huababuar - Kommentare

Alle Kommentare von huababuar

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    huababuar 21.02.2015, 01:02 Geändert 21.02.2015, 05:03
    über Speed

    „Speed“ nimmt sich seinen Namen sehr zu Herzen, fängt schon in der ersten Minute mit Vollgas an und setzt auch im weiteren Verlauf so gut wie nie den Fuß vom Pedal. Vielmehr befindet sich Jan de Bonts Regiedebüt stets im roten Drehzahlbereich, bleibt über seine gesamte Lauflänge rasant, lässt den Passagieren – also uns Zuschauern – keine Zeit zum Atmen und kann gut und gerne als 911er des Actiongenres bezeichnet werden.

    Schluss mit diesen unnötigen Metaphern! „Speed“ ist 90er-Jahre Actionkino vom Feinsten, gespickt mit einer ziemlich simplen aber ultraspannenden Story, dank der Fortbewegungsmittel jeglicher Art (Fahrstuhl, Bus, U-Bahn) dran glauben müssen und eine missliche Lage der anderen folgt. Der Plot an sich ist sicherlich weit davon entfernt realitätsnah zu sein, doch wirken einzelne Actionsequenzen zu keiner Zeit unrealistisch. Hier wurde im Hintergrund gute Arbeit geleistet, so dass keine Kollision, Schießerei oder Explosion billig aussieht. Ansonsten bekommt man eine für Genreverhältnisse wirklich übernatürlich gute Kamera, einen flotten Soundtrack und die geile 90er Jahre Atmo des dreckig-verstopften Los Angeles. Keanu Reeves und Sandra Bullock sind meiner Meinung nach beide keine Ausnahmedarsteller, bei der Story müssen sie das aber auch nicht sein und so machen die zwei ihre Sache wirklich gut und harmonieren auch sichtlich vor der Kamera. Wer schauspielerisch aber absolut heraussticht ist Dennis Hopper, der einen wirklich fiesen, authentischen und schlichtweg verrückten Bösewicht mimt.

    Ein Old-School-Actionkracher mit einer unnachahmlichen Rasanz, guten Schauspielern und einer gekonnten Inszenierung. Langeweile? Fehlanzeige! Anschnallen und los geht’s.

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    • 7 .5
      huababuar 19.02.2015, 17:01 Geändert 19.02.2015, 23:53

      Gangnam Style! Huababuars cineastische Korea-Reise mit Park Chan-Wooks Rache-Trilogie.
      Teil 3/3: Lady Vengeance

      Zum letzten Mal schickt Park Chan-wook einen rachsüchtigen Menschen auf die Reise und lässt ihn seinen perfiden Plan ausüben. Nach dem taubstummen Ryu (Sympathy for Mr. Vengeance), der doch eigentlich nur eine Spenderniere für seine Schwester wollte, und dem verzweifelten Oh Dae-su, der 15 Jahre eingesperrt wurde und nicht weiß warum, ist es diesmal der (Rache)Engel der etwas anderen Art Lee Geum-ja (Lee Yeong-ae), die mehr oder weniger zu unrecht 13 Jahre im Gefängnis saß und ihren alten "Komplizen" nun zur Rechenschaft ziehen will, dies aber auf äußerst - sagen wir mal - blutige Art und Weise ;)

      Zum ersten Mal in seiner Trilogie benutzt Park Chan-wook eine unchronologische Erzählweise, tut dies aber in derart überspitztem Maße, dass es lange Zeit schwer ist, das Gesehene einzuordnen und man als Zuschauer erst einmal vor einem 5000-teiligen Puzzle steht, das es nach und nach zusammenzusetzen gilt. Auf der einen Seite ist das schon wirklich unkonventionell, erfordert enorm viel Konzentration, ist aber gerade deshalb wirklich sehr sehenswert und spannend. Auf der anderen Seite wäre weniger hier vielleicht mehr gewesen. Denn wie schon in "Sympathy for Mr. Vengeance" sorgen die vielen Szenenwechsel und nun auch Zeitsprünge für eine Art emotionale Blockade. Man baut nie eine Bindung zu Geum-ja auf, ihr Schicksal kann noch so ergreifend sein und Yeong-ae kann noch so facettenreich spielen und blitzschnell zwischen absoluter Kühle und tiefer Ergriffenheit wechseln. Auch ihre Radikalisierung im Gefängnis und die Schmiedung ihrer Rachepläne bleibt wie ich finde etwas auf der Strecke, was eine emotionale Zugänglichkeit nur schwer zulässt.

      Doch nicht nur die Erzählstruktur macht aus "Lady Vengeance" ein künstlerisches, fast schon tarantinoeskes Werk. Wie immer setzt Chan-wook auf eine wunderschöne, ästhetische Bildsprache, zeigt uns viele Nahaufnahmen seiner Darsteller - zu denen hier auch wieder der von mir so verehrte und absolut grandiose Choi Min-sik gehört -, lässt die Farben als immer wiederkehrendes Motiv auftreten (rot: Murmel, Blut, Lidschatten -> böse; weiß: Tofu als Zeichen der Reinheit -> gut) , spielt mit kreativen Überblenden und schockt mit exzessiven Gewaltspitzen, diesmal sogar gegen Kinder und Tiere.

      Ganz nebenbei wirft er dazu auch noch das Thema Kinderschändung und wie mit den Tätern umgegangen werden soll, in seinen Künstlertopf, rührt gewaltig darin und präsentiert - als Hauptgericht - eines der wohl streitbarsten, kontroversesten und ganz am Ende auch poetischten Schlusssequenzen der letzten Jahre.

      Fazit: "Lady Vengeance" ist bei Weitem nicht so grandios wie "Oldboy". Dafür krankt der Abschluss der Trilogie einfach zu sehr an seinem fehlenden Zugang zur Protagonistin und seiner zu verworrenen Erzählstruktur. Doch hat er ansonsten alles, was ein guter Film braucht: Talentierte Darsteller, Individualität, Atmosphäre und ein grandioses Ende. Ein Film, der auf seine Art wirklich schön ist, den ich mir aufgrund der erforderlichen Anstrengung bei der Sichtung allerdings vermutlich kein zweites Mal ansehen werde.

      Abschließende Bewertungen:
      Oldboy ---> 10 Pkt.
      Lady Vengeance ---> 7,5 Pkt.
      Sympathy for Mr. Vengeance ---> 6,5 Pkt.

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        huababuar 17.02.2015, 19:03 Geändert 17.02.2015, 19:08

        David Twohy macht sich die eindrucksvolle Kulisse Hawaiis zunutze und eröffnet dort, wo sonst nur bildhübsche Mädchen mit Blumenkränzen Hula tanzen und Surfer ihr Paradies gefunden haben, ein perfides Katz-und-Mausspiel vierer Rucksacktouristen, bei dem nie klar ist: Wer fungiert hier eigentlich als Jäger und wer als Gejagter?

        Der Sci-Fi-Regisseur wagt sich zum ersten Mal auf unbekanntes Terrain und insziniert einen stylischen Survivalthriller, der gekonnt Spannung aufbaut, diese mit ordentlich viel Suspense hochhält, durch eine zu verkrampft konstruierte Auflösung seine Glaubwürdigkeit einbüßen muss, sich durch ein packendes Finale dann aber letzten Endes doch noch rettet. Steve Zahn, der aussieht wie eine Mischung aus Michael Kessler und Max Giermann, Milla Jovovic, Timothy Olyphant sowie Kiele Sanchez passen sich dem Niveau des Streifens an, spielen allesamt recht gut, immer etwas drüber - das allerdings nie auf nervige Art und Weise - und geben sich mitunter subtil selbstironisch. Chris Hemsworth darf zwischendurch auch noch zeigen, dass seine Sit-Ups nicht umsonst waren und er seinen Bauch gekonnt in die Kamera strecken kann. Somit dürften Thriller-Liebhaber, die ihre Erwartungen etwas herunterschrauben, wie auch die Damenwelt gleichwohl zufrieden sein.

        Aloha!

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          huababuar 16.02.2015, 22:03 Geändert 24.05.2015, 15:49
          über Oldboy

          Gangnam Style! Huababuars cineastische Korea-Reise mit Park Chan-Wooks Rache-Trilogie
          Teil 2/3: Oldboy

          „Auch wenn ich schlimmer bin, viel schlimmer bin als jedes Tier, habe ich nicht wenigstens das Recht zu leben?“

          Oh Dae-su (Choi Min-sik) ist schlimmer als jedes Tier. 15 Jahre Isolation haben ihre Spuren hinterlassen. Über diesen langen Zeitraum war er in einem düsteren Zimmer eingesperrt. Das einzige Medium zur Außenwelt: ein Fernseher. 15 Jahre, in denen so einiges passiert ist: Seine Frau wurde ermordet, seine Tochter müsste mittlerweile die Schwelle zwischen Pubertät und Erwachsensein überschritten haben. Neben der Frage nach der Identität des Täters drängt sich für Dae-su vor allem die Frage nach dem Warum auf. Aus welchem Grund tut man einem Menschen so etwas an und raubt ihm eine nicht unbeträchtliche Zeit seines Lebens? Das gilt es herauszufinden…

          Für mich ist „Oldboy“ ein ganz besonderer Film. Zu einer Zeit, als ich mich noch mit „American Pie“, „Hangover“ und ähnlich anspruchsvollem amerikanischen Kino zufrieden gab, zeigte mir dieses Meisterwerk, dass es auch eine Filmwelt jenseits der Hollywood Hills gab. Eine Filmwelt, die weitaus exotischer und interessanter war. Und so mauserte sich „Oldboy“ von einem gern gesehenen Film (8 Pkt.) zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme.

          Wer nach der Kurzbeschreibung einen simplen Rachethriller erwartet, der wird sich wundern. Park Chan-wook gelang mit dem zweiten Teil seiner Trilogie nämlich nichts Geringeres als einer der besten asiatischen Filme aller Zeiten. Er erzählt eine verworrene Geschichte über die Abgründe des Menschen, über Entfremdung, tiefen Hass, Liebe, Sühne, dunkle Vergangenheiten sowie Blutdurst, stellt uns dabei ständig die Frage nach dem eigenen Handeln und verpackt das Ganze in einem ästhetischen, rundum perfekt inszenierten Look.

          Die einzigen Parallelen zum ersten Teil – „Sympathy for Mr. Vengeance“ – bestehen dabei im allgemeinen Grundmotiv Rache und der ästhetisch-blutigen Aufmachung, doch hat „Oldboy“ einiges mehr zu bieten: flotter, mobiler, actionlastiger, zugänglicher und emotionaler kommt Oh Dae-sus Odyssee daher. Chan-wook malt sich sein schrilles Seoul und kreiert so eine ganz eigene, melancholische Atmosphäre, die man so in keinem anderen Streifen zu Gesicht bekommt. Durch seine schlichtweg perfekte Inszenierung hebt sich der koreanische Filmemacher selbst in den Regisseurolymp und muss keinen Vergleich zu Hollywood-Kollegen scheuen. Egal ob er nun Oh Dae-su während der langen Zeitspanne im Gefängnis zeigt, in seine Jugendzeit zurückschwenkt oder einfach nur die Story vorantreiben will: Chan-wooks Erzählstil hat Hand und Fuß, wird immer untermalt von einer innovativen Kamera und einem grandios abgemischten Soundtrack, der gut zwischen Klassik und Moderne changiert.

          Die Spannung wird bis zur Auflösung gekonnt aufrecht erhalten (sogar bei wiederholter Sichtung) und der für den Protagonisten steinige Weg dorthin mit ikonischen Szenen gepflastert. Ob nun die berühmte Tintenfischverspeisung, der rot gestrichelte Pfeil oder die One-Shot-Kampfeinlage im Jump-and-Run Stil. Hier wurden neben den zahlreichen zitierfähigen Dialogen Momente für die Ewigkeit geschaffen. Mit Gewalt geht Chan-wook dabei gewohnt stilistisch um, setzt sie unerwartet ein, untermalt sie aber auch mit Streichermusik, um dem Zuschauer so den Ekel zu nehmen. Der absolute Höhepunkt aber, das Ass im Ärmel, das ist Hauptdarsteller Choi Min-sik. Wie er neben einem wirklich überzeugenden Yu Ji-tae blitzschnell zwischen tiefem Hass, schier tödlicher Verzweiflung, Ehrfurcht und purem Wahnsinn wechseln kann, ist unglaublich. Mit dieser Performance ist Min-sik für mich zu einem der besten Schauspieler auf diesem Planeten avanciert. Dabei dachte ich eigentlich, seine Vorstellung in "I saw the devil" zu toppen, sei ein Ding der Unmöglichkeit.

          Wie dem auch sei: "Oldboy" ist Asia-Kino der Extraklasse. Andersartig, innovativ, berührend, spannend und einfach nur grandios gemacht wie gespielt. Wer sich darauf einlässt und seine normalen Schaugewohnheiten für zwei kurzweilige Stunden abstellt, der kann gar nicht anders als sich in dieser tragischen Geschichte zu verlieren.

          „Lache und die ganze Welt lacht mit dir. Weine und du weinst allein.“

          Zwei Menschen umarmen sich in einer Winterlandschaft. Offensichtlich haben sie eine tiefe Verbindung zueinander, lieben sich. Im Hintergrund wunderschöne Klänge. (https://www.youtube.com/watch?v=_DxjFs_dsR8).

          Derweil irgendwo in Deutschland: ein Junge und seine „Oldboy“-DVD. Auch sie haben eine tiefe Verbindung zueinander, er liebt sie. Im Hintergrund (aus dem Laptop) wunderschöne Klänge.

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            huababuar 14.02.2015, 17:02 Geändert 16.02.2015, 22:18

            Gangnam Style! Huababuars cineastische Korea-Reise mit Park Chan-Wooks Rache-Trilogie.
            Teil 1/3: Sympathy for Mr. Vengeance

            "Das Wasser haftet nicht an den Bergen, die Rache nicht an einem großen Herzen." – Konfuzius

            Kaum ein Motiv wurde neben Liebe in der Filmgeschichte derart oft thematisiert. Kaum ein Motiv ist so fest im Grunddenken des homo sapiens verankert: Tust du mir etwas an, tu ich dir etwas an. Ein Steinzeitdenken, das unsere Gesellschaft bis nach ganz oben in die Politikerkreise durchwandert. Kaum ein Motiv spaltet unsere Gemüter so sehr: Ist es moralisch vertretbar, Rache zu verüben? Kann man Selbstjustiz rechtfertigen?

            Der Südkoreaner Park Chan-Wook hat der Rache eine ganze Trilogie gewidmet. Diese besteht neben dem allseits bekannten Oldboy noch aus Lady Vengeance und Sympathy for Mr. Vengeance, um den es heute gehen soll.

            Der taubstumme Ryu (Ha-kyun Shin) will seiner todkranken Schwester (Ji-Eun Lim) eine neue Niere auf dem Schwarzmarkt besorgen, da ihm die Wartezeit auf legalem Wege zu lange erscheint. Als dieser Deal nicht ganz nach seinen Vorstellungen verläuft, er um sein ganzes Erspartes bereichert wird und sich ein möglicher, rechtmäßiger Spender gefunden zu haben scheint, fassen Ryu und seine linksradikale Freundin Cha Yeong-mi (Doona Bae) den Beschluss, ein Kind zu entführen, um so an das dringend benötigte Geld zu kommen. Doch auch dieser Plan geht schief und schon haben wir zwei Männer, die Rache als letzte Initiative betrachten.

            Bevor Park Chan-Wook allerdings in der letzten Dreiviertelstunde den doppelt-gemoppelten Rachefeldzug beginnen lässt und uns einen der denkwürdigsten und verstörendsten Showdowns aller Zeiten auftischt, lässt der Regisseur seine Zuschauer ziemlich lange zappeln. Eine statische Kamera, ein nichtvorhandener Soundtrack, der aus Geräuschkulissen wie Wasserrauschen, Autohupen oder Windböen besteht und ein im wahrsten Sinne des Wortes ruhiger Erzählstil mit ganz wenigen Dialogen wahren eine gewisse Distanz zum Betrachter. Das ist gewiss andersartig und mitunter ästhetisch, künstlerisch und schön anzusehen, aber gleichzeitig eben auch extrem befremdlich und ließ vor allem die ersten 70 Minuten enorm zäh und anstrengend wirken. Symptomatisch: Oft steht ein Gegenstand zwischen Zuschauerperspektive und Akteur. Ein Spiegel, ein Fenster, Wände. Park Chan-Wook will gar nicht, dass man irgendeine emotionale Bindung zu den durchwegs guten Darstellern aufbaut und das ist trotz des starken Finales, dem schier perfekten Einsatz von Gewalt, die stets unerwartet und unglaublich brutal daherkommt, und der gewiss gekonnten, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Inszenierung das Problem, das ich mit diesem Streifen habe. Zudem fehlt mir neben Ryu ein weiterer prägnanter Charakter, der die Geschichte vor allem zu Beginn ein wenig vorantreibt. Gerade auf Organschmugglerseite hätte man mit charismatischeren Figuren arbeiten können.

            Fazit: Mir fällt es sichtlich schwer, die richtigen Worte für „Sympathy for Mr. Vengeance“ zu finden. Auf der einen Seite schafft Chan-Wook mit seiner eigenartigen Inszenierung eine enorm kühle und einzigartige Atmosphäre, auf der anderen Seite lässt er dadurch kaum Bindung zwischen Zuschauer und Figuren zu, was zu einer sehr anstrengenden Sichtung führt. Ein Film, den man sicherlich zweimal schauen muss, um ihn gänzlich zu verstehen und genießen zu können.

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              huababuar 11.02.2015, 20:29 Geändert 11.02.2015, 21:25

              Wie Phönix aus der Asche erhebt sich Österreichs Exportschlager Nummer eins Arnold Schwarzenegger nach seinem politischen Intermezzo und schickt sich an, als lonesome Sheriff eines Wüstenkaffs in Arizona den berüchtigten Drogenboss Gabriel Cortez (Eduardo Noriega), der sich gerade mit einer Corvette in Mexiko absetzen will, dingfest zu machen und gleichzeitig meine niedrigen Erwartungen, die sich trotz des hoffnungsvollen Regisseurs Kim Jee-Won (I saw the devil) breitgemacht haben, zu erfüllen. Und zum größten Teil ist das dem Terminator, den ich – verflucht mich – mit Ausnahme von Gastauftritten bei „The Expendables“ noch nie hinter der Kamera gesehen habe, auch gelungen.

              Denn der ehemalige Mister Olympia mit seinem stämmigen Körper und seinem gegerbten Gesicht macht trotz sichtlicher Alterung noch immer eine gute Figur und scheint nicht verlernt zu haben, wie man Ärsche von mexikanischen Drogenbossen standesgemäß versohlt. Storytechnisch und actionmäßig befindet sich „The Last Stand“ immer im oberen Mittelmaß, reißt einen nicht vom Hocker, weiß aber auch dank einer grundsoliden Inszenierung – das Intro und der Shootout am Ende sind schon richtig cool gemacht – zu unterhalten. Auch der Sound ist stets überdurchschnittlich und kommt natürlich dank des Boliden mit knappen 1000 Pferdestärken extrem gut zur Geltung. Der doch recht namhafte Cast um Arnie mit Forest Whiteaker, Peter Stormare, Rodrigo Santoro und Luis Guzmán reißt zwar keine Bäume aus, macht seine Sache aber ordentlich. Johnny Knoxville zähle ich jetzt einfach mal nicht dazu. Für mich ist das eher ein Primat als ein ernstzunehmender Schauspieler.

              Was ich etwas vermisst habe, war dieser herrliche selbstironische Touch, den beispielsweise die „Expendables“ geradezu zelebriert haben. Sicherlich nimmt sich Arnie das ein oder andere Mal selbst auf die Schippe, doch von den Gags zünden insgesamt einfach zu wenige, weil sie meist ziemlich aufgesetzt wirken. Hier wäre auf jeden Fall mehr gegangen.

              Trotzdem bleibt unterm Strich ein überraschend gelungenes Comeback Schwarzeneggers, das man sich als treuer Arnie- oder Haudrauffan bedenkenlos zu Gemüte führen kann. „The Last Stand“ bewegt sich über seine gesamte Laufzeit stets über dem Durchschnittsäquator der Klopperfilme, wird aber sicherlich nicht in die Annalen der Actiongeschichte eingehen.

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                huababuar 11.02.2015, 13:23 Geändert 11.02.2015, 19:47
                über Con Air

                Was kommt raus, wenn man Langhaarguru Nicolas Cage, Massenvergewaltiger Danny Trejo alias Johnny 23, John Malkovic als etwas unkonventionellen Flugkapitän der obskuren Fluggesellschaft Con Air, Hausnigger und Sonnenbrillentrendsetter Ving Rhames und Singvögelchen Steve Buscemi in einem Flugzeug transportiert, ihnen den wortgewannten John Cusack an die Fersen heftet und man zudem noch den Hasen nicht im Karton behält?

                Die Frage erübrigt sich, denn es ist klar, was man bekommt: Einen verdammt coolen Actioner namens "Con Air".

                Trejo: "Weißt du was ich bin?"
                Cage: "Hässlich wie die Nacht."

                Es sind diese zum Brüllen komischen One Liner in ihrer schier unglaublich hohen Schlagzahl - vereint mit gut inszenierten und nie übermäßig eingesetzten Actionszenen und einem wirklich herausragenden Darstellerensemble, aus dem vor allem der für sein berühmtes Overacting bekannte Cage und der verdammt fiese Malkovich herausstechen -, die "Con Air" zu einem wahren Actionspektakel der 90er Jahre machen. Vor einer sehenswerten Südstaatenkulisse treffen Old-School Action, verfeinert von schwarzem Humor par excellance, und eine simple, zugegebenermaßen tumbe, oberflächliche und unlogische Story aufeinander. Doch eine komplexe Geschichte hätte "Con Air" auch gar nicht gut getan. Gerade durch den minimalistischen Plot mit all seinen Ecken und Kanten entfaltet sich diese grandiose Mischung aus Action und Witz, sodass knappe zwei Stunden wie gemütliche 90 Minuten erscheinen und man nach dem gelungenen, natürlich vollkommen überzogenen Finale, vollends zufrieden ist. Man hat den Eindruck, Simon West wie auch die Schauspieler nehmen "Con Air" selbst nicht so richtig ernst, sehen ihr Werk eher als humoristischen Beitrag in einem überlaufenen Genre. Und das ist auch gut so.

                "Es gibt zwei Männer, denen ich vertraue. Der eine bin ich. Und der andere sind nicht Sie."

                Fazit: "Con Air" ist wirklich mit allen Wassern gewaschen, besticht durch einen hervorragend aufgelegten und sichtlich motivierten Cast, sowie dem feinen Mix aus Blei und Komik, den dieser auf den Bildschirm zaubert. Ein Actioner aus den 90er Jahren, den sich jeder, der mit dem Genre auch nur halbwegs etwas anfangen kann, unbedingt zu Gemüte führen sollte.

                "Definiere Ironie: Ein Haufen Idioten, die in einem Flugzeug zu einem Song tanzen, der durch eine Band berühmt wurde, die bei einem Flugzeugabsturz umkam."

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                  huababuar 10.02.2015, 12:26 Geändert 10.02.2015, 13:28

                  Obwohl Peter Markles Werk merklich angestaubt daher kommt, sein TKKG-Gedächtnisscore enervierend ist und auch mit Klischees wie der Spieler-Trainertochter-Romanze oder der Außenseiter-wird-zum-Helden-Story nicht gespart wird, reitet "Bodycheck" auf einer Welle von Nostalgie und 80er-Jahre Flair, das allein schon durch die schrecklichen Frisuren vortrefflich zur Geltung kommt, und kann so in der Riege der Eishockeyfilme doch noch als sehenswert abgestempelt werden. Die Qualität von "Schlappschuss" wird zwar nie erreicht, doch größtenteils ordentlich gemachte Spielszenen, gelungene Comedy-Einlagen und der ein oder andere markige Spruch vom grandios gespielten Coach Murry Chadwick (Ed Lauter) halten bei der Stange. Auch Patrick Swayze passt erstaunlich gut in seine Rolle, nervt kein bisschen und fügt sich in das insgesamt runde Gesamtgefüge ein. "Bodycheck" hat aufgrund seiner Thematik sicherlich eine ziemlich kleine Klientel, nimmt einen - wenn man sich darauf einlässt - allerdings vollkommen ein und kann unterm Strich wirklich überzeugen.

                  "Allright, one period left. One period away from winning it all or losing to these miserable hackers with their shit-eating grins and their saturday night wrestling tactics. One period away from remembering something the rest of your life or something you wanna forget. How would you like to wake up at 3 a.m. with the scoreboard flashing: Bombers 2 - Mustangs 1? Think about when your shaking their hands. You wanna be able to look them dead in the eye, not down to their skates. Let's play some hockey!"

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                    Es ist der letzte Weg der Insassen des Todestrakts in Cold Mountain. Durch den ungemütlichen, spärlich beleuchteten Gang mit seinem grässlichen Linoleumboden hinauf auf den hölzernen, stets frisch polierten elektrischen Stuhl. Vorbei an Mitinsassen, Gefängniswärtern, zu denen man während der Zeit eine mehr oder weniger große emotionale Bindung aufgebaut hat, und vorbei an den Angehörigen der Opfer, die einem kurz vor dem Ableben noch einmal ihren puren Hass entgegenbringen. Wer diesen Weg, diese letzte, grüne Meile beschreitet, ist dem sicheren Tode geweiht. Egal ob schuldig oder unschuldig, ob reumütig oder einsichtslos.

                    "Ich konnte nicht helfen. Ich wollte es gut machen, aber es war zu spät."

                    Frank Darabont, der sich schon für das grandiose Gefängnisdrama "Die Verurteilten" verantwortlich zeigt, trifft auch mit "The Green Mile" stets die richtigen Töne. Verpackt in einer Geschichte über Gerechtigkeit, Reue, Schuld, Gut und Böse wirft er die Frage nach der Notwendigkeit und nach der Durchführungsart der Todesstrafe auf, tut dies aber nie zu offensichtlich, sondern immerzu subtil und untergeordnet zur Handlung, die in erster Linie einfach nur Lachmuskel und Tränendrüse des Zuschauers gleichzeitig ansprechen soll. Unterhaltungskino mit gesellschaftskritischem Unterton also - und das auf hohem Niveau.

                    Eingebetet in eine wunderschöne 1930er Südstaatenkulisse setzt uns Darabont phänomenal-individuelle Charaktere vor und lässt diese durch den grandiosen Cast zum absoluten Schmuckstück seines ansonsten etwas zu lang geratenen Dramas avancieren. Da wäre der besonnene Gefängniswärter Paul Edgecomb (Tom Hanks), sein hitziger Kollege Brutus Howell (David Morse), sowie der masochistische Percy Wetmore (Doug Hutchison), dem man persönlich einen eigens reservierten Platz auf dem elektrischen Stuhl wünscht. Ihrem Kommando obliegen im Todestrakt der abgedrehte und dennoch sympathische Eduard Delacroix (Michael Jeter), der sanfte Riese John Coffey (Michael Clarke Duncan) und der Psychopat William Wharton (Sam Rockwell). Ganz oben in der Knast-Hierarchie steht Gefängnisdirektor Hal Moores (James Cromwell).

                    Jeder Charakter hat seine ganz eigene Art und bekommt genügend Screentime, um vorgestellt zu werden. Das macht alle Personen ein Stückchen nahbar bzw. in manchen Fällen verabscheuungswürdig. Absolut hervorheben muss man darstellerisch natürlich Clarke Duncan, der seinem John Coffey - "wie das Getränk, nur etwas anders geschrieben" - enorm viel Liebenswürdigkeit einhaucht. Aber auch Hanks zeigt ungeahnte Facetten und mimt erfreulicherweise einmal nicht den schüchternen, zerbrechlichen Außenseiter von nebenan ("Philadelphia", "Forrest Gump", "Cast Away").

                    Gut für den Storyaufbau ist auch, dass Darabont nicht alle Gefängniswärter als diabolische Ekelpakete abstempelt, wie das in vergleichbaren Filmen eben oft getan wird, sondern ihnen sowie auch den Insassen etwas Menschliches verleiht und sie untereinander eine Bindung aufbauen lässt. Für die emotionale Komponente ist das vor allem gegen Ende hin enorm förderlich. Ohnehin wird hier gut zwischen komödiantischen und ergreifenden Momenten gewechselt, selbst wenn zweiterer Aspekt für mich ruhig noch hätte präsenter sein können. Denn so richtig emotional angepackt hat mich dann nur das Finale. Da wäre zwischendrin eindeutig mehr drin gewesen.

                    Auch den überirdischen Handlungsstrang halte ich bei einem Gefängnisdrama für eher kontraproduktiv. Das ist rein subjektives Befinden und hat mir persönlich einfach nicht zugesagt. Andere mögen das vielleicht gegensätzlich sehen.

                    Der Brillianz dieser Stephen King-Verfilmung tut das letzten Endes allerdings keinen Abbruch. Darabont schafft konventionelles, mit drei Stunden etwas zu lange geratenes Kino, bei dem er sein Hauptaugenmerk eindeutig auf den großartigen Cast und seine Charaktervielfalt sowie eine gelungene Symbiose aus Witz, Ergriffenheit und Empörung über den unmenschlichen Tod am elektrischen Stuhl legt.

                    "Er hat sie mit ihrer Liebe getötet, ihrer Liebe füreinander. Und so geschieht es jeden Tag auf der ganzen Welt."

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                    • Bei all der Antipathie, die ich mir von Video zu Video gegenüber Herrn Schmitt jr. aufgebaut hatte, weil er mir bei seinen Analysen irgendwie stets den Blick aufs Wesentliche zu verlieren schien, muss ich nach dieser Kritik sagen: Chapeau! Unterhaltsam, herrlich ironisch und saukomisch - gut gemacht! :)

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                        "Derailed - Terror im Zug" ist in etwa vergleichbar mit der Meica Curryking. Die Idee bzw. das Gericht dahinter - also die Currywurst an sich - ist schmackhaft. Ebenso verhält es sich mit der Story von Gangsterin und Bodyguard auf einem Langstreckenzug von Bratislava nach München. Nichts Weltbewegendes, trotzdem nicht schlecht. Die billigen Ingredienzien machen Jean Claude Van Dammes C-Klopper dann allerdings ungenießbar: Die Einzigen, die "entgleisen" (Wortwitz, komm raus) sind Kameramann plus Cutter, die für ein schrecklich geschnittenes, hektisches Bild sorgen und gelegentlich entgleise auch ich auf der Couch dank platter One-Liner, stupider Antagonisten - wobei sich immer die Frage auftut, wer hier eigentlich gegen wen kämpft - und Schauspielern mit der Überzeugungskraft der Entzugshelfervon Amy Winehouse. Doch nicht nur die künstlichen Geschmacksverstärker sind ein Schuss in den Ofen, auch die Portion ist zu groß, denn gegen Ende zieht sich "Derailed" wie ein langer Fernsehnachmittag mit der verhassten Großtante.

                        Mit dem 20.000-fachen an Budget, einem talentierteren Regisseur, intressanteren Charakteren und einem knackigeren Drehbuch wäre aus einer Curryking vielleicht eine gute Currywurst am Berliner Hauptbahnhof geworden. So aber ist das eher ein Fall für die Tonne.

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                          huababuar 08.02.2015, 16:20 Geändert 08.02.2015, 16:22

                          Zwar erreicht Na Hong-jins Regiedebüt nicht ganz die Qualität vergleichbarer Werke wie "I saw the devil" oder "Oldboy", was alleine schon an der fehlenden Präsenz des herausragenden Darstellers Choi Min-sik liegt, schweißtreibende zwei Stunden hat mir die Jagd des Ex-Bullen und jetzigen Zuhälters Eom Joong-ho (Kim Yun-seok) nach Jee Young-min (Ha Jung-woo), dem Mörder seiner Mädchen, doch bereitet.

                          Das liegt vor allem an einer Eigenschaft, die alle drei Filme eint: die typisch koreanische Großstadt-Atmosphäre. Während die beiden genannten Referenzen diese auf äußerst kompositorische und extravagante Art und Weise zur Geltung bringen, beschränkt sich "The Chaser" auf seine Bodenständigkeit und Simplizität. Ganz unverfälscht und ohne großes Tam-Tam nimmt uns Hong-jin mit in die dreckige Untergrundwelt Seouls: verlassene Gassen im Rotlichtmilieu und die schillernden Neon-Tafeln im dekadenten Zentrum geben sich die Klinke in die Hand, das obligatorische verrauchte Restaurant (Tintenfischszene in Oldboy) darf auch nicht fehlen, asiatische Schriftzeichen, Charakterzüge. Es ist einfach erfrischend, mal einen Thriller zu sehen, der außerhalb der amerikanischen Ballungsräume mit ihren kaukasischen bzw. afroamerikanischen Protagonisten spielt. Insofern ist ein gut gemachter Asia-Streifen - und in diesem Segment stechen atmosphärisch gesehen eben vor allem die Koreaner heraus, auch "The Host" ist sehr zu empfehlen - immer wieder eine willkommene Abwechslung.

                          Auch in seinen Actionszenen verzichtet "The Chaser" auf große Effekthascherei, behandelt sie eher als unabdingbares Element der erzählten Geschichte und stellt Gewalt keineswegs in den Vordergrund. Denn gerade in Sachen Brutalität findet der Regisseur genau das richtige Maß. Einmal hält er schonungslos drauf, wenn Köpfe maltretiert werden, das andere Mal lässt er die Brutalität im Off geschehen und zeigt dem Zuschauer erst danach die verheerende Auswirkung. Das ist wahrlich gut überlegt und setzt den Fokus so eindeutig auf das Vorantreiben der hochspannenden Story, die sich nur gelegentlich kleine Auszeiten und Verschnaufspausen nimmt, und seiner Charaktere.

                          Diese sind keineswegs tief, für die Erzähldauer und die Zugänglichkeit bzw. das Mitverständnis für die handelnden Personen allerdings mehr als ausreichend gezeichnet. Einzige Ausnahme: der Antagonist. Dies liegt vermutlich an der im Vergleich zu den anderen, wirklich gut aufspielenden Darstellern eher durchschnittlichen Performance des Schauspielers. Doch auch die Begründung seiner psychopatischen Züge war eher schleierhaft und zu oberflächlich.

                          Ansonsten hat mich "The Chaser" wirklich vom Hocker gehauen. Meine hohen Erwartungen, die aus der exorbitant hohen Durchschnittsbewertung hier auf Moviepilot sowie dem Vergleich auf dem DVD-Cover mit "Das Schweigen der Lämmer" und "Sieben" resultierten, wurden absolut getroffen und machen diesen Film für mich zu einem absoluten Geheimtipp im Thrillergenre.

                          Wie bereits erwähnt: Die könnens einfach, die Koreaner. Gebt mir mehr davon! :)

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                            Nach dem bis dato spontansten Roadtrip meines Lebens nach Prag und Budapest (anfänglich ohne Wechselklamotten und Waschzeug!) wollte ich dieses Erlebnis am Tag darauf mit Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ noch einmal Revue passieren lassen. Tja, denkste. Denn anstatt wie vermutet in die Donaumetropole der Magyaren ging es in die fiktive Alpenrepublik Zubrowska. Dort steht während der Zwischenkriegszeit das abgeschiedene Grand Budapest Hotel am Zenit seines Erfolgs. Im Luxusressort ist die Dekadenz jederzeit spürbar: Ob in der pompösen Eingangshalle, dem Palais-ähnlichen Speiseraum, den zahlreichen Suiten oder den mit Fresken beladenen Bädern. Ein wahres Paradies für die damalige Obrigkeit.

                            Geleitet wird das Grand Budapest von Concierge Monsieur Gustave (Ralph Fiennes). Sein „L’Air de Panache“ ist ihm heilig, ebenso wie alte, blonde, abgemagerte und einsame Frauen, die er dank seines unnachahmlichen Charmes stets zu bezirzen weiß. Doch mit dem Tod einer dieser Damen ändert sich plötzlich alles und M. Gustave erlebt gemeinsam mit seinem Lobby-Boy Zéro (Tony Revolori) eine andersartige Reise zwischen Nebelsbad und Lutz.

                            Es war meine erste Erfahrung mit Wes Anderson, doch seine persönliche Handschrift sticht einem wortwörtlich ins Auge: Virtuos spielt Anderson mit schrillen Farben, skurrilen Kulissen, Charaktern und Kostümen, einer unglaublich beeindruckenden Kamera mit innovativem Schnitt und Schwenk, abwechslungsreicher Filmmusik und einer zeitlich verschachtelten und dank grandiosem Drehbuch trotzdem verständlichen Erzählweise. Zusammen mit einem wirklich überzeugenden Cast, bei dem vor allem Fiennes heraussticht und der überraschenderweise immer wieder um den ein oder anderen Star erweitert wird, ist das neuartig, erfrischend und erfordert jede Menge Konzentration.
                            Der großartige, schwer zu beschreibende Humor wird immer wieder durchmischt mit melancholischen, sentimentalen und dramatischen Elementen, wobei der Fokus dieser Tragikomödie aber eindeutig auf dem komödiantischen Teil liegt.

                            Bei aller erzählerischen und technischen Finesse habe ich mit solch künstlerischen Filmen allerdings des Öfteren ein kleines Problem: Man muss sich auf die Andersartigkeit der Geschichte einlassen. Das ist eine Grundvoraussetzung. Dadurch bekomme ich nie wirklich eine emotionale Bindung zu Plot und Personen, sondern verfolge das Gesehene eher als distanzierter Betrachter, während ich bei konventionelleren Produktionen mitunter ein Teil des Geschehens bin. Man ist viel zu sehr mit dem Bewundern von Andersons fantastischer Arbeit beschäftigt, als dass man so richtig mitfühlt. Das gilt natürlich nicht für jeden, bei mir war es aber der Fall.

                            Nichtsdestotrotz ist Grand Budapest Hotel eine mehr als würdige Eröffnung der Berlinale geworden. Ein wirklich toller Streifen, der bei den Oscars wohl eine wichtige Rolle spielen wird und wegen dem man aufgrund seiner deutschen Beteiligung durchaus stolz und hoffnungsvoll sein kann.

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                              huababuar 03.02.2015, 05:28 Geändert 03.02.2015, 05:35

                              "Wenn du ertrinkst, bring ich dich um."

                              Soso..

                              Die selbsternannte Todeswelle schafft es trotz ihrer visuellen Strahlungskraft nicht, die nichtssagende erste Stunde aus meinem Gehirn zu spülen und vergessen zu machen. Denn die bildlich wirklich hochwertige und vor allem gegen Ende vollends überzeugende südkoreanische Produktion disqualifiziert sich aufgrund ihrer anfänglichen Mischung aus "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten"-Soapcharakter und lächerlichem, unangebrachten Slapstickhumor als ernstzunehmender Katastrophenfilm selbst. Das macht die Charaktere allesamt so austauschbar wie die osteuropäische Lebensgefährtin von Lothar Matthäus und ihr Ableben größtenteils so bedeutend wie die Existenz des Buxtehuder Karnickelzuchtvereins, selbst wenn der Versuch, am Ende auf die Tränendrüse zu drücken, bei einer besseren Vorgeschichte sicherlich erfolgreich gewesen wäre.

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                                Auf die Gefahr hin, dass ich bei vielen wohl jetzt einen schlechten Eindruck hinterlasse: Ja, auch ich schaue das Dschungelcamp.

                                Warum?

                                Ganz einfach. Diese Sendung ist dank ihrer Grundidee und dem fantastisch schwarzhumorigem Moderatorenpaar Hartwich-Zietlow Unterhaltung pur, auf billigstem Niveau und dessen sind sich die Macher auch bewusst. Das Erfolgsrezept ist einfach: "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" spricht nicht nur den arbeitslosen Kevin in seiner Plattenbausiedlung Berlin-Neuköllns an (gewolltes Benutzen von Klischees), sondern auch die Gelüste des spießbürgerischen Mittelstands: Voyeurismus, Macht, Überlegenheit.

                                Immer wieder schön zu sehen, wie sich gescheiterte "Promis" eine zweite Karriere erkämpfen wollen, sich bei dem Versuch gegenseitig zerfleischen und dabei auch noch vor der breiten Öffentlichkeit zur Sau gemacht werden.

                                Und selbst wenn diese Staffel - weil ihr gehörig der Streitfaktor unter den Campbewohnern sowie auch neue Innovationen fehlten - zu den schwächsten gehörte: Der Erfolg wird andauern, das Dschungelcamp wird weiterhin produziert werden. Ob das nun dem selbsternannten Bildungsbürgertum gefällt oder nicht..

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                                  huababuar 03.02.2015, 03:08 Geändert 21.06.2015, 21:11

                                  500. Filmbewertung - von der Schließung der wohl größten, peinlichsten und unverzeihlichsten Bildungslücke eines selbsternannten Filmliebhabers..

                                  Zahlreiche Werke – von Klassikern, über Blockbuster, Arthouse-Filme bis hin zur größten auf Zelluloid gepressten Scheiße auf diesem Planeten - habe ich während meiner inzwischen anderthalb Jahre andauernden Filmleidenschaft gesehen (davor natürlich auch schon einige, aber noch nicht so bewusst/bedacht). Ein Werk war allerdings nicht dabei: Der wohl meistgelobte, höchstbewertete, am Öftesten zitierte Streifen überhaupt. Der Stein, der das mir geliebte Mafiagenre erst so richtig ins Rollen brachte. Eine Meisterleistung, die von vielen als DER Film schlechthin bezeichnet wird: Godfather – der Pate.

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                                  Ein korrupter Polizist und zwei Mafiosi von verschiedenen Familien sitzen in einem italienischen Restaurant in New York. Es wird Wein getrunken, geraucht, das wärmstens empfohlene Kalbsfleisch gegessen. Und doch ist die Stimmung angespannt. Einer der drei Anzugträger ist Michael Corleone (Al Pacino). Er ist mit einem ganz bestimmten Vorsatz in dieses Gipfeltreffen gegangen: Den Tisch als Einziger lebend verlassen. Was das nach sich ziehen würde, ist klar: Abtauchen. Für lange Zeit. Fernab von Familie und Geliebter. Wird er das in Kauf nehmen? Wird er abdrücken und die Konkurrenz liquidieren?

                                  Sein Vater Don Vito Corleone (Marlon Brando) ist einer der fünf Mafiaköpfe im Big Apple der Nachkriegszeit. Er kann es nicht abhaben, wenn jemand seine Angebote ablehnt ("An offer he can't refuse") und lässt dafür auch gerne mal Pferdeköpfe rollen. Die Hochzeitsfeier seiner Tochter nutzt er, um sich den Bitten von Freunden und Bekannten anzunehmen, die das ein oder andere "Problemchen" gerne gelöst haben möchten. Sein Imperium reicht von Glücksspiel, über Prostitution bis hin zu Alkoholhandel. Doch die Mauern von Corleones Festung wanken. Nicht nur durch Verrat innerhalb der Familie, ein derartig großes Machtgefüge schafft natürlich auch Feinde in der ganzen Stadt. Und die wollen den charismatischen Mafioso zu Fall bringen...

                                  "But now you come to me and say: 'Don Corleone, give me justice.' But you don't ask with respect. You don't offer friendship. You don't even think to call me Godfather. Instead, you come into my house on the day my daughter's getting married and you ask me to murder.. for money."

                                  Bei vielen Mafiafilmen wird zum Problem, dass sie den gesamten Werdegang ihres Protagonisten umfassen. Das wirkt oft langatmig, stellenweise wegen der schnellen Abhandlung einzelner Stationen etwas oberflächlich und verliert sich meist mit der Zeit etwas aufgrund einer langen Laufzeit. Francis Ford Coppola macht es sich bei seinem "Paten" einfacher: Anstatt den Aufstieg Corleones zu verbildlichen (dies wird in den Fortsetzungen gezeigt) fokussiert sich der Regisseur klar auf die täglichen Machenschaften des angekommenen Mafia-Bosses und gibt einen wirklich detaillierten Blick hinter die Kulissen des organisierten Verbrechens - und das auf derart faszinierende Art und Weise, dass knapp drei Stunden vergehen wie zwei.

                                  Coppola erweist sich als Meister der Melange. Zum Einen, weil er es versteht, die gesunde Mischung aus Mafiaintrigen und privatem Familienleben zu finden, ohne je eine Seite entbehrlich oder zu präsent wirken zu lassen. Zum Anderen, weil er exterm gut zwischen exorbitant spannenden Szenen (wie die anfangs geschilderte), auflockernden, witzigen, aber auch harten Dialogen und klassischem (heutzutage etwas langsam wirkendem) Erzählduktus changiert.

                                  Kulissenauswahl und die Liebe zum Detail sind sogar für heutige Verhältnisse außerordentlich gut und müssen zum damaligen Zeitpunkt - also in den frühen 70ern - absolut bahnbrechend gewesen sein. Eingefangen wird der überzeugende Mafiaflair von einer stets perfekt situierten Kamera, die schon in der Einstiegsszene hervorragend zur Geltung kommt.

                                  Der größte Coup gelang Coppola allerdings mit der Besetzung seines Hauptprotagonisten. In einem großartig aufspielenden Cast um Al Pacino, James Caan und Robert Duvall sticht Marlon Brando als Don Corleone noch einmal um Längen hervor. Selten hat man ein derart authentisches Spiel gesehen. Selten waren kleine Gesten wie das Kratzen einer Wange so auffällig und eindringlich. Selten hingen Mundwinkel permanent so weit nach unten, außer vielleicht bei Angela Merkel. Selbst wenn er den Oscar damals nicht angenommen hat, diesen Mann hätte ich mit allen Preisen der Welt (der goldene Umberto eingeschlossen) überhäuft.

                                  Ob es nun wirklich DER Film schlechthin ist, das will ich nicht beurteilen. Für so ein klares Ranking gibt es meiner Meinung nach einfach zu viele fantastische Filme auf dieser Welt, von denen ich wohl leider immer noch viel zu wenige gesehen habe. Einer der besten Filme aller Zeiten ist "Der Pate" aber auf jeden Fall. Ein Meisterwerk, ein Stückchen Filmgeschichte, eine unerreichte dreistündige Reise in die Welt der Mafiosi. Eine Bildungslücke, die ich nun endlich geschlossen habe.

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                                    huababuar 28.01.2015, 05:50 Geändert 28.01.2015, 05:53

                                    Zu später Stunde geht es für mich kurz vorm Einschlummern und nach einem nennen wir es mal anspruchslosen TV-Abend auf der elterlichen Couch (obligatorisch behinderter Dienstag-Abend-Sat1-Film + Ich bin arbeitslos, schaut mich an) noch einmal in The Village – DAS DORF (behinderter zweisprachiger Titel). Ja richtig gehört. Nicht in irgendein x-beliebiges Kaff in der Walachei, sondern nach Covington, Pennsylvania. DAS DORF, das von den sogennanten "Unaussprechlichen" im umliegenden Wald heimgesucht wird und in dem nicht nur der Dorftrottel Noah Percy (Adrien Brody) gewaltig einen an der Waffel hat.

                                    Der erwartete Horrortrip in der Abgeschiedenheit erwies sich enttäuschenderweise für mich als Mischung aus Drama und größtenteils unspannendem Thriller mit rar gestreuter Suspense (die aber dann wirklich überzeugend), der seiner eigentlich lobenswerten, durch einen interessanten Twist erzeugten, Prämisse zu keiner Zeit gerecht wird. Regisseur M. Night Shyamalan, der in seinen Werken ja oft den Hang zum Mysteriösen beweist ("The Sixth Sense", "The Happening") inszeniert eine beispiellose Freakshow, die sich gewaltig in die Länge zieht und mich zu keinem Zeitpunkt so wirklich in seinen Bann zieht. So ist die Idee dahinter wie bereits erwähnt wahrlich eine gute, sie macht das Ende noch einigermaßen versöhnlich, doch gleichzeitig verblasst dieser Aspekt zwischen den kruden Gestalten und der Aneinanderreihung befremdlicher Ereignisse, mit der ich mich einfach nicht anfreunden kann.

                                    Der namhafte Cast von The Village - DAS DORF (der Titel ist immer noch nicht besser) macht durch die Bank einen recht guten Job, wirklich im Gedächtnis bleiben aber nur Bryce Dallas Howard und Brody, mit Abstrichen vielleicht auch noch Joaquin Phoenix. Sigourney Weaver, William Hurt und Brendan Gleeson hingegen bekommen kaum Gelegenheit, ihr darstellerisches Können aufzuweisen.

                                    Bereut habe ich die Sichtung von The Village - DAS DORF (nochmal für diejenigen, die des Englischen nicht mächtig sind) trotzdem nicht. Warum? Nunja, nach dem wie immer beschissenen Sat1-FILMFILM (noch so ein beknackter Name) und den Z-Promis in Down-Under, die wahlweise Krokodilpenis, Schweineanus und Schafshoden in sich hinein stopften, war DAS DORF einfach nur perfekt, um etwas abzuschalten und meine Lider nach und nach zu erschweren. Danach schlief ich wie ein Baby - ist mir bei einem "Horrorfilm" auch noch nicht passiert. Dafür Hut ab!

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                                      Diese glaubwürdigen Darsteller, dieses furchtbar echt wirkende Szenenbild, diese unglaublich packende Kamera...

                                      Nein, mal im Ernst: "Die Reise zum Mond" von Zauberkünstler Georges Méliès wirkt heutzutage zwar unfreiwillig komisch und befremdlich, zeigt aber, wie groß der Einfallsreichtum schon vor über 100 Jahren gewesen ist. Zu einer Zeit, in der "Genetik" noch ein Fremdwort war, das Wetter noch nicht vorausgesagt werden konnte und man von einer tatsächlichen Reise zum Mond so weit entfernt war wie Til Schweiger von einem Oscar, erwies sich Méliès als wahrer Visionär und schuf einen Science-Fiction-Meilenstein, der sowohl was Bühnenbild als auch Tricktechnik anbelangt mehr als nur revolutionär ist. Ein kleines, 15-minütiges Stückchen Filmgeschichte!

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                                        huababuar 27.01.2015, 02:35 Geändert 27.01.2015, 03:24

                                        Es ist eine Angst, die tief in uns verankert ist und über die sich wohl schon jeder einmal Gedanken gemacht hat: Im Schlechten auseinander zu gehen. Eine geliebte Person aus dem engen Familien- oder Freundeskreis verstirbt unerwartet, doch anstatt in guter Erinnerung zu scheiden, sind die letzten gemeinsamen Momente mit Streit und gegenseitigen Vorwürfen verbunden.

                                        "There's no one who knows your life better than a brother that's near your age. He knows who you are and what you are better than anyone on earth. My brother and I said some unforgivable things the last time we met. But I'm tryin' to put that behind me. And this trip is a hard swallow of my pride. I just hope I'm not too late."

                                        Nicht zu spät sein. Das ist der größte Wunsch des 73-jährigen Alvin Straight, einem typischen Redneck mit Holzfällerhemd, Rauschebart und Cowboyhut, die Zigarre trotz gesundheitlicher Probleme immer griffbereit - konventionell und beratungsresistent eben. Sich noch einmal mit seinem geliebten Bruder Lyle zusammensetzen zu können, sich auszusprechen, zu versöhnen, sich an alte Zeiten erinnern. Das Problem: Lyle wohnt in Wisconsin, Alvin dagegen in Iowa. 510 Kilometer trennen sie voneinander. Noch dazu sieht der liebenswerte und oft etwas unbeholfen wirkende Alvin schlecht und hat keinen Führerschein. Doch der Wille siegt. Mit einem Rasenmäher inklusive großem Anhänger macht er sich auf eine bemerkenswerte Reise durch die schier endlosen Weiten des Mittleren Westens der USA, um seinen Bruder, der einen Schlaganfall erlitten hat, noch einmal zu sehen.

                                        David Lynch, ansonsten eher für surrealistische Filme bekannt, schuf mit "The Straight Story" eine melancholische Symbiose aus Drama, Road Movie und Biopic. Sehr ruhig - für mein Befinden stellenweise fast schon zu ruhig - erzählt er eine Geschichte über Bruderliebe, Sehnsucht, Willenskraft, Hilfsbereitschaft und auch Aufgeschlossenheit (gegenüber Fremden). Lynch liebt es, Szenen in die Länge zu ziehen, lange Dialoge zu zelebrieren.

                                        Seinen Hauptcharakter - grandios gespielt von Richard Farnsworth, der dafür völlig zurecht für den Oscar nominiert wurde - lässt er während seiner langen Reise immer wieder auf die verschiedensten Menschen treffen, denen er sich öffnet (oder andersrum). Anstatt also von Anfang an den Charakter und die Motivation hinter Alvin Straights Handeln vorgekaut zu bekommen, gibt dieser erst im Laufe der Handlung Stück für Stück seiner Lebensgeschichte, die von zahlreichen Rückschlägen geprägt ist, preis. Dabei gelingt es Lynch, stets die richtige Mischung zwischen emotionalen und amüsanten Momenten zu finden, sodass die ergreifende - übrigens wahre - Story immer wieder durch Situationskomik, alte Lebensweisheiten oder auch einfach nur das sympathische Lächeln von Alvin aufgelockert wird.

                                        Eine gewisse Auflockerung hat "The Straight Story" ob seiner langsamen Erzählstruktur auch nötig, denn mitunter verfällt Lynch fast schon in einen einschläfernden Duktus, kriegt dann aber im letzten Moment gerade noch die Kurve. Das liegt auch an den wiederkehrenden Mundharmonika-Klängen, die als herausragender Soundtrack fungieren und die wunderschöne Landschaft Iowas, mit all ihren Maisfeldern, Wiesen und dem pittoresken Sternenhimmel perfekt unterstreichen.

                                        Selbst wenn mich das Ende nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte, weil es mir schlichtweg zu kurz war, so hat mir der Film wieder einmal eines vor Augen geführt: Entschuldige dich so schnell es geht bei Personen, die dir wichtig sind. Du weißt nie, wie viel Zeit dir noch bleibt. Ich glaube, mit schlechtem Gewissen auseinanderzugehen, ist ein Gefühl, das einen sein ganzes Leben lang heimsuchen kann...

                                        PS: Nachdem bei Richard Farnsworth eine unheilbare Krebserkrankung diagnostiziert worden war und er die Schmerzen der Krankheit nicht mehr aushalten konnte, erschoss er sich auf seiner Ranch in New Mexico kurz nach dem Ende der Dreharbeiten zu Eine wahre Geschichte. RIP (Quelle: Wikipedia)

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                                          huababuar 26.01.2015, 14:22 Geändert 26.01.2015, 16:09

                                          Die Mischung aus oberflächlicher Latino-Milieustudie und Rachedrama weiß storymäßig wirklich zu überzeugen, hebt sich durch seinen traumatisierten und desillusionierten Hauptcharacter Felix De La Pena (John Leguizamo), dessen Familie nach einem Überfall auf das Oberhaupt zu zerbrechen droht, deutlich vom B-Movie-Einheitsbrei ab und weiß das dreckige L.A. als Kulisse immer wieder gut einzusetzen, krankt aber gleichzeitig an seiner budgetbedingt schwachen Inszenierung und Aufmachung, die aus teils platten Dialogen, einer mitunter nervigen Wackelkamera grausigen Szenenwechseln unterstützt von einem noch grausigeren - weil viel zu aufgesetzten - Soundtrack sowie einem ziemlich gesichtslosen, wenn auch nicht unbedingt schlecht gespielten, Antagonisten (Tyrese Gibson) besteht.

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                                          • Dickes Ding :) Mit Death Proof der einzige von mir bisher noch nicht gesichtete Tarantino :/

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                                              huababuar 25.01.2015, 01:21 Geändert 25.01.2015, 15:58

                                              "Sometimes it is the people who no one imagines anything of who do the things that no one can imagine."

                                              Auch Alan Turing (Benedict Cumberbatch) gehört zu dieser Gruppe von Leuten. Er ist der typische Außenseiter: er stottert, ist nicht unbedingt von großer Schönheit gesegnet, tritt sehr selbstbewusst auf, - manche mögen es arrogant oder gar narzisstisch nennen - er ist schlichtweg anders als der Durchschnitts-Londoner. Doch Alan Turing hat eine große Begabung: Er kann Rätsel lösen. Nicht etwa das BILD-Kreuzworträtsel, bei dem die schwierigste Aufgabe wohl das Wort "drei auf Englisch" darstellt. Nein. Schwierige Rätsel. Rätsel, die der gemeine Bürger wohl als unlösbar abstempeln würde. Und gerade mit diesem Talent soll Turing und ein ausgewählter Stab weiterer Hochbegabter im Fachgebiet Dechiffrierung der britischen Armee helfen, den Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland zu gewinnen, indem er geheime Kurznachrichten der deutschen Maschine "Enigma" entziffert und seinem Land somit einen taktischen Vorteil verschafft.

                                              Klingt auf den ersten Blick erstmal ziemlich unglaubwürdig, soll sich aber tatsächlich so zugetragen haben.

                                              Meine Erwartungen waren bei ganzen acht Oscarnominierungen (Film, Regie, Hauptdarsteller (Cumberbatch), Nebendarstellerin (Knightley), adaptiertes Drehbuch, Szenenbild, Schnitt und Filmmusik) zugegebenermaßen ziemlich hoch. Und da schien ich nicht der Einzige zu sein. Bumsvoller Kinosaal - ein Platz in der zweiten Reihe und der Popcorn schmatzende Pöbel hinter mir inklusive.

                                              Widrigkeiten, die "The Imitation Game" allerdings locker wett machte. In 114 Minuten bekommt man hier ein dramatisches, spannendes und stellenweise sogar komödiantisches Biopic vorgesetzt, das zwischen allen drei genannten Eigenschaften gut zu changieren weiß und so mancher offensichtlicher Länge im Mittelteil zum Trotz, vollends überzeugen kann. Zwar ist das Ende in grober Weise vorhersehbar, doch so manch überraschende Wendung machte dann doch oft stutzig.

                                              Den Vorwurf der Konventionalität (wenn das überhaupt ein Vorwurf ist) kann ich nicht unterschreiben. Ja, "The Imitation Game" erfindet sein Genre sicherlich nicht neu, ist im Großen und Ganzen recht aalglatt und brav was den Umgang mit seinem Protagonisten angeht (Homosexualität etc.). Doch das Erzählen in drei wechselnden Zeitebenen ist für mich alles andere als konventionelle Inszenierung und verlieh dem Streifen durchaus etwas Eigenes. Auch Szenenbild, Kamera und vor allem der grandiose und einprägsame Soundtrack wissen zu überzeugen.

                                              Ob es für den Oscar in der Kategorie Bester Film reicht, wage ich zu bezweifeln, aber ein "Goldener Junge" dürfte "The Imitation Game" sicher sein: Der für Benedict Cumberbatch. Was er auf die Leinwand zaubert, stellt alle anderen Darsteller (auch eine gute Knightley) aber mal sowas von in den Schatten, dass man im Kinosaal glatt seinen imaginären Hut ziehen will. Mit einem unnachahmlichen Charisma mimt Cumberbatch eine andersartige, schwierig zu spielende Persönlichkeit und wertet den Film damit extrem auf. Es ist ein wahrer Genuss, ihm bei seiner schier perfekten Performance zuzusehen, ihn zu bewundern und fast schon anzuhimmeln.

                                              Da kommen bei mir fast schon Selbstzweifel auf, weil ich bisher so wenig von ihm gesehen habe.

                                              And the Oscar goes to... Benedict Cumberbatch!

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                                                huababuar 23.01.2015, 03:48 Geändert 23.01.2015, 03:49

                                                "I was bruised and battered, I couldn't tell what I felt.
                                                I was unrecognizable to myself.
                                                Saw my reflection in a window and didn't know my own face.
                                                Oh brother are you gonna leave me wastin' away
                                                On the streets of Philadelphia."

                                                Hinterlegt von Bruce Springsteens genialem Song "Streets of Philadelphia" gelingt Erfolgs-Regisseur Jonathan Demme ("Das Schweigen der Lämmer") ein schlichtweg perfekter Einstieg. Kinder spielen, die Feuerwehr rückt aus. Auf der einen Seite noble Restaurants und High-Life, auf der anderen Seite Ghettos und Bettler - in the Streets of Philadelphia.

                                                Das Leben in der Stadt der brüderlichen Liebe pulsiert - mittendrin: Andrew Beckett (Tom Hanks), ein talentierter Anwalt einer renommierten Kanzlei, der nach Bekanntwerden seiner Homosexualität und seiner AIDS-Erkrankung urplötzlich entlassen wird. Doch der todkranke Beckett lässt sich nicht unterkriegen. Allen Spöttern, Vorurteilen und Widrigkeiten zum Trotz will er um sein Recht kämpfen und gerade sein anfänglich homophober Kollege Joe Miller (Denzel Washington) soll ihm dabei helfen.

                                                "AIDS cures homosexuality."

                                                Ein Satz, der nur aus drei Buchstaben besteht. Doch drei Buchstaben genügen, um die Gehässigkeit einer konservativen und intoleranten Gesellschaft zu verbildlichen. Dieser Gesellschaft will Demme einen Spiegel vorsetzen. Mit seiner anrührendene Geschichte hebt er zum damaligen Zeitpunkt als Erster symbolisch den mahnenden Zeigefinger und setzt sich für Toleranz, Menschlichkeit, die Rechte von Schwulen und gegen Homophobie, Voreingenommenheit und sexuell begründete Diskriminierung ein.

                                                Dabei nimmt er sich Zeit, den Plot einzuleiten und führt neben Hanks und Washington noch einen weiteren Protagonisten ein: die Stadt Philadelphia selbst. Sie hat eine wichtige Rolle inne, wird fast schon porträtiert. Der Ort des Geschehens ist wesentlich präsenter als in anderen Filmen. Eine Eigenschaft, die meiner Meinung nach ruhig öfter zum Tragen kommen kann. Denn es ist nicht nur wichtig was passiert, sondern auch wo - also in welcher Umgebung - es passiert und da gibt uns Demme ein detailiertes Bild der Metropole in Pennsylvania. Das alles vermischt mit dem typischen 90er Flair, der mich immer wieder begeistert, weil er nicht altbacken, sondern modern und nostalgisch zugleich ist, gibt eine wunderbare Atmosphäre, die einen perfekten Rahmen für den Wettstreit zweier grandioser Schauspieler bietet: Was Washington und Hanks hier abliefern ist wirklich aller erste Sahne. Von Hanks habe ich nichts anderes erwartet, aber die Performance von Washington hat mich wirklich überrascht. Beide spielen glaubhaft, intensiv und vereinnahmend.

                                                "Philadelphia" schafft es, mir die trockene Thematik der Rechtssprechung schmackhaft zu machen und ist während seiner Szenen im Gerichtssaal erstaunlicherweise keineswegs langweilig, was schlichtweg an den knackigen - teilweise komödiantischen ("Sind Sie schwul?") - Dialogen sowie den authentischen Darstellern liegt. So ganz ohne Längen kommt Demmes Werk, dem langsamen Erzähltempo geschuldet, dann nicht aus. Gerade die Arienszene war schon ziemlich befremdlich und hat mir aus welchen Gründen auch immer eher weniger zugesagt, doch insgesamt schauen sich die 125 Minuten sehr kurzweilig.

                                                Zwar ist der Ausgang des Films vorhersehbar, das tut dem Schauwert allerdings keinen Abbruch, denn hier weiß ein Regisseur wie er seine Arbeit beenden muss: Mit einem wiederum wirklich perfekten Abschluss setzt uns Demme Neil Youngs Song "Philadelphia" garniert mit Kindheitsvideos des Hauptprotagonisten vor und schafft damit einen unnachahmlichen Handlungsrahmen. Chapeau!

                                                "City of brotherly love
                                                Place I call home
                                                Don't turn your back on me
                                                I don't want to be alone
                                                Love lasts forever.

                                                Someone is talking to me,
                                                Calling my name
                                                Tell me I'm not to blame
                                                I won't be ashamed of love.

                                                Philadelphia,
                                                City of brotherly love.
                                                Brotherly love."

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                                                    huababuar 22.01.2015, 03:04 Geändert 22.01.2015, 17:03

                                                    Ein Mörder - nennen wir ihn (einfallsreich wie wir sind) einfach mal "den Killer" - ist in deinem Haus. Du entdeckst fünf Gegenstände, die dir zur Verteidigung dienen könnten: Eine Banane, eine Handgranate, einen Dolch, ein Messer und eine Pistole. Was nimmst du? Natürlich: die Banane.

                                                    "Scary Movie" zieht in seinen 88 Minuten nicht nur die obligatorische Naivität und Dummheit der üblichen Horrorslasher-Protagonisten durch den Kakao, sondern spielt auch sonst mit jeglichen Klischees, die das Genre zu bieten hat: Der kiffende Afro, die dumme Blondine, der schwanzgesteuerte Milchbubi, die sensationsgeile Reporterin, die perverse Quotentranse, die schwarze Cholerikerin - sie alle finden ihren Platz zwischen Pipi-Kaka-Witzen und Zoten über kleine Penisse, Fürze in der Badewanne und einen äußerst bedenklichen American-Football-Fetisch. Zugegeben: Besonders reif ist das nicht. Vielmehr "glänzt" dieses Werk durch seine Niveau- und Belanglosigkeit, seine Vulgärität und seine Plumpheit, was vor allem dem Publikum mit etwas gesitteterem Humor sauer aufstoßen dürfte. Das jüngere bzw. junggebliebene Klientel hingegen wird seine Freude haben und der Parodie auf Horrorklassiker wie "Scream" und "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" positiv gegenüberstehen.

                                                    "Gab's bei 'Scream' ne Handlung? Nein! War 'Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast' logisch? Nein, ich glaube nicht. Was sollte der fette, weiße, jamaikanische Junge im zweiten Teil?" - "Der wurde nur schlecht gecastet, Bobby."

                                                    Ein Meisterwerk ist diese Horrorkomödie natürlich nicht. Dafür sind während des unermüdlich explodierenden Gag-Feuerwerks neben vielen zündenden Pointen einfach zu viele platte Sprüche dabei, vor allem gegen Ende. Dafür sind die Schauspieler zu hirnbefreit. Dafür ist das Gesamtprodukt an sich zu abgedreht, zu überspitzt und zu schräg, um halbwegs ernst genommen zu werden. Doch trotzdem trotzdem unterhält "Scary Movie" ungemein.

                                                    Gemäß dem Credo 'plump, aber trotzdem witzig' beschert dieses Machwerk dem geneigten Zuschauer mit dem passend obszönen Humorverständnis - das sei immer wieder erwähnt - kurzweiligen und genial-parodistischen Spaß. Ob ganze vier (!) Fortsetzungen nötig gewesen wären, muss ich erst selbst herausfinden. Bisher überwiegt die Skepsis..

                                                    "Ms. Manton?" - "Komm rein. Setz dich hin. Zieh deinen BH aus, wenn du willst." - "Nein, Danke."

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