EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

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    EudoraFletcher68 05.04.2024, 05:59 Geändert 05.04.2024, 06:41

    Liebe MareikeHB, nun 2 Jahre später, habe ich den Film endlich auch gesehen!

    Eine jüdische Familie flieht 1937 aus Deutschland nach Kenia in eine jüdische Gemeinschaft. Die Geschichte wird großteils aus der Perspektive der Tochter erzählt, die noch ein Kind ist. Neben den schönen Landschaftsaufnahmen ist auch die Geschichte unterhaltsam erzählt. Vom Stil erinnert er mich an eine Hollywood-Produktion, was vielleicht auch ein Grund für den Oscar ist.

    Neben dem Kulturschock fand ich auch spannend an dem Film die Darstellung des ganz selbstverständlichen Rassismus, den die Flüchtlinge den Kenianern gegenüber an den Tag legen: Sie verhalten sich wie Kolonialherrn und die Frau sagt dem Einheimischen, er solle Deutsch lernen, wenn er mit ihr sprechen wolle. Immer wieder erstaunt es mich, wie Menschen, die selbst wegen ihrer Religionszugehörigkeit, Kultur oder ethnische Abstammung verfolgt werden, sich anderen gegenüber so eine Einstellung und ein so überhebliches Verhalten leisten. Nur das Kind ist offen für die andere Kultur.
    Auch das Thema Flüchtlinge: Kein Problem, dass wir Afrika als Kolonie vereinnahmt und ausgebeutet haben oder Juden während der NS-Zeit dorthin geflohen sind, aber wehe, wenn Afrikaner versuchen, zu uns zu gelangen.

    Witzig: Mechthild Großmann in einer kleinen Nebenrolle. Sofort muss ich an die Staatsanwältin Klemm aus dem Münsteraner TATORT denken.

    https://boxd.it/tNt3o

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    • 6 .5
      EudoraFletcher68 04.04.2024, 07:21 Geändert 04.04.2024, 08:07

      Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #145

      Der Film war für die Goldene Palme nominiert, Truffaut wurde als bester Regisseur ausgezeichnet und erhielt den OCIC-Award (Eine Auszeichnung die von der International Catholic Organization for Cinema and Audiovisual vergeben wurde).

      Erzählt wird die Geschichte eines ungefähr 12jährigen (In der Zusammenfassung steht 14jährigen) Jungen, der langsam aber sicher in eine kleinkriminelle Karriere rutscht.
      Obwohl ich den Film nur in deutscher Synchro zu sehen bekam, hat er mir gefallen. Die Pariser Locations sehen toll aus! Überhaupt die gesamte Einrichtung auch der Wohnung des Jungen und seiner Freunde. Jedoch hat mich der Film emotional nicht erreicht, weshalb am Ende auch „nur“ eine 6,5 herauskommt.

      https://boxd.it/eqWlK
      https://boxd.it/pX9xC

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      • 5 .5

        Ich hatte nicht erwartet, dass mich eine neue Serie über ein Alien auf der Erde nochmal hinter dem Ofen hervorlocken könnte, aber ich wurde in der ersten Folge eines Besseren belehrt.

        Sehr schön: Gleich zu Beginn bricht jemand in ein gefrorenes Gewässer ein: https://boxd.it/4hXQm (Leider ist die Serie nicht auf Letterboxd gelistet, somit auch kein Neuzugang für https://boxd.it/3Maow)

        Drehort ist derselbe wie von EUReKA. Außerdem dachte ich auch, dass es der Drehort von WAYWARD PINES sein könnte, aber auf IMDB steht eine andere Ortschaft einige 100 km entfernt.

        Der Hauptdarsteller Alan Tudyk macht seine Sache gut, er ist ziemlich lustig!

        Jedoch hat der Reiz bereits in der 3. Folge nachgelassen. Und danach ging es immer weiter bergab.

        ANFANG SPOILER
        Das Alien entwickelt mit der Zeit positive Gefühle für die Menschheit , was zu einem Konflikt in ihm führt bezüglich seines Auftrags, die Menschheit auszulöschen.
        ENDE SPOILER

        Die Art, wie das dargestellt wird, ist so dermaßen typisch amerikanischer Kitsch, dass ich einfach nur kotzen könnte. Glücklicherweise ist das nicht alles. Immerhin ist der Humor recht gut gelungen und es ist auch witzig, dass parallel zum Auftrag des Aliens auch noch ein Mordfall in dem Ort gelöst werden muss und natürlich auch der Geheimdienst schon hinter dem Alien her ist.

        Die 1. Staffel ist genug für mich. Denke nicht, dass ich mir die 2. oder 3. noch ansehen werde.

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          Noch nicht gesehen.

          Nur bis zum 9.4.24: https://www.arte.tv/de/videos/073443-000-A/ueber-die-unendlichkeit/

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          • 7
            EudoraFletcher68 03.04.2024, 06:00 Geändert 03.04.2024, 08:06
            über Shirley

            Biopic über die erste schwarze Kongressabgeordnete, die sich dann auch noch 1972 für die Demokraten in der Präsidentschaftswahl aufstellen ließ. Meine Bewunderung hat diese Frau! Und ich begrüße es auch, dass ein Film über sie gemacht wurde. Dann doch immerhin nach über 50 Jahren.

            Leider ist der Film ein Produkt von der Stange: Professionell gemacht, die Darsteller sind alle sehr gut, das Drehbuch ohne große Überraschungen. Shirley super sympathisch und wahnsinnig klug. Insgesamt hat man nicht das Gefühl, wirklich hinter die Kulissen geblickt zu haben.

            Die wenigen Stellen, wo der Film persönlicher wird, haben mir gut gefallen, z.B. ...

            KLEINER SPOILER
            ....das Gespräch zwischen Shirley und ihrer Schwester, die ihr sagt, dass sie ihre Kandidatur völlig Panne findet und außerdem habe der Vater sie stark bevorzugt und nun glaube sie wohl, sie wäre „was Besonderes“.
            ENDE SPOILR

            Da ich ohne den Film nichts über Shirley Chisholm gewusst hätte, bekommt er von mir 7 Punkte (nur für den Film selbst wären es eher 5,5-6). Ich bekam man knapp 2 Stunden unterhaltsamen Geschichtsunterricht über die US-amerikanische Innenpolitik.

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            • 8
              EudoraFletcher68 03.04.2024, 05:59 Geändert 03.04.2024, 08:41

              Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #144

              Der Autorenfilmer Mohammad Rasoulof wurde mit dem Un certrain regard Award ausgezeichnet.

              Er wurde in seiner Heimat 2022 inhaftiert, scheint aber seit 2023 wieder auf freiem Fuß zu sein. Grund: Er hatte sich nach seinem Kollegen Jafar Panahi erkundigt. Hat außerdem Berufsverbot und darf, soweit ich weiß, nicht ausreisen.

              Ein ehrlicher und unbestechlicher, sehr sturer Mann versucht in einer korrupten, dörflichen Welt mit seiner Familie zu überleben. Dadurch fühlen sich aber alle anderen bloßgestellt und lassen ihn und seine Familie das spüren. Es ist erstaunlich und erschreckend zugleich, wie manche Gesellschaften funktionieren.

              Fazit: Der Iran ist ein absolutes Scheiß-Land um dort zu leben (wenn man nicht zur Ober-Schicht gehört)! Es herrscht das Gesetz des Stärkeren und wenn man nicht in dem System von Bestechung und Korruption mitmacht, ist man schlicht und ergreifend verloren.

              Leise und eher unauffällig inszeniert. Ich hatte das Empfinden, nebenbei einiges zu lernen.

              Ich habe den Kommentar vorgezogen, da der Film nur noch bis zum 11.4.24 zu sehen ist: https://www.arte.tv/de/videos/112513-000-A/ein-unbestechlicher-mann/

              https://boxd.it/pX9xC
              https://boxd.it/jrTey
              https://boxd.it/uvADG

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                Noch nicht gesehen.
                Bis zum 30.6.24: https://www.arte.tv/de/videos/045895-000-A/eine-schwedische-liebesgeschichte/

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                • 7 .5

                  Bis zum 30.6.24: https://www.arte.tv/de/videos/020123-000-A/songs-from-the-second-floor/

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                  • 7
                    EudoraFletcher68 02.04.2024, 09:12 Geändert 02.04.2024, 09:16

                    Bis zum 30.6.24: https://www.arte.tv/de/videos/033692-000-A/das-juengste-gewitter/

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                    • 6 .5
                      EudoraFletcher68 02.04.2024, 07:50 Geändert 02.04.2024, 09:16

                      Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #143

                      Diese Verfilmung eines Romans von John Le Carré erhielt den Prix France Musique.

                      Ich mag Le Carrés Geschichten nicht besonders. Großangelegte Verschwörungen, die mehr oder weniger immer nach demselben Strickmuster erzählt werden. Der Film ist nicht schlecht gemacht, die Darsteller sind auch gut. Allerdings habe ich schon sehr viele internationale Filme gesehen, weshalb mich die Szenen aus Afrika nicht großartig beeindrucken. Richtig spannend fand ich den Plot nicht. Es gibt so viele spannende aufgedeckte reale Fälle, gerade auch aus der Pharmaindustrie könnte man da eine Menge echtes Material verwenden. Bei Le Carré gehen die Verschwörungen immer bis ganz hoch in alle Regierungsebene hinein und natürlich muss es auch weltweit sein. Erinnert mich an die Verschwörungserzählungen über Corona.

                      boxd.it/pX9xC

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                        EudoraFletcher68 02.04.2024, 07:48 Geändert 03.04.2024, 06:27

                        Seltsamer und skurriler Film über eine junge Produktionsassistentin, die verunfallte ehemalige Mitarbeiter einer großen österreichischen Firma für Arbeitssicherheit-Videos casten muss. Wenn ich das richtig verstehe, dann geht es hier um die rumänisch-österreichische Beziehung. Spät im Film stellt die Frau der Vertreterin der großen Firma folgende Frage: Ist es wahr, dass Ihre Firma den rumänischen Wald abholzt, für Möbel? Man braucht nur kurz googeln. Es könnte sich um folgende Firmen handeln: Schweighofer, Kronospan oder Egger und HS Timber. Die Frau gibt die typische Antwort für eine Konzernmitarbeiterin: „Davon weiß ich nichts, ich arbeite in der Marketing-Abteilung.“ Wenn es hier nicht um Österreich ginge, hätte ich auf IKEA getippt.

                        Die Protagonistin hat außerdem noch einen Vlog oder Tiktok-Kanal, für den sie kleine Filmchen dreht, die sie anschließend interessant bearbeitet. Diese sind ziemlich krass.
                        Dann ist da noch eine Taxifahrerin. Wie die in den Film gehört, habe ich erst erfahren, nachdem ich etwas darüber gelesen hatte. Es handelt sich um Sequenzen aus einem alten rumänischen Spielfilm über eine Taxifahrerin (diesen würde ich gerne im Original sehen, denn die Bilder haben mir sehr gut gefallen!). Irgendwann besucht die Protagonistin die inzwischen alte Schauspielerin – glaube ich jedenfalls.

                        Der Verkehr in Bukarest und Umgebung muss die Hölle sein!

                        Superwitzig ist der Gastauftritt von Uwe Boll.

                        Die Produktionsassistentin hat einen 30 Jahre älteren Freund, mit dem sie im Auto bumst.

                        Ich vermute, dass es sich um eine Super-Low-Budget-Produktion handelt, habe aber nirgends etwas dazu gefunden.

                        Was den Film für mich noch so wertvoll macht, ist die raffinierte Kapitalismuskritik, die einem über die sehr lange Laufzeit hinweg unter die Haut kriecht.

                        [Danke an cine für den Tipp!]

                        https://boxd.it/esNdm
                        https://boxd.it/jrTey

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                        • 6 .5
                          EudoraFletcher68 01.04.2024, 08:21 Geändert 01.04.2024, 08:24

                          Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #142

                          Diese belgische Mockumentary wurde mit dem Special Award oft he Youth und der SACD- (SACD = Authors Society), die Festivals unterstützt, die neue Autoren fördern. Der Gewinner erhält ein Preisgeld von 4.000 € brutto. Quelle: https://www.semainedelacritique.com/en/edition/2022/prizes-and-awards) Award ausgezeichnet.

                          Ein schwerkrimineller Berufskiller wird bei seinem Alltag begleitet und freut sich über die Aufmerksamkeit, weshalb er seine Gedanken über das Leben, die Politik, Architektur, Migranten, Kunst usw. zum Besten gibt. Er ist Rassist und auch nicht besonders intelligent.

                          Großartig, was man aus einem Budget von knapp € 25.000,- (IMDB) alles so machen kann. Der Film bekommt auch einen Platz hier: https://boxd.it/esNdm

                          Tatsächlich kommt es aber, wie auch schon in anderen Kommentaren gelesen, zu einigen Längen durch Wiederholungen.

                          boxd.it/pX9xC

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                            EudoraFletcher68 01.04.2024, 08:20 Geändert 01.04.2024, 09:16

                            Gruselige Geschichte über den kurdischen Jugendlichen Ibo und seinen Freund Azad, der höchstens 10,11 Jahre alt ist. Beide sind offenbar unbegleitete Flüchtlinge in Deutschland und leben in einer entsprechenden Einrichtung. Ibos erwachsener Bruder Semo lebt schon länger in Deutschland und verdient u.a. mit Zuhälterei das Geld, das er der Familie schickt und mit dem er Ibo geholt hat. Ibo jobbt als illegaler Friseur in einer versifften Toilette. In dieser Szene kommt es zu Konflikten mit einigen älteren Türken. Nach einer körperlichen Auseinandersetzung eskalisiert die Situation.

                            Die beiden Jungs wurden von Laien gespielt, die mich überzeugen. Der deutsch-türkisch Autorenfilmer Yilmaz Arslan hat das Problem dieser destruktiven Dynamik zwischen Türken und Kurden sehr gut inszeniert.

                            FRATRICIDE ist ein anstrengender Film, der mich hoffnungslos und traurig machte. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Momente der Begegnung, der Liebe und Versuche der Versöhnung, aber die Destruktion gewinnt die Oberhand. Es ist sicherlich sehr schwer aus so einer Dynamik rauszukommen. So viele Opfer und Täter gibt es auf beiden Seiten...

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                            • 6 .5

                              Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #141

                              LA DONNA SCIMMIA war für die Goldene Palme nominiert.

                              Dennoch musste ich den Film auf MP neu anlegen.

                              Ein armer, aber erfinderischer und geschäftstüchtiger Mann entdeckt eine Frau mit Hypertrichose in der Küche eines Klosters. Er "befreit" sie von dort, nur um sie für seine Freak-Show auszubeuten. Er erzählt herum, dass er sie im Dschungel in Afrika gefunden hat. Als dem Tunichtgut das Geld nicht schnell genug fließt, führt er sie einem etwas wohlhabenderen Schurken vor, der behauptet ein Professor zu sein und auch schon die Gier im Blick hat. Der Tunichtgut will die Frau an den angeblichen Professor - aber da hat sie genug und wehrt sich. Es kommt zu einer überraschenden Wendung.

                              Insgesamt soll hier wohl aufgezeigt werden, wie hemmungslos und brutal Menschen mit Außenseitern umgehen, mit Mitmenschen, die anders aussehen. Für mich hatte der Film dann doch einige Längen und die Beziehung der Protagonistin zu ihrem "Retter" gab auf die Dauer nicht genug her. Außerdem wiederholt sich die Ausbeutung immer und immer wieder.

                              Was dann aber wieder beeindruckte, war die Bühnenshow, die die beiden in Paris inszenieren.

                              Die Aufnahmen aus Neapel haben mir sehr gut gefallen. Ich habe die restaurierte Fassung gesehen, die Bildqualität ist toll!

                              Das ursprünglich zensierte Ende ist dann wieder ziemlich gut gelungen. Grausam, aber gut.

                              https://boxd.it/eUmE2
                              https://boxd.it/pX9xC

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                              • 6 .5

                                Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #140

                                NOCHE DE FUEGO wurde mit dem Un Certain Regard Award ausgezeichnet.

                                Ein ungefähr 7jähriges Mädchen und ihr soziales Umfeld in einem sehr ärmlichen mexikanischen Dörfchen, dass von den Kartellen beherrscht wird. Die Mutter ist allein mit dem Kind, der Vater ist weg, um Geld zu verdienen. Das Leben ist gefährlich und die Menschen sind in ihrem Alltag darauf eingestellt. Irgendwann wird der Lehrer erschossen, weil er kein „Schutzgeld“ gezahlt hat. Niemand unternimmt etwas dagegen. Was auch? Kinder werden entführt und den zurück gebliebenen werden Märchen erzählt. Nach ungefähr 45 Minuten gibt es einen Zeitsprung von 6,7 Jahren und die Mädchen sind Teenager. Die Auswahl der Darstellerinnen ist gut gelungen, denn man erkennt sie gleich wieder.

                                NOCHE DE FUEGO ist langsam mit ein paar Längen. Die Inszenierung ist ziemlich zurückgenommen, was nicht schlecht sein muss. Manches muss man sich selbst erschließen. Es hat etwas gedauert, bis mich der Film emotional erreicht hat. Die allgegenwärtige Bedrohung und die Aussichtslosigkeit kamen stark rüber.

                                https://boxd.it/pX9xC
                                https://boxd.it/ekkHQ

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                                • 5 .5
                                  über Colonos

                                  Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #139

                                  LOS COLONOS war für die Goldene Kamera nominiert und erhielt den FIPRESCI Prize.

                                  Die Kamera finde ich auch recht ansprechend. Beispiel für einen Film, der viel in unbeleuchteter Nacht stattfindet, wo man aber dennoch ausreichend etwas zu sehen bekommt: https://boxd.it/j79eC

                                  Chile im Jahr 1901. Weil Patagonien am südlichsten Zipfel Südamerikas nur darauf wartet, erschlossen zu werden, schickt der Großgrundbesitzer José Menéndez eine kleine Gruppe Männer nach Patagonien, um ein Riesenareal in Besitz zu nehmen. Sie sollen die Grenzen eines Gebiets abstecken, das so groß ist, dass man Tage und Wochen braucht, es zu umkreisen. Einer der Gruppe ist Mestize und verrät sein Volk.
                                  Recht abstrakt und unterkühlt wird die Gewalt, die die Großgrundbesitzer den Ureinwohnern Chiles und Argentiniens angetan haben, abgehandelt.

                                  Mir ist LOS COLONOS zu glatt und immer wieder zu statisch (Man sitzt sich oft gegenüber und spricht wie in einem Theaterstück), weshalb es mir schwerfiel, die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Außerdem ist der Film derart unterkühlt, dass ich mit keinem der Protagonisten auch nur ansatzweise warm geworden bin.

                                  https://boxd.it/pX9xC
                                  https://boxd.it/ekkHQ

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                                  • 8 .5
                                    EudoraFletcher68 30.03.2024, 06:36 Geändert 01.04.2024, 21:16

                                    IO CAPITANO war für Italien als bester internationaler Film für den Oscar nominiert.

                                    Zwei senegalesische Jugendliche planen, Dakar zu verlassen, um in Europa ihr Glück zu machen. Die Mutter des einen erfährt davon und ist total aufgebracht, verbietet ihrem Sohn zu gehen, weiß um die Gefahren.

                                    Ihre Lebensumstände sind völlig ok, man fragt sich, warum sie überhaupt nach Europa wollen, aber klar, sie sind jugendliche Abenteurer, die eben auf ein besseres Leben hoffen. Ein Kontaktmann, an den sie sich wenden, rät ihnen ab und sagt ihnen, dass es in Europa für sie keineswegs besser sein wird, als in der Heimat und sie nicht glauben sollen, was sie im Fernsehen sehen. Er sagt ihnen, dass sie auf dem Weg sterben oder im kalten Europa auf der Straße enden werden. Interessant und sehr schön ist die Welt aus der sie kommen inszeniert. Auch der Generationenkonflikt zwischen den Alten, die an Geister glauben und den Jungen, die Popstars werden wollen.

                                    Es folgen kleine SPOILER SPOILER
                                    Die beiden Jungs gehen auf eine sehr lange Reise. Ein halbes Jahr haben sie gejobbt und Geld für die Fahrten und die Schlepper gespart. Was mir hier sehr gut gefallen hat, ist dass man einen Eindruck von der unglaublichen Naivität der Jungs bekommt, die in ihrem jugendlichen Leichtsinn auf diesen Road Trip gehen. Interessant sind außerdem auch die diversen Industrien, die mit den Migranten zusammen hängen, z.B. die falschen Pässe, die ihnen für 100 $ ausgestellt werden. Plötzlich sind sie aus Mali. Dort angekommen, werden sie gleich angesprochen von jemandem der sie nach Libyen bringen will. Das erinnert mich total an meine Reisen in Asien, nur dass es da ungefährlich war und man in etwa auch das bekommen hat, wofür man bezahlt hat. Jedenfalls beeindruckt die topp-Organisation der unterschiedlichen "Reise-Veranstalter" mehr als 5.000 km quer durch den afrikanischen Kontinent nach Tripolis. ich kann mir lebhaft vorstellen, dass das so abläuft. Bevor sie die Wüste durchqueren empfiehlt ihnen ein Typ, dass sie ihr Geld in Plastikfolie einwickeln und es sich in den Arsch schieben sollen. Natürlich geht nicht alles glatt und die Gangster in der Wüste wissen inzwischen auch schon, dass die Leute das Geld in ihren Ärschen verstecken. In der Wüste erleben sie fürchterliche Dinge. Sie kommen z.B. in Situationen in denen sie sich entscheiden müssen, einen anderen Menschen sterben zu lassen oder mit dem anderen Menschen zusammen zu sterben. In Libyen wird es für sie dann richtig übel. Manches, was man da zu sehen bekommt, hätte ich nicht unbedingt gebraucht, aber ich kann mir vorstellen, dass es das gibt. Genauso wie in MEDITERRANEA lenkt auch hier jemand das Boot von Tripolis nach Italien, der das noch nie gemacht hat und noch nicht einmal schwimmen kann. Das ist für die Schlepper sehr praktisch, denn niemand von ihnen wird verhaftet und wenn das Schiff untergeht, spielt es für sie keine Rolle, denn sie haben ja ihr Geld schon. Das Schiff selbst ist das letzte Schrottteil. Es wundert mich, dass da nicht noch viel mehr Menschen sterben.
                                    ENDE SPOILER

                                    Die Religionsangehörigkeit der Jungs spielt hier keine Rolle. Die Hauptreligion im Senegal ist der Islam. Man sieh die Jungs aber nie beten oder darüber sprechen. Ganz anders als ich das in der Türkei, in Indonesien oder z.B. auf einer Einheimischen-Insel auf den Malediven erlebt habe (Auf den Malediven waren die Leute ständig mit Beten beschäftigt). Nur einmal, spät im Film rufen alle gemeinsam Allah an, in der Hoffnung auf göttliche Hilfe.

                                    Gespielt werden die beiden Protagonisten von Laien, was man gelegentlich merkt. Es gibt einige Filme mit Laiendarstellern, die total überzeugend sind, bei den beiden hier merkt man manchmal, dass sie keine Profis sind. Diesbezüglich hatte mich MEDITERRANEA mehr überzeugt.

                                    Die Wahl der Locations ist aber super, die Bilder sind ganz hervorragend! Auch die Nachtaufnahmen sind topp: https://boxd.it/j79eC

                                    Die Geschichte ist extrem spannend erzählt, insoweit also für alle, die viel Action brauchen sehr zu empfehlen. Mir war´s fast ein bisschen zu viel Aufregung.

                                    [Vielen Dank an cine!!!]

                                    https://boxd.it/tNt3o
                                    https://boxd.it/eUmE2

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                                      EudoraFletcher68 29.03.2024, 06:32 Geändert 29.03.2024, 08:33

                                      Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #138

                                      EVERYBODY LOVES JEANNE war für die Goldene Kamera nominiert.

                                      Die ersten 3 Minuten: Eine herausragende Wissenschaftlerin hat eine gehässige Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagt, dass sie minderwertig ist und sich am besten umbringen sollte. So eine Stimme haben häufig Schizophrene, die in der Gegend rumlaufen und mit sich selber sprechen. Entsprechend sagt die Frau auch dann laut an der Straßenkreuzung: Halt´s Maul! Und der Mann neben ihr ist irritiert, weil er ja gar nichts gesagt hatte. Ich glaube nicht, dass sie schizophren ist, denn dazu ist sie viel zu geordnet. Wahrscheinlich will man hier aber eine schwere Selbstwertstörung darstellen.

                                      Die Wissenschaftlerin hat nun das Problem, dass keiner ihr tolles Produkt erkennt und sie aufgrund ihres Start Ups hoch verschuldet ist. Deshalb muss sie die Wohnung in Lissabon verkaufen, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Dort trifft sie auf zwei Männer mit Bärten. Später reist ihr dann noch ihr Bruder nach, der ebenfalls einen Bart hat.

                                      EVERYBODY LOVES JEANNE hat schon so seine Momente, aber insgesamt fehlte es mir an Zutaten, die einen richtig guten Film ausmachen.

                                      Ich werd so langsam noch zur Expertin für´s französische Kino 😂

                                      https://boxd.it/pX9xC
                                      https://boxd.it/eqWlK

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                                        Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #137

                                        27 erhielt die Goldene und die Queer Palme für den besten Kurzfilm.

                                        27 ist nicht das einzige Werk von Flóra Anna Buda, aber das einzige, dass MP in die Datenbank aufgenommen hat.

                                        Eine 27jährige Frau lebt wegen Geldmangel noch bei ihrer Mutter. Der ungefähr 7,8jährige Bruder ist eine Nervensäge. Überhaupt ist die Wohnsituation eigentlich unerträglich.

                                        https://boxd.it/pX9xC

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                                          EudoraFletcher68 28.03.2024, 08:11 Geändert 28.03.2024, 08:48

                                          Puuuuuuuh…. Krasse Geschichte in wahrhaft großartigen, teilweise verstörenden Bildern!

                                          Ein 9jähriger Junge („the boy“) sucht während des 2. WK nach einem sicheren Ort. Seine Familie ist tot. Dabei erlebt er extreme Situationen und begegnet unterschiedlichen Menschen, u.a. religiösen Leute mit Vorurteilen, Wahnerkrankungen, Sadisten usw. Für mich trotz der intensiven Bilder dann doch zu lang (169 Minuten) und es fehlte mir an konkreter Handlung, weshalb ich mir den Film in 3 Teilen anschaute. Auch habe ich die historischen Referenzen an die Zeit in der Sowjetunion nicht erkannt, weil ich darüber zu wenig weiß.

                                          Gelesen habe ich, dass THE PAINTED BIRD eine Assoziation zu KOMM UND SIEH sei, was bei den meisten Kommentaren dazu führt, den Film weniger zu mögen. Ich konnte das Meisterwerk in KOMM UND SIEH (auch) nicht entdecken, weshalb die Verbindung für den Filmgenuss hier keine Bedeutung hatte. Witzigerweise lande ich aber bei der selben Bewertung: 7 Punkte.

                                          [Danke an T_Petrochelli für den Tipp!]

                                          https://boxd.it/h0Ene
                                          https://boxd.it/tNt3o
                                          https://boxd.it/ei1uE

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                                            Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #136

                                            HESTER STREET lief auf der “La Semaine de la Critique”.

                                            Etwas mühsam beginnende, aber dann doch immer witzigere Dramödie um einen nach NYC ausgewanderten jüdischen Russen, der 1986 seine Frau und sein ungefähr 5jähriges Kind nachholt. Während er sich an die USA angepasst hat und seine Kultur komplett verleugnet, ist sie eine traditionelle und sehr ängstliche, brave Ehefrau. Er wohnt in einer WG mit einem Lehrer. Während er fremdgeht, sitzt sie zu Hause. Sie bekommt Rat von verschiedenen Seiten.

                                            Nun stellt sich die Frage, wie das wohl ausgehen wird. Kann die Ehefrau sich emanzipieren und gegen den treulosen Taugenichts wehren oder bleibt sie ein armes verschüchtertes Hausmütterchen? Interessant fand ich die kleinen Elemente jüdischer Kultur und des Humors.

                                            https://boxd.it/pX9xC

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                                              Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #135

                                              Der Film war nominiert für die Goldene Kamera und den Un Certain Regard Award.

                                              Mein Verdacht ist, dass der Film relativ beliebt ist wegen Ryan Gosling, den ich ziemlich belanglos finde.

                                              Wir sehen ein Paar mit einer ungefähr 6jährigen Tochter, beide sehr sympathisch, untere Mittelschicht. Nach einiger Zeit wird deutlich, dass die beiden sich nicht mehr gut verstehen. Warum das so ist, erfährt man erst spät im Film. Jetzt bekommt man nur mit, dass sie sich einfach nicht mehr gut zu verstehen scheinen. Man sieht die Herkunftsfamilien der Frau, die sich fragt, warum ihre Eltern sich so schlecht verstanden haben und verstehen. Ihr Vater ist oft krass wütend und schreit mit der Mutter rum. Man sieht, wie sie sich kennen gelernt haben, ganz romantisch. Der Mann ist da total süß. Dann lernt man seine Abgründe kennen.

                                              Insgesamt gut gemacht, aber nicht so wirklich mein Interessensgebiet.

                                              https://boxd.it/pX9xC

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                                                Der 16jährige Siyar, ein irakischer Kurde, lässt sich in die Türkei schmuggeln. Er ist auf der Suche nach seiner Schwester, die er töten will, weil sie weggelaufen ist. Sie lief davon, wegen einer geplanten Zwangshochzeit. Er verfolgt sie mit eisernem Willen und ohne nachzulassen. Das ist das Einzige, was ihn zu interessieren scheint, ein für mich vollkommen absurdes Konzept der Familienehre. In Istanbul lernt er eine junge Frau kennen, die als Mann verkleidet auf der Straße lebt. Man hofft, dass er sich in sie verliebt und dann deshalb von seinem Vorhaben ablässt.

                                                Der Film endet dann anders als ich erwartet hatte. Sehr traurig. Mit schönen Schneebildern (allerdings nicht genug für meine Liste).

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                                                  Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #134

                                                  ELLE war für die Goldene Palme nominiert.

                                                  Eine Geschäftsfrau wird vergewaltigt. Anstatt zur Polizei zu gehen, macht sie sich selbst auf die Suche nach dem Täter. Sie hat einen Ex-Mann und einen nichtsnutzigen Sohn mit einer persönlichkeitsgestörten Freundin. Ihre Mutter kauft sich jugendliche Liebhaber, ihr Vater sitzt wegen mehrfachen Mordes im Gefängnis.

                                                  Für mich war der Plot in vielerlei Hinsicht over the top, auch wenn der Film insgesamt durchaus unterhaltsam war.

                                                  Isabelle Huppert war mir erstmal in CAPTIVE (2021) aufgefallen, aber nicht positiv. Tatsächlich ist sie vor allem in Frankreich ziemlich bekannt. 122 Filme, das ist schon ziemlich ordentlich! Hier macht sie ihre Sache ziemlich gut.

                                                  https://boxd.it/pX9xC
                                                  https://boxd.it/eqWlK

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                                                    Mischung aus Coming-of-Age, Kung-Fu- Emanzipations- und Immigrantengeschichte.

                                                    Kopenhagen: Aicha trainiert Kung-Fu in einer Mädchengruppe. Ihrem traditionellen Vater gefällt das gar nicht. Er will, dass sie für die Schule lernt und anschließend Medizinstudiert wie ihr Bruder Ali. Stattdessen meldet sie sich heimlich in einem gemischten Kung-Fu Club an. Sie hat immer mal wieder ein blaues Auge oder andere Verletzungen von ihrem Training und das ist dann zu Hause natürlich ein Problem. Zudem ärgert sich der Vater, weil die Leute dann denken, dass er sie schlägt. Sie trainiert jede freie Minute. Das führt zu schlechten Noten in der Schule. Ihr Trainingspartner ist ein hübscher und netter Däne ungefähr in ihrem Alter. Er ist voller Vorurteile gegenüber Moslems. Manches davon trifft dann auch zu. Als rauskommt, dass sie in dem gemischten Dojo trainiert, wird sie als Hure beschimpft und alle sind sich einig, dass sich das nicht für ein Mädchen gehört. Schande ist ein großes Thema. Es sieht so aus, als müsse sie sich entscheiden zwischen ihrer Familie und ihrer persönlichen Entfaltung.

                                                    Der Konflikt des Mädchens zwischen ihren Wünschen nach Entfaltung und ihrer Kultur und Familie ist schön dargestellt. Jedoch wird manches ein bisschen zu sehr übertrieben, wie z.B. die Kampfszenen (Wobei mir die Szenen in der Küche super gefallen haben!), Auch der Lehrer des Dojos und seine schlauen Empfehlungen für Aicha. Da wäre weniger deutlich mehr gewesen.

                                                    https://boxd.it/tNt3o

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