lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 5 .5

    Tief im Wald, nahe der US-kanadischen Grenze, müssen zwei Erzfeinde zusammenarbeiten, um einer skrupellosen Drogenbande den Garaus zu machen.
    Knack-billige Direkt-To-Video-Produktion aus dem Hause "After-Dark-Films", die mal nicht im öden, deprimierenden Osteuropa angesiedelt ist und eine Menge handfester Action bietet.
    Ein einfacher, zentraler Konflikt, begrenztes Terrain und unhektische Kampfszenen. Altmodisches Körperkino vergangener Zeiten, in den souveränen Händen des Routiniers Peter Haymes. So anachronistisch, das es schon fast wie eine Parodie auf das 80er Jahre Kino wirkt.
    Die bizarr-dämlichen Einzeiler ("Das Einzige was Sie in meinen Augen sehen sind meine Augen"), ein Elite-Förster, der wie eine Muschi wirkt und die irren Muskeln aus Brüssel mit wirren Haarschnitt treiben den Intelligenzquotient weit nach unten, gepaart mit dem Motto "Logik ist Idiotie".
    Dieser effiziente Stumpfsinn, mit seiner generischen und stereotyp-veralteten Nostalgie, lässt sich bei selbstironischer und gnädiger Betrachtung auf einer alten Röhre genießen...

    19
    • Frozen Yogurt und dieser Film. Das passt wie Arsch auf Eimer...

      • 4

        Untote Beulenpest im Bulgarischen Slum des Direct-to-Video-Alltages. Ein Gesichtsmuskel-versteifter GI-Joe und die inkompetente Mutter des Jahres versuchen ihr niedliches Kind vorm geringen Produktionswert und zum fremd-schämen einladenden Osteuropa-Bild zu schützen. Im Call-of-Duty-/Resident Evil-Look wird mit hektischer Kamera, orientierungsloser Montage, monochromer Farbgebung sich bemüht aus wenig vorhandenen Mitteln das Beste herauszuholen. Hinderlich sind dabei die bestenfalls funktionale Game-Storyline, zum Gespött einladenden Figuren und das gezwunge, abrupte Ende.

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        • 9

          1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
          »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
          #7
          G wie Gefängnisfilm...
          Der Gefängnisfilm spielt im Strafvollzug und beschreibt den Wandel des Protagonisten. Entweder vollzieht er dort seinen kriminellen Aufstieg unter andersartigen Umständen oder er wird geläutert. Verantwortlich dafür sind die Haftbedingungen, die von Einsamkeit, nicht vorhandener Selbstbestimmung, Brutalitäten und Entmenschlichung geprägt sind. Zeitgeistige Themen / Probleme werden in einem von der Gesellschaft abgekoppelten Mikrokosmos angesprochen oder die Flucht daraus als freiheitliches Begehren dargestellt.
          Was macht Menschen aus? Ihr unbändiger Trieb nach Freiheit? Ihr Bedürfnis nach Freundschaft?
          „Ich klage dich an, dein Leben vergeudet zu haben!“
          Nein, wenn es der unbedeutende Mensch schafft über ein unbarmherziges Straf-System zu triumphieren, sein Drang nach Selbstbestimmung, trotz Versuchen des physischen und psychischen Zerbrechens, aufrecht zu halten, er es schafft Verbundenheit zu pflegen, dann hat er sein Dasein nicht verschwendet.
          Papillon, der symbolische, ungebundene Schmetterling ist ein hartnäckiger, unbeugsamer Geist. Überraschend subtil von Steve McQueen im Great-Escape-Modus verkörpert. Befreundet und unterstützt von Dustin Hoffman, der ebenso einprägsam seine latent autistische Rainman-Rolle vorbereitet. Die Kraftanstrengung des freien Willens inszeniert Franklin J. Schaffner in ausufernden-prunkvollen und klaustrophobisch-kleinen Bildern. Geschickt wird die düstere Geschichte mit humoresken Szenen ertragbar, mit Elementen des Knastdramas und Abenteuerfilms erfahrbar gemacht. Psychischer Nervenkitzel, rührende Empathie und packendes Spannungskino sind die Grundlagen für das Portrait eines Mannes, der allen Grausamkeiten des Lebens trotzt um sein freiheitliches Glück zu finden.
          Diese bemerkenswerte, humanistische Reise geht über die Leinwand hinaus und trifft meine persönlichen Werte.
          Bewegend, wirksam, intensiv, intelligent. Ein famoses Meisterwerk, das nie alt werden kann.
          [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

          23
          • 7

            Ein Habenichts-Jedermann hat seinen schlechten Tag. Er trifft auf einen verdrängten High-School-Kumpel und gerät in das perfide Spiel eines geheimnisvoll-überheblichen Paares, in dem die Einsätze immer höher werden. Das Gewissen bleibt dabei auf der Strecke.
            Was würdest du für 250.000 $ Dollar tun? Wie viel ist dir deine Würde wert?
            "Cheap Thrills" ist eine bizarre Groteske aus dem Mumblegore-Kollektiv, das als hybrider Genrefilm zwischen zynischer Heiterkeit, Loser-Drama, packender Thriller und dunkler Sozial-Studie kippelt. Während Scorsese seine überteuerte Reflexion über Gier und Gewissenslosigkeit als überhebliches Augenkino (Wolf of Wall Street) generiert, braucht Erstling-Regisseur E.L. Katz nur ein paar Dollar um diese Themen erheblich schärfer, als hintersinniges Kammerspiel, auf den Punkt zu bringen. Das Lachen gefriert, Angesichts der Verderbtheit, Selbstverstümmlung und dem moralischen Bankrott das dieser Film dem Betrachter offenbart.
            "Das war echt Böse..."

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            • Klasse!!! Unterhaltsame, präzise, kurz-knackige, Blicke auf Stilmittel von begnadeten Filmregisseuren. Kubrik ist besonders in Sound und Montage gewaltig.

              6
              • 4

                Die "Luftschlacht um England" gehört zu der Art von Kriegsfilmen, in denen ausführlich und historisch korrekt ganze Scharmützel mit prominenter Besatzung nach gespielt werden. Sorgfältige Charakterzeichnungen, menschliches Leiden und emotionale Dramatik nehmen dabei kaum Raum ein. Die filmische Materialschlacht mit Maschinen, Motoren und pyrotechnischer Bombenshow geht vor.
                Wer geschichtsträchtigen Waffenkampf lediglich als strategischen Erfolg sieht, politische Hintergründe im Fachbuch nachlesen möchte, alte Original-Flugzeuge geil findet und Spaß an Flugakrobatik am verbrannten Himmel hat, der wird an diesem Film seine verstaubte Freude haben.
                Trotz grober Pinselstriche und markant-ironischen Momenten über die Psyche im Krieg steht die (überraschend un-heroisch erzählte) Underdog-Geschichte der zahlenmäßig unterlegenen aber siegreichen Briten als spektakuläre Schlachtplatte im Vordergrund. Eine militärische Fehde zwischen zwei Ländern wird als aseptisches, sich ständig wiederholendes (und somit langweiliges) Kampfballett im Luftraum dargestellt, Menschen spielen dabei kaum eine Rolle.
                Der Film erinnert mich ein wenig an meinem Opa, der immer gerne stundenlang über Panzer, Feldhaubitzen und militärisches Fehlverhalten im 2. Weltkrieg schwadronieren konnte aber nicht über seine Ängste, Fehler und das Leiden (ob wohl es in seinem Gesicht geschrieben stand).

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                • 6 .5

                  Wenn sich der Gletscher blutrot färbt, das Ding aus einer mutierten Welt als rammbockiger Gamsbock an deine verriegelte Tür klopft, über den alpinen Bergen des Wahnsinns ein stachliger Adler kreist, das asselige Krebsgeschwür deinen Kopf verschlingt, eine kultige Ministerin dir bohrend den Garaus machen will und Kurt Russel in unverständlichem Dialekt brabbelt, dann, ja dann, verstummen alle Zweifler der Klimaerwärmung und ein Wunschtraum eines Filmnerds geht in Erfüllung endlich mal einen deutschsprachige Monsterfilm zu drehen, der mit offensichtlicher Liebe, Kenntnis und eigener Handschrift zum abseitigem Genre inszeniert ist.
                  Marvin Krens zweite Regiearbeit ist ein nicht ernst zu nehmender Mix aus Öko-Horror, Melodram und Isolationsdrama mit grimmig-grotesken Tonfall und spottbilligen Creature-Design. Ein selten packender, kaum innovativer, darwinistischer Albtraum, der sympathischen Frohsinn macht.
                  Wäre dieser Quatsch in Amerika produziert worden, hätte es vernichtende Kritiken oder Gleichgültigkeit gehagelt. Hier in Deutschland freut sich der ausgenüchterte Fan über den Mut eines "einheimischen" Filmemachers, das er solch charmanten Unsinn auf die Leinwand bannt.
                  Und morgen kommt dann der pustel-blasende Ozon-Schicht-Killer im Flugzeug...

                  25
                  • 6 .5

                    Dreckig sind die Militär-Schwerverbrecher. Dreckig ist ihr Drill, der sie zu einer Killer-Elite formt. Dreckig ist das Himmelfahrtskommando, in dem die Deutschen und sie selbst wie Pappkameraden nieder-gemäht werden.
                    Aus ich-bezogenen Individualisten, die nichts mehr zu verlieren haben, wird eine eingeschworene Truppe. Ihre Überlebenschance vor dem Galgen ist der bewaffnete Kampf hinter feindlichen Linien. Ein letzter, verzweifelter Akt gemeinsamer Verantwortung.
                    Ikonischer Klassiker aus der sicheren Hand von Robert Aldricht, inklusive typen-gerechtem Staraufgebot, in dem Lee Marvin besonders überzeugt.
                    Er lässt sich als absurder (Anti-) Kriegsfilm mit ironisch-komödiantischen Brechungen von Autoritäten lesen. Die Mission, deutsche Nazi-Offiziere im Luxusbordell abzuschlachten, ist wenig ehrhaft, das sadistisches Vorgehen dabei zynisch-menschenverachtend. Ihre Ausbildung dazu wird als herb-humorvoller Spaß von Außenseitern und als Verarschung von Militärstrukturen dargestellt.
                    In seiner Testosteron-getränkten Stimmung, die den Krieg nach männliches, aufregendes Wagnis riechen lässt, wirkt der Film aber auch wie ein unterhaltsamer Abenteuerfilm mit pyro-technischem Budenzauber.
                    Unter dem Motto, der letzte dreckige (amerikanische) Held macht, mit einem coolen Spruch auf der Lippe, das Licht aus...

                    20
                    • 6
                      über Krull

                      »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
                      #6
                      F wie Fantasy...
                      Der klassische Fantasy-Film greift (in der Regel) Themen wie Magie, Wunder, Mythen und übernatürliche Ereignisse in Form einer eskapistischen Reise des Helden auf. In einer (mittelalterlich wirkenden) Welt, die von märchenhaften Figuren bevölkert ist, folgt er dem simplen Gut / Böse Schema.
                      Im Gefolge von "Star Wars" waren in den 80ern Fantasyfilme über tapfere Helden, die ihre entführte Prinzessin retten, gefragt. "Krull" ist solch ein Film.
                      Ein uncharismatisch wirkender Errol Flynn mit Bart und Robin-Hood-Strumpfhose sammelt Gefährten um sich, um seine holde Weiblichkeit aus den Händen eines außerirdischen Invasoren, seiner dunklen Festung, zu befreien.
                      Wie durch einen Gebrauchsartikel-Laden des Fantasyfilms schleicht Peter Yates Derivat aus hoffnungslos trivialen Dialogen, un-dynamischen Kampfeinlagen, kinderfreundlichen Blödeleien und Sammelalbum-Charakteren in das Herz eingefleischter Fans des phantastischen Films. Sein abwechslungsreiches, liebevoll gestaltetes Setting wird mit Propheten, Sehern, Zyklopen, Spinnen, weisen Zauberern, Kriegern in Rüstungen und flammenden Pferden bevölkert. Als Reise voller Verführungen, Gefahren und ehrenvollen Aufgaben erzählt, sind seine fantasievollen, surrealen Bilder ein Fest für das Auge, auch wenn die fade Regie und angestaubten Effekte (aus heutiger Sicht) gewöhnungsbedürftig wirken. Der Zuschauer muss wohlwollend über konservative Werte, wie eheliche Liebeskraft siegt über das Böse oder ein Knabenkönig rettet die dahin-schmachtende, wenig selbstbewusste Tussie, hinweg sehen um die Naivität des Streifens zu genießen.
                      "Krull" war in meinen Jugendjahren einer meiner Lieblingsfilme. Das bedeutet nicht, das er (heute) noch gut ist, aber schon, das ich ihn angenehm verklärt betrachte. Denn mit einer großen 80er-Nostalgie-Brille funktioniert er noch, leidlich.
                      [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

                      19
                      • 4

                        Es ist das dem Tatort-Machtapparat des deutschen Fernsehens ein flottes, feuchtes Erfrischungstuch gut tun würde. Ob inhaltlich oder in der Wahl filmischer Mittel staubt der Quotenfänger seit Jahrzehnten vor sich hin, die einschaltende Zuschauermasse gleich mit. Ausnahmen bestätigen die Regel.
                        Til Schweiger und Hausmeister Christian Alvart haben sich zur Aufgabe gemacht den ruppigen Schimanski-Erfolg einer vergangenen, charmanten TV-Ära aufzunehmen, um frischen Wind in den platt gesetzten und verkrusteten After träger Sehgewohnheiten zu blasen. Bravo. Im ersten Fall des Hamburger "Kommissars" Tschiller hat diese Darm-Spülung leidlich funktioniert, ein unfreiwillig komischer Unterhaltungswert ist als Rinnsal ausgetreten.
                        "Kopfgeld" ist formal und inhaltlich der arschige Wurmfortsatz des Vorgängers. Eine schrecklich uninteressante Vorstellung von Filme-machen für die (vernachlässigte) Zielgruppe der 14 bis 49 Jährigen.
                        Dem rückständigen Selbstjustiz-Schema folgend wird die brutale Sau durchs Moral-konservative Dorf getrieben. Die x-mal ausgepressten Ausländer-Feindbilder werden (nicht ausreichend genug) mit latent-ironischen Ton gebrochen. Sie bleiben Böse, sprechen so, sehen so aus, sind das bedrohliche, unreflektierte Fremde. Die Guten dürfen karlauern oder pressen ihren nackten Popo nuschelnd in die Kamera. Die Frau in leitender Position wird (auch deswegen) vermöbelt und vergewaltigt, damit das hingebungsvoll angeschmachtete und gefickte Alphamännchen ramponierte Rache nehmen darf. Ein guter Integration-Kickbox-Lehrer darf doppelzüngig zwischen den streitenden Parteien vermitteln. Der versoffen, verkiffte, verranzte Rand-Ermittler kocht dabei sein eigenes Selbstjustizsüppchen. Das stumpfe Migranten-Randgruppen-Kind wird derweil erleuchtet.
                        Logik oder Glaubwürdigkeit bleibt auf der Strecke. Egal, Genre-Kino Made in TV-Germany sieht nun mal so aus. Intelligenzfreies Abnudeln von Stereotypen mit hohem Bodycount in hohem Schnitt- und Erzähltempo. Nicht nachdenken, nur keine Nachhaltigkeit. Der Film zum Sonntagsabendbierchen, in den leeren Kopp gegossen.
                        Das alles wäre nicht der Rede wert, wenn dieses räudige, primitive Konzept gescheitert wäre. Ist es aber nicht. Im Gegenteil, die Einschaltquote war enorm, besonders im jüngeren Marktsegment.
                        Was sagt das über (uns) Zuschauer aus?

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                        • Wichtige Fragen und Antworten nach dem Urteil #1
                          Könnte Hoeneß im Knast Bayern-Spiele LIVE verfolgen?
                          Nein, da er in Bayern wohnt, müsste er eine Strafe in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt absitzen. In jedem Fall gäbe es für ihn keine Sonderbehandlung. Er käme in eine normale Zelle, wie alle anderen Häftlinge auch. Dort kann er nur die Sportschau im frei empfangbaren Fernsehen verfolgen. Pay-TV könne grundsätzlich in bayerischen Justizvollzugsanstalten nicht empfangen werde, teilte das bayerische Justizministerium am Donnerstag auf dpa-Anfrage mit.
                          http://www.tz.de/sport/fc-bayern/uli-hoeness-prozess-wichtige-fragen-nach-verurteilung-zr-3414670.html

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                          • 7

                            Rattengeile Blutgrätsche mit Fleischklopfer im Home-Invasion- und Slasher-Gewand.
                            "You're Next" ist cleveres, punktgenaues Terrorkino mit grausigen Splattereinlagen. Er spielt originell mit den Erwartungshaltungen des Zuschauers. Aus dem Hause der Mumblegore-Fabrik, die dem ausgelutschtem Genre frischen Wind in den Arsch bläst, rast eine unfassbare Bad-Ass-Frauen-Power-Körperzerstörungsorgie auf den Betrachter zu. Sie bearbeitet genüsslich-ironisch und treffend Filme dieser Art. Übermäßig schlaue Twists werden karikiert, mit hämischen Humor versehen. Die übliche Prämisse der Bedrohung von außen wird nach innen verlegt. Dazu treibt ein gelungener 70er/80er Score die Szenerie an. Logik ist nicht das vorherrschende Element, dafür gibt es unverschämt klugen und funktionierenden Horror.
                            Klasse!

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                            • "Filmkritik muss nicht gefallen, sie muss nicht begeistern, sie kann Widersprüche hervorrufen, und - wie Filme selbst - es ist genial, wenn sie zur Diskussion anregt."
                              http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/film/?em_cnt=614340
                              Einer der intelligentesten Texte die ich zu Film-kritik, -interpretation und -diskussion gelesen habe.

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                              • 7

                                Zweiter Ausflug für Richard Mathesons grandiosen Roman "Ich bin Legende".
                                Nach dem 60er-Gothik-Horror mit Vincent Price ist Charlton Heston das letzte Apha-Männchen auf Erden. Als waffenstarrer Christus mit öligen Brustmuskeln errettet sein Blut buchstäblich die neue Welt. Als gnadenlose Kampfsau gegen gottlose Kreaturen der Nacht wischt er ober-cool seinen Achselschweiß nonchalant mit seinem verdreckten T-Shirt ab.
                                Geprägt von der kalten Bio-Krieg-Angst ist "Omega-Mann" ein All-Time-Favorit des dystopischen US-Kinos. Er übernimmt nicht die Vampir-Entmythologisierung der literarischen Vorlage, folgt aber den Gedankengang, das im Falle einer weltweiten Katastrophe menschliches Leben weiter existieren kann, wenn die Reste der Vergangenheit beseitigt werden. Das Omega-Männchen bekommt die göttliche Aufgabe, aufopferungsvoll gekreuzigt, als Heilbringer für eine (peinlich-kitschig dargestellte) Hippie-Kommune zu fungieren.
                                Herrlich gaga ist die Darstellung der wenig bedrohlichen und bekloppten Albino-Kapuzen-Sekte, die in ihrem abergläubischen Wahn ein dunkler Gegenpool für die erleuchtete, technologische Aufklärung ist. Ebenso gewöhnungsbedürftig erscheint der ungehemmte Safari-Hemd-Macho-Narzissmus des Hauptdarstellers, der, ungewöhnlich für die Zeit, mal schnell eine schnell-verfügbare Dunkelhäutige mit Pudelfrisur vernaschen darf.
                                Im rohen Stil des 70er-Jahre-Kinos gibt es ordentlich Action. Krasse Motorrad-Jagt, trifft auf geballte Fäuste, MG's und Granaten helfen beim Großreinemachen. In stimmungsvoller, urbaner Post-Apokalypse-Kulisse werden zeitgenössische Themen, Ängste und soziale Fragen angesprochen.
                                "Der Omega-Mann" wirkt heute wie eine seltsam charmante, trashige und leicht ausgeflippte Zeitkapsel aus einer vergangen Ära. Für mich ist er ein gutes Stück Nostalgie, und der verblasste Traum eines pubertierenden Jungen, der auch die Meile unter drei Minuten schaffen wollte...

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                                • Ich bin froh wenn bei MP überhaupt mal interpretiert wird...
                                  Meist werden die Filme nicht aufmerksam geschaut, die Texte / Antworten nicht sorgfältig gelesen. Das Diktat des Geschmackes herrscht, gerne in Kombination mit "Den hast du nicht verstanden" oder "Der funktioniert nur im Hirn-aus-Modus ". Beliebt ist auch die Drei-Wort-Totalrasur eines Films oder weitergehende Diskussionen / Interpretationen werden mit "nimm den Film nicht so ernst" oder "der ist es nicht Wert sich mit ihm auseinander zu setzten" abgebügelt.

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                                  • Housebound - Pee Scene
                                    http://vimeo.com/88632774
                                    via
                                    http://www.fangoria.com/new/new-clip-from-sxsw-surprise-housebound-is-a-pisser/
                                    Struller-Angst...

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                                    • 7 .5

                                      "Wann habe ich eigentlich angefangen SMS' zu schreiben, die keinen Empfänger haben?"
                                      Thematisch nicht unähnlich von "The Place Promised in Our Early Days" erzählt Makoto Shinkai mit ehrfurchtgebietender Bilderkraft ein zart-melancholisches Gedicht über Liebe, Hoffnung, Verlust, Einsamkeit und Entfremdung.
                                      Fünf Zentimeter pro Sekunde ist das Tempo von Kirschblütenblättern, wenn sie zu Boden fallen. Eine Metapher für Langsamkeit und wie Menschen, die zusammen beginnen, in ihren eigenen Weg treiben.
                                      Die emotional verschmolzenen Segmente des Films folgen drei Jugendlichen durch Abschnitte ihres (verbundenen) Lebens. In den liebevoll-detailreich gestalteten Bildkompositionen, deren Naturromantik die Gefühle der Protagonisten widerspiegeln, steht die Erkenntnis, das das Dasein ein Prozess aus Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen ist.
                                      Die verschneite Zugfahrt mit Hindernissen, Motorroller-fahrt in die unklare Zukunft und das etwas hektische Musik-Video am Ende erzählen von Liebes-Sehnsüchte junger Menschen und der Überwindung von Distanz.
                                      Meditatives, empathisches (Kurz-) Anime, das in seiner unbeschleunigten Art die Poesie von Alltäglichkeit spürbar macht.
                                      So banal, so toll.

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                                      • 6 .5

                                        Ich, die Nonne und die Schweinehunde aka Die Rache der geschändeten Frauen ist eine schmierige Wundertüte des europäischen 70er Jahre Exploitation-Kinos.
                                        Frivole Ausbrecherinnen aus dem Frauenknast werden vor einer faszinierend-schönen, anatolischen Wüstenlandschaft von dreckigen Ziegenböcken und fiesen weißen Schweinen vergewaltigt, ausgepeitscht und ermordet. Mit dabei ist die entrückte Gottesanbeterin im kirchlichen Umhang, die zur Rettung des Seelenheils auch mal Hirne mit Felsblöcken und MG's zermatscht.
                                        Solch dreister Mix aus Sex- und Nunsploitation mit Zutaten des Woman-in Prison-Flicks, der auf Elemente des Spaghetti-Westerns und Gangsterfilms trifft, gefällt mir.
                                        Ein gottloser Schundfilm par excellence.

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                                        • 7

                                          »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
                                          #5
                                          E wie Erotikfilm (-drama)
                                          Beim Genre des Erotikfilms stehen Sinnlichkeit, Dramatik und Emotionen im Vordergrund. Die handelnden Personen sind von starker Liebe und/oder sexueller Begierde geprägt. Der Geschlechtsakt dient nicht explizit und ausbeuterisch zur Befriedigung, ist in die Handlung eingebunden (in Abgrenzung zur Pornografie).
                                          "Menschen, die verletzt wurden, sind gefährlich. Sie wissen, dass sie Überleben können."
                                          Ein geordnet-kontrollierter Politiker, in einer funktional-etablierten Midlife-Ehe lebend, trifft auf eine androgyn-geheimnisvolle junge Frau, die in Beziehung mit seinem distanzierten Sohn lebt. Nach kurzen Blicken wird Begehrlichkeit geweckt. Es entsteht ein selbstzerstörerisches, inzestuöses Verhältnis. Die unerklärlich wirkende Leidenschaft basiert auf den individuellen Schmerz beider Parteien. Jeder ist ist mit seinen eigenen familiären Verletzungen beschäftigt. In ihrer sexuellen Symbiose finden sie Halt. Der Mann zahlt dafür einen bitterlichen Preis.
                                          Elegant, unspektakulär inszeniert Louis Malle in kühler Optik eine Tragödie. Dem Zuschauer wird der differenzierter Spiegel bürgerlicher Moralvorstellungen und Heucheleien vorgehalten. Die schrittweise Dekonstruktion von Macht, Familie und Männlichkeit verkörpert Jeremy Irons präzise und subtil. Er ist ein Mann, der seinen Schwanz nicht unter Kontrolle hat. Aus Besitzanspruch wird Leidenschaft, Abhängigkeit, trotz vorhersehbarem Desaster. Juliette Binoche ist die kühle Schönheit aus Alabasterhaut. Ihr traumatisches Jugenderlebnis steht in ihren traurigen Augen geschrieben. Der zerbrechliche Körper drückt Sehnsucht nach Geborgenheit und Verletzlichkeit aus. Sex wirkt seltsam entrückt, verkrampft, nicht erotisch. Das Kopulieren zweier gestörter Seelen.
                                          "Verhängnis" ist formal und inhaltlich sehr geschlossen. Berührt hat er mich allerdings nicht. Zu unsinnlich wirkt die Chemie zwischen dem Paar, zu unnahbar ist mir die Frau, zu selbst-beherrscht der Mann. Das passt in das durchdachte Konzept des Films, verwehrt mir aber den emotionalen Zugang. Eine auf Distanz haltende Kunstgewerblichkeit, in Dialog und Bild, streicht durch das manchmal bemüht wirkende Drama.
                                          [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

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                                          • Wer "300" auf banales, dummes Körper-Fittness-Kino reduziert ignoriert das die angewandte Riefenstahl-Ästhetik sich nicht im künstlerisch-luftleeren Raum bewegt sondern zur Heroisierung der "weißen Rasse" benutzt wurde. Diese Schöne-Körper-Inzenierung hat nun mal eine kritisierbare, politisch-geschichtliche Inhaltsebene. Wer das ausschließt ist letztlich davon so fasziniert, das er den Subtext dieser Bilder ignoriert. Und wer Riefenstahl als "Spielball widerstreitender Kräfte“ reduziert macht aus einer (nachweislichen) Täterin ein "unschuldiges" Opfer.
                                            P.S. Es ist legitim Faschismus und Nationalsozialismus synonym zu benutzen denn das letztere ist eine (konkrete) Form vom erst genanntem.

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                                              Erste Verfilmung von Richard Mathesons sensationellen Roman "I Am Legend".
                                              Die Vorstellung ganz allein auf der Erde zu leben ist faszinierend und erschreckend zugleich. Ohne soziale Kontakte, geistig und körperlich isoliert, im ständigen Überlebenskampf gegen Untote, auf der Suche nach Heilung vor der Bedrohung. Ein existentialistisches, apokalyptisches Drama, das die Frage stellt was Mensch-sein ausmacht und wie es zu etwas Monströsem werden kann.
                                              Regisseur Ubaldo Ragona gelingt anschaulich die innere Verwüstung seines Protagonisten in minimalistischen, schaurigen schwarz-weiß Bilder einzufangen. Vincent Price steifes Schauspiel dagegen erzeugt mehr Distanz als einfühlsame Angst und Verzweiflung. Und so filmhistorisch es reizvoll ist, zu sehen wie Jahre vor Romeros "Night of the Living Dead" Zombies vor einem vernagelten Haus herum wanken, so wenig bedrohlich, fast harmlos wirkt der Film. Wenn am Ende, nach einigen ungeschickt inszenierten Actionsequenzen und unötigen Logikfehlern, die Totenmesse für die "alte" Menschheit zu Gunsten einer neuen Ordnung läutet wird zumindest die Intention der Romanvorlage angesprochen, wirklich packend oder berührend ist das selten.

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                                              • Bildvergleich 300 (Snyder) und Olympia (Riefenstahl):
                                                https://encrypted-tbn2.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcRZO23KE3C92T5xM1Jp5yyXNhIV8LUldt-ivHjCA7PJxzVjXwogCw
                                                https://encrypted-tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcSZ8d2ko1ITowQAC-sohoI6Azj6UisejjA92-cMrg7Lv_YqbOYI

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                                                  Ein Furunkel am Arsch des kriegstreiberischen Propagandafilms wird von einen verpickelten Gamer selbstherrlich ausgedrückt. Der Eiter ekelerregender Machtphantasien spritzt in das Gesicht jener Zuschauer, die einen Steifen bei so viel Herrschaftsideologie bekommen.
                                                  Krieg ist Spiel, Kinder an die Macht.
                                                  Gebt dem kindlichen Helden die Kontrolle über hochtechnisierte, saubere, analytische Schlachtabläufe. Lasst seinen Wunsch nach Anerkennung freien Lauf, damit er wie ein mordender Kreuzritter zum Schutze der Menschheit den Genozid vollzieht. Von Sünde und schlechtem Gewissen wird er am Ende frei-gewaschen. Denn seine Tat, der Holocaust, dient zum guten Zweck. Sie ist entschuldbar, er wurde manipulativ missbraucht und darf zur Läuterung dem gerade ausgelöschtem Volk als guter Jesus neue Ufer suchen.
                                                  Das ist zutiefst zynisch, hier wohl humanistisch gemeint.
                                                  Nach der Vorlage eines homophoben Mormonen, dessen Buch-Reihe als Anschauungsmaterial für Militär-Strategie-Schulungen fungiert, erzählt "Ender's Game" die Geschichte eines Kindersoldaten in Not. Ein stoisch-steifes Arschloch, das als Prügelknabe in Arschlochumgebung unter Bootcamp-Drill und Potenzgehabe unter der Dusche leidet. Bei prüder erster Liebe entdeckt er seine Männlichkeit, emanzipiert sich von seinem Übervater um der größte Ausrotter des Universums zu werden.
                                                  Formal bettet Regisseur Gavin Hood die aseptische SF-Harry-Potter-Geschichte in neu-modisch-künstlicher Spiele-Ästhetik, hinterfragt aber die mögliche Faszination von Allmachtsphantasien an der Konsole nicht. Zentrale ethische Fragen über den Wert von Menschen, deren Angst vorm Fremden wird in die Hand eines spielwütigen Massenmörders gegeben.
                                                  So ist es letztlich nicht verwunderlich das pures Kriegsausbildungs-, Propaganda-Kino entstanden ist.

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                                                  • Es verärgert mich und macht mir Angst wenn die legitime Kritik an einen Film, der offensichtlich faschistische Ästhetik zu Unterhaltungszwecke benutzt, damit abgetan wird, das es keine faschistische Ästhetik gibt (Verweigerungshaltung), sie nur zum harmlosen, aushaltbaren Gehirn-aus-Entertainment dient (un-politisierte Spaßfraktion) oder in ihr sogar eine bewusste Verfremdung und Überzeichnung sieht (Snyder-Fanboys). An die konkreten Inhalt der Kritik wird vorbei diskutiert, in dem anderen Filmen und Regisseuren ähnliches vorgeworfen oder sich in Begriffsdefinitionen verloren gegangen wird. Zur Vermeidung einer Auseinandersetzung wird der Text als Dreck, Scheiße oder voyeuristisches Gut bezeichnet, der Autor als ein selbst-verliebter, paranoider, arroganter Dorfpunkt beschimpft.
                                                    Ich lese hier wenig konkrete Auseinandersetzung. Es herrscht offensichtlichen Unwillen den Artikel komplett zu lesen, bewusste Antipathie gegenüber dem Autor oder unkritisches Fangehabe.
                                                    Für eine Filmseite ist das traurig, als GMX-Stammtisch-Diskussion leider nicht unüblich.
                                                    Snyder bezeichnet seinen Film als harmlose, überzeichnete (Comic-)Lagerfeuer-Geschichte, macht sich lustig darüber das er missverstanden wird. Das passt zu einem Regisseur, der völlig unreflektiert gewalttätige Bilder wie ein kleiner junge im Sandkasten die Förmchen benutzt, als Spielwiese für seinen ästhetischen Narzissmus.

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