EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

  • 5 .5

    Von meinen Studien des asiatischen Films war dies der 7. Asiatische Filme sollte man in OmU anschauen kann, weil die Synchronisationen die ganze Atmosphäre zerstört und mir den kompletten Film verdirbt.
    Auch hier hat man die seltsame Atmosphäre, die die wenigen japanischen Filme, die ich bisher gesehen habe, gemein haben. Hysterische Frauen, Fetischismus, pathologische Schuldgefühle, die Abwehr derselben, Hassliebe.... Es geht um eine naive Ehefrau eines distanzieren Schriftstellers, die eher zufällig in die Prostitution gerät und Lust daran empfindet (was ich etwas fragwürdig finde und mir mehr wie eine Männer-Fantasie, als ein realistischer emotionaler Prozess vorkommt, aber sei's drum). Ihre Gefühle passen nicht zu ihrem Selbstbild als brave Ehefrau und bringen Sie in Bedrängnis. Das Beziehungsthema „Heilige versus Hure“ (die Ehefrau als Heilige, mit der Mann keinen Sex will versus die schmutzige Hure, die Mann verachtet, aber mit der der Sex reizvoll ist) wird schlüssig dargestellt, aber die Hintergründe nicht vertieft oder erklärt. Eher wirkte es auf mich wie ein Tatsachenbericht. Parallel gibt es einen Mord aufzuklären. Erst nach einer ganzen Weile versteht man, wie die Geschichten zusammen hängen.
    Mir hat der Film soweit gefallen, allerdings nicht so gut wie „Love exposure“ vom selben Regisseur. Was mir hier gefehlt hat, war der skurrile Humor. „Guilty of romance“ ist für mich recht quälend beim Zusehen gewesen.

    11
    • 7

      Der Film, den ich in OmU gesehen habe, hat bei mir ziemlich extreme und unangenehme Gefühle ausgelöst, allein dafür finde ich ihn sehenswert. Es geht um einen scheuen Mann, der Zierfische verkauft, seine Frau und seine Tochter, die beim Klauen erwischt wird. Dadurch kommt es zu einer Begegnung mit einem auf den ersten Blick netten, aber dann ziemlich bald offensichtlich fiesen Kerl und Serienkiller, der die drei in seine finsteren Machenschaften verwickelt. Manche von ihnen haben nicht mal was dagegen, im Gegenteil. Gleichzeitig geht es auch hier wieder mehr oder weniger indirekt um Schuldgefühle - das scheint in Japan echt ein Thema zu sein!
      „Cold fish“ ist, wie einige der anderen japanischen Filme, die ich bisher gesehen habe, atmosphärisch ein bisschen so gemacht wie ein Theaterstück. Nicht, dass der Film auf einer Bühne spielen würde, aber vieles wirkte auf mich irgendwie gestellt und eher symbolisch. Ich hatte beim Zuschauen häufig das Gefühl einer großen Distanz, dann aber wurde ich durch die widerlichen Szenen und Charaktere wieder rein gesogen, was zum Teil ziemlich unangenehm war.
      Der typische Japaner ist scheint es ein unbeholfener Trampel - nun verstehe ich auch den Gegenpol, die Figur des idealen Samurai. Den braucht man natürlich, wenn man selbst in seinem Körper so gar nicht zuhause ist und ungeschickt durch die Gegend trampelt. Dabei fällt mir eine japanische Unterwasserdoku ein, die ich mal gesehen habe, da konnte man zusehen, wie der Taucher so ziemlich alles macht, was man beim Tauchen nicht tun soll, er begrabscht alle Tiere und Korallen und steigt mit seinen Flossen überall drauf. Wer einen Tauchschein hat, weiß, dass das ein „no go“ ist.
      Aber zurück zu „Cold fish“. Besonders wenn man dem Bösewicht zuhört, hat er eine Azu sprechen, die mehr an ein ständiges lautes Geschrei erinnert, nichts weiches hat, keine Melodie, sondern genauso grob ist, wie der ganze Typ. Einerseits könnte man sagen, konsequent durchgezogen, andererseits ist mir dieses grobschlächtige Gebrüll auch in anderen japanischen Filmen aufgefallen, so dass sich mir der Eindruck aufdrängt, das ist vielleicht typisch Japanisch. Man sagt ja uns Deutschen und auch den Engländern nach, dass wir im Ausland laut und unsensibel sein können und das stimmt wahrscheinlich für einige von uns auch... Alles nichts gegen die japanischen Touristen, die mir auf den Philippinen begegnet sind: das war 100% Ethnozentrismus und dieselbe Grobschlächtigkeit wie in „Cold fish“ - gruselig.
      In "Cold Fish" ficken alte aufgedunsene schmerbäuchige Arschlöcher hübsche junge Frauen, die so wirken als hätten sie nicht mal etwas dagegen einzuwenden....Wenn die Sexszenen irgendwie repräsentativ für die Haltung der Japaner zum Sex sind, dann kann ich nur sagen, das ist eine widerwärtige Machogesellschaft, die Männer benützen die Frauen im Grunde nur zum Oanieren. Und die Frauen lassen sich instrumentalisieren. Da würde es auch eine Gummipuppe tun - aber halt! Nein, während ich das schreibe, fällt mir ein, was Kevin Spacey in „House of Cards" sagte: „Heutzutage geht es ständig um Sex, nur beim Sex geht es nicht um Sex, da geht es um Macht“ (meines Wissens ein Zitat von Oscar Wilde). Jedenfalls ist das vielleicht die Idee: das dieses widerlichen Typen damit ihre Macht demonstrieren. Insgesamt finde ich die Darstellung der Körperlichkeit hier, wie auch in den anderen japanischen Filmen, die ich in der letzten Zeit gesehen habe, unglaublich abstoßend, besonders die Männer sind einfach nur widerlich.
      Recht nachvollziehbar, wenn auch nicht besonders differenziert, ist die Psychodynamik der zwei Hauptprotagonisten, wie man quasi von Opfer zum Täter wird. Diese Einblicke finde ich gut, das fehlte mir in anderen asiatischen Filmen.

      10
      • 7 .5
        EudoraFletcher68 22.01.2018, 07:12 Geändert 25.05.2023, 13:19

        Der (moderne?) Koreaner ist scheint's die ganze Zeit damit beschäftigt seine Ehre oder die eines anderen zu verteidigen, sich zu rächen, sehr dringend aber vergeblich nach Antworten auf existenzielle Fragen zu suchen und zu sterben....
        BITTERSWEET LIFE hat mir bislang im Rahmen meiner Studien "asiatischer" Filme mit am besten gefallen.
        Das liegt ua daran, dass
        -ich die Charaktere am glaubhaftesten und nachvollziehbarsten fand,
        -die Protagonisten für mich einigermaßen attraktiv waren
        -keine Atmosphäre wie im Theaterstück
        -ich mich nicht dauernd gefragt habe, was eigentlich los ist.
        Auch wenn die anderen Filme vielleicht hintergründiger, symbolträchtiger und künstlerisch wertvoller sein mögen, sind mir die Geradlinigkeit und die Eindeutigkeit von BITTERSWEET LIFE angenehm.

        Ich war überrascht, zu sehen, dass der Held Espresso und keinen grünen Tee trinkt. Das ist wohl Folge der Globalisierung?

        Wenn man Indie-Filme mit Blut mag, kann man den auf jeden Fall anschauen.

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        • 7

          Ein hübscher, schweigsamer Pfandleiher mit stylisher Frisur, Cha Tae-Sik, lebt zurück gezogen in einem herunter gekommenen Wohnhaus irgendwo in Südkorea. Er lernt ein ungefähr 7jähriges verhaltensauffälliges Mädchen kennen. Deren Mutter ist drogensüchtig und in einen Heroin-Diebstahl verwickelt. Die Drogen-Mafia ist hinter ihr her.
          Cha Tae-Sik wird in das Geschehen verwickelt, weil die Kriminellen das Mädchen entführen. Er gerät zwischen Polizei und Verbrecher, die außerdem noch Kinder für sich arbeiten lassen und mit Organen handeln. Nach und nach erfährt man mehr über Cha Tae-Siks Hintergrund. Es handelt sich um einen gut inszenierten, recht geradlinigen blutigen Rache-Trip, dieses Mal im Drogen-Milieu. Es gibt ein paar hübsche Bilder und recht ästhetische Kampfszenen.
          Einzig die Synchronisation finde ich, wie auch bei den anderen asiatischen Filmen, nicht gelungen, irgendwie nimmt es Authentizität weg. Schade, dass es den Film nicht in OmU zu streamen gibt.

          9
          • 7
            EudoraFletcher68 22.01.2018, 07:06 Geändert 13.11.2022, 10:22
            über Oldboy

            Das ist überhaupt nicht mein Gerne, aber nach dem Desaster mit THIRST habe ich mir ein paar südkoreanische Filme empfehlen lassen, um mir einen Eindruck zu verschaffen, was es da sonst noch so gibt und mich eventuell mit dem "asiatischen" Film anzufeunden.

            OLDBOY ist schon mal anders als der typische US-blockbuster und das macht ihn zu einem Erlebnis. Die Story ist total seltsam, auf eine Art, wie Sie mir fremd ist. Ein surreales Horrormärchen. Andererseits dann wieder doch nicht so märchenhaft, denn das, worum es dann letztlich geht, ist häufig mit extremer Verleugnung verbunden. Diese Beziehungsdynamik fand ich schlüssig und richtig gut umgesetzt.
            Die Bilder und Atmosphäre sind von einer sehr speziellen Ästhetik, die mir durchaus zusagt. ZB hat mir der lebend verspeiste Tintenfisch gefallen.

            Die Dialoge fand ich zum Teil recht gekünstelt, vielleicht liegt das an der Synchro (anders fand ich den Film nicht zu streamen), vielleicht reden aber die Koreaner einfach auch total merkwürdig. Jedenfalls führt das bei mir zu einer gewissen inneren Distanzierung. Auch wirken die Leute insgesamt manchmal ziemlich künstlich. Vielleicht ist das beabsichtigt und ein Stilmittel. Dnn tat ich mich etwas schwer, die Protagonisten zu unterscheiden, da sie sich in meinen Augen doch teilweise ziemlich ähnlich sehen.

            Was mich sowohl irritiert, als auch interessiert, ist, dass das Innenleben der Leute für mich großteils ein Rätsel ist. Rätsel sind ja nicht unbedingt was Schlechtes. Ich kann die Charaktere nicht lesen, verstehe nicht was in ihnen vor sich geht, was sie antreibt, ok der Hauptprotagonist will sich rächen und vor allem die Angelegenheit (nicht) aufklären, aber was will die Sushiköchin wirklich? Vor allem, was gefällt ihr an dem aus meinen Augen extrem unattraktiven Hauptprotagonisten? Was geht in dem Selbstmörder von Anfang vor? Was fühlt der Kerl, der Dae-Sue eingesperrt hat wirklich? Wer ist eigentlich der Mob, der ihn verprügelt? An der Stelle wirkt der Film auf mich plötzlich wie ein Theaterstück. Das schafft bei mir erneut inner Distanz.

            Beim Zuschauen dachte ich öfter, ich wüsste gern mehr über Südkorea, dann würde ich vielleicht auch die doch sehr intensive Symbolik verstehen. Denn der Film wirkt auf mich so, als ob er einen hohen Symbolgehalt hat. Was ich verstanden habe und was mir auch gefällt (Im Gegensatz zu diesen ganzen scheint's recht beliebten platten Rachethrillern.) ist das Problem, um das es geht, nämlich dass Rache letztlich nicht hilft.

            Ich konnte mich für OLDBOY ein wenig begeistern, weil er Abwechslung vom Einheitsbrei bietet. Es stört mich aber trotzdem, dass ich vieles nicht verstehe. Und was ich ser vermisst habe, ist Humor. Wenn einer da ist, habe ich ihn nicht verstanden.

            https://boxd.it/cQ55I

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            • 6
              EudoraFletcher68 21.01.2018, 16:39 Geändert 21.01.2018, 17:24

              Wenn man Spaß daran hat, einem zynischen trockenen Alkoholiker in Seattle (zumindest wird in der 9. Folge behauptet, dass man da lebt) zuzusehen, wie er sich (un-)beliebt macht, kreative Ideen entwickelt, andere dabei zu unterstützen von ihrem Suchtmittel weg zu kommen, dann ist „Loudermilk“ recht unterhaltsam, zumindest in der OV. Ich finde, er macht seine Arbeit als Suchtberater wirklich gut. Von den Schauspielern kannte ich vorher keinen bewusst, fand die aber alle in Ordnung. Ron Livingston habe ich den grummeligen, abgehalfterten Suchtberater abgekauft. Ich konnte öfter mal lachen, sowohl weil ich die schwarzhumorigen Gespräche lustig fand, als auch die Situationskomik. Die „sober friends“-Gruppensitzungen, die Loudermilk leitet, fand ich ziemlich witzig, auch wenn diese aller Wahrscheinlichkeit so real nicht vorkommen, denn bei den AA-Gruppen, an denen sich die Serie wohl orientiert, gibt es meines Wissens nach keine Leiter und zu den Aussagen der einzelnen Personen gibt es keine Rückmeldungen. Es spricht einer von sich und dann spricht ein anderer von sich. Stell ich mir eigentlich ziemlich langweilig vor.
              Sehr schön ist die Beziehung zu seinem Vater dargestellt, der gar nicht einsehen will, warum er nicht einfach mal ein Glas Wein trinken kann. Auch sein Sponsor ist ihm an dieser Stelle keine große Hilfe, im Gegenteil man könnte fast meinen, er wünscht ihm zumindest unbewusst einen Rückfall. Ich habe mir die 1. Staffel innerhalb von ein paar Tagen reingezogen (sind auch nur 10 Folgen á 30 min) und freue mich auf die nächste, wenngleich ich den Verdacht habe, dass die Geschichte um „Loudermilk“ nicht mehr als eine 2. höchstens 3. Staffel hergeben wird. Auch fand ich die 10. Folge inhaltlich unlogisch, gelinde gesagt.
              Die Inhaltsangabe hier auf MP macht den Eindruck auf mich, als hätte der Schreiber die 1. Staffel gar nicht gesehen, sondern sich irgendwas aus den Fingern gesogen: „Ärgerlich ist nur, dass er zum Ausglich seiner Sucht das Feingefühl im sozialen Umgang mit anderen Menschen verloren hat.“ Mal vom Rechtschreibfehler abgesehen, ist in der Serie nicht die Rede davon, dass er wegen seiner Sucht sein Feingefühl verloren hätte, das fände ich auch fragwürdig. Eher würde ich sagen, dass Loudermilk halt von seiner Geschichte und auch seiner Sucht gezeichnet ist und eben vielleicht eher durch den Entzug direkter und konfrontativer geworden ist. Davon erfährt man aber explizit nichts, das kann sich jeder überlegen wie er will. Auch was daran ärgerlich sein soll, erschließt sich mir nicht, denn es ist ja gerade der Witz der Serie, dass er eben undiplomatisch und rücksichtslos ist. Und eigentlich ist er kein Arsch, sondern hat ein gutes Herz und das zeigt sich auch bald. Dann steht da noch: „Erneut befindet er sich in einer Abwärtsspirale und sieht keinen Ausweg.“ Von einer Abwärtsspirale habe ich nichts bemerkt. Er hat sich auf einem materiell niedrigen Niveau eingependelt, lebt doch eigentlich ganz gut in einer 2er-WG in einer schönen Wohnung und machte auf mich einen ganz passablen Eindruck, außer vielleicht dass er unglücklich in seine Nachbarin verliebt ist und sich bei ihr seinem Wesen entsprechend unmöglich macht.

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              • 3
                EudoraFletcher68 21.01.2018, 08:14 Geändert 06.04.2025, 07:04
                über Grimm

                Zielpublikum sind vermutlich Jugendliche oder Liebhaber von „Arrow“, „Vampire Diaries“ oder „Under the dome“.
                Der Protagonist Nick Burckhardt (David Giuntoli) ist ein sympathischer Kriminalpolizist. Am Anfang erfährt er, dass er eine übersinnliche Gabe hat: Er kann sogenannte „Wesen“ erkennen. „Wesen“ sind Menschen, die quasi noch ein anderes Gesicht haben, irgendwelche Tiere oder auch Fantasiewesen. Diese „Wesen“ sind teilweise harmlos, teilweise gefährlich und kriminell. Und hier liegt auch schon ein Problem der Serie. Man hat, aus mir unbegreiflichen Gründen, deutsche Ausdrücke und Dialoge verwendet und spricht zeitweise auch französisch. Mindestens das deutsch ist unter aller Kanone geradebrecht (Das Französische kann ich nicht ausreichend beurteilen)! Das ist schon mal lächerlich. Wozu benützt man in einer Serie eine Fremdsprache, wenn man sie dann aber gar nicht sprechen kann?

                Nick ist jedenfalls ein „Grimm“, ein Jäger dieser Wesen. Seine Tante, ebenfalls ein Grimm, hinterlässt Nick einen Wohnwagen voll mit Unterlagen über Wesen und Waffen, um diese zu bekämpfen. Er beginnt neben seiner normalen Tätigkeit als Polizist nun auch gefährliche Wesen zu jagen. Zu Beginn der Serie lernt er Monroe, einen sog. Blutbader, eine Art Wolf, kennen. Monroe hat sich von seiner aggressiven Familie abgewandt und lebt als ängstlicher Vegetarier. Die beiden werden beste Freunde und klären gemeinsam Fälle auf. Dann gibt es noch Nicks Freundin Juliette (Bitsie Tulloch), eine Tierärztin ohne übersinnliche Fähigkeiten, Nicks Kollege Hank (Russel Hornsby), seinen Vorgesetzten und ein paar andere Nebenrollen.

                Es wird so ungefähr pro Folge ein Fall aufgeklärt und die Geschichte um Nick setzt sich weiter fort. Mehr oder weniger erfolgreich versucht man, lustig zu sein, vor allem durch Situationskomik.

                Dazu kommt, dass die Charaktere, die zwar in der 1. Staffel ganz sympathisch daher kommen, im Grunde genommen ausnahmslos unglaubliche Spießer sind. Auf die Dauer entwickeln sie sich für mein Empfinden außerdem zu wenig weiter. Erotik fehlt, bzw. wird sehr sauber dargestellt. Die inneren Probleme, die sich für die Protagonisten auftun, fand ich entweder flach oder irgendwann so wenig nachvollziehbar, dass mir auf die Dauer langweilig wurde.

                Die ganze Idee mit den Wesen gibt irgendwie über die 1. Staffel hinaus auch nicht genug her, auch weil Maske und Effekte allerhöchstens Mittelmaß sind. Ich habe trotzdem noch die 2. und 3. Staffel gesehen, bis ich irgendwann aufgeben habe, auch die Verwicklungen um die Königsfamilie haben mich gelangweilt.

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                • 7

                  Wer, wie ich, ein Fan von Douglas Adams ist, dem sagt der Titel gleich etwas. Allerdings finde ich, dass diese Netflix-Serie (es gibt leider nur 2 Staffeln) nur entfernt etwas mit dem Buch zu tun hat, das hatte ich auch nicht erwartet. Auf jeden Fall ist es eine Hommage.
                  Es geht um einen sogenannten „holistischen Privatdetektiv“, der so an seine Fälle gelangt, dass er quasi über sie stolpert. Jede Staffel dreht sich um einen Fall, was mir lieb ist, da ich Ein-Fall-pro-Folge-Serien nicht mag. Die Charaktere sind extrem skurril und teilweise bizzar, die Geschichte sehr seltsam (Zeitreisen, Körpertausch, eine Attentäterin, die etwas von einem Zombie hat, andere recht merkwürdige Gruppierungen). In der OV ist besonders das Britisch von Dirk Gentley, dessen Charakter ich zum Ende hin etwas unstimmig fand, reizend. Aber so darf man da gar nicht denken, sonst ist man damit beschäftigt, sich zu wundern. Insgesamt sind alle Schauspieler gut, die Dialoge lustig ohne in Slapstick abzugleiten. Ich könnte mir vorstellen, dass es was für Fans von „Dr. Who“ oder auch „Utopia“ ist. Man muss offen für Übersinnliches sein, um damit etwas anfangen zu können.
                  Mir jedenfalls hat es recht gut gefallen, an der Grenze zu sehr gut und ich bedauere es, dass die Serie mit der zweiten Staffel abgesetzt wurde.

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                  • 3
                    über Durst

                    „Thirst“ war meine erste bewusste Begegnung mit asiatischer Filmkunst (abgesehen von irgendwelchen absurden Kungfu- oder Liebesfilmen auf asiatischen Busreisen). Das war 2015. Die Qualität des Films kann und will ich letztlich nicht beurteilen, weil dieses Genre nicht „meins“ ist. Mag sein, dass „Thirst“ künstlerisch irgendwie wertvoll ist. Ich persönlich fand ihn vor allem eins: ganz schrecklich.
                    Als „True Blood“- und Bram Stokers „Dracula“-Fan habe ich einen Bezug zum Thema.
                    „Thirst“ hatte ich mir auf Grund positiver Kommentare angesehen. Es geht um einen katholischen Pfarrer der (aus Schuldgefühlen vermutlich) sich für eine Untersuchung opfert und sich mit einer tödlichen Krankheit anstecken lässt. Er kriegt ein paar scheußliche Pusteln und die Fingernägel lösen sich ab, er spuckt Blut, stirbt und ersteht als Vampir wieder auf. Er verliebt sich in die Frau eines Freundes die von der grässlichen Schwiegermutter malträtiert wird. Die Geschichte wird immer schräger, aber für mich auf keine gute Weise, obwohl ich ein Herz für Absurditäten habe.
                    Ich hatte zuvor gelesen es würde eine „atemberaubende Metamorphose“ zum Vampir stattfinden - wie bitte? Erst hat er Pusteln, dann keine mehr und kann andere heilen und ein bisschen fliegen. Was soll daran atemberaubend sein? Schwierig fand ich auch, dass ich zu keinem Zeitpunkt etwas über das Gefühlsleben des Protagonisten erfahren habe. Weder habe ich raus bekommen, warum er Priester geworden ist, noch warum er so viel Schuldgefühle hat, noch was ihn an der Frau eigentlich so fasziniert. Mir erschienen die Charaktere insgesamt flach und leer.
                    Nicht mal die Sexszenen fand ich in irgendeiner Weise ansprechend oder leidenschaftlich. Ich fand sie eigentlich nur leidvoll und gequält. Vielleicht ist das der Sinn des Films. Ich konnte auch nichts lustig finden, der „Humor“ war extrem gewollt und gezwungen. ZB lebt der Vampir in einem Schrank statt in einem Sarg. Aha. Soll ich das lustig finden?
                    Ich hatte gelesen, dass „Durst“ den Vergleich mit internationalen Standards nicht fürchten bräuchte. Das ist mir völlig unbegreiflich: es gibt keinerlei interessante Effekte (und ich habe da echt keine hohen Anforderungen). Ein bisschen Blut und ein bisschen Fliegen. Vielleicht bin ich doch schon völlig verdorben durch die ganzen modernen Actionfilme ("das weinende Kamel" hat mir z.B. sehr gut gefallen und da passiert fast gar nichts), aber ich habe mich wahnsinnig gelangweilt und wurde dadurch eher unruhig, gefesselt war ich keine Sekunde.
                    Ich habe bis zum Ende durchgehalten, aber fühlte mich sehr gequält....

                    9
                    • 7 .5

                      Sehenswerte Doku für alle, die sich eingehender mit dem Thema Film und seiner Bedeutung beschäftigen. Der slowenische Philosoph und Psychoanalytiker Žižek interpretiert verschiedene Filmklassiker (ua „Der Exorzist“, „die Vögel“, „Psycho“, „Matrix“, die „Marx brothers“, „Alien“, „the great dictator“). Was er über die Filme zu sagen hat, ist zum Teil echt erstaunlich....

                      Kleiner SPOILER in diesem Absatz (Bsp. bei „Psycho“ zeigt er auf, wie das Haus in Freuds 3-Instanzenmodell verstanden werden kann und das Geschehen vom Ich-überich-Konflikt = unbewusster Konflikt zwischen den Wünschen, Bedürfnissen und Handlungsimpulsen des Ich und einem brutalen Gewissen, einer inneren urteilenden und strafenden Instanz, die an Normen orientiert ist, in der Zeit als die Mutter noch im Obergeschoss wohnt und den Sohn kritisiert und ihn mit schwarzer Pädagogik an sich zu binden versucht, in einen Ich-Es-Konflikt (unbewusster Konflikt zwischen dem triebhaften, sexuellen, sozial Verbotenen und dem sozial angepassten Ich) übergeht, in dem Moment als Norman seine Mutter die Treppe hinunter in den Keller trägt.), übergeht.

                      ....zumal die Regisseure sich das wahrscheinlich so nicht gedacht hatten, als sie die Filme gedreht haben. Dennoch passen seine Interpretationen sehr gut und machen Lust, die besprochenen Filme (nochmals) zu sehen. Auch habe ich durch manche seiner Ideen einen Film überhaupt erst verstanden, zB ging es mir mit "Vertigo" so.

                      7
                      • 7 .5
                        über Alice

                        Komödie mit Tiefgang über die Liebe und den Sinn des Lebens. Erst im Lauf des Films wird deutlich, dass der Name in Analogie zu "Alice im Wunderland" gewählt wurde, sozusagen geht es um eine Hommage bzw. eine Allensche Interpretation.

                        Wer gar nichts über die Handlung wissen will, liest diesen Absatz besser nicht. Es beginnt mit einer Szene in einem Aquarium. Zwei Menschen, die sich küssen. Schnitt. Die Frau, Alice, (Mia Farrow) sitzt verträumt beim Frühstück und ihr Mann Doug (William Hurt) spricht mit ihr über eine Verabredung zum Abendessen. Sie haben zwei Kinder, sind offenbar sehr wohlhabend, haben mehrere Haus-Angestellte. Man nimmt Teil an ihrem Alltagsleben und erfährt, dass sie sich ständig müde fühlt und Rückenschmerzen hat. Sie entscheidet sich zu einer Behandlung bei einem chinesischen Arzt. Der sagt ihr direkt, dass mit ihrem Rücken alles in Ordnung ist und dass ihre Probleme im Kopf und im Herz liegen würden. Sie versteht erstmal gar nichts. Er hypnotisiert sie, ohne ihr vorher irgendwie zu erklären, was er mit ihr vorhat. Sie glaubt nicht an Hypnose, aber es funktioniert trotzdem. In der Hypnose erzählt sie, dass sie ihren Mann zwar liebt, aber dass ihr ihr Leben als reiche Ehefrau nicht ausreicht. Der chinesische Arzt lässt sie in ihrer Vorstellung einen Dialog mit ihrem Mann führen. Man erfährt, dass sie sich mit ihrem Leben langweilt. Der Arzt suggeriert ihr, nach dem Erwachen aus der Trance alles zu vergessen, was dazu führt, dass sie sich in den Musiker Joe (der Mann aus dem Aquarium) verliebt. Dann gibt der Arzt gibt ihr verschieden Mittel, eins davon macht sie unsichtbar. Er beauftragt sie, ihren Mann zu beobachten. Sie erfährt einiges, was ihr nicht sehr gefällt. Im weiteren Verlauf geht es dann um die Persönlichkeits-Entwicklung von Alice.

                        Allen selbst spielt nicht mit, von daher entfällt die für ihn typische Tragikkomik. Mir gefällt der Film schon deshalb, weil Woody Allen sehr gekonnt verschiedene psychotherapeutische Methoden darstellt, ohne dies explizit zu benennen (zb Hypnotherapie, Rollenspiel aus dem Psychodrama etc.) Außerdem hat er einfach ein totales Händchen für eine schlüssige und humorvolle Darstellung von mehr oder weniger unbewussten Konflikten und Psychodynamiken. Kein Klamauk aber zum Schmunzeln (z.B. als Alice zur Begrüßung zu Eddies Geist sagt „considering you're dead, you look great!“).

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                        • 6
                          EudoraFletcher68 21.01.2018, 07:52 Geändert 07.01.2022, 21:13

                          Zuerst dachte ich mir: Nanu? Amazon und Woody Allen - wie geht denn das zusammen? Habe erst rein geschaut und danach recherchiert, was es damit auf sich hat.
                          Es handelt sich um eine Hommage an das New York Ende der 60er Jahre. Der Vietnamkrieg tobt, die beiden Hauptprotagonisten, das Ehepaar Sidney (Woody Allen) und seine Frau Kay (Elaine May) werden aus ihrem bequemen Leben heraus gerissen, als die von der Polizei gesuchten Politaktivistin Lennie (Miley Cyrus) bei Ihnen Unterschlupf sucht. Sidney ist ein ängstlicher Hypochonder, ein Grantler, der sich in schwierigen Situationen um Kopf und Kragen redet und ganz dagegen ist, Lennie zu helfen. Kay ist Alkoholikerin (sie hat einen starken Zungenschlag, vielleicht hatte die Schauspielerin einen Schlaganfall?) und Eheberaterin (sehr lustig die Szenen mit den Ehepaaren) und abenteuerlustiger als ihr Mann. Witzig finde ich die Darstellung der politischen Diskussionen. Am Ende gibt es einen hysterischen Massenauflauf im Hause des Ehepaars.
                          Für eine zweite Staffel würden die Charaktere nicht genug hergeben.
                          Nachgelesen habe ich, dass Allen, ein Verachter des Fernsehens, von Amazon angeboten wurde, er könnte machen, was er wolle und Amazon würde es nehmen. Scheint's konnte er das Angebot nicht ablehnen. Tatsächlich ist die Serie ein Film, den man in sechs Teile geteilt hat und wird mit dem für ihn typischen langsamen Tempo erzählt. In der Süddeutschen Zeitung stand kurz vor Veröffentlichung, Amazon könne sich wegen „Crisis in six scenes“ auf einen „shitstorm“ gefasst machen. Ich finde die Serie als Gegenpol zu teurem Müll wie „the get down“ super. Ansonsten würde ich die Geschichte von meinen Geschmack her eher im Mittelfeld einordnen.

                          https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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                          • 4
                            EudoraFletcher68 20.01.2018, 07:59 Geändert 20.01.2018, 07:59

                            Es beginnt mit einer Szene im Zug, der Hauptprotagonist Simon (Jesse Eisenberg, „Zombieland“, "Cafe Society") kann sich beim Aussteigen nicht durchsetzen und verliert seinem Koffer. Er arbeitet in einem Würfel in einem Großraum-Büro, die Amerikaner nennen diese Arbeitsplätze soweit ich weiß nach den engen Stellplätzen in denen (zu schlachtende ) Kühe stehen. Jedenfalls sind die Bilder auf alt gemacht mit einem braungelb-Stich und enthalten starke Symbolik mit antiquierten Apparaturen. Das Ganze wirkt wie ein skurriles Märchen. Man kann nachlesen, dass der (englische) Film auf der gleichnamigen Novelle von Dostojewski basiert. Das hat mir geholfen, den merkwürdigen Stil einzuordnen.
                            Inzwischen ist Simon an seinem Arbeitsplatz angekommen. Man sieht viele sehr alte Leute in dem Büro und denkt sich, ah so sieht dann wohl die Zukunft des Protagonisten aus.... Dann gibt es eine seltsame Interaktion mit seinem Chef und dessen nichtsnutziger (da offensichtlich unproduktiver) Tochter, einer Punkerin, die ein Computerspiel, vermutlich aus den 80ern spielt. Die Nerds unter euch kennen es vielleicht und freuen sich?! Auf jedem Fall ist das ein sehr visueller Film, bei dem man genau hinsehen muss und nichts nebenher machen kann, mit Liebe zum Detail.
                            Simons Welt wirkt deprimierend und ausweglos, aber er scheint dabei nicht unzufrieden. Bis, wie im Titel bereits angekündigt, sein aggressiver Doppelgänger auftaucht und ihm scheinbar hilft, sein Leben mehr in die Hand zu nehmen.
                            Ich habe mich gefreut in einer Nebenrolle Susan Blommaert, alias Mr Kaplan, die Cleanerin aus „the blacklist“ wieder zu sehen.
                            Den Stil des Films fand ich auf die Dauer ziemlich anstrengend. Es wird auf eine Art und Weise versucht Spannung aufzubauen, die an meinem Nerven gezerrt hat, auch wenn ich mir schon vorstellen kann, dass „the double“ künstlerisch wertvoll ist.

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                              EudoraFletcher68 20.01.2018, 07:57 Geändert 19.07.2025, 09:00

                              Fortsetzung von „Clerks“ (1994). Ich würde empfehlen, die „Clerks“ auch zuerst gesehen zu haben, da die Geschichte der Protagonisten Randal und Dante fortgesetzt wird. Dieses Mal in Farbe. Und wie schon beim 1. Teil muss man den Film in OV sehen, sonst bringt´s das nicht.

                              Zur Geschichte: Randal und Dante werden durch einen Brand im „Quick Stop“ gezwungen ihr Leben, das sie trotz aller Überlegungen im 1. Teil, weiter geführt hatten, aufzugeben. Die beiden fangen in einer Fast Food Kette als Verkäufer an. Dante plant, mit seiner Verlobten nach Florida zu ziehen und soll solide in der Autowaschanlage des Schwiegervaters arbeiten. Als die Zeit näher rückt, stellt er fest, dass er sich in eine Chefin verliebt hat und merkt, dass er sein Leben in New Jersey nicht so ohne weiteres aufgeben kann.

                              Wie es dann inhaltlich weiter geht, ist hier erstmal nicht wichtig. Wichtig ist, dass es Regisseur Kevin Smith wirklich gut gelungen ist, den Witz des ersten Teils fortzusetzen. Auch hier sind die Dialoge teilweise zum Schießen und die Situationskomik großartig. Wie auch bei „Clerks“ geht es häufig um aktuelle (Pop)kultur (sehr schön der Kommentar über die „Herrn der Ringe“-Filme) und viele der Gags drehen sich um abstruse Sexpraktiken (Besonders bizarr wird dann die von Dante für Randal geplante Abschiedsparty, als es zum Auftritt „Kinky Kelly and the Sexy Stud“ kommt.). Obwohl ich den 1. Teil besser finde, habe ich mich sehr über die Fortsetzung gefreut.

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                                "Shades of blue" kommt mir ein bisschen vor wie eine ruhigere Version von “The Shield“, die in New York spielt. Zuerst dachte ich bei dem Titel unweigerlich an dieses unsägliche „50 Shades of Grey“. Insoweit finde ich den Namen nicht besonders gut gewählt. Gemeint ist er wohl im Sinne von Schattierungen zwischen Gesetz und Kriminalität. Denn darum geht es in der Serie. Detective Santos (jennifer Lopez - ja richtig die Sängerin! Ist auch eine akzeptable Schauspielerin) wird vom FBI wegen kleinkrimineller Aktivitäten erwischt und soll nun helfen, ihren schwer kriminellen Vorgesetzten Wozniak (Ray Liotta, ua „Good fellas“) dran zu kriegen. Dieser riecht jedoch den Braten. Sie selbst hat einen Loyalitätskonflikt. So entwickelt sich neben der alltäglichen Polizeiarbeit eine parallele Welt aus Verstrickungen und Paranoia. Wer „the Shield“ kennt, versteht, wie ich auf den Vergleich gekommen bin. Allerdings ist „Shades of blue“ sehr viel langsamer, weniger gewalttätig und letztlich auch weniger komplex. Es fehlt auch komplett die regionalpolitische Ebene. Trotzdem kann man sich die Serie gut ansehen, wenn man fortlaufende Geschichten im Polizeimilieu mag. Die Story ist soweit schlüssig und unterhaltsam, die Dialoge zumindest in der OV in Ordnung. Fans von „die Sopranos“ werden sich evtl freuen Drea de Matteo (alias Adriana) wieder zu sehen. Zum Lachen gibt's genau gar nichts, schade.

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                                  EudoraFletcher68 20.01.2018, 07:51 Geändert 03.11.2024, 10:08

                                  Es handelt sich um eine sich fortsetzende Geschichte über 7 Staffeln, die man von Anfang an sehen sollte. Das Geschehen dreht sich um ein Polizeirevier eines fiktiven Bezirks in Los Angeles. Hauptcharakter Vic Mickey (Michael Chicklis) ist der Chef der Anti-Gang-Spezial-Einheit, des sog. Strike Teams. Das Strike Team hält sich kaum an Regeln und ist im Grunde genauso kriminell, wie diejenigen, die sie verfolgen. Vic und seine Jungs bringen sich dadurch im Lauf der Zeit immer mehr in Schwierigkeiten. Der intelligente und dissoziale Vic schafft es jedoch sehr lange, durch geschickte Intrigen und Tricks den Verdacht von seinem Team abzulenken, außerdem ist er sehr erfolgreich in der Verbrechensbekämpfung. Interessant ist auch, dass er ein sehr vielseitiger Charakter ist, er hat einen eigenen Moralkodex und als Zuschauer fällt es schwer, sich zu entscheiden, ob man hofft, dass er mit seiner Art durchkommt oder dass er endlich auffliegt.

                                  Das Privatleben der fünf Protagonisten ist ebenfalls ein Thema, sodass man den Eindruck bekommt, die Personen richtig kennenlernen zu können. Vics Kollegen sind der ziemlich durchgeknallte und hemmungslose Fiesling Shane Vendrell (Walton Goggins, „Justified“, „SOA“), der sensible Lem Lemansky (Kenny Johnson), der als einer der wenigen über ein Gewissen verfügt, was auf die Dauer zu schwerwiegenden Konflikten mit seinem Team führt, Ronnie Gardocki (David Rees Snell), der Überwachungs- und Elektronikexperte, der aus Loyalität Vic gegenüber alles mitmacht und zeitweise kommt noch der religiöse und seine Homosexualität bekämpfende Julien Lowe (Michael Jace) dazu, der Streifenpolizist ist und alles ganz korrekt machen möchte.

                                  Es gibt viele weitere Nebencharaktere. Das Geschehen ist sehr spannend und dramaturgisch hervorragend gut durchdacht. Die Beziehungen sind nachvollziehbar, intensiv und schlüssig dargestellt, die Charaktere haben ausreichend Tiefgang.

                                  Durch die Handkameraeinstellungen hat man oft das Gefühl mittendrin zu sein, aber der Effekt wurde für meine Augen nicht unangenehm. Die Dialoge, in der OV, haben mir auch gefallen.

                                  Für mich kommt THE SHIELD auf keinen Fall an THE WIRE heran. Habe glücklicherweise erst danach THE WIRE angeschaut habe, was ich eine sinnvolle Reihenfolge finde (anders herum wird man eventuell enttäuscht sein). Auch hat es nicht die Qualität von BREAKING BAD, dazu fehlt die Situationskomik, der schwarze Humor und die Ausdifferenzierung. Es rangiert aber deutlich vor PRISON BREAK, SoA oder sowas wie BANSHEE.

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                                    EudoraFletcher68 20.01.2018, 07:43 Geändert 08.10.2022, 07:26

                                    Wunderbare Tragik-Komödie über einen Musiker, ein bisschen wie eine Doku aufgemacht, mit toller Musik (swing).
                                    Spätestens seit DEAD MAN WALKING bin ich ein Fan von Sean Penn, der hier den hochnarzisstischen Gitarristen Emmet spielt. Sean Penn ist doch einfach fantastisch weil unglaublich wandelbar! Allein wegen ihm lohnt sich der Film schon. Uma Thurman als Emmets Ehefrau hat mir auch gut gefallen.
                                    Woody Allen selbst taucht nur im Hintergrund als Kommentator auf.

                                    Obwohl man ihm nachsagt, dass er ein begnadeter Musiker ist, führt Emmet aufgrund seiner gestörten Persönlichkeit ein ziemlich desolates Leben mit Alkohol, Prostitution, Wetten und Frauengeschichten. Er bleibt nie lange an einem Ort, lässt sich treiben. Es gibt einige recht lustige Szenen und Dialoge, zB als Emmet eine seiner Freundinnen auf ein Date ausführt, das darin besteht bei der Müllkippe abzuhängen und auf Ratten zu schießen. Im Gespräch darüber wird deutlich, wie wenig Empathie-Fähigkeit Emmet besitzt, aber er hat auch durchaus eine Ahnung, dass die Liebe etwas Gefährliches ist und er Frauen deshalb lieber benutzt und dann entsorgt.

                                    Ab hier evtl. kleiner Spoiler, wer ganz sicher gehen will, liest den Absatz nicht.

                                    Eines Tages ist er mit seinem Kumpel unterwegs um Frauen aufzureißen. Zu seinem Pech stellt sich heraus, dass sein „Opfer“ stumm ist, worüber er sich entsprechend beschwert. Er ist total fies und ätzend ohne es böse zu meinen. Irgendwie gewöhnt er sich dann an die stumme Frau, Hattie (Samantha Morton) wahrscheinlich weil es ihn sowieso nicht interessiert, was andere sagen. Er beginnt, ihr sehr persönliche Dinge von sich mitzuteilen und als er sie abschießen und weiter reisen will, bringt er es nicht fertig, sie zurück zu lassen und nimmt sie mit. Die ungleiche Beziehung scheint erst einmal einen positiven Einfluss auf Emmet zu haben. Aber natürlich kann ein Typ wie Emmet so ein geordnetes Leben gar nicht aushalten...

                                    https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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                                      EudoraFletcher68 20.01.2018, 07:41 Geändert 07.01.2022, 21:13

                                      Der New Yorker Bobby Dorfman (Jesse Eisenberg, "Zombieland") stammt aus einer jüdischen Juweliersfamilie und macht sich auf, in LA mithilfe seines Onkels Karriere im Film Business zu machen. Daraus entwickelt sich auch eine komplizierte Liebesgeschichte.
                                      Bobby ist der typische Woody Allen Charakter, bis hin zu seinen Bewegungen und der Ausdrucksweise, aber der Kerl sieht natürlich besser aus und ist 55 Jahre jünger. Es muss ja dann wohl so sein, dass Woody Allen von seinen Schauspielern (Zumindest auch von Owen Wilson in "midnight in Paris", Larry David in "whatever Works", Kenneth Branagh in „Celebrity“ und sogar Cate Blanchett in "blue jasmine") verlangt, dass sie ihn imitieren. Und die machen es auch sehr gut finde ich, man erkennt ihn wieder. Doch die Sache an sich finde ich irgendwie irritierend, wahnsinnig narzisstisch vor allem.
                                      Dass ich mir diese Gedanken mache, während ich mir "Cafe society" anschaue, sagt schon alles. Die Geschichte ist nicht innovativ, die Umsetzung gewöhnlich, es passiert nichts wirklich Überraschendes und richtig lustig ist der Film auch nicht. Mafia bzw. Gangster in New York hatte er schon in „Bullets over Broadway“ (1994), die Glamourwelt der Filmstars bzw. Produzenten etc. gab´s schon in „Celebrity“ (1998)
                                      Wenn "cafe society" nicht von Woody Allen wäre, hätte ich ihn mir nicht angeschaut und dann hätte mir auch nichts gefehlt. So habe ich ihn der Vollständigkeit halber auch gesehen. Natürlich sollte man anerkennen, der Mann ist inzwischen 82 und das ist sein 50. oder 51. Film (weiß das jemand genauer?). Das ist schon beeindruckend! Aber es wirkt auf mich so als ob er nicht aufhören kann. Wenn er aufhört stirbt er wahrscheinlich.... Oh je, düstere Gedanken.

                                      https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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                                        In einer zukünftigen Welt herrscht Überbevölkerung, Armut und die Ressourcen sind extrem knapp. Es wurde eine Möglichkeit gefunden, ausgewählte Personen 85 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit zu schicken, allerdings auf einer anderen Zeitlinie oder -Ebene. So wird jedenfalls erklärt, warum Handlungen in der Vergangenheit keinen Einfluss auf die Gegenwart haben. Diejenigen, die zurück geschickt werden, kommen in eine jungfräuliche Welt voller gefährliche Kreaturen. Eine Mischung aus Technik und primitiver Welt finde ich ein interessantes Setting für eine Serie.
                                        Unsere Haupt-Protagonisten, die Familie Shannon, bestehend aus Vater Jim, Mutter Elisabeth, Sohn Josh, ältere Tochter Maddy und kleine Tochter Zoe, hatten in der Gegenwart das Problem, dass sie statt zwei erlaubten, drei Kinder hatten. Sie sind aufgeflogen und der Vater musste ins Gefängnis. Hier habe ich mich gefragt, warum Leute so etwas machen würden. Wenn Sie doch bereits zwei legale Kinder haben, wieso dann noch ein drittes und sich damit so in Gefahr bringen? Vor allem wenn man das Kind dauernd verstecken muss? Das hat ja dann auch nichts von seinem Leben. Jim wird auch genau danach gefragt und antwortet: „We thought it was a good idea at the time.” Es gibt also keine Antwort darauf und als Zuschauer kann man sich denken, die sind halt völlig bescheuert, besessen vom Wunsch nach einem 3. Kind, sodass sie ihr eigenes Leben riskieren. Wie auch immer, es tun sich immer wieder Logik-Fragen auf, mit denen einigermaßen leben konnte. Die Schauspieler tun so halbwegs, was sie sollen, die Dialoge sind flüssig und ergeben großteils Sinn. Die Charaktere sind einigermaßen nachvollziehbar, allerdings mit starker Klischee-Neigung. Ziemlich schlecht sind leider die CGIs. Das überraschte mich und ich musste gleich nochmal nachschauen aus welchem Jahr die Serie ist. Nein nicht aus den 1990ern sondern von 2011.... Das finde ich jetzt schon etwas problematisch! Wenn man eine Serie macht, die großteils davon lebt, dass Leute in eine andere Welt mit Dinosauriern und anderem Getier kommen, dann man das doch auch sehen.
                                        Richtig peinlich fand ich die Urzeit-Frucht, die angeblich eine Mischung aus Nuss und Frucht sein sollte- das war einfach eine banale Drachenfrucht. Die kriegt man in jedem besser sortierten Obsthandel. Und um die geht es in den ersten Folgen öfter mal. Da wird so getan, als wäre das Wunder was.
                                        Was ich auch nicht sehr gelungen finde ist, dass in jeder Folge ein Problem auftaucht, das dann auch gelöst wird, teilweise zu schnell oder unbefriedigend, scheinbar nach dem Motto Hauptsache man hat eine in sich abgeschlossenen Folge.

                                        Im nächsten Absatz kleine SPOILER, die aber nicht die Handlung der Serie spoilern, sondern nur exemplarisch für Mängel stehen.
                                        In Folge 3 greifen Schwärme von Flugreptilien, die ursprünglich auf dem Gelände ihre Brutstätten hatten, die Siedlung an. Es erinnert ein wenig an Hitchcocks Vögel, aber die sind wenigstens aus 1963. Neben der schlechten CGI tun sich leider auch Logiklöcher auf: Man sieht die Flugtiere im Sturzflug auf die Leute zurasen, aber nicht, wie sie Verletzungen zufügen. Alle sind in Panik, aber die Geschöpfe sehen in meinen Augen nicht wirklich gefährlich aus. War wahrscheinlich im Budget nicht mehr drin. Jedenfalls entwickeln die Biologen in dieser Folge innerhalb weniger Stunden ein Pheromon, das die Tiere weglocken soll. Das kommt mir etwas sehr weit an dem Haaren herbei gezogen vor. Zumal wenn man liest, wie lange die Entwicklung von irgendwelchen chemischen Stoffen normalerweise dauert. Vielleicht sollte ich mich darüber gar nicht beschweren, weil ja schon die Zeitreise unrealistisch ist? Andererseits denke ich mir, die Geschichte funktioniert nur mit der Zeitreise. Also kann ich das akzeptieren. Aber bei der Sache mit den Pheromonen kommt es mir so vor, als ob die Autoren sich keine Mühe gegeben hätten, sich eine plausible Story auszudenken. Es war scheint's nur wichtig, die Geschichte mit den Flugsauriern in einer Folge abzuhandeln, auf Kosten der Nachvollziehbarkeit und sowas nervt mich dann. Dann wird einer der toughen Helden in Uniform von einem dieser Tiere angeflogen, stolpert ein bisschen und fällt gleich in Ohnmacht. Es ist zwar klar, warum das dramaturgisch so gemacht wurde, aber ich fand es unelegant und eher plump gelöst. Besonders in dieser Folge gibt es Schwächen im Drehbuch und bei den Schauspielern, vor allem bei den Kindern und Jugendlichen. Allerdings in einem Maß, dass ich noch damit leben konnte.
                                        Ein paarmal musste ich an „under the Dome“ denken, wahrscheinlich weil da die Leute auch plötzlich von der Zivilisation abgeschnitten sind und weil es dort genau umgekehrt ist: die CGIs sind richtig gut, dafür Drehbuch, Dialoge, Charaktere und deren Entwicklung, sowie viele der Schauspieler richtig schlecht. So sehr klischeebehaftet wie dort sind die Figuren hier nicht, aber es geht in die Richtung. Auch fühlte ich mich gelegentlich an „LOST“ erinnert, weil man hier eben auch öfter durch den Dschungel wandert, und es verschiedene geheimnisvolle Gruppen in der Wildnis gibt. Außerdem die Mischung aus Technik und Urwald. Aber „LOST“ ist doch etwas anderes und viel besser.
                                        Was mich persönlich interessiert hätte, nämlich wie ein Zivilisationsmensch mit der Wildnis zurechtkommt, ist in „Terra Nova“ leider eher weniger Thema, weil sie da alle schöne Häuser haben, in denen es auch immer schön sauber ist, obwohl man nie jemanden sieht, wie er putzt oder wäscht und Probleme mit Insekten scheint es auch keine zu geben. Mit so profanen Fragen beschäftigt sich die Serie halt nicht. Schade. Auch wie sie das mit dem Abwasser gelöst haben, überhaupt die Infrastruktur des Ortes hätte mich interessiert.

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                                          EudoraFletcher68 19.01.2018, 08:01 Geändert 22.01.2023, 15:30
                                          über Lost

                                          Der Vollständigkeit halber nun auch von mir als Serienfan eine Kritik zu LOST. Die Handlung dreht sich um die Überlebenden eines Flugzeugabsturzes auf einer mehr oder weniger einsamen Insel. Sie machen verschiedene seltsame und mystische Entdeckungen und es entwickelt sich ein verwirrendes Szenario, die Koalitionen wechseln, es gibt sehr viele (eventuell zu viele?) überraschende Wendungen. Die Protagonisten und ihre Motive verändern sich. Was mir so gut an der Serie gefallen hat, neben der ständigen angespannten Frage: „Was ist hier eigentlich los?“, dass man eintaucht in eine Gemeinschaft unterschiedlichster Charaktere. Man bekommt das Gefühl, diese im Verlauf richtig kennen zu lernen, so quasi, als ob man auch dazu gehören würde. Manche mag man mehr, manche weniger. Es geht viel um Verrat und Loyalität. Das Thema: Wie könnte man auf einer einsamen Insel eigentlich überleben, finde ich als Mitglied einer Wohlstandsgesellschaft immer interessant und wie läuft das dann mit der Gruppendynamik? Wer bestimmt? Wer ist Mitläufer, wer der Gegenspieler? Das ist ja auch im Grunde das Thema von den ersten ungefähr 5 Staffeln TWD, wenn auch auf einem ganz anderen Hintergrund. Die Schauspieler sind so ungefähr mittelprächtig, also nicht der Traum der schlaflosen Nächte, halt ausreichend gut würde ich sagen.

                                          Als ich die Serie geschaut habe, wusste ich vorher nichts darüber und bin ich richtig in dieser Welt versunken. Wenn man sich 5 oder 10 Folgen am Stück reinzieht, stellt man allerdings manchmal etwas genervt fest, dass bestimmte Einstellungen sich wiederholen, z.B. sind die Protagonisten einfach sehr oft auf langen Wanderungen durch den Dschungel unterwegs.

                                          Auch das anfangs mehr subtile, später offen religiöse Motiv fand ich blöd, konnte es bis auf den Schluss aber gut ignorieren.

                                          Dann ist irgendwann etwas passiert. Wahrscheinlich ging das Geld aus oder das Autorenteam hat gewechselt. Jedenfalls merkt man deutlich einen Bruch in der letzten Staffel. Es wirkt so, als hätte man versucht, die Serie schnell, schnell zum Abschluss zu bringen.

                                          Und das konkrete Ende finde ich mehr als unbefriedigend – da hat man dann über 5 Staffeln einer Auflösung entgegen gefiebert und dann das…. Ich wäre froh gewesen, wenn ich mich schon darauf einstellen hätte können, so fiel ich aus allen Wolken und war eine zeitlang regelrecht beleidigt. Das hat trotzdem nichts an meiner grundsätzlichen Begeisterung für LOST" geändert.

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                                            Der Film zeigt eine deprimierende Situation auf, die einen ohnmächtig zurücklässt.
                                            Muss man sich das anschauen? Wenn man lieber nichts von der Realität wissen will und ohne Schuldgefühle seinen Coffee to go trinken, seine Plastikflasche verwenden und in Plastik verpackte Lebensmittel kaufen will, dann eher nicht. Und wenn man weiter über die Menschen aus den sog. Schwellenländern schimpfen will, weil sie so viel Müll produzieren und ihre Umwelt missachten, dann auch eher nicht. Aber wenn man sich sachlich informieren will oder vielleicht gerade dabei ist, eine Familie zu gründen, ist es vielleicht doch keine so schlechte Idee, sich mit dem Thema eingehend zu beschäftigen und seine Einstellung z.B. zu Plastikverpackungen zu überdenken.

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                                              EudoraFletcher68 19.01.2018, 07:51 Geändert 06.12.2021, 13:59

                                              Diese Doku ist eine historische Aufzeichnung, die zumindest mal jeder Deutsche gesehen haben sollte. Insbesondere diejenigen, die in den 80ern noch klein oder nicht auf der Welt waren. Auf einer öffentlichen Filmvorführung -Anfang 2017 haben die Produzenten erzählt, wie sie damals die Finanzierung über Privatpersonen zusammen gekratzt haben und dass „Spaltprozesse“ Jahrzehnte nicht im Bayerischen Fernsehen (ich glaube sogar bis heute?) lief und sie nach der Erstausstrahlung über 10 Jahre lang vom Bayerischen Fernsehen gedisst wurden.
                                              In „Spaltprozesse“ geht es um den Protest gegen die WAA in Wackersdorf. Es sind Originalmitschnitte und Interviews aus den 80ern. Entsprechend ist also auch die filmische Qualität. Die geplante WAA ist übrigens das einzige Großprojekt dieser Art, das wegen des Widerstands aus der Bevölkerung eingestellt wurde. Sehr gut wurde auch die Atmosphäre während des Reaktorunglücks in Tschernobyl eingefangen. Mitschnitte aus den Nachrichten und O-Ton des (ich glaube) bayerischen Innenministers (Wir wissen zwar nicht, was los ist, aber es besteht kein Anlass zur Sorge, wir haben die Situation unter Kontrolle....).
                                              Dargestellt wird hauptsächlich die Dynamik in der Oberpfälzer Bevölkerung. Es kommen normale Bürger und einfache Leute zu Wort, die vorher in ihrem Leben noch nie auf die Idee gekommen waren, Regierungsentscheidungen in Frage zu stellen. Aber das Vorgehen der bayerischen Staatsregierung hat dann doch den Widerstand der Oberpfälzer angeregt. Die historischen Fakten sind nach meiner Einschätzung korrekt dargestellt, sehr schön wird auch gezeigt, wie die normale Bevölkerung durch das Handeln der bayerischen Regierung radikalisiert wurde.
                                              Wenn man damals nicht dabei gewesen ist, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, was während der Demonstrationen 85-87 für Verhältnisse in Wackersdorf herrschten. Es gibt leider nicht mehr viele Aufnahmen, aber diejenigen, die gezeigt werden, bringen sehr gut die Atmosphäre rüber - es herrschten teilweise bürgerkriegsähnliche Zustände. Außerdem war der Bauplatz einfach gigantisch groß. Die Bilder vermitteln einen guten Eindruck davon. Ich bin Zeitzeugin und hätte gerne mehr über „meine“ Erlebnisse im Film wiedergefunden, die 2 Wochen im Hüttendorf auf dem Bauplatz im Winter bei -20°C zum Beispiel, aber erstens ist das nicht Hauptthema des Films und zweitens gab´s damals eben noch keine Smartphones, mit denen man unentwegt hätte filmen können.
                                              Ich finde es großartig, dass es Regisseure und Produzenten mit so einem Engagement gibt und finde, das gehört gewürdigt!

                                              https://onlinefilm.org/de_DE/film/52800 oder auf Vimeo

                                              https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/movies-and-documentaries-that-deserve-more/

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                                                EudoraFletcher68 19.01.2018, 07:45 Geändert 07.01.2022, 21:24

                                                Der Film spielt, wie häufig bei Woody Allen, in New York und beginnt damit, dass man eine Frau auf einer Thanksgiving-Party sieht und im Hintergrund eine Männerstimme hört, die über die Frau spricht, dass er sie so begehrt und an nichts anderes denken kann. Die Stimme gehört zu Elliot (Michael Caine9, dessen Frau Hannah (Mia Farrow) die Schwester der von dem Mann begehrten Frau ist. Diese heißt übrigens Lee (Barbara Hershey). Das Chaos ist also vorprogrammiert. Lees Freund ist ein depressiver und egozentrischer Maler. Die Beziehung hatte Lee anfangs gut getan, weil sie durch den Freund stabilisiert wurde, aber mittlerweile fühlt sie sich eingesperrt. Das Drama nimmt seinen Lauf.

                                                Der Film besteht aus 16 Kapiteln und ist komplex. Es geht um die verschiedenen Beziehungskonstellationen von Hannah und ihren Schwestern und deren Partnern. Es ist eine Milieustudie einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht: jüdische New Yorker Intellektuelle. Man ist an Kunst, Kultur und Literatur interessiert. Eher nebenbei erfährt man, dass der Besuch beim Psychoanalytiker dazu gehört. Die Handlung erstreckt sich über zwei Jahre und man erfährt im Lauf der Zeit, dass alle mehr oder weniger große Probleme mit sich selbst haben, die schlüssig inszeniert und teilweise aus deren Lebensgeschichte abgeleitet werden. Michael Caine spielt die Rolle des unentschiedenen Elliot wirklich überzeugend.

                                                Nachdem eine Untersuchung wegen Verdacht auf Hirntumor keinen Befund ergab, ist der hypochondrische Exmann (Woody Allen) von Hannah nicht erleichtert, sondern wird immer unglücklicher angesichts der Endlichkeit des Lebens. Seine Gedanken während eines Spaziergang durch den Park:
                                                „I was in analysis for years. Nothing happened. My poor analyst got so frustrated, the guy finally put in a salad bar. Look at all these people jogging. Trying to fight off the inevitable decay of the body. Boy, it's so sad what people go through with their stationary bike and their exercise....”
                                                Er will sogar zum Christentum und dann auch zu Krishna konvertieren, um die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod haben zu können.

                                                Ich persönlich finde, es gibt bessere Woody Allen-Filme. HANNAH UND IHRE SCHWESTERN kann man sich als Beziehungsdrama aus den 1980ern schon anschauen, wenn man sich zumindest ein wenig für dieses Milieu erwärmen kann. Allerdings kommt er mir etwas zusammen gewürfelt vor. In Wikipedia steht, es ist eine Komödie. Das sehe ich nicht so, dazu ist der Film zu schwer und es wird zu viel gelitten. Es gibt komischen Szenen, aber richtig lustig ist er nur an wenigen Stellen.

                                                https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/woody-allen-ranking/

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                                                  EudoraFletcher68 19.01.2018, 07:43 Geändert 07.01.2022, 21:32

                                                  Unterhaltsame historische Komödie, Philosophie-Grundkenntnisse oder zumindest Interesse von Vorteil.

                                                  ANFANG Handlungsspoiler
                                                  Der Film beginnt in einer russischen Großfamilie Ende des 18. Jhd. Boris (Woody Allen) führt philosophische Gespräche mit dem Pfarrer, dem Tod und seiner Cousine Sonja (Diane Keaton). Es geht um die Frage nach der Existenz Gottes und bzw. dem freien Willen. Wer Dostojewski (DIE BRÜDER KARAMASOW, SCHULD UND SÜHNE, etc.) gelesen hat, wird sich denken, das kommt mir doch bekannt vor?! Sehr schön, da spielerisch und verständlich aufbereitet, bringt Woody Allen dem geneigten Zuschauer moralphilosophische Fragen näher, die die Welt auch heute noch beschäftigen (sollten). Der ganze Film ist im Grunde genommen eine einzige Ansammlung von Bezügen zu Weltliteratur, Philosophie und Theologie. Die Kombination mit Allens absurder Albernheit (vor allem der Charakter von Boris) macht das Geschehen für mich recht unterhaltsam.

                                                  In einem Gespräch mit Sonja fragt Boris (von mir frei übersetzt):
                                                  „Was, wenn wir nur ein Haufen absurder Leute sind, die ohne Sinn und Verstand herumlaufen?“
                                                  Sonja: „Aber wenn es keinen Gott gibt, hat das Leben keine Bedeutung! Warum dann überhaupt weiter leben? Warum sich nicht einfach umbringen?“
                                                  Boris rudert zurück, sicher könne man sich da ja nicht sein.
                                                  Sonja will die Existenz Gottes beweisen und fragt, was ihn denn sonst davon abhält, jemanden zu ermorden? Boris antwortet: Mord ist unmoralisch. Sonja: „Moral ist etwas subjektives“.
                                                  Boris: „Ja, aber Subjektivität ist objektiv!“
                                                  (da habe ich dann nicht mehr so ganz durchblickt. Ich vermute, er hat sich dabei auf einen Philosophen bezogen, aber meine 2 Semester Philosophiestudium plus Allgemeinbildung haben hier leider nicht mehr gereicht).
                                                  Sonja: „Nicht in einem rationalem Entwurf von Wahrnehmung“ (hmmm, hier geht es wohl um den philosophischen Streit, ob es so etwas wie Objektivität überhaupt gibt).
                                                  Boris: „Wahrnehmung ist irrational. OV: „it implies imminence.“ (oh weh... meint er vielleicht damit, dass das Konzept von Wahrnehmung irrational (unvernünftig) ist, weil es davon ausgeht, dass überhaupt etwas Materielles da ist, existiert? Ich weiß es nicht und der danach folgende Monolog von Sonja treibt es dann noch auf die Spitze).

                                                  Kurz, der Film ist bestimmt schon mal super für Philosophen, die sich jeden Satz auf der Zunge zergehen lassen können. Auch wenn ich nicht alles verstanden habe, fand ich die Darstellung echt gelungen! Hochkomplexe philosophische Ansätze auf so einen Dialog stimmig (zumindest soweit ich das beurteilen kann) und unterhaltsam runter zu brechen, das muss man erstmal hinkriegen! Allen spielt mit verschiedensten Theorien großer Denker. Hut ab!

                                                  Sonja sucht jedenfalls nach einem Mann, der die drei großen Aspekte der Liebe verkörpert: intellektuell, spirituell und sinnlich. Sie gesteht Boris, der sich Hoffnungen macht, dass sie seit ihrer Kindheit in seinen Bruder Ivan verliebt ist, was Boris empört, da dieser nicht mal ordentlich lesen und schreiben kann. Außerdem ist er ein Spieler und Trinker!

                                                  Das Gespräch wird durch die Nachricht der Napoleons Invasion Österreichs unterbrochen. Boris fragt: „Why? Is he out of Courvoisier? ( für alle, die es nicht wissen: eine Sorte Cognac)“.
                                                  Seine Familie nötigt ihn in den Krieg zu ziehen. Seine Ausbildung zum Soldaten ist erwartungsgemäß ziemlich komisch. Auch hier geht es um die Sinnfrage: es wird ihm erklärt: Wenn die Franzosen mehr Russen umbringen, gewinnen die Franzosen und wenn die Russen mehr Franzosen umbringen, gewinnen wir. Boris: „Was gewinnen wir dann?“
                                                  ENDE Handlungsspoiler

                                                  Wie häufig in Woody Allens Komödien kommt es im Verlauf zu allen möglichen Verwicklungen.

                                                  https://boxd.it/2suS8

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                                                  • 4

                                                    Es geht um eine Freundschaft zwischen einem Mann und einem kleinen Mädchen, die beide Patienten im Krankenhaus sind. Er erzählt ihr eine Fantasiegeschichte, die dann auch im Film dargestellt sind. So gibt es parallel zwei Handlungsstränge. Das Thema hat mich schon mal nicht wirklich angesprochen aber ich habe mir den Film auf Empfehlung angeschaut.
                                                    Leider kann ich die Begeisterung gar nicht teilen.
                                                    Mein erstes Problem: Die Ausstattung wirkt auf mich häufig extrem billig, besonders bei den Fantasy-Szenen. Dann sind Schauspieler und Dialoge höchstens Mittelmaß. Gerade bei dem Fantasy-Teil gibt es ziemlich viel unfreiwillige Komik, weil die Schauspieler so schlecht sind. Die Interaktionen (außer zwischen dem Mann und dem Mädchen) wirken auf mich recht hölzern, sodass ich mich bald gelangweilt habe. Ja es ist bunt, aber es gibt viele Filme mit schönen Farben. Es hilft auch nichts, dass die Kulisse teilweise aus schönen Palästen und Städten Rajasthans, wie zB die sogenannte „blaue Stadt“ Jodhpur besteht....
                                                    Insgesamt schwingt für mich bei Geschichten, in denen sich Erwachsene intensiv mit Kindern anfreunden, immer auch sexueller Missbrauch mit, weil mir nicht so recht einleuchten will, warum ein Erwachsener sich mit einem Kind anfreundet, dass nicht zur erweiterten Familie oder zum Arbeitsplatz gehört.

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