Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Mit seinem neuesten Werk "Three Billboards outside Ebbing, Missouri" hat Regisseur Martin McDonagh den Finger ganz dicht am Puls der Zeit. Die Figuren der Kleinstadt Ebbing repräsentieren jene Gruppe Amerikas, die sich abgehängt fühlt in einer Welt der stetigen Veränderungen und die sich sehnsüchtig an alte Werte klammert. Vor der Einreise in das konservative Missouri wird ausdrücklich gewarnt, da dort rassistische Diskriminierung weit verbreitet ist. Der Bundesstaat, der als einer der letzten die Sklaverei abschaffte und bis heute an der Todesstrafe festhält, gilt als Hochburg der Republikaner. Mit 36% Vorsprung vor Hillary Clinton gewann Donald Trump hier die Präsidentschaftswahlen.
Die Protagonistin Mildred Hayes verkörpert in gewisser Weise ein altes Amerika, wie es etwa in den Westernklassikern anzutreffen ist. Als eine weibliche Variante John Waynes nimmt sie das Gesetz selbst in die Hand, nachdem die örtliche Polizei bei der Aufklärung des Mordes an ihrer Tochter versagt hat. Ihr Vorgehen erscheint dabei zunächst wie ein plumper Rachefeldzug, doch mehr und mehr wird deutlich, dass sie Polizeichef Willoughby und seinen Kollegen nicht persönlich ans Leder will. Vielmehr zielt Mildred auf etwas Übergeordnetes ab. Sie will einerseits Gerechtigkeit für ihre ermordete Tochter und gleichzeitig Buße tun, da sie mit dieser im Streit auseinander gegangen ist und sich seither eine Mitschuld an ihrem Tod gibt. Die Gewalt gegenüber ihren Mitmenschen funktioniert dabei wie ein Ventil, durch welches sie den erlittenen Schmerz und die Selbstvorwürfe in die Welt hinauslassen kann. Dementsprechend ist "Three Billboards" auch kein konventioneller Rachethriller, sondern eher ein berührendes Drama, welches von seinen vielschichtigen wie skurrilen Figuren lebt. Denn ebenso präzise wie Mildred sind auch die anderen Charaktere des Films ausgearbeitet. Der tumbe Polizeichef offenbart nach und nach den ausgeprägten Wunsch um eine diplomatische Lösung und selbst der rassistische Officer Dixon zeigt sich zunehmend als ungeahnt facettenreich.
Es sind besonders die feinen Nuancen, die "Three Billboards" so sehenswert machen. Der tiefschwarze Humor existiert hier nicht um der bloßen Belustigung willen, sondern fügt sich stets organisch in die Handlung ein. Jeder Witz sagt hier etwas über Denjenigen aus, der ihn erzählt. Das Wechselspiel zwischen humorvollen und melancholischen Momenten gelingt hier auf absolut herausragende Weise. Mit dem Feingefühl eines Artisten, der über ein Seil balanciert, bewegt sich der Film über diese beiden Ebenen zwischen Freude und Schmerz. Möglich wird dies auch durch den ausgezeichneten Cast. Frances McDormand gibt Mildred als die nach außen hin schroffe Powerfrau mit einer inneren Verletzlichkeit, die die Identifikation nie schwer fallen lässt. Neben ihr darf Sam Rockwell als von Hass gegenüber allem Andersartigen zerfressener Officer, der von seiner Mutter zu immer neuen Schandtaten getrieben wird, so richtig aufdrehen. Und auch Woody Harrelson, Caleb L. Jones, Peter Dinklage u.v.m. bringen hier jede Menge Schauspieltalent mit ein.
Doch nicht nur die ungemein lebendigen Figuren und ihre starken Darsteller machen "Three Billboards" zu einem Erlebnis. Auch die Handlung ist unverbrauchter und wendungsreicher, als es vielleicht nach Trailern den Eindruck macht. Das liegt auch daran, dass sich der Film durchgängig ein gewisses Krimielement beibehält und immer auch ein bisschen die klassische "Whodunit" Frage über allem schwebt. Ganz nebenbei wartet der Film auch mit einigen wirklich starken Bildern auf und hat ausschließlich realistisch wirkende Effekte zu bieten.
McDonagh ist somit insgesamt ein Film gelungen, der geschickt Komisches mit Tragischem verbindet. "Three Billboards" stimmt nachdenklich, lässt bisweilen das Lachen im Halse stecken und hat ganz viel über unsere heutige Gesellschaft zu erzählen.
Die Fälle der Dämonologen Ed und Lorraine Warren bieten schon seit geraumer Zeit Stoff für verschiedene Horrorfilme. In ihrer vielleicht spektakulärsten Mission, welche als Vorlage für "Conjuring" fungiert, müssen sie das Haus der Familie Perron von bösen Mächten befreien. Ob man die Erzählungen der inzwischen 91 Jährigen Lorraine Warren für bare Münze nimmt, bleibt freilich jedem selbst überlassen. Regisseur James Wan jedenfalls nimmt sich des Themas mit großer Ernsthaftigkeit an. Vor allem die enorme Kraft des Glaubens wird hier permanent hervorgehoben, was dem Film einen gewissen religiösen Unterbau verleiht.
"Conjuring" ist ein zunächst klassisch anmutender Spukhausfilm, der in einer herbstlichen 70er Jahre Atmosphäre spielt. Mit u.a. Vera Farmiga, Patrick Wilson und Lily Taylor kann der Film dabei auf ein starkes Darstellerensemble zurückgreifen, dessen Figuren genügend Platz zur Entfaltung erhalten und nicht nur als dümmlich-naive Opfer des Spuks gezeigt werden. Was indes die Art der Erzählung angeht, setzt "Conjuring" keineswegs auf Innovation, sondern möchte vielmehr die besten Elemente des Genres vereinen. Wehende Bettlaken, zuschlagende Türen und dunkle Keller werden ebenso ausgespielt wie die altbewährten sakralen Objekte des Horrors: Puppen, Spieluhren, Kruzifixe. Besonders in der ersten Stunde sorgt "Conjuring" damit für viele schaurige Momente, die so manchem Zuschauer eine Gänsehaut bereiten dürften. Geschickte Kamerafahrten und ungewöhnliche Zooms tragen ihren Teil zu einem gruseligen Seherlebnis bei. Wie schon in "Insidious" räumt James Wan jedoch nicht nur der heimgesuchten Familie und damit der Bedrohung durch das Übernatürliche, sondern auch den Geisterjägern viel Raum ein. Und damit beginnen die Schwächen dieses Films.
Sobald nämlich die Warrens mit ihren Mitarbeitern anrücken, um die dunklen Mächte zu vertreiben, geht es mit "Conjuring" steil bergab. Viel zu viele Figuren tummeln sich plötzlich in dem verfluchten Anwesen, reißen schlechte Witze und rücken den Geistern mit allerlei Gerätschaften zu Leibe. Vorbei ist es mit der beklemmenden Atmosphäre, der Jahrmarkt hält Einzug bei den Perrons. Zu Gute halten muss man dem Film immerhin, dass er nicht den gleichen Fehler wie "Insidious" begeht und dankenswerter Weise darauf verzichtet, dem Zuschauer bis ins Detail zu erklären, wovor er sich zu fürchten hat. Aber dennoch ist auch bei "Conjuring" nach ziemlich genau einer Stunde die Luft raus. Statt den Fokus weiter auf die Familie Perron zu legen, will Wan uns unbedingt das Wirken der Dämonologen nahebringen. Andere Fälle des Ehepaars, die kaum eine Bewandtnis für den aktuellen Spuk haben, werden viel zu ausführlich abgearbeitet. Der größte Störfaktor ist dabei der Subplot um die mysteriöse Puppe Annabelle, der geradezu tölpelhaft an die Haupthandlung geklatscht wird und letztlich vollkommen im Sande verläuft. Beinahe erscheint es, als ob Wan selbst nicht genügend Vertrauen in die gruselige Wirkung der Vorgänge im Perron Haus hat und deshalb Nebenhandlungen dazu erdichten muss. Dadurch wirkt "Conjuring" letztlich gleichsam überfrachtet wie unausgegoren.
Während Hitchcock einst den Vögeln und damit einem einzigen Element treu blieb, ballert uns Wan irgendwann von allem etwas um die Ohren (insbesondere der Einsatz von Jumpscares bleibt hier ohne jedes Maß) und bringt doch nichts richtig zu Ende. Die Geschichte bietet nichts Neues, gibt aber pausenlos vor, mehr zu sein, als sie tatsächlich ist. Nein, "Conjuring" ist bei allem Lob, dass der Film von Kritikern erfahren hat, aus meiner Sicht nur ein mittelmäßiger Horrorstreifen geworden.
Filme über die Zeit des Nationalsozialismus gibt es wie Sand am Meer. Kaum eine historische Epoche wird in Deutschland derart häufig auf die große Leinwand gebracht. Umso schwieriger ist es da für einen Film, aus der breiten Masse herauszustechen. Der Verfilmung von Markus Zusaks Bestseller "Die Bücherdiebin" gelingt dies nur punktuell - und wenn, dann eher in negativer Hinsicht.
Positiv anrechnen kann man dem Film, dass er über eine starke Ausstattung und Kameraarbeit von großer Sorgfalt verfügt. Auch die Darstellerleistungen sind nicht das große Manko, wenngleich Sophie Nelisse in der Hauptrolle bisweilen etwas hölzern agiert. Vielmehr ist es die märchenhaft angehauchte Atmosphäre, die nicht recht zum düsteren Hintergrund der Geschichte passen will und die "Die Bücherdiebin" immer wieder in den Kitsch abgleiten lässt. Der Film schafft es nie, ein Gespür für die Dramatik des Geschehens zu entwickeln, worunter auch die Spannung massiv leidet. Stattdessen besteht das Leid der Menschen hier darin, zwei statt drei Mahlzeiten am Tag essen zu müssen, was die wahren Gräueln der Nazizeit geradezu konterkariert. Dass die Geschichte der Bücherdiebin aus der Sicht von Gevatter Tod erzählt wird, erweist sich als ebenso unstimmiges Element. Beinahe erweckt die Erzählerstimme den Eindruck, als handele es sich um eine Terry Pratchett Verfilmung, in der im nächsten Moment der Zauberer Rincewind mit seiner vierbeinigen Truhe vorbeischauen könnte.
Als noch schwerwiegenderer Kritikpunkt als die unpassende Märchenatmosphäre erweist sich jedoch die Handlung als solche, denn diese ist furchtbar ereignisarm und beliebig. Der Titel des Films, der eine packende Erzählung über die Liebe zum geschriebenen Wort vermuten lässt, erweist sich weitgehend als Mogelpackung. Der Diebstahl der Bücher an sich ist gar innerhalb der Handlung eine vollkommene Nebensächlichkeit, die noch dazu ohne Wendepunkt oder Zuspitzung bleibt. Hinzu kommt, dass die Immersion durch die Verwendung der englischen Sprache verloren geht. Auch insgesamt erweckt der Film keinen besonders faktentreuen Eindruck und verwundert mit seiner Darstellung Deutschlands als Winterwunderland, in dem aus jedem Fenster eine Hakenkreuzfahne hängt. Zu dieser deplatzierten Romantisierung der NS-Zeit passt auch der von John Williams komponierte Score, der besser zu "Harry Potter" geschrieben worden wäre.
So ist "Die Bücherdiebin" insgesamt wenig ansprechender Kitsch in schönen Bildern, der mit Geoffrey Rush und Emily Watson immerhin auf die richtigen Darsteller setzt, ansonsten jedoch auf fast allen Ebenen versagt. Ein langatmiger wie steriler Film, der bezeichnenderweise mit Product Placement für ein großes Unternehmen mit Apfel Emblem endet.
Die deutschen Besucherzahlen offenbaren immer wieder erstaunliche Ergebnisse. Da laufen die Leute scharenweise in "Fifty Shades of Grey" oder "Fack ju Göhte 3" und lassen so manchen amerikanischen Blockbuster links liegen. Und immer wenn man denkt "Ha! Jetzt weiß ich wie die Deutschen ticken! Die gehen alle in seichte Komödien oder SM-Streifen für gelangweilte Hausfrauen!", da liest man plötzlich wieder solche Zahlen wie im vorliegenden Fall."Der verbotene Schlüssel" war 2005 tatsächlich ein kleiner Hit im Land der Dichter und Denker und ließ mit fast 800.000 Besuchern im Horrorsektor immerhin The Grudge, Amityville Horror, House of Wax und Saw hinter sich. In diesem Fall lässt sich allerdings ausnahmsweise einmal sagen, dass die deutschen Kinogänger durchaus Geschmack bewiesen haben.
In der Sumpflandschaft Lousianas spielend, entwickelt "Der verbotene Schlüssel" seine ganz eigene, gruselige Atmosphäre zwischen halbverfallenen Häusern, knorrigen Bäumen und lauernden Krokodilen. Die Geschichte um die junge Caroline, die in dieser unwirtlichen Gegend einen Job als Pflegehilfe für den nach einem Schlaganfall gelähmten Ben annimmt, setzt sich auf erfrischende Weise vom Alltagsbrei des Genres ab. Beginnend als schauriger Spukhausfilm, wird "Der verbotene Schlüssel" letztlich mehr und mehr zum waschechten Thriller, in dem das Rätselraten über die mysteriösen Vorgänge im Haus im Vordergrund steht. Dabei setzt der Film anstatt auf blutige Splattereffekte oder unnötigen CGI Einsatz voll auf das kleine Einmaleins des klassischen Gruselns: Knarrende Dielenbretter, quietschende Türangeln, unheimliche Spiegelungen. Kate Hudson schultert die Rolle der nach dem Tod ihres Vaters von Gewissensbissen geplagten Caroline einwandfrei und versteht es, genügend Identifikation für den Zuschauer zu bieten. Mit Gena Rowlands, Peter Sarsgaard und John Hurt erhält sie zudem ein starkes Gespann aus Nebendarstellern zur Seite gestellt.
Die Handlung gestaltet sich weitgehend unvorhersehbar, spielt jedoch leider den einen oder anderen Trumpf etwas zu früh aus. Horrorkundige könnten so bereits nach wenigen Minuten ahnen, wie der Hase läuft. Dennoch bietet "Der verbotene Schlüssel" selbst in diesem Fall noch gelungene Unterhaltung. Zusammenfassend liegt hier ein atmosphärisch dichter Horrorthriller mit einer abwechslungsreichen Story vor, der sich von Anfang bis Ende auf einem wirklich guten Niveau bewegt.
P.S. Danke an Chio für den Tipp :-) Der hat sich auf jeden Fall gelohnt!
P.P.S. Etwas überspitzt könnte man sagen, dass der Film mit Verspätung dieses Jahr den Oscar für das beste Originaldrehbuch erhalten hat. Wer beide Filme gesehen hat, wird verstehen, worauf ich anspiele ;-)
Der Ausspruch "Zeit ist Geld" wird im Science Fiction Thriller "In Time" wörtlich genommen. Hier altern die Menschen ab ihrem 25. Lebensjahr nicht mehr und handeln mit ihrer restlichen Lebenszeit wie mit einer Währung. Darüber hinaus ist die Welt in verschiedene Zeitzonen eingeteilt, so dass nur die Reichen über eine lange Lebenszeit verfügen, während die Armen in den Ghettos oftmals nur noch wenige Stunden auf der Uhr haben.
Aus dieser simplen, aber zugleich höchst interessanten Prämisse entspinnt Regisseur Andrew Niccol einen mitreißenden Film, der als Mischung aus Actionblockbuster und Sozialdrama beginnt und mit fortlaufender Spieldauer mehr und mehr in eine moderne "Bonnie und Clyde" Variante übergeht. Aus der Idee, Zeit als Währung zu verwenden, ergeben sich zahlreiche Momente von gesellschaftlicher Bedeutung. Zudem erhalten viele Sprichwörter und Redeweisen wie "Nutze den Tag", "Hast du mal 'ne Minute?" oder "Vergeude nicht meine Zeit" eine vollkommen neue Bedeutung, was wiederum zu einigen humorigen Situationen führt. Vorwerfen lassen muss sich der Film allerdings, dass er das Potenzial seiner interessanten Prämisse nicht vollkommen ausschöpft und in der zweiten Hälfte sowohl im Bezug auf die Handlung, als auch in Sachen Spannung spürbar abfällt. Außerdem nimmt es "In Time" auch mit der Logik nicht immer ganz ernst, sodass man in vielen Szenen mehr als ein Auge zudrücken muss.
Justin Timberlake beweist, dass er in der Lage ist, die Hauptrolle in einem solchen Film, der oftmals eher physische, anstatt schauspielerische Qualitäten abverlangt, zu meistern. Seine Figur hat etwas von einem Robin Hood, ein Revolutionär, der sich gegen das bestehende kapitalistische System auflehnt und für eine gerechte Verteilung der Ressourcen steht. In diesem Zusammenhang bringt "In Time" auch immer wieder Themen wie den Darwinismus und das Problem der Überbevölkerung zur Sprache, vertieft diese allerdings kaum. Amanda Seyfrieds Rolle hingegen ist stark auf das bloße Eyecandy zugeschnitten. Sie agiert bisweilen devot, scheint geradezu überwältigt vom Tatendrang und der Risikofreudigkeit des fremden Mannes aus dem Ghetto. Die stärksten schauspielerischen Akzente vermag derweil Cillian Murphy zu setzen, dessen eigene Sichtweisen mit den Vorschriften des Systems kollidieren, welchem er untersteht.
Insgesamt ist "In Time" ein solider SciFi Thriller, der keinen gesteigerten Wert auf einen detaillierten Weltenentwurf legt, sondern eine Grundidee konsequent verfolgen möchte. Dabei lässt der Film zwar einiges an Potenzial ungenutzt, kann aber besonders in der ersten Hälfte einige emotional packende Momente einstreuen und für gute, mit einigen ordentlichen Actionszenen gewürzte, Unterhaltung sorgen.
Der amerikanische Filmproduzent und Luftfahrtpionier Howard Hughes zählt zweifellos zu den schillerndsten Figuren des frühen 20. Jahrhunderts. Kein Wunder also, dass sich die Traumfabrik nur zu gerne seiner Lebensgeschichte annimmt, um diese auf die große Leinwand zu bannen. Unter der Regie von Martin Scorsese entstand so 2004 ein imposantes Biopic, welches die Höhen und Tiefen im Leben des exzentrischen Playboys facettenreich bebildert.
"Aviator" beginnt mit einer Szene, in der der kleine Howard Hughes von seiner jung verstorbenen Mutter gewaschen wird. Eindringlich gibt diese ihrem Sprössling mit auf den Weg, sich vor allen Gefahren des Lebens bestmöglich zu schützen. Diese erste Szene gibt bereits die Richtung für den gesamten Film vor, hat doch jene Überbehütung im Kindesalter zu einigen ausgeprägten Zwängen beim erwachsenen Howard Hughes geführt. Bereits während der Arbeit an seinem Fliegerfilm "Hell's Angels" wird er als detailbesessener Perfektionist porträtiert, der keine Kosten und Mühen scheut, um seinen Traum zu verwirklichen. Und dies stellt sich nur als erster Schritt auf einer sehr langen Leiter heraus...
"Aviator" ist ein beinahe episch anmutender Film, der ebenso wie der Mann, dessen Lebensweg er nachzeichnet, unglaublich detailverliebt daherkommt. Die hervorragende Ausstattung, die wunderbaren Kostüme und nicht zuletzt die großartige Kameraarbeit entführen den Zuschauer in das glamouröse High Society Leben der 30er und 40er Jahre. Beinahe unberührt von den Schrecken des Krieges scheint hier eine Parallelgesellschaft der Dekadenz zu frönen. In diese Zeit fällt der große Aufstieg des Howard Hughes zum milliardenschweren Unternehmer. Während er mit äußerster Akribie seine Filmprojekte vorantreibt und einen Luftfahrtrekord nach dem nächsten brechen möchte, genießt er privat den Luxus in vollen Zügen und bandelt mit Stars wie Katharine Hepburn und Jean Harlow an. So bezieht "Aviator" für Freunde der Filmgeschichte auch einen gewissen Reiz aus dem Umstand, dass sich hier die großen Darsteller jener Epoche quasi die Klinke in die Hand geben. Dies wiederum führt zu einigen sehr amüsanten Szenen, wozu auch Jude Laws gelungene Errol Flynn Interpretation zählt. Überhaupt hat "Aviator" in der ersten Hälfte immer wieder einige auflockernde Momente zu bieten. Köstlich ist etwa auch der Auftritt von Ian Holm als kauziger Professor, der vor einem Kontrollgremium die auffallend präsenten Brüste der Hauptdarstellerin in Hughes neuestem Werk rechtfertigen muss. Dieser und andere kleine Seitenhiebe auf das prüde Hollywood sorgen dafür, dass "Aviator" nicht wie eine trockene Geschichtsstunde daherkommt.
Der größte Trumpf des Films ist jedoch eindeutig Leonardo DiCaprio. Mit dieser eindringlichen Performance hebt er sein Spiel endgültig auf ein Weltklasseniveau und bietet vielleicht sogar direkt die beste Leistung seiner Karriere. Die Rolle dieses ambivalenten Charakters, der zwischen strahlendem Lebemann und gebrochenem Einzelgänger wandelt, verlangt ihm wirklich alles ab und DiCaprio meistert diese mit Bravour. Allein wie er Hughes' verschiedene Neurosen und psychische Ticks darstellt, zeugt von außergewöhnlicher Schauspielkunst. Dass der Oscar damals anschließend nicht in seine Hände wanderte, lässt sich einzig und allein mit der Klasse von Jamie Foxx in "Ray" erklären. Neben DiCaprio schafft es vor allem Cate Blanchett in der Rolle der Katharine Hepburn Akzente zu setzen und einen starken Gegenpart zu DiCaprios Rolle zu schaffen. Doch mit u.a. Kate Beckinsale, Alec Baldwin und John C. Reilly ist der Film auch ansonsten sehr gut besetzt.
So ist Scorsese mit "Aviator" letztlich ein absolut starkes Biopic geglückt, welches neben den nicht mehr ganz taufrischen Spezialeffekten nur eine große Schwäche besitzt. Diese wiegt allerdings schwer, denn "Aviator" ist mit seinen weit über zweieinhalb Stunden deutlich zu lang geraten. Beinahe scheint es, als habe sich der Regisseur selbst in der von ihm kreierten Welt verloren und finde keine Möglichkeit mehr, die wichtigsten Stationen in Hughes' Leben kurz und knackig abzuhandeln. Stattdessen wirkt "Aviator" über weite Strecken zu ausgiebig, zu vollgepackt, zu viel. Erst gegen Ende, als mit einem packenden Gerichtsprozess das große Finale eingeläutet wird, findet Scorsese den roten Faden wieder und schafft es doch noch den Film zu einem zufriedenstellenden Schluss zu führen.
"Aviator" ist somit letztlich ein bisschen wie sein Protagonist. Schillernd, prunkvoll, ausschweifend - und leider auch ohne das rechte Maß.
Die Morde Jack the Rippers üben seit jeher eine morbide Faszination aus und sind Gegenstand zahlreicher Volkssagen, fantastischer Theorien und medialer Aufbereitungen geworden. Basierend auf der gleichnamigen Graphic Novel skizzieren die Hughes Brüder die Ripper Morde als Abfolge grausamer Rituale, die im Sündenpfuhl des viktorianischen Londons den idealen Nährboden erhalten. "From Hell", dessen Titel sich auf die Überschrift eines Briefes bezieht, der als authentisches Zeugnis des Rippers angesehen wird, ist ein ungemein atmosphärischer Film, der vornehmlich in blutroten und pechschwarzen Farbtönen gehalten ist. Dadurch, dass die Geschichte sowohl aus Sicht des ermittelnden Inspektors Abberline, als auch der Prostituierten, die dem wohl berühmtesten Serienmörder der Welt zum Opfer fielen, erzählt wird, ist "From Hell" gleichermaßen spannender Kriminalfilm wie schockierender Slasher.
Auf gekonnte Weise vermischt der Film Fakten und Gerüchte und bettet historische Figuren in einen fiktionalen Kontext. Obwohl die Ereignisse bekannt und die Handlung damit in Teilen vorhersehbar ist, entfaltet die Jagd nach dem Killer von Whitechapel einen ungeheuren Sog. Mit u.a. Johnny Depp, Robbie Coltrane, Ian Holm und Ian Richardson ist der Film zudem hervorragend besetzt, zumal Depp zu dieser Zeit noch nicht die immer gleiche Schiene der Piraten-Variation fuhr. Besonders der Darsteller des Mörders ist hervorzuheben, besticht er doch mit einer wahrhaft angsteinflößenden Performance. Einzig die Liebelei zwischen dem opiumsüchtigen Inspektor und der von Heather Graham verkörperten Prostituierten Mary Kelly fühlt sich ein wenig nach einem typischen Zugeständnis an das breite Hollywood Publikum an und lenkt vom deutlich interessanteren Geschehen um die Mörderjagd ab. Diese kleineren Schwächen lassen sich jedoch leicht verzeihen, insbesondere da der Film auch noch einige gruselige medizinische Praktiken präsentiert und ganz nebenbei David Lynchs "Der Elefantenmensch" zitiert.
Um wirklich herauszustechen, fehlen zwar die ganz besonderen Momente und großen Überraschungen, doch wer sich für Filme über Serienmörder oder okkulte Thriller begeistern kann, dürfte hier vollauf zufrieden gestellt werden. "From Hell" ist insgesamt ein absoluter begeisternder Trip ins Herz der Finsternis.
Die Vita des Regisseurs Joe Johnston liest sich gar nicht mal so schlecht. Mit "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" und "Jumanji" schuf er zwei Klassiker der Familienunterhaltung und auch seine Franchise-Ausflüge "Jurassic Park III" und "Captain America" sind durchaus gelungene Kost. Zuvor arbeitete Johnston als Szenenbildner und Experte für visuelle Effekte an der originalen "Star Wars"- Trilogie und auch bei "Indiana Jones". An Letzteren dürfte er sich wohl zurückerinnert haben, als er seinen Film über die Freundschaft zwischen einem Reiter und seinem Pferd drehte, die an einem spektakulären Wüstenrennen teilnehmen.
"Hidalgo" ist ein sympathischer Abenteuerfilm der alten Schule, der ohne übermäßigen CGI-Einsatz und zusätzlichen Ballast in Form von Nebenhandlungen auskommt. Der Fokus des Films liegt ganz eindeutig auf dem Helden Frank Hopkins und seinem wilden Mustang. Besonders im Bezug auf den Humor treten die Anleihen bei "Indiana Jones" immer wieder hervor, wenngleich "Hidalgo" die Slapstick Momente spürbar dosierter einsetzt. Doch auch in den unterhaltsamen Actionszenen glaubt man, dass der Score im nächsten Moment in das berühmte Thema von John Williams übergehen wird. Zwischen diesen Szenen erinnert "Hidalgo" mit seiner Wüstenromantik oftmals an Karl May, wird dabei aber nie zu kitschig. Zwar arbeitet der Film einige Klischees ab und hält die Spannung nicht immer ganz aufrecht, doch dies wird durch einige spaßige Einfälle und die eine oder andere gelungene Wendung wieder wett gemacht.
Auch der gut aufgelegte Cast trägt zu einem gelungenen Filmerlebnis bei. Viggo Mortensen beweist, dass er die Hauptrolle in einem solchen Abenteuerfilm mühelos stemmen kann und überzeugt mit einer angenehm uneitlen Performance. Besonders die innige Beziehung zu seinem Mustang verkörpert er absolut glaubhaft und als erfahrener Reiter sorgte er zudem dafür, dass sein Stuntdouble beschäftigungslos blieb. Neben ihm überzeugen ebenso Omar Sharif als Scheich, dem seine emanzipierte Tochter Magenschmerzen bereitet, Louise Lombard als eine weitere, undurchschaubare Teilnehmerin des Rennens und J. K. Simmons als Wildwest-Showman.
"Hidalgo" bietet keine großen Innovationen oder herausstechende Besonderheiten, dürfte aber Freunde von Pferdefilmen ebenso wie Liebhaber klassischer Abenteuer zufrieden stellen. Schwächen sehe ich hauptsächlich bei der eingestreuten Identitätsfindung des Helden. Hopkins' indianische Herkunft und die damit verbundene Tragödie fügen sich nicht ganz stimmig in das Gesamtbild ein, spielen insgesamt aber auch eine eher untergeordnete Rolle. Ansonsten ist "Hidalgo" absolut sehenswertes Abenteuerkino über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier.
Wenn diese Serie schon sein muss, dann doch bitte ohne die Leute der Trilogie. Ein komplett neuer Ansatz unter einem neuen Regisseur wäre das Vernünftigste. Del Toro scheint sich doch zB für Mittelerde zu begeistern. Von Peter Jackson wünsche ich mir lieber einen coolen Horrorfilm oder die Verfilmung anderer Fantasystoffe wie jetzt aktuell Mortal Engines.
Jeden Tag Schnitzel mit Pommes zu essen, macht keinen Spaß. Genau deshalb ist mir kulinarische Abwechslung von Zeit zu Zeit sehr willkommen. Eine solche stellt in filmischer Hinsicht für mich das asiatische Kino dar. Schließlich beschränken sich meine Kenntnisse darüber bisher fast ausschließlich auf ein paar Animes. Allein schon deshalb, weil er für mich exotisch und andersartig daherkommt, war "Oldboy" daher ein Genuss. Ob der zweite Teil seiner "Rache"-Trilogie den idealen Einstieg in Chan-wook Parks Schaffen darstellt, kann ich nicht beantworten. Ich hatte jedenfalls zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass mir wichtige Informationen aus vorherigen Filmen fehlen. "Oldboy" ist ein düsterer und kompromissloser Rachethriller, der mit einer im Kern simplen, aber stark erzählten Handlung auftrumpft und ohne lange Einführung auskommt. Der Protagonist Oh Dae-su erlebt im Verlauf der Geschichte eine wahrhaft grausame Höllentour, die in einem schockierenden wie überraschenden Schluss gipfelt.
"Oldboy" handelt von den Mechanismen der Gewalt, von Aktion und Reaktion, von Konsequenzen und der Hoffnung auf Erlösung. Oh Dae-su, dessen Name möglicherweise eine koreanische Abwandlung von Odysseus ist, metzelt sich mit Brachialgewalt durch die Reihen seiner Peiniger, wobei die Inszenierung immer wieder mit interessanten wie symbolträchtigen Bildern zu gefallen weiß. Parks Film ist dabei jedoch keineswegs ein bloßer Gewaltporno, der nur eine Brutalität an die nächste reiht, sondern hat durchaus etwas zu erzählen. An einer Stelle des Films heißt es treffenderweise, dass Angst vornehmlich in unserer Fantasie entsteht und getreu diesem Motto hält die Kamera in den erschreckendsten Momenten oftmals gar nicht drauf, sondern überlässt die Details dem Kopfkino des Zuschauers. Auch finden sich immer wieder Momente, die "Oldboy" den Anstrich eines alptraumhaften Märchens verleihen. Besonders gefielen mir in diesem Zusammenhang die Ameisen- und die Kofferszene. Unterlegt wird das Geschehen währenddessen beinahe durchgängig von klassischer Musik, die mit ihren zauberhaften Klängen einen wirkungsvollen Kontrast zu den erschütternden Bildern schafft.
Bisweilen fühlte ich mich auch an die Filme Tarantinos erinnert, "Oldboy" erschien mir jedoch im Vergleich straffer und weniger dialoglastig. Im Gegenzug empfinde ich die Charakter bei Tarantino jedoch als besser ausgearbeitet. Die Identifizierung mit Beatrix Kiddo aus dem im gleichen Jahr erschienen "Kill Bill" etwa fiel mir deutlich leichter, als mit dem schwer zu durchschauenden Oh Dae-su, der durch sein Verhalten nur wenige Sympathiepunkte bei mir gewinnen konnte. Ausdrücklich loben kann ich allerdings die eindringliche Performance von Min-sik Choi, dem die Qualen in jeder Falte seines Gesichts eingebrannt zu sein scheinen und der die anderen Darsteller auch ein Stück weit blass aussehen lässt.
Erfreulicherweise ist "Oldboy" nicht einer jener Filme, die dem finalen Twist alles unterordnen. Nichtsdestotrotz bezweifele ich, dass der Film auch bei einer zweiten Sichtung noch seine volle Wucht entfalten kann. Dazu steuert er dann doch zu sehr auf die Schlussfrage nach dem "Warum" zu. Diese erste Sichtung war jedoch definitiv ein Erlebnis - wie ein Schlag mit dem Hammer könnte man sagen.
Mit Affen verbinden wir zumeist etwas wildes und primitives. "Sich zum Affen machen" lautet eine beliebte Redensart, die Jemandem fehlende geistige Reife attestiert. In Terry Gilliams Film sind Bruce Willis und Madeleine Stowe gleich einer ganzen Armee von zwölf Affen auf der Spur, die für den Untergang der Menschheit verantwortlich gemacht werden.
"12 Monkeys" ist ein hypnotischer Trip an der Grenze zum Surrealen, in dem Unterbewusstes, Verdrängung und Traumbilder eine zentrale Rolle spielen und der durch seine sehr eigenwillige und fantasievolle Inszenierung besticht. Immer wieder baut Gilliam Film-im-Filmszenen ein, welche von Woody Woodpecker bis zu Hitchcocks "Vertigo" reichen. Letzterer dürfte neben dem französischen Kurzfilm "Am Rande des Rollfelds" auch die größte Inspirationsquelle für Gilliams Werk darstellen. Zudem spielt die Kamera immer wieder mit Nähe und Distanz, fährt bisweilen beinahe bis in Willis' Nasenlöcher rein, wenn er die klare Luft der Vergangenheit einatmet, entfernt sich aber auch immer wieder weit von ihm, wenn er auf einem Stuhl fixiert seinen Auftraggebern Rede und Antwort stehen muss.
Die Story von "12 Monkeys" ist nicht übermäßig kompliziert, erfordert aber dennoch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und wirft einige Fragen auf, die über die eigentliche Filmhandlung hinausgehen. Darstellerisch kann neben Willis und Stowe besonders Brad Pitt glänzen, der den großen Zampano im Kuckucksnest gibt und dabei eine im wörtlichen Sinne wahnsinnig gute Performance abliefert. Ihre Figuren sind facettenreich ausgearbeitet und durchlaufen während des Films nachvollziehbare Entwicklungen. Während James Cole an der Last der Verantwortung zu zerbrechen droht und in einen Gewissenskonflikt zwischen der Erfüllung seiner Mission und dem, woran sein Herz hängt, gerät, beschleichen die so rational denkende Doktorin immer mehr Zweifel, was nun Realität und was nicht ist.
Für meinen Geschmack hätte der Film stellenweise allerdings noch etwas dynamischer ausfallen können. Spannung ist in jedem Fall vorhanden, doch in die höchste Höhen wird diese nicht getrieben, was auch daran liegt, dass die Verhörszenen die Handlung immer wieder etwas ausbremsen. Ein richtig starker Kniff, der das Geschehen noch einmal deutlich vorantreibt, fehlt mir bei "12 Monkeys" ein wenig. Deshalb würde ich Terry Gilliams Film aktuell als wirklich gute SciFi Unterhaltung, aber nicht als absolut herausragendes Erlebnis einstufen.
O.J. Simpson in O.J. Made in America. Permanent dieses gekünsteltete Lächeln aufrecht zu erhalten,bedarf sicherlich einer gewissen Schauspielkunst.Was für ein widerlicher Mensch.
Wirklich gut find ich zB
Michael Emerson in Lost
Matthew McConaughey in True Detective
Heinz Schubert in Ein Herz und eine Seele
Lena Headey in Game of Thrones
Paul Bettany in Manhunt:Unabomber
Benedict Cumberbatch in Sherlock
Der Vollständigkeit halber habe ich mir die Neuauflage der zornigen Kinder angeschaut. Als großer King-Fan möchte ich eben alles mit seinem Namen drauf mal gesehen haben. Eine Empfehlung kann ich allerdings in diesem Fall nicht aussprechen. Die Grundidee ist genial und das Ende ist heftiger und passender zu Kings zynischem Stil. Da hört mein Lob aber auch schon wieder auf. Besonders das ewig zankende Pärchen nervt hier gewaltig, wirklich gruselig ist der Film auch nicht. Einige unfreiwillig komische Momente gibt es auch - wie die Sexszene der Kinder in der Kirche und die Begeisterung der kleinen Jungen dabei.
B-Movie Trash für leidensfähige Horrorfans
Glückwunsch zu deinem göttlichen Kommentar,Copa ;) Wenn du uns durch die Wüste führst,besteht ja noch Hoffnung für uns Götzenanbeter.
Captain America gegen Iron Man - darauf ließe sich "The First Avenger: Civil War" herunterbrechen, doch in diesem Film des Marvelkosmos steckt mehr als nur die bloße Klopperei der beiden einstigen Freunde Steve Rogers und Tony Stark. Erstmals im MCU gelingt es hier, die vielen Erzählstränge der unterschiedlichen Marvelfilme zu verbinden und einen Wendepunkt mit Bedeutung für alle Avengers zu schaffen. Dementsprechend fühlt sich "Civil War" wie das große Staffelfinale einer Serie an und erweist sich vor allem dann als reizvoll, wenn man mit den vorherigen Episoden bestens vertraut ist.
Verpackt in knapp zweieinhalb Stunden packendes Popcorn-Kino wird hier ein Konflikt dargestellt, der durchaus politische wie gesellschaftliche Relevanz birgt und aktueller nicht sein könnte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass ausgerechnet die Figur des Captain America, welcher das Etikett anhaftet, ein bloßer Schoßhund der US-Regierung und eine Verkörperung ihrer Propaganda zu sein, hier die Rolle des hinterfragenden Rebellen einnimmt. Steve Rogers hat während des 2. Weltkriegs am eigenen Leib erlebt, wozu die fehlgeleitete Führung eines Landes im Stande ist und möchte nicht, dass erneut Diktaturen wie die der Nationalsozialisten entstehen. Eine Gesellschaft, die ihr ganzes Handeln in die Hände des Staates legt und das Denken den Führern dieses Staates überlässt, ist ihm zuwider. Auch verstören ihn, der jahrelang auf Eis gelegt war, die Entwicklungen der Gegenwart, die mit der neuen Technologie einhergehen und den gläsernen Menschen Wirklichkeit werden lassen. Es gelingt ihm nicht, sein Vertrauen in Menschen zu setzen, die sich in Elfenbeintürmen verborgen halten und per Knopfdruck eine ganze Region auslöschen können. Stattdessen setzt er auf die Menschen, die er persönlich kennt und deren Absichten er zu durchschauen glaubt. Diese Sichtweise führt dazu, dass Steve Rogers sich gegen das UN-Abkommen und für den Pfad der Eigeninitiative entscheidet. Ganz persönliche Motive spielen schließlich auch eine gewichtige Rolle, sieht sich Captain America doch selbst als den edlen Beschützer der Menschheit, dessen Urteilvermögen jederzeit dazu im Stande ist, zwischen richtig und falsch abzuwägen.
Demgegenüber steht Tony Stark, seines Zeichens Milliardär und Aushängeschild der Privatisierung, der wie kein Zweiter im MCU für unternehmerischen Erfolg steht. Durch seine traumatischen Erfahrungen und besonders die Geschehnisse in "Age of Ultron", tritt jedoch ein Umdenken bei ihm ein, was die eigene Handlungsmacht betrifft. Er wird zum stärksten Befürworter des Abkommens, da in ihm die Erkenntnis gereift ist, dass die Taten der Avengers nicht ausschließlich Gutes hervorgebracht haben und demzufolge einer staatlichen Kontrolle bedürfen. Um in Zukunft Kollateralschäden in Form von Menschenleben zu verhindern, möchte er die eigene Freiheit wissentlich einschränken und die Missionen der Avengers von Leuten leiten lassen, die seiner Ansicht nach absolut vertrauenswürdig sind, da es sich bei ihnen um gewählte Autoritäten handelt. Tony Starks Entwicklung von der Leitfigur der Waffenlobby zu einem Mann, der willentlich Macht und Verantwortung in die Hände der Regierung legt, steht dabei im genauen Gegensatz zu der Entwicklung von Steve Rogers. Iron Man repräsentiert die Überzeugung, dass Sicherheit das höchste Gut darstellt und in diesem Fall der Zweck die Mittel heiligt, um diese Sicherheit zu gewährleisten, selbst wenn dazu die totale Überwachung notwendig wird. Anders als Captain America, der sich als Kämpfer für das Volk betrachtet, möchte Iron Man in den Dienst des Staates treten, worin wiederum Captain America eine Gefahr der Abhängigkeit ausmacht. Auch beim zur Selbstverliebtheit neigenden Tony Stark schwingen in diesem Konflikt persönliche Motive mit, immerhin unterscheidet er sich dahingehend kaum von Steve Rogers, als dass auch er die Anerkennung als gottgleicher Retter der Menschheit in vollen Zügen genießt.
Zu einem eindeutigen Ergebnis gelangen die beiden Streitparteien nicht, da die fatalen Entwicklungen innerhalb des Marveluniversums bereits zu weit fortgeschritten sind. In "Civil War" existiert bereits eine unüberwindbare Kluft zwischen dem Volk und den Avengers als dessen Repräsentanten. Diese Kluft resultiert vornehmlich aus den körperlichen und technologischen Vorzügen der Avengers. Sie stellen eine Elite dar, die weit über dem einfachen Menschen steht und dementsprechend nach anderen Maßstäben bewertet werden will. Die Avengers begreifen die einfachen Menschen beinahe nur noch als passive, schutzbedürftige Objekte. Die Frage, ob eine staatliche Kontrolle oder eher Selbstjustiz vorzuziehen wäre, wird somit zweitrangig, da beide Varianten nicht den Willen des Volkes widerspiegeln.
Eine derart vielschichtige Geschichte stellt zweifelsohne ein Novum innerhalb des vornehmlich auf leichte Unterhaltung ausgelegten MCU dar, obschon der Film die angeführten Diskussionspunkte oftmals für großangelegte Actionszenen zurückstellt. Dennoch bietet "Civil War" genügend Stoff für ausgiebige Debatten. Schließlich wartet der Film neben den gegensätzlichen Ansichten der Protagonisten auch mit einem hervorragenden Bösewicht auf. Helmut Zemo ist zur Abwechslung kein außerirdischer Weltenvernichter, sondern tatsächlich ein einfacher Mann aus dem Volk, der in den Avengers selbst die größte Bedrohung ausgemacht hat. Auch er handelt im Glauben, die moralisch richtigen Absichten zu vertreten und möchte die selbstherrlichen Helden von Innen heraus zerstören, um somit zu einer Gesellschaft zurückzukehren, die nicht in eine gottgleiche Elite und ihre Untertanen unterteilt ist. In seinen Augen gleichen die Avengers einer Atombombe, die weder in die Fänge der Regierung geraten, noch per Selbstauslöser betätigt werden darf.
"Civil War" bietet wuchtige Action, großartige Nahkampfsequenzen, viele Schauplatzwechsel, einen guten Witz, ein starkes Darstellerensemble und eine Story, die durchaus zum Nachdenken anregt und Parallelen zum aktuellen politischen Geschehen aufweist. Dramatische Elemente und feine Charakterentwicklungen heben den Film aus der Masse der Marvelfilme heraus.
Kurz und bündig - mein bisheriger Liebling im MCU.
Na, was darfs denn heute sein?
Ach ja, heute mal die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft und...O Captain, my Captain! ;)
Da ich den lieben giggle so lange malträtiert habe, bis er das Buch gelesen hatte, kommt ja nur der hier in Frage:
https://www.moviepilot.de/movies/it-part-2
Bis der Film raus ist, wird er wohl den Weg zurück zu mp gefunden haben ;)
An sich finde ich das sehr schön, wenn Leute ihre Kreativität ausleben und die bekannten Geschichten aus Filmen oder Büchern auf ihre Weise weiterführen. J.K. Rowling etwa zeigt sich ja auch immer wieder als Befürworterin der Fanfiction und hat mit Dumbledores Outing selbst Anreize für diese geschaffen. Aber permanent alle Figuren miteinander verkuppeln zu wollen, finde ich nicht unbedingt den besten Ansatz und zeugt für mich eher von Einfallslosigkeit. Das Paradebeispiel hierfür dürfte wohl "Shades of Grey" sein, das aus einer Twilight-Fanfiction hervorging. Auf Teufel komm raus befreundete Figuren zu Bettgespielen zu machen, halte ich jedenfalls in kreativer Hinsicht für schlechten Stil. Der Wert einer guten Freundschaft wird dabei in meinen Augen vernachlässigt.
Vom Standpunkt der (Küchen-)Psychologie sehe ich das Shippen als Ausdruck dessen, was junge Mädchen (die die größte Gruppe der Fanfictionschreiber stellen dürften) in unserer Gesellschaft nicht ausleben dürfen. Nämlich sexuelle Vorlieben wie etwa das Interesse an homosexuellen Männern oder der Wunschtraum von einem Dreier. Als Junge erntet man Anerkennung unter Gleichaltrigen, wenn man sich Lesben-Pornos reinzieht oder mehrere Partnerinnen gleichzeitig am Start hat. Als Mädchen hingegen erhält man für derlei Gedankenspiele den Schlampenstempel verpasst. Ich könnte mir vorstellen, dass das Shippen ein Ausdruck dieser unterdrückten sexuellen Vorlieben ist.
Soweit meine Ideen als Laie der Psychologie...^^
Die Säge des Puzzlemörders steht nicht still und so schicken die Spierig-Brüder einen weiteren Ableger des beliebten Franchise ins Rennen. Jigsaws Rückkehr nach siebenjähriger Leinwandabstinenz verläuft dabei vollkommen nach altbekannten Mustern und bietet keinerlei Innovationen. Wer also die Erwartung hegte, eine Neuausrichtung der Reihe zu bekommen, dürfte enttäuscht werden.
Auffällig ist von Beginn an, wie warm und hell "Jigsaw" in der Farbgebung daherkommt. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Teilnehmer der grausamen Spiele durch labyrinthische Gänge krochen, die in grünlich schummriges Licht gehüllt waren. Stattdessen spielt der achte Teil der Reihe über weite Strecken in einer sonnendurchfluteten Scheune, der mit einem beherzten Tritt gegen die Bretterwand zu entkommen wäre. Allein dadurch verliert "Jigsaw" schon einen Großteil seiner gruselig-ekeligen Atmosphäre. Ohnehin versteht sich dieser Film weniger als Horrorschocker, denn als Katz-und-Maus Thriller der harten Sorte. Das Rätseln darum, wer hinter den neuerlichen Folterspielen steckt und die Frage, ob John Kramer tatsächlich von den Toten auferstanden ist, nimmt einen Großteil der Handlung ein, wodurch die teuflischen Fallen und die damit verbundenen Gore-Elemente deutlich in den Hintergrund rücken. Die Fallen selbst bieten derweil in der Art ihrer Konstruktion kaum Raffinesse und orientieren sich hauptsächlich an den bereits aus den Vorgängern bekannten Tötungsapparaten. Auch hier wäre somit mehr Mut zu Neuem wünschenswert gewesen.
Die Leistung der Schauspieler bewegt sich indes auf einem soliden Niveau, wobei die Darsteller des Ermittlerteams mich eher überzeugen konnten, als die der Geprüften, da deren Spiel teilweise doch arg überzogen daherkommt und ins unfreiwillig Komische abdriftet. Wirklich charismatisch ist einzig der Auftritt des von Tobin Bell verkörperten Ur-Jigsaw. Seine Präsenz ist maßgeblich für die Faszination der Saw-Reihe und seine Figur des krebskranken Mephisto muss sich nicht hinter anderen Horrorikonen wie Freddy Krueger oder Jason Voorhees verstecken. Bedauerlicherweise erreicht keine andere Figur in "Jigsaw" diese Tiefe, sodass die Identifikation mit den schablonenhaft angelegten Charakteren schwerfällt.
Durch das geschickte Auslegen falscher Fährten und einer dynamischen Handlung, die quasi ohne Ruhepausen daherkommt, erweist sich "Jigsaw" immerhin als kurzweiliges Vergnügen. Die vielen Wendungen und der obligatorische Schluss-Twist sorgen für durchaus mitreißende Unterhaltung, wenngleich die ganz großen Überraschungen leider ausbleiben. Dazu ist "Jigsaw" einfach zu formelhaft angelegt und tritt nur in die Fußstapfen seiner Vorgänger, statt eigene zu hinterlassen.
Spoiler:
Zumindest in der deutschen Synchro fehlt am Ende das typische "Game Over". Das fand ich ziemlich schade, wenngleich es noch besser gewesen wäre, wenn ein Saw-Teil mal nicht mit einer zugeschlagenen Tür enden würde.
Diese Verfilmung des Kultcomics um den grünen Berserker stammt noch aus einer Zeit, als Superheldenfilme sich nicht dem übergeordneten Fahrplan des Marvel Universums unterordnen mussten. Aus heutiger Sicht wünscht sich so mancher diese Zeit zurück, in der ein Marvelfilm noch für sich stehen durfte und nicht als Ouvertüre für das nächste Zusammentreffen der Avengers diente. Nichtsdestotrotz täuscht die Eigenständigkeit von "Hulk" nicht darüber hinweg, dass hier einer der schwächsten Vertreter seines Genres vorliegt.
Ang Lee adaptiert die Comics seines Namensvetters Stan Lee, der auch diesmal wieder seinen obligatorischen Cameo Auftritt hat, als dialoglastiges Drama um Vater-Sohn-Konflikte und innere Zerrissenheit. Dabei gelingt es ihm jedoch nicht, dem bekannten Jekyll und Hyde Muster neue Facetten abzugewinnen. Vielmehr gestaltet sich die Geschichte um den durch einen Unfall mit Gamma-Strahlen mutierten Wissenschaftler Bruce Banner über weite Strecken als fade und inhaltslos. Die endlosen Dialoge sind nichtssagend, die Bemühungen des Regisseurs den Figuren Tiefe zu verleihen, schlagen vollkommen fehl. Zudem wird "Hulk" über die gesamte Laufzeit von einer depressiven Grundstimmung beherrscht, die sich tonnenschwer über den ganzen Film legt und jedes noch so zarte Pflänzchen des Humors bereits im Keim erstickt. Diese unangenehme Schwere steht dabei im krassen Gegensatz zu einer Geschichte, in der ein gewaltiges Wutmonster Panzer durch die Luft wirbelt und gegen mutierte Pudel kämpft.
Würden wenigstens die vergleichsweise wenigen Actionszenen starke Unterhaltung bieten, ließe sich noch über die misslungenen Versuche, der Figur des Hulk ein Mehr an Anspruch zu entlocken, hinwegsehen. Aber leider fallen auch diese Sequenzen recht eintönig aus, da der Hulk in diesem Film über weite Strecken einfach keinen ernstzunehmenden Widersacher gegen sich hat und ihm mit seiner monströsen Kraft und der Fähigkeit durch einen Sprung ganze Meilen zu überbrücken, der Nimbus der Unbesiegbarkeit anhaftet. Hinzu kommt, dass die Computereffekte extrem schlecht gealtert sind und sich in etwa auf einem Level mit dem neun Jahre älteren "Die Maske" bewegen. Auch der Einsatz der Split-Screen Technik bleibt weitestgehend witzlos und erreicht nicht einmal ansatzweise die Sogwirkung, die sie noch in der Serie "24" hatte.
So erweist sich Ang Lees "Hulk" trotz ordentlicher Darstellerleistungen als extrem zähes Unterfangen, welches Tiefgang nur behauptet, aber nie unter Beweis stellt. Ein Film, der weder Freunde des lockeren Marvelhumors noch des gelungenen Charakterdramas zufrieden stellt.
Herzlichen Dank an Kängufant für die tollen Worte zur Einführung und natürlich auch an den lieben Vorschlaggeber zum "Kommentar der Woche" :)
Ist spannend zu sehen, dass Einige ähnlich nachhaltige Erinnerungen mit dieser Serie verbinden. Ich schätze, das Wichtigste, was man neben dem Unterhaltungswert aus X-Factor mitnehmen kann, ist die Fähigkeit zwischen Wahr und Falsch unterscheiden zu lernen und nicht alles für bare Münze zu nehmen, was in den Medien erzählt wird. In Zeiten von Fake-News und alternativen Fakten ist das vielleicht noch wichtiger als damals.
Davon, dass Hollywood sich hier etwas komplett Neues hat einfallen lassen, kann wirklich keine Rede sein. Doch Regisseur Kenneth Branagh versucht auch erst gar nicht, in seiner Version des Agatha Christie Romans von 1934 das Rad neu zu erfinden. Vielmehr setzt er in weiten Teilen auf Altbewährtes und fügt nur hier und da neuartige Elemente hinzu. Und damit liegt er vollkommen richtig.
Bei ihm wird "Mord im Orient Express" zu einer fantastischen Reise, die besonders im ersten Drittel mit viel Humor aufgelockert wird, nach und nach aber auch immer ernstere Töne erhält. Der titelgebende Zug wird dabei wunderbar märchenhaft in Szene gesetzt und wird damit zu einem eigenen Akteur in der Handlung. Natürlich spielen dabei zahlreiche Computereffekte eine Rolle, diese sind aber nie so aufdringlich oder von schlechter Qualität, dass sie negativ auffallen würden. Insbesondere was die unterschiedlichen Kameraperspektiven angeht, greift der Film auf immer neue Ideen zurück, um den Orient Express aus jedem erdenklichen Winkel zu präsentieren.
Wie schon in der 1974er Adaption ist auch hier der Cast nur so mit Stars gespickt. Kenneth Branagh als Detektiv mit dem exorbitanten Schnurrbart fällt dabei der größte Part zu. Er gibt den stolzen Belgier mit einer ähnlichen Selbstverliebtheit wie einst Gilderoy Lockhart in "Harry Potter". Die amüsant-trotteligen Einschübe über den gesamten Film hinweg sorgen jedoch stets dafür, dass seine Figur nicht zu unsympathisch gerät. Auch der Rest der Zugreisenden um prominente Namen wie Judi Dench, Willem Dafoe, Penelope Cruz oder Michelle Pfeiffer bietet eine ansprechende Performance und sogar Johnny Depp spielt hier zur Abwechslung mal keine Jack-Sparrow-Kopie.
Branagh bricht bei der Inszenierung das starre Korsett des Kammerspiels immer wieder auf, in dem er Verhörszenen nach draußen verlagert und die eine oder andere kleine Actionszene mit einbaut. Dabei wahrt er jedoch den Respekt vor der Vorlage und verkauft die Seele der Geschichte niemals für Gekloppe, Schießereien oder platte Gags. Stattdessen baut er ein paar interessante Referenzen mit ein, die seine Herkunft als Shakespeare-Experte verdeutlichen oder auch mal der Kunsthistorie entnommen sind. Unterlegt wird das Geschehen indes mit einem wunderbar klassisch gehaltenen Score, der meist unaufdringlich, in den kurzen Actionszenen aber auch mal vorpreschend daherkommt.
So ist "Mord im Orient Express" insgesamt eine absolut gelungene und kurzweilige Neuverfilmung des Stoffes, die eine wunderbare Atmosphäre und geradezu magische Bilder bietet. Branaghs Version stellt kein typisches Popcorn-Kino dar, sondern hat vielmehr etwas Retrohaftes an sich. Wer damit etwas anfangen kann oder vielleicht einfach nur Fan von Agatha Christie ist, dürfte hier allemal auf seine Kosten kommen. Eine Fortsetzung ist wohl schon beschlossene Sache und meine Vorfreude darauf ist nach dieser Sichtung riesengroß!
Filme, die die Widerstandskämpfer der NS-Zeit in den Mittelpunkt stellen, haben bei mir grundsätzlich einen Stein im Brett. Im vorliegenden Fall geht es dann sogar noch um einen Mann, der anders als etwa Graf von Stauffenberg oder die Geschwister Scholl aus dem kollektiven deutschen Gedächtnis weitestgehend verschwunden ist. Die Gründe dafür sind vielfältig. Aus meiner Sicht hat sich der Kunstschreiner Georg Elser aus Königsbronn, der am 8. November 1939 ein Bombenattentat auf die NS-Führung im Münchner Bürgerbräukeller verübte, seinen Platz in den Geschichtsbüchern jedoch eindeutig verdient.
Oliver Hirschbiegels Film porträtiert Elser als einfachen Mann aus dem Volk. Weder ist er in herausstechender Weise politisch aktiv, noch verkehrt er in Kreisen, die jenseits von Kirche und Kneipe seines Heimatorts liegen. Erzählt wird seine Geschichte dabei auf zwei Zeitebenen. Die eine handelt von Elsers Attentat und dessen Folgen, die andere zeigt uns wie dieser zuvor unauffällige Mann überhaupt erst zum Attentäter wurde und rückt seine Liebesbeziehung zu der verheirateten Elsa in den Fokus. Georg Elsers Vorgeschichte wird dabei in farbenfrohen Bildern mit der Handkamera eingefangen, während die Bilder des Attentats und dem, was darauf folgt, düster und starr sind. Zwar gibt es immer wieder Momente, in denen die Inszenierung recht bieder und bisweilen theaterhaft daherkommt, aber insgesamt lässt sich dem Film in dieser Hinsicht nur wenig vorwerfen. Hirschbiegel schreckt auch nicht davor zurück, dem Zuschauer einige extrem brutale und grausame Szenen zu präsentieren. Erwähnenswert ist hierbei besonders eine Szene gegen Ende, bei der die Kamera scheinbar endlose Minuten lang beim Todeskampf eines Gehängten draufhält. Eine Szene, die man nicht mehr so leicht aus dem Kopf bekommt.
Christian Friedel spielt Elser als aufmerksamen Beobachter, der ein gutes Gespür für die Vorgänge in seinem Heimatort hat und daraus die Veränderungen in ganz Deutschland schlussfolgert. Er tritt nicht als Lautsprecher auf, zeigt kein gesteigertes Interesse daran, Gleichgesinnte um sich zu scharen, sondern erkennt zunächst anhand von scheinbaren Kleinigkeiten, dass Hitlers Regierung Deutschland schadet. Die Löhne von Arbeitern sind nicht mehr so hoch wie noch vor einigen Jahren, Arbeitsplatzwechsel sind nicht mehr so leicht zu vollziehen, die HJ nimmt Einfluss auf die Kindererziehung, die Religion wird durch den Führerkult ersetzt. Als Elser schließlich auch noch miterlebt, wie Juden öffentlich an den Pranger gestellt werden und er die ersten Zeichen eines bevorstehenden Krieges ausmacht, reift in ihm der Plan für das Attentat.
Nach dem dieses gescheitert war, machten sich die Nazis den Umstand zu nutze, dass die Bombe acht unschuldige Besucher des Bürgerbräukellers getötet hatte, um Georg Elser in ein schlechtes Licht zu rücken. Sie konstruierten eine Theorie, wonach Elser nur der Ausführende einer groß angelegten Verschwörung war, obgleich er stets beteuerte, allein gehandelt zu haben. Auch nach 1945 blieb Elser die Anerkennung als Widerstandskämpfer noch jahrzehntelang verwehrt. Ursächlich hierfür waren Gerüchte, die ihn als Marionette der NS-Führung darstellten und das Attentat als bloße Inszenierung abtaten. In Elsers Heimatort Königsbronn waren die Auswirkungen dieser Gerüchte besonders spürbar. Noch 2003 löste die Taufe einer Schule auf seinen Namen Kontroversen aus. Besonders der Vorwurf der Ermordung Unschuldiger beeinflusst die Erinnerungskultur bis in die Gegenwart.
Seit 2001 wird jährlich der Georg-Elser-Preis für Zivilcourage vergeben und mehrere Straßen und Plätze in ganz Deutschland tragen seinen Namen. Auch wurden zur Erinnerung an ihn verschiedene Denkmäler errichtet. Mit Hirschbiegels Film ist ein weiteres hinzugekommen.
Angesichts des Filmtitels ging meine Erwartung eher in Richtung Mystery - möglicherweise mit Voodoo-Zauber, Gespenstererscheinungen oder dergleichen. Stattdessen bekam ich jedoch puren Tierhorror geboten, der noch dazu auf wahren Begebenheiten beruht. Val Kilmer und Michael Douglas treten als Ingenieur und Großwildjäger gegen zwei Löwen an, die die Arbeiterschaft einer Eisenbahnbrücke dezimieren. "Der weiße Hai" auf afrikanisch könnte man sagen und tatsächlich finden sich einige Anleihen an Spielbergs Klassiker, besonders was den Einsatz der Musik angeht, wenn sich die Löwenmähnen wie einst die Haiflosse des großen Weißen im Präriegras hin und her bewegen.
Ansonsten bleibt "Der Geist und die Dunkelheit" jedoch deutlich hinter Spielbergs Film zurück, legt er doch keinen großen Wert auf Dramaturgie und reiht lediglich einen Löwenangriff an den nächsten. Diese Szenen bieten immerhin einen gewissen Nervenkitzel und wirken dank des Einsatzes echter Löwen auch vollkommen realistisch. Tierschützer hingegen dürften weniger begeistert davon sein, dass der König der Tiere hier als grausame Bestie dargestellt wird, gegen den jedes Mittel recht ist. Auch krankt der Film an seiner dürftigen Charakterzeichnung, erhalten doch weder Kilmers Ingenieur noch Douglas' Jäger abseits ihrer Fähigkeiten im Kampf gegen Großkatzen sonderlich Profil. Von den belanglosen Nebenrollen ganz zu schweigen, in denen etwa Tom Wilkinson in der Eröffnungsszene kurz den Fiesling geben darf, um dann anschließend fast vollständig von der Bildfläche zu verschwinden, John Kani (jüngst als Vater des Black Panther im MCU zu bewundern) den Vermittler zwischen Arbeitern und Befehlshabern gibt und Bernard Hill als Arzt mehr oder weniger einfach nur anwesend ist.
Insgesamt ist "Der Geist und die Dunkelheit" ein Film, dessen Vorzüge in seinem hohen (und mitunter sehr blutigen) Actionanteil sowie einigen wunderschönen Landschaftsaufnahmen liegen. Mit einer ausgefeilten Geschichte und erinnerungswürdigen Charakteren kann der Film hingegen nicht glänzen, sodass eine Straffung um 10-15 Minuten wünschenswert gewesen wäre. Zu allem Überfluss gehen der Inszenierung auch Humor und Augenzwinkern beinahe vollkommen ab.
Gleich vorab - wer sich eingehender mit der Thematik des Films auseinandersetzen möchte, dem sei wärmstens der hervorragende Blogartikel von Der Siegemund empfohlen:
https://www.moviepilot.de/news/annihilation-ein-interessantes-ende-fur-die-menschheit-1104656
Die zweite Regiearbeit des Briten Alex Garland ist ein SciFi-Drama Hybrid, der außerdem Elemente des Horrorfilms und des Survival-Thrillers in sich vereint. Darin begleiten wir eine fünfköpfige Expeditionsgruppe auf einen surrealen Trip in ein seltsames Gebiet, welches von einem farbenprächtigen Schimmer umgeben ist. Hauptfigur ist dabei die Biologin Lena, die versessen darauf ist, die Geheimnisse des Gebiets zu ergründen, um dadurch ihrem schwer verletzten Ehemann zu helfen, der als einziger Überlebender einer vorherigen Expeditionsgruppe aus dem Schimmer zurückgekehrt ist...
Garlands Film besticht neben seinen visuellen Reizen vor allem durch seine mysteriös angelegte Story, die den Zuschauer zum Miträtseln einlädt und zahlreiche philosophische und biologische Fragen aufwirft. Im Zuge dessen liefert der Film im Verlauf zu einigen Fragen eindeutige Erklärungen, während andere Dinge nur angedeutet werden bzw Inhalte über Symbole transportiert (Leuchtturm, Tattoo). In seinen vielen Interpretationsmöglichkeiten liegt dann auch eine der größten Stärken von "Auslöschung", während der Film in anderen Bereichen durchaus schwächelt. So wird die Haupthandlung im Gebiet des Schimmers immer wieder durch Nebenhandlungsstränge unterbrochen, die einen eher geringen Beitrag für den Unterhaltungswert des Films leisten und mehrmals wie ein Störfaktor innerhalb der Handlung daherkommen. Der Hauptzweck dieser Nebenhandlungen liegt offenkundig darin, dem Zuschauer Erklärungen mit an die Hand zu geben. Dies wird jedoch insgesamt unelegant gehandhabt und bisweilen agiert Garland hier sogar regelrecht mit der Holzhammermethode.
Dass das Expeditionsteam ausschließlich aus Frauen besteht, stellt hingegen eine willkommene Abwechslung dar, ist dies doch abseits von seichten Komödien und Franchise-Spin Offs wie den weiblichen "Ghostbusters" und "Oceans Eight" nach wie vor eine Seltenheit in der Filmwelt. Damit einhergehen nämlich ungewohnte soziale Konstellationen, die zumindest im Ansatz überzeugen. Der Cast von "Auslöschung" weiß auch durchweg zu gefallen, wenngleich die Figurenzeichnung nicht unbedingt zu ausgiebigen Lobeshymnen animiert und keine besondere emotionale Involvierung ermöglicht. Einen richtigen Zugang konnte ich jedenfalls nur zu der von Natalie Portman verkörperten Lena finden, alle anderen Charaktere des Films blieben eher blass und nichtssagend. Lena immerhin ist mir ihrem unermüdlichen Ehrgeiz und der tragischen Verbindung zu ihrem von Oscar Isaac gespielten Ehemann Kane eine vielschichtige Figur, die bis zum Schluss mein Interesse wach halten konnte.
Wach halten ist derweil ein passendes Stichwort, denn "Auslöschung" ist in meinen Augen kein besonders spannender Film geworden. Die Handlung dümpelt mehr oder weniger vor sich hin, während die Highlights vornehmlich optischer Natur sind. Die Effekte laden zum Großteil in der Tat zum Staunen ein, nur gelegentlich gestört durch übertriebenen Lens Flare Einsatz und einen unverkennbaren Studio-Look (Stichwort Zelten). Die Handlung indes vermag nicht durchgängig zu fesseln, dafür bietet "Auslöschung" in dieser Hinsicht einfach zu wenig und nimmt durch Andeutungen in den Nebenhandlungssträngen zu viel vorweg. Einige lange Einstellungen lassen bei mir zudem den Verdacht aufkommen, dass Garland Vorbildern wie Kubricks "2001" nacheifern wollte und bei diesem Versuch seine Ambitionen zu hoch gesteckt hat.
Somit lässt sich "Auslöschung" für all Diejenigen empfehlen, die mit visuell reizvollen SciFi Filmen mit philosophischen Untertönen etwas anfangen können. Wer sich jedoch nicht als Genrefan sieht und aus derlei Botschaften keinen gesteigerten Unterhaltungswert zieht, könnte angesichts der recht zähen und wendungsarmen Handlung eine Enttäuschung erleben.