Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Die Ausgangslage von James Watkins' Regiedebüt erinnert an typische Vertreter des Backwood Slashers. Statt zu einem ausgedehnten Gorefestival entwickelt sich "Eden Lake" jedoch zu einem markerschütternden Thriller, in dem Horror- und Dramaelemente gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Jenny (Kelly Reilly) und Steve (Michael Fassbender) wollen ein romantisches Wochenende in der ländlichen Idylle Englands verbringen. Dabei werden sie jedoch von einer Bande Jugendlicher gestört, die das verliebte Pärchen durch ihr unverschämtes Verhalten provozieren. Um sich vor seiner Freundin keine Blöße geben zu müssen, weist Steve die Jugendlichen zurecht und setzt damit eine unvorhergesehene Spirale der Gewalt in Gang...
"Eden Lake" nimmt sich ausreichend Zeit, um seine Figuren einzuführen und einen emotionalen Bezug für den Zuschauer herzustellen. Dabei verursacht er von Anfang an ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, dass sich mit zunehmender Laufzeit in blankes Entsetzen angesichts der furchtbaren Vorgänge wandelt. Rigoros zieht Watkins die Spannungsschrauben weiter an, lässt seinen Figuren kaum eine Atempause. Immer wenn man kurz davor ist zu glauben, dass nun der Höhepunkt der grauenvollen Ereignisse erreicht sei, setzt der Film tatsächlich noch einen drauf. Freunde des gepflegten Gruselns werden hier weniger bedient, stattdessen regiert durchgängig der pure Terror. "Eden Lake" ist jedoch keineswegs voyeuristisch angelegt, er labt sich nicht an den Gewaltausbrüchen, sondern lässt die schrecklichsten Bilder im Kopf entstehen.
Zusätzlich entpuppt sich der Film mehr und mehr als Gesellschaftsstudie, als bissiger Kommentar auf einen Erziehungsstil, der Kinder sich selbst überlässt, Fremdenhass schürt und Gewalttaten vorlebt. Getragen wird die straff erzählte Handlung, die einige wenige verzeihliche Klischees aufweist, von einem starken Darstellerensemble. Besonders Kelly Reilly läuft nach und nach zu glänzender Form auf. Die Wandlung ihrer Figur dürfte indes auch die sein, welche die größte Faszination ausübt. Doch auch die weiteren Charaktere sind vielschichtig genug geschrieben, um wechselnde Emotionen beim Zuschauer hervorzurufen.
Nervenzerfetzend, aufwühlend, schockierend. Wer einmal den Ausflug an diesen See mitgemacht hat, wird ihn so schnell nicht wieder vergessen.
Basierend auf einem Theaterstück, welches wiederum durch den sogenannten "Affenprozess" von 1925 inspiriert wurde, schuf Regisseur Stanley Kramer einen Gerichtsfilm der besonderen Art. In "Wer den Wind sät" steht anders als in den meisten dieser Filme nicht etwa die Frage nach Schuld oder Unschuld zur Debatte, sondern jene nach dem Ursprung des Menschen.
Der Lehrer Bertram Cates steht unter Anklage, da er seinen Schülern Darwins Evolutionslehre nähergebracht und somit den Zorn der konservativ religiösen Stadtgemeinde auf sich gezogen hat. In einem aufsehenerregenden Verfahren soll Cates nun als Gotteslästerer verurteilt werden. Die Anklage führt dabei der überzeugte Kreationist Matthew Brady (Fredric March), der die Lehre von der Entwicklung der Arten als Geschwätz abtut, dass die hervorgehobene Stellung des Menschen in der Natur untergräbt. Dem gegenüber steht die Verteidigung durch Henry Drummond (Spencer Tracy), welcher sich gegen eine wortwörtliche Auslegung der Bibel ausspricht und auf die Ideale der Aufklärung Bezug nimmt.
"Wer den Wind sät" zeichnet sich nicht in besonderem Maße durch inszenatorische Raffinesse aus, sondern lebt von seinen starken Darstellern (neben March und Tracy überzeugt etwa auch Gene Kelly in einer für ihn sehr ungewöhnlichen Rolle) und ihren - angesichts der Schwüle im Gerichtssaal - im wahrsten Sinne des Wortes hitzigen Diskussionen. Obwohl der Film gleich mit der ersten Szene in die Thematik Religion gegen Wissenschaft einsteigt, benötigt er doch ein paar Minuten um so richtig auf Touren zu kommen. Sobald der Prozess beginnt, steigert sich "Wer den Wind sät" jedoch zu einem spannenden Duell der Schauspielschwergewichte, welches mit einer guten Portion lakonischem Humor gewürzt wird. Hervorzuheben sind dabei besonders die messerscharfen Dialoge, die die konträren Positionen pointiert widerspiegeln.
Als größte Schwäche des Films erweist sich hingegen, dass er sich zu sehr auf die Seite der Wissenschaft schlägt. Kramers Intention war offenkundig, religiöse Fanatiker zu entlarven und für die Freiheit des menschlichen Geistes zu plädieren. Dies gelingt ihm auch in außergewöhnlicher Weise, gleichzeitig gerät die Auseinandersetzung der beiden Parteien jedoch zu einem Spiel unter ungleichen Voraussetzungen. Während Tracys Figur weitgehend besonnen agiert, wird der durch March verkörperte Ankläger in seinem religiösen Wahn der Lächerlichkeit preisgegeben, was in einem arg überspitzten Finale seinen Höhepunkt findet. Hätte der Regisseur mehr Wert darauf gelegt, den Standpunkt der Religion differenzierter darzustellen und die Stadtgemeinde nicht nur als verblendeten Lynchmobb porträtiert, so wäre das Endergebnis noch wesentlich besser ausgefallen. "Wer den Wind sät" sollte somit eher als Bejahung des eigenständigen Denkens und Warnung vor religiösem Fanatismus verstanden werden. Um die Denkweisen von Wissenschaft und Religion gleichberechtigt gegenüberzustellen, geht der Film indes zu einseitig vor. Zu extrem, zu antiquiert sind die Vorträge der Anklage, als dass sie einen genauen Blick auf die Bedeutung der Religion zulassen würden. Frei denkenden Geistern, die der Film ja ansprechen möchte, ist jedoch zuzutrauen, dass sie auch die Schwächen in der Argumentation des allzu heroisch dargestellten Verteidigers erkennen können.
"Wer den Wind sät" ist ein nach kurzen Startschwierigkeiten äußerst einnehmendes Gerichtsdrama, das Anspruch und Unterhaltung auf gelungene Weise verbindet, bei seiner zunächst trocken erscheinenden Thematik dank humorvoller Auflockerungen nie zu verkopft wird und trotz seiner bisweilen sehr einseitigen Ausrichtung nachdrücklich zum Denken anregt.
Da muss ich jetzt aber mal kräftig die Werbetrommel rühren. Diese interessante Arbeit hat noch viel zu wenige Aufrufe! Das war sehr spannend eine so detaillierte Analyse einer Szene zu lesen :) Deine anderen Arbeiten werde ich mir bei Gelegenheit auch vornehmen.
Was mich an "Avatar" bei aller Begeisterung für das Visuelle stört, ist mir beim Lesen deiner Arbeit aber auch wieder deutlich geworden: Der "White Savior", der die Eingeborenen retten muss, weil diese nicht fähig sind, sich selbst zu helfen. Die platte Öko Botschaft, die zu wenig Substanz für die Länge des Films hat. Die Inszenierung nach typischem Hollywood Schema, wie man es schon oft gesehen hat.
Aber dennoch - im Großen und Ganzen mag ich den Film. Die Welt ist fantastisch, die Action macht Laune. Passt schon, Mr. Cameron ;)
Wer schon Bates mit Nachnamen heißt, muss ja wohl eine gewisse psychopathische Ader haben ;)
In "Misery" spielt sie herausragend, in "Dolores" gefällt sie mir allerdings ebenso gut.
Happy Birthday zum 70.!
Wie wär's mit “Kinder des Zorns“?
Bisher 9 Teile und ein Remake.
Inspiriert vom Fall des sogenannten BTK-Killers schrieb Stephen King eine Novelle, in der sich das Grauen auf leisen Pfoten in eine amerikanische Musterehe schleicht. Die Verfilmung von Peter Askin, zu der King auch das Drehbuch beisteuerte, hält sich weitgehend an das Ausgangsmaterial, offenbart jedoch gleichzeitig, dass längst nicht alles, was aus der Feder des Horrormeisters stammt, auch für eine filmische Umsetzung geeignet ist.
Die Fassade der Durchschnittsbürger nachhaltig zu erschüttern und die Leichen aus ihren Kellern zu holen, gehört zweifelsohne zu Kings Lieblingsthemen. In "A Good Marriage" ist es das Vorzeige-Ehepaar Darcy und Bob Anderson, welches hinter der frisch gestrichenen Gartenpforte und dem blankgeputzten Türklopfer ungeahnte Abgründe offenbart. Auf diese Weise entwickelt sich ein düsteres Psychodrama, das fast vollständig auf blutige Schockeffekte verzichtet und sich stattdessen ausgiebig Zeit für das Seelenleben der Protagonistin nimmt. Das Erzähltempo ist dabei sehr gemächlich gehalten, echte Spannungsmomente gehen dem Film beinahe gänzlich ab. Die ohnehin recht schmale Novelle auf eine Laufzeit von über 100 Min. zu strecken, erweist sich als vollkommen falsche Entscheidung, sodass wohl nur Freunde detaillierter Psychogramme wirklich auf ihre Kosten kommen werden. Was zwischen zwei Buchdeckeln noch gut unterhält, wird in der Verfilmung zu einer überraschungsarmen wie weitestgehend vorhersehbaren Angelegenheit.
Den Darstellern ist indes kein Vorwurf zu machen, wenngleich weder Joan Allen noch Anthony LaPaglia besondere Akzente zu setzen vermögen. Unter den Nebenfiguren bleibt am ehesten noch der ausgemergelte Stephen Lang im Gedächtnis, der allerdings lange Zeit über keine andere Aufgabe hat, als dem Ehepaar mit undurchsichtiger Miene hinterher zu starren. Auch die Beweggründe der Charaktere wirken nicht immer glaubhaft, ihre Entscheidungen oftmals nicht nachvollziehbar.
Positiv anrechnen kann man "A Good Marriage" derweil, dass der Film dank fehlender übernatürlicher Komponente anders als manch andere King Adaption nicht auf billige Specials Effects zurückgreifen muss. Die Handlung bleibt zwar durchgängig unspektakulär, lässt jedoch aufgrund einiger unbeantworteter Szenen immerhin reichlich Interpretationsspielraum. Diesbezüglich kann ich jedem Interessierten den Kommentar von Der Siegemund vier Plätze unter meinem empfehlen.
"A Good Marriage" schert unter den King Verfilmungen nicht unbedingt nach unten aus, reiht sich jedoch ein in die lange Liste der belanglosen Umsetzungen, die Originalität und Spannung vermissen lassen.
Pädophilie ist nach wie vor ein heikles Thema, welches vergleichsweise selten eine differenzierte Auseinandersetzung in Filmen erfährt. "Hard Candy" nutzt dieses Thema als Aufhänger für einen kammerspielartigen Rachethriller, der seinen Fokus auf die oberflächliche Gestaltung richtet, inhaltlich jedoch kläglich versagt.
Wechselnde Farbgebung, Close-Ups, Wackelkamera - "Hard Candy" gibt sich in seiner äußeren Form sehr facettenreich. Das Setting der sterilen Wohnung, in der beinahe der gesamte Film spielt, erinnert in seiner Ästhetik an Videoclips, musikalische Untermalung fehlt fast vollständig. In Sachen Atmosphäre lassen sich hingegen Vergleiche zu "Funny Games" ziehen, wenngleich der Horror hier weniger explizit dargestellt wird. Dafür springt nahezu jede Szene dem Zuschauer mit nacktem Arsch ins Gesicht und schreit: "Achtung! Jetzt wird's intelligent!". Nur leider hält die Handlung nicht einmal im Ansatz, was die Form verspricht. Die Aneinanderreihung sich im Kreis drehender Dialoge und endloser Folterszenen erweist sich als so zäh wie der Biss in alte Schuhsohlen. Auf Spannungsmomente und überraschende Wendungen wartet man vergebens.
Einzig die Darstellerleistungen von Ellen Page als eiskalter Racheengel mit der Attitüde einer Soziopathin und Patrick Wilson als aalglatter wie unendlich naiver Fotograph, der sich nicht scheut in aller Öffentlichkeit anzügliche Bemerkungen an Minderjährige zu richten und seine Wände mit Bildern junger Models tapeziert, vermögen wirklich zu überzeugen. Aufgrund fehlender Hintergrundinformationen bleibt der Zuschauer jedoch durchweg auf Distanz zu ihnen. Sympathien vermögen die Figuren nicht einmal im Ansatz zu wecken, vielmehr wünscht man den Beiden, dass sie die zahlreichen Todesdrohungen, die sie gegen den jeweils anderen richten, doch endlich wahr machen mögen.
So ist "Hard Candy" letztlich ein Film, der weder in besonderer Weise zum Nachdenken über Pädophilie und den Umgang mit Sexualstraftätern anregt, noch mit gelungener Unterhaltung aufzuwarten weiß. Empfehlenswerter erscheint es da, noch einmal nach dem grimmschen Märchen zu greifen, denn "Rotkäppchen" verhandelt das Thema deutlich subtiler.
Mehr als 1 Punkt, der an die guten Darsteller geht, ist für diese abstoßende Süßigkeit nicht drin.
Minimalismus lautet das Zauberwort dieses Films. Bereits der Titel sagt alles aus, was man im Vorfeld über den Plot wissen muss, jedes weitere Wort über die Handlung wäre an dieser Stelle zu viel. Insbesondere im Horrorgenre kann es jedoch von Zeit zu Zeit eine Wohltat sein, wenn sich nicht lange mit der schlimmen Kindheit des Killers oder faden Nebenfiguren aufgehalten wird.
"Unbekannter Anrufer" bringt zwar zwischendurch immer mal wieder typische Teenie Probleme zur Sprache, ist jedoch in erster Linie ein sehr geradlinig erzählter Spannungsstreifen. Nach einer kurzen Einführung der von Camilla Belle verkörperten Hauptfigur und der Etablierung des Settings, welches Erinnerungen an "Das Glashaus" (2001) weckt, geht der Terror auch schon los und hält sich konsequent bis zum Finale. Zwar greift Regisseur Simon West so manches Mal in die Klischeekiste und lässt buchstäblich die Katze aus dem Schrank springen, versteht es aber gleichzeitig, geschickt falsche Fährten zu legen. Die Protagonistin trifft mitunter selten dämliche Entscheidungen, die aber zumindest der Spannung keinen Abbruch tun. Ihre Widerstandskraft bringt ihr außerdem zusätzliche Sympathiepunkte ein.
West verpasst leider den idealen Moment um auszublenden und hängt noch zwei unnötige Minuten hinten an, die das schon hundert Mal ausgelutschte Ende von "Carrie" (1976) zitieren, doch auch dieser Umstand ändert nichts an der Tatsache, dass der Zuschauer hier knapp 90 Min.lang Nägel kauen durfte. Ein Schocker der Marke klein, aber fein!
Sehr erfreulich :) Hätte nicht unbedingt damit gerechnet, dass Adrian überhaupt im Film auftauchen wird. In der 1990er Verfilmung fehlte er ja, wenn ich das richtig im Kopf habe. Das Stadtfest könnte eine super Eröffnungsszene für den zweiten Teil werden.
Yippiiiie! Darauf erstmal eine Pulle Gin mit Wodka!
Regisseur Mick Garris und Autor Stephen King sind ein eingespieltes Gespann. So adaptierte Garris zuvor u.a. bereits "The Stand" und "The Shining (1997)", ehe er sich der Verfilmung von "Desperation" annahm. Der Titel, der übersetzt Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit bedeutet, gibt schon recht gut die Richtung vor, die in dieser Zusammenarbeit der Beiden eingeschlagen wird.
Auf einem gottverlassenen Highway in Nevada gehen seltsame Dinge vor. Ein höchst eigenartiger Deputy taucht auf und steckt Durchreisende grundlos ins Gefängnis. Lange Zeit über wird der Zuschauer im Unklaren darüber gelassen, worum es hier überhaupt gehen soll. Spürbar ist nur das Bemühen des Regisseurs, sich nah an die Vorlage zu halten. Kings Metaphern 1 zu 1 auf den Bildschirm zu bringen, erwies sich jedoch in der Vergangenheit schon häufiger als falscher Ansatz. Daher wirkt "Desperation" wie ein uninspiriertes Abklappern der wichtigsten Stationen des Buches. Bloßes "Abfilmen" macht allerdings noch keine gute Literaturverfilmung aus.
Die erste Hälfte des Films dient zum Großteil der Einführung der Figuren und ist dennoch deutlich spannender geraten als der darauffolgende Teil. Gelingt es, den psychedelischen Score auszublenden, schafft Ron Perlman als vom Wahnsinn besessener Deputy in Kombination mit der Ungewissheit über den Fortgang der Handlung durchaus solide Unterhaltung. Einige popkulturelle Anspielungen sorgen derweil für Auflockerung, so kommen hier u.a. Der Herr der Ringe und Bob Dylan zur Sprache. Ein treffsicheres Gespür für Rhythmus und Timing lässt Garris jedoch auch hier schon vermissen. In der zweiten Hälfte des Films wird dieser Umstand gar zur Geduldsprobe. Beispielhaft sei eine Szene im Theater erwähnt, in der die Spannung so radikal entweicht, dass man beinahe glaubt ein wahrnehmbares Zischen zu vernehmen. Als problematisch erweist sich außerdem, dass die Saat, die mit der ausführlichen Einführung der Charaktere gelegt wird, nicht aufgeht. Daran können auch einige nachgeschobene Rückblenden nichts ändern, unter denen immerhin eine visuell sehr ansprechend umgesetzt wurde. Unter den Darstellern vermag zu diesem Zeitpunkt des Films allenfalls noch Tom Skerritt als selbstverliebter Schriftsteller Akzente zu setzen.
Zwar wird die pure Gewalt, die Perlman zuvor ausstrahlte, nun mehr und mehr durch Horrorelemente abgelöst, doch gleichzeitig rücken auch hohle Phrasen über die Kraft des Glaubens und der Gemeinschaft in den Vordergrund. Besonders die Figur des kleinen David ist in ihrem Missionierungseifer geradezu lächerlich. Auf diese Weise driftet "Desperation" immer mehr in den religiösen Kitsch ab und vermag mit der reichlich unbeholfen präsentierten Auflösung des Spuks nicht mehr zu schockieren.
Zusammengefasst wirkt diese King Adaption wie ein kruder Flickenteppich. Grusel, stumpfe Gewalt und Bibelverse ergeben kein stimmiges Endergebnis. Allenfalls Diejenigen, die ein Faible für Horror auf dem Highway haben, könnten hier einigermaßen auf ihre Kosten kommen.
Bruce Willis plus Kind - das war um die Jahrtausendwende ein beliebtes Strickmuster in Hollywood, Beispiele wie "The Sixth Sense" und "The Kid" belegen dies. Und auch im Thriller "Das Mercury Puzzle" kommt diese Formel zur Anwendung. In diesem Fall ist es der autistische Simon, der sich an der Seite des Actionhelden gegen die NSA erwehren muss. Während die Handlung ausgehend von einer eigentlich recht spannenden Prämisse reichlich schablonenhaft verläuft, ist es das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller und die damit verbundenen Emotionen, die zu den Stärken des Films gehören.
Die Logik des Geschehens sollte lieber nicht zu genau hinterfragt werden, sonst gelangt man schnell zu dem Schluss, dass "Das Mercury Puzzle" auf einem geradezu hanebüchenen Fundament fußt. Dafür bietet der Film allerdings durchaus passable Actionkost und weiß mit einigen in ihrer Radikalität bemerkenswerten Szenen zu überraschen. Gänzlich unerwartete Wendungen und eine raffinierte Fortentwicklung der Geschichte hat der Film jedoch nicht vorzuweisen. Mit u.a. Alec Baldwin und Kim Dickens auch in den Nebenrollen recht prominent besetzt, ist es indes der kleine Miko Hughes (Friedhof der Kuscheltiere) der mit seiner Performance des sensiblen wie hochintelligenten Jungen nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Wie der von Bruce Willis verkörperte FBI Agent langsam versucht, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und dabei doch immer wieder Rückschläge verkraften muss, weiß durchaus zu berühren.
Während Puzzle-Freunde angesichts der letztlich wenig bedeutsamen Rätsel enttäuscht werden dürften und auch die Spannung nicht durchgängig am Anschlag bleibt, ist es der emotionale Zugang, der es lohnt, einen Blick zu riskieren. Für Nostalgiker ist außerdem erwähnenswert, dass hier tatsächlich noch Schreibmaschinen zur Anwendung kommen.
6 von 10 gepeinigte Türklingeln
Die Neuverfilmung des Klassikers mit Boris Karloff nimmt das 1932er Original als Aufhänger für ein durchschnittliches Actionabenteuer. Während mit Horrorelementen eher gegeizt wird und blutige Gewaltmomente gänzlich fehlen, bleibt "Die Mumie" von 1999 vor allem als effektbeladenes Spektakel in Erinnerung.
Nach einer kurzen Einführung, die dem Zuschauer die Ausgangslage im alten Ägypten näher bringen soll, reiht Regisseur Stephen Sommers eine wuselige Actionsequenz an die nächste. Zwar muss man ihm seine selbstironische Herangehensweise und seinen Verzicht auf lange, nichtssagende Dialoge hoch anrechnen, doch gleichzeitig erhärtet sich der Eindruck, dass "Die Mumie" das filmische Äquivalent eines Jump 'n' Run Spiels darstellt. Dabei ist der Film von Anfang bis Ende auf den Geschmack der Masse zugeschnitten, reichlich glattgebügelt und mit einer großen Portion Klamauk versehen. Nachdem der fiese Im-Ho-Tep einmal befreit ist, ersäuft der Film in CGI-Sandstürmen und Schwärmen heißhungriger Skarabäus-Käfer. Eine Handlung sucht man hier vergebens.
Brendan Fraser gibt Rick O'Connell als Slapstick Variation von Indiana Jones, während Rachel Weisz die kreischende Jungfrau in Nöten spielt. Die Liebesgeschichte der beiden ist derweil vollkommen abstrus und unstimmig. Von Beginn an lechzt und schmachtet Weisz nach dem Abenteurer, als träfe eine Nonne auf die Chippendales. John Hannah verkörpert unterdessen den tollpatschigen Sidekick, Arnold Vosloo darf immerhin einige Male böse gucken. Hinzu kommt eine ganze Riege nichtssagender Nebenfiguren, deren Bedeutung für die Geschichte weitestgehend im Verborgenen bleibt. Die Krönung stellt dabei ein alter Pilot dar, der so schnell wieder verschwindet, wie er eingeführt wurde.
Zu Gute halten kann man Sommers sinnbefreitem Potpourri immerhin sein hohes Tempo. Dass auf dieser Basis tatsächlich zwei Fortsetzungen, eine Spin-Off Reihe und im letzten Jahr auch noch ein Remake entstanden, lässt mich allerdings absolut ratlos zurück. Beim besten Willen - CGI Blödsinn von der Stange gab's auch schon Ende der 90er. Diese Mumie hätte man wohl tatsächlich lieber in ihrem Sarkophag gelassen.
Wenn jemals das oft beschworene Geruchsfernsehen kommen sollte, so dürfte Tom Tykwers Verfilmung des Bestsellers von Patrick Süskind zweifelsohne die Ehre zuteil werden, diesem neuen Format als Vorreiter zu dienen. Die komplizierte Aufgabe, den wohl flüchtigsten und am wenigsten beachteten Sinneseindruck in Szene zu setzen, meistert "Das Parfum" mit Bravour. Darüberhinaus bietet der Film eine abwechslungsreiche Handlung, opulente Bilder und spannende Charaktere.
Schon unmittelbar nach seiner Geburt geht diese bemerkenswerte Kreatur Jean-Baptiste Grenouille immer der Nase nach. Ausgestattet mit außergewöhnlichen olfaktorischen Fähigkeiten verfolgen wir seine Lebensgeschichte, die ihn aus dem wortwörtlichen Dreck zwischen vorbeihuschenden Ratten und zum Himmel stinkenden Abfällen auf einem Pariser Fischmarkt bis hin zu den sonnenbeschienenen Lavendelfeldern von Grasse führt. Der damals noch weitgehend unbekannte Ben Whishaw gibt Jean-Baptiste als wortkargen Außenseiter mit autistischen Zügen. Verstörend und ekelig sind seine Taten, diabolisch seine Vorgehensweisen und doch erregt dieses geprügelte Geschöpf Mitleid beim Zuschauer und manch einer dürfte sich ertappt fühlen, wie er ihm trotz Allem Glück bei seinen Vorhaben wünscht. Amor und Psyche liegen in dieser einzigartigen Geschichte eng umschlungen.
Der Plot hält sich in weiten Teilen nah an der Buchvorlage, rückt den abstoßenden und zugleich faszinierenden Protagonisten mit seinen Obsessionen in den Mittelpunkt. Nebenbei zeichnet der Film jedoch auch ein präzises Bild vom Frankreich des 18. Jahrhunderts, zeigt eine Gesellschaft, in der sich die Reichen der Dekadenz hingeben, die Armen in der Gosse dahinvegetieren und der Klerus von Dämonen und Geisterbeschwörern predigt. Durch den schrulligen Parfümeur Baldini (Dustin Hoffman) gewinnt der Film an Witz, mit Einführung des einflussreichen Antoine Richis (Alan Rickman) und seiner bezaubernden Tochter (Rachel Hurd-Wood) steigert sich die Dramatik. Die Darsteller agieren dabei durchweg auf einem guten Niveau, auch Karoline Herfurth als Mirabellenverkäuferin ist hier zu nennen, und besonders Rickman weiß seine Figur facettenreich und mit der nötigen Verbissenheit zu verkörpern.
Schwächen offenbart "Das Parfum" nur in seiner Dynamik. Tykwer verlässt sich bisweilen allzu sehr auf die Kraft der starken Geschichte, die seinem Film zugrunde liegt. Obwohl die Handlung sehr zügig voranschreitet, entstehen deshalb kleinere Spannungseinbrüche. Diese werden jedoch weitestgehend durch die atmosphärische Inszenierung wettgemacht. Versagen Tykwer zwischendurch die Möglichkeiten der Verbildlichung des Geschehens rund um Düfte und Gerüche, hilft die Erzählerstimme aus dem Off aus. Otto Sanders raues Timbre bildet eine absolut stimmige Symbiose mit den Bildern und transportiert darüber hinaus Teile von Süskinds Fabulierkunst in den Film.
Feurig und rotgelockt in der Kopf-, düster und manisch in der Herz-, und nach frischen Mirabellen duftend in der Basisnote. "Das Parfum" ist ein Film, der es wert ist, konserviert zu werden.
Alejandro Inarritus oscarprämierter "Birdman" ist ein wahres Sammelsurium an Themen, Ideen und Querverweisen. Ein Film, der mehrere Metaebenen birgt, mit Hollywood, Arthouse, Theater, Social Media, Schauspielern und Kritikern abrechnet, Liebe, Eifersucht, Drogenkonsum, Vater-Tochter-Beziehungen und verblassenden Ruhm behandelt und sich doch letztlich lieber auf einen Aspekt fokussiert hätte, statt all dies in einen großen Topf zu werfen und ein paar Mal kräftig umzurühren.
"Birdman" wirkt wie in einer einzigen großen Plansequenz gedreht, tatsächlich bedient sich der Film jedoch wie einst Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" einiger Tricks, um diesen Eindruck aufrecht zu erhalten. Fließend gehen die Szenen ineinander über, in denen die Figuren im Mikrokosmos des Theaters immer wieder zusammenstoßen und auseinanderdriften. Gespickt mit einigen witzigen Dialogen sowie Anspielungen auf das Business und getragen von einem hervorragenden Cast, weiß Inarritus Film durchaus solide zu unterhalten, bietet jedoch kaum einmal echte Highlights. Wenn etwa der von Michael Keaton mit voller Hingabe gespielte Protagonist in Feinrippunterhose über den Times Square läuft und dabei von der Menge mit Handykameras verfolgt wird, ist das zwar visuell auf einem hohen Niveau, inhaltlich aber nicht viel mehr als ganz amüsant.
Obwohl der künstlerische Anspruch des Films jederzeit offen ausgebreitet wird, geht "Birdman" jedoch selten subtil vor. Vielmehr schreien sich die Charaktere die zahlreichen Botschaften dieses Films entgegen: In der Showbranche regieren Arroganz und Eitelkeit, Superheldenblockbuster sind effektüberladen und ohne jeden Tiefgang, Kritiker sind gescheiterte Existenzen mit endlosen Vorurteilen. Spätestens nach der Hälfte des Films hat jedoch auch der Letzte diese Botschaften begriffen, sodass das unablässige Wiederkäuen nicht nötig gewesen wäre. Zumal die Handlung kaum der Rede wert ist und sich "Birdman" größtenteils auf diese Aneinanderreihungen von Kuriositäten verlässt. Natürlich ließe sich ein Film, der so viele Dinge behandelt, bis zum Erbrechen analysieren und so ziemlich Jeder dürfte hier irgendeinen Anknüpfungspunkt für sich finden. Aber genauso ließe sich argumentieren, dass ein Film, der alles behandeln will, schlussendlich nichts behandelt.
Die stärksten Momente von "Birdman" sind neben einigen Szenen, in denen Keaton, Norton, Watts und Stone ihre schauspielerische Klasse ausspielen können, jene, in denen der Namensgeber des Films auftaucht. Leider tritt Riggans Alter Ego, welches auf einer anderen Ebene natürlich auf Keatons Vergangenheit als dunkler Ritter verweist, vergleichsweise selten auf den Plan. Eine Umsetzung wie etwa in "Mr. Brooks - Der Mörder in dir" hätte aus dem Spiel mit der multiplen Persönlichkeit deutlich mehr Spannung und Dynamik herauskitzeln können.
So aber bleibt dieser Film, der von allem etwas anreißt, erstaunlich effekt- und ziellos. Das Einzige, was wirklich nachhaltig im Gedächtnis bleibt, dürfte somit der penetrante Rhythmus der Drums sein.
Erstmals habe ich mir den gegenüber der Kinofassung 16 Min. längeren Extended Cut zu Gemüte geführt. Dieser verändert die Geschichte nicht wesentlich, fügt ihr aber ein paar interessante Aspekte hinzu und vertieft das Bisherige. Zu beachten ist dabei, dass der Extended Cut der Dynamik des Films nicht unbedingt zuträglich ist. Vielmehr verschleppt er im Vergleich zur Kinofassung das Tempo und könnte daher insbesondere für Diejenigen, denen schon die Kinofassung nicht unbedingt zusagte, zu langatmig geraten sein.
Der Anfang dieser Fassung ist dabei besonders hervorzuheben, beginnt die Handlung doch nun auf der Erde, welche massiv unter Überbevölkerung und Verschmutzung zu leiden hat. Mit seinen futuristischen Fortbewegungsmitteln und dem neonfarbenen Design erinnert diese Eröffnungssequenz in Teilen an Ridley Scotts "Blade Runner". Auch der Charakter Jake Sullys, seine Behinderung und seine Beziehung zu seinem verstorbenen Bruder werden hier gegenüber der Kinofassung näher beleuchtet.
Ein weiteres Highlight des Extended Cuts stellt ein neuer Handlungsbogen um die von Sigourney Weaver verkörperte Dr. Augustine dar. So spendiert diese Fassung ihr einige neue Dialoge, wobei insbesondere ihre Rolle als Vermittlerin zwischen Menschen und Na'vi in den Fokus gerückt wird. In diesem Zusammenhang erfahren wir auch neue Details zu der Schule, die sie für die Ureinwohner Pandoras errichten ließ.
Ein drittes entscheidendes Element des Extended Cuts ist der Tod Tsut'seys, der hier deutlich eingehender behandelt wird. Die weiteren Szenen hingegen sind eher als Verlängerung des Bekannten zu verstehen und gewähren etwa noch zusätzliche Einblicke in die Flora und Fauna des Planeten. Insgesamt lohnt sich die erweiterte Fassung aber allein schon der ausführlicheren Charaktermomente wegen, liegt hier doch eine der Schwächen von "Avatar".
Was eine Gesamtbewertung angeht, so vereint wohl kaum ein anderer Film visuellen Hochgenuss und inhaltlichen Einheitsbrei so sehr wie dieses Werk von James Cameron. "Avatar" bietet auch fast ein Jahrzehnt nach Veröffentlichung noch Bilder auf allerhöchstem Niveau, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Gleichwohl ist die Handlung überraschungsarm und vorhersehbar, während die Figuren im Bombast unterzugehen drohen. Die letzte dreiviertel Stunde des Films besteht gar fast ausschließlich aus Actiongetöse. Wer also hohe Ansprüche an Charakterzeichnung und Handlung stellt, wird mit dieser lauen Öko-Botschaft nicht zufrieden gestellt werden, in visueller Hinsicht ist "Avatar" jedoch als geradezu revolutionär zu bezeichnen und wartet mit einer Vielzahl fantastischer Kreaturen und Maschinen auf.
Meine Empfehlung lautet daher: Hirn ausschalten und für ein paar Stunden dem Eskapismus frönen.
Ganz liebe Grüße von Giggle darf ich euch allen ausrichten! Unserem verlorenen Sohn geht es gut und er freut sich über jeden, der hier an ihn denkt.
Begeistert hat ihn in letzter Zeit zB "Infinity War", "Solo" hingegen ist wohl eher bei ihm durchgefallen.
Sein aktueller Feelgood Tipp an alle lautet "Verliebt und ausgeflippt" (aktuell bei Netflix).
Von meiner Seite aus wünsch ich euch allen auch noch einen schönen Freitag und einen guten Start ins Wochenende ;)
Ebenso wie sein fellbedeckter Star gehört auch dieser Film zu einer vom Aussterben bedrohten Art. Denn wann gab es zuletzt einen Familienfilm, der dieses Prädikat auch tatsächlich verdient hat? Für die Minions dürften sich Mama und Papa wohl kaum begeistern können, während die Kids für John Wick möglicherweise noch zu klein sind. Bei "Paddington" kommen sie alle auf ihre Kosten. Meine erste Begegnung mit dem sympathischen Hutträger geschah in Form der liebenswerten Zeichentrickserie. Da hatte der gemütliche Bär angesichts der Konkurrenz durch die actionlastigeren Gummibären oder das Fliegerass Käptn Balu aber noch das Nachsehen. Spätestens mit diesem Sprung auf die große Leinwand hat sich Paddington jedoch einen Platz in meinem Herzen erobert.
Die Kombination aus Realfilm und Animation ist durchweg gelungen, stimmig fügt sich der putzige Bär in das Bild des regennassen London. "Paddington" ist very british; Teestunde und rote Doppeldeckerbusse gehören hier zum guten Ton. Der Humor pendelt zwischen turbulentem Slapstick und hintergründigen Anspielungen. So klettert Paddington in einer Szene etwa einen Kamin empor wie Tom Cruise am Burj Khalifa in "Mission Impossible". Manche visuelle Spielereien hingegen erinnern an die Werke Wes Andersons, ohne dabei jedoch zur bloßen Kopie zu verkommen. Die Inszenierung ist größtenteils sehr dynamisch, nur ab und an gönnen die Macher sich und den Zuschauern eine kleine Verschnaufpause. Die eigentliche Story von "Paddington" ist da eher Nebensache, Spaß und Unterhaltung stehen hier unverkennbar im Vordergrund. Dennoch bietet die Handlung um die Suche nach dem Forscher genug an, um das Interesse durchgängig aufrecht zu erhalten.
Der größte Pluspunkt des Films dürften aber wohl seine Figuren sein. Sally Hawkins und Hugh Bonneville liefern als Mr. und Mrs. Brown eine absolut charmante Performance, während Julie Walters die herrlich schrullige Haushälterin der Familie gibt. Besonders lobenswert ist außerdem Nicole Kidman als fiese Antagonistin, der ihre bösartige Rolle sichtlich Vergnügen bereitet. Einzig die Kinder Jonathan und Judy kommen insgesamt erstaunlich kurz, während Jonathan vornehmlich durch seine Basteleien auffällt, darf Judy immerhin eine kleine Entwicklung von der dauergenervten Göre zur Freundin des Bären durchleben.
Hervorragende Unterhaltung für Jung und Alt - dieser neue Hausfreund im Dufflecoat weiß sehr zu gefallen. Darauf nun ein schmackhaftes Sandwich mit Orangenmarmelade. Mhmmm...lecker!
Erwähnenswert finde ich zB noch
Butterfly Effect
Cloud Atlas
I Robot
Oblivion
Per Anhalter durch die Galaxis
In "Die Taschendiebin" entführt uns Regisseur Chan-wook Park in das von japanischen Invasoren besetzte Korea der 1930er Jahre. Eingehüllt in Bilder von majestätischer Schönheit erzählt der Film die Geschichte der Taschendiebin Sook-Hee, die von dem Hochstapler Fujiwara angeheuert wird, um sich das Vertrauen der Millionenerbin Lady Hideko zu erschleichen und so durch eine Heirat an ihr Vermögen zu gelangen.
"Die Taschendiebin" ist dabei in drei deutlich als solche erkennbare Akte unterteilt, die der Handlung jeweils eine neue Richtung geben. Der Film wartet dabei mit mehreren Wendungen auf, priorisiert jedoch nie den reinen Schockeffekt, sondern weiß seine Twists auf eine reifere (geradezu "vollreife") Art auszuspielen, als dies etwa noch bei "Oldboy" der Fall war. Der historische Kontext sorgt indes für einen zusätzlichen Reiz, steht jedoch nicht so sehr im Vordergrund, als dass sich der Film ohne Kenntnisse in der Geschichte Japans und Koreas nicht verstehen ließe. Ebenso wie das prunkvolle Anwesen, in welchem die Geschichte zu großen Teilen spielt, scheint der Film neben seinem östlichen Einfluss auch eine westliche Komponente zu haben. Die Verhaltensweisen der Figuren erscheinen jedenfalls auch mit dem Blick eines Mitteleuropäers beinahe immer nachvollziehbar. Ohnehin sind unterschiedliche Perspektiven von großer Bedeutung für "Die Taschendiebin".
Herausstechend ist auch die exquisite Kameraarbeit, die Figuren und Schauplätze meisterhaft in Szene zu setzen weiß. Die Schönheit der Landschaft mit ihrer Kirschblüte, kleinen Teichen und grünen Wiesen wird ebenso elegant eingefangen wie jede Regung in den Gesichtern der Protagonisten. Dies gilt auch für die anmutigen wie kraftvollen Erotikszenen, welche die Beteiligten aus verschiedensten Winkeln zeigen und dabei dennoch die Grenze zum bloßen Softporno nie überqueren. Sehr gelungen ist auch, wie Spiegel, Balken oder Fensterbretter des Anwesens hier so zur Geltung kommen, dass sie immer eine Aussage über das Verhältnis der Charaktere zueinander, ihre Nähe und Distanz treffen.
Zwar ist die Zahl der handelnden Figuren sehr überschaubar, doch dafür sind diese umso besser ausgearbeitet und von ihren jeweiligen Darstellern stark gespielt. Insbesondere Tae-ri Kim und Min-hee Kim als Zofe und Herrin legen nach und nach die verborgenen Wesenszüge ihrer Figuren frei und geben ganz nebenbei auch noch vollen Körpereinsatz. Die Figuren des Lustmolchs von einem Onkel und des falschen Grafen sind derweil weniger vielschichtig angelegt, im Gesamtkontext der Handlung jedoch ebenso interessant und von ihren Darstellern ebenfalls gut verkörpert.
Schwächen lassen sich lediglich in der Vielzahl erklärender Momente ausmachen. Hier hätte Park gut und gerne die eine oder andere Szene gegen Ende wegfallen und damit dem Zuschauer mehr eigenständiges Denken zutrauen können. Ansonsten jedoch ist "Die Taschendiebin" eine rundum sehenswerte Mixtur aus Erotikthriller und Drama, ein Film über starke Frauen und schwache Männer, der den Geschlechterkampf spannend und abwechslungsreich porträtiert, dabei jedoch auch humorvolle Auflockerungen nicht vergisst. Festgehalten in opulenten Bildern präsentiert Park eine raffinierte Erzählung, die, obwohl sie doch weitestgehend auf vertrauten Pfaden wandelt, sich angenehm unverbraucht und neu anfühlt.
Kopf hoch, Liverpool. Hinfallen ist keine Schande, man muss nur immer wieder aufstehen.
Heaven, I'm in Heaven,
And my heart beats so that I can hardly speak
And I seem to find the happiness I seek
When we're out together dancing, cheek to cheek
Ursprünglich schrieb Stephen King "The Green Mile" als sechsteiligen Fortsetzungsroman, wobei heutzutage jedoch die Gesamtfassung deutlich häufiger zu finden ist. Kings Intention war es damit - ganz in der Tradition von Charles Dickens - die Macht über seine Leser wieder zu erlangen. Dadurch, dass die Teile der Geschichte erst nach und nach erschienen, konnte niemand entscheidende Aspekte der Handlung oder gar das Ende verraten. Zweifellos ein bedeutsamer Faktor für einen Autor, der so viel Genuss dabei empfindet, seine Leser zu schockieren wie King es tut. Bei der Verfilmung des Stoffes griff er indes auf Altbewährtes zurück und arbeitete erneut mit Frank Darabont zusammen, der zuvor bereits die Novelle "Die Verurteilten" erfolgreich auf die große Leinwand gebracht hatte. Entstanden ist dabei ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Stück Film. "The Green Mile" ist ein anrührendes Gefängnisdrama mit Fantasyelementen, ein aufrüttelndes Humanitätsplädoyer und nicht zuletzt warmherziges Kino über eine tiefe Freundschaft und die Vergänglichkeit des Lebens.
Darabonts Film beginnt sogleich mit einer fesselnden Szene, die den Zuschauer unmittelbar in das Geschehen wirft. Wir sehen eine Gruppe bewaffneter Männer, die in Zeitlupe durch ein Feld hochwachsender Ähren laufen. Ihre Lippen bewegen sich, doch wir hören nicht, was sie sagen. Aus ihren vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen können wir jedoch schließen, dass etwas Furchtbares geschehen sein muss. Anschließend blendet die Szene über zu den sich öffnenden Augen eines alten Mannes. Der greise Paul Edgecomb erwacht in seinem Bett im Altersheim. Von nun an erahnen wir, dass uns eine von den großen Geschichten bevorsteht.
In den folgenden drei Stunden entwirft das Dreamteam King & Darabont eine epische Erzählung, die sich durch eine angenehm entschleunigte Inszenierung auszeichnet, welche im starken Kontrast zu so manchem modernen Schnittgewitter steht. Mit enormer Detailliebe porträtiert "The Green Mile" die Vorgänge im Todestrakt, in dem Paul Edgecomb als Wärter arbeitet. Der Film ist dabei über weite Strecken wie ein Kammerspiel angelegt, beschränkt sich auf das, was auf dem limonengrünen Korridor passiert - und hat dabei dennoch ganz viel über die Welt außerhalb dieses Trakts zu sagen. Ausgiebig stellt uns "The Green Mile" die unterschiedlichen Akteure dieses Dramas vor. Paul ist ein gewissenhafter Mann, der den Todgeweihten unabhängig von ihren grausamen Taten in ihren letzten Tagen und Stunden mit Respekt begegnet. Sein Konterpart Percy Wetmore hingegen sieht den Dienst auf der letzten Meile als ideale Gelegenheit, um sich am Leid der Insassen zu laben und fortwährend Machtspielchen zu treiben. Durch das Erscheinen des hünenhaften, aber lammfrommen John Coffey (wie das Getränk, nur ein bisschen anders geschrieben) wird die bis dahin bestehende Ordnung im Todestrakt durcheinandergewirbelt.
"The Green Mile" ist ein ausgesprochen religiöser Film. Nicht ohne Grund trägt der des zweifachen Kindermordes verurteilte John Coffey die gleichen Initialen wie der berühmte Mann aus dem Neuen Testament. Und in vielerlei Hinsicht ähnelt der Handlungsverlauf des Films den Stationen der Evangelien. Nach und nach vollführt der schwarze J.C. verschiedene Wunder. Zunächst heilt er wie sein biblisches Vorbild einen Kranken, indem er Paul von seiner Harnwegsinfektion befreit. Anschließend erweckt er die Maus Mr. Jingles von den Toten - ganz wie es einst Jesus mit Lazarus tat. Später vollzieht John Coffey dann noch einen Exorzismus, in dem er die Frau des Direktors heilt. Genauso wie Jesus in den Evangelien viele Menschen von ihren Dämonen befreit. Bei all diesen Wundern nimmt John Coffey das Leid der Menschen, die er heilt, in sich auf. Dargestellt wird dies durch einen Mückenschwarm, den er mit dem Mund aufsaugt. Wie Jesus ist John Coffey dazu bereit, Opfer zu bringen, um die Menschheit zu erlösen. Joan Osborne stellte einst in ihrem Lied die Frage: "What if God was one of us?" Dieser Film nimmt sich daran ein Beispiel und lässt den Messias in Gestalt eines riesenhaftes Mann mit kindlichem Gemüt auf die Welt kommen.
Auf geschickte Weise umgeht "The Green Mile" die Gefahr, in religiösem Pathos zu ertrinken oder in den Edelkitsch abzugleiten. Dazu tragen vor allem die vielen liebenswerten Alltagsepisoden bei, die dem Film eine humorvolle Note verleihen. "The Green Mile" ist über weite Strecken sehr episodenhaft, was den einen oder anderen Zuschauer vor eine Geduldsprobe stellen könnte. Doch lässt sich dies leicht verzeihen, steht doch im Zentrum vieler Episoden ein kleiner Nager, der für reichlich Chaos auf dem Linoleumboden sorgt. Wie die verschiedenen Charaktere des Films mit Mr. Jingles umgehen, spiegelt immer auch ihr Verhalten untereinander wider. Hierbei wird zudem deutlich, dass King sich von John Steinbecks Theaterstück "Von Mäusen und Menschen" hat inspirieren lassen. So weist auch der Charakter des Percy Wetmore zahlreiche Gemeinsamkeiten zu der Figur Curley aus eben jenem Theaterstück auf.
Am Ende - und da befindet sich "The Green Mile" wieder ganz in biblischer Tradition - steht die Passion. Statt des Kreuzwegs muss John Coffey jedoch den langen Weg über die grüne Meile antreten und statt des Kreuzes wartet der elektrische Stuhl auf ihn. Zuvor wird ihm allerdings noch ein letzter Wunsch gewährt. Zum ersten und letzten Mal darf er sich einen Kinofilm ansehen. Der Lichtkegel des Projektors umschließt seinen Kopf dabei wie ein Heiligenschein. Paul weiß es: Er ist dabei, ein Geschenk Gottes zu töten. So schmerzhaft er jedoch auch sein mag, eine Alternative zu Johns Tod gibt es nicht, will er die Menschen von ihren Sünden erlösen. Bis zum Schluss - und das muss man Darbonts Film hoch anrechnen - agiert "The Green Mile" bei aller offenkundiger Metaphorik nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Und dennoch lässt der Film im Grunde nur eine Deutung zu, was den zukünftigen Umgang mit der Todesstrafe angeht.
Dieses hervorragende Filmerlebnis wird von einem excellenten Cast getragen. Tom Hanks schultert die Rolle des ehrenhaften Gefängniswärters ohne jede Mühe, auch die weiteren Darsteller um David Morse und den wie immer souveränen James Cromwell wissen zu überzeugen. Besonders zu loben sind außerdem ein herrlich schleimiger Doug Hutchison, ein verrückt freidrehender Sam Rockwell und natürlich Michael C. Duncan in der Rolle seines Lebens. Gefällig auch, wie wunderbar der Film diese spezielle 30er Jahre Atmosphäre einfängt und bei aller Episodenhaftigkeit am Ende dennoch den großen erzählerischen Bogen zu schließen vermag.
Für mich heißt es deshalb sicherlich noch viele Male:
"Ich gehe die Meile entlang, die Meile entlang...ich gehe die Meile entlang..."
Alan Parker schuf mit "Mississippi Burning" ein düsteres und brutales Drama, welches sich an den wahren Fall dreier ermordeter Bürgerrechtler anlehnt. Der Konflikt zwischen Schwarzen und Weißen in den Südstaaten wird hier auf grimmige und schonungslose Weise porträtiert. Dominierende Bilder sind dabei unzählige brennende Häuser, begleitet von den lautstarken Schmerzensschreien ihrer Bewohner.
Ein Schwerpunkt des Films liegt zudem auf dem ungleichen Ermittlerpaar, das sich des Falles der drei ermordeten Männer angenommen hat. Der von Gene Hackman mit großer Inbrunst verkörperte Agent Anderson ist in der Gegend aufgewachsen, kennt somit Land und Leute bestens und ist jederzeit bereit, Vorschriften außer acht zu lassen, falls es dem Zweck der Sache dienlich erscheint. Sein von Willem Dafoe ebenso überzeugend gespielter Vorgesetzter Agent Ward ist indes ein junger Idealist, der den Süden als Pulverfass betrachtet, welches mit oder ohne ihr Zutun alsbald hochgehen wird. Diese unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Ermittler führen im Laufe der Handlung schließlich immer wieder zu verbalen Konflikten, die sich zu den Highlights des Films zählen lassen.
Auch der restliche Cast kann sich derweil durchaus sehen lassen, zählen doch u.a. Frances McDormand (Fargo), Brad Dourif (Der Herr der Ringe), Michael Rooker (The Walking Dead), R. Lee Ermey (Full Metal Jacket) und Tobin Bell (Saw) zur Darstellerriege. Ein Schwachpunkt von "Mississippi Burning" ist jedoch das Fehlen einer schwarzen Bezugsperson. Die Rebellion, das Aufbäumen gegen die Unterdrückung, gelingt den schwarzen Charakteren in diesem Film kaum aus eigenem Antrieb. Vielmehr werden diese beinahe ausschließlich als Opfer des Rassismus dargestellt und sind bei ihrem Widerstand auf die Tatkraft der beiden Ermittler angewiesen. Ein starker, selbstbewusster Schwarzer wie einst Sidney Poitier in "In der Hitze der Nacht" hätte dem Film gut zu Gesicht gestanden.
Schwächen lassen sich außerdem in dem sehr simpel angelegten Drehbuch ausmachen. Im Grunde zeigt "Mississippi Burning" nämlich fast ausschließlich gewalttätige Auseinandersetzungen und legt dabei vergleichsweise wenig Wert auf eine vielschichtige Darstellung. Die Auswirkungen von Rassismus werden hier zumeist sehr plakativ abgehandelt. Die Mitglieder des Ku-Klux-Klan sind in jeder Hinsicht bösartig und hasserfüllt, ihr Handeln fördert immer neues Leid zu Tage. Nun ließe sich argumentieren, dass eine differenzierte Darstellung von Rassisten überhaupt nicht erstrebenswert ist, ein etwas subtileres Vorgehen, als zwei Stunden lang ausgiebig Schlägereien und Brandstiftung zu zeigen, wäre aber dennoch wünschenswert gewesen. Der Holzhammer - und nicht die feine Klinge - ist hier das bevorzugte Werkzeug des Regisseur und so dürfte nach Ende des Films auch der Letzte begriffen haben, dass Rassismus eine böse Sache ist.
Nachfolgend SPOILER:
Problematisch wird es im Bezug auf die moralische Botschaft von "Mississippi Burning", als Dafoes Charakter schließlich einknickt und der harten Gangart seines Partners nachgibt. Der Idealist weiß am Ende nicht weiter und schließt sich dem gewaltsamen Vorgehen seines Partners an. Predigte der Film zuvor eindringlich darüber, wie grausam das Vorgehen des Ku-Klux-Klan ist, so greifen die beiden Ermittler plötzlich zu den gleichen Methoden. Die Aussage des Films, dass sich Konflikte nur durch Gegengewalt lösen lassen, darf zumindest als fragwürdig eingestuft werden, zumal sie offenbar den realen Ereignissen widerspricht. Und - und das ist der noch viel größere Schwachpunkt - die Wirkung des zuvor gezeigten verpufft angesichts der Tatsache, dass der Ku-Klux-Klan und seine Gegner nun in der Wahl ihrer Waffen übereinstimmen. Dass die so unterschiedlichen Charaktere Anderson und Ward ihre Gemeinsamkeit darin entdecken, dass sie sich beide auf das Niveau der Rassisten begeben, ist somit die größte Enttäuschung des Films.
"Mississippi Burning" ist eine harte Geschichtsstunde, die gezielt die Entrüstung des Zuschauers angesichts der schwerwiegenden Auswirkungen des Rassenhasses anvisiert. Ein schwerer und staubtrockener Brocken von Film, der mit großartigen Darstellern aufzuwarten weiß, seine eigenen moralischen Ansprüche jedoch bald aus dem brennenden Fenster wirft.
"Wild Wild West" ist weit davon entfernt, ein guter Film zu sein. Aber so schlecht wie ihr allgemeiner Ruf ist Barry Sonnenfelds Steampunk-Komödie dann doch nicht. Ein wesentlicher Faktor für den Misserfolg ist daher wohl, dass das Publikum 1999 einfach noch nicht bereit für mechanische Riesenspinnen unter der heißen Wüstensonne war. Im Grunde wird hier nämlich nur das Erfolgsrezept von "Man in Black" in leicht abgewandelter Form wiederholt. Wieder einmal darf Will Smith den Sprücheklopfer geben, statt Tommy Lee Jones bekommt er jedoch diesmal Kevin Kline zur Seite gestellt. Und statt fiesen Aliens bekämpfen sie einen verrückten Wissenschaftler, der von einem sichtlich spielfreudigen Kenneth Branagh verkörpert wird. Salma Hayek indes wird hier von Anfang an verschenkt.
In der ersten Hälfte funktioniert "Wild Wild West" mit all seinen ulkigen Gadgets und überdrehten Actionszenen ganz passabel, nach und nach ist Sonnenfeld jedoch nicht mehr Herr der Lage und verliert den roten Faden aus den Augen. Dies liegt auch darin begründet, dass die Thematik des Films für eine derartige Slapstick-Komödie viel zu politisch und kompliziert gehalten ist. Wer sich in der amerikanischen Geschichte nur oberflächlich auskennt, dürfte jedenfalls in vielen Momenten angesichts des Geredes über Sklaverei, Staatenteilung und Bürgerkrieg reichlich verwirrt sein.
Dass Will Smith für diesen Film die Hauptrolle in "Matrix" ausschlug, mag seiner Karriere nicht zuträglich gewesen sein. Ich für meinen Teil hätte mir ihn als Neo aber ohnehin nicht vorstellen können. "Wild Wild West" kann derweil in einer bierseligen Runde durchaus Freude bereiten.
Erst während der Sichtung ging mir auf, dass ich diesen Film schon einmal gesehen habe. Dass mir das nicht mehr bewusst war, spricht nun nicht unbedingt für ihn. Allerdings ist es auch leicht erklärlich, denn "Motel" ist inhaltlich absolute Standardkost. Die Handlung ließe sich mühelos auf einem Bierdeckel zusammenfassen und deshalb wäre jedes Wort darüber schon zu viel verraten. Nur soviel vorab: "Motel" lässt sich eindeutig eher als Thriller, denn als Horrorfilm kategorisieren.
Die Stärken des Films liegen nicht in der besonders einfallsreichen Story, sondern vielmehr in der enormen Spannung, die "Motel" aufzubauen vermag. Von einer Spannungskurve zu sprechen, erscheint deshalb beinahe schon der falsche Begriff zu sein. Eher erscheint der Vergleich mit einem Fahrstuhl angebracht. Nach einer kurzen Einführung fährt die Spannung bis hinauf in das oberste Stockwerk und verbleibt dort konsequent bis zum Ende des Films. Wie "Motel" weder seinen Protagonisten noch den Zuschauern eine Atempause gönnt, ist in der Tat erstaunlich geschickt gemacht, zumal der Film in Sachen Setting und Zahl der auftretenden Figuren absolut minimalistisch bleibt. Der sonst eher durch Komödien bekannte Luke Wilson zeigt, dass er auch in solch einem Film bestehen kann und auch Kate Beckinsale liefert eine absolut runde Performance.
Besonders gut gefällt mir auch, dass "Motel" zu keiner Zeit leugnet, auf welchen Klassiker der Filmgeschichte er sich bezieht. Die Genialität von Hitchcocks "Psycho" erreicht er zwar nie, aber als liebevolle Hommage ist dieser kleine Thriller durchaus gelungen. Ein Werk, das zwar kaum ein Klischee des Genres umfährt, aber sich dafür in Sachen Suspense so einiges beim großen Meister abgeschaut hat.