Iamthesword - Kommentare

Alle Kommentare von Iamthesword

  • Keine Werung unter 8,5 ("Irreversible" kenn ich noch nicht). Aber immer nachvollziehbare Gründe. Degustibus non est desputandum.

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    • Klingt doch eigentlich ganz sympathsch...

      • Dieter Hildebrandt ist tot. Das Urgestein des deutschen Kabaretts verabschiedet sich. Damit tritt der Beste ab - er hat das deutsche Kabarett geprägt wie kein anderer und es über das Fernsehen auch ein größeres Publikum herangetragen. Bis ins hohe Alter stand er erfolgreich auf der Bühne und war ein scharfer und scharfzüngiger Kommentator des Geschehens in diesem Land. Hart in der Sache, freundlich im Ton.Solche Persönlichkeiten sind selten - umso schwerer wiegt der Verlust. Genieß die Ruhe, Dieter - du hast sie dir verdient! Und ich wische mir die Tränen ab und schaue mir seine Kohlrede an...

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        • Oh, diese Stimme hat jeden Preis verdient!

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            Iamthesword 19.11.2013, 14:20 Geändert 09.01.2018, 01:59

            David Siegel hat Geld. Viel Geld. Sogar ausnehmend viel Geld. Ihm gehört ein riesiges Unternehmen, dass Ferienwohnungen vermietet. Er lebt mit seiner Frau, einer ehemaligen Miss Florida und 8 Kindern in einem riesigen Haus in Orlando, Florida. Doch das riesiege Anwesen ist nicht groß genug: Er baut ein Haus auf einem 90.000m³ großen Grundstück. Aber nicht irgendein Haus: Es wird das größte Privathaus der Vereinigten Staaten! Kosten: 100 Millionen Dollar! 100.000.000$!!! Mehr als 20 Bäder, eine Garage für 20 Autos, eine Sushi-Bar, ein Ballsaal, eine Rollschuhbahn, ein Spa - alles im eigenen Haus. Und als ob das noch nicht genug Superlative wären, ist es auch noch dem Schloss in Versailles nachempfunden!
            Die Filmemacherin Lauren Greenfield wird auf dieses Projekt aufmerksam und plant ein Portrait über den Bauherren. Doch dann geschieht das Unerwartete: Mitten in die Dreharbeiten platzt die Finanzkrise. Siegels Firma gerät in Schieflage, er verliert eine Menge Geld und gerät mit den Zahlungen für das Anwesen in Rückstand. Ein grandioser Twist, den man sich nicht besser ausdenken kann.
            Wie leicht wäre es nun, über den Größenwahn eines reichen Mannes zu lästern, Schadenfreude zu bedienen und den Film auf einem dicken „Selber Schuld!“ aufzubauen. Doch die große Stärke von Greenfields Film ist es, dass er dieser Versuchung aus dem Weg geht. Im Gegenteil: Mit großer Empathie folgt die Kamera den Familienmitgliedern, die sich nun mit ganz neuen Lebensbedingungen konfrontiert ist. Sie sind immer noch reich, aber aus Milliarden sind Millionen geworden und die Zukunft der Firma steht in den Sternen. Es muss gespart werden und das völlig sorglose Leben der Familie wird gehörig durchgeschüttelt. Die ungewisse Zukunft (der Firma) nagt vor allem an den Nerven des Hausherren: Wo man zu Beginn ein stolzes, vor Selbstbewusstsein platzendes Alphatier bewundern konnte, sieht man am Ende des Films einen aufgekratzten, leicht reizbaren alten Mann mit eingefallenen Wangen, dem die finanzielle Achterbahnfahrt buchstäblich ins Gesicht geschrieben stehen. Seine Frau, aus einfachen Verhältnissen stammend, verzweifelt an einem Haushalt mit acht (!) Kindern und (fast) ohne Bedienstete und flüchtet von Zeit zu Zeit in Shoppingexzesse, nun aber im Supermarkt. Das ist manchmal bizarr und von Zeit zu Zeit sogar witzig, etwa wenn die Millionärsgattin mit der Welt „da unten“ konfrontiert ist, vor allem aber entwickelt man Sympathien für die Figuren: Denn hinter den Superreichen kommen die Menschen hervor – mit Schwächen, Schrullen und Ängsten. Man versteht ihre Sorgen, die sich zwar auf einem anderen Level abspielen, aber im Prinzip die gleichen sind wie bei jedem anderen: Furcht vor Verlust, Abstieg, Versagen.

            Lauren Greenfields Familienportrait zeigt eine nicht ganz so normale Familie, die aber doch so fühlt wie wir alle und von ganz ähnlichen Sorgen geplagt wird – das passt vielleicht nicht in das Klischeebild von „Denen da oben“, ist aber am Ende doch ein tröstlicher Gedanke...

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            • So prägend, dass man noch heute in vielen Filmen zwischen Minute 27 und 30 auf den Plot Point I warten kann. Noch heute lesenswert, wenn man es nicht als Dogma betrachtet. Mach es gut!

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              • Dem Autor sei der Aufsatz Max Webers über die Objektivität ans Herz gelegt. Zusammengefasst sagt er: die Wirklichkeit ist zu komplex, um sie in Gänze zu beschreiben. Auswahl ist zwingend notwendig. Diese geschieht nach subjektiven Kriterien. Objektivität entsteht dadurch, dass der Urheber diese Auswahl kenntlich macht und zur Beurteilung freigibt.

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                • Leute, es geht um den BESTEN, nicht um den meist gesehensten Film!!

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                  • Hier wäre gegenlesen angebracht gewesen...

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                      • Iamthesword 12.11.2013, 13:39 Geändert 10.04.2018, 00:51

                        Wir schreiben das Jahr 1959. Ein Film kommt in die Kinos: Bernhard Wickis Kriegsdrama "Die Brücke". Eine Szene zeigt eine Offiziersbesprechung. Die Lage ist beschissen - bald werden Kinder für den deutschen Durchhaltewahn verheizt werden. Plötzlich zeigt die Kamera einen Funker. Er ruft eine andere Dienststelle: "Hier ist Bienenkorb. Bienenkorb!"
                        Damals konnte es noch niemand wissen, aber unabsichtlich (?) ist hier die erste Loriotszene der Welt entstanden. Denn der junge Schauspieler ist niemand anderer als Bernhard Viktor "Vicco" von Bülow bei dem Versuch, sich als ernsthafter Schauspieler zu etablieren. Doch zu unserer großen Freude sah er bald ein, dass dies wohl nicht von Erfolg gekrönt sein würde und widmete sich seinem anderen Talent: Männchen mit Knollennasen und Hunde zu zeichnen. Damit hatte er schon in den frühen 50ern begonnen, doch der "Stern" hatte ihm schon nach wenigen Folgen wegen Leserprotesten gekündigt. Danach wollte kein deutscher Verleger sie mehr veröffentlichen. So kamen seine Werke über die Hintertür nach Deutschland: Der Schweizer Daniel Keel (Diogenes) traute sich - und hatte Erfolg. Bis zu seinem Lebensende sollte "Loriot" (frz. für den Pirol, das Wappentier der von Bülows), wie sich der junge Satiriker nun nannte , nur bei ihm veröffentlichen und eine Auflage von über 5 Millionen Bänden erzielen.
                        Ab 1967 wurde Loriot zusätzlich auch im Fernsehen tätig. Zunächst mit Cartoons, dann auch mit Realfilm-Sketchen. In seiner Serie "Loriot I-VI", die ab 1976 entstand, prägte er den loriottypischen Humor: Alltagsszenen, in denen meist nur ein Detail nicht ins Bild passt und die sie ins Absurde stürzen - die Nudel im Gesicht ist nur das berühmteste Beispiel. Loriot erwieß sich dabei als ungeheuer präziser und treffsicherer Beobachter und Kommentator des Zeitgeistes der Deutschen: Sei es der Hang zu verbrieften Titeln ("Das Jodeldiplom"), die ranzige Spießigkeit ("Jetzt seid doch mal ein bisschen gemütlich!") oder der stumpfe Konsum der 60er und 70er Jahre ("Der Familienbenutzer"), nichts war vor ihm sicher. Vor allem jedoch war es das Beziehungsleben, das ihn zu Höchstleistungen auflaufen ließ: Der Ehemann in "Das Jodeldiplom", der die emanzipatorische Argumentation seiner Frau als Fassade entlarvt, hinter der noch immer das Partiarchat lauert, das Ehepaar Blömann in der Paarberatung ("Doch, doch, sie schauen nacher in so einer Tabelle nach und da steht dann bei Grau: Herr Blömann schlägt seine Frau oder so was."), völlig unfähig Gefühle zu äußern und nur darauf bedacht, die Form zu waren oder natürlich Loriots Meisterwerk "Pappa ante Portas": Das Ehepaar Lohse (Loriot und seine kongeniale Partnerin Evelyn Hamann) hat sich im Alltag so eingerichtet, dass man komplett aneinander vorbei redet: "Du räumst immer alles weg, was mir gehört." - "Der Hund müsste mal raus." Immer nach Loriots Prämisse: "Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen." (Mich beschleicht immer das Gefühl, er gibt den Männern die Schuld dafür...).
                        Ich könnte ewig so weiter machen, jeden einzelnen Sketch zitieren, seine politische Satire, seine Liebe zur Oper und der klassischen Musik ausführen und erklären, warum ein Leben ohne Möpse möglich, aber sinnlos ist. Doch ich will mich auf eins beschränken: Loriot war der größte Humorist, den dieses Land je hatte, ein Meister des feinsinnigen Witzes und der perfekten Satire. Heute wäre er 90 geworden und ich frage mich: Warum bist du schon von uns gegangen? und er antwortet: "Das ist mein erster Ruhestand. Ich übe noch."

                        P.S.: Zu seinem Tod schaltete der Art Directors Club eine Todesanzeige: "Lieber Gott, viel Spaß!" Dem ist nichts hinzuzufügen...

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                          • "Manhattan". Aber warum ist "Sweet and Lowdown" nicht in der Liste??

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                            • Mach es gut und danke für den Fisch!

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                                  • Hach, ist das schön! Ich freu mich wie Bolle auf die Preview...

                                    • Ich sollte wohl mal anfangen, Carpenter zu schauen...

                                        • Mit jedem neuen Trailer werde ich ein bisschen skeptische. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt...

                                              • Ach Harrisson, willst du denn wirklich alle deine ikonischen Rollen demontieren?

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                                                • Und wieder erschüttert ein Todesfall alle Liebhaber anspruchsvoller Rockmusik: Lou Reed, Sänger der Band Velvet Underground und legendärer Solo-Künstler, ist heute im Alter von 71 Jahren verstorben. Erst vor Kurzem hatte er sich einer Lebertransplantation unterzogen.

                                                  Bekannt wurde Reed mit der Band "Velvet Underground", die im Umfeld Andy Warhols (der auch das berühmteste Albumcover der Band gestaltete: http://bettylivin.files.wordpress.com/2012/06/velvetandnico.jpg) entstand und als eine der innovativsten Rockbands der 60er gilt. Deren oft dissonanter Sound, der von Reed gemeinsam mit John Cale geprägt wurde, und die harten Texte über Drogenkonsum, häusliche Gewalt und viele andere kontroversen Themen stieß auf viel Begeisterung, aber auch auf Ablehnung. 1996 wurde die Band in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

                                                  Nach der Trennung von der Band startete Reed 1972 eine Solokarriere. Er behielt den düsteren Sound und die abseitigen Themen bei. Mit "Walk On The Wild Side", einem Song über einen Transsexuellen, schuf er seinen wohl bekanntesten Song. Seine Lieder fanden oft in düsteren, anspruchsvollen oder experimentellen Filmen Verwendung, sei es "Perfect Day" in Danny Boyles "Trainspotting" oder "This Magic Moment" in David Lynchs "Lost Highway". Das Hang zum Experimentellen war bis zu seinem Tod das herausragenste Merkmal dieses großen Künstlers: stets beschritt er neue Wege. Sein letztes Album verkörpert diese Neigung exemplarisch: "Lulu" veröffentlichte Lou Reed 2011 gemeinsam mit der Band Metallica.

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