Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 5

    Connery ist hervorragend als determinierter Gangster und findet um sich herum starken Support, etwa in Martin Balsam als Tunte und Chris Walken in seinem ersten Auftritt. Aber der große Meister Sidney Lumet verkalkuliert sich hier mit seiner Mischung aus Heist Movie und Anklage gegen den wachsenden Überwachungsstaat: Besonders die fragmentarische Erzählung des schlußendlichen Raubzugs mag so gar nicht funktionieren. Ein letztlich leider vor allem zäher Film.

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    • 7 .5

      Großer Abenteuerfilm der alten Schule von Groß- und Altmeister Huston, der seine Vergnüglichkeit nicht zuletzt aus der erfrischenden politischen Unkorrektheit seiner zwei Hauptfiguren zieht. Connery ist großartig, aber ausgerechnet der doch über jeden Zweifel erhabene Caine überzieht seine Rolle zu Anfang erheblich. Wenn allerdings beim falschen Gott die Hybris durchkommt, weiß der Film so richtig zu beeindrucken - so wie seine Landschaften und, das muß man sagen, Albert Whitlocks angeblich in nur sechs Stunden angefertigten Matte Paintings.

      6
      • 6

        Ausgesprochen hohles Actionmelodram aus den späten Eighties, mit Jeroen Krabbé als überkandidelt dämonischem Böswatz (Der Mantel! Der Zopf!) und Kim Basinger in ihrer patentierten Rolle als zittirigem Sexobjekt. Richard Gere gibt allerdings ganz großartig einen ungehobelten Asi-Cop ab, Alan Silvestri recyclet munter seinen grünen Diamanten und die Louisiana-Locations machen auch was her. Finale fetzt.

        • 9 .5

          Von Zinnemann absolut fantastisch inszenierte Studie über Entmenschlichung, Entwürdigung und die Unmöglichkeit der völligen Entsagung seiner selbst eines Menschen. Unglaublich, wie beklemmend er die fortschreitende Abkapselung seiner Hauptfigur nachzeichnet. Das ist darüber hinaus grandios gespielt von Hepburn in ihrer wohl extremsten Rollen. Der einfühlsame, bewegende Score von Franz Waxman tut sein Übriges. Ein Jahrhundertfilm, der erst in der letzten Stunde etwas an Kraft verliert, sich jedoch mit einem unvergeßlichen Schlußbild ins Gedächtnis brennt.

          5
          • 5

            Schmerzhaft fader Superherolangweiler, von Mangold erwartbar öde in Szene gesetzt. Was in der Vorlage dichtes Drama war, ist hier nur noch läppisch. Das jugendfreie Gehampel will so gar nicht zum martialischen Setting passen, aber am Ende wird sich eh nur wieder in den üblichen Laboranlagen gerangelt. Jackman ist immer noch gut, darf als Wolvie aber diesmal nur den dauerversehrten Loser geben. Action wird in der geschwätzigen, humorfreien Plotte klein geschrieben. Einsames Highlight: Die Sequenz auf dem Hochgeschwindigkeitszug.

            Ein echter Reinfall.

            • 6
              über Mama

              Standardgrusler, der allerdings zumindest zunächst mit manch effektivem Regieeinfall zu frösteln versteht. Jessica Chastains herzige Performance als erfrischend patziges Rock Chick rettet den Film sehr patent über so manche Standardsituation, bis das Ganze mit einem Del Toro-typischen Kitschnudelfinale so richtig die Arschbombe macht. Schade.

              • 8
                über Orly

                Wartende Menschen auf dem Pariser Flughafen Orly; ein Mann und eine Frau begegnen sich, eine Mutter und ihr unleidiger Sohn offenbaren einander; eine junge Frau verlässt ihren älteren Mann. Sensibel beobachtet, exzellent geschrieben, unaufgeregt geschnitten (von Tykwer-Stammcutterin Mathilde Bonnefoy); fast eine Stunde lang ist ORLY durch und durch glaubwürdiges, toll gespieltes Dialogkino. Dann aber taucht nach all den Franzosen ein deutsches Pärchen auf – und der Film macht die Arschbombe. Grausame, theaterhafte Darstellung von blassen Mimen, Figuren zum Abgewöhnen und dann auch noch, völlig unpassendes Stilmittel aus dem Nichts, ein extra-gefühliger Cat Power-Song auf der Tonspur. Ein fataler Missgriff. Wegen der ersten zwei Drittel aber dennoch ein sehenswertes Highlight der Berlinale.

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                • 2
                  • 7

                    Kaum schwächerer Nachfolger von PILLOW TALK, der nicht nur auf das erfolgserporbte Startrio Day/Hudson/Randall setzt, sondern deren Rollen auch so verteilt wie im Vorgänger: Randall der schwächliche Mahner, Hudson der durchtriebende Filou und Day die zugeknöpfte Empörung in Person. Deren pikierte Grimassen und die aufgesetzte Entschlossenheit strengen fast so sehr an wie ihre schröckliche Hutsammlung, aber um so mehr kann Hudson glänzen, der hier wieder mal mit den übelsten Chauvitaktiken zum Schuß zu kommen versucht. Vergnüglich!

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                    • 5 .5
                      über Havanna

                      Nicht nur ein berüchtigtes Kassendesaster, sondern auch ein ausladend produzierter, ehrenwerter Versuch, die Kinomagie von CASABLANCA zu evozieren. Da Pollacks Film jedoch allzu lange in seinen berückend schönen Kulissen herumstolpert und einem engagierten Redford nie genug in die Hand gibt, um seine Figur klar zu umreißen, mag sich der Zauber bis zum Schluß kaum einstellen. Eine immerhin schön anzusehende Revolutionsposse im Großformat, die jedoch leider - und das ist das Fatale - ziemlich kalt lässt.

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                      • 7

                        Ein schön breitwandiger Abenteuerfilm, der sich mehr für den inneren Konflikt seiner Hauptfigur als fürs große Abenteuer interessiert. Im Zusammenspiel von Bogart und dem grenzwertig auf Chinesen getrimmten Lee J. Cobb regiert Lakonie, nicht Haß, und darum auch trockener Humor. Das tut diesem verhaltenen sentimentalen Film aus dem Spätwerk Bogies gut. Ein Sonntagsvergnügen.

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                        • 7

                          Grandios überproduzierter Okkultquark, der sich bereits nach einem Drittel der Laufzeit als dramatisch underplotted erweist und darum so richtig schön teuer auf der Stelle tritt. Eigentlich ein Totalausfall, trotz Gabriel Byrnes schön geilem Teufel und einer überraschend einnehmenden Vorstellung Arnies - wäre da nicht Peter Hyams' unglaubliche Visualisierung, die diesen nominellen Blockbuster am großen Publikum vorbei zur dunkeldüsteren Verheißung der Apokalypse macht. Eine schwarze Augenweide mit manchmal mutigem, manchmal überhitzten Schnitt, die man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, obwohl das Hirn unterfordert ist.

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                          • 6

                            Aufgeblasenes Star-Entertainment, dessen Unglaubwürdigkeiten die Logikfehler-Crowd mühelos zum Orgasmus bringen sollten. Ein herrlicher Quatschfilm also, mit Schauspielleistungen, deren Bandbreite von Autopliot (Poitier) über amüsant (Willis) bis trashig (Gere) und megatrashig (Venora) reicht. Der neue SCHAKAL hat nichts, in Sachen Anspruch sogar noch weniger als nichts mit dem großen Ideengeber von Fred Zinneman zu tun, erfreut aber mit eimerweise unfreiwilliger Komik und hochwertigem Globehopping. Selbst Carter Burwell streckt die Waffen und liefert seinen uninspiriertesten Score. Lustig!

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                            • 7

                              Es ist durchaus eine Aufgabe, sich auf QUINTETT einzulassen, das ist sicher, aber wenn man das schafft, zieht der Film einen tief in sich hinab, in seine Hoffnungslosigkeit und sein vermeintlich parabelhaftes Nachdenken über das Rudimentäre im Menschlichen. Das konstante Gefühl von Angst und Abartigkeit wird exzellent unterstrichen von der dissonanten, vielschichtigen Musik von Tom Pierson, dessen einziger Soundtrack-Credit dies übrigens - bezeichnenderweise? - ist.

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                              • 6

                                Recht ordentliche Standardunterhaltung, die John Barrys elegante Musik mal wieder besser klingen lässt, als er aussieht. Willis und Baldwin machen eine gute Figur, so daß sich das Highlight des Films in ihrer gemeinsamen Weinkellerszene findet. In der zweiten Hälfte verliert sich das Ganze leider irgendwo.

                                • 6

                                  Sündhaft teures Regiedebüt von Dan Aykroyd, liebevoll ausgestattet und von Kamera-As Dean Cundey toll gedreht, das allerdings nach einer halben Stunde in der Tat in den Wahnsinn abgleitet und nur noch auf der Stelle tritt. Im Grunde ist VALKENVANIA auch gar keine Komödie, sondern allenfalls eine überdrehte Gruselfarce mit Penisnasen, kondomähnlichen Mutantenzwillingen und Todesmaschinen, die Knochen ausspeien. Irgendwas hat dieser anstrengende Irrsinn aber doch. Das liegt nicht zuletzt an einem zwar irritierten, aber sehr souveränen Chevy Chase, der seine Rolle stur straight spielt (wie auch Demi Moore und John Candy in zumindest einem seiner zwei Auftritte). Der Film funktioniert nicht, er nervt sogar manchmal, aber sein Scheitern ist nicht uninteressant.

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                                  • 5 .5

                                    Mit einem originellen Opening nimmt sich das Dauergefolter sympathischerweise selbst nicht mehr ernst. Danach Business as usual, nicht mehr ganz so fies und grimmig wie in früheren Filmen, dafür aber mit zynischem Humor und übelst sexualisierter Gewalt zum schwer verdaulichen Blutwurstcocktail angerührt: Freunde kaum verschlüsselter, brutaler Rape-Fantasien kommen auf ihre Kosten. Kann man schon bedenklich finden. Mumien-Mandylor holzt sich mittlerweile als quasi unzerstörbarer Übermensch durchs Geschehen, das ist genauso drüber wie die absurd komplexen Fallen - geht also in Ordnung. Ein viehisches Finish mit genießerischer Schlußvolte stimmt versöhnlich.

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                                    • 5 .5
                                      über Saw VI

                                      Ein knacklustiges Opening weckt selige Erinnerungen an den überkandidelten Grand Guignol-Splatter der späten 80er. Auch danach gibt sich der sechste SAW-Film weniger anstößig als seine Vorgänger und macht eher einen auf Abzählreim-Slasher als auf stumpfe Sadoparade. Leider ist der Film in seiner Redundanz auch ausgesprochen langweilig: Die behauptete sozialpolitische Agenda à la Michael Moore ist genauso zum Piepen wie die mühsame Verklärung Jigsaws zum derangierten Philantropen. Mandylor droht aus seinem Anzug zu platzen wie die Bockwurst aus der Pelle, weckt als mitleidloser Vollpsycho aber doch ein gewisses Interesse beim interessierten Zuschauer. Das spaßige Puzzlefinish macht dann nochmal Druck, aber nicht rechtzeitig.

                                      • 1

                                        Eine fürchterliche Anstaltschnulze, realitätsfern, selbstverliebt und kitschig; von Mangold unbeholfen mit inflationär eingesetzten Close-Ups runterinszeniert, in denen er seine schlecht geführten Schauspielerinnen präsentiert. Ein Punkt für Jolies lebendige Darstellung, der Rest ist schlicht unerträglich.

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                                        • 5 .5
                                          über Saw V

                                          In den ersten Minuten kreist gleich wieder so unnachgiebig und sadistisch die Blutwurst, daß man den Rest des Films nur noch wie betäubt erlebt. Dieses augesprochen ungelenk konstruierte Erklärsequel bereitet dennoch erheblich mehr Freude als die Teile 2-4: Im üblichen "Menschen in Gefahr"-Subplot entwickelt sich diesmal beachtliche Spannung, während drumrum wenigstens einmal an der eigenen Fascho-Ideologie gekratzt wird. Memorable Momente wie der Luftröhrenschnitt zu Beginn und die ausgeklügelte Falle am Ende hinterlassen bleibenden Eindruck. Die gewohnt frenetisch-häßliche Machart, die öden Kulissen und die Angewohnheit, potenziell interessante Figuren immer zuerst zu killen, halten das Ganze aber trotzdem auf bescheidenem Level. Mandylor ist so ausdrucksstark wie eine Mumie.

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                                          • 6

                                            US-Blockbuster, der trotz ansprechender Inszenierung und manch kleiner Humoreske reichlich simpel Zwischenmenschliches verhandelt. Henry Fonda ist toll, aber Katharine Hepburn kopfwackelt sich aus einem lange vergangenen Jahrzehnt herbei und Jane Fonda spielt das Ganze gleich mal direkt auf Seifenoper-Niveau runter. Damit hat sie auch recht: Zum Ende hin verflacht der goldene See zusehends, die Konfliktlösung pilchert die Wurst vom Teller. So richtig klug und echt fühlt sich eigentlich nur die Diaolgszene zwischen Fonda und seinem Schwiegersohn in spe (Dabney Coleman) an.

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                                            • 4

                                              Der Film lässt sofort die Hosen runter, wenn er sich an die Bilder des Originals hängen will. Unglaublich, wie schlecht und ungekonnt das inszeniert ist. Klar, wer fünf solcher Filme hintereinander guckt, hält Rob Zombie logischerweise für einen Meister. Der neue Kettensägenquark wurde offenbar von Nerds im Was-wäre-wenn-Wahn erdacht - Sinn und Verstand blieben dabei zuhause, so inkohärent und nicht nachvollziehbar haben sich Filmfiguren schon lange nicht mehr verhalten müssen. Hat was von einem Amateurfilm, der leider auch noch ganz doll stolz auf sein megalahmes und total vorhersehbares Ende ist. Aber dieser Plot hat schon bei Minute 5 null Hirn gehabt. Skip it.

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                                              • 5

                                                Sagenhaft dummer Hollywoodschlock, völlig frei von Stil oder Ideen inszeniert als pubertär brutaler Klamauk. Durchgängig schwach gespielt, wobei sich der Overacting-Troll im Dick Tracy-Makeup die Selbstparodie-Krone abholt. Ein generischer Schubberscore zieht das banale Einerlei nochmal richtig runter. Die Bösen treffen übrigens auch mit zwei Tommyguns kein Ziel. Ein richtig armseliger Trash mit Hüten.
                                                Kann man sich mit diesem Wissen natürlich ansehen wie etwa Prometheus und leidlich auf unterster Ebene unterhalten lassen. Kino aus Dummsdorf.

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                                                • 5

                                                  Kampfsportlehrer Chuck wird dieses Mal von der Bullerei angeheuert, weil die Cops auf der Jagd nach Drogenschiebern von Karatekillern zu Mus gekloppt werden. Dagegen muß man sich doch irgendwie wehren können! Norris gibt also einen flotten Crashkurs in Sachen Handkantenspaß und verguckt sich dabei gehörig in den weiblichen Detective, mit zackiger Kurzhaarfrisur und wüster Klamotte von Jennifer O'Neill verkörpert. So richtig ernst nimmt das alles keiner, weder die Cops den Selbstverteidigungskurs ("Wir können doch schießen!") noch der Zuschauer die Idee des Films ("Ein Kampfsportlehrer hilft den Bullen gehen Karatekiller? Ernsthaft?!").

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                                                  • 7 .5

                                                    Reichlich verquaster Mythengrusel, der eigentlich einen schlechten Film abgeben müsste, in den talentierten Händen John McTiernans jedoch zum hochinteressant gescheiterten Juwel wird. Der Regisseur spielt hier beeindruckend versiert mit Bild und Ton und schafft so eine sehr eigene Stimmung von Be- und Entfremdung. Brosnan steht mal wieder voll unter Dampf und überzeugt mit französischem Akzent, während Lesley-Anne Down als unfreiwillige Tür zwischen Leben und Tod zu gefallen weiß. Ein eigenwilliger, interessanter und schlicht memorabler Film, den man selbstverständlich auch total beknackt finden kann.

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