J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

  • Mein Ranking:

    1) Tarantino (OUATIH)
    2) Phillips (Joker)
    3) Scorsese (The Irishman)
    4) Mendes (1917)

    "Parasite" habe ich leider noch nicht gesehen.

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      J.F.Lannister 05.02.2020, 10:01 Geändert 05.02.2020, 10:04

      Mein erster Film von Ingmar Bergman.

      Durch die Liebe zwischen zwei Menschen wird eine physisch nicht greifbare, gemeinsame Sprache zwischen den beiden Liebenden geschaffen, Liebe bedeutet zum Einen, dass man sich schweigend versteht, und zum Anderen, dass man mit dem Partner über alles reden kann. So banal es sich anhören mag, als so elementar offenbart es sich letztendlich, "Szenen einer Ehe" ist ein Dialogfilm über den Dialog in einer Liebesbeziehung beziehungsweise einem Eheverhältnis, über das Suchen, Finden und Verlieren einer gemeinsamen Sprache. Ein Film über die Wichtigkeit der Bereitschaft, alle möglichen Probleme zu besprechen, aber auch über die Gefahr des Zerredens, bis die Liebe genau deswegen schwindet.

      Darüberhinaus entpuppen sich die Ehe und deren feste Strukturen in "Szenen einer Ehe" immer mehr als Altlast und Nebensächlichkeit im Liebes- und Sexleben. Kern des Dramas ist nicht der Bruch der Ehe zwischen Johan und Marianne (fantastisch: Erland Josephson und Liv Ullmann), sondern ihr paradox erscheinendes Verlangen nacheinander - aller Trennungen, Streitereien, Hässlichkeiten und Gewalttaten (!) zum Trotz. Beide Individuen befinden sich auf der Suche nach der eigenen Identität und nach individueller Freiheit, nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Johan verliebt sich in eine junge Frau und zieht mit ihr wegen seines Berufs nach Paris, Marianne vergnügt sich mit mehreren Liebhabern und erlebt ein spätes, sexuelles Erwachen, beide gehen nach der Scheidung sogar neue Ehen ein. Dennoch lieben und begehren sich Johan und Marianne nach all den Ereignissen und auch zwanzig Jahre später noch wie zuvor auf einzigartige Weise.

      Das Konzept einer monogamen Ehe, "bis dass der Tod euch scheidet", kann das komplexe und wandelbare Wesen der menschlichen Liebe und des sexuellen Verlangens nicht erfassen, stattdessen hat es Einschränkungen zur Folge und kann zu Unglück führen.

      Inszenatorisch dominieren in "Szenen einer Ehe" aufgrund der Dialoglastigkeit Close-Ups und Reactions Shots sowie Shot Reverse Shots. Einerseits saugt sich die Kamera an den Gesichtern der Charaktere fest und fängt dadurch unverhüllte Emotionen ein, aus den Close-Ups spricht dahingehend eine enorme Intimität. Andererseits bewahrt sich der Film durch das nüchterne Beobachten eine analytische Sachlichkeit, die Dialoglastigkeit erweckt in Kombination mit den Reaction Shots und den Shot Reverse Shots zumindest in meinen Augen den Eindruck eines gerichtlichen Kreuzverhörs, welches die Wahrheit ans Licht bringen soll. Insbesondere im ersten Kapitel macht sich das bemerkbar, Johan und Marianne haben hier ein befreundetes, sich bereits im Scheidungsprozess befindendes Ehepaar zu Besuch, am Esstisch sitzen sich die jeweiligen Eheleute gerade und am Wohnzimmertisch dann sogar diametral gegenüber. Des Weiteren deutet diese Anordnung der Charaktere bereits auf den kommenden Bruch der jeweiligen Eheverhältnisse hin.

      Wie dem auch sei, die emotionale Intimität und die beobachtende, analytische Sachlichkeit widersprechen und unterlaufen einander jedenfalls nicht, sondern verschmelzen zu einem ausdrucksstarken Liebes- und Ehedrama.

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      • J.F.Lannister 03.02.2020, 21:08 Geändert 03.02.2020, 21:09

        Mob Boss Reviews Mafia Movie Scenes

        "Joe Pesci, without a doubt, is the most realistic, the greatest actor is a mob role ever. He just lights it up, I knew guys like him, so, he's real. He portrays a mob guy better than any mob guy, that I know."

        - Michael Franzese, ehemaliger Capo der Colombo-Familie -

        https://www.youtube.com/watch?v=nuWDXoSe9Vo

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        • Von welchen Disney-Filmen soll "Der Prinz von Ägypten" eine Nacherzählung sein?

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            J.F.Lannister 03.02.2020, 00:01 Geändert 03.02.2020, 00:03

            Oscars 2020:

            Ein tschechischer Handkamera-Stop-Motion-Animationskurzfilm über die Beziehung zwischen einer jungen Frau und ihrem im Sterben liegenden Vater. Der Animationsstil ist eigenwillig, die Animationstechnik innovativ und neuartig, der Film selbst vermittelt mir aber leider nichts.

            https://drive.google.com/file/d/1b9Ai18XtNsunVvPbHeeqqbN-Lltd5fNr/view

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              J.F.Lannister 03.02.2020, 00:00 Geändert 03.02.2020, 00:02
              über Kitbull

              Oscars 2020:

              Ein Pixar-Zeichentrickkurzfim über die Beziehung zwischen einer schwarzen Katze und einem Pitbull. Süß und nett, aber... joa.

              https://youtu.be/AZS5cgybKcI

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                J.F.Lannister 02.02.2020, 23:59 Geändert 03.02.2020, 00:02

                Oscars 2020:

                Ein Sony-Zeichentrickkurzfilm über einen Vater, der zum ersten Mal das Haar seiner Tochter frisieren muss. Die dramatische Leichtigkeit geht während des schweren, auf die Tränendrüsen drückenden Endes leider verloren.

                https://youtu.be/kNw8V_Fkw28

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                  J.F.Lannister 02.02.2020, 23:57 Geändert 03.02.2020, 00:02

                  Oscars 2020:

                  Ein humoristischer Realkurzfilm über zwei tunesische Brüder, die in der Wüste einen Musik hörenden Esel mit einer heiklen Ladung auf dem Rücken finden. Insbesondere das überraschende Ende ist schön, mehr kindliche Unschuld täte der Welt gut.

                  https://youtu.be/YP30vp2mCeg

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                    J.F.Lannister 02.02.2020, 23:54 Geändert 03.02.2020, 00:02

                    Oscars 2020:

                    Ein Realkurzfilm über ein Ehepaar, das durch das Fenster in der gegenüberliegenden Wohnung ein junges Paar beobachten kann, was zu Spannungen im eigenen Eheleben führt (Alterungsprozess, Sex, Kindererziehung, ...). Man vergleicht sich stets mit anderen Menschen und verliert dadurch den Blick auf das eigene Glück, welches man bereits hat.

                    https://youtu.be/k1vCrsZ80M4

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                      J.F.Lannister 02.02.2020, 23:52 Geändert 03.02.2020, 00:02

                      Oscars 2020:

                      Ein tunesisch-kanadischer Realkurzfilm über einen jungen Mann, der nach IS-Kämpfen in Syrien mit seiner in einen Niqab gekleideten Ehefrau nach Hause zurückkehrt, was zu Spannungen in der Familie führt.

                      https://vimeo.com/363649438

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                        J.F.Lannister 02.02.2020, 23:51 Geändert 03.02.2020, 00:02

                        Oscars 2020:

                        Eine Dokukurzfilm über einen südkoreanischen Schiffsuntergang 2014, bei dem 300 Menschen - zum Großteil Schulkinder - starben. Erschreckend und unfassbar, dass das überhaupt geschehen konnte und wie inkompetent sich die Regierung verhielt.

                        https://vimeo.com/329617474

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                          J.F.Lannister 01.02.2020, 16:58 Geändert 01.02.2020, 16:58
                          über 1917

                          Paul Schrader hat einen lesenswerten Artikel auf Facebook geteilt.

                          Was für ein Armutszeugnis es für die Oscars wäre, sollte "1917" über "OUATIH", "Parasite", "The Irishman" und "Joker" triumphieren. Und dass dies im Blick auf die Vergangenheit dann traurigerweise nur eine von vielen fragwürdigen Entscheidungen der Academy darstellen würde.

                          https://variety.com/2020/film/columns/1917-is-the-last-film-that-should-win-the-oscar-1203473554/

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                            Das erste Mal, dass mir ein Drehbuch von Charlie Kaufman nicht gefällt. Die Idee, ein fiktives Biopic über den TV-Showmaster Chuck Barris zu schreiben (er ist u.A. der Erfinder von "Herzblatt"), in dem er insgeheim als Agent und Auftragsmörder für die CIA arbeitet (die Gerüchte streute Barris in seiner Autobiographie selbst), hat durchaus seinen witzigen Reiz, trägt aber keinen abendfüllenden Film von 113 Minuten. Trotz der kritischen und dramatischen Untertöne geht Kaufman nie wirklich in die Tiefe, zudem laufen die beiden Handlungsstränge nur lose verknüpft nebeneinander her, ohne zu einer Einheit zu verschmelzen.

                            George Clooney gelingt es als Regisseur in seinem Regie-Debutfilm nicht, irgendwelche Highlights zu setzen, über die Gesamtdauer wird "Confessions of a Dangerous Mind" lediglich von Sam Rockwell als Chuck Barris und Drew Barrymore (sie war damals so alt wie ich jetzt^^) als dessen Freundin Penny Pacino getragen. George Clooney sieht sexy aus als CIA-Agent mit Schnäuzer, Brad Pitt und Matt Damon haben einen amüsanten Cameo-Auftritt als Herzblatt-Kandidaten. Maggie Gyllenhaal spielt neben "Adaptation." auch hier mit, also in den beiden Kaufman-Filmen, die 2002 erschienen.

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                              J.F.Lannister 30.01.2020, 19:29 Geändert 30.01.2020, 20:08

                              Wow. Charlie Kaufman hat hier nicht nur ein komplexes Werk über das Drehbuch Schreiben, den künstlerischen Adaptionsprozess und die Wesenhaftigkeit einer Adaption geschaffen, bei "Adaptation." handelt es sich zudem um ein essenzielles und allumfassendes Drama über Menschlichkeit und die Frage, wie sich der menschliche Mikrokosmos in den weltlichen Makrokosmos einfügt und wie sich das den einzelnen Menschen auswirkt.

                              Jede einzelne Szene erzeugt neue Bedeutungsebenen und verweist auf vertiefende, spätere Szenen, alles fügt sich zu einem großen Ganzen zusammen. Wenn ich den Film analysieren und ihm durch diese Analyse gerecht werden wollte, müsste ich mir "Adaptation." wohl Stück für Stück ansehen und mir ausgiebig Notizen machen, um dann einen vernünftigen Text verfassen zu können.

                              Nicolas Cage und Meryl Streep spielen so gut wie nie.

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                              • Alle neun der für den Besten Film nominierten Filme haben einen deutschen Veröffentlichungstermin bereits vor der Oscar-Verleihung, das ist schon außergewöhnlich^^ "Parasite" habe ich leider verpasst, vielleicht gehe ich nächste Woche dann noch "Little Women".

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                                • "Filmisch bleibt Johnson wie gewohnt nichtssagend."

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                                    J.F.Lannister 26.01.2020, 22:46 Geändert 26.01.2020, 22:49

                                    Irgendwo in "Suburbicon" steckt eine bissige, schwarze Komödie und Gesellschaftssatire über das bürgerliche und vorbildliche Vorstadtleben (der 1950er Jahre), das Drehbuch der Coen-Brüder kommt aber leider nur selten vollends zum Tragen, weil es von George Clooneys konservativ-biederer Regie übertüncht wird. Dabei beschränkt sich Clooney zum Großteil darauf, bekannte Gesellschaftsprobleme und menschliche Abgründe auszubuchstabieren, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Schade, hätten die Coens mal lieber selbst Regie geführt, das hätte im Idealfall ein neuer "Fargo" werden können...

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                                      Irgendwann ist auch für mich die Zeit des ersten Films von Charlie Kaufman gekommen^^

                                      Etwas Vernünftiges über "Being John Malkovich" zu schreiben, fällt mir schwer, wie Roger Ebert schon korrekt feststellte, birgt das Drehbuch genügend Ideen für ein halbes Dutzend Filme, die hier jedoch alle harmonisch eingearbeitet werden. Manche der Einfälle sprechen mich mehr, manche weniger an, in jeden Fall ist "Being John Malkovich" ein ziemlich ungewöhnlicher, lustiger, dramatischer und gut gespielter Film.

                                      Am Besten gefällt mir zum Einen die unkonventionelle und liebenswerte Art und Weise, wie Charlie Kaufman hier eine lesbische Liebesbeziehung etabliert, zum Anderen sein Kommentar zur Beziehung von Filmstar und Fan sowie die filmtheoretische Auseinandersetzung mit der Sicht des Zuschauers auf den Schauspieler und der Arbeit des Regisseurs mit dem Schauspieler.

                                      Darüberhinaus habe ich Charle Sheen als er selbst gefeiert, vier Jahre vor "Two and a Half Men" nimmt er hier bereits seine Rolle als Charlie Harper vorweg^^

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                                        How Jack Sparrow Redefined Manhood

                                        - The Zany Sidekick: A new kind of hero
                                        - The Rulebreaker: The freedom to be oneself
                                        - The Gender Pirate

                                        https://www.youtube.com/watch?v=ZZ0n4-1f0jQ

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                                        • Ergänzung zum Artikel: Dieses Leonard-Bernstein-Biopic wird nicht nur (u.A.) von Martin Scorsese produziert, es wurde ursprünglich auch von ihm geplant und er wollte auch selbst Regie führen.

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                                            Martin Scorsese besinnt sich in den zu keiner Sekunde langweiligen 210 Minuten ausgiebig zurück (sieht man ja allein schon am Cast), um dann Stück für Stück über eine Zeitspanne von ca. 40 Jahren hinweg die (eigens geschaffenen) Strukturen und Charakterisken des Mafiaepos sowie jene des realen, organisierten Verbrechens zu dekonstruieren. "The mafia epic to end all mafia epics."

                                            Ein meisterhaftes Alterswerk von Scorsese, Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci, mit "The Irishman" haben sie im Prinzip ihren persönlichen "Erbarmunglos" geschaffen. Sollte sich Hollywood in Zukunft nicht grundlegend wandeln, dürfte es sich bei "The Irishman" um den letzten US-amerikanischen Vertreter des Subgenres des Mafiaepos handeln.

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                                            • Top 10 der 2010er Jahre ohne Ranking:

                                              - Birdman
                                              - Cloud Atlas
                                              - Ex Machina
                                              - Gravity
                                              - Interstellar
                                              - Mad Max: Fury Road
                                              - Snowpiercer
                                              - Toy Story 3
                                              - The Lego Movie
                                              - The Wolf of Wall Street

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                                                  J.F.Lannister 20.01.2020, 18:04 Geändert 12.03.2020, 07:23

                                                  "The Favourite" gefällt sich sehr mit seinen Kameraspielereien (erinnert im negativen Sinn an Wes Anderson), seinem Historiensetting und dem opulenten Kostümdesign, was aber nur schwer darüber hinwegtäuschen kann, dass der Film inhaltlich nicht mehr als ein seichtes Comedydrama über eine von Eifersucht und Intrigen durchzogene Dreiecksbeziehung zu bieten hat. Parlamentsdebatten, Parteiarbeit und geopolitische Fragen (der Krieg gegen Frankreich im Spanischen Erbfolgekrieg) werden nur am Rand behandelt, über tatsächliche machtpolitische Strukturen erfährt man hier kaum etwas Neues oder Erkenntnisreiches.

                                                  Gleichzeitig gibt sich "The Favourite" nur selten wirklich vollkommen der faszinierenden und entlarvenden Dekadenz, dem Prunk und Exzess der Aristokratie hin. Zum Vergleich zwei konträre Beispiele: Sofia Coppolas "Marie Antoinette" erweckt das aristokratische Leben so authentisch zum Leben, dass es langweilt, "The Wolf of Wall Street" überzeichnet das Wirtschaftsleben satirisch, bis es weh tut und das Lachen im Hals stecken bleibt. "The Favourite" bewegt sich irgendwo dazwischen, evoziert weder Langeweile noch Schmerz, sondern macht das aristokratische Leben dagegen konsumbierbar und ertragbar. Eine Kritik an der Unmenschlichkeit und Dekadenz mag auf dem Papier existieren, Lanthimos’ Inszenierung und Stilisierung lässt sie auf der Leinwand bzw. dem Bildschirm jedoch nicht erfahrbar werden.

                                                  Unabhängig davon ist "The Favourite" ohne Frage ein herausragendes Schauspielkino, wenn man Olivia Colmans partielles Overacting einmal außenvorlässt. Selbige spielt die körperlich kranke und geistig labile Königin Anne, Rachel Weisz und Emma Stone konkurrieren als die um sexuelle Gunst und politische Macht buhlenden Sarah Churchill und Abigail Masham, in diesem Dreiergespann trumpft insbesondere Rachel Weisz auf. Nebenher sieht man Joe Alwyn als Oppositionspolitiker Robert Harley, der sich heftig in Abigail Masham verliebt.

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                                                  • Wow, darauf warte ich schon, seitdem ich mir vor Jahren Netflix und Amazon Prime zugelegt habe!

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