmunzeln, manches ist schreiend komisch. Dann geht es aber auch um tiefe Abgründe und existenzielle Themen wie Sucht, Umgang mit HIV, Schwierigkeiten mit dem Älter werden (für Brian ist sein 30. Geburtstag der supergau), Einsamkeit und natürlich Anfeindungen aus der umgebenden hetero-Gesellschaft. Wahrscheinlich ist es genau diese Kombination aus Witz und Tiefe, die die Serie für mich so genial macht! Mir ging es beim Zusehen des teilweise sehr destruktiven Agierens der Protagonisten so, dass ich ganz zufrieden war, in diese Welt von meinem sicheren Sofa aus eintauchen zu können, ohne wirklich dabei sein zu müssen.

                    Obwohl es sich um eine ganz andere Geschichte handelt, kam mir bei „Mad Men“, das ich später gesehen habe, immer wieder Brian in dem Sinn, der auch in einer Werbeagentur arbeitet und dort mit seiner unkonventionellen Art sehr erfolgreich ist. Während ich bei „Mad men“ mehrmals ausgestiegen bin und die letzten beiden Staffeln noch auf meinem ungesehenen Stapel liegen, habe ich QAF quasi in einem Rutsch verschlungen.

                    Auch das Ende fand ich sehr gelungen, hatte schon befürchtet, entweder gibt es ein weich gespültes Happyend oder eine Tragödie.

                    Die Serie ist übrigens ein Remake der gleichnamigen englischen Serie, die ich mir danach interessehalber besorgt habe. Mir gefällt aber die amerikanische Version deutlich besser. Da scheiden sich ja häufig die Geister. Wer grundsätzlich mehr auf die englischen Produktionen steht, kann es ja mal mit der englischen Version versuchen.

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                      EudoraFletcher68 09.01.2018, 08:16 Geändert 15.07.2018, 21:11

                      Die Kamera fand ich von Anfang an hervorragend. Die Atmosphäre des texanischen Hinterlands und die Trostlosigkeit mancher Lebensumstände dort sind in sehr ästhetischen Bildern eingefangen. Visuell ist der Film ein Gedicht! Auch die Texaner mit ihren Hüten wurden teilweise fast schon symmetrisch aufgenommen, fand ich ziemlich lustig. Die Dialoge (OV) fand ich toll. Man kriegt ein Gefühl für die Leute, find ich. "Hell or High Water" ist auf jeden Fall etwas für Leute, die ein Herz für amerikanische Milieustudien haben.

                      Anfang Handlungsspoiler
                      Es beginnt mit einem bewaffneten Überfall auf eine kleine Bank. Die einzige Angestellte ist anfangs ziemlich cool und kommentiert das Geschehen mit der Bemerkung, dass die Räuber das wohl zum ersten mal machen, sagt Ihnen, dass sie dumm sind. Einer lässt sich zu einem Wortwechsel hinreißen. Dann überfallen die beiden Protagonisten noch eine kleine Bank, in der gerade ein Kunde ist. Der bleibt auch ziemlich unbeeindruckt und zieht sofort nachdem die beiden die Bank verlassen haben, seine eigene Knarre und schießt auf die Flüchtigen. Ihre Flucht haben sie jedenfalls recht professionell geplant. Ein Ermittler, der kurz vor seiner Berentung steht, gespielt von Jeff Bridges, bekommt den Fall übergeben. Seine Ermittlungsmethode besteht hauptsächlich im Zuwarten an der richtigen Stelle und dann aber, so wie man sich das von einem alten Sheriff vorstellt, rasches zielsicheres Handeln.
                      Ende Handlungsspoiler

                      Wie nebenbei, und das finde ich sehr elegant, bekommt man einen Eindruck wie desolat einige Milieus in den USA sind. Manche sind arm, hoffnungslos und bewaffnet. Gefährliche Kombination. Die Country-Musik passt zum Film und hat mir auch sehr gefallen.
                      Alles in allem, ein rundum gelungener Film mit Aussage, den ich mir sicher wieder ansehen werde.

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                        In der in Las Vegas spielenden Serie geht es um die Anwälte Morelli (James Belushi) und Kaczmarek (Jerry O’Connell). Morelli ist der Typ geschiedener Familienvater und Kaczmarek der aalglatte Frauenheld. Nach einigen Folgen kommt noch die Junganwältin Lisa Tyler dazu. Weitere Nebenrolle spielt die Sekretärin Zoey. In der Serie geht es fast hauptsächlich um das Geschehen in der Kanzlei bzw. die Fälle. Über das Privatleben der Protagonisten erfährt man wenig. Die Fälle werden kreativ gelöst, die Anwälte sind clever, offensichtlich wohlhabend und Menschenfreunde. Wenn man von den Klischees und der fehlenden Ausdifferenzierung der Protagonisten etwas absieht, ist die Serie doch solide gemacht, Geschichte und Fälle interessant genug. Mir persönlich liegt Jerry O’Connell nicht so sehr. James Belushi schätze ich (aber kein Vergleich zu seinem Bruder John), dadurch hatte die Serie schon mal ein Pluspunkt bei mir. Ich würde sagen, wer Anwaltsserien und mag, wird auch mit „The Defenders“ etwas anfangen können. Schade, dass es nur zwei Staffeln gibt, ich hatte mich gerade an die beiden gewöhnt.

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                          EudoraFletcher68 07.01.2018, 10:06 Geändert 07.01.2018, 10:32

                          Es war sicherlich ein Fehler überhaupt rein zu schauen, da ich mit DC und Superhelden in der Regel eh nicht viel anfangen kann. Allerdings kann ich schon anerkennen, wenn ein Film wenigstens handwerklich hochwertig ist. Eines nachts als ich nur noch eine Stunde Unterhaltung ohne Denken haben wollte, bin ich bei Amazon Prime über die OV gestolpert. Zeitreisegeschichten mag ich, also dachte ich, schau ich mal rein. O graus!
                          Was mich neben dem unglaublichen Klugscheißer-Hauptprotagonisten am meisten aufregt, ist das Auftauchen von Wentworth Miller (alias Michael Scofield) und Dominic Purcell (alias Lincoln Burrows). Das gibt's doch gar nicht! Die beiden Brüder aus „Prison break“ als Pseudosuperhelden. Noch dazu wirkt es plötzlich so, als wären sie die schlechtesten Schauspieler aller Zeiten, vor allem Dominic Purcell. Das war mir in „Prison Break“ nicht so aufgefallen, weil da ein Ereignis das nächste jagt. Wenn man aber genauer aufgepasst hat, stellt man fest, dass Purcell da auch tatsächlich nicht viel macht. Anscheinend hat man ihm hier gesagt, er soll ganz tief brummen beim Sprechen, jedenfalls musste ich schon gequält lachen, wenn er nur den Mund aufmachte. Auch die anderen Schauspieler sind keine großen Talente. Dann ist alles total klinisch sauber. Die Musik ist beschxxxx.... Eine stringente Handlung konnte ich nicht erkennen. Das Schlimmste sind aber die Dialoge. Diese sind, trotz OV, unter aller Kanone. Das Wort „Timeline“ und der Satz „I Don't remember you“ wird in der 1. Folge ungefähr 100 mal gebraucht. Was für ein unglaublicher Schwachsinn! Wer hat sich das nur ausgedacht? Einen Punkt für die hübschen Kostüme. Einen zweiten für die Hommage an die 70er.

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                            EudoraFletcher68 07.01.2018, 09:18 Geändert 31.07.2022, 10:49

                            Die meisten werden sich für diese Serie wahrscheinlich wegen „Breaking Bad“ interessieren. So auch ich. Ich wollte unbedingt Saul (Bob Odenkirk) wieder sehen. Im Gegensatz zu „Breaking Bad“ beginnt die Serie langsam und ohne Mord und Totschlag. Es geht vielmehr um die Beziehungsdynamiken, das Milieu aus dem Saul (der zur damaligen Zeit noch Jimmy McGill heißt) kommt. Wer nicht eine weitere Folge von „Breaking Bad“ erwartet und sich auf das langsame Tempo einlassen kann, wird wahrscheinlich, so wie ich, recht angetan von der Serie sein. Ich finde die Geschichte und die Charaktere durchdacht, schlüssig und spannend. Schön ist, dass auch Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks) mit von der Partie ist und man seine Vorgeschichte auch kennen lernt. Wirklich ausgezeichnet heraus gearbeitet ist der Charakter von Jimmys Bruder Charles McGill (Michael McKean).

                            Anfang Handlungsspoiler
                            Er ist psychisch schwer gestört, zum einen hat er eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, zum anderen glaubt er, dass er von Elektrosmog körperlich verletzt wird. So lebt er ohne Strom, alle müssen sich nach ihm richten und sich um ihn kümmern. Zwischen den beiden Brüdern besteht eine Art Hass-Liebe und eine extreme Rivalität, die nach und nach durch die Familiengeschichte erklärt wird. Die Beziehung der beiden und die Persönlichkeiten sind ausgezeichnet entwickelt.
                            Ende Handlungsspoiler

                            Die Serie hat ihre eigene Art von Humor, die in Richtung „Breaking Bad“ geht, aber (noch?) nicht so spektakulär ist, da es nicht ständig um Leben und Tod geht. Better call Saul ist mir ein echter ein Genuss.

                            Auch in der 5. Staffel, die ich momentan (4/2020) schaue ist die Qualität mMn erhalten. Was ich hier sehr schön finde, ist wie der zwanghafte Charaker von Giancarlo Esposito vorbereitet wird. Das einzige was ich insgesamt bei Esposito fragwürdig finde: Jemand der so ein Perferktionist ist, kommt selten so weit wie er, weil die Genauigkeit der ganzen Kleinigkeiten dermaßen viel Zeit in Anspruch nehmen, dass die Leute oft damit schon völlig ausgelastet sind.

                            Update August 2022: Bin fast mit der 6. Staffel durch und bin begeistert! Allerdings muss ich mir dann irgendwann die Serie im ganzen nochmal ansehen. Diese einzelnen Episoden mit längeren Pausen dazwischen, nerven mich.

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                              EudoraFletcher68 07.01.2018, 09:06 Geändert 08.01.2018, 07:21

                              „The shannara chronicles“ basiert auf den Romanen von Terry Brooks, den ich persönlich nicht so toll finde, aber das muss ja nichts heißen und spielt sich in den sog. Vier Ländern, einer postapokalyptischen Welt. Nach den „großen Kriegen“ hat sich eine neue Gesellschaft etabliert, die Wissen und Technologie verloren hat, so dass die Vier Länder eher mittelalterlich wirken, mit dem großen Unterschied, dass es auch einen Elfenstaat gibt, der früher einmal Magie besessen haben soll. Und hier geht es schon los: Die Elfen sehen unsagbar bescheuert aus! Wer hat denen denn diese dilettantischen Ohren angeklebt? Die schauen oft super-ernst drein (die Gesichtsausdrücke sind auch völlig lächerlich, die Darsteller sind ziemlich unbegabt...) und besprechen existenzielle Themen, aber mit diesen schwachsinnigen Ohren kann ich sie nicht ernst nehmen. Während beim Herrn der Ringe die Elfen recht attraktive Leute und die Ohren dezent und zu den Gesichtern passend waren, sind die hier einfach nur lächerlich. Zurück zur Geschichte: Es geht los mit zwei Handlungssträngen, einmal gibt es einen Jugendlichen Halbelfen, dessen Mutter gerade gestorben ist und der sich auf den Weg machen will, um erwachsen zu werden. Dabei gerät er in einige ungute Situationen, bis er erfährt, dass er von einem großen Kämpfer abstammt und es sein Schicksal ist, die Welt zu retten (Ich habe ein bisschen vereinfacht). Die zweite Ebene ist die Geschichte einer jugendlichen Elfenprinzessin, die unbedingt zu den Hütern des sogenannten Ellcrys-Baums gehören will, der die Welt vor den Dämonen beschützt. Dazu besteht sie eine schwere Prüfung, die eigentlich nur für Jungs ist. Dann gibt es noch den letzten Druiden Allanon, gespielt von Manu Bennett, bekannt aus dem Hobbit. Dieser ist der einzig halbwegs akzeptable Schauspieler der Serie. Die anderen sind unbegabt und ziehen komischen Gesichter. Auch die Ausstattung ist bestenfalls mittelmäßig, das wäre mir persönlich nicht so wichtig, wenn Geschichte und die Schauspieler mir gefielen. Am schlimmsten sind die Dialoge, die auch in der OV derartig stümperhaft geschrieben sind, dass man staunend davor sitzt, wie jemand sich so lahme und platte Sätze hat ausdenken können. Die Entwicklung der Beziehungen ist uninteressant und die Charaktere haben keine Tiefe.

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                                über The 100

                                Die Erde ist wegen eines Atomkriegs verwüstet. In einer Raumstation, der „Arche“ in der Erd-Umlaufbahn leben die letzten Überlebenden unter einem strengen Regime. Alle die gegen die Regeln verstoßen werden umgebracht (hier können sich schon die ersten Fragen auftun, zB wie kann es sein, dass man so leichtfertig mit den letzten Überlebenden umgeht? Ach so ja, die Ressourcen wie zB Luft gehen aus... Und wie kommt es, dass überhaupt noch so viele da sind, wenn man bei der kleinsten Kleinigkeit zum Tode verurteilt wird?). Es werden 100 jugendliche „Straftäter“ auf die Erde geschickt, um rauszufinden, ob sie wieder bewohnbar ist. Man erfährt im Nebensatz, dass man seit 3 Generationen auf der Raumstation lebt. Wie viele Jahre sind das? 100? Wie lange dauert es, bis ein Ort nach einem Atomkrieg wieder bewohnbar ist? Einige 1000 soweit ich weiß.... Hm.... Die Jugendlichen landen auf der Erde und ungefähr 3/4 von ihnen führen sich auf, wie die letzten Idioten (springen in das nächstbeste Gewässer, um sich von einem Ungeheuer fressen zu lassen, interessieren sich nicht dafür, dass sie etwas zu essen brauchen, prügeln sich wegen nichts, haben nichts anderes zu tun, als ihre Funkarmbänder zu entfernen, laufen dem nächstbesten Monarchfalter hinterher und tappen in jede mögliche Falle) während die Hauptprotagonistin erfolglos versucht, für Ordnung zu sorgen. Man stellt fest, dass auf der Erde Leben ist und auch irgendwelche menschenähnliche Wesen in komischen Masken. Man könnte sich über die in der Kürze der Zeit so sehr veränderte Flora und Fauna wundern. Dann wird einer vom Speer durchbohrt und überlebt auch noch, dank der Superheilkräfte der Heldin. Ein anderer dagegen wird erfolgreich von einem kleinen Mädchen ermordet... Einfach so. Dann plötzlich benehmen sich die Jugendlichen, als wären sie alle Ingenieure und basteln Raketen und Funkgeräte. Es gibt extrem viele Logiklöcher, wie auch in anderen Kritiken schon erwähnt. Die Autoren sind doch tatsächlich auch nicht zu blöde, wie im „Herrn der Fliegen“ ihre Jugendlichen auf Wildschweinjagd zu schicken. Wenn das eine Hommage sein soll, finde ich sie 100% misslungen. Im „Herr der Fliegen“ entwickelte sich eine destruktive, aber schlüssige und durchdachte Gruppendynamik unter den Kindern, hier hauen Jugendliche grundlos aufeinander ein. Schauspieler und Dialoge (trotz OV) sind unterirdisch!
                                Vielleicht habe ich schon zu viele gute Serien und Filme gesehen und „the 100“ ist etwas für Jugendliche, die noch nie was vom „Herrn der Fliegen“ gehört haben, LOST nicht kennen (da wird auch viel durch den Wald gelatscht) und auch noch nie einen gesellschaftskritischen Film gesehen haben. Ich jedenfalls kann ich hier keine Gesellschafts-Kritik erkennen.
                                Ich habe mich bis zur 5. Folge der 1. Staffel durchgekämpft. Und es war echt eine Qual!

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                                • 4

                                  Langweilig. Mir kam die Serie so vor, als ob sie versucht ein Remake von „Twin Peaks“ zu sein. Genauso langsam entwickelt sich die Geschichte. Nur man darf aber halt nicht vergessen, dass „Twin Peaks“ von 1990 ist, die erste Mysteryserie dieser Art und außerdem von David Lynch entwickelt.
                                  Die Handlung von „Hemlock Grove“ schleppt sich dahin und entwickelt eben genau nicht die Atmosphäre, die „Twin Peaks“ interessant gemacht hat. Man sieht wie sich einer der Hauptprotagonisten in einen Werwolf verwandelt. Die Verwandlung selbst ist ganz gut gemacht (gruselig halt), aber danach kommt dann ein ganz normaler Wolf dabei raus - lächerlich. Auch passiert über lange Strecken weiter nichts, Handlungsstränge werden nicht verfolgt. Die Mutter von Roman Godfrey wird als böse Hexe, á la Denver Clan Joan Collins, dargestellt. Ziemliches Klischee. Ich wusste nicht, worauf das Ganze hinaus laufen soll und hatte dann irgendwann auch keine Lust mehr, es heraus zu finden. Ich habe die erste Staffel deshalb auch nicht zu Ende gesehen.

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                                    Auf der Suche nach einem guten Vampirfilm stolperte ich über dieses Machwerk. Ich musste den Film nach 30 Minuten ausschalten und das passiert mir nicht so leicht. Alles sieht total unecht und billig gemacht aus. Das würde man noch aushalten, aber die Dialoge der Darsteller sind völlig Panne (OV), die Schauspieler uninteressant und das Geschehen insgesamt total gewollt und schlecht inszeniert, sodass ich meine Zeit nicht weiter verschwenden wollte.

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                                      Es geht um den Umgang mit Müll, vorrangig im Libanon, in England, in Island und ein bisschen in Asien. Und das ist auch schon Teil des Problems. Mir hat der rote Faden gefehlt. Es kam mir wie eine (unvollständige!) Aneinanderreihung von Problemen vor. Man sieht wie Meeresbewohner und Seevögel unter dem Abfall leiden, erfährt dass sehr viel Plastik im Wasser ist (Hierzu gibt es aber bereits mehrere andere Doku, bspwse „plastic planet“ (hat ein ähnliches Problem). Dann erfährt man über eine Mülldeponie im Libanon, auf welcher seit zig Jahren der ganze Müll einfach am Strand abgeladen wird. Dieser schwimmt dann zu den angrenzenden Ländern, was denen natürlich nicht gefällt. Dann geht es sehr lange um Dioxin, das bei Müllverbrennung entsteht - das ist nur halt überhaupt keine Neuigkeit. Hierzu gibt es genug (interessantere!) Bücher zu lesen und wenn mich nicht alles täuscht, auch Dokumentationen zu sehen. Es geht ausführlich um Probleme von Mülldeponien, besonders in England und dass man nichts dagegen machen kann, dass Grenzwerte nicht eingehalten werden. Am Ende wird San Francisco als tolles Beispiel für Umweltschutz gezeigt - man erfährt aber gar nicht so genau, wie die das eigentlich machen. Außer dass dort alle Mitarbeiter der Abfallentsorgung super bezahlt werden und ihre Arbeit wahnsinnig gerne machen. Dass es unter Umständen nicht ganz unproblematisch ist, seinen Plastikmüll nach China zu verkaufen, was implizit als etwas Positives dargestellt wird, weil die Container ja nicht mehr leer zurück fahren würden. Ich bin keine Expertin, aber ich habe gelesen, dass es in China eben viel weniger Regulierungen bzgl. Herstellung und Entsorgung gibt und es deshalb recht praktisch ist, Müll in solche Länder zu schicken (Allerdings nehmen die Chinesen ja ab 2018 keinen Müll mehr von uns an. Man kann gespannt sein, wie das dann weiter geht.). Insgesamt fand ich es erschütternd, wie der Film zu einem so brisanten Thema, das uns alle angeht, so langweilig und so oberflächlich gemacht werden konnte. Was komplett fehlt, ist eine Beleuchtung der Hintergründe, nämlich zum einen, dass hinter der Müllentsorgung eine Art Mafia (in Italien ja ganz konkret) steckt, die viel Geld damit verdient, Müll eben gerade nicht ordnungsgemäß zu entsorgen. Dass diese Firmen das natürlich nur machen können, weil sie in irgendeiner Form Politiker gekauft haben, ist ja wohl auch klar, aber kein Thema in der Doku. Die Frage, warum unsere Gesetze da offensichtlich nicht greifen, wird nicht behandelt. Auch wird die Frage, warum eigentlich die Lebensmittelindustrie nicht dazu gezwungen wird, umweltfreundlichere Verpackungen herzustellen, zwar kurz angerissen, aber nicht vertieft. Die Experten, die da zu Wort kamen, hatten nicht wirklich etwas Interessantes beizutragen.

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                                        EudoraFletcher68 06.01.2018, 19:50 Geändert 11.08.2018, 11:37

                                        Kurz gesagt, geht es in „Picknick mit Bären“ um existenzielle Gefühle (Angst vor dem eigenen Tod) und deren Abwehr durch Agieren. Robert Redford, egal ob alt oder jung, ist doch einfach toll! Den Anfang fand ich unglaublich komisch, zumindest in der OV. Wunderte mich erst, dass er nicht viel bessere Kritiken bekommen hatte. Dachte mir, wahrscheinlich liegt´s am Alter der Kritiker. Mit bald 50 und rückt für mich diese Situation näher. Dachte, das ist vielleicht wie mit dem Geschmack für Whiskey, da braucht´s vielleicht auch eine gewisse Reife für den Film. Allerdings hat meine dann durchgeführte statistische Erhebung keine signifikanten Ergebnisse bezüglich der Altersverteilung bei den Kritiken erbracht ;-).

                                        Anfang Handlungsspoiler
                                        Allein schon die Situation als der Schriftsteller Bill (Redford) zu Gast in einer dieser unsäglichen amerikanischen Fernsehshows ist– Super fand ich das! Als nächstes benimmt er sich ziemlich daneben auf der Totenwache eines Bekannten, ich musste total lachen. Seine Reaktion auf die Beerdigung ist, dass er eine Wandertour über 2.000 Meilen plant. Seine Frau findet das natürlich den völligen Irrsinn, zumal er scheint´s unsportlich ist und seit 30 Jahren keine längere Wanderungen unternommen hat. Auch seine Einkaufstour durch den Outdoorladen – köstlich!
                                        Der zweite Hauptprotagonist Stephen, gespielt von dem ebenso alt gewordenen und ebenso wunderbaren Nick Nolte! Die Kombination versprach Großartiges. Seine Frau verabschiedet Bill auf seine Wanderung mit den Worten „Try not to die.“ Alle Dialoge bis dahin sitzen auf den Punkt. Bis hier hätte ich 9 Punkte gegeben. Dass der Film zum Teil im Studio aufgezeichnet wurde, wie JensJenserJensen kritisiert hat, wäre mir an sich piepschnurzegal gewesen.
                                        Allerdings lässt „Picknick mit Bären“ dann doch leider bald sehr nach, schöpft sein Potenzial nicht aus und auch die Beziehung der beiden hätte viel mehr Reibungsfläche hergegeben. Die Beschwerlichkeit einer solchen Wanderung und der Umgang damit werden nicht ausreichend gewürdigt. Auch kann mir doch keiner erzählen, dass man da nicht schon nach einem Tag wahnsinnigen Muskelkater und Rückenschmerzen hat und spätestens nach 2-3 Tagen fürchterliche Blasen an den Füßen. Oder eben lauter Beschwerden, die jüngere Leute nicht so haben. Und was macht man denn dann? Schade, dass die beiden immer so nah an der Zivilisation sind und in den nächsten Diner gehen können.
                                        Ende Handlungsspoiler

                                        Am Ende des Films angelangt, bin ich irgendwie enttäuscht. Der Anfang war so viel versprechend....

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                                        • 7 .5

                                          Brian Cranston (alias Walt aus Breaking Bad) schätze ich sehr. Die Geschichte, die der Film erzählt schien mir anfangs nicht so wahnsinnig toll, da ich schon so viele solcher Filme gesehen habe und richtig gute Serien aus diesem Milieu gibt´s ja auch schon einige (eben Breaking Bad, aber auch Weeds und the sopranos) Was „the infiltrator“ aber doch besonders macht sind zwei Dinge. Zum einen wird für den Undercoveragenten ein sehr persönliches Event (was wird aus Spoilergründen nicht verraten) inszeniert, um Pablo Escobar zu verhaften. Das fand ich schon ziemlich gelungen. Zum anderen wurden die Hintergründe des Drogenhandels in den USA zumindest mal ansatzweise thematisiert. Das find ich einen guten Ansatz! Denn die offizielle Politik der USA ist ja, so zu tun, als ob alleinig irgendwelche Drogenkartelle (hier in Südamerika) für den Drogenschmuggel verantwortlich sind. Spätestens seit dem Buch „Die CIA und das Heroin“ (Alfred W. McCoy, 1972) kann man wissen, dass eben der CIA für einen Großteil der Drogen, die in die USA gelangen, zumindest mitverantwortlich ist und die CIA mit dem Drogengeld Aktivitäten früher gegen die Sowjetunion, später im arabischen Raum finanzier(t)en. Und schließlich scheint es so zu sein, dass der Film doch auf einigen Tatsachen beruht. Zumindest wird im Abspann darauf Bezug genommen. Auch dass die Federal Reserve Bank ihre Finger mit in der Drogengeldwäsche hat. Davon abgesehen fand ich den Film ausreichend spannend und in sich stimmig. Die Musik hat mir gefallen und manche Charaktere waren lustig gestylt. Ohne Brian Cranston wäre „the infiltrator“ allerdings nur halb so interessant für mich.

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                                          • 7 .5
                                            über Trumbo

                                            Allein schon für Brian Cranston (Walt aus „Breaking Bad“) lohnt sich der Film. Die auf der realen Figur Dalton Trumbo, einem amerikanischen Drehbuchautoren, basierende Filmbiographie, im kalten Krieg angesiedelt, ist spannend und man erfährt etwas über Hollywood während der McCarthy-Ära, als in den USA alle anders Denkenden aggressiv verfolgt wurden. Die Redefreiheit war damals praktisch nicht existent. Cranston ist fantastisch. Ähnlich wie Walt in „Breaking Bad“ findet er kreative Wege zu überleben. Auch die anderen Schauspieler sind ausgezeichnet. Dean O-Gorman als Kirk Douglas ist gut ausgewählt, er sieht ihm tatsächlich ähnlich! Für Freunde des amerikanischen Films ist "Trumbo" eigentlich ein muss, da er auf unterhaltsame Weise einen wichtigen Teil der amerikanischen Kulturgeschichte darstellt. Trumbo wird auf extreme Weise ausgegrenzt, lässt sich aber nicht unterkriegen. Völlig irre, erhält er einen Oscar unter einem Pseudonym, weil er in der Öffentlichkeit nicht mehr in Erscheinung treten darf. Ich finde den Film unter den Aspekten Kulturgeschichte, Politik und unterhaltsamer Spielfilm sehenswert.

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                                              EudoraFletcher68 05.01.2018, 18:56 Geändert 02.06.2024, 19:28

                                              Amerikanisches Prekariat vom Feinsten. Das hübsche Gesicht und die Figur der Protagonistin stehen in gewisser Weise in Widerspruch zu dem Milieu, aus dem sie stammt. Hier würde man eine eher verwahrlostes und durch Industriefraß und Zuckergetränke verfettes Mädchen und keine durchtrainierte Schönheit mit lupenreiner Haut erwarten. Aber dann würde man den Film wahrscheinlich nicht so gerne ansehen.

                                              ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                                              Mit ihren beiden kleinen Halbgeschwistern muss sie sich zu Beginn des Films Essen aus Müllcontainern zusammen klauben. Sie beschließt dann von einem Tag auf den anderen mit einer Gruppe junger Leute abzuhauen, die von einer anderen jungen Frau angeheuert sind. Was genau ihr Job ist, erfährt man erst eine Weile später. Im ersten Moment sieht es so aus, als wäre das das Beste, was ihr passieren konnte. Die Darstellung der jungen Leute finde ich so verkehrt nicht, so habe ich die Amerikaner kennen gelernt: Bis zuletzt soll immer alles fun und lustig sein.
                                              ENDE SPOILER

                                              Und die Szene mit der ich es zu tun hatte und habe, konsumiert Unmengen an Alkohol und auch mal andere Drogen und will von Schwierigkeiten möglichst nichts wissen. Im Gegensatz zu "mazinger" finde ich das recht treffend. Es kommt dann anders als ich erwartet hatte. Die Szene mit dem Bären versuche ich als Metapher zu sehen. Sonst fänd ich sie arg kitschig. Ansonsten gefällt mir die Geschichte um die junge Frau zum Ende hin immer besser. Insgesamt ein gutes Roadmovie über junge Leute ohne Zukunftsperspektive.

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                                                Wenn man den Film kennt und mag, fällt es schwer mit der Serie wirklich etwas anzufangen. Das was gut ist, kennt man schon aus dem Film aber besser und das was neu ist, ist nicht wirklich sehenswert. Ich bin über vier Folgen nicht hinaus gekommen.

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                                                  EudoraFletcher68 05.01.2018, 09:22 Geändert 13.12.2024, 19:06

                                                  Das ist mein erster Film von Ken Loach. Eine britische alleinerziehende Mutter wird entlassen und eröffnet eine Leiharbeiterfirma mit Flüchtlingen. Sie nutzt die Notsituation der Leute hemmungslos aus. Der Film stellt unsere heutige Arbeitswelt realistisch dar, soweit ich das beurteilen kann. Man liest ja öfter mal Reportagen über Leih- und Schwarzarbeiter. In diesem Geschäftsfeld kann man wahrscheinlich nur gut verdienen bzw. überhaupt nur mitmischen, wenn man kriminell ist. Wenn man Filme über das britische Prekariatsmilieu mag und gesellschaftspolitisch interessiert ist, ist IT´S A FREE WORLD empfehlenswert.

                                                  Anfang SPOILER
                                                  Dass die Protagonistin eine zwiespältige Person ist, finde ich gut dargestellt, weil diese ganzen Ausbeuter bestimmt auch gute und konstruktive Seiten haben. Sie ist nicht einfach eine Rassistin oder menschenverachtend. Das macht den Film für mich so gut. Sie passt perfekt in unsere heutige Gesellschaft: Sie nimmt ihr Wissen und ihre Erfahrung, baut ihr eigenes „Unternehmen“ auf, rationalisiert und bagatellisiert ihre Handlungsweisen. Passend zu ihrer Generation sind auch immer die anderen/die Umstände an allem schuld. In einem Gespräch mit ihrem Vater beklagt sie sich darüber, dass sie 30 verschiedene Arbeitsstellen verloren hat, im Gegensatz zu ihm der 30 Jahre am selben Arbeitsplatz war. Was es vielleicht auch mit ihr zu tun hatte, dass sie ihre Jobs verloren hat, fragt sie sich gar nicht. Ihr Vater vertritt noch ethische Werte, die sie schon längst aufgegeben hat.
                                                  Ende SPOILER

                                                  Insgesamt ließ mich IT´S A FREE WORLD mit recht pessimistischen Gefühlen zurück.

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                                                    EudoraFletcher68 04.01.2018, 18:47 Geändert 11.03.2019, 06:31

                                                    Remake des hervorragenden Films von 1957. Ich habe mich über James Gandolfini („the Sopranos“) und Jack Lemmon gefreut. Das allein schon macht es wert, den Film zu sehen. Es war schon so lange her, dass ich das Original gesehen habe, sodass ich hier glücklicherweise keinen Vergleich anstellen musste, weil ich mich nicht erinnern konnte. Der Film spielt nur in einem Raum mit eben 12 Personen, die sich über einen Schuldspruch zu einer Mordanklage einigen sollen. Die OV ist sehr gut verständlich, die Dialoge sind exakt auf den Punkt, teilweise schreiend komisch, teilweise drücken sie erschreckend die Borniertheit des Durchschnittsamerikaners aus. Super dargestellt finde ich die verschiedenen Charaktere und wenngleich ich einerseits das amerikanische System mit der Jury gut finde, weil es hier wirklich darum geht, sich zu einigen, so zeigt der Film auch auf, was für Idioten über lange Haftstrafen bis hin zu Leben und Tod eines Menschen entscheiden können. Hier gibt es erstmal nur einen differenzierten Menschen (Jack Lemmon), der bereit ist, sich bei allen anderen unbeliebt zu machen und sich vorurteilsfrei und empathisch mit dem Angeklagten zu beschäftigen. Die entstehende Gruppendynamik ist spannend und richtig gut inszeniert. Spannend fand ich, an mir festzustellen, wie man sehr man von seinen Gefühlen beeinflusst wird: Ohne alle Details zu kennen wollte ich den Freispruch, weil diejenigen die von seiner Schuld überzeugt waren, solche bornierte Ärsche waren. Dabei fällt mir ein gutes Buch ein: „Thinking fast, thinking slow“ von Kahnemann. Der Statistik-Professor berichtet über eine Untersuchung, wie Richter, wenn sie rein nach Aktenlage über Schuld und Unschuld von Angeklagten entscheiden müssen, zu ihren Urteilen kommen. Man fand heraus, dass die Richter statistisch signifikant zu bestimmten Tageszeiten strenger urteilten als zu anderen, unabhängig von den vorliegenden Fällen oder anderen Variablen. Nämlich dann, wenn sie wahrscheinlich hungrig (kurz vor der Mittagspause) oder müde waren. Und in dies war ausnahmsweise mal eine saubere Studie, die alle Anforderungen an Wissenschaftlichkeit erfüllt.
                                                    Zurück zum Film: Ich finde es wirklich toll, wie ein Film, der nur in einem Zimmer (oder 2, wenn man die Toilette dazuzählen möchte) spielt, so spannend sein kann! Der Originaltitel „12 angry men“ trifft es eigentlich besser als die Übersetzung. Denn zumindest 11 von den 12 sind, jeder auf seine eigene Weise, ziemlich wütend. Man erfährt mehr indirekt, wie deren persönliche Einstellungen und Gefühle, ihre Haltung dem Angeklagten gegenüber beeinflussen. Großartig finde ich wie der eine Geschworene langsam Zweifel bei den anderen, großteils doch recht dominanten Kollegen schürt. Ein Schmankerl ist, dass ein vom Akzent her Deutschstämmiger den krassesten (schwarzen) Rassisten von allen in die Schranken weist.

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