J.F.Lannister - Kommentare
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Alle Kommentare von J.F.Lannister
Nach dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg ging die Insel Taiwan 1895 in japanischen Besitz über, die Japaner setzten fortan alles daran, die indigene Bevölkerung mit brutaler Härte in ihr Imperium einzugliedern und die Insel wegen ihres wertvollen Holzes auszubeuten. Die indigenen Seediq waren traditionell ein kriegerisches Volk, nur wer sich als Junge im Krieg oder während der Jagd bewährte, hatte sich die Gesichtstätowierungen verdient und galt dann als ernstzunehmender Mann. Durch die Abholzung der Wälder verloren sie ihre Jagdgründe und somit einen wesentlichen Teil ihrer kulturellen Grundlage, unter der japanischen Herrschaft litten die Seediq unter mangelnder Selbstbestimmung, dem Verlust der eigenen Identität und der Angleichung an die japanische, neuzeitliche Kultur. 1930 kam es dann zu einem Aufstand, zu einem letzten Aufbegehren gegen die Japaner. Das heimische Waldterrain und die Guerillataktik hatten die Seediq freilich auf ihrer Seite, technologisch war es mit Säbel, Pfeil, Bogen und Musketen gegen Maschinengewehre, Kanonen, Flugzeuge und Giftgas jedoch ein ungleicher Kampf. Von den 1200 Rebellen starben 644, von diesen begingen 290 wegen ihres Kriegerehrenkodex Selbstmord.
"Warriors of the Rainbow" ist in seiner Originalfassung ein 276-minütiger TV-Zweiteiler, der für das Kino auf 150 Minuten heruntergekürzt wurde, diese Fassung habe ich nun im Stream gesehen. Als Kriegsfilm kann man sich das im Prinzip wie den Vietnamkrieg aus Sicht der Nordvietnamesen vorstellen, als dramatisches Historienactionepos ist der taiwanesische Film - sowohl im Positiven wie im Negativen - vergleichbar mit Mel Gibsons "Braveheart" und "Apocalypto", auch im Bezug auf die nativen Sprachen. Ein hochwertig gefilmter Volksaufstand, sich die Naturkulissen zu Nutze machend, voller alberner Schwarz-Weiß-Zeichnerei, schwülstigem Nationalismus und Pathos, heroischer Selbstaufopferung und geilem Kriegerfeeling.
Normalerweise bin ich allergisch gegen solche Werke, mich hat unabhängig davon jedoch beeindruckt, mit welcher Konsequenz "Warriors of the Rainbow" die Rebellion darstellt. Damit meine ich nicht einmal die durchaus hervorzuhebenden Goreeffekte, sondern die psychische und emptionale Belastung, die der Film durch sein Szenario der Hoffnungs- und Auswegslosigkeit hervorruft. Es kommt der Zeitpunkt im Film, da gehen den Seediq im Kampf gegen die Japaner die Lebensmittel aus und alle Nicht-Krieger (Frauen, Kinder, Männer ohne Mannwerdungstattoos) begehen massenweise Selbstmord. Tätowierte Jungen, die in dieser Gesellschaft trotz des Kindesalters bereits als Mann gelten und sich darauf etwas einbildeten, klammern sich nun weinend an ihre Mütter und Großmütter. Die Seediq kennen bzw. wollen nur den Weg des Ehrenkodex und des Krieges kennen, man beobachtet hier wortwörtlich das letzte Aufbegehren gegen eine Übermacht und den unweigerlichen Untergang.
Nichtsdestotrotz hätte es "Warriors of the Rainbow" sicherlich gut getan, wenn er sich dem Kultur- und Identitätskonflikt mehr in Form eines charakterfokussierten Dramas genähert hätte bzw. wenn die in der ersten Filmhälfte erkennbaren Ansätze noch weiter vertieft worden wären. Zumal ich trotz der fragwürdigen Umsetzung ohnehin schon fasziniert vom Film war (alleine die gesungenen Lieder <3), da ich zuvor überhaupt nichts über die Kultur der taiwanesischen Ureinwohner wusste.
Liedszene abgefilmt: https://youtu.be/M84Syxld2P4
Lied live mit Chorgesang: https://youtu.be/qGB784wAQXY
Eine Doku-Miniserie auf Netflix.
Das Space-Shuttle-Programm läutete in den USA eine neue Ära ein, entsprechend herrschte in den Jahren der Vorbereitung auf den Flug der Challenger eine landesweite Aufbruchstimmung. Das Programm entwickelte sich zu einem stabilisierenen und identitätsstiftenden Ereignis nach den vom Vietnamkrieg und von Rassenkonflikten geprägten 70er Jahren.
In den 50er und 60er Jahren waren die Astronauten noch eine verschlossene und mystifizierte Gemeinschaft, die NASA rekrutierte ausschließlich aus dem Militär und der Luftfahrt, alle Astronauten der damaligen Zeit waren weiß und männlich. Dies sollte sich nun vom Ende der 70er Jahre an ändern, die veralteten Strukturen wurden bewusst aufgebrochen, die US-amerikanische Raumfahrt wurde egalitärer gestaltet. Nach Astronauten suchte die NASA nun mit Hilfe von öffentlichen Ausschreibungen in den Zeitungen, gezielt wurden Frauen und ethnische Minderheiten in das Space-Shuttle-Programm aufgenommen. Auch wenn die NASA ein großes Aufheben um diesen Strukturwandel machte, war das für manche der betroffenen Astronauten gar nicht so wichtig.
"Ellison Onizuka was the first Asian American to fly, but that was not important for him. He was just an American flying on an American program and that someone said, "Youre the first Asian American to fly", he would probably have said, "Oh, really?""
Aus technischer Sicht war das Space-Shuttle-Programm ebenfalls eine Innovation, als flugzeugartiges Raumschiff konnte es mehrfach eingesetzt werden und eignete sich zum Lasten- und Personentransport. Die Raumfahrt sollte sich langfristig zur Routine, zu einer wirtschaftlich rentablen und konstengünstigen Verkehrsbranche entwickeln, verknüpft mit dem egalitären Motiv sollten sich auch Zivilisten den Flug in einem Raumschiff leisten können. Zu Werbezwecken entschied man sich bekanntlich dazu, eine Lehrerin (Christa McAuliffe) als Passagierin und erste Zivilistin ins All zu schicken. Weirdester Moment der Dokuserie: Als der Plan des Zivilistenflugs veröffentlicht wurde, machten anscheinend vorübergehend Gerüste die Runde, es solle sich dabei um einen Mann im Bibo-Kostüm aus der Sesamstraße handeln xD
Soweit zur Exposition in der ersten und teils der zweiten Episode, am 28. Januar 1986 kam dann mit der Katastrophe alles anders und die Erfolge des Space-Shuttle-Programms stellten sich erst ab 1988 ein. Und spätestens seit dem Ende des Programms im Jahr 2011 weiß man, dass die Zielvorgabe einer kostengünstigen Raumfahrt nicht weiter von der Realität hätte entfernt sein können. Zur Katastrophe selbst und den direkten Folgen möche ich hier nichts schreiben, da sprechen die Serie, die Fakten und die Reaktionen der Verantwortlichen und Hinterbliebenen eindeutig für sich.
Die meiner Meinung nach große Schwäche der Dokuserie: Die reißerischen "Told you so"-Cliffhanger am Ende der ersten und zweiten Episode, da kam ich mir etwas so vor, als würde ich gerade die Bild-Zeitung lesen. Leider scheint das bei Netflix-Dokuserien mittlerweile kein Einzelfall mehr zu sein, in "Der Apotheker" habe ich das gleiche festgestellt.
"Das größte Imperium der Geschichte. Der größte Verräter der Geschichte."
"Die unbekannte Geschichte, die die Welt veränderte."
Eine reißerischere Bewerbung ist Netflix wohl nicht eingefallen? Das würde mich an sich gar nicht mal stören, wenn Netflix gleichzeitig nicht den Anspruch erheben würde, die wahre Geschichte über die Varusschlacht erzählen zu wollen.
Und welche unbekannte Geschichte soll das sein? Innerhalb der Aufarbeitung germanischer und deutscher Kriegsgeschichte dürfte sich die Varusschlacht wohl in der Top 10 oder sogar in der Top 5 befinden.
Nun, immerhin triggered das "Verräter" den völkischen, nationalistischen Teil der Serienzielgruppe, in den Kommentaren unter dem Youtube-Trailer wird sich mal wieder herrlich aufgeregt.
Ich kam mir beim Schauen vor wie bei diesen typischen Anime-Realverfilmungen, die sich an einer Kinoadaption versuchen und kläglich daran scheitern. Obwohl ein 120-minütiger Realfilm, geht "Mulan" im Vergleich mit dem Zeichentrickoriginal jegliches Gefühl für Epik, Tragik und Dramatik vollkommen ab, was ist das zum Beispiel für ein Krieg, in dem keine Person aus der Einheit der Protagonisten, nicht einmal irgendwelche Statisten, getötet werden? Die Handlung ist zudem dermaßen dünn, es hätte von vorneherein auch ein 90-Minuten-Film sein können. Ein steriles und banales Etwas, dagegen wirkt selbst ein Werk wie "The Scorpion King" wie "Derr Herr der Ringe". Auf Disney+ ist "Mulan" schon ganz gut aufgehoben, im Kino hätte der Film eh nichts zu suchen gehabt.
In Sachen Unterentwicklung geben sich sämtliche Charaktere und Charakterbeziehungen die Klinke in die Hand. Die ohnehin unlustigen Armeesidekicks hätte man mitsamt der halbgaren Liebesgeschichte komplett rausschreiben können/sollen, für die feindlichen Rouraner wird ein nicht näher spezifiziertes, langweiliges Rachemotiv bemüht. Was man nicht alles aus diesem Konflikt hätte machen können, schließlich hatte man ja die Absicht, sich an den realen Begebenheiten zu orientieren! Als reitende Bogenschützen sind die Rouraner immerhin noch gut für den ein oder anderen coolen Actionmove, den peinlichen Hauptantagonisten hat man aber wohl aus irgendeiner Mottenkiste voller Fantasyserien und Direct-to-DVD-Produktionen aus den 90ern und 2000ern ausgegraben.
Eine Fallhöhe für Mulan als Frau existiert nicht, als Kriegerin ist sie bereits von Beginn an voll ausgebildet und ihren männlichen Armeekameraden haushoch überlegen. Die Macht... pardon, das Chi ist so stark in ihr (was in dieser Welt tatsächlich nur Frauen gegeben ist), es lässt sie alle Probleme mühelos bewältigen. Bezeichnenderweise war es im Zeichentrickfilm noch eine Verletzung, die Mulans Identität enttarnte. Als interessanter gestaltet sich im 2020er "Mulan" dagegen die antagonistische Hexe Xianniang, die sich gegen das patriarchale, sexistische Gesellschaftssystem Chinas auflehnt und Mulan auf ihre Seite ziehen möchte - und dafür mit dem Tod bestraft wird. Allen anfänglichen, feministischen und emanzipatorischen Bemühungen zuwiderlaufend, fügt sich Mulan anstelle einer Verbündung mit der Hexe in jenes System ein und kämpft für Kaiser, Vaterland (Seidenstraße) und Familie. Am Ende wirft der Film sogar noch ein positives und fröhliches Licht auf die Zwangsheirat der Schwester Mulans...
Mit "Mulan" hat Disney einen filmischen und ideologischen Tiefpunkt erreicht, tiefer kann das Studio im Prinzip gar nicht mehr fallen.
"You are you?"
"My name is Jon Snow, I know nothing."
Die mannigfaltige Stilaneignung in diesem indischen Film - in der Hauptrolle: Prabas ('"Baahubali") - fasziniert mich von vorne bis hinten. Aufgezogen wie ein Teil der "Fast & Furious"-Reihe, die ultimative Poserversion eines Heist- und Crimeactionthrillers von Michael Mann. Die Actioninszenierung orientiert sich neben "Fast & Furious" auch an den aktuell populären Martial-Arts-Filmen aus Südostasien, den Bullet-Time-Effekten aus den 90ern sowie den Slow-Motion-Effekten Zack Snyders. In einer Szene kämpft sich der Hauptprotagonist in Zeitlupe linear durch eine Reihe Schwergewichts-Leichtathelten, als sei dies "300", eine Szene im Finale übernimmt Batmans Kampfstil aus "Batman v Superman".
Im Bezug auf den Heist- und Crimeplot verheddert sich "Saaho" allerdings zu sehr in der Etablierung zahlreicher, teils unnötiger Parteien sowie in seinen Charaktertwists. Wer den Film nicht mit voller Aufmerksamkeit schaut, wird irgendwann den Überblick verlieren. Dahingehend hätte der Film großzügig entschlackt werden können, im Grunde genommen handelt es sich bei dem Heist- und dem Crimeplot auch um zwei eigenständige Geschichten, die als separate Filme mit einer übersichtlicheren Struktur besser funktioniert hätten.
Die Romantik und Liebesgeschichte integriert "Saaho" zu Beginn amüsant selbstparodistisch. Zum Einen setzt der Film dafür auf bewusst absurde Szenarien, zum Beispiel erfolgt mitten in einem gefährlichen Kampf gegen Gangster ein kompletter Halt und der Protagonist flirtet mit einer Frau. Zum Anderen wird die Vierte Wand durchbrochen, wenn die Charaktere auf filmische Romantikklischees wie eine spezifische Lichtsetzung hinweisen.
Darüberhinaus gestalten sich die Tanz- und Gesangseinlagen als groteskes Comedy Gold, vollkommen willkürlich wird dabei zwischen diversen Orten hin- und hergesprungen, die nichts mit der aktuellen Handlung zu tun haben und auch überhaupt nicht zueinanderpassen wollen. Seien es nun die Alpen, die arabische Wüste, eine Hängebrücke, ein Flughafen, hinduistische Statuen oder eine Innsbrucker Straßenbahn. "Saaho" wurde neben Indien auch in den VAE, Rumänien und Österreich gedreht. In den USA gehen Musikvideo-Regisseure des Öfteren den Weg nach Hollywood und drehen dort Spielfilme, Sujeeth hingegen dreht hochwertige Musikvideos speziell zum Einfügen in seinen Spielfilm. Das habe ich so bisher noch nirgendwo gesehen, wahrscheinlich kenne ich aber auch einfach zu wenige Filme aus Indien.
P.S.: "Saaho" läuft auf Netflix in Hindi mit Untertiteln.
Dass Tom Holland ganz anders kann, bewies er ja schon mehr als eindrucksvoll in "The Impossible". Wenn ich es recht in Erinnerung habe, befand er sich damals im Alter von 14 Jahren sogar in der engeren Auswahl für eine Oscar-Nominierung.
Ein Vulkan-Katastrophenfilm aus dem Jahr 1997.
Selbstverständlich wird hier eine Liebesgeschichte zwischen dem verwitweten Vulkanologen (Pierce Brosnan) und der geschiedenen, alleinerziehenden Bürgermeisterin (Linda Hamilton) etabliert, Patchworkfamilienkitsch at its worst. Die Großmutter opfert sich irgendwann heldenhaft, um die Familie zu beschützen, und zum Schluss wird natürlich auch noch der Familienhund gerettet. Am Ende ist dann alles Friede, Freude, Eierkuchen, als hätte es die zahlreichen Todesfälle gar nicht gegeben. Der anfangs antagonistische Vorgesetzte Brosnans, der die Gefahr nicht wahrhaben und nicht aufbauschen wollte, stirbt als einziger der Vulkanologen und tritt dabei sogar noch äußerst lachhaft und unrühmlich mit dem Wilhelmsschrei ab. Zynismus über Zynismus, andererseits wandelt "Dante's Peak" hier auch auf dem immens komischen Pfad der Selbstparodie.
Pierce Brosnan und Linda Hamilton überzeugen als Hauptdarstellerduo immerhin durch ihr Charisma und ihre Leinwandchemie.
Den Vulkanausbruch und dessen Folgen inszenieren Regisseur Roger Donaldson und Kameramann Andrzej Bartkowiak ("Speed", "Lethal Weapon 4") bodenständig und realistisch, an sich ein lobenswertes Unterfangen, welches allerdings reichlich hohl erscheint, wenn gleichzeititg der - oben beschriebene - Rest nicht stimmt und ein Klischee nach dem nächsten bedient wird. Leider kommt hinzu, dass die Katastrophenaction und die Effekte meiner Meinung nach aus heutiger Sicht echt nicht mehr der Rede wert sind.
All jene inhaltlichen Schwächen und Klischees finden sich zum Beispiel auch in Roland Emmerichs "2012" und sind entsprechend zu kritisieren, nur fallen sie dort für mich weit weniger ins Gewicht als in "Dante's Peak". Aufgrund seines Szenarios agiert "2012" ohnehin vollkommen abseits jeglicher Vernunft und Bodenständigkeit, darin fügen sich die Charaktere fast schon organisch ein. Jedenfalls fällt es mir dort im Vergleich leicht, mich einfach zurückzulehnen und den ordentlichen Katastrophenbombast zu genießen.
Verwechslungsgefahr:
Bill Camp ("The Killing of a Sacred Deer")
Hans Zimmer
Verwechslungsgefahr:
Raffey Cassidy ("The Killing of a Sacred Deer")
Natalia Dyer ("Stranger Things")
Gesehen aufgrund der Ähnlichkeit mit der Serie "Wishlist".
An sich vermittelt "Nerve" schon sehr gut das Lebensgefühl der Generation Z und würde dieses auch treffend kritisch hinterfragen (Influencer, Challenges, daueronline am PC oder Smartphone, fehlende Privatphäre, Macht der Anonymität, ...), wenn der Film im letzten Viertel nicht in sich zusammenfallen und die Problematik mangelhaft auflösen würde.
Klar sehenswert - allein schon wegen der Optik, der spannenden Thrillerhandlung und des Hauptcasts (Emma Roberts und Dave Franco) -, das Niveau von "Wishlist" erreicht "Nerve" jedoch nicht. Es fehlt die tiefergehende, konsequentere Auseinandersetzung mit dem Spiel und den Hintermännern, diverse Nebencharaktere geraten zu kurz und wirken wie ein fünftes Rad am Wagen. Der Friendzone-Freund zum Beispiel hat nur die Funktion, den Plot zum Schluss in die richtige Richtung zu lenken, für die Friendzone-Beziehung interessiert sich der Film kein Stück. Und die Charakterisierung der überreagierenden Mutter ist absolut peinlich.
Mein Review zu "Wishlist":
https://www.moviepilot.de/serie/wishlist/kritik/1943633
Eine tiefsinnige Auseinandersetzung mit Traumata und jugendlichem Ausbruch sucht man in diesem psychologischen Horroractionfilm zwar vergeblich, als reine und kompakte Genrearbeit funktioniert "The New Mutants" allerdings perfekt und ist inszenatorisch ungemein effektiv und entsprechend spannend und furchterregend.
Für den inneren Konflikt des Menschen zwischen dem Guten und dem Bösem nutzt der Film indianische Mythologie als Fundament, eine willkommende Abwechslung innerhalb des filmischen Superhelden-Komplexes, bei der Hauptprotagonistin handelt es sich darüberhinaus um eine Cheyenne. Inhaltlich fast schon mehr eine Stephen-King- denn eine X-Men-Geschichte, ansonsten könnte man "The New Mutants" durchaus als Abwandlung von "The Breakfast Club" bezeichnen.
Aller Unkenrufe sowie der langwierigen, problembehafteten Produktionsgeschichte zum Trotz aus meiner Sicht klar eine Empfehlung. Die anachronistische Kinoveröffentlichung hat sogar etwas unfreiwillig Amüsantes und Sympathisches an sich, durch das noch jugendliche Aussehen von Maisie Williams, Anya Taylor-Joy und Blu Hunt fühlt man wortwörtlich wie in der Zeit zurückversetzt.
Funfact:
01/10 als Punktzahl ist rückwärts gelesen ebenso 01/10.
Wusste ich es doch, dass Kylo Ren in Wahrheit ein Sandwurm ist!
"The Strange Evolution of Christopher Nolan's Sound Design"
https://www.youtube.com/watch?v=fqGMCJABuoA
Der Wandel vom klassischen Sounddesign hin zum Erlebnis-Sounddesign (Lautstärke, Fusion von Ton und Score, Überlagerung der Dialoge), beginnend mit den Dialogen Banes in "The Dark Knight Rises". Was in "Interstellar" und "Dunkirk" noch sinnvoll war und perfekt funktionierte, ist in einem Expositions-Spionage-Film wie "Tenet" dagegen vollkommen Fehl am Platz.
(Dank an Chloe.Price fürs Aufmerksam Machen.)
Ein DEFA-Trümmerfilm, eine Kinder- und Jugendgeschichte, gedreht im Berlin des Jahres 1947.
Die Stadt liegt nach dem Krieg in Trümmern, für die Berliner Bevölkerung ist es eine beschwerliche Zeit. Es herrscht Warenknappheit, die Menschen halten sich mit Warentausch, Schwarzmarkthandel und Diebstählen über Wasser. Zwei Banden von Kriegswaisen kämpfen zu Beginn des Films um einen Wagen voll mit Kohlen.
Überraschenderweise schlägt "1-2-3 Corona" in Anbetracht des Settings vorwiegend heitere Töne an, für Kinder und Jugendliche ist das Berlin der direkten Nachkriegszeit ein Stück weit eben auch ein großer Abenteuerspielplatz der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Schulen sind noch geschlossen, Eltern haben sie nicht mehr, ohne Autoritäten können sie tun und lassen, was sie wollen. So errichten die Kinder und Jugendlichen zum Beispiel einen eigenen Artistikzirkus (dazu später mehr) und als gegen Ende des Films die Wiedereröffnung der Schulen angekündigt wird, konstatiert einer der Jugendlichen entsprechend frustriert, dass ihre kurze Jugend nun vorbei sei. Zum Einen bezieht sich diese Aussage sicherlich auch auf den Einfluss des Krieges, zum Anderen stellt sich die Frage, ob das deutsche Schulsystem der eigenen Zielsetzung überhaupt gerecht wird oder ob es in der - zeithistorisch - aktuellen Form nicht doch mehr einer Zeitverschwendung und Einschränkung der kindlichen, jugendlichen Entfaltung gleichkommt. Bis heute hat sich im Schulwesen nicht allzu verändert. Das Leben und das eigene Engagement haben als Lehrmeister für den späteren Werdegang vollkommen ausgereicht, die Schule hatte keinen Anteil daran, zum Schluss werden alle Jungen Artisten in einem professionellen Zirkus.
Sprung zurück in das erste Filmdrittel: Ein Wanderzirkus weilt in Berlin, in dem ein jugendliches Mädchen namens Corona als Trapezkünsterlin auftritt, welches den Jungen der beiden Banden ordentlich den Kopf verdreht. Hier beginnt "1-2-3 Corona" erst wirklich interessant zu werden! Die zuvor noch rivalisierenden Jungen tun sich zusammen, erklären dem unliebsamen, gegenüber Corona herrisch agierenden Zirkusdirektor den Krieg und beschießen sämtliche Akteure während der Vorstellung mit Steinen, was schließlich unbeabsichtigt zum Trapezabsturz Coronas führt. Ein harmloser Kinder-/Jugendstreich, der urplötzlich bitteren Ernst annimmt und Personenschaden zur Folge hat.
Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass hier ausgerechnet ein Zirkus (historisch das fahrende Volk, Sinti und Roma) zum Opfer wird und sich die Jungen den fremdländisch aussehenden Zirkusdirektor als Hauptziel aussuchen. Im Gegensatz dazu verfügt Corona eindeutig über jene optischen Reize, die man im NS-Jargon als arisch-attraktiv bezeichnen würde. In diesem Kontext kann man Corona als Synoym für die zu verteidigende Germania deuten, gleichzeitig auch als Allegorie der freiheitlich-demokratischen Werte. Die Jungen haben zu spät erkannt, dass sie Deutschland, Freiheit und Demokratie zwangsläufig mit in den Abgrund reißen, wenn sie sich zum Ziel setzen, sich der verhassten Minderheiten und Migranten zu entledigen.
Als sich nach dem Unfall die Schuldfrage stellt, drucksen die Jungen zunächst herum - einer von ihnen meint gar, er hätte ja nur die Munition angefertigt, aber nicht selbst geschossen -, letzendlich gestehen sich die Jungen die Schuld jedoch ein und übernehmen die Verantwortung. Die politischen Parallen sind überdeutlich. Fortan hegen und pflegen die Jungen Corona und errichten oben erwähnten Laien-Artistikzirkus, um Corona bei sich zu halten. Denn dieses neue Deutschland mitsamt der freiheitlich-demokratischen Wertevorstellung steht auf labilem Boden und droht so schnell wieder einzustürzen, wie es erbaut wurde. Corona gehört eben weiterhin einem Wanderzirkus an. Erst als die Jungen - auf beiden Bedeutungsebenen - genügend von ihr gelernt haben, lassen sie Corona freiwillig ziehen.
Parallel zum Jungen-Corona-Handlungsstrang diskutieren die erwachsenen Autoritäten (ein Studienrat, ein Arzt, einige Polizisten und eine besorgte Moralbürgerin) darüber, ob man das vollkommen eigenständige Treiben der Jungen und das Beisammensein mit einem Mädchen erlauben dürfe oder ob man beides nicht lieber unter ihre Kontrolle stellen sollte. Kann und darf man Deutschland in Zukunft sich selbst verwalten lassen? Zum Zeitpunkt des Filmdrehs und der Veröffentlichung eine berechtigte, hochbrisante Frage. Oder sollte man andererseits der demokratisierten Kinder- und Jugendgeneration klar und deutlich das Vertrauen schenken? Der Film entscheidet sich für Letzteres, nicht nur im Bezug auf das Politische sondern auch auf einen offeneren Umgang mit Sexualität (Abschaffung der Trennung von Mann und Frau in öffentlichen Einrichtungen) und auf eine Kritik am allgemeinen Autoritätswillen der Elterngeneration.
Ansonsten lädt "1-2-3 Corona" als fröhlicher, humoristischer Jugend- und Kinderabenteuerfilm zur Begeisterung ein und trumpft darüberhinaus mit einem schönen Adoleszenzsubplot auf. Die beiden älteren Jungen buhlen um die Gunst Coronas, ein Liebesdreieck so zeitlos und menschlich, dass es sich ganz natürlich und automatisch gegen die Gegenwart des Trümmer-Berlins stemmt.
Zu sehen auf dem offiziellen Youtube-Kanal der DEFA-Stiftung:
https://www.youtube.com/watch?v=2HGZUi36TWc
Eine nette Bilderschau, aber sonst? Das könnte echt alles oder nichts sein... Würde man nicht wissen, dass das "Dune" ist, würde der Trailer meiner Vermutung nach kaum jemanden interessieren. Mal abgesehen von den Sandwürmern^^ Aber so sieht das erstmal nur wie ein normales, groß aufgezogenes SciFi-Spektakel aus, die es alle paar Jahre immer wieder gibt. Wäre der vor 10-12 Jahren erschienen, dann gut, aber jetzt?
Es wirkt auch alles noch recht kalt und klinisch. Das kann natürlich auch an der Romanvorlage liegen, die kenne ich (noch) nicht.
Disney spricht im Mulan-Abspann den chinesischen Regierungseinrichtungen der Region Xinjiang, in welcher der Film gedreht wurde, besonderen Dank aus.
In Xinjiang verübt die chinesische Regierung aktuell einen Ethnozid und einen demographischen Genozid an den muslimischen Minderheiten wie den Uiguren. Das scheint Disney wohl vollkommen egal zu sein. Ohnehin ist dieses Verbrechen der Öffentlichkeit leider kaum bekannt.
https://www.theguardian.com/film/2020/sep/07/disney-remake-of-mulan-criticised-for-filming-in-xinjiang
Skrispringen
Paul Thomas Anderson hat Cooper Hoffman, den 17-jährigen Sohn von Philip Seymour Hoffman, für sein kommendes Highschool-Drama gecastet.
https://www.hollywoodreporter.com/news/cooper-hoffman-son-of-phillip-seymour-hoffman-leads-paul-thomas-anderson-70s-drama
Eigentlich sollte es eine Dokumentation über die Ausbildung eines New Yorker Feuerwehrmanns werden, drei Monate nach Drehbeginn geschah dann der Terroranschlag. Aufwühlende Liveaufnahmen von den Flugzeugeinschlägen, von der Feuerwehrarbeit, dem Einsturz der Türme, dem überwältigenden Schock, der Freude und Trauer des Überlebens und der Suche nach Überlebenden am Folgetag. Regie führte ein Brüderpaar, einer kam selbst nur knapp mit dem Leben davon, als er sich mit den Feuerwehrleuten im WTC 1 befand, während WTC 2 einstürzte.
Kostenlos - in nicht der besten Qualität - zu sehen auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=-rzofsHrw8E
Hallo! Mein Name ist J.F., ich bin 28 Jahre alt und ich liebe "Harry Potter" wirklich, wahrscheinlich bin ich ein Fanboy...
In Sachen Spannung und Horror ein astreines Brett! Die Arbeit mit den Schauspiellöwen, die im Film tatsächlich wie Dämonen aussehen, ist der Wahnsinn, der herausbeschworene (Doppel)Zweikampf zwischen Val Kilmer, Michael Douglas und den beiden Löwen ist gewaltig und groß. Mann gegen Bestie, vergleichbar mit "Jaws" und "The Grey". Kameramann Vilmos Zsigmond ("Deliverance", "The Deer Hunter", "Close Encounters") und Komponist Jerry Goldsmith bringen die ganze Erhabenheit und Schönheit des afrikanischen Kontinents voll zur Geltung.
Der (britische) Imperialismus erschließt Welten, hier am Beispiel eines Brückenbaus, bringt die Zivilisation, vereint und vermischt auf lange Sicht Völker, Ethnien und Religionen. Gleichzeitig spiegelt "Der Geist und die Dunkelheit" aber auch das letzte Aufbäumen der Wildnis und Natur wider, der Film entfesselt die Löwen als deren Schutzmacht und als Nemesis des Menschen. Briten, Kenianer und Inder, Weiße und Schwarze, Christen, Muslime und Hindus mögen vorerst dem Tod geweiht sein, am Ende müssen die Bestien aber unweigerlich sterben. Mensch und Zivilisation obsiegen und öffnen in einer gelungenen Abschlusseinstellung das Tor zu den Weiten Afrikas.
Trotz dieser Schönheit und Befürwortung schwingen unterbewusst auch Tragik und Melancholie mit, im Hintergrund lauert unverkennbar die Fratze der britischen Wirtschafts- und Nationalinteressen im Rennen um Afrika (Tom Wilkinson). Zudem versinnbildlicht "Der Geist und die Dunkelheit" den Niedergang der Massai, der Macht der Löwen sehen sich die Massai-Krieger nicht gewachsen und geben aus Ehrfurcht auf. Obwohl die Massai zu Beginn noch vielsagend und Respekt einflößend eingeführt werden, spielen sie im Finale überhaupt keine Rolle mehr und letztendlich gehen eben die Briten als erfolgreiche Jäger hervor.
Ein norwegischer Found-Footage-Mockumentaryfilm von André Øvredal ("The Autopsy of Jane Doe"), der "beweisen" möchte, dass Trolle aus der nordischen Mythologie tatsächlich existieren.
Die Idee ist klasse, von der Kreierung der Welt der Trolle bishin zur Beziehung zwischen Mensch und Troll. Trolle leben in "Troll Hunter" abgelegen in Wäldern und Bergen und haben sich evolutionär aufgespalten in verschiedene Arten mit unterschiedlichen Lebensweisen. Von den Menschen werden die Trolle in die Randgebiete zurückgedrängt und ausgerottet, sollten sie Menschenleben oder die bauliche Erschließung der Natur gefährden. Allgemein wird die Existenz der Trolle vertuscht, im Geheimen legt die Regierung aber auch viel Wert auf die naturwissenschaftlich-biologische Erforschung der Trolle.
Ich fühlte mich hier etwas eingetaucht in die Welt von "Harry Potter", wenn es dort zum Beispiel um die Koexistenz von Menschen und Riesen oder Drachen geht (Charlie Weasley als Drachen-Zoologe oder Hagrids Abenteuer bei den Riesen), die Existenz der magischen Wesen wird ja auch hier vor den Muggeln vertuscht. Zudem erscheint der Trolljäger Hans mit seiner Expertise, seinem Jagdequipment, seinem Auftrag und seinem ambivalenten Verhältnis zu Trollen wie eine Art Troll-Witcher. Er soll die Trolle finden und töten, falls sie eine Gefahr für die Menschen darstellen. Gleichzeitig steht er seinem Berufszweig kritisch gegenüber und kritisiert auch klar den Umgang der Regierung mit den Trollen (Ausrottung, Existenzvertuschung), weshalb er die Studenten dazu einlädt und ermutigt, seine Arbeit zu filmen und zu veröffentlichen.
ABER: Als Found-Footage-Mockumentary könnte "Troll Hunter" nicht formelhafter und langweiliger ausfallen, da hätte man zur Erzählung und als Träger des World Buildings echt ein anderes Format wählen sollen. Darüberhinaus beißt sich die Intention der realen Phantasie mit der phantastischen Darstellung der Trolle, die Trolle sehen nie wie echte Lebenwesen aus, sondern wie Cartoons, die irgendwelchen Kindergeschichten entspringen könnten. Und warum auch immer kommt der Film auf die haarsträubende Idee, einen biologischen Unterschied zwischen Glaubensrichtungen zu postulieren. Trolle reagieren hier empfindlich auf den Körper- und Blutgeruch von gläubigen Christen und machen bei Witterung Jagd auf sie. Aus diesem Grund engagieren die Studenten später eine muslimische Kamerafrau, weil diese im Gegensatz zum vorherigen, christlichen Kameramann immun gegen die Trolle ist...
Spoiler:
Pattinson stammt meine ich nicht aus der Zukunft, sondern lebte normal in der Gegenwart. Der Zukunft-Protagonist reiste durch die Zeit zurück vor die Handlung des Films und engagierte dort im Geheimen den Vergangenheit-Protagonisten und zudem Pattinson. Die Jahre der Zusammenarbeit zwischen dem Zukunfts-Protagonisten und Pattinson fanden also vor der Handlung des Films statt (wahrscheinlich gründeten sie zusammen dann auch die Organisation Tenet).
Wolfgang Schmitt:
https://www.youtube.com/watch?v=4es9O-6PexA
"Über diesen Film werden wir nicht nur lange reden, und wir werden uns auf ihn in zukünftigen Diskursen beziehen, wenn wir versuchen, die immer näher auf uns zukommenden Konflikte – und uns – zu verstehen. ChristopherNolan erzählt mit den Mitteln des Agentenfilms – die Bezüge zu James Bond sind unübersehbar – und mit fabelhaften Schauspielern – allen voran: John David Washington, Robert Pattinson und Elizabeth Debicki – eine Geschichte, die keineswegs bloß ein physikalisches Gedankenspiel illustrieren soll, dieser Film handelt vielmehr sehr konkret von uns und vom Klimawandel. Nolan verführt uns dazu, das lineare Denken und Sehen zu verlassen, um Klarheit zu gewinnen und um einen Ausweg zu finden. Dabei knüpft „Tenet“ weniger an Inception als an Interstellar an."