J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

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    Seit Dezember läuft Avatar 2 im Kino. Jetzt klagen wieder Menschen über das „Post-Avatar-Depressions-Syndrom“, wie schon nach dem ersten Avatar-Film. Was ist das? Und wen betrifft es?

    https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/post-avatar-100.html

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    • "The Last of Us ist die erste Horror-Serie, die verstanden hat, dass Zombies das Langweiligste an Zombie-Serien sind"

      Das tat "The Walking Dead" bereits seit der zweiten Staffel.

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      • "Sooooooooo….. I was about to tweet this … and then my mom called and I forgot app was up and somehow butt tweeted this masterpiece …"

        Die Tatsache, dass aus einem Autokorrektur- oder Rechtschreibfehler ein Artikel gemacht wurde und ich das auch noch angeklickt habe, weil ich mal wieder zu neugierig wegen der Frage war, wie sich die abstruse Überschrift herleitet.

        Ich gehe jetzt weinen.

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          J.F.Lannister 15.01.2023, 15:11 Geändert 15.01.2023, 15:51

          Ein gut ausgearbeitetes und ausgezeichnet gefilmtes Racheepos nach der nordischen Amletus-Sage, die Shakespeare später als "Hamlet" verarbeitete. Über vergangene Zeiten, in denen das Leben der Menschen vom Glauben am ehrvollen Tod durch das Schwert, an Valhalla und vom Schicksal bestimmt war, Amleth macht sich nicht nur selbst zum Sklaven der Nordmänner, sondern ist auch Sklave seines Glaubens, des Schicksals und der Rache. Die drei sinnbildlichen Nornen (die Mutter, die Hexe, die Partnerin) spinnen die Schicksalsfäden Amleths. Ich liebe die nordische Mythologie, als Historienfilm darf man "The Northman" weniger begreifen, das macht der Film bereits im Prolog klar.

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            Überraschenderweise hat mir der Film unterm Strich sogar noch gefallen, obwohl man einiges kritisieren könnte. Konventionelle Dramaturgie und Regie, Zurschaustellung des White-Trash-Milieus (auch wenn sehr witzig).

            Dafür gefällt der Handlungsstrang um Micky Ward (Mark Wahlberg), der sich als Sohn/Bruder und als Boxer gegen seine toxische und dysfunktionale Familie behaupten muss, weil er für sie immer im Schatten seines Bruders Dicky steht. Das sind seine eigentlichen Gegner, nicht die im Boxring. Des Weiteren werden die Folgen von Dickys Crackabhängigkeit für Individuum, Familie und Umfeld gelungen mies und bitter dargestellt.

            Bei Christian Bale weiß ich nicht, ob es sich bei seiner Performance um Genie oder Wahnsinn handelt. Mit seinem Hunger-Method-Acting und seinem überdrehten, grimassierenden Overacting möchte er Glaubwürdigkeit kreieren, schafft aber das Gegenteil, weil dadurch die Filmfigur größtenteils hinter dem Schauspieler verschwindet. Dicky Eklund kommt erst dann wirklich zur Geltung, wenn er vom Crack runter ist und sich Christian Bale in Folge dessen zurücknimmt, gediegener spielt. Dahingehend frage ich mich jetzt schon, ob sein Overacting nicht doch den Kern trifft. Die Performance einer Drogenabhängigkeit, die den Menschen, also die Filmfigur, vollkommen vereinnahmt und auffrisst.

            Die Oscar-Nominierungen für Film, Regie und Drehbuch halte ich für unsinnig, die für Amy Adams für unnötig, dafür gibt ihre Rolle einfach zu wenig her. Melissa Leo brilliert als Matriarchin der White-Trash-Familie. Der Gewinn für Bale gestaltet sich unter den oben geschilderten Umständen als durchaus fragwürdig, interessanterweise habe ich mit Bales Oscar-Rollen die größten Probleme (siehe auch "The Big Short" und "Vice").

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              J.F.Lannister 11.01.2023, 23:19 Geändert 12.01.2023, 00:29

              Ein kleiner, feiner und sympathischer Kinder-Fußballfilm, koproduziert von Guinea und Frankreich.

              Es geht um einen fußballbegeisterten Jungen, der sich - vom Unglück getrieben - im Buschheimatdorf und in der Großstadt durch die Armut und Ausbeutung durch Erwachsene kämpfen muss. Durch den Einsatz von Mut, Gewitztheit und Talent wird er schließlich von einem Spielerberater und einem Fußballlehrer entdeckt.

              Der Fußballlehrer wird vom ehemaligen, malischen Fußballstar Salif Keïta gespielt, den France Football 1970 zu Afrikas erstem Fußballer des Jahres kürte.

              Am Beispiel des korrupten Spielerberaters und des idealistischen Fußballlehrers entbrennt sich dann das Dilemma des Profifußballs und vieler afrikanischer Menschen. Der Berater handelt im Endeffekt mit Menschen, um sie für gutes Geld zu verkaufen, in diesem Fall nach Europa. Sogar mit Kindern und Jugendlichen, entreißt sie ihrer Heimat und Familie, in der Hoffnung auf eine Karriere im Ausland. Europäische Topclubs spielen das Spiel wissend mit. Der Lehrer möchte den Jungen schützen und allgemein afrikanische Talente in Afrika ausbilden und etablieren, um den afrikanischen Profisport und Markt zu stärken, ihm fehlen dafür in Afrika aber einfach die finanziellen Mittel. Europäische Topclubs ermöglichen den Spielern hingegen selbstverständlich auch eine Topausbildung, ferner können die Spieler mit ihrem verdienten Geld wiederum ihre Familien in der Heimat unterstützen. Ein verlockendes Angebot.

              Sicherlich lässt sich dem Film vorwerfen, dass der Erzählstil eines Kinderfilms das Thema beschönigend und verharmlosend darstellt. Aber mich beeindruckt vielmehr, dass ein Spielfilm dieses Thema überhaupt aufgreift und kritische Elemente einfließen lässt. Heutzutage ist das wahrscheinlich noch relevanter als vor 30 Jahren, weil der Profifußball mittlerweile vollkommen entfesselt agiert, die Tätigkeit von Spielerberatern und der Umgang mit Kindern und Jugendlichen sowie mit afrikanischen Talenten inbegriffen. Abseits davon ist es eben auch ein ambivalentes Thema, der Film sensibilisiert gleichzeitig dafür, warum es Menschen von Afrika nach Europa treibt, in heutigen Zeiten ebenfalls eine wichtige und dringend nötige Angelegenheit.

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              • Ich habe bisher nur einen Bruchteil der nominierten Filme gesehen, kann daher nicht wirklich darüber urteilen. Mich freut es vor allem für "Guillermo del Toros Pinocchio" und für den "RRR"-Song, das dürfte wohl der außergewöhnlichste Gewinner von allen sein. Ferner bin ich nun noch mehr gespannt auf "The Fabelmans" und Cate Blanchetts Performance in "TÁR", die Awards bestätigen die bisherigen, nahezu einhelligen Lobpreisungen.

                Dass bei den Serien "Better Call Saul" und Bob Odenkirk abermals und nun final leer ausgehen, ist echt schon ein kleiner Skandal.

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                  The Weeknd

                  2009: Obdachlos, schleicht sich ohne Ticket in die Vorstellung von "Avatar"
                  2022: Erfolgreicher Musiker, schreibt und singt den Song für "Avatar: The Way of Water"

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                    J.F.Lannister 08.01.2023, 21:13 Geändert 09.01.2023, 16:07

                    Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper scheint Edgar Allen Poe in allem gerecht werden zu wollen und somit handelt es sich hier um eine Mischung aus Biopic, (antimilitaristischem) Historienfilm, Krimi und Okkulthorror, was Cooper nicht so recht unter einen Hut bekommt.

                    Den Kriminalfall fand ich langweilig, dann auch noch mit dem drehbuchraschelnden Twist am Ende, es wirkte auf mich eher wie ein Tatort-Fall. Besonders merkwürdig wird es, wenn die Epilepsie der Frau durch Okkultismus geheilt wird.

                    Die Ausstattung und Kulissen stechen heraus, durch Kameraarbeit und Lichtsetzung fängt Cooper die düstere, trostlose und winterliche Atmosphäre seiner Geschichte sehr schön ein.

                    Unterm Strich bin ich aber schon enttäuscht und würde mir lieber nochmal "The Alienist" oder "Sleepy Hollow", oder die "Hannibal"-Serie im Gegenwartssetting, ansehen.

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                    • Schade, ich hatte auf einen ernsthafen Film gehofft, sieht dann aber doch wieder nach dem üblichen Cage aus.

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                      • J.F.Lannister 04.01.2023, 12:31 Geändert 04.01.2023, 12:35

                        In ständiger Bearbeitung:

                        https://www.moviejones.de/toplisten/705/oscars-meine-besten-filme-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/892/oscars-meine-beste-regie-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/773/oscars-meine-besten-hauptdarsteller-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/774/oscars-meine-besten-hauptdarstellerinnen-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/775/oscars-meine-besten-nebendarsteller-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/776/oscars-meine-besten-nebendarstellerinnen-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/893/oscars-meine-besten-originaldrehbuecher-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/894/oscars-meine-besten-adaptierten-drehbuecher-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/897/oscars-meine-besten-internationalen-filme-p1.html

                        https://www.moviejones.de/toplisten/899/oscars-meine-besten-animationsfilme-p1.html

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                          J.F.Lannister 02.01.2023, 22:29 Geändert 02.01.2023, 23:38

                          Keine der 190 Minuten zu lang, wie im ersten Teil taucht man wieder vollkommen in die Welt der Flora, Fauna und indigenen Völker Pandoras ein, nun bereichert um die Meereswelt. (3D-)Kino der Faszination, ein purer Genuss. James Cameron und sein Team zeigen abermals, wie Blockbuster richtig geht, gerade mit Blick auf die heutige Kinolandschaft ist das eine Wohltat.

                          Die ganz große Begeisterung wie damals möchte sich aber nicht einstellen, dafür ist zu viel identisch, erzählt Cameron im Prinzip die gleiche Geschichte nochmal, verlegt sie und deren Themen lediglich ins Meeressetting. Nach 13 Jahren hätte ich mir schon eine inhaltliche Weiterentwicklung und Komplexierung, weniger Kitsch und Allgemeinplätze gewünscht.

                          In Gedenken an James Horner, er fehlt.

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                            J.F.Lannister 02.01.2023, 02:45 Geändert 02.01.2023, 03:16
                            über Men

                            How Attack On Titan Inspired Alex Garland To Change The Ending Of Men

                            "During the press tour for Men, Garland talked a lot about how his love for "Attack on Titan" inspired the ending of "Men," and its easy to see why. The new A24 movie is the closest weve come to a piece of live-action media understanding to the unique blend of silliness and horror at the heart of early "Attack on Titan.""

                            https://www.slashfilm.com/880937/alex-garlands-men-is-the-best-live-action-version-of-attack-on-titan/

                            "Seeing "these two things [sitting] right up against each other" inspired Garland to rethink some of his own work. Using the anime as inspiration, Garland began to draw up sketches for the uncanny characters that would haunt the screen in "Men." This led to the development of the films final sequence, which features a truly horrifying and truly silly contortion of the human form."

                            https://www.slashfilm.com/867435/how-attack-on-titan-inspired-alex-garland-to-change-the-ending-of-men/

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                              Der Weg ist hier das Ziel. Ihre Science-Fiction- beziehungsweise Bibelerzählung voller Mystery, Horror und Familiendrama inszenieren Steven Spielberg, Vilmos Zsigmond, Douglas Trumbull und John Williams famos und atmosphärisch, wenn auch zu lang und ausschweifend. Das banale Ende enttäuscht in meinen Augen, gerade in Anbetracht der immensen Vorbereitung.

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                                Verlegenheitswertung.

                                Mannigfaltige Themenverarbeitung, ein absurdes und satirisches Comedydrama, Verwirrung. Ich musste mich nach dem Sehen erst einmal in die Inhalte und in Analysen zum Film und zur Romanvorlage Don DeLillos einlesen, um mir einen Überblick zu verschaffen, was geschieht. Vielleicht war mir der Film zu hoch und ich bin nicht durchgestiegen, vielleicht ist die Romanvorlage tatsächlich unverfilmbar, zum Themenkomplex in dieser Fülle und speziell zum Comedystil des Films habe ich bis auf Ausnahmen keinen Zugang gefunden. Erstaunlich ist jedoch ohne Frage der gewaltige Gegenwartsbezug in dieser Geschichte aus den 1980er Jahren.

                                Comedyhighlights: Adam Drivers Deutschkurs, unbedingt auch mal in der deutschen Synchro ansehen. Lars Eidinger als gruseliger Slackerpsychiater/-drogendealer. Das deutsche, atheistische Nonnenkrankenhaus mit Barbara Sukowa als Schwester.

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                                  J.F.Lannister 30.12.2022, 21:23 Geändert 30.12.2022, 21:26

                                  Die Staffel ist unbeabsichtigt genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen, habe ich den Eindruck. Sie startet in der ersten Episode im Jahr 1991, während des Zusammenbruchs der Sowjektunion kämpft die Ukraine mit ihrer Unabhängigkeit von Russland. In der sechsten Episode wünscht sich Premierminister John Major, Boris Jelzin wäre ein stärkerer (und nüchterner) Anführer der neuen, erstmaligen Demokratie in Russland. Er befürchtet, Jelzin könnte in den Russen wieder den Wunsch nach einem starken, undemokratischen Führer wecken.

                                  Prinz Charles beginnt in der Staffel mit den vorbereitenden Arbeiten für seine künftige Zeit als König, er richtet sich ein eigenständiges Büro ein und versammelt um sich ein Team für verwaltungstechnische und politische Angelegenheiten. Wie in den vorherigen Staffeln wird Charles als progressiver Reformer der Monarchie gezeichnet, konspirativ sägt er dabei sogar am Thron seiner Mutter.

                                  In der ersten Episode "Queen Victoria Syndrome" schildern die Drehbuchautoren den Konflikt mit Hilfe einer treffenden Metapher. In den 1950er Jahren hat Queen Elizabeth die royale Yacht Britannia vom Stapel gelassen, in den 1990er Jahren wird darüber diskutiert, ob die aufwendingen und teuren, vom Steuerzahler aufgebrachten Reparatur- und Wartungskosten für so ein altes Schiff, so einen Luxusartikel, überhaupt noch zu rechtfertigen sind. Ob man die Yacht nicht lieber außer Dienst stellen sollte oder zumindest das Königshaus die Kosten übernimmt. Beides wird von Elizabeth abgelehnt, John Major knickt ein.

                                  Im Staffelfinale "Decommissioned" wird die Yacht schließlich doch ausgemustert, Tony Blair verweigert als neuer Primeminister endgültig die Kostenübernahme. Tony Blair und Prinz Charles verstehen sich als "Equal Men", Blair hat die Labour Partei der Sozialisten in eine große und glanzvolle Partei umgewandelt, Charles wünscht sich Ähnliches für die britische Monarchie, sobald er König ist. Er fordert Elizabeth mit der Frage heraus, wann es soweit sei, Charles versteht Elizabeth als Relikt des viktorianischen Zeitalters und möchte Großbritannien in ein neues führen. Daran anknüpfend wird Hong Kong im Staffelfinale an China übergeben, geleitet durch Charles vor Ort. Diese Übergabe markiert im Jahr 1997 das offizielle Ende des Britischen Imperiums, das Ende einer Jahrhunderte langen Ära und den Blick in die Zukunft mit Charles.

                                  In einer anderen Episode findet sich eine artverwandte Metapher zu jener mit der Yacht, hier am Beispiel eines Fernsehers und der Umstellung von Antenne auf Satellit wiederholt, Elizabeth und Elizabeth The Queen Mother sind mit der neuen Bedienung und der Programmvielfalt überfordert und müssen sich vom 13-jährigen Prinz William helfen lassen.

                                  Moderne Zeiten sind, wie es Charles treffend sagt, aber alleine deswegen schon eingetreten, weil sich immer mehr royale Ehepaare scheiden lassen, die Ehe nicht mehr als heilig gilt und sich das Königshaus somit bereits unbewusst an die moderne Gesellschaft angepasst habe. Nur halt nicht auf die Art und Weise, wie es sich das Königshaus vorgestellt hatte.

                                  Ferner handelt es sich bei der fünften Staffel von "The Crown" um eine schöne Geschichte über das Altsein, mehrere Charakter wie Elizabeth, Philip und Margaret sind nun über 60 Jahre alt. Die Staffel erzählt von den mit dem Alter enhergehenden Probleme (zum Beispiel wird Imelda Staunton als Elizabeth während einer Routineuntersuchung beim Arzt eingeführt), über das individuelle Selbstbild und das Selbstbild von Ehebeziehungen, über Lebensfreuden, die zweifelnsohne immer noch vorhanden sind. In einer Szene kann man Elizabeth dabei beobachten, wie sie einfach nur mit ihren Corgis spielt und dabei ihre Welt im Döschen hat, absolut wholesome. In der vierten Episode "Annus Horribilis" kehrt Peter Townsend (bewegend: Timothy Dalton), früherer Liebhaber von Margaret, in die Serie zurück, nach zwei Staffeln und 34 Jahren ohne Kontakt verbringen die beiden nochmal einen leidenschaftlichen Abend miteinander, bevor Peter Townsend dann aus der Serie verabschiedet wird. Im Allgemeinen zahlt sich nun komplett aus, dass "The Crown" in den 1950ern begann, die Brückenschläge zurück, inklusive der früheren Schauspieler, führen den Zuseher in eine bekannte und mitverfolgte Vergangenheit.

                                  Hinsichtlich des Castings von Imelda Staunton als Elzabeth halte ich es für bemerkenswert, dass sie (bekanntlich) die Rolle der Antagonistin Dolores Umbridge in den "Harry Potter"-Filmen spielte. Aufgrunddessen kam für mich beim Sehen der Staffel automatisch ein unbehagliches Gefühl auf, sobald Elizabeth strenger oder autoritärer agierte, in diesen Momenten konnte ich stets einen Schein von Dolores Umbridge entdecken.

                                  Als historisch spannend empfand ich die sechste Episode "Ipatiev House", weil deren hochbrisantes Thema der Öffentlichkeit weniger geläufig sein dürfte und mir bisher gar nicht geläufig war. Sowohl Elizbeth als auch Philip waren über Großelternebene eng mit der zaristischen Familie der Romanows verwandt. Boris Jelzin war der Sowjetfunktionär, der das Ipatjew-Haus, in dem die Familie ermordert wurde, in den 1970er Jahren auf Parteibefehlt hin hat abreißen lassen. Elizabeth fordert Präsident Jelzin nun auf, die Gebeine auszugraben und den Romanows ein ehrwürdiges Begräbnis zu geben. Abseits davon hätten Elizabeth´ Großeltern, König Georg V. und Maria von Teck, die Romanows damals sogar retten können, entschieden sich jedoch dagegen, um die britische Monarchie vor einer Revolution zu schützen. Des weiteren, weil Zarin Alexandra als pro-Deutsch angesehen wurde, was im Großbritannien des Ersten Weltkriegs als No Go aufgefasst wurde.

                                  Verwirrt bin ich über die dritte Episode "Mou Mou", die sich vollkommen auf Mohamed Al-Fayed und seinen jahrzehntelangen Werdegang vom Coca-Cola-Straßenverkäufer zum Unternehmensmilliardär fokussiert, nebenher Dodi Al-Fayeds Tätigkeit als Filmproduzent ("Die Stunde des Siegers", Oscars 1982) anschneidet. Ein Bezug zur Kernthematik der Serie lässt sich zwar schon herstellen, Mohamed Al-Fayed hat hier das Bestreben, in die britische High Society aufzusteigen und die Queen zu treffen, weil er die britische Kultur und Zivilisation als die hochwertigsten betrachtet. Er kauft und renoviert letztendlich auch die Villa Windsor, in der zuvor Edward The Duke of Windsor lebte, und lässt sich von dessen ehemaligem Valet in britischen Adelsgepflogenheiten unterrichten. Allerdings fühlt sich die Episode mehr wie ein Spin-Off an, der Bezug zum Königshaus ist eben gering und für einen dermaßen gesellschaftlich einflussreichen Akteur als Motivation für so eine Episode halte ich Mohamend Al-Fayed jetzt auch nicht. Man möge mich korrigieren. Darüberhinaus tritt Mohamed Al-Fayed danach nicht mehr in der Staffel auf und die Beziehung zwischen Dodi und Diana wird obendrein erst in der sechsten Staffel thematisiert. In Staffel 6 würde eine solche Episode größeren Sinn ergeben, in Staffel 5 fühlt sie sich mehr wie ein Füller an, um auf die üblichen zehn Episoden zu kommen.

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                                  • "Dass der Streifen vor allem bei einer jüngeren Generation von Filmfans einen Nerv trifft, überrascht mich nicht. Everything Everywhere All at Once schreibt Reizüberflutung groß und wirft einem seine Ideen, Anspielungen und Setpieces in schwindelerregendem Tempo um die Ohren. Damit passt sich der Film ideal der geringeren TikTok-Aufmerksamkeitsspanne an."

                                    Tatsächlich auch intendiert von den Daniels, ein Film über das Internetzeitalter und den Einfluss auf die Generation, die dort im Erwachsenenalter hineingewachsen ist, und die Generation, die dort als Kind hineingeboren wurde. Ich empfehle hier noch einmal die Analyse von Thomas Flight.

                                    https://www.youtube.com/watch?v=VvclV0_o0JE

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                                      J.F.Lannister 29.12.2022, 01:49 Geändert 29.12.2022, 02:34

                                      Ein wunderschöner, liebevoller, leichtherziger und witziger, aber auch ein tragischer, düsterer und morbider Film, ein Dark-Fantasy-Märchen par excellence. Guillermo del Toro knüpft mit seinem "Pinocchio" an "The Devil's Backbone" und "Pans Labyrinth" an, erzählt vom Aufwachsen eines Kindes in einem totalitären System, welches junge Menschen für Propaganda und Krieg einspannt, erzählt eine Geschichte über einen Vater und einen Sohn, die sich erst finden müssen, erzählt vom Leben und vom Tod, von Trauer und Verlustbewältigung. Del Toro wollte den Roman nicht einfach nur adaptieren, er wollte seine genuin eigene Version des Stoffes kreieren, was im Bezug auf Pinocchio schon damit beginnt, dass dessen Erschaffung einer Frankenstein-artigen Bodyhorror-Sequenz gleicht. Des Weiteren befreit Del Toro die Story dabei auch von ihren Altlasten und interpretiert deren Themen zeitgemäß, beispielsweise das Befolgen von Regeln oder den Wunsch, ein echter Junge zu werden beziehungsweise zu sein.

                                      Del Toros Klasse und Vision gehen hier Hand in Hand mit den detailreichen und aufwendigen Stop-Motion-Animationen einer US-mexikanischen Koproduktion (ShadowMachine, The Jim Henson Company), mit Alexandre Desplats harmonischer und magischer Musikuntermalung sowie mit dem spielfreudigen Voicecast. Insbesondere Neuentdeckung Gregory Mann inklusive Gesang als neugieriger und lebensfroher Pinocchio, Ewan McGregor als erzählender und humorvoller Cricket, David Bradley als alter, trauernder und sorgender Geppetto, Ron Perlman als harter und autoritärer Regierungspolitiker, Christoph Waltz als weltgewandter und multilingualer Puppentheaterdirektor, Cate Blanchett als Affe und Tilda Swinton erhaben als Fee und Tod. Deswegen empfehle ich es, sich den Film unbedingt im Original anzusehen.

                                      Darüberhinaus empfehle ich die Making-of-Dokumentation zum Film, die ebenfalls auf Netflix zu sehen ist.

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                                        Mit dem von "Knives Out" unabhängigen "Glass Onion" kreiert Rian Johnson erneut einen sehr gut geschriebenen Whodunnit, verwinkelt, überraschend und spannend, mit brilliantem Timing und viel Witz. Johnson vermengt seine Krimikomödie dabei sogar noch mit einer ordentlichen Politsatire, die Adam McKays Versuche der letzten Jahre ganz alt aussehen lässt. Ein reicher Tech-Milliardär lädt eine Gruppe von Freunden aus diversen gesellschaftlichen Sparten während der Corona-Pandemie zu einem Murder-Mystery-Spiel auf seine griechische Privatinsel ein. Es ist faszinierend, Johnson dabei zuzusehen, wie er den gesamten Laden von oben bis unten in seine Einzelteile zerlegt, jeden Charakter vorführt und deren geheimen, internen Spielchen entlarvt. Zudem gefällt mir, wie die Mona Lisa als beobachtendes Auge der Kunst über allen Geschehnissen hängt.

                                        Hier und da wird "Glass Onion" (bewusst) überdramatisiert, Daniel Craigs Dialekt-Overacting taugt nur selten etwas, auch wenn er wie in Teil 1 wieder klar seine Momente im Film hat. Die eigentlichen schauspielerischen Highlights sind jedoch Edward Norton als Tech-Milliardär und Janelle Monáe als dessen ehemalige Unternehmenspartnerin, des Weiteren die wunderbaren Cameos mehrerer gesellschaftlicher Größen.

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                                        • J.F.Lannister 23.12.2022, 19:51 Geändert 23.12.2022, 19:53

                                          Anscheinend exklusiv auf Hulu bzw. in Deutschland auf Disney+
                                          Warum laufen solche Filme nicht mehr im Kino?

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                                            J.F.Lannister 23.12.2022, 18:08 Geändert 23.12.2022, 18:13

                                            Staffel 4.2 – 8,5 von 10 Punkten

                                            Zusammengefasst: In den ersten sechs Episoden auf dem meisterhaften Niveau von Staffel 4.1. In den zweiten sechs Episoden schleichen sich einige dramaturgische Abkürzungen und Holprigkeiten ein, die den Fokus zu stark vom Charakter- und Gesellschaftsdrama weg- und dafür hin zu einem großen Actionfinale lenken.

                                            Anbei mein Review, die Schilderung von Beobachtungen und Eindrücken als Ergebnis einer regen Diskussion mit drei geschätzten Moviepiloten.

                                            Spoiler enthalten.

                                            Gabi vollzieht einen Gesinnungswandel, nach und nach blickt sie hinter die Fassade der Marley-Propaganda, wird ihrer Taten bewusst und bereut unter Tränen die Ermordung Saschas. „Hier gibt es keine Dämonen. Auf dieser Insel leben nur Menschen. Endlich verstehe ich, was Reiner fühlen muss. Wir haben Menschen, die wir nie zuvor gesehen hatten, einfach gedankenlos als Dämonen abgestempelt, und machen immer wieder denselben Fehler!“ Daran anknüpfend reflektiert Episode 22 die Verliesszene aus Staffel 4.1, in der sich Eren einen Dutt bindet und sich selbst zum Kampf motiviert, dieser Charaktermoment wird hier auf Gabi übertragen. Wie Lady Tyburs Dutt quasi auf Eren übergeht, geht er nach Eren (vermeintlicher) Tötung nun auf Gabi über. Anstatt wie früher jedoch analog zu Eren weiter dessen dunklen radikalen Weg einzuschlagen, orientiert sich Gabi jetzt an ihrem Opfer Sascha und beschreitet zum ersten Mal einen lichten Weg. Heldenhaft beschützt sie Kaya und die Familie Braus vor einem Titanen.

                                            Gabis Monolog (siehe oben) wird eine Vielzahl leerer Vogelkäfige gegenübergestellt, im Großformat sieht man einen umgefallenen Käfig mit geöffneter Tür. Käfig- und Vogelmotive sind allgemein prominent vertreten in der vierten Staffel, speziell in den Intros und Outros. Als Symbol für die (Un)Freiheit der Menschen sind die Motive mehrfach interpretierbar, für die Eldians in der Marleyschen Gesellschaft, für die Abhängigkeit der Menschheit von der Macht der Titanen (Zekes Sicht), für die Beziehung der Menschen zum Staat beziehungsweise für die Abhängigkeit von der Staatsgewalt. Der Bezug zu den Kriegsgefallenen gibt zudem noch einen besonders tragischen Aspekt der leeren und des umgefallenen Käfigs preis, der Austritt der Menschen aus dem Leben. Intro und Outro von Staffel 4.2 spiegeln die Grausamkeit und Schönheit des Lebens wieder, wie in der ersten Staffel werden den Kriegs- und Zerstörungsszenarien Blumenwiesen und Schmetterlinge gegenübergestellt.

                                            Allgemein ist „Attack on Titan“ stark von der germanisch-nordischen Mythologie inspiriert (Ymir als erstes Lebewesen, drei Geschwister als Erben der Macht, die Verwertung von Ymir Körper zur Gestaltung der Welt). Mit dem überproportional großen Baum über der Quelle des Lebens und/oder des Titanenkraft spendenden Urwesen kommt nun ein weiteres Element hinzu, der Weltenbaum Yggdrasil. Gleichzeitig erinnert die Manifestierung der alles durchdringenden Koordinate ebenfalls an einen Baum, ein Stamm mit einer Krone, von der aus Äste abgehen, die alles miteinander verbinden.

                                            Die Urtitanin Ymir unterscheidet sich logischerweise von sämtlichen religiösen Vorstellungen der Menschen. Weder ist sie wie nach der Marley-Ansicht einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, noch ist sie wie nach der Eldia-Ansicht eine Göttin oder eine sozialbewusste Jesusfigur. Ihre Titanenform gleicht einem Skelett, während jene in bildlichen Darstellungen der Menschen als fleischliche Frau romantisiert wird. In Wirklichkeit handelt es sich bei Ymir um eine Sklavin der Eldians, des ersten Eldia-Königs/Imperators, kann sich bis zu ihrem Tod psychologisch und emotional auch nicht aus ihrem Sklavendasein befreien. Sei es nun aus wahrer Liebe oder als Folge eines Stockholm-Syndroms, dem Eldia-König ist sie treu ergeben, erobert für ihn Territorien und unterwirft Völker wie Marley. Zugleich entwickelt sich dank ihrer Titanenfähigkeiten allerdings auch das Land, sie erschafft Infrastruktur, das Land gedeiht. Ein Altruismus zwischen Gut und Böse.

                                            Dass sich Ymir 13 Jahre nach dem Erlangen der Titankräfte bei einem Attentat auf den König für diesen opfert, offenbart, warum Titanshifter selbst nur 13 Jahre zu leben haben, ein weiterer tragischer Aspekt. Selbst nach ihrem Tod bleibt Ymir in der Zwischenwelt ein Sklave ihres menschlichen und titanischen Wesens, befolgt 2000 Jahre lang die Befehle der königlichen Blutlinie ihrer Nachkommen sowie die Befehle des Trägers des Founding Titans. Das schöpferische Urwesen spendet Lebenskraft, ist aber auch ein grausamer Konservator.

                                            In den Episoden 19, 20 und 21 schließt sich ein gewaltiger Kreis, allein schon verdeutlicht durch den Episodentitel „From You, 2000 Years Ago“, der auf den allerersten Episodentitel „To You, 2000 Years From Now“ Bezug nimmt. Die Historie und Mythologie der Titanen wird näher beleuchtet und in ein neues Licht gerückt, wodurch sich nun auch diverse frühere Ereignisse und Verhaltensweisen der Träger des Attack Titans (Kruger, Grisha, Eren) erklären, beispielsweise warum sich nur Eren zum Verwandeln in die Hand beißt. Vorausdeutungen kommen zum Punkt. Ferner wird die Vater-Sohn-Bruderbeziehung zwischen Grisha, Zeke und Eren vertieft, in diesen Episoden haben die drei womöglich ihre zentralen Charaktermomente und Dialoge. Eine sprich- und wortwörtlich bodenerschütternde Emotionalität mit teils zu Fratzen verzerrten Gesichtszügen, Grisha vor und nach dem Massaker an der Familie Reiss, Eren während seiner Ankündigung des Genozids. Bis hierhin dachten Zeke und der Zuseher noch, Grisha sei das wahre manipulierende Monster, es ist jedoch Eren.

                                            Freiheit wird zu noch einem größeren, bedeutungsvolleren Leitmotiv der Serie. Eine charakteristische Eigenschaft des Attack Titans ist es, sich gegen die Diktatur des Founding Titans und des Eldia-Königs auflehnen und in Opposition treten zu können. In der Handlung manifestiert sich das im Duell zwischen Zeke und Eren, sich drehend um die Frage, was mit den Eldians geschehen soll. Zeke möchte bekanntlich zum Wohle der Menschheit und zur Befreiung vom Titaneneinfluss die Sterilisation der Eldians umsetzen, Eren hingegen stellt die Freiheit der Eldians und insbesondere das Wohlergehen seiner Freunde über alles, selbst wenn das die Vernichtung der restlichen Menschheit zur Folge hat. Eren glaubt, den Kreislauf bestehend aus Hass, Rassismus und Krieg nur durchbrechen zu können, indem er die anderen Parteien restlos vernichtet. Bezeichnend ist dabei Erens exorbitant wutentbrannter Gesichtsausdruck (siehe oben, eine weitere Fratze) in Grishas Erinnerung, als Frieda Reiss unter Kontrolle des „Vow to denounce war“ selbstgerecht über die Erbschuld der Eldians spricht. Über die Notwendigkeit, die Eldians gefangen zu halten, Gedanken und Erinnerungen zu kontrollieren, die Eldians zur Not auszulöschen.

                                            In der 23. Episode emanzipiert sich Armin schließlich von Eren. Er denkt strategisch und rational, gewichtet die Problematiken des Status Quo und versucht, der Menschheit zumindest noch irgendeine Siegchance gegen Eren, die Jägerfraktion und die Mauertitanen zu bewahren. Währenddessen wirkt Mikasa hilflos, nach Erens Verschwinden und aufgrund seines Handelns scheint sie ihren Lebenzweck verloren zu haben. Sie ist bestürzt über das Verschwinden ihres Schals und fragt Armin, was nun zu tun sei.

                                            Episode 24 kann man als die erste enttäuschende Episode der Serie bezeichnen, eine Episode der Antiklimax. Annie erwacht nach vier Jahren aus ihrer Verhärtungsstarre, worauf man als Zuseher 3,5 Staffeln gewartet hat, und alles was den Drehbuchautoren dazu einfällt, ist eine comichafte Szene, in der sich die Charaktere darüber lustig machen, wie Annie mit intensivem Schmatzen ein Stück Kuchen isst. Wie reagiert der Aufklärungstrupp, Annie tötete schließlich Dutzende ihrer Kameraden; wie reagiert Armin, der Jahre lang mit der erstarrten Annie redete und als Colossal Titan möglicherweise Bertholds Liebe für sie erbte; wie reagiert ihr Marley-Kamerad Reiner? All diese Konfliktpunkte scheinen wie ausgewischt. Der Handlungsstrang über Connies Mutter wird wieder aufgegriffen und die Serie beschreitet einen spannenden Weg, der Connie auf einen dunklen Pfad führt; er möchte Titanshifter Falco opfern, um seine Mutter aus ihrem Dasein als purer Titan zu befreien. Dies erfährt auch eine sehr gute Auflösung (siehe unten), nur bleibt hier im Folgenden alles beim Alten, Connies Taten werden nicht weiter aufgegriffen, alle Charaktere verhalten sich wie zuvor, als sei nichts gewesen. Der Schluss der Episode zeigt diverse, vorher verfeindete Charaktere, die sich auf einmal zusammenschließen, um (Zitat) „die Welt zu retten“. Dieser Zusammenschluss wirkt zu gehetzt, wird zu bewusst on the nose und daher peinlich auf episch getrimmt umgesetzt, fühlt sich insgesamt unglaubwürdig an.

                                            Glücklicher- und angenehmerweise werden mehrere der Konflikte zwischen den beiden Fraktionen sowie zwischen Einzelpersonen in der 25. Episode doch noch aufgegriffen, auch wenn dies noch ausführlicher hätte ausgearbeitet werden können/müssen. Es kommt jedenfalls noch zu Streitereien und Handgreiflichkeiten, unter anderem bemühen manche Charaktere dabei die 2000 Jahre alte Eldia-Marley-Historie, bis die Gruppe einsieht, dass es müßig ist, in dieser Form über die gegenwärtige Situation und die gegenwärtigen bis jüngeren Verbrechen zu urteilen. Unweigerlich reflektiert dies den Nahen Osten mit seinem seit dem 19. Jahrhundert schwelenden Konflikt und bis in die Antike zurückreichenden, proklamierten Gebietsanspruch. Allerdings spiegelt dies auch im Allgemeinen nationalistische und religiöse Denkmuster wieder, die sich gerne mal auf Jahrhunderte bis Jahrtausende zurückliegende Ereignisse beziehen.
                                            Während des Großteils der Episode befinden sich die Charaktere in einem Wald, ihre Streitereien werden mit Standbildern der Bäume und Äste parallelgeschnitten, was als Analogie nochmals auf „Children of the Forest“ verweist. Jedoch geschieht dies in Form von Stakkatoschnitten und einer Vielzahl an immer gleichen Standbildern auf unelegante Art und Weise, es beraubt die Waldszene auch ihrer vollen emotionalen Kraft, weil somit nicht auf die Gesichter der Charaktere fokussiert wird.

                                            Zu Connies Handlungsstrang (siehe oben): Wie geschrieben möchte er Falco opfern, um seine Mutter aus dem Dasein als purer Titan zu befreien. Armin eilt zur Rettung, weil er Falcos Beziehung zu Gabi, Reiner, Pieck und Magath als essentielles Fundament dafür ansieht, dass eine Allianz Marleys mit den Eldians gegen Eren und die Jägerfraktion zustande kommt. Mit Falcos Tod wäre dies zum Scheitern verurteilt. Armin beschließt, sich selbst zu opfern - ein schöner, bitterer und gut ausgearbeiteter Zwiespalt, Connie wird radikal vor die Wahl zwischen seiner Mutter und einem engen Freund gestellt, wodurch er erkennt, dass er selbst gerade einen Menschen opfern wollte und seine Mutter auch als Titanshifter weiterhin zum Titanendasein verdammt sein würde. Armin kam zuvor zu der Erkenntnis, als Erwins Nachfolger als Kommandant versagt zu haben, für ihn scheint zu diesem Zeitpunkt die Gründung der Anti-Jäger-Allianz wichtiger und erfolgsversprechender zu sein, als sein eigenes künftiges Zutun.

                                            Die stark actionlastigen Episoden 26 & 27 verlieren etwas an Reiz, es hat wenig Spannendes an sich, dem Kampf der ad-hoc gebildeten Anti-Jäger-Allianz gegen die Jägerfraktion zu beobachten. Als Drama bleibt die Staffel hier zumindest in den Momenten erschütternd, in denen Connie und Armin früheren und nun verfeindeten Freunde gegenüberstehen. Mit der 28., letzten Episode findet Staffel 4.2 aber noch einen schönen und runden Abschluss, indem per Flashback eine Brücke zurück zu den Anfängen der Staffel 4.1 geschlagen wird. Es werden die ursprünglichen, diplomatischen und friedlichen Annäherungsversuche des Aufklärungstrupps beleuchtet, sie erscheinen in Marley sogar in Zivilkleidung. Im vergangenen Marley erfahren sie eine kulturelle – für sie exotische – Bereicherung, danach wird zu Erens Verrat und zum Angriff der Mauertitanen im gegenwärtigen Marley geschnitten. Im Flashback sieht man außerdem, wie sich Eren im Schützengraben für sein Veteranenalibi unter Schmerzen das Bein absägt und sich das Auge aussticht, der eiserne Einsatz für seine Sache ist zweifelsohne beeindruckend.

                                            Die wichtigste Frage im Hinblick auf Staffel 4.3 bezieht sich meiner Meinung nach nun auf Mikasas Gewissenskonflikt, kann sie sich entgegen ihrer Liebe für Eren letztendlich von ihm emanzipieren? Kann sie seine Tötung im Zweifelsfall akzeptieren, ihn zur Not sogar selbst töten? Zum Glück sind es nur noch ein paar Wochen bis zur Veröffentlichung der finalen (Teil)Staffel, allzu lange muss man nicht mehr warten.

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                                              Papyrus - SNL
                                              https://www.youtube.com/watch?v=jVhlJNJopOQ

                                              "Years after Avatar's release, there's one thing Steven (Ryan Gosling) just can't get over."

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                                                J.F.Lannister 22.12.2022, 23:57 Geändert 22.12.2022, 23:58

                                                Alejandro G. Iñárritus semiautobiographischer Seelenstriptease, der in "Bardo" vor Allem mit sich selbst, seinen Träumen, Wünschen und Ängsten beschäftigt ist. Mit seinem Dasein als Familienvater und seinem Dasein als Sohn, mit seinem Dasein als Filmregisseur und mit seiner mexikanisch-US-amerikanischen Identität, weil er als Mexikaner in den USA lebt, dort als Regisseur erfolgreich ist und es deswegen als privilegierte Person leichter hat als die meisten Mexikaner. Daran anknüpfend mit der gesellschaftlichen Lage Mexikos, der kulturellen Identität, dem historischen Erbe, mit all den Problemen und Vorzügen des Landes.

                                                Irgendwo in Iñárritus langem, sperrigem und (über)ambitioniertem Gedankenstrom verbirgt sich ein richtig guter Film, ich habe ihn nicht gefunden. Allerdings sehr schön und ansprechend gefilmt, das muss ich schon sagen, komplett in Mexiko gedreht, an der Kamera wurde Emmanuel Lubetzki gegen Darius Khondji ausgetauscht. Daniel Giménez Cacho überzeugt als Hauptdarsteller, positiv überrascht bin ich gerade auch von seiner spannenden Vita der letzten Jahre ("Zama", "Siberia", "Memoria").

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                                                  J.F.Lannister 22.12.2022, 13:51 Geändert 22.12.2022, 13:52

                                                  Mal unabhängig von meiner Bewertung:

                                                  The Terror of Everything Everywhere All At Once
                                                  https://www.youtube.com/watch?v=VvclV0_o0JE

                                                  Ein Film über das Internet, so auch anscheinend bewusst von den Daniels vorgenommen. Über die Erfahrungen verschiedener Generationen, für die Mutter eine neue und unbekannte Erfahrung und Technologie, während die Tochter inhärent in das Internetzeitalter hineingeboren wurde und darin aufgewachsen ist.

                                                  Gutes Video von Thomas Flight, guter Kanal allgemein.

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                                                    "Everything Everywhere All at Once" reißt zahlreiche Themen an. Kulturelle Identiät, sexuelle Idendität, die Lebensrealität von Immigranten in den USA, Ehekrise, Familienkrise, Depression, Erwartungen und Ansprüche an das eigene Leben, verpasste Chancen und potentiell falsche Lebensentscheidungen. Existentialismus und Nihilismus als Überthemen.

                                                    Die Einführung in dieses vielversprechende Drama gelingt den Daniels sehr gut, gegen Ende finden sie auch wieder dorthin zurück, dazwischen begraben sie das Drama in meinen Augen leider unter einer popkulturellen und zotigen Multiversums-Actionkomödie, die zwar überaus kreativ aber nur in seltenen Fällen geistreich oder witzig ausfällt. Allgemein mochte ich das Spiel mit den Unwahrscheinlichkeiten, die Stein-Szenen sind ein Highlight. Wirkliche Lösungsansätze der geschilderten Probleme hat der Film zum Schluss jedoch auch nicht zu bieten, "Sei freundlich und zufrieden" lautet die Devise, ein emotonal bewegendes Feelgood-Ende ohne Nachhall.

                                                    "Everything Everywhere All at Once" lebt vor Allem von der kreativen und cinematographischen Energie der Daniels, außerdem von Michelle Yeohs Performance, sie hat allgemein mehr Aufmerksamkeit und charakterlastigere Filme verdient. Unterstützt wird Yeoh dabei in Anbetracht eines solchen popkulturell aufgeladenen Films durch passende Nebendarsteller. Ke Huy Quan ("Indiana Jones", "Die Goonies"), James Hong ("Chinatown", "Blade Runner", "Big Trouble in Little China") und Jamie Lee Curtis.

                                                    Wenn wir schon bei popkulturellen Anspielungen sind, kann ich auch direkt Vergleichsbeispiele nennen. Behält man den gesamten oder den Großteil des Filmkonzepts bei, ist man meiner Meinung nach mit "Rick and Morty", "The Matrix" oder "Per Anhalter durch die Galaxis" besser bedient. Oder, wenn man sich in gehobenere Kreise begibt, mit den Filmen von Charlie Kaufman.

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