lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • Lieber Christian,
    du bist der Leonardo DiCaprio unter den Moviepiloten. Tag für Tag schreibst du dir den Wolf, bietest hervorragende Texte (auch von Filmen die ich nicht einmal in meiner kühnsten Phantasie sehen werde) und wie Leo fehlt dafür die endgültige, große Anerkennung. Heute ist es so weit. Du hast den Oscar, äh, die Kommentar der Woche-Auszeichnung bekommen. Manno das war lange fällig. Respekt und auch von mir ein dickes Lob für dieses sprachliche Meisterwerk.
    Dein Olli

    8
    • 6 .5
      lieber_tee 15.02.2014, 00:47 Geändert 02.11.2015, 02:17

      1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
      Die fast dreistündige Darbietung von puren, narzisstischen, Finanz-Kapitalismus-Hedonismus ist popkornige Unterhaltung, mit eintretendem Völlegefühl.
      DiCaprio spielt sich einen Wolf um endlich den Oscar zu bekommen und Scorsese macht nicht auf kopflastiges Kunstkino sondern schwanzige Satire mit bitteren Beigeschmack.
      Ob uns hier ein abstoßender Spiegel über die Geilheit des Verkaufens vorgehalten wird oder der Film den Reiz eines selbst-verliebten Arschlochs erliegt kann jeder für sich entscheiden, thematisch und formal kommt der Streifen locker 15 Jahre zu spät.

      23
      • 5

        Jungessellenabschied als Feuchtgebiet des verekelten, virologen Körperverfalls.
        Das Thema hat der erste Teil der Reihe wirkungsvoll mit Meta-Horror zersetzt, der Zweite eher fahrig als Comic-Relief abgearbeitet. Somit nichts neues, die Frage ist warum hier ein Franchise weiter ausgebaut wird. Das Problem des dritten Teils ist, das er zu viele Genre-Motive zusätzlich bemüht und die parallel montierte Seuchenforschungseinrichtungs-Geschichte den Drive heraus nimmt um sich in x-mal gesehenen Grusel-Budenzauber zu verdaddeln. Ein Mehrwert entsteht nicht, auch wenn der synchrone Storylauf zum Ende hin pfiffig zusammengesetzt wird. Egal, "Cabin 3" ist grundsolides Ekel-Monster-Gekröse mit Zombie-Cat-Fight und Splatter-Fun für den Direkt-to-Video-Markt.
        Oder mit anderen Worten: Es hätte schlimmer werden können.

        17
        • 6 .5

          Beim Betrachten eines Kometenlichtspiels wird die Erdbevölkerung pulverisiert bzw. in Zombies verwandelt. Die Reinkarnation der Dauerwellen-Weiblichkeit überlebt weil sie Geschlechtsverkehr im stählernen Filmvorraum hat.
          Grelle Teenager-Klamotte im Omega-Land, die unfassbar 80er ist, mit ihren untragbaren Klamotten, fantastischen Bildern und peinlichen Musik-Einlagen. Neben komödiantischen Schnickschnack wird eine inhumane, kalte, apokalyptische Gesellschaft beschrieben. Die willensstarke Tussi trudelt durch albernden Kinderhumor und lakonischen Einschlägen grotesken Humors.
          Süßlicher Trash-Kitsch mit bitteren Beigeschmack.

          21
          • 6 .5

            Siebziger Jahre Krimi aus Italien, der wendungsreich einen irrwitzigen Plot erzählt. Schwarze Struwwelpeter-Pädagogik um Bonzen, die im Schutze des Tierschutzes Nutten morden, Diamanten dealen, frivole Zeichentrickpornos glotzen, BlowJob-raten spielen und für diese Dekadenz bestraft werden.
            Auf die Erwartungshaltung der Zuschauer wird verworren und lässig geschissen, Genre-Stilmittel sind da um sie gezielt zu torpedieren, verquatschte Dialoge führen ins Nichts.
            Eine Giallo-Farce par excellence.

            13
            • 6 .5

              »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
              #02
              B wie Boxerfilm.
              Boxkämpfe sind ein beliebtes Thema von Sportfilmen. Ihre Faszination liegt im halbnackten, blutigen Duell zweier Körper. Sie können hervorragend als symbolisches Mittel für einen melodramatischen Handlungsablauf mit dramatischen Höhepunkt benutzt werden.
              Vom Millionär zum Tellerwäscher und zurück.
              Unter Sylvester Stallones Regie werden die 15 Minuten Ruhm des ersten Teils zu weltmeisterlichen Ruhm. Der Weg dahin ist die formelhafte Wiederholung des Vorgängers unter (leicht) veränderten Vorzeichen. Nahtlos weitererzählt ist Rocky ein treu-sorgender Familienmensch, der als lächerliche Werbepuppe und an ökonomischen (Arbeits-) Bedingungen scheitert. Wieder zum Underclass-Loser degradiert, domestiziert durch Ehe, muss er mit Mut und Entschlossenheit sich, seiner ausgiebig visualisierten Männlichkeit, zeigen, das er ein Held der Arbeiterklasse ist. Das Individuum gewinnt gegenüber dem Kapitalismus und Konsum. Boxen als Bestimmung, als Befreiungsschlag des gedemütigten Mannes.
              Stallone folgt ausgiebig der typisch amerikanischen Glücksverheißung, das jeder es aus eigener Kraft schaffen kann über sich selbst hinaus zu wachsen.
              Die Story des zweiten Teils ist weit aus mehr von konservativen Werten wie Familie, Ehe, Sicherheit, Fleiß und christlicher Moral geprägt wie sein Vorgänger. Der schlicht strukturierte Kampfhengst braucht die spontane Freischaltung seiner komatösen Gattin um wieder Selbstachtung und –vertrauen zu bekommen. Er wird zu einer mythologischen Helden in einer religiösen Mission.
              Stallone ist kein subtiler Regisseur. Sein Hang zu Übertreibungen, Pathos, Kitsch und unfreiwilliger Komik kompensiert er mit treffenden Schauspiel und dem emotional inszenierten Endkampf. Das Re-Match wirkt roh, treibend und dynamisch.
              „Rocky 2“ funktioniert. Ein Familienfilm und Boxerdrama über den kleinen Mann, der mit Gottes Segen über sich selbst hinaus wächst. Trotz Seifenoper-Dramatik und Sly-Ego-Massage ist er unterhaltsam, da die bekannten Charaktere liebenswert sind und der actionbetonte Sport-Show-Down ordentlich in die Fresse haut.
              Im Schatten seines Vorgängers ist kein Meisterwerk entstanden aber auch kein kommerzielles Franchise-Produkt für die Tonne.
              [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

              23
              • 7

                Weather Underground Organisation. Ein umstrittener Aspekt der USamerikanischen Geschichte von dem ich bislang wenig wusste. Militante Studenten führten Ende der 60er Krieg gegen die Regierung, linker Bomben-Terrorismus kontra Vietnamkrieg und für eine demokratische Gesellschaft. Das ist der Hintergrund des nostalgischen Thrillers, der als investigativer 70er Jahre-Krimi mit Drama-Elementen daher kommt.
                Geschichte wird von Menschen gemacht, Menschen machen Fehler, sie waren aber im Recht.
                "The Company You Keep" ist es wichtiger die persönlichen, familiären Auswirkungen der Freiheitskämpfer vergangener Zeiten zu erzählen. Der Zusammenhang zu den damaligen und aktuellen Entwicklungen wie militärisches Engagement, wirtschaftliche Disparitäten und reaktionärer Sozialpolitik werden nur mit gekünzelt wirkenden Monologen tangiert.
                Kein kantiger, provokativer Diskurs sondern, für Robert Redford, ein überraschend zahmes Drama. Er entfaltet eine aufschlussreiche, vorhersehbare Geschichte über Erinnerungen, Enttäuschungen, Fehler und spätem, verantwortungsvollem Handeln, der Kinder wegen. Die einzelnen Handlungsfäden, Schicksale und Perspektiven werden ausgebreitet und zum Ende hin gebündelt.
                Die un-aufgeregte Regie erzählt eine aufregende Story un-aufgeregt. Unterstützt von einer Altherren- und Damen-Riege die sich zuverlässig die Klinke in die Hand geben. Und mit dem selbstgefälligen, eitlen Gockel Shia LaBeouf, der nicht unsympathisch seine Rolle direkt aus dem realen Leben kopiert. Schauspieler Redford ist das Bindeglied, der Motor. Offensichtlich zu alt für eine elfjährige Film-Tochter bietet er unterkühltes, subtiles Spiel, das aber die starke emotionale Bindung zu den Geschehnissen verhindert.
                Altersmildes, wohliges Thriller-Drama, das auf äußeren Thrill verzichtet, das Private latent politisch macht, die gesellschaftlichen Bezüge (von damals wie von heute) grob auslotet und dabei interessant genug bleibt um sehenswert zu sein.

                19
                • Nachtreten gegen Alltagsrassismus.
                  http://www.spiegel.de/panorama/leute/moderator-verwechselt-samuel-l-jackson-mit-laurence-fishburne-a-952662.html

                  7
                  • 6

                    "Privates ist so gut wie tot!"
                    Cody Calahans Low-Budget-Debütfilm verbindet die mögliche Manipulation durch Medien (siehe Videodrom, Pulse, The Signal) mit der aktuellen Kritik an Social-Media-Netzwerken und generiert diesen kultur-pessimistischen Hintergrund zu einer moralischen Zombie-Apokalypse.
                    Er mischt gekonnt mit seiner Holzhammer-Inszenierung die Gesellschaftskritik eines Romeros mit dem Splatter eines Fulcis um paranoides, zerfressendes Kammerspiel-Schreckensszenario zu entwerfen, das nicht vor schmerzhaften Körperhorror halt macht.
                    Das hätte weitaus origineller und in einen Guss erzählt werden können, hier holpert und stolpert es an mehren Ecken und Kanten. Die Figurenzeichnungen, ihre Konflikte und das Schauspiel wirken unausgegoren. Der Regisseur übertreibt es aber nicht mit seinen genretypischen Muster, die dösigen Charaktere sind nicht dösiger wie in ähnlichen Produktionen.
                    Auch wenn die Idee des bösen Facebooks und der Ruf nach mehr Echtzeit mit Freunden konstruiert wirkt, der Streifen ist zynisch-bitter, hat einen wirkungsvoll-packenden Elektro-Score und ist mit Gespür für handfestes Horror-Kino in Szene gesetzt.
                    "Antisozial", einer der besseren Vertreter von den endlos vielen untoten Plagiaten.

                    16
                    • 6 .5
                      über RoboCop

                      Es ist nicht leicht das Remake eines lieb-gewonnenen Films neutral zu betrachten.
                      Das im direkten Vergleich zum meisterlichen Original dieser RoboCop deutlich schlechter ist bestreite ich nicht. Das er etliche Schwächen hat auch nicht.
                      Der Hauptdarsteller ist blass, das Frauenbild furchtbar, nicht immer stimmt Tempo und Timing, das Schielen auf den chinesischen Markt ist peinlich.
                      Losgelöst von nostalgischer Verklärung und als zeitgemäße Neuinterpretation gewinnt der Film allerdings für mich.
                      José Padilha verfolgt offensichtlich eine Game-Optik und findet Bilder wo dieses Stilmittel in den Konflikt der Titelperson, wie menschlich kann eine Maschine sein, wie maschinell kann der Mensch werden, integriert wird. Die Ego-Shooter-Perspektive, Spiel-Menü-Grafik und filmische Realität werden mehrmals mit einen Kameraschwenk verbunden, ergeben eine visuell-reizvolle Einheit.
                      Für eine Blockbuster-Action-Produktion nimmt sich der Streifen überraschend viel Zeit für sein Frankenstein-Motiv. Er spricht den Missbrauch des selbst-erschaffenden Monsters für politische, marktgerechte Interessen und den Zwiespalt des Erschaffers (grandios von Gary Oldman gespielt) an. Sicherlich nicht auf Filmkunst-Niveau, die Themen stehen aber massiv im Vordergrund. So sehr, das manchmal dabei die Action zweitrangig wird.

                      RoboCop 2014 ist kein seelenloses Produkt von der Stange sondern bietet gesellschaftliche, regimekritische und humanistische Themenkomplexe. Angesiedelt in ein US-Amerika, das Kinder rücksichtslos wegsprengt, von manipulativen TV-Shows regiert wird, einen hoch-korrupten Polizeiapparat hat und zerstückelte Helden im entmenschlichten Modus braucht um mit der Kriminalität im Lande aufzuräumen. Die Neuverfilmung ist weithin antikapitalistisch genug, denn eine willenlose Arbeiter-Drohne im Dienste des Kapitals wird müde ihrer Manipulation und begehrt als Mensch auf.
                      Die Vorabverurteilung von Robo2014 ist enorm. Das ist einerseits dem schwachen Trailer geschuldet anderseits dem dämlichen "Argument" er sei nicht so brutal wie das Original. Ähnliches ist bei "World War Z" zu beobachten, der kann auch nicht funktionieren weil ein Zombiefilm immer Blutgematsche bieten muss...
                      Das Remake ist besser als sein Ruf. Wohlwollend gesehen ist hier nicht das Glas leer sondern mindestens halb voll.

                      29
                      • Herrlich selbstironischer und ehrlicher Text. Klasse, Friedemann.

                        • 8 .5
                          über Rocky

                          1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                          Die Jacke voll hauen lassen, alles Beschiss heute, selbst im Schildkrötenfutter sind zu wenig Fliegen, zu viel Motten. Der Italienische Box-Hengst, Geldeintreiber mit Verständnis, ist stumpf, besteht mehr aus Muskeln als Gehirn, sucht auf seine Art nach Respekt. Er ist nicht schlau aber sein Körper arbeitet.
                          Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten träumt Rocky den amerikanischen Traum. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Vom Underdog zum Helden. Die einmalige Chance greifen. Die urbane Umgebung bedeutet Überleben in einer Großstadt die kein Herz für Loser hat.
                          Eine einfache Geschichte mit geschliffenen Dialogen, glaubwürdigem Spiel, voller versteckter Sehnsüchte nach Anerkennung. Regisseur John G. Avildsen inszeniert zurückhaltend, sein Understatement wird zur wahren Größe. Wenn die Fanfahne der geprügelten Außenseiter erklingt kribbelt es in der cineastischen Hirnrinde. Sly Stallone spielt nicht diese Rolle er verkörpert sie bis in der kleinsten Schweißperle.
                          Der Glaube an sich selbst, schlicht, ergreifend, perfekt erzählt. Ein Meisterwerk aus Kraft und Sensibilität.
                          Im (kurzen) Endkampf treffen dann zwei Lebensmodelle aufeinander. Untertreibung versus prahlerischen Narzissmus. Und der Schrei nach einer Liebe dessen Deckel auf den Topf passt.
                          Oscar-prämiertes Kino um höchst amerikanische Werte, in dem Boxen ein Symbol für Selbstglaube und Standhaftigkeit ist, dessen intensive Geschichte, so leichtgläubig und kindhaft sie ist, tief im Herzen berührt.

                          32
                          • 8

                            1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                            Liebe kann roh und primitiv sein. Liebe kann vergänglich sein. Liebe kann kompromisslos, bedingungslos, endgültig sein. Liebe kann wunderschön, fast kitschig sein. Liebe bedeutet Onanieren, besser als Gott ficken, den Schwanz im Reißverschluss einklemmen. Liebe kann Fleischeslust sein. Liebe kann ungebunden, aufbrausend sein. Liebe kann verletzend, schmerzend sein. Liebe macht nicht Halt vor Verfall und Krankheit.
                            Paul Verhoevens Liebesfilm ist zu tiefst traurig und zugleich unglaublich lebensbejahend.
                            Ein stürmischer Bogen aus anarchistischen, vulgären Humor mit frivolem Witz über Hass mit destruktiven Phantasien zum verwelktem Geruch des Todes.
                            Liebe heißt Leben, bedeutet Sterben.
                            Getragen von einer kraftvollen Regie, mobil-rabiaten Kamera Jan de Bonts, intensiven Spiel Monique van de Vens und Rutger Hauers, verankert in eine Geschichte die rebellisch, anti-spieß-bürgerlich, mutig erzählt wird.
                            Türkische Früchte schmecken süß, wie das Leben, ohne wenn und aber.

                            29
                            • Besser ist es. So können wir Wills Karrierefall im freien Flug weiter bestaunen.

                              8
                              • 8

                                »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
                                #01
                                A wie Abenteuerfilm.
                                Der Abenteuerfilm ist vielleicht das Genre mit den meisten Subgenres, da er einen vielschichtigen Rahmen für zentrale Elemente des Kinos, ob Handlung oder Stimmung, bietet. In der Regel gibt es eine ereignisreiche Geschichte, viele (exotische) Schauplätze die rasch wechseln. Der Hauptakteur entwickelt sich durch erfahrenden Ereignisse, Bewegung, einer Suche, weiter.
                                All das ist „Der Flug des Phönix“ nicht und er ist es doch.
                                Denn hier, obwohl an einem statischen Wüstenort gebunden, durch ein Unglück, wird eine innerpsychologische Reise gezeigt. Wie Menschen über ihren Horizont fliegen können, durch Teamfindung, trotz organisatorischen und kulturellen Konflikten.
                                Ein Abenteuer über das Abenteuer menschlichen (Über-) Leben in aussichtslosen, lebensfeindlichen Situationen. Eine Heldengeschichte ohne Heldentum. Der Weg zu Hoffnung und Kraft zum Handeln ist schmutzig, nicht heroisch. Voller Kränkungen, Autoritätsgerangel, Anspannungen, wenig kultiviertem Verhalten, bis zum Wahnsinn nahe.
                                Robert Aldrich erschafft aus der schlichten Survival–Katastrophen-Prämisse eines Flugzeugabsturzes, dem Kampf gegen Durst und Erschöpfung, seinem fast schon abstrusen Lösungsansatzes ein existenzialistisches Psycho-Drama. Ist mehr an eine klare, exemplarische Charakterstudie als an äußerliche Action interessiert. Das gruppendynamische Wüsten-Kammerspiel wird deutlich auf den Punkt gebracht mit pointierten Dialogen und glaubwürdigem Schauspiel, voller intensiver Momenten. Das ist mitreißend, rührend, bestürzend, humorig, bedrückend und packend.
                                Ein zeitloser Klassiker abenteuerlicher Kinounterhaltung, der im selben Maß die Emotionen wie das Intellekt anspricht.

                                http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver

                                26
                                • 6 .5

                                  Chicks in Chains. Dig it!
                                  Grundlos wippen die Titten der schwarzen Nutte und weißen Revolutionärin unter der Dusche, während die Aufseherin vergeilt zu sieht. Im Guckloch der Ausbeutung wird zunächst Vertrautes verschmiert an den Mann gebracht um in einen handfesten Ausbruch-Verfolgungsjagd-Flick zu mutieren. Denn in der totalitären Bananenrepublik leben rüpelhafte Drogenbarone, denen das Garaus gemacht wird. Angekettet wie in "The Defiant Ones" müssen Rassenkonflikte zwischen zwei verschieden farbigen Zicken zwangsweise ausgelebt werden um sie politisch unkorrekt, als Nonnen verkleidet, nackt auf dem Pferd reitend, im Cat-Fight zu lösen.
                                  Harte Küken lassen Eier kochen.
                                  Heiter-ironischer 70er Jahre Sex-Blax-WiP-lotation-Streifen mit Pam Gier und Margaret Marvokv als Eye-Candy-Mamas sowie Sid Haig als extravagant-fleischiger Cowboy mit Porno-Schnotterbremse.
                                  Eine lebendige Angelegenheit, der Film.

                                  20
                                  • 7 .5

                                    1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                    Yo, gib mir die Kralle des Todes.
                                    Verkultete, unbeabsichtigte Abschiedsvorstellung von Betongesicht Bruce Lee, der sich hier ein angemessenes Denkmal im Eastern-Himmel geschaffen hat. Seine Blicke sind so tödlich wie sein drahtiger Körper Knochen bricht. Vom Meister selbstentwickelter Kampfsport trifft zielgenau auf westlichen Quatsch (Blaxploitation, James-Bond-Superschurken) in einer x-mal zerkauten Turnier-Prämisse. Auch wenn die Darstellung von Männlichkeit zeitweise karikaturhafte Dimensionen annimmt (verstärkt durch die schlabberige Synchronisation), nicht jeder Kampf perfekt in Szene gesetzt ist, das Tempo manchmal durchhängt, "Todeskralle" ist ein einzigartiger Beitrag im Kung-Fu-Einerlei. Alleine schon wegen des goovy Score von Lalo Schifrin und den kurzen Auftritten Jackie Chans gegen Ende des Films.
                                    Tragisches Meisterwerk.

                                    25
                                    • Ben Wheatley, der neue Meister des anspruchsvoll-schrägen Genrefilms verfilmt den grandiosen Roman High-rise von J. G. Ballard.
                                      Klasse und freu!
                                      http://angstrated.com/2014/02/high-rise-ben-wheatley-verfilmt-skandal-roman/

                                      8
                                      • 7
                                        über Viy

                                        1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                        Ein christlicher Jungschüler wird von einer alten Hexe verführt und schlägt sie mit ihrem Besen tot. Wenig später muss er drei Nächte lang Totenwache an eben diesem Wesen vollziehen, das zu einem wunderschönen Schneewittchen mutiert ist. Er wird mit schwarzer Magie und den Grenzen seines Glaubens konfrontiert.
                                        Religion vs. Aberglaube vs. Moral im rustikal-folkloristischen Bauernstaat.
                                        Ein Kosak hat keine Angst, seine religiöse Bildung ist kaum nachhaltig, der Schnaps immer nah. Draußen vor der Kirche lungern herbe Männer mit noch herberen Schnurrbärten und abstrusen Frisuren herum, drinnen findet der Test des fehlbaren Menschen gegenüber dem Bösen statt.
                                        "Vij" sieht wie eine Hammer- und Corman-Produktion dieser Ära aus und/oder wie die typischen düster-moralischen Märchenfilme aus Russland. Der Nebel wabert, die Spinnenweben wehen, staubig-verfallen ist der Kirchen-Design.
                                        Die Schuld und Sühne eines Mann Gottes wird zeitweise zäh wie gegerbtes Schuhleder erzählt um in den letzten 10 Minuten zu einer altmodischen aber ungeheuer kreativen Visualisierung von höllischen Dämonen zu explodieren. Bis auf das Titelmonster, das sieh bemitleidenswert-drollig, wie ein unbeholfener Steinbeißer, aus.
                                        Der bizzar-fremde Stil des Films, mit seiner rotierenden Kamera, erzeugt angenehm surreal-schaurige Stimmung, hat eine (anfänglich) grotesk-humorvolle Note.
                                        Russische Filmkunst aus den 60ern, mal was anderes.

                                        23
                                        • 6

                                          "Wir müssen mit den Traditionen brechen."
                                          68er Geschlechterkampf in all seiner Absurdität verfremdet.
                                          Leidlich politisch motiviert fressen weibliche Venusfallen Männer.
                                          Ein schnodderiger, nerviger, überheblicher, selbst-überzeugter, machoider Gammler mit fettigen Haaren nistet sich in eine Frauen-WG ein und entdeckt ihr tödliches Geheimnis. Wir schauen dem Arschloch zu, wie er hübschen, mageren, BH-losen Mini-Rock-Girlies beim alltäglichen Bomben-bauen, Supermarkteinkäufen und entleerten Palaver zuschaut. Mädels benutzen Männer wie hässliche Kleidungsstücke, die nach Gebrauch abgelegt, äh umgelegt werden. Das rehäugige Kommune-Kätzchen Uschi Obermeier streicht unbegabt aber hübsch um die behaarten Beine eines parasitären Schwachmaten.
                                          Rudolf Thomes Abgesang auf die vermeintlichen Ideale der Endsechziger-Generation in Deutschland. Anarchischer Terrorismus läuft bewusst prüde, phrasenhaft und zäh, mit gestellten Dialogen, unwirklich ins Leere. Aus Promiskuität, Ungebundenheit entsteht Beziehungslosigkeit, banale Gleichgültigkeit. Knappe Klamotten und Liebhaber müssen so rasch gewechselt wie Zigaretten angezündet werden.
                                          Das Private ist hier (un-)politisch und ironisch, endet in ein lächerliches Schießbudenduell am Starnberger See.
                                          Der absichtliche Dilettantismus des Films ist zu keiner Zeit unterhaltsam (soll er wohl auch nicht sein), kommt heute nostalgisch-verstopft herüber, fasziniert aber in seinem lakonisch-absonderlichen Tonfall.

                                          20
                                          • 5

                                            Spot on, Bühne frei für schäbiges Dekor, flippige Mode aus Polyester-Anzügen und Schlaghosen, mörderischen Frisuren die selbst bei abstruser Kampfakrobatik sitzen, Holzhammer-Zooms, Mikrofonen und unsicheren Blicken in die Kamera. Mit ausgeblassten Farben, einem gnadenlos begabtem Hauptdarsteller, der seine peinlichen Männerposen perfekt beherrscht, vortrefflichem Retro-Score wird zunächst völlig hochgepimpt das Blaxploitation-Genre erfolgreich parodiert. Die Referenzen ans ausbeuterische afro-amerikanische Filmgut sind enorm.
                                            Der Start ist grandios, leider bekommt "Black Dynamite" zunehmend Ladehemmungen.
                                            Es reicht und macht für mich nur bedingt Sinn spöttisch die Konventionen eines eh schon unfreiwillig komischen Genres nochmals zu verarschen, so lustig das zeitweise auch ist. Das gezielte Witz-Potential verflüchtigt sich zunehmend, kann sein Ausgangsniveau nicht halten, da kein dramaturgisches Konzept es unterstützt.
                                            Im letzten Akt verdampft die heiße Luft, die Gags werden spärlicher, wiederholen sich. Das kratzen an die Tür des genialen Dialogwitzes eines Tarantinos ist erfolglos.
                                            Harmloser, gutmütiger Nostalgie-Spaß, wie eine zu lang erzählte 70er Jahre Anekdote ohne Biss. Der Subtext von Geschlechter- und Hautfarbenpolitik des Blaxploitationkinos wird für eine Nummernrevue aus guten und faden Kalauer benutzt.
                                            Schade.

                                            15
                                            • Beeindruckender Service den hier bietet. Euer Filmarchiv nimm so langsam nutzbare Formen an.

                                              3
                                              • Respekt. Was für ein würdevoller Abschiedstext zu einem grandiosen Schauspieler. Jenny, du schreibst hier bei MP weiterhin (zu wenig) die besten Texte.

                                                13
                                                • 2

                                                  Zäher Low-Budget-Thriller mit knapp bekleideten, multikulturellen Pornodarstellern als Kleinkriminelle, die während ihres Grabraub-Blow-Jobs von geisterhaften Erscheinungen gemeuchelt werden.
                                                  THE DESCENT in gruftigen Gängen, statt Monster gibt es faltige Geister.
                                                  Völlig unangemessen gegen über den bedrohlichen Geschehnissen reagierend, stolpern Tussis teilnahmslos und höhepunktlos durch das blutleere und zu hell ausgeleuchtete Szenario. In Ermangelung eines packendem Konzeptes oder klaustrophobischer Bildgestaltung habe ich irgendwann nur noch in die Ausschnitte der hautengen Bodys und auf die knackigen Ärsche der Darstellerinnen gestarrt.
                                                  War aber auch nicht die Erfüllung.

                                                  15
                                                  • 7

                                                    1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                                    Das Lied der Straße ist ein Trommelwirbel der Traurigkeit.
                                                    Ein einfältiges, kugeläugiges Mädchen gerät in die sog-hafte Abhängigkeit eines ich-süchtigen, trieb-gesteuerten Straßenkünstlers.
                                                    Die Naive und das Biest.
                                                    Der tollpatschige Clown und ein ketten-sprengender, ungehobelter Einfaltspinsel.
                                                    Gedankenlose Gewalt versus unverfälschte, kindliche Freundlichkeit und Neugierde.
                                                    Fellinis "Roadmovie" der Gefühle, sein Bruch mit dem italienischen Realismus, folgt der vitalen Reinheit des Geistes am Straßenrand eines verarmten Landes und lässt Nähe zu seil-tänzerischen, höhnischen Akrobaten zu. Offensichtlich von christlicher Symbolik geprägt entsteht die Dreifaltigkeit des Daseins. Der rohe Körper, ein intellektueller Narr und die heilige Jungfrau können im nach-kriegerischen Italien nicht gemeinsam Leben.
                                                    Eine lyrisch-poetische Parabel über die unmenschliche Gesellschaft als schmerzhaftes Liebeslied, mit verspielt-stillen Momenten und fantastischer Schwarz-Weiß-Fotografie.
                                                    Nur, weil dies ein Klassiker der Filmgeschichte ist bedeutet es für mich nicht, das er ein persönlicher Favorit ist. Vielleicht fehlt mir notwendiges Mitgefühl für missbrauchende Täter oder für misshandeltes Opferverhalten oder arrogantem Narrenmut, in letzter Konsequenz hat mich der Film mehr im Kopf und viel weniger im Herzen berührt.

                                                    23