J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

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    Ein schön gefilmtes und mitreißendes Biopicdrama über die Entwicklung des Lügendetektors, die Erfindung der feministischen und queeren Comicfigur Wonder Woman durch den Psychologen William Moulton Marston sowie ein Plädoyer für die Enttabuisierung von Polyamorie und BDSM.

    Mit Luke Evans, Rebecca Hall ("The Prestige") und Bella Heathcote ("The Neon Demon", "The Man in the High Castle").

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    • 6 .5
      J.F.Lannister 15.05.2020, 21:16 Geändert 15.05.2020, 21:17

      Eine Zusammenarbeit von Batman, Cheshire-Cat und mir:

      Ein arabisch-rumänischer Survivalthriller von Ali F. Mostafa (Regisseur von "City of Life", einer der ersten Produktionen aus den VAE der Filmgeschichte), der die gegenwärtige, politische Lage in den VAE einer Zukunftsvision gleichkommend in ein postapokalyptisches Setting verlegt. Eine islamisch-fundamentalistische Organisation - angelehnt an den Muslimbrüdern und dem IS - möchte das Gesellschaftssystem reformieren, radikalisiert sich im Verlauf des politischen Konflikts aber immer weiter und stürzt das Land durch einen revolutionären Akt letztendlich ins Chaos und in den Abgrund.

      In diesem postapokalyptischen Setting herrscht Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit, die Protagonisten haben in einer heruntergekommenen Flugzeugfabrik Zuflucht gefunden. Die Struktur ihres Zusammenlebens entspricht der einer Erbmonarchie. Eines Tages nehmen die Protagonisten zwei Fremde in ihre Gruppe auf, als Folge dessen Misstrauen und Spannungen entstehen. Was zunächst wie die arabische Version von "It Comes At Night" anmutet, entpuppt sich allerdings recht zügig als ein Konflikt komplexeren, politischeren Ausmaßes. Urplötzlich findet sich die monarchistische Gruppe in einem brutalen Überlebenskampf gegen die zuvor genannten Islamisten wieder, die nun sogar von einer faschistischen Welt träumen und die Menschen in "würdig" (worthy) und "unwürdig" einteilen. Es ist ein Kampf zweier widerstreitender Ideologien, ein Kampf zwischen dem Weltlichen und dem Religiösen.

      Die Darstellung der dem Kampf inne wohnenden Gewalt und Brutalität hat es in sich, die Protagonisten erleiden enormen - und auf merkwürdige Weise beeindruckenden - physischen Schmerz, der unweigerlich auch auf den Zuschauer abfärbt. Dass manche dieser Szenen auch aus einem "Saw"-Film stammen könnten, lasse ich an dieser Stelle mal unkommentiert.

      Handlung und Charakterarbeit fallen schwach aus und verbleiben auf einem standardisierten Niveau, viel mehr lebt "The Worthy" von den verhandelten, politischen Themen sowie von der drastischen Umsetzung des Überlebenskampfes.

      (läuft auf Netflix)

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        J.F.Lannister 13.05.2020, 23:35 Geändert 13.05.2020, 23:44

        Wer mal wieder Lust auf Trash hat, kann sich diesen Film in der Flat auf Amazon Prime gönnen.

        Eine Mischung aus Asia-Actionfilm und "James Bond"-Rip-Off, zweit- bis drittklasig umgesetzt. Der Hauptcharakter ist ein japanischer Ninja-Agent, sein Sidekick ein US-amerikanischer Macho, der aussieht wie das ungewollte Kind von Arnold Schwarzenegger und Paul Walker, der links und rechts die heißen Frauen wegflankt und zum Schluss den Feinden mit einem fetten MG in den Armen einheizt. Gemeinsam müssen sie einer terroristischen Drogenorganisation auf den Philippinen den Garaus machen. Die vollkommen überzeichneten Antagonisten geben sich beim Overacten die Klinke in die Hand, darüberhinaus ist der Film angereichert mit dem absurdesten Klamauk, den man sich vorstellen kann. Habt ihr schonmal eine Gruppe Frauen in einem Dschungel-Terroristenlager auf den Philippinen zu bayrischer Volksmusik tanzen sehen? Von dieser Marke absurden Klamauks reden wir hier^^

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        • Der mittlerweile gealterte Russel Crowe könnte mit Vollbart auch als John Goodman durchgehen^^

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          • In "Harry Potter" lassen sich ohnehin diverse Horrorelemente finden. Seien es Fantasiewesen wie zum Beispiel der dämonenartige Voldemort im Wald in Teil 1, die von dir genannten Riesenspinnen und der Basilisk in Teil 2 oder die Dementoren und der Werwolf in Teil 3. Oder sei es Körperhorror wie Quirrell und Voldemort als Mann mit den zwei Gesichtern in Teil 1, Harry und Voldemort als verschmolzenes Wesen in Band 5 (Teil 7.2) oder Nagini, die in Teil 7.1 aus dem toten Körper von Bathilda Bagshot hervorbricht.

            Eine Buchpassage, die sich mir zudem sehr unter die Haut gegraben hat, ist jene in Band 5, in der Molly Weasley den Irrwicht beseitigen möchte und dabei einen psychischen Zusammenbruch erleidet, weil sich der Irrwicht - als Folge des Kampfes gegen Voldemort - in ihre getöteten Familienmitglieder verwandelt.

            Ja, "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" nehme ich ebenfalls als Horrorfilm für Kinder wahr. Ich sehe da viele Parallelen zu Stephen Kings "Es".

            In der mit der Kanalisation verbundenen Kammer des Schreckens lebt ein unbekanntes und langlebiges Monster (Es, Basilik), welches durch Rohre in die Schule eindringt, um muggelstämmige Kinder zu töten. In "Es" Rassismus katalysierend, in "Harry Potter" rassistisch motiviert. Der Verantwortliche (Es, Voldemort) schiebt die Schuld am Mord einem Schüler in die Schuhe (Henry Bowers, Hagrid) und erst nachdem dieser verurteilt wurde, hören die Angriffe auf.
            Exakt 50 Jahre später (in "Es 27 Jahre) kehrt das Monster zurück und die Angriffe beginnen von Neuem. Schließlich wird sogar eine den Protagonisten nahestehende Person (Audra Philips, Ginny Weasley) in die Kanalisation verschleppt. Die Erwachsenen glauben nicht an das Monster und an die Legende der Kammer des Schreckens, nur der 12-jährige Harry kann das Monster hören und letztendlich mit Hilfe seiner Kinderfreunde besiegen. Dafür müssen sie durch die Kanalisation in die Kammer hinabsteigen.

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            • 9

              Die Antithese zu "Ben Hur" und "Die zehn Gebote".
              Es kommt nicht von ungefähr, dass Produzent und Hauptdarsteller Kirk Douglas abseits von Stanley Kubrick als Regisseur auch Dalton Trumbo als Drehbuchautoren engagierte, stand dieser doch wegen seines kommunistischen Aktivismus auf der Schwarzen Liste Hollywoods. Während sich die beiden genannten Genrevorgänger als christlich-fundamentale und moralische Sandalenepen verstanden, handelt es sich bei "Spartacus" um die Ausformulierung einer sozialistischen Revolution und des Befreiungskampfes der arbeitenden Sklavenklasse gegen das römische Bürgertum. Ihren Höhepunkt findet die sozialistische Idee dabei in der ikonischen, kollektivistischen "Ich bin Spartacus"-Szene - jeder ist Spartacus, alle sind gleich und gleich zu behandeln.

              Dalton Trumbo und Stanley Kubrick machen es sich in "Spartacus" zum Ziel, ein glaubhaftes, allgemeingültiges und sachliches, ein zwar klar sympathisierendes, aber dennoch niemals einseitiges Bild von der Revolution und dem Klassemkampf zu zeichnen. Ausführlich widmet sich "Spartacus" neben dem Leben der Sklaven ebenfalls dem Alltagsleben der römischen Bürger und der Politik im Senat, um das Weltbild, die Werte und Normen - die Ideologie - des Bürgertums zu vermitteln. Speziell werden dahingehend verschiedene Akteure und Nutznießer charakterisiert, Politiker wie Crassus und Julius Caesar, Geschäftsleute wie Batiatus, Sklavenhändler wie Gracchus oder ehemalige Sklaven und nun Gladiatorentrainer wie Marcellus. Nichtsdestotrotz sucht der Film keine individuellen Schuldigen, vielmehr werden allgemein die Schwächen und Fehler der bürgerlichen Ideologie, des bürgerlichen Gesellschaftssystems angeklagt.

              Die Authentizität spiegelt sich darüberhinaus im Grad der Brutalität und in der Art des Schauspiels wider. Für einen Film aus dem Jahr 1960 fallen die Darstellung der Gewalt gegenüber Sklaven, die Gladiatorenkämpfe und die Kriegshandlungen äußerst hart aus, relativ gesehen spart Kubrick nicht an fließendem Blut und zeigt sogar das Abtrennen von Gliedmaßen. Das Schauspiel von Kirk Douglas als Spartacus, Jean Simmons als Spartacus´ Ehefrau Virinia, Charles Laughton als Gracchus und Peter Ustinov als Batiatus zeichnet sich durch immense und zeitlose Natürlichkeit aus. Insbesondere die leidenschaftliche, neckische und ungezwungene Liebesbeziehung zwischen Spartacus und Virinia hat es mir da angetan, die Kritik an Stanley Kubricks kalt-emotionsloser Inszenierung und Schauspielführung wird für mich selten so deutlich widerlegt wie hier! Ich bin ansonsten niemand, der den Oscars allzu große Wichtigkeit beimisst, dennoch ist es in meinen Augen geradezu unvorstellbar, dass von den Schauspielern tatsächlich nur Peter Ustinov nominiert - und dann auch ausgezeichnet wurde.

              Des Weiteren finden sich in "Spartacus" mehrere, bemerkenswerte bis außergewöhnliche Untertöne.

              Die Liebesbeziehung zwischen Spartacus und Virinia baut auf einem feministischen Fundament auf. Unter den Sklaven werden Frauen den Männern zugeteilt, um Sex mit ihnen zu haben, dem ist zu Beginn auch Spartacus nicht abgeneigt. Als ihm auffällt, dass ihm seine römischen Herren beim Sex zusehen wollen, schreit er ihnen entgegen, er sei kein Tier. Daraufhin meint Virinia zu Spartacus, sie sei gleichfalls kein Tier. Fortan behandelt Spartacus Virinia mit Respekt, was schließlich in der Liebesbeziehung mündet.

              Anknüpfend an der Antithese zum Bibelfilm wird in "Spartacus" wissenschaftliches und antireligiöses Denken befürwortet. In einer Szene vertraut Spartacus Virinia an, er möchte die Naturphänomene verstehen lernen und nennt als Beispiele das Fallen von Steinen, die Flugfähigkeit von Vögeln, den Sonnenuntergang, die Mondphase und die Entstehung des Windes. Virinia karikiert dann die Vorstellung, dass Naturphänome einen göttlichen Ursprung haben.

              Zwischen Crassus und seinem Haussklaven Antoninus kommt es zu einer sehr erotischen Badeszene, in der Crassus´ Bisexualität offengelegt wird. Antonius badet Crassus, während dieser Antonius mit zweideutigen Bemerkungen zu verführen sucht, er fragt ihn, ob er Austern und Schnecken esse. Ferner fragt Crassus, ob Ersteres moralisch, aber Letzteres Unmoralisch sei und kommt zu dem Schluss, dass es lediglich eine Frage des Geschmackes sei und beide Präferenzen unabhängig von der Moral existieren. Leider wurde diese Szene damals aus der Kinofassung herausgeschnitten und erst 1991 im Zuge der Restauration eingefügt.

              Fazit: "Spartacus" ist mein fünfter Kubrick-Film, ich bin immer wieder fasziniert davon, wenn sich Regisseure in jedem Gerne, welches sie anpacken, pudelwohl fühlen und zu Meisterleistungen auflaufen. Trotz des christlich-fundamentalen Hintergrunds bin ich ein sehr großer Fan von "Ben Hur", "Die zehn Gebote" funktionierte diesbezüglich für mich dann leider nicht mehr. Daher ich bin froh, dass in der Zeit mit "Spartacus" auch ein alternativer Sandalenfilm gedreht wurde.

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              • 3 .5

                "Super Mario Bros." ist immer dann witzig und unterhaltsam, wenn sich der Film auf sein dystopisches SciFi-Setting und Dennis Hopper als diktatorischer King Koopa konzentriert. Mit der Welt von Super Mario hat diese Adaption so gut wie gar nichts gemein, stattdessen lässt der Film sich deutlich vom Kino der 80er Jahre inspirieren, das Setting erinnert mehr an die dystopische Zukunft in "Zurück in die Zukunft II" und/oder lässt sich als Parodie auf "Blade Runner" verstehen. Analog dazu sieht Dennis Hoppers King Koopa auch überhaupt nicht aus wie Bowser in den Videospielen, dafür entpuppt er sich amüsanterweise aber als eine grandiose Realfilmversion von Lord Business aus "The Lego Movie". Neben Hopper agiert auch Fiona Shaw als biestige, fiese Antagonistin und bietet einen Vorgeschmack auf ihre Rolle als Tante Petunia in den "Harry Potter"-Filmen.

                Ansonten bedient "Super Mario Bros." fröhlich die Reptiloiden-Verschwörungstheorie, der urzeitliche Meteor hat nämlich nicht alle Dinosaurier getötet, sondern eine Alternativrealität geschaffen, in der sich die Dinosaurier zu intelligenten, humanoiden Wesen entwickelten. King Koopa und seine Schergen planen nun die Verschmelzung unserer mit ihrer Realität, um dann die Alleinherrschaft anzutreten. Besonders ulkig fällt King Koopas De-Evolutionierungstechnologie aus, mit deren Hilfe Lebewesen im Schnelldurchlauf entweder de-evolutioniert oder evolutioniert werden können. Die Reptiloiden verwandeln sich im Zuge der De-Evolutionierung in Goompas mit Waran-, Raptoren- oder Schlagenköpfen, King Koopa in einen Tyrannosaurus Rex und die Menschen in Schimpansen. Evolutionierung sorgt für eine Intelligenzsteigerung, was in der Handlung zur Folge hat, dass zwei von King Koopas Schergen zu Kommunisten werden und ihn als Faschisten und Klassenfeind erkennen^^

                Leider stehen in "Super Mario Bros." zu sehr die beiden titelgebenden Klempner-Partner Mario und Luigi - mitsamt Luigis Liebe Prinzessin Daisy - im Vordergrund, die als profillose und uninteressante Helden langweilen und mit ihrem Humor auf Dauer nerven. Die Action wird gezwungerweise ihrem Klempnerdasein angepasst und im Finale schlicht und ergreifend aus "Ghostbusters" entlehnt (hier erneut der 80er-Bezug).

                Aufgrund dieses falschen Fokusses sind die unterhaltsamen Momente im Film leider rar gesät. Darüberhinaus hätte "Super Marios Bros." hinsichtlich seines Trashcharakters noch eine weitere, ordentliche Portion Wahnsinn vertragen, um diesem wirklich freien Lauf zu lassen zu können, im Vergleich mit dem ähnlich gelagerten "Batman & Robin" (langweilige Helden, Schurken und Setting als Highlight) fährt die Nintendo-Adaption dann doch noch mit angezogener Handbremse.

                3 - 3,5 von 10 Punkten für "Super Mario Bros.". Als Vergleich dazu: "Batman & Robin" hat bei mir 5 von 10 Punkten.

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                • 5

                  Die neue (Netflix)-Zeichentrickserie von Pendleton Ward ("Adventure Time") und dem Comedian Duncan Trussell, angesiedelt in einer surrealistischen Science-Fiction-Welt, in welcher ein Space Podcaster namens Clancy Gilroy durch einen Multiversen-Simulator zu diversen Planeten reist, um deren Bewohner zu interviewen. Am Besten lässt sich das als Mischung aus "Adventure Time" und "Rick and Morty" beschreiben. Die Dialoge in der Serie sind nicht frei erfunden, sondern basieren auf mehreren Diskussionen aus Duncan Trussells Podcast "The Duncan Trussell Family Hour".

                  Vor dem Hintergrund des surrealistischen, apokalyptischen Planetengeschehens führen die Charaktere Diskurse über gesellschaftliche, philosophische, spirituelle und psychoanalytische Themen. An sich sehr interessant, nur verschmelzen die Podcast-Dialoge und das Planetengeschehen nur selten zu einer Einheit, sondern laufen stattdessen zum Großteil nebeneinander her. In der ersten Episode, in der sich Clancy Gilroy und der US-Präsident während einer Zombieapokalypse über die Legalisierung von Cannabis speziell und Drogenkonsum allgemein unterhalten, ist das noch zum Brüllen komisch, die Episoden 2 - 7 ziehen aus dem Konzept meiner Meinung nach jedoch keinen Mehrwert. Das Planetengeschehen lenkt sogar sehr oft ab, sodass ich den diskutierten Themen nicht folgen konnte. Freilich kann man das als Achtsamkeits- und Medidationsübung betrachten, was im Bezug auf den Inhalt sogar Sinn ergeben würde, eine Verschmelzung der Dialoge mit dem Planetengeschehen, wie es schließlich in der achten Finalepisode geschieht, hat für mich aber einen bedeutend größeren, künstlerischen Wert.

                  Existenzialismus und der Kreis von Leben und Tod sind wiederkehrende Themen in "The Midnight Gospel", diese kulminieren in der Finalepisode in Wechselwirkung mit der zuvor banal erscheinenden Charakterzeichnung Clancys, beide Aspekte werden in einen neues Licht gerückt und entfalten erst hier ihre volle Bedeutung. Die Finalepisode verhandelt den Tod von Clancys Mutter, der gleichzeitig auch den Tod von Duncan Trussels Mutter darstellt, die Diskursinhalte des Dialogs zwischen Clancy und seiner Mutter sowie Clancys vorbereitete Charakterzeichnung fügen sich hier gemeinsam mit dem äußeren, formalen Planetengeschehen zu einem deutlich wahrnehmbaren Ausdrucksgefüge zusammen. Die durch den Tod einer geliebten Person ausgelösten Verlustgeühle, Trauer und Schmerz werden in der Finalepisode auf so greifbare, einfühlsame und lebensbejahende Weise erfahrbar gemacht, wie ich es selten zuvor in einem Science-Fiction-Werk erlebt habe.

                  Es ist ziemlich schade, dass die restlichen Episoden nicht über diese Qualitäten verfügen und/oder lediglich dem Aufbau dienen, so ergeben für mich für die Gesamtstaffel nur 5 von 10 Punkten.

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                  • J.F.Lannister 06.05.2020, 23:18 Geändert 06.05.2020, 23:20

                    Nachdem Disney/Lucasfilm Phil Lord & Chris Miller wegen kreativer Differenzen entließ, holt man jetzt den ähnlich gelagerten Taika Waititi? Ich zweifele noch daran, dass das gut geht^^

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                    • 6 .5

                      Ein okayes, gut gespieltes Biopic über Alan Turing und die Entschlüsselung des Enigma-Codes im Zweiten Weltkrieg mit LGBT-rechtlichen und feministischen Untertönen, das man sich auf jeden Fall einmal anschauen kann. Besonders witzig fällt Alan Turings Charaktereinführung aus, die 1:1 Benedict Cumberbatchs Sherlock Holmes entspricht.

                      Dennoch frage ich mich mal wieder, welchen Narren die Academy an solchen zwar überdurchschnittlichen, aber dennoch filmisch nie herausstechenden Biopics gefressen hat (Auszeichnung für das Drehbuch, u.A. Nominierungen für Film und Regie).

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                      • ?

                        CBS produziert jetzt eine Serie über Joe Exotic, mit Nicolas Cage in der Hauptrolle.

                        https://variety.com/2020/tv/news/joe-exotic-nicolas-cage-series-tiger-king-1234574979/

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                        • Wie wäre es mit Arnie als Hercules, vielleicht hat er ja Bock auf ein Revival :-)

                          • J.F.Lannister 01.05.2020, 21:50 Geändert 01.05.2020, 21:52

                            @Poltergeist
                            "allerhand VFX-Angeberei bar jeder substanziellen Bewandtnis"

                            Dem liegt doch aber eine satirisch-schwarzhumoristische Dekonstruktion des US-amerikanischen Mittelstands sowie der Vorstadt- und Nachbarschaftsidylle zugrunde. Der Film richtet deren Werte und Statussymbole (US-Patriotismus, Fernsehen, Garten, ...) gegen die Familie und fördert wortwörtlich die sprichwörtlichen "Leichen im Keller" an die Oberfläche.

                            Darüberhinaus führt "Poltergeist" das von George Lucas und Steven Spielberg geschaffene Eskapismuskino mitsamt dem Merchandise als Horror gegen sich selbst ins Feld.

                            Ansonsten handelt es sich hier eben um die Gruselausformulierung der kindlichen Imagination. Merkwürdig geformte Schatten und Spielzeuge, die im Dunkeln böse aussehen. Blitz und Donner draußen vor dem Fenster. Portale in Schränken und dunklen Ecken, aus denen Monster kommen können. All solche Dinge, vor denen man als Kind unsinnigerweise Angst hatte, werden hier mit tollen Effekten und einem düster-magischen Soundtrack zum Leben erweckt.

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                              Das Fazit der Serie zur Prohibition als Gesetz zum Verbot von Alkoholkonsum:

                              --> Welches man so zum Beispiel auch auf das Verbot von Cannabis anwenden kann.

                              "The most surprising legacy of Prohibiton is, that it's much harder to get a drink today than it was, when it was against the law to get a drink. Once you allow something, there is an entire code of law - closing hours, age limits, purity control, percentage of alcohol. During Prohibition, because you couldn't drink at all, you could drink anytime and anyone could drink. And it was only, when it comes back, that there's a restriction on our drinking."

                              "When you look at the United States, about 10% of the adult population has a serious problem with alcohol. You don't pass the law based on 10%, because most people who drink, handle it very well. So treat the people, who have a problem with alcohol. Don't try and treat the whole country."
                              - Ein seit 30 Jahren trockener Alkoholiker -

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                              • 9
                                J.F.Lannister 30.04.2020, 19:54 Geändert 30.04.2020, 20:23

                                Prohibiton als Nährboden für Kriminalität und Mafiastrukturen:

                                "Prohibition was a joke. You cannot legislate morality, number one. Number two, in legislating and attempting to legislate morality, you create opportunities for people, who do not follow the law."

                                "If you were a thug, you were making a little bit of money here and there at great risk, but you were never gonna get rich. Suddenly Prohibition comes along, you can do the same thing, you were doing before, but now you're making a fortune. And once they starting making this fortune, they've got power and money to start buying politicians, which means, they can make greater fortunes."

                                "Prohibition gave the average criminal a cover. Now instead of saying, 'He is a thug', they'd say 'He works on the Prohibition tracks. He serves beer. How bad can the guy be?'"

                                Die Prohibition hat Kriminalität und (kapitalistische) Gang- und Mafiastrukturen erst möglich und groß gemacht - und die kriminelle Energie und Kriminalität darüberhinaus auch noch aus gesellschaftlicher Sicht geadelt.

                                Dennoch komme ich nicht umhin, der Kreativität Respekt zu zollen, mit der die Lücken und Grauzonen des Prohibitionsgesetzes ausgenutzt wurden, um es zu umgehen. Insbesondere aufgrund der komischen Absurdität, die dem teils innewohnt, im Folgenden einige Highlights:

                                Drei Meilen vor der Ostkünste, an der Grenze des US-Hoheitsgebiets, wuchs eine Art Schiffsstadt heran, von der aus der Alkohol auf das Festland geschmuggelt wurde, die Schiffsstadt soll einem großen Alkohol-Supermarkt gleichgekommen sein. Manche Alkoholverkäufer gaben sich als Milchmänner aus und strichen ihre Flaschen weiß an, sodass diese wie Milchflaschen aussahen. Anheuser-Busch verkaufte in Massen legalen, unfermentierten Malzextrakt, den man privat durch Wasserzugabe selbst fermentieren konnte. Folgende "Warnung" auf der Verpackung von Traubenkonzentraten: "Do not add water and leave in a dark place, or it will ferment and turn to wine." :D Die Weinbauern profitierten langfristig dementsprechend auch von der Prohibition, der Preis für eine Tonne Ernte stieg von 9$ auf 375$ an.

                                Quintessenz über Al Pacone:

                                "There's no real reason, why he should become the most famous gangster in American history. He's not that different from dozens of others, who were doing the same kind of criminal activity. The key difference is, that he liked attention. He was the first media hound, the first publicity addict among the great gangsters."

                                "Capone's idea was, that everybody reads the newspaper and most people are stupid enough to believe, what's written in the papers."

                                Al Capone hat die Macht und den Einfluss der Medien verstanden, er bezahlte Reporter und lud sie zu Interviews ein, er hielt Pressekonferenzen, in denen er sich als öffentlicher Wohltäter präsentierte. Des Weiteren gab der Autogramme bei Baseballspielen, verschenkte zu Weihnachten Weihnachtskugeln und spielte sogar in Schulen den Weihnachtsmann (lol). Vom Status einer solchen in der Öffentlichkeit beliebten Person erhoffte sich Capone, längerfristig im Prohibitionsgeschäft agieren zu können, ohne ernsthaft belangt zu werden.

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                                  J.F.Lannister 30.04.2020, 19:16 Geändert 01.05.2020, 02:58

                                  Prohibition und Xenophobie:

                                  Die Durchsetzung und Aufrechterhaltung der Prohibition ging einher mit einer Abneigung gegen Immigranten (Iren, Italiener, Juden, Katholiken), die ihren kulturell bedingten Alkoholkonsum und -genuss mit in die USA brachten. Mit der Prohibition wollte die protestantische, weiße US-Bevölkerung, die sich selbst als Natives betrachteten und meinten, Alkoholkonsum sei unamerikanisch, die Macht und Kontrolle über "ihre USA" zurückerlangen. Beispielsweise war der Ku-Klux-Klan einer der größten Verfechter der Prohibition. Dahingehend tat sich auch eine Kluft zwischen der Land- und der Stadtbevölkerung auf, weil die Städte durch die Immigration anwuchsen und dort der illegale Alkoholkonsum boomte. Die Verzahnung von Prohibition und Xenophobie bedingte, dass das illegale Alkoholgeschäft von Immigranten dominiert wurde, Iren, Italiener und Juden verstanden es als Trotzreaktion und Auflehnung gegen das Establishment, wie es ein interviewter Historiker ausführte.

                                  Im Wahlkampf 1928 entwickelte sich sich das Prohibitionsgesetz zu einem zentralen Konflikt zwischen dem Lager des republikanischen Befürworter - und späteren Präsidenten - Herbert Hoover und dem Lager des demokratischen Katholiken und kritischen Reformer Al Smith. Zitat eines protestantischen Befürworters: "I would rather see a nigger in the White House, than have Al Smith president."

                                  Südstaaten-Paradoxon:
                                  Prohibitionsbefürworter innerhalb der afroamerikanischen US-Bevölkerung führten als Grund an, der Konsum von Alkohol würde den Kampf der Afroamerikaner für Wahlrecht und soziale Gerechtigkeit untergraben. Prohibitionsbefürworter unter den Südstaaten-Rassiten führten als Grund an, Alkohol würde Schwarze in Tiere verwandeln oder ihre Gewalttätigkeit befeuern (je nachdem, wie man "brute" jetzt übersetzten möchte). Für sie war ein Schwarzer, der wählen darf und Alkohol trinkt, eine absolute Horrorvorstellung^^

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                                  • 9

                                    Eine Dokuserie von Ken Burns und Lynn Novick ("The Vietnam War", "The War"), die wie die beiden anderen genannten Dokuserien aktuell auf Netflix läuft.

                                    Das Amüsante daran: Die interviewten Zeitzeugen in der Dokuserie sind (logischerweise) steinalt :D Sie berichten hier zum Einen über ihre Erfahrungen im Kindesalter der 1910er bis in die frühen 1930er Jahre und zum Anderen über Geschichten, die ihnen ihre Eltern erzählten.

                                    Wenn man denkt, man wüsste über die Prohition Bescheid, und beim Schauen der Doku feststellt, dass man im Endeffekt so gut wie gar nichts wusste - eine faszinierende Eigenbeobachtung meinerseits^^ Weil meine gesammelten, verschriftlichten Eindrücke einen sehr langen Text ergeben, teilt ich den mal auf mehrere, thematich grob unterteile Posts auf.

                                    Suffragetten als Vorreiter:
                                    Zum Beispiel war mir nicht bekannt, dass die Prohibitionspläne bis in die 1820er Jahre zurückreichten, also bereits 100 Jahre vor der Ratifizierung des Prohibitionsgesetzes, und dass das im 19. Jahrhundert einherging mit dem Kampf von Frauen für mehr Rechte, soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Angetrieben dadurch, dass die Ehemänner ihren Beruf nicht ausüben und ihre Familie nicht ernähren konnten, weil sie oft sturzbetrunken waren. Und weil es aus Frust wegen dieser unmännlichen Blamage dann vermehrt zu häuslicher Gewalt und zu Vergewaltigungen der Ehefrau kam, damit man(n) sich wieder männlich fühlen konnte. Was damals an sich ja auch noch als normales Eheleben galt und nicht rechtlich verboten war.

                                    Aus deutscher Sicht:
                                    Die deutschen, industriellen Bierbrauer (von denen Anheuser-Busch wohl der Bekannteste ist) schlossen sich zu einer Organisation zusammen, um die deutsche Kultur des Bier Trinkens in den USA aufrechtzuhalten. Insbesondere in den Bundesstaaten mit Millionen an deutschen Immigranten (z.B. Pennsylvania, New York, Iowa) erhielten sie viel Zuspruch, viele der Immigranten traten auch der Organisation bei. Die Propaganda der Bierbrauer ist aus heutiger Sicht teils geradezu absurd, Bier als gesundes Getränk für Kinder und Schwangere^^ Daher kommt anscheinend auch der Begriff "Flüssigbrot".

                                    Die antideutsche Stimmung während des Ersten Weltkriegs - die USA trat ja ein, nachdem US-Schiffe durch die Deutschen versenkt wurden - machte die Durchsetzung der Prohibition auf nationaler Ebene erst möglich. War das Deutsche Kaiserreich der außerstaatliche Feind der USA, galt die deutsche Bierbrauindustrie im Zusammenhang mit dem Alkohol als innerstaatlicher Feind der USA, die Bierbrauer verloren enorm an Reputation. Allgemein kam es auch zu einer Entgermanisierung (Schulkinder vernichteten ihre Deutschbücher) sowie Diskriminierung und Gewalt gegenüber Deutschsprachigen.

                                    Einfluss der Spanischen Influenza:
                                    Die Produktion von Whisky war während der Prohibition zu medizinischen Zwecken weiterhin erlaubt. Die Spanische Influenza sorgte ironischerweise dafür, dass sich Millionen von US-Amerikanern durch das Vorzeigen von ärztlichen Rezepten legal Whisky kaufen konnten.

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                                      J.F.Lannister 28.04.2020, 19:28 Geändert 28.04.2020, 19:29

                                      Mein neues Lieblingslied^^

                                      Hitler has only got one ball,
                                      Göring has two, but very small.
                                      Himmler is rather sim'lar,
                                      But poor old Goebbels has no balls at all!

                                      Auf die Melodie des Colonel Bogey March.

                                      https://www.youtube.com/watch?v=JutPp0Oc0JQ

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                                        Kindliche Neugier und pubertierende Rebellion als antifaschistisches und antirassistisches Politikum

                                        In Staffel 4 leben Reichsmarschall John Smiths Töchter Jennifer und Amy zusammen mit Mutter Helen ein Jahr lang bei ihrem Onkel in der Neutral Zone, die weder von Nazis noch von Japanern beherrscht wird. Dort sehen sie zum ersten Mal in ihrem Leben Schwarze in den USA, hören zum ersten Mal Jazz und werden zum ersten Mal in ihrem Leben mit - der Existenz - politischer Opposition und Kritik am Regime konfrontiert. Erinnerungen an ein ehemals frei(er)es sowie ethnisch und kulturell vielfältigeres Amerika.

                                        Die ältere Tochter Jennifer findet Gefallen am andersartigen und tanzbaren Jazz und wird vom Programm des oppositionellen Piratensenders vereinnahmt. Als sie von Smith zurück in die NS-USA geholt wird, entfremdet sie sich immer mehr von ihrem Vater, ihren Schulkameraden und dem faschistischen System, im weiteren Verlauf der Staffel auch von ihrer Mutter. Im Staffelfinale kulminiert diese Entfremdung in einem emotionalen Streitgespräch, in dem Jennifer ihre Mutter wegen der Ausübung und/oder Duldung faschistischer Menschheitsverbrechen anklagt und sich in Folge dessen von ihr abkehrt.

                                        Ihre jüngere Schwester Amy schwärzt Jennifer zunächst noch bei John Smith wegen des Besitzes einer Jazz-Platte als Rassenschänderin und Volksverräterin an, fragt ihren Vater später am Tag jedoch, warum in den NS-USA keine Schwarzen mehr leben. Auf diese entlarvende Neugier kann Smith nur stammelnd mit Ausreden und Lügen reagieren.

                                        In obigem Absatz schreibe ich bewusst von einem "frei(er)en" Amerika, weil es zynisch ist, in Anbetracht des Umgangs mit Afroamerikanern bis in die 1960er Jahre hinein von einem freien Amerika zu reden. Rassismus besteht weiterhin, Jazz wird als "Neger-Musik" bezeichnet und in unserer Realität wird ein afroamerikanisches Paar verhaftet, weil es in einem Café etwas bestellen möchte. Dementsprechend zollt die Black Communist Rebellion dem japanischen Kaiserreich in der alternativen Realität aufgrund des Angebots von Friedensverhandlungen Respekt, es ist das erste Mal in der Geschichte Amerikas, dass Schwarze als Gleichberechtigte behandelt werden. Im Folgenden lehnt die Black Communist Rebellion zudem "Stars and Stripes" als US-amerikanische Staats- und Nationalflagge ab, weil damit unweigerlich der fortwährende Rasissmus gegenüber Schwarzen in Amerika verbunden ist.

                                        In den japanischen USA hat Kempetai-Chief-Inspector Kido damit zu kämpfen, dass sein Sohn Toru nach einer Schlacht gegen chinesische Rebellen in der Mandschurei unter PTBS und Schuldgefühlen wegen des Massakers an der chinesischen Bevölkerung leidet und Kidos väterliche Erwartungen nicht mehr erfüllen kann. Kido verbindet mit einer gewonnenen Schlacht persönliche Stärke und Heldentum, dementsprechend stolz werde man seinem Verständnis nach also den verliehenen Verdienstorden an der Uniform tragen. Sobald Toru jedoch den Orden aus der Schatulle nimmt und anstecken möchte, hört er nur Kriegslärm und menschliche Schreie. Aufgrunddessen kann er das Vorstellungsgespräch nicht antreten, welches Kido für ihn arrangiert hat, und verfällt im Verlauf der Staffel dem Opiumkonsum.

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                                          Vorab: In den nächsten Tagen folgt noch ein Kommentar zur Episode 2 mit Ergänzungen aus weiteren Episoden, hier erstmal nur mein kurzgefasster Gesamteindruck:

                                          Trotz diverser Qualitäten lässt mich die finale, vierte Staffel doch eher unbefriedigt zurück. Gerade die letzten vier Episoden, in denen viel Potential schlummert und derren Inhalt an sich eine ganze Staffel gerechtfertigt hätte, werden dann übers Knie gebrochen zu einem Serienfinale zusammengestaucht. Und wenn ich mir den Produktionshintergrund der finalen Staffel anschaue, frage ich mich bei dem eher offenen Ende und mehreren offen gelassenen Fragen, ob das alles so geplant war und ob es ursprünglich nicht doch noch eine Folgestaffel geben sollte.

                                          *SPOILER*
                                          Wo kommen die ganzen Leute aus dem Portal her und warum? Was geschieht mit dem japanischen Kaiserreich, bricht es ein und verliert gegen die chinesischen Rebellen? Was geschieht mit dem NS-Reich? In Europoa ist es ja noch intakt und der dem Faschismus abschwörende Second-in-Comand in den NS-USA scheint auch auf sich allein gestellt zu sein. Wird er das europäische NS-Reich mit Nuklearwaffen angreifen und/oder sich mit den afroamerikanischen Kommunisten verbünden? Weren es die Kommunisten schaffen, erfolgreich einen eigenen Staat zu errichten? Wird der neue, deutsche Führer Görtzmann die USA angreifen? Schließlich ist Smith tot und die Taten seines Nachfolgers muss Görtzmann als Verrat betrachten.
                                          *SPOILER ENDE*

                                          Das sind alles Fragen, die mir nach dem Ende im Kopf herumschwirren.

                                          Für Staffel 4 vergebe ich 5,5/10 Punkten, für die Gesamtserie 6,5-7/10 Punkten.

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                                            Heute zum ersten Mal gesehen.

                                            Es hat schon etwas von Nach-Hause-Kommen an sich, wenn man seit der Jugend großer Fan der "Die Nackte Kanone"-Trilogie ist und hier dann nun als Erwachsener den großartig-albernen Klamauk- und Slapstickhumor von Zucker, Abrahams & Zucker komplett neu für sich entdecken kann.

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                                              J.F.Lannister 26.04.2020, 10:24 Geändert 26.04.2020, 10:32

                                              Anthony und Joe Russo holen sich als Produzenten und Drehbuchautoren mit Sam Hargrave einen Stuntkoordiantor und Second Unit Director (u.A. PotC, Marvel, DC, Panem, The Accountant, Atomic Blonde, Wolf Warrior 2) als Debut-Regisseur und lassen ihn einen Actionfilm mit Chris Hemsworth in der Hauptrolle drehen. Ein bangladeschischer Drogenlord hat den Sohn eines indischen Drogenlords entführt, welcher eine australische Söldnerorganisation anheuert, um den Sohn aus Dhaka zu befreien.

                                              Entsprechend seiner vorherigen Arbeit versteht Sam Hargrave das Handwerk für gelunge Action, spannend und abwechslungsreich choreographiert, das Setting voll ausnutzend und sauber inszeniert, in der Mitte des Films baut er als visuelles Schmankerl zudem eine Plansequenz ein. Freilich orientiert sich Hargrave an populären Genrevorgängern aus dem letzten Jahrzehnt (The Raid, John Wick), diese nüchterne und rein auf das Körperliche fokussierte Ein-Mann-Action gefällt mir aber außerordentlich gut.

                                              Kurz vor dem Finale richtet "Extraction" den Blick auf für mich unnötige und oberflächliche Sentimentalitäten, die Chris Hemsworths Charakter Profil verleihen sollen, letztendlich aber nur den Actionfluss unterbrechen und die Spannung herausnehmen. Hemsworth selbst gerät in diesen ernsthaft-dramatischen Szenen des Weiteren an die Grenzen seines Schauspieltalents. Rückblickend betrachtet dient die Szene der inneren und zweisamen Einkehr als Ruhe vor dem Sturm, als Vorbereitung für ein weit schlimmeres Finale.

                                              Entgegen seiner vorherigen Inszenierung gibt sich Hargrave nun von 0 auf 100 dem Pathos hin, im Selbstaufopferungsmodus verteidigt Hemsworth den Jungen vor den Henchmen des Dorgenlords und denkt dabei via Flashbacks an seinen eigenen Sohn, musikalisch steuert Zimmer-Zögling Henry Jackman dazu seine Version von "Time" bei.

                                              *SPOILER* Vor dem Hintergrund einer untergehenden Sonne stirbt Hemsworth dann den Heldentod, fällt von der Brücke und wird im Tod mit seinem bereits verstorbenen Sohn wiedervereint. Aber stirbt er wirklich? In der Endeinstellung sieht man die Silhouette eines Mannes, der Chris Hemsworth zu sein scheint, ist er es tatsächlich oder handelt es sich da nur um eine Wunschvorstellung und/oder Sinnestäuschung des Jungen? *SPOILER

                                              Als ich den Filmtitel "Extraction" las und die Handlung ihren Lauf nahm, kam mir ausschließlich scherzhaft der Gedanke, dass es sich hier um eine gegenteilige Version von "Inception" handelt. Jetzt, nach dem Film und speziell nach dem Finale und dem Ende, fühle ich mich dahingehend fast schon bestätigt. Um seinen Sohn wiederzusehen, muss Hemsworths Charakter keine Inception, sondern eine Extraction durchführen. Zudem wird ein stark an "Time" angelehntes Musikstück im Finale verwendet und für den Zuschauer gibt es dann auch noch eine Twist-Endeinstellung, bevor hart zum Abspann geschnitten wird.

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                                              • J.F.Lannister 25.04.2020, 21:10 Geändert 25.04.2020, 21:14

                                                Der neuseeländische Schauspieler Bruce Allpress ist vorgestern im Alter von 89 Jahren an den Folgen von ALS gestorben. Er spielte den alten Rohan-Bogenschützen in "Der Herr der Ringe: Die Zwei Türme", der während der Schlacht um Helms Klamm den ersten Pfeil abschießt.

                                                https://www.stuff.co.nz/entertainment/121275446/kiwi-actor-bruce-allpress-dies-aged-89

                                                Was ich unabhängig von seinem Tod witzig finde:
                                                Allpress wuchs in der neuseeländischen Stadt Dunedin auf. "Dunedin" fehlt nur ein Buchstabe und ein Akut, um das Wort "Dúnedain" zu bilden, die Bezeichnung für jenen Menschenstamm, dem Aragorn angehört.

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                                                  J.F.Lannister 25.04.2020, 11:14 Geändert 25.04.2020, 11:16

                                                  Ein in den ersten zwei Dritteln virtuos inszenierter und spannender Neo-Noir-Erotik-Kriminalthriller nach Hitchcock´scher Art, der im letzten Drittel für meinen Geschmack eine Kriminalhandlungsschleife zu viel einbaut und sich zusehends dem groß angelegten, plakativen und repetitiven Effekt verschreibt.

                                                  Zeichnet sich Jerry Goldsmiths Score zu Beginn noch durch schöne Melodien aus, welche die erotisch aufgeladene Atmosphäre untermalen, wandelt sich der Score zum Schluss während der Spanungsszenen zum lauten Getöse und "Psycho"-Verschnitt. Die potentielle, für "Basic Instinct" ikonische Sex-Mordszene wiederholt Verhoeven tatsächlich drei- oder viermal, um Erwartungen beim Zuschauer zu schüren, irgendwann zehrt das aber nur noch im negativen Sinne an den Nerven.

                                                  Abseits vom Inszenatorischen ist der Cast konstant von großer Klasse, im Zentrum stehen Micheal Douglas und Sharon Stone leidenschaftlich und explosiv aufspielend als kontrahierendes Sex- und Liebespaar, unterstützt werden die beiden insbesondere durch Jeanne Tripplehorn ("Waterworld") als Douglas´ Psychotherapeutin, gute Freundin und Sexualpartnerin sowie George Dzundza ("Crimson Tide") als Douglas´ Detective-Partner.

                                                  Michael Douglas´ Charakter Nick Curran wird als Mann mit dunkler Detective-Vergangenheit, Alkohol- und Kokainsucht gezeichnet, diese menschlichen Abgründe (ebenso wie Eifersucht und Fanatismus bei anderen Charakteren im Film) werden in "Basic Instinct" zum Großteil allerdings nicht sonderlich vertiefend ausgearbeitet, sondern fungieren lediglich als Weichen, um die Handlung in die eine oder andere Richtung zu lenken. Eine positive Ausnahme stellt dahingehend die Vergewaltigung Beth Garners durch Nick Curran dar, der das geblendet von sexuellem Verlangen ignoriert oder nicht bemerkt und als einvernehmlichen Sex betrachtet.

                                                  Insgesamt ist "Basic Instinct" trotz seiner Schwächen klar ein sehenswerter Thriller, ein großes und wichtiges Werk der 90er Jahre, als welches mir der Film stets vor Augen schwebte, sehe ich hier jetzt aber nicht. Zumal in den 90ern zum Vergleich auch noch Verhoevens "Total Recall" und "Starship Troopers" erschienen.

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                                                  • J.F.Lannister 23.04.2020, 11:36 Geändert 23.04.2020, 11:37

                                                    "Kick-Ass" gefiel mir zwar wesentlich besser als "Deadpool", ist wie dieser letztendlich aber auch eher ein Superhelden-Film im Antisuperhelden-Gewand.

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