J.F.Lannister - Kommentare
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Alle Kommentare von J.F.Lannister
Ein Western-Home-Invasion-Thriller, angesiedelt während der Endzüge des Sezessionskrieges, der das Patriarchat auf dem Altar der Konföderation opfert. Die Ehemänner, Väter, Brüder sind im Krieg, im Bundessaat Georgia müssen zwei Schwestern und ihre Sklavin (Brit Marling, Hailee Steinfeld, Muna Otaru) die Familienfarm alleine bewirtschaften und Haus und Hof zur Not gegen Eindringlinge verteidigen. Anstatt auf die Erfüllung ihrer gesellschaftlich vorherbestimmten Rolle als Ehefrau zu warten, sind die drei Frauen dazu gezwungen, die Männerrollen als Farmer und Hausbeschützer zu übernehmen, erlernen auch den geschickten Umgang mit Schusswaffen.
Die Hauseindringlinge finden sich schnell in Form zweier Deserteure der Unionsarmee (Sam Worthington, Kyle Soller), die sich Amok laufend Richtung Süden bewegen - als Vorhut der eigentlichen Armee. Gemäß der Devise "Je brutaler der Krieg, desto schneller kommt sein Ende" ermorden sie dabei wahllos Menschen, egal ob schwarze Opfer oder weiße südstaatliche Täter, und nehmen irgendwann die Farm der Familie ins Visier. Der schwarze Lebenspartner der Sklavin, kehrt - ebenfalls als Deserteur? - aus dem Krieg heim und, obgleich seine Freiheit als Unionssoldat später suggeriert wird, rät der Familie zur Flucht, weil die Unionsarmee anscheinend alles im Süden vernichten möchte. Zum Schluss des Films rückt die Armee als absolute Bedrohungskulisse vor dem Hintergrund des brennenden Hauses dann tatsächlich in die friedliche Heimat ein.
Als Home-Invasion-Thriller ist "The Keeping Room" spannend genug, um über seine 90 Minuten hinweg durchgehend zu unterhalten, nur diese antipatriarchale Fokussierung geht hier leider einher mit einer politisch-ideologischen Blindheit bzw. einem geschichtsrevisionistischen Narrativ. Emanzipatorische Durchhalteparolen können genauso als letztes Aufgebot an der Heimatfront gegen die Unionsarmee verstanden werden. In den Südstaaten mögen die Schwarzen unter Unfreiheit und Rassismus leiden, was der Film auch deutlich kritisiert, von den Südstaatlern werden sie aber wenigstes nicht brutal ermordet. Und wenn die Männer der Konföderationsarmee den Krieg nicht gewinnen können, müssen es eben ihre Frauen richten.
Funfact: Obwohl es sich bei "The Keeping Room" um einen sogar US-produzierten Western handelt, wurde der Film kompett in Rumänien gedreht.
"Three Little Birds" von Bob Marley in einer postapokalyptischen, durch eine Virus-Pandemie entvölkerten Welt. Ich war hinsichtlich des ersten Trailers auf Vieles gefasst, aber dass hier (gewollt?) eine Verbindung zwischen "I Am Legend" und "The Stand" hergestellt wird, kam unerwartet.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=l--4gu4CQBM
Seymour Nebenzahl (US-Schreibweise: Nebenzal)
https://www.moviepilot.de/people/seymour-nebenzal
Ein deutsch-US-amerikanischer Filmproduzent, in der Zeit der Weimarer Republik produzierte er diverse Filme Fritz Langs und G. W. Pabsts.
"Und die Zauberschüler erst. Ich hatte manchmal das Gefühl, die sehr hotte Netflix-Serie Chilling Adventures of Sabrina holt all das nach, was Harry, Malfoy, Ron, Seamus und Hermine in ihren Schlafsälen nicht machen konnten."
Wobei Rowling in den Büchern mit ihren Anspielungen schon deutlicher wird, zum Beispiel ein Sextraum Harrys über Cho Chang in Band 5 oder Ginnys Verführung zum Geburtstagssex in Band 7. Die Filme belassen es dagegen ja tatsächlich nur beim Küssen.
Wer über Sex unter Zauberlehrlingen lesen möchte, dem kann ich dann übrigens Patrick Rothfuss' hervorragende "Die Königsmörder Chroniken"-Reihe empfehlen, das ist quasi "Harry Potter" an der Universität.
"Sein Verlangen nach dem Ring wird niemals erlöschen, er hasst und liebt den Ring, wie er sich selbst hasst und liebt. Sméagols Leben ist eine traurige Geschichte."
"Ein Jammer, dass Bilbo ihn nicht getötet hat, als er die Gelegenheit hatte!"
"Ein Jammer? Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo...? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand."
Man darf diesen, meinen nerdigen Vergleich ruhig belächeln, dem vollständigen Werk wird er selbstverständlich keineswegs gerecht, aber verdammt, ich kann ja auch nichts dafür, dass mir die Gollum-Assoziation und der Dialog sofort in den Sinn kamen^^ Und gänzlich unpassend ist der Vergleich meiner Meinung nach ebenfalls nicht.
Der Charakter des Kindermörders zeugt von Ambivalenz, ist innerlich geradu zerrissen von Geisteskrankheit, Trieben, Verlangen, Süchten und Selbsthass. Gleichzeitig wird der Kindermörder mimisch und gestisch leidenschaftlich gespielt von Peter Lorre, Lorre mit seinen Glubschaugen und seinem runden Gesicht. Fritz Lang bewahrt ihm seine Menschlichkeit, ohne seine Taten zu entschuldigen. Ein deutliches Plädoyer für eine ordentliche Rechtspflege und Gerichtsbarkeit, gegen (faschistische) Lynchjustiz und die Todesstrafe.
Ein teils expressionistisches Stummfilm-Sozialdrama von F.W. Murnau, inspiriert von "Kleider machen Leute". Über den Abstieg eines Hotelportiers mit schicker Uniform und prächtigem Schnauz-/Backenbart hin zum einfachen Toilettenputzer und Handtuchhalter, was er selbst nicht verkraftet - sowohl aufgrund des eigenen Stolzes und Geltungsdrangs als auch aufgrund der gesellschaftlichen Reaktionen. Dauermüde schleppt er sich durch den Tag und die Arbeit, flüchtet sich in Traumvorstellungen und stiehlt irgendwann die Uniform zurück. Gesellschaftlich geachtet sind in der Weimarer Republik weiterhin das Militär bzw. militärisch-preußisch anmutende Würden sowie Angehörige des Großkapitals, verschleppte Attribute des Kaiserreichs.
Für die damalige Zeit der 1920er Jahre ungewöhnlich, entfernt sich die Kameraführung vom statischen Filmen und bewegt sich stattdessen freier durch den Raum, das Kameraauge nimmt auch die Position des Hauptcharakters ein, um so insgesamt dessen geistigen und emotionalen Zustand zu verdeutlichen. Gleichzeitig wird die Rolle des Hotelportiers hervorragend durch Emil Jannings verkörpert, mit einem gezielten Einsatz von themenbezogenen Märschen setzt Murnau darüberhinaus musikalisch genau die richtigen Akzente, "Der letzte Mann" benötigt größtenteils keine Schrifttafeln, um seine Inhalte zu vermitteln.
Hm... Ein Film über einen Mörder, der nach vier Jahren Gefängnis in der Gesellschaft wieder Fuß fassen möchte und erneut in die Kriminalität abdriftet. Toll geschauspielert von Heinrich George, aber inhaltlich gefühlt nur Stückwerk. Liegt es an der kurzen Laufzeit von 84 Minuten? Zudem scheint es mir so, als hätte der Kameramann die Berliner Kulisse oft spannender und faszinierender gefunden als die Charaktere. Das hätte eher eine Doku sein sollen. Als Zeitdokument aber interessant, wie Nationalsozialisten hier gelegentlich durch das Bild spazieren und angesprochen werden, als sei es das normalste der Welt.
"Der Pate II" im "König der Löwen"-Format also^^
Immerhin hat das den Vorteil, dass Disney so nach Teil 1 nicht auch noch eine Adaption von "König der Löwen 2" verhunzen kann.
"The Devil All The Time" ist wohl das, was man eine konsequente reale Verfilmung der Bibel bezeichnen könnte. Wenn man all den Fatalismus, Fanatismus, Opferkult, Sündenpfuhl, Rache- und Gewaltmotive ernst nehmen und ernsthaft umsetzen würde und dabei auf jeglichen metaphorischen, übernatürlichen und spirituellen Überbau der Bibel verzichtete. Neuzeitlich adaptiert und tief verwurzelt im Herzen der protestantisch geprägten USA, eingebettet in die Zeit von 1945 bis 1966, die Übergangsphase zwischen zwei Wendepunkten der US-amerikanischen Historie. Alles, was von der biblischen beziehungsweise streng religiösen Menschheit übrigbleibt, wenn man eben jenen Überbau abstreift, ist eine zutiefst dysfunktionale, zerrüttete und abscheuliche Gesellschaft. Überlegenheitsgefühle gegenüber Andersdenkenden und Andersartigen sind eine vollkommene Anmaßung.
Die Erzählerstimme als Voice-Over hat in diesem Kontext Symbolkraft, wirkt es doch so, als würde hier jemand aus einem Buch, als würde ein Schöpfer aus seinem Buch des Lebens vorlesen und die Geschehnisse kommentieren. Und das auf eine rein beobachtende, wertungsfreie und latent fröhliche Art und Weise, die an Zynismus grenzt.
Tom Holland erfindet sich in der Hauptrolle dieses Thrillerdramas als traumatisierte Waise vollkommen neu und Robert Pattinson läuft als Provinz-Reverent erneut zu Hochtouren auf, insbesondere diese beiden tragen den Film schauspielerisch und liefern sich im letzten Drittel ein hochspannendes Duell der Extraklasse. Aus dem insgesamt sehenswerten Cast stechen darüberhinaus noch Bill Skarsgård als WWII-Veteran und Tom Hollands Filmvater sowie Harry Melling (Dudley Dursley) hervor, beide spielen strenggläubige Männer.
Da fallen mir noch ein:
- Ben Hur
- King Arthur
- Secretariat
Ein großes Lob verdient die Produktion dafür, dass hier tatsächlich mal genügend Geld aufgewendet wurde, um die Geschichte ansprechend als Realfilm für die Kinoleinwand zu adaptieren. Audiovisuell sehr atmosphärisch, auch schön nostalgisch mit der Musik aus den Filmen der Augsburger Puppenkiste.
Leider kann der Film nicht verbergen, dass die Geschichte hier eben auf 110 Min (inklusive Abspann) heruntergekürzt wurde, dementsprechend darunter leidet und nicht wirklich zur Entfaltung kommt. Die Handlung arbeitet sich ohne Vertiefung von Plotpoint zu Plotpoint vor, teilweise werden Abschnitte sogar übersprungen, die Charakterarbeit bleibt auch nur rudimentäres Stückwerk, diverse Nebencharaktere wie Ping Pong, Li Si oder Frau Mahlzahn haben hier nur Kurzauftritte. Dahingehend lohnt sich viel mehr ein Rewatch der Zeichentrickserie, die sich für den ersten Band schließlich 26 Episoden mal 25 Minuten Zeit nimmt.
Schauspielerisch geht der Realfilm auch vollkommen in Ordnung, als merkwürdig gestaltet sich allerdings die Synchronarbeit. Solomon Gordon (Jim Knopf) und Eden Gough (Ping Pong) sind beispielsweise Briten, die den Film in Englisch gedreht haben und dann nachsynchronisert wurden. Diese Nachsynchronisierung fügt sich hier im Bezug auf die Lippensynchronisierung und die Tonabmischung mehr schlecht als recht in das Gesamtwerk ein, ich hatte beim Schauen stets das unterbewusste Gefühl, das hier irgendetwas nicht richtig ist.
Nach dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg ging die Insel Taiwan 1895 in japanischen Besitz über, die Japaner setzten fortan alles daran, die indigene Bevölkerung mit brutaler Härte in ihr Imperium einzugliedern und die Insel wegen ihres wertvollen Holzes auszubeuten. Die indigenen Seediq waren traditionell ein kriegerisches Volk, nur wer sich als Junge im Krieg oder während der Jagd bewährte, hatte sich die Gesichtstätowierungen verdient und galt dann als ernstzunehmender Mann. Durch die Abholzung der Wälder verloren sie ihre Jagdgründe und somit einen wesentlichen Teil ihrer kulturellen Grundlage, unter der japanischen Herrschaft litten die Seediq unter mangelnder Selbstbestimmung, dem Verlust der eigenen Identität und der Angleichung an die japanische, neuzeitliche Kultur. 1930 kam es dann zu einem Aufstand, zu einem letzten Aufbegehren gegen die Japaner. Das heimische Waldterrain und die Guerillataktik hatten die Seediq freilich auf ihrer Seite, technologisch war es mit Säbel, Pfeil, Bogen und Musketen gegen Maschinengewehre, Kanonen, Flugzeuge und Giftgas jedoch ein ungleicher Kampf. Von den 1200 Rebellen starben 644, von diesen begingen 290 wegen ihres Kriegerehrenkodex Selbstmord.
"Warriors of the Rainbow" ist in seiner Originalfassung ein 276-minütiger TV-Zweiteiler, der für das Kino auf 150 Minuten heruntergekürzt wurde, diese Fassung habe ich nun im Stream gesehen. Als Kriegsfilm kann man sich das im Prinzip wie den Vietnamkrieg aus Sicht der Nordvietnamesen vorstellen, als dramatisches Historienactionepos ist der taiwanesische Film - sowohl im Positiven wie im Negativen - vergleichbar mit Mel Gibsons "Braveheart" und "Apocalypto", auch im Bezug auf die nativen Sprachen. Ein hochwertig gefilmter Volksaufstand, sich die Naturkulissen zu Nutze machend, voller alberner Schwarz-Weiß-Zeichnerei, schwülstigem Nationalismus und Pathos, heroischer Selbstaufopferung und geilem Kriegerfeeling.
Normalerweise bin ich allergisch gegen solche Werke, mich hat unabhängig davon jedoch beeindruckt, mit welcher Konsequenz "Warriors of the Rainbow" die Rebellion darstellt. Damit meine ich nicht einmal die durchaus hervorzuhebenden Goreeffekte, sondern die psychische und emptionale Belastung, die der Film durch sein Szenario der Hoffnungs- und Auswegslosigkeit hervorruft. Es kommt der Zeitpunkt im Film, da gehen den Seediq im Kampf gegen die Japaner die Lebensmittel aus und alle Nicht-Krieger (Frauen, Kinder, Männer ohne Mannwerdungstattoos) begehen massenweise Selbstmord. Tätowierte Jungen, die in dieser Gesellschaft trotz des Kindesalters bereits als Mann gelten und sich darauf etwas einbildeten, klammern sich nun weinend an ihre Mütter und Großmütter. Die Seediq kennen bzw. wollen nur den Weg des Ehrenkodex und des Krieges kennen, man beobachtet hier wortwörtlich das letzte Aufbegehren gegen eine Übermacht und den unweigerlichen Untergang.
Nichtsdestotrotz hätte es "Warriors of the Rainbow" sicherlich gut getan, wenn er sich dem Kultur- und Identitätskonflikt mehr in Form eines charakterfokussierten Dramas genähert hätte bzw. wenn die in der ersten Filmhälfte erkennbaren Ansätze noch weiter vertieft worden wären. Zumal ich trotz der fragwürdigen Umsetzung ohnehin schon fasziniert vom Film war (alleine die gesungenen Lieder <3), da ich zuvor überhaupt nichts über die Kultur der taiwanesischen Ureinwohner wusste.
Liedszene abgefilmt: https://youtu.be/M84Syxld2P4
Lied live mit Chorgesang: https://youtu.be/qGB784wAQXY
Eine Doku-Miniserie auf Netflix.
Das Space-Shuttle-Programm läutete in den USA eine neue Ära ein, entsprechend herrschte in den Jahren der Vorbereitung auf den Flug der Challenger eine landesweite Aufbruchstimmung. Das Programm entwickelte sich zu einem stabilisierenen und identitätsstiftenden Ereignis nach den vom Vietnamkrieg und von Rassenkonflikten geprägten 70er Jahren.
In den 50er und 60er Jahren waren die Astronauten noch eine verschlossene und mystifizierte Gemeinschaft, die NASA rekrutierte ausschließlich aus dem Militär und der Luftfahrt, alle Astronauten der damaligen Zeit waren weiß und männlich. Dies sollte sich nun vom Ende der 70er Jahre an ändern, die veralteten Strukturen wurden bewusst aufgebrochen, die US-amerikanische Raumfahrt wurde egalitärer gestaltet. Nach Astronauten suchte die NASA nun mit Hilfe von öffentlichen Ausschreibungen in den Zeitungen, gezielt wurden Frauen und ethnische Minderheiten in das Space-Shuttle-Programm aufgenommen. Auch wenn die NASA ein großes Aufheben um diesen Strukturwandel machte, war das für manche der betroffenen Astronauten gar nicht so wichtig.
"Ellison Onizuka was the first Asian American to fly, but that was not important for him. He was just an American flying on an American program and that someone said, "Youre the first Asian American to fly", he would probably have said, "Oh, really?""
Aus technischer Sicht war das Space-Shuttle-Programm ebenfalls eine Innovation, als flugzeugartiges Raumschiff konnte es mehrfach eingesetzt werden und eignete sich zum Lasten- und Personentransport. Die Raumfahrt sollte sich langfristig zur Routine, zu einer wirtschaftlich rentablen und konstengünstigen Verkehrsbranche entwickeln, verknüpft mit dem egalitären Motiv sollten sich auch Zivilisten den Flug in einem Raumschiff leisten können. Zu Werbezwecken entschied man sich bekanntlich dazu, eine Lehrerin (Christa McAuliffe) als Passagierin und erste Zivilistin ins All zu schicken. Weirdester Moment der Dokuserie: Als der Plan des Zivilistenflugs veröffentlicht wurde, machten anscheinend vorübergehend Gerüste die Runde, es solle sich dabei um einen Mann im Bibo-Kostüm aus der Sesamstraße handeln xD
Soweit zur Exposition in der ersten und teils der zweiten Episode, am 28. Januar 1986 kam dann mit der Katastrophe alles anders und die Erfolge des Space-Shuttle-Programms stellten sich erst ab 1988 ein. Und spätestens seit dem Ende des Programms im Jahr 2011 weiß man, dass die Zielvorgabe einer kostengünstigen Raumfahrt nicht weiter von der Realität hätte entfernt sein können. Zur Katastrophe selbst und den direkten Folgen möche ich hier nichts schreiben, da sprechen die Serie, die Fakten und die Reaktionen der Verantwortlichen und Hinterbliebenen eindeutig für sich.
Die meiner Meinung nach große Schwäche der Dokuserie: Die reißerischen "Told you so"-Cliffhanger am Ende der ersten und zweiten Episode, da kam ich mir etwas so vor, als würde ich gerade die Bild-Zeitung lesen. Leider scheint das bei Netflix-Dokuserien mittlerweile kein Einzelfall mehr zu sein, in "Der Apotheker" habe ich das gleiche festgestellt.
"Das größte Imperium der Geschichte. Der größte Verräter der Geschichte."
"Die unbekannte Geschichte, die die Welt veränderte."
Eine reißerischere Bewerbung ist Netflix wohl nicht eingefallen? Das würde mich an sich gar nicht mal stören, wenn Netflix gleichzeitig nicht den Anspruch erheben würde, die wahre Geschichte über die Varusschlacht erzählen zu wollen.
Und welche unbekannte Geschichte soll das sein? Innerhalb der Aufarbeitung germanischer und deutscher Kriegsgeschichte dürfte sich die Varusschlacht wohl in der Top 10 oder sogar in der Top 5 befinden.
Nun, immerhin triggered das "Verräter" den völkischen, nationalistischen Teil der Serienzielgruppe, in den Kommentaren unter dem Youtube-Trailer wird sich mal wieder herrlich aufgeregt.
Ich kam mir beim Schauen vor wie bei diesen typischen Anime-Realverfilmungen, die sich an einer Kinoadaption versuchen und kläglich daran scheitern. Obwohl ein 120-minütiger Realfilm, geht "Mulan" im Vergleich mit dem Zeichentrickoriginal jegliches Gefühl für Epik, Tragik und Dramatik vollkommen ab, was ist das zum Beispiel für ein Krieg, in dem keine Person aus der Einheit der Protagonisten, nicht einmal irgendwelche Statisten, getötet werden? Die Handlung ist zudem dermaßen dünn, es hätte von vorneherein auch ein 90-Minuten-Film sein können. Ein steriles und banales Etwas, dagegen wirkt selbst ein Werk wie "The Scorpion King" wie "Derr Herr der Ringe". Auf Disney+ ist "Mulan" schon ganz gut aufgehoben, im Kino hätte der Film eh nichts zu suchen gehabt.
In Sachen Unterentwicklung geben sich sämtliche Charaktere und Charakterbeziehungen die Klinke in die Hand. Die ohnehin unlustigen Armeesidekicks hätte man mitsamt der halbgaren Liebesgeschichte komplett rausschreiben können/sollen, für die feindlichen Rouraner wird ein nicht näher spezifiziertes, langweiliges Rachemotiv bemüht. Was man nicht alles aus diesem Konflikt hätte machen können, schließlich hatte man ja die Absicht, sich an den realen Begebenheiten zu orientieren! Als reitende Bogenschützen sind die Rouraner immerhin noch gut für den ein oder anderen coolen Actionmove, den peinlichen Hauptantagonisten hat man aber wohl aus irgendeiner Mottenkiste voller Fantasyserien und Direct-to-DVD-Produktionen aus den 90ern und 2000ern ausgegraben.
Eine Fallhöhe für Mulan als Frau existiert nicht, als Kriegerin ist sie bereits von Beginn an voll ausgebildet und ihren männlichen Armeekameraden haushoch überlegen. Die Macht... pardon, das Chi ist so stark in ihr (was in dieser Welt tatsächlich nur Frauen gegeben ist), es lässt sie alle Probleme mühelos bewältigen. Bezeichnenderweise war es im Zeichentrickfilm noch eine Verletzung, die Mulans Identität enttarnte. Als interessanter gestaltet sich im 2020er "Mulan" dagegen die antagonistische Hexe Xianniang, die sich gegen das patriarchale, sexistische Gesellschaftssystem Chinas auflehnt und Mulan auf ihre Seite ziehen möchte - und dafür mit dem Tod bestraft wird. Allen anfänglichen, feministischen und emanzipatorischen Bemühungen zuwiderlaufend, fügt sich Mulan anstelle einer Verbündung mit der Hexe in jenes System ein und kämpft für Kaiser, Vaterland (Seidenstraße) und Familie. Am Ende wirft der Film sogar noch ein positives und fröhliches Licht auf die Zwangsheirat der Schwester Mulans...
Mit "Mulan" hat Disney einen filmischen und ideologischen Tiefpunkt erreicht, tiefer kann das Studio im Prinzip gar nicht mehr fallen.
"You are you?"
"My name is Jon Snow, I know nothing."
Die mannigfaltige Stilaneignung in diesem indischen Film - in der Hauptrolle: Prabas ('"Baahubali") - fasziniert mich von vorne bis hinten. Aufgezogen wie ein Teil der "Fast & Furious"-Reihe, die ultimative Poserversion eines Heist- und Crimeactionthrillers von Michael Mann. Die Actioninszenierung orientiert sich neben "Fast & Furious" auch an den aktuell populären Martial-Arts-Filmen aus Südostasien, den Bullet-Time-Effekten aus den 90ern sowie den Slow-Motion-Effekten Zack Snyders. In einer Szene kämpft sich der Hauptprotagonist in Zeitlupe linear durch eine Reihe Schwergewichts-Leichtathelten, als sei dies "300", eine Szene im Finale übernimmt Batmans Kampfstil aus "Batman v Superman".
Im Bezug auf den Heist- und Crimeplot verheddert sich "Saaho" allerdings zu sehr in der Etablierung zahlreicher, teils unnötiger Parteien sowie in seinen Charaktertwists. Wer den Film nicht mit voller Aufmerksamkeit schaut, wird irgendwann den Überblick verlieren. Dahingehend hätte der Film großzügig entschlackt werden können, im Grunde genommen handelt es sich bei dem Heist- und dem Crimeplot auch um zwei eigenständige Geschichten, die als separate Filme mit einer übersichtlicheren Struktur besser funktioniert hätten.
Die Romantik und Liebesgeschichte integriert "Saaho" zu Beginn amüsant selbstparodistisch. Zum Einen setzt der Film dafür auf bewusst absurde Szenarien, zum Beispiel erfolgt mitten in einem gefährlichen Kampf gegen Gangster ein kompletter Halt und der Protagonist flirtet mit einer Frau. Zum Anderen wird die Vierte Wand durchbrochen, wenn die Charaktere auf filmische Romantikklischees wie eine spezifische Lichtsetzung hinweisen.
Darüberhinaus gestalten sich die Tanz- und Gesangseinlagen als groteskes Comedy Gold, vollkommen willkürlich wird dabei zwischen diversen Orten hin- und hergesprungen, die nichts mit der aktuellen Handlung zu tun haben und auch überhaupt nicht zueinanderpassen wollen. Seien es nun die Alpen, die arabische Wüste, eine Hängebrücke, ein Flughafen, hinduistische Statuen oder eine Innsbrucker Straßenbahn. "Saaho" wurde neben Indien auch in den VAE, Rumänien und Österreich gedreht. In den USA gehen Musikvideo-Regisseure des Öfteren den Weg nach Hollywood und drehen dort Spielfilme, Sujeeth hingegen dreht hochwertige Musikvideos speziell zum Einfügen in seinen Spielfilm. Das habe ich so bisher noch nirgendwo gesehen, wahrscheinlich kenne ich aber auch einfach zu wenige Filme aus Indien.
P.S.: "Saaho" läuft auf Netflix in Hindi mit Untertiteln.
Dass Tom Holland ganz anders kann, bewies er ja schon mehr als eindrucksvoll in "The Impossible". Wenn ich es recht in Erinnerung habe, befand er sich damals im Alter von 14 Jahren sogar in der engeren Auswahl für eine Oscar-Nominierung.
Ein Vulkan-Katastrophenfilm aus dem Jahr 1997.
Selbstverständlich wird hier eine Liebesgeschichte zwischen dem verwitweten Vulkanologen (Pierce Brosnan) und der geschiedenen, alleinerziehenden Bürgermeisterin (Linda Hamilton) etabliert, Patchworkfamilienkitsch at its worst. Die Großmutter opfert sich irgendwann heldenhaft, um die Familie zu beschützen, und zum Schluss wird natürlich auch noch der Familienhund gerettet. Am Ende ist dann alles Friede, Freude, Eierkuchen, als hätte es die zahlreichen Todesfälle gar nicht gegeben. Der anfangs antagonistische Vorgesetzte Brosnans, der die Gefahr nicht wahrhaben und nicht aufbauschen wollte, stirbt als einziger der Vulkanologen und tritt dabei sogar noch äußerst lachhaft und unrühmlich mit dem Wilhelmsschrei ab. Zynismus über Zynismus, andererseits wandelt "Dante's Peak" hier auch auf dem immens komischen Pfad der Selbstparodie.
Pierce Brosnan und Linda Hamilton überzeugen als Hauptdarstellerduo immerhin durch ihr Charisma und ihre Leinwandchemie.
Den Vulkanausbruch und dessen Folgen inszenieren Regisseur Roger Donaldson und Kameramann Andrzej Bartkowiak ("Speed", "Lethal Weapon 4") bodenständig und realistisch, an sich ein lobenswertes Unterfangen, welches allerdings reichlich hohl erscheint, wenn gleichzeititg der - oben beschriebene - Rest nicht stimmt und ein Klischee nach dem nächsten bedient wird. Leider kommt hinzu, dass die Katastrophenaction und die Effekte meiner Meinung nach aus heutiger Sicht echt nicht mehr der Rede wert sind.
All jene inhaltlichen Schwächen und Klischees finden sich zum Beispiel auch in Roland Emmerichs "2012" und sind entsprechend zu kritisieren, nur fallen sie dort für mich weit weniger ins Gewicht als in "Dante's Peak". Aufgrund seines Szenarios agiert "2012" ohnehin vollkommen abseits jeglicher Vernunft und Bodenständigkeit, darin fügen sich die Charaktere fast schon organisch ein. Jedenfalls fällt es mir dort im Vergleich leicht, mich einfach zurückzulehnen und den ordentlichen Katastrophenbombast zu genießen.
Verwechslungsgefahr:
Bill Camp ("The Killing of a Sacred Deer")
Hans Zimmer
Verwechslungsgefahr:
Raffey Cassidy ("The Killing of a Sacred Deer")
Natalia Dyer ("Stranger Things")
Gesehen aufgrund der Ähnlichkeit mit der Serie "Wishlist".
An sich vermittelt "Nerve" schon sehr gut das Lebensgefühl der Generation Z und würde dieses auch treffend kritisch hinterfragen (Influencer, Challenges, daueronline am PC oder Smartphone, fehlende Privatphäre, Macht der Anonymität, ...), wenn der Film im letzten Viertel nicht in sich zusammenfallen und die Problematik mangelhaft auflösen würde.
Klar sehenswert - allein schon wegen der Optik, der spannenden Thrillerhandlung und des Hauptcasts (Emma Roberts und Dave Franco) -, das Niveau von "Wishlist" erreicht "Nerve" jedoch nicht. Es fehlt die tiefergehende, konsequentere Auseinandersetzung mit dem Spiel und den Hintermännern, diverse Nebencharaktere geraten zu kurz und wirken wie ein fünftes Rad am Wagen. Der Friendzone-Freund zum Beispiel hat nur die Funktion, den Plot zum Schluss in die richtige Richtung zu lenken, für die Friendzone-Beziehung interessiert sich der Film kein Stück. Und die Charakterisierung der überreagierenden Mutter ist absolut peinlich.
Mein Review zu "Wishlist":
https://www.moviepilot.de/serie/wishlist/kritik/1943633
Eine tiefsinnige Auseinandersetzung mit Traumata und jugendlichem Ausbruch sucht man in diesem psychologischen Horroractionfilm zwar vergeblich, als reine und kompakte Genrearbeit funktioniert "The New Mutants" allerdings perfekt und ist inszenatorisch ungemein effektiv und entsprechend spannend und furchterregend.
Für den inneren Konflikt des Menschen zwischen dem Guten und dem Bösem nutzt der Film indianische Mythologie als Fundament, eine willkommende Abwechslung innerhalb des filmischen Superhelden-Komplexes, bei der Hauptprotagonistin handelt es sich darüberhinaus um eine Cheyenne. Inhaltlich fast schon mehr eine Stephen-King- denn eine X-Men-Geschichte, ansonsten könnte man "The New Mutants" durchaus als Abwandlung von "The Breakfast Club" bezeichnen.
Aller Unkenrufe sowie der langwierigen, problembehafteten Produktionsgeschichte zum Trotz aus meiner Sicht klar eine Empfehlung. Die anachronistische Kinoveröffentlichung hat sogar etwas unfreiwillig Amüsantes und Sympathisches an sich, durch das noch jugendliche Aussehen von Maisie Williams, Anya Taylor-Joy und Blu Hunt fühlt man wortwörtlich wie in der Zeit zurückversetzt.
Funfact:
01/10 als Punktzahl ist rückwärts gelesen ebenso 01/10.
Wusste ich es doch, dass Kylo Ren in Wahrheit ein Sandwurm ist!
"The Strange Evolution of Christopher Nolan's Sound Design"
https://www.youtube.com/watch?v=fqGMCJABuoA
Der Wandel vom klassischen Sounddesign hin zum Erlebnis-Sounddesign (Lautstärke, Fusion von Ton und Score, Überlagerung der Dialoge), beginnend mit den Dialogen Banes in "The Dark Knight Rises". Was in "Interstellar" und "Dunkirk" noch sinnvoll war und perfekt funktionierte, ist in einem Expositions-Spionage-Film wie "Tenet" dagegen vollkommen Fehl am Platz.
(Dank an Chloe.Price fürs Aufmerksam Machen.)