Ichundso - Kommentare

Alle Kommentare von Ichundso

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    über Bug

    Folgendes Review erschien mir nach einigem Nachdenken zu postmodern:

    ...
    Scchhhh...
    Dummdadummdadummdadummdadummdadummdadumm...
    Bumm! Bumm! Bumm!
    BWAAHH!! BWAAHH!!
    BUUUUUOOOOOOORRRGGGHHHH!!!

    Also schreibe ich noch das hier:
    William Friedkins Bug ist ein langsam anschwellendes Kammerspiel, bei dem der Spaß darin besteht, den Charakteren auf ihrem bereits vorbestimmten Weg zuzusehen. Ein Spiel mit Erwartungen und Erfüllungen und Angst. Ziemlich großartig, wenn auch zu Beginn etwas zäh.

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    • Die Geschichte mit dem Riddler ist aber ziemlich falsch zitiert: "David Goyer said that at the premiere of The Dark Knight, Warner Bros. executives were already talking about a villain for The Dark Knight Rises — “it’s gonna be The Riddler, and we want it to be Leonardo DiCaprio…”." (batman-news.com).

      Nolan wollte nie den Riddler, jedenfalls hat er das nie öffentlich bekanntgegeben. Auf Filmstarts zum Beispiel steht das auch so.

      • Das MTV-Zeug ist fantastisch. Nolan, ach du.

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          "Seit über 200 Jahren hat mir kein Mann gesagt, was ich zu tun habe". Aber deine Klamotten, die Stilettos und Minikleider, die hat sich wohl ein Mann ausgesucht. Außerdem war es ein Mann, der die Lesbenküsse ins Drehbuch geschrieben hat.

          Wir sind die Nacht ist eine Art "Wo ist Walter?" in Filmform. Man sucht die guten Momente, das Aufblitzen von Substanz, Anzeichen dafür, dass der Film tatsächlich noch interessant wird. Doch diese Momente sind nicht einfach zu finden, denn über seine halbe Laufzeit ist Wir sind die Nacht Sex and the City meets Silence of the Lambs und scheint voll mit Füllmaterial zu sein. Der Film ist noch nicht lang genug, was können wir noch reinschieben? Eine Shoppingtour. Und eine Bikiniszene. Und eine Bikiniszene mit Blut. Und ein bisschen Nightlife. Und hier und da und vor der wirklich guten letzten halben Stunde ist es ein bisschen wie "schnarch, schnarch, schnarch, DA! GUTER MOMENT!, schnarch, schnarch":
          Und das ist wirklich schade, denn der Film hätte doch so viel mehr sein können, so viel mehr zu erzählen gehabt über Verlust, Außenseiter sein, Richtungslosigkeit, Einsamkeit und Menschlichkeit im Kontext des Unmenschlichen (die Formulierung lasse ich mir für den Titel meiner Doktorarbeit schützen).

          Halb interessanter moderner Vampirfilm reicht nicht, wenn die andere Hälfte so sehr an einen sexistischen Erotikthriller erinnert. Das hätte wirklich besser laufen können.

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            The Royal Tenenbaums: Ein bisschen wie Magnolia, nur Mist. Nicht nur filmisch, sondern auch von der Erzählstruktur erinnert Wes Andersons Film an das Werk von Paul Thomas, der im Gegensatz zu seinem Nachnamensvetter aber weiß, wie man mehrere parallele, ineinander verzweigte Handlungsstränge erzählt und dafür sorgt, dass man sich trotz der geringen Screentime pro Charakter für alle interessiert, mit allen mitfiebert und alle verstehen will. Über viele Figuren in Magnolia weiß man fast nichts und sie wirken trotzdem absolut authentisch. Über die Figuren in The Royal Tenenbaums weiß man dank Off-Kommentar absolut alles und sie sind mir vollkommen egal. Es war mir so egal, ob Gene Hackman, der den ganzen Film über ein Arschloch spielt, das vorgibt, doch kein Arschloch zu sein, am Ende wirklich kein Arschloch mehr ist, es war mir egal, ob diese (von den Machern bestimmt als "total irre" empfundene) Adoptivgeschwisterliebe ein glückliches Ende findet (wirklich irre und interessant wäre es gewesen, wenn sie echte Geschwister gewesen wären, aber natürlich wurde ja bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen, dass sie adoptiert ist). Mir war es egal, ob das Charismavakuum Ben Stiller irgendwie zufrieden wird, oder Owen Wilson... Was eigentlich genau? Er hatte doch auch irgendeinen doofen Konflikt. Naja, schon verdrängt.

            Anderson ist unfähig, seinen Figuren Leben einzuhauchen und beschränkt sich darauf, sie durch eine Erzählerstimme und ihr Aussehen charakterisieren zu wollen. Verrückte Kostümierungen und Gesichtsausdrücke hält er offenbar für irgendwie erzählerisch gelungen und alles, was ich mir dabei denke ist, wie toll Magnolia doch ist.

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            • Batman wird nicht sterben. Allein deswegen, weil der Filmtitel bei Nolans Batmanfilmen immer erst am Ende eingeblendet wird, direkt vor dem Abspann. Und so ergibt der Titel keinen Sinn. Batman stirbt - Beerdigungsszene, was weiß ich - Schlussbild - "The Dark Knight Rises". Wie soll denn das passen?

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              • 9
                über Once

                Eigentlich kennt nur jemand, der selbst Musik macht, das Gefühl, wenn zwei Instrumente, gespielt von zwei Menschen, zusammen ein Ganzes formen, wenn aus der Musik mehr wird als die Summe der Einzelteile und Harmonien entstehen. Eigentlich kennen das nur ein paar Leute, darunter ich. Dachte ich. Jetzt muss ich hinzufügen: Und alle, die Once gesehen haben.
                Es geht nicht um den Inhalt der fantastischen Songs oder um sie selbst, sondern um ihr Entstehen. Um die Menschen dahinter. Once vermittelt einem die Schönheit von Musik, Liebe, Freundschaft und dem restlichen Teil der Welt durch ein paar Töne, die sich ineinanderfügen, durch Harmonien und Akkorde, die sich bis in den Himmel schrauben.

                Once ist ungefähr der beste Musikfilm der Welt. Liebe. Ein kleines Stück Magie.

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                • 9

                  Die große Geschichte, im Kleinen erzählt. Eine halbe Stunde vor Schluss ist der Punkt erreicht, zu dem bisher aufgebaut wurde. Mit Gesprächen, mit Drohungen, mit aufkeimendem Zweifel von allen Beteiligten. Und wenn Robert Ford mit seiner Tat konfrontiert wird, zehn Minuten nachdem man sie selber gesehen hat, kann man sich merkwürdigerweise nur noch vage erinnern, aber die Gefühle kommen auf. "Don't that picture look dusty?"
                  Die große Geschichte, die Ermordung des Jesse James durch (den Feigling) Robert Ford, das Drama über verlorenes Vertrauen, über Verrat, Freundschaft, Familie und Ehre. Dokumentarisch akkurat, aber mit Seele und Verstand umgesetzt, brillant und trostlos.

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                  • M. Night Shamalalalala ist das perfekte Beispiel für jemanden, dem der Erfolg zu Kopf gestiegen ist und nach zwei guten Filmen meint, jetzt ginge es nicht mehr darum, einen guten Film zu drehen, sondern seine eigenen verqueren Ansichten und uncinematischen Ideen unters Volk zu prügeln.
                    "Niiiiuuuuuuung" und "Plumps" machte seine Karriere und ich bezweifle, dass sein neuer Film, in dem von allen Menschen auf der Welt Will und Jaden Smith die beiden sind, die anscheinend überleben (was für ein fieses Szenario) sie retten wird.

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                    • Barack Obama: Terrorist Killer und Bill Clinton: Intern Humper sind selbstverständlich schon in Produktion.

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                      • Witzig, wie der deutsche Verleiher jetzt mit dem Filmtitel hadert. Klingt so oder so scheiße. Hihi.

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                        • 6

                          Ob Prometheus nun ein lupenreines Alien-Prequel wird oder nicht, vielleicht wird er eine der vielen vielen ungeklärten Fragen von Alien beantworten. Leider sicherlich nicht die, die mich am meisten beschäftigen. Zum Beispiel die Frage, warum die NASA eine gealterte Studenten-WG ins All schickt, von denen kaum einer irgendeiner eine bestimmte Rolle zu erfüllen scheint. Wenn die miteinander reden, klingt das nach Frühstückstisch in Kreuzberg oder vielleicht nach der Mittagspause eines mittelgroßen amerikanischen Elektronikherstellers, aber nicht nach mehr oder weniger trainierten Fachleuten, die sich im All auf einer Mission befinden.
                          Und außerdem: Sigourney Weaver hat auch ihre komischen Momente. Den Satz "Listen to me, if we break quarantine, we could all die" und ein anschließendes "No" scheppert die Gute in einem Tonfall in die Audiospur, als würde sie frühmorgens per Telefon von einem Marktforschungsinstitut nach ihren Zukunftsplänen befragt. Jedenfalls macht dann doch jemand die Tür auf und uh, nein, wer hätt's gedacht, Alien an Bord, schlimmschlimm, lasst uns mal eine Weile im Kreis rennen.

                          Der Höhepunkt von Alien sind eigentlich die ersten fünf Minuten. Selten war es so gruselig, dass irgendwo überhaupt nichts passierte. Ein paar ruhige Kamerafahrten, Schnitte an den richtigen Stellen, passende Musik und schon hat man mich. Warum nicht öfter so? Alien hat auch sonst seine Momente, aber das sind meist eher ruhige und es gibt Passagen, in denen ich vollkommen das Interesse verloren habe. Diese bestehen meist aus Leuten, die miteinander reden (laaaangweilig) und Leuten, die durch Nebel rennen und irgendwo hin müssen, während im Hintergrund Computergetröte zu hören ist. Für Menschen, die sich für Horrorkino mehr interessieren als ich, ist Alien vermutlich eine einzige Offenbarung, andere greifen besser zu 2001. Da ist auch Weltraum und Spannung. Nur viel besser.

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                            über Juno

                            Heute ist der 15. Mai 2012 und ich habe Geburtstag und nichts ist so, wie es vor einem Jahr war. Ich habe angefangen zu studieren, habe optimistisch betrachtet die Frau meines Lebens gefunden und kriege Geburtstagsglückwünsche (die sich im Wesentlichen dadurch unterscheiden, ob der Smiley hinter dem "Alles Gute" eine Nase hat oder nicht) jetzt auf die Facebook-Timeline geknallt. Und vor einer halben Stunde habe ich gedankenverloren nach Konstanten in meinem Leben suchend im Internet herumgeklickt, bin irgendwie auf meinen Moviepilotprofil und von da auf der Seite von Juno gelandet und da habe ich in der rechten Spalte ein Bild von Ellen Page gesehen, mit einem fetten Play-Symbol, das zwei Drittel ihres Gesichtes verdeckt. Und auf einmal hatte ich Lust, Juno zu gucken. Zum fünfhundertsten Mal in den letzten Jahren. Ungefähr.

                            Ich mag es eigentlich nicht, wenn Filmkritiken als Reportage geschrieben werden und zum Beispiel mit einer haarkleinen Beschreibung der Umstände beginnen, in denen man einen Film das erste Mal gesehen hat. Es interessiert mich nicht, wann und wo sich jemand einen Film angesehen hat, ich will wissen, was es darüber zu sagen gibt. Nur gibt es über Juno nicht so wahnsinnig viel zu sagen.
                            Ich könnte versuchen, zu erklären, dass ich Ellen Page für die großartigste Filmperson der Welt halte, dass alle Figuren in Juno nicht als Charaktere, sondern als Menschen perfekt geschrieben und gespielt werden, mit den kleinen und großen Problemen, Fähigkeiten und Eigenschaften, wie sie Menschen haben und nicht aufeinander abgestimmte Filmcharaktere. Ich könnte einen Psychologen kontaktieren, um herauszufinden, wie dieser Film in der Lage ist, meine Gliedmaßen ruhigzustellen und meine Hirnmasse zu massieren und ich könnte den Soundtrack, der den Bedeutungsradius des Wortes "süß" vollkommen sprengt, auf bestimmte Harmonien hin untersuchen, es würde nichts bringen. Auch ein schönes Bild wird nicht schöner, wenn man weiß, welchen Pinsel der Maler benutzt hat.

                            Ich weiß eigentlich nur: Wenn ein sehr sympathischer Mensch mich nach meinem Lieblingsfilm fragt, sage ich weder Stay, noch 2001 oder Inception, denn diese Filme kann ich zu einem Teil nur bewundern. Ich sage Juno, denn Juno bewundert man nicht. Juno bewundert einen selbst. Fürs Mensch- und Kein-Arschloch-Sein und Geburtstaghaben. Danke und auf noch mehr Jahre mit dir im Hinterkopf.

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                            • Ein schöner Geburtstag, der 15. Mai. Martin Sonneborn hat immerhin am gleichen Tag Geburtstag wie solche Lichtgestalten wie Claudia Roth, Max Frisch und... Ich. Alles Gute.
                              http://www.youtube.com/watch?v=yW405x_18_0

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                                Hmm, wie können wir ihrem Charakter denn noch ein bisschen Tiefe verleihen? Äh... Ah, ich weiß, ich hab ne Superidee! Ihr Vater hat sie geschlagen! Und ihre Mutter! Was sagst du, ganz nett, aber das reicht noch nicht? Hmm, ihr Bruder vielleicht. Der hat auch irgendwen geschlagen. Seine Frau vielleicht. Ja genau, das ist gut, ihr Bruder hat seine Frau geschlagen! Grimmepreis, wir kommen!

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                                  7,5 Millionen Dollar Budget sind heutzutage genug. 7,5 Millionen, das ist lächerlich wenig für Hollywoodmaßstäbe, aber wenn man sieht, was tatsächlich dabei herausgekommen ist, wirken die unfassbar hohen Budgets für die Transformers-Filme oder 2012 vollkommen absurd.
                                  Iron Sky ist der Anti-Blockbuster, entstanden zu der Zeit, in der es endlich möglich war, mit sehr beschränkten finanziellen Mitteln den ultimativen Anti-Blockbuster zu drehen, in dem die Effekte grandios, das Setdesign detailverliebt und stylisch und die Story so an den Haaren herbeigezogen ist, dass das Ganze zu einer Parodie auf moderne Hollywood-Unterhaltung wird.

                                  Iron Sky ist lustig. Wenn man sich einmal an den Humor gewöhnt hat, der irgendwo zwischen klassischer Filmcomedy und sehr merkwürdigem Nazizeug liegt, gibt es eigentlich kein Halten mehr. Ein Gag nach dem Anderen, viele wären ohne den Hintergrund der Tatsache, dass ultracool gekleidete Nazis kurz davor sind, die Erde zu erobern, nicht mal halb so komisch und man hält sich den Bauch vor Lachen und hinterher tun einem die Mundwinkel weh.

                                  Dazu kommt die geradezu abartige Coolness des Films. Ein klassischer B-Movie, der es irgendwie geschafft hat, wie eine Michael Bay-Produktion auszusehen und dennoch so viel einfallsreicher, so viel innovativer und so viel intelligenter ist als das. Das Ende und der Storyverlauf widersprechen so vollkommen amerikanischen Storygewohnheiten, der Film greift die globale politische Landschaft so direkt und trotz allen Klamauks sachlich an, dass Iron Sky am Ende nicht nur lustig, cool, abgefahren und einfach der Bro-Film schlechthin ist, sondern auch noch etwas zu sagen hat. Und was zur Hölle hätten wir denn mehr erwarten können von einem Film, in dem Mondnazis die Erde angreifen?

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                                    The Hunger Games ist eine emotionale Sache. Entweder man geht mit oder man tut es nicht. Entweder man zittert, man lacht, man heult, man fährt zusammen, man krallt die Finger in den Kinosessel oder man lässt es. Obwohl man eigentlich keinen Grund dazu hätte.

                                    Ich habe den Film vor über einem Monat am Releasedatum gesehen, seitdem noch einmal und mein Eindruck zu diesem Zeitpunkt war, dass das hier eigentlich endlich der Konsensblockbuster sein müsste, den alle mögen. Ein bisschen Romantik, ein bisschen Humor, eine gute Menge Hoffnungslosigkeit und Zynismus und vor allem Spannung, die einem die Kontaktlinsen aus den Augen bläst. Aber es scheint nicht wirklich funktioniert zu haben. In einer nicht sehr wissenschaftlichen Weise habe ich mal versucht herauszufinden, warum das so ist und gebe mal meinen (hoffentlich einigermaßen würzigen) Senf zu den großen Hunger Games-Kritipunkten ab:

                                    1. The Hunger Games ist nur ein Abklatsch von Battle Royale.
                                    Ja, die Story weist einige Parallelen auf, im Wesentlichen die, dass in einem totalitären System Kinder und Jugendliche gezwungen werden, gegeneinander bis auf den Tod zu kämpfen. Aha. Und? Mit „Kill Theory“ und „The Tournament“ existieren mindestens zwei Filme, die auch große Ähnlichkeiten zu Battle Royale haben und zwar, weil es absolut kein Problem ist, eine Prämisse mehrmals anzugehen, solange etwas interessantes daraus entsteht. George Lucas hat sich den Plot von Star Wars komplett zusammengeklaut, Quentin Tarantinos neuere Filme sind vollgestopft mit dem Recycling alter Filmszenen, Avatar ist ein Remake von „Der mit dem Wolf tanzt“ und Filme wie „The Matrix“ und „Fight Club“ haben psychologische Grundlagen, die schon seit hundert Jahren immer wieder in der Kunst verwertet werden. Es gab schon immer Filme mit ähnlichen Plots, nur weil da einer der Erste war, sind nicht alle danach automatisch Scheiße.

                                    2. Der Film ist nicht brutal genug/Doofe Wackelkamera, doofdoof
                                    The Hunger Games ist kein Horrorfilm und es ist eigentlich relativ egal, wie viel Kunstblut vergossen wird. Wichtig ist, dass die Szenen intensiv sind und das sind sie. Wen kümmert es denn, was genau man da sieht? Wer geht ernsthaft in die neue Teenagerbestsellerverfilmung und beschwert sich danach, dass man nicht genug Gore gesehen hat?
                                    Die Shaky Cam ist brillant eingesetzt. In den Anfangsszenen verleihen sie dem Film einen dokumentarischen Beiklang, der die Welt einführt, in der die Protagonisten leben. Eine meiner größten Befürchtungen vor dem Film war, weichgespülte Hollywoodbilder zu erhalten, die selbst die dreckigsten Slums wie ein Filmset und vollkommen unnatürlich aussehen lassen. Anstatt eine Distanz zur Welt der Hunger Games aufzubauen, wird sie gleich am Anfang zur Normalität erklärt. So ist sie. Komm damit zurecht. Im späteren Verlauf ging es wohl tatsächlich um das Rating, als die Kamera wackelte, aber dennoch: Auch die Charaktere haben in diesen Momenten Probleme, sich zu orientieren, wissen nicht wohin oder was gerade los ist. Und anstatt dem Zuschauer einfach die Situation auf dem Silbertablett zu servieren, greift eine Art Egoperspektive.

                                    3. Es geht nicht genug um die gesellschaftskritischen Aspekte.
                                    Wer das meint, hat offensichtlich nicht genau hingesehen. Nur weil der Film keine pathetische Rede im Stil von „Ihr dürft nicht so mit uns umgehen, wir sind Menschen und nicht eure Spielzeuge“ enthält, sind die ganzen Aspekte doch trotzdem da. Sie fließen kaum in die Dialoge mit ein, aber die Protagonisten im Film haben doch nun wirklich andere Probleme, als die Veranstaltung selbst in Frage zu stellen. Erstens kommt das noch und zweitens wollen sie nichts außer überleben. Da kümmert man sich eben auch ums eigene Überleben und nicht darum, peinliche Reden zu schwingen. The Hunger Games kritisiert unglaublich viel auf einer filmischen Ebene. Die klinische Umgebung des Kontrollraums und der sachliche und geschäftsmäßige Ton der Organisatoren in Kontrast mit dem, was im Wald tatsächlich vor sich geht, zeigen einen stark verschärften Blick hinter die Kulissen von Castingshows und Reality-TV-Formaten. Wer wirklich hinsieht und sich nicht nur berieseln lässt, dem fällt so etwas auf.

                                    The Hunger Games ist mein bisheriges Kinohighlight des Jahres 2012 und auch wenn da sicher noch einiges kommen wird, ein Kandidat für den Film des Jahres. Gary Ross hat aus einem okayen Buch einen nervenzerfetzenden vielschichtigen Thriller gemacht, der der Vorlage um ein Vielfaches überlegen ist und auch wenn die Sequels wohl nicht mehr mithalten können werden, das Franchise in die Wege geleitet, das die Filmwelt ein gebraucht hat, seitdem Harry Potter nicht mehr läuft. Mit einer jungen Heldin, die schon Popkultur ist und einer durchaus erwachsenen Geschichte, die ernst und schonungslos umgesetzt wird.
                                    Das Glück war diesmal mit uns.

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                                    • Er ist so unglaublich nett, dass es mir plötzlich leidtut, dass ich seine Filme so überhaupt nicht mag.

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                                      • Na das wurde auch Zeit. Und sogar mit Lana del Rey!
                                        Ich glaube, das wird was. Bescheuerter Trailer zwar, aber da wird noch Besseres kommen.

                                        • Ziemlich anständig synchronisiert eigentlich. Da hatten wir schon viel Schlimmeres...

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                                          • 8

                                            28 Days Later ist ein Film mit Zombies, aber kein Zombiefilm, ein Film mit Horror, aber kein Horrorfilm, sondern ein kantiges Experiment des grandiosen Danny Boyle, eine Endzeitstory durch die Betroffenen zu erzählen. In der ersten halben Stunde funktioniert das nicht immer perfekt, sondern wirkt ein wenig abgehackt, wenn die Dialog- und Plotindikatorszenen plötzlich für eine Minute vom Angriff ein paar Infizierter unterbrochen werden, was wohl drehbuchtechnisch durchaus seinen Sinn hat, filmisch aber nicht wirklich funktioniert. Was man dabei lernt ist: Die Zombies gehören eben zum Leben dazu. Ähnlich wie regelmäßiger Harndrang oder das schlechte englische Wetter.

                                            Nach 40 Minuten aber erleben wir den ersten wirklichen Wendepunkt in der Handlung, der wichtige Teil des Films beginnt und auf einmal ist alles in einem Guss, alles gehört dazu und nimmt den Zuschauer bis zum Ende mit. Über die politischen Aspekte von 28 Days Later ließen sich problemlos ganze Magisterarbeit schreiben, wichtig ist, dass die Armeebasis (geleitet von keinem anderen als Doctor Who persönlich) der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Films ist. Plötzlich werden die Verhältnisse getauscht, wer wen angreift, steht plötzlich völlig offen und über all dem schwebt die Frage, ob man eigentlich wirklich Blut abgekommen muss, um sich wie ein Zombie zu verhalten. Oder ob das ganz normal ist. So normal eben, wie dass man hin und wieder einen Infizierten von der Fensterbank schubsen muss. So normal wie regelmäßiger Harndrang oder das in der Tat furchtbare englische Wetter.

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                                              über Yella

                                              Interessanter Kunstfilmversuch, der durchaus eine schummrige Atmosphäre aufzubauen versteht, aber daran scheitert, dass jede zweite Szene in einem Auto mit immer den gleichen Kameraeinstellungen stattfindet und das ganze Projekt zu sehr nach "Hey, guckt her, wir machen Kunst, einen Kunstfilm, auch mit Substanz und so, aber hauptsächlich Kunst" stinkt.

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                                                  Menschen, die sich anschreien. Was weiß ich, weswegen. In Berlin. Tag und Nacht. Au.

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                                                    Synecdoche, New York mag als Studie für generelle Traurigkeit funktionieren und bestimmt auch als Parabel für irgendwas. Ich bin mir sicher, die ganze Theatersache hat auch irgendeine tiefgreifende Bedeutung, von der ich keine Ahnung habe. Der Film funktioniert als wahnsinniger Trip, als antieuphorisches Mittel, das alle Zufriedenheit im Kern abtötet. Nur irgendjemand hätte vielleicht daran denken sollen, dass er auch als Film funktionieren muss.
                                                    Synecdoche, New York ist hoffnungslos überladen, vollkommen unnötig konfus, gespickt mit Traumsequenzen und Jahren, die in Minuten vorübergehen. An einer Stelle sagt einer der Theaterleute "Wann holen wir Publikum hier rein? Wir proben jetzt seit 17 Jahren!" und der ganze Film ist ein einziges aufgequollenes Etwas, ohne Anfang und ohne Ende, man fühlt sich, als habe man gerade auf den Minutenzähler geguckt und dabei festgestellt, dass Synecdoche, New York schon seit 17 Jahren läuft und einfach nicht enden will.

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