Klopper - Kommentare

Alle Kommentare von Klopper

  • 10

    Was anfangs wie ein 08/15-Verschwörungsthriller scheint, verwandelt sich schnell in eine bemerkenswerte Geschichte über grenzüberschreitende Freundschaft in einem zerrissenen Land.
    Der Film schafft es, die schwierige Situation der befeindeten Bruderstaaten darzustellen, ohne jemanden in die Böse Ecke zu stellen. Augenzwinkernd werden die täglichen kleinen, teils skurrilen Konflikte an der Grenze dargestellt, beispielsweise, wenn eine südkoreanische Kampfeinheit versehentlich in Nordkorea einmarschiert, weil sie sich bei der Nachtübung verirrt haben.
    Der Film deckt so ziemlich alle Gefühlsregungen ab (okay, ne Liebesgeschichte gibts nicht). Es wird gelacht und geweint, und das gerne im Wechsel. Eine lehrreiche Geschichtsstunde ist auch noch integriert, was nicht schlecht ist, da ich mich in der koreanischen Geschichte nicht so gut auskenne. Am Ende fragt man sich (wie so oft), warum es überhaupt solch gewaltige Konflikte gibt, wenn doch die eigentlichen Leidtragenden, die Männer an der Front und deren Familien, gar kein Problem miteinander haben. Als Deutscher kann man einige parallelen zu unserer eigenen Geschichte beobachten.

    Der Kameramann schien bei ein paar Szenen noch zu üben. Anfangs beginnt er auf Fernsehproduktionsniveau, erreicht irgendwann Hollywood-Reife und beginnt dann munter zu schwanken. Es fällt manchmal halt auf, wenn auf einen wunderschönen Landschafts-Shot ein Dialog in GZSZ-Qualität folgt.
    Das bleibt aber der einzige Kritikpunkt. Musik passt, Schauspieler sind ganz hervorragend (nur die paar Europäer wirken manchmal zwischen den ganzen Koreanern fehl am Platz) und die Geschichte ist eh über jede Kritik erhaben.

    Unbedingt empfehlenswert!

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    • 8

      In den Top 10 der schweigsamsten Filme aller Zeiten dürfte Seom recht weit oben stehen. Da die eine Hauptperson stumm und die andere nicht gerade gesprächig ist, passt der gesamte Text sicher bequem auf eine DIN A4 Seite und wird hauptsächlich von den Nebenpersonen abgehandelt.
      Je weniger durch Dialoge, umso mehr punktet Seom durch starke Bilder und Atmosphäre. Der See ist schön, ruhig und einsam. Die kleinen, bunten Hütten mit ihren seltsamen Bewohnern, die teils für derbe Männerausflüge, teils für romantische Affären vor Ort sind, wirken wie eine eigene kleine und bizarre Welt.
      Idyllisch ist diese Welt aber nicht, denn hier gibt es Prostitution, Vergewaltigungen, Morde und die vermutlich meisten Fälle von explizit dargestellten Tiermisshandlungen, die ich je sehen durfte.
      Die Bilder sind teils sehr drastisch und nichts für nette Abendunterhaltung. Ich habe ab jetzt für immer Angst vor Angelhaken...
      Die Darsteller können auch ohne viele Worte überzeugen. Die melancholische Musik passt perfekt.

      Seom erzählt von einer sehr seltsamen, grausamen und selbstzerstörerischen Liebesgeschichte. Kein Film für einen romantischen Abend zu zweit. Eher für depressive Herbstabende. Empfehlenswert, dennoch nicht für jeden.

      PS: Wäre dankbar, wenn mir jemand die allerletzte Einstellung (nackte Frau mit riesigem "Busch") erklären könnte...

      • 7

        Hier versuchte sich Ashton Kutcher erstmals als seriöser Schauspieler. Das klappt auch einigermaßen gut, auch wenn es einmal beim Weinen so aussieht, als hätte man ihn die Tränen mit einer Wasserpistole ins Gesicht spritzen müssen.
        Butterfly Effect bietet solide Unterhaltung, über die man bloß nicht nachdenken sollte. Die Ursachen für psychische Störungen an einem einzigen Erlebnis in der Kindheit fest zu machen und diese auch noch durch ein paar aufmunternde Worte zu beheben, lässt Psychologen sicher die Haare raufen. Auch die Wirkungen der Zeitreisen geben Rätsel auf. Ist die Wirkung von Zeitreise A durch Zeitreise B, die ganz woanders hinging, wieder aufgehoben? Und warum kann Evan die ganze Zeit nur mit seinen Tagebüchern in seine grausigen Blackout-Erlebnisse springen, am Ende geht es aber plötzlich auch mit einem Film zu einem schönen Erlebnis?
        Die Logik bleibt also oft auf der Strecke. Dafür sind die alternativen Gegenwarten recht kreativ. Leider wird zu oft auf die Tränendrüse gedrückt, was aber völlig schiefgeht. Richtiges Mitleid mit den Protagonisten kommt nie auf. Auch weil man weiß, dass Evan ja immer alles ändern kann und wird.
        Das Ende ist so schmalzig, wie es nur sein kann und versaut die Botschaft, dass Zeitreisen nichts Gutes bringen können.

        Okay für einen Abend mit Freunden und viel Bier. Wird aber dem Ruf eines Kultfilms, den er bei vielen genießt, nicht gerecht. Bei zeitreisenden Teenies bleibe ich lieber bei Donnie Darko oder Bill & Ted.

        • 7 .5

          Hier haben wir einen wirklich guten, deutschen Low-Budgetfilm. Die dokumentarisch wirkende Satire erntet anfangs viele Lacher. Man identifiziert sich mit dem völkischen Rächer Mux und denkt sich erstaunlich oft: Mann! Der Kerl hat recht!
          Doch schon bald merkt man, dass mit Mux etwas nicht stimmt. Er ist ein Pedant, zunehmend befallen von Größenwahn. Irgendwann übersteigt die Härte seiner Bestrafungen doch deutlich die schwere der Tat und das Lachen vom Anfang bleibt einem im Halse stecken. Der beschwingt gestartet Film wird immer ernster. Mux wird weiter demontiert, seine hohen Prinzipien kollidieren mit der Realität. Er wird selbst immer mehr zum Straftäter.
          Eine Frage aus einem anderen Film kommt auf: Who watches the Watchmen?

          Der Ruf nach härteren Strafen und Selbstjustiz ist bei der BILD und Kneipenstammtischen recht beliebt. Hier wird eindringlich gezeigt, wie sowas ausgehen würde. Die tollen Schauspieler lassen zu jedem Zeitpunkt glauben, dies wäre wirklich eine Doku. Allenfalls das Ende ist ein wenig blöd. Nach einem wörtlichen Knall hätte entweder direkt Schluss sein sollen oder ein anderer Weg gefunden werden müssen. So plätschert der Film ein wenig konfus aus. Dennoch sehr empfehlenswert.

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          • 8

            So, das wird nicht leicht...
            Die Kritiken zu Inglorious Basterds überschlugen sich ja förmlich vor Lob. Dagegen gibt es allerdings auch eine seltsame Gegenbewegung im Internet, die Tarantino verteufelt und den Film als Schund ansieht.
            Ich denke, beide haben unrecht.

            Eins vorneweg: Ich habe mich köstlich amüsiert! Und dafür kriegt der Film schon gefühlte 1000 Bonuspunkte, denn ich wollte mich immer über einen Nazifilm amüsieren können. Leider haben das weder die Hitler-Komödie "Mein Führer" noch der Klassiker "The Producers" bei mir geschafft. Tarantino geht mit der Problematik nach einem ernsten Anfang wunderbar unbeschwerrt um. Kein Druck auf die Tränendrüse, keine Morallehrstunde, historisch und politisch völlig Unkorrekt. Ein Traum.

            Die Episoden des Films finden schneller zusammen als bei Tarantinos früheren Werken. Leider auch unspektakulärer. Trotz beträchtlicher Länge, bin ich das Gefühl nicht losgeworden, dass einiges auf dem Schnitttisch liegen geblieben ist. Die kurze Szene in England mit Mike Meyers kann doch nicht alles zu dem Thema gewesen sein?

            Seine Länge bezieht der Film wieder aus den typischen endlosen Dialogen. Die sind manchmal mehr, manchmal weniger interessant und lustig. Wie halt immer bei Tarantino. Es artet aber nicht zu einer Kill Bill 2 Quatschorgie aus und ist bei weitem interessanter als der furchtbare Death Proof.

            Star des Films ist ganz eindeutig nicht Brad Pitt, sondern Christoph Waltz. Der Mann spielt Landa einfach so genial, dass man sich jedes Mal freut, wenn der Judenjäger auftaucht. Brad Pitt hingegen bleibt blass, was allerdings auch an seiner Rolle liegt. Dafür, dass die Basterds namensgebend sind, tauchen sie erstaunlich selten in Aktion auf.
            Auch der Rest der Basterds kommt nicht zur Geltung. Besonders eigenartig: Stiglitz und Donowitz werden groß und pompös eingeführt, spielen dann aber kaum noch eine Rolle. Ersterer ist nach wenigen Minuten weg vom Fenster und letzterer darf seinen Ruf als Bärenjude nur in einer Szene begründen. Danach wird er zum Standardsoldaten.
            Das geht noch bei vielen weiteren Rollen so. Man erfährt kaum etwas über die Charaktere, ausgenommen Landa und die Kinobetreiberin Shosanna. Das ist seltsam für einen Tarantino, da der Mann doch sonst immer so viel wert auf Charakterisierung legt.
            Dennoch machen die meisten ihren Job durchaus gut, sogar Til Schweiger, der allerdings auch nicht viel mehr als böse gucken muss.
            Einen völligen Totalausfall gibt es aber: Diane Krüger ist seit dem gestrigen Abend für mich die schlechteste Schauspielerin der Welt und absolute Fehlbesetzung. Jemanden, der nicht schauspielern kann, sollte man tunlichst keine Schaupielerin spielen lassen...
            Die Frau hat wirklich jede Szene versaut, in der sie auftrat. Uwe Boll sollte einen Film zusammen mit ihr und Ralf Möller drehen. Das wäre ein Fest...

            Der Soundtrack ist hingegen typisch Tarantino. Viel Enio Morricone, gemischt mit ein paar unbekannteren Perlen seines Musikarchivs. Passt.

            Gerade habe ich es schon geschrieben: Die Basterds kommen nicht richtig zur Geltung. Das ist schon enttäuschend, hat uns die Werbung doch einen blutigen Feldzug mit tausenden toten Nazis suggeriert. Die Gewaltszenen sind zwar wirklich hart, dafür aber auch selten gesäht. Ein richtiges Rachefeeling kommt also nicht rüber.
            Wenn man diese Erwartung aber abstreift, kann man sich auf einen sehenswerten Film mit ein paar Schnitzern freuen, die den Gesamteindruck nur wenig trüben können.
            Mit meinen oben erwähnten Bonus, endlich mal einen lustigen Nazifilm sehen zu dürfen, komme ich also auf 8 Punkte.

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            • 9

              Logorama ist ein animierter Film, der in einer Welt handelt, die komplett aus Markenlogos besteht. Auch alle Figuren sind Maskottchen bekannter Firmen. So ist Ronald McDonald ein gesuchter Schwerverbrecher, der von den Michelin-Männchen-Cops in ihren HotWheels gejagt wird.
              Das ganze ist wahnsinnig witzig, super animiert und man ist völlig sprachlos, wieviele Marken und Logos in ein paar Minuten unterkommen und wie kreativ sie eingesetzt werden.

              Bei den gut drei Dutzend Kurzfilmen auf fast durchgehend sehr hohem Niveau, die ich auf den Kurzfilmtagen gesehen habe, konnte dieser doch besonders hervorstechen.

              • 10

                Immer, wenn er mal wieder im TV läuft, wird mir einmal mehr klar, dass dieser unscheinbare Film eine der besten Komödien aller Zeiten ist. Punkt.
                Schon dutzende Male gesehen, verliert er einfach nicht an Qualität.
                Pflichtprogramm.

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                • 9

                  Hier haben wir den vermutlich besten Vampirfilm, den ich bislang gesehen habe. Und obendrein noch einen der melancholischten Filme in meiner Sammlung.
                  In wunderschönen, ruhigen Bildern wird hier ein außergewöhnliches Drama erzählt, dass es schafft mit wenigen Worten seinen beiden Hauptdarstellern ungeahnte Tiefe zu verleihen. Horror ist vorhanden, hält sich aber dezent zurück, genau wie die Ansätze einer Lovestory.
                  Der Film ist besonders am Anfang tief traurig, lässt den Zuschauer aber nicht allein mit diesem Gefühl zurück, denn er sorgt mit seiner Romantik und aufkeimder Hoffnung doch noch für einen versöhnlichen Abschluss.

                  Der perfekte Film für kalte Wintertage!

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                  • 7

                    Ein wirklich skurriler Film mit fantastischem Cast (George Clooney, Kevin Spacey, Jeff Bridges, Ewan McGregor), der zwar gut unterhält, aber leider einige Schwächen hat. Irgendwie erinnert alles an einen Coen-Brüder-Film. Doch hätten die beiden Regie geführt, wäre das Ergebnis sicher besser gewesen.
                    Die Rückblicke auf die Geschichte der seltsamen Spezialeinheit sind interessant und durchweg zum Schreien komisch. Die eigentliche Story ist jedoch eher belanglos und lässt Längen aufkommen. Das Ende wirkt einfallslos und fast schon kitschig. Zudem passen die gelegentlichen moralischen Einschübe über die Folgen des Krieges überhaupt nicht zum Rest des Films.
                    Der Cast leistet gewohnt gute Arbeit. Es macht zudem echt Spaß, Jeff Bridges in einer Rolle zu sehen, die dem legendären Dude doch stark ähnelt. Es ist nur Schade, dass die Feindschaft Clooney/Spacey nicht richtig herausgearbeitet wird.

                    Leider also kein ganz runder Film, aber immer noch sehenswert. Allein schon wegen der skurrilen Experimente der "New Wolrd Army".

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                    • 4

                      Das Buch fand ich klasse, da es wunderbar den Spagat zwischen Komik und Tragik schaffte. Dem Film gelingt das leider nicht. Als Komödie taugt er nur mäßig, da die Gags flach und nicht allzu häufig kommen. Für eine Tragödie kann man das gezeigte wiederum nicht ernst genug nehmen. Seine besten Momente hat der Film bei den Auftritten der Tiffanys. Die schlechte Musik, die üblen Klamotten, die stillosen Feiern und die unfassbar schlechten Sprüche von Bandleader Gurki zaubern eine wunderbare 80er-Schützenfestarmosphäre, wie man es sich schlimmer nicht vorstellen kann. Hier ist der Film wirklich witzig, wenn man denn mit diesem geballten Trash was anfangen kann.
                      Heinzers Musikproduzenten Karriere stört hingegen. Die später auftauchende Jette nervt nur und das Ende könnte schlechter nicht ausgefallen sein.

                      Der echte Heinz Strunk ist übrigens auch mit von der Partie. Er hängt als Trophäe an der Wand vor einer Kinoleinwand und kommentiert zusammen mit einem ausgestopften Hirschkopf das Geschehen. Das ist leider nur am Anfang lustig und nutzt sich schnell ab.

                      Lieber das Buch lesen.

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                      • 4

                        Drei kesse Bienen (deren Namen ich mir partout nicht merken konnte) fahren durch die Gegend und quatschen unglaublich viel. Am Abend besaufen sie sich. Ein älterer Kerl namens Stuntman Mike gesellt sich hinzu. Später fahren die Mädels weg und Stuntman Mike in sie rein.
                        Ein paar Monate später: Drei weitere kesse Bienen (Pardon, wieder keine Ahnung, wie sie hießen...) quatschen wieder einmal wahnsinnig viel über dies und das, machen eine Probefahrt mit einem schicken Wagen, probieren einen wilden Stunt und geraten dabei abermals an Stuntman Mike...

                        Da ich es wagte, öffentlich meinen Unmut über diesen Film zu äußern, woraufhin ich Spott und Hähme erntete, da es sich hier ja schließlich um einen TARANTINO handelt und TARANTINO bekanntlich die besten Filme des Universums macht, tat ich mir diesen Film ein zweites Mal an. Vielleicht hatte ich ja was nicht verstanden.

                        Eines habe ich tatsächlich nicht verstanden: Wie kann man so unfassbar langweilige, unlustige und belanglose Dialoge schreiben und damit auch noch 80 Prozent des Films füllen?
                        Bei Tarantino wird immer viel gequatscht (ausgenommen Kill Bill 1), aber bisher zeichneten sich diese Gespräche durch ihren Witz, ihre Coolness, ihre Skurrilität aus einer anfänglichen Banalität aus. Aber hier haben wir eine 90 Minuten lange Sex and the City Folge ohne jeglichen Witz.
                        Ich konnte mich schon drei Minuten nach dem Film nicht mehr daran erinnern, worüber überhaupt gesprochen wurde. Dadurch bleiben auch die Personen blass. Jede dieser fickgeilen Stuten ist absolut seelenlos und austauschbar. Nur Stuntman Mike gewinnt in der Bar ein wenig an Charakter, aber seine Zeit ist zu kurz, um ihm Eintritt zu verschaffen in die Hall of Fame der Tarantino-Kult-Charaktere, wie Vincent Vega, Mr. Pink oder Judenjäger Waltz.

                        Das unwirsche Gefasel wird ein wenig durch die tollen Autoszenen aufgewertet. Das reicht aber noch lange nicht für einen guten Film. Und auch, wenn jetzt alle Tarantino-Fans aufschreien und sagen "Aber da sind doch so viele total tolle Verweise und Details und Verbeugungen und und und drin!", dann ist mir das scheißegal, denn ich bin kein Filmlexikon und kann mit einem Verweis auf irgendeinen 60er-Grindhouse-Exploitation-Movie ungefähr so viel anfangen, wie ein Blinder mit einem Bilderbuch.
                        Einen kenn ich aber doch: "Faster Pussycat! Kill! Kill!"
                        Und der ist tausend Mal spannender als diese Schlaftablette.

                        Zwei Punkte für Kurt Russel, einen für den Soundtrack und einen für den Dodge Challenger.

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                        • 6

                          Die mittlerweile zur jungen Frau gereifte Alice gerät abermals ins Wunderland. Dort wird sie zur Hoffnung des Wiederstandes gegen die tyrannische rote Königin. Mit Hilfe ihrer alten Bekannten, wie dem verrückten Hutmacher, der Grinsekatze und dem weißen Kaninchen, soll sie die Prophezeihung erfüllen und den Jabberwocky töten, mit deren Hilfe die rote Königin das Land unterdrückt.

                          Klingt die Geschichte irgendwie uninspiriert? Ist sie auch. So etwas Unspektakuläres hätte ich Tim Burton gar nicht zugetraut. Alice im Wunderland ist völlig frei von Wendungen und Überraschungen. Der Film beginnt und endet irgendwann. Dazwischen wird es ein bißchen bunt.

                          Meine Enttäuschung ist riesig, bietet eine Forsetzung oder Neuinterpretation von Alice in Wunderland doch so viele tolle Möglichkeiten, die alle nicht genutzt werden. Klar ist alles ein wenig verrückt, aber nicht liebevoll authentisch verrückt, sondern geplant verrückt, weil es ja schließlich verrückt sein soll. Gerade beim verrückten Hutmacher (routiniert gut von Johnny Depp gespielt) fällt das auf, da dieser erstaunlich klar agiert und nur ab und an einen wirren Satz in den Raum wirft, weil das ja schließlich von ihm erwartet wird.
                          Obwohl alles mächtig bunt ist, fehlt es einfach an Fantasie.

                          Ansonsten kriegt man ein nettes, unterhaltsames Filmchen geliefert, welches einige Witze und nette 3D-Effekte bietet. Aber mehr leider nicht.

                          Muss man nicht sehen. Bei Interesse lieber beim Disney-Trickfilm von 1951 bleiben.

                          • 3

                            Schon lange vor Peter Jackson versuchte sich Trickfilmer Ralph Bakshi an Tolkiens Meisterwerk. Seine Zeichentrickversion deckt jedoch nicht die vollen drei Bände der Vorlage ab, sondern nur "Die Gefährten" und einen Großteil von "Die zwei Türme". Der Rest sollte in einem zweiten Teil erzählt werden, der jedoch nie produziert wurde, da bereits der erste Film an den Kinokassen floppte. Dennoch gibt es eine inoffizielle Fortsetzung ohne Bakshi, die sich stilistisch erheblich vom Original unterscheidet.

                            Die größte Besonderheit des Films ist sicherlich das verwendete Rotoskopie-Verfahren. Dazu wurden Aufnahmen von realen Schauspielern von Zeichnern quasi abgepaust. Das Ergebnis ist sicher Geschmackssache, meinen trifft es allerdings nicht. Teils gibt es krasse zeichnerische Unterschiede in den selben Bildern, da eine Figur offensichtlich handgezeichnet ist, eine andere direkt daneben aber so wirkt, als wäre sie fotografiert und mit einem schlechtem Photoshop-Zeichenfilter in eine Comicfigur verwandelt worden. Es wechseln sich also zwei verschiedene Stile permanent ab oder überschneiden sich gar. Zusätzlich sind die Animationen oft abgehakt. Hintergründe sind manchmal schön detailiert, manchmal schlicht verwaschen. Farblich ist alles ein braungrüner Matschhaufen. Anders als andere Filme aus der selben Ära oder noch ältere Disney-Produktionen, wirkt Der Herr der Ringe stark gealtert.

                            Neben diesen technischen Aspekten, mangelt es diesem Zeichentrick eindeutig an Tempo und Spannung. Irgendwie wirkt alles wie in Zeitlupe, obwohl die Handlung des Buches stark gestrafft wurde. Die Kämpfe sind durch die Bank weg langweilig und meist nach einem Schwerthieb beendet. Die Orks wirken überaus zahm und verhalten sich reichlich unlogisch. Statt bei einem verwundeten Gegner nachzusetzen, bleiben sie erstmal stehen und schreien wild tanzend herum...

                            Als LotR-Fan bin ich doch ganz schön enttäuscht von diesem filmischen Frühwerk, hatte ich doch einen charmanten kleinen Zeichentrick erwartet. Stattdessen ist der Film ziemlich zäh, hat keinen Witz und kann auch technisch nicht überzeugen.

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                            • 3

                              Die junge Bella, die ihr ganzes Leben im sonnigen Phoenix verbrachte, aber trotzdem weiss wie ein Sack Kalk ist, muss unfreiwillig zu ihrem Vater ins immer wolkenverhangene Forks ziehen. Dort trifft sie in der Highschool auf Edward, dessen Haut ebenfalls scheinbar nie einen Sonnenstrahl gesehen hat und der über erstaunliche Fähigkeiten verfügt. Folgerichtig schließt Bella, dass Edi kein Albino, sondern vermutlich ein Vampir ist. Fortan knutschen beide viel rum und plagen sich mit den natürlich resultierenden Problemen in Beziehungen zwischen Menschen und Untoten herum.

                              Manchmal tut man ja alles für eine Frau. So zwang ich mich diesen Film anzuschauen, weil die Gastgeberin so schön mit den Augenliedern klimpern kann. Aber war es das wert? Nein.
                              Twilight ist mit Clichés und Kitsch überfrachteter Romantikschleim übelster Sorte. Die Geschichte "Mädchen verliebt sich in Bad Boy" wurde sicher schon bei den alten Babyloniern erzählt. Und dort sicher auch besser. Einzig neu ist der Umstand, dass hier Vampire mitspielen. Aber was für welche...
                              "Vegetarier", die keinen Menschen anrühren, sondern nur Tierblut verspeisen. Sie sind so lieb und verständnisvoll, dass es weh tut. Und das schlimmste: Sie sterben nicht im Sonnenlicht, wie es sich gehört, sondern glitzern golden...

                              Irgendwo zwischen diesen lächerlichen Figuren, kitschigen Dialogen und dem üblichen Cliché-Highschool-Leben inklusive Prom-Night darf man sich wenigstens auf schöne Kameraarbeit und prächtige Landschaftsaufnahmen freuen. Auch der Soundtrack wurde ganz gut ausgewählt und hat sich sicherlich wie geschnitten Brot verkauft.

                              Dennoch sollte man um diese Peinlichkeit einen großen Bogen machen, es sei denn, man will so wie ich, die holde Weiblichkeit auch mal einen Film aussuchen lassen, um das empfindliche Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern nicht zu stören. Oder man will mal Vampire Baseball spielen sehen...

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                              • 6

                                Story? Öhm, ja...
                                In einem dystopischen Amerika werden Rennen veranstaltet, in denen es das Ziel ist, möglichst viele Menschen zu überfahren. Manch einer mags, manch einer nicht.
                                Muss reichen.

                                Der deutsche Titel von Death Race 2000 lautete "Herrscher der Straße - Frankensteins Todesrennen". Da weiß man schon ungefähr. was einem hier erwartet: Trash vom Feinsten!
                                Der Film beinhaltet alles, was Spaß macht: skurrile Karren, nackte Frauen, übertriebene Morde, billigen Splatter, eine völlig abwegige Handlung, 70er-Jahre-Zukunftsoptik mit ganz viel Orange, bescheuerte Kostüme, Nazis und Sylvester Stalone. Wären jetzt noch Zombies dabei, hätten wir hier vermutlich den besten Film aller Zeiten! Natürlich in einem ganz speziellen Sinne.

                                10 von 10 Mülleimern. Realistisch bertrachtet 6 Punkte für kurzweilige Unterhaltung.

                                • 5

                                  Vorweggenommen finde ich die Änderungen in Beowulfs Geschichte gegenüber dem Original ziemlich gut. Der Pakt mit der Hexe und die daraus resultierende Verbindung zum zweiten Teil der Geschichte weht einen Hauch von Shakespeare in den - wie ich finde - recht langweiligen Beowulf-Mythos.
                                  Das war es dann aber auch mit den positiven Überraschungen. Die Animation lässt das Ganze leider viel zu oft so aussehen, als wären alle Figuren aus Plastik gegossen. Die Personen wirken unecht und hölzern, weswegen man als Zuschauer immer auf Distanz bleibt. Lediglich das Voice-Acting ist überzeugend. Die Monster sind recht schick, können aber auch nicht verhindern, dass der Film zwar recht hübsch ist, aber nicht an tiefe gewinnt.
                                  Auch an Spannung mangelt es, denn irgendwie ist es relativ egal, wann das nächste Monster auftaucht und wie die Hexe Beowulfs Pakt einlösen wird. Das Schicksal der Figuren interessiert ja eh nicht.

                                  Einen zusätzlichen Minuspunkt gibt es für die Nippel- und Vaginalose Angelina Jolie. Was wollte Beowulf denn mit einer Frau anfangen, der es an den primären Geschlechtsteilen mangelt?

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                                  • 8 .5

                                    Ein normaler Tag an einer US-Highschool mit den normalen Problemen. Die Lästermädchen lästern und kotzen anschließend im Schlankheitswahn ihr Essen wieder aus. Jungs und Mädels verabreden sich. Das häßliche Entlein meidet ängstlich und schüchtern die anderen Schüler. Alex kommt zu spät, weil er sich erst noch um seinen alkoholkranken Vater kümmern musste. Alles wie immer. Alles wie im Cliché. Alles so wahr.
                                    Doch dann betreten Eric und Elias in Kampfanzügen die Schule, entsichern ihre Waffen und eröffnen das Feuer.

                                    Amokläufe sind natürlich ein heikles Thema, da sich die sogenannten Experten um die Ursachen streiten. Gus van Sant verzichtet deswegen auch konsequent darauf, seinen Tätern ein Motiv zu geben. Sie spielen Killerspiele, sehen Hitler im Fernsehen, sind wohlmöglich homosexuell. Zumindest Eric scheint außergewöhnlich intelligent zu sein, spielt sehr gut Klavier, hört Beethoven. Was der Zuschauer daraus macht, bleibt ihm überlassen. Wer sich einen Punkt rauspickt, ist selbst schuld. In eine Ecke gedrängt, wird man sicher nicht.

                                    Eine richtige Geschichte hat "Elephant" nicht. Laiendarsteller gehen ihren üblichen Schulbeschäftigungen nach, was glaubhaft geschieht. Der Film wirkt eher dokumentarisch. Die Kamera läuft den Darstellern buchstäblich hinterher. Oft darf man sich lange an den Rückansichten der Teenies erfreuen. Dabei laufen sie sich gegenseitig öfters über den Weg, was durch die episodische Erzählweise besonders herausgestellt wird, da sich hier viele Szenen aus wechselnden Perspektiven wiederholen.

                                    Der Film ist sehr ruhig, durch die Thematik allein natürlich eher traurig. Der Amoklauf ist alles andere als actionbetont, sondern sehr nüchtern. Wieder einmal gilt: Wer auf extrem ruhige Filme, in denen auch mal ein paar Minuten nichts passiert, nicht klarkommt, lässt "Elephant" links liegen. Allen anderen sei hier der wohl beste mir bekannte Film zum Thema Amoklauf empfohlen. Neben "Falling Down" natürlich, auch wenn der ganz andere Töne anschlägt.

                                    • 8 .5

                                      In der Zusammenfassung klingt Paranoid Park wie ein spannender Thriller im Skater-Milieu. Mit dieser Erwartungshaltung fliegt man aber kräftig auf die Schnautze.
                                      Regisseur Gus van Sant interessiert sich nicht für die Ermittlungen und die Jagd nach dem Täter, sondern für die Psyche seines Protagonisten, der ein schreckliches Geheimnis hat und versucht damit weiterzuleben. So ist Paranoid Park ein sehr ruhiger Film. Wer van Sants "Elephant" gesehen hat und sich da schon bei den unendlich langen Einstellungen langweilte, sollte um Paranoid Park einen weiten Bogen machen. Auch hier entzückt ein Rücken gerne mal Minutenlang und selten hat man einen Menschen so lange beim Duschen beobachtet. Der eh schon träge Erzählfluss wird dabei immer wieder von Skaterszenen unterbrochen, die von meditativer elektronischer Musik begleitet werden. Ruhiger und melancholischer als dieser Film geht also kaum noch. Aber ich steh auf so was!

                                      Paranoid Park erzeugt eine ganz eigene Atmosphäre zwischen Sentimentalität der verlorenen Jugend, Melancholie und pubertärer Coolness. Das Leben von Alex geht trotz dem Unfall weiter. Er geht weiter zur Schule, erlebt den ersten Sex mit seiner Freundin, macht mit ihr Schluss, trifft Freunde, skatet. Aber all das macht er scheinbar mechanisch, da seine Gedanken ganz woanders sind.
                                      Der Film erinnerte mich oft an "Kids", der auch von Gus van Sant produziert wurde. Das schlechte Gefühl im Bauch ist hier aber nicht ganz so groß und "Kids" kommt insgesamt wesentlich straffer erzählt daher.

                                      Hervorzuheben sind noch die grandiose Kamerarbeit und der perfekt ausgesuchte Soundtrack.

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                                      • 6 .5

                                        Appleseed behauptet von sich der erste Anime zu sein, der komplett am PC entstand und lässt dabei die Existenz des drei Jahre älteren Final Fantasy unberücksichtigt. FF scheint wohl kein echter Anime zu sein. Sei's drum.

                                        Gut sieht es aus, was sich da auf dem Fernseher tummelt. Zumindest Hintergründe, Bauten, Maschinen und all das technische Gewusel überall kann auch noch nach sechs Jahren überzeugen. Bei den Personen sieht das leider anders aus. Um dem Anime treu zu bleiben und nicht in die eher realen Sphären eines FF vorzudringen, hat man auf eine Art Cell-Shading zurückgegriffen. Leider kommen die Figuren dabei eher hölzern rüber und besonders die Mimik ist ziemlich starr und somit unglaubwürdig.
                                        Insgesamt bleibt der Film optisch aber eine Wucht, was besonders an den vielen durchgestylten, schnellen Kampfszenen liegt, die manchmal ein wenig unübersichtlich sind.

                                        Dann gibt es da aber noch eine Handlung...
                                        Diese hätte man sich besser sparen sollen und aus dem Film eine zwei stündige Kampfsequenz gemacht. Alle zehn Minuten gibt es neue Wendungen, wechselt jemand spontan die Seiten oder dramatische Enthüllungen kommen zum Vorschein. Für nichts davon wird sich Zeit gelassen, so dass alles völlig oberflächlich und konfus scheint. Ebenso wie die Charaktere, von denen nur Deunan und ihr Roboter-Kumpel eine Vergangenheit spendiert bekommen, die allerdings nur aus dem genreüblichen Quatsch besteht. Hinzu kommen ein paar Logiklöcher und einige völlig unglaubwürdige Szenen. Wenn der Roboter Briareos beschossen wird und die Kugeln völlig offensichtlich an seinem Metallkörper abprallen (man hört entsprechendes Geräusch und sieht keinerlei Schäden), warum bricht er dann sterbend zusammen? Warum wird darauf sein Tod betrauert, wenn daneben ein Mechaniker steht, der glaubhaft bekundet, dass er bald repariert ist? Und tatsächlich ist der Roboter kaum eine Stunde später zu 100% Einsatzbereit...
                                        Was für ein Käse!

                                        Zum Soundtrack: Wer ist eigentlich der Typ, der beschlossen hat, dass Kampfsequenzen in Sci-Fi-Filmen grundsätzlich mit pseudofuturistischem Techno-Rock zu unterlegen sind? Dem würde ich gerne mal in die Eier treten! So eine Scheiße hört doch kein Mensch. Der Großteil des Films ist mit einem durchaus passenden, klassischen Streicher-OST unterlegt, warum dann bei Kampfszenen diese Billigmucke aus dem Synthesizer auffahren?

                                        Alles in allem durchaus sehenswert für Leute, die auf CGI und überlange Videospiel-Zwischensequenzen stehen. Optik ist hier Trumpf. Alle anderen fern bleiben.

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                                        • 9

                                          Napoleon und seine Freunde und Familie wirken ein wenig wie das Produkt aus mehreren Generationen Inzest. Ein Haufen skuriler Außenseiter, die ein amerikanisches Provinznest bevölkern und sich ihren persönlichen Absurditäten hingeben.
                                          So hält Napoleons Familie ein Lama, seine Oma verletzt sich schwer beim Motocross, sein älterer Bruder sieht aus wie ein schmächtiger Pädophiler und chattet den ganzen Tag mit potentiellen Traumfrauen. Napoleons Onkel trauert seiner Jugend hinterher, wohnt in einem Van und filmt sich selbst am liebsten beim Football spielen. Napoleons bester Freund Pedro ist ein rhetorischer Totalausfall, hat aber immerhin den einzigen Schnurrbart auf der Highschool und kandidiert aus einer Laune heraus für das Amt des Schülerpräsidenten.
                                          Napoleon selbst zeichnet am liebsten Liger, eine Mischung aus Löwen und Tiger, die magische Kräfte haben. Ansonsten bemüht er sich um eine Freundin und dem Spott seiner Mitschüler auszuweichen, was nicht ganz einfach ist, wenn man eine riesige Brille trägt, die Sprechgeschwindigkeit einer Schildkröte hat und am Geschmack der Milch die Ernährung der Kuh feststellen kann.

                                          Napoleon Dynamite ist ein völlig irrer Film, der ohne große Geschichte auskommt, da die skurrilen Charaktere alleine schon für genug Unterhaltung sorgen. Eine Hand voll liebenswerter Zurückgebliebener, die irgendwie durchs Leben stolpern und auf ihre Weise tragisch und glücklich zugleich wirken.
                                          Der Film ist auf seine Weise überaus komisch, ein Gag-Feuerwerk wie in Hangover oder flache Sex- und Fäkalwitze wie in American Pie kriegt man jeoch nicht zu sehen. ND ist ein ruhig erzählter Film, der auf das große Knallbumm verzichtet. Und das ist auch gut so.
                                          Kann man nicht viel zu sagen, muss man einfach gesehen haben.

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                                            über Hulk

                                            Was für ein Käse...
                                            Wo gibt es eigentlich diese Shorts mit dem unverwüstlichen Gummibändern, die selbst dann nicht ausleiern, wenn man innerhalb von Minuten mehrere Meter Körperumfang ab- und zunimmt?
                                            Zwei Punkte für die Shorts, einen für die bezaubernde Jennifer Connelly und einen für den mutierten Monster-Pudel.

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                                            • 10

                                              Wow! Schon beim stimmigen s/w-Prolog weiß der Zuschauer, dass er hier keinen 08/15-Film vor die Augen bekommen wird. Regisseur Tarsem Singh hat zuvor nur einen abendfüllenden Film gedreht: The Cell. Und wer den gesehen hat, kann in etwa erahnen, was hier an optischer Opulenz geboten wird!
                                              The Fall ist sicher einer der optisch schönsten Filme, die ich je sehen durfte! Und ich habe nicht gerade wenige Filme gesehen.

                                              So viel Lob will auch begründet sein. Am beeindruckensten sind sicherlich die Landschaftsaufnahmen und die Auswahl der fotografierten Orte und Gebäude. Es ist kaum zu glauben, dass kaum etwas der Computer-Trickkiste entstammt. Tarsem reiste vier Jahre lang um die halbe Welt und drehte The Fall in 20 Ländern. Dieser Aufwand lohnt sich, denn so fantatisch die Geschichte, die Personen und Orte auch sein mögen, sie sind absolut echt und niemals kommt das Gefühl des Künstlichen auf, was bei CGI-Produktionen immer der Fall ist. Selbst bei Avatar.
                                              Hinzu kommen satte, leuchtende Farben, liebevolle und detaillierte Kostüme und kreative Schnitte und Kameraführung.

                                              Neben der technischen Seite, kann allerdings auch die Geschichte überzeugen, was beim Vorgänger The Cell noch nicht gelang. The Fall ist stark emotional. Die Geschichten von Roy und Alexandria vermischen sich in der gemeinsam geschaffenen Fantasiewelt. Aktuelle Ereignisse und reale Personen werden in die Traumwelt eingepflochten. Jedes Ereignis, jede Person in der fiktionalen Welt, gibt es auch auf der realen Seite. So wie sich Roys Leben immer mehr zu Tragödie entwickelt, so gilt das auch für seine Erzählung. Alexandria will jedoch ein Happy End hören, so steuert sie mit ihren kindlichen Mitteln dagegen. Selbstmordabsichten treffen auf den naiven Optimismus eines Kindes.

                                              Besonders hervorzuheben ist hier die vielleicht beste schauspielerische Leistung eines Kindes ever!
                                              Sonst übliches Problem: Kinder wirken zu altklug, zu unnatürlich, da das Drehbuch ihnen Dialoge und Handlungen vorgibt, die einfach nicht kindlich scheinen. Alexandria hingegen spricht und handelt wie eine typische Fünfjährige: nicht gerade clever, dafür umso emotionaler. Sie versteht Roys Probleme nicht und bastelt sich ihre eigenen naiven Erklärungen zurecht. Sie ist neugierig, aber auch oft ängstlich. Viele von Roys Wörtern kennt sie noch nicht. Sie stellt viele Fragen. Sie ist einfach ein Kind. Bravo!

                                              So könnte ich noch ewig weiterschreiben, hab aber leider keine Zeit mehr. Für mich ein absoluter Geheimtipp und klare Empfehlung an alle, die auf grandiose Optik, Fantasy, Märchen und emotionale Dramen stehen. Oder auch nur auf eines davon.
                                              Um es mit den Worten von Roger Erbert zu sagen: "You might want to see (the movie) for no other reason than because it exists. There will never be another like it."

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                                              • 8 .5
                                                über Once

                                                Bei dem Wort "Musikfilm" stellen sich bei mir ja immer die Nackenhaare hoch, muss ich doch sofort an so einen Quatsch wie Flash Dance denken. Oder an Musicals, die ich bis auf wenige Ausnahmen (Rocky Horror Picture Show, Sweeney Todd) meide, so gut es geht. Dann gibt es da noch diesen pseudokünstlerischen Halbporno namens 9 Songs, bei dem zwischen dem Geficke planlos alle fünf Minuten ein Konzertausschnitt einer Indieband gezeigt wird...
                                                Nein, mit Musikfilmen bin ich nie so recht warm geworden.
                                                Aber dann hab ich zufällig Once auf 3sat gesehen...

                                                Die Geschichte ist simpel: Ein armer Staubsaugerreparateur aus Dublin verdient sich als Straßenmusiker ein paar Euro extra. Dabei spielt er vor allem eigene Songs. Eines Tages spricht ihn eine junge tschechische Pianisten an, der seine Songs sehr gefallen. Die beiden probieren zusammen einen Song aus und sie überredet ihn, ein Album aufzunehmen. Doch er hat nicht nur musikalisches Interesse an ihr...

                                                Klingt nach einer harmlosen Romanze, ist an sich auch nicht viel mehr. Doch was Once ausmacht, ist die hohe Authentizität. Der Clou: Die beiden Hauptdarsteller sind keine Schauspieler, sondern wirklich Musiker. Beide haben wirklich schon ein Album zusammen aufgenommen. Sie erzählen zum großen Teil ihre eigene Geschichte. So wirkt Once zu jeder Zeit völlig natürlich. Unterstützt wird dieser Eindruck noch durch die dokumentarische Kameraführung.
                                                Das wirkliche Highlight ist aber eindeutig die Musik. Geliefert werden tolle Folk- und Indierocksongs, die ans Herz gehen und zur großen Freude nicht ausgefadet, sondern immer voll ausgespielt werden.
                                                Wer damit nichts anfangen kann, für den ist das auch nichts. Die Academy konnte scheinbar etwas damit anfangen, deswegen gab es auch den Oscar für den besten Song.

                                                Der Film ist auf jeden Fall eine klasse Empfehlung für einen romantischen Abend zu zweit, der wegen der langen Songs viel Zeit zum Knutschen bietet.

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                                                  Princess ist ein klassischer Zeichentrickfilm, was ziemlich ungewöhnlich ist, denn ein hartes Rache- und Missbrauchsdrama hat man vermutlich noch nicht oft in dieser Form gesehen. Der Zeichenstil ist dabei ziemlich karg und nicht gerade hübsch. Zudem mangelt es den Figuren an Mimik und sie bewegen sich nicht sonderlich flüssig. Hier kann der Film also nicht punkten.
                                                  Ab und an wird der Zeichentrick allerdings durch Realfilmschnipsel unterbrochen, die alte VHS-Videos über Princess' und Augusts Vergangenheit zeigen. Diese fügen sich gut ein und wirken gerade wegen ihrer niedrigen Qualität authentisch.

                                                  Das war es dann aber auch mit der Authentizität. Augusts Entwicklung vom Missionar zum blutigen Rächer geht so fix, dass man sich besser nicht vorstellen möchte, auf welche Weise er Menschen "missioniert" hat. Die Bibel benutzte er sicher nicht zum lesen. Es ist zu keiner Zeit glaubwürdig, dass der schmächtige Geistliche eine Killermaschine sein soll.
                                                  Die Figuren bleiben oberflächlich, was auch ein wenig an der starren Mimik liegt. Lediglich die Realfilmschnipsel vermitteln mit ihren Rückblenden ein wenig Tiefe.

                                                  Die große Kontroverse des Filmes ist sicherlich der Umgang mit Sex und Gewalt. August verteufelt die Pornoindustrie, da sie seine Schwester ruiniert und seine Nichte geschädigt hat. Gewalt findet er aber offenbar gut. So sieht das auch der Film. Viel Sex gibt es nicht zu sehen, dafür umso mehr Blut. August führt die kleine Mia heraus aus einer Welt voller Sex, hinein in die Welt der Schmerzen. Er nimmt sie auf seinen Rachetouren mit und ermutigt sie sogar selbst zu töten.
                                                  Das ist natürlich höchst Zweifelhaft. Soll es auch sein. Doch der Film schafft es nicht richtig, die angewandte Gewalt zu verteufeln und kommt daher leider weniger geistreich und nachdenklich daher, als er gerne würde. An manchen Stellen ist er dann doch nur ein simpler Revenge-Streifen.
                                                  Wenigstens wird die Gewaltarie nicht mit einem Happy-Ending belohnt. Aber auch hier sind die Macher inkonsequent, zeigen sie nach dem Ende dann doch eine glücklich wiedervereinte Familie (im Himmel?).
                                                  Die gelegentlich eingestreute Kirchensymbolik ist übrigens auch völlig daneben. Man nimmt August eh nie ab, dass er Geistlicher ist, da kann auch ein blinkendes Kreuz kurz vor Ende nichts dran ändern.

                                                  Princess ist leider ziemlich inkonsequent. Als brutaler Actioner im Zeichentrick-Outfit macht er durchaus was her, als Drama versagt er aber.

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                                                    Werner Herzogs Film erinnert vermutlich nicht nur zufällig an Joseph Conrads Buch "Herz der Finsternis". Zu dem Buch und dessen berühmter Verfilmung "Apocalypse Now" besteht aber ein großer Unterschied: Die Reisenden machen sich nicht auf, den Wahnsinn zu finden, sie haben ihn schon bei sich. Aguirre ist ein Arschloch wie es größer nicht sein könnte und damit die perfekte Rolle für Klaus Kinski, den vermutlich größten Choleriker der Filmgeschichte.
                                                    Kinski verleiht Aguirre alle Antipathie der Welt. Nicht eine Sekunde fühlt man sich ihm verbunden. Selbst wenn er mit seiner Tochter redet, möchte man ihn anschreien, wie er sie bloß auf diesen Höllentrip mitnehmen konnte.

                                                    Herzog gelingt es mit starken Bildern die bedrückende Atmosphäre einzufangen. Auch ohne viele Effekte oder Actionszenen wird die brenzlige Situation der Konquistadore deutlich. Sie haben hunger, sind krank, entfernen sich immer weiter von der Sicherheit des Heeres. Der Film wirkt dabei fast schon dokumentarisch, was wohl daran liegt, dass Herzog nur wenig Geld hatte und die Dreharbeiten wirklich zum Überlebenskampf wurden.
                                                    Dem wenigen Geld ist es dann wohl leider auch geschuldet, dass die Ausstattung recht mau ist. Kostüme, Waffen und Kanonen sehen recht billig aus. Auch hätte der Film ruhig ein paar Szenen mehr vertragen können, die den Niedergang der Konquistadore dokumentieren. Am Ende wird dann vielleicht doch ein wenig zu schnell gestorben. Da hätte man die Atmosphäre durchaus noch steigern können. Dafür entschädigt Kinskis Monolog auf dem Floß. Wer glaubt, Johnny Depp hätte das Stolzieren bei "Fluch der Karibik" erfunden, sollte sich mal Kinski anschauen...

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