Gabster - Kommentare
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Alle Kommentare von Gabster
"Kaum denkbar, dass ihn ein Zuschauer so gar nicht mögen könnte."
Also ich mag ihn so gar nicht.
Rob Zombie, einer der faszinierensten Horror-Regisseure unserer Zeit ist zahmer geworden. Fast schon hält er sich an ein narratives Prinzip mitsamt Figurenentwicklung und durchgehendem Erzähltempo. Aber auch nur fast, und wohl auch nur zum Schein. Ist immer noch gegen den Strich gebürsteter Anti-Horror vom feinsten. Sehr atmosphärisch, sehr interessant. Und vor allem sehr individuell Zombie. Dafür drück ich gerne mal 8 Punkte ab. Weiter so, Rob, ich vertrau auf dich!
Dazu fällt mir echt nichts mehr ein... Ich könnte höchstens weinen... oder kotzen... oder beides.
Das wichtigste gleich mal vorweg: Gravity ist einer der spannendsten Filme, die ich seit langer, langer Zeit gesehen habe. Atemlos hab ich die Geschichte von Dr. Stone verfolgt, mich in den Kinositz gekrallt, wenn sie mal wieder in die Weiten des Alls geschleudert wurde, nach Luft geschnappt, wenn ihr der Sauerstoff ausging und erleichtert aufgeatmet, wenn sie sich wieder auf ein Raumschiff retten konnte. Und das obwohl die Geschichte banal und vorhersehbar ist, die Dialoge rein funktional, die Figuren austauschbar und die Schauspieler obere Mittelklasse (es ist aber immerhin das erste Mal seit Speed, dass ich auf Bullock nicht mit körperlichem Ekel reagiere). Der Rest des Filmes ist aber perfekt. So perfekt, dass er mich in seinen Bann gezogen hat wie nur ganz wenige andere. Und er ist nicht nur atemberaubend spannend und tricktechnisch einfach so perfekt, dass ich hier keine Worte finde, er ist auch wunderschön. Ich teile mit Herrn Cuaron eine schon nahezu perverse Liebe für Planseqeunzen. In erster Linie eigentlich wie bei Allen oder Hitchcock, wenn sie den Schauspielern dienen, damit die sich besser entfalten können, was hier nicht der Fall war, weil a) man von den Schauspieler meist kaum was gesehen hat und b) die Einstellungen künstlich zusammengeflickt sind und nicht in langen Shots gedreht. Allerdings, wenn man eh künstliche Einstellungen verwenden muss wie gefühlt 90 Prozent der Einstellungen bei Gravity, dann ist es natürlich cool, auch Einstellungen zu machen, die geil sind, sprich: so lange gehen wie nur möglich. Die Einstellungssequenz, die, wie ich meine gelesen zu haben, sage und schreibe 17 Minuten dauert, war reiner Porno für mich. Und dankenswerterweise erspart uns der Film jeglichen Anflug von Pseudospiritualität wie er in Weltraumdramen a la Solaris so gerne genommen wird. Deswegen sind auch alle 2001-Vergleiche völlig fehl am Platz. Wenn man den Film mit einem anderen vergleichen könnte -und das fällt schwer- dann am ehesten mit Alien.
Ich liebe Gravity aber auch wegen eines anderen nicht unwichtigen Details: Ich hatte wirklich das Gefühl, im Weltraum zu sein, an der Erde vorbeizuziehen und in die unendliche Schwerelosigkeit zu blicken. Da dieser Kindertraum von mir wohl nie in Erfüllung gehen wird, weil mir die technischen Fähigkeiten fehlen, im All zu arbeiten und ich wohl nie das Geld und die Dekadenz besitzen werde, dort Tourismus zu machen, komme ich ihm vielleicht nie so nahe wie beim Kinobesuch von Gravity. Dafür danke!
Cuaron ist für mich jetzt offiziell einer der ganz Großen, nachdem mich schon sein "Y tu mama tambien" geflasht hat und er immerhin den besten der acht Harry-Potter-Filme auf sein Konto geht. Seine weitern Filme werden die Tage mal nachgeholt. Wenn sie auch nur ansatzweise etwas von Gravity haben, liebe ich sie jetzt schon! <3
Sehr unterhaltsame Hommage an den klassischen Puppenhorrorfilm. Das geht so weit, dass Dead Silence tatsächlich wirkt wie aus der Zeit gefallen und hätte größtenteils auch so aus den 60er/70er Jahren stammen können. Damit gehen natürlich auch einige Schwächen und jede menge Klischees mit sich, gehören aber auch irgendwie ins charmante Gesamtbild. Vor allem den Anfang und das Ende fand ich sehr spannend, der Rest hatte leider einige Längen. Insgesamt klüger und spannender als Wans Vorgänger Saw und macht mir Lust, die restlichen Filme des Mannes auszuprobieren.
Zugegeben, schon ein recht guter Film. Aber ob der jetzt wirklich eines der längsten und berüchtigsten Horror-Franchises des neuen Jahrhunderts in Gang setzen musste, wage ich mal zu bezweifeln. Gut gefallen haben mir die Szenen in dem siffigen Badezimmer, da war wirkliche Spannung im Spiel, die Rückblenden waren mir ein bisschen zu sehr klassischer Cop-Thriller, um in das Horror-Schema zu passen. Die Tötungsszenen und der großartige Michael Emerson reißen noch einiges heraus, das Ende ist zwar überraschend aber auch sehr manipulativ. Alles in allem durchaus vergnüglich.
"Ein andalusischer Hund" ist der surrealistische Film par excellence. Der Surrealismus ist hier noch nicht Vehikel für irgendetwas anderes sondern sich selbst genug. Keine Gesellschaftskritik steht im Vordergrund wie beim späten Bunuel, keine paradoxen Gedankenspiele wie bei Lynch, keine Hommage an die Filmgeschichte wie bei Reeder. Der weirde Scheiß (und ich meine das positiv) steht für sich selbst. Um mal das MGM-Motto abzuwandeln, nicht ars gratia artis sondern weirder Scheiß gratia weirder Scheiß. Als der perfekte surrealistische Film und wenn man auf so was steht, versteh ich auch, dass man da 8 Punkte oder mehr abdrückt. Leider ist das bei mir nicht der Fall. Ich erwarte einfach etwas anderes von einem guten Film: interessante Charaktere, spürbare Emotionen, etc. Davon ist hier nichts zu sehen. Trotzdem ein toller Film, der halt einfach nur nicht in mein Beuteschema passt.
Etwas langatmiges Schulddrama, getragen von einer fesselnden Hauptdarstellerin. In manchen Szenen etwas zu sehr Abklatsch der dänischen Dogma-Filme, aber das ist zu verkraften. Vor allem gegen Ende zieht der Film mächtig an, nachdem er gefühlt die erste Hälfte nur so vor sich hin dümpelt. Der Schlussakkord trifft genau den richtigen Ton zwischen all den Möglichkeiten von Kitsch bis zu emotionaler Kälte, Optimismus bis Nihilismus, Melodram bis Psychostudie. Keine Frage, der Regisseur kann was. Aufgebauscht wird das ganze von einer Handvoll Nebenhandlungen, die teilweise sehr stimmig, teilweise aber auch sehr störend sind. Alles in allem durchaus weiterzuempfehlen.
Dieser Film hätte so cool werden können. Es kommt ja selten genug vor, dass ein deutscher Film Mut zum Genrekino zeigt (leider). Diesen Mut hat DeAD wenigstens teilweise: Er hat einen coolen Soundtrack, einige Trashelemente ohne aber albern zu sein und zwei Badass-Hauptpersonen. Das war es dann aber auch schon. Der Funke will nicht so wirklich überspringen, die Geschichte kommt nur langsam in Fahrt und verfährt sich dann auch noch recht schnell. Es bleibt beim bloßen Kopieren von Genrevorbildern dies- und jenseits des Atlantiks (Roehler, Tarantino, Lynch, Vinterberg, Godard,...) und bei Behauptungen von Stil. Etwas Eigenständiges oder wirklich Packendes schafft der Film nicht. So bleibt DeAD trotz allem Potenzials belanglos. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, ihn eines Tages zu finden: den wirklich coolen deutschen Genrefilm.
Auf "Guilty of Romance" habe ich mich sehr gefreut. Schon seit langem denke ich mir, dass ich unbedingt mal einen Sono sehen muss und jetzt ist es endlich so weit. Trotz seiner epischen Laufzeit hatte ich das Gefühl eines sehr kurzweiligen und doch anspruchsvollen Filmes. Hin und wieder drückt Sono ein bisschen zu sehr die manipulative Schiene, aber die Asiaten haben ja, was das angeht, eh andere Sehgewohnheiten als wir. Thematisch nervt es irgendwann vielleicht ein bisschen, wie sexbesessen alle Figuren zu sein scheinen, umso schöner fand ich aber die Passagen um die Bedeutung von Sprache und Worten. An einigen Stellen hat mich der Film an Bunuels "Die Schöne des Tages" erinnert und irgendwie ist das schon bezeichnend, dass Sono hier ein Gesellschaftsbild des modernen Japans zeichnet, das dem ähnelt, das Bunuel vor fast fünfzig Jahren in Frankreich angesiedelt hatte. Also entweder verzerrt Sono hier einiges oder aber die Japaner sind, was Emanzipation und sexuelles Selbstbewusstsein der Frau angeht, tatsächlich ein bisschen spät dran. Spielt aber auch keine Rolle, wie realistisch all das ist, es ist auf jeden Fall wunderschön und gerade durch die langsame und ausführliche Erzählweise ungeheuer fesselnd.
Verdammt, jetzt will ich die alle 5 sehen :D Ich sag mal ganz eigennützig: Woody komm nach Bielefeld!
"Der Apostel" ist dabei??? Wie geil ist das denn?! Wird aber wohl gegen die ganzen Knuddelmonster-, Minions-Soße keine Chance haben....
In letzter Zeit scheint es schon zu reichen, alt zu sein, um mit einem Film einen Hit zu landen. Es mag erstmal nobel sein, dem Jugendwahn entgegenwirken zu wollen. Durch den derzeit umgreifenden Alterswahn geht der Schuss aber nach hinten los und man schafft eine genauso biedere und langweilige Monokultur wie die, die man verhindern wollte. Vor allem, wenn die Filme auch noch ohne jede Mühe oder Liebe daher gerotzt worden sind. Nach Stoffwechselendprodukten wie "Paulette" oder "Life is live", wirft jetzt Dieter Hallervörden seinen faltigen Hut in den Ring. Herausgekommen ist ein extrem erbärmlicher Beitrag zu dem eh schon extrem erbärmlichen Subgenre der Rentner-Comedy:
Die Macher scheinen sich irrsinnige Mühe gegeben zu haben, möglichst viele Klischees in einem Film anzuhaufen, möglichst inhaltleere Dialoge zu fabrizieren und ihre Witze so banal wie möglich zu halten. Das ist gelungen, kann ich nur sagen, keine einzige der Figuren hat einen Charakter. Die Schauspieler sind alle fade wie kalter Kaffee, wenn Didi zu seiner Glanzzeit genau so eine Trantüte war, kann ich nicht verstehen, wieso er so eine Popularität hatte. Frederick Lau scheint in letzter Zeit eh überall mit zu machen, wo es Essen gratis gibt, dabei ist es noch gar nicht lange her, da hat er noch eine großartige Leistung als Frank Lehmann abgegeben.
Ich gehe mal davon aus, dieser Film ist auf ein eher älteres Publikum zugeschnitten, schließlich werden hier deren Fragen behandelt, deren Stars spielen mit etc. Wäre ich in dem Alter würde ich mich nach Strich und Faden verarscht vorkommen, dass man mich mit so einem Müll abspeist. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel charmanter das Thema vor ein paar Jahren noch von Leander Haußmann in "Dinosaurier" behandelt worden ist.
Fazit: Ich sollte echt langsam anfangen, Hassfilmbewertungen zu verteilen.
Dead Sushi beinhaltet drei der schönsten Dinge der Welt: Zombies, Martial Arts und gutes Essen! Wenn dann auch noch die Effekte aussehen, wie mit Buntstift gemalt, die Laufzeit mit einigen, nicht zur Handlung beitragenden Bikini-Girls gestreckt wird und man mehr Körper von innen als von außen sieht, ist der Trashabend perfekt. Klaffende Logiklöcher, groteskes Over-Acting und banale Dialoge gibt es gratis dazu. Ich kann nur sagen, ich hatte meinen Spaß.
Cumberbatch, Mulroney, Breslin und Streep machen Hoffnung. Aber wer steht schon Jula Roberts länger als zwei Minuten am Stück durch? Handlung klingt wie schon tausendmal gesehen aber einen Versuch könnte das wert sein.
Weniger ist mehr! Dieser Satz gilt nirgendwo so sehr wie bei Filmen. Leider haben das die wenigsten Filmemacher verstanden und beballern ihr Publikum lieber mit allen ihnen (technisch) zur Verfügung stehenden Mitteln als sie durch wirkliche Qualität überzeugen zu wollen. Was man im normalen Kinoalltag verpasst, merkt man erst so richtig, wenn plötzlich ein Film daher kommt, der sich auf das wirklich Wesentliche konzentriert: glaubwürdige Charaktere, leidenschaftliche Darsteller und wirklich wahre Geschichten. Nicht in dem "Oh mein Gott, ist das wirklich passiert?"-Sinne von wahr, sondern in dem "Ja, solche Geschichten passieren mir auch jeden Tag"-Sinne. Denn um ehrlich zu sein ist der ganz normale Alltag von ganz normalen Menschen noch immer das interessanteste Thema, dem sich ein Film widmen kann.
Ein guter Inhalt ist eine Sache, eine gute Umsetzung mindestens genauso wichtig. Und auch hier gilt: Filmemacher sollten Mut zur Sparsamkeit riskieren, nicht alles durchplanen sondern der Improvisation und Intuition mal freien Raum lassen. Kein Drehbuchautor und sei er noch so gut, käme auf Typen wie Walter und Phillip aus "Der Glanz des Tages" und keine Darsteller würden ihre Rollen mit solcher Inbrunst spielen, würden Tizza Covi und Rainer Frimmel ihnen nicht diese Gestaltungsmöglichkeiten geben. Dafür kann man als Zuschauer nur dankbar sein. Dankbar und hoffnungsvoll, dass vielleicht irgendwo noch mehr Filme dieser Art schlummern, die darauf warten, entdeckt und geliebt zu werden.
Selten so einen intensiven Film gesehen! Wenn Michael Winterbottom seine Sexualobsessionen mal beiseite lässt, kann ihm also doch noch ein richtig guter Film gelingen. Außerdem beweist Everyday, dass sich semidokumentarisches Erzählen noch immer auszahlt. Improvisiert, energetisch, emotional und unprätentiös: Ein Film, ganz nach meinem Geschmack.
Schöne Woody-Liste! Nur habe ich Hannah und ihre Schwestern ein bisschen vermisst.
Mit aufdrindglicher Wackelkamera verfolgt man einen Haufen Menschen aus drei verschiedenen Ländern bei ihren Versuchen, mit ihrem Leben klar zu kommen. Dabei werden keine ausformulierten Geschichten erzählt, es handelt sich eher um kurze Impulse, die sich zu einem mal mehr mal weniger stimmigen Gesamtbild zusammenschließen. Die Schauspieler überzeugen durch und durch, allen voran Nina Nizeradzhe. Neue Einblicke zum omnipräsenten Thema "Globalisierung" gibt es leider nicht, trotzdem ist Eastalgia ähnlichen Filmen wie zum Beispiel Babel immer noch haushoch überlegen.
Intensives Schulddrama, dass der fantastische Hauptdarsteller fast im Alleingang trägt. Durch kurze Einblicke bekommt man ein durch und durch verpfuschtes Leben präsentiert, dessen ganze Tragik man nur erahnen kann. Toller Film!
Was ist den mit Charlies Stimme los? Der Film wird definitiv im Original geguckt!
Robert Gwisdek und Alexander Fehling in einem Film? Das nenne ich mal vielversprechend. Wenn es dann mit Claudia Eisinger noch eine phänomenale Neunentdeckung gibt und Pheline Roggan einen Kurzauftritt hat, kann man den Film schauspielerisch eigentlich nur noch abfeiern. Leider versucht hier Max Riemelt immer wieder krampfhaft, das Niveau zu senken.
Der Film geht originell und selbstbewusst mit Klischees der College-Komödie um, was sehr beachtlich ist. Leider giert das Drehbuch zu offensichtlich nach Pointen und versucht, möglichst viele Konflikte, die ein Student haben kann, anzureißen, anstatt einen oder zwei davon wirklich durch zu erzählen. Innerhalb der doch eher mauen deutschen Komödienlandschaft ein gelungener Film, die jungen Karrieren der Beteiligten sollte man im Auge behalten, denn in diesem Film schlummert einiges an Potenzial, auch wenn es noch nicht ganz ausgelebt wurde.
Ich bin kein großer Freund von Dokumentationen. Ich halte es da mehr mit Alfred Hitchcock, für den Kino immer Fiktion und Weltenflucht sein sollte. Manche Dokumentationen sind aber so gut und so wichtig, dass sie einfach gedreht werden mussten, angeschaut werden mussten und vor allem diskutiert werden mussten. Man kann diesen Film hier nicht bewerten wie andere Filme, traditionelle Kategorien greifen hier nicht. Auch wenn am Ende vielleicht etwas bleibt, was viele Spielfilme zu erreichen versuchen und woran sie in der Regel scheitern: beim Zuschauer echtes Grauen, echte Erschütterung und echte Gänsehaut hervorzurufen.
Was bekommen wir zu sehen? Ich spoiler hier mal ein bisschen rum, da es bei diesem Film nicht um das was sondern um das wie geht und es auch dann noch erschütternd ist, wenn man weiß, was passiert. Wer das trotzdem nicht haben kann: Hier gibt es auch noch einige andere gute Kommentare zu dem Film. Der Regisseur Joshua Oppenheimer trifft sich in Indonesien mit einigen alten Herren. Bei diesen Herren handelt es sich um paramilitärische Killer, die in den sechzigern hunderttausende vermeintliche Kommunisten (allerdings reichte es zu der Zeit schon, chinesischer Abstammung zu sein, um als Kommunist zu gelten) hingerichtet haben. Sie werden in ihrem Land bis heute als Helden verehrt und berichten mit einem unerträglichen Stolz von ihren Taten und ihren effizienten Folter- und Tötungstechniken. Doch, davon zu erzählen reicht ihnen nicht, sie wollen es nachstellen, noch einmal erleben, ihren Blutrausch noch einmal stillen und vor allem wollen sie es gefilmt, für die Nachwelt festgehalten haben und sie wollen es ihren Enkeln zeigen.
Wenn ihr euch vorstellen wollt mit was für abgrundtief hassenswerten Menschen wir es hier zu tun habt, nehmt den schlimmsten Filmbösewicht, den ihr kennt, multipliziert ihn mit hundert und stellt euch vor, er ist real. Dann habt ihr ungefähr Anwar Congo und seine Gefolgsleute erreicht.
Also weiter im Text: Man sucht fleißig Darsteller für den Film im Film, findet aber in Indonesien kein Schwein, der einen Kommunisten spielen will. Also kommt Oppenheimer auf den genialen Einfall, die Täter von damals sollen auch noch die Opfer von damals spielen. Damit setzt er eine sehr interessante Bewegung in Gang: Dadurch, dass sie sehen, wie sie selbst zu Brei geschlagen werden, ihnen das Genick gebrochen wird und ähnliches, beginnen sie zu verstehen, dass das, was sie anno 1965 getan haben, vielleicht doch keine Heldentat war. Jetzt wurde ich Zeuge des Erschütterndesten, was ich je in einem Film gesehen habe. Ich beobachte, wie ein Mann vor laufender Kamera zerbricht, aus Stolz und Egomanie wird Selbstekel und Schuld. Das läuft so quälend und zermürbend ab, dass ich tatsächlich Mitleid mit diesem Monster empfunden habe, etwas, was ich zu Beginn des Filmes absolut ausgeschlossen hatte.
In Indonesien hat die Regierung jedem Einwohner diesen Film zum kostenlosen Download angeboten. Zu recht! Das sollte jedoch nicht nur in Indonesien der Fall sein sondern überall. Denn der Film erzählt nicht nur von der indonesischen Geschichte, er erzählt von der dunklen Seite des Menschen, von der Unmenschnlichkeit militärischer Diktaturen, von Medienmanipulation und von vielem mehr. Alles Themen, die uns alle angehen und hier so gut umgesetzt wie sonst nirgends. Und mir ist egal, dass der Film nach Moralapostel und Gutmenschentum klingt. Es ist wie es ist!
Leider eine sehr einseitige, mainstream-hafte Liste aber so was kommt ja bei einem Querschnitt meistens heraus.
Woody und Emma? Ich freu mich drauf!