EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    EudoraFletcher68 15.01.2018, 07:13 Geändert 24.01.2023, 16:24

    Der Hauptprotagonist Ray Donovan (Lief Schreiber) ist der typische Antiheld: Der abgehalfterte Kerl für alles, den man als wohlhabender Mensch anruft, wenn man in Schwierigkeiten ist, hat selbst ziemliche Schwierigkeiten, mit denen er täglich zu kämpfen hat. Er neigt dazu, diese durch Gewalt, Sex und Alkohol lösen zu wollen, was, wie das auch in der Realität der Fall ist, tendenziell zu einer Verschlechterung seiner Probleme führt. Anderen hilft er jedoch sehr effektiv weiter. Er hat eine kriminelle Ader und einen subjektiv halbwegs schlüssigen Ehrenkodex.

    Entfernt hat er mich an Vic Mackey aus THE SHIELD erinnert. Er ist nicht so richtig sympathisch, aber für sein großes Herz mag man ihn doch. Die Serie ist sowohl spannend, was die Fälle angeht, die Ray übernimmt, als auch die Beziehungsdynamiken.

    Ray und seine drei Brüder hatten eine problematische Kindheit, er hat sich hochgearbeitet, einer seiner Brüder besitzt einen runter gekommenen Box-Club, in dem die anderen sich viel aufhalten.

    Rays Vater Mickey (Jon Voigt), der ihm das Leben unglaublich schwer macht und ein richtig schöner Scheißkerl ist, bereichert die Serie ungemein! Ausgezeichnete Rolle, ausgezeichnet besetzt, finde ich.

    Auch Rays attraktive, androgyne Assistentin Lena (Katherine Moenning, THE L-WORD) gefällt mir. Die finde ich unglaublich sexy.

    Die Schauspieler sind alle hervorragend, die Dialoge (zumindest im Original) gelungen, die fortlaufende Story spannend.

    Es gibt öfter was zu lachen (Situationskomik) und Blut gibt’s auch, aber nicht inflationär wie z.B. in SOA oder BANSHEE. Die Hauptprotagonisten sind ziemlich hässlich (innerlich und äußerlich). Ich habe sehr lange gebraucht (bis zur 5. Staffel) bis ich mich mit ihnen so richtig angefreundet habe.

    ANFANG HANDLUNGSSPOILER
    RAY DONOVAN greift ein Tabuthema auf: sexueller Missbrauch an Jungen. Sehr nachvollziehbar und schlüssig werden die seelischen Folgen der ehemaligen Opfer dargestellt. Das imponiert mir, zumal die Auswirkungen auch aus fachlicher Sicht absolut korrekt dargestellt wurden. Auch die psychotherpeutische Situation in der 5. Staffel ist hervorragend inszeniert. Die Serie gewinnt bei mir von Staffel zu Staffel.
    ENDE HANDLUNGSSPOILER

    Was mich sehr gefreut hat, ist das Susan Sarandon Ende der 5. Staffel neu dazu kommt und ab der 6. Staffel eine große Rolle hat. Ansonsten fiel es mir etwas schwer, mich daran zu gewöhnen, dass Ray und seine gesamte verbliebene Familie ...

    ANFANG HANDLUNGSSPOILER
    ....nun in NYC lebt. Vor allem, weil ich mich an das Ende der 5. Staffel auch nicht mehr so genau erinnern konnte, außer dass Rays Frau gestorben war und er depressiv nach NYC gezogen war.
    ENDE HANDLUNGSSPOILER

    Zuerst dachte ich mir, die Serie hätte auch mit der 5. Staffel zu Ende sein können und ich hatte den Verdacht, sie wird nur noch für die Fans irgendwie fortgesetzt, Hauptsache es geht weiter. Dann habe ich dann doch in den Plot herein gefunden und mich auch daran gewöhnt, dass man jetzt halt eben in XXX ist. Sein desolater Vater sorgt weiterhin für Chaos und es gibt ein paar tragisch-komische Situationen. Ich will hier nicht spoilern, aber es lohnt sich doch sehr!

    Interessant fand ich, dass im Hintergrund eben Rays psychische Erkrankung sich mehr bemerkbar macht, sodass er für kurze Zeit in der Psychiatrie landet.

    Nachdem Ray in dieser Staffel ungefähr 10 x halbtot geprügelt wurde, sagt sein Vater nachdem er 10 Minuten vorher ohnmächtig vor ihm zusammen gebrochen ist und gerade wieder aufgestanden ist und sich eines seiner weißen Hemd überzieht, in der 10. Folge zu ihm:

    „You gotta take it easy! You are not a 100 %.“ Der war gut!!

    Wer BANSHEE, THE SHIELD, aber auch THE SOPRANOS mag, dürfte auch mit RAY DONOVAN etwas anfangen können.

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    • 7 .5

      Es gibt drei Handlungsstränge, die anfangs parallel laufen und sich später verbinden. Genauer darauf einzugehen, finde ich schwierig, weil die Handlung so umfangreich und teilweise auch verworren ist, deshalb hier nur kurz angerissen geht es halt um unterschiedlichste Gauner, denen natürlich ständig irgendetwas passiert. Die Gags fand ich gelungen, allein die verschiedenen Dialekte sind schon witzig. Deshalb unbedingt im Original ansehen, es ist einfach köstlich!! Die Besetzung ist richtig gut. Kennen könnte man außer Brad Pitt noch Jason Statham („Transporter“), Dennis Farina und Lennie James (Morgan aus „The Walking Dead“).

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      • 7
        EudoraFletcher68 14.01.2018, 12:25 Geändert 30.12.2018, 23:19

        Wer österreichischen schwarzen Humor und z.B. die Filme um Kommissar Brenner mag, dem wird "Braunschlag" gefallen. Es handelt sich um eine 8teilige Miniserie, die in sich abgeschlossen ist. Dabei geht es um den fiktiven österreichischen Ort Braunschlag, der pleite ist. Der Bürgermeister Gerry und sein Kumpel Richard inszenieren deshalb ein Wunder, eine Marienerscheinung, die den Ort berühmt machen soll. Horden von Wallfahrern fallen ein.

        Ab hier ein paar kleine SPOILER, die vielleicht den ein oder anderen stören, ich find nicht, nicht, dass es tragisch ist, wenn man das schon weiß.
        Der Vatikan schickt einen Abgesandten, um die Sache zu prüfen. Dann geht es um die verschiedenen Beziehungen, die Ehe von Gerry ist im Eimer, er hat eine Affäre mit der Frau seines besten Freundes, während seine Frau in einen Streichelclub geht. Seine Mutter lebt mit bestimmt 10 Katzen in einem Raum.
        SPOILER ENDE

        Verbrechen passieren natürlich auch. Die Atmosphäre und Geschehnisse sind unglaublich bizzar und die Ästhetik in den Bildern finde ich fantastisch: Die spießigen Wohnungen der Leute, die wunderbare Kombination unterschiedlichster Muster (Tapeten, Klamotten, etc.) und Hintergründe. Die Kameraeinstellungen sind sehr speziell und haben mich entfernt an den Stil z.B. der Ulrich-Seidl-Trilogie erinnert: häufig steht die Kamera gerichtet auf eine Einstellung in der zwei Personen gegenüber oder nebeneinander oder eine Person in der Bildmitte zu sehen sind und bizarr aussehen. Die (A-)Symmetrie finde ich ästhetisch ansprechend und spannend. Die Macher beweisen außerdem große Liebe zum Detail für die Ausstattung. Toll! Die Serie ist nicht für nebenbei, sondern eben auch etwas fürs Auge. Und leider schon vorbei... :-(

        Nachtrag Zweitsichtung: leider lässt die Serie für mich doch nach und ich stelle etwas genervt fest, dass alle ständig nur besoffen sind und der Humor teilweise wahnsinnig albern. Es geht auch nie in die Tiefe und keiner hat mal eine konstruktive Idee, wie mit den Probkemen umzugehen wäre. Habe meine Bewertung im einen Punkt abgesenkt. Trotzdem noch sehenswert.

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          EudoraFletcher68 14.01.2018, 08:06 Geändert 07.01.2022, 21:18

          Wer den Film sehen will, ohne etwas über den Inhalt zu wissen, sollte hier nicht weiter lesen, aber ich finde, dass es helfen kann, Kritiken und natürlich auch Sekundärliteratur über Woody Allen und seine Filme zu lesen, um mit ihm dann auch etwas anfangen zu können. Insoweit finde ich meinen Text kein Spoiler, aber das kann jeder selbst entscheiden.

          Zur Handlung (Wer darüber nichts wissen will, liest diesen Abschnitt nicht): Es beginnt mit einem Familienpicknick in einem idyllischen Garten. Als eine der Frauen (Judy Davis) ins Haus geschickt wird, um Martinis zu mixen, trifft sie auf einen Mann, mit dem sie offensichtlich eine geheime Affäre hat. Es kommt zu zwei völlig absurden Sex-Szenen, über die ich ziemlich schmunzeln musste. Schnitt - dieselbe Frau, wir erfahren, dass Sie Lucy heißt, taucht bei Harry (Woody Allen) auf und macht ihm eine Riesen-Szene und droht mit Selbstmord. Sie zückt dabei eine Pistole. Wir erfahren, dass die Eingangsszene Teil eines autobiographischen Romans von Harry ist und Lucy sich bloß gestellt fühlt, was man auch verstehen kann, als sie aus seinem Buch vorliest. Harry kann gar nicht verstehen, warum Sie sich so aufregt. Er sagt ihr ganz cool, dass Sie nicht der Typ dafür ist, sich umzubringen. Woraufhin sie ihm zustimmt und droht lieber ihn umzubringen.

          Es ist also ein Beziehungsdrama, eine ausgezeichnete Tragik-Komödie, in der einige gelungene und recht komische Szenen beim Psychoanalytiker vorkommen. Die Schauspieler sind gut, die Story witzig, die Situationskomik fand ich super und die Dialoge köstlich.
          Beispiel: Harry: "Do you know what a black whole is?
          Prostituierte (schwarz): "Yeah, that's how I make my living."

          Falls ihr halbwegs der englischen Sprache mächtig seid, schaut euch den Film im Original an, sonst entgeht euch einfach total viel! Wie soll man „I'm spiritually bankrupt" übersetzen? "Ich bin spirituell bankrott"? Ich finde, das geht irgendwie nicht.
          Tiefgang hat der Film für diejenigen, die ihn wahrnehmen können: So beklagt sich Harry darüber, dass er sechs Psychotherapeuten und drei Ehefrauen später immer noch dieselben Probleme hat, dabei wird deutlich, dass er selbst nichts dafür tut, damit sich dies ändert. Er fühlt sich unerwachsen, will jede Frau ficken, die er sieht und tut das auch oft genug. Ich bin überzeugt davon, dass David Duchovny hat sich hier Anregungen für sein CALIFORNICATION geholt hat.

          Das tragische Element des Films ist, dass Harry in seiner Pathologie durch seine Umwelt weiter verstärkt wird, sogar von seiner Psychotherapeutin. Aus diesem Film stammt der unter Fans bekannte Satz seiner Analytikerin, über den hoffentlich nicht nur Psychotherapeuten lachen können: “I think it best that we terminate your treatment and then I think we should give it a substantial period of time and then if we both feel the same way we can start to see each other again on a socially basis.”

          ANFANG Interpretations-SPOILER
          Ich habe das Geschehen so interpretiert, dass der Hauptprotagonist in seiner Kindheit sexuell missbraucht wurde, auch wenn dies mit keiner Silbe erwähnt wird. Seine Sexualisierung, Beziehungsgestaltung, Grenzenlosigkeit, Symptomatiken und die Grenzüberschreitung durch die Psychotherapeutin sind aber deutliche Hinweise darauf.
          Ende SPOILER

          Im Film erscheinen immer wieder verfilmte Szenen von Harrys Romanen und Kurzgeschichten. Das finde ich eine interessante Idee. Hier taucht auch Robin Williams auf, als ein aus dem Fokus geratenen Schauspieler.
          DECONSTRUCTING HARRY enthält so viele geniale Szenen und Situationen, davon könnten sich einige der heutigen Komödien und Sitcoms einige Scheiben abschneiden!

          https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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            Typisch deutsche Billigproduktion. Es geht um eine Sexualtherapeutin, ihr Privatleben und ihre Praxis. Leider sehr gewollt, und extrem schlecht recherchiert. Hier waren mE Volltrottel am Werk. Für mich als Psychotherapeutin ist nichts daran auch nur im Ansatz lustig. Die Schauspieler sind höchstens mittelmäßig, die Dialoge pseudolustig - ich konnte jedenfalls nicht lachen.
            Schon in der ersten Folge passiert etwas so unrealistisches, dass ich am liebsten gleich abgeschaltet hätte: die Mutter der Hauptprotagonistin taucht in der Praxis auf und will Beratung für ihre sexuellen Probleme, während eigentlich schon ein Patient eine Stunde hat. So eine Situation gibt es schlicht nicht. Niemand hat Lust mit seinen Eltern über deren Sexualität zu reden. Auch kein Sexualtherapeut. Wahrscheinlich hat man sich gedacht, machen wir was Lustiges, lassen wir die Mutter mit dem sexuellen Problemen ankommen. Leider ist das zumindest für mich null lustig.
            Dann kommt der erste Patient, ein Frotteur, und die Mutter geht in den Nebenraum und hört alles mit. Auch das ist derart an den Haaren herbei gezogen, dass mir die Worte fehlen.
            Die Interventionen der Therapeutin sind schlicht lächerlich. Nichts, was sie sagt, hat auch nur im Ansatz Realitätsnähe. Hier waren Leute am Werk, die von Tuten und Blasen keinerlei Ahnung haben. Und so geht es dann immer weiter.
            Wer an einer hochwertigen Serie über einen Psychotherapeuten interessiert ist, schaut besser „in treatment“. Wer eine Serie ansehen möchte, in der es um Sex geht, hat mehr von „Californication“ oder „queer as folk“.

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              EudoraFletcher68 14.01.2018, 07:46 Geändert 14.01.2018, 13:43

              Die 1. Staffel fand noch ganz ok, aber nach der zweiten bin ich entnervt. Da ich auch mit „Dexter“ nicht viel anfangen konnte, bin ich vielleicht einfach nicht das geeignete Zielpublikum für Serienkiller-Serien. Allerdings hat mir „das Schweigen der Lämmer“ gut gefallen.
              Kurz zum Inhalt: Für alle Hannibal Lecter-Fans ist wahrscheinlich so halbwegs klar, worum es geht. Die Serie orientiert sich an der Romanvorlage „Roter Drache“ von Thomas Harris. Dieses Buch ist quasi einer der Vorläufer vom „Schweigen der Lämmer“. Man muss weder vor dem Anschauen der Serie unbedingt die Bücher gelesen noch die Filme gesehen haben, aber ich finde, es lohnt sich allemal. die Serie beginnt zu einer Zeit, als Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) als Serienkiller noch unentdeckt ist und als Psychiater/Psychoanalytiker das FBI berät. Hier soll er den etwas labilen Profiler Will Graham (Hugh Dancy) psychotherapeutisch bei seiner Arbeit unterstützen. Es wird in der 1. Staffel nur angedeutet, dass Dr. Lecter spezielle kulinarische Vorlieben hat, aber entweder weiß man es, weil man das "Schweigen der Lämmer" gesehen hat oder man ahnt es halt. Es gibt mehrere Fälle von Serienmorden aufzuklären und gleichzeitig entwickelt sich das Beziehungsgeschehen zwischen den Hauptprotagonisten Dr. Lecter, Will Graham, Jack Crawford (Laurence Fishburne zb. aus der Matrixtrilogie) und Dr. Alana Bloom (Caroline Dhavernas). Die Schauspieler sind gut genug, die Geschichte spannend. Mads Mikkelsen (Casino Royal/Walhalla Rising) spielt Lecter ohne Ausdrucks-Vielfalt. Ich freute mich, Gillian Anderson (Akte X) als Dr. Bedelia Du Maurier wiederzusehen, die vermutlich Dr. Lecters Lehranalytikerin sein soll. "Hannibal" ist handwerklich sicherlich hochwertig gemacht und alles, trifft halt aber nicht meinen Geschmack.
              Mein größtes Problem (und das gehört ja irgendwie mit zur Grundlage der Serie): Warum ist es eigentlich so schwer, den Unterschied zwischen einem Psychoanalytiker und einem Psychiater zu recherchieren? Ein Psychiater ist ein Arzt, der psychisch kranken Menschen Medikamente verschreibt. Er sitzt nicht mit seinen Patienten da und redet 50 Minuten mit ihnen, dafür ist er nicht ausgebildet und vor allem bekommt er dafür auch kein Geld. Er bespricht mit ihnen ihre Realitäten und führte bei manchen seiner Patienten stützende Gespräche durch, aber weder eine Psychoanalyse noch eine qualifizierte Psychotherapie. Ein Psychoanalytiker wiederum kann vom Grundberuf Arzt (auch Psychiater) oder Psychologe (und in manchen Fällen auch einen anderen akademischen Abschluss haben) sein und hat zusätzlich zu seinem Studium eine mindestens 5jährige Ausbildung zum Psychoanalytiker gemacht. Er verschreibt höchstens dann Medikamente wenn er gleichzeitig auch Psychiater ist, aber viele Kollegen sind der Ansicht, dass das nicht gut für die Psychotherapie ist (da man dem Patienten damit signalisiert, dass man ihm nicht zutraut, seine Gefühle selbst regulieren zu lernen), sondern redet mit den Menschen, so wie Hannibal Lecter in der Serie eben. Früher lagen die Patienten dazu auf der Couch, heute sitzen sie eher. So, und dann kommt noch die Frage, welche Funktion eigentlich Dr. Du Maurier hat?

              In diesem Absatz kommen Mini-Spoiler, die m.E. keinen Einfluss auf den Genuss der Serie haben, aber wer sicher gehen will, dass er auf keinen Fall etwas aus der 1. oder 2. Staffel erfährt, liest hier besser nicht weiter.
              Wenn Du Maurier Lehranalytikerin von Lecter wäre, so wie von ihm in der fünften oder sechsten Folge Will gegenüber angedeutet, dann würde das bedeuten, dass er bei ihr im Rahmen seiner Ausbildung eine sog. Lehranalyse gemacht hatte, praktisch als ihr Patient erlebt und erfahren hat, wie man sich in dieser Position fühlt. Wenn das so ist, ist mir aber völlig unklar, wie er so viel Einfluss auf sie bekommen hat können, dass sie mit einem anderen Patienten einen so großen Fehler begeht, dass sie dann in den Ruhestand muss. Wenn es eher eine gleichberechtigte Beziehung sein soll, macht es wiederum keinen Sinn, wieso er ihr einziger Patient sein soll.... Dann könnte er auch noch bei ihr in Supervision sein, sprich mit ihr über seine Fälle sprechen, aber so wirkt das Geschehen nicht auf mich.
              Spoiler Ende

              Da dieses psychotherapeutische Setting (noch ein weiterer Fachbegriff: der Psychoanalytiker führt neben der Psychoanalyse, die eher der Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsentwicklung dient, eine Psychoanalytische/Psychodynamische Psychotherapie durch, also eine Behandlung psychischer Erkrankungen) in der Serie eine so große Rolle spielt, erlaube ich mir, dies hier auch etwas langatmig zu monieren. Beispiele für eine halbwegs gelungene Darstellung eines Psychotherapeuten ist die Serie "in Treatment", Empfehlung für sehr gut recherchierte Darstellungen psychodynamischer Prozesse und Psychoanalytiker sind einige Filme von Woody Allen, zb „Deconstructing Harry“, „Der Stadtneurotiker“.
              Und anschließend kann ich als Psychoanalytikerin nur sagen: wenn man damit so viel Geld verdienen würde, dass man sich solche Häuser und Praxen leisten könnte, das wäre echt fantastisch! Davon kann ich nur träumen.....
              Die zweite Staffel finde ich persönlich langweilig, inflationäre Serienkiller und Leichen, das ewige Kochen und Essen von Hannibal, auch dass Vögel aus Ermordeten heraus geflogen kommen - ich weiß nicht so recht.....

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                EudoraFletcher68 13.01.2018, 17:14 Geändert 11.05.2024, 09:01

                BANSHEE ist in erster Linie mal extrem gewalttätig. Das muss man abkönnen. Die Serie erzählt eine fortlaufende Geschichte auf verschiedene Ebenen: Zum einen geht es um einen Einbrecher, Lucas Hood (Antony Starr), der nach 15 Jahren Gefängnis sich auf die Suche nach seiner Exfreundin macht und eher zufällig in die Rolle des neuen Sheriffs der Ortschaft, in der die Exfreundin unter neuer Identität lebt, schlüpft. Dann gibt es in der Nähe ein Indianerreservat, in dem sich eigene Dynamiken abspielen, dann gibt es den Großkriminellen, der sich durch den neuen Sheriff gestört fühlt, sein Leibwächter sieht aus wie Clark Kent und ist aber ganz böse. Und schließlich holt Lucas natürlich noch die Vergangenheit ein.

                Ich hatte etwas Schwierigkeiten mit dem Protagonisten, fand ihn ziemlich unsympathisch. Auf mich wirkt er wie ein primitiver Schlägertyp, was vielleicht auch so beabsichtigt ist, aber dann wunderte ich mich, wie so ein Primitivling dann doch intelligente Einbrüche und ausgefeilte Betrügereien fertig bringt.
                Zwischendrin hatte ich mich schon gefragt, ob überhaupt noch Einwohner in dem Kaff übrig bleiben und ob Lucas nicht irgendwann mal ein Burnout kriegt, aber dennoch kann auch frau sich BANSHEE gut anschauen, wenn sie es blutig mag.
                Sex kommt auch vor, aber auf keine sehr anregende Weise, wie ich finde. Eher wirken die Sex-Szenen auf mich aggressiv und gehen in Richtung Porno.
                Einige der Charaktere haben mich angesprochen, zB kommt ein Transvestit vor, der mir zumindest halbwegs gefällt. Halbwegs weil er ein ziemlicher Klischee-Typ ist: Schwul, Bunter Vogel, Computer-Spezialist, Nahkampfmeister. Transgender und Homosexualität in der Serie sind seit einigen Jahren ziemlich "in" , wie z.B. Lafayette in TRUE BLOOD, Ray Donovans Assistentin oder auch Aaron in THE WALKING DEAD. Sogar in SONS OF ANARCHY gibt es in den letzten Staffeln von Walton Goggins eine wirklich toll gespielte Transsexuelle. Ganz zu schweigen von Serien wie TRANSPARENT.

                Erfreuliche Überraschung: in der 3. Staffel taucht in eine Nebenrolle Denis O'Hare auf, über den sich der TRUE BLOOD-Fan freuen wird, es handelt sich nämlich um den Bösewicht Russel Edgington, der auch in BANSHEE als FBI-ermittler gut kommt!

                Ich finde, wenn man mit THE SHIELD, BREAKING BAD, JUSTIFIED und THE SOPRANOS durch ist, kann man sich durchaus auch mal BANSHEE anschauen.

                Freunde von SOA dürften es lieben!

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                  EudoraFletcher68 13.01.2018, 17:05 Geändert 14.01.2025, 22:07

                  Es hat mich schon mal gefreut, einen alten Bekannten aus THE SHIELD, nämlich Walton Goggins (Der übrigens in einer fantastischen Gast-Rolle auch in SoA auftaucht!!!) wieder zu sehen. Dann fand ich sowohl Atmosphäre als auch Dialekt der Kentucky-Hinterwäldler einfach toll. Ich empfehle JUSTIFIED in OV zu sehen, sonst entgeht einem total etwas!

                  Die Serie gibt auch eine tolle Milieustudie von White Trash in Kentucky ab. Man erfährt etwas über einen kleinen Hinterwäldler-County. Der Haupt-Protagonist Raylan Givens (wunderbar gespielt von Timothy Olyphant) ist so ein bisschen ein lonseome wolf sexy Cowboy Klischee-Typ. Toll, ihm beim Reden zuzuhören.

                  Es handelt sich um die fortlaufende Geschichte um Marshall Raylan Givens der aus Florida nach Hause strafversetzt wurde, weil er einen Verdächtigen kurzerhand erschossen hat. Daheim in Kentucky wird er mit einem ziemlichen kriminellen Sumpf und seinem ehemaligen Schulfreund Boyd Crowder, der mittlerweile auf der anderen Seite des Gesetzes gelandet und ziemlich verrückt ist, konfrontiert. Außerdem muss er sich mit seinen nicht abgeschlossenen Liebes-Beziehungen auseinandersetzen.

                  Man bekommt bei JUSTIDIED auch ziemlich etwas zum Lachen. Dafür sorgt ua auch die Figur von Wynn Duffy (Jere Burns), ein echt komischer gekaufter Mann für alles, vom Landkauf zum Mord. Es werden auch einzelne Fälle gelöst, die aber manchmal viele Folgen später nochmal zum Thema werden und ja Raylan Givens ist schon sehr cool. Geht ein bisschen in Richtung BANSHEE, aber für mich viel besser, da stimmungsvoller und der Hauptprotagonist sympathischer und obwohl auch Blut spritzt, weniger Gewaltorigien.

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                    EudoraFletcher68 13.01.2018, 08:45 Geändert 31.07.2022, 07:49
                    über Der 13.

                    Gehört zur Allgemeinbildung. Empfehlenswerte und brisante Doku. Man erfährt ua, dass die USA mit ihrer Mission andere Länder zu "befreien" weltweit (!!!) die meisten Inhaftierten haben, noch vor China und außerdem mit einem Anteil an der Weltbevölkerung von 5% aber 25 % der Gefängnisse weltweit betreiben... Es wird dargestellt, dass Gefängnisse für die Betreiber ein lukratives Business darstellen und inwiefern Rassismus in den USA heute noch genauso aktuell ist, wie zu Zeiten des Klukluxklans. Was man da erfährt, ist echt erschreckend! Die Doku ist so inszeniert, dass man gut folgen kann.

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                      EudoraFletcher68 13.01.2018, 08:31 Geändert 14.01.2018, 21:28
                      über Narcos

                      Aufgrund der begeisterten Kommentare und weil mich das Genre interessiert, habe ich mir nun auch "narcos" angeschaut. Als „Breaking Bad“ und „Sopranos“-Fan gehöre ich vermutlich schon zum Ziel-Publikum von "Narcos".
                      Ich kann leider die Begeisterung nicht teilen. Ja, die Serie erfüllt viele Qualitätskriterien, aber: Von einer Drehbuchautorin habe ich mir mal erklären lassen, dass ein Erzähler im Hintergrund eine unelegante, plumpe Methode ist. So macht man es sich als Regisseur oder Autor einfach, da man sich nicht überlegen muss, wie man das Ganze durch den Film vermittelt, eher indirekt eben. Show, Don't tell! Das hat mir eingeleuchtet. Es ist eine Kunst, wenn sich die Story für den Zuschauer aus dem Geschehen erschließt. Manchmal kann das dann auch verworren und verwirrend werden. Als Beispiel fällt mir da „12 Monkeys“ ein. So eine Verwirrung ist mir persönlich aber allemal lieber als der Märchen-Onkel im Hintergrund, weil man zum selber denken aufgefordert und auch überrascht wird. Wenigstens macht der Erzähler bei „Narcos“ seine Sache unterhaltsam und mir leuchtet in gewisser Weise schon ein, warum diese Form gewählt wurde: man wollte vermutlich schnell viel Hintergrund-info über Beginn und Entwicklung des Kokain-Handels in Chile und Kolumbien vermitteln und ein bisschen so tun, als wäre es eine Doku. Auch wenn man sich an historische Fakten gehalten hat, bleibt es halt eine Serie.
                      Auf mich wirkt dieser Erzählstil so ähnlich, wie wenn der Bösewicht am Schluss, wenn er den Helden umbringen will, noch ein langatmiges Geständnis ablegt und so dem Zuschauer die Auflösung der Geschichte liefert, auf die er allein durch den Film niemals hätte kommen können, und dabei dem Helden noch die Gelegenheit gibt, zu fliehen oder den Bösewicht auszuschalten.
                      Abgesehen davon fand ich den Anfang schon fesselnd und die Charaktere ebenfalls interessant, sodass ich wissen wollte, wie es weiter geht.... Zumindest in der OV wird sehr viel spanisch mit Untertiteln gesprochen, sodass man viel lesen muss, wenn man kein spanisch kann. Dies dient vermutlich dem Effekt, Authentizität zu vermitteln. Ich höre zwar gerne spanisch, aber mich hat die Kombination von Anfang an genervt, weil der Fluss ständig unterbrochen wird. Es gibt viele kurze Szenen, immer wieder kommt der Erzählonkel, dann wieder eine kurze Szene, mal spanisch, mal Englisch usw.
                      Obwohl ich die Schauspieler alle überzeugend fand, Dialoge und Ausstattung auch gut, hat mich die Serie nicht so gefesselt, wie erhofft. Bei der 1. Folge habe ich noch gedacht, dass nur der Anfang so ist und es dann irgendwann in eine fließende Geschichte übergeht, aber dem war nicht so... Nach 5-6 Folgen habe ich die Lust verloren. Apropos Lust: Die Sex-Szenen fand ich ohne Zusammenhang und dadurch wirkte es auf mich so, als wären sie nur dafür da, dass halt auch Sex dabei ist. Das gibt mir persönlich gar nichts. Ich habe nichts gegen Sex-Szenen, im Gegenteil, wenn sie zur Geschichte gehören und damit etwas ausgedrückt werden soll. Ich liebe bspwse. „Californication“ und „Queer as folk“ (da ist Sex essenzieller Bestandteil der Story). Vielleicht werde ich ja irgendwann nochmal warm mit "Narcos".

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                      • 4 .5
                        über Looking

                        HBO ist eigentlich immer gut. Und entsprechend ist meine Beschwerde vielleicht auf hohem Niveau bzw. meine Bewertung wahrscheinlich ungerecht....
                        Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Die öffentlichen Kritiken finde ich recht vollmundig und vor allem auch eine ziemliche Verleugnung: von wegen es handelt sich um die erste schwule Serie.... Da muss ich doch mal an „Queer as Folk“ (QAF, englische Version von 1999, amerikanische Version, aus dem Jahr 2000) erinnern. Und im Unterschied zu „Looking“ wurde QAF sowohl in Sprache als auch Bild viel deutlicher. Auch die Charaktere in QAF waren interessanter, provokant, charismatisch und aussagekräftig. Vor allem hatten sie Tiefe und es ging um existentielle Themen. Während mir „Looking“ wie die saubere Spießerversion vorkommt, hatten sich die Macher von QAF wirklich noch etwas getraut. Bei „Looking“ fehlt alles, was mich an QAF begeistert hat. Auch die Darstellung der Sexualität hat mich gelangweilt.
                        Ich finde „Looking“ insgesamt wahnsinnig langweilig! Irgendwelchen spießigen, oberflächlichen Schwulen bei ihrem nicht besonders interessanten, da gesäuberten Alltagsleben zuzusehen - wozu sollte ich das tun?
                        Der Funke wollte nach drei Folgen nicht überspringen. Mein einziger handwerklicher Einwand gegen die Serie ist, dass Sie weniger wie ein sich entwickelndes Drama, das einen hineinzieht, inszeniert ist, sondern mehr in Richtung Aneinanderreihung kurzer Szenen und so das Erleben einer Doku erzeugt. Das führte bei mir zu noch mehr Distanz zu den Protagonisten. Schade.

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                        • 8 .5
                          EudoraFletcher68 13.01.2018, 06:36 Geändert 18.12.2024, 09:04

                          COMMUNITY läuft unter der Rubrik Sitcom, ist aber meiner Meinung nach viel mehr als das und hat zum Glück keine eingeblendeten Lacher. Die Serie ist wirklich genial und ich weiß gar nicht, wo anfangen...

                          Vielleicht erstmal mit der Sprache: Die OV ist toll! Kann mir nicht vorstellen, dass die Übersetzung gut funktioniert.

                          Die 7 Protagonisten sind Mitglieder einer Lerngruppe an einem sogenannten Community-College (anders als bei uns, gibt es in den USA eine Art staatlicher Hochschulen, an denen man innerhalb von 2 Jahren einen Abschluss erwerben kann, um dann an einer (privaten) Qualitätsuni auf Bachelor oder Master zu studieren). Das Greendale College hier ist eine Art Auffangbecken für mehr oder weniger gescheiterte Existenzen, sowohl auf der Seite der Studenten als auch der Lehrer. Auch sind die Finanzen knapp, was sich in vielen Bereichen zeigt. Mittlerweile sind wohl die meisten Universtäten in den US völlig im Eimer. Wen das näher interessiert, dem empfehle ich die Folge 6 von Staffel 6 von "Patriot Act". Da wird das schön erklärt.

                          Nun aber zu den Charakteren von COMMUNITY:
                          • Jeff (Joel McHale), ein redegewandter ehemaliger Rechtsanwalt, der seine Zulassung verloren hatte, weil sein Abschluss gefälscht war, stellt sich auf den ersten Blick als Gewissen- und empathieloser Narzisst dar, der sich nur ein leichtes Leben machen will und hinter dem Frauen her ist. Im Verlauf zeigt sich aber, dass er doch zu den Guten gehört.
                          • Britta (Gillian Jacobs), verkauft sich als Politaktivistin, ist aber eine typisch amerikanische oberflächliche und hohle Blondine mit großer Klappe.
                          • Pierce (Chevy Chase!!!!) ist ein mindestens 65jähriger Millionär ohne Freunde, der schon seit Jahren in Greendale studiert, um sozialem Anschluss zu haben. Er ist aber derartig unsympathisch, voller Vorurteile, Rassist und ein Frauenhasser, dass eigentlich keiner etwas mit ihm zu tun haben will. Großartig!
                          • Abed (Danny Lucy), ein amerikanisch-indischer Autist ist der totale Popkulturnerd und lebt mehr oder weniger in einer Fantasiewelt seiner Lieblingsfilme. Allein um zu verstehen, worüber er spricht, muss man sich eigentlich halbwegs mit amerikanischen Filmen und Popkultur auskennen.
                          • Shirley (Yvette Nicole Brown) eine bigotte geschiedene Mutter zweier Kinder will wieder ins Berufsleben einsteigen und ist eine gruselige fundamentalistische Christin.
                          • Troy (Donald Glover), ehemaliger Quarterback seiner Schule, der außer Sport nichts im Kopf hat, hat wegen einer Verletzung sein Stipendium für das Sport-Studium verloren und leidet unter den geistigen Anforderungen.
                          • Annie (Alison Brie), eine zwanghafte und extrem ehrgeizige Einserschülerin, hat einen Psychiatrieaufenthalt wegen Medikamenten-Abhängigkeit hinter sich.
                          Dann gibt es noch einige witzige Nebenfiguren.

                          Es geht sowohl um die Gruppendynamik der Lerngruppe, als auch um das gesamte College. Alle versuchen sich nach außen möglichst gut darzustellen und fliegen im Lauf der Zeit damit auf.

                          Ich kenne keine vergleichbare Serie und kann mir nicht vorstellen, dass man so etwas in Deutschland produzieren könnte, weil es auf eine geniale Art verrückt und verspielt ist. Auch wenn es in den USA grausame Spießer gibt, so gibt es dort auch extrem kreative und ungewöhnliche, gute Köpfe. Alle Klischees und gesellschaftlichen Probleme werden elegant und gekonnt aufs Korn genommen.

                          Die Charaktere sind mit Liebe zum Detail heraus gearbeitet und entwickeln sich schlüssig weiter.
                          Die Dialoge sind genial, unglaublich schnell und man muss total aufpassen, dass man nichts verpasst.
                          Abed bringt ständig Filme und Serien mit ein, teilweise spielen ganze Folgen in einem anderen Film-Universum. Diese speziellen Folgen fand ich am Besten.
                          Außerdem ist es Teil seines sozialen Problems, dass er sich für eine Figur aus einem Film hält. Mit ihm wird also eine reflektierende Metaebene eingeführt. COMMUNITY schafft es, sich einerseits nicht ernst zu nehmen und mit den Figuren zu spielen (total kreativ, eine Folge ist zb mit Comic-Figuren, eine andere mit Knetgummimanschkerln) ohne andererseits in primitiven Klamauk abzudriften! Das finde ich eine Kunst! Es handelt sich um eine intellektuell durchaus anspruchsvolle Inszenierung. Fantastisch ist die Darstellung der verschiedenen Charaktere und besonders Chevy Chase ist mit seiner ganzen politisch unkorrekten widerwärtigen Art einfach göttlich!!! Die anderen Schauspieler kannte ich vorher nicht, Sie sind aber alle auch sehr gut!

                          Wem 30ROCK gefällt, der wird COMMUNITY lieben.

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                            EudoraFletcher68 12.01.2018, 14:44 Geändert 14.07.2022, 06:26

                            Als „True Blood“-Fan kann ich mit „The Vampire Diaries“ wenig anfangen, habe aber trotzdem 5 Staffeln gesehen, als ich die Zeit zur nächsten Staffel „True Blood“ überbrücken musste. TVD hat bestimmt seine Berechtigung, ist für Jugendliche geeignet. Ich bin halt schon deutlich älter. Meine Hoffnung war, dass „The Orginals“ eher für Erwachsene wäre und mehr in Richtung TRUE BLOOD gehen würde. Das ist nicht der Fall.

                            Meiner Meinung nach nutzt die Serie ihr Potenzial nicht. Alles was Spannung hätte erzeugen können, fehlt: Die Vampire unterscheiden sich kaum von Menschen, außer dass sie stärker sind. Sie können wegen ihrer Ringe bei Tageslicht unterwegs sein, benehmen sich ziemlich menschlich. Dadurch fehlt ein wesentliches Konfliktpotenzial schon mal. Ich verstehe nicht, warum man sich dafür entschieden hat, die Originals bei Tageslicht herum laufen zu lassen.

                            Es ist doch gerade ein ganz zentraler Wesenszug des Vampirmythos, dass sie einerseits unsterblich sind, dafür aber auf das Sonnenlicht verzichten müssen und sich danach aber sehr sehnen. Außerdem ist dies die Zeit in der sie eben auch mal verletzlich sind. Allein dadurch fehlt hier ein Spannungsbogen, der meines Erachtens das Thema Vampire so interessant macht, dass sie eben Wesen der Dunkelheit sind. Dazu kommt, dass wenn die Originals beißen, es nie etwas mit Erotik zu tun hat und auch immer recht schnell vorbei ist. Das ist ein weiterer Missstand: Wer den Originalroman Dracula gelesen hat, weiß um die Ambivalenz der Gebissenen zwischen Lust und Tod. Die Sexszenen schöpfen das Potenzial auch nicht aus, es sind Szenen wie zwischen „normalen“ Menschen. Da gibt´s dann aber Serien, die das besser können. Ansonsten wird unglaublich viel rum geredet und über Problemen gebrütet. Die Werwölfe finde ich auch nicht besonders interessant, will sagen, sie sehen nicht wie Wölfe aus, sondern springen halt ein bisschen durchs Bild. Jedenfalls passiert für meinen Geschmack insgesamt nicht besonders viel. Das können hochklassige Beziehungsdramen aber viel besser, wie z.B. TREME (das auch in New Orleans spielt).

                            Hier will man Vampire sehen und kriegt mehr oder weniger neurotische Menschen serviert. Was ich außerdem total schade finde ist, dass die Parallelgesellschaft der übernatürlichen Wesen sich so wenig von der Menschenwelt unterscheidet. Und was mir am meisten gefehlt hat: Die Serie hat überhaupt kein bisschen Humor. Alle nehmen sich für meinen Geschmack übertrieben ernst und wirken auch deshalb auf mich ziemlich flach. Da hilft es auch nichts, dass sie teilweise ganz hübsch anzusehen sind. TRUE BLOOD dagegen ist es sehr gut gelungen, den Zuschauer zu erschrecken und gleichzeitig auch zum Lachen zu bringen. Ich habe THE ORIGINALS nur bis zur 6. Folge der 1. Staffel geschafft.

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                              Ich hatte mir die ersten vier Staffeln angeschaut, weil ich „True Blood“ bereits mehrmals gesehen und die Hoffnung auf eine Serie hatte, die wenigstens ein bisschen so ähnlich ist. Mir war schon klar, dass eine Vampirserie, die an der High-School spielt, wahrscheinlich eher in Richtung „Twilight“ geht und so bin ich auch nicht wirklich überrascht. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Vampirgeschichte für Jugendliche und dafür ist sie in Ordnung. Aber ich bin halt schon älter. Damit gehöre ich vermutlich nicht zum Zielpublikum und entsprechend doof finde ich die Serie.
                              Zur Handlung: 2 Vampire und Brüder Damon und Stephan kehren in ihren Heimatort zurück. Da sie als Jugendliche zu Vampiren gemacht wurden, geht zumindest Stephan an die Highschool. Sie sind wie schwarz und weiß, Damon der Böse, Stephan der Gute. Zwischen ihnen besteht ein Konflikt, der 160 Jahre zurückgeht, als sie sich in dieselbe Frau verliebt hatten. In der ersten Staffel klärt sich im Laufe der Zeit auf, was damals eigentlich passiert ist. Stephan verliebt sich in ein Mädchen an der Schule, Elena, die genauso aussieht, wie seine erste Liebe. Es entwickelt sich also sowohl eine Liebesgeschichte als auch die Geschichte der Vampire und deren Verfolgung in Mystic Falls. Soweit zum Inhalt.
                              Ich kann nichts Negatives über die Qualität von Dramaturgie, Schauspielern und Ausstattung sagen, außer vielleicht, dass man bei der Auswahl der Schauspieler etwas mehr auf deren jeweiliges Alter hätte achten können. Es wirkt z.B. irgendwie unprofessionell, dass die Schauspielerin, die Elenas Tante Jenna spielt, genauso alt ist, wie die Schauspielerin, die Elena spielt. Vielleicht wurde das aber auch erklärt und ich habe nicht ordentlich aufgepasst. Überhaupt scheinen die meisten Schauspieler unter 18 zu sein (aber vielleicht bin ich inzwischen auch schon so alt, dass mir das nur so vorkommt...).
                              Während in „True Blood“ die Charaktere alle sehr ambivalent und mehr oder weniger persönlichkeitsgestört sind, was sie für mich gerade sehr interessant macht, sind die Protagonisten hier ziemlich eindeutig und weniger mit inneren Konflikten beschäftigt. Die Bösewichte in „True Blood“ hatten auch ihre sympathischen und liebenswerten Seiten haben. Hier sind die Charaktere eindeutiger zuzuordnen, entweder gut oder böse, Opfer, Täter oder Helden - und für mich damit langweilig. Zum Ende der 1. Staffel entwickelt sich zwar eine überraschende Wendung hinsichtlich der Persönlichkeiten der Brüder, aber das hat mich nicht überzeugt. Ich finde die ganze Situation von „Vampire Diaries“ unkreativ: Man weiß nicht so genau, was die Vampire eigentlich wollen, woher sie kommen etc. Die Vampire brauchen Blut zum Überleben, Tierblut tut´s zur Not auch und die beiden Brüder haben einen Weg gefunden bei Tageslicht unterwegs sein zu können. Ach ja und man muss eingeladen werden, um ein Haus zu betreten. Ein Holzpflock kann sie töten, sehr originell. Das war es im Großen und Ganzen auch schon. Auch das Töten eines Menschen geht ganz schnell. Ich habe mich gewundert, wie schnell das ganze Blut ausgesaugt wird. Jaja das Ganze ist sowieso Fiktion und es ist natürlich die künstlerische Freiheit, ich finde nur: Man hätte viel mehr daraus machen können. Die Liebesgeschichte zwischen Stephan und Elena fand ich gähnend langweilig im Vergleich zur Liebesgeschichte zwischen Sookie und Bill aus „True Blood“. Da fliegen richtig die Fetzen und es ist Leidenschaft pur. Und am allerschlimmsten: „Vampire Diaries“ ist bierernst und kein bisschen lustig. Humor fehlt gänzlich. Das Thema Beißen und Gebissen werden ist langweilig: Beißen ist böse und gebissen werden ist schlecht. Bei „True Blood“ konnte man sich vorstellen, dass man vielleicht auch selbst Gefallen daran finden würde, gebissen zu werden, die Vampire kommen erotisch und erregend daher. Bei „Vampire Diaries“ geht es mehr um die romantische Liebe.

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                                EudoraFletcher68 12.01.2018, 14:13 Geändert 11.02.2022, 20:19

                                Die ersten 3 Staffeln habe ich verschlungen. Und dann musste ich immer ein Jahr warten, das war grausam. Seitdem schaue ich mir lieber Serien an, die schon abgeschlossen sind.

                                Erstmal das Setting: Louisiana ist einfach die perfekte Film-/Serien-Kulisse! Das schwüle Klima, die morbide Sumpflandschaft, die Mischung aus Hinterwäldlertum und Vodookult, Altmodisches trifft auf Moderne... Toll!!!

                                Die Kombination aus Grusel, Beziehungsdynamik, Sex und Humor (ich hab mich teilweise echt kaputt gelacht) liegt mir 100%. Man kann mit und über die Charaktere lachen, ohne dass sie aber lächerlich wirken, und man kann mit ihnen leiden. Sogar die Bösewichte haben sympathische Seiten an sich. Die Schauspieler sind allesamt super. Fasziniert hat mich die ausdifferenzierte komplexe Parallelwelt der Vampire. Genial fand ich, dass sie sich in ihren Wertvorstellungen ganz deutlich von den Menschen unterscheiden, ihre Arroganz und die leidenschaftlichen Liebesbeziehungen haben mich angesprochen.

                                Die Hauptprotagonistin Sookie Stackhouse ist eine gruselige und naive Blondine, mit der ich mich nicht identifizieren konte (Die Serie ist angelehnt an die Romane von Charlaine Harris und ein Blick auf ihr Portraitfoto sagt alles). Das machte aber nichts, denn es gibt so viele andere interessante Charaktere, die mich angesprochen haben, dass ich gut über Sookie hinwegsehen konnte:

                                Bill Compton (Stephen Moyer): melancholisch, lebensmüde, der einzige Vampir mit gewissen ethischen Grundsätzen, schöne Mischung aus gut, böse, heldenhaft und dann wieder schwach.

                                Jason Stackhouse (Ryan Kwanten): Sookies etwas minderbemittelter Bruder, der recht attraktiv ist und es gut mit den Frauen kann. Diesen Charakter fand ich unglaublich lustig, eine gelungene Mischung aus Tollpatschigkeit, jugendlichem Leichtsinn, Sexsucht und Beziehungsunfähigkeit. Ihm passieren die absurdesten Dinge.

                                Tara Thornton (Rutina Wesley), Sookies Freundin, die typische Borderlinerin, deren Hintergrundgeschichte schlüssig zu ihrer Pathologie passt und die es einfach nicht schafft aus ihrer destruktiven Beziehungsdynamik heraus zu kommen. Gleichzeitig hat sie aber auch viele Stärken.

                                Lafayette Reynolds (Nelsan Elllis), Taras Cousin: Ein schillernder charismatischer Paradiesvogel, schwul, den Drogen zugetan, Koch in dem Lokal in dem auch Sookie arbeitet, fand ich total sympathisch.

                                Eric Northman (Alexander Skarsgård): Zumindest in den ersten Staffeln der total sexy und extrem arrogante Vampir-Chef seines Districts, der in einer Bar residiert.
                                Sarah Newlin (Anna Camp), eine Pastorengattin, die es faustdick hinter den Ohren hat. Unfassbar komisch. Durch diese Rolle habe ich Skarsgård lieben gelernt.

                                Russel Edington (Dennis O´Hare), ein großartiger machthungriger Vampir-Fiesling. Er spielt die Rolle wirklich großartig und hat mich öfter zum Lachen gebracht.

                                Und es gibt noch einige andere.

                                Überhaupt habe ich selten bei einerSerie so viel gelacht, wie bei TRUE BLOOD.

                                Spätestens ab der 5. Staffel ging es mit der Serie allerdings leider steil bergab. Da ich gehooked war, musste ich trotzdem immer weiterschauen.

                                ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                                Sookie wird immer nerviger und ihre wahllosen Romanzen sind irgendwann nur noch fade. Die Vampire werden immer menschenähnlicher, weicher und emotionaler. Dadurch werden sie halt langweiliger, denn die Serie hat ja gerade von dieser Unterschiedlichkeit gelebt. Dann wird das Drehbuch, das ich bis zur Hälfte wirklich genial finde, spätestens ab der 5. Staffel immer problematischer, da für mich nicht mehr nachvollziehbar - Ich habe immer noch nicht verstanden, warum Sookie eigentlich nicht mehr mit Bill (jaja, ich bin anscheinend schwer von Begriff) und auch nicht mehr mit Eric zusammen sein will. Und auch die seltsame Entwicklung von Bills Persönlichkeit hat sich mir nicht erschlossen. Nachdem er das ganze Blut von Lilith getrunken hatte, war er in der 4. Staffel plötzlich total machthungrig geworden, was ich schon unpassend und doof fand (gerade seine schwermütige und ethische Einstellung unter all den anderen gewissenlosen Vampiren hatte ihn heraus gehoben. Plötzlich wurde er zu einem von vielen.). Aber dann wurde er in der 5. Staffel unerklärlicherweise zum Softie. Die einst so coole Pam heulte nur noch Eric hinterher, welcher ebenfalls zu einer einzigen Enttäuschung mutierte. Der ehemals stolze Krieger macht sich immer kleiner und duckt sich immer mehr und was ihn betrifft ist das Ende der 6. Staffel doch einfach nur ärgerlich. Die 7. und letzte Staffel ist nur noch lauwarm und weist viele inhaltliche Ungereimtheiten auf (Bsp.: Wieso muss man seit Neuestem auf die Nacht warten, wenn man böse Vampire bekämpfen will? Wieso werden manche durch V high und andere nicht?).
                                ENDE SPOILER

                                Auch wurden kurzerhand einige der Hauptcharaktere aus dem Drehbuch gestrichen, man lässt sie ganz schnell sterben und dann geht das Leben weiter. Das wirkt so, als habe man nicht gewusst, was man weiter mit ihnen anfangen sollte. Insgesamt macht die Serie ab der 5. Staffel auf mich den Eindruck, als ob das Autorenteam ausgewechselt worden ist. Als wären dann Leute am Werk gewesen, die gar nicht begreifen, was die Serie eigentlich ursprünglich mal ausgemacht hatte. Ich finde es ein Jammer, wie man eine wunderbare Serie so zerstören kann. Ich war regelrecht erleichtert, als TRUE BLOOD 2015 mit der 7. Staffel zu Ende war und 2016 nicht wieder eine neue Enttäuschung auf mich wartete.

                                Und trotzdem kann ich nicht anders: Ich bin ein großer Fan und werde mir die Serie sicherlich noch mehrmals anschauen.

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                                • 9 .5

                                  In der auch intellektuell anspruchsvollen Anwaltsserie entwickeln sich die Beziehungen der (recht neurotischen) Hauptprotagonisten fort und gleichzeitig gibt es abgeschlossene Fälle. Deshalb muss man die Serie nicht von Anfang an ansehen, es empfiehlt sich aber, da die Ausgestaltung der Beziehungsdynamik genauso interessant ist, wie die Fälle. Wie alle amerikanischen Serien habe ich diese im Original gesehen, allerdings mit Untertiteln, da die Sprache zwar gut verständlich ist, aber oft so schnell gesprochen wird und das Vokabular aus dem Recht mir nicht vertraut war. Mit der Zeit kann man sich aber gut einhören, finde ich. Positiver Nebeneffekt: Ich kann mich dadurch jetzt auf englisch mit Anwälten über ihr Fachgebiet unterhalten ;-).
                                  Obwohl ich 1-Fall-pro-Folge-Serien grundsätzlich ablehne, finde ich hier die Fälle so spannend, dass ich mich keine Minute gelangweilt habe,
                                  Wofür ich „Boston Legal“ noch liebe:
                                  -teilweise schreiend komisch, aber nicht auf Sitcom-Niveau,
                                  -Entwicklung der Charaktere und Beziehungen ist spannend,
                                  -Kommunikation und Dialoge, die Plädoyers vor Gericht
                                  -Spannend ohne Action und Gewalt.
                                  Die Beziehung zwischen Crane und Shore ist sehr unkonventionell: Sie lieben sich und zeigen das auch, ohne homosexuell zu sein (was jetzt auch kein Problem für mich gewesen wäre, mir geht es nur darum, dass ich noch nie in einer Serie oder im Film so eine innige Männerfreundschaften auf diese Weise dargestellt gesehen habe). Was die Serie außerdem für mich interessant machte, war die enthaltene Gesellschaftskritik und die Auseinandersetzung mit dem Thema Recht-Unrecht-Gerechtigkeit. Aus meiner Sicht ist dies die beste Anwaltsserie, obwohl schon etwas älter.

                                  10
                                  • 10
                                    EudoraFletcher68 12.01.2018, 08:21 Geändert 20.04.2021, 20:41
                                    über Treme

                                    Diese HBO-Serie (übrigens von den Machern von „the Wire“, das sagt eigentlich schon alles!) ist wahrscheinlich nur für ein relativ kleines Publikum von Interesse. Warum? Es handelt sich um eine Milieustudie über mehr oder weniger exzentrischen Bewohner von Tremé, einem Stadtteil von New Orleans beginnend drei Monate nach dem Hurrikan Kathrina. Es dreht sich viel um die lokale Musikszene, aber auch um einen gesellschaftskritischen Journalisten, eine Restaurantbesitzerin (Kim Dickens alias Madison Clark aus FTWD und hier zeigt sie, dass sie durchaus schauspielern kann, nicht wie in FTWD, wo man den Eindruck hat, sie ist völlig unbegabt), eine Anwältin, die einen Fall eines verschwundenen jungen Mannes ausklären will, ihren Mann (Paul Goodmann) einen älteren „Häuptling“ eines Mardi Gras-Clubs (?) und um einen ziemlich desolaten aber sympathischen DJ Davis McAlary (Steve Zahn) ua. Wer keinen Bezug zu New Orleans hat, fragt sich möglicherweise, was das Ganze eigentlich soll. Es gibt keine große Action, stattdessen werden die Entwicklungen der Charaktere und ihren Beziehungen in der zerstörten Stadt dargestellt. Dass die Serie in der OV angesehen werden sollte, bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung.
                                    Interessant fand ich, dass man einiges über die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe erfährt und sehr gut kann man miterleben, wie sich die Leute wohl gefühlt haben müssen, als sie gemerkt haben, dass von Regierungsseite aus eigentlich kein großes Interesse bestand, den ärmeren Einwohnern und der Stadt zu helfen. Da ich Freunde aus New Orleans habe, auch schon mal dort war und mir die Musik ein Begriff ist, war die Serie von vorneherein bei mir positiv besetzt. Abgesehen davon finde ich sie hervorragend inszeniert, die Schauspieler sind sehr gut und die Musik ist auch toll.
                                    Es handelt sich um eine zusammenhängende lange Geschichte, weshalb man sich die Folgen nacheinander ansehen sollte.

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                                    • 1
                                      EudoraFletcher68 11.01.2018, 07:04 Geändert 20.01.2023, 13:39

                                      Das ist also die bislang teuerste Netflix Serie.... Über die Entstehung des Hip-Hop. Hmm.....
                                      Das Setting ist toll, New York der 70er oder 80er. Beim Anschauen habe ich mich spontan gefragt woher Luhrmann wohl diese morbiden Aufnahmen von New York hat? Ich habe es nicht herausgefunden.

                                      Die Sprache und Dialoge funktionieren für mich nicht mal gut in der OV, da sie für meinen Geschmack extrem übertrieben und unntatürlich sind. Da jagt ein cooler Spruch den nächsten..

                                      Insgesamt finde ich besonders den 90 minütigen Piloten völlig überfrachtet, auch die Charaktere. Es sind die absoluten Klischees, schrecklich. Jimmy Smits (SOA) und Giancarlo Esposito (BREAKING BAD) reißen es auch nicht raus. Im Gegenteil, Jimmy Smits spielt einen überzeichneten Latino. Wenn ich ihn nicht von SOA kennen und schätzen würde, wurde ich ihn für völlig unbegabt halten.

                                      Irgendwie kommt mir das Ganze vor wie eine Mischung aus einer schlechten Kopie eines Potpourie aus Tarantino, Silvester Stallone (Rambo), Jim Jarmusch, FAME und ähnlichen Musikfilmen der 80er, die Liebesgeschichte kennt man aus WEST SIDE STORY, die Aufnahmen der Abbruchhäuser New Yorks erinnerten mich an PERMANENT VACATION von Jim Jarmusch.

                                      Dann - und das ist am schlimmsten- gibt es extrem aufdringliches Product Placement von roten Puma-Turnschuhen. In diesen Momenten kam mir THE GET DOWN wie ein einziger langer Werbefilm vor. Der Turnschuhheld Shaolin Fantastic wird dann auch noch mit Slow Motion und der entsprechenden Musik zu einer Art Ghetto-Superkämpfer hochstilisiert, der sich mit einer Hand an einem Hochhausdach festhalten kann. Das ist einfach nur peinlich! Auch kommt es mir so vor, dass die Macher hemmungslos und plump aus anderen Filmen geklaut haben.

                                      ZB. züchtet Shaolin Fantastic Tauben auf dem Dach - da fiel mir sofort GHOST DOG (Jim Jarmusch) ein. Ich sehe dann halt eben doch lieber die Originale.

                                      Das Tempo ist mir viel zu hoch, und ich kann durchaus mit schnellen Filmen/Serien.
                                      Ich habe gelesen, dass die Darstellung der Musik historisch nicht korrekt ist, das kann ich nicht beurteilen, da ich mich mit der Geschichte des Hip Hop nicht genug auskenne. Aber wenn es so ist, entfiele der letzte Grund, sich die Serie anzusehen.
                                      Die, wie ich fand recht gute Rezension unter tvisttot.com, bezeichnet den Piloten als einen „ästhetischen Overkill“ - so habe ich das auch empfunden.
                                      Der Pilot ist so schlecht, dass ich eigentlich schon nicht mehr weiter schauen wollte, aber da ich gelesen hatte, dass es danach besser wird, habe ich der Serie noch eine Chance gegeben. Leider kann ich auch am Ende der 1. Staffel keine wesentliche Verbesserung erkennen.

                                      Fazit: Wenn man weder Ahnung von noch Interesse an den Originalen oder Basics der Filmgeschichte hat, kann man sich THE GET DOWN gut anschauen.

                                      Wenn man aber die Originale kennt und schätzt, wird man dem Eindruck des künstlichen und der (schlechten) Kopie einfach nicht los und wird sich am Ende doch lieber noch einmal PERMANENT VACATION, der mit einem Budget von $ 12.000 gedreht wurde, ansehen, auch wenn der nicht gefällig und eher sperrig daher kommt - dafür hat man aber ein authentisches Erlebnis und keine Aneinanderreihung von Klischees.

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                                      • 0 .5

                                        Horror ist nicht mehr mein Genre, das habe ich von 15-25 hinter mich gebracht aber ab und an schaue ich nochmal rein und die Netflix-Serie „The mist“ hatte mich interessiert, da Netflix ja auch ziemlich gute Serien wie „Orange is the new black“ produziert und ich früher Stephen King gelesen hatte. Kurz gesagt geht es um eine Kleinstadt in Maine (wie immer, King muss Maine echt hassen, dass er alles Schreckliche dort stattfinden lässt), in der ein Nebel auftaucht und dann passieren schlimme Dinge.
                                        Im Piloten werden die verschiedenen Protagonisten eingeführt.

                                        Ab hier kommen evtl. ein paar kleinere Spoiler, aber nur für Leute, die ernsthaft gar nichts von den ersten Folgen wissen wollen.
                                        Ein Soldat der mit Amnesie im Wald aufwacht, eine Familie mit einer 17jährigen Tochter, ihr Schwarm ein Footballspieler und Sohn des örtlichen Polizeiobersten, das obligatorische Polizeirevier, der sexuell orientierungslose Kumpel des Mädchens (der sich mit Kajal schminkt, na sowas, das hat´s ja noch nie gegeben!!), etc. Die Schauspieler sind mir alle unbekannt und ich finde, dass sie ziemlich unbegabt sind (Overacting und unpassend zu dem, was gerade los ist). Aber was ich noch viel problematischer finde, ist die unglaublich primitive Dramaturgie. Bsp. Der Soldat wacht im Wald auf, da kommt der Nebel, etwas Gruseliges passiert und er läuft vor dem Nebel davon zum Polizeirevier (Wie er da wohl so gezielt ohne Erinnerungsvermögen hinkommt?). Dort angekommen will er die Polizisten vor dem Nebel warnen, diese sperren ihn aber lieber gleich ein und sind auch sonst ganz böse zu ihm. Das ist total an den Haaren herbei gezogen und nach simpelstem Horrorfilm-Strickmuster. Sowas (Die Figur, die warnen möchte, wird als Gefährder missverstanden und weg gesperrt, niemand glaubt ihr) habe ich bestimmt schon 20 Mal besser gesehen.
                                        Dann die Familie: 17jährige Tochter möchte abends ausgehen, Mama hat Angst und lässt sie nicht, Papa flüstert ihr zu, sie darf gehen, nachdem Mama eingeschlafen ist (Super-Beziehung zwischen den Eltern, es wird auch im Film so damit umgegangen, als ob so ein Verhalten völlig normal wäre und keine großen Auswirkungen auf die Beziehungen hätte). Tochter ist morgens nicht in ihrem Bett - oh weh! Da sitzt sie ja im Garten auf der Bank, aber nanu? Was ist denn das? Mit ein paar Tränchen im Auge erzählt sie, dass sie sich auf der Party betrunken und einen Filmriss gehabt habe (was einen wundert, weil sie wirkt eher wie ein vernünftiges Mädchen, das ihren Eltern keine Sorgen machen möchte). Als sie aufgewacht sei, hätte sie gefühlt was passiert sei. Hua... böse Spannung. Als ob ein Vergewaltigungsopfer so über diese Erfahrung, noch dazu den Eltern gegenüber sprechen würde. Niemals! Das ist so eine traumatisierende und beschämende Erfahrung, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Opfer gar nichts sagen. Die drei benehmen sich jedenfalls völlig gekünstelt und die Dialoge wirken unecht. 10 Minuten später sagt dann die Tochter zu ihrer Mutter: Jeder weiß, dass du ein Flittchen bist und kriegt darauf eine Ohrfeige (hä?). Unfreiwillig komisch ist, dass die Mutter dann eine Packung Valium für ihre Tochter besorgt (Sehr fürsorglich: die Tochter wurde gerade vergewaltigt, ist äußerlich ganz ruhig und gar nicht aufgeregt und der Mutter fällt nichts Besseres ein als sie mit einer abhängig machenden Droge zu sedieren). Eine junge Frau bricht scheint´s versehentlich in ein Haus ein, der neue Hausbesitzer reagiert übertrieben aggressiv, als sie sagt, dass sie zur ehemaligen Bewohnerin wollte. Als sie dann nochmal auf das Grundstück kommt und im Schuppen herumkruschtelt stellt der Mann sie beim Ausbuddeln einer Tasche, geht gleich körperlich auf sie los und nanu, der Inhalt der Tasche: Geldscheine und ein Reisepass, sie kann sich losreißen und läuft davon, da wird sie auch schon von der Polizei gestellt und kommt in die Zelle neben den Soldaten. Eine Frau sieht im Nebel zwei Morde, wandert daraufhin in die Kirche, wo sie sich in die Arme des Pfarrers wirft, der noch gar nichts weiß. Als dann anfängt etwas zu passieren, laufen alle Polizisten davon und der brave Familienpapi hat plötzlich Zugang zu Waffen und Zellenschlüssel im Polizeirevier. Was dann passiert ist kein bisschen spannend, sondern so vorhersehbar, dass man am liebsten einschlafen würde.
                                        Mir kommt die Serie so vor, als wäre sie ohne Sinn und Verstand nach einem Algorithmus zusammengeschustert worden, vielleicht sogar von einem Computerprogramm, falls es so was schon gibt, nach dem Motto bau mir einen Horrorfilm zusammen mit den Elementen kleines Städtchen, Nebel, diverse Zeichen kündigen kommendes Unheil an (z.B. verrückt spielende Tiere). Eigentlich hätte ich schon nach dem Piloten nicht mehr weitergeschaut, aber um mir eine fundiertere Meinung zu bilden, habe ich noch zwei weitere Folgen angesehen, bis ich nicht mehr konnte. GRUSEL!

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                                          EudoraFletcher68 11.01.2018, 06:32 Geändert 18.07.2021, 09:36

                                          Man muss kein Mysteryfan sein, um „Supernatural“ zu lieben. Mittlerweile gibt es 14 Staffeln der Serie, was auf eine stabile Fangemeinde hindeutet. Ich zähle mich nicht zur Kernfangemeinde (mit Conventions, online-Austausch, selbstgemachten Filmchen usw.), habe aber alle Staffeln gerne gesehen, wie immer in der OV. Da für meine Ohren gut verständlich gesprochen wird, finde ich die Serie auch geeignete für Leute, die Englisch üben wollen.

                                          Es geht um die Brüder Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) Winchester. Am Anfang sind sie nur Jäger übernatürlicher Wesen (Dämonen, Geister, Vampire, Formwandler und alles, was man sich vorstellen kann). Sie fahren in Deans schwarzem Chevrolet Impala durch die Gegend, von einem „Fall“ zum nächsten, übernachten in Motel, hören gute Musik und verdienen ihren Lebensunterhalt durch Kartenspiele, Wetten und kleine Betrügereien (ich fragte mich manchmal, wie sie das eigentlich hinkriegen, aber das war für mich der einzige Logik-Fehler). Sie haben überhaupt ein hohes Betrugspotenzial, da sie sich immer als FBI-Agenten ausgeben, wenn sie zu einem Fall kommen. Später hängt von ihnen dann der Weltuntergang ab.

                                          Parallel zu den abgeschlossenen Fällen entwickelt sich die Geschichte der Brüder weiter. Deshalb empfiehlt es sich, die Serie von Anfang an zu sehen. Die ersten zehn Folgen der 1. Staffel kommen noch etwas holperig und gewollt daher, aber dann wird’s richtig genial.

                                          „Supernatural“ ist spannend, hat Humor und eine ausgefeilte Parallelwelt übernatürlicher Wesen. Da sind Lucifer, der Tod, ab der 5. Staffel Crowley (Mark Sheppard), der König der Hölle, ein sehr vielseitiger und witziger Charakter, Castiel (Misha Collina), ein Engel, der ebenfalls eine spannende Entwicklung durchmacht (Im übrigen habe ich mich gefragt, ob Castiel eventuell auch eine Hommage an Wim Wenders "Himmel über Berlin" bzw. "In weiter Ferne so nah" darstellt? Denn dort geht es um den Erzzengel Cassiel mit einer sehr ähnlichen Charakterstruktur) uvam.

                                          Die Story ist sehr gut durchdacht und entwickelt sich schlüssig, bei gleichbleibender hoher Qualität. Die Haupt-Protagonisten kämpfen auch mit ihren eigenen inneren Dämonen, was der Geschichte Komplexität und Tiefe verleiht. Es wird in der 4. Oder 5. Staffel eine Metaebene eingeführt: ein Autor taucht auf, der Bücher mit dem Titel „Supernatural“ verfasst und darin die Geschichte der Brüder veröffentlicht. So findet dann auch Fan-fiction Eingang in die Serie. Es gibt extrem viele Pop-Kultur-Referenzen, will sagen, es werden andere Filme und Serien ein bisschen auf die Schippe genommen, was ich recht lustig fand. Es gibt nur wenige Frauengeschichten, dafür ist im Leben der Brüder kaum Platz. Wenn Sie sich verlieben, hält es nicht lang und geht nicht gut aus.

                                          „Supernatural“ nimmt einiges aus anderen Serien und Filmen vorweg, z.B. aus „True Blood“, "Preacher", „The walking dead“ und „American Gods“ (sowie einige Schrottserien wie "„Grimm“, oder „Lucifer“). Auch könnten sich meiner Meinung nach die Produzenten von „Community“ hier ein paar Ideen geholt haben.

                                          Fragen von gut versus böse und der drohende Weltuntergang werden unglaublich kreativ mit Liebe zum Detail und Komplexität variiert, verbunden mit Selbstironie und guter Musik mit wenig gesellschaftspolitischen Hintergrund. Aber wenn Gesellschaftskritik auftaucht, dann ziemlich witzig: In Staffel 6 werden bspws. neue (unsterbliche) Bösewichte eingeführt, die die Menschheit zur Ernährung züchten wollen und dabei genauso vorgehen, wie real die sogenannte Nahrungsmittelindustrie, also Nestle und Co. Die Darstellung fand ich absolut gelungen, ohne erhobenen Zeigefinger eben.

                                          Ich hatte mir im November 2017 die 12. Staffel auf DVD besorgt und dachte aber dann, hm, eigentlich sollte ich mir die Serie nochmal von Anfang an anschauen, da ich ja gar nicht mehr weiß, was im Detail genau los war. Diese Entscheidung war einerseits gut, weil ich so nochmal in den Genuss komme, andererseits hat die Serie durchaus ihre Längen und ich mag ja keine 1-Fall-pro-Folge-Fälle. Die gibt´s hier aber, einige davon sind so witzig, dass ich sie gerne schaue, aber ungefähr 1/3 der Fallgeschichten finde ich redundant, vor allem bei der 2. Sichtung. Die Staffeln haben immer über 20 Folgen á 45 Minuten.

                                          Ich hing eine Weile bei Staffel 9 fest und bin mittlerweile bis Staffel 13 gekommen.

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                                          • 8 .5

                                            Die Hauptprotagonistin Nancy erinnert mich an Lorelai Gilmore. Wer die „Gilmore girls“ entweder nicht gesehen hat oder sich für meine Assoziationen dazu nicht interessiert, kann diesen Absatz überspringen. An Lorelei jedenfalls hat mich Nancy, erinnert: Die sexy Mutti, immer ein Kaffeegetränk togo in der Hand, hübsche Figur, schönes Gesicht, braune Locken, schlagfertig und nie um eine Antwort verlegen und immer wieder Probleme mit der Liebe. Und die Dynamik zwischen Nancy und ihrem ältesten Sohn erinnerte mich auch an die Beziehung zwischen Lorelei und Rory - eine unerwachsene Mutter und eine vernünftige Tochter, hier ein vernünftiger Sohn. Nur ist Nancy zum Glück nicht so unendlich spießig wie Lorelei und deutlich promiskuitiver ;-) „Weeds“ ist mehr für ein erwachsenes Publikum, das auch ein bisschen Action, Gewalt und Sex sehen will, während die „Gilmore Girls“ mhr etwas für zartbesaitete, durchaus intelligente und jüngere Gemüter ist, die vom Übel dieser Welt nichts wissen wollen, quasi für eher weibliche Eskapistinnen. In beiden Serien gibt es viele popkulturelle und aktuell politische Referenzen, allerdings bei “Weeds“ nicht in dem hohen Tempo oder Ausmaß wie bei den „Gilmore Girls“.
                                            Ich kann nicht genau sagen, warum ich mir die angebliche Vorläufer-Serie zu „Breaking bad“ erst 2017 angesehen habe, hauptsächlich wohl aus Angst, enttäuscht zu werden. Ich habe mir die acht Staffeln (eigentlich nur die Hälfte, da die einzelnen folgen nur 25-30 min sind) innerhalb von drei Wochen rein gezogen.
                                            Die Geschichte gefällt mir: Nancy (Mary-Louise Parker) lebt in einem typisch spießigen amerikanischen Vorort. Ihr Mann ist überraschend gestorben und sie muss schauen, wie sie sich und ihre beiden Söhne Silas (Hunter Parish) und Shane (Alexander Gould) über die Runden bringt. Es beginnt damit, dass sie ihre Nachbarschaft mit Gras versorgt. Bald taucht ihr nichtsnutziger Schwager Andrew (Justin Kirk), ein mittelloser Herumtreiber und Frauenheld mit Peter Pan-Syndrom auf - noch ein Maul zu stopfen... Es gibt noch einige weitere Figuren, die bei Nancy ein- und ausgehen, bzw. die in ihrem Leben Bedeutung haben. Sie bringt sich immer wieder in Schwierigkeiten mit Geld, anderen Dealern, größeren Kriminellen, dem Gesetz und in Liebesdingen.
                                            „Weeds“ ist recht unterhaltsam, die Entwicklung der Charaktere einigermaßen schlüssig und durchdacht. Sie haben ausreichend Tiefgang und alle haben Schattenseiten aber auch liebenswerte Anteile. Die Schauspieler, die ich nicht aus anderen Filmen oder Serien kannte, sind alle 1 a und spielen überzeugend. Die Dialoge, zumindest in der OV fand ich teilweise extrem lustig, besonders Andrews philosophische Abhandlungen über das Leben, Sex und die Frauen haben mir gefallen. Guter Humor ist für mich immer ein großer Pluspunkt in einer Serie. Die OV ist gut verständlich, damit ist „Weeds“ empfehlenswert für Leute, die englisch üben wollen.
                                            Anders als in „Breaking Bad“ ist hier der Schwerpunkt eher auf den Beziehungen, es ist also mehr ein Drama im Drogen- und Verbrechermilieu, während es bei „Breaking Bad“ ja vor allem um Produktion und Verkauf von Meth geht und die Beziehungen sich darum ranken. Sex taucht eher am Rand auf. Bei „Weeds“ ist Sex ein zentrales Thema und wird für meinen Geschmack recht ansprechend und humorvoll dargestellt, ein bisschen hat mich Andrew auch an Hank aus „Californication“ erinnert, auch gibt es ähnliche Dialoge zwischen den Männern. Gefallen hat mir an der Serie auch, dass mal eine Frau (Nancy) promiskuitiv sein kann, ohne dass man sie einfach als billige Schlampe abtun kann (oder vielleicht kann man das doch, wenn man der totale Spießer ist, kann man es wahrscheinlich). Stattdessen ist sie eine, die sexuell aktiv ist und sich ihre Sexpartner so aussucht, wie das sonst eher typisch Mann ist. Auf dem Hintergrund des Grasbusiness entwickelt sich ein Familiendrama über Jahre hinweg. Zum Thema passend gibt es ein paar Dauerbekiffte, die dauernd Unsinn anstellen - lustig, wie ich finde.
                                            Gegen Ende, so ab der 7. Staffel hat sich die Geschichte dann für meinen Geschmack etwas gezogen.
                                            Wenn ich die Serie als sie erschienen ist, gesehen hätte, hätte ich sie vermutlich ohne Zögern mit 10 Punkten bewertet. 10 Jahre und viele ausgezeichnete Serien zum Thema Drogenhandel („Breaking Bad“, „The Wire“, „The Shield“) oder auch Beziehungsdramen („Californication“, „Queer as Folk“, „the L-Word“) später, fällt mein Urteil etwas weniger begeistert aus. Nichtsdestotrotz ist „Weeds“ auch in 2018 sehenswert.

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                                            • 8 .5

                                              Schade, dass diese wunderbare Serie hier so wenig Beachtung findet.
                                              Ob das wohl die australische Antwort auf „Girls“ ist? ... Hier müsste es eigentlich „Boys“ heißen, weil die Hauptprotagonisten junge Kerle Anfang 20 sind, die für mich wie Spiegelbilder zu den „Girls“ passen. Frauen tauchen hier mehr als Partnerinnen oder Mutter der Hauptfiguren auf. Der eine, Josh...
                                              (Einschub: übrigens heißt der Schauspieler im realen Leben Josh Thomas und hat das Drehbuch mitgeschrieben und mit Regie geführt, so ähnlich wie Lena Dunham in „Girls“ auch mitspielt und die Serie entwickelt hat! So eine Konstellation finde ich super, das hat autobiographische Elemente und die Charaktere kommen überzeugend rüber. Allerdings ist Josh eine so skurrile Figur, dass ich mich etwas einlesen musste. Er soll nämlich schwul sein, benimmt sich aber so seltsam, dass ich mich gefragt habe, ob das Absicht ist oder ob der Schauspieler Probleme mit der Rolle hat oder was da eigentlich los ist ... Mein Recherche ergab erstmal, dass es eben eine australische Serie ist, ich hatte von der Sprache her und auch wegen der unglaublich ätzenden Sachen, die gegessen werden, gedacht, sie spielt in England. Und vor allem, dass Josh Thomas wohl tatsächlich homosexuell ist - an fehlendem Wissen oder Problemen mit der Rolle kann es also nicht gelegen haben. In der Serie benimmt er sich jedenfalls so, als wäre ihm das alles hauptsächlich peinlich. und wie er seinen ersten Sexualpartner anfasst und auch küsst, wirkt das auf mich nicht sehr überzeugend, im Grunde eigentlich gar nicht erotisch. Kein Vergleich zu einer meiner Lieblings-Serien „queer as folk“, wo die sexuelle Energie nur so knistert und die Leidenschaft brennt. Das jedenfalls ging mir durch den Kopf während ich diese Kritik verfasse)
                                              ...Zurück zu Josh, er wird in der ersten Folge von seiner Freundin verlassen, was ihm nicht gefällt, aber er ist einer, der seine Gefühle kaum zeigen kann, bzw sich sofort durch Ironie und Sarkasmus distanziert und wahrscheinlich auch gar keinen so richtigen Zugang zu seinen Emotionen hat. Indiz für diese Vermutung wäre, dass die Freundin ihm auf den Kopf zusagt, er wäre schwul, was ihn zwar überrascht, aber nicht allzu sehr. Er versucht seine Homosexualität dann auch sofort umzusetzen, dabei kommt es zu merkwürdigen Situationen. Insgesamt wirkt Josh ziemlich persönlichkeitsgestört, ob das von den Machern so gemeint ist, weiß ich nicht.
                                              Dann gibt es noch einen besten Freund mit dem er in einer WG lebt, der ein bisschen etwas von einem Riesenbaby hat und es nicht schafft, sich von seiner Freundin zu trennen, obwohl er sie offensichtlich gar nicht (mehr?) leiden kann. Josh Mutter ist bipolar und macht ihm viele Sorgen. Falls es jemanden interessiert: Die Erkrankung und die Figur der Mutter, besonders in der zweiten Staffel, ist ausgezeichnet recherchiert und dargestellt. Das gibt's leider selten, wahrscheinlich will sich kaum einer wirklich die Mühe machen, vernünftig zu recherchieren....
                                              Dann ist da noch der geschiedene Vater, der eine neue, thailändische Frau hat, die echt zum Schießen ist. Allein wegen ihrer Aussprache empfiehlt sich die OV, allerdings ist das australische Englisch teils sehr schwer zu verstehen. Ich hab mich inzwischen aber eingehört.
                                              Was mir an der Serie noch gefällt ist die Mischung aus Beziehungsdrama und absolut schwarzem Humor, es wird sexuell deutlich gesprochen aber ohne pipikacka. Wie bei „Girls“ werden hier Schamgrenzen überschritten, das kann man mögen oder nicht. Ich finde es passt hier mit dem Rest zusammen, deshalb gefällt es mir. Die Serie ist durchdacht, die Charaktere richtig gut heraus gearbeitet, die Dialoge witzig, skurril, bis erschütternd. Zwischendurch wird es auch mal sehr ernst und existenziell, zB wenn Josh sich mit seiner Mutter darüber unterhält, was ihr Suizidversuch mit ihm gemacht hat. Seine typische Bewältigungsstrategie: sich durch Denken (das ist symptomatisch für Ihre Erkrankung, ich werde ja auch nicht wütend, wenn jemandem der Schnupfen hat, die Nase läuft) von seinen Gefühlen distanzieren. Als Psychotherapeutin kann ich nur sagen: ausgezeichnete Charakter- und Beziehungsstudie! Hut ab!
                                              Kurz gesagt: top! „Please like me“ ist ein hochwertiges, sauber heraus gearbeitetes Beziehungsdramen mit fiesem Fremdschämanteil und schwarzem Humor.

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                                                Hab ich mir nur auf Empfehlung vonBoss Marco angeschaut. Wäre mir von selbst nicht eingefallen.
                                                Omalu ein nigerianischer ambitionierter und recht exakter, um nicht zu sagen zwanghafter, Neurologe und fornesicher Pathologe (überraschend gut gespielt von Will Smith!! Er schafft es sogar mit einem Akzent zu sprechen, der sich glaubhaft ausländisch anhört), arbeitet über ein Visum in einer Pathologie in Pennsylvania und wird auch als Experte vor Gericht eingesetzt. Er entdeckt Zusammenhänge zwischen durch Gehirnerschütterungen veränderte Gehirnstrukturen und Persönlichkeitsänderungen von Footballspielern. Die NFL (National Football Legue) findet das natürlich nicht sehr erfreulich und versucht ihn an seiner Forschung zu hindern. Parallel lässt er eine neu angekommene Afrikanerin vorübergehend bei sich wohnen, die natürlich seine Ordnung durcheinander bringt und in aller Unschuld den Fernseher anmacht. Der folgende Dialog brachte mich zum schumnzeln: Er: “Excuse me I usually don´t watch TV” Sie: “Then why do you have one?” Er: „One has a TV in this country.” Sie stellt ihm einen Teller mit Rühreiern hin. Er: “Oh excuse me, I don´t usually eat breakfast.W Sie kontert: “One should eat breakfast in this country.” Nett. Ich finde, dass Will Smith diesen steifen Afrikaner sehr glaubhaft spielt, das hätte ich ihm nicht zugetraut. Schmankerl ist Alec Baldwin (den ich spätestens seit „30Rock“ sehr schätze), der in einer Nebenrolle den Arzt Julian Bailes, Freund eines bekannten Footballspielers spielt. Er füllt ihn mit Haldol ab und kurze Zeit später liegt er auf Omalus Obduktionstisch. Allerdings ist das nicht seine beste Rolle. Ich finde ihn für ernste Charaktere eher ungeeignet. Außerdem taucht auch kurz Eddie Marsan (Terry aus „Ray Donovan“) in einer Nebenrolle auf. Die Geschichte ist auf jeden Fall spannend, wenn auch inhaltlich etwas fragwürdig (Gehirnerschütterungen/Schädel-Hirn-Traumata verursachen Mord und Selbstmord ist meines Erachtens eine unzulässige Vereinfachung).

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                                                  EudoraFletcher68 10.01.2018, 06:35 Geändert 06.02.2022, 21:56

                                                  Über CALIFORNICATION bin ich eher zufällig gestolpert und hatte mit der ersten Folge Feuer gefangen. Aufgrund der sehr speziellen Sprache und Wortwitze sollte man sich die Serie auf jeden Fall im Original ansehen, sonst geht zu viel verloren. Außerdem kann ich mir gar nicht vorstellen, dass die Übersetzung irgendwie funktioniert.

                                                  Es empfiehlt sich außerdem, CALIFORNICATION von Anfang an anzusehen, da es eine sich fortsetzende Geschichte ist, in die man sonst nicht so gut rein kommt. Witzig fand ich, den Hauptdarsteller von AKTE X, FOX MOULDER, nach all den Jahren plötzlich in so einer gänzlich anderen Rolle wieder zu finden. Es geht um Hank Moody, einen konsequent selbstzerstörerischen Schriftsteller mit sehr viel Charme, der die meiste Zeit nicht in der Lage ist zu schreiben, da er sich andauernd mit Frauen und Justiz verwickelt und dabei versucht, seine Familie zu retten, nachdem er vorher (unbewusst) versucht hat, sie zu zerstören. Letztlich ist er sexsüchtig, auch wenn das in der Serie nicht so benannt wird.

                                                  Besonders interessant: David Duchovny, der sowohl Hank Moody spielt als auch die Serie mit produziert war (ist?!) selbst sexsüchtig. Somit spielt Duchovny also sich selbst und das sehr überzeugend. Wer sich mit dieser Problematik auskennt, weiß, dass Sexsüchtige oft ziemlich attraktive und charmante Typen sind, die in Sekundenbruchteilen ein geeignetes Gegenüber entdecken, bzw. umgekehrt sofort als williges „Opfer", das nicht „nein“ sagen wird, wahrgenommen werden. Es gibt viele Sexszenen und es dreht sich viel um (verbal) Sex in Verbindung mit einem gehörigen Maß an Slapstick.

                                                  Ich habe mich gewundert, weil das Thema „Kondome“ kaum auftaucht, aber das ändert nichts an der Qualität der Geschichte, die mehr enthält, außer Spaß und Sex, z.B. geht es um den (z.T. verzweifelten) Kampf von Moody erwachsen zu werden und Verantwortung für sich zu übernehmen. Es geht um Beziehungen und Freundschaften. Der kalifornische Lifestyle wird zum Teil ziemlich grotesk überzeichnet. Die Geschichte unterhaltsam und spannend.

                                                  Was auch zur Abwechslung mal wieder ganz angenehm ist, dass es kaum Gewaltszenen gibt und die Bilder nicht in hohem Tempo auf einen einprasseln.

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                                                    EudoraFletcher68 10.01.2018, 06:33 Geändert 12.12.2020, 10:35
                                                    über 30 Rock

                                                    Ich hätte mir das von selbst nie angesehen. Dachte mir: Was soll denn das sein? Eine Serie über irgendeinen doofen amerikanischen Privatsender? Schlimm genug, was für ein Schrott produziert wird, muss ich mir jetzt noch eine Sendung über das „Making of“ anschauen?
                                                    Dann hat eine Bekannte ihre Magisterarbeit darüber geschrieben und mir begeistert soviel darüber erzählt, dass ich mir dachte, ok ich schau mal rein. Und wurde positiv überrascht und bin sehr angetan.
                                                    Um „30Rock“ witzig zu finden, sollte man es im Original ansehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf Deutsch funktioniert. Als Zuschauer muss man eine Idee von der US-Medienlandschaft haben, gewisses Interesse an der US-amerikanischen Kultur (z.B. political correctness), amerikanische Serien und Komödien sollten einem zumindest ein Begriff sein und man sollte eine Vorstellung von gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Hintergründen in den USA haben. Ansonsten wird man die Genialität nicht erkennen und die Serie doof finden.
                                                    Obwohl sie oberflächlich betrachtet erstmal nicht so daher kommt, würde ich sagen, es handelt sich um eine SitCom für intellektuelle Zyniker mit Kenntnis der Pop-Kultur. der letzten 20,30 Jahre.
                                                    Alles dreht sich um das fiktive Fernsehstudio „30 Rockefeller Center“ in New York. Hier wird eine Billigproduktion für eine völlig schwachsinnige und sinnfreie TV-Show hergestellt. Und Leute, das ist Absicht! Das ist quasi der Gag.... Hauptprotagonistin ist u.a. Liz Lemon (Tina Frey, die wohl auch das Drehbuch geschrieben hat und vom Fach kommt, das merkt man), die Chefin des Autorenteams. Sie ist zu Beginn Mitte 30, hochneurotisch, Single und mit typischen Fragen dieses Alters beschäftigt. Dann gibt es ihr Team und die beiden ständig miteinander konkurrierenden Hauptdarsteller der Show, Tracy Jordan und Jenna Maroney.

                                                    Alec Baldwin als Jack Donaghy stellt das Klischee eines Managers dar: Ehrgeizig und skrupellos. Egal worum es geht, er macht es zu Geld, ohne Rücksicht auf Verluste. Meiner Meinung nach ist das Baldwins beste Rolle!

                                                    Es gibt weitere absurde Figuren, die mehr oder weniger interessant sind.
                                                    Immer wieder wird das Studio verkauft, mal muss Donaghy auch Mikrowellen mitverkaufen, mal sind es Möbel.

                                                    Jede Folge ist zwar in sich abgeschlossen, aber es werden auch Bezüge zu früheren Folgen hergestellt, sodass es sich durchaus empfiehlt, die Folgen der Reihe nach anzusehen.
                                                    Neben dem sehr guten Drehbuch, den guten Schauspielern, den witzigen Dialogen gefällt mir, wie „30Rock“ die Absurdität und Perversität der heutigen Fernsehwelt darstellt und so tut, als würde sie wirtschaftspolitische Hintergründe beleuchten. So tut, weil es sich halt um eine Sitcom handelt, allerdings kann ich mir diese Szenerie genauso vorstellen.
                                                    So ähnlich wie „House of Cards“ mir wie eine Dokumentation der Politikszene vorkam, hatte ich hier den Eindruck, dass es bei diesen TV-Billigproduktionen wahrscheinlich genauso abläuft, nur weniger lustig.
                                                    „30Rock“ spielt mit dem Wahnsinn der Normalität und ist dadurch zutiefst gesellschaftskritisch ohne mit dem erhobenen Zeigefinger daher zu kommen.

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