Community

100 für die Ewigkeit

24.08.2020 - 20:40 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Bild zu 100 für die Ewigkeit
United Artists
Bild zu 100 für die Ewigkeit
37
11
Es hat einige Zeit gedauert aber hier ist der letzte Teil meiner großen 100 für die Ewigkeit-Reihe. Also kein langes Palaver mehr sondern rein in die Liste der 20 größten Filme... Auch wenn ich nicht darum herkomme, einige Ausnahmen zu machen! Spoiler sind enthalten!

Hier geht es zum ersten Teil

Hier geht es zum zweiten Teil

Hier geht es zum dritten Teil

Hier geht es zum vierten Teil


Platz 20: James Bond 007 - Goldfinger

Es ist schwierig sich für einen Film aus dem 007-Kosmos zu entscheiden, den man hier stellvertretend auflistet. Nimmt man einen aus der Daniel Craig-Ära, die James Bond in das 21. Jahrhundert geholt hat, dann wäre das sicherlich James Bond 007 - Casino Royale. Der Relaunch aus dem Jahr 2006 ist ein wunderbar straightes Actiondrama, das dem angegrauten Franchise die nötige Dosis Emotionen und Bodenhaftung zurückgegeben hat.

Man könnte auch hervorragende Vertreter der Reihe nehmen wie Erst- und Zweitling James Bond 007 jagt Dr. No und James Bond 007 - Liebesgrüße aus Moskau (Daniela Bianchi <3), den unterschätzten James Bond 007 - Der Mann mit dem goldenen Colt oder den 70er-Klassiker James Bond 007 - Der Spion, der mich liebte.

Aber nein, es muss natürlich Goldfinger sein, weil es der beste Stellvertreter ist den dieser Kosmos jemals hervorgebracht hat. Es ist die perfekte Mischung aus den Ingredenzien die einen Bond-Film ausmachen, die Goldfinger zum besten seiner Zunft macht. Ein spielfreudiger Sean Connery, die hinreißende Pussy Galore, ein famoser Gert Fröbe als Schurke Goldfinger, der silberne Aston Martin DB5 als schönstes Auto ever und natürlich ein großer Klassiker im Bereich Bond-Song von Shirley Bessey. Die Geschichte ist eine klassische Bond-Story auch wenn es eine nette Abwechselung ist zu den Spectre bzw. Kalter Krieg-Stories. Die Settings, die Action, der Charme, die Figuren, die Gadgets, hier passt alles und deswegen steht Goldfinger hier zurecht auf der 20.


Platz 19: Uhrwerk Orange

Clockwork Orange habe ich das erste Mal durch Die Simpsons kennen gelernt. Ich hatte irgendwie Angst davor als Bart in einer der ersten Treehouse Horror-Folgen sich als Alex verkleidet. Tatsächlich gab es in den frühen Jahren immer wieder Clockwork Orange Anspielungen bei den Simpsons, verstanden habe ich die nie aber gruselig war es schon irgendwie. Und dann, es müsste 2012 gewesen sein, habe ich mir Clockwork Orange gekauft und mir meinen ersten Kubrick-Film angeschaut.

Es war ein Game Changer.

Das war ein Film der mich so gereizt hat, nach der ersten Schau, dass ich mich unbedingt tiefergehend mit Filmen beschäftigten musste. Es war ein faszinierendes Erlebnis das irgendeinen Knoten in mir gelöst hat, irgendwas befreit und meine Leidenschaft befeuert hat. Es ist die Liebe zu den Details eines Stanley Kubrick, die tiefgehenden analytischen Fähigkeiten von ihm, sein Blick für Ästhetik und Bilder und Fähigkeit durch diese Bilder eine Geschichte zu erzählen. Dabei aber immer den Verbund der Bilder mit Musik zu behalten und somit, audiovisuelle Eindrücke zu verschaffen die einzigartig sind.

Mit Uhrwerk hat er ikonenhafte Bilder geschaffen, die Droogs mit ihrem einzigartigen Stil, die Milchbar, beides ist tief in der Popkultur verankert. Aber es wäre falsch Clockwork nur oberflächlich zu betrachten, es wäre sogar fatal. Man muss unter die Haube schauen. Und dann sieht man einen sehr politischen und kritischer Film, der die Freiheit des Individuums als ein zentrales Motiv ausspielt und wie Institution mit den etwaiigen Konsequenzen dieser Freiheiten umgehen könnten. Oder: Muss eine freie Gesellschaft solche Taten wie die von Alex aushalten können? Und ab wann darf eine staatliche Institution in die Freiheit eines Individuums eingreifen um eventuelle Taten zu verhindern?

Fragen die sich stellen, wenn man sich genauer mit dem Film beschäftigt und gleichzeitig nur einer von Ansätzen sich mit dem Werk auseinanderzusetzen. Deswegen wird Clockwork ein Film sein der mit der Zeit mit Sicherheit in dieser Liste steigen wird.


Platz 18: Ex Machina

Es war die Zeit in dem jedes Jahr ein, zwei hochklassige Sc-Fi-Filme in die Kinos kamen. 2013 Gravity, Her und Under the Skin, 2014 dann Interstellar und natürlich Ex Machina. Auch in den beiden Folgejahren wurde man weiterhin gut bedient an der Sci-Fi-Theke. Allerdings ist Ex Machina der einzige der Filme der mit der Zeit so richtig gewachsen ist. (Her braucht ganz dringend eine weitere Sichtung, isn Sleeper)

Es ist ein perfekter, moderner und kubrickesker Science-Fiction-Thriller-Hybrid.

Was passiert: Ein junger Programmierer erhält durch ein firmeninternes Gewinnspiel eine Einladung in das Anwesen des Firmengründers Nathan. Zufall? Mitnichten.

Er soll Nathan helfen einen erweiterten Turingtest zu vollziehen und zwar bei einer vom ihm geschaffenen KI, Ava. Ab dem Zeitpunkt wenn Ava auftritt beginnt ein spannendes Psychospiel zwischen den Dreien. Schon vorher versprüht Nathans Haus das Gefühl der Isolation und Klautrophobie, durch das großartige Sounddesign verstärkt sich dieser Aspekt noch mehr. Man traut keiner Person mehr. Hermetisch abgeriegelt von dem Rest der Welt irgendwo in der wunderschönen Einöde Kanadas wird durch die Gespräche der einzelnen Figuren immer klarer, dass die drei mehr sind als Chef, Mitarbeiter und Testobjekt.

Durch pointierte Dialoge, in denen auch gerne mal über Oppenheimer und Chomsky abgenerdet wird, das fantastische Setdesign (Dieses Haus ist einfach nur gruselig), die großartigen Darsteller, den perfekt untermalenden schwummerigen Sound und die punktuelle Regie von Alex Garland bietet sich ein Film, der einerseits als Genrefilm funktioniert und nebenbei noch intellektuell stimuliert und Interpretationsansätze zulässt.


Platz 17: Der Pate & Der Pate 2

DER Mafiafilm schlechthin darf hier natürlich nicht fehlen. Er ist ein essenzieller Bestandteil des Filmkanons, einer der, rein objektiv, besten Filme die je gemacht wurden. Punkt.

Er ist sowohl filmhistorisch, wie auch künstlerisch und als Unterhaltungsfilm in der Popkultur von höchster Wichtigkeit einzustufen.

Die Regie- und Autorenarbeit von Francis Ford Coppola, das Schauspiel von Marlon Brando und Al Pacino, die Musik von Nino Rota, die Kamera von Gordon Willis, alles Filmkunst auf dem Siedepunkt. Dazu die ikonenhaften Bilder und Szenen, Michaels Kuss auf Fredos Stirn, Vitos Empfang auf der Hochzeit seiner Tochter, Der Pferdekopf, Vitos Tod im Orangenfeld, Michaels erste Morde an Sollozo und dem korrupten Polizisten... Ihr wisst was noch so kommt.

Persönlich verbinde ich mit den Pate-Filmen auch noch, dass sie mich den Filmen aus der Zeit des New Hollywood näher gebracht haben. Antihelden und moralisch ambivalentere Geschichten und Charaktere haben einen größeren Schwerpunkt bekommen in meinem Filmkosmos. Regisseure wie Sidney Lumet, William Friedkin habe ich entdeckt oder die weiteren Filme Coppolas aus der Zeit. Es ist also nicht nur eine der besten Filmerfahrungen, sondern auch ein ganz persönlicher Dosenöffner für weitere großartige Stunden.


Platz 16: Der eiskalte Engel

Im Grunde verhält sich Le Samourai zu den französischen 60er/70er Jahre-Filmen aus den Federn von Leuten wie Jean-Pierre Melville, Henri Verneuil, Costa-Gavras und Jacques Deray, wie eben Der Pate zu New Hollywood, es war ein weiterer Türöffner.

Französisches Kino war für mich bis dahin eigentlich nur Nouvelle Vague und damit war ich auch nicht immer ganz warm. Dass sich hiermit die Welt in das europäische 70er Jahre-Genrekino geöffnet hat ist bis heute eine der besten Sachen die mir passiert sind. Nicht nur die fatalistischen und poetischen Gangsterdramen von Melville (Der Teufel mit der weißen Weste, Vier im roten Kreis), die sezierenden Polithriller von Verneuil und Gavras (I wie Ikarus, Z - Anatomie eines politischen Mordes) oder straighte, supercoole Thriller wie Borsalino, Der Clan der Sizilianer konnte ich daraufhin bewundern. Auch die Verbindungen in ähnliche Gefilde in zb. Italien kann man heute noch ziehen, ohne damals Le Samourai geschaut zu haben würde ich heute keine Poliziotteschi von Damiano Damiani, Elio Petri oder Enzo G. Castellari schauen.

Zum Film selber: Ich liebe ihn einfach. Alain Delon als kühler Auftragskiller mit Trenchcoat und Hut. Als einsamer Tiger im Großstadtdschungel, dazu melancholischer Jazz und Frame für Frame perfekt ausgearbeitete Bilder, die nicht nur ästhetisch sind, sondern auch den tieferen Kern des Films vermitteln. Take my money.


Platz 15: Fight Club

"First rule about fight club is: You do not talk about fight club... The second rule of fight club is: You DO NOT talk about fight club!!

Sorry, ich darf nicht...


Platz 14: Into the Wild

Dies ist die Geschichte von Alexander Supertramp, dessen wirklicher Name Christopher McCandless ist, und seiner Suche nach Wahrheit, nach Freiheit oder auch nur auf der Suche nach sich Selbst und einer Bestimmung für sein Leben.
Am Ende dieser Geschichte aber wird Alexander tot sein.

Aber erstmal muss er zu Alexander werden und den Christopher McCandless abstreifen und ihn hinter sich lassen.
Trotz wohlhabender Familie
trotz erfolgreichem Uniabschluss,
trotz pefekten Zukunftsaussichten.

Sein Pass muss brennen im Feuer seines Eifers, dem Eifer und dem Antrieb der kleinbürgerlichen Spießigkeit zu entkommen und gen Westen zu gehen.

Also fährt er mit seinem Wagen los, und er bereist Orte, er trifft Menschen, arbeitet als Farmer, lebt als Hippie, reist als Obdachloser, findet neue Freunde die fast schon zur Familie für ihn werden.
Jedoch zieht es ihn weiter.
Nicht nach Süden, in die Sonne, auch wenn er den Colorado River bis nach Mexiko befährt.
Nein, das wahre Ziel ist von Anfang an der Norden, das Eis.
Die ewigen und fast unberührten Weiten von Alaska.

Und dort beginnt es, das Ende.
Eine Reise die als Flüchtling aus einer oberflächlichen und leistungsorientierten Wegwerfgesellschaft angefangen hat, beginnt hier neu als existenzieller Überlebenskampf, den er ja schließlich auch verlieren wird.

Doch war es das alles Wert?
Alles hinter sich lassen, alle Menschen die einen lieben zu verlassen.
Alle Möglichkeiten auf Glück die er hatte wegzuwerfen.
Ist es mutig diesen Weg zu gehen?
Oder ist er feige weil er sich den Herausforderungen des Lebens nicht stellen wollte?
Sich immer mehr und mehr von der Gesellschaft zu isolieren, um in Einsamkeit zu leben.
Vielleicht frei, aber einsam.

Die Antworten gibt Sean Penn uns nicht, die müssen wir alle selber finden.
Auch wenn die Einsicht, bei Chris, irgendwann eintrifft, die Einsicht, dass Glück nur wahrhaftig ist wenn man es auch teilen kann. Kommt diese zu spät und er stirbt als Christopher McCandless, weil das der Name ist den seine Eltern ihm gaben.


Platz 13: Oldboy

Ganz simpel.

Überlebensgroßes, poetisches, fatalistisches, quälendes, skeptisches, radikales, irrwitziges, virtuoses, hypnotisches, mystisches, grauenhaftes, wunderschönes, südkoreanisches Ultrameisterwerk!


Platz 12: Inglourious Basterds

Mein erster Tarantinofilm den ich im Kino gesehen habe und es war natürlich eine Offenbarung. Es war die natürliche Steigerung zu The Dark Knight, der ca. 1 Jahr vorher lief und der vorläufige Höhepunkt meiner Kinokarriere war.

Ich war 17 und zu der Zeit habe ich selber noch im Kino gearbeitet und mir in Folge dessen den Film bestimmt fünfmal angeschaut. Es war ein Kinoerlebnis, welches ich bis dahin nicht kannte. Ich habe in Folge dessen Quentin Tarantino als meinen Leiblingsregisseur betrachtet weil ich so begeistert war von der Magie die seine Filme ausstrahlen, von seiner Stilsicherheit, der Coolness und einfach die Art und Weise wie er auf Filme schaut und welche Möglichkeiten er Filmen bietet.

Kino ist bei ihm eine andere Welt. Eine bessere. Ein Ort in dem man seine eigene Geschichte schreiben kann. Ein Ort der Freude, der Rache, der Gerechtigkeit, der Genugtuung. Wo längst vergangenes und passiertes wieder verändert werden kann. Ein Ort an dem kollektives Mittelfinger zeigen erlaubt ist. Ein Ort an dem man seinen tiefsten Gedanken freien Lauf lassen kann. Ein Ort der Freiheit. Ein Ort der Liebe und des Hasses.

Kino ist Revolution auf Zelluloid.


Platz 11: Der Pianist

Ich habe lange überlegt ob ich Der Pianist hier aufnehmen soll. Ob es ein Film ist der hier reinpasst. Ich habe bewusst keine Dokumentationen wie Shoah oder Nacht und Nebel hier aufgenommen, weil man dann berechtigterweise, viele große Filme aufzeigen muss, die einfach unfassbar deprimierend sind und mich einfach tarurig und wütend machen.

Es sind Zeitdokumente die wichtiger sind als jeder Film, damit wir nicht vergessen was passiert ist.

Der Pianist steht also in dieser Liste, weil mir kein anderer Spielfilm so nahe gebracht hat, wie die Verhältnisse unter dem NS-Regime wohl waren. Es sind Bilder die sich eingebrannt haben von einem Grauen, dass man nicht verstehen kann. Durch die Klänge die von Szpilmans Piano ausgehen wird es irgendwie erträglich und durch die Geschichte von ihm und seinem Retter bleibt ein letztes Fünktchen Hoffnung in einer komplett dunklen Welt.


Platz 10: Ocean's Eleven & Ocean's Twelve

Zeit um die Stimmung wieder ein wenig zu heben.

Ich liebe Heistfilme, das ist schonmal ein Punkt warum die Filme hier auf Platz 10 stehen.

Es ist für mich zusammen mit einem klassischen Abenteuerfilm ein Genre des Unterhaltungskinos, welches ich mir jederzeit anschauen kann und auch mache.

Und die Oceans-Filme sind einfach unfassbar stilsicher, charismatisch, humorvoll und abwechselungsreich, einfach ein großes Vergnügen. Man merkt den Darstellern an wie viel Spaß sie bei den Dreharbeiten hatten und dieser positive Vibe schlägt sich auf die Filme nieder. Brad Pitt und George Clooney dabei zuzusehen wie sie sich immer wieder den Ball zuspielen und such dabei heimlich ins Fäustchen lachen, abgöttisch gut. Dazu ein Soundtrack der über alles Erhaben ist, einfach eine Augenweide (Ohrenweide).

Es gibt noch sooo viel mehr in dieser Reihe, wodurch sie sich von anderen Heist-Filmen absetzt, die vielen kleinen Metahumor-Spielchen, die Running Gags, die kurzen Anekdoten und präzisen Details die perfekt funktionieren um eine glaubwürdige Welt zu schaffen. Dazu kommt, dass Soderbergh es einfach wunderbar versteht, dass man Humor einfach mal stehen lassen sollte, keine Auflösung, keine Punchline wenn es nicht zwingend notwendig ist. So kommt es, dass man auch beim dritten oder vierten Mal noch neue Gags entdeckt.


Platz 09: Apocalypse Now

Es ist vielleicht der eindrucksvollste Film überhaupt, der perfekte Film der vom Krieg erzählt eben weil der Film selber Krieg ist. Die Dreharbeiten waren Krieg. Nur so konnte dieser psychedelische und grauenhaft faszinierende aber auch wunderschöne Dschungelritt überhaupt erst entstehen. Wenn man als Regisseur all die Hindernisse überwinden konnte, wie es Francis Ford Coppola hier tat und so fest an seine Vision glaubt dann können solch überbordende Meisterwerke entstehen und Ereignisse wie der Vietnamkrieg verarbeitet werden, auf eine ganz eigene und faszinierende Art. Dass Krieg eine Faszination auf uns Menschen ausübt, gehört wahrscheinlich irgendwie dazu, wie finster diese auch immer sein mag. Nachdem man Apocalypse Now gesehen hat kann man nicht anders als fasziniert und schockiert zugleich sein, so sehr wird hier Schönheit und Schrecken im selben Moment projeziert. Ein Dualismus, der nur selten in Filmen so funktioniert.

Hier wird der Krieg aus jeder einzelnen Pore geschwitzt, durch jedes wahnhafte Wort kundgetan. Ein irrwitziger Aufenthalt und eine Reise in die dunkelsten Flecken unseres Seins gepaart mit reiner Schönheit. Ich weiß nicht ob es jemals einen Film geben wird der Apocalypse Now übertreffen wird. Wahrscheinlich nicht.


Platz 08: Das Imperium schlägt zurück

Einer der beiden Filme meiner Kindheit!

Ja auch Krieg der Sterne und Die Rückkehr der Jedi-Ritter sind da ganz weit vorne dabei aber was Empire Strikes Back in mir, als Kind, ausgelöst hat, wird nur noch von einem Film übertroffen.

Was in Episode vier noch als einfaches Space-Märchen begann kulminierte sich hier in einem Abenteuer wie man es zuvor einfach nicht kannte. Als Kind weiß man noch gar nicht alles zu wertschätzen, was da so passiert. Man findet die Raumschiffe, die Helden, die Bösewichte, die Orte, die Kreaturen einfach cool und aufregend. Die Musik pfeift man mit, die Lichtschwertkämpfe spielt man nach.

Es dauert ein paar Jahre um zu merken was für ein Jahrhundertwerk Star Wars überhaupt ist. Bis man anerkennt was für gute Arbeit hier geleistet wurde. Dann kann man nur John Williams danken für den ikonenhaftesten Soundtrack aller Zeiten, ohne den Star Wars einfach nicht dasselbe wäre. Für mich ist die Musik heutzutage der Mittelpunkt dieser Filme, sie hält diese Welt zusammen. Klar, hier wurden auch tricktechnisch neue Gefilde betreten und die Darstellerriege ist perfekt für ihre Rollen gecastet... Gab es einen cooleren Menschen als Harrison Ford? Ich denke nicht.

Star Wars-Fans mussten in der letzten Jahren immer sehr leidensfähig sein oder inszenierten sich auch gerne als die Fangruppe die immer sehr leiden muss. Ja, die beiden Folgetrilogien sind sicherlich nicht perfekt, ganz im Gegenteil. Eigentlich beweisen sie doch nur wie gut die Originaltrilogie ist, auch wenn es mittlerweile so viel mehr Lore und Geschichten und Charaktere gibt in dem Kosmos. Vielleicht ist auch genau das, das Problem. Vielleicht ist Star Wars nicht mehr als eine einfache Märchen-Space-Opera.


Platz 07: Hass

Ich weiß gar nicht mehr so genau wie alt ich war als ich La Haine das erste Mal gesehen habe, es müsste so mit 17/18 gewesen sein. Recht unbekümmert bin ich in meinem nordeutschen Kaff groß geworden und dann kam La Haine, hat mich genommen, einmal durch die Mangel genommen und aus einem Hochhaus der Banlieues auf den Pariser Asphalt gerotzt. So ungefähr fühlt sich La Haine an. Es ist ein Film der vor Authentizität sprüht und mich als Zuschauer mitgerissen hat, so dass ich mich nicht mehr als Zuschauer gefühlt habe.

Man bekommt eine Kostprobe davon, wie es ist in beschissenen Verhältnissen groß zu werden. Und beschissen bedeutet hier nicht, dass man zu Weihnachten kein neues Fahrrad bekommt, sondern Armut, (Polizei-) Gewalt, offener Rassismus, Drogen, Wut, Hass. Und dabei sind all diese Sachen, all die Taten noch eher das geringere Übel. Das größte Übel ist die Zukunft, ohne Perspektive, ohne Hoffnung.

Mathieu Kassovitz analysiert die Gesellschaftstrukturen der Vorstadtghettos, die sich auf Paris, wie auch London, Berlin, New York, Rio de Janeiro usw. projizieren lassen, mit einer Kamera, die immer mitten im Geschehen ist und uns mitfühlen lässt mit den Protagonisten und gleichzeitig nicht in Kitsch oder Elendsporno abdriftet.

Und es war einer der Filme durch die ich mich zum ersten Mal so wirklich mit Politik beschäftigt habe, um überhaupt zu verstehen wie es zu solchen Situationen kommen kann. Never ending story. Ein Film, der jedes Mal wenn man ber ihn redet aktuell ist.


Platz 06: Mulholland Drive

Ich bin ganz ehrlich... Ich habe Mulholland Drive nie ganz verstanden. Auch nach etlichen Texten die ich las über den Film, etlichen Analysevideos die versuchten den Film zu sezieren. Es ist die ultimative Herausforderung für einen jeden Filmliebhaber sich an David Lynchs Filmen abzuarbeiten und genau das macht Mulholland Drive zu einem so faszinierenden und hypnotischen Traumspiel. Es ist kein Wunder dass bei einer Umfrage der BBC, Filmkritiker den Film zum besten des 21. Jahrhunderts wählten.

Ich möchte den Platz hier jetzt nicht nutzen um zu versuchen den Film zu entschlüsseln, sondern um jeden hier ans Herz zu legen sich mal die Zeit zu nehmen sich an den Film zu wagen. Es lohnt sich und es bringt einen weiter als jeder Blockbuster (Nichts gegen Blockbuster). Mit jedem Male wächst der Film weiter bis irgendwann alle Filme in ihm kulminieren werden, David Lynch als Sprenger aller Ketten. Das gefällt mir. Vielleicht ist genau das Mulholland Drive - Das Schwarze Loch in mitten des Filmuniversums, von solcher Gravitas, dass alles andere bald verschluckt wird und uns alle überdauert.

Silencio.


Platz 05: Matrix

Mein Bruder hat sich Anfang der 00er Jahre einen DVD-Player gekauft, dazu gab es dann ein paar DVDs, natürlich gebrannt, welche 12- und 14-jährigen hatten da schon Geld für DVDs. Die ersten drei Filme die wir hatten waren Blade, The Fast and the Furious und Matrix. Kurz danach kamen LotR, Fluch der Karibik, Troja usw... Aufenthalte in der Videothek wurden zum Standard aber es war immer wieder Matrix den ich mir reingezogen habe.

Ich war wie weggeblasen.

So etwas hatte ich noch nie gesehen. Diese Wucht, diese Optik, dieses Düstere Setting, die ganzen Anspielungen auf Religion, Philosophie und Wissenschaft. Ich verstand so wenig und wollte trotzdem immer mehr. Ich war mir sicher, dass das der beste Film aller Zeiten sein muss. Auch heute noch bin ih absolut begeistert von Matrix.

Wie die Wachowski-Geschwister es geschafft haben Heroic Bloodshed, Fernöstliche Philosophie, Platon, Sci-Fi-Parabel mit Lack und Leder Style zu verbinden ohne dass es lächerlich wirkt ist einfach beeindruckend. Der Film hat auch 20 Jahre nach seiner Veröffentlichung nichts an Faszination verloren, solange man den Film als Einzelwerk nimmt. Die Fortsetzungen haben ein wenig Glanz gelassen und Patina angesetzt aber Matrix wird immer ein Meisterwerk bleiben. Selbst wenn man dem philosophischen Kontext nicht gerne folgt und von den sonstigen Anleihen irgendwann genervt ist, bleibt immenoch ein Actionfest mit einmaligen und ikonenhaften Szenen. (Jeder hat mal so getan als ob man rote oder blaue Pille wählen kann, gebt es zu)


Platz 04: Der Herr der Ringe: Die Gefährten

Was Star Wars in meiner Kindheit war, war LotR in meiner Jugend.

Man kann gar nicht zählen wie oft ich mir die Extended Versions aus der Bibliotheek ausgeliehen habe und mir alles plus Bounsmaterial angeschaut habe. Ich war und bin eigentlich nie ein großer Liebhaber von Fantasyliteratur gewesen aber alles was der Herr Tolkien geschrieben hat, habe ich verschlungen.

Aber diese Filme...

Es beginnt schon mit dem Prolog, direkt im ersten Moment stellen sich meine Nackenhaare auf, wenn die unvergleichbare, magische Musik von Howard Shore aus den Boxen strömt.

"Die Welt ist im Wandel. ich spüre es im Wasser. Ich spüre es in der Erde. Ich rieche es in der Luft."

Schriftzug.
Nochmal Musik.

https://www.youtube.com/watch?v=J93fc--VsaI

BAM! Gänsehaut!

Peter Jackson vermag es die bildhaft schöne und ausschweifende Sprache eines Tolkien in eben diese schönen Bilder zu packen.
Die riesige und komplexe Welt von Mittelerde mit seinen reichhaltigen Facetten zu zeigen, in jeder Bildeinstellung sieht man die Liebe zu dieser Welt, so detailliert ausgearbeite Sets, so wunderschöne Aufnahmen der Natur Neuseelands.
Dazu wird die Geschichte des Ringes und der Gefährten fast perfekt aus dem Buch adaptiert (Der einzige Wehrmutstropfen ist das Fehlen von Tom Bombadil).

In all seiner Epik erstrahlt der Handlungsverlauf, der die Gemeinschaft gen Osten führt auf dem Bildschirm und gleichzeitig spürt man die schiere Größe der gesamten Welt, in der die Vergangenheit noch schöner und noch glorreicher war, in der die Geschichte des Ringes nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist und noch weitaus mächtigere Geschöpfe jemals ihr Werk in der Welt verrichteten.
Doch es sind nicht nur die epischen Zeichnungen der Welt und der Kampf gegen die bösesten Kreaturen, es sind auch die kleinen Momente, die einfachen Einstellungen, welche man immer wieder neu entdeckt, wenn es nur ein kurzes Gespräch zwischen Aragaorn und Arwen vor den Bruchstücken von Narsil ist oder der Moment in dem Gandalf die monumentalen Hallen von Moria mit Licht flutet.
Diese atmosphärische Dichte und die spektakulär bebilderte, epische Handlung machen Herr der Ringe zu dem was es ist, eine perfekte Symbiose aus Erzählkunst, Bildern, Musik und Inszenierung.

Eine Welt so magisch gezeichnet, dass sie ihre eigene Sprache braucht um sie zu beschreiben.


Platz 03: Blue Velvet

David Lynch ist einer meiner absoluten Lieblingsregisseure. Period. Darüber hinaus ist er, ganz allgemein betrachtet, einer der größten Künstler unserer Zeit.

Blue Velvet ist sein bester Film, das qualifiziert ihn schonmal für die Top5.

Es ist ein absoluter Hochgenuss Filme von ihm zu schauen. Die albtraumhaften und surrealen Bilder beeinflusst von vielen großen Malern (allen voran Francis Bacon), das gruselige Sounddesign, die kafkaesken und deskonstruktivistischen Erzählungen voller Voyeurismus und Paradoxen, die furchtbar schöne und schräg passende Musikuntermalung. Sein Blick auf Gesellschaft und Ästhetik ist der eines Psychoanalytikers und dadurch besteht eine von verschiedenen möglichen Vorgehensweisen in der Interpretation darin, Motive eines einzelnen Films im Zusammenspiel mit den anderen Filmen zu untersuchen, als Teil einer übergeordneten Struktur. Nach rationalen Erklärungen und Auflösungen in der Narration zu suchen ergibt sich meist als vertane Zeit. Seine Filme sind viel intuitiver und träumerischer, die Motive viel abstrakter als die meisten anderen es sind. Sie verlangen wirkliches Sehen und fordern den Zuschauer das Gesehene zusammenzusetzen, sich von gegebenden Strukturen zu lösen, den Verstand zu schärfen und die dunklen Gebiete unserer Seele mit all dem Unterdrückte, dem Irrationalen und Verschwiegenen zu erforschen. Sein Gespür für Bild-Ton-Kompositionen und Rhythmus ist einzigartig und nur wenige können so mit den Grundelementen des Kinos spielen wie er. "Lynchesk" ist dadurch zu einem geflügelten Wort geworden, da sich seine Filme vom Rest der Filmwelt abnabeln und in einem ganz eigenen Kosmos funktionieren. Seine Ästhetik ist so einzigartig und hat einen unfassbar hohen Wiedererkennungswert.

Blue Velvet vereint all dies in einem wunderbar surrealen Noirfilm über idyllische Kleinstädte und sadomasochistischen Sex, verwebt mit einem titelgebenden Lied für die Ewigkeit.


Bluer than velvet was the night,


softer than satin was the light.



Platz 02: Pulp Fiction

Wie viel muss man zu Pulp Fiction noch schreiben? Ist mittlerweile nicht alles zu Quentin Tarantinos Magnum Opus gesagt?

Über die Zitate, die Coolness, die Musik, die Anzüge, die Dialoge, die Referenzen, das Drehbuch, die Ikonen. Jeder der Filme mag, hat eine Meinung zu Pulp Fiction und die ist in der Regel positiv. Auch Skeptiker lassen sich meist mit dem dritten Big Kahuna-Burger oder dem vierten Ezekiel 25:17- Zitat überzeugen. Jeder wippt irgendwann zu Jungle Boogie mit oder tanzt zu Chuck Berry.

Machen wir es nicht zu lange, denn es gibt fast nichts schlimmeres als Tarantino-Ultras die zu überzeugt über Pulp Fiction abschwärmen und es als das krasseste aller Zeiten auf einen heiligen Thron heben. (Auch wenn sie recht haben).

Aber Tarantino hat mit Pulp Fiction dem Kino wieder Virtuosität und Vibe gegeben, in einer Zeit in der die Größen des New Hollywood ihr Gloria verloren hatten. Der Maßstab für eine ganze Dekade war gesetzt, die tonale Ausrichtung für eine neue Generation in Stein gemeißelt. Dafür muss man auf ewig dankbar sein.


Platz 01: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug

Da sind wir am Ende dieser Reise. Vielen Dank an alle die bis hier durchgehalten haben, für die rege Beteiligung in den Kommentaren und die Nachfragen, wenn ich mir mal wieder zu viel Zeit gelassen habe.

This belongs into a museum

Ich weiß, dass Indiana Jones nicht der beste Film aller Zeiten ist aber es ist der perfekteste. Es gibt keinen anderen Film der mich jemals so gut unterhalten hat und das vollkommen unabhängig davon welches Alter ich gerade hatte. Als Kind war Indiana Jones ein Idol, ich wollte auch Archäologe sein und Schätze finden und die dann in Museen bringen. (Funfact: Keine der Sachen die er sucht sind je in einem Museum gelandet)

Ich liebe es ja sich in Filme reinzudenken und den Genuss über den Kopf in mein Herz zu leiten. Ich liebe anspruchsvolle und fordernde Filme. Indiana Jones ist das natürlich nicht aber es ist trotzdem große Kunst.

Man nehme einen der sympathischsten und charismatischsten Darsteller der damaligen Zeit und packt ihn in die Rolle eines unkonventionellen, flapsigen Abenteurers und schafft somit die Blaupause des modernen Helden. Dazu kommt die beste Entscheidung Steven Spielbergs aller Zeiten, Sean Connery als selbstironischen und erdenden Henry Jones zu besetzen. Die Chemie zwischen den beiden ist einfach goldig. Die One-Liner, die emotionalen Momente zwischen Vater und Sohn, die Nicklichkeiten und die Zusammenarbeit um zu verhindern dass die Nazi-Schurken den Heiligen Gral erhalten.

The pen is mightier than the sword

Es ist einfach der perfekte Blockbuster von einem Steven Spielberg der in der absoluten Hochphase seines Schaffens war, sein Gepür für Setpieces, die richtige Mischung aus Komik und Tragik, Spannung und Entschleunigung, Bedrohung und Leichtigkeit ist immer wieder beeindruckend. Dieser Film ist einfach NIE langweilig. In einer gerechten Welt würde hier Der Herr der Ringe stehen, weil es vielleicht das größere Gesamtwerk ist aber mein Herz sagt Indy.

Nochmals vielen Dank an alle die bis hier gekommen sind, hat mir viel Freude bereitet. So viel dass ich noch einen kleinen Teil mit ein paar Honorable Mentions machen werde! Also, bis dahin. Bleibt gesund und schaut euch was gescheites an. :)


Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News