Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 7 .5
    über Oldboy

    Jeden Tag Schnitzel mit Pommes zu essen, macht keinen Spaß. Genau deshalb ist mir kulinarische Abwechslung von Zeit zu Zeit sehr willkommen. Eine solche stellt in filmischer Hinsicht für mich das asiatische Kino dar. Schließlich beschränken sich meine Kenntnisse darüber bisher fast ausschließlich auf ein paar Animes. Allein schon deshalb, weil er für mich exotisch und andersartig daherkommt, war "Oldboy" daher ein Genuss. Ob der zweite Teil seiner "Rache"-Trilogie den idealen Einstieg in Chan-wook Parks Schaffen darstellt, kann ich nicht beantworten. Ich hatte jedenfalls zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass mir wichtige Informationen aus vorherigen Filmen fehlen. "Oldboy" ist ein düsterer und kompromissloser Rachethriller, der mit einer im Kern simplen, aber stark erzählten Handlung auftrumpft und ohne lange Einführung auskommt. Der Protagonist Oh Dae-su erlebt im Verlauf der Geschichte eine wahrhaft grausame Höllentour, die in einem schockierenden wie überraschenden Schluss gipfelt.

    "Oldboy" handelt von den Mechanismen der Gewalt, von Aktion und Reaktion, von Konsequenzen und der Hoffnung auf Erlösung. Oh Dae-su, dessen Name möglicherweise eine koreanische Abwandlung von Odysseus ist, metzelt sich mit Brachialgewalt durch die Reihen seiner Peiniger, wobei die Inszenierung immer wieder mit interessanten wie symbolträchtigen Bildern zu gefallen weiß. Parks Film ist dabei jedoch keineswegs ein bloßer Gewaltporno, der nur eine Brutalität an die nächste reiht, sondern hat durchaus etwas zu erzählen. An einer Stelle des Films heißt es treffenderweise, dass Angst vornehmlich in unserer Fantasie entsteht und getreu diesem Motto hält die Kamera in den erschreckendsten Momenten oftmals gar nicht drauf, sondern überlässt die Details dem Kopfkino des Zuschauers. Auch finden sich immer wieder Momente, die "Oldboy" den Anstrich eines alptraumhaften Märchens verleihen. Besonders gefielen mir in diesem Zusammenhang die Ameisen- und die Kofferszene. Unterlegt wird das Geschehen währenddessen beinahe durchgängig von klassischer Musik, die mit ihren zauberhaften Klängen einen wirkungsvollen Kontrast zu den erschütternden Bildern schafft.

    Bisweilen fühlte ich mich auch an die Filme Tarantinos erinnert, "Oldboy" erschien mir jedoch im Vergleich straffer und weniger dialoglastig. Im Gegenzug empfinde ich die Charakter bei Tarantino jedoch als besser ausgearbeitet. Die Identifizierung mit Beatrix Kiddo aus dem im gleichen Jahr erschienen "Kill Bill" etwa fiel mir deutlich leichter, als mit dem schwer zu durchschauenden Oh Dae-su, der durch sein Verhalten nur wenige Sympathiepunkte bei mir gewinnen konnte. Ausdrücklich loben kann ich allerdings die eindringliche Performance von Min-sik Choi, dem die Qualen in jeder Falte seines Gesichts eingebrannt zu sein scheinen und der die anderen Darsteller auch ein Stück weit blass aussehen lässt.

    Erfreulicherweise ist "Oldboy" nicht einer jener Filme, die dem finalen Twist alles unterordnen. Nichtsdestotrotz bezweifele ich, dass der Film auch bei einer zweiten Sichtung noch seine volle Wucht entfalten kann. Dazu steuert er dann doch zu sehr auf die Schlussfrage nach dem "Warum" zu. Diese erste Sichtung war jedoch definitiv ein Erlebnis - wie ein Schlag mit dem Hammer könnte man sagen.

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    • 7 .5

      Mit Affen verbinden wir zumeist etwas wildes und primitives. "Sich zum Affen machen" lautet eine beliebte Redensart, die Jemandem fehlende geistige Reife attestiert. In Terry Gilliams Film sind Bruce Willis und Madeleine Stowe gleich einer ganzen Armee von zwölf Affen auf der Spur, die für den Untergang der Menschheit verantwortlich gemacht werden.

      "12 Monkeys" ist ein hypnotischer Trip an der Grenze zum Surrealen, in dem Unterbewusstes, Verdrängung und Traumbilder eine zentrale Rolle spielen und der durch seine sehr eigenwillige und fantasievolle Inszenierung besticht. Immer wieder baut Gilliam Film-im-Filmszenen ein, welche von Woody Woodpecker bis zu Hitchcocks "Vertigo" reichen. Letzterer dürfte neben dem französischen Kurzfilm "Am Rande des Rollfelds" auch die größte Inspirationsquelle für Gilliams Werk darstellen. Zudem spielt die Kamera immer wieder mit Nähe und Distanz, fährt bisweilen beinahe bis in Willis' Nasenlöcher rein, wenn er die klare Luft der Vergangenheit einatmet, entfernt sich aber auch immer wieder weit von ihm, wenn er auf einem Stuhl fixiert seinen Auftraggebern Rede und Antwort stehen muss.

      Die Story von "12 Monkeys" ist nicht übermäßig kompliziert, erfordert aber dennoch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und wirft einige Fragen auf, die über die eigentliche Filmhandlung hinausgehen. Darstellerisch kann neben Willis und Stowe besonders Brad Pitt glänzen, der den großen Zampano im Kuckucksnest gibt und dabei eine im wörtlichen Sinne wahnsinnig gute Performance abliefert. Ihre Figuren sind facettenreich ausgearbeitet und durchlaufen während des Films nachvollziehbare Entwicklungen. Während James Cole an der Last der Verantwortung zu zerbrechen droht und in einen Gewissenskonflikt zwischen der Erfüllung seiner Mission und dem, woran sein Herz hängt, gerät, beschleichen die so rational denkende Doktorin immer mehr Zweifel, was nun Realität und was nicht ist.

      Für meinen Geschmack hätte der Film stellenweise allerdings noch etwas dynamischer ausfallen können. Spannung ist in jedem Fall vorhanden, doch in die höchste Höhen wird diese nicht getrieben, was auch daran liegt, dass die Verhörszenen die Handlung immer wieder etwas ausbremsen. Ein richtig starker Kniff, der das Geschehen noch einmal deutlich vorantreibt, fehlt mir bei "12 Monkeys" ein wenig. Deshalb würde ich Terry Gilliams Film aktuell als wirklich gute SciFi Unterhaltung, aber nicht als absolut herausragendes Erlebnis einstufen.

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      • O.J. Simpson in O.J. Made in America. Permanent dieses gekünsteltete Lächeln aufrecht zu erhalten,bedarf sicherlich einer gewissen Schauspielkunst.Was für ein widerlicher Mensch.

        Wirklich gut find ich zB
        Michael Emerson in Lost
        Matthew McConaughey in True Detective
        Heinz Schubert in Ein Herz und eine Seele
        Lena Headey in Game of Thrones
        Paul Bettany in Manhunt:Unabomber
        Benedict Cumberbatch in Sherlock

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        • 3

          Der Vollständigkeit halber habe ich mir die Neuauflage der zornigen Kinder angeschaut. Als großer King-Fan möchte ich eben alles mit seinem Namen drauf mal gesehen haben. Eine Empfehlung kann ich allerdings in diesem Fall nicht aussprechen. Die Grundidee ist genial und das Ende ist heftiger und passender zu Kings zynischem Stil. Da hört mein Lob aber auch schon wieder auf. Besonders das ewig zankende Pärchen nervt hier gewaltig, wirklich gruselig ist der Film auch nicht. Einige unfreiwillig komische Momente gibt es auch - wie die Sexszene der Kinder in der Kirche und die Begeisterung der kleinen Jungen dabei.

          B-Movie Trash für leidensfähige Horrorfans

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          • Glückwunsch zu deinem göttlichen Kommentar,Copa ;) Wenn du uns durch die Wüste führst,besteht ja noch Hoffnung für uns Götzenanbeter.

            9
            • 7 .5

              Captain America gegen Iron Man - darauf ließe sich "The First Avenger: Civil War" herunterbrechen, doch in diesem Film des Marvelkosmos steckt mehr als nur die bloße Klopperei der beiden einstigen Freunde Steve Rogers und Tony Stark. Erstmals im MCU gelingt es hier, die vielen Erzählstränge der unterschiedlichen Marvelfilme zu verbinden und einen Wendepunkt mit Bedeutung für alle Avengers zu schaffen. Dementsprechend fühlt sich "Civil War" wie das große Staffelfinale einer Serie an und erweist sich vor allem dann als reizvoll, wenn man mit den vorherigen Episoden bestens vertraut ist.

              Verpackt in knapp zweieinhalb Stunden packendes Popcorn-Kino wird hier ein Konflikt dargestellt, der durchaus politische wie gesellschaftliche Relevanz birgt und aktueller nicht sein könnte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass ausgerechnet die Figur des Captain America, welcher das Etikett anhaftet, ein bloßer Schoßhund der US-Regierung und eine Verkörperung ihrer Propaganda zu sein, hier die Rolle des hinterfragenden Rebellen einnimmt. Steve Rogers hat während des 2. Weltkriegs am eigenen Leib erlebt, wozu die fehlgeleitete Führung eines Landes im Stande ist und möchte nicht, dass erneut Diktaturen wie die der Nationalsozialisten entstehen. Eine Gesellschaft, die ihr ganzes Handeln in die Hände des Staates legt und das Denken den Führern dieses Staates überlässt, ist ihm zuwider. Auch verstören ihn, der jahrelang auf Eis gelegt war, die Entwicklungen der Gegenwart, die mit der neuen Technologie einhergehen und den gläsernen Menschen Wirklichkeit werden lassen. Es gelingt ihm nicht, sein Vertrauen in Menschen zu setzen, die sich in Elfenbeintürmen verborgen halten und per Knopfdruck eine ganze Region auslöschen können. Stattdessen setzt er auf die Menschen, die er persönlich kennt und deren Absichten er zu durchschauen glaubt. Diese Sichtweise führt dazu, dass Steve Rogers sich gegen das UN-Abkommen und für den Pfad der Eigeninitiative entscheidet. Ganz persönliche Motive spielen schließlich auch eine gewichtige Rolle, sieht sich Captain America doch selbst als den edlen Beschützer der Menschheit, dessen Urteilvermögen jederzeit dazu im Stande ist, zwischen richtig und falsch abzuwägen.

              Demgegenüber steht Tony Stark, seines Zeichens Milliardär und Aushängeschild der Privatisierung, der wie kein Zweiter im MCU für unternehmerischen Erfolg steht. Durch seine traumatischen Erfahrungen und besonders die Geschehnisse in "Age of Ultron", tritt jedoch ein Umdenken bei ihm ein, was die eigene Handlungsmacht betrifft. Er wird zum stärksten Befürworter des Abkommens, da in ihm die Erkenntnis gereift ist, dass die Taten der Avengers nicht ausschließlich Gutes hervorgebracht haben und demzufolge einer staatlichen Kontrolle bedürfen. Um in Zukunft Kollateralschäden in Form von Menschenleben zu verhindern, möchte er die eigene Freiheit wissentlich einschränken und die Missionen der Avengers von Leuten leiten lassen, die seiner Ansicht nach absolut vertrauenswürdig sind, da es sich bei ihnen um gewählte Autoritäten handelt. Tony Starks Entwicklung von der Leitfigur der Waffenlobby zu einem Mann, der willentlich Macht und Verantwortung in die Hände der Regierung legt, steht dabei im genauen Gegensatz zu der Entwicklung von Steve Rogers. Iron Man repräsentiert die Überzeugung, dass Sicherheit das höchste Gut darstellt und in diesem Fall der Zweck die Mittel heiligt, um diese Sicherheit zu gewährleisten, selbst wenn dazu die totale Überwachung notwendig wird. Anders als Captain America, der sich als Kämpfer für das Volk betrachtet, möchte Iron Man in den Dienst des Staates treten, worin wiederum Captain America eine Gefahr der Abhängigkeit ausmacht. Auch beim zur Selbstverliebtheit neigenden Tony Stark schwingen in diesem Konflikt persönliche Motive mit, immerhin unterscheidet er sich dahingehend kaum von Steve Rogers, als dass auch er die Anerkennung als gottgleicher Retter der Menschheit in vollen Zügen genießt.

              Zu einem eindeutigen Ergebnis gelangen die beiden Streitparteien nicht, da die fatalen Entwicklungen innerhalb des Marveluniversums bereits zu weit fortgeschritten sind. In "Civil War" existiert bereits eine unüberwindbare Kluft zwischen dem Volk und den Avengers als dessen Repräsentanten. Diese Kluft resultiert vornehmlich aus den körperlichen und technologischen Vorzügen der Avengers. Sie stellen eine Elite dar, die weit über dem einfachen Menschen steht und dementsprechend nach anderen Maßstäben bewertet werden will. Die Avengers begreifen die einfachen Menschen beinahe nur noch als passive, schutzbedürftige Objekte. Die Frage, ob eine staatliche Kontrolle oder eher Selbstjustiz vorzuziehen wäre, wird somit zweitrangig, da beide Varianten nicht den Willen des Volkes widerspiegeln.

              Eine derart vielschichtige Geschichte stellt zweifelsohne ein Novum innerhalb des vornehmlich auf leichte Unterhaltung ausgelegten MCU dar, obschon der Film die angeführten Diskussionspunkte oftmals für großangelegte Actionszenen zurückstellt. Dennoch bietet "Civil War" genügend Stoff für ausgiebige Debatten. Schließlich wartet der Film neben den gegensätzlichen Ansichten der Protagonisten auch mit einem hervorragenden Bösewicht auf. Helmut Zemo ist zur Abwechslung kein außerirdischer Weltenvernichter, sondern tatsächlich ein einfacher Mann aus dem Volk, der in den Avengers selbst die größte Bedrohung ausgemacht hat. Auch er handelt im Glauben, die moralisch richtigen Absichten zu vertreten und möchte die selbstherrlichen Helden von Innen heraus zerstören, um somit zu einer Gesellschaft zurückzukehren, die nicht in eine gottgleiche Elite und ihre Untertanen unterteilt ist. In seinen Augen gleichen die Avengers einer Atombombe, die weder in die Fänge der Regierung geraten, noch per Selbstauslöser betätigt werden darf.

              "Civil War" bietet wuchtige Action, großartige Nahkampfsequenzen, viele Schauplatzwechsel, einen guten Witz, ein starkes Darstellerensemble und eine Story, die durchaus zum Nachdenken anregt und Parallelen zum aktuellen politischen Geschehen aufweist. Dramatische Elemente und feine Charakterentwicklungen heben den Film aus der Masse der Marvelfilme heraus.

              Kurz und bündig - mein bisheriger Liebling im MCU.

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              • Na, was darfs denn heute sein?
                Ach ja, heute mal die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft und...O Captain, my Captain! ;)

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                • Da ich den lieben giggle so lange malträtiert habe, bis er das Buch gelesen hatte, kommt ja nur der hier in Frage:

                  https://www.moviepilot.de/movies/it-part-2

                  Bis der Film raus ist, wird er wohl den Weg zurück zu mp gefunden haben ;)

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                  • An sich finde ich das sehr schön, wenn Leute ihre Kreativität ausleben und die bekannten Geschichten aus Filmen oder Büchern auf ihre Weise weiterführen. J.K. Rowling etwa zeigt sich ja auch immer wieder als Befürworterin der Fanfiction und hat mit Dumbledores Outing selbst Anreize für diese geschaffen. Aber permanent alle Figuren miteinander verkuppeln zu wollen, finde ich nicht unbedingt den besten Ansatz und zeugt für mich eher von Einfallslosigkeit. Das Paradebeispiel hierfür dürfte wohl "Shades of Grey" sein, das aus einer Twilight-Fanfiction hervorging. Auf Teufel komm raus befreundete Figuren zu Bettgespielen zu machen, halte ich jedenfalls in kreativer Hinsicht für schlechten Stil. Der Wert einer guten Freundschaft wird dabei in meinen Augen vernachlässigt.

                    Vom Standpunkt der (Küchen-)Psychologie sehe ich das Shippen als Ausdruck dessen, was junge Mädchen (die die größte Gruppe der Fanfictionschreiber stellen dürften) in unserer Gesellschaft nicht ausleben dürfen. Nämlich sexuelle Vorlieben wie etwa das Interesse an homosexuellen Männern oder der Wunschtraum von einem Dreier. Als Junge erntet man Anerkennung unter Gleichaltrigen, wenn man sich Lesben-Pornos reinzieht oder mehrere Partnerinnen gleichzeitig am Start hat. Als Mädchen hingegen erhält man für derlei Gedankenspiele den Schlampenstempel verpasst. Ich könnte mir vorstellen, dass das Shippen ein Ausdruck dieser unterdrückten sexuellen Vorlieben ist.

                    Soweit meine Ideen als Laie der Psychologie...^^

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                    • 5
                      über Jigsaw

                      Die Säge des Puzzlemörders steht nicht still und so schicken die Spierig-Brüder einen weiteren Ableger des beliebten Franchise ins Rennen. Jigsaws Rückkehr nach siebenjähriger Leinwandabstinenz verläuft dabei vollkommen nach altbekannten Mustern und bietet keinerlei Innovationen. Wer also die Erwartung hegte, eine Neuausrichtung der Reihe zu bekommen, dürfte enttäuscht werden.

                      Auffällig ist von Beginn an, wie warm und hell "Jigsaw" in der Farbgebung daherkommt. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Teilnehmer der grausamen Spiele durch labyrinthische Gänge krochen, die in grünlich schummriges Licht gehüllt waren. Stattdessen spielt der achte Teil der Reihe über weite Strecken in einer sonnendurchfluteten Scheune, der mit einem beherzten Tritt gegen die Bretterwand zu entkommen wäre. Allein dadurch verliert "Jigsaw" schon einen Großteil seiner gruselig-ekeligen Atmosphäre. Ohnehin versteht sich dieser Film weniger als Horrorschocker, denn als Katz-und-Maus Thriller der harten Sorte. Das Rätseln darum, wer hinter den neuerlichen Folterspielen steckt und die Frage, ob John Kramer tatsächlich von den Toten auferstanden ist, nimmt einen Großteil der Handlung ein, wodurch die teuflischen Fallen und die damit verbundenen Gore-Elemente deutlich in den Hintergrund rücken. Die Fallen selbst bieten derweil in der Art ihrer Konstruktion kaum Raffinesse und orientieren sich hauptsächlich an den bereits aus den Vorgängern bekannten Tötungsapparaten. Auch hier wäre somit mehr Mut zu Neuem wünschenswert gewesen.

                      Die Leistung der Schauspieler bewegt sich indes auf einem soliden Niveau, wobei die Darsteller des Ermittlerteams mich eher überzeugen konnten, als die der Geprüften, da deren Spiel teilweise doch arg überzogen daherkommt und ins unfreiwillig Komische abdriftet. Wirklich charismatisch ist einzig der Auftritt des von Tobin Bell verkörperten Ur-Jigsaw. Seine Präsenz ist maßgeblich für die Faszination der Saw-Reihe und seine Figur des krebskranken Mephisto muss sich nicht hinter anderen Horrorikonen wie Freddy Krueger oder Jason Voorhees verstecken. Bedauerlicherweise erreicht keine andere Figur in "Jigsaw" diese Tiefe, sodass die Identifikation mit den schablonenhaft angelegten Charakteren schwerfällt.

                      Durch das geschickte Auslegen falscher Fährten und einer dynamischen Handlung, die quasi ohne Ruhepausen daherkommt, erweist sich "Jigsaw" immerhin als kurzweiliges Vergnügen. Die vielen Wendungen und der obligatorische Schluss-Twist sorgen für durchaus mitreißende Unterhaltung, wenngleich die ganz großen Überraschungen leider ausbleiben. Dazu ist "Jigsaw" einfach zu formelhaft angelegt und tritt nur in die Fußstapfen seiner Vorgänger, statt eigene zu hinterlassen.

                      Spoiler:

                      Zumindest in der deutschen Synchro fehlt am Ende das typische "Game Over". Das fand ich ziemlich schade, wenngleich es noch besser gewesen wäre, wenn ein Saw-Teil mal nicht mit einer zugeschlagenen Tür enden würde.

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                      • 3
                        über Hulk

                        Diese Verfilmung des Kultcomics um den grünen Berserker stammt noch aus einer Zeit, als Superheldenfilme sich nicht dem übergeordneten Fahrplan des Marvel Universums unterordnen mussten. Aus heutiger Sicht wünscht sich so mancher diese Zeit zurück, in der ein Marvelfilm noch für sich stehen durfte und nicht als Ouvertüre für das nächste Zusammentreffen der Avengers diente. Nichtsdestotrotz täuscht die Eigenständigkeit von "Hulk" nicht darüber hinweg, dass hier einer der schwächsten Vertreter seines Genres vorliegt.

                        Ang Lee adaptiert die Comics seines Namensvetters Stan Lee, der auch diesmal wieder seinen obligatorischen Cameo Auftritt hat, als dialoglastiges Drama um Vater-Sohn-Konflikte und innere Zerrissenheit. Dabei gelingt es ihm jedoch nicht, dem bekannten Jekyll und Hyde Muster neue Facetten abzugewinnen. Vielmehr gestaltet sich die Geschichte um den durch einen Unfall mit Gamma-Strahlen mutierten Wissenschaftler Bruce Banner über weite Strecken als fade und inhaltslos. Die endlosen Dialoge sind nichtssagend, die Bemühungen des Regisseurs den Figuren Tiefe zu verleihen, schlagen vollkommen fehl. Zudem wird "Hulk" über die gesamte Laufzeit von einer depressiven Grundstimmung beherrscht, die sich tonnenschwer über den ganzen Film legt und jedes noch so zarte Pflänzchen des Humors bereits im Keim erstickt. Diese unangenehme Schwere steht dabei im krassen Gegensatz zu einer Geschichte, in der ein gewaltiges Wutmonster Panzer durch die Luft wirbelt und gegen mutierte Pudel kämpft.

                        Würden wenigstens die vergleichsweise wenigen Actionszenen starke Unterhaltung bieten, ließe sich noch über die misslungenen Versuche, der Figur des Hulk ein Mehr an Anspruch zu entlocken, hinwegsehen. Aber leider fallen auch diese Sequenzen recht eintönig aus, da der Hulk in diesem Film über weite Strecken einfach keinen ernstzunehmenden Widersacher gegen sich hat und ihm mit seiner monströsen Kraft und der Fähigkeit durch einen Sprung ganze Meilen zu überbrücken, der Nimbus der Unbesiegbarkeit anhaftet. Hinzu kommt, dass die Computereffekte extrem schlecht gealtert sind und sich in etwa auf einem Level mit dem neun Jahre älteren "Die Maske" bewegen. Auch der Einsatz der Split-Screen Technik bleibt weitestgehend witzlos und erreicht nicht einmal ansatzweise die Sogwirkung, die sie noch in der Serie "24" hatte.

                        So erweist sich Ang Lees "Hulk" trotz ordentlicher Darstellerleistungen als extrem zähes Unterfangen, welches Tiefgang nur behauptet, aber nie unter Beweis stellt. Ein Film, der weder Freunde des lockeren Marvelhumors noch des gelungenen Charakterdramas zufrieden stellt.

                        7
                        • Herzlichen Dank an Kängufant für die tollen Worte zur Einführung und natürlich auch an den lieben Vorschlaggeber zum "Kommentar der Woche" :)
                          Ist spannend zu sehen, dass Einige ähnlich nachhaltige Erinnerungen mit dieser Serie verbinden. Ich schätze, das Wichtigste, was man neben dem Unterhaltungswert aus X-Factor mitnehmen kann, ist die Fähigkeit zwischen Wahr und Falsch unterscheiden zu lernen und nicht alles für bare Münze zu nehmen, was in den Medien erzählt wird. In Zeiten von Fake-News und alternativen Fakten ist das vielleicht noch wichtiger als damals.

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                          • 7

                            Davon, dass Hollywood sich hier etwas komplett Neues hat einfallen lassen, kann wirklich keine Rede sein. Doch Regisseur Kenneth Branagh versucht auch erst gar nicht, in seiner Version des Agatha Christie Romans von 1934 das Rad neu zu erfinden. Vielmehr setzt er in weiten Teilen auf Altbewährtes und fügt nur hier und da neuartige Elemente hinzu. Und damit liegt er vollkommen richtig.

                            Bei ihm wird "Mord im Orient Express" zu einer fantastischen Reise, die besonders im ersten Drittel mit viel Humor aufgelockert wird, nach und nach aber auch immer ernstere Töne erhält. Der titelgebende Zug wird dabei wunderbar märchenhaft in Szene gesetzt und wird damit zu einem eigenen Akteur in der Handlung. Natürlich spielen dabei zahlreiche Computereffekte eine Rolle, diese sind aber nie so aufdringlich oder von schlechter Qualität, dass sie negativ auffallen würden. Insbesondere was die unterschiedlichen Kameraperspektiven angeht, greift der Film auf immer neue Ideen zurück, um den Orient Express aus jedem erdenklichen Winkel zu präsentieren.

                            Wie schon in der 1974er Adaption ist auch hier der Cast nur so mit Stars gespickt. Kenneth Branagh als Detektiv mit dem exorbitanten Schnurrbart fällt dabei der größte Part zu. Er gibt den stolzen Belgier mit einer ähnlichen Selbstverliebtheit wie einst Gilderoy Lockhart in "Harry Potter". Die amüsant-trotteligen Einschübe über den gesamten Film hinweg sorgen jedoch stets dafür, dass seine Figur nicht zu unsympathisch gerät. Auch der Rest der Zugreisenden um prominente Namen wie Judi Dench, Willem Dafoe, Penelope Cruz oder Michelle Pfeiffer bietet eine ansprechende Performance und sogar Johnny Depp spielt hier zur Abwechslung mal keine Jack-Sparrow-Kopie.

                            Branagh bricht bei der Inszenierung das starre Korsett des Kammerspiels immer wieder auf, in dem er Verhörszenen nach draußen verlagert und die eine oder andere kleine Actionszene mit einbaut. Dabei wahrt er jedoch den Respekt vor der Vorlage und verkauft die Seele der Geschichte niemals für Gekloppe, Schießereien oder platte Gags. Stattdessen baut er ein paar interessante Referenzen mit ein, die seine Herkunft als Shakespeare-Experte verdeutlichen oder auch mal der Kunsthistorie entnommen sind. Unterlegt wird das Geschehen indes mit einem wunderbar klassisch gehaltenen Score, der meist unaufdringlich, in den kurzen Actionszenen aber auch mal vorpreschend daherkommt.

                            So ist "Mord im Orient Express" insgesamt eine absolut gelungene und kurzweilige Neuverfilmung des Stoffes, die eine wunderbare Atmosphäre und geradezu magische Bilder bietet. Branaghs Version stellt kein typisches Popcorn-Kino dar, sondern hat vielmehr etwas Retrohaftes an sich. Wer damit etwas anfangen kann oder vielleicht einfach nur Fan von Agatha Christie ist, dürfte hier allemal auf seine Kosten kommen. Eine Fortsetzung ist wohl schon beschlossene Sache und meine Vorfreude darauf ist nach dieser Sichtung riesengroß!

                            10
                            • 6

                              Filme, die die Widerstandskämpfer der NS-Zeit in den Mittelpunkt stellen, haben bei mir grundsätzlich einen Stein im Brett. Im vorliegenden Fall geht es dann sogar noch um einen Mann, der anders als etwa Graf von Stauffenberg oder die Geschwister Scholl aus dem kollektiven deutschen Gedächtnis weitestgehend verschwunden ist. Die Gründe dafür sind vielfältig. Aus meiner Sicht hat sich der Kunstschreiner Georg Elser aus Königsbronn, der am 8. November 1939 ein Bombenattentat auf die NS-Führung im Münchner Bürgerbräukeller verübte, seinen Platz in den Geschichtsbüchern jedoch eindeutig verdient.

                              Oliver Hirschbiegels Film porträtiert Elser als einfachen Mann aus dem Volk. Weder ist er in herausstechender Weise politisch aktiv, noch verkehrt er in Kreisen, die jenseits von Kirche und Kneipe seines Heimatorts liegen. Erzählt wird seine Geschichte dabei auf zwei Zeitebenen. Die eine handelt von Elsers Attentat und dessen Folgen, die andere zeigt uns wie dieser zuvor unauffällige Mann überhaupt erst zum Attentäter wurde und rückt seine Liebesbeziehung zu der verheirateten Elsa in den Fokus. Georg Elsers Vorgeschichte wird dabei in farbenfrohen Bildern mit der Handkamera eingefangen, während die Bilder des Attentats und dem, was darauf folgt, düster und starr sind. Zwar gibt es immer wieder Momente, in denen die Inszenierung recht bieder und bisweilen theaterhaft daherkommt, aber insgesamt lässt sich dem Film in dieser Hinsicht nur wenig vorwerfen. Hirschbiegel schreckt auch nicht davor zurück, dem Zuschauer einige extrem brutale und grausame Szenen zu präsentieren. Erwähnenswert ist hierbei besonders eine Szene gegen Ende, bei der die Kamera scheinbar endlose Minuten lang beim Todeskampf eines Gehängten draufhält. Eine Szene, die man nicht mehr so leicht aus dem Kopf bekommt.

                              Christian Friedel spielt Elser als aufmerksamen Beobachter, der ein gutes Gespür für die Vorgänge in seinem Heimatort hat und daraus die Veränderungen in ganz Deutschland schlussfolgert. Er tritt nicht als Lautsprecher auf, zeigt kein gesteigertes Interesse daran, Gleichgesinnte um sich zu scharen, sondern erkennt zunächst anhand von scheinbaren Kleinigkeiten, dass Hitlers Regierung Deutschland schadet. Die Löhne von Arbeitern sind nicht mehr so hoch wie noch vor einigen Jahren, Arbeitsplatzwechsel sind nicht mehr so leicht zu vollziehen, die HJ nimmt Einfluss auf die Kindererziehung, die Religion wird durch den Führerkult ersetzt. Als Elser schließlich auch noch miterlebt, wie Juden öffentlich an den Pranger gestellt werden und er die ersten Zeichen eines bevorstehenden Krieges ausmacht, reift in ihm der Plan für das Attentat.

                              Nach dem dieses gescheitert war, machten sich die Nazis den Umstand zu nutze, dass die Bombe acht unschuldige Besucher des Bürgerbräukellers getötet hatte, um Georg Elser in ein schlechtes Licht zu rücken. Sie konstruierten eine Theorie, wonach Elser nur der Ausführende einer groß angelegten Verschwörung war, obgleich er stets beteuerte, allein gehandelt zu haben. Auch nach 1945 blieb Elser die Anerkennung als Widerstandskämpfer noch jahrzehntelang verwehrt. Ursächlich hierfür waren Gerüchte, die ihn als Marionette der NS-Führung darstellten und das Attentat als bloße Inszenierung abtaten. In Elsers Heimatort Königsbronn waren die Auswirkungen dieser Gerüchte besonders spürbar. Noch 2003 löste die Taufe einer Schule auf seinen Namen Kontroversen aus. Besonders der Vorwurf der Ermordung Unschuldiger beeinflusst die Erinnerungskultur bis in die Gegenwart.

                              Seit 2001 wird jährlich der Georg-Elser-Preis für Zivilcourage vergeben und mehrere Straßen und Plätze in ganz Deutschland tragen seinen Namen. Auch wurden zur Erinnerung an ihn verschiedene Denkmäler errichtet. Mit Hirschbiegels Film ist ein weiteres hinzugekommen.

                              6
                              • 6

                                Angesichts des Filmtitels ging meine Erwartung eher in Richtung Mystery - möglicherweise mit Voodoo-Zauber, Gespenstererscheinungen oder dergleichen. Stattdessen bekam ich jedoch puren Tierhorror geboten, der noch dazu auf wahren Begebenheiten beruht. Val Kilmer und Michael Douglas treten als Ingenieur und Großwildjäger gegen zwei Löwen an, die die Arbeiterschaft einer Eisenbahnbrücke dezimieren. "Der weiße Hai" auf afrikanisch könnte man sagen und tatsächlich finden sich einige Anleihen an Spielbergs Klassiker, besonders was den Einsatz der Musik angeht, wenn sich die Löwenmähnen wie einst die Haiflosse des großen Weißen im Präriegras hin und her bewegen.

                                Ansonsten bleibt "Der Geist und die Dunkelheit" jedoch deutlich hinter Spielbergs Film zurück, legt er doch keinen großen Wert auf Dramaturgie und reiht lediglich einen Löwenangriff an den nächsten. Diese Szenen bieten immerhin einen gewissen Nervenkitzel und wirken dank des Einsatzes echter Löwen auch vollkommen realistisch. Tierschützer hingegen dürften weniger begeistert davon sein, dass der König der Tiere hier als grausame Bestie dargestellt wird, gegen den jedes Mittel recht ist. Auch krankt der Film an seiner dürftigen Charakterzeichnung, erhalten doch weder Kilmers Ingenieur noch Douglas' Jäger abseits ihrer Fähigkeiten im Kampf gegen Großkatzen sonderlich Profil. Von den belanglosen Nebenrollen ganz zu schweigen, in denen etwa Tom Wilkinson in der Eröffnungsszene kurz den Fiesling geben darf, um dann anschließend fast vollständig von der Bildfläche zu verschwinden, John Kani (jüngst als Vater des Black Panther im MCU zu bewundern) den Vermittler zwischen Arbeitern und Befehlshabern gibt und Bernard Hill als Arzt mehr oder weniger einfach nur anwesend ist.

                                Insgesamt ist "Der Geist und die Dunkelheit" ein Film, dessen Vorzüge in seinem hohen (und mitunter sehr blutigen) Actionanteil sowie einigen wunderschönen Landschaftsaufnahmen liegen. Mit einer ausgefeilten Geschichte und erinnerungswürdigen Charakteren kann der Film hingegen nicht glänzen, sodass eine Straffung um 10-15 Minuten wünschenswert gewesen wäre. Zu allem Überfluss gehen der Inszenierung auch Humor und Augenzwinkern beinahe vollkommen ab.

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                                  Gleich vorab - wer sich eingehender mit der Thematik des Films auseinandersetzen möchte, dem sei wärmstens der hervorragende Blogartikel von Der Siegemund empfohlen:
                                  https://www.moviepilot.de/news/annihilation-ein-interessantes-ende-fur-die-menschheit-1104656

                                  Die zweite Regiearbeit des Briten Alex Garland ist ein SciFi-Drama Hybrid, der außerdem Elemente des Horrorfilms und des Survival-Thrillers in sich vereint. Darin begleiten wir eine fünfköpfige Expeditionsgruppe auf einen surrealen Trip in ein seltsames Gebiet, welches von einem farbenprächtigen Schimmer umgeben ist. Hauptfigur ist dabei die Biologin Lena, die versessen darauf ist, die Geheimnisse des Gebiets zu ergründen, um dadurch ihrem schwer verletzten Ehemann zu helfen, der als einziger Überlebender einer vorherigen Expeditionsgruppe aus dem Schimmer zurückgekehrt ist...

                                  Garlands Film besticht neben seinen visuellen Reizen vor allem durch seine mysteriös angelegte Story, die den Zuschauer zum Miträtseln einlädt und zahlreiche philosophische und biologische Fragen aufwirft. Im Zuge dessen liefert der Film im Verlauf zu einigen Fragen eindeutige Erklärungen, während andere Dinge nur angedeutet werden bzw Inhalte über Symbole transportiert (Leuchtturm, Tattoo). In seinen vielen Interpretationsmöglichkeiten liegt dann auch eine der größten Stärken von "Auslöschung", während der Film in anderen Bereichen durchaus schwächelt. So wird die Haupthandlung im Gebiet des Schimmers immer wieder durch Nebenhandlungsstränge unterbrochen, die einen eher geringen Beitrag für den Unterhaltungswert des Films leisten und mehrmals wie ein Störfaktor innerhalb der Handlung daherkommen. Der Hauptzweck dieser Nebenhandlungen liegt offenkundig darin, dem Zuschauer Erklärungen mit an die Hand zu geben. Dies wird jedoch insgesamt unelegant gehandhabt und bisweilen agiert Garland hier sogar regelrecht mit der Holzhammermethode.

                                  Dass das Expeditionsteam ausschließlich aus Frauen besteht, stellt hingegen eine willkommene Abwechslung dar, ist dies doch abseits von seichten Komödien und Franchise-Spin Offs wie den weiblichen "Ghostbusters" und "Oceans Eight" nach wie vor eine Seltenheit in der Filmwelt. Damit einhergehen nämlich ungewohnte soziale Konstellationen, die zumindest im Ansatz überzeugen. Der Cast von "Auslöschung" weiß auch durchweg zu gefallen, wenngleich die Figurenzeichnung nicht unbedingt zu ausgiebigen Lobeshymnen animiert und keine besondere emotionale Involvierung ermöglicht. Einen richtigen Zugang konnte ich jedenfalls nur zu der von Natalie Portman verkörperten Lena finden, alle anderen Charaktere des Films blieben eher blass und nichtssagend. Lena immerhin ist mir ihrem unermüdlichen Ehrgeiz und der tragischen Verbindung zu ihrem von Oscar Isaac gespielten Ehemann Kane eine vielschichtige Figur, die bis zum Schluss mein Interesse wach halten konnte.

                                  Wach halten ist derweil ein passendes Stichwort, denn "Auslöschung" ist in meinen Augen kein besonders spannender Film geworden. Die Handlung dümpelt mehr oder weniger vor sich hin, während die Highlights vornehmlich optischer Natur sind. Die Effekte laden zum Großteil in der Tat zum Staunen ein, nur gelegentlich gestört durch übertriebenen Lens Flare Einsatz und einen unverkennbaren Studio-Look (Stichwort Zelten). Die Handlung indes vermag nicht durchgängig zu fesseln, dafür bietet "Auslöschung" in dieser Hinsicht einfach zu wenig und nimmt durch Andeutungen in den Nebenhandlungssträngen zu viel vorweg. Einige lange Einstellungen lassen bei mir zudem den Verdacht aufkommen, dass Garland Vorbildern wie Kubricks "2001" nacheifern wollte und bei diesem Versuch seine Ambitionen zu hoch gesteckt hat.

                                  Somit lässt sich "Auslöschung" für all Diejenigen empfehlen, die mit visuell reizvollen SciFi Filmen mit philosophischen Untertönen etwas anfangen können. Wer sich jedoch nicht als Genrefan sieht und aus derlei Botschaften keinen gesteigerten Unterhaltungswert zieht, könnte angesichts der recht zähen und wendungsarmen Handlung eine Enttäuschung erleben.

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                                  • Mein Vorschlag: Sharon Carter/ Agent 13 (Emily VanCamp)

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                                        Der kürzlich verstorbene tschechische Regisseur Milos Forman schuf 1975 mit "Einer flog über das Kuckucksnest" seinen wohl berühmtesten Film. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ken Kesey wurde das Drama über die Insassen einer psychiatrischen Anstalt nicht nur ein unerwarteter Publikumserfolg, sondern räumte bei den Oscars als bis heute einziger Film neben "Es geschah in einer Nacht" und "Das Schweigen der Lämmer" auch die sogenannten Big Five ab.

                                        Forman, der als Junge seine Eltern in Konzentrationslagern verlor und als Erwachsener aufgrund von Auseinandersetzungen mit dem kommunistischen Regime der Tschechoslowakei in die USA emigrierte, befasst sich in diesem Film mit einer Thematik, die sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Werk zieht: Der Kampf des Individuums gegen unterdrückende Institutionen. Im Fall von "Einer flog über das Kuckucksnest" schwört bereits der Titel auf dieses Thema ein, steht doch der Traum vom Fliegen seit jeher stellvertretend für den menschlichen Freiheitsdrang, während das Kuckucksnest wohl als Synonym für die Anstalt zu verstehen ist, die lauter Menschen beherbergt, denen man einen "Kuckuck" attestieren könnte.

                                        Auf gekonnte Weise verbindet Formans Film Komisches mit Tragischem, Alltägliches steht neben politischen Botschaften. Der Last der Erwartungshaltung, der Klassiker wie dieser zwangsläufig ausgeliefert sind, hält der Film mühelos stand. Wenig deutet daraufhin, dass dieser Film bereits über vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Der Geschichte über die Auflehnung Einzelner gegen die Tyrannei einer Institution haftet etwas Zeitloses an und diente mit ihrem Setting in den letzten Jahren etwa als Inspiration für Scorseses "Shutter Island". Der Konflikt zwischen Individualität und Norm, zwischen subjektivem Empfinden und vorgegebener Ordnung wird in Formans Film unglaublich präzise auf den Punkt gebracht und ist dabei gleichzeitig noch mitreißend inszeniert.

                                        Innerhalb der dargestellten Anstalt herrscht eine Diktatur innerhalb der Demokratie, deren treibende Kraft die von Louise Fletcher grandios gespielte Schwester Ratched ist. Eine Figur, die regelmäßig genannt wird, wenn es um die größten Bösewichte der Filmgeschichte geht. Ratched ist durch und durch machtbesessen, geht vollkommen auf in der Repräsentation eines unmenschlichen Systems und regiert über die Insassen der Anstalt mit eiserner Hand und gespaltener Zunge. Gleichwohl ist ihr Vorgehen eher subtiler Natur, funktioniert ihre Unterdrückung vornehmlich auf psychischer Ebene. Man sieht sie nicht direkt selbst körperliche Gewalt anwenden, denn dafür hat sie ihr unterstellte Schwestern und dunkelhäutige Lakaien auf der Station. Vielmehr drückt sich ihre Art der Gewalt aus, wenn man bei ihren Worten zwischen den Zeilen liest und auf das Aufflackern eines diabolischen Grinsens in ihrem Gesicht achtet. Zu Letzterem passt auch ihre strenge Frisur, die an Teufelshörner erinnert.

                                        Demgegenüber steht der von Jack Nicholson nicht minder stark gespielte Insasse McMurphy, der sich unter Vortäuschung einer psychischen Erkrankung in die Anstalt einweisen lässt, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Sein aufrührerisches Verhalten gepaart mit seiner Redegewandtheit stellt für Schwester Ratched vom ersten Augenblick an eine Bedrohung dar, die es klein zu kriegen gilt. Durch McMurphy brechen sich demokratische Züge innerhalb von Ratcheds Diktatur ihre Bahn, etwa wenn er eine Abstimmung über einen gemeinsamen Fernsehabend durchsetzt. Ratched indes sieht sich gezwungen Mittel und Wege zu finden, um zu verhindern, dass McMurphys Wunsch nach Selbstbestimmung auf die anderen Insassen übergeht. Selbst kleinste Vergnügen wie das Kartenspielen werden verboten, da sich in ihnen der Drang der Insassen nach Freiheit und Lebensfreude äußert und damit die strikten Regeln der Anstalt durchbrochen werden. McMurphy handelt im Verlauf des Films jedoch nicht konsequent revolutionär, sondern schwankt zwischen dem eigenen Freiheitswunsch und der Verbrüderung mit den liebgewonnen Kameraden hin und her. In Häuptling Bromden findet er zudem einen Mitstreiter, der es versteht, die eigenen Ziele auf deutlich subtilere Weise durchzubringen.

                                        Neben der Performance der Gegenpole Fletcher und Nicholson bleiben auch viele andere starke Auftritte im Gedächtnis. So verhalf der Film etwa "Zurück in die Zukunft"-Star Christopher Lloyd, dem jungen Danny DeVito sowie Brad Dourif, der später der Mörderpuppe Chucky seine Stimme lieh und als Grimar Schlangenzunge in "Der Herr der Ringe" auftrat, zu ihrem Schauspieldebüt. Ihnen allen wird durch Nicholsons Figur die Erfahrung zuteil, nicht mehr auf ihren Status als Patienten der Anstalt reduziert, sondern vornehmlich als menschliches Individuum betrachtet zu werden. Er erst gibt ihnen das "Menschsein" zurück, geht auf ihre Bedürfnisse ein und lässt sie ihre Selbstsicherheit zurück gewinnen, die sie durch das Abstempeln als psychisch Kranke komplett verloren haben.

                                        Was schließlich den Einfluss des Films angeht, so trug "Einer flog über das Kuckucksnest" entscheidend zu einer veränderten gesellschaftlichen Wahrnehmung psychisch Kranker und zur Abschaffung der Lobotomie bei. Bemerkenswert ist zudem, dass vergleichbare amerikanische Institutionen nach Erscheinen des Films eine Dokumentation drehten, um das eigene Bild in der Öffentlichkeit wieder aufzubessern. Dieser Schachzug ging jedoch gründlich nach hinten los, da die realen Zustände zu noch größerer Empörung in der Öffentlichkeit führten.

                                        Milos Formans Drama wird seinem Klassikerstatus letztlich vollkommen gerecht und ist mit der eingehenden Beschäftigung mit einem Tabuthema nach wie vor brandaktuell. Lustige wie traurige Momente werden eingebettet in eine fesselnde Story, welche von einem herausragenden Darstellerensemble getragen wird. Ein Film, der zum Nachdenken anregt über die verschiedenen Institutionen unserer Gesellschaft, über den Missbrauch von Macht, über die Definition von Regeln und wer sie festlegt. Und ganz allgemein darüber, was eigentlich "Normalität" bedeutet und ob in ihr nicht vielleicht der wahre Wahnsinn schlummert.

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                                          Während David Finchers Biopic über Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bei Erscheinen im Jahr 2010 noch durch und durch den Zeitgeist atmete, scheinen die Rechtsstreitigkeiten, die mit dem Aufstieg des sozialen Netzwerks einhergingen aus heutiger Sicht bereits im Nebeldunst einer weit entfernten Vergangenheit zu liegen. Allzu rasch hat sich das Rad der Zeit seither weitergedreht und ist die Technik, die hier noch als neu und innovativ angepriesen wird, aus dem Alltag schon längst nicht mehr wegzudenken. Meiner Einschätzung nach dürfte Facebook für die Generation der heute 13-14 Jährigen bereits wie ein alter, aber immerhin noch existierender Vorreiter der digitalen Vernetzung daherkommen. Dementsprechend amüsant sind aus heutiger Sicht auch jene Szenen des Films, in denen sich die Macher von Facebook ungläubig über ein paar tausend Klicks am Tag oder einige hundert neue Mitglieder in wenigen Tagen freuen.

                                          Von seiner erzählerischen Kraft hat Finchers Film indes nichts eingebüßt, sodass "The Social Network" über die volle Laufzeit kurzweilige Unterhaltung bietet. In Ermangelung von Actionszenen bezieht der Film einen Großteil seiner Spannung dabei aus den geschliffen scharfen Dialogen, die bisweilen in einem atemberaubenden Tempo vorgetragen werden, welches den einen oder anderen Zuschauer abschrecken könnte. Zunächst mutet Zuckerbergs Geschichte noch wie die typische amerikanische Erfolgsstory an, doch nach und nach wird klar, dass Fincher mehr zu erzählen hat, als nur das übliche Vom-armen-Studenten-zum-Millionär Muster. Die Geschichte von Facebook inszeniert als er eine Geschichte über Verrat, Enttäuschungen, Geldgier und vor allem über zerbrochene Freundschaften und stellt die Frage, die zwangsläufig kommen muss, wenn man sich mit sozialen Netzwerken des Internets befasst: Wie viele meiner tausend Facebook-Freunde sind tatsächlich "echte" Freunde?

                                          Jesse Eisenberg als Mark Zuckerberg legt seine Interpretation des Facebook-Gründers irgendwo zwischen weltfremden Nerd mit beinahe autistischen Zügen und eiskalt berechnendem Geschäftsmann an. Trotz seines egoistischen Verhaltens und seiner abwertenden Sicht auf Frauen wünscht man ihm doch Glück bei der Verwirklichung seines Unternehmens, da in seiner Rolle auch immer wieder der sympathische Außenseiter von Nebenan durchscheint. Gleichzeitig fällt es jedoch auch nicht schwer, Verständnis für den von Andrew Garfield verkörperten Mitbegründer Eduardo Saverin aufzubringen, der sich ebenso betrogen fühlt wie die Ruder-Zwillinge Winklevoss, welche sich als wahre Erfinder von Facebook sehen. Durch diese vielen unterschiedlichen Perspektiven wird "The Social Network" auch zu einem Spiel mit der Realität, da sich der Zuschauer nie ganz sicher sein kann, wer denn nun die Wahrheit sagt und Fincher in dieser Frage auch nicht eindeutig Position bezieht. Kleinere Andeutungen auf seine Sicht der Dinge lassen sich maximal in der Anfangs- und Schlussszene des Films ausmachen, welche die Handlung dieser stimmigen Mischung aus Thriller und Drama perfekt einrahmen.

                                          Somit ist "The Social Network" letztlich ein eher untypisch wirkender Beitrag innerhalb der Filmographie des Regisseurs, vereint jedoch gleichzeitig viele seiner Stärken in Sachen Figurenzeichnung und Spannungsaufbau in sich. Getragen von einem überzeugenden Cast und eingefangen in kühlen Bildern wird die Geschichte hinter der Facebook-Gründung zu einem durchweg sehenswerten Filmgenuss. Einzig im Vergleich mit Ausnahmewerken wie "Sieben" und "Fight Club" zieht der Film den Kürzeren, denn dafür ist Zuckerbergs Story dann doch etwas zu unspektakulär.

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                                          • Ian McKellen in Herr der Ringe
                                            Noomi Rapace in der Millennium Trilogie
                                            Heath Ledger in The Dark Knight
                                            Robin Williams in Jumanji
                                            Uma Thurman in Kill Bill
                                            Roberto Benigni in Das Leben ist schön
                                            Kathy Bates in Misery & Dolores
                                            Logan Lerman in Vielleicht lieber morgen
                                            Anthony Perkins in Psycho
                                            Ulrich Mühe in Das Leben der Anderen
                                            Jamie Lee Curtis in True Lies
                                            Jim Carrey in Die Truman Show
                                            Liam Neeson in Schindlers Liste
                                            Sylvie Testud in Jenseits der Stille
                                            Johnny Depp in Blow
                                            Leonardo DiCaprio in Aviator

                                            Um nur mal beispielhaft Schauspielleistungen zu nennen, die mich zum lachen, weinen, gruseln, mitfiebern oder in sonst einer Form berührt haben.

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                                              • Starker Artikel, Fenri :) Besonders einprägsam fand ich: " Die Traumfabrik schenkt dann die Träume, die sie anderen gestohlen hat." Das ist ein sehr passendes Bild. Wenn Scorsese zu Bio zählt, hab ich diese Woche ja immerhin ein Mal schon gesund gegessen ;D. Ansonsten werde ich aber wohl doch meist bei Aldikost bleiben. Ob auf der Verpackung nämlich Disney, Fox oder Sony steht, interessiert mich dann doch einfach zu wenig. Und wenn ich Infinity War im schicken, alten Vorortkino schaue, ist ja zumindest schon mal ein Anfang gemacht^^

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                                                • Ein Reboot erscheint mir vernünftig. Den Film einfach ignorieren und in einer Serie das enorme Potenzial dieser genialen Bücher wenigstens mal ansatzweise nutzen. "Westworld" beweist doch, dass diese Mischung aus SciFi und Western auch von der breiten Masse angenommen wird, solange ein gutes Drehbuch dahinter steckt. Und der King-Hype ist seit der Neuverfilmung von "ES" auch gegeben. Also springt auf Charlie Tschuff-Tschuff und los geht die Fahrt...

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                                                    Gemessen daran, dass es sich um eine TV-Produktion handelt, die inzwischen auch schon 14 Jahre auf dem Buckel hat, bekommt man hier einen erstaunlich gelungenen Fantasy-Zweiteiler unter der Regie von Uli Edel geboten. Die Riege der Hauptdarsteller um Benno Fürmann und Kristanna Loken weiß zu überzeugen, während prominente Nebendarsteller wie Max von Sydow, Götz Otto, Ralf Moeller und der damals noch weitgehend unbekannte Robert Pattinson dem Ganzen das gewisse Etwas geben. Die Inszenierung ist flott und schnörkellos, die Schauwerte schwanken zwischen schöner Landschaft und trashigem Greenscreen und die Musik ist wunderbar episch. Dadurch dass der Film die klassische Nibelungensage recht frei interpretiert, ist er zudem auch für Kenner nicht vollkommen vorhersehbar. Zwar hätte es hier und da noch etwas dreckiger zugehen können, aber insgesamt empfinde ich die ganze Machart als viel zu charmant, um groß darüber zu meckern.

                                                    Liebe, Intrigen, Verrat, Magie, Schwerterklirren und ein feuerspeiender Drache! In jedem Fall um tausend Goldschätze besser, als alles, was Sat1 seither hervorgebracht hat.

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