goodspeed - Kommentare

Alle Kommentare von goodspeed

  • 9

    Als ob Bonnie & Clyde es mit Mary & Max auf dem Rücksitz von Black Dynamites Karre treiben und dabei über Kick-Ass, Jesus und Juno samt Kind hinweg donnern - und sie in ihren Gedärmen liegend am Straßenrand zurücklassen...Ich wusste, dass der Film seinem Namen alle Ehre machen würde, aber mit seiner Genre sprengenden Durchtriebenheit und Furchtlosigkeit sowie psychologisch erstaunlich tiefschürfenden Ansätzen ließ er mich dann doch etwas (euphorisch) schockiert zurück.

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    • 7

      Nostalgisches Flair, eine gewisse Abenteuerromantik irgendwo zwischen Errol Flynn und Indiana Jones, Larger than Life-Action & stupide, schwarzweiße Denkweise. Der Film macht Spaß und bezwingt seinen Vetter Thor sogar nach Punkten, aber zeitgemäßes Blockbusterkino muss auch inhaltlich die Zweidimensionalität durchbrechen, was diesem "Rocketeer auf Anabolika" Verschnitt nicht gelingt. Apropos 3D: Die ganze Stereoskopie ist eine konvertierte Schuhkarton-Effekthascherei. Lediglich bei digitalen VFX-Szenen kommt etwas Räumlichkeit ins Spiel. Ungefähr ein Fingerhut breit.

      • 7 .5

        Ein Praktikant von James Cameron wagte sich an Final Destination 5 und was kam dabei raus? Der Härteste Film des Jahres, der sich anfühlt wie die beste Komödie des Jahres. Nicht falsch verstehen, der Film ist von der Stange, kennt man einen, kennt man alle. Doch "Back to roots" bekommt hier einen völlig neuen Sinn verliehen und ähnelt in seiner Art Scream 4, der ähnlich kokett mit seinem eigenen Genre umsprang. Und natürlich, ganz wie bei Meister Cameron selbst, ist der stereoskopische Effekt nicht nur nativ, sondern verleiht dem Film erst seine Existenzberechtigung. Der Ekel springt direkt aus der Leinwand und mit ihm der brachiale Spaß!

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        • 6

          Eine städtische Bhagwan-Kommune trifft auf die konservative bayrische Gastfreundschaft. Selbsterklärend, dass die süddeutsche Toleranz bei soviel frivoler Lebensfreude schnell an ihre Grenzen stößt. Manchmal amüsant, manchmal beschämend, aber stets ernüchternd. Der Film und seine Charaktere haben das Herz am rechten Fleck, was jedoch nicht darüber hinwegtäuscht, dass hinter den orangen Bettlacken und karierten Trachten eine pure Konzentration Klischees und Stereotypen ihre Arbeit verrichtet. Spießertum trifft auf Freigeister, freie Liebe auf verklemmte Händchenhalter. Die simple Zeichnung aller Charaktere wird bei aller Liebenswürdigkeit ein anstrengender Kraftakt für den Zuschauer. Holzhammercharaktere treffen auf Holzhammeransichten, für jedes Problem gibt es die richtige Figur: Die naive, selbstsüchtige Mutter; der eifersüchtige Bhagwan-Partner; der tolerante Briefträger; der erzkonservative Bürgermeiste. Für Grautöne oder Ambivalenz ist kein Platz in dieser auf das nötigste abstrahierten Welt. Dies erscheint umso trauriger in Anbetracht der wahren Erlebnisse der Geschwister Ursula und Georg Grube - ihres Zeichen Drehbuchautorin und Filmproduzent von „Sommer in Orange“ - die in ihrer Kindheit in einer solchen Kommune nahe München aufwuchsen. Und diese fielen sicherlich wesentlich fassettenreicher aus als ihre filmische Interpretation. Am Ende wird einem eine geläuterte Heilewelt präsentiert. Etwas Ironie hätte dem ganzen seine übersprudelnde Süße genommen. Die Schlussszene des Films ist bezeichnend für den ganzen Film: Kühe und Elefanten trotten träge über bayrisches Grün, womit Land und Leute von der simplen, klischeeträchtigen Denkweise des Films unmissverständlich wiedergegeben werden.

          Einfühlsamkeit findet nur auf der Ebene des Schauspiels statt. Das Aufeinandertreffen der Kulturen sorgt für Erheiterung aber ohne tiefere Impulse zu setzen. Vielleicht resultieren das schwarzweiße Weltbild und ihre Oberflächlichkeit aus der Erzählung des Kindes. Immerhin vermag es die Figur der Lili, die mit ihren jugendlichen Augen die Perspektive des Films bestimmt, dem Culture-Clash einige weniger verwelkte Blüten abzuringen. Lilis Zerrissenheit zwischen der ihr bekannten von Bhagwan geprägten Sannyasbewegung und der Verlockungen eines normalen, konservativen Lebens entfalten das größte, dramatische Potential.

          „Eine Culture Clash-Komödie über jene Zeit, als Selbsterfahrung noch kein Mainstream und die bayerische 'Seele' noch nicht lässig war.“ Ein schön formulierter Satz aus der PR-Abteilung des Films. Ich bevorzuge jedoch: „Eine Culture-Clash-Komödie wie aus jener Zeit, als Mainstream noch lässig war und die deutsche 'Seele' sich noch ausschließlich aus bayrischen Klischees zusammensetzte.“

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          • 9

            Ein Film, wie eine 150min lange Zündschnur, die direkt ins Herz des Zuschauers führt. Ein Film, der Freundschaft auf einen Sockel stellt und mit aller Kraft für sie einsteht, bis zum bitteren, aber erlösenden Ende! Ein Film, der sich endlich wieder traut sentimental zu sein ohne sich dafür zu schämen - ein einziges Bekenntnis zum emotionalen Kino und das aus der Hand von Guillaume Canet!

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            • 7 .5

              Was im Trailer wie "Girl interrupted" meets "500 Days of Summer" wirkte, entpuppte sich in Wirklichkeit als... "Girl interrupted" meets "500 Days of Summer" (mit einer Prise "Charlie Bartlett").

              Eine süße, kleine Indie-Dramedy, die aber etwas zu gewollt versucht in die abstrakte Gedankenwelt des Protagonisten abzutauchen - und sich zu sehr von Vorbildern leiten ließ. Wie üblich bei solchen Independents sind die Schauspieler das Salz in der Suppe und der perfekt abgestimmte Soundtrack die abrundende Beilage. Für eine Spitzenwertung ist er jedoch zu unoriginell, die Charaktere zu verbraucht, seine Botschaft am Ende zu penetrant. Gezündet hat er trotzdem.

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              • 8

                Die Mumblecore-Version von The Big C mit einer steinerweichenden Sarah Polley. Jedoch viel subtiler, sensibler, man wagt kaum zu atmen, aus Angst, man könnte etwas verpassen. Der Zuschauer versinkt in den unausgesprochenen Gedanken des Film und bleibt am Ende mit den Hinterbliebenen alleine zurück - mit dem sehnsüchtigen Wunsch nach einem eigenen Tonband.

                • 9 .5

                  Gibt es einen schöneren Appell für den Kampf um Liebe und den täglichen Erhalt von Romantik als diesen Film? Gut, er ist vulgär, er ist triefend vor Kitsch und ja, Eier-Schädel Adam Sander ist auch dabei. Dennoch, dieser psychologisch-verkappte Murmeltiertag atmet Romantik in Reinform und stimuliert mit seiner cleveren Vermischung von Drama und Komödie alle Sinne, besonders die Ohren: Wouldn't it be nice!

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                  • 8

                    [...] Überraschungen sollte der Zuschauer keine erwarten. Nicht in seiner Abwicklung bekannter und vorhersehbarer Wendungen liegt die Faszination von „Planet der Affen: Prevolution“, sondern in seinem Subtext und unausgesprochenen Minenspiel seines Hauptdarstellers. Nicht James Franco, dessen Leistung nach seiner bemerkenswerten „127 Hours“-Performance wieder in die für ihn typische Slackermimik zurückfiel. Der eigentliche Hauptdarsteller ist Caesar, der im Grunde kaum mehr ist, als eine Patchworkarbeit aus Andy Serkis Performance Capture Darbietung und dem Fleiß dutzender Visual Effects-Künstler. Sein Äußeres lässt einem nie ganz vergessen, dass er aus den Innereien eines Computers entsprungen ist, doch was Caesar und somit den Film rettet, ist seine Seele. Ein Stück Wahrhaftigkeit, die den Zuschauer von seiner Existenz überzeugt. Die Effekte ordnen sich unter, die dichte Erzählung macht sie beinahe vergessen - zumindest auf eine Weise, wie die Vorgängerfilme die Latexmasken vergessen machten. Erste Stimmen werden bereits laut, die Andy Serkis den Oscar zugestehen wollen, was jedoch ebenso voreilig wie falsch wäre. Viel mehr bringt „Planet der Affen: Prevolution“ die längst überfällige Gründung einer neuen Preiskategorie für digitale Charaktere wieder zu Diskussion, die das Zusammenspiel von Schauspielern und Effektleuten gebührend honorieren sollte.

                    Abgerundet wird der Film mit diversen subtil eingebetteten Zitaten an das Charlton Heston-Original, die besonders die skeptischen Hardliner milde stimmen dürften. Hollywood-Newcomer Rupert Wyatt inszenierte seine Version des „Planet der Affen“ angenehm uneitel und zurückhaltend. Er unterwarf sich als Regisseur dem Film und nicht umgekehrt. Die Nebenstränge wurden subtil genug eingestreut, um nicht zu offensichtlich gewisse Entwicklungen zu verraten. Artiges Sitzenbleiben während des Abspanns sollte auch dem letzten Zuschauer begreiflich machen, wohin zukünftige Affenfilme führen werden. Bei genauerer Betrachtung stellt sich „Planet der Affen: Prevolution“ als inoffizielles Prequel des originalen „Planet der Affen“ aus dem Jahr 1968 heraus, wirkt zugleich wie ein loses Remake von „Eroberung vom Planet er Affen“ und verbindet beides zu einem aufregenden, emotional aufrichtigen Blockbuster - und mit solchen wurden wir in diesem Jahr wahrlich nicht überschüttet.

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                    • Ein erstklassiger Regisseur und ein guter Cast können auch aus einer ausgelutschten Idee einen guten Film machen. Aber da müsste man natürlich zuerst über den eigenen Schatten springen, um sich das einzugestehen.

                      • Im Rhythmus Blenden zu schneiden und auf eine hörfällige Songauswahl zu achten, kann ja ab und an auch ganz nett sein. Aber für einen "YouTube-Gott" etwas wenig.

                        • 8 .5
                          über Super 8

                          [...] Trotz der Monsterthematik, ist „Super 8“ in erster Linie ein Werk über Jugendliche, die sich selbst finden müssen. Ihre Freundschaft, familiären Zwiste, ihre ersten zaghaften Liebeleien und ihren Vorstoß in die Pubertät sind die eigentlichen Konfliktherde. Die Konfrontation mit dem Außerirdischen wirkt dagegen wie schmückendes Beiwerk. Sie ist das auslösende Moment, die die Kinder zu Entscheidungen drängt, anhand derer sie mehr über sich selbst lernen. Dem Außerirdischen wird innerhalb von „Super 8“ weit weniger Aufmerksamkeit gezollt als beispielsweise in Spielbergs „E.T.“. Seine Flucht und der anschließende Kleinstadtterror ist ein reines Mittel zum Zweck und ließe sich ohne weiteres durch andere Konflikte wie eine Naturkatastrophe oder selbst Killertomaten ersetzen, ohne dass sich der Kern des Film wesentlich verändern würde. [...]

                          Seiner Faszination, die Abrams gegenüber der alten 80er-Jahre Sci-Fi-Filme wie „E.T.“ oder „Explorers - Ein phantastisches Abenteuer“ hegte, wollte er auf seine Weise Ausdruck verleihen. Er startete den Versuch, ein eigenes Sternenmärchen mit dem Abenteuergeist der Goonies und dem Anspruch einer reifen Coming-of-Age-Geschichte, wie sie „Stand by me“ prägte, zu bündeln [...]

                          Trotz aller Dementi von Seiten der Filmemacher, bleiben die Parallelen zwischen „Cloverfield“ und seinem kleinen Cousin „Super 8“ offensichtlich. Auch wenn die Kerne beider Filme unterschiedlicher Natur sind, ähneln sie sich in Aufbau und Struktur frappierend. Die moderne Camcorder-Ästhetik wich einer 80er-Jahre Nostalgie und der Super-8-Kamera. Doch der Trick mit dem „Film im Film“ blieb bestehen, auf der einen Seite dokumentar, auf der anderen narrativ. Aus Twentysomethings wurden Teenager, aus einem randalierenden Riesenmonster ein randalierendes Alien - mit etwas Fantasie lässt sich selbst eine gewisse Ähnlichkeit der beiden Gattungen erkennen. Eine Frau wird in beiden Filmen zum Dreh- und Angelpunkt, die erst die Konfrontation zwischen Mensch und Kreatur ermöglicht und nicht zuletzt die ambivalente Darstellung des Militärs. Ob es sich um das ein und dasselbe Filmuniversum handelt, ist zweifelhaft - doch bleibt ihre Verwandtschaft unbestreitbar.

                          Mit „Super 8“ gelang J.J. Abrams ein herausragendes, zutiefst berührendes und nostalgisches Werk, das einem in die eigenen Kindheit zurück versetzt. „Super 8“ ist kein „Cloverfield“ - auch wenn die Parallelen nicht von der Hand zu weisen sind - viel mehr eine Symbiose aus cineastischer Coming-of-Age-Geschichte und einem modernen, unzimperlichen Sci-Fi-Märchen, das zum Träumen einlädt und ein Loblied auf Freundschaft, Toleranz und Vergebung anstimmt.

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                          • Warum bietet Mattel keine lebensgroße, aufblasbare Version ihrer Barbie an? Warum dreht Michael Bay kein Biopic über Mutter Theresa? Schuster bleibe bei deinen Leisten, sonst bläst die Fachpresse gleich wieder ins "Konnte ja nicht gut gehen"-Horn. Wie schon erwähnt wurde, für die echten "erwachsenen Animationsfilme" gibt es geeignetere Studios, jenseits der US-Grenzen oder zumindest außerhalb der großen US-Studios. Burton, Selick, Anderson. Wobei die Mannen und Frauen bei Pixar sicherlich auch das Zeug hätten für erwachsene Filme, mit Brave wird ein kleiner Schritt in diese Richtung gegangen, der erste Pixarfilm mit "echten" Menschen als Protagonisten. Vllt, wenn Brad Bird oder Andrew Stanton von ihren Liveaction-Ausflügen zurückkehren, bricht auch Pixar zu neuen Ufern auf, das neu gebaute Hauptgebäude in Emeryville bietet schließlich noch Kapazitäten um neben den beiden familiengerechten Featurefilmen pro Jahr vllt noch ein paar Experlmente einzugehen - zumindest in Kurzfilmform.

                            • Ich fühle mit Terrence Hill, David Hasselhoff, Spongebob, die Kessler Zwillinge und all die anderen, die bei dieser Wahl übergangen wurden. Frechheit!

                              • 6 .5
                                über Cars 2

                                Es ist kein Geheimnis, dass „Cars“ das alte Pixar-Versprechen nicht einhalten konnte, für das das Studio so geliebt wird. John Lasseters Rezept für gute Filme vermischt „eine außergewöhnlich gute Geschichte voller Emotionen und Humor mit wahrhaftigen Charakteren und einer glaubwürdigen Welt, zeigt Dinge die der Zuschauer bis dato nicht kannte und lässt ihn sich gleichzeitig im Film wiedererkennen“. „Cars“ hatte in erster Linie mit der glaubwürdigen Welt und dem Identifikationsfaktor zu kämpfen, was durch die menschenlose aber zutiefst vermenschlichte Welt verursacht wurde. Nichtsdestotrotz schien jemand von der Idee einer Fortsetzung überzeugt gewesen zu sein und Autonarr John Lasseter ließ es sich nicht nehmen, die sprechenden Autos erneut vom Band zu rollen.

                                Wo „Cars“ auf seiner Landidylle und dem Aufeinandertreffen von arroganter Stadt- und verschlafener Landmentalität baute, gibt sich der Nachfolger als humoristischer Actionfilm mit Bondflair. Zusätzlich finden sich einige unübersehbare Anleihen an die klassischen Verwechslungskomödien wieder, allen voran Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“, was der verrosteten Karosserie von Mater zumindest kurzfristig neuen Glanz verleiht. Doch Mater ist kein Lightning McQueen. Aus einem ehemaligen Sidekick einen tragfähigen Protagonisten zu machen, ist ein riskantes Manöver und im Falle von „Cars 2“ mit nervenbelastenden Nebenwirkungen. Jedes seiner Fettnäpfchen wird zur spektakulären Actionszene ausgebaut, ein Trick, der schnell zur nervösen Aneinanderreihung verkommt - auf Kosten der Herzlichkeit. Der freundschaftliche Aspekt ging vollends verloren, stattdessen wurde eine konstruierte Liebesgeschichte aufgedrückt. Auch die subtilen Botschaften der bisherigen Pixarfilme sucht man vergebens und wichen penetranten Selbsthilfeweisheiten.

                                Entschädigt wird der Zuschauer dafür von dem grenzenlosen Detailreichtum. Aus Big Ben wird Big Bentley, im Hintergrund sind Werbebanner für „Lassetyre“ zu lesen und als Tauben fungieren kleine Propellerflugzeuge. Wie ein Kinderbuch entfaltet sich der Film und in jeder Ecke sind neue Überraschungen zu finden. Auch die Stimmen von Schauspielern wie Franco Nero, John Torturro, Thomas Kretschmann oder Michael Caine sorgen für frische Akzente. Was „Cars 2“ allen anderen Pixarfilme voraus hat, ist seine 3D-Verwendung - stimmig, tief und einfallsreich. Pixar war bislang sehr bemüht, dezente 3D-Effekte zu verwenden, doch diese Schau haben sie vorerst abgelegt. Aber das sind im Endeffekt nur Oberflächlichkeiten, was dem Film fehlt, ist das Pixar-typische Wohlgefühl. Das kleine warme Etwas, das selbst Erwachsene strahlen lässt. „Cars 2“ ist actionreicher, dynamischer und vielleicht auch lustiger als sein Vorgänger. Aber das trifft auch auf die meisten Dreamworksfilme zu - bei Pixar will man mehr. Man möchte emotional umgarnt und nicht von Sinneseindrücken erschlagen werden.

                                John Lasseter sagte einst, dass seine Arbeit als Creative-CEO von Disney und seinen drei Studioabteilungen - Disney Animation, DisneyToon und seinem eigenen Kind Pixar Animation - einer dreifachen Chefposition entspreche und jede Einzelne davon einem Fulltimejob gleiche. Aber selbst das wäre kein Vergleich mit dem Arbeitsaufwand eines Regisseurs. Also liegt die Annahme nahe, dass sich sein Engagement bei „Cars 2“ nicht unbedingt förderlich auf das Projekt ausgewirkt hatte. Zumal sein unerfahrener Co-Regisseur Brad Lewis keine wirkliche Hilfe gewesen sein konnte, wenn dieser fast zeitgleich mit Beendigung des Films zur Konkurrenz - zum neugegründeten Animationsstudio der Visual Effects-Schmiede Digital Domain - gewechselt ist.

                                Im direkten Vergleich halten sich die beiden Vehikel die Waage. Das Genre wurde gewechselt, das Tempo angezogen, aber die Problematik blieb die selbe. Die Autos wirken nur selten wie lebendige Charaktere und die automatisierte Welt nur selten glaubwürdig. Kinder werden darüber womöglich besser hinwegsehen können, womit Pixar sein erster reinrassiger Kinderfilm gelungen wäre, der gleichzeitig aber die Erwachsenen vollkommen ausschließt. Wenn man bedenkt, dass dies bis dato das Geheimnis des Studios war, lässt sich die Enttäuschung nur noch schwer verbergen, selbst mit den ohnehin gedämpften Erwartungen, die dem Film entgegengebracht wurden.

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                                • 8

                                  Erstaunlich was Vorurteile und Fremdeinflüsse alles bewirken können. Als die Neuigkeit die Runde machte, dass Robin Hood erneut verfilmt werde, stöhnte jede einzelne Zelle in mir auf - wie bereits bei Star Trek oder vor Batman Begins. Dabei müsste man doch denken, dass selbst alte Filmnerdhasen irgendwann lernen müssten, dass auch betagte, ausgeleierte Stoffe durchaus noch Kraft und Potential besitzen können. Aber Robin Hood ist eine Vorlage - ähnlich wie Die drei Musketiere - die man zu oft und zu identisch vorgesetzt bekommen hat, als dass man sich eine gewisse Objektivität bewahren könnte. Also verschloss ich mich voll und ganz der Neuigkeit und nach dem die ersten Fach- und Publikumsmeinungen relativ ernüchternd ausfielen, fühlte ich mich darin bestätigt - da vermochte selbst Ridley Scotts Name nicht mehr viel bewirken.

                                  Doch seht, was geschah? Während einem grauen Regentages fand der Film doch noch seinen Weg zu mir und fegte alle Vorurteile innerhalb seiner Exposition hinweg. Ein Wunder? Mitnichten, viel mehr eine handwerklich bis ins Letzte souveräne Umsetzung und eine Geschichte, die die Tugenden der Vorlage mit neuen Elemente und einem neuen Rhythmus vermischte. Die Figuren sind die selben, aber ihre Konstellationen wurden wild durcheinander gewürfelt. Ridley Scott und insbesondere Brian Helgeland, der wieder zu alter Autorenkräften kam, machten aus der idealisierten Legende einen urbanen Helden, dem der Zufall ebenso zu seinem Schicksal verhalf wie sein "edles Gemüt". Im Grunde handelt es sich um den alten Trick, eine Geschichte auf die Augenhöhe des Zuschauers zurück zu holen, in dem sie mit realistischer, glaubwürdiger und verwundbarer machte. Aus dem adligen Ritter Robin von Loxley wurde der Jedermann Robin Longstride gemacht, eine Figur, die greifbar ist und mit der sich der Zuschauer identifizieren kann, ohne zu hohe Ideale, ohne romantisches Weltbild, nur dem Willen zu leben. Die Figuren sind nun wesentlich älter als in der ursprünglichen Legende, haben mehr durch gemacht und verfügen über einen größeren Erfahrungsschatz. Aus einer relativ simplen schwarzweiß-Zeichnung wurden Figuren gemacht, die wieder überraschen konnten. Ridley Scott machte seine Sache gewohnt gut. Kaum ein anderer verleiht einer perfekt durch arrangierten Hochglanzoptik eine solch rohe, dreckige und brodelnde Oberfläche. Er macht alles richtig und das verhilft der neugeordneten Geschichte zu einem ungeahnten Höhenflug. Selbst der Score passt sich dieser Neuordnung an und verleiht mit seiner Mixtur aus mittelalterlichen Kolorit und Zimmer'schen Dreiviertel-Bombast einen interessanten Charakter, da stört es auch nicht, dass scheinbar ein Hans Zimmer Praktikant - Marc Streitenfeld - dem anderen - Steve Jablonsky - auf Geheiß des Regisseurs nacheiferte.

                                  Vielleicht liegt der Trick darin, gelangweilt von der originalen Geschichte zu sein, um dem Film etwas abgewinnen zu können. Jede Abweichung stimulierte mich innerlich und machte den Film mit jeder Minute interessanter. Erst gegen Ende finden die losen Fäden wieder zusammen und bündeln in der klassischen Ausgangslage der vogelfreien Waldhelden im Kampf gegen König John und seine Vasallen. Wenn man bedenkt, dass im Mittelalter bereits 16-jährige zum Ritter geschlagen und in den Krieg ziehen konnten, Mütter ihre 10-jährigen Kinder auf die Straße setzten weil sie nicht für sie sorgen konnten, fördern selbst die Waldjungen den realistischen Anspruch. Kurzum, ich bin verblüfft. Der Film ist exemplarisch dafür, wie man eine Geschichte neu interpretieren kann, ohne ihren Kern zu verändern. Wie handwerklicher Perfektionismus über so manchen Stolperstein hinweg helfen kann und selbst dass ein Schauspielerisches Raubein wie Russel Crowe den Geist von Robin Hood nicht gänzlich zu verdrängen vermag.

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                                  • 8 .5

                                    Keine Verklärung, kein Pathos, nur nüchterne Gewalt, zu Grunde gegangene Helden und eine Figurenkonstellation die nicht zynischer sein könnte. Sam Peckinpahs Klassiker hat seine Makel. Abrupte Tempowechsel, hölzerne Dialoge, einfältige Rückblenden...aber im Kern ist er der vertrocknete, stinkende Spucknapf, nach den man sich nach zuvielen John Ford Western so dringend sehnt!

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                                    • 8 .5

                                      Erinnert mich jedes Mal nicht nur aufgrund des grandiosen Soundtracks an The Great Escape, sondern auch weil der Film eine ganz eigene, komprimierte Sicht auf den zweiten Weltkrieg liefert, mit einem Hauptdarsteller aus Granit!

                                      • 8 .5

                                        Ein Buch, zwei Filme und eine monatelange Kluft, die zwischen ihnen lag. Part 1 des Finales musste einige Kritik einstecken, die größtenteils aus dem Umstand entsprang, dass der Film fast nur aus Exposition für den großen Showdown bestand. Kritik, für die der Film im Grunde nichts konnte. Um begangenes Unrecht vielleicht zu relativieren, soll es diese Kritik den beiden gesplitteten Filmteilen gleich tun und aus zwei Kritikhälften ein Ganzes bilden.

                                        Nach den dramatischen Ereignissen im erzwungenen Showdown von Part 1 gilt es sich nun die Wunden zu lecken. Aber nicht länger als nötig, schließlich warten die Buchkenner sehnsüchtigst auf einen gewissen Einbruch und alle Nichtkenner harren ohnehin gespannt der Dinge, die nun kommen werden. Regisseur David Yates liebte es seit jeher im Fundus der vergangenen Harry Potter-Filme zu kramen und mit Hilfe von Flashbacks die kindlichen Figuren von damals ihren gereiften Alter Egos aus der Gegenwart gegenüberzustellen, was die schauspielerische Entwicklung aller Beteiligten umso mehr betont. Yates ist sich der gereiften Qualität seiner Darsteller bewusst und verlangt nun seinen Schauspielern nicht weniger ab als J.K. Rowlings ihren Figuren.

                                        [Auszug aus der Rezension von Part 1] „Der Score von Alexandre Desplat erzeugt einen sehr dichten Klangteppich, aber klingt zu keiner Zeit nach einem echten Harry Potter-Soundtrack. „Der goldene Kompass“, „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ oder „Der bunte Schleier“, Desplats Harry Potter-Partitur erinnert an vieles, aber die originalen Themen von John Williams müssen mit der Lupe gesucht werden.“

                                        Vielleicht nahm sich Desplat dies zu Herzen, vielleicht war sich Yates dessen bewusst oder vielleicht war es auch Absicht. Wie auch immer, sämtliche Kritikpunkte die Filmmusik betreffend, wurden nun hinweggewischt. Zum ersten Mal seit Jahren erklingt wieder das originale Harry Potter-Thema in seinem ursprünglichen Arrangement wie es John Williams vor genau zehn Jahren komponierte und somit schließt sich der Kreis nicht nur musikalisch, sondern auch an allen anderen Fronten, was den Zuschauer nur umso wehmütiger werden lässt.

                                        [Auszug aus der Rezension von Part 1] „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 1“ wird durch seine Beschneidung in zwei Teile daran gehindert, ein hervorragender Film zu sein. Seine Spannungskurve kennt nach dem vielversprechenden Anfang nur eine Richtung: nach unten. Was bleibt ist ein unvollständiges, beschnittenes Werk [...] Losgelöst und für sich betrachtet, muss der Film enorme Abzüge hinnehmen. Es hätte eine dreieinhalbstündige Achterbahnfahrt werden können. Intensiv, zermürbend und überwältigend. Dem Finale eines Harry Potters würdig.“

                                        Es hat einige Zeit gedauert, doch mit Part 2 wird die ernüchternde Kritik von damals zur begeisterten Gewissheit von heute: Intensiv, zermürbend und überwältigend. Wo Part 1 noch vorlagenbedingten Stillstand enthielt, werden nun sämtliche dramaturgischen Register gezogen und lässt dem Zuschauer nicht zu Atem kommen. Diejenigen, die sich bis heute den Büchern verweigerten, erwartet eine doppelte emotionale Tour de Force. Die Buchkenner können sich diesem wehmütigen und tränenreichen Abschied ohnehin nicht entziehen. Alle alten Bekannten bekommen nochmals einen Auftritt spendiert, allen voran das gute, alte Hogwarts. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Part 2“ ist nicht frei von Kritik, doch diese resultiert größtenteils aus J.K. Rowlings Vorlage, deren inhaltlichen Schwächen bebildert nun vollends zu Tage treten. Dessen ungeachtet werden sich nur wenige dem Tränen- und Gänsehautpotential dieses Finales entziehen können. Es ist eine außergewöhnliche Filmreihe, auf die wir nun zurückblicken können und viel zu selten passiert ein solcher Rückblick mit solch einer Befriedigung wie beim ehemaligen Zauberlehrling. Harry, wir werden dich und deine Freunde vermissen!

                                        Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Part 1: 7/10

                                        Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Part 2: 9/10

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                                        • 8 .5

                                          Ein tiefsinniger und einfühlsamer Indie-Film über das Erwachsenwerden eines 50-jährigen mit einer bezaubernden Emma Stone in ihrer bislang reifsten Rolle und Ryan Reynolds als (glaubwürdigen, nicht-grünen!) imaginären Superheld. Nur der Botschaft des Films verschließe ich mich ganz und gar. Man kann sich das innere Kind bewahren UND das Leben auf die Reihe kriegen...irgendwie.

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                                          • 9

                                            Filme über Krankheiten, die den gesellschaftlich tolerierbaren Rahmen sprengen, werden häufig von dem Irrglauben begleitet, der Zuschauer könnte mit der Sichtung alles Wesentliche über die Krankheit lernen. So glaubte das Publikum als Tom Hanks als HIV-kranker Anwalt in “Philadelphia” ein Tabu brach, alles Notwendige über AIDS gelernt zu haben. Ganz nach der Devise „Ich weiß alles darüber, ich hab diesen einen Film gesehen!“ Ähnlich verhielt es sich mit “Rain Man” in dem Dustin Hoffman als stark autistischer, älterer Bruder von Tom Cruise agierte. „Vincent will Meer“ hatte womöglich einen ähnlichen Effekt auf die - zumindest deutsche - Wahrnehmung des Tourette-Syndroms, eine neurologische Krankheit, die mit ihren auch in Fachkreisen „Ticks“ genannten Symptomen sich offensichtlich geradezu für Komödien empfiehlt und erst auf den zweiten Blick das Leiden hinter den verbalen Entgleisungen erkennen lässt. Und genau dieser zweite Blick lässt das Tourette-Syndrom in „Ein Tick anders“ in einem längst überfälligen Licht erscheinen. Ein Licht, das Florian David Fitz mit seinem Vincent schmerzlich vermissen ließ.

                                            Ein Tick anders“ lässt sich auf zwei Arten sehen. Der Film funktioniert als leichte Komödie mit und über die Krankheit. Dabei begleitet man die junge Eva bei ihren alltäglichen Tourette-Strapazen, die durch die Kameralinse auf ihre verschrobenen und amüsanten Aspekte runtergebrochen werden. Ähnlich wie „Vincent will Meer“ funktioniert der Film auf diese Weise ohne Beanstandung. Der Zuschauer lacht über die gesellschaftlichen Tabubrüche, die die Krankheit mit sich bringt und findet sich in der Protagonistin wieder. Auf diese Weise entwickelte sich „Vincent will Meer“ zu einer recht belanglosen Angelegenheit, die die behandelten Krankheiten zu einem reinen Mittel zum Zweck verkommen ließen. „Ein Tick anders“ hätte sich damit ebenfalls begnügen können, schließlich gewann Florian David Fitz mit seinem Road-Movie so gut wie jeden namhaften deutschen Filmpreis - für reine Unterhaltung unter dem Deckmantel einer pädagogisch gehaltvollen Thematik. Doch Andi Rogenhagen - Regisseur und Autor von „Ein Tick anders“ - bewies mehr Einfühlungsvermögen und Mut. So entwickelt sich sein Film zusehends zu einem Kampf gegen die Krankheit. Rogenhagen unterzieht seine Protagonistin Eva einer Belastungsprobe, zwingt sie in die Illegalität und lässt sie unter dem Druck der Krankheit zusammenbrechen. Letztendlich, hinter dem trügerischen Happyend, offenbart sich die wahre Niederlage Evas gegen ihr Tourette und der Kniefall vor den ständigen, sozialen Ängsten. Doch auch wenn man schlussendlich nicht aus der eigenen Haut flüchten kann, kann man Zufriedenheit und Glück erlangen, was der Film mit der letzten Szene dem Zuschauer zu verstehen gibt. Eine bittersüße und versöhnliche Ironie.

                                            Das macht aus dem wunderbar warmherzigen und durch seine freche Art entwaffnender Film zugleich eine ernüchternd-realistische Krankheitsdarstellung und wirkt auf diese Weise wie ein Seelenverwandter von "Adam" - einen Film über einen Halbautisten. Beide Filme besitzen im Kern die selbe unverblümte Sichtweise. Zudem eine sehr realistische, wohltuend ehrliche Prämisse. Es ist fast zu bedauern, dass „Ein Tick anders“ nicht den Namen seiner Protagonistin trägt. Denn als „Eva“ könnten die beiden Filme endgültig eine inoffizielle Partnerschaft eingehen, als neurologisch-psychologisches Adam und Eva-Gespann der verständnisvollen aber nicht verklärenden Art. Oder schlicht „Jasna“, denn die junge Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer trägt nicht nur den Film, sondern die Bürde des Tourette-Syndroms mit einer wundervollen beschwingten Schwermut, die so manchen gestandenen Schauspielkollegen neidisch werden lässt.

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                                            • 8 .5

                                              Matthew Vaughn, seines Zeichens zufriedener Underdog-Regisseur von Filmen wie „Layer Cake“, „Stardust“ und „Kick-Ass“ - Filme, die das Prädikat „Geheimtipp“ in alle Genreecken trugen - hat es endlich getan: Er hat mit „X-Men: Erste Entscheidung“ seinen ersten, wahrhaftigen Blockbuster produziert. Eigentlich sollte er bereits „X-Men: Der letzte Widerstand“ umsetzen, aber massive Differenzen mit 20th Century Fox ließen ihn die Notbremse ziehen, was uns Filmfans stattdessen „Stardust“ und „Kick-Ass“ bescherte. Glücklicherweise!

                                              Es war ein schweres Erbe, das Matthew Vaughn zusammen mit seiner Stammautorin Jane Goldman antreten musste. Bryan Singer, der die ersten beiden X-Men Filme inszenierte, legte hohe Maßstäbe, die selbst vom durchwachsenen dritten Teil nur dezent runtergesetzt wurden - gewisse katastrophale Spinoffs bleiben aus Liebe zum Franchise und des eigenen Blutdrucks bewusst unberücksichtigt. Der „Kick-Ass“-Regisseur gab früh zu Protokoll, dass er beabsichtige, mit größtmöglicher Sorgfalt eine Vorgeschichte zu schaffen, die sich nahtlos in die restliche Trilogie einfügt. Später ruderte er und Autorin Goldman etwas zurück, in dem sie bekannt gaben, dass sie sich einige Freiheiten herausnahmen, um dramaturgisch mehr aus dem Film herausholen zu können. Und tatsächlich, „X-Men: Erste Entscheidung“ geht einen riskanten Weg zwischen Prequel und Neuverfilmung, ähnlich dem eines „Star Trek“. Die Charaktere, die Umwelt - vieles fühl sich vertraut an - gleichzeitig trifft der Film jedoch einen härteren, ernsteren Grundton, nicht nur mit seiner Akustik, die einige Assoziationen mit „The Dark Knight“ weckt. Einige nicht unwesentliche Details der Charaktere wurden verändert. Stark genug, um Comicfans auf die Barrikaden steigen zu lassen. Doch Vaughn und sein Team schaffen es im selben Augenblick auch den kritischsten Zuschauer wieder für sich zu gewinnen. Dies liegt einerseits an der Sorgfalt, mit der der Film mit seinen Figuren umgeht, aber auch an den Schauspielern, die diese mit Leben erfüllen. Michael Fassbender dominiert mit seiner physischen Präsenz den gesamten Film und fügt Ian McKellens intellektuellen Ruhelosigkeit einen fast noch bedrohlichere Unberechenbarkeit hinzu. Die hochgradige Besetzung erstreckt sich bis in die hinterste Nebenrolle. Jennifer Lawrence, Rose Byrne, Oliver Platt, Nicholas Hoult, Kevin Bacon und natürlich James McAvoy, alle zusammen treten in große Fußstapfen und meistern ihre Aufgabe mit Bravur. Das altbekannte Prequelproblem - die Vorkenntnisse des Zuschauers, die einen Spannungsverlust bewirken können - umging der Regisseur mit den Nebenrollen, die mit ihren hohen Sterblichkeitsraten für dramaturgische Spitzen sorgen. Als Geniestreich darf die Entscheidung gewertet werden, den Film in bester James Bond-Manier mit der Thematik des Kalten Krieges spielen zu lassen und historische Eckdaten für sich zweckzuentfremden, ähnlich wie auch mit einigen Comicfakten frei umgegangen wurde. Zudem bediente sich der Regisseur eines Bösewicht-Stereotyps, das direkt aus der Connery-Bondära stammen könnte - inklusive der wunderbaren 60er-Jahre Ausstattung und Frisuren.

                                              „X-Men: Erste Entscheidung“ verbindet Bryan Singers dramaturgisches Feingefühl und Verständnis mit einer herrlichen Bond-Romantik und einem Actiongrad, der es in sich hat. Zugegeben, an manchen Stellen wirkt das Prequel wie die jugendfreie Version von „Team America: World Police“, doch wie heißt es so schön: „X-Men, Fuck Yeah!“ Und einen erfreulichen Nebeneffekt bietet „X-Men: Erste Entscheidung“ außerdem: Die Frage nach dem Regisseur für den übernächsten Bondfilm sollte nun geklärt sein.

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                                              • 5

                                                Michael Bay war seit jeher ein Regisseur, der den niedersten Instinkten in seinen Filmen freien Lauf ließ. Weibliche Rundungen, die in den formvollendetsten Posen aus den gewagtesten Blickwinkeln die männlichen Sinne ergötzen, polierte Edelkarosserien, die ein Meer aus Lensflare in die Kameras werfen und echte Helden in Uniform, die im Gegenlicht in unverkennbaren Silhouetten ihr Gemächt symbolisch nach außen tragen. Der echte Kerl, der in jedem von uns schlummert, schlägt sich bei solchen Bildern auf die haarige Brust und schreit ein inbrünstiges HARHARHAR in die Welt hinaus. Doch gleichzeitig kratzt sich der introvertierte und sensible Brillenträger mit seinem Bleistift an der Stirn und entlässt einen ernüchterten Seufzer. Zeit, die eigenen gespaltenen Persönlichkeiten zu Wort kommen zu lassen:

                                                Ein echter Kerl braucht einen Film mit Testosteron in der Blutbahn und einem Auge für das Wesentliche: Autos, Ärsche, Außerirdische! „Transformes 3: Dark of the Moon“ ist die Filmoffenbarung und epileptische Overkill, worauf das Publikum und die Kinobetreiber so lange hofften. Die stilisierte Action rehabilitiert den überteuerten 3D-Effekt und umgekehrt. Über den Humor darf nun wieder herzhaft gelacht werden ohne sich an der grenzwertigen Banalität des zweiten Teils zu stören. „Transformers 3“ dauert satte 157 Minuten und unterhält auf breitem Niveau. Megan Fox' Hintern und Marmorbauch hinterließ zwar eine klaffende Lücke, doch Rosie Huntington-Whiteley Gazellenbeine und nicht vorhandenes Selbstwertgefühl was sexy Outfits betrifft, macht den Verlust mehr als nur wieder wett. Michael Bay wird nie erwachsen und deswegen lieben wir ihn. Da stört es nicht, dass sich die Reihe im Grunde nur selbstzitiert und echte Überraschungen ausbleiben.

                                                Der sensible und nachdenkliche Junge stimmt dem in einigen Punkten zu. Der 3D-Effekt ist dank der nativen Machart ansehnlich ausgefallen - aber ebenso flüchtig wie der Lack der Autobots. Auch von dem inhaltliche Dilettantismus aus „Transformers 2“ wird man größtenteils verschont. Fast: Wer sich noch an den Leitsatz aus dem zweiten Film erinnert - „Nur ein Prime kann einen Prime töten!“ - der wird auch die Handlung des dritten Teile vollumfänglich erfassen können: „Nur ein Prime kann einen Prime wiedererwecken!“ Hat man diese Tatsache einmal geschluckt, entblättert sich der Rest des Film vor dem geistigen Auge und der Zuschauer ist vor Überraschungen gefeit. Doch die Transformers-Filme wurden ohnehin noch nie wegen ihrer Handlung geschaut, so lautet zumindest eine alte Redensart. Dennoch wird eine einigermaßen logische und nachvollziehbare Handlungsabfolge dankbar angenommen. Je unangestrengter ein Film seine strukturellen Plotpoints abarbeitet, desto positiver wirkt sich das auf die Filmwertung aus - was Bays dritter Streich solide meistert. Doch das ändert nichts daran, dass die Filmreihe an einem toten Punkt angekommen ist. Die selben Heldenstereotypen, die selben Automarken, die selben Bedrohungen, dieselben Witze. Mit der neuen Fischlippe an Shia LaBeoufs Seite sind selbst die Liebesnöte wieder bei 0 angekommen.

                                                Es war eine physikalische Unmöglichkeit, dass „Transformers 3“ schlechter ausfallen könnte als sein direkter Vorgänger - und dies hat sich bewahrheitet. Doch die Begeisterung ist verflogen, Michael Bays Spielzeugroboter haben ihren Reiz verloren, was bleibt ist ein Berg aus Altmetall, der im Sonnenlicht funkelt und durch seine Größe beeindruckt.

                                                6
                                                • 3 .5

                                                  Ein Relikt trägt sich selbst zu Grabe - und die deutsche Animationsbranche gleich mit.

                                                  Erst war er beinhart, dann wurde gekesselt, dann gab er volles Rooää, später überkam ihn schließlich das Kotzen - und mit ihm den Zuschauer. [...] Doch nun möchte Brösel mit „Werner Eiskalt“ den Beweis antreten, dass Werner den Sprung ins 21. Jahrhundert schaffen kann. Mangas mögen hipp sein, Superhelden cool, doch nur Werner ist...ja, was denn eigentlich? [...] Also tut Brösel wieder das, was er am besten kann: Brösel sein. Der Film besteht aus einer autobiografischen Rahmenhandlung, die Brösels tatsächliche Existenz widerspiegelt und zeigt, wie er von der Realität eingeholt wird. Werner als ein Comic-Dinosaurier, den niemand mehr lesen will. Erst als der große Meister stirbt, entdeckt die Welt wieder ihre Lust an den norddeutschen Großnasen, was eine erschütternde „Immer Ärger mit Harry“-Parodie in Gang setzt. Doch wo der erste Film noch echte zeichnerische Handarbeit bot, wird einem nun das Fürchten gelehrt. Die Animationen und der Look wirken wie keimfreie Flashanimationen mit aufgedrückten 3D-Elementen. Zugegeben, „Werner Beinhart“ glänzte anno dazumal auch nicht mit Technik und schauspielerischem Talent. Aber wie die Macher es schafften, diesen Film so unglaublich unlustig - man möchte fast sagen „Eiskalt“ - zu gestalten, bleibt wohl ein ewiges Rätsel des plattdeutschen Humors. Es beschleicht einem eine Ahnung, warum der Film vom Sommer 2010 auf 2011 verschoben wurde...

                                                  „Werner Eiskalt“ ermöglicht einen traurigen Einblick in die deutsche Animationsbranche. Die deutsche Trickompany Filmproduktion, die alle vorherigen Werner-Filme produzierte und sich auch für „Das kleine Arschloch“ verantwortlich zeichnete, ging während der Produktion des Films insolvent. Die Realität gönnte den Verantwortlichen kein glorreiches Comeback, wie es Brösel in seinem filmgewordenen Wunschtraum widerfährt. Warum sollte sie, anstatt mit deutscher Handarbeit, besticht „Werner Eiskalt“ durch budgetbedingte Stillosigkeit, das halbe Dutzend chinesischer Animationsfirmen, das am Film beteiligt war, unterstreicht den Eindruck und sorgt für die letzten Nägel im Sarg der deutschen Animationsbranche. Ironie der Geschichte, Werner erlebt im Film einen feuchten Albtraum aus Angst, von modernen Mangas verdrängt zu werden und wird von der Prämisse gerettet, solange Produzenten Geld wittern, ist selbst ein Werner nicht Tod zu kriegen. Scheinbar haben Film und Realität doch was gemeinsam...

                                                  • Es soll wohl ein Feature Film werden, behaupten zumindest einige einschlägige Animationsseiten