EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    EudoraFletcher68 19.02.2018, 06:45 Geändert 19.02.2018, 11:23

    Den Film über die Gebrüder Skladanovski, die anscheinend 1895 einige Wochen vor Lumière bereits Filme mit ihrem Bioskop vorführten, machte Wenders zusammen mit Studenten der Filmhochschule München. Es ist ein Film über die Entstehung des Films. Folgerichtig ist ein Großteil der "Gebrüder Skladanovski“ als Stummfilm inszeniert, mit einem Erzähler im Hintergrund. Am Anfang die süße 5jährige Tochter von Gertrud, später aus Sicht von Max Skladanowsky. Dieser Film ist so speziell, dass er wahrscheinlich eher etwas für Liebhaber ist. Ich fand ihn, für das was er ist, durchaus sehenswert.

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      über Pina

      Durch Wenders sehe ich mir einige Dokumentationen über Themen/Menschen an, für die ich mich sonst nicht interessiert hätte. Pina Bausch war mir als Tänzerin ein Begriff, aber da das Tanzen keine Leidenschaft von mir ist und ich auch vom Zusehen nicht viel habe, hätte ich mir diese Doku nicht ausgesucht. Habe gelesen, dass Pina Bausch kurz vor Beginn der Dreharbeiten gestorben ist, dass erklärt, warum "Pina" von Anfang an auch eine gewisse Traurigkeit ausstrahlt. „Pina“ sollte in 3D gesehen werden, leider habe ich keinen entsprechenden Fernseher. Die Bilder sind so auch toll und lassen einen ahnen, was für ein Genuss das wahrscheinlich auf einer großen Leinwand in 3D ist. Es wird insgesamt wenig gesprochen und man sieht viele Tanzszenen. Mehr müsste ich davon nicht sehen, aber es gefällt mir, durch die Doku zumindest einen Eindruck von Pina Bauschs Schaffen erhalten zu haben. Wirklich witzig fand ich die Aufnahmen mit diesem grauenhaften Laubbläser. Da kam sogar dieses Lärmmonster elegant und ästhetisch rüber.

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        EudoraFletcher68 18.02.2018, 06:35 Geändert 18.02.2018, 12:54

        Wie immer optisch super. Und hier auch noch akustisch, tolle Musik! Es beginnt damit, dass der Hauptprotagonist Finn (Campino, ja genau der von den „Toten Hosen“!) sich nicht traut, einen Köpfer zu machen. Er kann nicht schwimmen und hat Angst vor dem Wasser. Das ist wahrscheinlich auch symbolisch zu sehen, für die grundsätzliche Angst Finns sich ins Leben zu stürzen. Im Gegensatz zu Fujay find ich Campino als Schauspieler gar nicht so übel, wenn man bedenkt, dass er eben keiner ist. Die Mehrsprachigkeit der Wenders-Filme sagt mir grundsätzlich zu.
        Kurzer Exkurs: In einigen negativen Kritiken habe ich gelesen, dass das Drehbuch miserabel wäre, „Möchtegern-Kunstfilmchen“, „dröges Urlaubsfilmchen“, „Murks“, er würde sich verheddern zwischen Beziehungsdrama und Mysterythriller. Solche Aussagen finde ich doch ziemlich gewagt. Meines Erachtens sagen sie mehr über die Kommentatoren aus, als über den Film. Immerhin handelt es sich hier um jemanden, der doch schon seit über 40 Jahren Filme macht, eine ganze Ära und Stile geprägt hat und viele Auszeichnungen erhalten hat, da kann man doch schon davon ausgehen, dass der weiß, was er tut und sich vermutlich etwas dabei gedacht hat. Dass man vielleicht den Film nicht mag, weil einem das nicht gefällt, was er rüber bringt oder man den Eindruck hat, der Regisseur hat sich keine besondere Mühe gegeben, das Tempo einem zu langsam ist, oder man halt einen anderen Geschmack hat, ok, bitte sehr. Aber solche krassen Entwertungen find ich bei Leuten, die schon unter Beweis gestellt haben, dass sie etwas können schlicht anmaßend und borniert. So, das musste mal gesagt werden.
        Mir leuchtet die Geschichte ein: Der erfolgreiche Fotograph hat alles erreicht, wird langsam alt und da kommt halt die Angst vorm Tod. Zu Recht könnte man sagen, solche Geschichten gibt´s schon viele. Gibt´s auch, aber die Endlichkeit des Lebens ist ja auch etwas, was uns alle betrifft. Insoweit hat „Palermo Shooting“ seine Berechtigung. Wie Wenders mit dem Thema umgeht, fand ich stimmig: Finn, der ja ein sehr visueller Mensch ist, bekommt optische Halluzinationen, die zum Thema passen. Dennis Hopper als Tod ist traurig, denn nur 2 Jahre später ist der ja tatsächlich gestorben. Im Grunde entwickelt Finn vielleicht sogar eine Psychose, das wurde für mich nicht so ganz klar, ist mir aber auch nicht so wichtig. Dass Wenders Palermo als Kulisse gewählt hat, finde ich mehr als stimmig, denn die Stadt ist in mehrfacher Hinsicht morbide und damit perfekt geeignet für die Geschichte.
        Ich mag andere Wenders-Filme lieber, nichts destotrotz kann man sich den hier durchaus anschauen. Es hilft wahrscheinlich, wenn man Campino und/oder Palermo kennt und mag.

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          EudoraFletcher68 17.02.2018, 07:02 Geändert 29.06.2018, 21:57

          Philip Winter (Rüdiger Vogler) erhält eine Postkarte aus Lissabon von seinem Freund Friedrich mit der Aufforderung dorthin zu kommen. Er fährt los.

          ANFANG HANDLUNGSSPOILER
          Man begleitet ihn auf der langen Strecke durch Europa und darf seinen Überlegungen zu einem vereinten Europa lauschen (Ich bin auch Anfang der 1990er mit dem Auto von München nach Portugal gefahren, das ist eine ziemliche Strecke.). Der Protagonist ist mit gebrochenem Bein und Krücke unterwegs, sein Auto bricht irgendwann zusammen. Er lässt sich davon aber nicht wesentlich aus der Ruhe bringen und gelangt schließlich mit vielen Koffern nach Lissabon. Aber von seinem Freund keine Spur. Die Bilder sind wunderbar. Lissabon ist eine Stadt voller fantastischer (Aus-)Blicke und das bringt Wenders auch zur Geltung. Auch die Aufnahmen von innerhalb der Wohnung, sind sehenswert. Philip erzeugt Töne. Es gibt eine schöne Szene, in der man ihm dabei zusieht und einige Kinder, die er kennen lernt erraten die Töne.
          ENDE HANDLUNGSSPOILER

          Die Musik von Madredeus kenne und schätze ich sowieso, das allein gibt einen Pluspunkt bei mir. Ich finde ja, dass Rüdiger Vogler, den Wenders häufig als Hauptprotagonisten für seine frühen Filme gewählt hatte, kein besonders guter Schauspieler ist. Trotzdem kann ich damit gut leben, weil es mir darauf irgendwie gar nicht so ankommt. Auch „Lisbon Story“ ist mehr ein Gesamtkunstwerk und punktet durch die Atmosphäre.

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            EudoraFletcher68 17.02.2018, 07:01 Geändert 29.06.2018, 21:58

            Meiner Meinung nach geht es in dem sehr langsamen dreistündigen (!!!) Roadmovie eigentlich um Homoerotik, auch wenn diese nie offen ausgelebt oder benannt wird. Bei meiner Recherche im Internet habe ich dazu allerdings nichts gefunden. Wie ich darauf komme:

            ANFANG HANDLUNGSSPOILER
            Die beiden Protagonisten Bruno (Rüdiger Vogler) und Robert (Hanns Zischler) sind oft nur ziemlich leicht bekleidet und werfen sich für mein Empfinden begehrliche Blicke zu. Obwohl sie sich lange siezen, flirten sie eigentlich die ganze Zeit miteinander. Dann will Robert unbedingt mit Bruno zum Baden an den Baggersee gehen. Später geht Bruno mal ins Pornokino und überrascht den Filmvorführer beim Onanieren. Der Film dreht sich hauptsächlich um Männer und diese werden auf eine Art in Szene gesetzt, dass ich oft dachte, das ist doch ein Film für Schwule.
            ENDE HANDLUNGSSPOILER

            Ansonsten wird wenig gesprochen und der Film ist außerdem recht (zu?) lang. Mir ging es so, dass ich immer wieder etwas anderes machen musste, obwohl mir die Bilder teilweise sehr gut gefallen haben, es sind wirklich tolle Landschaftsaufnahmen und mich ansprechende Atmosphäre dabei. Durch meine Schwierigkeit mich auf den Film ganz einzulassen, habe ich manches nicht mitbekommen. Vielleicht dann bei der Zweitsichtung mit weniger Unruhe. Dass man Bruno beim Kacken zusehen darf, find ich allerdings ein wenig krass, sogar für heutige Verhältnisse!

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              EudoraFletcher68 16.02.2018, 12:35 Geändert 19.02.2018, 11:26

              Bisher auf MP unbekannte und sehr seltsame Serie über lesbische Psychotherapeutinnen. In ihrer Seltsamkeit ist die Serie sehenswert, aber möglicherweise hauptsächlich für Lesben und/oder Psychotherapeuten. Ich konnte dem Geschehen durchaus etwas abgewinnen: Die beiden Hauptprotagonistinnen, ein Psychotherapeutinnenpaar, haben gerade ein Buch über Kommunikation in der Ehe veröffentlicht. Zwischen den beiden gibt es massive Konflikte und es wirkt so, als könnten sie ihre eigenen Kommunikationsregeln gar nicht anwenden. Jedenfalls sind die beiden bei einer Kollegin in Paartherapie. Nachdem ihr Buch ein Bestseller wird, kommt eine Filmcrew in ihr Haus, um eine Doku von ihnen zu machen. Außerdem zieht auch noch die Schwester der einen ein. Das sorgt für weitere Spannungen. Es gibt nur 2 Staffeln, die recht kurz sind. Kann man also gut mal zwischendurch reinsehen.

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                Doku, die sich mit Originalität und Kopien beschäftigt. Mit Identität und Beliebigkeit. Identität ist out, sagt Wenders am Anfang. Mode sei immer „in“. Und das 1989!! Was soll man dazu erst heute sagen? Laut Wenders ist diese Doku eine Art Tagebuch. Er hat den Film wohl auch weitgehend allein gemacht. Der Centre Pompidou hatte bei Wenders angefragt, ob er nicht Lust habe, einen Film aus der Welt der Mode zu machen. Man erfährt, was ihm durch den Kopf ging, bevor er sich dafür entschied.
                Wie immer bei Wenders bekommt man ausdrucksstarke Bilder, hier besonders städtisches Ambiente und Straßen, zu sehen. Er beschäftigt sich mit dem Modedesigner Yohji Yamamoto und sucht nach den Gemeinsamkeiten zwischen dem Filmemachen und dem Modedesignen. Mir hat das geteilte Bild ganz gut gefallen, in einem kleinen Ausschnitt erzählt Yamamoto und arbeitet und im Rest des Bildes sieht man z.B. Paris/Tokyo oder eine Straßenszene. Wenn man, wie ich, kein totaler Modedesignerfan ist, ist man wahrscheinlich froh um die anderen Bilder. Obwohl ich natürlich auch schon mehr Filme gesehen habe, die in Paris spielen, ist Wenders Blick trotzdem ein Besonderer. Zum Ende hin gibt es Bilder, die dreigeteilt sind, aber auf organische Art. Es sieht aus wie durch die Augen des Filmemachers, wahrscheinlich beim Schneiden oder so. Ganz nett fand ich auch, dass man zwischendurch Aufnahmen von Wenders und Yamamoto beim Billardspielen sieht.
                Ich hätte mir die Doku nicht angeschaut, wenn sie nicht von Wenders gewesen wäre. So kommt man manchmal zu neuen Eindrücken.

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                  EudoraFletcher68 16.02.2018, 07:11 Geändert 16.02.2018, 08:23

                  Der Film von 1977, angelehnt an den Patricia Highsmith roman „Ripley´s Game“, über Kunstfälscher und zwei Auftragsmorde spielt in New York, Hamburg, Paris und im Zug. Die Bilder aus den Städten sind großartig, auch aus der Metro in Paris. Witzig: An einem Haus in Hamburg steht gesprayt: BRD=Polizeistaat. Ich kann mich noch an solche Graffitis aus meiner Kindheit und Jugend erinnern. Überhaupt hat Wenders ein gutes Gespür für das Rüberbringen von visueller Atmosphäre. Die Sprache wechselt organisch zwischen englisch und deutsch, wie häufig bei Wenders. Obwohl es einige Leichen gibt, ist der Film kein Krimi oder Thriller, sondern eher ein sich langsam entwickelndes Drama.

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                    Doku über den Cubanischen Buena Vista Social Club, Havanna, die Musik und die Musiker. Die Aufnahmen von Cuba und den Menschen haben mir gefallen. Die Musik ist wunderbar. Mehr gibt es nicht. Wim Wenders hatte, so kann man nachlesen (http://www.reverse-angle.com/deutsch/filme/katalog/timeline/ww-2/buenavistasocialclub/borders_interview.htm), 1 Woche Vorbereitung für den Film. Sein Freund Ry Cooder hatte ihn mit der Musik bekannt gemacht und er hat ihn nach Havanna begleitet. Damit ist das hier eine spontane Angelegenheit. Es gibt kein Drehbuch o.ä. Wenders war das erste Mal in Havanna und fing mit der Ankunft an zu filmen. Nach 3 Wochen kam er mit 50 Stunden Material zurück und dreht nochmals 30 Stunden auf Konzerten in Europa und New York. Daraus entstand dann der Film. Wenders Dokumentationen sind so, als würde man selbst durch die Stadt spazieren, in verschiedene Örtlichkeiten hineinschauen, Leuten zusehen und zuhören.

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                      Erster Kino Film von Wenders nach dem gleichnamigen Roman von Peter Handke. Spielt in Wien und im Burgenland. Meine Versuche, etwas von Handke zu lesen waren wenig erfolgreich. Zu abstrakt. Ist aber auch schon über 25 Jahre her. Am Anfang des Films kann man lesen, dass man ihn wegen Musikrechten über 30 Jahre nicht sehen konnte. Der Film ist eine echte Entdeckung! Habe schon mit etwas Zähem gerechnet, so in der Art von „der Stand der Dinge“. Weit gefehlt, mit einem Blick für Skurriles, absurden Dialogen, stimmungsvollen Bildern und tollen Aufnahmen vom Wien in den 1970ern ist „die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ für mich ein Film, den ich mir sicherlich irgendwann nochmal ansehen werde.
                      Es beginnt und endet mit einem Fußballspiel. Dann ist der Torwart Josef (Arthur Brauss) unterwegs in Wien, geht ins Hotel, geht ins Kino, läuft durch die nächtlichen Straßen. Am nächsten Tag schleppt er eine Frau ab, wird überfallen und geht wieder ins Kino. Die Kassiererin ist super! Die Musik ist teilweise wie im Krimi. Dann macht er unvermittelt etwas Merkwürdiges und Destruktives, reist ab aus Wien und besucht eine ehemalige Freundin auf dem Land. Ich habe nicht versucht, einen tieferen Sinn in der Handlung zu finden, sondern habe akzeptiert, was kam.

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                      • 1. Nach welchen Kriterien suchst du ein Buch generell aus?
                        Entweder kenne ich den Autor oder ich habe im Radio einen Bericht darüber gehört oder meine Mutter, ehemalige Buchhändlerin, drückt es mir in die Hand und sagt lies! Oder meine beste Freundin, die sehr langsam liest, gibt mir einen Titel und sagt ich soll es lesen und schauen ob es gut ist. Oder ich google nach einem Sachthema und such anhand der Kritiken aus, welches Buch ich dazu lese.
                        2. Liest du vertrauensvoll jede Veröffentlichung deiner Lieblingsautoren?
                        Ja, bis sie irgendwann nicht mehr meine Lieblingsautoren sind.
                        3. Welche Freunde dürfen dir Lesestoff empfehlen?
                        Diejenigen, die halt Geschmack haben. Es gibt ja Leute, die was Bücher angeht, recht einfach gestrickt sind.
                        4. Wie weit interessieren dich Buchbesprechungen?
                        Wenn ich sie im Auto gerade auf Bayern 2 höre, dann schon, aber von selbst würde ich mich nicht damit befassen.
                        5. Und wenn man einfach aus dem Bauch heraus kauft?
                        Macht man ja oft. Habe da auch schon oft daneben gegriffen, aber auch schon Juwelen entdeckt.
                        6. Wie wichtig ist der Titel?
                        Da bin ich völlig leidenschaftslos. Genauso wie beim Film.
                        7. Womit dich ein Cover begeistern?
                        Ich finde die meisten modernen Cover total dumm. Ignoriere ich fast noch mehr als die Titel
                        8. Wo und wann liest du am liebsten?
                        Im Urlaub, wenn ich in 14-21 Tage Zeit habe, in einem Ferienhaus in schöner Landschaft bin, nicht so viele Ortswechsel, die Seele baumeln lassen kann und meine Lieben auch lesen.
                        9. Liest du manchmal die ersten Seiten und dann gleich die letzten?
                        Nie
                        10. Liest du manche Bücher mehrmals?
                        Früher nie. Aber seitdem mein Gedächtnis nachlässt, geht das wunderbar, denn es ist so, als würde ich das Buch zum ersten Mal lesen. Genauso ist es auch mit Filmen.
                        11. Liest du, um mehr über das Leben zu lernen oder um es zu vergessen?
                        Sowohl als auch. Einige Freunde sind der Meinung, ich wäre Anhängerin von Verschwörungstheorien, weil ich Bücher über Lebensmittelherstellung, die Pharmaindustrie und alternative Methoden der Krebsbehandlung lese. Ich finde, ich informiere mich halt. Und wenn ich einen Roman lese ist das ganz klar eher ein Aussteigen aus meinem Leben und der Realität.
                        12. Identifizierst du dich eher mit makellosen oder fehlbaren Protagonisten?
                        Makellose Protagonisten langweilen mich. Ich würde auch sagen, das ist ein Merkmal von fehlender Differenziertheit und Intelligenz des Autoren.
                        13. Suchst du eine Darstellung der wirklichen Welt, oder flüchtest du in eine fiktive?
                        Siehe 11.
                        14. Welche Stilmerkmale zeichnen deine Lieblingsautoren aus?
                        Schwarzer Humor, komplexe Geschichten, Ausgestaltung der Charaktere.
                        15. Ist es dir wichtig, dass schmerzhafte Themen humorvoll abgehandelt werden?
                        Es gefällt mir zumindest. Wenn der Humor fehlt, muss das Buch ansonsten halt hochwertig sein.
                        16. Oder ist Ernsthaftigkeit unerlässlich?
                        Manchmal gibt’s ja beides. Außerdem kommt es auf das Buch an. Aber tatsächlich sind „meine“ Romanautoren eher welche, die Situationskomik, Humor und Tragik kombinieren: Frank McCourt, John Irving, T.C. Boyle, Rohinton Mistry, Donald Ray Pollock, Oskar Maria Graf.
                        17. Fallen dir abends nach ein paar Seiten die Augen zu? Oder liest du immer weiter, weil du die Zeit vergisst?
                        Ich kann leider kaum im Bett lesen, weil genau das sofort passiert. Ich kann nur tagsüber lesen.
                        18. Kannst du dich stets genau erinnern, an welcher Stelle du aufgehört hast zu lesen?
                        Wenn ich innerhalb von einer Woche ein Buch lese, dann ja, aber oft liegen Bücher bei mir auch halb gelesen eine Weile herum, dann nicht.
                        19. Müssen deine Bücher makellos aussehen, oder dürfen sie Gebrauchsspuren zeigen?
                        Ich mache immer Eselsohren als Einmerker rein. Außerdem bin ich dabei auf Ebooks umzusteigen, aus Platzgründen. Da ist das kein Thema.
                        20. Unterstreichen Sie manchmal Passagen in einem Buch?
                        Ach, jetzt sind wir plötzlich per „Sie“? In Fachbüchern mache ich das.
                        21. Kannst du dich daran erinnern, wann eine Lektüre dich zum letzten Mal wirklich überrascht hat?
                        Nein

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                          EudoraFletcher68 14.02.2018, 06:41 Geändert 01.12.2022, 22:31

                          Der tragisch-komische Film besteht aus einem Sammelsurien seltsamer, sehr gut heraus gearbeiteter Figuren.
                          Es beginnt mit dem Suizid des Haupt-Protagonisten, eines geistig behinderten jungen Mannes, TomTom (Jeremy Davies). Die Geschichte wird im Rückblick erzählt. TomTom verliebt sich unsterblich in Eloise (Milla Jovovich), die neben vielen anderen seltsamen Gestalten auch im Million Dollar Hotel, einer heruntergekommenen Absteige in LA, lebt.
                          Man erfährt nach und nach, dass es um die Aufklärung eines (vermeintlichen?) Selbstmordes von Izzy, dem Sohn eines Medienmoguls, ebenfalls Bewohner des Million Dollar Hotels, geht. Es wird also versucht, ein Verbrechen in einem merkwürdigen Ambiente aufklären.
                          Mel Gibson als Special Agent Skinner mit Halskrause zwischen den ganzen Hippies, Verrückten und anderen seltsamen Gestalten ist total komisch. Sie machen ihm das Leben ziemlich schwer. Jimmy Smits, (alias Nero Padilla SOA), als Großstadtindianer Geronimo hat mir auch recht gut gefallen. Überhaupt finde ich alle Schauspieler sehr überzeugend.
                          Wie alle Wenders-Filme sollte man den in der OV ansehen, auch wenn der Ton nicht immer toll ist.
                          Das Million Dollar Hotel gibt es (jedenfalls zum Zeitpunkt des Films) übrigens tatsächlich in Downtown LA, hat früher mal VIPs beherbergt und ist zur Absteige geworden. U2- Fans interessiert vielleicht, dass Idee zum Film und Musik von Bono stammen.
                          Vielleicht ein bisschen in Richtung THE BIG LEBOWSKI, aber ohne Drogen und ohne den Haupt-Protagonisten so hochzustilisieren.

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                            Mir diese Dokumentation anzusehen, wäre mir im Traum nicht eingefallen, wäre sie nicht von Wim Wenders. Der japanische Regisseur Yasujirō Ozu sagte mir nichts. Inzwischen habe ich aber erfahren, dass einige MP-Freunde ihn schätzen.
                            „Tokyo-Ga“ ist schon sehr speziell. Die Bilder sind, wie immer bei Wenders, eindrücklich. Seine Erzählung im Hintergrund fand ich sympathisch. Er sagt, es sei eine Art Filmtagebuch für ihn gewesen, also auch ziemlich persönlich. Man bekommt einen kleinen Eindruck einer fremden Welt, auch ein Gefühl für Tokyo in den 1980ern. Mir hat das gefallen, weil ich Japan so wahnsinnig merkwürdig finde und man einiges über die doch sehr anderen Angewohnheiten der Japaner (z.B. über Pachinko, ein seltsames Automatenspiel, Golf auf japanisch, Herstellung von Fake Food) erfährt. Insgesamt ist es sowohl eine Doku über Tokyo als auch über Yasujirō Ozu, was mir persönlich gut gefallen hat. Wenders Blick für Skurrilitäten schätze ich sehr.

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                              EudoraFletcher68 13.02.2018, 07:30 Geändert 29.06.2018, 22:02

                              Der für mich mühsam anzusehende Film ist in sw und wurde auf Englisch und teilweise französisch gedreht. Letzteres eventuell weil einige französische Schauspieler dabei sind. Außer Friedrich Beauchau kannte ich keinen.
                              Wenn man nichts vorher darüber gelesen hat, wundert man sich wahrscheinlich über die ersten 9 Minuten - sie sind wie aus einem alten billigen Science Fiction, mit entsprechender Musik, wie ein Stummfilm, dessen Handlung ich nicht verstanden habe. Dann erschließt sich einem die Anfangsszene. Allerdings hat man davon nicht viel. Hier habe ich zum ersten Mal auf Pause geduckt und im Internet ein bisschen rum gelesen, worum es überhaupt geht.
                              Ich mag grundsätzlich Wenders, aber „der Stand der Dinge“, der ein bisschen so aufgezogen ist, als würde man eine Gruppe von Leuten eine Weile begleiten, hat mir gar nicht gefallen. Ich konnte selbst beim besten Willen keine nennenswerte Handlung entdecken und hatte auch nicht den Eindruck, dass sich zwischen den Protagonisten etwas Interessantes abspielt. Gut, zwischendurch gibt es ein paar Momente, in denen ich ein gewisses Interesse aufbringen konnte, zB in Minute 53, als ein überdrehter Schauspieler eine Geschichte aus seinem Leben erzählt, aber das langt halt nicht.... Auch der Hauptdrehort, ein verlassenes halbfertiges Hotel am Meer, ist interessant, aber auch das genügt mir nicht.
                              Im Internet kann man nachlesen, dass Wenders in dem Film seine Erfahrungen mit Coppola bei den Dreharbeiten zu "Hammett" verarbeitet. Das macht ihn für mich vielleicht gedanklich interessanter, aber nicht besser anzuschauen. Außerdem soll "der Stand der Dinge" zahlreiche Bezüge zu anderen Filmen und Filmschaffenden enthält. Das ist für Leute interessant, die diese Filme und Personen wieder erkennen. Ich habe die Bezüge nicht erkannt. Außerdem soll sich angeblich intensiv die innere Dramatik der Figuren vermitteln. Mir hat sich diese leider genau nicht vermittelt. Ich habe sie geradezu herbei gesehnt, denn dann hätte mir der Film sicher gefallen.
                              Auch wenn „der Stand der Dinge“ bestimmt gut durchdacht und mit Liebe zum Detail gemacht , so richtet er sich doch an ein sehr spezielles, kleines Publikum, zu dem ich nicht zähle.

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                                über Hammett

                                Der 1. Hollywood-Film von Wenders unter Produktion von Francis Ford Coppula. Es scheint eine schwierige Zusammenarbeit gewesen zu sein, mit verschiedenen Drehbuchautoren und vielen Änderungswünschen. Gelesen habe ich, dass der für mich recht mühsam anzusehende „der Stand der Dinge“ Wenders filmische Bearbeitung der Produktion von „Hammett“ war. Wäre „Hammett“ nicht von Wenders hätte ich ihn mir wahrscheinlich nicht angeschaut, auch wenn mir das Setting San Francisco (plus Chinatown) der 1920er schon zusagt. Aber das Thema wär jetzt keins, das mich hinter dem Ofen hervorlocken würde. Insgesamt ist „Hammett“ gar nicht übel, wenn man auf Symbolik, Träume und Referenzen an ältere Detektivfilme steht, oder auch vielleicht wenn man die Buchvorlage kennt. Der Film hat außerdem ein bisschen was groschenromanheftartiges an sich. Wenn man das mag, ist das vielleicht sogar eine Perle? Die Schauspieler waren mir unvertraut, haben aber soweit gut gespielt. Es gibt ein paar Traum-Sequenzen, die fand ich richtig gut, im Stil von „Paris, Texas“. Je weiter der Film fortschreitet, desto besser hat er mir gefallen, auch wenn ich die Handlung nicht so ganz verstanden habe.

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                                  EudoraFletcher68 12.02.2018, 06:24 Geändert 29.06.2018, 22:03

                                  Gleich zu Beginn sieht man tolle Gesteinsformationen und einen einsamen Reiter durch die Landschaft galoppieren. Wenders hat einfach den Blick für stimmungsvolle (Landschafts-)Aufnahmen. Dann gelangt man zu einem Filmset mitten in der Wüste. Der Schauspieler Howard (Sam Shepard, der auch das Drehbuch geschrieben hat, ein gute Kombination mit Wenders finde ich. Auch für Paris, Texas hat er das Drehbuch geschrieben) wird vermisst.

                                  ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                                  Er ist es, der begleitet von (Country-)Musik durch die Wüste reitet, als wäre er auf der Flucht. Ist er anscheinend auch, die Leute vom Film suchen ihn jedenfalls erfolglos. Er versteckt sich bei seiner Mutter, die er 30 Jahre nicht gesehen hatte. Das hat natürlich schönes Konfliktpotential. Außerdem erfährt er, dass er ein Kind hat, von dem er nichts wusste. Parallel dazu gibt es eine junge Frau, die mit der Urne ihrer Mutter spazieren fährt. Nach und nach erfährt man mehr über Howards Vorgeschichte und die Erzählstränge kommen zusammen.
                                  ENDE HANDLUNGSSPOILER

                                  Die Farben und die Bilder sind genial, die Schauspieler toll, es gibt Situationskomik und humorvolle Dialoge. Die Geschichte gefällt mir. Verstehe gar nicht, warum der Film so wenig Resonanz gefunden hat.

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                                    Einfühlsame Milieustudie ohne erhobenen Zeigefinger. Einer der Wenders-Filme, die man sich gut ansehen kann, ohne sich zwischendurch zu fragen: was will mir der Regisseur eigentlich sagen? Oder zu denken: schöne Aufnahmen, aber puh ist das anstrengend, wie lange geht das noch? Nein es handelt sich um einen in englischer Sprache gedrehten Spielfilm mit nachvollziehbarer Handlung, nachvollziehbaren Charakteren und schlüssigen Dialogen. Fans von „the Wire“ dürften sich freuen, Wendell Pierce, alias „the Bunk“ wieder zu sehen, ein hervorragender Schauspieler, wie ich finde. Burt Young („Rocky“, „letzte Ausfahrt Brooklyn") taucht in einer Nebenrolle.
                                    Ein traumatisierter und vermutlich paranoider Vietnamkriegsveteran trifft seiner Nichte, eine junge Idealistin, die ehrenamtlich in einer Obdachlosen-einrichtung in LA arbeitet und gerade aus dem Nahen Osten zurückgekommen ist.
                                    Beachtlich finde ich auch, dass der Film mit einem Budget von € 500.000 gedreht wurde! Ich habe außerdem gelesen, dass es im Film wenige Komparsen gibt und die Stadtteile von LA mit ihrem Dreck und ihrer Armut authentisch sind. Für mich macht das auch die Qualität des Films aus. Wer sich für US-amerikanische Subkulturen in LA interessiert, wird mit diesem Film vermutlich etwas anfangen können.

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                                      EudoraFletcher68 11.02.2018, 07:10 Geändert 12.02.2018, 08:10

                                      Doku über einen wunderbaren brasilianischen Fotografen, der sich für seine fantastischen Fotos buchstäblich bis ans Ende der Welt begeben hat. Gleich zu Beginn sieht man beeindruckende Fotos von einem riesigen Loch, in dem emsig nach Gold gesucht wird. Man erfährt die sehr interessante Geschichte dazu, wer hier eigentlich gräbt und wie das alles vor sich geht. Neben bewegten Bildern, die Salgados begleiten sieht man eine Auswahl der Fotos und hört entweder Salgado oder Wenders Kommentare dazu.
                                      Salgado wuchs in Brasilien auf einer Farm auf. Sein Vater nötigte den lernunwilligen Sohn zu einem Studium der Wirtschaftswissenschaften. Nach Abschluss des Studiums bekam er eine Anstellung bei der Weltbank, die ihm aber nichts gab. Er entdeckte das Fotografieren für sich und gab alle Sicherheit auf, seine Frau war gerade mit dem Sohn schwanger, der dann zusammen mit Wenders diese Doku gemacht hat.
                                      Seine Fotos sind immer auch politisch oder zumindest sozial engagiert. In den 1980ern begleitete er Ärzte ohne Grenzen in Gebiete mit Hungersnöten. Die entstandenen Fotos sind grausam anzusehen und haben mich tief berührt. Besonders in Kombination mit seinen Worten. Ein anderes Projekt, "Workers", eine Art Archäologie des Industriezeitalters, ist ebenfalls beeindruckend. 1993-1999 machte er eine Fotoreihe über Flüchtlinge, "Exodus". Heute noch genauso aktuell wie damals. Sollten sich alle ansehen, die sich über die vielen Flüchtlinge beschweren, die zu uns kommen. Salgado kehrte nach dieser Reportage zerstört zurück nach Brasilien auf die Farm seiner Eltern und forstete dort erfolgreich den abgeholzten Regenwald auf. Das nächste große Projekt war „Genesis“, Naturaufnahmen von unglaublicher Schönheit.
                                      Wenders begleitete Salgado auf eine Reise, um Walrösser zu fotografieren. Dabei kommt ihnen ein Eisbär in die Quere. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie strapaziös Salgados fotografische Reisen gewesen sein müssen.
                                      Der Film hat mir Salgados als Menschen aber auch seine Fotos nochmal näher gebracht. Man erfährt, was ihn angetrieben hat und was er bei seinen Reisen erlebt hat. Tolle Doku!

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                                        EudoraFletcher68 11.02.2018, 07:06 Geändert 07.08.2020, 22:23

                                        Nachdem ich nun meine Woody Allen-Studien beendet habe, kommt der nächste Meister dran: Wim Wenders interessiert mich, weil er einer der wenigen großen deutschen Regisseure ist, der seit dem 1960er Jahren unermüdlich Filme macht und großen Einfluss auf andere Regisseure, die ich sehr schätze, wie zb Jarmusch und Tarantino hatte. Viele seiner Filme machen es einem den ersten Blick nicht gerade leicht, sie zu mögen, aber wenn man sich ein bisschen Mühe gibt (in meinem Fall sah das so aus, dass ich mich zum Teil eingelesen habe und zum anderen Teil schlicht meine Ungeduld ausgehalten und darauf vertraut habe, dass das Gesamterlebnis schon sehenswert sein wird), wird man oft mit richtig guten Filmen belohnt und bekommt vor allem Originale zu sehen. Außerdem hat Wenders für meinen Geschmack ein Auge für Bilder wie wenig andere Filmemacher. Ich schätze an ihm sein gutes Gespür für Atmosphäre und seine Begabung für Charakterstudien, doch seine Filme sind sicherlich nicht jedermanns Geschmack.
                                        Wer bereit ist, sich auf sein langsames Tempo einzulassen, wird bei „Paris, Texas“ mit einer schlüssigen Geschichte, guten Schauspielern und einem zwar leisen, aber dennoch intensiven, sehr gefühlvollen Film belohnt, über die Beziehungen zwischen zwei Brüdern, einem Kind und seinen Eltern, seinen Pflegeeltern und der verlorenen Liebe, in dem es manchmal auch ziemlich komisch zugeht.
                                        Anfangs weiß man nicht, ob vielleicht eine Komödie daraus wird, die Farben und die Bilder sind recht grell, die Situation absurd:

                                        HANDLUNGSSPOILER ANFANG
                                        Ein Mann, Walt, bekommt einen Anruf und erfährt, dass sein seit vier Jahren vermisster Bruder Travis (Harry Dean Stanton) durcheinander und desorientiert in der Wüste von Texas aufgetaucht ist und er ihn abholen kommen soll. Er macht sich auf den Weg und findet einen verwahrlosten und vor allem sprachlosen Mann, der ihn nicht zu erkennen scheint und abhaut, sobald er ihn kurz unbeaufsichtigt lässt. Er will mit ihm zurück nach LA fliegen, aber Travis will nicht und zwingt ihn, die ganze Strecke zu fahren. Er wirkt fast ein bisschen autistisch. Im Lauf der Zeit beginnt Travis langsam zu sprechen und scheint sich auch wieder zu erinnern. Man ahnt, dass er aus Schamgefühlen nicht darüber sprechen will, was damals passiert ist. Jedenfalls erfährt man, dass er einen mittlerweile achtjährigen Sohn, Hunter, hat, der nun bei Walt und dessen Frau Anne aufwächst. Die Exfrau und Mutter (Nastassja Kinski in noch ganz jung!!!) des Jungen ist ebenfalls verschwunden. Der größte Teil des Films beschäftigt sich mit der Beziehungsaufnahme zwischen dem zurück gekehrten Vater und dem Jungen und der Frage, was eigentlich damals vor vier Jahren passiert ist und dem Wiederfinden der Mutter. Man erfährt erst ziemlich am Ende des Films was die Familie zerstört hatte.
                                        ENDE HANDLUNGSSPOILER

                                        „Paris, Texas“ kann man nicht nebenbei ansehen, da er von seinen Bildern und der Stimmung lebt. Die Schauspieler sind ausgezeichnet, die Dialoge zumindest in der OV auch.

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                                          EudoraFletcher68 10.02.2018, 06:15 Geändert 21.05.2022, 18:15

                                          Erster Film nach einem Drehbuch von Woody Allen und zugleich auch sein Debut als Schauspieler. Gleich in den ersten Minuten erkennt man Woody Allens Handschrift. Es beginnt mit dem voyeuristischen und übergriffigen deutschen Psychoanalytiker Fassbender (Ich könnte mir vorstellen, es handelt sich um Jacques Lacan, allerdings war der ja Franzose). Warum die Deutschen in der Synchro einen Russen aus ihm gemacht haben, lässt sich für mich nur durch das Bedürfnis erklären, dass so ein schmieriger und übergriffiger Therapeut mit einer Wallküre als Ehefrau nicht Deutsch sein sollte - peinlich geradezu. Ein weiterer Grund für die OV.

                                          Fassbender hat jedenfalls einen Patienten Michael (Peter O´Toole), der aus heutiger Sicht als sexsüchtiger Frauenverführer zu beschreiben wäre. Ein bisschen erinnert er an Hank Moody aus CALIFORNICATION. Er versucht mehr oder weniger erfolglos, seiner Freundin Carole (Romy Schneider!!), die ihn heiraten möchte, treu zu sein, während er fast aus Versehen seinem Freund Victor (Woody Allen) die Freundin ausspannt. Carole beschließt, Michael mit Victor eifersüchtig zu machen. Die Szenen aus der Gruppentherapie fand ich lustig, auch wenn sie kaum Realitätsgehalt haben, atmosphärisch wurde für mich aber nachvollziehbar, warum Allen das so darstellt.

                                          Neben dem schlüssig gezeichneten Michael wird auch wie nebenbei eine Frau mit Borderline-Persönlichkeitsstörung pointiert (Zu einer Zeit in der man vom Konzept der Borderline-Störung noch wenig gehört hatte). Die Figuren, besonders der Analytiker, sind teilweise so fies überzeichnet, dass ich mich fragte, ob da wohl persönliche Wut mit ihm Spiel war.

                                          Eine Szene an den Ufern der Seine scheint mir exakt derselbe Drehort zu sein, wie am Ende von ALLE SAGEN, I LOVE YOU 31 Jahre später. So viele Gespräche über Sex und Untreue waren in dieser Zeit im prüden Amerika wahrscheinlich recht ungewöhnlich.

                                          https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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                                            EudoraFletcher68 10.02.2018, 06:04 Geändert 25.07.2022, 22:21

                                            Sie zu ihm: "We are going to have a baby! That´s my present for Christmas!"
                                            Er (nicht so ganz erfreut): "All I needed was a tie."

                                            Laut wikipedia handelt es sich um die erste Mockumentary der Spielfilmgeschichte. Ob das tatsächlich so ist, weiß ich nicht, aber es würde zu meinem Bild passen. Jedenfalls handelt es sich um einen seiner ersten Filme und er ist in der damaligen Zeit sicherlich innovativ.

                                            TAKE THE MONEY AND RUN enthält Referenzen zu anderen Filmen und aktuellen Strömungen, die meisten davon habe ich wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen, weil ich in dieser Zeit 1 Jahr alt war und kein Nerd bin. Die Referenzen, die ich jedoch mitbekommen habe, haben mir gefallen, z.B. zu den Marx Brothers und zum Rohrschachtest. Es geht um die Biographie und Entwicklung des Kriminellen Virgil (Woody Allen). Allen spielt noch nicht den typischen Neurotiker, der mit sich und seinen Beziehungen nicht klar kommt sondern eben einen erfolglosen Kriminellen. Der Film hat einen hohen Slapstickanteil den ich nur zum Teil lustig fand.

                                            https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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                                              EudoraFletcher68 09.02.2018, 06:57 Geändert 29.06.2018, 22:05

                                              Ich steh eigentlich überhaupt nicht auf Familienserien. Gut die „Gilmore Girls“ habe ich mir auf Empfehlung einer Freundin angeschaut, und hatte meine Schwierigkeiten damit. Ich habe mir "Big Love" besorgt, weil ich mir dachte, aha, Polygamie, könnte ja ganz interessant sein. Hab dann auch gleich mal gegoogelt, wie die Situation in Deutschland ist, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass man hier Leute so fertig machen und strafrechtlich verfolgen würde, wenn sie mit mehreren Partnern und vielen Kindern zusammen leben. Dann fielen mir diese gruseligen amerikanischen fanatisch-christlichen Splittergruppen ein und ich dachte, ich schau mal rein.
                                              Zur Story: Es dreht sich um eine Familie bestehend aus Bill, seinen drei Frauen Barb, Nicolette und Margine und deren Kinder, ich glaube es sind insgesamt 7. Man erfährt im Lauf der 1. Staffel, dass Bill, der den amerikanischen Traum wahrgemacht und sich sozusagen vom Tellerwäscher zum Besitzer mehrerer Baumärkte hoch gearbeitet hat, aus einer dieser schrecklichen Fanatiker-Gemeinden stammt, in der die Kinder nicht in die Schule gehen dürfen und die jungen Mädchen an alte Männer vercheckt werden. Da seine 2. Frau Nicolette die Tochter des sog. „Propheten“ der Gemeinde ist und er wohl bei demselben Schulden gemacht hatte, kann er sich von seinen Leuten nicht lösen und es kommt zu allerlei Verwicklungen. Das ist ein Erzählstrang. Dann erlebt man, wie die Familie sich mit der Situation innerhalb der Familie arrangiert, wann wie wer mit wem und wie mit negativen Gefühlen wie Eifersucht, Neid, Scham und Schuld umgegangen wird, nämlich am liebsten mit Verleugnung und Agieren. Und die 3. Ebene handelt davon, dass die Familie sich nach außen hin verstecken muss, da Polygamie in den USA strafbar ist und man (zu Recht vermutlich) Angst vor gesellschaftlicher Ächtung hat.
                                              Für mich hatte die Geschichte durchaus hohen Unterhaltungswert und ich habe die komplette Serie gerne angesehen. Was mich allerdings unzufrieden machte, war dass es teilweise nicht ganz klar wird, was in der Tiefe mit den einzelnen Protagonisten eigentlich los ist.

                                              Spoiler in diesem Absatz: Bills 2. Frau Nicolette ist manipulativ und lügt. Man kann versteht, dass sie auf Grund ihrer Herkunft Schaden genommen hat, aber sie wird so dargestellt, als hätte sie nichts anderes im Sinn, ihren Mann und ihre beiden Mitfrauen zu schädigen. So wird sie zur fiesen Unsympathin, was schade ist, denn es wäre nicht so schwer gewesen, ihren Charakter etwas mehr zu erklären und sie etwas mehr zu differenzieren. Auch das Drehbuch hat da einige Mängel. Es kommt bspwse irgendwann auf, dass sie 60.000 $ Schulden gemacht hat. Zuerst ist das ein Riesendrama, dann wird plötzlich gar nicht mehr darüber gesprochen. So als hätten die Autoren einen Handlungsstrang einfach vergessen. Der „Prophet“ ist ein zu überzeichneter Bösewicht, man erfährt nichts von seinen inneren Konflikten. Das gefällt mir nicht so gut. Aber solche Sachen kommen in Serien öfter vor.

                                              Alles in allem bietet die Serie eine gute Unterhaltung mit Spannung und kommt weitgehend ohne Gewalt aus.

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                                                EudoraFletcher68 09.02.2018, 06:48 Geändert 31.10.2019, 23:31
                                                über Luck

                                                Schade, nur eine Staffel! Da hatte man sich geraden an die Charaktere gewöhnt..... Auf ein abruptes Ende ohne Schluss sollte man sich halt einstellen.
                                                Ansonsten ist HBO immer gut! Sonst hätte ich mir „Luck“ gar nicht erst angeschaut - ich bin weder ein Wett- noch ein Pferdefan. Aber Dustin Hoffman mag ich sehr. Es geht einerseits um Chester (Hoffman), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er ist ein Betrüger im großen Stil und versucht mit seinem Kumpel Gus (Dennis Farina) zu Geld zu kommen, indem er ein viel versprechendes Rennpferd erwirbt. Das gestaltet sich aber etwas kompliziert, weil er eine Bewährungsauflage hat, die ihm solche Geschäfte verbietet. Dann geht es andererseits um den Rennstall und alle, die dort arbeiten: Trainer, Tierarzt, Jockeys, etc. Das fand ich sehr interessant, ich hatte den Eindruck, einen Einblick in eine mir fremde Welt zu bekommen. Plötzlich fand ich Pferdewetten gar nicht mehr so uninteressant. Wenn eine Serie so etwas schafft, muss sie gut sein, finde ich.
                                                Außerdem sind die Schauspieler erste Klasse, Dramaturgie und Dialoge sehr gut. Ich finde an „Luck“ nichts auszusetzen, außer dass sie nach der ersten Staffel angesetzt wurde.

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                                                  EudoraFletcher68 08.02.2018, 06:39 Geändert 07.01.2022, 21:17

                                                  Einer der wenigen Filme in denen Woody Allen mitspielt, aber nicht Regie führt. Kiefer Sutherland als fieser Polizist Bobo sagt mir hier viel mehr zusagt, als in „24“. Es geht einerseits um den Metzger Tex (Woody Allen), der seine nymphomane Frau (Sharon Stone) zerstückelt hat, andererseits um ein Hand, die er auf dem Weg nach New Mexiko, wo er die Stücke vergraben hat, verlor. Eine blinde Mexikanerin findet die Hand und kann plötzlich wieder sehen. Die Hand wird zur Reliquie erklärt und es geschehen alle möglichen Wunder. Immer mehr Leute pilgern zu der Hand und Tex versucht sie zurück zu bekommen. Freunde von Cheech & Chong werden sich freuen, Cheech als Bürgermeister Machado zu sehen. Lustiger Klamauk ohne Anspruch.

                                                  https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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                                                    EudoraFletcher68 08.02.2018, 06:38 Geändert 29.06.2018, 22:06

                                                    Mittelprächtige Woody Allen Filme finde ich immer noch besser, als viele andere Filme. Es geht in „Ich seh den Mann deiner Träume“ im Wesentlichen darum, dass alle Protagonisten sich mit ihren persönlichen Schwierigkeiten nicht konstruktiv auseinander setzen können oder wollen, sondern ihnen ausweichen und nach einfachen Wegen im Außen suchen, die alle ihren Preis haben. Das Thema finde ich an sich ganz gut gewählt, denn mir kommt es so vor, als wären wir in einem Zeitalter, in dem die meisten Menschen versuchen ihre Gefühle über mehr oder weniger sinnvolles Handeln zu regulieren, anstatt diese zu etragen (Schönheitsoperationen, Geschlechtsumwandlungen schon bei Kindern, Ritalin, Medikamente statt gesunde Lebensführung usw.). Die Umsetzung finde ich allerdings nur so lala.

                                                    ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                                                    Ein älterer Mann (Anthony Hopkins), der mit seinem Alter nicht klar kommt, verlässt seine Frau Helena (Gemma Jones), um eine halb so alte Prostituierte (Lucy Punch) zu heiraten. Diese Entscheidung hat erwartungsgemäß Konsequenzen. Die verlassene Ehefrau sucht eine Wahrsagerin auf, die ihr Leben zu bestimmen beginnt. Tochter Sally hat chronische Geld- und Eheprobleme. Ihr Mann Roy (Josh Brolin) ist blockierter Schriftsteller und versucht seine Probleme zu lösen, indem er sich in eine andere Frau verliebt und ein fremdes Manuskript stiehlt. Sally verliebt sich ebenfalls in einen anderen Mann (Antonio Banderas).
                                                    ENDE HANDLUNGSSPOILER

                                                    Das Ende ist unbefriedigend.

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