JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 7 .5

    Der Israeli Ariel Vromen verfimt die Geschichte des "Iceman" Richard Kuklinski, dem über 100 Auftragsmorde zur Last gelegt wurden. Wie in solchen Filmen üblich zieht sich die Handlung über fast zwei Jahrzehnte, was zeitliche Sprünge unvermeidlich macht. Leider nicht immer perfekt abgestimmt, denn einige Momente wirken leicht abgehackt. Das Drehbuch ist sicher nicht die grosse Stärke von "The Iceman". Im Prinzip wird die typische Killer-Story erzählt: Aufstieg, Fall, am Ende ein Scherbenhaufen, dürfte wenig überraschen.

    Dafür überrascht der Cast. Und wie. Nicht unbedingt Hauptdarsteller Michael Shannon, der ist bärenstark wie immer. Eine famose Vorstellung. Shannon strahlt die namengebende Eiseskälte seiner Figur in jeder Sekunde aus, wirkt bedrohlich und verschmilzt praktisch mit seiner Rolle. Beeindruckend, von dem Mann wird noch viel kommen, garantiert. Eine One-Man-Show sondergleichen. Nicht auszudenken, was der Film ohne ihn wäre. Der Überraschungseffekt liegt in den Nebenrollen. Da buddelt Vromen einige Gesichter aus, die eigentlich schon abgeschrieben waren. Winona Ryder beispielsweise. Als Kuklinskis Ehefrau Deborah ist sie so überzeugend wie schon ewig nicht mehr. Oder David Schwimmer. Wer? Der Ex-Sitcom Star aus "Friends". Hat sich optisch kaum verändert und kann als schmieriger Ganove durchaus überzeugen. Als Gangsterboss darf auch Ray Liotta endlich mal wieder eine etwas grössere und gute Rolle spielen. Voll in seinem Element spielt Liotta wie zu seinen besten Zeiten, schön zu sehen. Sogar der sonst eher farblose Chris Evans erstaunt durch eine tolle Leistung. Kaum zu erkennen mit dichtem Gesichtsfell und Zottelmatte. Kurz dürfen noch James Franco und Stephen Dorff durch das Bild huschen, an bekannten Leuten mangelt es hier nicht.

    So kalt wie sein "Held" sind auch die Bilder, die komplette Inszenierung von Vromen. Das unterstüzt das wuchtige Spiel von Shannon zusätzlich, obwohl er das überhaupt nicht nötig hat. Der Mann dominiert jeden Moment und lässt somit über diverse Script-Schwächen hinwegsehen. Viel zu faszinierend reisst er den kompletten Film an sich und macht ihn zu seinem Film. Ohne wenn und aber. Ein Glücksgriff für Vromen. Wie schon erwähnt, ohne Shannon wäre "The Iceman" wohl nur ein Film wie viele andere. So eine klare Empfehlung, zumindest für Genrefreunde. Diese Naturgewalt namens Michael Shannon sollte selbst erlebt werden.

    15
    • 7 .5
      über Marley

      "...aber wir konnten ihm nicht böse sein."

      Wer könnte das schon? Bob Marley, einem der begnadesten Musikers aller Zeiten, wird eine einfühlsame, wunderbare Doku geschenkt. Der Meister selbst kommt nur kurz zu Wort, sonst dürfen wir uns auf die Aussagen von Zeitzeugen verlassen. Familienmitglieder, Freunde, Wegbegleiter, Kollegen. Das scheint im ersten Moment sehr trocken, dennoch wird uns der Mensch hinter der Legende so nahe gebracht, erstaunlich, da er selbst kaum präsent ist.

      Von seinen kümmerlichen Anfängen, als verschmähter Mischling am Arsch von Jamaika, zu seinem kometenhaften Aufstieg, bis zu seinem tragischen Ende. Marley wird (fast) nur anhand der Aussagen seiner Mitmenschen charakterisiert, aber wirkt dadurch so unsterblich wie sein künstlerisches Schaffen. Bis heute stehen seine Hymnen, die alle eine Geschichte erzählen. Gerade das beleuchtet "Marley" eindrucksvoll. Seine Songs bekommen mehr Backround, da die Wurzeln hier nahegelegt werden. Ein Trench-Town-Kid, ein Idealist, ein Perfektionist, ein Rastafari durch und durch. Er stand für etwas, hat nicht nur darüber gesungen, er hat es gelebt. Und ist daran letztenendes zu Grunde gegangen.

      Wir erleben den Werdegang eines "Bastards", der früh die Schule schmiss, da er nur einen Weg gesehen hat, sich aus dem Ghetto befreien zu können. Sein Talent zu leben, die Musik. Aller Anfang ist schwer, besonders als ein Niemand mit schwarz/weissen Wurzeln. Doch Bob hat sich durchgebissen. Von schüchternen Neuauflagen erfolgreicher US-Hits zu seiner Musik. Zunächst als Mitglied einer Band, später als Leader und Zugpferd. Ganz nebenbei wurde aus Ska Reggae und aus dem introvertierten Musiker aus Saint Ann einer der grössten Künstler des letzten Jahrhunderts. Die knapp 2 1/2 Stunden scheinen erst erschlagend für eine Doku, doch letztendlich ist hier keine Sekunde verschenkt.

      Diese Ausführlichkeit mündet niemals in Längen oder gar Langeweile. Behutsam wird der Mensch Marley dokumentarisch aufgebaut, fast die Hälfte der Spielzeit wird dem Abschnitt vor seinem Aufstieg gewidmet. Marley, unglaublich talentiert, aber kaum beachtet, hechelt lange dem Erfolg hinterher. Für lächerliche Gagen nehmen er und seine Kollegen Top-Ten-Hits auf, die kurzzeitige Flucht in die USA bringt auch nicht den erhofften Erfolg. Lange scheint ein Ausnahmetalent in der Belanglosigkeit zu verschwinden.

      Doch nach langem, harten Kampf kommt endlich die Bestätigung: In London, 1975, brechen endgültig alle Dämme. Marley wird gefeiert, die Halle ist überfüllt, der Mann ist auf seinem Zenit angekommen. Lange hat er für diesen Ruhm gekämpft, nur leider kann er ihn nur noch wenige Jahre auskosten.

      "Marley" erscheint im ersten Moment vielleicht etwas trocken, tatsächlich zieht diese Doku so schnell in ihren Bann und schafft etwas seltenes: Obwohl der Hauptdarsteller nur selten (in bewegten Bildern) zu sehen ist, lernen wir ihn kennen und (noch mehr) lieben. Das beste Beispiel für diesen merkwürdigen Effekt ist wohl die bereits erwähnte Schilderung des Konzerts in London: Wir sehen nur Standbilder, hören nur die Kommentare, dennoch bildet sich eine Gänsehaut. Weil wir es diesem Menschen gönnen, speziell nach der ausführlichen Schilderung seines Lebens. Mal ganz unabhängig davon betrachtet, was die Musikwelt ohne Bob Marley wäre.

      Trotz seiner trockenen Herangehensweise eine wunderbar fluffige Doku über einer bemerkenswerten Menschen, der einerseits Cheech & Chong locker unter den Tisch knistern konnte, dem andererseits so wahnsinnig viel Talent und Präsenz in die Wiege gelegt wurde, das selbst 140 Minuten zu kurz erscheinen. Nicht der perfekte Vater, ein wohl guter Fussballer, ein sagenhaft kreativer Künstler. Auf den guten, alten Bob, möge im Himmel immer reichlich Drehstoff vorhanden sein, hat in dem Fall wohl kaum geschadet. Bis auf...lassen wir das.

      15
      • 4
        über Mama

        Die Umsetzung von Andrés Muschiettis Kurzfilm "Mamá" - durch ihn - ist leider viel heisse Luft und erbärmliches CGI.

        Nach durchaus wirkungsvollen und interessanten Anfangsminuten begeht Maschietti den ersten, aber extrem entscheidenden Fehler. Die Karten liegen so offen auf dem Tisch, fatal. Ich floppe das Full-House, zeige grinsend meine Karten und erwarte ernsthaft noch, das jemand da einsteigt.

        Lange spielen die Protagonisten noch mit dem Gedankengang, dass eventuell ein Trauma oder eine sonstige psychische Abweichung das Verhalten der Mädchen erklären könnte. Ist für die Katz, denn wir als allwissende Zuschauer haben den Braten schon kochendheiss serviert bekommen. Da geistert die Mama durch's Kinderzimmer, alles klar. Was hätte "Mama" sein können, wenn er nicht so schlampig sein Potenzial verschenken würde? Deutlich besser, das steht fest.

        So ist es ein, weniger als handelsüblicher, CGI-Gruseler, der in entscheidenden Momenten eher albern und peinlich ist, als seine angepeilte Wirkung zu erziehlen. Die böse Mutter wirkt durchgehend wie ein schlechter Scherz. Steck jede Knallcharge in ein ulkiges Kostüm oder schminke ihn vernüftig, das zieht besser.

        08/15 - Schauerstück für ängstliche Schulmädchen und mit einem unglaublich katastrophalen Finale beschenkt, mehr Gänsehaut geht nicht.

        17
        • 7

          [...] Snyder, zu Letzt oft gescholten und nicht immer zu unrecht, erweisst sich als würdiger Totengräber, gibt dem Höllen-Szenario einen zeitgemässen und kommerziell effektiven Anstrich, der niemals respektlos mit der Vorlage umgeht. Die diversen Änderungen geben dem Film einen komplett neuen Anstrich, aber nur so ist ein Remake überhaupt zu rechtfertigen. Wer will denn eine 1:1 Fassung von "Dawn of the Dead" sehen? Das sind die gleichen Leute, die auch das Remake von "Psycho" mögen. [...]

          [...] Die bedrohlich-vernichtende Stimmung von Romeros Film erreicht das tapfere Snyderlein niemals, aber kratzt kurz am Beinchen und kann mit einem effizienten Druck punkten. Teilweise fühlt man sich schon in das Kaufhaus `78 zurückversetzt....nicht immer, aber manchmal. Den Geist der Vorlage haben Snyder & Gunn durchaus verstanden und versuchen ihn umzusetzen. Gelingt mehrfach, nur gewissen Zugeständnissen an das moderne Publikum ist es wohl geschuldet, dass der neue "Dawn of the Dead" manchmal etwas glatt wirkt. Es muss nicht jeder Patrone in Zeitlupe zu Boden fallen, damit die Szene wirkt. [...]

          33
          • 1

            [...] Das sich hier dümmliche Klischee-Kleingeister die Klinke in die Hand geben ist für einen B-Horror-Film überhaupt kein Problem, soll ja Spass machen und keine Preise gewinnen. Nur das spottet jeder Beschreibung. Die Hoffnung auf einen Anflug von passabler Unterhaltung zertreut sich spätestens (wirklich, aller spätestens!) nach der ersten halben Stunde in einer erbärmlichen Ansammlung von Peinlichkeiten. Die Story ist, selbst für das Genre, Schwachsinn hoch zehn, die Dialoge ein schlechter Scherz, die "Spannungsmomente" nicht nur rar gesäht, sondern zudem nicht mal als solche zu bezeichnen. Alle hirnrissige Details hier aufzuzählen, würde definitiv den Rahmen sprengen. Da hilft nur eins: Backen zusammenkneifen und wie das blinde Huhn verzweifelt nach Körnern suchen. Wer jegliche Ambitionen mit einem gewissen Bereitschaft zum Fremdschämen über Bord wirft, kann zumindest mal lachen.
            Respekt an der Stelle übrigens für die Darsteller. Entweder wurden unendliche viele Takes benötigt oder sie haben es tatsächlich geschafft, nicht bei jedem dritten Satz einen Lachanfall zu bekommen. [...]

            30
            • 6 .5

              [...] Calvete erzählt in kühlen, enorm trostlosen Bildern einen spirituell-religiös schwangeren Suspensethriller, was relativ schnell kippen kann. In der Vergangenheit fielen etliche Genrefilme mit religiösem Background, genau deshalb, eher negativ auf. Wenn zuviel aus dem Religionsunterricht oder Gottedienst irgendwie verhackstückelt in einen (meist) pseudo-apokalyptischen Heuler gestopft, gerne und viel aus irgendwelchen Prophezeiungen und Bibelstellen zitiert und sakrale Musik zum überdeutlichen Untermauern auf das Trommelfell losgelassen wird, besteht da oft dezentens Nervpotenzial. Calvete (in den Credits nur als Santiago Fernández gelistet) übertreibt es, fast möchte man Gottlob sagen, nicht mit diesem (man möge mir den Ausdruck verzeihen) Hokus-Pokus, sondern baut es recht ansprechend in die Geschichte ein. Der religiöse Aspekt der Handlung ist natürlich (ab einem gewisssen Punkt) allgegenwärtig, nur nicht daumendick auf's Brot geschmiert. Seinen Namen hat "The Second Death" ("La segunda muerte") übrigens nicht rein zufällig oder weil es so schmissig klingt. Er bezieht sich tatsächlich auf eine Stelle in der Bibel, aus der Offenbarung 21.8. Mehr sollte dazu nicht gesagt werden, wer sich unbedingt selbst spoilern will, kann ja in die Nachttischschublade greifen und nachlesen. [...]

              18
              • 5 .5

                Bei seinem US-Debüt wagt Tommy Wirkola leider nur wenig, was sich auch realtiv flink in dem üblichen 3D-CGI-Gefrickel verliert. "Resident Evil" meets Grimms Märchen, immerhin noch mit mehr Charme und Selbstironie als das Endlos-Franchise.

                Anfangs durchaus stimmig dank handgemachten Hexen-Make Up mit leichtem "Tanz der Teufel"-Touch und einigen (wenigen) netten Ideen, gibt es kurz darauf im hektischem Eiltempo dauerhaft was auf die Fresse und das Computerblut darf literweise fliessen. Manchmal - leider nur zu selten - sogar etwas boshaft, sonst reines Partyvergnügen. Kann ja Spaß machen, muss aber auch nicht. Die interessanten Ansätze verlaufen schlicht zu sehr in's Leere, in's Belanglose. Austauschbar und mehr 08/15, als es vorgibt zu sein.

                Die Hauptdarsteller scheinen auch nicht recht zu wissen, was sie denn nun machen sollen. Jeremy Renner läuft mechanisch-cool auf Autopilot und Gemma Arterton ist blasser als Schneewitchen. Troll Eduard könnte der heimliche Star des Films sein - wenn er nicht so schwach animiert wäre. Immerhin der Name ist toll.

                Zum Teil recht unterhaltsam, das reicht mal für einen DVD-Abend, ein zweiter Film kann dabei aber nicht schaden. Vielleicht Wirkolas "Dead Snow", der hatte mehr Seele.

                23
                • 6

                  [...] Dadurch verliert sein an sich recht atmosphärischer Streifen öfter das Tempo und gelegentlich auch das Interesse des genre-erprobten Zuschauers. Über 2/3 ein maximal durchschnittlicher Terror-Happen - dafür drischt Anwar dem leicht gelangweilten Fan im letzten Drittel ein Finale um die Ohren, das es in sich hat.

                  Zwar dürfte sich bei einigen schon früh der Verdacht einstellen, dass da noch was kommt, nur in der Form (auf jeden Fall im Detail) schon ein ziemlicher Klopfer. Es wird klar, dass Anwar das gesamte Korsett auschliesslich auf seinen Twist zusammengeschnürt hat. Und in der Tat: Rückwirkend wird das bis dato bekannt-erprobt wirkende Genreeinerlei der ersten Stunde in ein besseres Licht gerückt. Das entschädigt zwar nicht für die zwischenzeitlich lahmen Passagen, das wäre klar besser machbar gewesen, nur so manche augenscheinlichen Story-Fehler machen nun Sinn und erscheinen als Teil eines ultra-perfiden Puzzles. Das Wort "Sinn" sollte dabei aber bitte nicht zu ernst genommen werden. Denn so überraschend, boshaft und ungewöhnlich die Pointe ist, sie ist dabei auch extrem haarsträubend. Viele Menschen werden da entnervt den Kopf schütteln, für Logik- oder Realitätfreaks dürfte das viel zu viel sein. Einerseits verständlich, andererseits funktioniert das Ding erstaunlich gut. [...]

                  19
                  • 9

                    [...] Der Krieg als Spielplatz, Legitimation für das Ausleben der bösesten Seite in uns, die in der "normalen" Zivilisation höchstens unterdrückt und im kleinen Rahmen zur Geltung kommen würde. Hier werden Machtgefüge gnadenlos ausgereizt, nichts von dem, was wir als selbstveständlich betrachten, ist mehr von Bedeutung. Der wahre Horror des Krieges sind nicht die unzähligen Toten auf dem Schlachtfeld, es ist das, was es mit unserer Seele anstellt. Gute Menschen verlieren jede Form von Anstand, das Unbeschreibliche, Unvorstellbare wird zur perversen Normalität. Gekommen, um zu helfen, geendet, um zu sterben, physisch wie psychisch. [...]

                    [...] Bewegend inszeniert und wahnsinnig geschickt besetzt. Michael J. Fox war damals schon ein Star, nur in einem ganz anderen Genre. Durch die "Zurück in die Zukunft" Reihe zum Traum aller 80er Mädels avanciert, unterstützt durch "Teen Wolf" oder "Das Geheimnis meines Erfolgs" der klassische Teenie-Star, nur ernste Rolle, kaum denkbar. Sehr tragisch, dass gerade dieser Film (damals) wenig erfolgreich war. Fox lösst sich erstmals komplett von seinem Image, ist erwachsen geworden, spielt seinen Part mit Bravour. Doch alles überschattet Sean Penn, der Inbegriff der Bestie Mensch. Penn war damals schon ein Geheimtipp, spätestens jetzt untermauerte er seine Klasse. So bösartig, dennoch glaubhaft, das können nur wenige. Ein sagenhafter Auftritt, trotz aller Energie nie übertrieben, eher genau den Punkt getroffen, wenn Engagement zum unkontrollierbaren Wahnsinn wird. [...]

                    25
                    • 7

                      Manchmal ist weniger mehr.

                      So feinfühlig und gewohnt empathisch Iñárritu die einzelnen Momente schildert, so grossartig sie inszeniert sein mögen und so phänomenal die Urgewalt Javier Bardem mal wieder spielt, so unnötig vollgestopft und in einem überstrapazierten Mass problembeladen ist sein hochambitioniertes Werk "Biutiful". Das bei Iñárritu gerne Probleme gewälzt werden und ein Schicksalsschlag selten allein kommt ist typisch für ihn und eigentlich auch seine Stärke. Doch wie er hier seinen Protagonisten in Leid und Elend ersaufen lässt, etliche Baustellen aufreisst, die selbst in der üppigen Laufzeit von knapp 2 1/2 kaum alle fertiggestellt werden können, ist dann doch etwas too much.

                      Vielleicht hätte Iñárritu schlicht und einfach einiges zurückfahren können, hier und da einige Elemente weglassen können, dann wäre sein Film garantiert ein Glanzstück und würde den Zuschauer nicht ähnlich erschlagen wie seine bemitleidenswerten Figuren. Am Ende steht ein tonnenschwere Elends-Brocken, der handwerklich jedoch über jeden Zweifel erhaben ist und mit dem grossen Fähigkeit seines Regisseurs gesegnet, bewegende Momente nicht nur zu schaffen, sondern sie fühlen zu lassen.

                      Nichts einfaches, nichts zum glücklich werden, aber ein sehenswerter Film.

                      19
                      • 7
                        über Hunger

                        "Hunger" ist nichts weiter als ein zielgerichteter Low-Budget-Genre-Film, was nichts schlechtes sein muss. In dem Fall erst recht nicht.

                        Fünf Menschen, ürplötzlich in ein Loch gesteckt und zum Sterben verurteilt, das erinnert spontan an "Cube", der Ende der 90er ähnlich unerwartet einschlug. Die Parallelen zu "Hunger" sind unverkennbar, von den Voraussetzungen wie dem psychologischen Background, nur liefert dieser Film mehr Hintergründe und ein klares Ziel: Friss oder stirb.

                        So platt das alles klingen mag, so effektiv und in seinem kostengünstigen Rahmen routiniert umgesetzt funktioniert der Streifen von Steven Hentges, der auf diversen Genre-Festivals gefeiert wurde. Zurecht, denn aus den wenigen Mitteln wird viel rausgeholt. Besonders lobenswert: Statt auf reinen Voyeurismus zu setzten (bei der Handlung nicht einfach) wird sich nur selten darin geflüchtet. Ganz davon freisprechen lässt sich "Hunger" nicht, nur deutlich bemühter, als vergleichbare Vertreter.

                        Die beklemmende Atmosphäre zieht von der ersten Sekunde an. Wenig Licht, Protagonisten, die wie der Zuschauer, vollkommen unvorbereitet in ein Szenario befördert werden, das sie nicht begreifen können. Bedrohung liegt in der Luft, Panik ist allgegenwärtig, Misstrauen die natürliche Folge. Da lässt sich "Hunger", trotz kompakter Laufzeit, schön Zeit, feuert nicht sofort mit Erklärungen um sich, lässt uns wie die Opferlämmer kurz im dunklen tappen. Kurz, aber es reicht. Für die Stimmung wichtig und auch sonst spielt Zeit bei "Hunger" eine spezielle Rolle. Tage vergehen hier, im wahrsten Sinne des Wortes, im minutentakt, die Charaktere entwickeln sich entsprechend. Daher ist die, theoretisch, sprunghafte Entwicklung der Figuren überhaupt kein Kritikpunkt, denn wir erleben nur einen Zeitraffer, springen von Höhepunkt zu Höhekunkt, die sehr intensiv in's Mark treffen.

                        Die anfänglich unspektakulär wie unbekannten Darsteller können stellenweise erstaunlich überzeugen, besonders in Schlüsselmomenten, in denen ihnen schauderliche Zeilen in den Munde geschrieben werden ( "Monster oder Barbar....dein Freund...er war überraschend lecker"). In erster Linie ist bei "Hunger" die ausweglose Atmosphäre und die einhergehende Gewissensfrage so packend: Was würdest du tun? Ab wann wird der Mensch zum Barbar oder gar zum Monster? Wo ist die Grenze, ab wann ist das Unvorstellbare legitim, logisch, unausweichlich und wo endet die naturgegebene Humanität? Endet sie jemals? Gibt es ein Limit? Für jeden sind die Grenzen weiter auseinander, damit spielt "Hunger". Sicher, manchmal etwas plakativ, nur wir bewegen uns immer noch in einem Genrefilm, sicher nicht in der Premiumklasse, aber in einem guten Vertreter. In einem überlegten Vertreter.

                        Denn "Hunger" könnte leicht in die oft verteufelte Torture-Porn-Schublade gesteckt werden und vermeidet dies (oft) bewusst. Einige drastische Szenen sind vorhanden, einige hätten noch geschickt umgangen werden können, nur ergötzt sich dieser Film nicht an ihnen. Sie ekeln, sie schocken, aber in einem bewussten Rahmen, der Kopf kotzt mehr als der Magen. Und das nicht zu knapp. Snacks zum Film nicht empfohlen.

                        Kritikpunkte bietet "Hunger", nur sind die hinter der Wirkung eher sekundär. Die Motivation des Peinigers wird grob erklärt, mehr nicht. Muss auch nicht, tiefer in's Detail zu gehen würde eher lächerlich wirken, in dem rudimentären Rahmen noch, entschuldigung, essbar. Der kostengünstige Look ist schnell vergessen, mit was für Discountfilmchen sonst so um sich geschmissen wird, dafür Güteklasse A. Der letzte Feinschliff fehlt noch, aber für seine Verhältnisse ist "Hunger" mehr als beachtlich und für Genrefreunde eine glasklare Empfehlung. Das schmerzt, macht satt (haha) und ist weitaus besser als Kinovarianten Marke "Saw III-VII", die sich einfach nur am Blut laben, anstatt Terror und Angst bewusst zu kitzeln. Hier lässt sich noch Mitleid empfinden. Neues, klar billiges, aber gekonntes Terrorkino, das sich nicht verstecken muss. Und erst recht nicht verhungern sollte...

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                        • 7 .5

                          [...] Natürlich ist das zum bersten überkonstruiert, nur muss eine Komödie sich daran messen lassen? Nicht zwingend, besonders wenn da so viel Liebe zum Detail drinsteckt. Jede Figur ist eine Karikatur, manche mehr, manche weniger. Nur im Kern trifft Akin oft das, auf was sich jede Karikatur im Idealfall stützen sollte: Die Realität. Und gewisse Albernheiten mal hin der her, denn manchmal geht "Soul Kitchen" mit leicht plattem Klamauk einfach zu weit, da gibt es so viele tolle Momente, schrullige Charaktere (ganz besonders: Birol Ünel als durchgeknallt-genialer Küchenchef und Demir Gögköl als verschrobener Schiffsbau-Opa) und dem Witz wie dem Herz am rechten Fleck. Unterlegt von einem genial zusammengestellten Soundtrack kommt aus der "Soul Kitchen" ein schmackhaftes Gericht mit Leib und Seele, das, wie seine Figuren, manchmal etwas überhastet handelt, dem deshalb daraus aber kaum ein Strick gedreht werden sollte. [...]

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                          • 9

                            Ein in mehrerer Hinsicht erstaunliches Meisterwerk.
                            Nach über 55 Jahren hat fast jeder Film mit irgendwelchen Abnutzungserscheinungen zu kämpfen. Das spricht nicht gegen seine Klasse, ist nun mal der Zahn der Zeit. Keine Spur. Nicht mal ansatzweise. Selbst wenn nochmal ein halbes Jahrhundert i's Land ziehen wird, kaum vorstellbar.

                            Man bedenke zudem, dass es sich hier um einen Debütfilm handelt. Regisseur Sidney Lumet, einer der größten seines Fachs, fing nicht etwa klein an, das ist riesengroßes, zeitloses Kino, wie es die Meisten ihr ganzes Leben nicht hinbekommen. Chapeau.
                            Es liegt zu nicht geringem Anteil an seiner Inszenierung, wie effektiv "Die 12 Geschworenen" in seiner augenscheinlichen Schlichtheit ist. Fast ausschließlich ein Handlungsort, zwölf Männer, eine hitzige (im wahrsten Sinne des Wortes) Diskussion, fertig ist die Laube. Lumet macht die drückende Hitze sicht- und spürbar, nicht nur durch die Schweißperlen auf den Stirnen seiner Darsteller. Die Kameraführung, die Einstellungen, all das ist so überlegt und exzellent umgesetzt, als wären wir mittendrin. Mehr als beachtlich, wie Lumet schon zu seinen Anfängen ein Verständnis dafür hatte, wie er dem Zuschauer perfekt Stimmung vermitteln kann. Fast beginnt man selbst zu schwitzen.

                            Das überaus intelligente Skript ist gefüllt mit messerscharfen Dialogen und, das ist die größte Stärke, extrem authentischen Figuren. In nur knapp 95 Minuten werden sie so präzise charakterisiert, dass jede Emotion und auch die später folgenden Meinungswechsel nicht aufgesetzt oder erzwungen wirken. Das ist schlüssig, absolut nachvollziehbar und zudem hochspannend. Ja, hochspannend, obwohl natürlich nicht der Raum verlassen wird, niemand (der Anwesenden) um sein Leben fürchten muss oder irgendwelche Geheimnisse zu lüften sind.

                            Der Cast ist die letzte Trumpfkarte. Speziell Henry Fonda, Lee J. Cobb, Ed Begley und Jack Warden dürfen so richtig auf Vollgas laufen, grandios.

                            Ein wahnsinnig intensives Filmerlebnis, welches in seiner Genialität einfach schwer zu beschreiben ist. Deshalb kommt daran eigentlich auch niemand vorbei. Klassiker, Meisterwerk, schuldig im Sinne der Anklage. Einstimmig natürlich, da muss wohl nicht stundenlang diskutiert werden.

                            30
                            • 3 .5

                              Das ist aus Steven Spielberg geworden, einst ein guter, sogar visionärer Regisseur. Bis Ende der 90er gab es (mit peinlichen Ausnahmen wie "Das Reich der Sonne") von ihm immer solide bis grossartige Arbeiten, "Krieg der Welten" ist ein Paradebeispiel für seinen Niedergang zum Blockbuster-Hansel ohne Flair, ohne das gewisse Etwas.

                              Dabei hätte gerade diese Story, die seiner Zeit für eine nationale Massenpanik sorgte, Futter für ein nicht nur grosses, sondern wirklich gutes Blockbuster-Spektakel sein können, speziell wenn ein erfahrener Mann wie Spielberg das in die Hand nimmt. Hätte, hätte, Damentoilette. Da passt kaum was, in Anbetracht der mal sichtbaren Fähigkeiten des Regisseurs sogar ein teures Trauerspiel. Grob wird bei "Krieg der Welten" eine rudimentär interessante Familien-Dramaturgie aufgebaut, die neo-spielberg-typisch dann mit aller Macht am übertriebenen Kitsch-Felsen bricht, zum Teil sogar albern wirkt, obwohl das nicht hätte sein müssen. Ein gewisses Pathos-Potenzial ist grundsätzlich vorhanden und in dem gebotenen Rahmen sogar voll legitim, nur wird der Bogen bis auf's äusserste überspannt, wie es der "neue" Spielberg erschreckend platt versteht.

                              Das grosse und allgegenwärtige Problem von dem neuen "Krieg der Welten": Er hat keine Seele, nicht mal ansatzweise. Das ist kalkuliertes, blasses Blockbuster-Kino zum ausmalen, das fehlende Herzblut wird schmerzlich vermisst, etwas Farbe hätte dem gar nicht geschadet. Weil echte Emotionen nicht erzeugbar sind, rettet sich Spielberg durch optisches Plastikspielzeug, billiges Getöse, viel Lärm um nichts. Die gerne und oft bemühte CGI-Werkstatt hat viel zu tun, der Regisseur kann sich entspannt zurücklehnen, läuft ja, Geschichte, Darstellerführung und Grundspannung spielen eh keine Rolle. Ist ja laut, kühl, spektakulär, wow, mein lieber Mann, grosses Dings-Bums und Tom Cruise, ein Selbstläufer, ich würde gerne jetzt den Scheck einlösen. "Krieg der Welten" hat wahnsinnig viele Möglichlichkeiten, lässt ignorant alles liegen, um als pathetisch-peinlicher "Familien im Brennpunkt"-Zirkus zu enden, mit einfallendem Sonnenlicht, viel aufgewehtem Laub und noch mehr heisser Luft.

                              Ein Klassiker der Medienkultur wird zu einem kostspieligen Irgendwas, bei dem viel kaputt geht und der extravagante Star mit dem teuren Quatschkram um die Wette spielt. Meine Güte, was wäre da möglich gewesen? So viel, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Besser nicht, das könnte bitter schmecken.

                              20
                              • 6

                                Ein bis heute recht unbekannter, weil wohl auch vergessener Thriller aus Kanada, der in Ansätzen extrem viel bietet und bis zum Schluss für kurzweilige, teilweise sogar richtig gute Thriller-Unterhaltung sorgt.

                                In erster Linie liegt dies am Spiel mit der Ungewissheit, den falschen Fährten und dem Bewustseins des Zuschauers, dass einem hier von Beginn an maximal die halbe Wahrheit aufgetischt wird. Claude Chabrol beginnt seinen Thriller mit einer recht rasanten Sequenz (im Vergleich zum späteren Verlauf), um dann in trockene, dabei niemals langweilig Ermittlungsarbeit zu münden. Denn das Interesse an der Auflösung ist stehts vorhanden, gerade in der kühlen Vorgehensweise liegt der Reiz von "Blutsverwandte". Donald Sutherland, einer der Charackterköpfe der 70er, ist ein Geschenk, mit einem beliebigem Hauptdarsteller könnte der Streifen wohl kaum so fesseln. Schon erstaunlich, wie grossartig der Mann zu der Zeit war, um später als B-Movie-Knallcharge zu versanden. Davon können De Niro und Pacino heute auch ihr Lied singen, nur Sutherland ereilte dieses Schicksal noch viel früher. Traurig, denn selbst in solchen ordentlichen, aber kaum bemerkenswerten Filmen überstrahlt er alles. Die beste Sequenz ist fraglos die mit Donald Pleasence, der leider nur für wenige Minuten aktiv ist.

                                Insgesamt bietet der Film einige interessante Ansätze, gerade die Erzählweise, die dem Zuschauer wie dem Protagonistin erst in der zweiten Hälfte die Augen öffnet, vorher wird nur spekuliert, wobei es schon in die finale Richtung gehen dürfte. So einfallsreich und clever, wie es wohl sein soll, ist es schlussendlich keinesfalls. Natürlich ist bis zu letzt die Frage nach dem wieso und warum die Triebfeder, nur so richtig aus den Schuhen wird das niemanden hauen. Trotzdem, ein durchaus spannender, durch und durch solide inszenierter Thriller aus der Mottenkiste, dem ruhig der Staub weggeblasen werden darf.

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                                • Hab ich Rambo 5 verpasst? :D
                                  Vic, super-starke Antworten, in denen ich mich erstaunlich oft wiederfinde. Die Videorekorder-Story: Meine Oma hat nie einen besessen, aber als meine Eltern Ende der 80er sich einen anschafften, glühten die Kassetten. Und "Masters of the Universe" (von RTL Plus!) war eine meiner "Perlen". War zwar total enttäuscht, das war nicht so wie auf den Hörspielkassetten, trotzdem irgendwie geil. :D Mag den auch heute noch, aus etwas anderen Gründen. ;). RTL war in der Tat mal ein Sender mit Spassfaktor. In meiner selbstaufgenommenen Sammlung gab es dank diesem Sender auch "Terminator" und "Nightmare" - ohne Werbeunterbrechung und KOMPLETT uncut. Unglaublich, was damals so im TV lief. "Shining" haben wir auch etwa im selben Alter gesehen, davor kam bei mir aber noch "Halloween", der hat mich wohl so geprägt (man könnte auch sagen geschädigt, aber das ist gut so). Das "Arizona Junior" hier so bescheiden abschneidet, war mir gar nicht bewusst. Unverständlich. Über den ersten "Saw" muss auch nicht diskutiert werden, hat halt das Erbe seiner fast aussschliesslich grottigen Nachfolger zu tragen.
                                  Was ich eigentlich sagen wollte: Bin froh, dich auf dem Dashboard zu haben. Weiter so!

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                                  • 3

                                    Und schon wieder ein US-Remake. Diesmal der gleichnamigen, französischen Komödie von 1998. Kennt dort drüben natürlich niemand, ausländische Filme sind ja alle doof und billig, also schnell mal nachgedreht. Gott sei Dank ist dieser Streifen nicht doof und billig...den ein oder anderen Dollar wird er schon gekostet haben. Die hochkarätigen Top-Mimen müssen ja von etwas leben. Prominent ist der Cast tatsächlich und fast jeder von ihnen hat schon in guten Filmen mitgespielt. Feine Sache, nur eben nicht hier.

                                    Es ist wirklich erstaunlich, wie in die - für eine Komödie - überdurchschnittlich lange Laufzeit praktisch keine einzige Chance genutzt wird, auch nur im entferntesten so was wie witzig zu sein. Die müssten eigentlich reichlich vorhanden sein, schliesslich geht es um einen Abend, an dem die schrägsten, frei rumlaufenden Vögel sich die Klinke in die Hand geben. Wenn das nichts ist. Eben: Es ist wirklich nichts. Doch, etwas schon: Schrecklich nervig, mies getimt und unglaublich peinlich. Steve Carell, der durchaus witzig sein kann, darf sich durch eine Parade entsetzlicher Rohrkrepierer albern, begleitet von einem unauffälligem, obwohl praktisch in jeder Szene aktiven Paul Rudd, der zumidest nicht so das Nervenkostüm strapaziert. Praktisch jede der zwanghaft auf witzig getrimmten Figuren ist eine einzige Zumutung. Von dem selbstverliebten, exzentrischen Künstler-Stecher, bis zu der grauenvollen Stalkerin und sogar "Little Britain"-Star David Walliams ist mit billigem Schweiz-Akzent total verschenkt. Der dicke Zottel-Zach mit dem Nachnahmen für die Logopädie-Stunde ist da keine Ausnahme. Mit irrem Blick durch die Gegend starren ist scheinbar super-lustig, ein echter Brüller. Hilfe!

                                    Wie schon erwähnt, da ist ja richtig Potenzial drin, umso erschreckender, wie konsequent und nahtlos das gegen die Wand gefahren wird. Fast zwei Stunden lang (warum eigentlich?) wird ein platter "Gag" (oder so) nach dem nächsten gerissen, Charme hat das Ding schon mal gar nicht und natürlich gibt es den unabdingbaren Schuss Beziehungs-Stress-Gesülze, aber am Ende ist alles wieder spitze und der peinliche Dödel, Überraschung, entpuppt sich als doch ganz liebenswerter Kerl mit tragischer Vergangenheit. Sach bloss, echt? Na dann, lass uns echte Freunde sein, du bist ja doch so cool auf deine verschrobene Art und ich ein arrogantes Arschloch, aber dank dir hab ich das endlich eingesehen. Komm an meine Brust. Ach, wie schön...

                                    Nee, leider gar nicht. Ein (wer hätte es gedacht) überflüssiges und vor allem auf der ganzen Linie vergeigtes Remake zum langweilen, fremdschämen und bitte ganz schnell wieder vergessen. Da, und das heisst was, lieber das echte "Dinner für Spinner", heisst "Das perfekte Promi-Dinner", die haben das Geld auch nötiger als Steve Carell, Paul Rudd und Co. und können halt auch nichts anderes. Oft nicht mal kochen.

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                                    • Kann nicht entscheiden. Zu viele Herzfilme. Macht mal...

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                                        George A. Romero hat den Zombiefilm nicht erfunden, hinlänglich aller Meinungen. Der Mythos des lebenden Toten existierte schon lange vorher und das was Romero (und die Filmlandschaft heute allgemein) unter dem versteht, entspricht nicht den Tatsachen. Das ist eine unendliche (sehr interessante) Geschchte, nur darauf einzugehen würde den Rahmen sprengen. Fakt ist: Romero hat sicherlich das massgeblich geprägt, was heute für den Begriff Zombie steht. Zurecht, denn "Night of the Living Dead" ist ohne Frage der besste Vertreter seines Genres, würde es nicht den Nachfolger "Dawn of the Dead" geben. Ohnehin hat Romero sein Prädikat als moderner Zombie-Vater sich nicht erschlichen, auch der Abschluss der Ur-Trilogie "Day of the Dead" (Zombie 2 - nach Sinn oder Unsinn der deutschen Titelgebung bitte nicht fragen) ist ein sehr gekonntes, in seinem kritischen Subtext sogar verdammt konsequentes Finale, was den Deckel auf eine der besten Trilogien im Horror-Genre gesetzt hat.

                                        Der Ursprung "Night of the Living Dead" erschien damals sehr neu, allerdings hat Romero sich nicht alles erdacht, sondern nur geschickt gewildert. Wie gesagt, denn den Zombie-Mythos, eigentlich kein Mythos, sondern Teil einer religiösen Bewegung und medizinisch (erschreckend) plausibel, gab es schon lange vorher und wurde auch schon filmisch verarbeitet, nur Romero hat das Ganze in eine eigene Richtung geschubst, die bis heute die Richtlinie darstellt. Um jetzt mal noch tiefer zu gehen: Schon vier Jahre vorher gab es einen Film, der Romeros Klassiker sehr stark ähnelte. "The Last Man on Earth" (später als "Der Omega-Mann" oder "I Am Legend" neu verkauft) mit Vincent Price. Damals waren die Untoten noch Vampire, aber das Erscheinungsbild gleicht erstaunlich präziese dem, was Romero anschliessend als "seine Zombies" verkauft. Wie auch immer, ein Low-Budget-Film muss halt von dem leben, was er gefahrenlos verwerten kann, aber nun kommt es: DAS macht Romero so verdammt effektiv und in anbetracht seiner Mittel so erstaunlich gut, "Night of the Living Dead" ist kein Klassiker, der vom Baum gefallen ist. Mit dem Budget könnten heute die wenigsten Produzenten nur das Casting auf die Beine stellen.

                                        Das spielt auch gar keine Geige, denn Romero zaubert ein klaustrophobisches, enorm dichtes Spektakel hin, was sich aussschliesslich auf das Wesentliche konzentriert. Angst, Panik, Terror. Blut und Gore, heute unverzichtbar für einen derartigen Genrefilm, ist zweitrangig. Minimal, dafür optimal, zelebriert Romero ein "neuartiges" (zumindest so verkauftes) Genre und schuf damit Wege, die seit kurzer Zeit unendllich ausgetramppelt werden. Die Stimmung ist sensationell, die Figurenkonztelation mutig (ein Farbiger ist der Held, Ende der 60er, von Shaft noch keine Spur), der gesellschaftskritische Kontext wird nur dezent angekratzt, aber ist deutlich spürbar. Das hat Romero, in der Folge der Trilogie, noch deutlich ausgebaut, nur hier musste er das gar nicht. "Night of the Living Dead" ist kompakt, knackig, einnehmend und sehr wohl überlegt, jenseits von billigen Genrefilmen, unter dessen Kategorie er locker fallen könnte. Tatsächlich unterscheided sich dieser Wegweiser von den üblichen Vertretern seiner (und heutiger) Zeit, weil er nicht auf billige Effekthascherei setzt, sondern ein Szenario für sich sprechen lässt und kaum mehr nötig hat.

                                        Unheimlich, beklemmend, essentziell, in Anbetracht seiner Umstände sogar ein Phänomen. Schrechlich-billig, schrecklich-gut, ein schrecklicher-Klassiker, ein untotes Monster, so geht Horror, Budget ist was für Loser. Zudem: Der "Kopfsschuss...und fertig", in Hinsicht auf die Endsequenz sogar mehr als das, aber ich will niemanden den "Spass" verderben, darüberhinaus eine erstaunliche Kameraführung. Immer nah dran, wenige weite Einstellungen, so fühlt sich der Zuschauer unbehaglich dicht am Geschehen. Bestimmt eine budget-bedingte Notlösung, in der Wirkung aber wunderbar. Nur so am Rande....

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                                          Nach "Mein linker Fuss" und "Im Namen des Vaters" die dritte Zusammenarbeit des irischen Regisseurs Jim Sheridan und seinem Landsmann Daniel Day-Lewis. Wie schon bei "Im Namen des Vaters" widmet sich Sheridan dem allesbeherrschenden Themas seiner Heimat, dem jahrzehntelang tobenden, blutigen Terror-Kriegs der IRA gegen die britische Regierung.

                                          Im Mittelpunkt des Geschehens steht allerdings nicht die Darstellung dieses Konflikts, wobei er natürlich eine entscheidende Rolle spielt. Sheridan vermischt verschiedene Zutaten aus Polit-Thriller, Sportdrama und tragischer Lovestory zu einem leider nicht immer homogenen, im grossen und ganzen dennoch gelungenen Film, dem das Herzblut des Regisseurs jede Sekunde anzusehen und zu spüren ist. Mit seinem Liebling Day-Lewis ist er im Besitz eines leistungsstarken Zugpferds, der sich diesmal jedoch etwas zurückhaltender präsentiert als oft gewohnt. Das soll keine Kritik an seiner Leistung bedeuten, die Rolle erfordert schlicht kein so extrovertiertes Spiel. Ausgenommen die Box-Szenen, in denen mal wieder zu sehen ist, wie sehr sich der Perfektionist auf seine Rollen vorbereitet. Es macht den Anschein, als wenn Day-Lewis schon jahrelang im Ring stehen würde, bemerkenswert. Die Sportszenen sind dabei aber, wie der IRA-Konflikt, nur eine Facette der Geschichte, letztendlich ist es eventuell das, was sich an "Der Boxer" kritisieren lässt. Irgendwie ist der Film nie so richtig greifbar, schwer einzuordnen, eine etwas deutlichere Festlegung hätte ihm vielleicht gut getan. Aber wirklich nur vielleicht.

                                          Denn Sheridan geht es nicht um die Bedienung von einem Genre, die Message sowie die Millieu- und Zeitcharakterisierung stehen im Vordergrund. Er zeigt Belfast, zumindest dessen Problemviertel, als zerrüttetes Schlachtfeld im Krieg zwischen Untergrundrebellen, Militär und Polizei, als sozial-religiös gespalteten Brennpunkt. Die deprimierende Stimmung vermittelt Sheridan grandios und präsentiert besonders an einer Stelle auf schockierend-bedrückende Weise, wie aufgeladen die Situation ist und der fragile, vorrübergehend ausgerufenen Waffenstillstand jederzeit in purem Chaos und blanker Gewalt eskalieren kann. In diesen Momenten ist "Der Boxer" unglaublich stark und kann es mühelos mit den ganz Grossen aufnehmen. Am Ende hinterlässt er ein unbehagliches Gefühl, da er die Hilflosigkeit aufzeigt, welche sich aus Jahrzehnten von Hass und Gewalt ergibt. Allein deshalb sollte Sheridans Werk unbedingt gesehen werden, auch wenn es nicht an seinen "Vorgänger" "Im Namen des Vaters" herankommt. Und bevor ich es vergesse: Der Cast, neben Day-Lewis, ist richtig stark. Besonders Gerard McSorley als verblendeter Hassprediger hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

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                                          • 8 .5

                                            [...] Erneut wir die beschauliche Bilderbuchidylle der dänischen Provinz zum Schauplatz für Schmerz, Leid und die wütende Energie der Gemeinde, die auf das Einreissen ihrer heilen Welt mit nicht geahnter Wut reagieren. Vinterberg selbst zeigte schon bei seinem (zu Recht) umjubelten Dogma-Drama "Das Fest", wie der hübsche Vorhang fällt und eine hässliche Fratze zum Vorschein bringt, Kollege Ole Bornedal überzeichnete bei "Deliver Us from Evil" bewusst die brutale Wucht, die aus einer schockierten Kleinstadtgemeinde entstehen kann. Dafür eignet sich die kleine, manchmal leicht schläfrig-ländliche Lego-Welt unserer Nachbarn perfekt. Besonders, wenn Themen aufgegriffen werden, die in jeder Gesellschaft eine Rolle spielen, deren Bezug nicht lokal, sondern global ist. Vinterberg geht sein Drama nicht reisserisch und jederzeit mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität an, spielt schlicht und einfach die Dinge aus, die so schon schrecklich genug sind. Er lässt seine Hauptfigur vor unseren Augen zerbrechen, durch die Hölle gehen, nimmt ihm alles und wir sind herzlich dazu eingeladen, am seelischen Sterben eines guten Menschen beizuwohnen. [...]

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                                            • Sammy und die Speaker's Corner, eine unendliche, immer schöne Geschichte. Ganz toller, sehr nachvollziehbarer Text. Obwohl ich den weissen Bösewicht natürlich sensationell finde, aber du hast schon recht. Immer weiter hier fleissig füttern, deine Texte sind Highlights. :)

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                                                über Sinola

                                                "Sinola" (der Name der Stadt im Film, im Original "Joe Kidd", mal wieder eine "sinnvolle" Änderung des deutschen Filmverleihs) entstand zu einer Zeit, als der Western, speziell der US-Western, langsam vom Aussterben bedroht war. Bis in die frühen 70er wurde das Genre kontinuierlich befeuert, irgendwann musste der Gaul ja zu Tode geritten sein. Die Voraussetzungen waren gar nicht schlecht, genug Fachleute bzw. fähige Männer waren hier am Werk. Regie führte John Sturges, fest im Genre-Sattel, besonders bekannt durch "Die glorreichen Sieben", das Skript stammte von Elmore Leonard (Vorlagen u.a. für "Schnappt Shorty", "Jackie Brown" oder "Out of Sight") und in den Hauptrollen gab es Clint Eastwood (wen sonst?) sowie Robert Duvall zu sehen. Das klingt doch nach was.

                                                Letztendlich alles gut und schön, mehr als solide Unterhaltung ist "Sinola" aber keinesfalls. Das kleine Einmaleins des Westerns wird artig bedient, wirklich bemerkenswerte Szenen oder Ideen gibt es kaum zu sehen. Der finale Lok-Crash mal ausgenommen. Jeder kennt seine Aufgabe und liefert souveräner Arbeit ab. Der Clint ist der ewig-taffe Rüpel mit der steinharten Schale und doch dem Herz am rechten Fleck, Duvall das reiche Arschloch mit den bösen Handlangern und "Nightmare"-Papa John Saxon der Outlaw, der eigentlich nur Gerechtigkeit will. Ohne in irgendeiner Hinsicht Bäume auszureissen, bietet "Sinola" gepflegte Unterhaltung für Westernfreunde. Die kompakte Laufzeit lässt wenig Längen aufkommen, der geringe Anflug solcher zu Beginn wird durch die straffe, actionreiche zweite Hälfte durchaus ausgeglichen. Eastwood spielt seine Paraderolle wie immer sauber runter, wobei sein knurriger Gesichtsausdruck manchmal schon überstrapaziert wird. Haarscharf schrappt das an einer Parodie entlang, sicherlich nicht so gewollt. Duvall wird nicht zur Höchstleistung getrieben, dafür hat er auch gar nicht den Spielraum, aber wer so gut ist, ist es auch unter den Umständen. Richtig viel Angriffsfläche bietet "Sinola" aufgrund der grundsoliden Leistungen nicht, nur so richtig hängen bleiben wird da auf Dauer auch nichts.

                                                Wer gerne an der Seite von Brummbär Clint reitet und den bösen Buben blaue Bohnen durch den Körper jagt, wird definitiv nicht auf's falsche Pferd gesetzt haben. Nur verpasst wird im Gegenzug auch nichts weltbewegendes. Nicht schlecht, ganz gut gemacht, für zwischendurch ordentliches Genrekino. Das war's dann auch. Gegen seine Auftritte bei Leone oder die deutlich besseren US-Kollegen, wie beispielsweise "Hängt ihn höher" oder "Der Texaner", hat dieses Eastwood-Vehikel aber keine Chance.

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                                                  "Frankenstein Junior" made by Hammer, oder so ähnlich. Der sechste und vorletzte von insgesamt sieben Frankenstein-Filmen der Hammer-Studios beschritt mal ganz neue Wege, oder eher: Alte neu erzählt. Heute heisst so was Reboot. Frankenstein-Stamm-Darsteller Peter Cushing wurde durch Ralph Bates ersetzt und die Story in die Studienzeit des Barons verlegt. Damit entfernte sich das Werk natürlich deutlich von sämtlichen Vorgängern, da hier nun eine "Vorgeschichte" erzählt wurde, die überhaupt nicht in die Reihe passt. Eigentlich müsste "The Horror of Frankenstein" daher isoliert von allen anderen Teilen betrachtet werden.

                                                  Es erscheint im ersten Moment vollkommen unsinnig und eher aus der Not geboren. Keine Idee für eine Fortsetzung, also machen wir die Figur jünger und erzählen einen anderen Start, der sich inhaltlich dennoch am Original-Film "The Curse of Frankenstein" orientiert. Tatsächlich hätte dieser Film absolut überflüssig sein können, doch Hammer-Dauer-Autor Jimmy Sangster versteht es bei seinem Regiedebüt, dem Ganzen durchaus interessante und neue Facetten abzugewinnen. Die sonst von Peter Cushing verkörperte Figur des Barons war immer recht ambivalent, weder gut, noch richtig böse. Ein Besessener, der ethische und moralische Grenzen überschritt, letztendlich aber nie wirklich etwas böses schaffen wollte, nur es im Endeffekt immer tat. Der junge Victor ist da ganz anders. Er schreckt nicht vor mehrfachem, kaltblütigem Mord zurück, ist ein manipulativer Mistkerl. Auf der einen Seite durchaus charmant, hinter der Fassade aber nur ein widerliches Monster, ein unmoralischer Schürzenjäger, eiskalt, berechnend und zutiefst böse. Seine später erschaffene Kreatur wird zum Werkzeug, damit er sich selbst nicht mehr die Hände schmutzig machen muss. Niemand bedeutet ihm was, Moral ist ihm ein Fremdwort, wer im Weg steht, wird beseitigt, ohne mit der Wimper zu zucken. So durchtrieben, hinterhältig und dämonisch wurde Frankenstein noch nie gezeigt.

                                                  Zudem setzt Sangster sogar auf Humor, allerdings mehr zynisch als klamaukig. Gerade weil seine Hauptfigur so hundsgemein und skrupellos ist, zuckt manchmal ein böses Schmunzeln über das Gesicht, was eindeutig auch so beabsichtigt ist. Hauptdarsteller Ralph Bates tritt ein schweres und undankbares Erbe an, schlägt sich dabei jedoch erstaunlich wacker. Er bringt das wirklich sehenswert rüber, auch wenn ein Peter Cushing natürlich unantastbar ist. Daran scheitert "The Horror of Frankenstein" aber keinesfalls. Trotzdem lässt sich kaum leugnen, Hammer wollte ihn schweren Zeiten mit dem Namen Frankenstein nochmal schnell die Kassen füllen. Den Eindruck kann dieser Film nicht abschütteln und wirklich notwendig war er aus anderen Gründen definitiv nicht, aber dafür wurde sich erstaunlich gut aus der Affaire gezogen. Über weite Strecken unterhaltsam, kurzweilig und ohne grosse Schwächen. Es gibt bessere Hammer-Filme, gleichzeitig auch deutlich schwächere. Damit erweisst sich die Frankenstein-Reihe von Hammer in der Kontinuität konstanter als die Dracula-Filme des Studios, da war schneller die Luft raus. Beim abschliessenden "Frankenstein and the Monster from Hell" war Cushing übrigens wieder mit an Bord, da konnte sich Hammer wirklich keine Experimente mehr erlauben, der Pleitegeier kreisste schon.

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                                                    Seit über 30 Jahren ist Michael Biehn nun im Filmgeschäft. Seine grössten Erfolge hatte er zweifellos bei der Zusammenarbeit mit James Cameron in den 80ern ("Terminator", "Aliens", "The Abyss"). Danach wurde es ruhig um ihn, seit etlichen Jahren ist er im Low-Budget-Genre-Film zu Hause. Bei "Victim" ist er nicht nur als Hauptdarsteller zu sehen, er ist gleichzeitig auch Regisseur und Drehbuchautor. Wenn jemand wie Biehn sich so für ein Projekt engagiert, muss er wohl daran glauben, was widerum die Hoffnung weckt, das könnte ein kleiner, feiner B-Film sein. Tja, Pustekuchen, "Victim" könnte sogar der mieseste Streifen sein, in den er sich jemals verirrt hat. Indiskutabeler Mist, unfassbar.

                                                    Hier stimmt wirklich gar nichts, in allen Belangen nicht mal ansatzweise erträglich, kommt nicht mal in die Nähe von zumindest durchschnittlich. Das es super-billig aussieht ist an und für sich ja nicht so das Problem, meine Güte, von einem Low-Budget-Film erwarte ich keine Wunder. Nur wird dadurch die amateurhafte Inszenierung von Biehn leider noch verdeutlicht. Niemals gelingt es ihm, das schmale Budget durch irgendwelche Kniffe und handwerkliche Fähigkeiten zu kaschieren oder auszugleichen, ganz im Gegenteil. Es funktionieren ja nicht mal die einfachsten Dinge, für die keine Kohle benötigt werden. Das ist null spannend, nicht mal ansatzweise atmosphärisch, ganz billig eingefangen und das Skript von Biehn ist eine Katastrophe. Das die Logik bei so einem Film nicht die grösste Rolle spielt ist vollkommen okay, aber das sich in dem ganzen Geholper nicht mal eine gute Idee oder sonst was grob positives finden lässt, ist ein Armutszeugnis. Das Ding läuft nur 80 Minuten und ist trotzdem vollgestopft mit unnötigen, dummen Szenen, allein diese total sinnlosen Rückblenden, was soll das? Vielleicht musste nur die Zeit irgendwie gefüllt werden oder Danielle Harris wollte einfach mehr Screentime haben. Und dann dieses Ende, dieser Pseudo-Twist, der erstens selbst bei stärksten Gegenwind schon so deutlich stinkt, wer davon überrascht wird, hat diesen Film auch verdient, und zweitens überhaupt keine Rolle für die Geschichte hat. So ein Quatsch.
                                                    Biehn ist in erster Linie Darsteller, da könnte ihm eventuell verziehen werden, dass er Buch und Regie scheinbar nicht beherrscht, ABER: Nach so einer langen Karriere, in der er ja durchaus in sehr guten Filmen mitgewirkt hat, MUSS er sich doch eigentlich bewusst sein, das seine Arbeit hier nichts taugt, also so gar nichts.

                                                    Richtig fatal: Sogar als Darsteller war Biehn selten schwächer. Die gesamte Laufzeit hat er den selben Gesichtsausdruck drauf, wirkt gelangweilt, und das im eigenen Baby? Unglaublich! Genrezwerg Danielle Harris ist sympathisch wie eh und jeh, hatte aber auch schon viel bessere Tage. Na ja, in dem Müll würde wohl niemand gut aussehen. Den Vogel schiesst aber eindeutig Jennifer Blanc ab. Das ist wohl die schrecklichste, nervigste, mieseste Performance einer Hauptdarstellerin, die ich seit Ewigkeiten gesehen habe. Wie die zu der Rolle gekommen ist? Sie ist Biehns Ehefrau. Na herzlichen Glückwunsch, ein Unglück kommt selten allein. Das muss wahre Liebe sein, die macht ja bekanntlich blind. Mitproduziert hat sie den Stuss auch noch, ebenso wie Co-"Star" Ryan Honey. Hat wohl jeder 50 Dollar gegeben, damit es die drei Drehtage lang belegte Brote gab.

                                                    "Victim" ist ein einziges Desaster, ein Trauerspiel, selbst für ein billiges B-Movie eine Schande. Hoffentlich lernt Biehn für eventuelle, nächste Regie- und Drehbucharbeiten kräftig dazu oder er lässt es besser ganz bleiben. Vielleicht kann er sich dann wieder auf seinen Hauptberuf konzentrieren, hätte er hier bitter nötig gehabt. Und seine Alte soll ruhig mitproduzieren, wenn die nochmal vor eine Kamera rennt, kann das ja nichts werden. Absolut grauenhafter Käse, in jeder Beziehung.

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