EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

  • 7 .5
    EudoraFletcher68 12.07.2024, 07:38 Geändert 12.07.2024, 13:11

    Dank kidhans Deutschland-Film-Aktion nun endlich gesehen. Bei vielen von euch war DER UNTERTAN unter den Top 10.

    Filmadaption des gleichnamigen Romans von Heinrich Mann von (1914). Wichtig zu wissen, dass es sich um eine Produktion aus der DDR handelt. Während er weltweit positive Resonanz bekam, war er in der BRD über 5 Jahre verboten. (z.B. https://www.spiegel.de/geschichte/verbotene-filme-geheime-zensur-im-dienst-der-bundesregierung-a-973414.html) Das Verbot sagt mehr über die Entscheidungsträger in der BRD aus, als über den gesellschaftskritischen Film, der die Verlogenheit des Bürgertums Anfang des 20. Jahrhunderts anprangert.

    Es handelt sich um das Psychogramm eines preußischen sehr ängstlichen Mannes, der in der Zeit des deutschen Kaiserreichs aufwuchs und dem das brutale Patriarchat einen Weg aufzeigte, wie er seine Angst in den Griff kriegen konnte: Macht. Nach oben buckeln, nach unten treten. Diese Dynamik wird in verschiedenen Facetten aufgezeigt. Sein krasser Frauenhass ist auch erschreckend. Spät im Film wird ihm da ein Spiegel vorgehalten. Wir sehen die allgemeine Kriegsbegeisterung und die Konsequenzen (1. WK). Am schlimmsten ist aber, dass er in seiner Umgebung keineswegs auffällt, sondern eher der Norm entspricht.

    Der Film ist sehr unbequem. Definitiv kein Unterhaltungskino.

    28
    • 5
      EudoraFletcher68 11.07.2024, 07:35 Geändert 11.07.2024, 07:48

      Eine junge Frau aus der DDR stolpert orientierungslos durch Westdeutschland, warum habe ich nicht verstanden. Sie hat eine gute Portion Dissozialität oder vielleicht versteht sie nur einfach die gesellschaftlichen Regeln nicht. Am Ende trifft sie die einzig sinnvolle Entscheidung um aus ihrer immer prekärer werdenden Situation zu entkommen und der Zuschauer bekommt eine Idee von ihrer eigenen Biographie.
      ABSCHIED VON GESTERN hätte mir vielleicht besser gefallen, wenn ich nicht schon einige hervorragende deutsche Filme aus den 1950-1970ern gesehen hätte, wie z.B. ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG (1958), DER GETEILTE HIMMEL (1964), DEADLOCK (1970), AGUIRRE, DER ZORN GOTTES (1972), WELT AM DRAHT (1973), SUPERMARKT (1974), NORDSEE IST MORDSEE (1976) oder DIE DRITTE GENERATION (1979). Und originelle Filme, die etwas mühsam, aber trotzdem witzig waren, wie z.B. LEBENSZEICHEN (1968), KATZELMACHER (1969), AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN (1970).

      Von Rolf Olsen St. Pauli-Filmen ganz zu schweigen – die sind zwar keine Meisterwerke, aber super-unterhaltsam!

      Was man ABSCHIED VON GESTERN zugutehalten kann: Das soll wohl eine Hommage an den französischen Nouvelle Vague sein – absolut topp gelungen! Ich mag aber genau diese französischen Filme (bisher) überhaupt nicht. Auch die besonderen Bilder haben mir nicht viel gegeben.

      Somit kann ich sagen: Den hätte ich nun auch gesehen – weiter geht´s

      26
      • 8
        EudoraFletcher68 10.07.2024, 07:40 Geändert 18.07.2024, 07:41

        Nach 9/11 scheint es für jugendliche Mexikaner, die in den USA geboren worden waren und dann abgeschoben wurden, nur möglich gewesen zu sein in die USA zurückzukehren, wenn sie zur Armee gingen. Dies scheint eine Variante des sog. „Dream Acts“ gewesen zu sein. So wird es zumindest in SOY NERO erzählt. Ein Jugendlicher überquert illegal die Grenze in die USA und will per Anhalter nach LA zu seinem Bruder fahren. Zuerst gerät er an einen Verschwörungstheoretiker, der ihm erklärt, wofür die Windräder wirklich da sind. Angeblich würden sie Strom produzieren, aber sie stehen da alle auf einer Ost-West-Achse mit einer Neigung von exakt 4 Grad. Und diese 4 Grad benötigt man um zu verhindern, dass die Erde nicht von ihrer Achse rutscht. Außerdem werden sie mit Gas angetrieben!🤔 Mal wieder was dazu gelernt.

        Jedenfalls kommt er dann bei seinem Bruder an und erst einmal wirkt es so, als wären alle Einwandererträume wahr geworden. Gute Idee, super umgesetzt! Allein dafür hat SOY NERO mein Herz gewonnen.

        Knapp die 2. Hälfte des Films verbringt der Protagonist dann bei einem Einsatz im Irak. Langsame Szenen wechseln sich ab mit Gewaltausbrüchen. Wie das vermutlich im Krieg auch so ist.

        Das Ende ist genial. Das Drehbuch ist super! Die Bilder inclusive der Nachtaufnahmen sind topp: https://boxd.it/j79eC

        https://boxd.it/tNt3o
        https://boxd.it/ekkHQ
        https://boxd.it/h0Ene
        https://boxd.it/jrTey

        26
        • 8
          EudoraFletcher68 09.07.2024, 07:08 Geändert 09.07.2024, 07:29

          Danke an dazlious und MareikeHB für die Erinnerung und auch an kidhan für die Aktion, ohne die ich ROTER HIMMEL auf MUBI womöglich verpasst hätte!

          Zwei Freunde, Leon und Felix, fahren zum Ferienhaus von Felix Mutter an der Ostsee um einen Arbeitsurlaub zu machen. Leon will seine Mappe für die Kunstakademie anfertigen und Felix seinen Roman fertig schreiben. Dort angekommen treffen sie auf Nadja, die ebenfalls von der Mutter eingeladen worden war, dort zu wohnen. Dann gibt es noch den attraktiven Bademeister, bzw. Rettungsschwimmer. Felix ist ein grantiger Perfektionist und kommt mit dem unbeschwerten Lebensstil der drei anderen nicht klar.

          ANFANG SPOILER
          Mir scheint, dass der Film einerseits aus Felix Sicht gedreht wurde, der den Eindruck hat, ausgeschlossen zu werden und der die anderen eifersüchtig und neidisch beobachtet, wie sie Spaß miteinander haben und gut in dem sind, was sie machen, während er mit seinem Roman zu scheitern droht. Gleichzeitig wirkt Felix aber auch ziemlich unsympathisch. Das hat Petzold ziemlich gut hinbekommen. Felix ist ein neurotischer Charakter mit einer schweren Selbstwertstörung, der einem einerseits leidtun kann, weil er sich das Leben selbst so schwer macht. Andererseits hätte ich ihn am liebsten geschüttelt, weil er so eine miesepetrige Nervensäge ist. Erinnert mich an meine beste Freundin. Die hat große Ähnlichkeit mit ihm.

          Störende Kleinigkeit: Die Homosexualität habe ich dem Bademeister keine Sekunde abgenommen. Vielleicht tue ich ihm ganz schlimm unrecht?
          ENDE SPOILER

          Der Schluss hätte fast von Michael Haneke gewesen sein können.
          Was ich von Petzold noch kenne:
          PHOENIX (8 Punkte)
          UNDINE (7,5 Punkte)
          BARBARA (7,5 Punkte)
          DIE INNERE SICHERHEIT (7,5 Punkte)
          GESPENSTER (6,5 Punkte)
          TRANSIT (6 Punkte)

          28
          • EudoraFletcher68 08.07.2024, 11:43 Geändert 08.07.2024, 20:55

            Chronologische Reihenfolge und kein Ranking:

            M - EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER (1931)
            DER GETEILTE HIMMEL (1964)
            WELT AM DRAHT (1973)
            SUPERMARKT (1974) - Kommt zufällig HEUTE Nacht im NDR!
            DIE DRITTE GENERATION (1979)
            FITZCARRALDO (1982)
            GEGEN DIE WAND (2004)
            IN DEN GÄNGEN (2018)
            SYSTEMSPRENGER (2019)
            O BEAUTIFUL NIGHT (2019)

            28
            • 8
              EudoraFletcher68 08.07.2024, 06:54 Geändert 08.07.2024, 08:46

              Tragisch-schöner Liebesfilm auch für Menschen, die keine Liebesfilme mögen.

              Im Gegensatz zu den für mich gruseligen Bildern anderer, kürzliche gesichteter japanischer Anime-Filmemacher, wissen die Bilder von Satoshi Kon zu gefallen (nicht nur das, sondern sie sind sogar wunderschön!) und außerdem gibt es hier auch keine quietschigen oder kitschigen Kinder- oder Tierfiguren. Hinzukommt noch, dass es sich erfreulicherweise um eine Geschichte über eine Schauspielerin handelt. Das Thema Film-im-Film finde ich immer erst einmal interessant.

              Eine alte Schauspielerin, die sehr zurück gezogen lebt, erklärt sich zu einem Interview bereit. Dem Dokumentarfilmer erzählt sie ihre Lebensgeschichte, nachdem er ihr ein wichtiges Geschenk gemacht hat: Einen alten Schlüssel, den die Frau offenbar schon lange vermisst hat.

              Insgesamt ist der Film nicht so verwirrend erzählt wie PAPRIKA, sondern eher konventionell bzw. hätte man MILLENNIUM ACTRESS durchaus auch als Realfilm machen können.

              Inhaltlich geht es um eine Frau, die ihr Leben damit verbringt der Fantasie ihrer ersten Liebe zu folgen.

              Ab hier INTERPRETATIONSSPOILER
              Das ist im Grunde die Geschichte einer Frau, die sich auf keine reale Beziehung einlassen kann, weil sie eine stark vereinnahmende Mutter hatte, die sie einerseits an sich gebunden hatte, ihr keine Eigenständigkeit gönnte (sie sollte keinen Beruf wählen, sondern heiraten und Kinder bekommen) und die gleichzeitig kalt und unnahbar war. Die Kinderseele blieb somit immer an die verinnerlichte Mutter gebunden. Liebe fühlte sich an wie Sehnsucht (die Unerreichbarkeit als Wesen der Liebe) und da die Frau sich vielleicht vorgenommen hatte, sich nie mehr so vereinnahmen zu lassen, blieb sie emotional distanziert zu allen anderen, bis auf die eine unerreichbare Person in ihrem Leben, die sie gar nicht kannte, deren Aussehen sie über die Jahre auch vergaß. In unbewusster Identifikation mit der Mutter wurde sie nach außen genauso kühl wie diese. In ihren Filmrollen konnte sie ihre Sehnsucht ausdrücken. Am Ende stellt sie fest, dass sie dem Geliebten keinen Schritt nähergekommen ist und hofft auf ein Wiedersehen nach dem Tod.
              Die Erdbeben stehen für die emotionalen Erruptionen bei wesentlichen Grenzerfahrungen im Leben der Frau, Geburt, Tod.
              ENDE SPOILER

              https://boxd.it/vF0Fg
              https://boxd.it/5eyv2
              https://boxd.it/fre42
              https://boxd.it/gdbcI

              24
              • 4 .5

                Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #240

                LES UNS ET LES AUTRES war für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem Technical Grand Prize ausgezeichnet.

                Die Geschichte einer bestimmten Art von Musik (Varieté und diverse Unterhaltungsmusik) und deren Vertreter wird zu einem großen Teil über Musik und Tanz erzählt. Dazwischen ein fallen ein paar Worte, zur Orientierung, z.B. der Beginn des 2. Weltkriegs. Das war sowas von gar nichts für mich... Aber dann gibt es doch auch noch vier parallel erzählte Geschichten. Eine russische Balletttänzerin in Moskau. Ein jüdische Musikerpaar aus Paris wird mit seinem Baby von den Deutschen in einen Waggon gesteckt, der sie in ein KZ bringen wird. Das Baby legen sie unterwegs auf die Gleise in der Hoffnung, dass es jemand findet und es aufzieht. Ein deutscher Pianist wird von Hitler befördert. In New York City entwickelt sich der Swing. 2 junge Männer ziehen begeistert in den Krieg und sterben. Es wirkt wie ein Potpourri der Kulturen und des Zeitgeists inclusive der passenden Musik.

                Ich hätte vielleicht mehr mit dem Film anfangen können, wenn mir die Musik zusagen würde, wenn z.B. 100 Jahre Blues aus verschiedenen Regionen so gezeigt worden wären, vermutlich wäre das dann eher etwas für mich. Über 3 Stunden Variationen des Boleros und ein paar Ausschnitte aus dem tragischen Leben verschiedener Menschen, die mir ziemlich fremd blieben...


                Bis 30.11.24 in OmU: https://www.arte.tv/de/videos/118169-000-A/ein-jeglicher-wird-seinen-lohn-empfangen/

                https://boxd.it/pX9xC
                https://boxd.it/eqWlK

                27
                • 8 .5
                  EudoraFletcher68 05.07.2024, 07:24 Geändert 05.07.2024, 07:39

                  Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #239

                  Neben Ken Loach, Lars von Trier, Michael Haneke und Aki Kaurismäki sind auch die Brüder Dardenne regelmäßig in Cannes vertreten. DEUX JOURS, UNE NUIT war für die Goldene Palme nominiert.

                  Für einen Dardenne-Film visuell erstaunlich gefällig begleitet man eine junge Frau, Sandra bei dem Versuch ihre Arbeit nicht zu verlieren. Sie war wohl länger aus psychischen Gründen krankgeschrieben. Nun ist sie wieder gesund und möchte zurück an ihren Arbeitsplatz in einer Fabrik kommen. Es hat wohl vor wenigen Stunden eine Abstimmung bei der Belegschaft gegeben. Sie sollten sich entscheiden: Entweder erhalten sie eine Prämie von € 1.000,- und ihre Kollegin Sandra wird entlassen oder sie erhalten keine Prämie und Sandra kann bleiben. Fast alle Kollegen hatten für die Prämie gestimmt. Ihre beste Freundin erwirkt, dass am Montag noch einmal abgestimmt wird. Sandra hat das Wochenende über Zeit, die Kollegen umzustimmen. Sie ruft manche an und fährt zu den meisten nach Hause, um mit ihnen zu sprechen. Darüber entwickelt sie dann immer wieder depressive bzw. Angst-Symptome, z.B. verschlägt es ihr die Sprache oder sie hat einen Kloß im Hals. Sie nimmt Tabletten, ich vermute es ist Tavor. Ihr Mann ist nicht gerade begeistert davon. So langsam erfährt sie, dass es andere Gründe gibt, warum man sie entlassen will und die Sache mit der Prämie nur vorgeschoben ist.

                  Alle leben in mehr oder weniger prekären Verhältnissen oder versuchen, sich aus diesen hochzuarbeiten und auf die paar Kröten angewiesen.

                  Natürlich ist dieser Mangel künstlich erzeugt. Die Firma will den größten Profit aus ihren Arbeitern herauspressen, damit entweder die Eigentümer, Investoren oder Aktionäre mehr Kohle rausbekommen. Das wird niemals explizit so gesagt, aber es ist natürlich so. Diese Geschichte steht stellvertretend für vieles, was sich immer wieder und wieder abspielt: Die Menschen, die zu wenig haben oder Angst davor, dass es so werden könnte, werden gegen diejenigen ausgespielt, die noch weniger haben und lassen diese oft genug über die Klinge springen – anstatt sich zusammen zu tun und sich gegen die echten Schuldigen zu wehren: Die Ausbeuter, die andere für sich arbeiten lassen für so wenig Lohn wie möglich, damit sie sich ein gutes Leben machen können.

                  Die verschiedenen Kollegen sind so unterschiedlich, wie Kollegen in einer Fabrik eben so sein können. Es gibt Arschlöcher, Egozentriker, Verunsicherte und solidarische Menschen.

                  [Danke an Framolf!]

                  https://boxd.it/pX9xC
                  https://boxd.it/txSNa

                  29
                  • 8 .5

                    Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #238

                    Neben den Dardenne-Brüdern, Aki Kaurismäki, Lars von Trier und Michael Haneke ist Ken Loach Stammgast in Cannes. RAINING STONES war für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem Jury Prize ausgezeichnet.

                    Am Anfang klauen zwei Männer ein Schaf, das sie schlachten wollen. Aber sie können es nicht selbst tun. Der Metzger zu dem sie es fahren, will es an sich auch nicht haben, weil niemand mehr Schaffleisch essen würde. Aber er schlachtet es dann doch für sie. Nachdem sie das Schaf zerlegt und portioniert haben, fahren sie zu einem Pub, um die Stücke dort zu verkaufen, aber die meisten Leute haben entweder kein Geld oder wollen es nicht. Als sie wieder aus dem Pub rauskommen, ist der Van weg – gestohlen. Zur Polizei kann der Typ, dem der Van gehört, nicht gehen, weil er weder TÜV noch Steuern dafür zahlt. Er kommt zu seiner Frau nach Hause. Die Tochter hat in 6 Wochen Kommunion und braucht ein neues Kleid. Seiner Meinung nach ist das der wichtigste Tag ihres Lebens und er will ihr um jeden Preis das Kleid besorgen. Sie haben nicht mal Geld für Strom und Telefon.

                    Viele Filme von Loach sind brutal, traurig, bitterböse, andere sind auch noch absurd, schwarzhumorig, komisch. RAINING STONES gehört zu letzterer Kategorie. Der Protagonist bringt sich in immer größere Schwierigkeiten und stellt sich so absurd an, dass es trotz der Tragik phasenweise auch sehr lustig ist. Allerdings wird RAINING STONES mit der Zeit immer weniger lustig und immer schrecklicher. Wie eine Schlinge, die sich langsam um den Hals zuzieht.

                    Dieser Film erinnert mit stark an den Roman ANGELA´S ASHES von Frank McCourt (Den Film ANGELA´S ASHES habe ich vor vielen Jahren gesehen und weiß noch, dass ich etwas enttäuscht war).

                    Das Ende war unerwartet!

                    Filme von Ken Loach, die ich bisher gesehen habe:
                    I, DANIEL BLAKE (9 Punkte)
                    LADYBIRD LADYBIRD (9 Punkte)
                    THE ANGELS' SHARE (8,5 Punkte)
                    SORRY WE MISSED YOU (8,5 Punkte)
                    JIMMY´S HALL (8,5 Punkte)
                    LOOKING FOR ERIC (8,5 Punkte)
                    POOR COW (8,5 Punkte)
                    THE OLD OAK (8 Punkte)
                    VATERLAND (8 Punkte)
                    THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY (8 Punkte)
                    SWEET SIXTEEN (8 Punkte)
                    IT´S A FREE WORLD (7 Punkte)
                    BREAD AND ROSES (7 Punkte)
                    LOOKS AND SMILES (7 Punkte)
                    McLIBEL (7 Punkte)
                    ROUTE IRISH (7 Punkte)
                    HIDDEN AGENDA (6,5 Punkte)
                    JUST A KISS (6,5 Punkte)
                    RIFF RAFF (6,5 Punkte)
                    KES (6,5 Punkte)

                    https://boxd.it/pX9xC
                    https://boxd.it/vXfYI
                    https:// boxd.it/jrTey

                    27
                    • 8
                      EudoraFletcher68 03.07.2024, 08:09 Geändert 03.07.2024, 08:50

                      Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #237

                      SWEET SIXTEEN war für die Goldene Palme nominiert und Paul Laverty wurde für das Beste Drehbuch ausgezeichnet.

                      Immer wieder erstaunlich, dass Loach so viele tatsächlich sehr verschiedene Geschichten von Menschen aus prekären Lebensumständen zu erzählen hat. Das ist einer seiner Werke die hauptsächlich schmerzhaft sind. Humor habe ich hier nur sehr wenig wahrgenommen.

                      Ein 15jähriger aus fürchterlichen Verhältnissen hat die Erlösungsfantasie, dass er seiner Mutter, die in sechs Wochen aus dem Gefängnis entlassen wird, ein besseres Leben bieten will, um dann endlich eine gute Mutter zu haben. Sie ist (ehemals?) heroinsüchtig, hatte ihn und seine Schwester vernachlässigt und ist mit einem primitiven Dealer zusammen. Dieser will, dass der Junge, Liam, seiner Mutter Heroin ins Gefängnis schmuggelt. Er will sie aber retten und steckt dafür Schläge ein. Da er intelligenter als der Freund der Mutter ist, gelingt es ihm, weiter oben ins Drogenbusiness einzusteigen. Dadurch kommt er zwar zu Geld aber auch zu anderen Problemen. Als dann die Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird, muss Liam sich mit einer Realität konfrontieren, die seine Schwester schon erkannt hat.

                      Eine brutale und realistische Geschichte, wie sie nur das echte Leben schreibt. Was ich an dieser Geschichte so faszinierend finde, ist die innere Logik. Die Psychodynamiken von und Beziehungsdynamik zwischen Mutter und Sohn und Liam ergeben zu 100% Sinn!

                      https://boxd.it/vXfYI
                      https://boxd.it/pX9xC
                      https://boxd.it/ei1uE

                      27
                      • 8

                        Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #236

                        LA PLANÈTE SAUVAGE war für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem Special Award ausgezeichnet.

                        Auch einer der Filme, die ich schon einmal begonnen und abgebrochen hatte. Warum nur, frage ich mich?

                        Wenn alle Animationsfilme so wären, hätte ich viel mehr Freude dran!

                        Auf einem fernen Planten leben große blaue Wesen, die Draags. Sie verbringen einen großen Teil ihres Lebens mit Meditation. Dann gibt es noch Menschen, die Oms heißen und so klein wie Mäuse sind. Und so werden sie auch wahrgenommen und behandelt. Mal wie Ungeziefer und mal wie süße Haustiere. Der Protagonist verliert früh seine Mutter, weil zwei der blauen Kinder mit ihr „spielten“ und sie so zu Tode kam. Ein anderes Kind nimmt Tarr, so nennt sie ihn bei sich auf und legt ihm ein magnetisches Halsband an. Die Gewächse und Lebewesen auf dem Planten sind so kreativ, wirklich toll!

                        Die Geschichte hat postapokalyptische Elemente, die mich z.B. an den kürzlich gesehenen FURIOSA erinnern - natürlich nur ganz entfernt.

                        https://boxd.it/pX9xC
                        https://boxd.it/eqWlK

                        28
                        • Samuel L. Jackson
                          Sean Penn
                          Michael Kenneth Williams
                          Woody Harrelson
                          Antonio Banderas
                          Tommy lee Jones
                          Joaquin Phoenix
                          Timothy Olyphant
                          Josef Hader
                          Bill Murray

                          28
                          • 8
                            EudoraFletcher68 01.07.2024, 08:16 Geändert 01.07.2024, 09:02

                            Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #235

                            HARAKIRI war für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.

                            MP-Vorhersage: 8,5

                            Seit 2019 versuchte ich mehrmals mir den Film anzusehen. Sehr mühsam! Diese statischen Bilder, in denen sich zwei oder mehr Männer gegenübersitzen und miteinander sehr höflich (und genauso statisch) reden. Ich las Untertitel, deren Inhalt in mir nichts anrührte…. Ich hatte eine ganz entfernte Ahnung, was man daran finden kann, aber konnte es nicht teilen. Ich habe fünf Anläufe gebraucht. Immer wieder hatte ich nach 10,15, 20 Minuten ausgemacht. Dann blickte ich mit vielen ? auf all die 10 Punkte-Bewertungen (Die Texte muss ich leider sagen, fand ich genauso langweilig wie den Film bei meinen ersten vier Sichtungsversuchen – ich konnte meine Aufmerksamkeit nicht lange genug aufrechterhalten, sie überhaupt fertig zu lesen.). Meine Cannes-Challenge hat mich nun zu einem weiteren Versuch motiviert.

                            Wie es dann manchmal so kommt... Ob ich einen Film, der viel Aufmerksamkeit erfordert gerne sehe, hängt wohl stark von meiner Laune und meiner aktuellen Befindlichkeit ab. Es war ein bewölkter Sonntag ohne Pläne, die Erledigungen waren schon erledigt.

                            Und siehe da: HARAKIRI ist überraschend spannend, berührend, blutig und grausam – und hat sehr schöne sw-Bilder.

                            Was ich bei meiner jetzigen Sichtung doch schon sehenswert an HARAKIRI finde, ist die Darstellung des streng bis ins letzte Detail hinein Ritualisierten und die Inszenierung der brutalen Hierarchie. Elemente die mich bei den vorherigen Sichtungsversuchen total genervt hatten. Nicht, dass ich den Film gerne ein weiteres Mal sehen würde – einmal reicht für mich. Er war mir doch zu lang. Die letzten 20 Minuten sind aber so gut, dass ich sagen kann: die Geduld, die man vorher immer wieder aufbringen muss, hat sich unbedingt gelohnt. Ich freue mich, dass es mir gelungen ist, diese Bildungslücke nun zu schließen.

                            Ein Ronin (= ein ehemaliger Samurai, der von seinem Herrn entlassen wurde und in Friedenszeiten keine Anstellung mehr hat) taucht bei einem reichen Fürsten auf und bittet darum, in dessen Hof die Zeremonie des Harakiri vollziehen zu dürfen. Man beschäftigt sich mit dem Mann und erzählt ihm von seinem Vorgänger, der vor einiger Zeit mit demselben Anliegen ankam. Wir erfahren, dass die ganzen ehemaligen Samurai-Krieger Hunger leiden und nicht wissen wohin mit sich. Manche erhoffen sich wohl ein paar Münzen, aber der Fürst denkt, wenn er einem ein kleines Almosen gibt, werden bald 1000e mit demselben Wunsch bei ihm aufschlagen. Jedenfalls wollte man seinem Vorgänger wohl einen Denkzettel erteilen und obwohl es sich bald herausstellte, dass dieser von seinem Suizid zurücktreten wollte, zwang man ihn dazu, das Ritual zu beenden, mit seinem relativ stumpfen Bambusschwert (sein echtes Schwert hatte er schon verpfändet)....

                            Nach und nach erfährt man, was die beiden Ronins verbindet.


                            ACHTUNG INTERPRETATIONSSPOILER

                            Übergeordnet geht es um die Destruktivität des japanischen Patriarchats und die Demaskierung des Märchens vom ehrenhaften Samurai-Krieger.
                            ENDE SPOILER

                            https://boxd.it/pX9xC
                            https://boxd.it/5eyv2

                            27
                            • 8

                              Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #234

                              Neben den Dardenne-Brüdern, Aki Kaurismäki, Lars von Trier und Michael Haneke ist Ken Loach Stammgast in Cannes. THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY wurde mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

                              Es beginnt mit einem Mannschaftsspiel namens Hurling (erschien mir ähnlich wie Kricket) in Irland. Kurz darauf werden die Spieler von einer Einheit paramilitärischer Polizisten (den Black and Tans, wie ich gelesen habe) kontrolliert. Wir hören, dass Zusammenkünfte jedweder Art für die Iren verboten sind, auch das Spiel. Als einer nicht gleich gehorcht, wird er totgeprügelt. Es ist das Jahr 1920, der irische Unabhängigkeitskrieg bricht gerade aus.

                              Damien, ein junger irischer Arzt, der seine erste Stelle in London antreten will, beobachtet diese Szene. Im Anschluss daran sieht er am Bahnhof eine ähnliche Szene. Er beschließt daraufhin in Irland zu bleiben und in der IRA, die später zu einer Terrororganisation wurde, aber ursprünglich eine improvisierte Guerrilla-Armee war, die eben für die Freiheit Irlands kämpfte, mizumachen.

                              Die Geschichte ist sehr spannend erzählt (anders als andere Werke von Loach), geradezu stressig für meine Nerven jedenfalls. Es gibt viel Gewalt. Ich wusste zwar aus dem Geschichtsunterricht, dass die Briten Irland unterdrückt hatten und diese sich gewehrt haben, bis Irland dann geteilt wurde und das protestantische Nordirland beim Vereinigten Königreich blieb und habe in den 1980ern auch die Nachrichten über Anschläge der IRA in Nordirland verfolgt. Aber was das konkret bedeutete, das verdeutlichten mir erst JIMMY`S HALL und dieses Werk.

                              Loach ist ein Meister der Ambivalenz und der Darstellung auch der Schattenseiten eines solchen Befreiungskampfs.

                              ANFANG KLEINER SPOILER

                              So gibt es z.B. einen Gerichtsprozess, den ersten der Iren ohne britische Herrschaft. Angeklagt ist eine ältere Frau, die von einem reichen Kredithai einen Kredit aufgenommen hat und ihn nicht zurückzahlen kann. Im Lauf des Prozesses stellt sich heraus, dass der Mann die Zinsen um 500 % erhöht hat. Die Richterin verurteilt ihn dazu, der Angeklagten Geld zurück zu geben und er soll für eine bestimmte Zeit in den Arrest. Beim Weg aus dem improvisierten Gericht, wird er von einer Untergruppe der IRA befreit, weil sie auf sein Geld angewiesen sind. In einer Woche kommt eine Waffenlieferung – wie sollen sie die bezahlen, wenn nicht mit seinem Geld? Die andere Seite, inclusive der Richterin sagt: Hey, das kann doch nicht euer Ernst sein? Wir haben hier ein freies und unabhängiges Gericht installiert und das erste Urteil das wir fällen, wird sofort ausgehebelt? Die Situation ist ganz hervorragend erdacht und inszeniert. Als Zuseher versteht man sofort beide Seiten. Einer der das Urteil durchsetzen möchte, erklärt den IRA-Soldaten, dass sie gerade dabei sind die Großgrundbesitzer zu unterstützen. Fantastisch!

                              ENDE SPOILER

                              Sehr gut gefällt es mir, dass hier viel Kontext angesprochen wird und die Konsequenzen diverser Entscheidungen in der Politik aber auch im Leben jedes einzelnen überlegt werden. Nachvollziehbar wird außerdem gezeigt, wie ein (Guerilla-)Krieg die Kämpfenden zerstört, sodass es wenig Motive gibt, wieder in ein ziviles Leben zurück zu kehren.

                              Sehr, sehr traurig endet der Film dann.

                              https://boxd.it/pX9xC
                              https://boxd.it/vXfYI
                              https://boxd.it/h0Ene

                              30
                              • 7
                                EudoraFletcher68 29.06.2024, 07:17 Geändert 29.06.2024, 07:51

                                Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #233

                                ROUTE IRISH war für die Goldene Palme nominiert.

                                Wegen des Titels dachte ich, es ist ein weiterer Film über Irland. Aber das war ein Irrtum. Die ROUTE IRISH ist Teil einer Anfahrtsstraße zum Flughafen von Bagdad. Und um den Irak geht es auch bzw. um private Firmen, die dort Söldner oder andere Akteure beauftragen, um dort geheime Operationen auszuführen. Ein Mann ist gestorben. Sein Kollege will heraus finden warum. Er findet Videos von der BodyCam seines Freundes und Kollegen und Handyaufnahmen von einem Taxifahrer und ein paar Kindern, die von Soldaten oder Söldnern einfach erschossen wurden. Die Witwe des Toten schließt sich dem Protagonisten an, weil auch sie wissen will, warum ihr Mann gestorben ist. Manches habe ich nicht 100% verstanden, denn ich hatte eine OV mit französischen UT gesehen.

                                Loach zeig anhand dieser Geschichte auf, wie Kriege heutzutage vom Westen geführt werden. Außerdem erinnert er uns daran, wie wenig die ca. 1.000.000 Toten Iraker (2003-2007) im Westen zählen. Stattdessen wundert man sich über radikalisierte Moslems... Muss einem doch klar sein, dass Gewalt immer neue Gewalt erzeugt.

                                Filme von Ken Loach, die ich bisher gesehen habe:

                                I, DANIEL BLAKE (9 Punkte)
                                LADYBIRD LADYBIRD (9 Punkte)
                                THE ANGELS' SHARE (8,5 Punkte)
                                SORRY WE MISSED YOU (8,5 Punkte)
                                JIMMY´S HALL (8,5 Punkte)
                                LOOKING FOR ERIC (8,5 Punkte)
                                POOR COW (8,5 Punkte)
                                THE OLD OAK (8 Punkte)
                                FATHERLAND (8 Punkte)
                                THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY (8 Punkte)
                                IT´S A FREE WORLD (7 Punkte)
                                BREAD AND ROSES (7 Punkte)
                                LOOKS AND SMILES (7 Punkte)
                                McLIBEL (7 Punkte)
                                HIDDEN AGENDA (6,5 Punkte)
                                JUST A KISS (6,5 Punkte)
                                RIFF RAFF (6,5 Punkte)
                                KES (6,5 Punkte)

                                https://boxd.it/pX9xC
                                https://boxd.it/vXfYI

                                25
                                • 7

                                  Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #232

                                  ROM, OFFENE STADT erhielt den Grand Prize of the Festival

                                  Milieustudie verschiedener Einwohner Roms unmittelbar am Ende des 2. WKs. Die Deutschen haben die Stadt besetzt und suchen nach Widerstandskämpfern, um sie hinzurichten. Frauen prostituieren sich. Ein Paar möchte heiraten, alle sind hungrig.

                                  Weiterhin wird aber auch die Geschichte eines Widerstandskämpfers und eines Pfarrers erzählt, inclusive einiger tragischer Elemente.

                                  Wertvolles Zeitdokument, der Film ist von 1945. Das ist echt beeindruckend! Erstaunlich, dass der Film überhaupt existiert. Für mich war er aber doch ein wenig mühsam anzusehen. Man sollte definitiv nicht mit heutigen Vorstellungen an den Film rangehen.

                                  Bis zum 15.9.24: https://www.arte.tv/de/videos/004899-000-A/rom-offene-stadt/

                                  https://boxd.it/eUmE2
                                  https://boxd.it/pX9xC
                                  https://boxd.it/2tBzk

                                  29
                                  • 7
                                    über Mustang

                                    Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #231

                                    Der Autorenfilm MUSTANG war für die Goldene Kamera und die Queer-Palme (warum?) nominiert und wurde mit dem Label Europa Cinemas ausgezeichnet.

                                    Es handelt sich um das Erstlingswerk der Autorenfilmerin Deniz Gamze Ergüven.

                                    Unaufgeregt inszeniertes, aber emotional anrührendes Drama um fünf Mädchen aus einem türkischen Dorf, die von ihren Eltern bei ihrer Großmutter zurückgelassen wurden, Ich vermutete zuerst, dass die Eltern ins Ausland zum Arbeiten gehen. Aber dann wird eher nebenbei klar, dass sie wohl gestorben sind.

                                    Die Großmutter bekommt Ärger nachdem die Mädchen dabei gesehen wurden, wie sie mit einigen Jungen im Meer badeten und herumtollten. Daraufhin werden sie mehr oder weniger im Haus der Großmutter eingesperrt, bekommen sittliche Kleider angezogen und lernen Kochen und Hausfrauentätigkeiten. Der Onkel baut das Haus Schritt für Schritt zu einer Art Gefängnis um. Das einzige Zukunftsziel für die Fünf ist, verheiratet zu werden. Jeder Versuch der Mädchen, ein eigenes Leben zu haben und eben auch etwas zu erleben, wird mit noch mehr Einengung subventioniert. Dann kommt es zu den ersten Zwangsverheiratungen....

                                    https://boxd.it/pX9xC
                                    https://boxd.it/d6pDM
                                    https://boxd.it/ldO3K

                                    26
                                    • 7

                                      Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #230

                                      THE TIME THAT REMAINS war für die Goldene Palme nominiert.

                                      Das vierte Werk, das ich von Autorenfilmer Elia Suleiman gesehen habe. Den gab´s zufällig auf YT.

                                      Ein etwas roherer Vorläufer von VOM GIEßEN DES ZITRONENBAUMS. Es handelt sich um die palästinensische Sicht auf die Gründung Israels und die Entwicklung der israelisch-palästinensischen Beziehungen. Ich habe einiges sicher nicht verstanden, aber das was ich verstanden habe, zeigt die Absurdität dieser konfliktreichen Beziehung auf. Die Probleme wurden überwiegend auf humorvolle Weise immer mit einem Augenzwinkern umgesetzt.

                                      Für mich sehenswert, denn ich kenne hauptsächlich unsere westliche Darstellung und aggressive anti-israelische Propaganda. Natürlich ist die Situation viel komplexer. Mit THE TIME THAT REMAINS versucht Suleiman mMn eine Darstellung, in der es nicht um die Schuldfrage geht, sondern er versucht, sein Erleben und Empfinden über Bilder und kleine Szenen zu vermitteln, ohne anzuklagen.

                                      Es gibt den Film zufällig gerade auf YT in mittelmäßiger Qualität, was vielleicht dazu beigetragen hat, dass sich meine Begeisterung in Grenzen hält, auch wenn ich sagen kann, dass ich Suleimans Inszenierung und auch die Nutzung der Bilder zur Vermittlung seiner Botschaft unbedingt interessant finde.

                                      https://boxd.it/pX9xC
                                      https://boxd.it/eqWlK

                                      23
                                      • 6 .5
                                        EudoraFletcher68 25.06.2024, 07:25 Geändert 25.06.2024, 08:47

                                        Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #229

                                        L´AVVENTURA war für die Goldene Palme nominiert und erhielt den Jury Prize.

                                        Auf IMDB kann man nachlesen, dass der Film bei der Premiere in Cannes so extrem ausgebuht wurde, dass Antonioni und Vitti aus dem Kino geflohen sind. Die 2. Aufführung brachte offenbar einen Wandel, weshalb der Film dann mit dem Jury Preis ausgezeichnet wurde.

                                        Was schon einmal sehr positiv ist: Der gesamte Film wurde auf Sizilien bzw. einigen äolischen Inseln gedreht. Sizilien und ein paar der umliegenden Inseln habe ich viele Male besucht.

                                        Irgendwo habe ich gelesen, es handele sich um einen tiefgründigen Film mit oberflächlichen Figuren. Das ist für mich keine so gute Voraussetzung. Auf einem Bootsausflug zu einer kleinen Felseninsel geht eine junge Frau verloren. Eine Frau, die sich permanent ungeliebt fühlt, obwohl alle Menschen um sie herum, ihr dauernd versichern, wie wichtig sie ist. Einige der Menschen bleiben auf der Felseninsel und suchen nach ihr bzw. warten auf sie. Man denkt, so wie ihre Freundin, dass sie sich vielleicht nur versteckt hat, um die anderen nervös zu machen, aber sie bleibt verschwunden.

                                        Nach einer längeren Phase, die mir jenseits der Bilder weniger gesagt hatte, keimte in mir ein Verdacht auf, was wohl mit der verschwundenen Frau passiert sein könnte.

                                        Jedenfalls sehen wir hier schöne Menschen, schön gefilmt, in ästhetischen Umgebungen, wie sie sich gegenseitig hintergehen. Für mich keine Offenbarung, aber doch recht ansehnlich.

                                        https://boxd.it/eUmE2
                                        https://boxd.it/pX9xC

                                        24
                                        • EudoraFletcher68 24.06.2024, 19:10 Geändert 26.06.2024, 17:52

                                          Sigourney Weaver
                                          Susan Sarandon
                                          Pam Grier
                                          Tilda Swinton
                                          Helena Zengel
                                          Frances McDormand
                                          Penelope Cruz
                                          Uma Thurman
                                          Adèle Exarchopoulos
                                          Anita Linda

                                          Special mention:
                                          Gillian Anderson

                                          23
                                          • 6 .5
                                            EudoraFletcher68 24.06.2024, 08:01 Geändert 24.06.2024, 19:15
                                            über Kes

                                            Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #228

                                            KES lief 1970 in der Woche der Kritiker.

                                            Für den Hauptdarsteller und einige der Nebenrollen war das der erste Film.

                                            Ein wie 12 aussehender aber anscheinend 15jähriger Junge aus prekären Verhältnissen in einer ländlichen Gegen Nordenglands entwickelt Interesse daran, einen jungen Falken zu fangen und zu trainieren. Er wird überall schickaniert und misshandelt, warum erfährt man nicht.

                                            Es ist außerdem eine Art Milieustudie oder Zeitstudie, die mir nicht so wirklich gut gefallen hat, weil viele der Szenen unzusammenhängend aneinander gereiht auf mich wirken. Der Junge in der Schule, der Junge mit seinem großen Bruder im Zimmer, beim Zeitungaustragen, beim Trainieren des Vogels.

                                            KES gibt im Verhältnis zu vielen anderen Werken von Loach für mich nicht so wirklich viel her. Schwarze Pädagogik, Aggression, Mobbing und Billy mit seinem Falken. Die Darsteller sind ok.

                                            Die Bilder höchstens mittelmäßig. Der Schnitt ist ungelenk. Man könnte meinen, vielleicht konnte Loach es damals noch nicht besser. Aber das stimmt definitiv nicht. POOR COW von 1967 ist sehr viel eleganter.

                                            Für mich unbegreiflicherweise ist das genau einer der wenigen Loach-Filme, die sowohl hier auf MP als auch auf Letterboxd von vielen Kollegen gesehen wurde und relativ beliebt ist. Warum? Meine Vermutung ist, dass es um einen liebenswerten armen Außenseiter geht, der ein Tier trainiert und daran wächst. Das rührt die Herzen an? Der aus meiner Sicht viel bessere POOR COW aus derselben Zeit hat eine eher problematische Protagonistin. Außerdem wird hier wenig Gesellschaftskritik an den bestehenden Verhältnissen geübt, will sagen, KES ist eher unpolitisch.

                                            https://boxd.it/pX9xC
                                            https://boxd.it/vXfYI
                                            https://boxd.it/2tBzk
                                            https://boxd.it/ei1uE

                                            28
                                            • 8 .5
                                              EudoraFletcher68 23.06.2024, 08:05 Geändert 23.06.2024, 09:07

                                              Als erstes fällt mir der Soundtrack sehr positiv auf: Donovan. Ihn verbinde ich hauptsächlich mit Gemütlichkeit. Vor meinem 6. LJ erinnere ich mich, dass der bei mir zu Hause immer sonntags zum Frühstücken lief. Als zweites fallen mir die tollen Bilder und die Auswahl der Locations, Einrichtung und das Aussehen der Figuren positiv auf. Das ist eher ungewöhnlich bei Ken Loach-Filmen. Die Bilder sind sonst eher etwas roh. Kameramann Brian Probyn hat auch bei BADLANDS die Kamera gemacht.

                                              Mit Vor- und Rückblenden sehen wir die Geschichte einer jungen, ungebildeten Frau, die nur Mode, Schmuck und Geld im Kopf hat. Sie heiratet einen zwielichten Kerl, weil er den Eindruck macht, sie versorgen zu können. Von ihm bekommt sie ein Kind. Wegen des deutschen Titels wartete ich die ganze Zeit auf die Gewalt, die diese Frau erfahren wird. Warum macht man so einen Titel, der Wesentliches aus dem Film spoilert? Denn die Geschichte wird so erzählt, dass man damit nicht rechnet. Eigentlich ist alles super. Die Frau ist nett und auch ihr 2. Partner ist es. Es scheint ihr einigermaßen gut zu gehen, die Atmosphäre ist ein bisschen romantisch und wenn man Ken Loach kennt, weiß man, dass das so nicht bleiben wird. Was ich hier mal wieder genial finde, ist dass man nicht weiß, wann es kippen wird und was passieren wird. Anfangs dachte ich, dass die Frau vielleicht ihr Baby vernachlässigen/misshandeln wird, oder ihr Mann sie oder das Kind misshandeln wird, oder, oder, oder....

                                              Der Film nimmt eine für mich unerwartete Wendung, was mir sehr gut gefallen hat. Auch der Schluss ist unerwartet.

                                              In Minute 24 sitzen einige Personen mit Straßenschuhen auf dem Bett: https://boxd.it/joDOY

                                              Ein bisschen seltsam ist, dass im Leben der Frau einige Jahre zu vergehen scheinen, aber das Kind wird nicht älter. Wahrscheinlich wollte man halt nicht immer ein anderes Kind nehmen.

                                              https://boxd.it/jrTey
                                              https://boxd.it/vXfYI

                                              26
                                              • 6 .5

                                                Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #227

                                                Neben den Dardenne-Brüdern, Aki Kaurismäki, Lars von Trier und Michael Haneke ist Ken Loach Stammgast in Cannes. RIFF-RAFF wurde mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet.

                                                Ich wäre vielleicht zu einer höheren Bewertung gekommen, wenn ich nicht die OV ohne UT gesehen hätte und deshalb viel nicht verstanden habe.

                                                Ein Teil des Films der spielt in einer Gruppe Handwerker, die lust- und motivationslos an Häusern herum werkeln und sich über den Lohn streiten. Außerdem wird hier auf Sicherheit keinen Wert gelegt, weshalb es immer wieder zu mehr oder weniger schwerwiegenden Unfällen kommt. Vermutlich alles Schwarzarbeiter. Unter ihnen einige konkret Schwarze, die einen unverständlichen Pidgin-Dialekt gesprochen haben. Keine Ahnung, worum es da im Detail ging.

                                                Dann gibt es ein Paar, das sich viel streitet, in einer herunter gekommenen Wohnung. Sie ist drogensüchtig und will Musical-Sängerin werden, obwohl sie nicht gut singen kann und er unterstützt sie darin. Aber er ist total ambivalent und will sich dauernd von ihr trennen – warum? Später stellt sich heraus, dass er nicht der ist, der er zu sein vorgibt (glaube ich jedenfalls).

                                                Ich konnte mit den Figuren nur begrenzt etwas anfangen. Skurrile Situationskomik gibt es auf einer Theaterbühne, bei der Verstreuung der Asche aus einer Urne und bei der Hausbesichtigung einiger Burka-tragender Araberinnen.

                                                Insgesamt hatte ich den Eindruck des völlig Desolaten. Was genau los war, habe ich nicht so ganz verstanden. Je länger der Film lief, desto besser gefiel er mir.

                                                Ken Loach-Filme, die ich bis jetzt gesehen habe:
                                                I, DANIEL BLAKE (9 Punkte)
                                                LADYBIRD LADYBIRD (9 Punkte)
                                                THE ANGELS' SHARE (8,5 Punkte)
                                                SORRY WE MISSED YOU (8,5 Punkte)
                                                JIMMY´S HALL (8,5 Punkte)
                                                LOOKING FOR ERIC (8,5 Punkte)
                                                THE OLD OAK (8 Punkte)
                                                FATHERLAND (8 Punkte)
                                                IT´S A FREE WORLD (7 Punkte)
                                                BREAD AND ROSES (7 Punkte)
                                                LOOKS AND SMILES (7 Punkte)
                                                McLIBEL (7 Punkte)
                                                JUST A KISS (6,5 Punkte)
                                                HIDDEN AGENDA (6,5 Punkte)

                                                https://boxd.it/pX9xC
                                                https://boxd.it/vXfYI

                                                26
                                                • 6

                                                  Erstaunlich optimistische Doku über den Thunfisch. Scheint so, als würden sich die Bestände im Mittelmeer erholen und die Inselföderation von Mikronesien scheint auch Wert auf nachhaltigen Fang zu legen. Sehr spannend fand ich Thunfischfarmen. Ich dachte, dass der Thunfisch sich nicht in Gefangenschaft halten lässt, aber man hat nun doch Mittel und Wege gefunden, diese Tiere auch in Gefangenschaft zu halten. Dann wird natürlich auch Japan besucht und dort dann noch ein Ausflug zu Algen-Farmen.
                                                  Nicht uninteressant, aber auch nicht richtig toll. Die verschiedenen Locations, die der Protagonist für die Doku ansteuert kommen mir etwas willkürlich vor.

                                                  Die Inszenierung, wie immer bei ARTE-Produktionen von der Stange.

                                                  25
                                                  • 6 .5

                                                    Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #226

                                                    HIDDEN AGENDA war für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem Jury Prize und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.

                                                    Belfast, Nord-Irland in den 1980ern.

                                                    Zwei amerikanische Journalisten recherchieren in Nord-Irland an einer Story über Folterungen und Morde an irischen Gefangenen durch die britischen Behörden. Es kommt zu einem Zwischenfall mit dramatischem Ausgang. Der Zuseher weiß, was passiert ist, aber die Journalistin und andere Beteiligte wissen es nicht. Es war eine verdeckte Aktion von einem der diversen britischen Geheimdienste (MI5, MI6?), davon scheint es viele verschiedene gegeben zu haben. Die waren hinter einem Tonband her, auf dem anscheinend ein für die britische Regierung kompromittierender Inhalt enthalten ist. Die USA entsenden einen Ermittler, der den Fall aufklären soll. Das gefällt den Briten überhaupt nicht.

                                                    Schön ein bekanntes Gesicht zu sehen: Die sehr junge Frances McDormand (Ich hätte sie fast nicht erkannt)!

                                                    Für mich eins der schwächeren Werke von Loach. Die Inszenierung ist mir etwas zu trocken, obwohl die Geschichte an sich spannend sein könnte. Es wird aber wahnsinnig viel geredet, meistens der Ermittler mit einem der Briten. Das beste am Film ist der Anfang und der Schluss, als die Journalistin endlich den Inhalt des Tapes anhört! Das klingt mir nach einem typischen Vorgehen für die USA/Großbritannien. Leider weiß ich aber zu wenig über die Situation in Nord-Irland, um das Geschehen einordnen zu können. Häufig nimmt Ken Loach ja reale Gegebenheiten und erzählt eine Geschichte dazu, die sich genauso abgespielt haben könnte. Keine Ahnung wie viel Realitätsgehalt hier drin ist.

                                                    https://boxd.it/pX9xC
                                                    https://boxd.it/vXfYI

                                                    26