Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    Luc Bessons "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" ist eine bildgewaltige Space Oper, die einen bunten Mix aus SciFi und Fantasyelementen bietet und dabei eine ansprechende Geschichte vernachlässigt. In rein visueller Hinsicht gelingt Besson ein atemberaubendes Werk, dem man die Detailverliebtheit und die Freude am Weltenbau zu jeder Zeit ansieht. Hervorstechend ist hierbei insbesondere die Heimat der Pearls sowie die Vielfalt der Kulturen auf Alpha. Bevölkert werden diese fantastischen Schauplätze von allerlei skurrilen Kreaturen in extravaganten Kostümen, die alle ihre charmanten Eigenheiten haben. Diese handwerkliche Komponente ist gleichsam die größte Stärke des Films, da in jeder Szene der Enthusiasmus der Macher spürbar wird und sie stets mit neuen Ideen überzeugen. Besson orientiert sich dabei bisweilen an Camerons "Avatar" und zitiert etwa in der Müllhaldenszene auch mal "Star Wars", bleibt aber insgesamt seinem eigenen Stil treu und erschafft eine Welt, die gänzlich für sich steht.

    Valerian Darsteller Dane DeHaan fügt sich mit seiner markanten Physiognomie perfekt in diese schillernde Welt ein, kann jedoch schauspielerisch kaum Akzente setzen und bleibt als titelgebender Protagonist über weite Strecken erstaunlich blass. Anders verhält es sich bei seiner von Cara Delevingne verkörperten Partnerin Laureline, die mit liebenswerter Frechheit und toughem Auftreten punkten kann. Angesichts dessen, dass ihr Charakter gefühlt sogar mehr Screentime als Valerian erhält und bei ihr das Thema Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auch immer wieder durchbricht, erstaunt es umso mehr, dass der Name Laureline nicht im Filmtitel erscheint. Unter den weiteren Darstellern stellt insbesondere der Auftritt von Rihanna ein echtes Highlight dar, während etwa Clive Owens Figur vollkommen eindimensional bleibt und das Potenzial des Darstellers in keiner Weise aufblitzt.

    Die größte Schwäche des Films sind jedoch nicht seine Figuren, sondern die Art des Storytellings und die damit verbundene Tonalität. Eine geschlagene Stunde benötigt "Valerian" um ansatzweise klar zu machen, wohin dieser Film überhaupt will. Bis dahin reiht sich eine turbulente Actionsequenz an die nächste, ohne dass dabei ein roter Faden erkennbar wäre. Wenn dann allmählich deutlich wird, wohin die Reise gehen soll, ist die Enttäuschung umso größer, da der weitere Verlauf dann doch sehr einfach gestrickt ist und ohne jede Überraschung daher kommt. Diese holprige Erzählweise führt im Mittelteil dann auch zu der einen oder anderen Länge, da der Film sich zu sehr an seinen großartigen Schauwerten ergötzt und die Handlung bisweilen vollkommen unter den Tisch fallen lässt. Damit einhergeht, dass die Tonalität des Films immer wieder zwischen spaßiger Familienunterhaltung und düsterem SciFi Epos schwankt und in dieser Hinsicht nie zu einer richtigen Balance findet. Während die lockeren Passagen die mit dem höheren Unterhaltungswert sind und insbesondere die Kabbeleien zwischen Valerian und Laureline das eine oder andere Schmunzeln entlocken können, ist das immer wieder aufkommende Gerede über Handelsbeziehungen, Wirtschaft und Politik schlichtweg ebenso oberflächlich wie langweilig angesichts des simplen Kerns der Geschichte.

    Dennoch würde ich durchaus gerne in Valerians buntes Universum zurückkehren wollen und hätte gegen eine Fortsetzung keine Einwände - diesmal dann aber mit einer besseren Story bitte.

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      Wenn ich "Tatort" schaue, dann am liebsten die Dortmunder Episoden mit der sympathischen Kodderschnauze Peter Faber. Stärker als andere Ableger der Reihe bauen die Folgen aus dem Ruhrpott aufeinander auf, sodass es sich empfiehlt, wenigstens ein paar der vorherigen Episoden mit diesem Team gesehen zu haben. Dies gilt für "Tollwut" im besonderem Maße, da hier gleich zwei zentrale Figuren nach mehrjähriger Abstinenz zurückkehren: Zum einen der Rechtsmediziner Zander, der inzwischen in der JVA arbeitet und sich neben mehreren Häftlingen mit dem gefährlichen Erreger infiziert hat und zum anderen Fabers Nemesis Markus Graf, dessen Psychospiele mit dem eigenwilligen Ermittler von Neuem beginnen.

      Gleich zu Beginn erinnert dieser Tatort eher an einen Horrorfilm und auch im weiteren Verlauf bewegt sich diese Folge immer wieder fort von der Dortmunder Bodenständigkeit und driftet in das Fantasy/Horrorfach ab. Deshalb lässt sich im Nachhinein sicherlich trefflich über den Realismus in dieser Folge debattieren, gleichzeitig sorgt der hohe Unterhaltungswert jedoch auch dafür, dass sich leicht über etwaige Ungereimtheiten hinwegsehen lässt. Von Nebenkriegsschauplätzen wird bis auf einen etwas deplatziert wirkenden "Mitleidsfick" (O-Ton Bönisch) abgesehen, sodass sich dieser Tatort voll auf das Wesentliche konzentriert, obgleich auch hier wieder das Ermittlerteam ordentlich aneinandergerät. Aufgrund des damit verbundenen Humors und insbesondere der launigen One-Liner von Faber sind mir diese Scharmützel jedoch äußerst willkommen und treffen deutlich mehr meinen Humor als etwa der in dieser Hinsicht häufig gelobte Tatort aus Münster.

      Unter den Darstellern trumpft neben dem von Jörg Hartmann gespielten Kaktus-Liebhaber Peter Faber vor allem der von Florian Bartholomäi äußerst genüsslich und extrem perfide angelegte Serienkiller Markus Graf auf. Obgleich Bartholomäi mit seiner Performance nicht an seine offensichtlichen Vorbilder wie Hannibal Lecter oder Prof. Moriarty heranreicht, gehören seine verbalen Duelle mit Hartmann zu den Highlights dieses Tatorts.

      Fazit: Ein rundum sehenswerter Beitrag aus dem Pott. Faber rockt!

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      • ♡*LiKe My SonG*♡* - Gentleman feat. Christopher Martin - To the Top

        Wer hört noch "Holt die Rentnerpolizei"? ;D

        https://www.youtube.com/watch?v=W7gK65Y4WKw&app=desktop

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        • ♡*LiKe My SonG*♡* - Charles Trenet - La Mer

          Mr. Bean hat eben Geschmack ;)

          https://www.youtube.com/watch?v=qEkd1qWonj8&app=desktop

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          • *♡*LiKe My SonG - Chris Cornell - You know my Name

            Schwierig aus der Vielzahl an tollen Bond Songs einen Favoriten rauszupicken, aber der hier ist für mich auf jeden Fall ganz weit oben dabei:

            https://www.youtube.com/watch?v=YnzgdBAKyJo

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            • *♡*LiKe My SonG - Bob Dylan - The Times They Are a-Changin'

              Der Mann, dessen Texte so stark sind, dass er dafür sogar einen Literaturnobelpreis erhalten hat. Hier in Kombination mit einem richtig coolen Film:

              https://www.youtube.com/watch?v=nZj43rtoEp4

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              • Kenduskeag 02.02.2018, 18:43 Geändert 02.02.2018, 19:21

                *♡*LiKe My SonG*♡* - Tracy Chapman "Fast car"

                Mein Soundtrack beim Autofahren oder beim Sternegucken in lauen Sommernächten auf der Terrasse.

                https://www.youtube.com/watch?v=DwrHwZyFN7M

                Falls du keinen Film zu Tracy findest, würde zB "Nelson Mandela: Der lange Weg zur Freiheit" sehr gut passen, da sie bei einem Konzert zu seinem Geburtstag berühmt wurde.
                Danke für deine Mühen, Amy :)

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                • *♡*LiKe My SonG*♡* - Enya "May it be"

                  Elbengleiche Klänge zur Entspannung und Besinnung.

                  https://www.youtube.com/watch?v=_8u4VLk0iTI

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                  • Mit Sam Raimi kann ich gut leben, allerdings würde ich mir wünschen, dass Rothfuss zunächst den letzten Band fertig schreibt. Ansonsten hat man bald die gleichen Schwierigkeiten wie bei Game of Thrones. Rothfuss und Martin sind super Autoren, aber dass sie ihren komplexen Geschichten mit vielen offenen Handlungsfäden auch vernünftig zu Ende bringen können, müssen beide erst noch beweisen. Momentan scheint jedoch der Lockruf des Geldes die Kreativität lahm zu legen...

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                    • 6 .5
                      Kenduskeag 26.01.2018, 13:21 Geändert 26.01.2018, 13:59
                      über Heat

                      Wer bei "Heat" einen typischen Heist-Krimi erwartet, der irrt. Vielmehr handelt es sich um ein groß angelegtes Drama mit vereinzelten Actioneinschüben. Während diese Actionanteile für mich zu den Highlights des Films gehörten, gerät der überwiegende Rest reichlich langatmig und spannungsarm. Mit einer Laufzeit von stolzen 172 Minuten und dem Ballast zahlreicher unnötiger Nebenhandlungen wirkt "Heat" überambitioniert und zu selten auf das Wesentliche fokussiert.

                      Michael Mann bläst die simple Story zu einem großen Epos auf, bringt eine für das Genre erstaunliche Anzahl von Figuren vor die Kamera und hätte stattdessen doch lieber den kompletten Film auf das Duell zwischen Pacino und De Niro ausgerichtet, denn die vielen Nebenhandlungen und -Figuren bringen nur in wenigen Fällen einen echten Mehrwert für die Geschichte. So überfrachtet Mann sein Werk mit einem für die eigentliche Story irrelevanten Mord an einer Prostituierten und der angerissenen Lebensgeschichte von Breedan, welcher vom Häftling zur Küchenhilfe und anschließend zum Fluchtwagenfahrer wird. Mit all diesen Handlungssträngen baut "Heat" kontinuierlich die Erwartungshaltung auf, dass all dies am Ende zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt wird, doch wenn das Puzzle schließlich fertig ist, hat man noch jede Menge Teile im Karton, die man gar nicht einbauen musste.

                      Auch aus dem herausragenden Cast wäre sicherlich noch mehr rauszuholen gewesen. Al Pacino und Robert de Niro liefern eine erwartungsgemäß gute Performance, ohne jedoch in herausragender Weise zu glänzen, was mitunter auch den eher eindimensionalen und wenig subtilen Dialogen geschuldet sein dürfte. Gerade das Aufeinandertreffen der beiden Schauspielgrößen fällt dementsprechend enttäuschend aus, doch auch Ashley Judd, Val Kilmer, Jon Voight und Co. haben kaum Gelegenheit richtig starke Akzente zu setzen.

                      Am stärksten ist "Heat" hingegen immer dann, wenn Mann seinen kühl-realistischen, von Blautönen geprägten Stil und die akustische Wucht seines Films ausspielen kann, was besonders gut während einer herausragend gefilmten Sequenz bei einer wilden Schießerei zwischen den Häuserschluchten in der Mitte des Films zum Tragen kommt. In solchen Momenten ist "Heat" gnadenlos packend und mitreißend, nur leider wartet der Film gemessen an seiner Laufzeit mit nur wenigen solcher spektakulären Actionszenen auf.

                      J. F. Lannister hat in seinem Kommentar bereits wunderbar die Parallelen zwischen "Heat" und Nolans "The Dark Knight" aufgezeigt, doch meiner Ansicht nach hat Nolan sich eindeutig nur die Rosinen aus Manns Werk rausgepickt, die neben den starken Actionszenen vor allem das Aufzeigen der Verbundenheit zwischen Jäger und Gejagtem sowie das Aufbrechen des klassischen Gut/Böse-Schemas darstellen. Wenn Themen wie eben diese Verbundenheit, die Sucht nach dem Nervenkitzel und der Wunsch, dem Alltag zu entfliehen und ein gänzlich anderes Leben zu führen, aufkommen, erreicht auch "Heat" eine gewisse Tiefe. Hätte Michael Mann die Geschichte doch nur ähnlich straff erzählt wie etwa später in "Collateral", dann könnte ich auch in die Lobeshymnen auf diesen Film miteinstimmen.

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                        Kenduskeag 24.01.2018, 14:32 Geändert 24.01.2018, 14:38

                        "Feigheit macht jede Staatsform zur Diktatur"

                        Diese Inschrift findet sich auf einer Gedenktafel am Geburtshaus des Regisseurs Wolfgang Staudte und enthält gleichsam die zentrale Botschaft, die er dem Zuschauer mit seiner Heinrich Mann Verfilmung "Der Untertan" mit auf den Weg gibt. Der Film über den von Werner Peters verkörperten opportunistischen Papierfabrikanten Diederich Hessling persifliert Autoritätshörigkeit und Chauvinismus mit solch einem Genuss und solch einem wunderbaren Witz, dass auch der moderne Zuschauer großartig unterhalten wird (allein schon die Szene mit dem Toilettenpapier ist ein unvergesslicher Brüller!).

                        Bei Erscheinen stieß die offensichtliche Anklage des Films gegen Jene, die den Nährboden für die Gräueltaten der NS-Zeit legten, in der BRD auf breite Kritik, sodass Staudtes Werk Charakterlosigkeit vorgeworfen und in die Nähe von kommunistischer Propaganda gerückt wurde. So durfte die ungekürzte Fassung des Films auch erst 20 Jahre später im westdeutschen Fernsehen gezeigt werden. Wer jedoch an einem satirischen Blick auf deutsche Geschichte sowie ihre Kreaturen, die nach dem Motto "Nach oben buckeln und nach unten treten" leben, gefallen findet, für den dürfte "Der Untertan" mit seinen bis zur Groteske überzeichneten Szenen ein gleichsam großes Vergnügen wie lehrreiches Stück deutscher Filmgeschichte darstellen.

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                        • "Only in silence the word, only in dark the light, only in dying life: bright the hawk's flight on the empty sky."

                          Vielen Dank für Ihre wundervollen Erdsee Bücher und all die weiteren Werke, die ich noch nicht für mich entdeckt habe. Im gesegneten Alter von 88 Jahren geht eine der Großen der Fantasy- und SciFi-Literatur, deren Bücher neben ihren fantastischen Welten und spannenden Charakteren auch immer von einer humanistischen Botschaft zeugten.

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                          • 10 Jahre ohne Heath...

                            Ich kenne kaum Jemanden, der in so jungen Jahren schon so eine spannende Filmographie vorzuweisen hatte. Frage mich, wie seine Karriere wohl weiterverlaufen wäre. Ein Buddymovie oder ein krasses Psychoduell mit seinem Kumpel Jake Gyllenhaal wäre wahrscheinlich heutzutage ein absolutes Jahreshighlight...

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                            • *♡*LiKe My MoVie*♡* - Oxford Murders

                              Ich mach an dieser Stelle mal ein bisschen Werbung für einen eher unbekannten Film. Unser aller Lieblings-Frodo Elijah Wood und der unvergessene John Hurt liefern sich in diesem Krimi mit Mysterytouch ein intensives Duell mit so einigen interessanten Wendungen. Ein Film für Freunde von Thrillern ähnlich den Dan Brown Verfilmungen, Agatha Christie Szenarien und Liebhabern der englischen Universitätsstadt. Bisher zweimal gesehen und beide mal super unterhalten worden :)

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                              • Also ich versteh es nicht ganz...Wieso ist denn zB Oceans Eleven mit einem Community-Schnitt von 7,6 nicht dabei?

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                                  über Manhunt

                                  "Manhunt: Unabomber" befasst sich mit dem realen Fall des Briefbombenattentäters Ted Kaczynski und des FBI Ermittlers Jim Fitzgerald, dessen forensische Sprachanalyse des Attentäters maßgeblich zu dessen Festnahme beigetragen hat. Die Serie ist dabei nicht als klassischer Whodunit ausgelegt, sondern wechselt stetig zwischen den Zeitebenen 1995 und 1997 und beleuchtet auf diese Weise den Fall des Unabombers sowohl vor als auch nach dessen Ergreifung.
                                  Besonders die beiden Protagonisten werden von ihren jeweiligen Darstellern Sam Worthington und Paul Bettany großartig verkörpert und bieten ein hohes Identifikationspotenzial, da der Eine nicht als durch und durch perfekter Superbulle auftritt, sondern sich immer wieder erst Gehör verschaffen muss und der Andere nicht als grausames Monster, sondern als gepeinigte Seele dargestellt wird, dessen Motive für seine Taten bis weit in seine Vergangenheit reichen.
                                  Insgesamt also eine absolute runde Sache und da die Serie als Start einer Anthologie gedacht ist, freue ich mich auf weitere packend inszenierte Fälle und werde wohl so manches Mal an den Unabomber und seine Sicht auf unsere technisierte Welt denken, wenn ich in Zukunft mal wieder vor einer roten Ampel stehe.

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                                  • *♡*LiKe My MoVie - Der König der Löwen

                                    Schau diesen Film und die Sorgen bleiben dir immer fern,
                                    und dazu gilt er stets als modern ;)

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                                      "Was ist Jerusalem wert? Nichts...Alles!"

                                      Beginnend mit "Gladiator" erlebte der Monumentalfilme zu Beginn des neuen Jahrtausends ein kleines Revival, welches neben dem bereits genannten Sandalenepos von Ridley Scott weitere großartige Genrevertreter wie "Troja" und "Alexander" hervorbrachte, die meiner Ansicht nach zu Unrecht harsche Kritik einstecken mussten. Scott selbst wollte den Erfolg von "Gladiator" bestätigen und legte 2005 mit "Königreich der Himmel" ein weiteres monumentales Meisterwerk nach. Hervorzuheben ist hierbei, dass diese Einschätzung sich explizit auf den Directors Cut bezieht. Während die Kinofassung an vielen Stellen abgehackt, unverständlich und nicht auserzählt wirkt, kommt erst in der um etwa 45 Minuten längeren Fassung die wahre Aussagekraft dieses Films zur Geltung.

                                      Obwohl in der längst vergangenen Zeit der Kreuzzüge angesiedelt, birgt der in "Königreich der Himmel" dargestellte Konflikt zwischen Christen und Muslimen eine gewisse Zeitlosigkeit. Ursächlich dafür ist neben der unveränderten Bedeutung von Jerusalem und den nach wie vor existierenden Kriegen zwischen Angehörigen verschiedener Religionen in der Welt auch die Tatsache, dass Scott die inneren Konflikte der Figuren in den Mittelpunkt rückt und das genretypische Schwerterkreuzen über weite Strecken zurückstellt. Freunde groß angelegter Schlachtengemälde müssen sich jedoch keinesfalls Sorgen machen - spätestens im letzten Drittel werden auch sie sich vollauf entschädigt wissen. Visuell ist "Königreich der Himmel" ohnehin ein wahrer Genuss und zählt für mich in dieser Hinsicht zu den schönsten Filmen, die ich kenne, weshalb es mir auch leicht fällt, über die eine oder andere Länge hinweg zu sehen.

                                      Der Cast liefert eine überzeugende Mischung aus damals noch recht unbekannten Gesichtern wie Eva Green bis hin zu alten Haudegen wie Liam Neeson und Jeremy Irons. Bei dieser Sichtung des Films ist mir zudem aufgefallen wie viele heute bekannte Darsteller hier in kleinen Nebenrollen auftauchen, so etwa Nikolaj Coster-Waldau und Alexander Siddig. Selbst Orlando Blooms Performance überzeugt mich im Gegensatz zu vielen Kritikern, was wohl vor allem dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass sein Balian ohnehin sehr "straight" angelegt ist und für den Zuschauer in erster Linie als Wegbegleiter und Identifikationsfigur in diesem Geflecht aus Macht und Intrigen fungiert. Abstriche machen muss lediglich bei den Bösewichten, da die Figuren von Marton Csokas (Der Herr der Ringe) und Brendan Gleeson (Brügge sehen...und sterben?) doch recht eindimensional und im Fall von Gleeson auch recht eigenwillig gehalten sind.

                                      "Königreich der Himmel" ist somit insgesamt ein Werk von epischer Wucht mit einem atemberaubenden Setting, mit ein paar starken Dialogen und guten Darstellern eingebettet in eine zeitlos faszinierende Geschichte. Zum Schluss noch einmal die Empfehlung unbedingt den Directors Cut zu schauen, denn diese Version ist - um es mit Sam Gamdschie zu sagen - "ein wahrer Augenöffner."

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                                        Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass einige Filmkritiker eine dominante Ehefrau Zuhause haben, die sie bei der Heimkehr schon mit dem Nudelholz bewaffnet in der Tür erwartet, wenn sie keine ausreichende Erklärung parat haben, was an einem Film, der überwiegend Kamerafahrten über nackte Weiblichkeit bietet, künstlerisch wertvoll ist. Wie anders denn als bloße Rechtfertigung für das männliche Vergnügen Ludivine Sagniers heißen Körper ausgiebig betrachtet zu haben, sind Kommentare wie der nachfolgende sonst zu bewerten:

                                        „Ein fabulierfreudiges, hervorragend gespieltes, ebenso anregend wie delikat ersonnenes Vexierspiel um kreative Gestaltung, das zirzensisch und tiefgründig zugleich um existenzielle Fragen, Daseinsansprüche und Lebensbedürfnisse, Ängste und ihre Bewältigung kreist.“

                                        – film-dienst 17/2003

                                        *Augiebiges Kopfschütteln*
                                        Natürlich lässt sich in "Swimming Pool" so eine ganze Menge hinein interpretieren: Mütter/Tochter-Beziehungen, Traum und Realität, Fantasie und Fiktion, sexuelle Freiheit und unterdrücktes Verlangen, Generationenkonflikte, Traumatabewältigung und Sinnkrisen...

                                        Aber mal Butter bei die Fische: In erster Linie dreht sich dieser Film doch um Titten. Da kann man(n) natürlich ergänzen welch willkommene Abwechslung "Swimming Pool" im Vergleich zur prüden Hollywoodkost darstellt und welch tiefgründige Symbolik diesem Werk innewohnt (oho, da wird ein Kruzifix ab- und wieder aufgehangen!), aber das ändert nichts daran, dass der Zuschauer hier abseits von Sagniers Nacktheit so gut wie keine Highlights vorgesetzt bekommt. Die Handlung plätschert so vor sich hin, mal sieht man Charlotte Rampling wie sie in die Tasten haut, dann erfährt man, was es an jenem Tag Leckeres zu essen gab, dann fickt Ludivine den nächsten Typen...Mystery? Fehlanzeige! Krimi? Also bitte! Humor? Ja, der Gärtner lässt schon in zwei, drei Momenten etwas Schmunzeln. Rosamunde Pilcher Feeling? In weiten Teilen schon.

                                        Für wen ist dieser Film nun letztlich empfehlenswert? Für all Diejenigen, denen das Coverbild gefällt. Wer sich mehr in dieser Hinsicht erhofft, wird mit "Swimming Pool" gut bedient. Darüber hinaus ist dieser Film vollkommen belanglos.

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                                          Kenduskeag 12.01.2018, 13:42 Geändert 12.01.2018, 13:46

                                          Als ich hörte, dass Tomas Alfredson die Regie von "Schneemann" übernehmen wird, war meine Vorfreude groß, hatte der Regisseur mit "So finster die Nacht" doch bereits bewiesen, dass er düstere skandinavische Stoffe erfolgreich auf die Leinwand bringen kann. Seine Adaption des siebten Teils der Harry Hole Reihe fällt jedoch insgesamt eher enttäuschend aus und lässt eine Unmenge an Potential liegen.

                                          Michael Fassbender ist sicherlich ein hervorragender Darsteller, doch seine Rollenauswahl ist inzwischen in vielen Fällen nur noch als unglücklich zu bezeichnen. In diesem Film bemüht er sich sichtlich seine Figur facettenreich zu gestalten, muss dabei aber immer wieder gegen die Schwächen des Drehbuchs ankämpfen(welches laut Aussage des Regisseurs nur in Teilen umgesetzt wurde). Hinzu kommt, dass die Entscheidung mit der Verfilmung des siebten Teils der Reihe zu beginnen, sich im Nachhinein als falsch erweist, da der Zuschauer somit die Vorgeschichte des Ermittlers nur erahnen kann und nicht wirklich deutlich wird, wieso Harry Hole so tickt wie er tickt. Zwar wird Fassbenders Figur im Laufe des Films nicht müde zu erwähnen, dass er Alkoholiker ist, doch dieser Punkt allein reicht bei weitem nicht aus, um Harry zu einer dreidimensionalen Figur werden zu lassen.

                                          Insgesamt kann "Schneemann" einen äußerst illustren Cast aufweisen, doch haben die Auftritte von Charlotte Gainsbourg, Toby Jones, James D' Arcy und vielen weiteren eher Cameo Charakter und fügen sich nicht stimmig in das Gesamtbild ein. Dieser Kritikpunkt gilt im Besonderen auch für den Handlungsstrang um Val Kilmer, der - wohl bedingt durch seine Krebserkrankung - erschreckend verändert aussieht und dessen Bedeutung für den Gesamtzusammenhang sich zu keinem Zeitpunkt erschließt.

                                          Während die malerischen Bilder und die Kameraarbeit mich absolut überzeugen konnten, hapert es also vor allem an der Ausarbeitung des Plots. Auch die gruseligen Momente, die eigentlich durch das außergewöhnliche Vorgehen des Killers wie von selbst entstehen müssten, sind rar gesät. Die psychologischen Motive bleiben ebenso oberflächlich wie die Figurenzeichnung, sodass der Film leider nur in Sachen Optik wirklich starke Akzente setzen kann und mit seiner verschlungenen Erzählweise bei Nicht-Buchkennern wohl eher für Verwirrung denn für Erleuchtung sorgen wird. So ist dieser Schneemann letztlich schon geschmolzen, noch ehe die Sonne kommt.

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                                          • *♡*LiKe My STaR: David Tennant

                                            Ob in seiner Paraderolle als der Doktor, als zwielichtiger Barty Crouch jr. im vierten Teil der Pottersaga oder auch als zynischer Ermittler Alec Hardy in "Broadchurch", David Tennant ist stets die perfekte Wahl, wenn es um Charaktere mit dem gewissen Etwas geht.

                                            Also - "Allons-y!"

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                                            • 6

                                              "Baby Driver" treibt die Idee auf die Spitze, die in den letzten Jahren bereits Bestandteil von Filmen wie "Guardians of the Galaxy" war und nutzt die Musik nicht nur zur bloßen Untermalung, sondern lässt sie zum festen Bestandteil der Handlung werden. Dieser Kunstgriff ist es auch schließlich, der den Film davor bewahrt, absolutes Mittelmaß darzustellen, denn zwischen toll choreographierten Musikszenen bietet "Baby Driver" auch eine ganze Menge Leerlauf.

                                              Lässt die starke Eingangssequenz noch auf ein absolutes Spektakel hoffen, so weist die Grundidee des Films jedoch schon sehr bald enorme Verschleißerscheinungen auf. Edgar Wright wiederholt sich mit seinem Konzept der im Beat hin- und herschwingenden Scheibenwischer und zum Sound mitquietschenden Autoreifen zu sehr und schafft es nicht durchgängig mit neuen Einfällen zu überraschen. Hinzu kommt, dass der Plot von "Baby Driver" keine Innovationen bietet und bisweilen arg konstruiert wird. Als Beispiel für letzteren Kritikpunkt dient etwa eine Szene in der Bats rein zufällig darauf besteht, genau in dem Lokal zu essen, wo Babys Angebetete Debora arbeitet und sie anschließend ohne jeden Grund erschießen will. Überhaupt wirken die plötzlichen Gewaltexzesse innerhalb des Films reichlich deplatziert, so als hätte Meryl Streep in "Mamma Mia" auf einmal die Pumpgun rausgeholt.

                                              Und auch in Sachen Figurenzeichnung weist der Film einige Schwächen auf. Baby wird von Ansel Elgort zwar mit viel Charme und auch einer gewissen tiefergehenden Traurigkeit gespielt und auch die Chemie zwischen ihm und der bezaubernden Lily James ist absolut stimmig, doch gleichzeitig ist sein Vorgehen in einigen Momenten so extrem brutal und kaltblütig, dass es einfach nicht in das Gesamtbild dieses doch eigentlich gutherzigen und smarten jungen Mannes passen will. Während von den weiteren Darstellern vor allem Jon Hamm noch einige Akzente setzen kann, ist Jamie Foxx' Figur zu weiten Teilen einfach nur platt und nervig. Kevin Spaceys Doc hingegen - der Mann, der nie die gleiche Crew für einen Coup nimmt und dann doch irgendwie immer in etwa die gleichen Gesichter vor sich hat - schwankt auf merkwürdige Weise zwischen absolut skrupellosem Gangsterboss und mitfühlender Vaterfigur ("Ich war auch mal verliebt" ist in etwa das, was "Martha" in Batman vs. Superman war).

                                              Aufgrund eines gut aufgelegten Ansel Elgort, einigen starken, handgemachten Actionszenen und natürlich auch wegen der Musik erhält "Baby Driver" von mir dennoch 6 von 10 Mixtapes.

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                                              • *♡*LiKe My STaR: Channing Tatum

                                                Also irgendetwas ist passiert - entweder Mr. Tatum ist mit der Zeit gereift oder ich habe meine Vorurteile ihm gegenüber verloren. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Früher sah ich in ihm einen Stripper und Tänzer, der zufällig und ohne große Begabung mitzubringen ins Schauspielfach geraten ist. Er war in meinen Augen Jemand, der vielleicht die nötige Physis für Filme wie "Step up" mitbringt, darüber hinaus jedoch als Darsteller nichts taugt. Aber inzwischen denke ich da ganz anders.

                                                Nicht nur, dass er mich inzwischen als Schauspieler überzeugen konnte, seine Rollenwahl zeigt auch, dass er sich nicht zu schade dafür ist, sein eigenes Image aufs Korn zu nehmen und so viel Selbstironie macht ihn mir super sympathisch.

                                                Der weibliche Teil meines Freundeskreises mag ihn eh schon lange und ich sage inzwischen leise: "Ich auch".

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                                                • 8 .5

                                                  Lou Bloom ist ein Paradebeispiel dafür, wie es Filmemachern gelingen kann, beim Zuschauer Sympathien für einen Charakter mit fragwürdiger Moral zu wecken. Obwohl ich Lous Handeln verabscheue und viele seiner Charakterzüge widerwärtig finde, ist mir sein Schicksal während des Films dennoch nicht egal und ich ertappe mich sogar zuweilen selbst dabei wie ich ihm Erfolg wünsche.

                                                  Dan Gilroy inszeniert Lou als akribischen Arbeiter, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Die Dreistigkeit, die er dabei an den Tag legt, führt dazu, dass er nicht nur so manchen Lacher, sondern auch eine gewisse Bewunderung etwa von Seiten Ninas und Ricks auf seiner Seite hat. Der Zuschauer wird derweil zu Lous Komplizen, schaut man ihm bei seiner atmosphärischen Sensationsjagd durch das nächtliche L.A. doch stets über die Schulter und schafft es trotz des Grauens, dass uns der Film präsentiert einfach nicht wegzusehen. Sein Streben nach Erfolg verbunden mit seinem großen Ehrgeiz sind dabei entscheidende Eigenschaften, die Lou den Respekt anderer Figuren des Films wie auch des Zuschauers einbringen. Sein Wunsch nach Anerkennung in einem Job, der ihn begeistert und seinen Talenten entspricht, erscheint absolut nachvollziehbar, zumal er alles daransetzt, um Ninas Erwartungen zu erfüllen. Hinzu kommt, dass Lou auch immer wieder als einsamer Außenseiter dargestellt wird, wenn er allein in seiner Wohnung am Fenster steht und seine Pflanze gießt, der er weit mehr Zuneigung entgegen bringt als jedem menschlichen Wesen. Auf diese Weise erregt Lou auch ein Stück weit das Mitleid des Zuschauers und er erscheint als Jemand, dem man automatisch Glück wünscht.

                                                  Das Erstaunliche an "Nightcrawler" ist, dass der Film Lous Handeln und somit auch die Komplizenschaft des Zuschauers in Form von Voyeurismus und Sensationsgier nicht offen verurteilt. Dan Gilroys Werk erzählt uns vielmehr konsequent bis zur letzten Szene die Erfolgsstory eines Mannes, der seinem Antrieb danach, "das nächste Level zu erreichen" und seinem Mangel an Empathiefähigkeit folgt und dabei in die Maschinerie einer kalten (Medien-)Gesellschaft gerät, die Menschen wie ihn mit offenen Armen empfängt und sogar fördert.

                                                  Hier ein interessantes Interview mit dem Regisseur zu der Thematik seines Films:

                                                  http://www.spiegel.de/kultur/kino/kino-thriller-nightcrawler-interview-mit-regisseur-dan-gilroy-a-1002549.html

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                                                  • Kenduskeag 08.01.2018, 16:02 Geändert 08.01.2018, 18:37

                                                    Edit:

                                                    Sophia Lillis: Ein großes Herz für ihre bezaubernde Newcomer-Performance in "Es".

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