lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 4 .5
    lieber_tee 10.05.2018, 17:58 Geändert 10.05.2018, 18:04

    Den potenziellen Cash-Wurm weiter melken.
    Es ist schon erstaunlich, dass der Kult um den Originalfilm bereits fast 30 Jahre anhält und vier Fortsetzungen, ein Prequel und eine kurzlebige Fernsehserie hervorgebracht hat. Allerdings haben alle nachfolgende Beiträge dieses Franchises nie die spielerische Kreativität und das fröhliche Chaos des Originals erreicht. Die Anziehungskraft von den Wümern, die altmodische Monsterjagd-Prämisse, scheint aber ungebrochen zu sein.
    So sind wir bei dem sechsten Film, unter der Regie von Don Michael Paul, angelangt. Statt sandige Wüste gibt es den steinigen Norden am Polarkreis. Der im Vorgänger aufgeworfene Konflikt zwischen dem Vater Burt (Michael Gross, prima) und seinem Sohn Travis (Jamie Kennedy, noch aufgedunsener von Koks oder Alk als im Film davor) wird mit etwas Graboid-Toxin vergiftet, was aber eigentlich noch keinen Plot ausmacht. So hangelt sich auch dieser Teil mit Fan-Service und Leidenschaft von einem platten (Herrentag-) Witz zum nächsten, der Struktur des Originals, aber nicht den Charme, folgend. Übertriebene Dialoge werden ausspuckt, die die Lücken zwischen den Angriffen füllen. Das begrenzte Budget wird gut kaschiert.
    „Ein kalter Tag in der Hölle“ ist wohl genau das was Fans von einem Tremor- Film erwarten. Ich finde es schade, dass diese Fortsetzung wieder einmal nicht den Geist des Originals erreicht, sondern sich nur auf ihre bereits x-mal wiederholte Natur ausruht.
    4,5-mal in Wurmgetier-Schleim baden.

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    • 7
      lieber_tee 10.05.2018, 01:24 Geändert 10.05.2018, 01:32
      über Notwehr

      Wenn Kugeln wie Laserblitze herumschwirren…
      John Woo kehrt zu seinen Hongkong-Action-Wurzeln zurück und hat offensichtlich viel Spaß dabei. Die Story um illegale Medikamente ist eigentlich nur das grobe Reißbrett, ein wirr und hektisch zusammengeschusterter Anlass, damit der Meister von einem Set-Piece zum nächsten springen darf. Der Film ist bis an die Schmerzgrenze des Trashes inszeniert. Seine Übertreibungen sind hier offensichtlich Stilmittel. In „Manhunt“ (Netflix: Notwehr) ist so viel Woo drin, das er fast in seinen Selbstzitaten ersäuft, fast zur Selbstparodie wird. Wie aus den vergangenen Heroic-Bloodshed-Zeiten gefallen, fliegen die weißen Tauben in Zeitlupe, wiedereinmal wird die dysfunktionale Männerfreundschaft gefeiert, Pathos und Gewalt zelebriert. Das erreicht zwar niemals die Qualität der Klassiker, ist aber immer noch saugut anzuschauen, besonders in den fulminant montierten Ballerreien, die weiterhin ein Ballett aus Bewegung und Blut sind.
      7 Opfer, im Kugelhagel tanzend.

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      • 7
        über Darc

        Unverhohlenes Niederschmettern.
        Nach dem die Netflix-User den (vermeintlichen) Yakuza-Langeweiler mit Jared Leto ertragen mussten, haut die Streaming-Plattform jetzt den Action-Reißer „Darc“ raus und bestätigt wieder einmal, das sie sich auf dem Niveau der damaligen Videotheken-Veröffentlichungen bewegen. Hier geht es nicht mehr um die Darstellung eines mythologisierten Syndikates, sondern um das Zerstückeln von mafiösen Japanern in den USA. Der 66 Jährige Macher von zahllosen Steven Seagal-Filmen erschafft einen ebenso hirnlosen wie Hirnblutungen verursachenden B-Film und das ist gut so.
        Julius R. Nasso lebt die Blütezeit des 80er Jahre Yakuza-Filmgenre aus, mit all seinen Ressentiments und Vorurteilen. Packt das in die aktuelle Zeit und häuft eine hemmungslose Gewaltorgie darauf. Unser Protagonist ist ebenso stumpf wie der Film, hat eine kindliche Leidenschaft für Comics, die der Regisseur visuell ebenfalls auslebt. Die frenetische Rache ist ein einziger Exzess. Zwischen den sorgsam choreographierten und von Tony Schiena überraschend körperlich ausgelebten Kampfszenen werden irgendwelche stereoide und stereotype Dialoge gebrummt, um dann wieder die „Japsen“ zu zerteilen, aufzuschlitzen oder wegzuballern.
        Narrativ ist „Darc“ nur eine einzige Bewegung nach vorne, die in ihren besten Momenten tatsächlich das aktuelle Action- und Körperkino von John Wick und The Raid erreicht. Die dramatischen Mängel der Geschichte werden dabei mit expliziter Brutalität beseitigt. Das hat zwar keine wirkliche Eleganz, auch keinerlei „Anspruch“, aber genau deshalb ist dieser Film so ein hammer-hartes und gelungenes Brett. Er täuscht nix vor, geht halt voll in die Fresse. So wie das damals wirklich gute Videothekenfutter.
        7 Eimer voller Blut.

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        • 6 .5
          lieber_tee 08.05.2018, 21:00 Geändert 10.05.2018, 02:54

          Quantität über Qualität.
          Ein popkulturelles Phänomen erreicht den (ersten) Höhepunkt. Nicht unbedingt künstlerisch, aber auf jeden Fall finanziell. 10 Jahre MCU-Mainstream-Filmgeschichte und Tentpole-Konzept kumuliert in ein etwa 2 1/2 Stunden langes Epos, das ebenso mitreißend wie protzig ist. Der narrative Stafettenlauf für ca. 40 Superhelden hätte ein unheilvolles Chaos werden können, er ist ein weitgehend gelungen geschüttelter Marvel-Cocktail geworden, mit einer eindringlichen Schlusssequenz, die gierig nach einen weiteren Teil strebt.
          „Avengers 3“ ist zeitweise durchaus flott anzuschauen und erfüllt sicherlich die Erwartungen der Fans. Allerdings leidet der Film auch unter seinem langjährig aufgebauten Konzept. Denn es müssen zu viele ansprechende Figuren in zu wenig Zeit hinein-gestopft werden, um Thanos den Garaus zu machen. Etwaige „Tiefe“ bei den Superhelden ist da kaum möglich. Dafür haben die Macher beim Bösewicht tatsächlich mal eine interessante und komplexe Figur erschaffen.
          „Infinity War“ ist und bleibt ein typischer Marvel-Film. Im Guten wie im Schlechten. Apokalyptisches Verdüstern im PG-13-Modus trifft auf Kalauer-Humor, tonal wirkt der Streifen oft unsicher. Die aufgeblähte, zweiteilige Struktur des Mega-Events ist jede Minute spürbar. Und trotzdem ist der Film dabei überraschend packend. Man fiebert tatsächlich mit seinen über die Jahre lieb gewonnenen Helden mit, auch wenn mich der Overkill an Schlachten zum Ende hin (wieder einmal) ermüdet hat. Aber so ist das heute mit dem Event-Kino. Und hier besonders, denn „Infinity War“ will eine lang ersehnte, gigantische Action-Sause und purer Fan-Service sein. Er ist davon eine bis zum Rand gefüllte Badewanne mit buntem Prickel-Pulver. Ein gigantisches Blendwerk des durchgeplanten Kommerzes, für Leute die Kino (nur) als „Unterhaltung“ sehen. Mehr ist wohl nicht möglich, wobei hier weniger wohl mehr gewesen wäre.
          6,5 Blubberblasen.

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            lieber_tee 03.05.2018, 01:01 Geändert 03.05.2018, 01:07

            Untote Action.
            Assistant-Director und Stuntman Brian Smrz haut einen soliden B-Film raus, in dem der alternde Ethan Hawke, mit einer chinesischen Finanzspritze, sein Zubrot verdienen darf. Als schwer traumatisierter Killer und mit Hoffnung auf Erlösung agiert er professionell, aber ohne Selbstanspruch. Irgendwo zwischen purer Action à la John Wick, Crank und Zulu, nur mit weniger Drive, bietet „24 Hours to Live“ ein unverbrauchtes Südafrika-Setting für seine infantile Mittelmäßigkeit. Die Wiedererweckungsprämisse wird nur marginal als Countdown-Thrill benutzt, die halluzinogene Nebenwirkung des Zombie-Präparates verpufft ebenso sinnlos wie sein politischer Subtext. Dem Film fehlen die Alleinstellungsmerkmale für das Genre, das holzschnittartige Drehbuch ist eigentlich eine trashige Zumutung. Aber wer Bock auf einen hirn-toten Actioner hat, der durchaus druckvoll in seinem Krawall sein kann und sich gerne „schmutzig“ macht, der bekommt das was er verdient.
            5,5 Timer in den Unterarm implantieren lassen.

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            • 7 .5

              Bunte Bonbons mit den Fingern zerdrücken.
              Den konventionellen Strukturen des Rachethrillers folgend, dekonstruiert Lynne Ramsays vierter Spielfilm die Seh- und Erzählgewohnheiten des Genres, zersplittert es.
              Wir folgen einem brutalen Auftragskiller, der sich scheinbar ständig im Krieg mit sich selbst befindet. Der von der Welt kaltgehämmert und ausgehöhlt wurde und beschließt zurückzuschlagen. Fern der typisch maskulinen Lebendigkeit eines Six-Pack-Action-Stars wankt Joaquin Phoenix als quallig-zotteliges Wrack durch die Narben und Hämatome seiner Vergangenheit, möchte diese verschwinden lassen, bevor er selbst endgültig verschwindet. Hier ist kein ritterlicher Mann unterwegs, der sich rächt um ein Held zu sein, sondern um überhaupt noch etwa in seinem Leben zu spüren. Wir lernen von ihm nur blitzartige Sinneseindrücke seiner Traumata kennen. Sie sind ebenso fragmentarisch wie die expressionistischen Stilmittel des Thrillers, so dass sie zu visuellen Signaturen werden.
              Der Film ist eine knapp 90 minütige Fieber-Halluzination. Ein stylisches Noir-Stimmungsstück mit expliziten Ausbrüchen von Gewalt, ebenso düster wie verstörend. Ein Tauchgang in eine gemarterte Seele, die nach Erlösung nuschelt. „You Were Never Really Here“ ist ein schmerzhafter Film über den Schmerz. Ist ein Arthouse-Reißer, an dem sich der Zuschauer abarbeitet. Ihn entweder erlebt oder nur erträgt. Definitiv nicht leicht anzuschauen, aber jede Minute ist die Mühe wert, wenn auch nur mit kalter Hochachtung.
              7,5 Plastiktüten über dem Kopf ziehen.

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              • 4

                Amerika im Bürgerkrieg.
                So reizvoll der Ansatz auch ist „Die rote Flut“ und „The Purge“ als Non-Stop-Plansequenz zu inszenieren, der One-Take-Ansatz verkommt nach wenigen Minuten zu einem formalen Gimmick, da durch die langen Einstellungen keine Bedrohung oder Angst erzeugt wird, sondern nur Trägheit. Der gewünschte Kriegs-Realismus tritt nie ein, denn die Geschichte um nationalen Terrorismus, Multikulturalismus und Gentrifizierung ist so voller Stereotypen, ist schon fast in seiner Dümmlichkeit unfreiwillig lustig. Was bleibt ist ein B-Filmchen der verpassten Chancen, sowohl politisch als auch inszenatorisch. Schade, da habe ich mir mehr von versprochen.
                4 Wunden ausbrennen.

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                • 4

                  Mal wieder das Hirn pulverisieren…
                  „Pacific Rim – Uprising“ ist ein dummer Film. Und er weiß das. Und ihm ist das egal. Versucht er noch in der ersten Hälfte das Teenager-Zielpublikum mit einer kruden (Kinder-) Soldaten-Glorifizierung mehr oder weniger zu befriedigen, gibt er im weiteren Verlauf komplett den geistigen Löffel ab, um seine vermeintliche Liebe zu Mechas und dem Old-School-Kaiju-Genre mit der CGI-Krawall-Peitsche in den bereits wunden Kopf des Zuschauers zu prügeln. War der 2013er Film irgendwo ein fauler Kompromiss zwischen Transformers-Sequel und stilistischer Eigenwilligkeit von del Toro, so ist die Fortsetzung von Steven S. DeKnight nur noch ein beeindruckend hohler und glatter Randale-Streifen. Das (zugegeben) hübsch anzusehende Chaos ist so laut und aufdringlich, dass selbst 10 jährige danach eine Packung Aspirin schlucken müssen.
                  4-mal Tokio evakuieren, um lästige Kollateralschäden zu vermeiden.

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                  • 3

                    Böse Bullenhaie und ihre gefräßigen Babys.
                    Aus der endlosen Reihe: Filme bzw. Fortsetzungen die die Welt nicht braucht. Darin Scotts käsige Direkt-DVD-Fortsetzung des 1999er B-Klassikers ist in ihrer Wertschöpfung minimal, weil sie eine faule Abzocke des Originals ist. Neben billige CGI-Haifischsüßigkeiten auf Asylum-Niveau gibt es nur blubbernde Luftblasen zu naschen, die von einem Mad-Scientist mit Gottes-Komplex eindimensional serviert werden.
                    Scott hat keine Ahnung wie Genre-Spannung funktioniert. Er arbeitet auf C-Level die bekannten Ingredienzien des dämlichen Hai-Horrors ab, inklusive einer vermeintlich taffen Bizeps-Frauenfigur, der er immerzu in ihr Neoprenanzug-Dekolleté schaut. Mit drei verschieden farbigen Lichtfiltern bewaffnet, schleichen die Opfer durch die halb-gefluteten Korridore, die Haiangriffe können dabei an einer Hand abgezählt werden. Das Setting und manche Effekt sind eine Hommage an das Original, sonst wird im Prinzip dieselbe Geschichte nochmal erzählt, ohne direkt auf die Vorlage hinzuweisen.
                    Ein freudloses Filmvergnügen, das offensichtlich an seinem niedrigem Budget und seiner Ideenlosigkeit leidet.
                    3 abgekaute Sneakers.

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                      lieber_tee 19.04.2018, 10:48 Geändert 19.04.2018, 10:50

                      Aufgeblähte Nullnummer.
                      Christian Gudegasts schmal-kurvenreiches Heist-Movie suhlt sich zwei Stunden und 20 Minuten lang im Action-Kino für den primitiven Mann. Die hübsch-dreckige Atmosphäre seines LA-Settings ist der Hintergrund für hohle und hart-gesottene Charaktere, deren unermüdliches Machogehabe schon fast an eine Selbstparodie grenzt. Gewalttätige Schweine spielen Räuber und Gendarm, der Film wirkt wie die Proll-Version von Manns "Heat". Wirkliche Spannung bringt das nicht hervor, clever ist das nie und in der US-Kinofassung werfen die lieblos reingeklatschten und frauenfeindlichen Familienprobleme des Hauptprotagonisten den Zuschauer ständig aus dem Flow. Vielleicht hätte „Den of Thieves“ als brachial-primitiver Testereon-Hobel auf 90 Minuten gekürzt funktioniert, hier ist nur ein unangenehm ernsthafter, anachronistischer und langatmiger B-Film entstanden.
                      4 fetischisierte Wummen als Penisersatz.

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                      • 6 .5
                        lieber_tee 18.04.2018, 10:21 Geändert 18.04.2018, 10:29

                        Auf der Suche nach dem Heiligen Gral einer gelungenen Videospielverfilmung.
                        Das Tomb-Raider-Reboot ist der Versuch dem 2013er Originalmaterial treu zu bleiben und will zugleich ein eigenständiger Film sein. Als Verfilmung des Videospiels fehlt ihm aber die ruppig-dreckige Härte der Vorlage. Zu offensichtlich, fast ängstlich, wird die (aus kommerziellen Gründen?) Familientauglichkeit betont, bei einem Spiel das an Erwachsene gerichtet ist…
                        Wenn man aber den Film als weiblich-emanzipierten Indiana Jones-Grabräuberei-Abenteuerfilm sieht, dann funktioniert er überraschend gut und ist recht eigenständig. Bis auf Alicia Vikanders präsenten Performance tendiert „Tomb Raider“ zwar auf Popkorn-Kino-Autopilot, aber besonders die lebhafte erste halbe Stunde in London und Hong Kong hat viel Charme. Hier gibt Regisseur Roar Uthaug ("The Wave") der im Spiel eher flachen Figur eine Background-Story und familiäre Motivation. Nimmt sie als Charakter ernst, der Fokus liegt nicht auf grelle Spezialeffekte mit viel Wumms. Immer dem Jump and Run – Charakter der Vorlage folgend, wird im weiteren Verlauf eine generische Schnitzeljagd erzählt. Die Set-Pieces sind nicht gerade originell, die Kämpfe und Verfolgungsjagden aber gut gestaltet, bieten handwerklich sorgfältige Action-Kost in hübschen 3D. Die einfache Formel, das Lara Croft herum springen und Fallen vermeiden muss, eine Gefahr nach der anderen überlebt, ist als kurzweiliger und sympathischer Abenteuerfilm für den Sonntagnachmittag tadellos gelungen. Klar, Gamer haben da mehr erwartet.

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                        • 7
                          lieber_tee 17.04.2018, 16:13 Geändert 17.04.2018, 16:34

                          "Alien" auf dem Bauernhof.
                          Trauer und Schuld sowie Furcht und Beklemmung sind zwei Ungeheuer, die in der amerikanischen Familie leben, in der Stille leben und nicht heraus geschrien werden dürfen.„A Quiet Place“ doppelt sein Motiv, das in der Apokalypse nicht gesprochen werden darf, weil sonst die Monster kommen, mit einer gestörten Kommunikation, wo unterdrückte Vorwürfe nicht ausformuliert werden. Unkonventionell im Spiel mit Lautlosigkeit und Sprachlosigkeit entsteht ein unerbittlicher Horrorfilm, der zunehmend seine Intensität verdichtet und Geräuschlosigkeit als Mittel für den Thrill benutzt. Die Versatzstücke werden von John Krasinski dabei ebenso vertraut wie effektiv genutzt. Er versteht es aus einem Endzeitfilm ein klaustrophobischen Monster-Slasher zu entwickeln. Mit zahllosen Verbeugungen vor bekannten Größen des Genres ist gerade seine konsequente Umgangsweise mit der ebenso schlichten wie genialen Prämisse die Stärke des Films. Auf Blutbäder verzichtend, trifft hier ein Stummfilm auf modernes Terror-Kino. Der Regisseur traut dem Zuschauer Geduld und Schweigsamkeit beim Popcorn mümmeln zu, um ihn nach und nach in ein Gefühl der Panik und Angst zu versetzten. Mag sein das der Subtext über familiäre Liebe, gestörte Kommunikation und Opferbereitschaft zu banal wirkt, auch nicht alles logisch erscheint, aber wenn es ein Film schafft einen verrosteten Nagel als explodierende Bombe zu inszenieren, dann weiß da jemand wie Suspense funktioniert. Sehenswertes Horrorkino, auch für Leute die mit dem Genre weniger anfangen können.
                          7 vermeintlich defekte Hörgeräte.

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                            lieber_tee 16.04.2018, 12:44 Geändert 16.04.2018, 16:54

                            Mit Vollgas in die Nostalgie.
                            Der neue Blockbuster von Spielberg gehört sicherlich nicht zu seinen besten Filmen. Ohne Frage beherrscht der Meister die rhythmische Kunst der Actiondynamik und ist durchaus in der Lage sich (immer noch) der digitalen Zeit (gerne mit langen Plansequenzen) anzupassen. Der Old-School-Cineast feiert die Wunder und den Idealismus der Jugend, bietet die bekannten, erwärmenden und kitschigen Spielberg-Momente. Nur mit dem Potential der Ernest Cline Buch-Vorlage kann er nicht wirklich viel anfangen. Völlig besoffen von seiner eigenen pop-kulturellen Relevanz feiert er die Jahrzehnte, die er selbst massiv mit geprägt hat, ohne sie zu transzendieren oder intellektuell und ästhetischen zu hinterfragen.
                            „Ready Player One“ ist eine unterhaltsame Nostalgie-Reise, nicht mehr und nicht weniger. Ein frenetisches Popkultur-Mashup, in einem virtuellen Fantasy-Land. Hier können Insider mit ihren Lieblings-Actionfiguren im digitalen Sandkasten spielen, oder in einer schwindeligen Themen-Achterbahnfahrt herum-sausen, bis ins Gamer-Nirvana. Leider verpasst Spielberg (bei allem Spaß) die Gelegenheit den Zusammenhang von (Unterhaltungs-) Technologie und Gesellschaft sauber zu hinterfragen, denn dem Plot geht spätestens im letzten Drittel die erzählerische Energie aus und dümpelt auf schwachen Malen-nach-Zahlen-Niveau. Was nutzt die (anfängliche) halsbrecherische Geschwindigkeit, der verspielte 3D-Design, wenn die Geschichte arg platt ist und die Figuren kaum emotionale Ladungen versprühen. Wenn die virtuellen Avatare mehr Charisma haben als die realen Menschen, wenn die üblichen Liebesspielereien auf Teenager-Klischees treffen. Zudem scheint Spielberg keine Ahnung zu haben, wie man dystopische Welten bzw. Bedrohungen wirklich vertieft. Allerdings erzählt er immer noch eine Geschichte, nutzt Blockbuster-Kino nicht nur um den Zuschauer visuell taub zu schlagen.
                            Seine digitale Wunderwelt ist dabei die des ultimativen Fanboys, der ausgelassen an die Kindheit seines Publikums erinnert. Über einen langen Zeitraum feiert der Film referentiell eine (Pop-) Kultur, die Spielberg offensichtlich selbst geliebt hat bzw. immer noch liebt. Er schickt seinen Helden optimistisch in eine Weltverbesserung, um zum Ende hin dann doch mit einer etwas konservativ-didaktischen Zeigefinger-Moral einem den Spaß madig zu machen, Weil es ja so wichtig ist, dem Zuschauer über-deutlich zu vermitteln, das die Realität (angeblich) immer besser ist als die synthetische Kopie.
                            Puh, ja, du gutmütiger Spielberg-Papa, ich weiß…
                            6,5 Ostereier.

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                              lieber_tee 15.04.2018, 20:08 Geändert 16.04.2018, 00:37

                              Vogelscheuche mit gesunden Appetit.
                              Im Vergleich zum ersten "Jeepers Creepers", der ein dunkler, verrückter Albtraum ist, ist bei der etwas uninspirierten Fortsetzung ein Qualitätsabfall zu beobachten. Der archetypische Grusel einer Lagerfeuergeschichte bewegt sich weiterhin innerhalb der klar definierten Grenzen des Genres, aber bekommt einen trashigen (und unbeabsichtigten) Humor, weil der geflügelte Dämon in seiner vollen Pracht nicht interessant (oder unheimlich) anzusehen ist. Hier trifft makaberer Slapstick auf ein „schwul“ inszeniertes High-School-Basketballteam, das scheinbar nur aus Hohlkörpern besteht. Thrill baut sich auf, das Blut strömt, aber der Schwung fehlt, weil Salva es nicht mehr schafft die Spannung über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. So ist "Jeepers Creepers 2“ ein simpel gehaltener Run&Hide-Slasher, dessen Stärke sein originelles Schulbus-Belagerungs-Szenario ist, wo Proleten und Tussis wie Kaninchen von einem riesigen Greifvogel terrorisiert und gejagt werden.
                              6 Fledermäuse aus der Hölle.

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                                lieber_tee 15.04.2018, 19:27 Geändert 15.04.2018, 20:11

                                Die Begegnung der idealistischen Unschuld mit dem monströsen Bösen.
                                Nur ein mageres Budget von 10 Millionen hat Victor Salva gebraucht, um einen modernen Klassiker des Horror-B-Movies zu erschaffen, der die bescheidene Bestrebung hat zu erschrecken, so wie es Lagerfeuer-Geschichten mit folkloristischen Grusel-Hintergrund tun. Keine billigen Jumpscares oder reichhaltiges Blutvergießen sind von Nöten, mit verblüffendem Selbstvertrauen erschaff Salva einen postmodernen Slasher, der mit den Elementen des Westerns und Monsterfilms spielt. Typische ländlichen Alpträume, wie bei „Texas Chainsaw Massacre“, treffen auf Carpenters Bedrohungsszenario von „Assault On Precinct 13". Dabei werden die´Genre-Archetypen nicht wie bei „Scream“ ironisiert und selbstreferentiell genutzt, sondern bilden ein in sich geschlossenes, schaurig-makabres Zitaten-Gefüge um "Lovecraftian-Horror" zu erzeugen. Es reicht (zunächst) die undeutliche Präsenz des dämonischen Bösen um eine bedrohliche Wirksamkeit zu erreichen. Sobald sich das Geheimnis auflöst, die blutrünstige Bestie schließlich in all ihrer Latex-Herrlichkeit erscheint, verliert der Film an Stärke, aber Salva schafft es bis zum bitteren Ende den Horror effektiv zu gestalten, den Bogen von Spannungssequenzen über einen längeren Zeitraum gespannt zu halten.
                                7,5 erstarrte Blicke auf das Auto-Kennzeichen „BEATNGU“.

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                                  Von den Farben geblendet sein.
                                  Seijun Suzukis stilisiertes Austesten der kreativen Grenzen von formelhaften Genre-Kino (innerhalb eines standardisierten Studiosystems) hat zahllose Regisseure beeinflusst. Mit schrägen Humor, überzeichneter Gewalt, Liebe zum Detail und nicht vorhandener Erzähllogik, formuliert er hier Noir-Kino, das so grell und bunt wie eine Kaugummiblase ist. Zu cooler Jazz-Musik zelebrieren coole Machos ihre Coolness. Emotionen werden ästhetisiert, Handlungslücken muss der Zuschauer selbst füllen. „Tokyo Drifter“ ist ein visueller Budenzauber. Loyalität, Liebe, Vertrauen, Ehre und Verrat sind labile Orte, die in einem avantgardistischen Yakuza-Film im Pop-Art-Modus wohnen.
                                  Delirium statt Kriminalfilm.
                                  Geil.
                                  7,5-mal den Titelsong des Films pfeifen oder singen.

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                                    lieber_tee 10.04.2018, 13:47 Geändert 23.08.2019, 07:29
                                    über Madre

                                    Beunruhigendes Misstrauen.
                                    Eine Mischung aus elterlichen Versagungsängsten, Schuldgefühlen und Fremdenfeindlichkeit trifft auf Schwangerschaftsparanoia. Als nicht unkluge Parabel über die Grenzen von Mütterlichkeit, entsteht ein perfides Psycho-Spiel, das konsequent aus der Sicht der schwangeren Mutter erzählt wird, die vom schweren Autismus ihres Sohnes überfordert ist. Der Zuschauer weiß dabei lange nicht, ob die gezeigten Ereignisse tatsächlich so stattfinden wie sie der Film darstellt. Das Risiko, das diese psychologische Verstörung (bzw. Verschwörung) letztlich nur ein billiger Effekt ist und sich in konstruierte Twists verläuft, kann „Madre“ nicht ausschließen, auch wenn er in seiner kompromisslosen Herangehensweise überraschend giftig ist. Nicht frei von Längen, eher geradlinig-unaufgeregt erzählt, schafft Filmemacher Aaron Burns aber ein wachsendes Gefühl der Verunsicherung, sowohl bei dem Zuschauer als auch bei der Protagonistin, um in den letzten zwanzig Minuten effektiv auf ein Finale hinzu steuern, das polarisiert. Dass der Film so beharrlich Tabuthemen (z.B. belastender Umgang mit Behinderten) und gesellschaftspolitische Subthemen für analytischen Terror benutzt, als Genrefilm sie aber nicht ausbeutet, ist die eigentliche Stärke des Films.
                                    6,5 philippinische Kindermädchen mit großen Brillen.

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                                      über Lenny

                                      Wortwitz als Waffe.
                                      Das tragikomische "Biopic" von Regisseur Bob Fosse über den Stand-Up-Comedian Lenny Bruce, der in den 50ern mit seiner rauen Gossensprache die Doppelmoral der US-Gesellschaft offengelegt hat, ist ein Plädoyer für die Macht der Worte. Angewidert von Rassenhass, Abtreibungsgegnern, dem Ku-Klux-Klan und der katholischen Kirche waren seine verbalen "Obszönitäten" ebenso politisch wie sie ein Dorn im Auge des US-Justizsystem waren. Im Kampf gegen Engstirnigkeit zerbricht Lenny an seiner eigenen Hybris, seinen Frustrationen und kompensatorischen Drogenkonsum. So zumindest stellt es der Filmemacher da.
                                      Basierend auf einem Bühnenstück kann der Film die theaterhafte Vorlage nie ganz ausblenden. Halbdokumentarisch begleiten wir einen phantastischen Dustin Hoffman als Lenny, dessen Bühnen seine Nachtclub-Vorstellungen und der Gerichtssaal waren. Hoffman schafft es immer wieder erzählerische und biografische Lücken durch sein Spiel zu füllen, die vom dramatisierten Drehbuch nicht ausformuliert werden. Er spielt den Mythos, er ist der Mythos. Andere Figuren (wie z.B. die Liebesgeschichte) bleiben dabei nur Chiffren für seine Person.
                                      Fosses vehementes Loblied auf die Freiheit der Meinungsäußerung und der Toleranz ist zeitlos, wie z.B. die Böhmermann-Affäre um das Erdoğan-Schmähgedicht letztens offenbarte.
                                      7 obsessive Lesungen.

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                                        lieber_tee 08.04.2018, 00:28 Geändert 08.04.2018, 02:16

                                        Im Haus der zerbrechlichen Puppen.
                                        Pascal Laugier meldet sich mit einer heftig verdrehten Home-Invasion-Erzählung zurück, deren destruktive Aggressivität ein bösartiger Nonstop-Angriff auf die Nerven und Sinne des Zuschauers ist. In der Balance zwischen Schock und kompromisslosen Terror erreicht der Filmemacher einen intensiven Horrorfilm, der (vielleicht zu) offensichtlich mit den Klischees des Genres spielt. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Traum und Realität verwischen die Spuren der Vernunft. Die Welt, die die Heldin umgibt, wird zunehmend nach dem Ein-mal-eins des Horrorfilms dekonstruiert. „Ghostland“ wirkt dabei wie ein psychologischer Mind-Fuck von „Martyrs“ mit weniger Gore, aber ebenso viel physischer Gewalt. Wieder einmal lässt Laugier Frauen leiden, damit daraus eine mentale Stärke entsteht.
                                        Pädophiler Sadismus, Menstruation und grausame Blumentapeten.
                                        Der Film kann als Psycho-Flick über die traumatisierende Adoleszenz zweier rivalisierender Mädchen gesehen werden, oder als ein Genre-Vexierspiel über die Kraft der (literarischen) Phantasie. Definitiv ist er eine (etwas vordergründige) Hommage auf das Horrorkino. Seine fiese Odyssee aus Wahnsinn, blankem Entsetzen und Voll-in-die-Fresse-Gewalt bleibt völlig humorbefreit und ist weit entfernt von glatt-gebügelten Teenager-Mainstream-Grusel. Und Laugier beweist wieder einmal, dass er die Codes des Genres kenntnisreich beherrscht.
                                        7 Psychopathen im Candy-Mobil.

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                                          Durch Gedichte verrückt werden, oder wenn die Apokalypse ein trauriger Witz wird.
                                          Ingmar Bergman und Wes Anderson treffen auf Monty Python.
                                          In 46 starren Kamera-Einstellungen, dem surrealistischen Konzept eines Luis Bunuel folgend, erschafft Autor und Filmemacher Roy Andersson eine Farce auf das Leben im neuen Jahrtausend (der Film ist 2000 gedreht worden). Die kargen und formal strengen Bildkompositionen haben eine beunruhigende Schönheit, wirken ebenso vertraut wie beängstigend. Die Anklage gegen Materialismus, hemmungslose Gier und Werteverlust in einer scheinbar stillstehenden Welt ohne Poesie und Spiritualität, erzeugt beim Zuschauer ein bitteres Lachen, das wie Sodbrennen den Hals hoch-steigt. Allerdings kann man Andersson bei all seiner satirischen Brillanz durchaus vorwerfen, dass seine grobe bzw. über-offensichtliche Symbolik zunehmend in einen depressiven Grundton verloren geht, wo Resignation zu einer Selbstgeißelung des Zuschauers wird.
                                          7 gekreuzigte Versager.

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                                            lieber_tee 06.04.2018, 20:35 Geändert 07.04.2018, 16:52

                                            WTF, was war das denn?
                                            Es ist schon beeindruckend, wie Takashi Miike sich mit seiner Unberechenbarkeit einfach nicht in eine Schublade packen lässt. Riecht oberflächlich, mit viel Studio-Geld produziert, TERRA FORMARS nach konventionelles, japanisches Blockbuster-Kino, das als Realverfilmung für ein erfolgreiches Manga und Anime angelegt ist, so ist dann doch ein typischer Miike-Film entstanden, eine absurde Superhelden-Groteske, völlig durchgeknalltes Kino. Irgendwo als wirrer Mix aus „Das dreckige Duzend“, „Power Rangers“ und „Starship Troopers“, werden die Vorlagen süffisant durch den Trash-Shake gequirlt.
                                            Ein Haufen Müll wird auf den Mars geschickt um dort einen Haufen Müll zu beseitigen. Das Himmelfahrtskommando aus Outlaws, die wie eine japanische Pop-Gruppe mit wilden Frisuren aussehen, sind Kammerjäger, beseitigen mutierte Kakerlaken auf dem terra-formierten Planeten. Sie haben Infusionen dabei, womit sie zu einem Art The-Best-Of der Insekten-Verteidigung mutieren können. Das klingt genauso Gaga wie es ist. Und macht echt Laune. Denn die holprig erzählten Zwischenräume der Geschichte, die aus Pathos, Rührseligkeit und stumpfen Unsinn bestehen, sind mit Anarchie aufgefüllt. Und so entsteht ein sympathischer Irrsinn aus schleimigen Effekten, abstrusen Szenen und unvorhersehbaren Todesfällen.
                                            Ein Mainstreamfilm, der so gar nicht Mainstream ist. Klasse.
                                            7 Hitlerseitenscheitel.

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                                            • 4

                                              "Arac Attack" für Arme.
                                              Aus dem grob gepixelten 89er Computerspiel, das bereits die Monster-B-Movies der 50er Jahre grob abfeiert, heute eine grobe Filmadaption zu generieren, die dem Geist des Spiels und der alten Filme grob gerecht wird und zugleich eine trashige Hommage sein will, ist eine grobe Idee. Und so feiert Marko Mäkilaakso auch den Kampf mit Riesenameisen in der Wüste als billige Parodie auf die Vorlagen ab. Leider kann er sich aber nicht entscheiden, ob seine grobe Horror-Komödie ein naiv-nerviger 80er-Jahre-Teenagerfilm sein will, oder den Humbug von 80er-Jahre Cannon-Actionfilmen im Monster-Modus mehr mag. Am Ende zerreibt sich der Streifen an seine unklare Fokussierung und verursacht oft Leerlauf. Knallchargen fliegen zu hochgepimten Drohnenaufnahmen mit ihren Motocross-Maschinen durch die Luft, ständig werden popkulturellen Anspielungen von sich gegeben und augenzwinkernd die Gebrauchsanweisung verteilt, das dieser Film nur mit prolliger Bierlaune gesoffenen werden soll. Ein Film der immer doof sein will, das ständig betont, ist mir auf die Dauer allerdings zu doof, trotz offensichtlicher Leidenschaft der Macher für den groben Unsinn.
                                              4 Krabbelviecher.

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                                              • 7
                                                lieber_tee 05.04.2018, 02:36 Geändert 06.04.2018, 16:11

                                                Eigennützige Versionen der Wahrheit.
                                                Hardings Aufstieg und Fall als Eiskunst-Königin wird hier nicht einfach nur nacherzählt, sondern ist ein hysterisch-zwinkerndes und Zähne-zusammenbeißendes Vexierspiel über Amerikas Anti-Liebling, in dem Margot Robbie vielschichtig ihre Seele aus dem Leib spielt. Die sensationshaschende Faszination gegenüber den unfassbaren Geschehnissen torpediert Filmemacher Craig Gillespie mit Mehrdeutigkeiten und pechschwarzem Treiben auf olympischem Niveau. Ungeschminkte Grobheit trifft auf unangenehmes Berührtsein. Als rebellisch-trotzige Underdog-Geschichte, als skandalisierter Sportfilm und als grelle White-Thrash-Farce geht Gillespi fast höhnisch mit der Bedürftigkeit nach Wahrhaftigkeit um, kokettiert mit einem fiesen Grinsen mit dem vermeintlichen Wesen der Wahrheit und erzählt bewusst unzuverlässig über den spektakulären Sturz eines amerikanischen Traums.
                                                7 zerrissene Schnürsenkel.

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                                                • 8 .5

                                                  Im bunten Schatten von Disney-Land.
                                                  Sean Bakers neo-realistischer Improvisationsfilm beginnt mit einer Reihe von empathisch-frechen Momentaufnahmen. Aus kindlicher Perspektive entsteht ein schillernd-magisches Mosaik, dessen Zentrum ein kleines Motel am Rande von Disney-Land ist, wo die White-Trash-Schicht ihr eigenes Ökosystem aufgebaut hat. Mit bitter-süßer Energie wird aus dem lockeren Erzählbogen eine Geschichte verdichtet, die mit bemerkenswerte Ehrlichkeit eine Sozial-Studie über Kindeswohlgefährdung, Mittellosigkeit, Familie und persönliche Verantwortung ist, in der die Anpassungsfähigkeit von Kindern einen tiefen Humanismus ausstrahlt. Wenn am Ende die innere, naive Welt auf die äußerliche, bittere Realität trifft, dann gibt es kein Hollywood-Ende, aber die Aussage, das Widerstand eine Fähigkeit ist um Krisen zu bewältigen oder eine Ressourcen ist, die Hoffnung macht, auch wenn man in Mangel hinein geboren ist. Das ist nie herablassend, bevormundend oder ausbeuterisch als Armuts-Porno erzählt, sondern als eine filmische Schönheit, die ebenso schmerzhaft herausfordert, wie parteiisch einem zum Lachen bringt. Denn durch die charismatischen Figuren, glaubwürdig gespielt von meist unerfahrenen Schauspielern, entsteht eine organische Echtheit, die in hell-lila Glanz erstrahlt.
                                                  8,5 fache, pure Menschlichkeit.

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                                                  • Patrickpower im Ansturm fegt euch weg
                                                    fetter als'n Blaster, der im Ghetto den Sound checkt.
                                                    In dem Sinne, Rock das Haus !!!

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