JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
Dank der erstklassigen Besetzung (Robin Williams, Nathan Lane, Gene Hackman, Diane Wiest, Hank Azaria) und dem gelungenen Transfer der Handlung auf den „Klassenkampf“ zwischen republikanischen US-Hardlinern und deren Sodom und Gomorra – nicht nur Liberale, sondern auch noch Homosexuelle, sogar waschechte Tunten -, ist das Remake des französischen Komödienklassikers „Ein Käfig voller Narren“ eine recht runde Veranstaltung geworden. Regieroutinier Mike Nichols nimmt Homos wie Heteros gleichberechtigt auf’s Korn, springt mit beiden „Parteien“ dabei nie zu respektlos um. Das Timing stimmt größtenteils, auch wenn der Film insgesamt etwas zu lang geraten ist. Ohne die engagierten Stars sicher auch nicht ansatzweise so viel wert. Williams ist hier mal nicht der Zappelmann vom Dienst und überlässt den lauten Part dem bekennenden Schwulen Nathan Lane, der mit sichtlicher Freude an der Sache voll in seiner Rolle der hysterischen Drag-Queen Albert aufgeht. Eigentlich der wahre Star des Films, wenn da nicht dieser herrlich brummige, erzkonservative Gene Hackman wäre, der zusammen mit Dianne Wiest dem ultra-spießigen Politikerpaar als staubig-biederer Albtraum jedes Freigeists ein ideales Gesicht verleiht. Fast anzunehmen, dass viele echte republikanische Politiker den davon ausgehenden Witz gar nicht verstehen werden. Somit wirklich gut getroffen. Keine Lachgranate und natürlich nur eine Neuauflage, allerdings mit eigener Note und einigen sehr charmanten, zum Teil sogar richtig gut gesetzten Pointen.
Sehr schöner, informativer Artikel. Vielen Dank, Mimu. Hab jetzt zwar nicht wahnsinnig viel Lust auf die Werke der Dame bekommen, aber immerhin einen Einblick und weiß nun, worauf ich mich eventuell mal einlasse.
Wie schon der Vorgänger ist auch das Sequel von Gareth Evans ein Grenzgänger. Zwischen beeindruckend und unnachahmlich, punktuell brillant und einem Meilenstein gleich, so wie zwischenzeitlich fast ermüdend, wenn denn nach Luft geschnappt werden darf. Die Krux des Ganzen: Während „The Raid“ aufgrund einer minimalen, praktisch nicht vorhandenen bzw. auf das absolute Nötigste reduzierten Story sich nur wenige Verschnaufpausen gönnte, geht Evans hier einen anderen Weg. Mehr Handlung, grob „Infernal Affairs“, deutlich mehr Laufzeit, nur wirklich gut tut das dem Film praktisch nicht. Denn auch wenn jetzt eine echte Geschichte erzählt wird, die ist nicht besonders dufte, obgleich auch nicht sterbenslangweilig. Nur nimmt sie – so paradox das klingt – zu viel Raum ein, atmet Luft weg, die nur in den furiosen Actionszenen zum Schneiden, Schnetzeln und Knochenbrechen dick wird, dass der geronnene Speichel im Mundwinkel sich blutrot färbt. Wurde sich damals noch auf engstem Raum von Etage zu Etage gekloppt, scheinbar nicht tragende Wände durchgeprügelt und sonst eher wenig, war das rückwirkend betrachtet gar nicht so falsch. Auf weitem Feld wirkt „The Raid 2“ zwar ambitionierter, epischer in seiner Auslegung, deshalb nicht zwangsläufig besser. Über weite Strecken scheint das diesem inszenatorischen Mammutprojekt fast das Standbein zu brechen. Wenn da nicht diese wahnsinnigen Einzelsequenzen wären…
Der angesprochene engste Raum des Vorgängers ist nicht omnipräsent, trotzdem vorhanden, und dann richtig. Eine Knasttoilette ist nur der Appetizer, die Autoverfolgungsjagd, inklusive Faustkampf in einem überfüllten Wagen, dürfte zu den besten Actionszenen gehören, die jemals überhaupt zu sehen waren. Dazu eine gnadenlose Schlammschlacht, die umwerfende, explosiv-dynamische Kamera, die enorme Eiseskälte, die der Film die gesamte Laufzeit absondert, radikaler und kompromissloser kann es kaum werden. „The Raid 2“ nimmt keine Gefangenen, er arbeitet mit seiner 08/15-Geschichte nur den knüppelharten Schädelbrüchen zu, die wie ein Dampf- bzw. Vorschlaghammer alles zerschmettern und klitzeklein schlagen, was zu dumm ist, zu einer ordentlichen Schlägerei nicht mit dem Messer, sondern der Schusswaffe aufzutauchen (echt mal, das hätte viele Leben gerettet). Man kann hier locker die nicht immer bis selten stimmige Mischung aus Undercover-Thriller und ultrabrutaler Knochenmühle kritisieren, nur so einen Druck wie hier werden nur noch wenige Actionfilme machen. Das ist Vollkontakt ohne Abklopfen, eine physische Auseinandersetzung mit dem Genre, wie sie es im technischen Zeitalter des Films eigentlich nicht mehr kommerziell sinnvoll ist. Warum Monate darauf verschwenden, so was zu drehen, in dieser Perfektion, wenn es viel günstiger und gefahrloser am Rechner und Schneidetisch gelöst werden kann? Genau deshalb!
„The Raid 2“ ist insgesamt und nüchtern betrachtet nicht der beste Film des Jahres, schwächelt eigentlich sogar heftig, dürfte aber auf lange Zeit der Actionfilm sein, der als Referenzmaterial gesehen werden muss. Vielleicht nur in einem Bruchteil der Gesamtzeit, nur da braucht man nicht zu diskutieren.
Und schon wieder wird ein vielversprechender, ausländischer Regisseur bei seinem Hollywood-Debüt für eine zwar aufwändige, nichtsdestotrotz völlig überflüssige Produktion verschwendet. José Padilha („Last Stop 174“, „Tropa de Elite“) musste diese Chance natürlich ergreifen, undankbar ist sie dennoch ohne Ende. Das Remake von Paul Verhoeven’s Klassiker wird jugendfrei runter gedrosselt, von den radikalen Gewaltexplosionen und dem ultra-galligen Tonfall bleibt nichts mehr übrig. Schick sieht das Ganze selbstverständlich aus, altmodische Stop-Motion wird gegen zeitgemäßes CGI getauscht. Wenn „RoboCop“ mal auf Action setzt, ist die trotz Kindersicherung durchaus sehenswert, zwischen den wenigen Highlights ist große Langeweile angesagt. Bei Verhoeven tropfte der pure Zynismus aus jeder Pore und reduzierte seinen Film nicht nur auf die Feuergefechte. Padilha kann dem nichts entgegenstellen, trotz prominenter Nebendarsteller, wobei allerdings auch nur das Wiedersehen mit Michael Keaton etwas Freude bereitet. Was dagegen einen Joel Kinnaman für eine Hauptrolle qualifiziert, bleibt zumindest hier ein absolutes Rätsel. Seelenlose Neuauflage, hochglänzend poliert, bald schon steril sauber. Nee, dann lieber den rohen Dreck der 80er, der selbst mit leichtem Rost am Unterboden diese Blechbüchse in tausend Stücke zerfetzt.
[...] Hier stimmt ja wirklich gar nichts. Fängt schon bei dem grauenhaften Set-Design an. Düster und schaurig trifft nur auf die Gesamtqualität des Films zu, nicht auf diese spärlichen Kulissen und die völlig überfrachtete Beleuchtung, die den Eindruck vermittelt, man hätte das im Hochsommer auf Mallorca gedreht. Fehlt eigentlich nur noch der Eisverkäufer und die Hütchenspieler, dann wäre das Bild rund. [...]
[...] Beim CGI schießt der Streifen dann endgültig die Fledermaus ab. Wild spritzendes Computerblut und die wohl lachhaftesten Tierdarstellungen seit „Sharknado“ lassen einen ungläubig, fassungslos und peinlich berührt nach Luft schnappen. Kretschula ist in Eulen- und Wolfsgestallt oder als Herr der Fliegen schon erbärmlich, aber das Beste kommt noch: Die Heuschrecke. Spätestens dann (natürlich schon viel früher, nur jetzt führt kein Weg mehr dran vorbei) stellt sich komplette Verwirrung ein, was denn genau Argento überhaupt vorschwebte. Es ist nicht im geringsten Maße zu erkennen. Nie und nimmer sollte das eine Trash-Veranstaltung werden, die bierselig abgefeiert wird. Das verbittet sich auch, selbst für so was nicht mal ansatzweise zu gebrauchen. Maximal Scham und Mitleid empfindet man für diesen Offenbarungseid. Als Krönung dieses Desasters blamiert sich Thomas Kretschmann mit seiner lächerlichen, lustlosen und einfach nur schrecklichen Imitation einer Dracula-Darstellung bis auf die Eckzähne. [...]
[...] Als wenn das alles nicht schon scheußlich genug wäre, nach 70 Minuten wird dann auch noch der bemitleidenswerte Rutger Hauer als Van Helsing vor die Kamera geschuppst. Ist ja nicht das erste Mal, dass der gute Hauer sich für so einen Schrott (gerne auch mit Vampiren) hergeben muss, diesmal scheint man ihm sogar anzusehen, wie unangenehm ihm dieser Quatsch ist. [...]
[...] Wer hier Pate stand, ist eigentlich schon nach 2 Minuten klar, wenn der amerikanische Ur-Einwohner Thunder (Mark Gregory, muss man nicht kennen) mit Seesack und auch sonst dem identischen Outfit von John Rambo wieder in seiner Heimat aufschlägt. Dort pisst der weiße Mann inzwischen abfällig auf die Grabstätte der Ahnen und will diese auch noch dem Erdboden gleich machen. Thunder kann das nicht auf sich sitzen lassen und donnert mit dem hübsch eingerahmten Vertrag von anno tuck zum Kleinstadtsheriff, der sich darauf ein Ei pellt und den stolzen Krieger von seinem besten Mann (Kartoffelbrei-Weltmeister Raimund Harmstorf) vor die Tore verfrachten lässt. Harmstorf, Kaugummi-kauend noch voll im „Sie nannten ihn Mücke“-Modus, nur in anderer Uniform, pöbelt nicht nur die einzige Indianerdame sehr charmant an („Unter Umständen könntest du mir den Reifen auch persönlich aufblasen“), sondern provoziert händeringend die Situation, um sich mit dem Skalp von Thunder schmücken zu können. Natürlich geht das nicht lange gut. Nach einer handfesten Auseinandersetzung hechtet Häuptling Donnerbalken in einer der inflationär und völlig unsinnig eingesetzten Slow-Motions durch das genau richtige Ladenfenster. Denn Manitu sei Dank, es scheint ein Kriegsbeil-Ausgraben-Fachhandel zu sein, alles da und in Sekunden griffbereit, was sonst maximal im Völkerkundemuseum als Nachbildung zu finden ist. Schwer bewaffnet mit dem originalgetreuen Jagdwerkzeug macht Thunder dem Rassisten-Pack in Uniform die Hölle heiß, da weht dem Raimund sogar die präzise rüber gekämmte Matte irgendwann von der Platte. [...]
[...] Schipper schickt mit dem leider viel zu früh verstorbenen Frank Giering, Florian Lukas und Antoine Monot, Jr. drei wunderbar harmonierende, authentische Darsteller auf diese letzte Reise, die alle Facetten bereithält. Zwischen den größten Triumphen und niederschmetternden Tiefschlägen liegen gefühlt nur Sekundenbruchteile. Herzliche, komische Momente wechseln sich ab mit empathischer Melancholie, die nahe geht, nachvollziehbar ist, ohne wie ein schwerer Stein zu tief runter zu ziehen. Vor wütenden Schaustellern flüchten, sich im Technoclub die Kante geben, das Kicker-Duell um den vollen Einsatz spielen und immer mit dem Bewusstsein, dass nur das Hier und Jetzt zählt. Morgen geht die Sonne auf und nichts ist mehr, wie es war. Außer einer Sache: Gute Freunde bleiben es ein Leben lang, egal ob am Hafenbecken oder in Singapur. Das vermittelt Schipper, ganz selbstverständlich, schwungvoll aber auch mit der nötigen Zurücknahme. Man wird mit gemischten Gefühlen zurück gelassen: Glücklich, zufrieden und trotzdem traurig berührt durch die Erkenntnis, dass dies wohl das Endspiel war. Vielleicht, denn ein Hintertürchen lässt er sich. Doch ob so oder so, es zählt was er bewirkt. [...]
-„Das ist eine Droge. Es heißt Kokain.“
-„Was kann es heilen?“
-„Unsicherheit“.
Niemanden soll etwas unterstellt werden, aber das ein oder andere Mittelchen gegen Unsicherheit müssen alle Verantwortlichen an diesem Seemannsgarn auch genutzt haben, um das hier allen Ernstes vom Stapel zu lassen. [...]
[...] Ernsthaft, was ist denn da los? Ob Michael Caine seine Fassungslosigkeit spielen musste oder er sich innerlich verflucht hat, dass Drehbuch nach den ersten zwei Seiten weggelegt zu haben, nur zu erahnen. Was soll man als gestandener Darsteller zu Sätzen wie „Iss! Hungriger Hombre macht schlechten Stoß!“ oder auch „Ruhe! Stoßen, nicht reden!“ schon groß sagen. Auch als Zuschauer sitzt man mit offenem Mund da und ist gelinde gesagt irritiert, wie das damals so (unter den Bedingungen, mit den Möglichkeiten) in Produktion gehen konnte. [...]
[...] An und für sich eine unmögliche Seeräuberpistole mit Fremdschamgarantie. Nicht gut, Gott bewahre, nur so ganz die Finger davon lassen möchte man nicht jedem raten. Ein Blick auf diese kuriose Zirkusnummer erweitert sicher so manchen Horizont. Zumindest bekommt man mal einen Eindruck davon, was so alles möglich ist, wenn auf der Weihnachtsfeier eines großen Studios aus einer Bierlaune heraus das nächstbeste Skript grünes Licht bekommt. [...]
[....] Anfangs gestaltet sich dieses schon bald übersättigt wirkende Szenario als erstaunlich reizvoll, was in erster Linie Regisseur Oliver Blackburn („Donkey Punch“) zuzuschreiben ist. Die menschenleeren Flure, Gebäude und weitläufigen Außenanlagen erscheinen leicht gespenstisch, selbst als sich die unbekümmerte Justine noch keiner Bedrohung bewusst ist... [...]
[...] Visuell wie akustisch ist „Kristy – Lauf um dein Leben“ ein extrem überdurchschnittlicher Vertreter seiner Zunft, nicht nur in Anbetracht seines Direct-to-Video Daseins. Schicke Kameraarbeit, ein gekonntes Spiel mit Licht und Schatten, beunruhigende Tonarrangements, das kann sich sehen, hören und durchaus bald fühlen lassen. Betrachtet man den Film rein auf seine technischen Aspekte begrenzt, sticht er deutlich aus der grauen Masse hervor.
Im krassen Gegensatz zu seiner formalen Präsentation steht leider das uninspirierte Skript, welches spätestens ab der Hälfte der Spielzeit einem positiven Fazit im Wege steht. Der Hetzjagd geht bald gehörig die Puste aus, obwohl der geschundenen Protagonistin nur wenige Verschnaufpausen gegönnt werden. [...]
Ein unbequemer, ungewöhnlicher und gerade durch seine sperrige, wenig zugängliche Art wahnsinnig faszinierender Film. Regisseur Sebastián Silva wandelt unverkennbar auf den Spuren von Roman Polanski’s „Ekel“, geht dabei sogar fast einen Schritt weiter. Während damals sich der Geisteszustand und die Wahrnehmungswelt der Protagonistin offen darlegte, macht es Silva dem Zuschauer weniger einfach. Sehr subtil, teilweise schon furztrocken, mit Mut zur augenscheinlichen Nicht-Handlung, rüttelt er am fragilen Gerüst der Unterhaltungsverweigerung, rechnet offensiv mit Ablehnung und Missverstehen, belohnt zeitgleich Durchhaltevermögen mit einem nachhaltigen, pochendem Gefühl und dem Grübeln über das Erlebte, was den Film nach dem Abspann von Minute zu Minute aufwertet. Clever aufgebauter, zu keiner Sekunde reißerischer Seelen-Striptease, der sich nie nackt, dafür ungemein verletzlich und verletzt präsentiert. Bedeutungsschwangere Tier- und Naturmetaphern dürfen und müssen interpretiert werden, haben etliche Deutungsebenen und erinnern sogar an Lars von Trier’s Höllenritt „Antichrist“, ohne dessen drastisches Bildmaterial. Der wohl schwierigste, unkonventionellste und nicht nur deshalb erstaunlichste Film seit langer Zeit. Absoluter Geheimtipp, ohne persönliche Prognose. Wird von Mal zu Mal nur besser, nur das ist sicher.
[...] Im Land der Pyramiden ist das Latexgesicht auf der Suche nach dem Fluss des Lebens, durch den er seine Ehefrau von den Toten auferstehen lassen will. Dafür benötigt er jedoch seine Karte, die nach seinem Untertauchen den Besitzer gewechselt hat. Phibes und seine getreue Dienerin mit dem klangvollen Namen Vulnavia verstehen da recht wenig Spaß und lassen sich wieder allerhand einfallen, um die ihnen im Wege stehenden Personen sehr individuell zu entsorgen. Wie schon der Vorgänger besticht auch „Die Rückkehr des Dr. Phibes“ nicht gerade durch hohe Spannung oder gar Grusel, als Horrorfilm kann der Streifen wirklich nur sehr bedingt bezeichnet werden. Umso einzigartiger wie charmant sind dafür die eigenwilligen Sets und die kunterbunte, ziemlich abgefahrene Ausstattung. Eine Trash-Oper mit ganz eigener Note. Wie ein Jahrmarkt der Absurditäten oder ein altes Hammer-Studio Set, in dem eine 70er Jahre-Deko-Granate explodiert ist. Äußert extrovertiert und bewusst kitschig, wie schon der Vorgänger. [...]
[...] Wem „Saw“ zu heftig und grausam ist, die Fallen des Dr. Phibes kommen meist ohne viel Blutvergießen aus und sind mindestens genauso kreativ. Ein netter Film. Muss man – wie den Vorgänger – nicht gesehen haben, ist dennoch einen Blick wert. Für Fans von so was.
Es hätte so schön werden können. Eigentlich müssen. Rupert Wyatt gelang drei Jahre zuvor ein Kunststück, an dem selbst Tim Burton gnadenlos scheiterte. Den Klassiker „Planet der Affen“ in das neue Jahrtausend zu transportieren. „Prevolution“ zählt zu den wenigen Blockbustern der letzten Jahre, die eine aufwändige CGI-Materialschlacht mit einer bewegenden Story vermischen konnten und – fast beiläufig – seine große Vorlage nicht mit Füßen trat, sondern ihr einige liebevolle Referenzen erwies, dennoch sein eigenes Fundament gießen konnte. Wenn all dies auch bei „Revolution“ berücksichtigt worden wäre, wie gesagt, ein Traum.
Die Geschichte schreibt sich quasi wie von selbst fort und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Es ist nicht unbedingt Nachfolgeregisseur Matt Reeves, dem man den schwarzen Peter unterjubeln sollte. Im Rahmen seiner Möglichkeiten macht er eigentlich wenig falsch. Seine Kompetenzen lagen wohl in erster Linie auf der reinen Präsentation. Wie bereits aus dem ersten, öffentlichen Bildmaterial zu erahnen und generell zu erwarten, ist „Revolution“ ein einziger Augenschmaus geworden. Zu was Motion Capturing heute in der Lage ist, stellt dieser Film beeindruckend unter Beweis. Selbst der in dieser Hinsicht schon damals sensationelle Vorgänger wird noch ein gutes Stück überboten. Technisch ein einziges Feuerwerk. Auch die Actionsequenzen, wenn die Affen nicht nur durch den Wald, sondern direkt und zum Teil hoch zu Ross auf die letzte Bastion der Menschheit zu rasen, sind in punkto Schauwerte kaum zu kritisieren. Im Gegenteil, so und nicht anders sollte das aussehen. Der Rest kann da leider überhaupt nicht mithalten, speziell das Skript gleicht einer Baustelle.
Im Prinzip greift „Revolution“ rein gar keinen Punkt auf, der nicht schon in der fünfteiligen Affensaga zwischen 1968 und 1973 irgendwie (und mehrfach) gezeigt wurde. Eine friedliche Co-Existenz zwischen Affen und Menschen scheint unmöglich, zu aufgeladen ist die Situation, ein Querulant in den eigenen Reihen reicht, um die tickende Bombe explodieren zu lassen. Zwei gleichberechtigte Herrenrassen, gerade in einer aus den Fugen geratenen Welt, kann es nicht geben, wird es nie geben. Selten waren sich Mensch und Tier näher, die Grenzen verschwimmen, Krieg ist unvermeidlich. Sein gesellschaftskritischer Subtext wird offensichtlich zur Schau gestellt, nur reicht der nicht allein, um einen über zweistündigen Film zu stemmen. Zumindest nicht ausschließlich. Bis auf die altbekannte und erprobte Grundthematik wird nichts Ausschlaggebendes ergänzt, stattdessen wird sich auf vorhersehbare Konflikte verlassen. Die viel zu engstirnig und von vornherein glasklar skizzierten Figuren verweigern sich jeder Ambivalenz, Entwicklungen finden nicht statt und wenn, sind sie rein plakativer Natur. Zeitweise schleicht sich schon deutliche Langeweile ein, da alles nach praktisch 30 Minuten schon wie in Stein gemeißelt scheint und keinen Zentimeter vom vorgegebenen Weg abweicht.
Wahrscheinlich – so paradox das klingen mag – hätte es dem Film gut getan, sich rein auf das Spektakel zu konzentrieren, anstatt falsche Erwartungshaltungen zu schüren. Denn unverkennbar ist dies das klassische Mittelstück. Einem vielschichtigen, ausgewogenen Auftakt bedarf es manchmal einfach einer kurzweiligen Portion funktionellem Klebstoff um das große Finale vorzubereiten. Mehr ist „Revolution“ nämlich in der Tat nicht, ohne sich diesem bewusst zu sein. Die eigentliche Handlung wäre in 90 kompakten Minuten gut aufgehoben gewesen, nur das würde seinem Status als Mega-Projekt, inklusive des damit verbundenen technischen Aufwands, oberflächlich gesehen nicht gerecht werden. So werden erzählerische Freiräume nur gefüllt statt sinnvoll genutzt, sich wiederholt statt neu erzählt und am Ende bleibt man mit dem unangenehmen Gefühl zurück, gerade einen umwerfend schicken Film gesehen zu haben, der mehr als das nicht ist.
Enorm straightes, absurd unlogisches, drahtig-kurzweiliges B-Dauerfeuer mit wenig kreativen Ansätzen, das dafür handfest und schnörkellos als blutiger Sprühregen dem Zuschauer jenseits von Anspruch (oder in der dementsprechenden Stimmung) den Abend vertreibt. [...]
[...] Last-Man-Standing-Marathon vor den Augen stinkreicher Großkotze, mit eingepflanzten 24h-Bomben, wer sich nicht mehrfach an großer Vorbilder erinnert fühlt, hat noch einige Granaten vor sich. Ob das für einen eigenständigen Film reicht, ist immer ein schmaler Grat. „The Tournament“ schwankt auch oft zwischen bemüht, geklaut und haarsträubend, pendelt sich insgesamt immer noch ganz ansprechend aus. Betrachtet manch andere Rip-Offs bekannter Filme (mit z.T. deutlich größeren Möglichkeiten), ist das hier schon recht in Ordnung. [...]
[...] Das Hirn bekommt von so was Durchfall, der gesunde Filmgeschmack auf Dauer Mittesser, in geringen Dosen immer vertretbar und dann lieber den hier als die zahlreichen Alternativen, die sonst so in der letzten Ecke der Videothek verschwinden.
Verspäteter Kannibalen-Nachtisch aus der ganz schäbigen Italo-Kantine, zu tiefst lächerlich und dabei nicht einmal unterhaltsam. Manche Filme sind so schlecht, dass sie gerade dadurch das schaffen. Manche sind noch schlechter. Erinnert vom lockeren Titelsong und der (allerdings wirklich miesen) Blödelsynchro („Das waren meine letzten Piepen, ich bin mause.“) fast an einen Spencer/Hill-Film, nur eben nicht witzig. Dafür mit viel nackter Haut und einem höllisch unsympathischen Bruce Campbell-Lichtdouble in der Hauptrolle (Michael Sopkiw), welches erst von 2-Meter-Hühnen weichgekloppt und dann aus Dankbarkeit von Porno-Moni zart gepoppt wird. Ja, so sind die Frauen, ficken sagt mehr als tausend Worte, besonders bei diesem Charmebolzen. Nie um einen schmierigen Macho-Spruch aus der untersten Schublade verlegen, knackt der wie selbstverständlich auch noch die hübsche Professorentochter Eva, die sich – warum auch nicht? – während des Überlebenskampfs im tiefsten Kannibalen-Dschungel in den smarten Stecher Hals über Kopf verliebt. Doch der Reihe nach: Billig-Ash, Eva, noch so eine notorische Kleidungs-Verweigerin samt Fotograf und das Traumpaar schlechthin, ein knurriger Vietnam-Sitzenbleiber mit seiner gruselig schön operierten Ehe-Mumie (optisch ein Gesichts-Salat aus Dolly Buster um 5 Uhr morgens, ausgestopfter Katze und geplatzten Autoreifen) überleben einen Flugzeugabsturz und laufen vor Menschenfresser weg. Viel zu futtern bekommen die allerdings nicht, bis auf eine "herzhafte" Zwischenmahlzeit. Sonst machen die nicht viel, außer einem verunglückten Ritual und natürlich Hu-Hu, sind ja schließlich Indianer. Sterben schaffen die Trottel auch allein, zumindest die, die nicht alle fünf Minuten ihre Nippel in die Kamera halten und natürlich unser Hall…Kevin Hall. So heißen Helden. Kritisch wird es erst am Schluss, wir wollen ja nicht zu viel verraten, aber so ein Frauenversteher wie der Kevin weiß schon ganz genau, wie man die Lage in den Griff bekommt. Wenn die große Liebe gerade nicht geknattert werden kann, als Lebendköder taugt die allemal. Die fünf Sekunde Ärger hinterher werden in Kauf genommen, dem kann man doch nicht lange böse sein. Dem Film schon. Kaum Kannibalen, trotz unfassbar viel Schwachsinn nicht mal ulkig und so schlampig runtergerotzt, aus der Mikrowelle direkt in die Bio-Tonne.
[...] Sobald die Store-Invasion richtig zur Sache geht, bleibt kaum Zeit zum Luftholen. Knapp 40 Minuten (also die Hälfte der Gesamtzeit) läuft der bei der FSK entspannt durch, ab dann wird gesägt, gebohrt und zerstückelt, das Teil hat seinen Platz im Giftschrank auf lange Zeit sicher. Spiegel findet dabei exakt den richtigen Punkt, um Leute mit hoher Gore-Toleranz guten Gewissens jubeln zu lassen, ohne sich als sadistische Unmenschen zu fühlen. Trotz der radikalen Härte verkauft sich „Intruder“ zu keiner Sekunde ernst gemeint oder wirklich bösartig, wenn man die unzähligen Winks mit den blutigen Messern zu deuten weiß. Das Tempo überschlägt sich fast, sein Zwinkern verliert der Streifen niemals nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen. Genau in dem Jahr, als beispielsweise mit Jason Vorhees und „Freitag, der 13. – Todesfalle Manhattan“ eines der Schlachtschiffe des Genres voll versenkt wurde, bäumt sich „Intruder“ selbstbewusst, jenseits von Eitelkeit und erstaunlich reflektiert gegen das drohende Ende auf. Als Höhepunkt gibt es nicht nur ein weiteres Cameo fürs Fanherz, sondern auch noch eine herrlich fieses Ende, das perfekt den gesamten Geist des Films wiederspiegelt. [...]
Erstaunlich prominent (unter gewissen Bedingungen) bestücktes Geschmacks-Verwirrungskino der Mondo-Welle. Hier darf die dralle Andress Ursel ihre Hupen lüften und sich final mit lecker Marinade bekleistern lassen, Stacy Keach verkauft sich charismatisch unter Wert und Giallo-Fachmann wie Titten-Freund Sergio Martino („Der Schwanz der Skorpions“, „Die Säge des Teufels“) überrascht durch eine anfänglich wenig reißerische Inszenierung, mal abgesehen von den scheinbar unumgänglichen Tierschlachtungen, die wie immer übel aufstoßen. Schlimm, dass ein armes Äffchen einer Schlange sehr deutlich zum Fraß vorgeworfen wird, wenngleich als pseudo-dokumentarisches Material verkauft. Bis dahin ist es das einzige „Highlight“, doch dann kommt Martino durchaus aus der Hüfte. Fast mehr exotischer Abenteuerfilm als Kannibalen-Gore, recht stimmig inszeniert, der nach einer halben Stunde mehr Blutzoll bereit hält, dabei lange nicht auf die Wilde-Menschenfresser-Thematik baut, teilweise eine andere Seite zeigt, die in dem Genre nicht selbstverständlich ist. Nett, aber eher lahm. Wenn Martino dann zum Ende hin aus den Vollen schöpft, ist das mehr exploitativ-schräg als menschenverachtend, tendenziell. Schweine-Geficke, besagtes Ursel-Schmieren und merkwürdig eingestreute Masturbationsszenen in Verbindung mit rituellem Gore, nun gut. Nicht wirklich gekonnt, aber interessant. Irgendwie.
Hab ich doch gesagt, Kommentar der Woche. ;) Glückwunsch Sammy, hochverdient.
[...] Der (deutsche) Titel ist Programm und böses Omen zugleich. Maximal lässt sich diesem Humbug anrechnen, dass Argento durchaus versucht, den Geist seiner früheren Filme aufleben zu lassen. Problematisch: Er scheint sein Handwerk komplett verlernt zu haben. Von ausgeklügelter Finesse und inszenatorischer Kunst keine Spur, eher gelingt ihm ein schon einzigartiges Kunststück: Er kopiert sich so unbeholfen und planlos selbst, als wenn er im Laufe der Jahre zu seinem eigenen, enthusiastischen, allerdings untalentierten Fan-Boy mutiert wäre. [...]
[...] „Trauma“ taumelt tapsig zwischen einer völlig haarsträubenden Geschichte, miserablen (Haupt)Darstellern (angeführt vom holden Töchterlein Asia Argento, mit der der stolze Papa öfter ohne objektives Auge seine Filme noch zusätzlich verhunzt, eine Zumutung sondergleichen), kränklich bemühten Referenzen an die eigenen Werke und – so traurig das ist – handwerklichen Armutszeugnissen, dass es einem nicht mal in den Sinn kommt, sich die wenigen (nennen wir es mal) Vorzügen schön zureden. Klar, narrativ wie von der Story generell ist das nicht wesentlich besser oder schlechter als zwanzig Jahre zuvor, nur spielte das damals keine Geige. Gelegentliche Ego-Perspektiven erinnern noch am ehesten an die glorreichen Zeiten, von genialen Inszenierungstechniken sonst keine Spur, teilweise mies geschnitten, kein experimentelles Spiel mit Kamera und Ausleuchtung, unspektakuläre, hastige Mordszenen, von denen höchstens die Erste noch eine Chance auf mehr versprüht. Ab dann stehen eher die krude, wirre Handlung, eine Menge unfreiwilliger (und in dem Fall eher Galgen-)Humor im Fokus, inklusive total deplatzierter Kinder-Krimi-Einlagen, Kalle Blomquist im Giallo, auch nur eine Randerscheinung, dafür total daneben. Es ist schmerzlich zu spüren, wie Argento sich an dem eigenen Output versucht, ohne jemals auch nur dessen Klasse zu tangieren. [...]
Allein für meine Lieblings-Affen Link auf der Hauptseite müsste ich schon ein Like vergeben. Für die Reihe bisher ohnehin. Schöne Artikel insgesamt, dickes Lob.
[...] Schon der Vorspann macht deutlich, dass Bava hier keinen handelsüblichen Krimi erzählen wird, der sich ganz profan in den damaligen Gepflogen- und Sehgewohnheiten einordnen wird. Ein verführerischer, hypnotisierender Flirt von Rot und Grün, musikalisch sexy und leicht verrucht unterlegt. Die Richtung wird vorgegeben für das, was in den nächsten 1 ½ Stunden an teils magischen Momenten für Verzückung sorgen wird. Wobei klar festzustellen ist: „Blutige Seide“ ist – aber wie könnte er es jetzt schon sein – noch nicht das Maß der Dinge im Genre. Er etabliert allerdings Elemente, die später zu dessen Dogma werden sollten. Der unbekannte Killer, die schwarzen Handschuhe, seine weiblichen Opfer und ein, für damalige Verhältnisse, recht direkter Härtegrat, welcher heute niemanden mehr schockieren wird und schon kurze Zeit später um ein Vielfaches überboten wurde. Nicht die explizite, wahnsinnig blutrünstige Zurschaustellung brutaler Gewalt war hier so radikal, eher wie zentral und unmissverständlich sie als künstlerischer Höhepunkt arrangiert wird, deutlich vor der eigentlichen Handlung. Gestorben wird nicht im Off, Mord ist nicht Mittel zum Zweck, es ist das Highlight, wird zelebriert, ausgereizt. Den Opfern ist kein schnelles Ableben beschert, sie sollen leiden, flüchten, zur Strecke gebracht werden. Wie Bava dies inszeniert, war einzigartig und wurde fester Bestandteil, Erkennungsmerkmal und Gütesiegel. In diesen Momenten ist „Blutige Seide“ immer noch bestechend. Die Szene in Franco’s Atelier ist ein feuchter Traum aus Beleuchtung, Schattenspiel und Farbenrausch, ohne den es Argento’s „Suspiria“ in dieser Form womöglich nie gegeben hätte. [...]
[...] Ein John Carpenter zu seinen besten Zeiten (also genau damals) hätte es kaum besser machen können. Babysitterin Jill wird innerhalb weniger Minuten in einen verstörenden Albtraum involviert, das immer wieder klingelnde Telefon zerrt an den Nerven, das räumlich eigentlich großzügige Haus wird zum beengten Verlies, das Ticken der Wanduhr erscheint wie das Pendel des Todes, das lodernde Kaminfeuer wirft unheilvolle Schatten und immer wieder… dieses verdammte Telefon…! Klaustrophobische Panik greift um sich, in wunderbar schattierten Bildern und beklemmend vertont. Ohnehin ist der Score von Dana Kaproff ein unaufdringliches, zeitgleich enorm prägnantes Zuckerstück der kalten Angst. Was Fred Walton hier zu Beginn entfacht, ist Suspense-, Terror- und Home-Invasion-Kino, ganz simpel und wahnsinnig effektiv runtergebrochen, komprimiert auf schlappe 20 Minuten, inklusive Vorspann. Hammerhartes Teil, atmosphärisch und von seiner schlichten Idee wie der erstklassigen Umsetzung kaum zu toppen. Wenn das jetzt das generelle Niveau von „Das Grauen kommt um Zehn“ wäre, mein lieber Herr Gesangsverein, das gibt Fingernägelsalat, zugenagelte Kinderzimmer und aus dem Fenster fliegende Telefone. Allein dieses Szenario wäre spielend in der Lage, einen ganzen Film zu tragen. Natürlich nur in dieser Form. Wie es nicht geht, bewies das stumpfe Remake „Unbekannter Anrufer“ von 2006, der sich darauf begrenzte, dafür an seinen wesentlichen Dingen gnadenlos scheiterte. [...]
[...] Ein detailliertes, interessantes Setting, eine perfide Kreuzung aus schwarzem Humor und ergiebigen Spannungsmomenten, einer geschickt konstruierten Gegenüberstellung von Gewissensfragen und Selbsterhaltungstrieb, dazu hervorragend gespielt und unglaublich packend vertont. Mit Guy Pearce und dem eindrucksvoll agierenden Robert Carlyle zeigt „Ravenous“ ungeahnte Qualitäten eines Genre-Films auf, die sonst eher nebensächlich sind. Davon, wie den anderen, nicht unbedingt selbstverständlichen Stärken, profitiert dieses bitter-böse Märchen enorm. Behutsam aufgebaut, dafür mit einem grandios ansteigendem Plot und einem faustdicken Schlussakt im Gepäck beweist dieser Film, was aus dem Thema grundsätzlich machbar ist. Die Krönung des Ganzen ist der eindringliche, unvergessliche Score von Michael Nyman und Damon Albarn, der einem in der präzisen Kombination mit den entsprechenden Bildern und Momenten einen eiskalten Schauer den Rücken runter jagt.
Cleverer, spannender und vor allem wenig reißerischer wurde die Thematik selten bis nie verkauft, dazu mit so geringen Mitteln, die nicht im Ansatz bemerkbar sind. Allein deshalb ist „Ravenous“ nicht nur spitze, er ist absolut großartig, ein Glanzstück seines Genres und selbst für Leute, die sich bei dieser Gattung sofort angewidert umdrehen den Blick über die Schulter absolut wert. [...]
Lange Zeit war Matthew McConaughey untragbar, jetzt tragen er und – der eigentlich noch bessere – Jared Leto diesen Film beeindruckend auf ihren hageren Schultern. „Dallas Buyers Club“ besticht sicher hauptsächlich durch die grandiosen Darstellungen dieser beiden Männer und die hochinteressante Steilvorlage, die der reale Backround liefert. Wahnsinnig packend ist der Film sicher nur in ausgewählten, kleinen Sequenzen, dafür dann enorm. Dramaturgisch wurde hier insgesamt noch deutlich Luft nach oben gelassen, auf seine Qualitäten begrenzt ist er allerdings auf dem Maximum. Nicht genial, brillant oder außergewöhnlich, aber absolut sehenswert, dank dem konsequenten Verzicht auf dummbräsigen Kitsch, aufgedonnerte Inszenierungsschmierereien und dem Vertrauen in den grundsätzlichen Reiz der Geschichte wie das Können seines Personals. Wie schon gesagt, und das bei McConaughey, vor "Killer Joe" die Persona non grata überhaupt...
„Pain & Gain“, groß angekündigt als „der völlige andere“ Michael Bay-Film, weißt natürlich erhebliche Unterschiede zu dem bisherigen Œuvre vom Doktor der Bum-Bumnistik auf, ist letztendlich allerdings auch nur eine Mogelpackung. Weil der Zerstörungsfanatiker hier nicht alle 5 Minuten etwas in die Luft jagt oder brachial dem Erdboden gleich macht, ganz „retro“ keinen CGI-Overkill veranstaltet, mit kümmerlichen 26 Millionen $ haushalten muss, sich an einer „wahren Geschichte“ (also den Grundlagen, was das im Detail wert ist dürfte bekannt sein) und sogar Satire versucht, ist es noch lange nicht KEIN Bay-Film. Wenn er es tatsächlich geschafft hätte, das vorhandene Potenzial und seine galligen Ansätze entsprechend umzusetzen, er hätte es uns allen gezeigt. Unter Strich bestätigt er nur, was wir schon längst wussten: Er kann ums Verrecken keine Geschichten erzählen, selbst wenn sie ihm auf dem Silbertablett serviert werden. So schön biestig und ironisch der Film sich in Ansätzen zeigt, Bay kann damit nicht umgehen. Selbst diese simple Story ist lange viel zu umständlich vorgetragen, beim Humor rumpelt das Timing hektisch und offensichtlich unbeholfen und zum Schluss ist das kein Deut besser oder gar cleverer als all sein sonstiges Geschepper. Ein Eigentor, denn die beinharten Bay-Fans könnten damit eventuell nicht viel anfangen und seine Kritiker werden in der Annahme nur bestätigt, dass der Mann außer Big-Budget-Krawall nichts auf die Kette bekommt. Denn ganz ehrlich und unbefangen: Wenn deutlich zu sehen ist, was „Pain & Gain“ sein sollte und wie gut das in den Händen einiger anderer Regisseure wohl auch wäre, in wie fern spricht das für den Kerl, der damit sein Image aufpolieren wollte? Schon dumm gelaufen, wa? Pluspunkt für Dwayne Johnson, der nie ein Charakterdarsteller werden wird, aber mehr Charisma, Präsenz und Selbstironie mitbringt, als Mark Wahlberg es jemals schaffte, seit man ihm Dirk Diggler‘s Pferdepimmel wieder abgenommen hat.
[...] Tatsächlich tummelt sich in dieser holprigen Räuberpistole fast ein Dutzend bekannter Gesichter, von denen ein Großteil allerdings nur auf eine sehr begrenzte Screentime kommt. Lediglich Kurt Russell, Kevin Costner und Courteney Cox mussten scheinbar mehrere Tage am Set verbringen, wohl kein Problem, da sie sich zu der Zeit ohnehin alle im Karrieretief befanden und nicht gerade mit großen Rollenangeboten überschüttet wurden. Russell wirkt auch dementsprechend lustlos, Costner lässt sich zumindest in der ungewohnten Bad Ass Rolle etwas Spielfreude ansehen, was kaum davon ablenkt, dass er immer noch fehlbesetzt wirkt. Würde wahrscheinlich eh jeder in diesem klassischen Fall von gewollt und nicht gekonnt. Eins schafft Liechtenstein unbestreitbar: Immer mindestens eine Figur zu haben, die man am liebsten in der Wüste aussetzen würde. In der ersten Minuten übernimmt diesen Job der dafür prädestinierte David Arquette. Sobald der das Maul aufmacht, wandert die Hand unweigerlich zur Fernbedienung. Das Thema hat sich bald erledigt, doch keine Angst, es gibt ja immer noch diesen altklugen und ach so aufgeweckten Dreikäsehoch, was für ein ätzendes Kack-Kind. Schade eigentlich, dass sich beinah jeder Regisseur an das ungeschriebene Gesetz hält, dass Kids selbst in solchen Bodcount-Streifen unantastbar sind, die eine Kugel mehr oder weniger… [...]