GlorreicherHalunke - Kommentare

Alle Kommentare von GlorreicherHalunke

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    2 Folgen geschaut.

    Nunja, reicht nicht an den legendären Manga heran.
    Falls interessiert: https://chap.manganelo.com/manga-mm101506/chapter-1

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    • Tragisch!
      Möge er in Frieden und Würde altern!

      Die Goldene Himbeere hatte jüngst ne ganze Kategorie nur für ihn.
      Definitiv nicht gut gealtert.

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      • " Es war Applaus für den Schauspieler aus King Richard und für den beliebten Star, der sich vor aller Augen jenem überkommenen Männlichkeits-Ideal hingab, das in Jane Campions The Power of the Dog dekonstruiert wird. Wegen Gott. Und Liebe. Und so. Wie gesagt: Dafür erntete er Applaus!"

        Spöttisch gefragt: Muss jetzt jeder Mann sein wie Phil Burbank? Muss jeder erst seine Geschlechtlichkeit dekonstruieren?
        Ich denke, das würde auch Jane Campion nicht gesagt haben wollen.
        Dekonstruktion scheint auch so ein Modebegriff zu sein; manche reden auch schon wieder von Rekonstruktion.

        Zurück zum Applaus: Ja, puh. Wenn alles still gewesen wäre, das wäre ja auch seltsam gewesen. Für die Anwesenden. Es wird so gewesen sein wie immer; einer wird angefangen haben zu klatschen und die anderen stimmten eben ein.
        Es gibt genau 3 Beteiligte bei diesen Streit und die können das unter sich ausmachen.

        Man sollte an diesem kleinen Augenblick einfach nichts dramatisieren.
        It is what it is. Nicht mehr, nicht weniger. Und ja, was ist es denn eigentlich?

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        • Ikonographische Improvisation.

          Zunächst: An dieser Szene gefällt mir aus rein inszenatorischer Sicht, dass sie auch als Stummszene völlig zu begreifen wäre. Show, dont tell.

          Allzuvieo könnte man in diesen Vorfall hineininterpretieren. Es taugt als Kontrapunkt zu George Floyd und als martialischer Vergleich des russischen Angriffskrieges (Stichpunkt: toxische Männlichkeit) und doch wird eine Verallgemeinerung der singulären Situation nicht gerecht, gerade, wenn man noch versuchen würde, das Wiedererstarken des Patriarchats und den Niedergang weiblicher Selbstbestimmung hineinzuzwängen.

          Will Smith vollzieht eine nonverbale Demonstration an den die Ehre seiner Frau verletzenden Chris Rock.
          Juristisch gesehen sicher eine Körperverletzung, doch in Wahrheit setzt Will Smith ein Zeichen. Nicht für die Welt, aber vor ihr, und ob für seine Frau, das entscheidet sie selbst.
          Vorher hatte er selbst wie der ganze Saal über den Kalauer, der über simpelstes Büttenniveau nicht hinausgeht, gelacht. Nur seine Frau, mit der er in offener Ehe lebt, rollte die Augen.
          Ikonographisch wurde nicht das Augenrollen, sondern das Ergebnis, die Ohrfeige. Schon jetzt ein Meme, das uns den Sommer über begleiten wird.
          Wir sollten dabei die Betroffenheit seiner Frau immer mitdenken.
          Man könnte nun auf den wankelmütigen Smith eindreschen, aber das wird der Situation nicht gerecht. Freilich könnte er sich bei seiner Frau für seinen Lacher entschuldigen, aber wäre das wirklich genug?
          Und so geht er ein in den wenigen Sekunden unkalkulierbares Wagnis ein und setzt entschlossen auf diese Karte.
          Die jahrelange Fehde kommt durch die Grenzüberschreitung an ein Ende. Und vielleicht war für Smith auch das die Imtention. Bis hierher und nicht weiter.

          Der Öffentlichkeit geht es freilich um den Showaspekt.

          Der Gladiator Maximus wurde gelehrt: es kommt nicht darauf an, dass man tötet, sondern wie man tötet.

          Der moderne Zuschauer erwartet mehr, nämlich das Unerwartbare.
          Die höchste Form der Unterhaltung muss den Zwängen echter Spontaneität und Originalität erfolgen; ohne erzwungen und verkrampft zu wirken.
          Will Smith setzt nach "we saw your boobs", "oscars so white" und "lalaswap" einen vorläufigen endpunkt, aus dem es scheinbar wie so oft kein Entrinnen gibt.
          Die nächsten Oscars werden im gewisser Weise im Schatten dieser umstrittenen als auch spontanen Aktion stehen.
          Wichtig ist, dass es immer umstritten sein wird, da keine Partei wirklich richtig lag und due Duskusdion nicht vereindeutigt wrrden kann, sondern für mannigfaltige Deutungen und Einwürfe offen und gleichsam harmlos genug ist, da ja ohnehin niemand ernsthaft zu Schaden kam.
          Andererseits wird die Aufregung sich bald legen und die Academy um eine Anektode reicher sein.
          Mal sehen, was das nächste Jahr bringt.

          Scorsese sah seine zwielichtigen Helden stets fallen, doch seit Nolan leben wir im Zwielicht selbst und genau das haben wir bei Will Smith nicht nur geschaut, sondern auch gesehen.
          Er steht auf, um seine Frau zu verteidigen. Und welchen Menschen sollte es verwehrt sein für einen geliebten Menschen emotional Partei zu ergreifen?
          Die Show wird einfach immer weitergehen.

          Es war keine Gewalt, es war keine Notwehr, es war irgendetwas dazwischen, darüber oder darunter. Und das fasziniert. Zu Recht.

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            GlorreicherHalunke 20.03.2022, 12:05 Geändert 20.03.2022, 13:02

            SPOILER!

            Der Streifen kam auf meinem Dashboard stets sehr gut weg. Die Ausgangssituation klang ansprechend und spannend; das Endprodukt hat mich leider nur halbwegs überzeugt.
            Eine Anthropologin soll 3 Wochen mit ihrem perfekten Gegenüber, der ein humanoider Roboter ist, zusammenleben und dann eine Stellungnahme für den Ethikausschuss verfassen.
            Der Roboter ist aufgrund einer umfassenden Datenanalyse so programmiert, dass er als idealer Partner für die Frau funktionieren soll.

            I. Was funktioniert?

            Die Geschichte entfaltet sich nach dem abrupten Einstieg sehr organisch; in der gebotenen Langsamkeit nähert sich die Wissenschaftlerin ihrem angeblichen Traummann, der von Dan Stevens brillant verkörpert wird.

            Denn die Frau fremdelt erst mit dem Mann, der darauf programmiert ist, um ihre Gunst zu buhlen. Diese erste Phase ist aus zahlreichen RomKoms bekannt und auch der Rest des Films kann als einseitige Nacherzählung der gängigen Tropen betrachtet werden.

            Die Einbeziehung der diversen Nebencharaktere lockert den Film zwar auf, aber wirkt gleichzeitig wie Streckmaterial, da man so Tiefe bei der fragwürdigen Beziehung herausnehmen kann und dennoch noch auf seine 100 Minuten kommt.

            Durch die Wahl eines männlichen Roboters hebt man sich von den Genrebeiträgen „Her“ und „Ex Machina“ deutlich ab und stellt so das weibliche Verlangen in den Mittelpunkt, gleichwohl man dabei subtil bleibt.

            II. Was irritiert?

            Der Schluss hat mir die Freude an diesem vorhersehbaren Werk verdorben.
            Die Geschichte raubt sich selbst jeder Schaffenshöhe, indem das plumpe Urteil der Wissenschaftlerin zuletzt klar gegen die Zulassung von Robotermenschen im Bereich der romantischen Beziehungen ausfällt. Da hilft es auch nicht, dass sie sich selbst auf dem Weg zu ihrem Robotermann macht.
            Für Freunde des offenen Endes ist dies freilich enttäuschend, da die Erzählung bis dahin immer offen für das Vage geblieben ist. In den letzten 5 Minuten wird dann alles unnötig konkret.

            Der Mann buhlt um die Gunst der Frau. Ich mag die konservative Rollenverteilung, aber das Experiment hätte doch progessiver ausfallen können und müssen. Warum ist der Roboter denn so programmiert? Das wird im Film gar nicht aufgegriffen. Und das ist furchtbar schade.

            Darüber hinaus bleibt mir auch die Konzeption des Robotermenschen fraglich.
            Warum soll solch ein Mensch ständig Zugriff aufs Internet haben und dort allerlei Fakten zitieren können, die nicht mal menschliche Besserwisser abrufbereit haben?
            Warum muss dieser Roboter blitzschnell eingreifen können, sobald ein anderer Mensch auf einer Party stürzt?
            Warum muss sich der Roboter alles merken, dass er in 13 Minuten die alte Unordnung haargenau wieder herstellen kann, die er vorher beseitigt hatte?

            Und dann wäre da noch die Sache mit dem Geschlechtsverkehr.
            Diese Szene war mir einfach zu wirr. Da verlangt sie von dem Robotermenschen im alkoholisierten Zustand den Beischlaf und dieser verweigert ihn, da er wüsste, dass es ihr auf langer Sicht gut täte.
            Gut, die Frau lernt so, dass ihr Roboter kein Gebrauchsgegenstand ist.
            Als die Frau später ihren Koller bekommt, eilt der Roboter zu ihr, da er erahnt, wo in der Uni sie sich versteckt – und dann können sie sich in Amors Flügel hegen und lieben. Sie kommt natürlich so schnell zum Höhepunkt der sexuellen Lust wie im wahren Leben die Männer, aber darüber hinaus wird nicht weiter über Sexualität nachgedacht. Gerade vom weiblichen Geschlecht wird doch oftmals vertreten, dass sie auch ohne eigenen Höhepunkt Lust an sich und ihrem Gegenüber verspüren. Was aber, wenn das Gegenüber gar nicht „kommen“ kann?
            Als letztes Bild bleibt wie in jeder beliebigen anderen RomKom eben das: Frau und Mann sind sich näher gekommen und lieben sich. Der Vorhang fällt. Wir schauen nur, aber wir sehen nicht.

            III. Was bleibt?
            Der Film bereitet mir schon etwas Grusel.
            Einsamkeit ist schlimm, aber ganz sicher ist ein materialisiertes Luftschloss noch schlimmer, wenngleich es dann doch schnell verführerisch wirkt.
            Für die deutsche Fernsehlandschaft ein Achtungserfolg, auch wenn letztlich der Biss und die Durchschlagskraft einer Episode von „Black Mirror“ nicht erreicht wird.
            Ein massentaugliches Gedankenexperiment, das die Langzeitfolgen nicht im Blick hat und für meine weiteren Überlegungen für diesen spannenden Bereich nur als Randnotiz in Erinnerung bleiben wird.

            P.S. Wer dazu ein wirklich interessante Unterhaltungsliteratur lesen möchte, dem sei „Enemy“ von Ian Reid empfohlen.

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            • GlorreicherHalunke 17.03.2022, 07:51 Geändert 17.03.2022, 07:52

              Der frühe Guy Ritchie hat auch Soundtracks fabriziert, die einem Tarantino in nichts nachstanden.
              Mein liebster dabei ist und bleibt "Snatch" - Einfach herrliche Musikauswahl (sofern das auch als Soundtrack zählt).

              Ansonsten noch der OST zu Magnolia. Tolle Lieder von Aimee Mann. Insbes: Its not going to stop Und Save Me.

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              • Als ob er das wirklich noch fertig schreibt.
                Der Hype is längst rum.
                Band 6 hätte vor dem Finale kommen müssen und Band 7 kurz danach.
                Jetzt juckt das doch keinen mehr.
                MP eurd zu hegebener Zeit eh gleich spoilern, wie GRRM es hat enden lassen...

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                • 5 .5
                  GlorreicherHalunke 10.03.2022, 18:00 Geändert 10.03.2022, 18:00
                  über Tenet

                  Till trifft Tenet. Meisterwerk.

                  Rammstein - Zeit

                  https://youtu.be/EbHGS_bVkXY

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                  • 7 .5

                    Wow. Nach 9 der 10 Folgen von Staffel 1 muss ich sagen: Das ist fast noch besser als "The Good Wife".

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                    • Provokatives zur Nacht.
                      Wer nicht genervt werden will, scrolle weiter.

                      Ironie der Geschichte.
                      Der grüne Wirtschaftsminister lässt eine längere Nutzung der Atomkraft prüfen.
                      Der Verteidigungshaushalt explodiert gleichzeitig.
                      Grün, das war mal Anti-Atom und Anti-Wettrüsten.

                      Rot-grün ist ideologisch gescheitert in der harten so oder so nunmehr von Putins Willen geprägten Realität angekommen.
                      Oder übersehe ich hier etwas? Das wäre doch genau so mit Merkel, Fritze, Laschet oder Söder gekommen. Nur stehen diese 4 zumindest schon auf dem Papier für ihre Inhaltslosigkeit.

                      Noch skandiert die ohnmächtige Masse im Westen gegen den russischen Aggressor.
                      Steigen die Energiepreise, wird sich die allgemeine Wut nicht mehr an Putin abarbeiten.
                      Zu spekulieren wäre müßig.
                      Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass sich die westlichen Handelsbeziehungen zu Russland auf absehbare Zeit normalisieren.
                      Putin ist darauf m.E. vorbereitet. Er mag verrückt sein, aber nicht dumm, was nicht heißt, dass er am Ende nicht doch scheitert.
                      Der Westen wirft jetzt mit Geld, das es vorher nicht gab, um sich und führt einen Stellvertreterkrieg in der Ukraine.
                      Das schlechteste Szenario wäte wohl eine Aufteilung der Ukraine in West-Ost mit einer gazastreifenähnlichen Problematik.

                      Lachender Dritte bleibt wohl der Ami.
                      China reibt sich die Hände und schielt nach Taiwan.

                      Das Ende der Geschichte kann kommen.

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                      • 5

                        Wes Anderson eben. Verliert sich im Detail und verliert so hie und da den Faden bzw. empfand ich es schwer, ihm zu folgen.

                        Die erste Geschichte fand ich noch ganz packend und unterhaltsam.
                        Die anderen zwei haben mich kaum abgeholt und da hätten mir in einer echten Zeitung wohl schon die Überschriften zum Weiterblättern animiert.

                        Tut nicht weh, bleibt nicht hängen. Nett anzusehen- und zuhören, hat mich aber nicht angesprochen.

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                        • Hm..mir 7st das alles in allem egal, da ich die oscars noch nie geschaut gaben und die meisten Reden eh nich hängen bleiben.

                          Aber puuuh...für die Künstler ist das halt scheiße.
                          Oscar light^^

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                          • 5 .5

                            Puh...es wird kaum mehr ein Fall gelöst und die Witze waren auch schon besser, auch wenn sich die Serie treu bleibt.

                            Für die letzte noch kürzere Runde bleib ich definitiv am Ball.

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                              GlorreicherHalunke 20.02.2022, 21:07 Geändert 20.02.2022, 21:07

                              Das wird wohl ne sehr, sehr harte Sichtung.
                              Freitod von verfolgten Juden zur Abwendung von schlimmeren Übeln.
                              Sollte sich jeder (Quer)Denker mal aussetzen.

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                              • 4

                                Nicht besser und nicht schlechter als ein durchschnittlicher Hollywoodschmockactioner.

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                                • GlorreicherHalunke 17.02.2022, 15:31 Geändert 17.02.2022, 15:36

                                  Frenzy, mach hinne :)

                                  "Armie Hammer-Kritiker:innen"
                                  Nein. einfach Nein. Es gibt einen Genitiv.
                                  Morgen jage ich vllt den Dativ durchs Dorf.

                                  "Für die Chefredaktion von Moviepilot braucht es tiefgehende Kenntnisse rund um Content-Kreation und -Distribution auf verschiedensten Kanälen, ob in Textform, als Video oder Podcast", sagt Julia Neumann, Head of Digital Publishing Movies bei Webedia. "Mit Lisa haben wir ein kreatives Allround-Talent gefunden, die all das mitbringt und das Team sicher durch die sich stetig verändernde Welt der Popkultur führen kann."
                                  https://kress.de/news/detail/beitrag/147194-ex-zeit-redakteurin-lisa-ludwig-wird-moviepilot-chefredakteurin.html

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                                  • 4 .5

                                    Hätte, hätte.
                                    Bin bei Folge 8 und mehr als entgeistert.
                                    Am Trailer gemessen dachte ich, es wäre ein Film.
                                    Nun sage ich: Diese breitgewalzte Zombieherde wäre auch lieber mal ein Film geblieben.
                                    Das ist nicht mehr Filler, das ist Streckbank!
                                    Vermutlich werde ich bis zum Ende ausharren, da ich nur sehr, sehr ungern eine erste Staffel nicht fertig sehe, aber puh - eile mit weile...

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                                    • 7

                                      Das neueste Video von "kurzgesagt" ist wohl unterhaltsamer als dieser Film.

                                      Was passiert, wenn der Mond in die Erde kracht?
                                      Link: https://www.youtube.com/watch?v=XBQEvKPytxw

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                                      • 5 .5

                                        Stand schon sehr lange auf meiner Wiedersehensliste und in Hinblick auf „The Adam Project“, der in Kürze bei Netflix startet, ist es nun geschehen.

                                        Woran konnte ich mich noch erinnern?
                                        Ein rotes Flugzeug; ein erwachsener Mann, der auf sein kindliches Ich trifft und zum Schluss auch auf sein älteres Ich.
                                        Das hat mir als Kind damals ziemlich gut gefallen.
                                        Eine harmlose Komödie, die sich als harmloses Mischmasch aus Zurück in die Zukunft, Ist das Leben nicht schön?, Scrooge und – der entstand zwar später – Looper geriert. Der verspielte FeelGood-Soundtrack erinnert uns beinah in jeder Sekunde daran, dass nicht Schlimmes oder Kontroverses passieren wird. Familienunterhaltung vom Mäusekonzern eben.

                                        Die Kernbotschaft des Films: „Du hast keinen Hund, keine Frau und bist nicht Pilot geworden. Du bist ein Loser.“ So blafft das 8jährige Ich des Protagonisten diesen an.
                                        Zunächst wird die Methode der Charakterisierung dargestellt, um danach zu argumentieren, aus welchen Gründen die dargebotene Lösung in die Irre führt.

                                        I. Darstellung eines Widerlings

                                        Bruce Willis mimt den erfolgreichen Imageberater Russell unterhaltsam.
                                        Er wird als Widerling dargestellt; einfach, weil er einer sein muss, damit der Film funktioniert. Doch bei genauerem Hinsehen ist er wohl nur eine Spur ehrlicher als der Durchschnittsmensch. So bezahlt er den Grutsch einer Dame, die vor ihm in der Schlange nach Kleingeld sucht, gleich mit, da er sonst seinen Flug verpasst; er gibt hernach offen zu, dass er es nicht aus Nächstenliebe gemacht hat und drückt der Frau noch einen dummen Spruch – nur damit der Zuschauer kapiert, dass er nicht effizient und ehrlich, sondern arrogant und egoistisch ist. Im Flugzeug angekommen wird er von einer jungen Frau, die Nachrichtensprecherin werden will, um einen Tipp gegeben, denn er ihr unter der Voraussetzung, dass sie ihn danach in Ruhe lässt, in aller Kürze gibt.
                                        Und schließlich muss er natürlich auch seinen in die Jahre gekommenen Vater schlecht behandeln, damit die Charakterisierung in Stein gemeißelt ist. Er ist ein Arbeitstier, der auch die schlimmsten Finger wieder gut dastehen lässt und schert sich nicht um das Wohlergehen seiner Mitmenschen und wenn, dann nur damit er seine Ruhe bekommt.
                                        Diese Charakterisierung greift den Widerspruch zwischen Egoismus und Altrusiumus auf und vereindeutigt den Protagonisten plump.
                                        Und ganz wichtig für Disney: Dieser ist selbstverständlich kein unmoralischer Mensch, auch frönt er keinen sexuellen Liebschaften, sondern er ist nur ein Widerling, der „es“ noch nicht ganz gelernt hat.
                                        Selbst wenn man dieses Schwarz-Weiß-Denken im Rahmen einer Gleichniserzählung akzeptiert, so ist der Erkenntniswert der Lösung verschwindend gering.

                                        II. Vergangenheitsbewältigung und Liebe

                                        Küchenpsychologisch beantwortet der Film die Frage danach, warum Russel so wurde, wie er ist. Sein 8-jähriges Ich ist kurz vor dem Tod der Mutter, die man nicht sieht, vom Vater dazu verdonnert worden, endlich erwachsen zu werden, woraufhin er den Augentick entwickelt hat, woran er sich aber erst nach seiner Reise in die Vergangenheit erinnert.
                                        Und diese Erinnerung lässt ihn verstehen. Die jetzt eigentlich nötige Aussprache mit seinem Vater bleibt jedoch aus; stattdessen sieht er nach seiner Rückkehr in die Gegenwart die Zukunft; er ist mit seiner Kollegin verheiratet, hat vier Kinder, einen Hund und kann ein Flugzeug steuern.
                                        Alles wird gut, wenn er nur seine Kollegin heiratet.

                                        An dieser Stelle führt ein Exkurs zum Gebrauch des „stummen Schrei nach Liebe“ weiter.
                                        Radiostationen und Stadionbetreiber haben es zu einer Marotte gemacht, nach fremdenfeindlichen Vorkommnissen die Zuhörer/-schauer mit dem Lied der Ärzten zu beschallen, in dem den Delinquenten quasi vorgeworfen wird, dass er sich gefälligst um etwas Liebe in seinem Leben kümmern soll.
                                        Die Reaktion auf eine falsche Tat kann auch überzogen bzw. selbst falsch sein.
                                        Ich halte das Lied der Ärzte für sehr problematisch.
                                        Und ja, ich verstehe schon, es geht um einen Nazi, der keine (bzw. die Falsche) abbekommen hat und seinen Selbsthass in Fremdhass auslebt. Alles schön und gut. An dieser Stelle sei auf den Umstand der moralischen Selbstvergewisserung verwiesen, die ich bereits in der Kritik zum Känguru erklärt habe.
                                        Das Lied selbst wird in den oben beschriebenen Situationen zu einem „stummen Schrei“, wenn er dem Täter erklären will, warum er so ist, wie er ist.
                                        Eine Beleidigung aufgrund der Herkunft oder Hautfarbe mit einem wesensähnlichen argumentum ad hominem zu erwidern, ist maximal eine Notlösung, die aus der eigenen Sprachlosigkeit entsteht und so nicht zu einem friedlichem Miteinander beitragen kann.
                                        Meine These: Man steckt den Täter so in eine Schublade und möchte im Grunde gar nicht, dass er sich ändert.
                                        Wenn man ihn wirklich berühren möchte, sollte man ihn doch einfach mal umarmen statt ihm besserwisserisch von oben zu belehren. Das erfordert Courage, Mut und Glück! Und doch ist die Umarmung höchstens der Anfang eines beschwerlichen Weges; keine Endlösung, sondern ein Angebot ins Ungewisse, an dessen Ende man maximal darauf hoffen sollte, sich getrennt, aber nicht gespaltet zu haben.

                                        Warum Russell nach dem hormonellen Hoch der Flitterwochen nicht wieder in sein altes Verhaltensmuster fällt, wird nicht erklärt; genauso wenig, wie das Lied der Ärzte für fremdenfeindliche Personen greift, die privat in liebevollen Beziehungen investieren und dort Zufriedenheit entdecken; an dieser Stelle sei auch nochmals auf die Dokumentation „Ganz normale Männer“ verwiesen, bei der klar wird, dass die Exekutive des Holocausts gerade deswegen Unmenschen geworden sind, da sie ansonsten unbescholtene Durchschnittsbürger Deutschlands waren.
                                        Doch mit dem Abgrund in einem selbst will man sich ja nicht beschäftigen.

                                        Zurück zum falschen Liebesversprechen Hollywoods, das ich wahrlich schon oft genug angegriffen habe, aber mit einer weiteren Pirouette untermauern möchte.
                                        Eva wird von Adam als Erfüllung seiner darbenden Sehnsucht gesehen. Ein hohes Lied der Liebe. Doch endet die biblische Geschichte nicht da, wo in „The Kid“ die Tür ins Schloss fällt und der Abspann schnell heran rollt. Das Drama entspinnt sich weiter und endet schließlich in der Entfremdung zwischen Mann und Frau. Und seit der Vertreibung aus dem Paradies reicht es nicht aus, dass Mann und Frau sich treffen, kennen und lieben. Eine Beziehung ist kein Allheilmittel, sondern es erfordert eigens Mühe und Stress.
                                        Wer mit sich selbst Probleme hat, dem würde ich in den seltensten Fällen raten, eine Liebesbeziehung einzugehen, auch wenn er oder sie sich noch so danach sehnt.
                                        In Hollywood gehört diese Trope zum Standardrepertoire. Einfach weil die Externalisierung von Problemen so verführerisch für den Menschen ist. Ganz wie Schneewittchen durch der wahre Liebe Kuss zu neuem Leben erwacht, so wird Russell durch die bloße Hinwendung zur Frau zu einem tugendhaften Menschen.

                                        III. Man sieht Filme mit zwei Augen.
                                        Mein jüngeres Ich hat den Film anders gesehen. Lustig, unterhaltsam, abendfüllend.
                                        Hat der Film mir geschadet? Wohl kaum bzw. in keinster Weise.
                                        Und hier erreicht die Ideologiekritik Ihre Grenze.

                                        Mit der sachlichen Ideologieanalyse ist die Frage, wie und ob Filme welche Menschen beeinflusst, noch lange nicht beantwortet.
                                        Nicht jeder, der "300" schaut, wird zum Faschisten bzw. wird keiner zum Faschisten, weil er das Spartanergemetzel als nihilistischen Beitrag der Spaßkultur abfeiert.
                                        Ein kleiner Wink zur „Killerspieldebatte“ als Extrembeispiel soll genügen.

                                        Sind die RomKoms Hollywoods und der tränenreichen Liebesgeschichten Bollywoods so harmlos wie sie scheinen?
                                        Nun, wer heiratet, damit er keine Probleme mehr hat, wird eines Tages aufwachen und feststellen, dass es so nicht funktioniert. Er könnte nun an seinen Selbstbetrug festhalten und darauf pochen, dass sich die Partnerin gefälligst seinem Glück zu beugen habe, oder er könnte – wie es Aimee Mann für Magnolia besingt – „wise up“.
                                        Aber dabei steht doch fest, dass er sich für den weiteren Lebensweg anderen Werken zuwenden muss als „The Kid“.
                                        Selbstverständlich kann man sich dennoch zur Unterhaltung solche „schädlichen Werke“ ansehen, aber über ein Kritisieren des Dargestellten werden sich unsere Gedanken nicht erheben können. Diese Werke sind für eine Lösung des menschlichen Problems gerade deswegen so schädlich, weil sie harmlos und zeitraubend sind – noch mehr, wenn man sie analysiert, wie ich zugeben muss.
                                        Oder um die Lyrics der Ärzte richtig zu stellen: All unser Tun ist nur ein stummer Schrei nach Liebe!

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                                        • Wow. Ein kleines Beben ist das schon.
                                          Netflix verscherbelt Originalprodukte???

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                                            Finger weg.
                                            Was war denn das bitte?

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                                            • GlorreicherHalunke 11.02.2022, 08:40 Geändert 11.02.2022, 08:41

                                              Die Theorie hat also gepasst.
                                              D=4
                                              R=18

                                              + Die Synchronstimme von Kim Wexler ist zwischenzeitlich verstorben!

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                                                Ich mag das Känguru nicht. Und ich kann mit Marc-Uwe Kling nicht viel anfangen.
                                                Das Känguru kenne ich nur aus den meist sehr drögen und bewusst flachen Comic-strips bei ZEIT Online. Das gibt mir noch weniger als meine Lektüre von „Quality Land“ vor zwei Jahren. Kling verschanzt sich im Kabarett und möchte gleichzeitig sehr ernst genommen werden, so mein Eindruck.

                                                Und was bleibt bei dem Film, der – wie mir erst nach der Sichtung bekannt wurde – von großen Teilen der begeisterten Leserschaft mehr schlecht als recht aufgenommen worden ist, für mich übrig?
                                                Eine uninspirierte Handlung, die zu nichts anderen als doofen Kalauern führen.
                                                Und ja, so könnte ich auch die von mir gefeierten Werke Ottos zusammenfassen.
                                                Gut, wovon man sich unterhalten lässt, ist Geschmacksfrage – soweit klar.
                                                Und doch unterscheiden sich die Filme immens, da das Känguru ständig mit seiner linkslastigen politischen Gesinnung auftrumpft, während Otto – wie ich in meinem Kommentar zu „Otto – Der neue Film“ gezeigt habe, seine politische Botschaft gekonnter und én passant in sein sonst blödsinniges Werk webt.
                                                Doch statt diesem spielerischen Ansatz erlebe ich bei diesem Film eine moralische Selbstvergewisserung.
                                                So nimmt man sich als große Gegner auch einen raffgierigen Unternehmer und einen Nazi-Schlägertrupp. Jo, gegen diese Herr- und Frauschaften hätte wohl ein sehr, sehr breites politisches Spektrum etwas einzuwenden.
                                                Dam man sich bei Ottos Persiflage des Hausmeisters als „gut“bürgerlicher Zuschauer nie ganz sicher sein kann, ob man am Ende nicht doch selbst gemeint ist, ist dies eine gelungene Satire, da es zum Nachdenken anregt anstatt reflexartig mit den Fingern auf andere zu zeigen, wie es in meinen Augen „das Känguru“ tut.
                                                Satire, die nur auf andere zeigt, hat keinen Biss. Da hilft dann auch kein Metahumor, der über nichts außer sich selbst verweist, weiter.

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                                                  Ich habe ein Herz für solche Filme und ich weiß auch gar nicht, warum.
                                                  Persönlich bin ich ziemlich unsportlich.
                                                  Und dennoch: Das Pathos ergreift mich jedes Mal, wenn der Underdog zum Gewinner wird.

                                                  Und so gäbe es zu diesem generischen Werk mit wenigen Höhen und einer spuckenden Talsohle nicht viel zu schreiben, wenn da nicht das Ende wäre, das aus der klassischen Underdog-Geschichte ausbricht und in seiner letzten Konsequenz eine gesellschaftliche Problemstellung repliziert.

                                                  I. Kurzer Abriss

                                                  Das Team wird nur Zweiter. Dieser an sich ungewöhnliche Umstand wird durch den Grund für die Niederlage diskussionswürdig.
                                                  Rollen wir das Feld rückwärts auf.
                                                  Es sind die letzten Sekunden des Spiels. Das vom Protagonisten trainierte Team bekommt einen Freistoß zuerkannt, der die drohende Niederlage in einen Sieg verwandeln könnte.
                                                  Der Trainer entscheidet sich dazu, einem aussortierten Spieler die Gelegenheit zu geben, auch Teil des Spiels zu werden. Dieser vergeigt es – Niederlage.
                                                  Und dennoch ist der Sohn des Trainers, der Teil des Teams ist, stolz auf seinen Vater.
                                                  Als augenzwinkernde Referenz knallt der Ball gegen die Anzeigetafel und die Lichter gehen aus. Die Anzeigetafel wurde aufgrund der sportlichen Richtlinien ausgeschaltet, wenn ein Team so und so viele Punkte zurücklag. Spielabbruch und nicht weitere Qual des unterlegenen Teams, was im Film teilweise problematisiert wird, aber für die vorliegende Betrachtung außer Acht gelassen wird.

                                                  Der Trainer war vorher der Trainer eines erfolgreichen Teams, das sogar den SuperBowl gewonnen hat, und ist dann aufgrund dubioser Machenschaften für ein Jahr gesperrt worden war. Ein Mann, der immer auf Sieg gespielt hat, lernt eine Lektion fürs Leben,… oder doch nicht?
                                                  Was hat er denn genau gelernt?

                                                  II. Inklusion vs. Sportgeist?

                                                  Vorab: Unter „Inklusion“ verstehe ich die oft ob der politischen Korrektheit motivierten Vorgehensweise, Menschen aufgrund sachfremder Erwägungen auf entscheidende Plätze in einer Organisation zu setzen. Falls jemand ein besseres Wort hat, immer her damit.

                                                  Der Sportgeist, der in diesem Tagen im olympischen Gewand prominiert, verlangt auf der einen Seite den Willen zum Sieg und auf der anderen Seite gebietet er sportliche Fairness gegenüber dem Kontrahenten.
                                                  Der Wille zum Sieg kann auch mit der Phrase „sein Bestes geben“ umschrieben werden.
                                                  Und so gebietet es dieser sportliche Grundsatz, dass bei besagtem Freistoß der geeignetste Spieler vom Trainer ausgewählt wird.
                                                  Der Trainer verstößt aber gegen diesen Grundsatz, um auch einen ungeeigneten Spieler aktiv Teil des Teams werden zu lassen. In einer entscheidenden Situation.
                                                  Bei einem veritablen Vorsprung auch Youngstern die große Bühne zu geben, stellt eine gängige Vorgehensweise dar. Bzw. denke man auch an das „Kleine Finale“ 2006, in dem Olli Kahn statt Manuel Neuer im Kasten stand.
                                                  Dies als moralischen Sieg zu werten, ist problembehaftet, da der so obliegen gebliebene Gegner eben nur auf diese fragwürdige Weise zum Sieger wurde. In den entscheidenden Momenten sollte man sich von rein sachlichen Erwägungen leiten lassen.
                                                  Der Film vermeidet auf diese Weise zwar die kitschige Trope, dass der Versager im Team zum großen Helden wird, was an und für sich lobenswert ist, aber die blanke Konsequenz des Handelns wird im Film mit der „moralischen Überlegenheit“ der Entscheidung abgefedert.

                                                  III. Keine falschen Schlussfolgerungen

                                                  Teile meiner treuen Leserschaft erwarten wohl nun den naheliegenden Schwenk zu Quotenregelungen und Frauenförderungen und doch möchte ich es mir nicht zu leicht machen, eine Sportgeschichte 1:1 auf politische Entscheidungen zu übertragen.

                                                  Die politische Alltagswelt ist um ein vielfaches komplexer als eine sportliche Auseinandersetzung.
                                                  Zum einen ist der Sport stets temporär begrenzt. Über Sieg und Niederlage entscheiden oft wenige Minuten, was daran erinnert, dass ein falscher Lacher eine ganze Politikerkarriere beenden kann. Und zumindest ist es im Sport einfacher, es einfach nochmal im nächsten Spiel/Jahr zu probieren; dramatische Ausnahmefälle bestätigen hier im Hinblick auf die zu treffende Abgrenzung zum Politbetrieb die Regel.
                                                  Zum anderen hat jegliche Sportart ein konkretes Ziel: mehr Tore/Körbe als der Gegner erzielen, schneller, höher, weiter als der Gegner. Man muss nach objektiv messbaren Kriterien besser als der Gegner zu einem konkreten Zeitpunkt für eine bestimmte Zeitspanne sein. Der Politbetrieb kennt solche Kriterien kaum und wenn doch, kommt es auch immer auf das Talent des Aspiranten an, diese dem Wähler zu verkaufen.
                                                  Und doch führt „die Politik“ in den letzten Jahren vermehrt Diskussionen um obig benannte Themen.
                                                  Was wäre aus diesem Film dazu zu lernen?

                                                  IV. Die richtigen Fragen
                                                  Mir widerstrebt es, diese von der BILD besetzen Phrase zu verwenden, aber in Ermangelung einer prägnanteren Ausdrucksweise, bleibt es dabei.
                                                  Der Film legt dar, dass falsch ausgelebte „Inklusion“ einen Preis hat.
                                                  Der Trainer und das Team verlieren das Spiel und feiern hernach trotzdem. Auch dies ist ein Unterschied zum politischen Ränkespiel. Falsche Entscheidungen beim Sport führen nur zur (Nicht-)Qualifikation bzw. Gold oder Silber, von politischen und sonstigen strategischen Wegfindungen hängt mitunter das Wohl und Wehe einer wirtschaftlichen Einheit, eines Amtes oder auch eines gesamten Landes ab.

                                                  Es wäre nun auch müßig auf die Frage einzugehen, ob Person A oder B anstelle der anderen wirklich eine bessere, klügere oder vernünftigere Entscheidung getroffen hätte und doch möchte ich hier nicht in eine fatalistische Beliebigkeit abdriften. Dennoch soll an dieser Stelle festgehalten werden, dass das „Amt“ den Menschen mehr verändert als der Mensch das Amt; siehe aktuell K.L..
                                                  Und genau diese Frage muss die Politik sich nicht nur stellen, sondern auch lösen.
                                                  Auf welcher Grundlage soll Macht und Entscheidungsgewalt in unserer Gesellschaft verteilt werden?
                                                  In Abwandlung der Frage an die Wächter kann man hier fragen: „Wer macht die Mächtigen?“
                                                  Katastrophen und Niederlagen sind immer tragische Einzelfälle und Erfolg wird auf das strebsame Tun des Selbstproklamierenden zurückgeführt. Diese Erzählung ist falsch.
                                                  Nicht bei jeder absehbaren Konsequenz kann man sich hernach auf eine vermeintlich konkurrierendes moralisches Dilemma berufen.
                                                  Manche Spieler gehören nicht aufs Feld. Nicht in entscheidenden Situationen.
                                                  Es wird Zeit, Verantwortung zu übernehmen.

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                                                    Jedem Anfang liegt ein Zauber inne. Und so auch im ersten Langfilm des Mäusekonzerns.

                                                    Die Handlung ist altbekannt und auch für heutige Verhältnisse famos inszeniert. Ein echter Klassiker, an dessen Liebe zum Detail erst viel später die Ghibli-Marke herankam.

                                                    Der Zeichentrickfilm ist zu 85 % putzig und zu 15 % verstörend. Bei dem realen Märchen ist es in etwa umgekehrt.

                                                    Im Kern stehen 3 Beziehungen.
                                                    Eine junge Frau kümmert sich um 7 Männer, während ihre böse Stiefmutter sie töten will und ein junger Mann um ihre Hand anhält.

                                                    1. Die Beziehung zwischen Schneewittchen und dem Prinzen – Das Bedürfnis: Liebe
                                                    Kaum zu sehen, fast stumm und doch ist alles gesagt.
                                                    Schneewittchen hat sich in dem Paradebeispiel des „Mannes in glänzender Rüstung“ verliebt und ziert sich zu Beginn noch ein wenig.
                                                    Dieses „Sich-Zieren“ ist heutzutage aus der Mode geraten.
                                                    „Nein heißt Nein.“ hat eine Geschichte als auch Sinn & Zweck; doch unterminiert es in absoluter Anwendung das Spiel zwischen Männlein und Weiblein. Wohl dem, der einen Spielkameraden findet.

                                                    Der erlösende Kuss, den es im Original so nicht gibt, legt den Grundstein für das fatale Liebesverständnis der Disney-Streifen. Denn „das Erwachen durch der wahre Liebe Kuss“ ist ein Luftschloss, das in der Realität so nie erlebt werden kann.
                                                    Man überhöht so die Erwartungen an die echte Liebe.

                                                    Schneewittchen ist das „unschuldige, arme Opfer“. Eine Trope, die man durchaus kritisch sehen kann, auch wenn sie hier perfekt aufgeht.
                                                    Darum ist es auch wichtig, dass Schneewittchen mit dem Tod der Stiefmutter nichts zu tun hat. Im restlichen Film wird noch nicht einmal klar, ob sie weiß, wer ihre Mörderin gewesen ist.
                                                    Sie muss unschuldig bleiben und darf keine schlechten Gefühle hegen. So gesehen eine reine Männer- und auch Frauenfantasie, die an jeglicher Realität zerschellt.

                                                    2. Die Beziehung zwischen Schneewittchen und der Stiefmutter/Königin – Das Anti-Bedürfnis: Vertreibung/Hass

                                                    Der Film spart die Vorgeschichte aus, was nicht weiter stört.
                                                    Die Stiefmutter wird in ihrer Eifersucht und Neid vor dem Spiegel hinreichend motiviert.
                                                    Die surrealistische Sequenz der Vertreibung in den Wald ist die beste Szene des Films.
                                                    Der Zuschauer stolpert mit Schneewittchen in das Ungewisse, da die Orientierung genommen wird.

                                                    Und was des einen Mannes höchste Fantasie, ist dem neidischen Weib Schrecken.
                                                    Der Spiegel repräsentiert auf überzeichnende Art und Weise die Sehnsucht nach Selbstbestätigung. So zeigt der schwarze Spiegel gar nicht das Antlitz der Königin, sondern er gibt ihr einen objektiven Rang im Schönheitswettbewerb, an dem nur sie allein Interesse hat.

                                                    Und auch sie lernt nach der Aufdeckung des vom Jäger begangenen Betrug etwas: Wenn du willst, dass etwas richtig gemacht wird, tu es selbst.
                                                    Was aber auch heißt: Sich die Finger selbst schmutzig machen bzw. selbst hässlich werden bzw. dass die Hexenfratze sich zeigt.

                                                    Die Tragödie der Königin endet in ihrem Tod, aus dem Disney die Schärfe herausnimmt.
                                                    Hass macht hässlich und wer das Schwert zieht, wird durch das Schwert sterben.
                                                    So gesehen eine plakativ warnende Botschaft.

                                                    3. Die Beziehung zwischen Schneewittchen und den 7 Zwergen (und den Tieren) - Freundschaft und Hilfe

                                                    Die titelgebende Konstellation versperrt sich einer direkten Einordnung.
                                                    Die Tiere fungieren zunächst als bloße Side-Kicks, die als visuelle Note bei der Erforschung der Zwergenhütte prächtig in Szene gesetzt werden.
                                                    Und doch fällt den Tieren bei dem Besuch der alten Dame instinktiv auf, dass hier etwas nicht mit rechen Dingen zugeht. Der (ausbleibende) Gesang der Vögel lässt bekanntlich tatsächlich Rückschlüsse auf das direkt anstehende Wetter zu.

                                                    Die 7 kindlich-fein charakterisierten Zwerge dagegen gewähren ihr Schutz und werden gleichzeitig von ihr bemuttert. Von ihnen geht keine Gefahr aus; die Beziehung verläuft von einer gegenseitigen kuriosen Bewunderung hin zu einen freundschaftlichem Band, dessen Zartheit sich auch Brummbär nicht entziehen kann.

                                                    Schneewittchen selbst ist jung, hübsch – und naiv. Eine aufrichtige Naivität, die auch der Warnschuss vom Jäger nicht erschüttern konnte, führt nun in den konsequenten Tod.
                                                    Das Herbeieilen der 7 Zwerge kommt zu spät.

                                                    Freunde helfen und unterstützen sich, aber auch diese können manchmal das Schlimmste nicht verhindern. So gesehen eine realitätsnahe Betrachtung.

                                                    4. Conclusio: Das neue Leben in Liebe
                                                    Die Zwerge wachen ach so treu an ihrem Glassarg. Und doch muss Schneewittchen sie verlassen, damit das Märchen zu Ende gehen kann.
                                                    Freilich geschieht dies nicht in Bitterkeit, sondern in der Erkenntnis, dass ein neues Leben sich von alten Begleitern trennen muss.
                                                    Eine Erkenntnis, die spätere Werke wie „Der König der Löwen“ nicht mehr berücksichtigen. Hier ziehen die hippen Kumpels von damals mit in den Palast.

                                                    Wer das Schwert aus dem Felsen stemmt, ist König.
                                                    Und wer die Prinzessin mit der wahre Liebe Kuss betört, darf sie sich zur Frau nehmen.
                                                    Bei ersteren ist Kraftanstrennung kombiniert mit Intelligenz gefragt und beim zweiten wird es schwieriger.
                                                    Das Konzept wurde vielleicht schon persifliert, wäre mir aber nicht bekannt.
                                                    Bei dem Schwert (oder Thors Hammer) darf jeder mal ran, doch wie wäre es, wenn eine Schar von Männern vor dem toten Schneewittchen stehen, um diese zu küssen und darüber diskutieren, was der wahre Liebe Kuss denn nun bedeutet.
                                                    Beide Konzepte schüren die Idee des schicksalsträchtigen Auserwähltseins.
                                                    Bei „Passengers“ (2017) ist der Protagonist dazu verdammt, selbst eine Wahl zu treffen.

                                                    So musste Schneewittchen flüchten, damit sie stirbt.
                                                    Sie musste sterben, damit sie lebt. Nicht aus ihrer Kraft, sondern aus der Kraft dessen, der sie von Anfang an geliebt.
                                                    So gesehen eine hoffnungsvolle Botschaft.

                                                    5. Nachtrag: Welche Botschaft überwiegt nun?
                                                    Eine reine Männer-/Frauenfantasie,
                                                    eine Warnung vor Neid und Hass,
                                                    eine harte Aussage zur Freundschaft
                                                    und Symbol einer ewigen Hoffnung.

                                                    Man kann diese Frage nicht allgemeinverbindlich beantworten. Eine gute Analyse deutet auf Implikationen hin und gräbt verborgene Zusammenhänge aus. Daraus dann eine letztgültige Deutungshoheit zu erschaffen wäre anmaßend.

                                                    Daher in bester MP-Manier: Was ist bei euch hängen geblieben? Ich wäre wirklich gespannt!

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