lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • lieber_tee 17.07.2018, 20:47 Geändert 17.07.2018, 20:47

    Wer hat das Bild bei dieser News nach-bearbeitet? Der Ford sieht ja voll peinlich aus. Bei der Farbbearbeitung von der Maus abgerutscht? Ist das ein neuer möchtegern-cooler Style bei MP (siehe auch Skyscraper - News)? Puh...

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      Kein Licht in der Dunkelheit.
      Die Suche nach einem Serienkiller, der alten Frauen schändet und ermordet, lässt Regisseur Rodrigo Sorogoyen im heißen Kessel von Madrid des Sommers 2011 stattfinden. Die von der Wirtschaftskrise gebeutelte Stadt dampft durch die erdrückenden Hitze und ablehnenden Stimmung gegenüber dem bevorstehenden Papstbesuches. Das düstere und gewalttätige Klima spiegelt sich in den beiden (Anti-) Cops wieder, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit (der eine ist der brillanten Kopf, der andere die angespannten Muskeln) gegenseitig ergänzen und mit dem niederträchtigen Mörder einen beängstigend-verabscheuungswürdigen Geschmack für Gewalt teilen. Die Frustration und Isolation der Figuren werden realistisch beschrieben, durch eine gewisse Grobheit des Themas verstärkt. Der Film hat einen pessimistischen und nihilistischen Grundton, der auf die Verbindung zwischen spanischen Machismo, gestörter Psychosexualität und katholischen Schulddenken beruht.
      „Die Morde von Madrid“ ist ein ungeschliffenes Goldstück der hispanischen Genre-Film-Kultur. Unbequem, sperrig bedient er die Codes des Noir-Kinos, erschafft dabei eine faszinierend-unangenehme Aura des Verderbens.
      7 ekelige Besuche in der Leichenhalle.

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        lieber_tee 09.07.2018, 15:46 Geändert 09.07.2018, 15:53

        Ziemlich beste Freunde auf Deutsch.
        Regisseur Marc Rothemund erzählt die (angeblich) wahre Geschichte einer (Zweck-) Freundschaft zwischen einem Taugenichts aus wohlhabenden Hause und einem herzkranken Plattenbau-Teenager, als eine tiefgreifende Erfahrung, die für beide eine heilsame Wirkung hat. Der oberflächliche Partylöwe wird geläutert, der Todkranke lebt heute immer noch. So austauschbar und bekannt diese Form von pädagogisch gefühlsduseligen Kino, bzw. Betroffenheit-Komödie auch ist, der Film wirkt überraschend wenig effekthaschend oder rührselig. „Dieses bescheuerte Herz“ bietet zwar wenig Tiefgang, ist locker-flockig konsumierbar, bewegt sich im üblichen Bereich des Wohlfühl-Kinos und ist nicht frei von Klischees, aber seine vergleichsweise angenehm unsentimentale und unaufgeregte Art hat einen sympathischen Unterhaltungswert, der besonders durch das spielfreudige Ensemble und den spritzigen Wortwitz erreicht wird. Hier werden die Figuren nicht vorgeführt, nicht für dämliche Gags missbraucht, sondern der Zuschauer nimmt sie als „echte“ Menschen wahr.
        5,5 Audis im Pool versenken.

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          lieber_tee 08.07.2018, 13:10 Geändert 08.07.2018, 14:07

          Das Aardman-Studio war mal (ähnlich wie PIXAR) eine narrensichere Angelegenheit in Esprit, Einfallsreichtum und Anarchie. Leider ist ihr neuer Knetgummi-Streifen arg brav geworden. Der zur Höhlenmenschen-WM passende prähistorische Fußball-Konflikt, zwischen den bäuerlichen Neandertalern und ihren industriellen Nachfolgern, ist eine penibel animierte Wundertüte. Allerdings sind mir die gutmütigen Gags zu platt geraten. Der subtile und subversive Humor aus der britischen Schmiede fehlt. Dafür dürfen Kleinkinder und das innere Kleinkind des Erwachsenen zu doofen Slapstick gackern. Mit Hommagen und Wortspielen angerührt, schmeckt der David gegen Goliath-Brei eher dünn, ist zu wenig fein gewürzt. Er hat bei mir nur ein paar milde Lacher entlockt. „Early Man“ ist nett-vertraute Familienunterhaltung, bietet erwärmenden Charme in seiner Albernheit, aber vom kultigen Stop-Motion-Studio erwarte ich mehr, das erhabenen "Wallace & Gromit" - Niveau wird nie erreicht. Dem Film fehlt jegliche Exzentrizität. Die vorhersehbare Story plätschert so vor sich hin und ikonische Charaktere sind Mangelware. Schade.
          5,5 Daumenabdrücke in der Modelliermasse.

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            lieber_tee 07.07.2018, 17:12 Geändert 08.07.2018, 02:50

            Reichtum macht arm.
            „All the Money in the World“ leidet darunter, dass er eine Geschichte über ein vergoldetes Gefängnis erzählt, aber inhaltlich ebenso leer wie eben dieses ist. Ridley Scotts Gier-und-Geiz-Parabel wirkt inhaltlich naiv und ist voller Stereotypisierungen. Irgendwo zwischen Entführungs-Thriller und Charakterstudie findet er keine klare Linie, wiederholt moralisierend sein Motiv "Geld verdirbt den Charakter" immer und immer wieder. Er quetscht seinen nach Oscar-Prestige gierenden Film in eine optisch hübsche Form, kann aber die Tragik des Öl-Magnaten Getty nie spürbar vermitteln, dazu bleibt er zu sehr an der psychologischen Oberfläche. Plummers Darstellung als apathischer Machtmensch ist überzeugend, ebenso die von Williams als verzweifelte und starke Mutter in Sorge, während Wahlberg wieder einmal wie träges Falschgeld herumläuft. Aber irgendwie habe ich nie mit den Figuren mitgefühlt. Da ist der Kevin Spacey-Skandal bzw. die Produktionsgeschichte spannender als der Film.
            5,5 abgeschnittene Ohren.

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              lieber_tee 07.07.2018, 16:42 Geändert 08.07.2018, 02:53
              über Rampage

              Monströse Gebärdensprache.
              „Rampage“ bietet im Prinzip nichts Neues, was nicht schon andere Monsterfilme im Desaster-Modus erzählt haben. Die harmlose Verfilmung eines harmlosen Arcade-Spiels plündert bei King Kong und den japanischen Kaijū-Filmen, wird durch die charismatische Präsenz von Dwayne Johnson veredelt. Was den Streifen aber angenehm macht, ist die Art, wie herrlich cartoonhaft hier Albernheiten zelebriert werden, der Film sich nie in seinen Übertreibungen ernst nimmt. So ist die monumentale Zerstörung, wo gigantische Tiere die Stadt in Schutt und Asche legen, ein unbestreitbar primitiver Spaß, der mit einer Reihe von atemberaubender Set-Pieces glänzt. Das ist käsiges Fastfood-Kino ohne Nährwert, aber ab und an darf das mal sein. Big meets Burger.
              6 mutierte Alpha-Räuber.

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                lieber_tee 07.07.2018, 01:08 Geändert 07.07.2018, 01:12

                Irrsinniges Action-Brett.
                Mit seiner trotzköpfig-phantasmagorischen Herangehensweise an das Verbrechen, seinen atemlosen, knochenbrechenden Kampfszenen, bietet „Bitter Enemies“ zahllose aufwendig choreographierte Action-Prunkstücke. Sein zentrales Thema, die Auseinandersetzung mit Gier und Moralkodex, erinnert an zielstrebige Hongkong-Actioner der alten Schule. Regisseur Li taucht den Film gekonnt in blut-goldene und azurblaue Farben, der Design könnte manchmal direkt aus einem Horror- und Katastrophenfilm stammen. Die Kamera rudert und fliegt wild herum, der Schnitt zerhackt hemmungslos und rücksichtslos die irrwitzigen Szenen.
                Leider ist die dünne Handlung nur Füllstoff zwischen den verschiedenen Action-Sets. Plattitüden werden strapaziert, Charakterisierung oder Charakterentwicklung findet kaum statt. Das Frauenbild des Films ist mindestens so unterentwickelt wie das schauspielerische Können des Hauptdarstellers, was aber mit enormen Körpereinsatz und blonden Haaren kaschiert wird.
                Li’s Regiedebüt ist technisch vielversprechend. Er weiß was gute Hongkong-Actionfilme ausmachen. Jetzt gibt dem Mann bitte noch ein vernünftiges Drehbuch in die Hand.
                6,5 erhängten Körper im Wald.

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                  lieber_tee 07.07.2018, 00:20 Geändert 07.07.2018, 03:45

                  Was nutzen all die edlen Absichten, wenn sich ein Film falsch anfühlt…
                  Scott Coopers „Hostiles“ soll eine über-offensichtliche Meditation über die Schattenseite der menschlichen Natur, der amerikanischen Seele, sein. Als revisionistischer Western angelegt, will er die Wurzeln des Rassismus erforschen und eine mögliche (Er-) Lösung propagieren. So müssen wir überlang, mit viel Geduld, durch die Klischeekiste des Westerns reiten, episodisch und sich wiederholend, anachronistische und politisch-korrekte Predigten anhören. Nicht elegisch, sondern zäh, mit grotesker Gewalt unterbrochen, ist Cooper ständig darauf bedacht, niemanden zu dämonisieren, bloß nichts falsch zu machen, um den Weg zur Errettung zu erfüllen. Was als humanistische Reise bzw. Anti-Gewalt-Parabel über die Menschlichkeit gemeint ist, fühlt sich aber wie eine heuchlerisch-historische Reißbrett-Versöhnung mit den Native-Americans an, wo am Ende dann die Bösen als Katharsis erschossen werden. Verständnis und Empathie ist hier wichtig, aber die moralische Verwandlung unseres (Anti-) Helden vom Saulus zum Paulus wirkt nie plausibel. Mit weinerlich-nervigen Schwermut eines Begräbnisgangs quält sich Christian Bale durch den Film, Rosamund Pike muss als substanzloses, feministisches Falschgeld herhalten und die „indianischen“ Charaktere sind nur Plot-Figuren um den weißen Mann zu begnadigen. Das ist nie „unterhaltsam“, nie aufschlussreich, das ist einfach nur öde und platt, funktioniert so gar nicht als Western-Blaupause zur US-Gegenwart.
                  3 Zweckgemeinschaften für die Erleuchtung.

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                    lieber_tee 06.07.2018, 23:24 Geändert 07.07.2018, 03:16

                    Das Irrenhaus ist kein schöner Ort zum Verweilen…
                    Ein i-Phone-B-Movie als nette Genre-Fingerübung. „Unsane“ ist ein paranoider Psychiatrie-Thriller, der zwischen psychischen und physischen Terror pendelt. Spätestens zum Ende hin verliert er allerdings seinen Thrill, da all die irren Wendungen, das Spiel zwischen real und irreal, sich in eine generisch-vertraute Struktur auflösen. Soderberghs begabtes Experimentieren mit einer klaustrophobisch-intimen Handy-Kamera und Claire Foys kraftvolle Performance als hartnäckige Frau zwischen Hysterie und Wut ließen mich eher kalt. Der Film war mir nie bissig genug. Letztlich ist der Streifen ein kleiner, fieser Flick, bei dem mir der Kick fehlte. Trotzdem nicht schlecht.
                    6-mal einen Blowjob versprechen.

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                    • respekt, Patrick, das du solche news bei mp völlig ironie-frei und sachlich schreibst. job ist job....:D

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                        Ein falscher Film zur falschen Zeit.
                        Regisseur Eli Roth und Drehbuchautor Joe Carnahan hätten einen kritischen Film über die hilflose Wut, enthemmte Gewalt und maßlosen Ängste in den USA drehen können, stattdessen gibt es nur erschreckend unreflektierte, urbane Actionkost, die ohne Schnörkel und ohne Elan nicht mal als Ausbeutungskino funktioniert. Hier wird nie wirklich Vigilantismus bis zur Selbstenthemmung karikiert. Auch dürstet der Film nur in wenigen Momenten nach Blut. Die Dekonstruktion eines humanistischen Weltbildes oder von kleinbürgerlichen Allmachtsphantasien gehen in dem standardisierten Genre-Einerlei verloren. Die Charakterstudie ist ebenso simpel wie das dargestellte Debattieren über eine Bürgerwehr. Wenn der offensichtlich gelangweilte Kapuzenpulli-Willis seinen hippokratische Eid ad absurdum führt und ihn zu einen Waffenfetisch umfunktioniert schreit das nach Satire, ist aber letztlich nur eine fade, melodramatische Heldenverehrung, die in einer Zusammenarbeit mit Selbstjustiz und Polizeiarbeit mündet. Das ist schon arg gedankenlos, wird der katastrophalen Gewaltsituation in Chicago nicht gerecht und ist ein dämlicher Beitrag zur Debatte um Waffenkontrollen.
                        Ein dummer Film für dumme Leute.
                        3 überflüssige Remakes.

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                          lieber_tee 03.07.2018, 00:22 Geändert 04.07.2018, 20:31
                          über Beirut

                          Sand, Schutt und Intrigen.
                          Den klassischen Elementen des Spionagefilms folgend, ist „Beirut“ solide Thriller-Kost, die Dank der dynamischen Inszenierung von Brad Anderson eine angenehm angespannte Energie hat. Das Skript von Tony Gilroy wird zwar nie der Komplexität des Nahost-Konflikts gerecht, bzw. konnte ich letztlich den geopolitischen Zusammenhang zwischen CIA, PLO und der israelischen Regierung nicht erfassen. Die titel-gebende Stadt erscheint dabei als (austauschbare) Kulisse und mir ist auch nicht klar warum wieder ein Amerikaner in den Libanon kommen muss um Lösungen für die nebulösen Zusammenhänge zu finden. Aber als altmodische, flotte Erwachsenen-Unterhaltung funktioniert der Streifen gut.
                          6 ungeklärte politische und religiöse Fragen.

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                            lieber_tee 03.07.2018, 00:01 Geändert 03.07.2018, 08:36

                            Spoiler?!
                            Der Albtraum als Miniaturmodell.
                            „Hereditary“ ist ein zermürbendes Drama über den Niedergang einer dysfunktionalen Familie bzw. eine bösartige Dekonstruktion von Mütterlichkeit mit Mitteln des Horrorfilms. Natürlich erfindet Autor und Regisseur Ari Aster dabei das Grusel-Kino nicht neu. Er schafft es aber die offensichtlichen Genre-Klassiker ("Shining", "Exorcist" und "Rosemary's Baby") intelligent zu zitieren und eigenständig zu nutzen, so dass sich der Film angenehm frisch anfühlt. Sein fast schon meditatives Spiel mit subtilen Schocks, altmodischen Motiven und realistischen Drama-Elementen erzeugt eine unangenehme Unvermeidbarkeit, die durchdrungen von psychologischen Horror ist, um dann zu einen Höhepunkt zu eskalieren, der wahlweise als verstörend oder als abgedroschenes Teufels-Kasperle-Theater empfunden werden kann. Das langsame Heranschleichen von Monstrosität ähnelt dabei dem psychischen Verfall der Protagonistin. Der vermeintliche okkulte Fluch kann als metaphorische Versinnbildlichung von Wahn gesehen werden. Die Paranoia, die mangelnde Trauma-Verarbeitung, ist dabei nie eindeutig zu entschlüsseln, funktioniert oberflächlich auch „nur“ als pechschwarzer, übernatürlicher Horrorfilm.
                            7-mal Angst vor der Angst haben.

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                              lieber_tee 28.06.2018, 23:13 Geändert 25.05.2021, 18:22

                              "Star Wars" - Light.
                              Überraschend solides Weltraumabenteuer, was bei der chaotischen Produktionsgeschichte nicht zu erwarten war.
                              „Solo“ huldigt brav die Originalfilme und versucht gleichzeitig eine eigene Geschichte zu erzählen, aber ihm fehlt die Verwegenheit. So ist harmloser, familientauglicher Disney-Glanz entstanden, das Drehbuch von Lawrence Kasdan und seinem Sohn ist ebenso unauffällig wie Howards Regie. Mit eher mäßig-lustigen Witzen garniert, werden pflichtbewusst die Schlüsselmomente aus Han's Hintergrundgeschichte abgearbeitet und daraus ein Samstag-Nachmittag-Abenteuerfilm gesponnen. Der Titelcharakter entwickelt sich dabei kaum, neue bzw. interessante Fassetten gibt es wenig, er ist halt ein tollkühner Gesetzloser. Es war sicherlich schwer für Alden Ehrenreich das ikonische Ford-Erbe adäquat herüberzubringen. Und in jeder Szene sieht man wie schwer diese Last auf seinen Schultern liegt, die er mit einem fetten Grinsen versucht abzuwerfen. Nur leider hat er als Typ einfach zu wenig Charisma und noch weniger Sex-Appeal. Er ist und bleibt der nette Milchbubi von neben an.
                              „Solo“ ist knackig-unterhaltsames Eskapismus-Kino, überraschungsarm aber in seinem kinetischen und haptischen Design überzeugend. Man sieht die 250 Millionen Dollar Produktionskosten jede Sekunde lang. Nett und temporeich plätschert er so vor sich hin, wirkt angenehm vertraut, fast altmodisch, aber eine einprägsame oder unerwartete Alleinstellungsposition im Franchise hat dieses „Star Wars“-Spin-off nicht.
                              6,5-mal durch den Hyperraum brausen.

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                                Wenn ein Dämon ein Saufspiel infiltriert…
                                Das Spiel „Wahrheit oder Pflicht“ könnte Abgründe bei Menschen offenbaren oder zumindest eine Möglichkeit sein, sich gegenseitig kennen zu lernen. Wichtig ist dabei, dass die Mitspieler einem interessieren und spannende Geheimnisse verbergen. Hier haben wir aber nur privilegierte, fotogene und erschreckend eindimensionale Spacken, die unsympathisch sind. Und deshalb funktioniert das simple Horror-Konzept des Films nicht. Man fiebert mit den Figuren nicht mit. Aus der Absicht die (vermeintlich) anspruchslose Jugend-Zielgruppe anzusprechen und das Muster von „Final Destination“ zu bedienen ist nur eine öde Pflichtabsolvierung entstanden, die die bekannten Genre-Wahrheiten bedient. Der Film hätte die Möglichkeit gehabt etwas über Moral, Ehrlichkeit und Selbstlosigkeit zu erzählen, verheddert sich stattdessen im unnötig verworrenen Erklärbär-Modus, der sich sogar erblödet die spirituelle Quelle des Spiels zu entmythologisieren. „Truth or Dare“ fehlt der Anspruch etwas Packendes oder Intelligentes aus seiner Prämisse zu machen. Stattdessen gibt es nur müde Horror-Klischees und ein Ende, dessen Cleverness viel zu spät kommt.
                                4 Flaschen Wodka auf dem Dach.

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                                  lieber_tee 25.06.2018, 19:06 Geändert 04.09.2019, 00:25

                                  Dino-Vergnügungsfahrt.
                                  Mag sein, das "Fallen Kingdom" letztlich nur ein weiterer Beitrag für ein bereits ermüdetes Franchise ist. Das der Film abgenutzt in der ständigen Wiederholung von bekannten Versatzstücken wirkt und nur dann erblüht wenn alle 15 Minuten die Reptilien brüllen. Aber das ist egal. Denn als donnerndes Spektakel, als Effekt- und Eskapismus-Film funktioniert er wunderbar. Regisseur Bayona kämpft gegen die Schwächen und Absurditäten des Drehbuchs, rührt fleißig im Jurassic-Topf, mixt Action mit Horror und Katastrophenfilm, er hat offensichtliche Freude daran die Zuschauer zu erschrecken. Das wirkt im Tonfall nicht kohärent, hat eine stolpernde, repetitive Natur. Die Figuren rennen ständig weg, ohne dass sie sich dabei weiterentwickeln. Dem Drehbuch fehlt die Fokussierung. Die ethischen Fragen oder die Gefahren von entfesselter Wissenschaft werden nie auf den Punkt gebracht, geschweige denn durchdacht. Dafür gibt es schwindelerregende, titanische Bilder, die sich vital anfühlen und für einem Blockbuster erstklassig sind.
                                  „Jurassic World 2“ ist ein visuell prächtiger, klassischer Monsterfilm, der sich offensichtlich auf das Vermächtnis von Steven Spielberg bezieht. Gerne mehr davon.
                                  7 Dinos in den Kellern der Schreckensburg von Mary Shelley.

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                                    lieber_tee 25.06.2018, 18:08 Geändert 25.06.2018, 18:22

                                    Zu kitschiger 80er Jahre Musik sterben...
                                    Sicherlich hat die arg verspätete und eigentlich völlig überflüssige Fortsetzung des modernen Home-Invasion-Klassikers „The Strangers“ nicht mehr die kompromisslose Kaltblütigkeit und Verstörtheit des Originals. Sich eher wie eine (manchmal zu berechenbare) Hommage an John Carpenters Meisterwerken anfühlend, schafft es Johannes Robert in der Zielgeraden (die letzte halbe Stunde) einen verdammt grimmigen Slasher auf die Beine zu stellen. Ab der fulminanten Swimmingpool-Szene entwickelt „Opfernacht“ unerbittliches Tempo mit einem wunderbar garstig agierenden Final Girl. Der zweite Teil ist weniger eine fühlbare Auseinandersetzung mit Urängsten, sondern ein stilvoller Horrorfilm, der sehr ordentlich einem in die Fresse haut. Die immer wieder zu lesende Kritik, das sich die Charaktere „unrealistisch“, „unlogisch“ und „dumm“ Verhalten, sehe ich, wie in dem Genre üblich, funktional und kotze schwallartig auf diese Art von Hinrichtung fiktionaler Werke.
                                    Nicht der Über-Hit, aber überraschend gut gelungenes Genre-Futter.
                                    6 maskierten Mörder, die Tamara suchen.

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                                      Der Privatmann Steven Spielberg.
                                      Susan Lacys 2,5 stündige Mammut-Dokumentation wirkt wie das Beste aus den Making of Beiträgen von Spielbergs bekannten Filmen. Ihr Ziel war es offensichtlich die künstlerischen Ambitionen des Meisters zu betonen, die ihn zu einen der erfolgreichsten Regisseuren der Filmgeschichte gemacht haben. Mit zahlreichen Kommentare und Anekdoten bekannter Kollegen, sowie einer Einbettung in die Privatsphäre des Filmemachers, wird eine Lobhudelei auf seine Liebe zur Kunst erschaffen. Bekanntes trifft auf Persönliches, sanft abgerundet mit ein paar Kontroversen. Das plätschert alles so vor sich hin, ist eher interessant um zu sehen wie sich über die Jahre die Produktion von Hollywood-Filmen verändert hat. Wer sich etwas mit den Filmemacher Spielberg auskennt wird hier nicht viel Neues erfahren, aber etwas über den Menschen Steven mitnehmen.
                                      6-mal die Lesblichkeit in "The Colour Purple" abmildern.

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                                      • lieber_tee 20.06.2018, 13:00 Geändert 26.06.2018, 00:10

                                        Ob wir den Film jemals zu Gesicht bekommen? Was für eine tragische und bittere Geschichte. Ich hoffe auf ein Happyend.
                                        https://www.stimme.de/deutschland-welt/panorama/tlsch/kino/kino_ticker/Terry-Gilliam-verliert-Kampf-um-The-Man-Who-Killed-Don-Quixote;art136711,4043242
                                        Update #1: https://www.darkhorizons.com/gilliams-don-quixote-rights-issue-resolved/

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                                          lieber_tee 16.06.2018, 11:22 Geändert 16.06.2018, 12:07

                                          Mitten im Nirgendwo von Kalifornien…
                                          „Downrange“ ist Horror-Kino, in dem alles auf eine schlichte Idee basiert. Eine Autopanne, eine sauber nach Diversität sortierte Gruppe und ein gnadenloser Scharfschütze. Reduziert in Raum und Zeit entsteht zwar kein hoch-energetischer Nägelkauer, dafür untergraben die unbeholfene Auftritte und Dialoge der Darsteller die Interesse am Überleben, aber der Streifen weiß was er tut, ist ein fieser, roher, fleischiger Todes-Happen. Mit nuancierten visuellen Effekten aus zerstreuten Gehirnen und wagemutigen Kamerafahrten schafft es Regisseur Ryûhei Kitamura (No One Lives, Midnight Meat Train) die aussichtslose Situation konsequent sadistisch auszubeuten. Er spielt mit der Hilflosigkeit seiner Protagonisten, hat ein Gespür für den ebenso weiten wie engen Raum. Mit angenehmer Bescheidenheit ist der Film das was er ist, geradliniger Terror, ohne Kompromisse. Dass er allerdings die Chance kaum nutzt als grimmige Parabel gegen den enthemmten Waffen-Missbrauch und -Fetischismus der Amerikaner zu fungieren ist schade.
                                          6 Opfer eines Reifenschadens.

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                                          • 5 .5

                                            Marktorientiertes Wohlfüllkino aus dem Ice-Age-Haus.
                                            Mit schlichten Witzen, hektischen Action-Verfolgungsjagden und Popsongs garnierte Animation-Verfilmung eines über 80 Jahre alten Kinderbuches, die den Handlungsbogen der Vorlage folgt und sympathisch männliche Geschlechtererwartungen hinterfragt. Das Mantra „sei dir selbst treu, gehe deinen eigenen Weg“ wird vorhersehbar und pflichtbewusst herunter gebetet, alle Ecken und Kanten werden für einen zeitgenössischen Kinderfilm ohne Nachhall abgeschliffen.
                                            5,5 Rindviecher im Porzellanladen.

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                                            • 3
                                              lieber_tee 14.06.2018, 23:31 Geändert 14.06.2018, 23:34

                                              Mehrdimensionaler Kitsch.
                                              Ein guter Wille macht noch keinen guten Film aus. Ähnlich wie Brad Birds „Tomorrowland“ ist dieser Flop aus dem Maus-Haus ein nach Magie strebendes Fantasykino ohne Filmmagie und Rätsel. In faden CGI-Wolken der Familienfreundlichkeit schwebend, ohne erzählerischen Groove und arg platt mit den Themen Tod und Verlust umgehend, ersäuft Ava DuVernays Adaption eines Kinderbuchklassikers in matschige Selbstbejahung, die zu keinem Zeitpunkt sich emotional authentisch anfühlt. Plump-kitschig, mit marktorientierter Diversität geglättet, predigt der Streifen seine Weltverbesserungs- Glückskeks - Botschaften. Selten war die Ermächtigung eines Mädchens eine so betäubende Erfahrung.
                                              3 offensichtlich falsch kalkulierte Projekte.

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                                              • 5 .5
                                                lieber_tee 13.05.2018, 17:19 Geändert 13.05.2018, 17:20

                                                Das dritte Kapitel des flegelhaften, kleinen Bruders von "The Hunger Games".
                                                Im Vergleich zu den vielen (schwachen) dystopischen Jugendbuchverfilmungen finde ich die Reihe überraschend okay. Sie hat den angenehmen Charme von B-Movies mit A-Budget. Ist sorgsam produzierter Sci-Fi-Müll. Der letzte Teil wirft die früheren Science-Fiction-Elemente und Horror-Elemente über Bord und bietet generische Action mit etwas Charakterdynamik bzw. Pathos. Ständig fallen lebensrettende Rettungsaktionen aus dem Himmel. Regisseur Wes Ball beweist über die Jahre, das er sich zu einem fähigen Hau-Drauf-Filmemacher entwickelt hat, seine aufwändigen Set-Pieces kann er mit Dynamik in Szene setzten. Dieser Film ist auch ein Abschied von den Teenager-Dystopien. Eine etwas zu lang und eher uninspiriert geratene Auflösung der Runner-Sage, die offensichtlich auf die Bedürfnisse der Fans zielt. Und das ist gut so.
                                                5,5 Pläne aushecken, die dann eh kaum funktionieren.

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                                                • 7 .5
                                                  lieber_tee 12.05.2018, 15:55 Geändert 12.05.2018, 16:04

                                                  Staffel #01: „In Berlin redet man jetzt Arabisch“
                                                  Zwischen Koks, Schutzgeld und Hipster-Kneipen pulsiert das multikulturelle Berlin-Leben, das so wohl nicht in Reiseführern beworben wird. Dieser Mikrokosmos aus 4 Blocks hat definitiv viele externe und interne Probleme, wenn archaisch-männliche Vorstellungen auf die Freiheit des Fahrradfahrens mit einem rosa Bike treffen. Die gewalttätigen Allmachtsfantasien des dort lebenden libanesischen Clans stehen im Widerspruch zum biederen Familienleben und äußern sich in nahezu Shakespearhaften Konflikten. Kern ist eine Sehnsucht nach einem gewaltfreien, bürgerlichen Leben, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Anpassung und Isolation, verkörpert von dem angegrauten, voll-bärtigen, leicht Wohlstandbauch-gefüllten Kida Khodr Ramadan, der als Neuköllner Gangsterboss des Verbrechens müde geworden ist und versucht mit kühlen Kopf die Familienehre zu retten.
                                                  Die Serie „4 Blocks“ bewegt sich am Rande von Migranten-Stereotypen, sowohl bei ihrem Personal als auch bei ihren generischen Genre-Plots. Aber die Figuren wirken immer glaubhaft, weil sie von real existierenden Widersprüchen angetrieben werden. Der Zuschauer wird von der ersten Folge an direkt, hektisch montiert, in diese Araber-Welt hinein-gestoßen. Hat mit Frederick Lau einen deutschen Undercover-Ermittler, der ihm den Weg dadurch zeigt. Fern von didaktischer und pädagogisch wertvoller Analyse und Werte-Vermittlung des öffentlichen Fernsehens tauchen wir in einen Terrain ein, wo der muslimische Kulturkreis von Machismos und Ausgrenzung durch die Demütigung einer Duldung geprägt ist. „4 Blocks“ erklärt nur bedingt die komplexen Zustände und Gründe für die dort vorherrschende Kriminalität, positioniert sich aber schon deutlich für die „Gangster“, auch wenn die kruden Wertebilder immer wieder kritisiert werden, in dem die Serie nach und nach das traditionelle Familien-Bild als entsolidarisierten und einengenden Käfig (besonders gegenüber Frauen) dekonstruiert.
                                                  Die Autoren und der Filmemacher Marvin Kren bedienen dabei offensichtlich (und gewollt) die Motive von archetypischen Gangsterfilmen und US-Serien. Das sie dabei genretypisch ein muslemisches Milieu klischeehaft abbilden, könnte zu einer Verfestigung von Vorurteilen beitragen, dieses Risiko gehen sie aber für eine handfeste und packende Serie ein.
                                                  7,5 Unterhosen in goldenen Design.

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                                                  • 7
                                                    lieber_tee 11.05.2018, 18:58 Geändert 12.05.2018, 16:18

                                                    Staffel #01 - Verdammt hinreißende Psychopathen.
                                                    Zwei Jugendliche auf der Flucht vor dem System, den Eltern und vor sich selbst. "The End of the Fucking World" bietet eine schräg-launige Groteske des Coming-of-age-Konzeptes. Die rebellische Alyssa (Jessica Barden) und der introvertierte, von mörderischen Verlangen getriebene, James (Alex Lawther) treten eine nihilistisch-naive Reise an, wo ihre eigene Zerbrechlichkeit in einer trostlosen Welt zusammenwächst. Farbenfroh und zu flotter Indie-Musik begegnen sich dramatische Dunkelheit und schwarze Komödie. Ein Seelen-Roadtrip mit nerdiger Teenager-Romantik. Der Charme dieser Unreifen ist bestechlich, gerne lesen wir ihre Vergangenheit und Gefühle an ihren ausdruckslosen Gesichtern ab. Mit acht Episoden von jeweils etwa zwanzig Minuten Länge wirkt die britische Channel 4-Serie (basierend auf einem Comic), sehr flüssig, fast wie ein episodischer Spielfilm. Der Stil ist frech und verführerisch, sein Streben nach Unverwechselbaren wird aber durch seine hippe Oberflächlichkeit etwas erstickt.
                                                    7-mal dem traurigen Leben entkommen.

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