J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

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    Die hohle, trügerische Scheinwelt des Social-Media-Influencertums
    oder: Wenn Harmony Korines "Spring Breakers" zur Realität wird.

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      J.F.Lannister 14.02.2019, 19:57 Geändert 14.02.2019, 19:58

      Zwischen Terrence Malick und "Breaking Bad".

      Im Hinblick auf all die überragenden Kritiker- und Publikumsbewertungen komme ich mir beim Schreiben und Veröffentlichen dieses Textes gerade vor wie ein kleiner Junge, der verängstigt um die Ecke lugt, um herauszufinden, ob da schon der verärgerte Mob auf ihn wartet. Ich würde "American Beauty" gerne gut finden wollen, erst recht weil ich Sam Mendes wegen seiner beiden Bond-Filme sehr schätze, aber es hat wohl einfach nicht sein sollen. Da helfen selbst das thematisch reichhaltige und vielschichtige Drehbuch (hier lohnt sich das Lesen des Analyse-Teils im englischen Wikipedia-Artikel), Mendes' bildsprachliche Umsetzung und die hervorragenden Schauspielleistungen nichts.

      Kevin Spaceys Voice-Over und diverse Dialoge über die Schönheit des Lebens, die sogar nach oder aus dem Tod heraus erkannt werden kann, untergraben in ihrer Endgültigkeit zum Einen all das Drama, die Tragik und die unschönen Seiten des Lebens, mit denen sich "American Beauty" detailliert auseinandersetzt, und lassen den Film zum Anderen in einem esoterisch-kitschigen Licht erstrahlen, was mich an die schlimmsten Momente in den Filmen Terrence Malicks erinnert.

      Im Gegensatz zu eben diesen Malick-Filmen kommt für mich in "American Beauty" trotz der zum Großteil schönen Fotographie jedoch kein Gefühl von Schönheit auf. Viele Szenen wirken leer, manchmal scheint sich Mendes auch einfach nur auf Thomas Newmans Musikuntermalung und auf oben genannte Dialoge zu verlassen, wodurch allenfalls ein oberflächliches Gefühl von Schönheit entsteht. Unabhängig davon leiden die speziell die Rosenblätter-Szenen aus heutiger Sicht darunter, dass sie aufgrund ihrer Digitalität nach 20 Jahren mittlerweile Staub angesetzt haben und die CGI-Effekte nicht mehr schön anzusehen sind, während die TV-Szene für mich daran scheitert, dass eine Plastiktüte - also Kunststoffmüll - in freier Natur allgemein schon kein ansprechendes Bild ergibt. Als positives Beispiel empfinde ich dagegen die Regen-Szene gegen Ende mit Kevin Spacey und Chris Cooper, hier entwickelt sich eine tragisch-poetische Atmosphäre, die mich zumindest kurzfristig in den Film hineinsaugen konnte.

      Meine inhaltlichen Probleme mit "American Beauty" begründen sich darin, dass ich überraschenderweise mit "Breaking Bad" bereits ein wesentlich besseres Remake gesehen habe. (Hier trifft den Film selbst also keine Schuld.) Bei beiden Werken handelt es sich um Dramen über einen Mann in der Midlife-Crisis, über Ehe und Familie sowie über das Wiedererlangen von Lebensqualität und das Führen eines bedeutsameren Lebens durch den Ausbruch aus sozialen Gefängnissen.
      Lester Burnham ist offensichtlich Walter White und Carolyn dessen Ehefrau Skyler, welche die Wut auf ihre Ehemänner dadurch abbauen, dass sie Sex mit ihren Geschäftspartnern (Buddy Kane, Ted Beneke) haben. Der junge Drogendealer Ricky Fitts, der sich mit Lester Burnham anfreundet, gleicht Jesse Pinkman, was sich vor Allem in der Beziehung zu einem Mädchen (Jane Burnham, Jane Margolis) manifestiert. Zwei junge Nachbarn freunden sich an, schauen zusammen TV und verlieben sich dabei ineinander. "Breaking Bad" hat als Serie verständlicherweise viel mehr Zeit, um das Charaktergefüge und die einzelnen Charaktere zu zeichnen, "American Beauty" gelingt dies in seinen 120 Minuten im Vergleich nur rudimentär, weshalb ich "Breaking Bad" dahingehend als bedeutend intensiveres und greifbareres Charakterdrama empfunden habe.

      Wie oben schon geschrieben hätte ich "American Beauty" gerne gemocht und diverse Aspekte hätten definitiv eine höhere Wertung verdient, aber alles in Allem komme ich da leider nicht über 5,5 von 10 Punkten hinaus.

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      • Ser Pounce kann nicht tot sein, er ist Azor Ahai ;-)

        https://www.youtube.com/watch?v=M7sh3rG96Ew

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          J.F.Lannister 13.02.2019, 11:26 Geändert 13.02.2019, 11:27

          Ein Flugsicherheitsvideo für Turkish Airline mit den Charakteren aus dem Film.
          Batman fungiert hier als Regisseur des Videos.

          Lucy: "Circus bears? Do you actually know anything about Moscow?"
          Batman: "I admit, I did little research."

          https://www.youtube.com/watch?v=MqbFPn_FwaE

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          • J.F.Lannister 13.02.2019, 10:50 Geändert 13.02.2019, 10:59

            Danny Boyles nächster Film ist eine Musikkomödie.

            Aufgrund eines globalen Stromausfalls und eines Verkehrsunfalls landet ein nicht erfolgreicher, junger Musiker (Newcomer Himesh Patel) in einer alternativen Gegenwart, in der es die Beatles nie gegeben hat. Indem er die Beatles-Songs neu aufnimmt, wird er quasi über Nacht zum Star und durchlebt - an die heutige Zeit angepasst (Youtube-Trends, Gast in der Show von James Corden) - Ähnliches wie die Beatles vor 50 Jahren.

            Mit Lily James als Love Interest, Ed Sheeran als Musikberater (er schrieb auch eigene Songs für den Film) und den noch lebenden Beatles Paul McCartney und Ringo Starr als sie selbst.

            Hier der erste Trailer:
            https://www.youtube.com/watch?v=IGgxBU96hz8

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              "How The Last Jedi Defies Expectations About Male Heroes"

              Ein Essay darüber, wie "The Last Jedi" mit der Charakterisierung archetypischer Hollywood-Männerrollen (der toughe Kampfpilot, der edle Gesellschaftsabtrünnige, der weise Krieger/Mentor) und den Zuschauererwartungen an diese bricht.

              https://www.youtube.com/watch?v=mWqVJZMh6-w

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                "The Adorkable Misogyny of The Big Bang Theory"

                Ein Essay über die Charaktertrope des Adorkable Misogynist, mit dem Misogynie unter streberhaften, nerdigen, sonderbaren und liebenswürdigen Charakterzügen getarnt oder durch diese gerechtfertigt wird.

                https://www.youtube.com/watch?v=X3-hOigoxHs

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                "The Complicity of Geek Masculinity on the Big Bang Theory"

                Ein weiteres Essay darüber, wie die Show ihre anscheinend unmännlichen Protagonisten einem Wetteifern nach wahrer Männlichkeit unterwirft, was zudem antifeminine und homophobe Züge annimmt.

                https://www.youtube.com/watch?v=7L7NRONADJ4

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                • "Predatory Romance in Harrison Ford Movies"

                  Ein Essay über Harrisons Fords populäre Männerrollen (Han Solo, Indiana Jones, Rick Deckard), die gegenüber Frauen ein raubtierhaftes Verhalten an den Tag legen, während die Filme seine sexuellen Übergriffe und Belästigungen als von der Frau gewollte Romantik darstellen.

                  https://www.youtube.com/watch?v=wWoP8VpbpYI

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                    "Born Sexy Yesterday"

                    Ein Essay über die oft in Science-Fiction-Werken anzutreffende Charaktertrope der naiven, sozial unerfahrenen und sexuell aufgeladenen Frau, die auf einen normalen Mann trifft und sich ihm hingibt, als Audruck männlicher Unsicherheit und patriarchatischer Überlegenheit.

                    https://www.youtube.com/watch?v=0thpEyEwi80

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                      "The Fantastic Masculinity of Newt Scamander"

                      Ein Essay über eine untypische, unkonventionelle Form von Männlichkeit, die mit Newt Scamander als Hauptcharakter in einem Mainstrean-Fantasyabenteuer präsentiert wird.

                      https://www.youtube.com/watch?v=C4kuR1gyOeQ

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                        J.F.Lannister 12.02.2019, 02:18 Geändert 12.02.2019, 02:24
                        über Boston

                        Die größten Probleme hatte ich mit den divsersen humoristischen Action-Onelinern, die des Öfteren von den Cops und einmal von einem der Opfer in den Raum gesagt werden, was aufgrund der dramatischen, hochbrisanten und eben auf einem realen Terrorangriff basierenden Geschichte so überhaupt nicht in den Film passt. Zudem wirkte Wahlbergs "Liebe ist viel stärker als Hass"-Monolog schon ziemlich gestelzt und erzwungen eingebaut, um dem ganzen noch einen moralistischen Anstrich zu verpassen.

                        Ansonsten ist "Patriots Day" ein nüchtern, spannend und überraschend unpatriotisch erzählter Copthriller, der mit dramatischer Nahe zu den Charakteren, schockierenden Goreeffekten, authentischen und an Michael Mann erinnernde Actionszenen sowie einem großnamigen Cast auftrumpft. Wie schon nach "Deepwater Horizon" muss ich auch hier zugeben, dass ich ungerechtfertige Vorurteile gegenüber Peter Berg hatte. Er bringt Mark Wahlberg sogar dazu, klasse zu schauspielern!

                        Aufgrund der oben genannten Schwächen fällt "Patriots Day" im Vergleich mit "Deepwater Horizon" (8/10) nichtsdestotrotz stärker ab.

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                        • Gerade Rami Malek wird doch oft vorgeworfen, eben nicht wie der junge Freddie Mercury auszusehen. Das ist auch definitiv der Fall, hat mich aber nicht gestört, in Sachen Ähnlichkeit wäre da allerdings Sacha Baron Cohen die bessere Wahl gewesen.

                          Inhaltlich ebenfalls, siehe die Trennung wegen kreativer Differenzen, aber das ist ein anderes Thema.

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                          • Tommy Wiseau hat - möglicherweise - einen neuen Film gedreht.

                            "Big Shark" - ein Hai-Horrortrashfilm

                            Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=jeuSLaKHZSo

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                              J.F.Lannister 10.02.2019, 21:49 Geändert 10.02.2019, 21:59

                              "The Lego Movie" empfinde ich persönlich als geistigen Nachfolger der "Toy Story"-Trilogie, es ist ein Film voller Magie, Fantasie und Kreativität wie aus meiner Kindheit, in der ich gerne mit Legos gespielt habe. Ein Film, der trotz seines Humors letztendlich mit einer emotional-dramatischen und gesellschaftskritischen Geschichte auftrumpft. "The Lego Movie 2" knüpft daran nahtlos an, besser hätte man den ersten Teil für mich nicht fortsetzen können.

                              Zum Einen strotzt der Film ebenso vor kreativen und verspielten Einfällen, popkulturellen Anspielungen und einem überragendem Humor für Jung und Alt, Mike Mitchell adaptiert als Regissuer die Handschrift von Phil Lord & Chris Miller (hier nur Drehbuchautoren und Produzenten) perfekt, zum Anderen führt "The Lego Movie 2" die Handlung des Vorgängers klug und sinnvoll weiter.

                              Im Zentrum des Handlung steht der Konflikt zwischen dem mittlerweile pubertierenden Jungen aus Teil 1 und seiner kleinen, noch kindlichen Schwester, die beide mit den Legos spielen wollen. Lord & Miller setzen sich dabei einerseits mit dem Älter Werden, dem Übergang von der Kindheit in die Pubertät und dem damit einhergehenden Verlust kindlicher Fantasie und Magie auseinander, zum Anderen geben sie einen ziemlich treffenden Einblick in das Leben und die Liebe unter Geschwistern. Streitereien kommen immer mal wieder auf, an deren Ende dann jedoch Versöhnung und Vergebung als Liebesbeweis stehen.

                              Darüberhinaus lassen Lord & Miller wie schon im Vorgänger Gesellschaftskritik in ihre Geschichte einfließen, indem sie hier zwei bisher parallel existente Gesellschaften mit festen Werten und Traditionen zeichnen, die nun miteinander konfrontiert werden, sich gegenseitig als zu radikal, befremdlich und andersartig empfinden und sich deswegen bekriegen. Überlebensfähig in einer gemeinsamen Welt sind beide Gesellschaften allerdings nur, wenn sie sich gegenseitig akzeptieren, in einen ideologiekritischen Diskurs miteinander treten, Kompromisse eingehen und daraus als gestärkte Einheit hervorgehen. Es ist aktuell nicht alles super, aber man kann versuchen, einen Weg zu finden, der dorthin führt.

                              P.S.: Der Abspann ist wie üblich bei Lord & Miller erneut ein kreativer Augenschmaus!

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                                Ein morbides, schwarzhumoriges und tragisch-poetisches Musicaldrama über einen freudlosen Barbier, der Rache an der Londoner Gesellschaft und einem Richter übt, weil dieser ihm Frau und Kind mit Hilfe einer Intrige stahl und ihn ins Exil verbannte. Die harten, äußerst blutigen Splatter- und Goreeffekte wirken unangenehm und abschreckend, mit dem finalen, symbolkräftigen und tränenhaften Blutbad reflektiert und rekontextualisiert "Sweeney Todd" das Handeln seines Protagonisten und zieht damit einen perfekten und - wie oben schon genannt - tragisch-poetischen Schlussstrich. Eines der besten Filmenden, das ich kenne.

                                Als Musicalfilm hat mir "Sweeney Todd" aufgrund seiner kaum bis nicht erinnerungswürdigen Songs allerdings weniger gefallen, ich hätte hier lieber ein normales Drama gesehen. Ansonsten ist der Film as good as Tim Burton gets. Das Szenenbild, die Kostüme und die Farbgebung spiegeln die Gefühlslage der Charaktere wieder, Stephen Sondheim komponiert einen ebenso atmosphärischen Score wie Danny Elfman und der großartige Cast (Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman, Timothy Spall, Sacha Baron Cohen, Jamie Campbell Bower) spielt toll auf.

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                                  J.F.Lannister 08.02.2019, 10:30 Geändert 08.02.2019, 10:31

                                  Den Stellenwert des Films kann ich auf jeden Fall nachvollziehen, "Stagecoach" belebte den Western in den 40er Jahren wieder und begründete die Karriere von John Wayne. Wie sich hier eine Gruppe von Menschen unterschiedlichen Sozisalstandes trotz der gegenseitigen Vorurteile zusammentun muss, um zu überleben, ist schon sehenswert, allerdings gefällt mir nicht, dass dies auf Kosten der Indianer geschieht, die hier lediglich als Plot Device fungieren und ziemlich einseitig als mörderische Wilde dargestellt werden. Und dauerhaft könnte ich mir solche Western über einen edlen, idealisierten Verbrecher, wie ihn John Wayne hier spielt, wohl ebenfalls nicht anschauen.

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                                  • J.F.Lannister 07.02.2019, 18:51 Geändert 07.02.2019, 18:53

                                    Benmerkenswert finde ich diesbezüglich:

                                    Wegen der MGM-Insolvenz lief "The Cabin in the Woods" nicht wie geplant im Jahr 2010 in den Kinos an, sondern erst 2012. Zu diesem Zeitpunkt hatte Chris Hemsworth allerdings schon seinen Durchbruch mit "Thor" (2011) gefeiert.

                                    Mit dem Erfolg von "Thor" im Rücken hätte Hemsworth wohl nie die Rolle eines einfachen Teenagers in "The Cabin in the Woods" angenommen. Aus heutiger Sicht wirkt er neben den ansonsten unbekannten Teenager-Schauspielern zudem wie ein Kuriosum^^

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                                    • "Dabei soll während der ersten drei Vorstellungen nicht eine einzige Person in den drei Stunden aufgestanden sein, um die Toilette aufzusuchen."

                                      Die haben halt alle in die Ente gepinkelt.
                                      Was wohl Howard the Duck dazu sagen würde?

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                                        J.F.Lannister 06.02.2019, 12:21 Geändert 06.02.2019, 12:46

                                        Unabhängig von der doch recht simplistisch und überraschungsarm gehaltenen Völkerverständigungs-Handlung erweist sich letztendlich als größte Erkenntnis des Films, dass Menschenrechtsaktivismus, Völkerverständigung und das Überwinden von Vorurteilen zwar auf lokaler und individueller Ebene funktionierten, es für die Indianer in der modernen US-Gesellschaft langfristig und allgemein gesehen aber dennoch keine oder nur eine stark limitierte, selbstbestimmte Zukunft geben konnte. Oft blieb nur der Tod oder die kulturell-zivilatorische Assimilierung.

                                        Die eindeutigen Stärken von "Hostiles" finden sich meiner Meinung nach nicht im Drehbuch sondern in der Umsetzung. Mit kraftvollen, sowohl trostlosen als auch hoffnungsvollen Bildern schildert Scott Cooper ("Crazy Heart", Black Mass") eine von Gewalt, Tod, Trauer und Schuld geprägte Reise von New Mexico nach Montana, wenn die Reisegruppe durch die Weiten und Wildnis der USA reitet, wirkt es fast so, als handelte es sich hier um einen neuen Mittelerde-Film von Peter Jackson. Klasse gespielt (u.A. Christian Bale und Rosamund Pike), wunderbar ausgestattet und von Max Richter mit einem emotionalen, zurückhaltenden Soundtrack untermalt.

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                                          "The Dresser" ist ein Drama und eine Theateradaption von Richard Eyre ("Kindeswohl", "The Hollow Crown", King Lear") über die 30 Jahre lange Berufsfreundschaft zwischen zwei gealterten Theaterkünstlern (Anthony Hopkins und Ian McKellan) vor dem Hintergrund des Blitz-Luftangriffs im Zweiten Weltkrieg.

                                          Hopkins spielt einen an Demenz erkrankten und nur Sir genannten Shakespeare-Schauspieler, der dem Wahnsinn und Depressionen verfallen ist, weil der Weltkrieg ihm die Grundlage seines Theaterspiels zu entreißen droht. Theater werden bombadiert, diverse junge Schauspieler befinden sich als Soldaten an der Front. Für Sir entwickelt sich das zu einem Teufelskreis, er möchte Theater spielend dem Faschismus (und Bolschewismus) die Stirn und dem Publikum eine Möglichkeit des Eskapismus während des Luftangriffs bieten, scheint aufgrund seiner psychischen Labilität dazu aber nicht in der Lage zu sein. Hier kommt dann Ian McKellan als sein langjähriger und insgeheim in ihn verliebter Freund und Dresser Norman ins Spiel, der - auch aus eigennützigen Gründen - versucht, Sir psychich soweit zu stabilisieren, dass er wieder zu sich selbst findet und seine Rolle als King Lear spielen kann.

                                          Ein Film über das Alt Sein und über Freundschaft im hohen Alter, der sich darüberhinaus detailliert mit der Tragik von Demenzerkrankungen auseinandersetzt (das erlebe ich aktuell leider selbst bei meinem Großvater) und sich zudem als Kampfansage gegenüber demokratiefeindlichen Werten versteht. Ansonsten wie zu erwarten ein großartiger Schauspielerfilm, der abseits von Anthony Hopkins und Ian McKellan in den Nebenrollen mit Emily Watson, Vanessa Kirby und Sarah Lancashire ebenfalls topbesetzt ist.

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                                            • David Ayers "Suicide Squad" war schon ein gescheiterter Versuch, auf "Guardians of the Galaxy" zu machen, dementsprechend ergibt es aus Sicht der Produzenten meiner Meinung nach nun Sinn, James Gunn als Regisseur zu verpflichten, der dies ganz im Stil der neuen humoristischen Ausrichtung dann richtig umsetzt.

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                                                J.F.Lannister 03.02.2019, 18:27 Geändert 03.02.2019, 18:49

                                                "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ist ein hochspannender, atmosphärischer und gruseliger Kriminalthriller über einen Frauenmörder in Rom, der zwar nicht die Klasse von "Suspiria" oder "Terror in der Oper" erreicht, für einen Debutfilm aber schon ziemlich beachtlich und stilsicher ausfällt. Dario Argento hat ohne Frage ein Talent für das Audiovisuelle. Als Highlight empfand ich dahingehend die Verfolgungsjagd in der Mitte des Films, als der Protagonist durch enge, dunkle Gassen vor einem Auftragsmörder fliehen muss.

                                                Das Grauen von Gewaltverbrechen gegenüber Frauen, das Machtgefühl des Täters und den traumatischen Schock, den die Opfer erleiden, macht Argento für den Zuschauer spürbar, indem er den Film sexuell auflädt und das Thema abseits des Inhalts auch bildsprachlich verhandelt. Das penetrierende Messer (einmal auch eine Schere) als Phallussymbol, Frauenstöhnen im Soundtrack von Ennio Morricone, die Ermordung einer Frau wird von Argento so in Szene gesetzt, dass es sich hierbei auch um normalen Sex handeln könnte.

                                                Bemerkenswert finde ich, dass ich "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" diesbezüglich als bedeutend verstörender empfinde als Gaspar Noés "Irréversible", der wegen seiner expliziten Vergewaltungsszene viel gelobt wird.

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                                                • J.F.Lannister 02.02.2019, 15:32 Geändert 02.02.2019, 15:32

                                                  @Ines

                                                  Wie findest du Tim Burtons "Batman"? Da gab es schließlich auch keine Originstory.

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                                                    J.F.Lannister 02.02.2019, 13:53 Geändert 02.02.2019, 13:55
                                                    über Kingdom

                                                    "Kingdom" ist eine südkoreanische Zombie-Historienserie von Netflix mit u.A. Doona Bae ("Mr. Vengeance", "The Host", "Cloud Atlas", "Sense8"), die geschickt das bekannte Zombie-Sujet mit dem südkoreanischen Mittelalter verknüpft, um dadurch das Wesen und die Lebensbedingungen in einer - monarchistischen - Ständegesellschaft zu kommentieren und zu kritisieren.

                                                    "Wenn er durch Krankheit verrückt wurde und Menschfleisch will, ist er dann nicht mehr der König? Wenn er nicht der König ist, wer ist er? Wie Ihr seht, ist er am Leben. Leugnet Ihr, dass er der König ist?"

                                                    Trotz des Ausnahmezustands und der Verwandlung einer staatstragenden Person wie beispielsweise eines Königs in einen Zombie hält die Gesellschaft an der bestehenden Sozialstruktur, Staatsform und den sozialen Normen fest. Adelige beziehungsweise gesellschaftspolitisch Höhergestellte versuchen, ihre Macht aufrechtzuerhalten und fehlinterpretieren zum Beispiel einen Zombieangriff als einen Bauernaufstand. Weil der Staat die Versorgung mit Lebensmitteln vernachlässigt, essen hungernde Patienten in einem Hospital - ohne es zu wissen - zombifizierte Menschenleichen, wodurch sich die Zombie-Seuche erst flächendeckend und unkontrolliert ausbreiten kann.

                                                    Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Flüchtlingskrisen findet sich mittlerweile gefühlt überall im Film- und Serienmedium, so auch hier in einer der letzten Episoden, in der eine Menschenmasse vor den Mauern einer Stadt steht und auf der Flucht vor den nahenden Zombies flehend um Einlass bittet.

                                                    Hauptprotagonist der Serie ist der Kronprinz Lee Chang, der mit seinem Leibwächter mitten in die Zombie-Apokalypse gerät und zusammen mit dem einfachen Volk ums Überleben kämpfen muss. Dabei erlangt er wahre Größe, indem er sich in seiner Stellung als Kronprinz nicht als Herrscher sondern als Diener des Volkes versteht und seine Privilegien aufgibt oder sie gezielt zum Schutz des Volkes einsetzt.

                                                    "Strength does not make one capable of rule; it makes one capable of service."
                                                    - Brandon Sanderson, "The Way of Kings" -

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