huababuar - Kommentare

Alle Kommentare von huababuar

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    huababuar 21.01.2015, 05:20 Geändert 21.01.2015, 16:18

    Nach recht verheißungsvollem Beginn verkommt "The American" mehr und mehr zum nur stellenweise spannenden Alltagsporträt eines wortkargen Auftragkillers. George Clooney (das "E" im Vornamen bitte zwecks Authenzität unterschwellig mit aussprechen) alias "signor farfalla" trinkt expresso, caffè americano, vino italiano, Brandy, (hier beliebiges Getränk einfügen), trainiert seinen stählernen corpo mit Liegestützen, Sit-Ups, Klimmzügen, (hier beliebige Übung einfügen) und macht molto molto amore mit einer dem Zuschauer unbekannte Schwedin, einer italienische Nutte sowie (hier Frau beliebiger Nationalität einfügen). Anfänglich hat das dank der atemberaubenden Bebilderung von fotographo und regista Anton Corbijn auch seinen ganz eigenen Charme und kann sich vor dem traumhaft schönen Panorama der Abruzzen wirklich sehen lassen, denn Corbijn beweist stets ein Gespür für gelungenes Perspektivspiel, gut ausgewählte Kulissen und die Liebe zum Detail. Doch mit der Zeit überwiegt die Langeweile und das pittoreske Szenario wird nur noch zur positiven Randerscheinung, die dem Film aufgrund ihrer perfekten Ausführung und dem recht annehmbaren Ende allerdings trotzdem noch eine mittelprächtige Bewertung verschafft. Mit Clooney als Hauptdarsteller hat man zumindest alles richtig gemacht. Er hat eigentlich das Potenzial, Filme durch sein Spiel alleine zu tragen, gegen ein spärliches Drehbuch und die sich massig aufwerfenden Fragen (Anfang? Hintergrund von Clooneys Rolle?) hat aber auch der bekennende Wahlitaliener keine Chance. Peccato!

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      huababuar 21.01.2015, 02:17 Geändert 21.01.2015, 03:33

      Robert De Niro Collection: Teil 3/3: SLEEPERS (etwas verspätet):

      Von sexuellem und physischem Missbrauch, häuslicher Gewalt, der Unterdrückung der Frau, Rachsucht, verlorener Kindheit und dem schwammigen Begriff der Gerechtigkeit - "Sleepers" hantiert in seinen beachtlichen 150 Minuten mit zeitgenössischen, sensiblen und omnipräsenten Themen, die den Film leicht zugänglich machen und ihn vor allem in seiner ersten Hälfte tragen.

      Denn besonders dort weiß der Streifen mit seinem grandiosen Schauspiel und seiner nahbaren Story zu überzeugen: Die Leidensgeschichte vierer Lausbuben geht ans Herz, sie packt einen, sie bedrückt einen. Im Speziellen liegt das am Schinken-Kevin als diabolischem Heimwärter und dem Jungdarsteller Joseph Perrino, der seine Sache neben den allesamt talentierten, gleichaltrigen Kollegen wirklich fantastisch macht. Auch Robert De Niro als unkonventioneller Pfarrer mit Hang zum Nikotin oder auch zum Basketball überzeugt, kann aufgrund seiner begrenzten Screentime und seiner Rolle aber nicht wie gewohnt aufspielen.

      Neben den Darstellern stimmt vor allem die Atmosphäre des New York der 60er-Jahre oder um genau zu sein von Hell's Kitchen, einem Viertel in Manhattan geprägt von Christentum, Korruption und Immigration. Mit fantastischen Bildern schafft man hier den Sprung von der lebendigen Metropole zur düsteren Anstalt und wieder zurück.

      Als der Zeitpunkt der Rache, die erfreulicherweise größtenteils bürokratisch verübt wird und nicht nach dem 0815-Schema "du-hast-mir-etwas-angetan-also-jage-ich-dich-jetzt-bis-an-dein-Lebensende" abläuft, dann gekommen ist, büßt "Sleepers" leider etwas an Schauwert ein. Das liegt größtenteils einfach an der Geschichte, die sich vom bewegenden Sozialdrama hin zum leicht langatmigen Gerichtsdrama wendet. Nichtsdestotrotz weiß auch die zweite Hälfte mit genialen Momenten aufzutrumpfen (Bar, Gerichtssaal), enthält am Ende noch einmal vereinnahmende Emotionen und setzt dem Zuschauer durchwegs recht gute Schauspieler vor, selbst wenn sie das Level der Darsteller der ersten Filmhälfte nicht erreichen. Hier seien vor allem der wie immer souveräne Braten-Pitt und Dustin Hoffman zu erwähnen.

      Fazit: Während "Sleepers" in seiner ersten Hälfte durchwegs zu überzeugen weiß und Themen behandelt, die wichtig und unerträglich zugleich sind, verliert Levinsons Werk nach der Wendung zum Gerichtsdrama leider ein klein wenig an Pepp, bleibt aber trotzdem wegen seiner hervorragenden Schauspielerriege und seiner formidablen Bebilderung länger in Erinnerung. Ein grandioser Film mit leichten Schwächen im Abgang.

      "Die Zukunft lag glitzernd vor uns. Und wir dachten, wir würden auf ewig zusammenbleiben." - Lorenzo "Shakes" Carcaterra

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        huababuar 18.01.2015, 22:10 Geändert 18.01.2015, 22:17

        Das war sie also, meine erste Erfahrung mit der Kult-Detektivserie im deutschsprachigen Raum schlechthin. Und vorerst war es wohl auch meine Letzte.

        Denn nach gutem Einstieg (Gnadenschuss) verkommt der Ludwigshafener Tatort rund um einen Mörder und Pferdequäler fast schon zu einer typisch deutschen Telenovela, die es vorzieht einen masturbierenden Stalker und einen von Zellulite gepeinigten Frauenhintern beim Sex zu zeigen, anstatt sich auf elementare Krimi-Grundbausteine wie Spannungsaufbau, Ermittlungsarbeit und vielleicht sogar eine kleine Portion Action zu konzentrieren. Auch die recht souveräne Inszenierung änderte an meinem fortwährenden Zustand der Langeweile und Interessenslosigkeit nichts. Der Einstieg in eine Krimi-Serie, die ich zur festen, sonntäglichen Institution aufbauen wollte, war perfekt.

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          huababuar 17.01.2015, 00:20 Geändert 17.01.2015, 01:05
          über Maniac

          Ein ehemaliger Pornoregisseur mit dem Namen William Lustig soll verantwortlich für einen DER Kult-Slasher überhaupt sein? Die simple Antwort: Ja.

          Denn Lustig serviert dem geneigten Horrorfan hier keinen Serienkiller-Streifen vom Fließband, kein plumpes Gedöhns, das in der Filmindustrie leider viel zu oft produziert wird. Mit einer schauderhaften Atmosphäre des dreckig-düsteren New Yorks, einem schrillen Synthesizer-Soundtrack und wenigen, dafür aber allesamt wirkenden Schockern bietet "Maniac" aus dem Jahre 1980 einen mehr als nur gelungenen Genrebeitrag und lässt einen sein Alter (mit Ausnahme der Audiotechnik/Synchro) schnell vergessen. Durchzogen von einer elektrisierenden Spannung hangelt sich Lustigs Werk von einer ikonischen Szene zur anderen: Ob in einer U-Bahn-Station oder einer Wohnung in den Straßen des Big Apple - man kann sich dieser enormen Dichte einfach nicht entziehen.

          Einen großen Beitrag dazu leistet Hauptdarsteller Joe Spinnel, der wohl einen der überzeugendsten Serienmörder aller Zeiten mimt. So krank, so brutal und doch so bemitleidenswert. Seine Motivation wird in ihrer Vollständigkeit glücklicherweise erst am Schluss verraten. Doch selbst wenn diese mir etwas unschlüssig bleibt und ich die Splatterszenen dank einer grausam geschnittenen FSK-16-Version erst auf schnittberichte.com (Schleichwerbung olé!) sehen konnte, bleibt "Maniac" im Kopf wie kein anderer, vergleichbarer Film. Eine Sichtung ist für jeden Genrefan Pflicht.

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            huababuar 16.01.2015, 23:49 Geändert 24.03.2016, 04:20

            Der Abspann läuft über die Leinwand. Gerade eben waren Originalaufnahmen von Louie Zamperini zu sehen, untermalt von einem tollen Soundtrack und emotionalen Texttafeln. Ich schwitze, meine Haare stehen zu Berge, Tränen füllen meine Augen, ich bebe am ganzen Körper. Meine Cola bleibt mir schier im Halse stecken. Als mich mein Kumpel fragt, wie ich den Film denn fand, kommt erst mal kein Wort aus meinem Mund. Ich bin schlichtweg schockiert, betroffen, emotional so ziemlich am Ende.

            "Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch verfluchen, tut Gutes denen, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen [..]" Mt 5, 44

            In seiner Heimat ist Louis "Louie" Zamperini (Jack O'Donnell) ein gefeierter Star, ein Held, der die typische "American Dream"-Story vom Außenseiter-Migrantenkind hin zum erfolgreichen und allseits beliebten Langstreckenläufer durchlebt hat. Im Kriegsgefangenenlager in Japan allerdings, wo er nach dem Absturz seines Kampfjägers während des Zweiten Weltkrieges landet, ist Louie ein Niemand, eine bloße Zahl, eine gekränkte Seele. Und das wird ihm täglich von Lagerführer Cpl. Mutsushiro Watanabe (Miyavi) und seinen Unteroffizieren eingeprügelt. Doch Louie ist stark, er kämpft, kämpft um sein Leben, seine Familie, seinen Traum, einmal die Olympischen Spiele zu gewinnen. Er lässt sich nicht unterkriegen. Nicht von Folter, nicht von Einschüchterung, nicht von Erniedrigung und erlebt Jahre, die man seinem ärgsten Feind nicht wünscht.

            Angelina Jolie zeigt in ihrer erst zweiten Regiearbeit schonungslose, beklemmende, ja fast schon unerträgliche Bilder. Was recht actiongeladen mit einer grandios inszenierten Luftschlacht über dem Meer beginnt und anschließend mit schönen Flashbacks die Kindheit von Louie erläutert, gipfelt schließlich in der Passion eines Kriegsgefangenen, die einen in der Magengrube trifft wie ein Klitschko-Haken. Man leidet förmlich mit, fühlt sich unwohl und man wundert sich schlichtweg, wie dieser psychisch aufwühlende Film mit einer FSK 12 davongekommen ist. Denn das, was hier gezeigt wurde, übertrifft meiner Meinung nach die meisten Splattereffekte jedes noch so kranken Machwerks.

            Selbst wenn das Drehbuch recht eindimensional ist, sich nach dem Absturz auf die bloße Pein in Gefangenschaft konzentriert und leicht den Faden sowie den Bezug zu Louies sportlichem Traum verliert und selbst wenn Louies Charakter ruhig noch etwas vielschichtiger gezeichnet hätte sein können, ist "Unbroken" für mich ein Film, der es dank seiner grandiosen Schauspielerleistungen (vor allem O'Donnel und Miyavi), seiner schlichtweg perfekten Bebilderung wie auch akkustischen Inszenierung, seiner tief ins Mark gehenden Geschichte trotz offensichtlicher Schwächen schafft, meine Emotionen derart aus den Grundfesten zu reißen und hat diese subjektive Wertung mehr als verdient.

            “One moment of pain is worth a lifetime of glory.” ― Louis Zamperini, R.I.P.

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              huababuar 15.01.2015, 17:49 Geändert 15.01.2015, 18:15

              Männer und ihre Autos - eine ganz eigene, mitunter sogar innige Beziehung (ich habe von Männern gehört, die ihre Autos geheiratet haben :o). So ziemlich jeder männliche Erdbewohner liebt sein Vehikel, die mehr oder weniger vorhandenen Pferdestärken unter seiner Haube, die pure Schönheit eines von Menschenhand erschaffenen Meisterwerks.

              So auch Walt Kowalski (Clint Eastwood). Neben seinem heiligen Rasen verehrt er seinen 72er Gran Torino, schraubte früher selbst bei Ford und lebt nun nach dem Tod seiner Frau alleine in einer Vorstadtsiedlung Detroits. Seine Nachbarschaft verkommt immer mehr zur Anlaufstelle für Mong (auch Humongs/Bambusratten/Reisfresser/Fischgesichter oder ähnliches genannt :)) und andere ausländische Volksgruppen. Dem rassistischen Walt schmeckt das gar nicht. Der Korea-Krieg hinterließ tiefe Spuren bei ihm, er wirkt verbittert, voreingenommen, hat nicht mal zu seiner eigenen Familie einen richtigen Draht. Sein Alltag besteht darin, Dinge zu reparieren, sich um seinen Garten zu kümmern und mit Bier und Zigarette auf der Veranda zu sitzen. Doch mit der Zeit nähern sich Veteran und Einwandererfamilie Schritt für Schritt an. Walt geht eine Freundschaft mit den Lor ein und gerät dabei in einen Konflikt, den er mit seiner gewohnten Härte lösen will....

              Mit "Gran Torino" schuf Regisseur und Hauptdarsteller Clint Eastwood eines der wohl besten Sozialdramen des vergangenen Jahrzehnts- ja, wenn nicht sogar überhaupt. Das Lustige daran ist: So recht viel passiert eigentlich gar nicht. Walt schimpft tagein tagaus über "Bimbos, Nachos und Co.", legt diese Haltung aber im Verlauf der Geschichte ab. Es wird schlicht die Wandlung eines alten Mannes gezeigt und die wachsende Bindung, die er zu seinen einst verhassten Nachbarn aufbaut, dargestellt - das aber auf derart tragische, spannende und komödiantische Art und Weise zugleich, dass es ein Fest ist, Eastwood bei seiner grandiosen Verkörperung des Walt Kowalski zuzusehen. Dieser Mann strahlt eine unermessliche Coolness aus: Wie er knurrt, wie er spuckt, wie er schaut. Eastwood trägt diesen Film mit seiner unglaublichen Performance. Die Dialoge und insbesondere jene mit dem Friseur (John Caroll Lynch) sind einzigartig und besitzen längst Kultstatus in meinem Freundeskreis.

              "So. Endlich siehst du wieder wie ein Mensch aus. Dass du auch immer so lange wartest bis du zum Friseur gehst, du geiziger alter Mistbock."
              "Ja. Mich wundert bloßt, dass du immer noch da bist. Ich hoff' seit 'ner Ewigkeit, dass du abkratzt und hier endlich jemand weitermacht, der was von seinem Handwerk versteht. Aber du bist ja nicht tot zu kriegen, typisch für euch Spaghetti-Fresser."
              "Ich krieg 10 Dollar von dir, Walt."
              "10 Mäuse? Herrgott, Martin. Bist du 'n halber Juder oder was? Immerzu wirst du teurer."
              "Seit 5 Jahren kostet es bei mir 10 Dollar, du stures, bescheuertes Polacken-Arschloch."
              "Ja, den Rest kannst du behalten."
              "Ich seh dich in drei Wochen, Wixxer."
              "Auf keinen Fall früher, du Saftsack."

              In unverkennbar sozialkritischen Tönen erzählt Eastwood eine vielschichtige Geschichte über Rassismus, Vorurteile, Leben und Tod sowie Respekt (der Jugend) vor dem Alter. Dies wirkt glücklicherweise aber nie belehrend, sondern eher demonstrativ. Mit einem passenden Look und einem gelungenen Score stimmen auch die technischen Rahmenbedingungen, sodass Walt Kawolski freie Fahrt hat und ein Dialogfeuerwerk nach dem anderen abfeuern kann.

              "Gran Torino" ist einfach Kult - und das schon sechseinhalb Jahre nach seinem Erscheinen. Ein Film, den man sich in regelmäßigen Abständen immer wieder ansehen kann. Ein Film, der Lachmuskeln und bei dem ein oder anderen vielleicht auch Tränendrüsen (am Ende) gleichermaßen strapaziert. Schlichtweg ein Film, den man einfach mal gesehen haben muss, ungeachtet dessen, ob man ihn nun absolut großartig oder stinklangweilig findet.

              "Schon mal bemerkt, dass man ab und zu vor jemandem steht, dem man besser nicht blöd kommt? So einer bin ich. [....]. Schnauze du Schwuchtel, was sollte denn diese ganze Bruder-Scheiße? Willst du hier den Ober-Bimbo geben? Die wollen nicht deine Brüder sein, das kann man ihnen nicht verübelnt. Und jetzt schieb ab mit deinem weißen, irischen Arsch."

              https://www.youtube.com/watch?v=QayQOP3NZGc

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                „Jeden 23. Frühling für 23 Tage stillt es seinen Hunger.“

                Was in „Jeepers Creepers“ mit einem kultigen, wenn auch gegen Ende nicht mehr vollkommen überzeugenden Backwoods-Slasher begann, findet hier seine recht durchwachsene Fortsetzung. Die Anonymität des Creepers ging vollkommen verloren, wenngleich er natürlich immer noch eine schauderhafte Kreatur darstellt und wohl einer der besten Slasher der Filmgeschichte ist. Man weiß als Zuschauer inzwischen einfach, was einen erwartet. Somit ging auch die bedrohliche, unheimliche Atmosphäre des ersten Teils komplett verloren. Das liegt aber auch daran, dass sich der pädophile Regisseur Victor Salva hier mit seiner gewollt humoristischen Facon selbst ins Knie schießt. Plumpe Sprüche wollen den Eindruck einer Horrorkomödie erwecken, wirken aber zumeist absolut lächerlich und tragen einen erheblichen Anteil zur größtenteils langatmigen und pepp-losen Story bei. Das Geschwisterpärchen aus dem Erstling muss hier einer klischeebehafteten Teenie-Gruppe in Form eines College-Basketballteams mit arroganten Machos, drei bis vier Quotenschwarzen und hysterischen Cheerleadern weichen. Ein enormer Rückschritt, bedenkt man, dass eine große Protagonistengruppe noch weniger Platz für die genreüblich ohnehin schon dürftige Charakterzeichnung lässt. Auf der anderen Seite fallen eklatante schauspielerische Mängel, wie sie in "Jeepers Creepers 2" der Fall sind, nicht so ins Gewicht.

                So bleibt der einzige Schauwert am Ende der überzeugende Antagonist, der für einige Schocker- und Splattermomente sorgt, leider aber nicht mehr mit einem eigenen Score angekündigt wird. Schade, gehörte doch die erste Stunde in „Jeepers Creepers“ mit zum Besten, was das Genre zu bieten hat.

                "Jeepers Creepers, where'd ya get those peepers?
                Jeepers Creepers, where'd ya get those eyes?
                Gosh all git up, how'd they get so lit up?
                Gosh all git up, how'd they get that size?"

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                  huababuar 12.01.2015, 01:51 Geändert 12.01.2015, 02:01

                  "Die Klapperschlange" ist wie eine alte, aufgerissene Tüte Gummibärchen: Ein merklich angestaubter Klassiker, der immer noch gut schmeckt, sich aber dann doch als etwas abgelaufen und zäh erweist.

                  Denn sind wir doch mal ehrlich: Die allgemeine Inszenierung bietet heutzutage nichts wirklich sehenswertes. Weder Musik, allgemeines Bild, noch die Effekte überzeugen so wirklich. Nun bin ich keiner, der sich des Entstehungsjahres des Werks nicht bewusst ist und eine bildliche Offenbarung fordert, aber in audio-visueller Hinsicht war mir das einfach zu wenig. Auch an Oberflächlichkeit ist "Die Klapperschlange" kaum zu übertreffen. Hier hat keine Figur einen tiefer gezeichneten Charakter, Hauptperson Snake Plissken (Kurt Russell) wirkt geradezu entmenschlicht. Diese Kritik mag bei einem plumpen Actioner, wie es dieser hier sein will, spitzfindig wirken, eine etwas tiefgründigere Einführung in die Story wäre hier allerdings wirklich angebracht gewesen. So aber war ich nicht vollstens mitgerissen, wenngleich Plissken sicherlich saucool von Russell gespielt wird und - mit Außnahme des unscheinbaren Antagonisten Duke (Isaac Hayes) - alle Nebenfiguren beinahe ideal besetzt sind. Auch das Szenario fasziniert, ist einzigartig und bietet für mich den größten Schauwert des Films - quasi das Konservierungsmittel, das die Sichtung letzten Endes doch noch recht lohnenswert gemacht hat.

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                    huababuar 08.01.2015, 00:51 Geändert 08.01.2015, 01:19

                    Torture Porn kann, wenn man damit etwas anzufangen weiß, ab und an wirklich unterhaltsam sein. "Frontier(s)" oder "I spit on your grave" machen atmosphärisch wirklich etwas her, "Grotesque" ist so dermaßen krank, dass es schon fast wieder faszinierend ist und "Saw" (zumindest der erste Teil) versteht es, diese beiden Aspekte zu vereinen und dazu noch eine Portion Gesellschaftskritik bzw. tiefgründige Motivik zu geben.

                    Diese russisch-amerikanische Schundproduktion mit dem äußerst innovativen Namen "CAPTIVITY" jedoch zeigt eindrucksvoll wie Torture Porn nicht funktioniert. Ohne Spannung, ohne ansprechenden Look oder eindringliche Atmosphäre, ohne ernstzunehmende Darsteller und ohne auch nur irgendein Anzeichen von Inspiration, besitzt dieser Mist so in etwa die gleiche Daseinsberechtigung wie die typische Schweiger-Tragikkomödie oder die drölfte Casting-Show in der verkommenen deutschen Medienlandschaft.
                    Das Szenario hätte durchaus überzeugen können, muss sich aber einem blassen Farbbild, einer herzlosen Inszenierung und einer untalentierten wie unsympathischen Hauptdarstellerin beugen, die wohl eher die vierzigste, russischstämmige Ehefrau in einer Lothar-Mathäus-Biographie verkörpern hätte können. Solch eine Gleichgültigkeit gegenüber der Protagonistin ist mir noch nie untergekommen. Das Luder kann überleben, vergewaltigt und geschändet oder auch einfach nur gevierteilt werden. Alles scheiß egal, Hauptsache ich muss sie nicht mehr vor der Kamera sehen!

                    Die Blutrünstigkeitder Originalfassung kann ich nicht einschätzen. Die mir vorliegende deutsche TV-Version (FSK 16) war jedenfalls absolut harmlos und brachte, was Gewaltdarstellung angeht, keinerlei Schauwerte..

                    Wie dem auch sei. Lasst am Besten eure Finger von diesem Mist und verbringt eure Zeit sinnvoller. Wobei sinnvoller hier auch ein sehr dehnbarer Begriff zu sein scheint. Ob Sterne zählen, drei Stunden im selben Kreisverkehr fahren oder den Großeltern bei ihrem täglichen Abendprogramm beiwohnen, alles ist sinnvoller als eine Sichtung von "CAPTIVITY".

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                      über Shining

                      „Here is Johnny!“ .. naja zumindest fast.

                      Man sagte mir immer, Stanley Kubricks Meisterwerk „Shining“ vor seinem Ableben nicht gesehen zu haben, sei eine unverzeihliche Bildungslücke. Da man ja nie weiß, was einen in der frühen Zukunft so alles erwartet und ich nach meiner ersten Kubrick-Erfahrung – nämlich „Full Metal Jacket“ - mehr als nur angetan von seinem Regiestil war, wurde dieser Faux-Pas in meiner noch nicht allzu lange andauernden Filmleidenschaft nun ausgemerzt.

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                      Eine dicht bewaldete Berglandschaft in den Rocky Mountains. Schroffe Felswände, Serpentinen, Tunnel. Ein VW Käfer schlängelt sich durch das magische Panorama. Im Hintergrund: mittelalterliche Klänge, dies irae. Ein Schriftzug erscheint: A STANLEY KUBRICK FILM – WITH JACK NICHOLSON – SHELLEY DUVALL – THE SHINING

                      Schon mit der Einstiegsszene schafft es Kubrik, mich voll in den Bann seines hochgelobten Horrorthrillers, welcher übrigens unverständlicherweise für die Goldene Himbeere (Schlechteste Regie) nominiert wurde, zu ziehen. Und um es vorweg zu nehmen: Meine Begeisterung flachte in den knapp zwei Stunden der europäischen Fassung auch nicht ab.

                      Schriftsteller Jack Torrence (Jack Nicholson) übernimmt in den Wintermonaten einen Hausmeister-Job im verwaisten „Overlook Hotel“, das außerhalb der Saison weiterhin in Schuss gehalten werden soll, und quartiert sich dort mit seiner Frau Wendy (Shelley Duvall) und seinem Sohn Danny (Danny Lloyd) ein. Doch die Einsamkeit reißt tiefe Gräben in das Familienkonstrukt und zehrt nach und nach an der Wahrnehmungsfähigkeit der Protagonisten. Vor allem Jack treibt die prekäre Situation im verlassenen Hotel immer mehr in den Wahnsinn…

                      Ein Wahnsinn, den wohl keiner so gut auf den Bildschirm transportieren könnte, wie Jack Nicholson. Er mimt ja des Öfteren psychotische Charaktere, aber mit dieser unglaublichen Performance hat er sich ein einzigartiges Denkmal gesetzt. Für mich ist Nicholsons Auftritt in „Shining“ mit das Beste an Schauspielkunst, das ich bis jetzt erleben durfte. Dieser Blick: Der Mund halb offen, der Kopf leicht geneigt, die Augenbrauen gekrümmt – Gänsehaut pur. Da hat es auch der kleine Danny Lloyd schwer, sich in den Vordergrund zu spielen, wenngleich auch er wirklich überzeugend ist. Duvall hingegen ist sowohl optisch als auch schauspielerisch alles andere als ein Augenschmaus.

                      Bei all den anderen Schauwerten, die „Shining“ zu bieten hat, fällt dieser Schwachpunkt aber kaum ins Gewicht. Denn Kubrick weiß, was er tut, wie er seine Geschichte zu erzählen hat. Er kommt hier ohne jegliche Schockmomente, ohne großes Tam-Tam, ohne aufwendige Effekthascherei aus und generiert durch eine eindringliche und zugleich nervtötende Musik, die allgemein bedrohliche Situation und eindrucksvolle Kameraperspektiven eine wahrlich bedrohliche und schauderhafte Atmosphäre, in der die Isolation der Hauptcharaktere wirklich perfekt zur Geltung kommt.

                      Gerade die Kameraarbeit perfektioniert Kubrick wirklich bis ins kleinste Detail. Ob großartig eingefangene Landschaftsaufnahmen oder spektakuläre Fahrten mit der Steadicam: In „Shining“ wurde der optische Aspekt revolutioniert. Das Perspektivspiel ist dermaßen gut, dass es sich auch heute – knapp 35 Jahre später – vor wirklich keinem Film der Welt zu verstecken braucht.

                      Dabei merkt man „Shining“ wirklich an, dass er aus einer Zeit stammt, in der Filme noch anders gedreht wurden. Natürlich nicht audio-visuell, das habe ich glaube ich schon überschwänglich dargelegt. Aber das Erzähltempo ist ein ganz anderes als heutzutage. Kubrick lässt sich Zeit, führt langsam in die Geschichte ein, zelebriert einzelne Szenen bis ins letzte Detail (Die Badezimmer-Szene wurde ganze 127-Mal gedreht – Weltrekord) und trotzdem kommt es beim Zuschauer nie langweilig rüber, weil einfach keine Minute entbehrlich zu sein scheint.
                      Die Spannung ist mitunter wirklich schweißtreibend und erreicht gegen Ende des Films einen unermesslichen Höhepunkt.

                      Wenn man „Shining“ neben der Leistung Duvalls überhaupt noch spitzfindig etwas ankreiden will, dann betrifft das eher meinen persönlichen Geschmack: Jacks Psychosen werden an manchen Stellen etwas zu konfus – so zum Beispiel sein Gespräch mit Delbert Grady. Aber wie gesagt: Das ist nur mein eigenes Empfinden und keineswegs allgemeingültig.

                      Unterm Strich steht nämlich einfach ein Meisterwerk, das man in der Tat gesehen haben MUSS. Zufrieden abdanken kann ich zwar noch nicht, dafür stehen noch zu viele Klassiker auf meiner Watchlist (u.a. Pate, GoodFellas, Psycho), aber froh bin ich auf jeden Fall, mir Kubricks drittletzten Film endlich angesehen zu haben.

                      „All work and no play makes Jack a dull boy.“

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                      • 6

                        Abgesehen von den recht durchschnittlichen Darstellern, der fehlenden Empathie zu diesen und der mit der Zeit etwas nervigen Wackelkamera, kann man sich von "CLOVERFIELD" schon ganz gut unterhalten lassen. Die kurze Laufzeit sorgt für ein schnell vergehendes Filmerlebnis, die Bilder des apokalyptischen New Yorks sind wirklich gut eingefangen und stellenweise sogar mitreißend und auch das Monster bzw. seine kleinen Artgenossen sind optisch wirklich gut gelungen.

                        So generiert der Found-Footage-Streifen der etwas anderen Art zumindest kurzzeitig Abwechslung und hat in seinem Genre durchaus ein Alleinstellungsmerkmal, einen großen Film sollte man allerdings nicht erwarten..

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                          huababuar 05.01.2015, 06:52 Geändert 05.01.2015, 06:53

                          Zwischen all den beliebten Hollywoodwerken, die wir tagtäglich in übersättigter Form in TV, Internet und Kino vorgesetzt bekommen, ist es zur Abwechslung immer mal wieder schön, seinen Blick von der Filmlandschaft der Vereinigten Staaten abzuwenden und in andere Filmkulturen einzutauchen.

                          Dieser Gedanke führte letztendlich auch dazu, dass ich mir den lange vorgemerkten J-Horror "Ringu" zu Gemüte führte. Oder zumindest dachte ich, dass ich einen japanischen Horrorschocker vorgesetzt bekomme. Dem war dann aber nicht so. Denn "Ring - Das Original" entpuppte sich letztlich als Mysterythriller mit stets bedrückender, wenn auch merklich angestaubter, Asia-Atmosphäre, der kaum bzw. gar nicht mit Schockern aufwartet, sondern vielmehr von seiner speziellen, unwohligen Stimmung lebt. Der Fokus liegt auf der Story, auf der Lösung eines Problems und nicht auf möglichst gruseliger Effekthascherei. Das sorgt nicht unbedingt für einen extrem hohen Schauwert und kann sich vor allem zu Beginn relativ ziehen, überzeugt aber auch immer wieder und vor allem gegen Ende durch das Zuspitzen der Lage und den "Thrill-Faktor".
                          Bis auf den aus "RUSH HOUR" bekannten Hiroyuki Sanada und den kleinen Rikiya Otaka bleiben die Darsteller alle auf einem eher durchschnittlichen Level. Nicht schlecht, aber auch nicht der absolute Oberkracher. Das gilt wohl auch für den gesamten Film.
                          Jedenfalls sollte man keinen schockierenden Horrorstreifens à la "Ju-on: The Grudge" erwarten, sondern eher mit einem atmosphärischen Mysterythriller aus der japanischen Filmschmiede rechnen, dann kann man mit "Ringu" auch durchaus etwas anfangen..

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                          • Hach Gottchen, wie findest du nur die Motivation so viele Filme zu schauen? ^^ Ich komm in meinem Tagebuch gerademal auf 5 Filme in drei Tagen :(

                            Mehr als zwei Filme am Tag ist motivationsbedingt schon schwer..

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                              huababuar 04.01.2015, 03:30 Geändert 04.01.2015, 03:36

                              Surfin' USA mal anders - in "Gefährliche Brandung" reitet Keanu Reeves als Undercover-Cop auf einer Welle aus Adrenalin, Freiheit, aber auch Berufung. Denn nachdem Indizien aus Banküberfällen, die stets in 90 Sekunden, mit Ex-Präsidenten-Masken und ohne Opfer ausgeführt werden, in die Surfer-Szene führen, lässt sich sein Charakter Johnny Utah in eben jene einschleusen, um die Täter dingfest zu machen, kann sich gleichzeitig aber nach und nach immer mehr mit der Surfer-Bewegung identifizieren.

                              Ein recht unscheinbarer Plot, der sich durch den gekonnt dezenten Einsatz von sehenswerter Action, musikalisch gut untermalt und fein inszeniert, mehr als nur erträglich gestaltet, aber nie vollkommen packend ist. Dabei gelingt Regisseurin Kathryn Bigelow eine der wohl coolsten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte - auf vier Reifen wie auch zu Fuß und das alles durch die Vorgärten Los Angeles'. Patrick Swayze, Gary Busey, Lori Petty und Reeves leisten allesamt einen soliden Job ab, reißen aufgrund der recht oberflächlichen Charakterzeichnung allerdings auch keine Bäume aus.

                              Die Masken geben noch einmal ein halbes Extrapünktchen, was "Gefährliche Brandung" letzten Endes nicht ganz zu einem perfekten Wellenritt, aber auch nicht zu einem desolaten "Wipe Out" (misslungener Surfversuch) macht. Eher gehobener, oberer Durchschnitt mit wirklich feiner Action.

                              "We'll all be planning out a route
                              We're gonna take real soon
                              We're waxing down our surfboards
                              We can't wait for June
                              We'll all be gone for the summer
                              We're on surfari to stay
                              Tell the teacher we're surfin'
                              Surfin' U.S.A."

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                                huababuar 04.01.2015, 00:54 Geändert 23.03.2016, 23:31

                                Vorab: Jeder hat das Recht, einen Film schlecht zu finden und zu kritisieren. Aber die Art und Weise wie manche das hier tun, grenzt schon fast an eine Unverschämtheit. Wenn man Kritik üben will, dann doch bitte halbwegs differenziert (und in korrektem Deutsch)... Nicht so:

                                "Die Pferde.. die armen Pferde. Abgesehen davon, schlechter Film"

                                "Lustig meine Vorhersage war 8. Um es kurz zu machen jedem das seine, Film ist richtig scheiße." (verkappter Nazi oder was soll dieses geschmacklose Zitat?)

                                "Bin ja nicht so einer aber jetzt reichts: Scheis Am........und ich hab den Film auch noch zuende geguckt.. Amerika über alles ! *würg*"

                                "mann muss definitiv ami sein um sowas zu mögen sonst der größte schwachsinn."

                                Tja, "Herz aus Stahl" spaltet die Gemüter. Selten habe ich einen Kinosaal im Abspann so gefasst und bedrückt erlebt. Warum? Der Film ist für viele ein heftiger Schlag ins Gesicht. Er kratzt am deutschen Selbstbewusstsein und er zeigt, dass einige diesen Krieg wahrscheinlich am Liebsten gewonnen hätten. Sicherlich spart Ayers neustes Werk nicht mit den üblichen Anti-Nazi-Sprüchen und nimmt im Allgemeinen eine deutliche Pro-amerikanische-Haltung ein, differenziert dabei aber immer noch zwischen der deutschen Zivilbevölkerung, Deserteuren, unfreiwilligen/gezwungenen Soldaten und der SS - also den wahren Schergen Hitlers, die in "Fury" so richtig ihr Fett wegbekommen. Sie werden hingerichtet, überfahren, verbrannt, geschlagen oder einfach nur erschossen - Balsam für die amerikanische Seele, hierzulande von vielen eher kritisch beäugt, von mir nicht.

                                Ayer zeigt den Zweiten Weltkrieg von seiner rohen, brutalen, grausamen, eiskalten und nüchternen Seite. Er ist nicht gerecht, er ist nicht schön, aber er ist notwendig. Patriotismus spielt in "Herz aus Stahl" eine eher untergeordnete bis gar keine Rolle, vielmehr geht es um Zusammenhalt, Überlebenswillen, Kraftdemonstration und in allererster Linie sture Gehorsamkeit.

                                Bravourös inszeniert, mit toller Filmmusik und doch leider in einem etwas altmodischen Look, kämpft sich die 2nd Armoured Division unter der Führung des erfahrenen Don "Wardaddy" Collier (Brad "die Frisur sitzt" Pitt) in den letzten Kriegstagen mit ihrem Sherman-Panzer Fury durch die deutsche Front. Zur Besatzung des Fury gehören ebenso der gläubige Boyd "Bibel" Swan (Shia LaBeouf), der Rekrut Norman "Maschine" Ellison (Logan Lerman) - so etwas wie die einzige moralische Instanz des Films - der Mexikaner Trini "Gordo" Garcia (Michael Pena), sowie der aufbrausende Grady "Rattenarsch" Travis (Jon Bernthal).

                                Dabei gelang den Machern die perfekte Mischung an Charakteren, die ruhig noch etwas feiner gezeichnet sein hätten können (v.a. Pitts Rolle). Mit einem gelungenen Mix aus kernigen und wirklich amüsanten Sprüchen, dem psychologischen Druck auf die Protagonisten, den man regelrecht spüren kann und der nötigen Härte des Kriegsalltags , erlebt der Zuschauer einen wahrlich beeindruckenden, spannenden und emotionalen Anti-Kriegsfilm, der am Ende mit der obligatorisch recht überzeichneten und realitätsfernen, mich nur bedingt störenden, 5 gegen 300 - Schlacht daherkommt und seine Liebesgeschichte erfreulicherweise nur relativ kurz hält.

                                Die beachtliche Länge von 134 Minuten gestaltet sich dabei recht kurzweilig und packend, gerade deshalb, weil man solch detaillierte Panzerschlachten nicht all zu oft in Kriegsdramen sieht, die klaustrophobische Atmosphäre im Sherman gut rüberkommt und der Cast wirklich herausragend ist. Hervorzuheben sind hier vor allem der grandiose Lerman und der wie immer groß aufspielende Pitt, dessen Rolle etwas an seinen Inglourious Basterds-Auftritt erinnert. Aber auch LaBoeuf, dem ich bisher immer etwas skeptisch gegenüber eingestellt war, überzeugt mich.

                                Fazit: "Herz aus Stahl" ist, was die Darstellung der Deutschen angeht, reflektierter und differenzierter als die Meisten hier vermuten. Der angebliche Patriotismus muss der vollkommen verrohenden, brutalen und morallosen Darstellung des Krieges weichen. Wer mit diesem realistisch-nüchternen Blickwinkel nichts anzufangen weiß, wird vermutlich keinen Gefallen an "Fury" finden. Die anderen können sich derweil an den tollen Darstellern, der gelungenen Inszenierung und der packenden, etwas anderen Kriegshandlung ergötzen.

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                                  huababuar 03.01.2015, 02:03 Geändert 03.01.2015, 17:18

                                  Interessante und emotionale, wenn auch etwas langatmige Dokumentation über Menschen, die im Zuge des 11. Septembers den schweren Entschluss fassten, in den sicheren Tod zu stürzen und aus dem World Trade Center sprangen (insgesamt an die 200) und im Speziellen über ein Foto, das die Welt bewegte, und dessen Geschichte dahinter.

                                  Ein Foto, das mit großer Wahrscheinlichkeit den Tontechniker Jonathan Briley, der im Restaurant Windows on the World im obersten Stockwerk des WTC arbeitete, zeigt. Kopfüber fällt er 400 Meter tief, 10 Sekunden lang. 10 Sekunden, die sich wahrscheinlich wie 10 Stunden angefühlt haben.

                                  Was letztendlich bleibt, ist ein flaues Gefühl im Magen, denn man sieht einen sehr intimen Moment - seinen Letzten - im Leben eines Menschen, der wahrscheinlich noch so viele Träume und Ziele hatte, der nicht sterben wollte und sich ob seiner ausweglosen Situation doch dafür entschied. Ein Mensch, der Familie hatte, der geliebt wurde und der laut Familienkreisen auch immer für "ansteckende Liebe" in seinem Umfeld sorgte. Man sieht ihn in seinen letzten Sekunden und man spürt plötzlich unumgänglicherweise Trauer.

                                  R.I.P.

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                                    Vorhersage 9,0??? Ich bekomme Selbstzweifel..

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                                        huababuar 01.01.2015, 19:06 Geändert 01.01.2015, 19:22

                                        Robert De Niro Collection: Teil 2/3: KAP DER ANGST

                                        Nach CASINO im ersten Teil geht es heute um eine weitere - eine von insgesamt acht - Kooperation zwischen den beiden lebenden Legenden Martin Scorsese und Robert De Niro. Von Scorsese hatte ich bis dato keinen schlechten Film gesehen und auch De Niros Erfolg spricht natürlich für sich. Meine Erwartungen waren von vornherein also sehr hoch, um nicht zu sagen immens hoch.

                                        Nun ja und wie es eben so ist im Leben, gibt es immer das erste Mal und so war KAP DER ANGST meiner Meinung nach mein erster „Scorsese“, der mich nicht vollends überzeugte.

                                        Woran das liegt?

                                        Zum Einen an De Niro. Er mimt hier den psychotischen Vergewaltiger Max Cady, der nach 15 Jahren Gefängnis Rache an seinem damaligen Pflichtverteidiger Sam Bowden (Nick Nolte) nehmen will, ihn und dessen Familie belästigt und von Attacke zu Attacke immer brutaler vorgeht. Bowden hätte Cady vor einer langen Haft bewahren können, tat dies aber nicht.

                                        Natürlich ist De Niro hier keineswegs schlecht, ganz im Gegenteil: Er spielt die Anderen dermaßen an die Wand, dass die schwach besetzte Nebenrollen offensichtlich werden. Mit Ausnahme von Nolte stach keiner wirklich positiv heraus. Jessica Lange als Bowdens Frau und Juliette Lewis als Tochter waren eher nervtötend, denn überzeugend. Ebenso nervtötend fand ich übrigens den aufdringlichen Score, der meine Ohren immer wieder vergewaltigte.

                                        Auch das Motiv von Cady wird bei steigender Intensität seiner Angriffe immer unverständlicher. Seine Spannung kann man KAP DER ANGST natürlich nicht absprechen. Nach etwas ruhigem Beginn, bei dem die Charaktere recht gut eingeführt werden, schraubt Scorsese schon merklich an der Thrill-Schraube, jedoch ohne mich letzten Endes wirklich voll zu packen.

                                        Die zahlreichen Anspielungen auf die Bibel mit Leitmotiven wie Vergebung, Paradies, Hölle, Sünde und Erlösung waren für mich als Atheisten irgendwie Nonsens, haben mich aber nicht gestört.

                                        Neben einem grandiosen De Niro sind vor allem noch die wechselnden und durchaus interessanten Kameraeinstellungen sowie immer wieder auch fetzige Dialoge hervorzuheben. Das ließ die 128 Minuten leider nicht schneller verrinnen, machte sie aber zumindest sehenswerter und beförderte KAP DER ANGST in meine Liste der Filme, die im Ansatz gut waren und ihre offensichtlichen Stärken hatten, letztlich dann aber doch etwas zu viel Potenzial verschenkt haben.

                                        „Oh, 'cause I thought maybe you were my friend, because I like to plan my comings and goings with friends. But if you’re not my friend and you’re planning my comings and goings, I’d call that presumptuous. In fact, I’d call it downright rude because I ain’t your porch-baby buddy.“ – „Gee golly gosh, I sure am sorry I offended you, you white trash piece of shit.“

                                        PS: Allen Moviepiloten natürlich ein frohes, gesundes, erfolgreiches und glückliches, neues Jahr. Bleibt euch selbst treu, lasst euch nicht verbiegen und glaubt an eure Träume und Ziele. Ich hoffe, ihr habt Silvester halbwegs gut überstanden – mein Schädel pulsiert jedenfalls noch wie das Herz von Elton beim Pokern – und könnt erholt in ein hoffentlich ereignisreiches Filmjahr 2015 starten.

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                                          huababuar 31.12.2014, 16:19 Geändert 06.01.2015, 15:18

                                          Hach, besser als jeder Stand-Up, was hier abgeht :D

                                          Wenn Schweigers Filme auch nur im Ansatz so unterhaltsam und kreativ wären wie diese Posts hier, würde ich vielleicht auch mal wieder einen Blick in "KOKOKOTZ" und Co. wagen. Leider bleibt es aber anscheinend immer wieder bei einer nervigen Stimme mit monotonem Gesichtsausdruck und dem unnötigen Pushen seiner talentlosen Tochter..

                                          Man sollte mal über eine Petition zur Abschaffung von Schweiger-Filmen in der deutschen Filmlandschaft nachdenken. Dir PetraPetra übrigens noch viel Spaß bei deiner Selbstdisqualifizierung ;)

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                                            huababuar 30.12.2014, 06:01 Geändert 30.12.2014, 16:54
                                            über Casino

                                            Robert De Niro Collection: Teil 1/3: CASINO

                                            „In Vegas, everybody’s gotta watch everybody else. Since the players are looking to beat the casino, the dealers are watching the players. The boxmen are watching the dealers. The floormen are watching the boxmen. The pit bosses are watching the floormen. The shift bosses are watching the pit bosses. The casino manager is watching the shift bosses. I’m watching the casino manager. And the eye in the sky is watching us all.“

                                            Robert De Niro als Sam „Ace“ Rothstein erklärt uns, wie der Hase am Strip im Las Vegas der 70er und 80er Jahre läuft. Tausende ambitionierte Spieler hoffen darauf, in der funkelnden Stadt den Coup ihres Lebens zu machen. In Wirklichkeit aber fließt der Profit in ganz andere Taschen. Egal wie die Würfel fallen, die Karten gemischt werden, das Roulette-Rad sich dreht, wie hoch die Chips gestapelt sind oder wie oft der einarmige Bandit klingelt, es gibt nur einen Gewinner: Die Mafia und als Teil von ihr natürlich auch Ace. Ein Mann, der schon früh wusste, wie man mit Glückspiel in Form von Sportwetten Geld verdienen konnte und durch seinen guten kaufmännischen Ruf und seine Freundschaft zum Gangster Nicky Santoro (Joe Pesci) schließlich das Casino "Tangiers" in Vegas von den Bossen "back home" übertragen bekommen hat.

                                            Es ist eine subtile Kritik von Altmeister Martin Scorsese, der der kapitalistischen Gesellschaft gekonnt einen Spiegel vorsetzt. Mit diesem dreistündigen Mafia-Epos stellt er die Absurdität der glitzernden Wüstenmetropole dar, wie sie damals funktionierte bzw. wahrscheinlich immer noch funktioniert und lässt jeden noch so erfolgreichen Zocker, der denkt den ganz großen Coup gemacht zu haben, wie den größten Bauerntrottel aussehen. Denn Glücksspiel funktioniert nach einer ganz einfachen, unbewussten Philosophie: Wer gewinnt, kommt wieder und wird seinen Gewinn folglich auch wieder verspielen.

                                            „Listen, there are three ways of doing things around here. The right way, the wrong way and the way that I do it.“

                                            Während Ace sein Handwerk perfektionistisch, im Untergrund und immer am Rande der gesetzlichen Grenzen ausführt, ist Santoro recht schnell aus der Ruhe zu bringen, sticht schon mal aus einem scheinbar nichtigen Grund mit dem Kugelschreiber zu oder benutzt einen Schraubstock als Kopfpresse. So unterschiedlich die beiden vorgehen, letzten Endes leben beide ein wahres Luxusleben.Dass das nicht gleichbedeutend mit einem erfüllten Leben ist, wurde in zahlreichen Gangsterfilmen wie etwa „Scarface“ oder erst vor Kurzem auch Scorseses „The Wolf of Wall Street“ bereits dargelegt und ist auch in „Casino“ zentrales Thema.

                                            Ace lernt die Edelhure Ginger (Sharon Stone) kennen, verliebt sich in sie, lockt sie mit Geschenken und überzeugt sie so zu einer recht einseitig gewollten Hochzeit, die die Ehefrau letztlich nur der Kohle wegen eingeht. Keine wirklich gute Voraussetzung für eine Beziehung, sodass diese auch von Anfang an auf wackligen Beinen steht, selbst wenn eine Tochter daraus hervorgeht.

                                            Geld macht nicht glücklich. Liebe ist nicht käuflich. Vertrauen ist bei mehreren Millionen auf der Bank ein Ding der Unmöglichkeit. Scorsese zeigt das mit seiner Hauptfigur Sam Rothstein eindrucksvoll. Das ist nicht innovativ und erfindet das Mafia-Genre sicherlich nicht neu, wurde aber in solch einer Perfektion inszeniert, dass der stereotypische Handlungsverlauf vom Aufstieg und Fall des Protagonisten absolut sehenswert und keineswegs langweilig oder gar ausgelutscht ist.

                                            Mit Las Vegas wählten die Produzenten ein wunderbar geeignetes Setting. Die Stadt der Sünde ist wie keine andere dazu geeignet, das High-Life eines erfolgreichen Kriminellen zu verbildlichen. Weitläufige Kamerafahrten durch die Spielhallen, witzige Szenen, wenn es um typische Mafia-Methoden geht (z.B. Abschütteln von der Polizei, Umgehen von Lizenzen oder Ertappen und Bestrafen von Betrügern), die nötige Brutalität (FSK 16 ist ein schlechter Witz) und eine abwechslungsreiche und immer passende Filmmusik schaffen eine perfekte Rahmenhandlung für das beispiellose Aufspielen des Hauptcasts: De Niro als cooler, dauerqualmender Pragmatiker ist grandios, Pesci als aufgedrehter „Geschäftspartner“ macht einfach nur Spaß und Stone mimt die geldgeile Gattin dermaßen gut, dass man ihr am liebsten persönlich den Hals umdrehen würde.

                                            Doch nicht nur die Darstellerleistungen sind genial, auch die Erzählweise hat etwas Eigenes: Der Plot wird weitestgehend durch ein zweiseitiges Voice-Over erzählt. Abwechselnd von Ace und Santoro. Eine geniale Idee, die den Film enorm aufwertet und von vergleichbaren Streifen, die vielleicht etwas kurzweiliger sind, trotzdem abhebt.

                                            „Casino“ vereint einfach alles, was einen (guten) Gangsterstreifen ausmacht: Ein fesselnder Plot mit unerwartetem Ende, ein herausragender Cast, Härte, Komik, leider aber auch so manch klitzekleine Länge, die bei einer Laufzeit von drei Stunden wohl unvermeidbar ist. Genauso unvermeidbar wie das verschmitzte Lächeln, das einem nach der letzten Szene kommt:

                                            „And that’s that.“, Abblende, legendäres Ende eines legendären Epos.

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                                              huababuar 29.12.2014, 17:57 Geändert 29.12.2014, 18:01
                                              über 13

                                              Wie das EKG eines sterbenden Menschen auf Opium bietet die Spannungskurve von "13" lange Leerlaufzeiten, die von hin und wieder auftretenden, dafür aber recht hohen Ausschlägen in den Standoff-Szenen unterbrochen werden und tragisch in einer durchgezogenen Linie enden. Auch das letzte Aufzucken ist weit davon entfernt, mitreißend zu sein und so bleibt dieser B-Thriller mit Neo-Noir-Look doch nur ein trauriger Schatten seiner eigentlich verheißungsvollen Idee des Russisch-Roulette-Turniers. Die Chance, etwas tiefgründiger zu sein und die Perversitäten der Gesellschaft aufzuzeigen, wurde vergeben und vielmehr eine holprig und oberflächlich erzählte Geschichte mit fraglicher Motivation des Hauptcharakters kreiert. Überhaupt kann der eigentlich recht namenhafte Cast keinerlei Akzente setzen. Froschgesicht Riley ist die Personifikation einer Fehlbesetzung und auch Statham, Rourke, Winstone und Skarsgard bleiben blass. Dass es 50 Cent lieber bei Sprechgesang belassen sollte, sei hier auch einmal erwähnt. So dreht sich "13" permanent recht unspektakulär im Kreis. Nie so schnell wie die Revolvertrommeln im Film, sondern mit Ausnahme von einzelnen Runden Russisches Roulette eher weitestgehend langsam.

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                                                Sonntag Nacht, 0:20 Uhr, Prosieben, "Das Ende-Assault on Precinct 13.

                                                Nein, als überschwenglich konnte man meine Erwartungen wirklich nicht bezeichnen. Für mich verhießen Titel und Beschreibung eher billige B-Action mit austauschbarer Story. Gut, dass es letzten Endes nicht ganz so kam.

                                                Im möchtegern-innovativen Kontrastbild daher kommend, legt dieses Remake (dessen Original ich nicht gesehen habe) nämlich von der ersten Minute an ganz ordentlich los. Cop-Killer Marion Bishop (Laurence Fishburne) wird in einem Gefangenentransport während des Schneetreibens der Detroiter Silvesternacht übergangsweise in ein spärlich besetztes Polizeirevier, das eigentlich am nächsten Tag schließen sollte, gebracht. In diesem heißen der ausgebrannte Cop Sgt. Jake Roenick (Ethan Hawke), Polizeipsychologin Alex Sabian (Maria Bello), Sekretärin Iris Ferri (Drea di Matteo) und der fast schon pensionierte Sgt. Jasper O'Shea (Brian Dennehy) das neue Jahr Willkommen und werden von einem Killerkommando überrascht, das Bishop ausgeliefert bekommen will. Gefangene und Staatsgewalt verbarikadieren sich und kämpfen gemeinsam um ihr Leben.

                                                Alleine schon das Szenario der eigentlich unvereinbaren Parteien, die sich des Überlebens wegen zusammenschließen, hat mir sehr imponiert. Recht flüssig, spannend und kompromisslos-blutig wird die Story mit der ein oder anderen überraschenden Wendung erzählt, ohne dabei gänzlich ohne kleinere Längen auszukommen. Fishburne als eiskalter, stiller und recht überlegter Gangster mit Kalkül fand ich wirklich gut besetzt, während mir Hawke weiterhin eher unsympathisch ist. Zwischendurch bekommt der Zuschauer banale wie platte One-Liner vorgesetzt und darf sich über die recht naiven und teilweise nervtötenden Protagonisten aufregen.

                                                Insgesamt macht "Assault on Precinct 13" für einen B-Actioner aber einen ziemlich guten Eindruck und ist wahrlich mal einen Blick wert. Die Silvesternacht der etwas anderen Art.

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                                                • 7 .5

                                                  Ich schaue aus meinem Fenster: Schnee funkelt auf der Straße, den Giebeln und den Baumwipfeln. Der Winter hat endlich Einzug erhalten. Es ist schon dunkel, die Lichterketten des Nachbarn beleuchten komischerweise auch nach Weihnachten noch den Wendekreis der Sackgasse. Leute gehen Spazieren, mit ihren Hunden, mit ihren Kindern, mit ihren Liebsten. Eigentlich ein recht besinnliches Panorama. So mancher würde sich vermutlich einen Glühwein machen, die letzten Plätzchen essen oder vor den Kamin setzen. Ich komme beim Anblick der kleinsibirischen Schneelandschaft vor dem Haus auf andere Gedanken: Horror mit dem leicht exotischen Wintertouch wäre doch jetzt was. Und damit ist man bei „Cold Prey“ genau bei der richtigen Adresse.

                                                  **********Sorry für diese erbärmliche Einleitung ************

                                                  Vor der eindrucksvollen Kulisse der verschneiten Berglandschaft Jotunheimens bietet diese norwegische Produktion eine willkommene Abwechslung zum Backwoods-Slasher Einheitsbrei, der sich nur allzu oft im amerikanischen Gestrüpp wiederfindet. Das irgendwie allseits bekannte und durch seinen andersartigen Handlungsort doch erfrischende Setting rund um eine Teenie-Gruppe, die sich nach dem Snowboard-Unfall eines Freundes in ein verlassenes Hotel abgesetzt hat und dort plötzlich von einem Mörder heimgesucht wird, sorgt nach einer recht langen Anlaufzeit für ordentlich beklemmende und bedrohliche Atmosphäre. Gut gesetzte Schocker tun ihr Übriges, selbst wenn „Cold Prey“ für meinen Geschmack etwas blutiger hätte ausfallen können.

                                                  Der Film enthält sicherlich allseits bekannten Genremittel: Recht stupide Handlungsverläufe. Der große vermummter Killer, dessen Identität ziemlich vorhersehbar und dessen Motivation mir im Film etwas zu wenig ausgearbeitet ist. Lineares Abmetzeln der Opfer. Und trotzdem hebt er sich nicht nur durch seine Location in Skandinavien von der Masse ab.

                                                  Die Charaktere sind überraschend individuell gezeichnet und ihre Schauspieler für Genreverhältnisse recht gut. Der Thrillfaktor ist relativ hoch und auch der ein oder andere Cliffhanger bzw. Twist wurde souverän eingebaut. Mit einem sepiafarben-düsteren Look und tollen Landschaftsaufnahmen der eisigsten Regionen Europas können die Macher zusätzlich punkten. Skandinavier und filmische Aufmachung. Das passt einfach zugegebenermaßen sehr gut zusammen.

                                                  Eine kleine Perle des Backwoods-Horrors bekommt man bei „Cold Prey“ also schon vorgesetzt. Sicherlich kein Streifen, den man gesehen haben muss. Aber in seinem Genre herausstechend und für einen kleinen Gruselabend mit der Freundin, die vor Angst im Arm gehalten werden will, perfekt geeignet ;)

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                                                  • 6

                                                    Ich hätte es selbst nicht mehr für möglich gehalten, aber es gibt ihn: Den Film, bei dem selbst ein dem amerikanischen Selbstverständnis offen gegenüberstehender Filmfan mit Faible für Kriegsstreifen wie ich überschwänglichen Pathos kritisieren muss. Zumindest ein bisschen. Denn während mir einfältige Objektivität, Patriotismus, Heroismus und künstliche Dramaturgie in Kriegsfilmen wie „Der Soldat James Ryan“, „Lone Survivor“ oder „Black Hawk Down“ nie missfallen haben, erreicht „Wir waren Helden“ ein Maß an Schwarz-Weiß-Malerei, amerikanischem Narzissmus, militärischer Propaganda und Sakralisierung des Krieges, das selbst mir ein wenig zu viel des Guten ist.

                                                    Während sich über die Partizipation der USA im zweiten Weltkrieg und ihre fortwährende Anti-Terror-Kampagne vortrefflich streiten lässt und es in dieser Hinsicht sicherlich zweierlei Meinungen gibt, war der Vietnamkrieg nämlich vor allem eines: Ein unnötiger Stellvertreterkrieg in einem lächerlichen und beispiellosen Kräftemessen zweier gegensätzlicher Weltanschauungen. Zweifelhaft bis zum geht nicht mehr, mit beispiellosen wie unmenschlichen Maßnahmen (Napalm etc.) und nicht einmal von der eigenen Bevölkerung unterstützt.

                                                    Wenn vor diesem Hintergrund also im Minutentakt überzeichnetes Militärtrommeln einsetzt, ein Soldat vor seinem Tod plakativ sagt, er sei froh für sein Land zu sterben und Mel Gibson im heimischen Camp noch einmal in der Kirche betet und die Widersacher als Heiden bezeichnet bevor er in den Krieg aufbricht, um Vietkong zu töten, heiße auch ich das als eigentlicher Befürworter von Patriotismus nicht unbedingt gut und kann den Film deshalb nicht derart hoch bewerten wie oben genannte Beispiele, bei denen mich der Pathos nicht gestört hat, weil er eben unterschwelliger, aber trotzdem noch mitreißend war. Hinzu kommt der lächerliche deutsche Titel, der unnötigerweise heroisiert und dessen Original-Pendent mir weitaus passender erscheint.

                                                    Bei aller Berechtigung zur Patriotismus-Kritik, die sich bei dem Einen eben mehr und bei dem Anderen (wie mir) eher weniger in der Punktevergabe widerspiegelt, kann man diesem actionlastigen Kriegsepos seine Stärken aber nicht absprechen, weshalb eine Wertung in der 0-3 Punkte Sphäre für mich absolut unverständlich ist.

                                                    „Wir waren Helden“ ist inszenatorisch nahe an der Perfektion: ein allgemein ansprechender Look, schöne Landschaftsaufnahmen eingefangen von einer tollen Kameraführung, blitzsauber dargestellte Kampfhandlungen untermalt von einem wummernden Sound. Dieser Film ist Krieg hautnah, Krieg in seiner harten Realität. Ein regelrechtes Abschlachten, das an Sinnlosigkeit und Brutalität kaum zu übertreffen ist.

                                                    Nach einer recht schleppenden ersten Dreiviertelstunde, in der Themen wie Familie und Glaube angerissen werden, aber nicht wirklich mitreißen können, nimmt „Wir waren Helden“ ordentlich an Fahrt auf, bietet packende und absolut blutige Kämpfe im Dschungel Vietnams und mündet schließlich in ein recht emotionales Finale mit tollem Soundtrack, das jedoch an Tiefgang nicht mit genannten Genregrößen mithalten kann. Zwar spielt Mel Gibson und auch der restliche Cast formidabel auf, an subtiler Charakterzeichnung mangelt es letztendlich dann doch.

                                                    So ist „Wir waren Helden“ ein Kriegsfilm fürs Auge, der rein inszenatorisch gesehen alles richtig macht, nach zähem Beginn mindestens vier Gänge nach oben schält und wahrlich unterhält. Etwas mehr Tiefe anstatt Patriotismus wäre in der Retroperspektive allerdings wünschenswert gewesen und hätte diesen Streifen wohl in die oberste Riege seines Genres befördert.

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