lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 7

    Ein zartbebrüstetes Mädchen stolpert nackt entlang karger Sanddünen, phallische Felsen ragen in der Morgensonne heraus.
    Die anti-christlichen und homosexuellen Aspekte des Sades-Buches werden über Bord geworfen. Jess Franco transportiert seine unverwechselbare, freizüge Sicht auf die sexuelle Welt der 70er als Sadomaso-Fantasie.
    Der dünne Plot um das blinde Glauben einer jungen Frau an einen erfahrenden Mentor, die zu spät erkennt das sie manipuliert wird, ist eine Reise in die Perversion, ein schön anzusehendes Seherlebnis. In attraktiver Landschaft und mit attraktiven Frauen wird einer hinters Licht geführte Marionette in den Teufelskreis aus Liebe, Sex, Sadismus und Mord gefolgt.
    Missbrauch, Inzest als sexuelles Spielzeug, die gerade erwachende Sexualität wird im selben Maß pervertiert wie sie fasziniert.
    Marie Liljedahl schwebt träumerisch, göttlich durch den Film, während Christopher Lee offensichtlich keine Ahnung hat, in was er da herein geraten ist.
    Nicht frei von zeit-typischer Euro-Sleaze-Dekadenz, mit einer feinen Partitur von Bruno Nicolai unterlegt, erschafft der sonst so verschmuddelte Franco einen edlen, halluzinogenen Bilderrausch.

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    • 9

      1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
      "It's alive!"
      Dr. Frankenstein ist der zeitlose Vertreter des Mad Scientists, ein radikal-kühler Denker, besessen von Arbeit, blind gegenüber seiner Umwelt. Er will den Tod überlisten, Leben schaffen, den künstlichen Menschen. Der Mythos enthemmter Wissenschaft, ikonisch, bis in die Popkultur lebt sein erschaffenes Monster in unserer filmischen Hirnrinde.
      Was ist der Wert eines menschlichen Lebens? Was macht Identität, Seele aus? Gibt es Grenzen beim technologischen Fortschritt? Wie stehen wir zu unseren (religiösen) Wertvorstellungen?
      James Whales Start in die sehr erfolgreiche Universal-Horrorfilme-Reihe der 30er basiert nicht auf M. Shelleys Original-Roman sondern auf seine verknappte Bühnenfassung. Etwas holprig aber stramm erzählt, nicht ohne Humor, feiert der Regisseur in Lichtsetzung, Dekor und Spiel die Ära des deutschen Expressionismus, erzeugt allgewaltigen, schwarz-weißen Gothik-Horror.
      Unvergesslich bleibt Boris Karloffs kantiges Make-Up und Darstellung des bemitleidenswerten, unbeholfen-verspielten Wesens, das noch keine Moral kennt. In einer Gewaltspirale aus Hysterie, Frust und Angst wird aus einem Täter zugleich ein Opfer, eine gesellschaftliche Allegorie über die Tragik von Außenseitertum.
      Ein Meisterwerk.

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      • 6 .5

        Lasse Brauns erster abendfüllender Film ist ein Paradebeispiel, das künstlerisches Potential marginal in Pornofilmen möglich ist.
        Eine prüde, amerikanische Jungfrau entdeckt im schwingenden und fickenden Amsterdam der 70er die schamlose, kultivierte sexuelle Offenheit, wird von ihr aufgefressen, geht in ihr auf.
        Lässig, schmierig heruntergeholt, mit zeitlich bedingten Haarwuchs an Stellen die heute unvorstellbar sind, verschmuddelt mit Wichs-Blätter-Dialogen, das breite Angebot sexueller Praktiken ausprobierend um frivol in rohen Hardcore-Shootings dem Zuschauer entgegen zu spritzen.
        Fleischliche Lust im Käseland mit Soße.

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        • 6

          Amoklauf der Ameisen im alten Hotel am See.
          US-Amerikanischer TV-Film, auf der 70er Jahre Öko-Horror-Welle schwimmend, mit Tier-Grusel, Katastrophenfilm- und Belagerungsszenario. Seine Fernsehherkunft nicht verhehlend gibt es keine Gänsehaut sondern kribbelige Ekel-Pickel. Fern von gut, definitiv nicht packend, wegen seiner lächerlich-blöden Drehbuchideen ein schallender Schenkelklopfer des verständnislosen Unsinns.

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          • 6

            Klau niemals einem Mann sein Feuerstuhl unterm Arsch weg, der wird sauer und jagt dich erbarmungslos.
            Western mit Kolbenmotor, ein 60er Update des Klassikers "Winchester '73".
            Beim Kampf um den rechtmäßigen Pferdestärken-Besitz wird die Spirale der Gewalt angekickt, immer einem seltsamen Ehrenkodex folgend. In der Wüste, wo Frauen wie Jungtiere mit Minirock behandelt werden, ist der Mann noch ein Mann, auch wenn er sich hier zum Affen macht.
            Wenig ernsthaft zu verstehendes, mit einem fabelhaften Score von Les Baxter begleitendes, pures Bikeploitation-Kino.
            Brumm, brumm...

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            • Für Schulverweigerer...
              http://angstrated.com/2014/01/horrorspot-dieser-werbespot-wird-euch-gefallen/

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              • 5 .5

                Erst ehrenvoll verbeugen, dann die Rübe abhacken.
                Fernöstliche Kampfkunst aus dem Hause Golan-Globus.
                In den 80ern waren Ninja-Filme das Highlight stubenhockender VHS-Jungens, die endlich mal cool sein wollten. Dieser Streifen ist eine (leicht vergessene) Rauchbombe aus diesen peinlichen Jugendzeiten. Der Papa des Genres. Hat es hoffähig und kommerziell erfolgreich gemacht.
                Franco Nero als guter Ninja in weiß. Ein Cowboy, der seine Kampfkunstunfähigkeiten zu 80 % mehr schlecht als recht durch Stunt-Double ersetzen lässt, prügelt sich durch eine ethnozentristische, käsige Westerngeschichte um ölreiches Land, freundlichen Plantagenbesitzern und gierigen Finanzmagnaten auf den Philippinen.
                Ohne Dynamik hopsen affige Typen schlecht choreographiert herum. Hölzern agiert die Regie. Die schauspielerische Kampfkunst ist halsbrecherisch bescheiden bis chargierend lächerlich. Dazu gibt es beschissene Soundeffekte und einen Scooby-Doo-Score.
                Der Film ist nicht nur in seiner unfreiwilligen Komik komisch sondern auch in seiner offenen Doofheit.
                Es generiert sich dieses seltsame Fremdschäm- und Lustgefühl Filmkunst gesehen zu haben, die so schlecht ist das sie gut tut.

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                • Wenn das klappt hat Viesel drei Franchise, die wahrscheinlich weiter gut laufen, ohne ihn nicht funktionieren. Da ist er bis zur Rente gut versorgt.

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                  • 6 .5

                    Girl-On-Girl-Dusch-Fick mit gezwungener Strap-On-Action, Cat-Fight und Sadismus.
                    Frauen-im-Gefängnis-Ausbeutung aus dem Shaw-Brothers-Haus, mit nackter Gewalt, knapp bekleideten Mädels.
                    Kein Zweifel, Schund aber gut gemachter.
                    Nonstop-Action trifft auf brutalen Sex, geschmackvoll (oh, darf ich das in diesem Kontext behaupten?) eingerichtet.
                    Als Vorgabe gibt es zunächst Vergewaltigungen, Schläge, Misshandlungen, Fluchtversuche und Folter hinter Gittern. Um dann in ein anti-japanischen Abenteuerfilm auf der Suche nach Gold zu mutieren. Mit Schwert und Feuer wird gefechtet, martialisch gekämpft, bar jeglicher Logik und voller Lächerlichkeiten. Gewaltphantasien werden bedient, Fans kommen auf ihre perverse Kosten, schämen sich nicht das ihr Gehirn kaum gefüttert wird.
                    Wäre Regisseur Kuei Chih-Hung konsequent seiner niederträchtigen ersten Hälfte gefolgt, wäre das Bambuskamp der Meilenstein des unmoralischen Sub-Genres geworden.
                    Abstoßend, dumm und nicht PC, mir egal.

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                    • 7

                      "Ich will lieber irgendwo ein Niemand sein als nirgendwo ein Jemand."
                      Es beginnt mit einer Beerdigung, es endet mit einer Beerdigung.
                      Ein einzelgängerischer Mann von Welt kommt in die dörfliche Heimat zurück und wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Liebe, Verrat und Täuschungen, das Öffnen alter Familienwunden hat schmerzhafte Folgen.
                      Fern jedem Blockbuster-Käse ist es von Nöten in einen nicht-linearen Erzählfluss zu tauchen, vielschichtig werden die Karten vorm Zuschauer verteilt und ausgespielt. Gewinner gibt es am Ende nicht.
                      Kiwi-Noir mit Gefühl, eingebettet in eine fantastisch fotografierte Landschaft, die das Gefühlsleben der Protagonisten bebildert, facettenreich in den beiden zentralen Figuren gespielt.
                      Leider passte, so empfinde ich es, die plumpe Auflösung nicht zu der Tiefe des Vorangegangenem.
                      Halb Melodram, halb Thriller ist das Debüt von Brad McGann ein Juwel des neuseeländischen Kinos. Zu früh verstorben folgten keine weiteren Filme von ihm.
                      "Als das Meer verschwand" erfordert aktive Aufmerksamkeit um seine Dichte zu erfahren.

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                      • 7

                        1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                        "Sie hat keinen Halt unter den Füßen."
                        Eine verschreckte, verpeilte, verhuschte, vereinsamte, verstörte Frau wandelt orientierungslos durch erkaltete, rationale Industrielandschaften, findet keine Ruhe, nicht zu ihren Gefühlen, findet auch im Sex keine spürbare Wärme. Vergiftet von ihrer Umwelt fehlt ihr selbst der Mut zur Flucht.
                        Michelangelo Antonioni. Vorsicht Kunst!
                        Sein erster Farbfilm ist ein symbolisches Fest der Farben. Die verbildlichte Studie einer neurotisch-depressiven Stimmung.
                        Ob hier allgemeingültig das Portrait einer haltlosen Gesellschaft, mit ihren unerfüllten Sehnsüchten gemeint ist? Oder gar eine frühe Kritik an ökologischer Vergiftung durch giftige Industrie, die sich in den Köpfen der Menschen fortsetzt?
                        Ich weiß es nicht.
                        Meine Augenlieder sind schwer, der Kopf ist voller Eindrücke. Erschlagen gehe ich zur Ruh.
                        Italienisches Kunstkino. Anstrengend-faszinierend.

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                        • http://knusprig-titten-hitler.tumblr.com/image/74826264020
                          Harrison Ford teaches George Lucas how to reach the g-spot

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                          • http://25.media.tumblr.com/f33c687770f5c02a341208b735e2f545/tumblr_mzx4fon6711rn7bzro1_500.jpg

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                            • http://25.media.tumblr.com/709cb1245c959c96c8a4cb1964cd798b/tumblr_mzx4fdc7Uo1rn7bzro1_500.jpg

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                              • über Drei

                                Ab heute (laut MP, was aber nicht stimmt) bin ich seit drei Jahre auf dieser Seite aktiv.
                                Ich bedanke mich dafür das meine bildlichen Sprachauswüchse toleriert werden und möchte nochmals deutlich sagen das ich hier (immer noch) Spaß, viel gelernt und äußerst sympathische, film-leidenschaftliche Menschen virtuell / privat kennen gelernt habe.
                                Olli-Gruß

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                                • 7

                                  Erste und ernstere Version des Films. Nicht zu verwechseln mit der recycelten Exorzisten-Schnittfassung von Alfredo Leone, die zwei Jahre später für den europäischen Markt erschienen ist.
                                  Mario Bavas mehrdeutige Geschichte um Reinkarnation und Nekrophilie ist ohne offene Erotik eine fremdartige, gespenstische Bilder-Partitur. Was ist Realität, was ist in den Köpfen der Protagonisten? Der Teufel zieht seine Fäden, mit schleichendem Tempo und melodramatischen Kitsch.
                                  Malerisch, (alb-) träumerisch und morbide.
                                  In eleganter, barocker Kulisse finden irritierende, rätselhafte Ereignisse statt. Ein Fresko aus Eifersucht, Lust, Hass und eigenem Untergang.
                                  Horror-Kunst-Kino, ein Fest für die Augen.

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                                  • 4

                                    Mösenbilliard, Swinger-Sex im Opium-Rausch, lustvolle Gang-Bang-Vergewaltigung.
                                    Der Körper ist ein cinematografischer Tempel der Begierde. Das Regie-Handwerk eine lästige Nebenerscheinung. Höhepunktloses Begaffen von wippenden Brüsten und haarigen Muschis.
                                    Es treibt einem den Sand ins Getriebe.
                                    Mit unbedarfter Schauspielkunst zeigt Laura Gemser ihren nackten Astral-Körper. Einer gängigen Porno-Dramaturgie folgend, sammelt sie Männer, Frauen und sexuelle Erfahrungen wie Souvenirs als Ausdruck weiblicher Emanzipation. Von fernöstlicher Gastfreundschaft in abgewichsten Schmuddel-Bildern zur wüsten Oase der Lust. Immer auf der Suche nach Freuden der Erotik, nach der großen Ekstase. Keine Bindungen eingehen, fickende Freiheiten nutzen, an den verbotenen Früchten naschen. Ein TUI-Reiseprospekt durch exotische Landschaften und Stellungen. Jedes ethnisches Klischee wird im selben maß bestätigt wie sexuelle Praktiken ausprobiert werden müssen. Mit Dialogen zum herum-kullern und alberner Euro-Pop-Songs.
                                    70er Jahre Bahnhofskinobedürfnisbefriedigung.

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                                    • 9

                                      Es beginnt mit der Kunst erotischer Entkleidung im schwerelosen Raum. Jane Fonda schüttelt Buchstaben zu liebreizender Easy-Listening-Musik aus ihrem Haar und bringt die Hormone der Zuschauer in Wallung. Barbarella in Space-Strapse, mit ihrem rosa Puschel-Raumschiff erringt sie den Sieg durch unbeschwertem Sex, freier Liebe. Ein blondiertes Pin-Up-Barbie-Püppchen im Lavalampenuniversum des galaktischen Mannes. Wie ein 60er Jahre Pop-Art-Häschen im Wunderland poppt das lieb geformte Plastik durch hoffähigen Chauvinismus. Eine fleischlich-psychedelische Substanz, die bei himmlischer Sexualtherapie Engel fliegen lässt. Ohne Absturzgefahr.

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                                        Bedrohliche Wolken, Poesie des Verfalls, parallele Welten.
                                        Divergierende Realitäten in harmonischer Koexistenz mit den Träumen des Universums.
                                        In der alternativen Zeitlinie eines geteilten Japans wird über verloren gegangene Sehnsüchte und vergängliche Träume meditiert. Das innere Seelenleben, die Gefühle, Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens werden mit sorgfältig durch-komponierten Bildern bebildert, der unerreichbarer, endlose Turm als Freiheitswunsch und symbiotische Freundschaft symbolisiert.
                                        Die komplex-verschachtelte Mischung aus sanftem Steampunk, Mystery und romantischen Teenage-Drama ist eine gezeichnete Augenweide. Elegante Illustrationen spiegeln das Gefühlsleben seiner Protagonisten wieder, der Betrachter muss die Geschehnisse selbst dechiffrieren, Erklärungen werden ausgespart.
                                        Irgendwann habe ich über das Anreizen der nicht zu Ende gedachten Ideen und den Kalender-Weisheiten schmunzeln müssen und bin entspannt in der optischen Trunkenheit ertrunken.

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                                        • 5 .5

                                          "Hier liegt der Hund begraben. - Ah, wo denn?"
                                          Wir schreiben das Jahr 2000. Deutschland versucht sich an einen Slasher. Im Heimatfilm des Grauens-Ambiente werden ausreichend unbegabte Fernsehschauspieler prüde ausgemustert. Da gerade auf der Horror-Meta-Welle ala "Scream" mit geschwommen werden muss, buhlt der Streifen süffisant um die Standards des wenig ausbaufähigem Genre-Gerüstes, dezimiert seine sexuell angetriebenen Opfer mit parodistischen und selbstreflektiven Ideen. Dabei wird sogar manch eine witzige Erleuchtung ergaunert.

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                                            lieber_tee 27.01.2014, 22:01 Geändert 04.03.2015, 02:36

                                            1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                            Wie in einem Burgschauspiel-Theater aus der Provinz riskiert Francis Ford Coppola eine dicke, blutige, pathetische Lippe und lässt die erogenen Zonen der Literaturvorlage mit wallenden Gewändern wehen. Vampirismus als sexuelle Hysterie und orgiastische Befreiung bzw. Vereinigung. Es ist ein Hang zu extrovertierter Theatralik, opernhaften Gestiken von Nöten um dieses hinreißenden Gemälde aus Kitsch fesselnd zu finden.

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                                              Ein griesgrämiges Mädchen in Flammen lässt beim revolutionärem Dschungelcamp das System zusammenbrechen. Dabei positioniert sich die heilige Johanna von Orléans im Taucheranzug schwitzend und weinend zu Themen wie Verantwortung, Aufbegehren, Freundschaft und Liebe. Immer zeitgemäß für die aktuelle Zielpublikum-Generation goutierbar verabreicht.
                                              Handlung und Figuren-Konstellationen des ersten Teils werden nochmalig aufgegriffen, geringfügig vertieft. In den reichhaltigen Filmfundus der dystopischen Klischees und des Melodrams greifend übt die leidend-starke Frau und der verständnisvolle Mann ehrenhaft-kämpferisch Kritik an manipulative Medien und diktatorische Staatsmacht. Ohne dabei nachhaltig zu verstören schaukeln die Tribute sanft auf den Wogen des Mainstreams und wirken so angepasst wie das was sie beklagen wollen.

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                                                Glaskugeln, Séance, zerknautschte Kruzifixe, rot-glühende Kreuze. Ein Panoptikum mystischer Klischees. Wenn diese Trash-Welten als operettenhaftes Dekor-Kino rauschhaft ausgelebt werden ist "Nosferatu in Venedig" eine Augenweide. Große Stummfilmgestiken werden heraufbeschwört, verstärkt mit einem bombastischen Score, der Rest ist theaterhaft-steif, gelangweilt dahingelümmelt .
                                                Und Kinski...
                                                Der darf zunächst als weiß-haariger Schatten seiner selbst, hilflos-lächerlich-verloren, durch die trüben Gassen der Kanalstadt wanken. Schwallvoll kluge Weisheiten schwallen und den (Jung-) Frauen an die Titten gehen. Irrer Altherren-Sex. Die Tragik eines sterbenden Saugers.
                                                Mahlzeit.

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                                                  "Hat wirklich jedes Leben einen Wert? Wirklich jedes?"
                                                  Die Geschichte einer Rache, erbarmungslos dargereicht.
                                                  Mit ausladenden Gestiken und wunder-schönen Bildern zelebriert Tetsuya Nakashima menschliche Hässlichkeit. Frame für Frame ein ausdrückliches Gemälde aus Symbolik, Slo-Mo und Musikclip-Ästhetik.
                                                  Da jammert das Lebensleiden mit Radiohead und der alte Antonioni wird zerstörerisch herbei-zitiert.
                                                  In verwoben-episodischer Erzählstruktur wird ein Fest der schwarzen Pädagogik und die betörende Ästhetisierung von Gleichgültigkeit gefeiert. Als Porträt für eine nihilistisch, entfremdete Japanische Gesellschaft sind die "Geständnisse" wohl zu weit interpretiert, als Kritik an das entmenschlichte Familien- und Schulsystem um so interessanter.
                                                  Überzeugend ist diese Schuld und Sühne-Variante in ihrem Pendeln zwischen bitter-böser, karikaturhafter Farce, düsteren Depri-Drama und schaurig-boshaften Horror. Durch die dicken Hochglanz-Inszenierung, bekommt der Film etwas märchenhaftes, das bös-moralisch Märchenhafte.

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                                                    über Oh Boy

                                                    Nachts in der Berliner S-Bahn.
                                                    Mein antriebloses, müdes Gesicht wird gespiegelt vom zerkratzten Fenster des Zuges, im Hintergrund rauscht der lebendige Puls urbaner Angetriebenheit vorbei. Ich hänge meinen Gedanken nach, Kopf gesenkt, Blicke meidend, unansprechbar, sprachlos.
                                                    Morgen muss entschieden werden.
                                                    Kaufe ich mittags einen Flavored Latte mit Caramel-Aroma bei Starbucks oder einen Caffè Latte mit Sojamilch beim Eltern-Kind-Café „Milchbart“? Oder besorge ich mir die Kaffeekapselmaschine “EXPRESSI” vom Aldi? Da spare ich auf die Dauer zwar Geld aber ob Papa mir die bezahlen würde...
                                                    Ach ich brauche Zeit zum Nachdenken, zum Entscheiden.
                                                    Bis dahin rauscht das Leben an mir vorbei...

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