jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

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    über Tau

    Wenn man 20 Sekunden über künstliche Intelligenz, ihren Wert und die Fragen die sie aufwirft sinniert und es für alle Stichpunkte aus dieser kurzen Zeitspanne des (vermeintlichen) Nachdenkens beim allerersten Gedanken belässt, ohne ihn auch nur einen Millimeter weiter zu verfolgen, landet man bei der Tiefe dieses Films. Das spannendste aller Themen, verheizt in einem der flachsten Skripte seit langem.

    Keine Emotion ist hier verdient, dazu noch eine vor 0815-Motiven und -Dramturgie triefende Inszenierung ohne eine einzige eigene und/oder interessante Idee - weder audiovisuell, noch erzählerisch - und die typische Netflix-Gurke ist perfekt. Holzig, platt, teils zum Fremdschämen.

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    • 9

      Johnnie To peitscht eine brillant besetzte Horde Profi-Gangster mit Macken, Kanten und reichlich Reibungsflächen durch einen völlig banalen Plot, doch erschafft dabei sowohl eine beachtliche Milieu-Dynamik, wie auch Shootouts und Actionszenen von wahrer Erhabenheit.

      Wenn die Gangster und ihre Gegenüber bewegungslos im kalten Neonlicht einer menschenleeren Mall verharren, um dann im entscheidenden Moment stoisch den Arm mit der Waffe zu heben und in rauschhaftem Schnitt einen Tanz der Pistolenkugeln aufzuführen, ist dies so weltentrückt, dass das Geschehen eine regelrecht surreale Wirkung entfaltet.

      Je geradliniger To inszeniert, desto besser das Ergebnis - das hier ist die Definition von schnörkellos und daher einfach nur grandios.

      (Not so) Fun(ny) Fact zum Schluss: THE MISSION darf man in Deutschland auf der bildqualitativ schlechtesten DVD bewundern, die hierzulande je verkauft wurde.

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      • 2

        In den ebenfalls unterirdischen Teilen 4-6 der Reihe gab es wenigstens noch unterhaltsam-kreative Szenen. Das hier hält sich in seinem doppelten meta-Gegurke für verdammt clever, ist in echt aber nur reine Langeweile. Aber immerhin hat diese gescheiterte Fingerübung den Weg zu SCREAM geebnet.

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        • 9

          Sagt was ihr wollt, Pascal Laugier erreicht hier zwar nicht die Qualität seines Opus Magnum MARTYRS - dafür fehlen (auf den ersten Blick) die Doppel- bzw. Trippelbödigkeit in den Lesarten und der meta-Aspekt - mausert sich aber dennoch endgültig zu einem Meister des kompromisslos-unerträglichen Terrorkinos.

          Natürlich ist absolut gar nichts neu an diesem physisch wie psychisch zerstörerischen Stück Oldskool-Homeinvasion, doch die Genre-Motive und -Versatzstücke derer sich Laugier bedient sind mit einer so beeindruckenden Stilsicherheit zusammengesetzt - außerdem mangelt es weder an Symbolik, noch an Betrachtungen zu Realität und Fiktion in Form von Flucht aus ersterer - dass ich schlichtweg gar nichts zu beanstanden habe.

          Was mich sonst in 95% der Fälle genervt aussteigen lässt - exzessives Gekreische und Gewimmer, höllisch laute Jumpscares und abgegriffene Skurrilitäts-Motive (Puppen & Co.) - fügt sich in GHOSTLAND zu einem runden ganzen, erstere zwei Punkte wirken gar wie notwendige Entladungen eines sonst nicht auszuhaltenden Grauens.

          Ich habe das ungute Gefühl, dass dieser Film allgemein voll durchfallen wird, für mich jedoch war er ds packendste Stück unangenehme nicht-Unterhaltung seit Zombie's HOUSE & REJECTS Doppel. Krank( machend)e Scheiße vom Feinsten!

          22
          • 6

            Eigentlich ist die Action über weite Strecken gar nicht mal so gut. Die Figuren auch nicht. Aber zwei Dinge haben mich FREE FIRE dann doch genießen lassen: Wie drüber Sharlto Copley mal wieder ist - was raucht der? - und mit welcher Konsequenz Wheatley nach kurzem Vorgeplänkel eine einzige Schießerei als kompletten Film inszeniert.

            Dennoch leider sein schwächster!

            5
            • 3

              Ich mag mir gar nicht ausmalen, welche Tiefe man aus diesem Stoff herausholen hätte können, wenn die moralischen Abgründe der von den Hauptfiguren getroffenen Entscheidungen auch nur gestreift worden wären. Stattdessen gibt es ein vollkommen (!) unausgegorenes Drehbuch, inklusive platter Figuren, die von vorne bis hinten nur sinnlose, völlig unmotivierte Dinge tun, die Verkommenheit des wahllosen Tötens wird nie auch nur im Ansatz thematisiert und der Plot wirkt wie von Schimpansen ausgewürfelt. Nichts geht aus dem Gesehenen hervor und all der plumpe Stumpfsinn gipfelt in einem Doppel-"Twist", der nur noch als peinlich durchgeht. Komplette Gurke!

              10
              • 5

                #japanuary 2018, Film #7

                Ausnutzung und Objektifizierung der Frau in der Gesellschaft, das zwingende Entsprechen sozialer Anforderungen, etwas Coming-of-Age Weisheit, usw. - viele richtige und wichtige Themen in diesem Film!

                Leider fand ich die Umsetzung aus filmischer Sicht überaus dürftig - viel zu lange und repetitiv inszenierte Einzelszenen ohne Sinn für Timing und Aufbau, ein unpassender-überdramatischer Dauer-Score, der Emotion und Spannung vorgaukeln soll wo eigentlich keine ist, es wird kaum bis keine notwendige Bindung zu den Figuren etabliert, aber dann soll man voll mit ihnen mitfiebern und um sie bangen, zudem ist TAG insgesamt eher GIRLS ARE JOGGING THROUGH THE WOODS - THE MOVIE, wählt zeitweise zwar bewusst, aber dennoch auf kaum erträgliche Weise ganz üblen Gegenlicht-Kitsch als Mittel der Wahl und gestaltete sich für mich somit insgesamt über weite Strecken vor allem öde, befremdlich und seltsam. Aber nicht das gute seltsam, sondern das andere. Das was nervt. Feiere Sono ja sonst bedingungslos ab, aber war hier leider nicht wirklich angetan...

                Vielleicht lag es aber auch an der unterirdischen Synchro, die mir eventuell möglichen Zugang zum Film endgültig verbaut hat. Wer haut den bitte O-Ton, aber keine deutschen Subs auf die Disc (in einem teuren, aufwändigen MEDIABOOK-Release)? Auch im Jahr 2017 ist Sorgfalt seitens der Labels also nicht an der Tagesordnung. Lehrgeld gezahlt, ab jetzt werden wieder penibel Angaben auf Hüllen gecheckt.

                7
                • 6

                  #japanuary 2018, Film #5

                  Wie so vielen Filmen, die ihr komplettes Dasein auf eine EINZIGE völlig absurden Idee stützen, geht auch CALAMARI WRESTLER irgendwann die Luft aus und warum die Drama-Elemente nicht im entferntesten funktionieren ist selbstredend keine Frage, die man ernsthaft ergründen müsste. Aber verdammt, habe ich mich nicht mehr eingekriegt, sobald der sympathische Herr im Gummianzug auch nur im Bild war. Schräger wird es nicht mehr und ich muss diesen Film unbedingt nochmal betrunken und in Gesellschaft sehen!

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                  • 5

                    Kein perfekter Film, aber dennoch bewegend. Sicher aufgrund eines starken Scott McNairy, der endlich mal wieder eine andere Rolle, als den schmierigen Gangster verkörpern darf, aber eben auch wegen Schwarzenegger - der bereits seit MAGGIE vielversprechende, in Richtung Charakterdarstellung sogar echte Erwartungen in mir erweckende Emo-Oarnie wusste mich auch hier zu überzeugen. Wer hätte Gedacht, dass der Governator auf seine alten Tage den umgekehrten Neeson-Weg geht?

                    5
                    • 9

                      THE ROOM ist irgendwie weit mehr, bzw. in meinen Augen etwas völlig anderes, als (nur) ein "schlechter Film". Was Wiseau hier gezaubert hat, weist für mich ganz eindeutig intensive transzendente Qualitäten auf. Alles daran ist so jenseits von allem was unsere Realität definiert, von dem "wie Filme normalerweise sind", davon wie die Welt tickt - ja in Summe eben davon wie der Mensch in seinen Grundfesten agiert und funktioniert - dass ich die Freude an solch bizarrem Schmierentheater schlicht nicht in Worte fassen kann. Attribute wie unfassbar, unbegreiflich und unmöglich beschreiben es wohl am besten, ist es doch schlicht mit allem Hirn der Welt nicht zu verstehen - nicht nachzuempfinden - wie jemand auf absurdeste Art und Weise Dialoge und Emotionen wie per Zufallsgenerator erzeugt, und damit so meilen-, nein ganze Galaxien weit am Wesen des Menschen vorbei inszenieren kann. Herrlich!

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                      • 7

                        GeSneakt

                        Ich kann diesen Film nur liebhaben! Wenn irgendwer einem Mythen-umwobenen Vogel wie Tommy Wiseau und seinem abstrusen Werk THE ROOM ein Denkmal setzen kann, dann wohl der ebenso eigensinnige (wenn auch deutlich talentiertere) James Franco. Eben dies tut THE DISASTER ARTIST nämlich - kein abwertender Fingerzeig, kein Auslachen, sondern viel mehr stellt der Film eine anerkennende Verneigung vor der Konsequenz dar, mit der Wiseau jenseits von gut und böse sein Ding durchzog und damit weit mehr ins Rollen brachte, als bloß einen sehr schlechten Film auf den Markt zu werfen. Macht Spaß, denn er ist cool besetzt, verdammt lustig (und zwar nicht nur, wenn beim Dreh die "großen Momente" der Vorlage zelebriert werden) und zehrt von dem Zustand, dass es mindestens so amüsant ist sich mit THE ROOM zu befassen, wie ihn tatsächlich zu sehen. Des weiteren tut es gut, dass Franco den guten Wiseau zum einen BRILLANT trifft, zum anderen einfach Wiseau sein lässt - ohne Psychologisierung, erdachte Historie und co. - dabei aber nie die ungewöhnliche, hoch absurde Art dieses Menschen aus den Augen verliert. Stark!

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                        • 8

                          Ein sehr guter Film, der ein wenig anders, als das typische deutsche Drama funktioniert, weil er sich nicht an klassischem Storytelling oder Character-Arcs abarbeitet, sondern sein Anliegen weit größer formuliert. Fatih Akin will die mediale Distanz aufbrechen, welche sich - wie bei jeder weiteren Schreckensmeldung, die im Sekundentakt im Medien-Feed auf uns einströmt - nach hunderten Berichten, Jahren der Gerichtsverhandlung, etc. zwangsweise irgendwann eingestellt hat. Er will der Anschlagsserie des NSU, die für den Normalbürger weit weg und zu einem abstrakten Etwas inmitten des Rauschens geworden ist, wieder ein Gesicht geben, ein GEFÜHL dafür schaffen, dass hinter den Statistiken, Meldungen und Zahlen am Ende immer Menschen stehen. Welche, denen in diesem Fall ohne nachvollziehbaren Grund, in einem Akt völliger Sinnlosigkeit ihre Liebsten genommen wurden und deren Leid schier unvorstellbar ist. Und das gelingt ihm und der vollkommen uneitel, intensiv, mit enormer Hingabe sich die Seele aus dem Leib spielenden Diane Krüger mit Bravour. AUS DEM NICHTS schockiert, trifft da wo es ganz weh tut, zermürbt aktiv und auf den Punkt. Dass die Opfer nicht nur die ermordeten, sondern auch die Hinterbliebenden sind, deren Leben ebenso vorbei sein könnte, weil sie in ein Loch fallen, aus dem sich wieder zu befreien wenn überhaupt nur den Allerwenigsten gelingen dürfte, transportiert der Film mit einer dermaßenen emotionalen Sprengkraft, dass es mich halb aus dem Kinosessel hämmerte. Der Generalverdacht gegenüber Immigranten &co., das Loch im Herzen, die Ohnmacht der Justiz, weil selbstgefällige Widerlinge die Mörder mit schalen Tricks verteidigen, die Leere danach - viele Aspekte eines skandalös gelaufenen Kriminalfalles greift Akin auf, jeder davon könnte einen Film füllen und doch funktioniert AUS DEM NICHTS in seinen 3 Akten exzellent und stimmig. Und lässt verdammt bedrückt zurück.

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                          • 10

                            Ein durchweg wundervoller Film, (für mich) das perfekte moderne Märchen, sowie eine liebevolle Ode an die Phantasie. In dieser niedlichen, wenn auch nicht ohne bittersüße Momente ablaufenden Geschichte über das Geschichten erzählen, liefert Tarsem Singh eine spannende Mischung aus Form und Funktion. In Bildern von wahrer Größe und Schönheit, allesamt greifbar, weil auf der ganzen Welt an echten (verdammt beeindruckenden) Orten eingefangen, zelebriert der Filmemacher das überwältigend-epische Kino vergangener Tage, bildet damit aber nur den Rahmen für eine viel kleinere, rein menschliche Geschichte um Verlust und den verlorenen Willen sich nach einem harten Sturz wieder aufzurappeln. Und die Mischung geht auf - in den zwei verwobenen Erzählebenen prallen menschliche Schicksale unterschiedlichster Couleur aufeinander, wirken, bewegen, erheitern und trotz all des fatalistischen Strauchelns unserer (wortwörtlich) gebrochenen Hauptfigur, funkt in der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen ihm und dem knuddeligen fünfjährigen Mädchen , welches mit großen Ohren und Augen seiner Geschichte lauscht, eine ehrliche, ganz wundervolle Hoffnung auf. Ein Ja zum Leben und zum Miteinander. Ganz großartig!

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                            • 7

                              #japanuary 2018, Film #2

                              Mit IZO lieferte Takashi Miike ein wildes, lautes, ungestümes Stück Film ab. "Was will dieser Film eigentlich? Was genau soll das alles?" - dies waren über weite Strecken nicht unbedingt die vorherrschenden, aber doch sehr präsente Fragen in meinem Hinterkopf, die sich während ich den wütenden, brüllenden Rachegeist Izo durch Epochen, Szenarien und Kulissen rennen und dabei Huntertschaften an Opponenten nieder metzeln sah, immer wieder in den Vordergrund schoben.

                              Denn zunächst gestaltet sich sein Feldzug vor allem zusammenhanglos und anstrengend, denn trotz fantastischer, teils hochgradig kreativer Szenenübergänge und Bildwechsel, sowie der gelungenen surrealen Atmosphäre schleicht sich ein nicht von der Hand zu weisendes Maß an Wiederholung ein. Nächste Kulisse, nächste Gegner, mal Yakuza, mal Soldaten, mal Samurai.

                              Die einzige Entwicklung scheint darin zu liegen, dass Izo's Wut, Trauer und Hass in einer emotionalen Abwärtsspirale immer weiter und bis ins Unermessliche steigen. Und eben diese Emotionen sind es, die schlussendlich den Schlüssel zu Miike's gesellschafts- wenn nicht gar menschheitskritischem Werk bilden. Immer wieder streut der Filmemacher emotional zerreißende Klagelieder eines japanischen Liedermachers über Trauer und Verlust ein, in regelmäßigen Zwischensequenzen werden uns quälende Bilder aus der gesammelten Kriegsgeschichte der Menschheit entgegen geschmettert und vereinzelte Rückblenden in Izo's Leben, bzw. die vielfältigen Wege die seine Seele gegangen ist, machen klar dass dieser Mensch durch Gewalt alles verloren hat. Die Menschen die er liebte, sein Leben und vor allem auch - durch die Taten, die er aktiv als Soldat ausüben musste - sich selbst.

                              Und aus Gewalt folgt mehr Gewalt, aus unerträglicher Schuld folgt Wahn und aus der Summe dieser Teile Izo's verfluchter Weg in die ewige Qual. Anfangs menschlich wird er zunehmend zum Dämon, bis an den Punkt, wo keine Erlösung mehr möglich ist - ist die rote Linie erst überschritten, sind Tod und verderben alles existente.

                              Unterm Strich greift IZO also die schlimmsten aller Themen auf und setzt das nie enden wollende Schlachtfest gezielt für seine Aussage ein: aus Gewalt kann nie Gutes entspringen und doch werden die Menschen immer an ihr festhalten (hier symbolisiert durch eine Art höheren Rat, den Izo zu erreichen und auszulöschen anstrebt). Puh. Schöner Downer.

                              Formell schwankt IZO jedoch leider zwischen kreativer Brillanz und billiger Schlampigkeit. Vor allem dass die Schwertkämpfe, welche wirklich einen großen Teil des Films ausmachen, oft nicht wirklich überzeugend choreografiert sind, ist in Anbetracht des blinden Hasses in ihnen zwar folgerichtig, trug für mich jedoch (vor allem, als der Punkt, an dem es in Bezug auf die Intention von IZO klick machte, noch nicht erreicht war) nicht gerade zum "Genuss" des Films bei.

                              Ein Wechselbad aus verspielten visuellen Ideen, trauriger, regelrecht poetischer Melancholie und einer trotz allem zermürbenden Seherfahrung voll von reinem Wahnsinn. Schon unangenehm, wie dieser Film das Schaffen der Menschheit reflektiert.

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                              • 6

                                #japanuary 2018, Film #1

                                Mit MAREBITO habe ich den #japanuary nun endlich "richtig" gestartet und einen in allen Belangen hässlichen Film gesehen. Visuell - der kalt ausgeleuchtete Look sorgt zwar gelegentlich für bewusst karge Stimmung, wirkt aber die meiste Zeit (ganz analog zu den Tätigkeiten des von der Videokamera besessenen Protagonisten) amateurhaft und unbeholfen - wie auch inhaltlich, denn die Themen um Entfremdung, Suche nach dem puren Bösen und dem damit einher gehenden obsessiven Katastrophen-Voyeurismus unserer Hauptfigur, gipfeln in einem unangenehmen Abdriften in den Wahnsinn.

                                An sich verfolgt MAREBITO einen spannenden Ansatz, stellt sich doch immer mehr heraus, dass dem Film vor allem daran gelegen ist, einen Geisteszustand in teils mysteriöse, teils verstörende Bilder zu transferieren, insgesamt wirkt er jedoch nicht so richtig rund, stehen dem wirklichen Erfolg doch vor allem das wenig ausgereifte Spiel von Hauptdarsteller Shin'ya Tsukamoto (hier mal in einem Film ohne eigene Regie vor der Kamera) und die hölzerne Off-Kommentar-Erzählweise im weg.

                                Das schmälert das Resultat ein wenig, jedoch nicht genug, als dass dieser surreal angehauchte Film seine angenehm unangenehme Wirkung vollends einbüßen würde. Etwas Irrsinn geht schließlich immer!

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                                • 8

                                  #japanuary 2018, Film #0 (Warm up)

                                  Ein alternder Mann, der sich über die Jahre zunehmend von einer Welt, die ihm nur noch absurd erscheint entfremdet hat, trifft auf ein junges Mädchen, welches überhaupt noch nie wirklich Zugang zu eben dieser hatte. Melancholische Nachdenklichkeit und vorsichtiges Coming-of-age in wunderbarem Einklang.

                                  Die überwältigende, den einzelnen in die totale Anonymität zwingende Kulisse von Tokyo (plus die allgegenwärtige Sprachbarriere) ist hierbei ein fein gewähltes Sinnbild für Isolation inmitten von Millionen, aber wandelt sich im Laufe des Films zur Chance auf Neuanfang.

                                  Als "Westler" in dieser bunten, lauten Fremde, deren Takt, Rituale und Abläufe man nicht versteht, weil sie zu fern des eigenen Lebens liegen, werden unsere Protagonisten zunächst förmlich in die Einsamkeit und Lethargie gezwungen - kein Wort um sie herum wird verstanden, die Masse an Reizen und Eindrücken erscheint leer und bedeutungslos. Doch gerade diese Einsamkeit treibt Bill und Scarlett letztendlich aufeinander zu und lässt sie - gemeinsam - plötzlich wieder zurück ins Leben finden. Sich Halt geben. Die Verlorenheit kippt in Freiheit, ein Schalter wird umgelegt und alles scheint wieder möglich.

                                  Ob es nun wirklich aufkeimende Liebe, oder eher Freundschaft, oder vielleicht sogar nur Kameradschaft aufgrund des gleichen diffusen Gefühls zum Leben ist, was die zwei Protagonisten verbindet und zusammen schweißt, lässt Coppola angenehm offen. Wir können es selbst in den Film legen, lesen wie wir wollen, genauso wie die langen, ruhigen Einstellungen zuvor uns bereits genügend Gelegenheit gaben, die eigene Gefühlswelt auf den Film zu projizieren.

                                  Schön, wirklich schön!

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                                  • 9

                                    Warum THE KILLING OF A SACRED DEER sehr sehenswert ist und ihr ihn, so lange er noch läuft, unbedingt im Kino eurer Wahl genießen solltet, habe ich in einem kleinen Solo-Podcast zusammengefasst. Viel Spaß!

                                    http://enoughtalk.de/sneak-talk-016-the-killing-of-a-sacred-deer-2017/

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                                    • 7

                                      Lange hat es gedauert bis ich WIR SIND DIE FLUT sehen konnte - als deutsches Genrekino angepriesen war mein Interesse geweckt, dann wurde der Film jedoch deutschlandweit nur in geschätzten dreieinhalb Kinosälen gezeigt und zwar auf DVD, aber NICHT auf BluRay veröffentlicht (hallo, es ist 2017!?), also musste ich warten und, als die Gelegenheit sich bot, auf die gute alte TV-Auswertung zurückgreifen. So gab es wenigstens HD, wie ich den Machern die verdiente Entlohnung zuschmeißen kann, muss ich mir nun zwar noch überlegen, aber das wird schon irgendwie. Nun zum Film.

                                      Trotz der leicht fantastischen Prämisse ist das Regiedebüt von Sebastian Hilger - gleichzeitig auch sein Abschlussfilm an der Uni - unterm Strich deutlich weniger Genre-lastig, als es mich spacig anmutende Promo-Bilder der Darsteller in silbernen Biohazard-Anzügen, der oft angesprochene Mystery-Vibe und wissenschaftliche Anomalien vermuten ließen. Macht aber nichts, denn von einem schönen, teils etwas nah an UPSTREAM COLOUR-Gegenlicht-Indie-Optik rangierendem Stil getragen, erzählt Sebastian Hilger uns die tief persönliche Geschichte zweier Menschen die sich im Angesicht einer Welt, die ihnen stetig das Fortschreiten verwehrt, auf einem langen Weg zunehmend selbst verloren haben. Persönliches, in Seelen blickendes Drama statt Sci-Fi im Fokus. Doch das ist nicht alles, denn im Subtext webt Hilger gewissermaßen sogar ein gesamtes Generationen-Portrait ein.

                                      Alle Möglichkeiten zu haben, doch von gesellschaftlichen Zwängen, Erwartungen und Meinungen so weit in die Knie gezwungen zu werden, dass die Verwirklichung des Traumes unmöglich scheint - dieser lähmende Zustand ist die Basis, auf der Hilger eine (bzw. zwei) Selbstfindung(en) im großen Maßstab anlegt. "WIR SIND DIE FLUT!" ist ein Satz, der als Sinnbild verstanden werden will, denn "Wir sind noch da und werden uns unser Glück jetzt erkämpfen" bedeutet er in entschlüsselter Form. Herrlich befreit entpuppt sich demnach am Ende eines mysteriösen Weges durch verstörte Psychen und anormale Ereignisse das Wiederentfachen einer Flamme, regelrecht kathartisch der Wendepunkt, an dem die Leidenschaft wiederkommt und der Ehrgeiz, sich mit aller Kraft an einer Sache fest zu beißen, endlich die Zügel wieder in die Hand nimmt.

                                      Dass des Rätsels Lösung in Bezug auf die reale (wenn auch ausbleibende) Flut bei so ehrlich menschlichen Entwicklungen zunehmend an Bedeutung verliert, ist nur folgerichtig, findet WIR SIND DIE FLUT doch ebenso wie seine Protagonisten im Verlauf immer weiter zum Kern seiner selbst: einem Drama. Mutig ist es dennoch, denn wenn das Gros der modernen Zuschauerschaft eines verlernt hat, dann mit Leerstellen umzugehen. Schön ausformuliert muss es sein, "Sinn" muss es machen und aus diesem Grund wird der Film vor allem Plot-Fetischisten vor den Kopf stoßen, werden doch schließlich mit Priorität emotionale Knoten, nicht Handlungsstränge aufgelöst.

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                                        Ein Haufen sehr talentierter Menschen braucht Geld und unterschreibt für GENERIC - THE MOVIE. Irgendwas mit Terror, irgendwas mit Islamisten und irgendwas mit falsch spielenden Agenten tischt UNLOCKED uns auf, mehr als Malen nach Zahlen ist dies nie und wenn überhaupt irgendetwas dafür spricht den Film zu sehen, ist es die hochkarätige Besetzung, die den Streifen als ausschlaggebender Faktor vor der totalen Belanglosigkeit rettet. Wenn schon hundertfach erzähltes neu aufwärmen - und ja, auch der Twist erfindet das Rad nicht neu (auch wenn er als bissiger und richtiger Kommentar zu derzeit weit verbreiteter medialer Stimmungsmache verstanden werden kann) - dann wenigstens mit Personal, welches dem ganzen eine gewisse Würde verleiht. In der ersten Hälfte, den Verhör-Szenen, ersten Verfolgungsjagden und während des aufkeimen der ersten konspirativen Elemente, kurbelt der Regisseur die Nummer noch relativ zackig runter und die versammelte Mannschaft (vor allem Noomi ❤) macht selbst im Schlafwandel-Modus noch einen guten Job, UNLOCKED langweilt demnach lange Zeit nicht so sehr wie man vermuten möchte. In den vielen großen Namen liegt jedoch auch ein Fluch - ihre Popularität demontiert teilweise jegliche Ungewissheit in Bezug auf den Plot. Wendungen werden durchschaubar, allein aufgrund des Schauspielers inihnen, vor allem das frühe Ableben eines Michael Douglas kauft niemand, der schon einmal einen Film sah - dass der Herr später noch eine Rolle spielen wird, ist demnach arg vorhersehbar und um dann noch eins und eins zusammen zu zählen bedarf es keines Doktortitels.

                                        Insgesamt eine maue Sache, die stark anfängt, in Durchschnitt abebbt und später - auch wegen der stilistisch unspektakulären Inszenierung - nur noch langweilt.

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                                          [...] Leitch weiß was er will und auch ATOMIC BLONDE ist ein hyperstilisiertes Vehikel für fantastische Einstellungen und grandios choreografierte Action. Und verdammt, macht das Spaß! Selten durfte ich einen Film sehen, der trotz verschwurbelter, twistreicher Erzählweise so wenig Ballast in die klassische Narration legt, sie stattdessen völlig einem Klang-, Bild- und Bewegungsrausch unterordnet, der recht schnell gefangen nimmt und in flimmernder Taklung durch die nächsten 100 Minuten schleift. Pulsierendes Flackern zu Synthpop, ein unfassbare Bad-Ass Theron wie sie sich in Zeitlupe aus dem Eisbad erhebt und Actionszenen hinter der Leinwand der DDR-Premiere von Tarkovsky’s STALKER – Leith zelebriert den puren Stil bis zum Exzess und das Resultat schafft einige Einstellungen, die auch Tage später noch regelrecht in die Netzhaut eingebrannt bleiben. Ein Fest für Ästheten. [...]

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                                            Der war mal richtig gut! In grobem Korn und schwer zu verortender Epoche - ähnlich wie z.B. IT FOLLOWS fühlt sich I'M NOT A SERIAL KILLER ganz ohne Retro-Poster und Jeansjacken an wie die Achtziger, spielt aber im Jetzt - erzählt uns der Film eine Coming-of-age Nummer der ganz anderen Art. Dass er selbst wohl doch nicht so psychotisch veranlagt ist, wie es ihm das viele Grübeln während der einsamen Stunden seines Außenseiter-Daseins in den Kopf setzte, muss unser armer Protagonist nämlich über blutige Umwege erfahren - erst eine Mordserie in seinem verschlafenen Heimatort setzt einen Prozess in ihm in Gang, in dem all der Hass auf Bullys, auf Normalos, auf langweilige halbtote Rentner, den er bis jetzt unter einer abgestumpften Oberfläche versteckte erstmalig in Empathie und Mitgefühl kippt. Stark, so erzählt man Horror mit Substanz! Nebenbei gibt es eine stark creepige Performance von Doc Brown, einige tolle handgemachte und (in Anbetracht des Mini-Budgets ebenso gelungene Computer-Tricksereien. Letztere weiß Autor und Regisseur Billy O'Brian gekonnt in Unschärfe oder nach Sekundenbruchteilen bereits wieder umgeschnittenen Einstellungen zu verschleiern, weshalb sich CGI nicht einmal mit dem 16 mm-Look beißt.

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                                              Ein TATORT, der sich an Zombie/Infizierten-Motiven abarbeitet klingt nach einer guten Idee, denn ALLES was die Finger gen Genre ausstreckt und den verkalkt-konservativen ARD-Meckerspezialisten den Ärger in die Hirne treibt ist eine gute Idee. Richtig gut, wenn auch atmosphärisch teilweise schön, war der Öko-Bauern/Hinterwälder-Stoff aber dennoch nicht, dafür fehlte zum einen inszenatorisch ein ähnliches über die Stränge schlagen wie jüngst in FÜRCHTE DICH, zum anderen weichte das persönliche Ermittler-Familiendrama (mal wieder) einen sonst recht knackigen Fall auf. Ohne pseudo-Drama geht's halt nicht im Ersten... Schade, denn am Skript hat auch der großartige Marvin Kren mitgeschrieben (der sich sicherlich für die starke Ungewissheit verantwortlich zeichnet, ob wir hier "nur" aus natürlichen Gründen erkrankte Bürger, oder doch etwas dunkleres vor uns sehen.

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                                                Nach T2 die nächste Fortsetzung, welche fast 20 Jahre später eigentlich niemand brauchte, die sich aber trotz dieses Umstands erstaunlich gut schlägt.

                                                Und zwar, weil auch LOMMBOCK sich nicht nur blind in Nostalgie suhlt und das gleiche wie damals noch mal doller macht, sondern in mal feinen, mal plumpen Spitzen und Motiven eine (fehlende) Entwicklung thematisiert, indem uns ein bittersüßes Bild des Stillstands vorgesetzt wird. War in der Erinnerung alles super damals, doch sind die Couch, die "Theorien" (aus denen immerhin schwammige "Recherchen" geworden sind) und die Spliffs tatsächlich eine tragende Option für die Ewigkeit?

                                                Nichts gegen die kleine Jolle als solche, "einer geht immer" heißt es schließlich, als Kai (unglaublich, wie Bleibtreu die Figur nach all der Zeit noch mal wirklich EXAKT trifft) und Stefan sich nach Jahren der getrennten Wege mal wieder in den alten Räucher-Gemäuern einfinden, doch wird schnell klar dass beide Lebensmodelle - der pseudo-Geschäftsmann, seit Jahren auf der vergeblichen Jagd danach, einem Bild zu entsprechen, welches andere sehen wollen, das aber gar nicht er selbst ist, sowie der 90er Lookalike-Contest_Gewinner Kai, für den alles lässig, YO, SWAG und YOLO ist, aber eben nur, um sich selbst vorzumachen nicht den Anschluss (an alles) verloren zu haben - nur auf den ersten Blick Glück zu suggerieren scheinen.

                                                Und so ist LOMMBOCK zwar albern, überdreht, verraucht und schräg, aber eben AUCH von einer angenehmen menschlichen Wärme getragen, was das Sequel zu einer tollen Abhandlung über zwei Freunde macht, die sich selbst über die Jahre verloren haben und gemeinsam - ein sehr kleines Stückchen wohlgemerkt - wieder etwas auf die Spur finden.

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                                                  Gedanken zu JOHN WICK 2: Ja, jeder den John hier nieder mäht ist ebenfalls Mörder, oder Mafiosi, oder ähnliches und Wick machte im Vorgänger besonders aufgrund seiner abgeklärten Effizienz eine brillante Figur. Trotzdem empfinde ich das alles hier als weniger motiviert und gehe bei so dermaßen kaltblütigen Exekutionen in hundertfacher Wiederholung nicht mehr komplett mit. Moralfinger und so...

                                                  Aber: Das "Römische Katakomben"-, das "NYC Underground Chase"- und vor allem das "Reflections of the mind"-Setpiece sind ZIEMLICH stark. Mein Faible nach Neonlicht wird bedient und auch sonst passen Schnitt, Pacing, etc. komplett!

                                                  Und: Was der Film sehr gut macht, ist der Einblick in die (hinter den Mauern des Normalen bestehenden) Schattenwelt der Killer und Gangster in Anzügen. Perfekt ist dies umgesetzt (und montiert) in der "Aufrüst-Sequenz", auch wenn diese es etwas zu sehr ausreizt. 3-4 Einstellungen weniger hätten den "Buffet"-Punkt auch klar gemacht.

                                                  Fazit: Trotz starker Momente leider, wie so oft, mehr vom gleichen. Die augenzwinkernde MATRIX-Referenz hatte was, u. A. weil Fishburne herrlich chargiert, der Rest des Films ist handwerklich Hammer, aber lässt mich trotzdem ohne Begeisterung zurück. Schade, aber wie erwartet, denn dies ist weider eine Fortsetzung, die keiner brauchte.

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                                                    Android-Superheldinnen-Gedöns aus Japan mit viel Computer und wenig Herz. Gut daran: auch mal eine weibliche Superheldin, die in teilweise schönen Fights mächtig austeilt, außerdem ein dystopisches Megacity-Setting und die damit verbundene Sozial-/Systemkritik. Schlecht daran: die Figuren bleiben relativ leer, die Szenen sind teilweise in aufdringlich bunten Effekten ertränkt und über weite Teile ist der Film leider - vorsicht, Totschlaghammer - einfach langweilig.

                                                    Kein Highlight!

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