Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Der kürzlich verstorbene tschechische Regisseur Milos Forman schuf 1975 mit "Einer flog über das Kuckucksnest" seinen wohl berühmtesten Film. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ken Kesey wurde das Drama über die Insassen einer psychiatrischen Anstalt nicht nur ein unerwarteter Publikumserfolg, sondern räumte bei den Oscars als bis heute einziger Film neben "Es geschah in einer Nacht" und "Das Schweigen der Lämmer" auch die sogenannten Big Five ab.
Forman, der als Junge seine Eltern in Konzentrationslagern verlor und als Erwachsener aufgrund von Auseinandersetzungen mit dem kommunistischen Regime der Tschechoslowakei in die USA emigrierte, befasst sich in diesem Film mit einer Thematik, die sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Werk zieht: Der Kampf des Individuums gegen unterdrückende Institutionen. Im Fall von "Einer flog über das Kuckucksnest" schwört bereits der Titel auf dieses Thema ein, steht doch der Traum vom Fliegen seit jeher stellvertretend für den menschlichen Freiheitsdrang, während das Kuckucksnest wohl als Synonym für die Anstalt zu verstehen ist, die lauter Menschen beherbergt, denen man einen "Kuckuck" attestieren könnte.
Auf gekonnte Weise verbindet Formans Film Komisches mit Tragischem, Alltägliches steht neben politischen Botschaften. Der Last der Erwartungshaltung, der Klassiker wie dieser zwangsläufig ausgeliefert sind, hält der Film mühelos stand. Wenig deutet daraufhin, dass dieser Film bereits über vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Der Geschichte über die Auflehnung Einzelner gegen die Tyrannei einer Institution haftet etwas Zeitloses an und diente mit ihrem Setting in den letzten Jahren etwa als Inspiration für Scorseses "Shutter Island". Der Konflikt zwischen Individualität und Norm, zwischen subjektivem Empfinden und vorgegebener Ordnung wird in Formans Film unglaublich präzise auf den Punkt gebracht und ist dabei gleichzeitig noch mitreißend inszeniert.
Innerhalb der dargestellten Anstalt herrscht eine Diktatur innerhalb der Demokratie, deren treibende Kraft die von Louise Fletcher grandios gespielte Schwester Ratched ist. Eine Figur, die regelmäßig genannt wird, wenn es um die größten Bösewichte der Filmgeschichte geht. Ratched ist durch und durch machtbesessen, geht vollkommen auf in der Repräsentation eines unmenschlichen Systems und regiert über die Insassen der Anstalt mit eiserner Hand und gespaltener Zunge. Gleichwohl ist ihr Vorgehen eher subtiler Natur, funktioniert ihre Unterdrückung vornehmlich auf psychischer Ebene. Man sieht sie nicht direkt selbst körperliche Gewalt anwenden, denn dafür hat sie ihr unterstellte Schwestern und dunkelhäutige Lakaien auf der Station. Vielmehr drückt sich ihre Art der Gewalt aus, wenn man bei ihren Worten zwischen den Zeilen liest und auf das Aufflackern eines diabolischen Grinsens in ihrem Gesicht achtet. Zu Letzterem passt auch ihre strenge Frisur, die an Teufelshörner erinnert.
Demgegenüber steht der von Jack Nicholson nicht minder stark gespielte Insasse McMurphy, der sich unter Vortäuschung einer psychischen Erkrankung in die Anstalt einweisen lässt, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Sein aufrührerisches Verhalten gepaart mit seiner Redegewandtheit stellt für Schwester Ratched vom ersten Augenblick an eine Bedrohung dar, die es klein zu kriegen gilt. Durch McMurphy brechen sich demokratische Züge innerhalb von Ratcheds Diktatur ihre Bahn, etwa wenn er eine Abstimmung über einen gemeinsamen Fernsehabend durchsetzt. Ratched indes sieht sich gezwungen Mittel und Wege zu finden, um zu verhindern, dass McMurphys Wunsch nach Selbstbestimmung auf die anderen Insassen übergeht. Selbst kleinste Vergnügen wie das Kartenspielen werden verboten, da sich in ihnen der Drang der Insassen nach Freiheit und Lebensfreude äußert und damit die strikten Regeln der Anstalt durchbrochen werden. McMurphy handelt im Verlauf des Films jedoch nicht konsequent revolutionär, sondern schwankt zwischen dem eigenen Freiheitswunsch und der Verbrüderung mit den liebgewonnen Kameraden hin und her. In Häuptling Bromden findet er zudem einen Mitstreiter, der es versteht, die eigenen Ziele auf deutlich subtilere Weise durchzubringen.
Neben der Performance der Gegenpole Fletcher und Nicholson bleiben auch viele andere starke Auftritte im Gedächtnis. So verhalf der Film etwa "Zurück in die Zukunft"-Star Christopher Lloyd, dem jungen Danny DeVito sowie Brad Dourif, der später der Mörderpuppe Chucky seine Stimme lieh und als Grimar Schlangenzunge in "Der Herr der Ringe" auftrat, zu ihrem Schauspieldebüt. Ihnen allen wird durch Nicholsons Figur die Erfahrung zuteil, nicht mehr auf ihren Status als Patienten der Anstalt reduziert, sondern vornehmlich als menschliches Individuum betrachtet zu werden. Er erst gibt ihnen das "Menschsein" zurück, geht auf ihre Bedürfnisse ein und lässt sie ihre Selbstsicherheit zurück gewinnen, die sie durch das Abstempeln als psychisch Kranke komplett verloren haben.
Was schließlich den Einfluss des Films angeht, so trug "Einer flog über das Kuckucksnest" entscheidend zu einer veränderten gesellschaftlichen Wahrnehmung psychisch Kranker und zur Abschaffung der Lobotomie bei. Bemerkenswert ist zudem, dass vergleichbare amerikanische Institutionen nach Erscheinen des Films eine Dokumentation drehten, um das eigene Bild in der Öffentlichkeit wieder aufzubessern. Dieser Schachzug ging jedoch gründlich nach hinten los, da die realen Zustände zu noch größerer Empörung in der Öffentlichkeit führten.
Milos Formans Drama wird seinem Klassikerstatus letztlich vollkommen gerecht und ist mit der eingehenden Beschäftigung mit einem Tabuthema nach wie vor brandaktuell. Lustige wie traurige Momente werden eingebettet in eine fesselnde Story, welche von einem herausragenden Darstellerensemble getragen wird. Ein Film, der zum Nachdenken anregt über die verschiedenen Institutionen unserer Gesellschaft, über den Missbrauch von Macht, über die Definition von Regeln und wer sie festlegt. Und ganz allgemein darüber, was eigentlich "Normalität" bedeutet und ob in ihr nicht vielleicht der wahre Wahnsinn schlummert.
Während David Finchers Biopic über Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bei Erscheinen im Jahr 2010 noch durch und durch den Zeitgeist atmete, scheinen die Rechtsstreitigkeiten, die mit dem Aufstieg des sozialen Netzwerks einhergingen aus heutiger Sicht bereits im Nebeldunst einer weit entfernten Vergangenheit zu liegen. Allzu rasch hat sich das Rad der Zeit seither weitergedreht und ist die Technik, die hier noch als neu und innovativ angepriesen wird, aus dem Alltag schon längst nicht mehr wegzudenken. Meiner Einschätzung nach dürfte Facebook für die Generation der heute 13-14 Jährigen bereits wie ein alter, aber immerhin noch existierender Vorreiter der digitalen Vernetzung daherkommen. Dementsprechend amüsant sind aus heutiger Sicht auch jene Szenen des Films, in denen sich die Macher von Facebook ungläubig über ein paar tausend Klicks am Tag oder einige hundert neue Mitglieder in wenigen Tagen freuen.
Von seiner erzählerischen Kraft hat Finchers Film indes nichts eingebüßt, sodass "The Social Network" über die volle Laufzeit kurzweilige Unterhaltung bietet. In Ermangelung von Actionszenen bezieht der Film einen Großteil seiner Spannung dabei aus den geschliffen scharfen Dialogen, die bisweilen in einem atemberaubenden Tempo vorgetragen werden, welches den einen oder anderen Zuschauer abschrecken könnte. Zunächst mutet Zuckerbergs Geschichte noch wie die typische amerikanische Erfolgsstory an, doch nach und nach wird klar, dass Fincher mehr zu erzählen hat, als nur das übliche Vom-armen-Studenten-zum-Millionär Muster. Die Geschichte von Facebook inszeniert als er eine Geschichte über Verrat, Enttäuschungen, Geldgier und vor allem über zerbrochene Freundschaften und stellt die Frage, die zwangsläufig kommen muss, wenn man sich mit sozialen Netzwerken des Internets befasst: Wie viele meiner tausend Facebook-Freunde sind tatsächlich "echte" Freunde?
Jesse Eisenberg als Mark Zuckerberg legt seine Interpretation des Facebook-Gründers irgendwo zwischen weltfremden Nerd mit beinahe autistischen Zügen und eiskalt berechnendem Geschäftsmann an. Trotz seines egoistischen Verhaltens und seiner abwertenden Sicht auf Frauen wünscht man ihm doch Glück bei der Verwirklichung seines Unternehmens, da in seiner Rolle auch immer wieder der sympathische Außenseiter von Nebenan durchscheint. Gleichzeitig fällt es jedoch auch nicht schwer, Verständnis für den von Andrew Garfield verkörperten Mitbegründer Eduardo Saverin aufzubringen, der sich ebenso betrogen fühlt wie die Ruder-Zwillinge Winklevoss, welche sich als wahre Erfinder von Facebook sehen. Durch diese vielen unterschiedlichen Perspektiven wird "The Social Network" auch zu einem Spiel mit der Realität, da sich der Zuschauer nie ganz sicher sein kann, wer denn nun die Wahrheit sagt und Fincher in dieser Frage auch nicht eindeutig Position bezieht. Kleinere Andeutungen auf seine Sicht der Dinge lassen sich maximal in der Anfangs- und Schlussszene des Films ausmachen, welche die Handlung dieser stimmigen Mischung aus Thriller und Drama perfekt einrahmen.
Somit ist "The Social Network" letztlich ein eher untypisch wirkender Beitrag innerhalb der Filmographie des Regisseurs, vereint jedoch gleichzeitig viele seiner Stärken in Sachen Figurenzeichnung und Spannungsaufbau in sich. Getragen von einem überzeugenden Cast und eingefangen in kühlen Bildern wird die Geschichte hinter der Facebook-Gründung zu einem durchweg sehenswerten Filmgenuss. Einzig im Vergleich mit Ausnahmewerken wie "Sieben" und "Fight Club" zieht der Film den Kürzeren, denn dafür ist Zuckerbergs Story dann doch etwas zu unspektakulär.
Ian McKellen in Herr der Ringe
Noomi Rapace in der Millennium Trilogie
Heath Ledger in The Dark Knight
Robin Williams in Jumanji
Uma Thurman in Kill Bill
Roberto Benigni in Das Leben ist schön
Kathy Bates in Misery & Dolores
Logan Lerman in Vielleicht lieber morgen
Anthony Perkins in Psycho
Ulrich Mühe in Das Leben der Anderen
Jamie Lee Curtis in True Lies
Jim Carrey in Die Truman Show
Liam Neeson in Schindlers Liste
Sylvie Testud in Jenseits der Stille
Johnny Depp in Blow
Leonardo DiCaprio in Aviator
Um nur mal beispielhaft Schauspielleistungen zu nennen, die mich zum lachen, weinen, gruseln, mitfiebern oder in sonst einer Form berührt haben.
Respekt für so einen ausgeprägten Ranking-Fetisch ;)
Dass Samuel L. Jackson hier auf der 1 steht, wundert mich nun gar nicht. Es ist manchmal schwieriger einen Film ohne ihn zu finden, als solche mit ihm.^^
Starker Artikel, Fenri :) Besonders einprägsam fand ich: " Die Traumfabrik schenkt dann die Träume, die sie anderen gestohlen hat." Das ist ein sehr passendes Bild. Wenn Scorsese zu Bio zählt, hab ich diese Woche ja immerhin ein Mal schon gesund gegessen ;D. Ansonsten werde ich aber wohl doch meist bei Aldikost bleiben. Ob auf der Verpackung nämlich Disney, Fox oder Sony steht, interessiert mich dann doch einfach zu wenig. Und wenn ich Infinity War im schicken, alten Vorortkino schaue, ist ja zumindest schon mal ein Anfang gemacht^^
Ein Reboot erscheint mir vernünftig. Den Film einfach ignorieren und in einer Serie das enorme Potenzial dieser genialen Bücher wenigstens mal ansatzweise nutzen. "Westworld" beweist doch, dass diese Mischung aus SciFi und Western auch von der breiten Masse angenommen wird, solange ein gutes Drehbuch dahinter steckt. Und der King-Hype ist seit der Neuverfilmung von "ES" auch gegeben. Also springt auf Charlie Tschuff-Tschuff und los geht die Fahrt...
Gemessen daran, dass es sich um eine TV-Produktion handelt, die inzwischen auch schon 14 Jahre auf dem Buckel hat, bekommt man hier einen erstaunlich gelungenen Fantasy-Zweiteiler unter der Regie von Uli Edel geboten. Die Riege der Hauptdarsteller um Benno Fürmann und Kristanna Loken weiß zu überzeugen, während prominente Nebendarsteller wie Max von Sydow, Götz Otto, Ralf Moeller und der damals noch weitgehend unbekannte Robert Pattinson dem Ganzen das gewisse Etwas geben. Die Inszenierung ist flott und schnörkellos, die Schauwerte schwanken zwischen schöner Landschaft und trashigem Greenscreen und die Musik ist wunderbar episch. Dadurch dass der Film die klassische Nibelungensage recht frei interpretiert, ist er zudem auch für Kenner nicht vollkommen vorhersehbar. Zwar hätte es hier und da noch etwas dreckiger zugehen können, aber insgesamt empfinde ich die ganze Machart als viel zu charmant, um groß darüber zu meckern.
Liebe, Intrigen, Verrat, Magie, Schwerterklirren und ein feuerspeiender Drache! In jedem Fall um tausend Goldschätze besser, als alles, was Sat1 seither hervorgebracht hat.
"Wir leben in einer Welt, in der Traum und Wirklichkeit nah beieinander liegen, in der Tatsachen oft wie Fantasiegebilde erscheinen, die wir uns nicht erklären können. Können Sie Wahrheit und Lüge unterscheiden? Dazu müssen Sie über Ihr Denken hinaus gehen und Ihren Geist dem Unglaublichen öffnen. X-Factor - Das Unfassbare präsentiert von Jonathan Frakes."
"X-Factor" wirkt in der heutigen Fernsehlandschaft wie aus der Zeit gefallen. Hier wird kein Star gesucht, kein Model gecastet, nicht gekocht, getrödelt oder Kindergeburtstag für Erwachsene gefeiert. Stattdessen werden fünf schaurige Geschichten erzählt und der Zuschauer darf mitraten, welche davon wahr und welche falsch sind. Ein Konzept, das wie aus einer anderen Ära erscheint, jedoch immerhin ein nicht unerhebliches Maß an Interaktivität birgt. Wie jedoch hat es diese Serie geschafft seit nun fast 20 Jahren quasi ununterbrochen neben Reality TV und trashigen Katastrophenfilmen auf RTL II zu überdauern?
Nun - neben einer großen Portion Nostalgie ist es wohl eben diese Einzigartigkeit, die "X-Factor" noch in der x-ten Wiederholung sehenswert macht. Da ist ein Moderator, der mit seiner mysteriösen Aura selbst aus einer der Geschichten entsprungen zu sein scheint. Und damit rede ich natürlich von Jonathan Frakes, obgleich auch James Brolin als Mann der ersten Staffel seine Sache gut macht. Da ist ein Studio, das einem wahren Horrorkabinett gleicht, so als ob jeder Werwolf, jeder Geist und jeder Vampir dieser Welt seine Habseligkeiten bei Frakes zur Aufbewahrung abgegeben hätte. Da sind diese faszinierenden optischen Täuschungen, die zu Beginn jeder Sendung präsentiert werden und sogleich auf das Kommende einstimmen. Und da sind eben vor allem verdammt viele gruselige Geschichten.
Als Erwachsener erscheinen mir diese Geschichten zwar wesentlich vorhersehbarer als früher, doch als Kind war ich jedes Mal total verblüfft, wenn die tote Katze plötzlich auf dem Foto erscheint, der Mann, der sein Auto sucht auf einmal tot im Kofferraum des Wagens liegt oder die Frau, deren Urlaub wir ausgiebig verfolgt haben, sich am Ende der Geschichte als Geist entpuppt. Und zum Schluss natürlich die Auflösung! Oh Nein, diese furchtbare Geschichte ist wirklich wahr! Das hat mein junges Gehirn damals wirklich erschüttert. Heute dagegen muss ich allenfalls schmunzeln, wenn Frakes mit ernster Miene verkündet, dass sich Vergleichbares irgendwann in den 60er Jahren an der Ostküste ereignet hat. Genauere Angaben sind bei "X-Factor" schließlich die große Ausnahme. Alles spielt sich ungefähr in dem und dem Jahrzehnt ab. Meistens an der Ostküste. Das war für mich als Kind besonders schlimm, schließlich verbrachte ich die Sommerferien mit meinen Eltern öfters an der Ostsee.
Besonderen Eindruck hinterließen auch die Geschichten, die von Kindern handelten, denn da war das Identifikationspotenzial natürlich enorm groß. Eine gute Nachricht an alle, die sich wegen der Geschichte "Monster im Schrank" auch so sehr gefürchtet haben wie ich, gleich vorne weg: Der Junge ist gesund und munter wieder aufgetaucht! Der Schrank besaß eine Luke zum Dachboden, auf dem sich der Junge versteckt gehalten hat. Wie es danach weiterging, können Interessierte hier nachlesen: https://www.strangerdimensions.com/2016/03/28/beyond-belief-kid-closet/
Andere Kinder der X-Factor Storys hatten weniger Glück. Wie der kleine Nachwuchsfeuerwehrmann, der bei einem Brand ums Leben kam, der Junge, der von leuchtend roten Augen geplagt wurde oder das Mädchen, das einen Tintenfisch zur Welt brachte. Ja, bisweilen bot die Sendung auch Kurioses. Dazu zählt auch die Folge, in der ein dicklicher Mann mit Halbglatze durch einen verzauberten Mantel Superkräfte erhält oder ein Zirkuspferd, das Buchstabieren kann und damit bei der Suche nach einem verschwundenen Kind hilft. Interessant wurde es auch, wenn historische Ereignisse eine Rolle spielten. So etwa der vorhergesagte Untergang der Titanic, der Absturz der Hindenburg oder die Überfälle der James-Bande. Auch schön schaurig ist Napoleons Stuhl ( https://www.paris360.de/magazin/napoleons-stuhl ) und diese fiese Puppe: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_(Puppe)
Meine persönliche Nemesis ist jedoch diese Folge, in der sich eine Frau aufgrund eines Fluchs für immer als hässlich und entstellt im Spiegel wahrnimmt: https://www.youtube.com/watch?v=xXQvpgO-ghw
Dieser Schrecken war damals eindeutig zu viel für mein kindliches Gemüt.
Inzwischen weiß ich natürlich, dass "X-Factor" sich so Manches von Sendungen wie "Twilight Zone" abgeschaut hat und dennoch ist diese besondere Faszination auch bei meinem aktuellen Rewatch erhalten geblieben. Dass die Sendung für Kinder nicht ganz ungefährlich ist, ist übrigens 2012(!) dann auch der KJM aufgefallen, die "X-Factor" durch die Vermischung von Wahrheit und Fiktion (welch hochaktuelles politisches Thema!) als bedenklich für unter 12Jährige einstufte. Dies hat zur Folge, dass die Sendung im Vormittagsprogramm bei RTL II stark gekürzt läuft und einige Folgen sogar überhaupt nicht gesendet werden dürfen.
Schade, schade kann ich da nur sagen. Ich bin wie viele andere meiner Generation schon längst traumatisiert...
Eine Serie würde ich auch begrüßen. Allerdings jetzt noch nicht, sondern frühestens nach Abschluss der Phantastischen Tierwesen. Ein großer Vorzug einer Serie wäre es, den Internatsalltag zeigen zu können: Unterrichtsstunden, Quidditch etc. Die Zahl der spannenden Nebenfiguren, die man besser ausleuchten könnte, ist ja quasi unendlich. Charakterentwicklungen könnten viel nachvollziehbarer gestaltet werden.
Problematisch könnte vielleicht sein, dass man zu Beginn einen Cast hat, der aus lauter 11 Jährigen besteht und nicht abzusehen ist wie diese sich schauspielerisch entwickeln. Ich weiß nicht, ob es so etwas in der Größenordnung schon mal bei einer Serie gegeben hat. Natürlich gab es zu Beginn von Game of Thrones etwa auch mehrere Kinderdarsteller, die mussten die Handlung aber nicht zu einem Großteil im Alleingang stemmen, was bei Harry Potter schon eher der Fall wäre.
Sollte ich mal bei Jauch aufm Stuhl sitzen und es käme eine Frage zu amerikanischen Serien der 70er-90er würde ich definitiv meinen Dad anrufen. Ich glaube er würde nicht sonderlich ins Schwitzen kommen, wenn man ihn fragt, wer in Folge 73 von Die Straßen von San Francisco der Mörder war oder welche Sorte Kaugummi MacGyver am häufigsten verwendet hat.
Mit meiner Mum verbinde ich eher die Serien von ARD und ZDF: Unser Charly, Forsthaus Falkenau, Die Rettungsflieger, Schlosshotel Orth, Der Landarzt usw.
Ich als fantasyvernarrter Sohn hab sie aber auch immer mal wieder dazu gekriegt Sachen wie Hercules, Xena, Mystic Knights, Relic Hunter und Die verlorene Welt einzuschalten.
Für die mit Abstand heftigsten Alpträume war X-Factor: Das Unfassbare zuständig. Sollte Jauch dazu eine Frage haben, werd ich keinen Joker brauchen...
Während der Sichtung von "Arlington Road" beschlich mich immer wieder ein leichtes Deja Vu Gefühl und tatsächlich bastelt der Film seine Geschichte aus realen Ereignissen zusammen. Vornehmlich sind dies der Konflikt in Ruby Ridge (1992) und der Anschlag in Oklahoma City (1995). Was nach einer starken Basis für einen packenden Thriller klingt, erwies sich für mich jedoch eher als enttäuschende Angelegenheit.
Nach einer schockierenden Anfangsszene, die einen harten Gore Streifen erwarten lässt, nimmt sich Mark Pellingtons Film viel Zeit, um die Figuren und ihre Ausgangslage zu etablieren. So kreisen zwei Drittel des Films hauptsächlich um die Frage, ob der Nachbar des von Jeff Bridges verkörperten Michael Faraday ein Terrorist ist oder nicht. Dabei hält er sich für meinen Geschmack viel zu lange mit Details wie etwa der Namensänderung des Nachbarn auf. Bis hierhin kommt man somit nur auf seine Kosten, wenn man ein Faible für bürokratische Feinheiten hat. Spannung kommt nur dann auf, wenn es zur Konfrontation zwischen Faraday und dem von Tim Robbins gespielten Nachbarn Oliver Lang kommt. Da die Handlung aber lange Zeit nicht vorwärts kommt, fallen diese Begegnungen reichlich redundant aus. Von einem fesselnden Psychoduell ist der Film jedenfalls trotz der guten Darsteller ein gutes Stück entfernt. Eine längere Rückblende lässt schließlich die Erwartungshaltung aufkommen, dass die Vorgänge möglicherweise doch nicht so einfach sind wie sie erscheinen. Nur leider wird diese Erwartung am Ende nicht erfüllt.
Nachfolgend SPOILER:
Erst im letzten Drittel ziehen die Macher dann endlich mehr an der Spannungsschraube, was aber leider auf Kosten der Logik geschieht. Dass die Terroristen Faradays Verhalten genau vorsehen, Gartenpartys und ein Pfadfinderlager(!) organisieren und so leicht das FBI übertölpeln können, erscheint schon recht eigenartig. Aber es sind auch die Details, die nicht stimmig wirken. So hat Faraday nach der Entführung seines Sohnes nichts Besseres zu tun, als erst einmal gemütlich eine Runde spazieren zu gehen. Sein Freund vom FBI reagiert auf den tödlichen Autounfall der Freundin mit Sprüchen wie "Reiß dich zusammen!" und auch der Vater des vorherigen Sündenbocks der Terroristen zeigt keinerlei Initiative, die Hintergründe aufklären zu wollen. Hinzu kommt, dass viele Entwicklungen des Films sich nur deshalb ergeben, weil das böse Nachbarspaar immer wieder wie von Geisterhand hinter Faraday und seiner Freundin auftaucht. Dass schließlich auch einige von Faradays Studenten und somit sein halbes Umfeld der Terrorgruppe angehört, erschien mir ebenfalls reichlich überzogen.
So ist "Arlington Road" ein insgesamt ordentlich inszenierter Film mit guten Darstellern, der jedoch keine großen Überraschungen bietet und nach zähem Beginn genau dann endet, wenn er eben versprach interessanter zu werden.
Nebelschleier liegen über dem Wasser. Giftgrüner Dampf steigt empor. Ratten huschen die Kaimauer entlang. Möwen zanken sich um fortgeworfene Fleischreste. Der Gestank von Fischabfällen und alten Ölfässern hängt in der Luft. Unser Weg führt uns durch verwinkelte Gassen, an maroden Häusern vorbei - zum Jahrmarkt. Dorthin, wo die Menge sich um einen Bären von Mann schart. Ein Mann, der so stark ist, dass er die Ketten um seinen Körper kraft seines bloßen Willens zu sprengen vermag...Willkommen Fremder in der Stadt der verlorenen Kinder!
Das Regieduo Caro und Jeunet inszenierte 1995 ein unglaublich atmosphärisches Werk, ein groteskes Schauermärchen, das bisweilen an die düsteren Tim Burton Streifen wie "Sleepy Hollow" erinnert. Eine ganz besondere Mischung aus Steampunk und Horror, eine faszinierende Welt, die man so schnell nicht wieder vergisst. Ohne Umschweife und lange Einführung werfen sie den Zuschauer in diese skurrile Stadt, diesen finsteren, alles aufsaugenden Moloch. Wir erfahren, dass ein seltsamer Geheimbund, dessen Mitglieder sich Zyklopen nennen, kleine Kinder verschleppt. Unter diesen Kindern ist auch der kleine Bruder des sanften Riesen One, der sich zusammen mit der schlagfertigen Miette an die Fersen der Entführer heftet. Dieser direkte Einstieg sorgte bei mir in den ersten Minuten zwar für reichlich Verwirrung, aber schnell wird klar, wohin die Reise geht. Die Story des Films ist letztlich simpel, aber nicht zu simpel. Der Score von David Lynchs Stammkomponisten Angelo Badalamenti ist unaufdringlich, die Kostüme sicherlich ein Novum innerhalb der Arbeit des Designers Jean-Paul Gaultier.
Auch der Cast weiß zu gefallen. Eine bessere Besetzung als Charakterkopf Ron Perlman in der Rolle des gutmütigen Hünen erscheint mir kaum vorstellbar. Perlman fügt sich mit seiner markanten Statur perfekt in diese groteske Szenerie ein. An seiner Seite überzeugt Judith Vittet als die tapfere Miette ebenso wie der Rest des Ensembles, welches neben bösartigen Zwillingen und geklonten Zwergen auch aus einem sprechenden Gehirn besteht. Neben einigen schwarzhumorigen Momenten erzeugt der Film immer wieder auch wahrhaft alptraumhafte Bilder, gerade der Beginn ist in diesem Zusammenhang schon erwähnenswert. Die Effekte sind dabei größtenteils auf einem wirklich guten Niveau und stellen eine wahre Wohltat im Vergleich zu modernen CGI Gewittern dar. Insbesondere eine Szene gegen Ende hat es mir dabei angetan, gibt es doch - ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen - genug Beispiele für Hollywood Blockbuster, in denen eben jener Effekt vollkommen misslungen ist. Angesichts all dieser bizarren Figuren und diesem Feuerwerk an kreativen Einfällen ist "Die Stadt..." jedoch kein Wimmelbild geworden. Hier kann man nicht auf Stop drücken und in jeder Ecke ein neues Detail entdecken. Vielmehr fügen sich all diesen Ideen stimmig in die Handlung ein und sind nicht bloß um ihrer selbst willen vorhanden.
"Die Stadt der verlorenen Kinder" ist eine seltene Mixtur aus Komischem und Tragischem, ein Lobgesang auf die Kraft der Fantasie und ein echtes Kleinod in der Filmwelt.
In seiner Verfilmung des berühmten Stoffes verlegte Roger Kumble den ursprünglich im 18. Jhd. spielenden Briefroman "Gefährliche Liebschaften" in die Gegenwart der späten 90er. Herausgekommen ist ein sehenswertes Intrigenspiel um die Stiefgeschwister Kathryn und Sebastian, die eine perfide Wette abschließen. Wenngleich der typische 90er Flair von "Eiskalte Engel" aus heutiger Sicht bereits wieder veraltet erscheinen mag, so haftet der Geschichte um Liebe, Sex und öffentlichem Ruf doch eine gewisse Zeitlosigkeit an.
Ein zentraler Baustein für den Erfolg des Films ist dabei der gut ausgewählte Cast, der das Who's Who der aufstrebenden Jungdarsteller jenes Jahrzehnts vereint. Ryan Phillippe kann als smarter Verführer ebenso überzeugen wie Reese Witherspoon als keuscher Gegenentwurf und Selma Blair hat als naives Dummerchen die Lacher auf ihrer Seite. Herausstechend ist jedoch in erster Linie die Performance von "Buffy"-Star Sarah Michelle Gellar als durchtriebenes Luder ohne jede Moral. Sie alle repräsentieren gelangweilte Kids der Upper Class, die in Dekadenz schwelgen und scheinbar ohne jede Autoritätsperson auskommen müssen. So ist es dann auch nur konsequent, dass hier Eltern ähnlich wie bei den "Peanuts" so gut wie keine Rolle spielen, sagt das intrigante Treiben der Jungspunde doch bereits genug über die Vorbildfunktion der älteren Generation aus.
"Eiskalte Engel" ist dabei dynamisch erzählt und bleibt seiner bittersüßen Linie konsequent bis zum Schluss treu. Neben der von protzendem Reichtum geprägten Atmosphäre überzeugen vor allem auch die zweideutigen Dialoge sowie der grandiose Soundtrack, der das Geschehen perfekt unterlegt. Sogar eine feministische Botschaft lässt sich entdecken, wenn die von Gellar verkörperte Femme Fatale ihren Stiefbruder darauf aufmerksam macht, dass seine sexuellen Ausschweifungen seinem Ruf zuträglich sind, während sie jene geheim halten muss, um nicht als Schulschlampe gebrandmarkt zu werden. Diese gesellschaftskritischen Ansätze sind dabei jedoch subtil genug eingebaut, um nicht als permanentes Wedeln mit dem erhobenen Zeigefinger zu erscheinen. Angesichts dieser gelungenen Mischung aus Unterhaltung und Anspruch lassen sich die eine oder andere erzählerische Schwäche des Films sowie einige arg konstruierte Situationen auch gerne verzeihen.
Während die beiden Direct-to-DVD Ableger trotz des Mitwirkens von Amy Adams sicherlich nur für eingefleischte Fans erträglich sind, sticht das "Original" bis heute unter den zahlreichen Teenie-Filmen hervor - und das nicht nur wegen der oft zitierten Kussszene im Park. Einzig den penetrant häufig genannten Namen Sebastian (sprich:"Sebäästschen") werde ich wohl in den nächsten Wochen leider nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
Könnte ein cooler Plottwist werden:
Tony, ich bin dein Vater!
Neeeiiiinnn!!!
"Zwielicht" ist einer jener Filme, die von einigen bestimmten Szenen sowie einem ausgezeichneten Cast leben. Während einige besondere Momente hervorstechen, lässt sich der Großteil der Handlung eher als solide bezeichnen. Die Art der Inszenierung dieses Gerichtsdramas ist recht konventionell und fällt ohne große Raffinesse aus, die Schauplätze wirken bisweilen kulissenhaft und insgesamt kommt "Zwielicht" aus heutiger Sicht durchaus etwas altbacken daher. Nebenkriegsschauplätze und falsche Fährten tragen dazu bei, dass die Handlung mitunter auf der Stelle tritt und sich von der mit Abstand interessantesten Figur des Films - dem des Mordes am Erzbischof Angeklagten Aaron Stampler - entfernt.
Somit verschenkt Gregory Hoblits Film einiges an Potenzial, indem er sich nicht noch mehr auf die Psychologie dieses Charakters fokussiert. Diesbezüglich hätte ich mir vor allem noch weitere gemeinsame Szenen von Edward Norton und Frances McDormand gewünscht.
Nichtsdestotrotz vermag "Zwielicht" das Interesse am Weiterschauen wach zu halten, auch wenn etwa die immer wieder eingestreuten Flirts zwischen Richard Gere, der als taktierender und zugleich reichlich eitel daherkommender Anwalt ideal besetzt ist und der von Laura Linney verkörperten Staatsanwältin, die Handlung immer wieder ausbremsen. Der Hauptgrund für das Aufrechterhalten des Interesses liegt dabei in der genialen Performance von Edward Norton, dem seine Rolle in "Zwielicht" zum Durchbruch in Hollywood verhalf und auch eine erste Oscarnominierung einbrachte.
Nachfolgend SPOILER:
Das Ende des Films stellt einerseits natürlich eine clevere Schlusspointe dar, fühlt sich andererseits aber auch inkonsequent an. Ist die Enthüllung, dass Aaron Stampler gar nicht unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet, tatsächlich so bedeutsam wie es der Film vorgaukelt? Unter juristischen Gesichtspunkten lässt sich diese Frage mit Leichtigkeit mit "Ja" beantworten, denn diese Enthüllung hat zur Folge, dass Stamplers Tat nun nicht mehr auf eine Krankheit zurückzuführen ist, sondern vorsätzlich begangen wurde. Doch wie gestaltet sich der Fall unter moralischen Aspekten? Ist Stampler das personifizierte Böse wie es das Filmende suggeriert, nur weil er sich an dem Mann gerächt hat, der sowohl sein Vertrauen missbraucht, als ihn auch körperlich misshandelt hat? Einem Mann, von dem wir im Laufe des Films erfahren, dass er außerdem in dubiose Immobiliengeschäfte verwickelt war? Wirkt Stamplers Reaktion auf den Vertrauensbruch und den sexuellen Missbrauch nicht vielmehr absolut nachvollziehbar und ist es da nicht nur logisch, dass er sich eine Strategie überlegt, um der Todesstrafe zu entgehen?
Angesichts all dieser Fragen erscheint der finale Twist des Films eher schwammig und nicht konsequent genug in seiner Umsetzung. Hätte sich der Missbrauch etwa auch als Erfindung herausgestellt, wäre die Inszenierung von Stampler als Teufel in Menschengestalt sinniger gewesen. So aber bleibt der Verdacht, dass es nicht nur einen Roy, sondern tatsächlich auch einen Aaron in diesem Körper gibt und Stampler diesen ängstlichen und verschüchterten Teil seiner Persönlichkeit nur unterdrückt, um sein Trauma zu verarbeiten. Und wenn es den Aaron in ihm wirklich gibt, sollten wir als Zuschauer ihm dann nicht ebenso viel Mitgefühl entgegenbringen wie es sein Anwalt zunächst tut?
Im Nachhinein betrachtet dürfte es wohl ein Vorteil gewesen sein, dass ich die Geschichte von "Ben Hur" vorher nicht kannte und die vorherigen Verfilmungen des Stoffs noch nicht gesehen habe. Denn hätte ich bei Sichtung der Neuverfilmung von 2016 die mit 11 Oscars bedachte Version von William Wyler im Hinterkopf gehabt, hätte ich hier womöglich sogar noch weniger Punkte vergeben. Ohne Vorkenntnisse konnte ich so zumindest das Fundament einer im Kern interessanten Geschichte ausmachen, die hier erzählt wird.
Timur Bekmambetovs kläglicher Versuch eines großes Historienepos scheitert auf so gut wie allen Ebenen. Dies fängt schon beim Drehbuch an, welches unglaublich wirr und zusammenhanglos daherkommt. "Show don't tell" heißt eine beliebte Devise im Filmgeschäft und auch wenn ich grundsätzlich an einer gut eingesetzten Erzählerstimme nichts auszusetzen habe, hätte Bekmambetov diese Devise vor allem in der ersten Hälfte des Streifens gerne einmal beherzigen dürfen. Diese erste Stunde des Films ist nämlich vollgepackt mit unausgegorenen Zeitsprüngen und Rückblenden, die von verschiedenen Erzählerstimmen unterlegt werden.
Das läuft dann ungefähr so ab:
Nach Szene 1 kommt die Einblendung "5 Jahre später". Daraufhin begegnen sich die Figuren aus Szene 1 in Szene 2 wieder und Figur A erzählt Figur B, was sie in den vergangenen 5 Jahren erlebt hat. Anschließend fragt Figur A nach den Erlebnissen von Figur B, die Figur B dann ausführt. Danach erfolgt wieder ein Zeitsprung, der zu Szene 3 überleitet, wo sich das Prozedere wiederholt. Wer das jetzt schon beim Lesen verwirrend fand, hat einen guten Eindruck davon gewonnen wie krude dieser Film aufgebaut ist.
Hinzu kommt, dass die Motive der Figuren weitestgehend im Dunkeln bleiben. So taucht hier etwa die Gruppe der Zeloten auf, die eine nicht unwesentliche Rolle für den Fortlauf der Handlung spielen. "Ben Hur" gelingt es jedoch zu keiner Zeit zu beleuchten, welche Motivation hinter diesen Handlungen steckt und wie die Zeloten in das komplexe Machtgefüge zwischen Römern und Juden passen. Ähnliches gilt auch für die Hauptcharaktere. Während die Figur des Judah Ben-Hur vollkommen nichtssagend und blass bleibt, schwankt sein Konterpart Messala auf so groteske Weise zwischen liebevollem Bruder und kaltherzigem Tyrannen, dass die meisten Szenen mit ihm von einer unfreiwilligen Komik sind.
Dies wiederum führt mich zum Cast und auch hier gibt es viel zu bemängeln. Während Jack Hustons Performance in der Titelrolle jede emotionale Tiefe abgeht, seine Leistung jedoch insgesamt noch als annehmbar zu bewerten ist, ist Toby Kebbell als sein wankelmütiger Adoptivbruder eine regelrechte Zumutung. In so manchen Vorabendserien im TV lässt sich besseres Schauspiel antreffen, als das, was Kebbell hier abliefert. Morgan Freeman hingegen spult uninspiriert sein Programm runter, vermag aber selbst auf diese Weise noch die Hälfte des Casts an die Wand zu spielen. Einzig Pilou Asbaek in der Rolle des Pontius Pilatus lässt hier und da aufblitzen, was mit einem besseren Drehbuch vielleicht möglich gewesen wäre.
Als ich nach dem Wagenrennen, das sich bisweilen wie "Fast & Furious" mit Pferden anfühlt und ebenso wie der gesamte Film mit billigem CGI zugeklatscht wird, dachte, dass dieser schlechte Film nun wenigstens ein für das Genre des Monumentalfilms schnelles Ende gefunden hat, wird zu allem Überfluss auch noch die bis dahin nur angerissene Passionsgeschichte weiter verfolgt. Die Sequenzen um den von Rodrigo Santoro verkörperten Jesus fügen sich so gar nicht stimmig in das Gesamtbild ein und sind stets mit einer fetten Moralkeule verbunden. Auf diese Weise endet "Ben Hur" schließlich als alberner Missionierungskitsch.
Ich habe noch nicht einmal die Hälfte aller Schwächen dieses Machwerks aufgelistet, aber alles weitere spare ich mir an dieser Stelle einfach mal. "Ben Hur" von 2016 ist zusammengefasst eine mittelschwere filmische Katastrophe.
Bevor ich auf den Film selbst zu sprechen komme, möchte ich anmerken wie irreführend die Werbung für "L.A. Confidential" ausfällt. Wer sich Plakate, DVD-Cover usw. ansieht, kann leicht zu dem Schluss kommen, dass Kim Basinger und Kevin Spacey die Hauptrollen in diesem Neo-Noir Streifen bekleiden. Tatsächlich haben die beiden jedoch eher größere Nebenrollen, während die eigentlichen Hauptdarsteller Guy Pearce und Russell Crowe sind. Die waren jedoch bei Erscheinen des Films vermutlich noch zu unbekannt, sodass man in der Außendarstellung lieber auf die Starpower des Duos Basinger/Spacey setzte. Dem Spaß am Film selbst tut dies natürlich keinen Abbruch, doch insbesondere die Enttäuschung einiger Spacey Fans in den Kommentaren lässt darauf schließen, dass hier falsche Erwartungen geweckt wurden.
Curtis Hansons Verbeugung vor den Klassikern der 50er Jahre atmet mit jeder Pore den Geist jener Zeit und präsentiert ein Hollywood zwischen schillernder Fassade, dekadenter Ausschweifung, Gewalt und Korruption. Die imposanten Straßenkreuzer, eleganten Kostüme und noblen Villen stehen dabei in einem fast schon absurden Kontrast zu den dreckigen Hinterhöfen und heruntergekommenen Bruchbuden der Stadt. So facettenreich wie L.A. selbst gestaltet sich dann auch die örtliche Polizei, wo Tugenden wie der Sinn nach Gerechtigkeit auf Intrigen und Verrat treffen.
Stellvertretend für diesen Sinn nach Gerechtigkeit steht die Figur des von Guy Pearce verkörperten Ed Exley. Ein zweifellos polarisierender Charakter - denn so ehrbar Exleys von jugendhafter Naivität begleitetes Einhalten seines Moralkodex auch sein mag, so überkorrekt und pedantisch erscheint es auch, wenn er seine Kollegen ohne mit der Wimper zu zucken in die Pfanne haut. Hinzu kommt, dass der Zuschauer lange Zeit über im Dunkeln tappt, ob Exleys Gerechtigkeitssinn tatsächlich aufrichtig ist oder nicht vielmehr seinem Ehrgeiz und seinem Wunsch nach öffentlicher Anerkennung entspringt. Der von Russell Crowe gespielte Bud White indes ist aus gänzlich anderem Holz geschnitzt. Zwar lassen sich zwischen ihm und Exley hinsichtlich ihres Strebens nach Gerechtigkeit gewisse Gemeinsamkeiten entdecken, doch gleichzeitig ist White Jemand, der lieber erst die Fäuste sprechen lässt, ehe er Fragen stellt, leicht aufbrausend wird und zunächst wie ein tumber Schläger daherkommt. Der von Kevin Spacey gespielte dritte Ermittler Jack Vincennes hingegen hat den eigentlichen Sinn seiner Arbeit vollkommen aus den Augen verloren und fällt vor allem durch seine gute Vernetzung und diverse Schmiergeldgeschäfte auf. So sind es neben der großartigen 50er Jahre Atmosphäre besonders diese ambivalenten Charaktere, ihre Beziehungen untereinander und die Entwicklungen, die sie erleben, die "L.A. Confidential" so sehenswert machen. Ein Beispiel hierfür ist auch die Parallele zwischen Exley und White, dass beide auf tragische Weise ein Elternteil verloren haben und dies ihr Handeln maßgeblich beeinflusst.
"L.A. Confidential" kommt mit relativ wenigen Actionszenen aus, bezieht aber aus den Verwicklungen der Figuren eine ungeheure Dynamik. Der Film hält mehrere spannende Wendungen bereit und ist dabei nicht übermäßig kompliziert, erfordert jedoch durchaus eine gewisse Aufmerksamkeit, um den vielen Namen und Zusammenhängen folgen zu können. Ein besonderer Pluspunkt des Films sind zudem die absolut pointierten und bisweilen auch witzigen Dialoge. Alles, was in "L.A. Confidential" gesagt wird, hat absolut Hand und Fuß, was vermutlich auch auf James Ellroys Buchvorlage zurückzuführen ist. Schwächen sehe ich allenfalls bei Kim Basingers Figur Lynn Bracken, die ein wenig zu stark als bloßer Eyecatcher ausgelegt ist und noch etwas mehr in die Handlung mit einbezogen hätte werden können. Doch selbst das schadet dem Unterhaltungswert in keiner Weise, allein schon, da Basinger wie der gesamte Cast eine hervorragende Performance abliefert.
So gelingt Curtis Hanson nicht nur eine wunderbare Hommage an den Film Noir, sondern auch ein erstklassiger moderner Copthriller. "L.A. Confidential" ist ein Film, der im Vergleich mit anderen 90er Jahre Klassikern vielleicht nicht besonders innovativ daherkommt, dafür aber das Beste aus Altbewährtem in sich vereint.
Während der erste Thor Film unter der Regie von Shakespeare Spezialist Kenneth Branagh noch ein mit einer Prise Humor gewürztes Götterdrama war und der zweite Teil weitestgehend daran anschloss, inszeniert Taika Waititi das dritte Abenteuer des Donnergotts als grellbunte Sci Fi Komödie. Selbst ebenfalls humorvoll gehaltene Vertreter des MCU wie "Ant-Man" und "Spider Man - Homecoming" wirken dagegen im Vergleich bierernst. Leider ist der Witz dieser überlangen Weltraum-Sitcom nicht einmal sonderlich originell ausgefallen, sodass sich "Thor 3" bisweilen als äußerst zähe Angelegenheit erweist.
Bereits in den ersten Minuten des Films wird deutlich, dass Waititi gar nicht erst versucht, eine einigermaßen sinnige Geschichte zu erzählen. Vielmehr sind Figuren wie Thor und sein Stiefbruder Loki hier bis hin zur Karikatur überzeichnet und agieren vollkommen gegensätzlich zu ihrem Charakter in den vorherigen MCU Filmen. Damit einher geht zwar ein gewisser Unterhaltungswert, doch vor allem sorgt diese Entscheidung dafür, dass die Figuren lächerlich erscheinen und "Thor 3" jede Tiefe abhanden kommt. Ohne Sinn und Verstand hüpfen der Donnergott und seine Freunde durch Raum und Zeit und lassen dabei keine noch so flache Pointe aus. Eben noch hat der ebenfalls zur albernen Karikatur verkommene Odin preisgegeben, dass er eine kriegswütige Tochter namens Hela hat, schon appariert diese in bester Todesser Manier aus dem Nichts. Überhaupt erhalten die Figuren in "Thor 3" zahlreiche neue Fähigkeiten bei denen man sich im Hinblick auf den bevorstehenden Infinity War fragt, wie Oberschurke Thanos nur einen Hauch von Chance gegen diesen telepathiebegabten Blitzeschleuderer und seine Kumpanen haben soll.
So erinnert der dritte Thor Film mit seinen nie endenden Albernheiten an Genrevertreter wie Schumachers "Batman" Ableger, die seinerzeit jedoch bei den Kritikern ungleich weniger wohlwollend aufgenommen wurden. Hätte Waititi diese ermüdende Abfolge von Gags wenigstens auf eine angemessene Laufzeit von etwa 90 Minuten runtergestutzt, so wäre "Thor 3" bei all seinen Fehlern zumindest ein kurzweiliges Erlebnis geworden, doch stattdessen bringt es der Regisseur tatsächlich fertig, sein immer gleiches Schema über 130 Minuten auszuwalzen. Dramatik und Spannung gehen Waititis Film angesichts dieses permanenten Augenzwinkerns gänzlich ab, sodass selbst der Verlust wichtiger Körperteile seltsam belanglos wirkt. Die fehlende emotionale Komponente ist dabei eng mit der Figur der Bösewichtin Hela verknüpft, denn diese bleibt gerade im Hinblick auf ihre Verwandtschaft zum Donnergott äußerst blass und austauschbar. So muss sich Waititi auch vorwerfen lassen, dass er das Potenzial seines prominenten Casts um Schauspielgrößen wie Cate Blanchett und Anthony Hopkins nicht auszuschöpfen vermag. Daran können dann auch selbst der ironische Auftritt von Jeff Goldblum und einige weitere ulkige Cameos nichts ändern.
Wer bei "Guardians of the Galaxy" vor lauter Lachen auf dem Boden lag und bei Superhelden Filmen in erster Linie Spektakel erwartet, wird vermutlich auch bei "Thor 3" auf seine Kosten kommen. Wer sich hingegen auch nur den Ansatz einer einigermaßen mitreißenden Story und einer gewissen Emotionalität wünscht, der wird wohl vollkommen entnervt abschalten, denn hier wird abseits einer von Rockmusik Klängen untermalten Ansammlung von Kuriositäten wenig geboten. Dass sich Waititis Film selbst innerhalb des ohnehin nicht auf großen Tiefgang ausgelegten MCU noch wie ein krasser Stilbruch anfühlt, ist wiederum schon eine bemerkenswerte Leistung und macht aus dem dritten Thor Abenteuer langatmiges, auf Hochglanz poliertes Trash Kino.
Comedian Jordan Peele gelingt mit seinem Regiedebüt "Get Out" ein intelligenter Film, der zum Nachdenken über verdeckten Rassismus einlädt, mich in Sachen Unterhaltungswert jedoch nicht vollends überzeugen kann. Ausgehend von der eher durch Beziehungskomödien bekannten Prämisse des ominösen ersten Besuchs bei den Eltern der Freundin entwickelt Peele einen Horrorstreifen, der Genrestereotype neu vermischt und dadurch erfrischend und unverbraucht erscheint.
Durch die Augen des jungen Fotografen Chris erlebt der Zuschauer auf dem Anwesen der Familie seiner Freundin Rose ein groteskes Szenario. Chris, der offenkundig über die Jahre hinweg weiße Verhaltensweisen übernommen hat und sich gerne hinter seiner Kamera versteckt, um in die Rolle des Beobachters zu schlüpfen, wird hier von Daniel Kaluuya ausgezeichnet verkörpert. Untypisch für einen Horrorfilm kommt "Get Out" in den meisten Szenen mit hellen Farben und einer äußerst sterilen Atmosphäre daher. Seinen Grusel bezieht der Film letztlich auch weniger durch billige Schockeffekte, sondern vielmehr durch die unheimliche Interaktion der Figuren. Das auffälligste Merkmal ist dabei die satirisch geprägte Rassismuskritik des Films. Diese richtet sich jedoch weniger gegen den offensichtlichen Rassismus wie er von Anhängern der Neonaziszene oder des Ku-Klux-Klan praktiziert wird, sondern vielmehr gegen einen unterschwelligen Rassismus wie er in liberal geprägten Familien vorkommen kann. So zeigt etwa die Aussage des Familienvaters gegenüber Chris, er hätte Obama wiedergewählt, wenn es möglich gewesen wäre, dass hier eine Form des Rassismus vorliegt, die nicht einfach auf das Muster des überlegenen Weißen zurückgreift, wohl aber ebenso gefährlich ist. Dieses Aufdecken einer im Liberalismus existenten Form rassistischen Denkens zieht sich dann auch durch den gesamten Film und Regisseur Peele findet in diesem Zusammenhang etwa mit einem angefahrenen Reh auch immer wieder intelligente Metaphern.
Nachfolgend SPOILER:
Einhergehend mit der Kritik an einem versteckten Rassismus zeichnet Peele das Bild einer Gesellschaft, die nach Höchstleistungen und ewiger Jugend strebt. Dabei tritt das Individuum wortwörtlich in den Hintergrund, was sich bereits zu Beginn in einem Dialog über den Leichtathleten Jesse Owens äußerst. Owens wird vom Vater der Familie nicht als Sportidol im eigentlich Sinn verstanden, sondern als Paradebeispiel für das Streben nach körperlicher Perfektion, die bereits in seinen Genen verankert ist. So stellt sich letztlich auch heraus, dass hinter dem eigenartigen Benehmen der Familie und ihrer eingeladenen Freunde kein Denken vom weißen Herrenmenschen im typischen Sinn steckt, sondern der Wunsch nach Aneignung der als attraktiv wahrgenommenen angeblichen Vorteile Schwarzer. Wie Jordan Peele das Zombiethema hier variiert, ist absolut stark und gehört zu den größten Vorzügen von "Get Out". Während es also auf inhaltlicher Ebene die Weißen sind, die die Schwarzen für sich vereinnahmen, geschieht auf stilistischer Ebene das genaue Gegenteil, da hier ein schwarzer Regisseur die Konventionen des "Weißen Kinos" umdeutet.
In die Lobeshymnen, die Peeles Film als intelligente Rassismuskritik loben, kann ich also durchaus einstimmen, doch muss ich für mich leider deutliche Abstriche beim Unterhaltungswert machen. "Get Out" ist nämlich viel zu vorhersehbar, um wirklich überraschen zu können und auch der Mix aus verschiedenen Genres schadet der Spannung eher, als dass er ihr förderlich ist. Letzteres wird insbesondere in den komödiantischen Szenen mit Chris' Kumpel Rod deutlich, die mich immer wieder aus dem eigentlichen Geschehen geworfen haben. Hinzu kommt, dass der Humor in diesen Szenen bei mir überhaupt nicht gezündet hat und ich das Verhalten dieser Figur schlicht und ergreifend als nervig empfunden habe.
Somit ist "Get Out" in meinen Augen insgesamt ein in seinem Bestreben einen verdeckten Rassismus im Alltag aufzuzeigen ehrbares Werk, das jedoch durch seinen vorhersehbaren Verlauf und einige unnötige Comedy-Einlagen viel von seiner Wirkung einbüßt. Das Cover des Films im Vorfeld gesehen zu haben reicht leider schon aus, um die Richtung zu erahnen, in die der Film gehen wird und deshalb ist es hauptsächlich Jordan Peeles Ambition, die mir imponiert und weniger die Umsetzung.
Auf mich trifft die im Artikel beschriebene Vorgehensweise vollkommen zu. Wenn ich eine Serie nach 2-3 Folgen abgebrochen habe, habe ich sie anschließend auch nicht bewertet. Eben wegen des Hintergedankens, dass diese Bewertung nicht aussagekräftig genug ist für eine Serie, die vielleicht 50 oder 100 Folgen hat. Einen Film würde ich ja auch nicht allein anhand der ersten 5 Minuten bewerten.
Das Bewerten von Serien fällt mir generell auch schwerer, weil die Rahmenbedingungen so unterschiedlich sind. Ein paar Beispiele: GZSZ und Lindenstraße haben möglicherweise mal Staffeln gehabt, die richtig klasse waren. Das fällt bei mehr als 5000 Folgen dann aber kaum ins Gewicht. Bei den Simpsons gibt es immer wieder Folgen, die ich total blödsinnig finde, andere gefallen mir dafür umso mehr. Dafür dann einen Mittelwert zu finden, finde ich sehr schwierig. Wenn ich hier bei mp Lobeshymnen auf True Detective lese, beziehen die sich fast ausschließlich auf die erste Staffel. Häufig wird dann bei der Bewertung die zweite Staffel komplett ignoriert, obwohl diese ja 50% der Gesamtserie ausmacht. Je nachdem wie eine Serie konzipiert ist, kann es auch sein, dass eine einzelne Folge zunächst wie totaler Murks wirkt, im späteren Verlauf der Serie dann aber Sinn ergibt.
Wie wichtig auch die emotionale Bindung an bestimmte Figuren über einen längeren Zeitraum ist, zeigen ja auch jüngste Beispiele aus der Filmwelt. Während dem MCU mehr Zeit zur Entfaltung gegeben wurde und langsam eine Verbindung zwischen Charakteren und Zuschauern entstand, scheitert DC bisher daran, dieses Konzept mal eben im Schnelldurchlauf zu kopieren. Dementsprechend verzeiht man dann auch eher mal eine schwache Episode oder einen schwachen Film, denn schließlich geht es um die Lieblinge, die einem über Jahre hinweg ans Herz gewachsen sind.
Spannend fände ich eine Auswertung, die mir bei Serien anzeigt, zu welchem Zeitpunkt Jemand ausgestiegen ist. Das ist nicht der Weisheit letzter Schluss, könnte aber schon ein wenig weiterhelfen.
Florida Project
Na, das hätte ich auch ohne Test sagen können^^
Vorbei ist es mit dem idyllischen Kleinstadtleben des Coffeeshop-Besitzers Tom Stall, als eines Tages zwei gewaltbereite Gangster in seinem Laden auftauchen und die Lage zu eskalieren droht...
Mit "A History of Violence" gelingt David Cronenberg ein radikales Charakterdrama, dessen Titel bereits den Ton für diesen ungemein kurzweiligen und straff inszenierten Film vorgibt. Dass es sich beim Ausgangsmaterial um eine Graphic Novel handelt, fällt hier angesichts des realistischen Stils vergleichsweise wenig auf. Viel erstaunlicher jedoch ist die für einen Hollywood Film konsequente Gewaltdarstellung, die auch innerhalb von Toms Familie zum Tragen kommt. Die Frage nach Ursache und Wirkung jener Gewalt ist neben dem Spiel mit Identitäten dann auch das Kernthema des Films. Die teils sehr drastischen und blutigen Szenen verkommen bei Cronenberg jedoch nie zum bloßen Selbstzweck, sondern fügen sich als sinnvolles Puzzlestück innerhalb der Charakterstudie ein. Umso erschreckender ist ihre Wirkung, als dass sie im krassen Gegensatz zur sonst so friedvollen Kleinstadtatmosphäre stehen und sich mit fortdauernder Handlung wie ein Virus von einer Figur auf die nächste übertragen.
Der ausgezeichnete Cast trägt schließlich ebenfalls seinen Teil zum Filmgenuss bei. Viggo Mortensens Performance als innerlich zerrissener Familienvater ist allein schon das Anschauen wert, hinzu gesellen sich weitere starke Darsteller wie Maria Bello als seine von Zweifeln geplagte Ehefrau Edie, Ed Harris als einäugiger Schurke und schließlich auch William Hurt, dessen Auftritt zwar kurz, aber auch äußerst intensiv ausfällt.
Um wirklich herauszustechen, ist mir die Handlung des Films zwar zu simpel und vermutlich wird Niemand "A History of Violence" mit dem Gefühl beenden, solch eine Geschichte noch nie gesehen zu haben, doch gleichzeitig zeigt es auch Cronenbergs Klasse, dass er aus so einer einfachen Grundidee solch einen konsequenten, kleinen Film schaffen kann.
Besonders hervorheben möchte ich abschließend die wortlose Schlussszene, die mich wirklich berührt und die zeigt, dass auch nach einer langen Geschichte der Gewalt noch Hoffnung aufkeimen kann.
"Die Sperlinge fliegen wieder"
Stephen King veröffentlichte einige seiner Romane unter dem Pseudonym Richard Bachman, um herauszufinden, ob seine Bücher nach seinen ersten großen Erfolgen nur noch wegen seines Namens oder wegen ihrer Qualität gekauft wurden. Erwartungsgemäß blieben die Verkaufszahlen der Bachman Romane hinter denen mit King auf dem Cover zurück, waren jedoch trotzdem durchaus erfolgreich, sodass sich King in seiner Arbeit bestätigt fühlte. Nachdem sein Pseudonym durch einen Fehler des Verlags schließlich aufflog, trug King Richard Bachman öffentlich zu Grabe. Ab und zu findet Bachmans Witwe laut Aussage von King jedoch noch ein paar alte Manuskripte, sodass "Regulator" und "Qual" gewissermaßen postum veröffentlicht wurden. In "Stark - The Dark Half" schließlich hat King die Geschichte um sein Pseudonym in einem eigenen Horrorroman verarbeitet.
Die dazugehörige Verfilmung unter der Regie von Zombie-Großmeister George A. Romero mit Oscarpreisträger Timothy Hutton in einer im wahrsten Sinne "starken" Doppelrolle ist nun seit Februar in einer FSK 16 Version frei im Handel erhältlich, nachdem der Film zuvor 25 Jahre lang auf dem Index stand. Ob diese Indizierung jemals gerechtfertigt war, darüber lässt sich sicherlich streiten, denn "Stark - The Dark Half" enthält in der ungekürzten Version zwar schon einige heftigere Szenen, ist aber insgesamt kein Film, der sich allein über Splatter und Gore definiert. Vielmehr merkt man der Verfilmung deutlich an, dass hier in erster Linie die autobiographisch geprägte Geschichte eines alkoholkranken Schriftstellers erzählt wird.
George A. Romero hält sich dabei relativ nah an die Vorlage und beweist durchaus ein gewisses Geschick darin, die typische King-Atmosphäre aufkommen zu lassen. Das Erzähltempo ist zwar eher gemächlich gehalten, doch sobald George Stark erneut die Szene betritt, kommt keine Langeweile auf. Neben dem herausstechenden Timothy Hutton bringen auch die anderen Darsteller um Amy Madigan und The Walking Dead-Star Michael Rooker solide Leistungen. Die Rolle von Letzterem ist insofern interessant, als dass der von ihm verkörperte Sheriff Alan Pangborn ebenfalls im Jahr 1993 noch in der King Verfilmung "Needful Things" auftrat, dort allerdings von Ed Harris gespielt wurde. An ein King Universe, welches seine Filme miteinander verbindet, dachte zu dieser Zeit eben noch niemand, obwohl sich gleich zu Beginn von "Stark - The Dark Half" immerhin ein nettes Easter Egg verbirgt. Die Rolle des Sheriffs indes ist auch Diejenige, die im Vergleich zum Roman am meisten verändert wurde.
Obwohl die Effekte dem Zahn der Zeit nicht mehr ganz standhalten können und der Film auch ohne große Überraschungen daherkommt, ist Romeros Umsetzung des King Romans dennoch ganz gut geraten und bietet neben einigen kleineren Schockmomenten hauptsächlich angenehmen Grusel. Wenn auch das Spiel mit der Dualität auf psychologischer Ebene nicht weiter vertieft wird, hat die Zusammenarbeit der beiden Freunde Romero und King doch durchaus Früchte getragen. Mit einem Wort: Stark!
Die hervorgehobene Bedeutung der Zahl Sieben lässt sich beinahe bis zu den Anfängen der Menschheit zurückverfolgen. Schon in der Antike als magisch geltend, findet sie bis heute Einzug in unser Leben in Form von Aberglauben wie jenem, dass auf das Zerbrechen eines Spiegels sieben Jahre Pech folgen. Nach christlicher Vorstellung setzt sich die Sieben aus den Zahlen Drei und Vier zusammen, wobei die Drei für den dreifaltigen Gott (Vater, Sohn und Heiliger Geist) und die Vier für die Welt mit ihren vier Himmelsrichtungen steht. Das Zusammenkommen der Drei (Gott) und der Vier (Welt) wird demnach als die absolute Vollkommenheit beschrieben. In der Bibel, im Koran und in vielen anderen Schriften taucht die Sieben deshalb immer wieder als symbolträchtige Zahl auf. So vollzieht sich der Schöpfungsakt innerhalb von sieben Tagen, in Ägypten folgen auf sieben fette Jahre sieben magere und Jesus spricht sieben Worte am Kreuz.
Dass die Zahl Sieben jedoch nicht nur eine positive Seite mit der Vollkommenheit und damit der Gemeinschaft von Gott und den Menschen hat, zeigt David Finchers Thriller aus dem Jahr 1995 eindrucksvoll. In diesem Film geht es um die Zahl Sieben als Vollendung des Bösen, die ultimative Abkehr von Gott. Der Serienkiller, dem die Detectives Mills und Somerset hinterherjagen, bezieht sich bei seinen Taten auf die Sieben Todsünden, die wiederum die Wurzeln aller weiteren Sünden sind und ein Verlassen der göttlichen Gemeinschaft darstellen. Die Rückkehr in diese Gemeinschaft kann für den Sünder schließlich nur erreicht werden, indem er seine Taten bereut.
An dieser Stelle kommt John Doe ins Spiel. Seinem Verständnis nach reicht das Bereuen aus eigener Überzeugung heraus in unserer modernen Welt nicht mehr aus, um zurück in die Gemeinschaft Gottes zu finden. Vielmehr sollte manchen Menschen diese Reue aufgezwungen werden, indem man sie etwa foltert oder mit dem Tode bedroht. John Doe, dessen Name in den USA ein Platzhaltername ist und im Deutschen etwa Max Mustermann entspricht, erhebt sich dabei selbst zum Ausführenden einer angeblich gottgewollten Strafe für alle Sünder. Wie Gott selbst verrichtet er sein Werk innerhalb von sieben Tagen und zielt auf Vollkommenheit und Unvergänglichkeit ab. Er ist der Ansicht, dass Menschen, die sich im Leben von Gott entfernen, keine Aussicht auf Vergebung im Tod verdient haben.
Die beiden Ermittler, die sich an seine Fersen geheftet haben und ihr jeweiliger Blick auf die Welt, sind ebenfalls ein zentrales Element des Films. Während Mills ein aufbrausender und jähzorniger Charakter ist, der jedoch gleichzeitig auf das Gute im Menschen vertraut und sich nach Kräften bemüht, ein liebender Ehemann zu sein, vertritt sein Kollege Somerset eine deutlich pessimistischere Ansicht oder folgt möglicherweise sogar einem nihilistischen Ansatz. John Doe wiederum macht sich das Aufeinandertreffen dieser gegensätzlichen Charaktere zu Nutze, um seine eigenen perfiden Plan zu perfektionieren.
Im Anschluss folgen SPOILER:
Die Logik von John Does Plan gerät für mein Verständnis ins Wanken, als er Tracy und das ungeborene Kind ermordet. Bereits während der Autofahrt konfrontiert Somerset ihn mit der Vermutung, dass das Morden John Doe großes Vergnügen bereitet und tatsächlich lässt sein anschließendes Stocken und Herauswinden, indem er sich wieder auf Mills konzentriert, darauf schließen, dass Somerset damit einen wunden Punkt getroffen hat. So lässt sich für den Zuschauer auch nicht erkennen, welche Sünde Tracy und das ungeborene Kind begangen haben sollen, die sie solch ein grausames Schicksal verdienen lässt. Durch diese letzten Morde offenbart John Doe somit seinen wahren Charakter. Er ist weder so intelligent, wie er selbst glaubt, noch ist sein Plan vollkommen, da seine Taten nicht nur von Neid, sondern von der puren Lust am Töten geprägt sind. Er ist der Einzige in der Geschichte, der eine vollkommene Gottesferne erreicht hat und eine bewusste Entscheidung für eine Todsünde trifft. Damit ist er auch letztlich der Einzige, der die gottgewollte Strafe auf der sein ganzer Plan beruht, tatsächlich verdient hat.
David Fincher gelingt mit "Sieben" ein fabelhafter und äußerst atmosphärischer Thriller, der vor allem durch ein starkes Drehbuch und hervorragend gezeichnete Figuren auffällt. Die Handlung ist temporeich und spannend, die Darsteller agieren auf einem hohen Niveau und angesichts seines Alters ist der Film auch heute noch visuell beeindruckend. Kleinere Schwächen mache ich bei der Art und Weise aus, wie Mills und Somerset dem Killer letztlich auf die Spur kommen, denn diese wirkt recht zufällig und ohne die große Raffinesse, die den Film ansonsten auszeichnet. In diesem Zusammenhang hätte ich mir noch mindestens einen Kniff gewünscht, der meine Freude am Rätselraten noch einen Ticken mehr befriedigt.
Der mexikanische Regisseur Alejandro Gonzalez Inarritu hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Liebling der Oscar Academy entwickelt. Nach zwei Regie-Goldjungen in den Jahren 2015 und 2016 folgte zuletzt ein Ehrenoscar für seinen Kurzfilm "Carne y Arena". Den zweiten seiner beiden Regieoscars erhielt Inarritu für sein Survival-Drama "The Revenant", welches auch die lange gehegten Oscar-Träume seines Hauptdarstellers Leonardo DiCaprio erfüllte.
"The Revenant" basiert auf der Lebensgeschichte des Trappers Hugh Glass, welche bereits 1971 eine lose Verfilmung unter dem Titel "Ein Mann in der Wildnis" erhielt. Die neue Verfilmung überzeugt vor allem mit herausragender Kameraarbeit, die dem Zuschauer beeindruckende Naturpanoramen ebenso wie Gewaltszenen von brachialer Wucht darbietet. Die starke Plansequenz eines Indianerangriffs zu Beginn ist dabei gewissermaßen nur das Warm-Up für viele großartige Szenen von rauer Schönheit inmitten der eisigen Wildnis, die Hugh Glass durchqueren muss. Kameramann Emmanuel Lubezki legt außerdem einen Schwerpunkt auf die Unmittelbarkeit des Geschehens und lässt keine Distanz zwischen den Filmfiguren und dem Zuschauer aufkommen, was sich etwa in der beschlagenden Kamera bei DiCaprios markantem Atmen und Blutspritzern auf der Linse ausdrückt.
Leonardo DiCaprio als Der mit dem Bären tanzt, drückt diesem Film auch eindeutig seinen Stempel auf und bietet eine packende Darbietung des puren Überlebenskampfs. Hier darf er kriechen, schnaufen und vor allem leiden wie noch nie. Und auch wenn seine Oscarauszeichnung im Hinblick auf seine Karriere ein wenig nach Konzessionsentscheidung riecht, ist sie dennoch absolut verdient, hat DiCaprio sein Schauspiel doch bereits seit vielen Jahren auf ein Niveau gehievt, dass ihn mit jeder Rolle zu einem heißen Anwärter auf die Trophäe macht. Neben DiCaprio kann vor allem Tom Hardy mit einer raubeinigen Performance als dessen Konterpart glänzen.
Weder die geniale Kameraarbeit noch die starken Darsteller können jedoch darüber hinwegtäuschen, dass der Film auch über Schwächen verfügt. Die schwerwiegendste dabei ist die - gemessen an einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden - reichlich dünne Handlung von "The Revenant". Seine Spannung bezieht der Film beinahe ausschließlich aus den brachialen Actionszenen und so gut wie gar nicht aus seiner Handlung, denn bereits zu einem frühen Zeitpunkt des Films sind die Figurenkonstellationen abgeklärt und von da an verläuft der Plot vollkommen erwartungsgemäß und ohne jede Überraschung auf dieser Ebene. Diese Einfachheit der Story vermag der Regisseur selbst dann nicht zu kaschieren, wenn er Tempowechsel vornimmt oder Hugh Glass auf das nächste Hindernis auf seiner gefahrvollen Reise treffen lässt.
Somit ist "The Revenant" perfekt gefilmtes Überwältigungskino frei jeder verklärten Westernromantik, das jedoch an einer für einen Film solchen Ausmaßes zu simplen Handlung krankt. Kameramann Lubezki verdient sich meinen Klick auf den Fan-Button aber in jedem Fall.