JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • Dellamorte Dellamore (hier auch ZOMBIE GRAVEYARD geschimpft), ein filmisches Kleinod aus dem italienischen Genrekeller, leider nur unter Kennern entsprechend gewürdigt. Liebe und Tod auf dem Friedhof. Melancholisch, schräg, bizarr und absolut außergewöhnlich. Muss man gesehen und danach lieb gewonnen haben.

    EIN KIND ZU TÖTEN - Einer der besten Genrefilme bis heute, so was wie Hitchcock's DIE VÖGEL mit Kindern. Absolut verstörend, beängstigend, clever und furchtbar radikal. Das Ende macht dich richtig alle.

    AUßERGEWÖHNLICHE GESCHICHTEN - Drei Geschichten, frei nach Edgar Allan Poe, inszeniert von großen Regisseuren mit Staraufgebot (Jane Fonda, Peter Fonda, Alain Delon, Bridget Bardot, Terence Stamp), qualitativ extrem steigend von ganz gut bis meisterhaft. Fellini's letzte Episode ist nicht in Worten zu beschreiben.

    7
    • 4

      Umberto Lenzi kann sich immerhin auf die Fahne schreiben, mit diesem Film mehr oder weniger ein ganz eigenes Genre ins Leben gerufen zu haben, wer kann das schon von sich behaupten? Seine Motive wurden gut 15 jahrelang immer wiederholt und noch deutlich radikalisiert. Vergleichsweise harmlos kommt „Mondo Cannibale“ heute rüber, klammert man den abstoßendsten, wirklich verwerflichsten Teil aller Mondo-Filme aus, das Unding Tier-Snuff. Von Menschenfressern lange keine Spur, der internationale Titel erscheint bald wie eine Mogelpackung. Ein britischer Bildjournalist (mit mehr Muskelmasse ein täuschend echtes HE-MAN-Double: Ivan Rassimov) fällt im burmesisch-thailändischen Grenzgebiet einem wilden Stamm in die Hände. Die sind – Überraschung – KEINE Kannibalen, betreiben lieber sonderbare Fick-und-Fummel-Rituale. Angeblich total authentisch (selbst wenn, wen interessiert’s?) nachgestellt, sonst gibt es über eine Stunde lang nicht viel zu sehen. Außer halt nackter Frauenkörper und echter Tier-Tötungen, die quasi als „Highlights“ herhalten müssen. Kannibalen, joa, die werden mal kurz erwähnt (sollen irgendwo in den Bergen hausen, nur hingehen will da keiner, schade), stattdessen wird man durchgehend mit dem selben Soft-Porno-Theme vollgelullt und passend dazu mutiert das Ganze tatsächlich noch zur zarten Dschungel-Romanze. Wie „Die blaue Lagune“ mit aufgeschnittenen Krokodilen und geschlachteten Ziegen. Kurios naiv und ganz merkwürdig in seiner Mischung, bald schon wieder charmant. Kurz vor Schluss darf dann doch mal eine deftige Zwischenmahlzeit genommen werden, ist genau eine Szene. Sonst ist das ein recht schön gefilmter, stinklangweilger Abenteuerfilm mit einer unfreiwillig komischen Love-Story. Stilbildend, ohne sich darauf so richtig einen einbilden zu können.

      23
      • 1 .5

        [...] Warum Skip Woods (nach seinem ganz netten Debütfilm „Thursday – Ein mörderischer Tag“ nur noch untragbar) immer noch Drehbücher für große Produktionen schreiben darf grenzt schon an blanken Hohn. Verantwortlich für den Meuchelmord an der „Stirb Langsam“-Reihe und der Zerstörung eines Kindheitstraums mit der Katastrophen-Serien-Adaption „Das A-Team“ betreibt er nun nicht nur Sabotage an einem weiteren Relikt (ja, so muss er jetzt leider bezeichnet werden) der 80er, er versetzt ihm den vielleicht endgültigen Todesstoß. Arnold Schwarzenegger ist durch, komplett, und nun muss er auch noch durch so eine Rotze schwanken, die nicht mal annährend versucht, ihn zumindest halbwegs effektiv und auf das letzte Bisschen Restkönnen beschränkt in Szene zu setzten. Arnie wirkt nicht nur wie sein eigener Großvater, sondern auch durchgehend wie im völlig falschen Film. [...]

        [...] „Sabotage“ ist und will auch gar kein klassisches Schwarzenegger-Vehikel sein. Geht trotz einiger Feuergefechte mehr in Richtung Thriller, nur die sollten laut Definition eigentlich spannend sein. Geboten wird nur ein (nicht im positiven Sinne) ultra-zynisches, menschenverachtendes, aufgesetzt-cooles, grenzdebiles Debakel. Sagenhaft, dass sich nicht auch nur für eine der Figuren so was wie Sympathie entwickeln lässt, dafür sind sie durch die Bank zu grässlich geschrieben und gespielt. Bitter-böse arrangiert in seiner Grundhaltung, nervtötend-lächerlich in seiner Umsetzung. Schwarzenegger’s eigenes, altersschwaches Spiel gerät angesichts der furchtbaren Frauenrollen bald schon in den Hintergrund. Olivia Williams müsste normalerweise die Krone für die schlechteste weibliche Darstellerin des Jahres sicher sein. Als androgynes, Kaugummi-kauendes Fabelwesen mit der femininen Ausstrahlung und dem Vokabular eines obdachlosen Seemanns ist sie keine 2 Minuten auch nur ansatzweise zu ertragen. Aber halt, eine toppt auch das noch: Mireille „Oh Baby, die Schlampe hab ich voll gefickt“ Enos. Die dürfte echt nicht mehr zu überbieten sein. Ein Albtraum, wie der gesamte Film.

        Mal unter uns Pastorentöchtern, als Arnie seinerzeit in „Phantom Kommando“ dutzende Seelen ultra-brutal über den Jordan schickte, was das reines Entertainment. In „Sabotage“ wird auf jeglichen Spaß konsequent verzichtet. Um die nicht vorhandene Spannung und das Nichts von einem Skript irgendwie reizvoll zu gestalten, wird in den Gewaltszenen so übertrieben und exzessiv rumgesaut, Gewalt so selbstzweckhaft zelebriert, das kommt den letzten „Saw“-Filmen schon sehr nah. [...]

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        • 9
          über Shining

          [...] Kubrick entschied sich ganz bewusst, den übernatürlichen Anteil auf ein Minimum zu reduzieren und ihn erst kurz vor Schluss als nicht zu leugnenden Part der Handlung klar zu definieren. Vorher lässt er lange offen, ob es im majestätisch-schauderhaft in Szene gesetzten Overlook-Hotel überhaupt mit paranormalen Dingen zugeht. Genau genommen könnte man auch am Ende noch einen letzten Restzweifel behalten, selbst eindeutige Details wären noch unter dem Aspekt der extremen, psychischen Belastung der Figuren eventuell noch „rational“ erklärbar bzw. als Halluzinationen gerade so durchgängig. Das Hotel und seine bewegte Vergangenheit sind natürlich weit mehr als imposante Kulisse, wird auch bei Kubrick zur manipulativen Triebfeder des Geschehen, jedoch deutlich subtiler als bei King, der das Overlook als eindeutig böse Kraft, als eigentlichen Antagonisten verstand. Jack Torrance – fast schon bedenklich intensiv dargestellt von Jack Nicholson in seiner absoluten Höchstphase - gehört die Bühne. [...]

          [...] Kubrick’s berühmt-berüchtigter Perfektionismus ist in jedem Frame zu sehen, bald zu spüren. Nichts, rein gar nichts scheint willkürlich, zufällig, den Bedingungen angepasst, improvisiert oder belanglos. Das Overlook wird in sagenhaften Bildern als wahrhaftiges Labyrinth präsentiert, nicht nur in der Außenanlage. John Alcott vermittelt mit seinen Einstellungen ein Gefühl von Weite, unergründlich-unheimlicher Tiefe, Endlosigkeit. Unterstützt von den wegweisenden Steadycam-Aufnahmen eines Garrett Brown entstanden damals ungeahnt faszinierende Kamerafahrten- und Bewegungen, die auch heute noch beeindrucken. [...]

          [...] Vorlagen-Autisten und King selber können sich gerne noch 100 Jahre über die „Unverschämtheit“ aufregen, dass einer der besten Regisseure überhaupt es gewagt hat, sich nicht nur als reiner Abfilmer zu betätigen. Wer ein Gespür und Herz für große, außergewöhnliche Filme hat, kann darüber nur lachen. King konnte ja bei der TV-Version zeigen, was Kubrick alles „falsch“ gemacht hat. Tja…

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          • 7
            über Cujo

            [...] Warum „Cujo“ dann letztendlich doch nicht nur zu den guten King-Verfilmungen, sondern ganz besonders zu den besten Tier-Horrorfilmen gezählt werden muss, tritt im nervenzerrenden, grandios inszenierten letzten Drittel zu Tage. Sagenhaft, wie hier perfektes Tiertraining, eine dynamische, rasante Kamera, nahezu perfekter Schnitt und das immer bizarrer werdende Äußere von Cujo sich zu einem engen, druckvollen, schweißtreibenden Szenario vermengen. Die brachialen Attacken erscheinen täuschend echt, selbst heute scheint es kaum vorstellbar, wie das gefahrlos gedreht werden konnte. Hochachtung vor Dee Wallace, das so zu drehen erfordert selbst in einem geschützten Rahmen tonnenschwere Cochones. Ein Rätsel, wie man ein Tier so abrichten kann. Oder es wurde mit 50 identischen Hunden gedreht, die nach dem Cut sofort erschossen werden mussten, das scheint bald wahrscheinlicher. Purer Terror, der über diverse Schwächen des Anfangs hinwegtröstet. Unglücklich bleibt im Angesicht dieser Wucht, dass der Film die bedingunglose Konsequenz verweigert und vor King’s ursprünglichen Magentritt-Finale in letzter Sekunde den Schwanz einzieht. Wohl nur für Kenner des Buches ein Ärgernis und soll den Film für sich nicht zu sehr schmälern. Das es auch anders geht (und sogar noch böser), bewies Frank Darabont 2007 mit „Der Nebel“. Dieser Mut ging den Machern hier leider ab. [...]

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            • 8

              [...] Wie schon das Buch ist „Dead Zone“ nicht in das Horror-Genre einzuordnen, tangiert es nur durch seine übernatürlichen Bausteine. King wie Cronenberg geht es um ein menschliches Drama, den inneren Zwist um Fluch oder Segen, Gabe oder Bürde, Bestimmung, Schicksal und Opferbereitschaft. Wenn du alles verloren hast und im Tausch nur eins bekommen hast, wie setzt du es ein und bist du bereit, in Schlüsselmomenten die richtige Entscheidung zu treffen, auch wenn es deine letzte sein wird? Thematisch nicht nur hochinteressant, moralisch nicht übersäuert, sondern von existenzieller Spannweite. Den Tod überwunden um als verstörte Seele weiter zu leben oder aus dem Verlust einen höheren Sinn zu ziehen? [...]

              [...] Eine Geschichte und ein Film über die individuelle Selbstfindung und die bittere Tragödie, die sie beinhaltet. Von Cronenberg nur oberflächlich kühl, tatsächlich sehr sensibel und dadurch extrem beklemmend, weniger durch Momente, deutlicher durch sein Ganzes packend und spannend vorgetragen. Mit einem Christopher Walken in absoluter Höchstform brillant - im wahrsten Sinne des Wortes - verkörpert, was bei ihm auf dem Niveau mehr als treffend ist. Jeder Blick, jede mimische Regung lässt tiefer in ihn blicken als tausend Worte, Psychisches physisch dargestellt, sein Körpersprache trägt den Umfang seiner mentalen Zwickmühle, dem Gewahrwerden dieser und seinen letztendlichen Umgang damit offen zur Schau. [...]

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              • 3 .5

                Guter Blödsinn ist nicht einfach und das zu wiederholen scheinbar noch schwerer. Der krampfhafte Versuch von Will Ferrell und Adam McKay die Legende von Ron Burgundy nach 10 Jahren fortzusetzen, geht gehörig nach hinten los. Lange nicht so spritzig, hüftsteif und ein reiner Aufguss der alten Erfolgsformel, ohne nur annährend die einst vorgelegte Qualität zu erreichen. Nur vereinzelte Gags in dem fast 2stündigen Film können kurz die Mundwinkel zucken lassen (z. B. die Dinnerszene im Familienkreis oder das anschließende Vater-Sohn-Gespräch über Voodoo), sonst sind Langeweile und/oder lahme Rohrkrepierer an der Tagesordnung. Ganz schlimm: Steve Carell, die Geheimwaffe des ersten Teils, ist ein reiner Nervtöter, schrecklich. Das hier noch prominentere Cameos aus dem Hut gezaubert werden, rettet überhaupt nichts. Bedenkt man, wie erfolgreich die letzten Hauptrollen einiger der Stars verliefen, ist ihr kurzes Auftreten hier auch nicht besonders sensationell. Man muss ja irgendwie im Geschäft bleiben. Das war mal gar nichts.

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                • 7 .5

                  [...] Meine Herren, was für derber, hemmungsloser, in jeder Hinsicht und mit voller Absicht bodenloser Nonsens. Genau die richtige Spielwiese für Anarcho-Komiker Will Ferrell, für dessen ganz spezielle Auslegung von Humor nicht jeder empfänglich ist. Seine Filme können nun wirklich nicht immer überzeugen, doch mit was für einer Freude sich der Typ jedes Mal zum Horst macht, das ist äußerst bemerkenswert. Im Gegensatz zum von der Ausstrahlung durchaus sympathischen, von seinen Fähigkeiten gleichzeitig so extrem limitierten (um es höfflich zu formulieren) Adam Sandler – der wenn überhaupt ausschließlich durch die ihm vor die Füße inszenierten Szenen mal für Lacher sorgen kann – oder dem auch nur als drolliger Loser erfolgreichen Ben Stiller, ist Will Ferrell der wenig wertgeschätzte Star des oft (und nicht immer unberechtigt) verpönten Gaga-Humors. Bei „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ passt endlich mal alles zusammen. Ferrell mit der üblichen Spielfreude bekommt Unterstützung von einem ähnlich euphorisiert wirkenden Cast (inklusive einer wahren Cameo-Offensive), dem politisch völlig unkorrekten Frontalangriff von einem Skript und – das macht diesmal den Unterschied aus – es ist hinter dem ganzen Blödsinn sogar fast so was wie clever. Eigentlich verbittet sich dieses Wort im Zusammenhang mit so einem Film, es ist auch nicht die Geschichte per se, es ist die Art, wie gezielt, treffsicher und unfassbar gut getimt die Schwachsinns-Salven auf den Zuschauer abgefeuert werden. Daran scheitern so viele, dieser Film nicht. Die unterschätze Kunst der puren Idiotie, in alle ihrer (seltenen) Pracht vorgetragen. [...]

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                  • 6

                    [...] Alejandro Fernández Almendras gleitet sehr behutsam über den brüchigen Untergrund, macht es dem Zuschauer mit seinem extrem zurückgenommenen, ziemlich sperrigen Rachedrama jedoch nicht unbedingt einfach. Bewusst vermeidet er eine echte Bindung zu den Figuren, macht uns zu ganz neutralen Beobachtern und will überhaupt nicht erst in Versuchung geraten, dass Thema Selbstjustiz in der geringsten Form reißerisch, nur im Ansatz glorifizierend oder sogar unterhaltsam auszuschlachten. Er entwirft eine nüchterne, unspektakuläre Studie über einen verzweifelten Mann, der in letzter Konsequenz ganz einfach keine andere Möglichkeit mehr sieht. [...]

                    [...] In diesem Vorhaben liegt - das ist die Kehrseite der Medaille – dann auch ein Problem des Films. Um bloß nicht – und wenn es nur um Bruchteile geht – den Zuschauer in irgendeiner Form zu manipulieren oder „falsche“ Gefühle zu wecken, verzichtet Almendras soweit es geht auf ziemlich jeden emotionalen Input. Seine Figuren werden nur geringfügig bis gar nicht charakterisiert, nur das Innenleben von Vater Jorge wird punktuell spürbar gemacht. Dadurch erschwert und blockiert Almendras fast schon eine größer Anteilhabe an dem Geschehen. Es ist halt etwas zu viel. Oder zu wenig. Zu viel von wenig. [...]

                    [...] „To Kill a Man“ ist leicht anstrengendes, ambitioniertes Arthouse-Revenge-Kino, das sich gezielt gegen die breite Masse stellt und dort wohl auch wenig Anklang finden wird. Ultra-Kunst oder hochklassiges Anspruchskino ist es deshalb trotzdem nicht, dennoch ein interessanter Stück Film eines offenbar sehr talentierten Mannes.

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                    • 8

                      [...] Hinter der augenscheinlich so wunderschönen, idyllischen Naturkulisse schlummert eine unsichtbare, subtile Bedrohung, die sich schon früh andeutet, dennoch nie gänzlich demaskiert. In wie weit diese tatsächlich als Ursprung und treibende Kraft für das folgende Geschehen verantwortlich gemacht werden kann, bleibt Auslegungs- und Interpretationssache. Passiert all dies wirklich oder manifestiert sich in den teils bizarren Momenten nur die angespannte, zwischenmenschliche Situation? Schlägt die Natur zurück oder sind es nur merkwürdige Zufälle, Einbildungen oder lediglich der Ausdruck psychischer Grenzerfahrungen? Eggleston beantwortet diese Frage bewusst nicht eindeutig und tut gut daran. Als reiner 70er Öko-Horror – zu der Zeit ja eine gerne genutztes Thema – würde sich „Long Weekend“ lange nicht so eindrucksvoll und verstörend-beängstigend von der Maße abheben. [...]

                      [...] Voller Symbolik und Methapern beschwört „Long Weekend“ so langsam wie bestätig ein beunruhigendes Szenario herauf, das sich gnadenlos hochschaukelt und mit so unheimlichen Momenten irritiert und verschreckt, wie sie es in dieser Form nur selten zu erleben gab. Was allein so grandiose, schauderhaft-eindringliche Soundarrangements bewirken können. Ohne sich durch eine finale, der Massenkompatibilität förderlichen Erklärung selbst seiner Faszination zu berauben, lässt einen „Long Weekend“ mit einem extrem beklemmenden Gefühl zurück. [...]

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                      • 8

                        [...] Federico Fellini inszeniert mit „La Strada“ ein bitteres Roadmovie, eine schmerzhafte Ballade der Straße, zum Teil wunderschön eingefangen und grandios gespielt. Anthony Quinn brilliert als so ausdrucksstarker, kraftvoller wie hassenswerter Schausteller, der die wunderbare Giulietta Masina als unter massiven Minderwertigkeitskomplexen leidende (weil so erzogene) Gelsomina wie ein Stück Vieh behandelt, sie wie selbstverständlich demütigt, benutzt und zur Sache degradiert. In ihrer kindlichen Art, so fröhlich, begeisterungsfähig und doch zu tiefst traurig, mit diesen riesigen Augen, ist sie einfach hinreißend. Ihr einziger Versuch, sich von dem Tyrann Zampano zu lösen schlägt fehl, ab dann scheint sie sich erst recht ihrem Schicksal fügen zu wollen. Die Begegnung mit einem Artisten – der sie erstmals wie eine begehrenswerte, ernstzunehmende Frau behandelt – reißt sie kurzzeitig aus ihrem tristen Alltag, lässt den wütenden, gekrängten und sogar der Lächerlichkeit preisgegebenen Zampano explodieren und wird ihrer aller Leben entscheidend beeinflussen. [...]

                        [...] In der letzten Szene brechen nicht nur die Wellen am Strand, sondern noch mehr der große Zampano in sich zusammen und zeigt erstmals, was sich bis dahin nur sehr dezent, trotzdem spürbar andeutete. „La Strada“ ist eine dieser Liebesgeschichten, die nicht als solche klar zu definieren sind und deshalb nicht unbedingt so bezeichnet werden. Wer die letzten Minuten miterlebt hat, kann kaum das Gegenteil behaupten. [...]

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                        • 7 .5

                          [...] „Little Big Man“ ist Satire und Persiflage auf den Urtyp des amerikanischen Western, geht wenig glorifizierend mit den prominenten Figuren um (allein General Custer wird so böse als arroganter, größenwahnsinniger Gockel präsentiert, besonders im grandiosen Finale) und ist eher eine humorvoller Underdog-Story als heroische Männerphantasie und Heldenode. Mit teilweise sehr satirischem Witz werden Klischees vorgeführt und wie am Fließband parodiert, ohne das „Little Big Man“ mit gutem Gewissen als Komödie bezeichnet werden könnte. Dafür geht er auch an einigen Stellen viel zu drastisch zur Sache. Allein das Massaker von Custer’s Truppe in einem Reservat wird so unverblümt dargestellt, da schluckt man kurz. Gerade der Aspekt, das der Film sich deutlich von den damals üblichen Methoden entfernt, sie gleichzeitig miteinbezieht und nie gänzlich in eine Schublade einzuordnen ist, macht ihn so originell. Durch die Erzählerperspektive (eines nur bedingt als glaubwürdig einzustufenden Methusalem) wird durchgehend suggeriert, dass wir hier nur Indianer-Garn aufgetischt bekommen, genauso übertrieben, ausgeschmückt aber - wie bei jedem guten Märchen – mit dem Fünkchen Wahrheit oder moralischen Lektion, die wir uns bitte selber rauspicken dürfen.

                          Sicher wirft der Film etwas zu viel zusammen, kommt leicht überfrachtet rüber und ist trotz seines rasanten Tonus manchmal schlicht vollgestopft. Da kann nicht jede Idee voll zünden, Blindgänger unvermeidlich. Manches ist dafür so gelungen oder zumindest im Ansatz herrlich unverkrampft, ohne Rücksicht auf Historie oder US-Heldentum und passt daher hervorragend in das Bild des neuen, mutigen Studiofilms, dass man „Little Big Man“ kaum nicht Respekt zollen kann. [...]

                          20
                          • 7

                            Greg McLean („Wolf Creek“) liebt seine australische Heimat, unterstreicht immer wieder ihre atemberaubende Schönheit mit traumhaften Impressionen, lässt gleichzeitig schon in der trügerischen Idylle durchscheinen, dass hinter der Fototapete ein Kampf um’s nackte Überleben lauert. So auch bei „Rogue – Im falschen Revier“, bei dem er die Natur nicht nur als stimmungsvolle Kulisse nutzt, sondern sie und ihren ältesten Jäger in den Vordergrund rückt. Was als Erkundungstrip beginnt, wird zum rohen, grausamen Survival-Horror, der zwar das Genre und dessen Spielregeln niemals neu definiert oder auslotet, dafür wahnsinnig effektiv und technisch nahezu perfekt ausnutzt. [...]

                            [...] „Rogue – Im falschen Revier“ gewinnt ungemein durch seine gnadenlose, zerstörerische, bedrohende Art und das geschickte Hantieren mit bekannten Mustern. Auch wenn der Ablauf vorhersehbar, selbst die Reihenfolge des Bodycounts aufgrund der typischen Figurenskizzierung wie in Stein gemeißelt ist, es funktioniert trotzdem. Unter der sengenden Sonne und über dem steigenden Wasserspiegels eines der letzten natürlichen Jagdgründe ist der Mensch nur Beute, nicht Ende der Nahrungskette. Hier herrscht und beherrscht das Tier, der letzte Dinosaurier, dessen Methoden über Jahrtausende nicht angepasst werden mussten. Wir konnten nur so überleben, also wer ist die (von Natur aus) überlegene Spezies? [...]

                            [...] Atmosphärisch von der ersten Sekunde an und handwerklich generell famoser Beitrag zum stiefmütterlich behandelten Tier-Horror-Segment, der deutlich mehr auf drückende Spannung als puren Gore setzt. Partiell grandios, kann nur nicht über Defizite bzw. zu durchschaubare Momente in der Geschichte hinwegblenden. So oder so, mit einem Herz für gefräßige Tiere ein Muss.

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                            • 7

                              [...] Gerne und vorschnell unter dem sowohl positiv als auch negativ behafteten, nicht immer schmeichelhaften Wörtchen Trash katalogisiert, ist „Der Horror-Alligator“ von Lewis Teague einer der besten Vertreter seines Sub-Genres. [...]
                              [...] Regisseur Teague (der seine Karriere standesgemäß tierisch mit den Stephen-King-Verfilmungen „Cujo“ und „Katzenauge“ fortsetzte) sowie die Autoren John Sayles und Frank Ray Perilli erschaffen auf Grundlage des gerne als bare Münze verkauften Großstadtmärchens von Alligatoren in den Abwasserkanälen – inklusive leichtem, wenn auch nicht vordergründigen Fingerklaps für böse, böse Tierversuche – einen schon erstaunlich souverän umgesetzten, sehr unterhaltsamen Beutezug eines hungrigen Riesen-Krokos mit Stoffwechselproblemen. [...]
                              [...] Mit Retro-Bonuspunkten nur ganz leicht gepusht und im Vergleich zu den unzähligen Abfluss-Rohrkrepierern als Alternative, ist „Der Horror-Alligator“ immer noch eine richtig feine Sache und für Freunde des Genres kaum zu umgehen. Die Kunst der kleinen Dinge, an denen viele scheitern, beherrscht er mühelos.

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                              • 5

                                [...] „Nicht mein Tag“ enttäuscht leider im Gesamteindruck, obwohl die Bedingungen so verheißungsvoll sind. Niemand anderes als „Stromberg“-Autor Ralf Husmann liefert die Vorlage zum Skript, Thorwarth hat immer noch dieses Gespür für urige Situationskomik, ein goldenes Besetzungshändchen und weiß all dies zunächst auch auszuspielen. Dazu muss gesagt werden: Dies ist sicher sein konventionellster Film bisher. Dem enthusiastischen Chaos seiner ersten Filme – was gerade deren Reiz ausmachte – muss nun einer in der Form schon häufiger vorgetragene Geschichte weichen. Im Alltag gefangener und eingeschlafener Nun-leider-doch-Spießer wird als Geisel genommen, freundet sich (holterdiepolter) mit seinem anarchistischen Entführer an und nutzt den Wink des Schicksals als Flucht aus der mausgrauen, schleichenden 9-17Uhr-Todesstrafe. Trotz bekannter Muster, eindeutiger Anleihen (bis zu Plagiaten) aus etlichen Werken zuvor und der objektiv nicht so drastisch-schlüssigen Verbrüderung mit dem Geiselnehmer, lange funktioniert der Film zweifellos. Allein das präzise Timing, die pointierten Dialoge und vor allem die beiden hervorragenden Hauptdarsteller täuschen über Skriptmängel locker hinweg. [...]

                                [...] Dann kippt die Chose leider ganz gewaltig, auch weil Thorwarth irgendwann extrem planlos wirkt, einfach nicht den richtigen Punkt findet und ihm das unglückliche Kunststück gelingt, die gesamte Stimmung schwungvoll an die Wand zu fahren. Mit 110 Minuten ist der Film nicht nur viel zu lang (für die Geschichte), er verrennt sich auch noch komplett in einem unausgegorenen Plot, der augenscheinlich zu viel will. Es wechselt und mischen sich Elemente aus Thriller, Beziehungsdrama, Komödie, Buddy-Movie und sogar Actionfilm so überstürzt, das erscheint bald hilflos. Warum die nicht unbedingt originelle, aber zumindest klare und funktionale Basis so sinnlos geopfert wird, es bleibt ein Rätsel. Nichts gegen Stimmungs- und Genrewechsel bzw. Verquickungen, nur das muss man dann eben beherrschen. Thorwarth gelingt das nicht und übersäuert seinen bis dahin soliden Film ohne Not. [...]

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                                • 4 .5

                                  Manche Kinder wünscht man nicht mal seinem schlimmsten Feind. Vatergefühle, Welpenschutz, da hilft nichts mehr. Einsperren, Schlüssel wegwerfen, auch Resozialisierung hat seine Grenzen. Obwohl, selbst so eine tickende Zeitbombe und angehender Amokläufer kann unter gewissen Umständen ganz nützlich sein.

                                  So wie bei „Aggression Scale“, der an sich mit einer ganz netten Grundidee den Home-Invasion-Spieß umdreht und dabei massig Potenzial birgt, als rasant-fiese, nicht jugendfreie „Kevin – Allein zu Haus“-Variante ordentlich auf den Putz zu hauen. [...]

                                  [...] Klingt prima, zumindest in Erwartung eines sich seiner fast albernen Grundlage bewusstem Genre-Hobel, der zünftig auf’s Gaspedal drückt und mit allerlei derben Einfällen für messerscharfes B-Entertainment sorgt. Bedauerlich, dass dies nur sehr bedingt zutrifft. [...]

                                  [...] Die größte Chance wird allerdings durch einen theoretisch möglichen, praktisch jedoch nicht erzeugbaren Sympathieumschwung verpasst. Zwar werden aus den Tätern letztendlich die Opfer, doch mitfiebern mag man mit niemanden. Die Gangster sind und bleiben grausame Monster und blöde Wichser, der vorpubertäre Einzelkämpfer nimmt nur den Part des Schlächters ein, nicht direkt den als Bad-Guy. DAS hätte wohl tatsächlich funktionieren können. So killt ein Arschloch die anderen. [...]

                                  [...] Langweilig und vom Grundsatz uninteressant ist „Aggression Scale“ sicher nicht, nur an den entscheidenden Stellen so verschenkt, kostet ihm den Durchschnitt und genau genommen sogar deutlich mehr. Nicht richtig schlecht, dennoch zu weit vorbei.

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                                  • 0 .5

                                    [...] Mühe – das lehren die nackten Zahlen – geben sich nur risikobereite Trottel und unverbesserliche Idealisten, die braucht man bei The Asylum und SyFy nicht, die geben nur Geld aus. Für Drehbücher, Effekte, nicht dem Hungertod geweihten Darstellern oder C-Promis, die sich für welche halten. Funktioniert doch. Man nehme die selbe Idee wie beim eh schon hundsmiserablen Vorgänger (Vorteil: Diesmal kann man gleich mit dem Quatsch starten und muss nicht erst eine Art „Prolog“ oder wie das außerhalb vom Asylum-Wunderland so genannt wird erzählen), macht nochmal genau das Gleiche (sogar etliche Szenen sind im Prinzip 1:1 kopiert), verändert bitte nichts, irgendwie hat das ja vorher funktioniert und – ganz wichtig – das Budget von 136,88 $ darf NIEMALS überschritten werden. Wenn Ian Ziering wieder rotzfrech behauptet, ihm sei vertraglich ein neuer Schnürsenkel zugesichert worden, ignorieren. [...]

                                    [...] Der Rest ist Standard: Nicht mal mehr schlampig oder grob fahrlässig, einfach desinteressiert und von deutlicher Ignoranz zum Medium Film wie dem Publikum nur so strotzend runtergerotzt, CGI-Effekte aus der Mülltonne, Humorversuche und bewusster Trash-Anbiederung der aller schlimmsten Sorte, grundsätzlich eine Fortsetzung aus dem Bilderbuch. Fans von „Sharknado“ bekommen die identische Gülle nochmal händereibend vor die Füße gekotzt in der (leider wirklich) bewussten Annahme, dass sie genau das sehen wollen. Was hat das bitte mit Unterhaltung in irgendeiner Form zu tun? [...]

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                                    • 7 .5

                                      Hooked On A Feeling, dank James Gunn und seiner unverkennbaren Handschrift bei „Guardians of the Galaxy“. Endlich darf der sympathische Kanadier nach seinen gelungenen B-Movies wie „Slither“ oder „Super – Shut Up Crime“ mal einen großen Film machen und lässt sich – das ist die wirklich gute Nachricht dabei – kein Stück verbiegen. Ganz im Gegenteil. Begünstigt sicher durch die Tatsache, dass hier eine eher unbekannte Marke aus dem Goldesel-Fundus von Marvel zu Grunde lag, konnte er wohl relativ frei schalten und walten, das Ergebnis ist eine Wohltat. So liebevoll bis ins kleinste Detail, frisch, unverkrampft und einer vergleichbaren, ungemein lässigen Charme-Offensive im Gepäck kam bisher noch keiner der Studiofilme rüber. Mit einer Selbstverständlichkeit, die sich nicht erlernen lässt. Toll ausgestattet, grandios animiert, bis in die Nebenrollen prima und überraschend besetzt (Michael Rooker kann es immer noch, wenn er mal darf), wird erstklassige Unterhaltung aufgetischt. Geschichte und Ablauf as usual, ist doch auch vollkommen schnuppe, wenn die Umsetzung so dermaßen gelungen ist. Keine Längen, keine Hänger, schwungvoll, ironisch, witzig ohne gezwungen zu wirken, einfach ein cooles Stück Film, wie es sie in den letzten Jahren viel zu selten gegeben hat. Der Kevin Bacon der Sommerbluckbuster. Hoffentlich bleibt Gunn seiner Art weiterhin treu, dann dürften wir auch in Zukunft noch viel Spaß mit ihm und seinen Arbeiten haben. Wer waren gleich die Avengers?

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                                      • 8
                                        über Wolfen

                                        [...] Eine interessante Kombination aus Krimi, Horrorfilm, Paranoia-, Suspense- und Mysterythriller, die geschickt mit Erwartungshaltungen, sozialkritischen und durchaus moralisch geprägten Elementen spielt, ohne durch diesen „Belehrungsansatz“ auf den Wecker zu fallen. Sie werden sich schlicht zu Nutze gemacht, um eben nicht den zu erwartenden, typischen „Werwolf“-Film zu zeigen. Ein mythisches Schauermärchen auf urbanen Terrain, welches nicht nur durch seinen interessanten Grundgedanken, sondern mindestens im gleichen Maße durch seine beeindruckend dichte Atmosphäre und die grandiose Inszenierung punkten kann. Die South Bronx als Wälder aus Beton und Stahl, Ruinen der modernen Zivilisation als Sinnbild für die Zerstörung des ursprünglichen Gleichgewichts, werden zu den Jagdgründen derer, die sich nicht ausrotten und in Reservate pferchen ließen, die nicht durch den High-Tech-Overkill der modernen Welt aufzuspüren und zu überführen sind. Sie waren lange vor uns da und werden es vielleicht immer sein. Michael Wadleigh taucht die territoriale Verteidigung in düstere Bilder und lässt durch die Augen der Jäger blicken, braucht keine spektakulären Effekte, sondern lässt den Effekt seiner Inszenierung wirken. [...]

                                        [...] Kein ganz simples Horrorfutter, noch lange kein Arthouse, nur ein wunderbar anderer Vertreter seines Subgenres, der nicht mal richtig dazu gehört. Der Wolf im Werwolfspelz. Super.

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                                        • 4

                                          Danny DeVito auf dem Regiestuhl, das übliche Problem: Wie die meisten seiner Werke hat auch „Tötet Smoochy“ beste Voraussetzungen und ganz eindeutig auch die Intention, eine extrem bissige, pechschwarze Komödie zu sein. Eine Satire auf das Haifischbecken Kinderfernsehen, in dem vor der Kamera gelacht, getanzt und (angeblich) pädagogisch wertvolle Phrasen gedroschen werden, hinter den Kulissen geht es natürlich nur um Marketing, Productplacement und den schnellen Dollar. Prima Idee und mit Robin Williams, Edward Norton, Catherine Keener sowie DeVito himself klasse besetzt. Nur gelingt es DeVito erneut nicht, das richtige Feintuning zwischen den biestigen Einfällen und zu überdrehtem Klamauk zu finden. Wo andere richtig in der Wunde bohren, zieht er völlig unnötig die Notbremse und verpasst es, mit vollem Druck auf die Kacke zu hauen. Dabei ist das so eine gute Idee. Weil der Platzhirsch der Kinderstars, „Rainbow Randolph“ (Williams), eigentlich ein selbstverliebtes, cholerisches Arschloch ist und bei einem Bestechungsversuch auffliegt, braucht der Sender schnell Ersatz. Aus Mangel an seriösen Konkurrenten – denn in dem Business sind alle Kokser, Psychopathen oder kriminell – greift man auf den letzten Mohikaner der Kinderunterhaltung zurück: Sheldon Mopes (Norton) alias „Smoochy, das Nashorn“. Der spielt nicht nur den herzensguten Lila-Laune-Onkel, er ist tatsächlich so ein idealistisches, ökologisch korrektes Weltverbesser-Milchbrötchen. Während der naive Schmusebär von seinen Vorgesetzten fortan nur noch als Melkkuh herumgeschuppst wird, plant der völlig heruntergekommene Randolph ein Attentat auf seinen Nachfolger. Klingt in der Tat besser, als es letztendlich ist. Zu vollgepackt und wenig konsequent erscheint das Gesamtwerk, kann nicht mit treffsicheren Pointen überzeugen, verrennt sich gegen Ende total in Belanglosigkeit und wirkt viel zu verwässert, mehr gewollt als insgesamt gekonnt. Darüber hinaus wird auch ein Robin Williams zu wenig Raum gegeben. Sein Rachefeldzug hätte für den Film völlig gereicht, so ist das eigentlich nur ein Side-Plot und Williams gezwungen, durch besonders überdrehtes Spiel für Aufmerksamkeit zu sorgen. Schade, Potenzial ist reichlich vorhanden, abgerufen wird es selten bis nie.

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                                          • 7

                                            [...] „Die Bienenkönigin“ wird als demonstrativ-willenloses, dennoch aufgrund ihrer Natur als privilegiertes Geschöpf präsentiert, das die dominierende Macht über Leben und Tod besitzt. Natürlich fremdgesteuert, gleichwohl als Familien-zerstörende und gleichzeitig das Grauen hervorbringende Basis in Szene gesetzt, da bezieht Cronenberg unverkennbar Stellung. Kann er ruhig machen, dadurch gewinnt sein Film noch mehr an provokativem Subtext und darf gegen Ende so vom Stapel lassen, das man über diverse Leerläufe getrost hinwegsehen kann. Lange lässt sein Film (scheinbar) eine ganz klare Richtung vermissen, findet sie letztlich in dem alles vereinenden, verletztem und wütendem Finale, wenn das Böse aus dem externen Uterus schlüpft und als fast gesichtslose Brut das einzig Unschuldige angreift, was aus einer in Trümmern liegenden Beziehung noch übrig geblieben ist. „Die Brut“ mag auf den ersten Blick leicht trashig wirken, ist dabei wie alle Cronenbergs deutlich überlegter und vielschichtiger, als das ihm dieses Attribut gerecht werden würde. [...]

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                                            • 7

                                              [...] Alles dabei, was zu einem anständigen, heute angenehm nostalgisch wirkenden Horrorfilm gehört: Verrückte Wissenschaftler, bizarr-schleimiges Viehzeugs, wilde Mutationen, derber Splatter. Die abstruse Story um expandierende Zirbeldrüsen ist kaum der Rede wert und ehrlich gesagt ziemlicher Quatschkram, daran sollte sich niemand ernsthaft stören. Wenn, komplett falscher Film. Nach einem etwas zähen Auftakt, in dem höchstens die merkwürdige Geschichte, die extravagante, psychedelische LSD-Keller-Disco-Beleuchtung und die manchmal schon fast ulkigen Darsteller auffallen (Jeffrey Combs kann auch irre gucken, sieht grundsätzlich so aus, als wenn bei ihm alle Gardinen aus dem Fenster hängen), dreht „From Beyond“ dann richtig auf. Ein Genuss, was hier an sensationellen, handgemachten Effekten und schrägen Transformationen aufgefahren wird. Body-Horror, an dem bestimmt auch ein David Cronenberg seine helle Freude gehabt hat. Nicht die einzige Parallele zu ihm. Gordon und Yuzna scheinen sich sehr deutlich an den Filmen und Thematiken des kanadischen Ausnahmeregisseurs zu orientieren, allein der sexuelle Aspekt erinnert stark an dessen ältere Filme. „Rabid“ lässt überdeutlich grüßen, wenn sich mit phallischen Zirbeldrüsen penetriert wird, Erregung, Trieb und körperliche Vereinigung zu zentralen Punkten werden. Selbstverständlich lange nicht so subtil und hintergründig wie selbst in den kostengünstigen, ersten Werken von Cronenberg. Mit dem Trash wird offensiv und sehr bewusst kokettiert, von Subtext kann schon gar nicht mehr gesprochen werden, wenn z.B. Barbara Crampton zunächst von einer deformierten Kreatur die Möpse massiert bekommt und sich anschließend im knappen Fetischoutfit präsentiert. [...]

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                                                [...] Maßgeblich dafür verantwortlich ist Friedkin’s wahnsinnig kompakte, druckvolle Inszenierung. Eigentlich kein politischer Film, der dennoch relevante, zeit- und gesellschaftsgeschichtliche Themen ankratzt und sie sich geschickt zu Nutze macht. Der große Knall ist schon vor dem holperigen Todesritt durch die grüne Hölle allgegenwärtig. Südamerikanische Militärdiktaturen, ausbeuterische Methoden von Großkonzernen, moderne Sklavenhaltung und die damit einhergehende Ausnutzung von Notsituationen dienen als Sprengstoff, noch bevor dieser tatsächlich auf die Reise geschickt wird. Im Gegensatz zur ersten Verfilmung glänzt „Atemlos vor Angst“ weniger durch eine detaillierte, empathische Figurenzeichnung, dafür deutlicher durch die impulsive Darstellung einer Situation. In genau diesem Punkt glänzt ein William Friedkin, der wie bei seinem großen Durchbruch „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ mit einem unsichtbaren Pulverfass und den dazugehörigen Streichhölzern hantiert, um sie im Verlauf der Handlung zu einer wuchtigen Detonation zusammenzuführen. Sein Werk ist komprimierter, mehr auf den eigentlichen Survival-Plot reduziert, gönnt sich den Luxus bzw. das Selbstbewusstsein, keine tiefe Charakterstudie betreiben zu müssen, um dennoch eine ähnliche Wirkung zu erzeugen wie Clouzot fast 25 Jahre zuvor. Ein mutiges Vorhaben, sicherlich auch ein Kritikpunkt, nur wenn, dann muss man so abliefern wie Friedkin hier. Da bleibt letztlich wenig Angriffsfläche. [...]

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                                                  [...] Regisseur John Pogue („Quarantäne 2“) und seine Autoren Craig Rosenberg (nicht gerade bemerkenswert aufgetreten durch die Skripts zu dem Mystery-Quark „Half Light“ und dem überflüssigen Remake „Der Fluch der zwei Schwestern“) sowie Oren Moverman (immerhin Regisseur des großartigen „The Messenger – Die letzte Nachricht“) stolpern unmotiviert und ohne jeglichen Anflug eigener Ideen durch den Tante-Emma-Laden des Genres und packen das Warenkörbchen mit ein Bisschen von allem voll, was heute so gerne verwurstet wird. Exorzismus-Besessenheits-Irgendwas, paranormaler Unfug, Telekinese-Puppen-Theater und – natürlich – eine leichte Prise Found Footage, das spannungsarme Kameragewackel für Leute mit wenig Budget und noch weniger Talent (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel). [...]

                                                  [...] Akute Lärmbelästigung, billige Jumpscares, die pure Hilflosigkeit. Bis auf ohrenbetäubendes, verzerrtes Gejaule und sonstigen urplötzlich auftretenden Krach fällt einem nichts ein. Nicht nur furchtbar ätzend, ein reines Armutszeugnis. Soll das ernsthaft ausreichen, um im Jahr 2014 (oder auch 1950, zeitlos öde) dem Publikum das Fürchten zu lehren? Offenbar. [...]

                                                  [...] „The Quiet Ones“ versucht sich zwar aller möglichen „modernen“ oder zumindest angesagten Mitteln des Genres zu bedienen, wirkt trotzdem (oder auch dadurch) so muffig, bieder und jetzt schon verstaubt, wie es die alten Hammer-Filme selbst heute nicht sind. [...]

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                                                    „Nein, das darfst du nicht tun (es essen)! Das könnte mein Bruder sein!“

                                                    Alltagsprobleme im Mondo-Dschungel. Damit kennt sich Umberto Lenzi („Mondo Cannibale“, „Lebendig gefressen“) bestens aus. „Cannibal Ferox – Die Rache der Kannibalen“ zählt zu den bekanntesten Vertretern seiner skandalösen Zunft, ist in gewissen Punkten auch durchaus erinnerungswürdig, nur mögen muss man diese Geschmacksentgleisung (in mehrerer Hinsicht) deswegen ja nicht zwangsläufig. Um konkret zu werden: Die Musik hat leichte Ohrwurmqualitäten und kann schon Stimmung vermitteln, die Gore-Szenen sind ultradeftig und im Rahmen der Mittel gut gemacht. Sollten sie auch, auf mehr als eklige Matschepampe in Form von Eingeweiden-Fingerfood, rausgepuhlten Augäpfeln und extrem gepiercten Möpsen ist Lenzi natürlich nicht aus. Story wie gehabt: Eine wissenschaftlich enorm wichtige Expedition von einer angehenden Frau Doktor, ihrem Bruder und der ober-nuttigen, Koks-geilen Freundin soll eigentlich beweisen, dass im Amazonasgebiet keine Kannibalen hausen. Tja, Satz mit X, da kann sich die Fast-Promovierte noch so Mantra-artig eintrichtern, dass es keinen Kannibalismus gibt. Wäre ja auch öde. Alles dabei: Tier-Snuff, Titten und eine aufgesetzte, plump vorgegaukelte „Moral“ von wegen Gewalt erzeugt Gegengewalt, etwas „Kritik“ muss ja schließlich sein, damit man neben dem Genre-Primus „Nackt und zerfleischt“ nicht ganz so doof aussieht. Am Ende zählt nur Auge um Auge, Pimmel um Pimmel. Wem das reicht, Mahlzeit.

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