huababuar - Kommentare
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Alle Kommentare von huababuar
Selbst wenn "Die Trauzeugen AG" als Komödie nicht vollständig überzeugen kann - dafür ist die Gagdichte zu niedrig, die wirklich guten Pointen zu selten, dafür aber die Klischees zu zahlreich - und der Streifen gelegentlich seinen roten Faden verliert, versprüht das Erzählte einen äußerst sympathischen Charme. Kevin Hart geht immer, aber auch Josh Gad und die zahlreichen amüsanten Nebendarsteller sorgen für eine Freakshow der besonderen Sorte. Besonders vor allem deshalb, weil "Die Trauzeugen AG" zwar seicht, aber dennoch wirkungsvoll über meist oberflächliche Freundschaften unter Männern, heuchlerisches Verhalten und Einsamkeit im Allgemeinen sinniert.
Humoristisch in Ordnung und recht unterhaltsam, nachdenklich stimmend und mit überraschend viel Tiefgang, aber wie vermutet nicht der ganz große Wurf.
Ein Schlag nach dem anderen findet sein Ziel. Das Ziel, das ist das Gesicht des eigenen, entfremdeten Bruders. Emotionen kochen über. Der abgrundtiefe Hass ist in jedem Blickkontakt, in jeder Geste, in jedem einzelnen Punch spürbar. Pathetische Musik im Hintergrund, eine kaum erträgliche Szenerie, die Spannung dem Zerreißen nahe.
„Today you were far away. And I didn’t ask you why. What could I say?
I was far away. You just walked away. And I just watched you. What could I say? How close am I to loosing you? Tonight you just close your eyes and I just watch you slip away. How close am I to loosing you? […]“ (The National – About Today)
„Warrior“ setzt dich von Anfang an unter Druck, erzeugt ein gewisses Unbehagen in dir, verpasst dir immer wieder einen leichten linken Jab gegen die Wangenknochen, hält dich hin, will dich noch nicht in der ersten Runde zu Boden gehen sehen. Ab und an kommt mal eine rechte Gerade durch, schüttelt dich ordentlich. Du hast keine Chance, kannst dich nicht wehren gegen diese Salve an emotionalen Schlägen. Und ganz am Ende, kurz bevor der letzte Gong ertönt und du vermutlich zu Null nach Punkten verloren hättest, da kommt er, der knüppelharte Uppercut. Er trifft dich genau am Kinn, du taumelst, schwankst, suchst vergeblich etwas, an das du dich klammern kannst. Aber du hast keine Chance. Du fällst. K.O.
Regisseur Gavin O’Connor strickt aus der üblichen Underdog-Fighter-Story eine anrührende Mischung aus Sportfilm und Familiendrama. Einen Film, der zwar vom MMA-Cage-Fighting handelt, es aber im Gegensatz zu den meisten Genrekollegen schafft, durch ein grandioses Drehbuch und tief gezeichnete Charaktere mehr zu sein als nur ein geradliniger Streifen über diese abgehärtete Boxvariante, viel mehr! „Warrior“ ist eine Geschichte über Entfremdung, tiefen Hass, Neid, gestörte intrafamiliäre Beziehungen und deren Aufarbeitung, Vergebung, Reue, über eine gescheiterte Vaterfigur, über den Konkurrenzkampf zweier Brüder, Existenzängste, die Bedeutung von Familie und vieles mehr.
Klar weiß man von Anfang an, wo der Streifen gegen Ende hin will, doch bangt man die viel zu kurzen 134 Minuten voll mit, verspürt eine unermessliche Empathie für die drei Hauptcharaktere – Vater Paddy (Rick Nolte) und seine beiden Söhne Tom (Tom Hardy) und Brandon (Joel Edgerton). Dabei wird eher mit der Pathos- anstatt der Kitschkeule um sich geschlagen, was den emotionalen Aspekt von „Warrior“ allerdings nur noch mehr steigert.
Die Fights sind unglaublich authentisch, beinhart und voller Leidenschaft gespielt. Derartiges habe ich persönlich noch nie so perfekt filmisch umgesetzt gesehen. Auf ebenso hohem Niveau befindet sich das Schauspielensemble. Nolte als Ex-Alkoholiker und reumütiger Vater ist grandios. In jeder Sekunde Screentime erkennt man in ihm den gebrochenen und gescheiterten Mann, den er verkörpert. Jeder Blick ist wie ein detailliertes Abbild seines weinenden Herzens. Doch auch Edgerton als gutmütiger Sohn und Hardy als hasserfüllter Gegenpart stehen dem in nichts nach, ziehen den Zuschauer in ihren Bann und versprühen beide auf ihre Art eine vereinnahmende Aura.
Ich könnte noch seitenlang über diese zutiefst traurige Geschichte parlieren, könnte noch so sehr über die Emotionen sprechen, die mich am Ende übermannt haben. Darüber wie nachdenklich mich der Film zurückgelassen hat im Hinblick auf meine eigene Beziehung zu Vater und Schwester. Aber da das hier ja weder Selbsthilfegruppe, noch Seminararbeitskurs oder sonst etwas, sondern eine Filmbewertungsseite ist, leg ich euch einfach ans Herz: Schaut euch diesen Film an! Nehmt euch Zeit! Lasst euch nicht stören! Erlebt einen filmischen K.O.-Schlag, der euch trifft bevor ihr ihn überhaupt kommen seht..
„Today you were far away. And I didn’t ask you why. What could I say? I was far away. You just walked away. And I just watched you. What could I say? How close am I to loosing you? Tonight you just close your eyes and I just watch you slip away. How close am I to loosing you? […]“
https://www.youtube.com/watch?v=Ffsh5dP8In4
Vorhersehbare Handlung ohne Spannungsbogen - Check!
Gesichtslose Charaktere mit der Ausstrahlung einer Biomülltonne - Check!
Highschool-Klischees en masse inklusive Lovestory - Check!
Die zweifelhafte Botschaft "Jag dein halbes Viertel in die Luft und du bist verdammt nochmal der größte Motherfucker in Pasadena und kannst alle Muschis schlecken.", serviert ohne jeglichen mahnenden Zeigefinger - Check!
Hohes Nachahmungspotenzial - Check!
Und trotzdem ist "Project X" mit die geilste Scheiße, die man sich in der Gruppe (im Alter des pubertären Zielpublikums, versteht sich) antun kann. Partyapoykalypse, totale Verwahrlosung, Eskalation, krasser Soundtrack zum Abgehen - wasted youth eben. Dass die Message äußerst fragwürdig ist und Nima Nourizadehs Film im Anspruchs- und Niveaulimbo irgendwo zwischen "American Pie" und "Hangover" liegt, ist selbstredend, doch ist die provokative Konsequenz und Radikalität, mit der der iranischstämmige Regisseur hier vorgeht, bemerkenswert. Der Alkohol fließt in Strömen, die geilsten Teens aus Kalifornien geben sich oberkörperfrei die Klinke in die Hand und dass die häusliche Einrichtung dran glauben muss, ist eh klar.
"Project X" ist einfach DER Partyfilm schlechthin, macht verdammt viel Spaß mit den Saufkumpanen und stimmt hervorragend auf den nächsten Rausch ein, selbst wenn der Film in punkto Vorbildfunktion und filmischem Wert natürlich auf ganzer Linie versagt.
Serienmörder. Eine Spezies, die uns (oder zumindest mich) fesselt und in ihren Bann zieht wie kaum eine andere. Ein Faszinosum, das das tief in uns liegende Interesse am Bösen im Menschen anlockt, das detektivische Instinkte in uns weckt. So erging es auch Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal), einem juvenilen Karikaturisten des San Francisco Chronicles, seinem lebemännischen Reporterkollegen Paul Avery (Robert Downey jr.) und dem Ermittler des San Francisco Police Departments Dave Toschi (Mark Ruffalo). Alle drei lockte der Ruf des Zodiac-Killers, eines der berühmtesten und mysteriösesten Serienmörder der Geschichte, welcher nach seinen Morden mittels verschlüsselter Code-Nachrichten, die in allen hiesigen Zeitungen veröffentlicht werden sollten, um Aufmerksamkeit rang. Alle drei steckten jahrelange Recherche in diesen Fall und alle drei zerbrachen schrittweise an ihrem passionierten Zwang, einen Psychopathen zu finden.
„Dear Editor, this ist the Zodiac speaking […].“
Mit dem auf wahren Begebenheiten beruhenden „Zodiac – Die Spur eines Killers“ beweist David Fincher (u.a. „Sieben“ und „Panic Room“) einmal mehr, dass er ein wahrer Meister des Thriller-Genres ist. Obwohl der Regisseur hier eindeutig die sich schwierig gestaltenden Kriminalarbeiten – sei es nun seitens der Polizei oder der örtlichen Presse – und die psychischen Auswirkungen der aufwendigen Hetzjagd auf die Protagonisten fokussiert und den Zodiac-Killer alleine bei seinen Morden (stets unkenntlich) auftreten lässt, schafft es Fincher, eine einzigartig-bedrohliche Atmosphäre zu kreieren: Zum Einen besteht diese aus unglaublich düsteren, schweißtreibenden Szenen mit ordentlich viel Suspense, zum Anderen aus einem wohligen 70er-Flair mit verqualmten Großraumbüros und urigen Kneipen, was der unterschwelligen Omnipräsenz des Zodiacs allerdings keinen Abbruch tut.
Der Zuschauer kann sich drehen und wenden wie er will, dem Klammergriff Finchers und der dadurch ausgelösten Paranoia kann er sich nicht entziehen. Wie ein starker Sog reißt einen „Zodiac“ mit sich und zieht sein Opfer mit fortlaufender und sich rasant zuspitzender Handlung, die mit ihren stolzen 151 Minuten durchaus Sitzfleisch benötigt und an der ein oder anderen Stelle ein klein bisschen zu lange geraten ist, immer tiefer in sich hinein. Neben der ausführlich beschriebenen Atmosphäre tragen dazu vor allem die explizite Gewaltdarstellung, die äußerst agile Kamera und der beklemmende Klimper-Soundtrack bei.
Doch wäre es unfair bei all der inszenatorischen Brillanz Finchers die herausragenden Leistungen des Casts zu missachten: Am Stärksten ist hier für mich ganz klar Ruffalo, der den eifrigen SFPD-Officer überaus authentisch mimt. Aber auch Gyllenhaal, ein verdammt cooler Downey jr. und in den kleineren Nebenrollen Clea DuVall, John Carroll Lynch und Robert Fleischer liefern erinnerungswürdige Performances ab.
„I like killing people because it is so much fun. It is more fun than killing wild game in the forest because man ist the most dangerous animal of all.“
David Fincher spielt mit unserer Psyche. Er weiß um die Faszination Serienkiller, um die Gelüste des Zuschauers. Ironischerweise gibt er dem Zodiac dabei genau, das, was er immerzu begehrt hat, nämlich Aufmerksamkeit, und zwar auf derart eindringliche Art und Weise, dass er den berühmten Hinter-jede-Ecke-Blick noch Tage nach der Sichtung bei mir hervorruft, ein flaues Gefühl in meiner Magengegend hinterlässt und sich gemessen an der Nachwirkung vor Genreklassikern wie „From Hell“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ mitnichten zu verstecken braucht.
Natürlich war auch die originale "American Pie"-Reihe infantil, platt und sexistisch, hatte aufgrund ihres eigenen Charmes, zündender Pointen und ihrer liebenswerten Charaktere mit Legendenstatus aber trotzdem einen enormen Fun-Faktor. Leider hat der Ableger "American Pie präsentiert..." mit seinem Vorbild etwa genauso viel zu tun wie "Sharknado" mit Spielbergs "Der weiße Hai". In "Die College-Clique" sind uninteressante Charaktere Teil einer mehr als uninteressanten Handlung, die sich über uninteressante 98 Minuten in die Länge zieht wie Omis Titten ohne Stütz-BH (Sorry, manchmal muss man sich dem Niveau anpassen). So bleibt nur eine peinliche Aneinanderreihung von Sperma-, Titten-, oder Ständerwitzen, die in etwa den komödiantischen Unterhaltungswert der neuesten N24 Doku über Hitlers Privatleben haben und ausgelutscht sind wie das Gemächt von Tiger Woods.
Wer schon immer mal pubertierende, sich gegenseitig ankotzende Volltrottel sehen wollte, ist mit diesem Rotz hier gut bedient. Der Rest sollte bei Bedarf lieber auf Pornos ausweichen oder sich die Originalreihe zu Gemüte führen..
"Banlieue 13" (den peinlichen deutschen Titel ersparen wir uns an dieser Stelle) zeichnet nicht zuletzt mittels graustichiger Farben ein arg dystopisches Bild eines fiktiven und eingezäunten Pariser Vororts, in dem vorwiegend Immigranten leben, Beschaffungskriminalität das Rechtssystem samt Polizei ersetzt hat und eine Hochhausruine an die andere grenzt. Etwas überspitzt zwar, aber dennoch wirkungsvoll weist Regisseur Pierre Morel auf die vorherrschenden Probleme in den realen Pendants der französischen Hauptstadt sowie die zweifelhafte Handhabung dieser sozialen Brennpunkte seitens der Politik hin und serviert uns diesen ernstzunehmenden Hintergrund in einer recht platten Story mit ebenso platten Charakteren, die sich allerdings unterhaltsam flotte Sprüche um die Ohren hauen, sich gegenseitig mit Fäusten traktieren oder in Parcour-Manier - Hauptdarsteller David Belle gilt als Erfinder dieser Sportart - absolut sehenswert durch die Großstadtwüste Paris hetzen dürfen. Gekonnt inszeniert, mit einem dröhnenden Soundtrack untermalt und stets von einer überzeugend pessimistischen Grundstimmung durchzogen, ist "Banlieue 13" vordergründig tumbes, aber sehr gut gemachtes Actionkino mit einer subtil kritisierenden Message an Hollande und Co.
Meine persönliche Sneak-Preview-Premiere war im Hinblick auf die kommenden Kino-Releases mit genau einem Wunsch behaftet: „Bitte, lass es ‚Kingsman‘ sein, bitte!“. Und siehe da. Murmeln im Saal, Vorhang auf, gelungenes Intro und dann die fette Aufschrift: KINGSMAN. Jackpot!
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„Für meinen Geschmack sind die heutigen (Agentenfilme) alle ein wenig zu ernst. […] Ich liebe jede noch so weit hergeholte Handlung.“
Man nehme den lockeren, leicht überzogenen Charakter alter Agentenfilme, inszeniert ihn zeitgenössisch (und brutal), gibt eine riesengroße Prise britischen Humor hinzu, schüttelt und rührt nicht, und heraus kommt kein Martini, sondern eine urkomische, auf charmante Art coole und visuell rundum überzeugende Persiflage auf moderne Spionagestreifen à la ‚Jason Bourne‘ und die neusten ‚Bond‘-Filme.
Engstirnigkeit darf man hier getrost ablegen, denn Matthew Vaughns neustes Werk ist derart drüber, dass das Zählen der Allusionen sich als äußerst schwierig erweisen würde. Ob Gentleman-Dasein der Kingsmen mit maßgeschneidertem Anzug, der Vorliebe zu einem guten Brandy, aufgesetzter Höflichkeit und allem, was dazu gehört, ob Old-School Gadgets wie dem schusssicheren Regenschirm oder ob abgedrehter Antagonist mit arg deterministischem (gleichwohl aber gar nicht so abwegigem) Weltbild und perfiden Plan – hier werden alle Klischees verbraten und in zahlreichen Running-Gags auf die Spitze getrieben. Vaughn lässt alte Zeiten neu aufleben und verfeinert sie mit eigenen, neuen und mutigen Ideen. Vor allem Gewalt spielt eine wichtige Rolle. In fast schon tarantinoesken Orgien wird gemetzelt, was das Zeug hält, gleichzeitig aber immer ein herrlich ironischer und humoristischer Unterton beigemischt. So sind die rar gestreuten, von einer herausragenden Kamera aufgezeichneten und mit flotten Sprüchen umschmeichelten Actionszenen stets ein Fest für Augen und Lachmuskel zugleich.
Dazu trägt gleichzeitig der gut besetzte Cast bei. Colin Firth als versnobter Agent, der gerne Manieren erteilt und mit der Rolle des ‚unsung hero‘ recht gut leben kann, legt eine verdammt coole Performance ab – ebenso wie sein Kingsman-Kollege Mark Strong. Spionrekrut Taron Egerton könnte einer der Newcomer der kommenden Jahre werden und Bösewicht Samuel L. Jackson, der seine eigene Filmfigur anhand von Sprachfehlern und Angst vor Blut selbst karikiert (inkl. Snapback-Cap), hat man wohl noch nie skurriler gesehen.
Selbst wenn „Kingsman“ vor seinem fantastischen Showdown nicht ganz ohne Längen auskommt, bleibt der Eindruck einer durchwegs gelungenen Neuinterpretation des Agentenfilms, die es versteht, trotz ihrer zahlreichen parodistischen Anspielungen nie ins Lächerliche abzudriften, den ein oder anderen Seitenhieb in Richtung Zweiklassengesellschaftsdenken auszuteilen, die richtige Mischung aus Komik, Action und Storytelling zu finden und sich neben all ihrer Überzogenheit einen gewissen altmodischen und gleichzeitig individuellen Genrecharakter zu bewahren.
„Wie heißt er (der Hund)?“ – „JB.“ – „Wie James Bond?“ – „Nein.“ – „Jason Bourne?“ – „Jack Bauer.“
Eigentlich soll es ja hier um Filme gehen. Ich möchte anfänglich aber noch kurz über mein heutiges Abendessen sprechen. Spaghetti Bolognese. War lecker, Standart. Zwar hat Mama keinen Wein für die Soße mehr zu Hause gehabt, aber das tat dem Geschmackserlebnis so gut wie keinen Abbruch. Habe mich wie immer überfressen. Danach die obligatorische After-Dinner-Fluppe und schön auf die heimische Couch geschmissen. Läuft bei mir.
Ihr fragt euch jetzt, was das soll? Ob dieser komische Bayer sich die Stundendosis Heroin von Amy Winehouse gespritzt hat oder einfach schon immer ein Rad ab hatte? Keine Angst, kann euch beruhigen. Bei mir ist alles ok. Nur eignete sich zum recht uninnovativen, aber trotzdem soliden „Safe House“ nichts besser, als genauso zu beginnen wie der Film selbst: konfus, verworren und erzählerisch absolut unter aller Sau.
Danach weiß Daniél Espinosas Polit-Actionthriller vor der wunderschön hervorgehobenen Kulisse Kapstadt mit seinem altbewährten, aber reizvollen Geheimdienst-Plot wahrlich Spannung aufzubauen, versinkt im Laufe der Geschichte bis hin zum vorhersehbaren Ende aber in einer nicht enden wollenden, partiell ermüdenden Verfolgungsjagd-Schießereien-Symbiose. Dass diese Eyecatcher dann auch noch stellenweise zu wacklig gefilmt und zu hektisch geschnitten wurden, ist für einen Actioner natürlich wie ein Schuss ins eigene Knie.
Gott sei Dank hat Espinosa ein Medi-Pack in Form von Denzel Washington dabei. Er trägt den Streifen im Alleingang, verkörpert eindrucksvoll eine ambivalente Figur, die immer etwas zwischen gut und böse pendelt und stellt den absoluten Höhepunkt des Films dar. Dagegen hat es ein sichtlich bemühter Ryan Reynolds schwer, sich einen bleibenden Eindruck zu verschaffen, spielt aber trotzdem ordentlich. Wer hier einen ganz großen Bockmist abliefert, ist Vera Farmiga, die zum Glück nur eine kleine Nebenrolle ausfüllt. Ihr monotoner Gesichtsausdruck schreit förmlich danach, mal wieder mithilfe einer nicht allzu zärtlichen Gesichtsmassage geradegerückt zu werden.
Positiv anrechnen (und zwar wortwörtlich in der Bewertung) muss man „Safe House“ auf jeden Fall seine offensichtliche Kritik an der CIA und anderen Geheimdiensten, deren Foltermethoden und deren teils korrupten Agenten. Hinter der Fassade vom anspruchslosen Unterhaltungskino steckte unerwarteterweise doch eine ernstzunehmende Kritik an politischen Umständen.
Ansonsten kein Machwerk, das man zwingend ausgekostet haben muss – im Gegensatz zu den Spaghetti meiner Mama.
„To me being a gangster was better than being president of the United States.“
Geld, Koks und Nutten – das allseits bekannte Trikolon des Mafioso-Daseins, das Leben im Exzess, das damit verbunden wird, ist wohl Bestandteil eines jeden Gangsterfilms. Auch Martin Scorsese spart in seinem Mafiaepos „GoodFellas“ nicht mit solchen Klischees, stellt auf der Gegenseite aber ebenso permanent die Schattenseiten, die das organisierte Verbrechen nach sich ziehen, dar: Psychischer Verfall, Verrat, Intrigen, Blutrache.
Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt uns Scorsese die Geschichte des Mafioso Henry Hill (Ray Liotta) und zwar über eine unglaubliche Zeitspanne von 30 Jahren. 30 Jahre Schmuggel, Korruption, Glücksspiel, Schutzgelderpressung, Raubüberfälle und Auftragsmorde in den Wirren der Ostküstenmetropole New York und seiner Umgebung. 30 Jahre gebunden an die „Familie“, unfähig einem privaten Leben außerhalb des Geschäfts ernsthaft nachzugehen.
Diese drei Dekaden in für Genreverhältnisse knackige 146 Minuten zu verpacken, ist alleine schon eine enorme Herausforderung, die Scorsese mit Bravour meistert und uns einen der besten Mafiafilme aller Zeiten auftischt. Seine Art zu inszenieren erinnert stark an „Casino“, den der Altmeister nur fünf Jahre später drehte: Diese ganz eigene Erzählweise aus dem Off mit ihrem langsamen Duktus, die perfekte Kamera und ihre einzigartigen Plansequenzen, die rar gestreuten, aber stets kaltblütigen Gewaltspitzen und nicht zuletzt diese spezielle, humoristische Art und Weise, alltägliche mafiöse Strukturen zu erklären und sie als das Normalste der Welt darzustellen. Selbst wenn sie ab und zu (gerade im Mittelteil) etwas zu dominant vorherrscht, so wird auch die familiäre Seite von Hill, die Beziehung zu seiner Frau und seinen Kindern, glaubwürdig dargestellt.
Ohnehin wird Authentizität in „GoodFellas“ ganz groß geschrieben und das liegt nicht nur an der Vorlage für das Drehbuch, sondern auch am Dreigespann der namhaften Hauptprotagonisten, die jeden Filmfan ins Schwärmen kommen lassen. Dass Robert De Niro sich in der Rolle als Mafioso sichtlich wohlfühlt, wissen wir schon längst, Ray Liotta war wohl nie besser. Aber einer spielt sie alle an die Wand: Joe Pesci, der für seine Performance als cholerischer Hitzkopf Tommy DeVito – auch diese Rolle erinnert an seinen Auftritt in „Casino“ – mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, vereinnahmt jede Sekunde Screentime für sich und spielt dank seiner Ausstrahlung und seinem Improvisationstalent auf allerhöchstem Niveau.
Scorsese und Mafia/Gangsterstreifen - das passt einfach. Wie die Faust aufs Auge. Wie Arsch auf Eimer. Wie Uwe Boll und ein großer Haufen Scheiße. Wie Geld, Koks und Nutten.
Für mich war "A Lonely Place to Die - Todesfalle Highlands" in vielerlei Hinsicht vielversprechend. Nicht nur aufgrund des verheißungsvollen Titels, sondern auch wegen einer zum Dahinschmelzen heißen Melissa George in der Hauptrolle sowie einem seltenen und interessant klingenden Genremix aus Bergsteierfilm und Backwoods-Survivalthriller.
Im Nachhinein lässt sich konstatieren: Regisseur Julian Gilbey versteht sein Handwerk durchaus, macht Vieles richtig, aber eben nicht Alles. Seine beispielhafte Inszenierung brilliert durch eine gelungene Fotographie der imposanten schottischen Highlands, eine souveräne Kameraführung und einen guten Schnitt. Auch storytechnisch hebt man sich vom Einheitsbrei ab, erzählt eine für Genreverhältnisse überaus kreative und wendungsreiche Geschichte, welche mit einer ordentlichen Portion Spannung und Suspense vorangetrieben wird, kann gegen Ende dann leider aber doch nicht der Versuchung widerstehen, ein langgezogenes und actionüberladenes 'finale furioso' vor einer unathmophärischen Dorfkulisse hinzuklatschen.
Ansonsten krankt "A Lonely Place to Die" an den B-Thriller-obligatorischen Problemen: schwach gezeichnete, austauschbare Charaktere und so manche Logiklöcher im Mondkraterformat (Stichwort: Zielgenauigkeit, Strapazierfähigkeit der Protagonisten), weist aber neben der herausstechenden George einen sehr ordentlichen bis überdurchschnittlich guten Cast auf. Britisches Independence-Kino der feinen Sorte mit zu verschmerzenden Abstrichen - für den normalen Filmgucker kein Muss, jedoch durchaus in Erwägung zu ziehen.
Was erlauben Emmerich?
Ein Huababuar nicht ein Idiot! Ein Huababuar sai-seh was passieren in Bildschirm! Und in Bildschirm passieren ziemlich viel. Roland Emmerich, unser deutscher Exportschlager aus dem Schwabenländle, haut mal wieder ordentlich auf den Putz/lässt gewaltig die Sau raus/klotzt anstatt zu kleckern. Nennt es wie ihr wollt. Jedenfalls zündet er auch in "Godzilla" ein visuelles Feuerwerk vom Feinsten ab, zerlegt New York in Schutt und Asche und sorgt in Anbetracht des Produktionsjahres für beeindruckende Bilder, selbst wenn der ein oder andere Effekt etwas trashig rüberkommt. Es sei ihm verziehen.
Aber diese Film, diese technisch gute Film, inhaltlich ware schwach wie eine Flasche leer! Größtenteils langweilige Schauspieler (Jean Reno mal ausgenommen) besetzen triviale, uninteressante Rollen von der Bandbreite eines Reclam-Heftchens, handeln absolut stupide und erwecken eher einen peinlichen Eindruck, wenn versucht wird, mit Slapstickkomik zu glänzen. Die Story zieht sich extrem, beinhaltet kaum Spannung, ist weder abwechslungsreich noch besonders gut erzählt und kann dem allseits bekannten "Monster-zerstört-Großstadt-Plot" nichts Neues hinzufügen, sondern kopiert eher noch bei anderen Genregrößen. Die mutierte Echse 'Godzilla' erinnerte mich nicht selten an einen Dino aus Jurassic Park. Musse respektieren andere Kollega!
Ich habe fertig...
Taxifahrer sind bewundernswerte Menschen: Die Retter einer durchzechten Nacht, wandelnde Navigationsgeräte, belastbare Einzelgänger, Seelsorger für traumatisierte Kundschaft, immer einer gewissen Gefahr und dem unzufriedenen, unfreundlichen „Abschaum der Gesellschaft“ ausgesetzt.
Für Travis Bickle alias Taxi Driver ist es genau der richtige Job. Nach seinem Vietnameinsatz ist sein psychischer Zustand mehr als labil, soziale Kontakte hat er so gut wie keine, weil er schlichtweg nicht dazu in der Lage ist, sie zu pflegen und nachts bekommt er kein Auge zu. Nach kurzem Bewerbungsgespräch erhält der New Yorker einen Job als Taxifahrer in Dauernachtschicht und kann in seiner Einsamkeit so richtig aufgehen.
„All the animals come out at night. Whores, skunk-pussies, buggers, queens, fairies, dopers, junkies. Sick, venal. Some day a real rain will come and wash all this scum off the streets.“
Bei genauem Betrachten seiner Umwelt fällt ihm auf, in welch verabscheuungswürdiger Stadt (NY steht hier symbolisch für jede x-beliebige Großstadt in den USA) mit welch verabscheuungswürdigen Bewohnern er überhaupt arbeitet. Eine Stadt, die in einem Sumpf aus (Kinder)Prostitution, Drogen, Dekadenz, Kapitalismus, Rassismus, Sexismus, Korruption, Gewalt, Untreue, Vorurteilen, Homophobie, Respektlosigkeit und Verbrechen versinkt. Eine Stadt, die er als lonesome Großstadtcowboy aus diesem Sumpf herausziehen will.
„Listen, you fuckers, you screwheads. Here is a man who would not take it anymore. A man who stood up against the scum, the cunts, the dogs, the filth, the shit. Her is someone who stood up.“
In „Taxi Driver“ durchmischt Großmeister und Starregisseur Martin Scorsese eine tiefe Charakterstudie mit einem sozialkritischen Rundumschlag. Permanent bemängelt er den moralischen Verfall in den Großstädten, die zunehmende Kühle und Distanziertheit der Menschen und die daraus resultierende Einsamkeit bzw. Abgeschottetheit. Diese immer noch zeitgenössische Thematik gepaart mit einem wirklich interessanten Plot beschert uns einen der unsterblichsten und wohl zitierfähigsten Meisterwerke der Filmgeschichte überhaupt.
„You talkin‘ to me?“
Vor seinem Alter von fast schon 40 Jahren kann sich „Taxi Driver“ natürlich nicht verstecken, doch wirkt der Film zu keinem Zeitpunkt angestaubt, sondern eher nostalgisch. Die 70er-Jahre Atmosphäre lässt uns voll und ganz in die nächtlichen Straßen von New York eintauchen, zeigt uns den Big Apple als prosperierende und gleichzeitig dreckige Metropole. Unterstrichen wird dieser Flair von einem jazzigen Soundtrack, der in der wohl besten De Niro-Scorsese-Kollaboration aller Zeiten schon fast inflationär zum Einsatz kommt.
Scorsese bewies schon zu Anfangszeiten seiner Regisseurkarriere, welch großes Talent in ihm steckt. Auch in „Taxi Driver“ hat er ein Gespür für den richtigen Storyaufbau, startet ruhig und lässt sich Zeit, nur um den Streifen am Ende zusammen mit seiner Hauptfigur vollkommen entladen zu lassen und mit einem überraschenden und an Ironie kaum zu übertreffenden Ende aufzuwarten. Schauspielerisch weiß Scorsese immer das Maximum aus seinen Darstellern rauszukitzeln: Robert De Niro als Taxi Driver ist einfach nur Kult. Jede Mimik, jeder Blick, jeder Tonfall stimmt hier. Jodie Foster beeindruckt schon in jungen Jahren und Harvey Keitel hat als langhaariger Zuhälter die wohl coolste Nebenrolle des gesamten Films.
Im Endeffekt finde ich einfach nichts, was ich kritisieren könnte. „Taxi Driver“ ist keine Minute zu lang geraten, nie langatmig, immer noch zeitgenössisch, grandios gespielt, hervorragend inszeniert, durchmischt von einer omnipräsenten Sozialkritik, die einen Nachdenken und seine Umwelt mit anderen Augen betrachten lässt. Hier stimmt einfach alles. Und deswegen scheue ich mich auch nicht davor, schon nach meiner ersten Sichtung volle 10 Punkte zu vergeben. ;)
Ich habe sie noch ganz genau im Kopf, als wären sie gestern gewesen: Die jährlichen Samstagabende, an denen "Chihiros Reise ins Zauberland" auf Super RTL ausgestrahlt wurde. Ich, ein kleiner Hosenscheißer von gerade mal 8 Jahren, am Holzboden sitzend, den Blick tief ins TV-Gerät gebannt als wollte ich das Gesehene mit meinen Augen einsaugen. Meine Mutter ein paar Meter hinter mir auf der Couch. Und in jedem Jahr war es nach dem Abspann dasselbe Procedere: Kleiner Knirps war aufgewühlt, berührt, konnte nicht schlafen und die Mama musste es ausbaden... Schöne Zeiten.. Unbeschwerte Zeiten.
Heute, an der Schwelle des Erwachsenwerdens, hat Miyazakis Meisterwerk natürlich lange nicht mehr einen derartigen Einfluss auf mich wie noch vor 10 Jahren. Es vereinnahmt mich nicht mehr so, hat für jemanden wie mich, der Animes mittlerweile eher befremdlich findet, etwas an seinem mystischen Zauber von damals verloren. Doch weckt "Chihiros Reise ins Zauberland" so viele Kindheitserinnerungen, dass ich dieses Abenteuer nach wie vor gut finden MUSS.
"Wenn du deinen Namen vergisst, findest du nie mehr wieder zurück."
Vordergründig will der oscarprämierte Fantasystreifen seinem Zielpublikum natürlich die Geschichte der kleinen Chihiro erzählen, die sich plötzlich in einer Parallelwelt mit vielen skurrilen Gestalten befindet, ihre Eltern vermisst und wieder zurück nach Hause will. Doch subtil betrachtet, und das ist wohl erst jetzt in meinem Alter möglich, hat der Film, haben Chihiros Abenteuer, eine zutiefst philosophische Botschaft: Vergiss nie, wo du her kommst, wer du bist, wie du heißt! Sei dir deiner Herkunft und deiner Identität stets bewusst! Bewahre dein eigenes Ich!
Miyazaki verpackt seine Message in toll gezeichneten Bildern von seiner fabelhaften Zauberwelt, in tiefen Charakteren und - das ist das Beste am gesamten Film - in einer fantastischen Musik, die von der Gehörmuschel sofort Richtung Herz zischt und dort auch verweilt.
Und spätestens wenn dieser Soundtrack erklingt kommen sie wieder hoch, die tollen Erinnerungen: Ich und meine Mutter im abgedunkelten Wohnzimmer, ein aufgewühlter, gepackter Zwerg, der Angst hatte, dass seine Eltern auch in Schweine verwandelt werden, und seine Beschützerin, die ihn im Anschluss irgendwie zum Schlafen bringen musste. Schöne Zeiten.. Unbeschwerte Zeiten..
"Hijacking" - quasi das dänische Pendant zu "Captain Phillips" - fokussiert, anders als sein amerikanisches Gegenstück, nicht den Überlebenskampf einer von somalischen Piraten entführten Schiffscrew und ihres Helden, sondern die Verhandlungstaktik der Reederei und gleichzeitig die steigende Verzweiflung an Bord. Dadurch bricht Tobias Lindholms Streifen mit den gewöhnlichen Konventionen, ist für Thrillerverhältnisse sehr ruhig, bei weitem nicht so emotional wie Tom Hanks One-Man-Show und beinhaltet so gut wie keine actiongeladenen Szenen. Unverständlicherweise wird nicht einmal die Kaperung gezeigt. Manche mögen das als langweilig bezeichnen. Auch ich fand es ab und zu (und vor allem gegen Ende) etwas monoton und abflachend, doch im Gesamtpaket ist „Hijacking“ ein enorm spannender, atmosphärischer Thriller geworden, der davon absieht, seinen Antagonisten einen monströsen Charakter zu verleihen, sie auch einmal Lachen und Feiern lässt, und dessen Cast neben Hauptdarsteller Piloe Asbaek, einem bärtigen Moppelverschnitt von Leonardo DiCaprio, einen guten Job macht.
Von „grandioser Film“ bis hin zu „ein Schlag ins Gesicht für jeden Besucher mit halbwegs klarem Menschenverstand“. Die Meinungen zu Clint Eastwoods kontroversem Kassenschlager „American Sniper“ gingen in unserer achtköpfigen Kinogruppe, die nach dreimaligem Anstehen doch noch verfallene Karten ergattern konnte, exorbitant weit auseinander. Meine eigene Einschätzung lag irgendwo dazwischen. Zwiegespalten war ich. Aufgewühlt. Unsicher, ob mir der Film nun trotz seiner denkwürdigen Message gefallen hat oder nicht.
Denn eines steht fest: Altmeister Eastwood spart in seinem neuesten Werk nicht an Subjektivität und Einseitigkeit. An sich ein Aspekt, der mir nicht zwingend sauer aufstößt, schließlich geht es hier um den Irakeinsatz eines US(!)-Scharfschützen. Eine gewisse parteiische Sicht der Dinge wirkt sich dadurch durchaus positiv auf Kriterien wie Authentizität und Realismus aus. Allerdings treibt es der selbsternannte Patriot Eastwood mit seiner schwarz-weißen Scheinwelt, die nur ehrenhaften Amerikaner und aufständische, "wilde" Irakis kennt, dermaßen auf die Spitze, dass man teilweise nur noch den Kopf schütteln kann, wenn man sieht wie sich minderbemittelte Vollhonks im Kino bei einem Abschuss eines Einheimischen abklatschen. In diesem Fall ist am Propagandavorwurf also durchaus etwas dran. Doch sollte man nicht immer die Dümmsten unserer Gesellschaft als Maßstab nehmen. Propaganda funktioniert nur dann als solche, wenn man sie zulässt. Jeder klar denkende Mensch mit mehr IQ als Britney Spears, Chris Kyle, Mario Barth und der Bachelor zusammen weiß zu differenzieren und das außenpolitische Verhalten der USA entsprechend einzuordnen. Somit ist dieser Kritikpunkt zwar berechtigt, wiegt aber meiner Meinung nach nicht so schwer wie die Meisten hier behaupten.
Der angeblichen Heroisierung von Chris Kyle kann ich dann aber nur in geringem Maße zustimmen. Zwar hätte man sich den Abspann, einen verzweifelten Versuch Empathie oder gar Mitgefühl und Betroffenheit beim Zuschauer hervorzurufen, wirklich sparen können. Jedoch fällt für mich die Wertschätzung und Bezeichnung als "Held" bzw. "Legende" aus den eigenen Reihen WÄHREND des Films in die Kategorie Subjektivität und somit auch ein Stück weit eben wie bereits erwähnt in die Kategorie Realismus.
Obwohl Kyle hier sicherlich nicht als der Psychopath dargestellt wurde – und das ist kein Vorwurf an Bradley Cooper – der er wirklich war, kommt sehr gut zur Geltung wie geistig verwirrt, wie besessen und benebelt er von seinem krampfhaften Selbstbild als Retter und Befreier der USA war. Er kam als sturer und einfältig denkender Patriot in den Irak und verließ ihn wieder als gebrochener, in der normalen Welt nicht lebensfähiger Schatten seiner selbst. Eine Wandlung, die Eastwood und der grandios aufspielende Cooper gut umzusetzen wissen und damit auch ganz klar aufzeigen, was Krieg mit einem Wesen anstellt.
Auch in anderen Belangen trumpfte „American Sniper“ trotz der berechtigten Kritik an seiner ethisch nicht immer vertretbaren Denkweise auf. Alleine inszenatorisch dürfte es der beste Kriegsfilm seit Langem sein: diese Kamera, die fast ohne Wackler auskommt und einen immer Teil des Gesehenens sein lässt. Dieser Tonschnitt, der nicht zu Unrecht mit dem Oscar ausgezeichnet wurde und den Film audiotechnisch zu einem wahren Erlebnis macht. Diese perfekt eingefangenen Kampfszenen, die vor Realismus nur so strotzen. In dieser Hinsicht kann man „American Sniper“ seine visuelle Perfektion kaum absprechen. Die Darsteller agieren neben Bradley Cooper und dem Plastikbaby allesamt überzeugend und auch die Erzählweise, die von vielen Zeit- und Ortssprüngen lebt, hat Hand und Fuß.
Unterm Strich ist Eastwoods Kriegssfilm ein sehenswerter, höchst realistischer Streifen mit fragwürdigen moralischen Ansichten geworden. Ein Film, der zurecht heiß diskutiert wird, dessen offensichtliche Stärken bei all der voreingenommenen Kritik allerdings unfairerweise komplett außer Acht gelassen werden.
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Eins möchte ich am Ende noch loswerden: Es ist einfach nur traurig und beschämend, dass manche Leute meinen, diesen Film als Plattform für ihren radikalen Anti-Amerikanismus ausnutzen zu müssen. Jeder hat sein eigenes Weltbild. Aber im Endeffekt ist das, was hier praktiziert wird, genau dasselbe, was jene Leute kritisieren: Eine Schwarz-Weiß-Malerei ohne Graustufen und damit ebenso ethisch nicht vertretbar. Deswegen der Appell an alle Unentschlossenen: Geht unvoreingenommen in den Film, macht euch selbst ein Bild davon und lasst euch von diesen lächerlichen, selbst ernannten Sittenwächtern nichts einreden.
Möge der Shitstorm beginnen…
Finnland ist ein wunderschönes Land. Die pittoreske Natur, diese ewigen Weiten, die Saunakultur, DEN Nationalsport schlechthin, eine ganz eigene Mentalität und eine wie ich finde wohlklingende Sprache. Davon konnte ich mich selbst schon überzeugen und ich lege jedem an dieser Stelle ans Herz, sich auch einmal in den hohen Norden aufzumachen und die liebenswerte Art der Finnen kennenzulernen.
Doch finnische Filme? Geschweige denn Komödien? Für mich eine einzige Unbekannte, die Variable X einer gebrochen-rationalen Funktion, welche es erst einmal aufzulösen galt.
Und die Antwort lautet: Ja, die könnens, die Lappen. Zumindest auf ihre Weise. Inszenatorisch gesehen ist "Helden des Polarkreises" nämlich wirklich stark, beschert uns eine finnisch-unterkühlte, leicht melacholische, aber auch sympathische Atmosphäre mit einer gewissen depressiven Grundnote, wartet mit tollen Landschaften sowie einer landestypischen Musik auf und braucht sich vor Produktionen anderer Herkunft kaum zu verstecken.
Storytechnisch und humoristisch gesehen überzeugt dieser ungewöhnliche Roadtrip dann leider nur anfänglich. Es geht um einen notorischen Hartzer, dessen Freundin ihm ein Ultimatum für den Kauf eines Digitalreceivers stellt, denn sie möchte unbedingt "Titanic" schauen. Sollte der elektronische Heilsbringer nicht bis zum nächsten Morgen unter dem Fernseher drapiert werden, gibts nicht nur keinen erfrierenden DiCaprio, sondern auch keine Beziehung mehr. Da unsere Hauptperson den Ladenschluss des örtlichen Geschäfts von 17:00 Uhr mal einfach so galant verpennt bzw. versäuft, beginnt für ihn und seine Freunde eine nächtliche Odyssee durchs verschneite Lappland, die sich von der anfänglichen Objektsuche schnell in eine Aneinanderreihung von obskuren Begegnungen verwandelt.
Und da liegt meiner Meinung nach auch schon der Hund begraben. Während man anfangs noch auf eine halbwegs plausible Story setzt, Gags verwendet, die auch in unseren Breitengraden zünden und sich selbst und seine bekanntlich exorbitant hohe Suizidrate ein ums andere Mal geschickt auf die Schneeschippe nimmt, setzen die Macher mit zunehmender Laufzeit nur noch auf episodenhaft erzählte Skurrilitäten und verlieren sich trotz sentimentaler Binsenweisheiten in einer gewissen Belanglosigkeit. Die Pointen ringen mir zu diesem Zeitpunkt größtenteils maximal ein verkrampftes Lächeln ab und so bleibt unterm Strich eine recht zwiespältige Erfahrung, die auf ihre eigene Art sympathisch und gekonnt gefilmt ist, sich aber im Verlauf der Story immer mehr von meinem Humorverständnis entfernt.
„Vietnam was what we had instead of happy childhoods.“ - Michael Herr, 1977
Der Vietnamkrieg. Für Richard Nixon war er das am meisten missverstandene Ereignis in der amerikanischen Geschichte, gerechtfertigt vom Exzeptionalismus seines Landes. Für Andere eines der größten Kriegsverbrechen aller Zeiten, ein weiterer unnötiger Stellvertreterkrieg der selbsternannten Weltpolizei. Für Oliver Stone hingegen stellte er einen Wendepunkt in seinem Leben dar, der ihn nie wieder loslassen sollte. Einen Zeitabschnitt, der sich in seinem Gedächtnis festsaugte wie eine lästige Zecke, der Traumata nach sich zog und den er in seinem oscarprämierten Antikriegsfilm „Platoon“ zu verarbeiten versuchte – und dafür den allerhöchsten Respekt verdient.
Zum Einen nimmt Stone durch seine kritische Reflexion des amerikanischen Kriegsverhaltens, die sich unter anderem in den zahlreichen Gräueltaten gegenüber der ansässigen Zivilbevölkerung, aber auch im Umgang der Soldaten untereinander widerspiegelt, starken Gegenwind in seiner Heimat auf sich. Zum Anderen gelingt es ihm, durch seine eigenen Erfahrungen ein derart realistisches Abbild des Kriegsalltags zu schaffen, dass man sich glatt selbst in der Hölle von Vietnam wähnt.
Stone legt sein Hauptaugenmerk hier nicht auf möglichst spektakuläre Kampfszenen, selbst wenn es davon genügend gibt und diese für damalige Verhältnisse auch ziemlich gut inszeniert wurden, sondern fokussiert sich mehr auf
die psychische Belastung der Soldaten, die dieser größtenteils nur unter Drogen- und Alkoholeinfluss standhalten konnten, und die internen Spannungen des Platoons.
Stellvertretend hierfür stehen Sgt. Elias Grodin (Willem Dafoe), der trotz der prekären Lage immer noch versucht, Entscheidungen abzuwägen und moralisch zu bewerten, und sein Widersacher Staff Sgt. Robert E. Lee Barnes (Tom Berenger), der eher die harte und kompromisslose Gangart bevorzugt. Unter deren Kommando kämpft Neuankömmling Chris Taylor (Charlie Sheen), ein im Gegensatz zu seinen Kameraden gebildeter und wohlhabender Soldat, dessen Kriegsbegeisterung sich nach seinem freiwilligen Einzug schnell in Ernüchterung umwandelt.
Denn schnell findet er heraus: Die Feinde sind nicht nur die Vietcong, sondern auch vorherrschendes Klima, Flora und Fauna, welche die Infanteristen an den Rande ihrer physischen und psychischen Belastungsgrenze bringen, sowie das große Konfliktpotenzial in den eigenen Reihen, das sich natürlich eher kontraproduktiv auf Taylors eigenen Überlebenschancen, die als Neuer bzw. Kanonenfutter ziemlich gering sind, auswirkt.
„Platoon“ wird aus einer sehr subjektiven Sichtweise erzählt, Vietnamesen erhalten so gut wie kein Profil, doch sieht der Film stets von einer Schwarz-Weiß-Malerei ab, äußert sich sehr selbstkritisch über die amerikanische Intervention im Vietnam und überzeugt vor allem durch die Troika von absolutem Realismus, Spannung und guter Inszenierung. Das beengende Gefühl des Dschungels als Schlachtfeld bringt Stone hervorragend zur Geltung. In der Rollenbesetzung beweist er ebenso Talent: ein blutjunger Sheen, der mir zuvor nur aus „Two and a half men“ und durch seine öffentlichen Eskapaden bekannt war, Dafoe, Berenger und in kleinen Nebenrollen auch Forest Whitaker und Johnny Depp spielen sehr überzeugend, selbst wenn mir die ganz große emotionale Bindung zum Streifen so etwas gefehlt hat. Auch waren die 114 Minuten unterm Strich etwas zu lang, was wohl hauptsächlich an der Story liegt, die tagebuchmäßig erzählt wird, somit nicht allzu viel hergibt und irgendwie einen roten Faden vermissen lässt.
Dass das Meckern auf hohem Niveau ist, dürfte selbstredend sein, denn "Platoon" ist mit das Beste, was das (Anti-)Kriegsfilmgenre zu bieten hat. Viel wichtiger ist die Botschaft, die Stone uns vermitteln will:
Krieg hat keine Gewinner. Für Nixon war es ein großes Missverständnis, für Kritiker ein Kriegsverbrechen, für Stone ein in negativer Hinsicht prägendes Ereignis. Für die Einen ging es darum, ihr Land zu verteidigen. Für die Anderen um die „Wahrung der Freiheit“, die Angst vor dem Kommunismus und das Demonstrieren der eigenen Stärke. Doch letzten Endes war der Vietnamkrieg vor allem eines - und zwar für alle: sinnlos.
„Ich denke heute, wenn ich zurückblicke: Wir haben nicht gegen den Feind gekämpft, wir haben gegen uns selbst gekämpft. Der Feind war in uns […].“
Mit geradezu skandinavischer Kälte kreiert der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn in „Drive“ ein kühles, fast schon dystopisches Los Angeles bei Nacht, in dem der verdammt coole Ryan Gosling als namenloser Driver sein Doppelleben als Stuntman und krimineller Fluchtwagenfahrer in spürbarer Einsamkeit fristet, nur so vor sich dahinvegetiert und schließlich in der Liebe zu seiner zuckersüßen Nachbarin Irene (Carey Mulligan) den einzigen Ausweg aus seinem tristen Dasein findet. Allein mit Blicken und mit ganz wenigen Dialogen erzählt Refn eine Liebesgeschichte auf derart nüchterne, aber authentische Art wie ich sie noch nie gesehen habe. Diese eigenartige Perspektive auf das Geschehen wird untermalt von tollen, hypnotisierend wirkenden Bildern, die von gekonnten Lichtspielen leben, und einem grandiosen Elektro-Soundtrack. Dem Dänen gelingt es, ähnlich wie Tarantino, aus einer unscheinbaren Story etwas ganz Besonderes zu machen und mich nach meiner Nahtoderfahrung in „Walhalla Rising“ schon ein klein wenig zu begeistern. Nach der schlichtweg perfekt inszenierten Einstiegsszene und dem Intro mit GTA-Anleihen, lässt er sich viel Zeit um seinen Charakteren Tiefe zu verleihen, obwohl eigentlich so gut wie nichts über diese bekannt ist, nur um später sein distanziertes Muster zu brechen, mit unerwarteten Gewaltspitzen zu schockieren und seine Story gnadenlos und packend zuende zu erzählen.
„Drive“ ist kein konventioneller Film. Kein billiger US-Abklatsch von „Transporter“. Es ist eine außergewöhnliche Mischung aus Drama, Thriller, Gangsterstreifen und Neo-Noir, eine Symbiose aus simplem Mainstream und ästhetischem Arthouse-Kino. Refns Werk kommt, wartet fünf Minuten auf dich und nimmt dich dann mit auf eine Filmfahrt der etwas anderen Facon.
Robin Williams war ein grandioser Mensch, sagen viele. Bisher musste ich diesen Satz unkommentiert so stehen lassen, denn bis zu seinem Ableben im letzten Jahr kannte ich lediglich Williams Namen und sein Gesicht, einen Film mit ihm hatte ich aber noch nicht erleben dürfen. Die oft so redundant verwendete Floskel "er ist viel zu früh von uns gegangen" trifft in diesem Fall - zugegebenermaßen egoistisch betrachtet - aus meiner Sichtweise also besonders zu. Wie gerne hätte ich das Wirken eines der beliebtesten Schauspieler überhaupt noch zu seinen Lebzeiten durchforsten wollen. Wie gerne hätte ich eine lebende Legende Stück für Stück kennengelernt.
Daraus wurde nichts, folglich gilt es nun viel aufzuholen und den Anfang macht "Good Morning, Vietnam". Eine Komödie, in der Williams den Kriegsradio-moderatoren Adrian Cronauer zur Zeit des Vietnamkriegs mimt. Im Gegensatz zu seinen meist monoton auftretenden Kollegen, hat Cronauer eine ganz eigene Art: Witzig, couragiert und subversiv. In seinen Sendungen moniert er auf komödiantisch-zynische Weise das Vorgehen der US-Army, den vermeintlichen Sinn hinter dem Vietnam-Konflikt, die Hierarchie-Strukturen innerhalb des Exekutivapparats, die Kriegsbürokratie und auch die damit verbundene, von den Amerikanern gerne praktizierte Vertuschungs- und Zensurpolitik. Sogar der zukünftige US-Präsident (und ehemaliger VP) Richard Nixon ist vor Cronauers witzigen Spitzen nicht gefeit.
Während seine aufmüpfige Art bei den Vorgesetzten auf wenig Gegenliebe stößt, versprüht sein Gagfeuerwerk unter den Soldaten einen ganz neuen Esprit. Cronauer ist die falsche Person am falschen Ort und das zur richtigen Zeit. Seine abgedrehte, kritische und gleichzeitig urkomische Art versüßt seinen Kollegen an der Front den harten Kriegsalltag, motiviert sie zusätzlich und stimmt uns Zuschauer fröhlich und nachdenklich zugleich.
"Gott, ist das heiß. Was für ein Land. Hitze, Feuchtigkeit, Terrorismus. Aber trotzdem besser als New York im Sommer."
"Good Morning, Vietnam" ist Kriegssatire vom Feinsten, getragen von einem sympathischen und überdrehten Hauptdarsteller Williams, für den seine Rolle wie geschaffen scheint und minütlich untermalt von den tollen Rock-and-Roll-Klängen des Kriegsradios. Auch der restliche Cast ist gut besetzt, Forest Whitaker zeigt schon früh, was in ihm steckt (außer den 10 Cheeseburgern zum Frühstück). Zwar zünden nicht alle Gags, alleine deshalb, weil der Film mittlerweile fast 30 Jahre alt ist und dementsprechend viele zeitgenössische Zoten bereithält, die für mich als Kind der 90er einfach nicht verständlich sind (das ist in diesem Fall zweideutig gemeint, denn das Sprechtempo in Cronauers Sendungen ist mitunter schon ein bisschen zu schnell), doch Williams Art, seinen Witz aufzubauen und die Pointe gezielt und variabel zu setzen, beeindruckt.
Die Story hinter der satirischen Fassade ist wahrlich etwas monoton, jedoch fällt das bei solch einer subtilen und schlichtweg grandios in Szene gesetzten Kritik am Kriegstreiben der USA kaum ins Gewicht. Der Film schafft es, trotz seiner komödiantischen Hauptstimmung tiefgründig zu sein, schwenkt nach einem ausschließlich witzigen ersten Teil etwas ins Dramödiantische (meine Neologismen sind einfach der Hammer :D) um und bedient somit Lachmuskel und Gehirnzellen gleichermaßen. Die eingebaute, stets hintergründige Romanze ist dabei zu meinem Erstaunen zu keiner Zeit enervierend. Ein großer Pluspunkt, denn oft dienen Liebeleien in Komödien nur dazu, ein möglichst vielschichtiges Publikum zu bedienen.
Mit "Good Morning, Vietnam" bekommt man keinen Film, den man sich mal schnell zwischendurch anschauen sollte. Vielmehr ist es eine tiefgründige Komödie fürs Hirn, die Krieg nicht als Subjekt, sondern vielmehr als kritisch zu betrachtendes Objekt behandelt und dabei immerzu eine gute Mischung aus Witz, Satire und Dramatik findet.
Und spätestens dann, wenn Robin Williams sein langgezogenes "Good Morning, Vietnam" ins Mikrofon intoniert, ja dann habe ich nicht nur das wohlige Gefühl der Geborgenheit und der guten Laune in mir, sondern gleichzeitig auch eine traurige Grundstimmung. Wehmut. Fast schon ein schlechtes Gewissen, weil ich einen wahren Entertainer nicht schon vor seinem Tod angemessen wahrgenommen und gewürdigt habe.
In diesem Sinne also ein verspätetes: Machs gut, Robin Williams. Viel zu früh bist du von uns gegangen.
"Rocky" vs. "Raging Bull" oder auch Sylvester Stallone gegen Robert De Niro. Zwei Legenden, die unterschiedlicher kaum sein könnten und im Spätherbst der Karriere ihre faltigen Rentnerkörper mit all den Makeln noch einmal in den Ring schieben wollen. Will man das sehen?
Meine klare Antwort im Vorfeld lautete: Ja! Zumindest wollte ich mich vom interessant klingenden Konzept überzeugen lassen, erwartete keinen großen Film und diese Erwartungen wurden dann letztendlich auch geradeso getroffen.
Denn "Zwei vom alten Schlag" beginnt wirklich enorm vielversprechend, hat wie ich finde eine nette Atmosphäre der Arbeiterstadt Pittsburgh zu bieten, zündet einen selbstironischen Gag nach dem anderen und weiß daher auf komödiantischer Ebene wirklich voll und ganz zu überzeugen. Nun ist Humor natürlich stets eine rein subjektive Sache und ich kann jeden verstehen, der die Pointen flach und nicht abwechslungsreich genug fand. Ich allerdings hatte mit den zahlreichen Witzen über Alter, Geld, körperliche Form, Rasse und andere Äußerlichkeiten meinen Spaß. Das lag nicht nur an den flotten Sprüchen, die sich Sly, der für seine Verhältnisse ziemlich gut spielt, und De Niro, der im Gegensatz zu Stallone mit seiner Rolle sichtlich unterfordert war, gegenseitig neben den vielen Jabs, Geraden und Haken um die Ohren schlugen, sondern auch an den verdammt witzigen Nebendarstellern Kevin Hart und Alan Arkin.
Vor dem pathetischen, dick aufgetragenen, aber doch recht zufriedenstellenden Endfight allerdings entwickelt sich die gelungene Komödie dann zum langatmigen Familiendrama und das funktioniert absolut nicht! Dafür sind die Charaktere zu schemenhaft, zu oberflächlich und einfach nicht gut genug gezeichnet. Das Beziehungshickhack lässt einen schlichtweg kalt.
Zwanzig Minuten weniger, keine pseudo-tiefe Gefühlsduselei und schon hat man ein verdammt komisches, selbstironisches Stelldichein zweier Superstars. So bleibt eine immer noch recht ordentliche Komödie, die es mit reichlich Sympathiebonus für Stallone und De Niro auf 6,5 Punkte schafft.
„Hey Espresso, n bisschen mehr Respekt.“
„Ich geh davon aus, dass du mich Espresso genannt hast, weil ich so ne anregende Vitalität ausstrahle und nicht wegen meiner Größe und Rasse.“
„Nein. Weil du klein bist und schwarz.“
„Is ja witzig. Wahnsinnig witzig. Wie war eigentlich Jesus so privat? War er cool?“
Die Theaterkritikerin in Birdman weist erstaunlich viele Parallelen zu Ihnen auf, Herr Schmidt: Arrogant, pseudo-intellektuell, voreingenommen. Ich würde bei Ihnen vielleicht noch desillusioniert hinzufügen..
So einfach geht guter Horror!
Man nehme eine Handkamera, ein düsteres Reihenhaus als atmosphärische Kulisse und talentierte Darsteller, die bei den Dreharbeiten teilweise selbst im Unklaren über eintretende Schockerszenen gelassen wurden und bekommt einen klaustrophobischen, bedrückenden, absolut nervenaufreibenden Found-Footage-Streifen, von dem Zartbesaitete lieber die Finger lassen sollten. Denn nach holpriger Anfangsphase entfacht "[REC]" erst seine beeindruckende Wirkung, nimmt einen trotz einiger Logikfehler voll mit und lässt mich durch gut gesetzte Schockerelemente mehr als nur einmal von der Couch springen. Leider habe ich damals zuerst das US-Remake "Quarantäne" gesehen, das ich zuerst für gut befunden habe, sich im Nachhinein aber doch als 1:1-Kopie des Originals herausstellte. Hier sollte man auf jeden Fall zur spanischen Version greifen, die neben ihrer einzigartigen und packenden Atmosphäre vor allem durch die überzeugende Hauptdarstellerin Manuela Velasco brilliert.
"[REC]" ist sicherlich kein großer Film. Doch er beweist eindrucksvoll, dass es für ein einmaliges Horrorelebnis keines großen Budget und minütlicher CGI-Effekthascherei bedarf. Wer mit Wackelkamera kein Problem hat und sich als Genrefan mal wieder den vollen Kick verpassen will, für den ist diese Found-Footage-Perle genau das Richtige.
Hey! Lasst uns einen Film drehen, der sich möglichst nicht vom Einheitsbrei abhebt, kein einziges Klischee auslässt und in jedes Fettnäpfchen tritt, in das man im Survivalthriller-Genre treten kann.
So oder so ähnlich muss wohl der Vorsatz von Regisseurin Katie Aselton gelautet haben, denn an Dilettantismus ist „Black Rock“ kaum zu übertreffen. Sie scheint regelrecht nach Vorurteilen gesucht zu haben, die sie in ihrem vollkommen vorhersehbaren Katz-und-Maus-Spiel auf einer einsamen Insel verbraten kann. Drei zickige Hühner, drei schwanzgesteuerte Frauenschläger, hysterisches Geschrei, Lagerfeuergeplänkel, fragwürdige Handlungen und der bemitleidenswerte und selbstverständlich gescheiterte Versuch, auch noch die sentimentale „Wir-waren-doch-mal-beste-Freundinnen“-Schiene zu fahren. „Black Rock“ versucht erst gar nicht, seinen Charakteren ein Profil zu verleihen. Vielmehr besetzt man die eigenschaftslosen Rollen mit blassen Schauspielern, deren Schicksal mir in etwa so sehr am Herzen liegt wie der Ausgang der neusten Bachelor-Staffel. Spannung kommt nur selten auf und somit liegt die einzige Stärke dieses Schundwerks in seiner Lauflänge von nur 83 Minuten.
Schuld war ich selbst. Das Unheil hätte mir schon nach der 0815-Einstiegsszene klar sein müssen: Zwei Quasselstrippen sitzen auf dem Reiseweg im Auto, Alternative Rock drunter gelegt und schon hat man den stümperhaften Beginn, mit dem jeder zweite Genreknaller „glänzt“.
Man könnte so viele sinnvolle Dinge mit einer leeren Diskette anstellen: Den Tisch ausrichten, sich den Rücken kratzen, in der Wildnis mithilfe der Sonnenstrahlen Feuer erzeugen. Diesen Mist darauf zu brennen war die mit Abstand schlechteste Alternative. (@Dirk: Nun ist es an dir, mal wieder eine unserer legendären Listen fortzuführen :D).
Ein Kampfsportfilm mit uninspirierten Kampfchoreographien ist wie ein Porno ohne Happy-End, da kann das Vorspiel noch so toll sein.
Auch "Fighting" fängt recht ordentlich an, verspricht den Alltag eines fightenden Straßenhändlers zu erzählen, verliert sich dann aber komplett in einer Mischung aus Männercatchen im Feinrippunterhemd und aufgezwängt wirkender Romanze. Zwar eignet sich New York City als Kulisse eigentlich immer, die Undergroundszene wurde auch recht gut eingefangen, doch ansonsten hat Channing Tatums Versuch, sein Tänzerimage abzulegen, so gut wie nichts zu bieten. Die Kämpfe wurden mit einer Handkamera aufgenommen, sind viel zu hektisch geschnitten und für einen Film, dessen Höhepunkt eigentlich diese Szenen darstellen sollten, viel zu mittelprächtig. Ebenso durchschnittlich die Leistung von Tatum und Terrence Howard, deren Figueren tiefgründig sein wollen, es aber nicht sind. Unspannend, nicht berührend und actionmäßig maximal gerade noch ok.
Wer gute Kampfsportfilme sehen will, sollte lieber mal einen Blick in "The Fighters" oder "Undisputed" wagen . "Fighting" kann man getrost links liegen lassen, bei Pornos greift der geneigte Konsument (i.d.R.) schließlich auch nicht zu "Omas auf der Müllhalde".
Nicht weniger als einen der eindrucksvollsten Kinobesuche meines Lebens durfte ich gestern Abend erleben: Kleines Lichtspielhaus mitten in der Altstadt, ein bumsvoller Saal (was bei gerade einmal 5 Reihen keine Kunst darstellen sollte) und am Ende ein Publikum, das sich regelrecht geflasht anstarrte und noch gar nicht so recht begreifen konnte, was es da gerade gesehen bzw. erlebt hat.
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Früher, da war Riggan Thomson (Michael Keaton) ein gefeierter Star. Ein Superheld namens Birdman, der es gewohnt war, täglich im Blitzlichtgewitter zu stehen und massenweise Aufmerksamkeit zu erhalten. Heute, rund 20 Jahre später, sieht das anders aus. Thomson ist sichtlich ausgebrannt, der Ruhm verblasst, er wird stets auf seine Performance als Birdman reduziert und versucht nun, am Broadway in New York ein Comeback zu starten, wieder in die Riege der gefeierten Stars emporzusteigen, beliebt zu sein eben.
"Beliebt? Das ist mir scheißegal! Beliebt! Beliebtheit ist die nuttige kleine Cousine von Wertschätzung, mein Freund"
Mit seiner Charakter- und Milieustudie gelang Alejandro González Iñárritu ein künstlerisches Meisterwerk, dessen Echo wohl noch gewaltig lange in den Köpfen der Filmliebhaber hallen wird. Kleine Schwächen wie die ein oder andere Minilänge im Mittelteil oder der etwas unnötige Drift ins Übernatürliche gegen Ende fängt „Birdman oder (die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ aber mal sowas von locker auf, dass man sie im Abspann schon fast wieder vergessen hat.
"Dann hol halt Michael Fassbender."
"Der dreht grade das Sequel zum 'X-Men'-Prequel."
Iñárritus Genialität fängt schon bei der Besetzung seiner Hauptrollen an. Denn die Parallelen, die Michael Keaton sowie Edward Norton und ihre Rollen einen, sind unverkennbar. Während es um Keaton in letzter Zeit eher still geworden ist und viele ihn oft nur auf seine Rolle als Batman beschränken, ist Edward Norton – ähnlich wie sein Charakter Mike Shiner – noch mitten in der Blütezeit seiner Karriere. Beide spielen hier großartig auf. So großartig, dass ich gar nicht sagen kann, wer den Oscar mehr verdient hätte. Neben ihnen brillieren allerdings auch noch Zach Galifianakis, Naomi Watts und vor allem Emma Stone. Formidabler Cast!
Erstaunlich auch, wie „Birdman“ so ziemlich alles, was mit dem Showbusiness zu tun hat, durch den Kakao zieht: Ob Broadway, Hollywood, die Darsteller und ihr ständiges Streben nach Beliebtheit und Anerkennung, dauernörgelnde Kritiker, der Umgang mit sozialen Netzwerken à la Twitter und Facebook, der inzwischen salonfähige Skandaljournalismus oder der Vorgang einer Produktion selbst. Nichts ist vor Iñárritus zynischer Peitsche sicher. Alles muss sich seinen subtil schwarzhumorigen Pointen, verpackt in genialen Dialogen, unterwerfen. Dabei findet der Regisseur eine gute Mischung zwischen Schwarzer Komödie und Drama, auch wenn ich „Birdman“ letztendlich weder für eine Tragikomödie, noch für ein reines Drama, noch für eine reine Komödie halte. Dieser Film ist einfach eigen, er gibt einen ganz neuen, noch nie dagewesenen Einblick hinter die Kulissen der Filmbranche, entwirft ein sehr detailliertes Psychogram seines tragischen Helden und lässt uns nach seinem interpretationsreichen Ende völlig ratlos zurück.
Der Soundtrack, welcher nur aus einem Schlagzeugsolo besteht, ist ebenso famos wie die göttergleiche Kamera, die uns mit einer einzigen, ewig langen Plansequenz mitnimmt in das kleine Theater am Broadway und New Yorks Künstlermeile selbst. Sie bewegt sich stets mit den Schauspielern und entfaltet deren grandiosen Performances damit umso mehr. Ich habe bis zehn Minuten vor Schluss keinen einzigen Schnitt erkennen können, auch wenn ich noch so konzentriert und verblüfft auf die Leinwand gestarrt habe.
Es ist diese Mischung, die "Birdman" so einzigartig macht. Diese Mischung aus künstlerischer Finesse und der schonungslosen Kritik an einem harten Showgeschäft, dem jährlich dutzende Stars buchstäblich zum Opfer fallen. Eigentlich wollen diese bemitleidenswerten Geschöpfe alle nur dasselbe: Anerkennung, Wertschätzung, Erfolg, den großen Auftritt, im Mittelpunkt stehen, wahrgenommen werden. Genauso wie Birdman.