lieber_tee - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+18 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+16 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning182 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines119 Vormerkungen
Alle Kommentare von lieber_tee
Reptilienhafte Menschlichkeit.
Man kann „Shape of Water“ sicherlich kritisieren, das er „nur“ Bekanntes aufwärmt und die Nostalgie pflegt, er trügerisches Kino bietet. Allerdings wie er dabei sein Publikum verzaubert ist gekonnt. Denn Guillermo del Toro erschafft einen wunderbar absurden, liebevollen und gewalttätigen Fantasy-Film, der trotz (oder wegen) seines Herumstöberns in bekannten Genre-Motiven viel Liebe zum (phantastischen) Kino erkennen lässt und dabei extravaganter ist, als er auf den ersten Blick erscheint. Die Finesse und Wucht von "Pans Labyrinth" erreicht dieses „Märchen für Erwachsene“ zwar selten und „Originalität“ ist vielleicht nicht das erste Wort was einem einfällt. Seine grenzüberschreitende Liebesgeschichte hat aber eine prächtige Bildsprache und zaubert zwischen den Grenzen des Creature-Films, Musicals und klassischen Erzählkino herum.
So verliebt del Torro in seinen klaren Gut und Böse Figuren ist, so verliebt er in detaillieren Design und Retro-Ausstattungen ist, die fast etwas Künstlich-theaterhaftes haben, so verliebt ist er auch in Außenseitern und dem Ausleben von unterdrückter, sehnsuchtsvoller Sexualität. Ein Subtext, der oft in Horrorfilmen mit-schwebt und hier ausufernd ausgelebt wird.
Ja, der Film hat etwas Formelhaftes. Sein dramatischer Sog hält sich in Grenzen. Zu bekannt sind Jack Arnolds "Creature From the Black Lagoon" und Cocteaus "Die Schöne und das Biest", die reichhaltig zitiert werden. Aber „Shape“ hat nicht den puritanischen Grundton dieser Vorlagen, sondern ist progressiv in seinem Denken.
Die Kitsch-Kuh wird oft gemolken, in dieser fabelhaften Versuchslabor-Welt der Amelie, äh Eliza. Und Jean-Pierre Jeunet bzw. Terry Gilliam schauen oft vorbei. Del Torros Begabung die bekannten Zutaten flüssig zu etwas Eigenständiges, dem B-Movie vergangener Zeiten honorierend, zu verwandeln, ist die Stärke des Films. Dazu muss nicht noch eine grimmige Polit-Fabel über das emotional erkaltete Trump-Amerika hinein interpretiert werden, denn auf dieser Ebene funktioniert der Film nur als archetypisches Abziehbild der Gut und Böse-Dramaturgie. Sein humanistisches Statement, sein Mitgefühl und sein Plädoyer für die transformative Kraft der (Kino-) Liebe stehen über alles.
7-mal völlig frei und unbeschwert Sex mit Göttern haben.
Metaphern des Gedächtnisses.
Der sizilianische Regisseur Giuseppe Tornatore wird in erster Linie mit süßlich-sentimentalem Kino à la Cinema Paradiso (1988) in Verbindung gebracht. In seiner Vita finden sich aber auch so einige Thriller. „Eine reine Formalität“ gehört zu den eher unbekannten Vorreitern des später beliebten Mind-Fuck-Kinos, mit seinen Doppeldeutigkeiten und überraschenden Wendungen. Damals von den Kritikern als verschwurbeltes Autorenkino abgestraft, ist er es heute durchaus Wert ihn neu zu entdecken. Als seltsam düster-grimmiger Seelen-Krimi, in einer heruntergekommenen, kafkaesken Polizeistation, tastet der Streifen kreativ die Ränder des Theaters, Kunstkinos und Genre-Films ab. Metaphorisch in seinem Inhalt und seiner symbolhaften Bildsprache fallen hier die Grenzen zwischen Tod und Leben zusammen, transferieren sich zu Interpretationen, die keiner offensichtlichen Logik folgen, sondern die ein von Lügen gequältes Leben dekonstruieren.
7-mal auf der Schreibmaschine herum-tippen.
Religion und Tod.
Basierend auf dem Roman von Blai Bonet erzählt Augusti Villaronga ein brutal-düsteres Drama über verdrängte Lust und unerlaubtem Begehren. Die Geschichte von drei Freunden aus der Kindheit, die sich in einem Lungen-Krankenhaus wiedersehen, vereint durch psychische Narben des (spanischen) Faschismus, ist eine quälend-grausame Linie zwischen Katholizismus und unterdrückter (Homo-) Sexualität, gefangen in der Sterilität der Umgebung. Schuldgefühle führen zu (Selbst-) Missbrauch, die Beziehungen entwickeln einen tödlichen Sog, der ebenso stilisiert wie pathetisch wirkt. Auch wenn die Charaktere unnatürlich wirken, wie die Geschichte in dieser Tragik aus Eros und Thanatos endet, ist nicht ausbeuterische dargestellt, sondern hat eine bitter-logische Konsequenz, der ich mich fasziniert und unangenehm berührt hingegeben habe.
7 Tuberkulose-Patienten in einem Sanatorium.
Ein Trauerspiel.
Wer die Hoffnung hat, das nach zwei gescheiterten Big-Budget-Science-Fiction-Produktionen Netflix endlich einen guten Film bietet, dürfte enttäuscht werden. Ich fange schon an darüber nachzudenken, ob das künstlerisch verrufene Studio-System, wo noch Kontrolle über die Arbeit des Regisseurs herrscht, besser ist als dieser kreative Freiraum bei den Netflix-Eigenprodukten…
„Mute“ ist schrecklich.
Kläglich unausgewogen in Plot und Tempo, verirrt sich der Film in zahllosen Nebenhandlungen und angedeuteten Über-Themen, die oft erschreckend scheiße dargestellt werden. Was hier an Frauenbild, Homosexualität und Pädophilie beschreiben wird, ist eine Frechheit. Der Sci-Fi-Noir Ansatz hat kaum Intimität. Die Figuren und das futuristische Blade-Runner-Berlin, mit seinen erfinderischen Details, erzeugen bei mir kein Gefühl, sind lediglich Gimmicks. Das ganze World-Building hat für die Handlung und für die Motive des Films keine wirkliche Bedeutung.
Schuld und Sühne, Elternschaft und Liebe, ständig schreit „Mute“ nach Drama, aber der Streifen bleibt zwei Stunden lang seltsam leblos und stumm. Die Suche des stummen Barkeepers nach dem großen Geheimnis und nach seiner großen Liebe ist nie von Interesse, denn zwischen Sentimentalität und Hard-Boiled-Krimi gibt es nur beklagenswerte Verwirrungen. Die Performance von Alexander Skårsgard, die den Film emotional zusammenhalten soll, ist unnahbar, fast stumpf. Manch hübsche Bilder und der soghafte Score von Clint Mansell helfen da auch nur bedingt. Richtig ärgerlich (oder ich habe das missverstanden) ist einer der zahlreichen, nie ausreichend ausformulierten Neben-Plots. Wie hier pädophile Neigung (in Verbindung mit Homosexualität!) zu einer melodramatischen Erlösung kommt ist wirklichen übel.
Mag sein, dass Duncan Jones bei seiner Jahre-langen Arbeit an diesem Film jegliche Distanz verloren hat. Das er in seinem Skript starke persönliche Themen verarbeiten wollte und dann den Überblick verloren hat. „Mute“ wirkt, als ob hier ein kreativer Auteur an sich selbst scheitert. Und Scheitern kann einen Reiz haben. Es gibt Filme, die wirken in ihrer Fehlerhaftigkeit, in ihrem angetrieben Wahnsinn, faszinierend. Hier habe ich aber den Eindruck, dass nur hochproduzierter Dilettantismus zu sehen ist, der fade und ärgerlich wirkt.
3 Wasserglaser auf ex.
Der blutige Rubel rollt weiter…
Wer die Saw-Reihe nicht mag (bis auf den ersten Teil) wird hier auch ratlos den Kopf schütteln. „Jigsaw“ ist weder besser noch schlechter als seine Vorgänger, die Fangemeinde wird befriedigt. Der achte Film ist einfach nur eine weitere Gelegenheit Geld mit dem Franchise zu verdienen. Irgendwie versucht er sich in die Zeitlinie der andern Teile zu pressen, ein Plan ist dabei aber nicht zu erkennen. Die Geschichte ist so unwahrscheinlich, wie sie dumm ist. Nach siebenjähriger Kreativpause ist kein neuer Funke von Kreativität zu erkennen, die Regie-Brüder Michael & Peter Spierig machen Dienst nach Vorschrift. Mechanisch wird der Gore abgefoltert, die sadistischen Spielchen haben aber (heute) keinen echten Schockwert mehr. In kurzen Momenten hätte das Drehbuch die Chance gehabt seinen Mythos zu reflektieren, aber Saw 8 will einfach nur Geld aus den Taschen der Zuschauer ziehen und hat das überraschend erfolgreich geschafft.
4 Menschen auf einer Farm quälen.
Unerbittliches Mitleid.
McDonaghs wagemutig-ätzende Tragik-Komödie taucht in eine amerikanische Kleinstadt ein, die ein Mikrokosmos aus Grausamkeit und Fürsorge ist, beherrscht von Trauer, Zorn und Schuld. Grimmig lachend über die Absurdität des Lebens und Sterbens gelingt es dem Filmemacher, trotz (oder wegen) dem ständigen Wechsel der verschiedenen tonalen Färbungen, ein raues und großes Herz für die Bewohner zu entwickeln. Getragen von McDormands rüden und sensiblen Performance, flankiert von Rockwells tumb-bösartigen Spiel, entsteht ein komplexes Charakter-Porträt über zwei ambivalente Menschen, deren Wut alles zerstört. Die Lösung aus dieser Spirale der blinden Gewalt ist Empathie, auch gegenüber Menschen, wo es schwer fällt für sie Verständnis zu haben. Das mag naiv sein, aber eine nach meiner Meinung dringend notwendige Aussage.
8 Teenagern in die Eier treten.
Japanischer Meta-Pop-Art-Hit.
Seijun Suzukis anarchistisches Verständnis vom Filmemachen bedeutet in „Branded to Kill“ nahezu hysterisch von den (Studio-) Konventionen des klassischen Krimis abzudriften, weil er vom Zuschauer erwartet, dass er die Genre-Formeln kennt und versteht. Sie deshalb auch in ihrer Poesie und Ästhetik parodieren, bzw. als ein cineastischen Albtraum erzählen darf. Er verzichtet bewusst auf eine klare erzählerische Kontinuität, lässt Film fragmentarisch erleben. Dadurch hebt er Genre-Kino, mit seiner elektrisierenden Kraft, in düstere und komödiantische Höhen. Dekonstruiert mit Überschwänglichkeit Macho-Posen und die dort inne-wohnende Gewalt. Je ernster der Film wird, desto absurder wird er. Realismus spielt dabei keine Rolle. „Branded to Kill“ zersplittert ständig, untergräbt faszinierend die Sehgewohnheiten und hat zahlreiche Bilder, die als Stills im Wohnzimmer aufgehangen werden könnten.
Toll!!
7,5 Schmetterlinge, so flüchtig wie die Erfassbarkeit des Films.
"Du hast vergessen, wo du herkommst!“
Ein Chirurg sieht rot. „Darkland“ ist eine stilisierte und raue Mischung aus "Pusher" und "Death Wish", in den Straßen von Kopenhagen. Die Charakterentwicklung des arabisch-stämmigen Arztes Zaid, der zunächst als ein Musterbeispiel an erfolgreicher Integration in Dänemark erscheint und sich dann nach und nach zu einem brutalen Rächer entwickelt, ist nicht unbedingt nuanciert. Zaid verlässt seine Wohlstand-Fassade, verzichtet auf ein „glückliches“ Leben mit Frau und Kind, um aus bitterer Wut, wegen Schuldgefühlen gegenüber seines ermordeten Bruders, in den kriminellen Migranten-Abgrund zu tauchen. Ob dieser Sturz aus seiner "Mentalität" entsteht, aus seinem kulturellen Männerbild, oder ein in sich schlummerndes Produkt seiner Erziehung in den sozialen Brennpunkten seiner Kindheit ist, wird nicht klar. Der Film deutet es an. Hier muss ein arabischer Mann das tun was ein arabischer Mann nun mal tun muss. Das sind seine kulturellen Wurzeln, Bildung hin oder her, die kann man nicht abschneiden. Böswillig interpretiert, tendiert der Film hier zu der These, dass sein ethnischer Hintergrund Grund für das Rache-Bedürfnis ist. "Positiv" gesehen kommt seine Motivation aus dem Rassismus der dänischen Polizei, die sich weigert solch "Migranten-Kriminalität" ernst zu nehmen. Auf jeden Fall hat Zaid eine tiefe Verletzung aus seiner Vergangenheit. Diese reißt wieder auf, die kann keine Operation zusammen-nähen, keine Integration komplett schließen. Mit harten Realismus, nicht unbedingt mit Glaubwürdigkeit, haut Filmemacher Fenar Ahmad einen sozial-kritischen Neon-Noir-Actioner heraus, der sicherlich nicht Klischee-befreit ist, um letztlich einen schmerzhaften Pfad der Rache zu zeigen, wo Auge um Auge blind macht.
6 Grillmesser unter dem Tisch.
Indiana Jones im Königreich des flachen Humors.
"Jumanji (2)" macht aus dem eh schon albernen Brettspiel-Vorgänger ein noch alberndes Konsolenspiel-Reboot, das hyperaktiv mit seinem unoriginellen Storytelling irgendwie Quest-Videospiele verspotten will. Der Film nimmt sich nie ernst. So wenig ernst, dass er die immer wieder ironisch thematisierte Hypersexualisierung von Frauen (in Games) damit unterläuft, das der Kameramann doch ständig auf den Arsch der Darstellerin hält. Der Ensemble-Film schafft durchaus eine Handvoll frecher Witze aus der Avatar-Körperwechselsituation zu generieren, das mit dem täppischen Selbstermächtigungs-Motiv zu kombinieren, aber letztlich bleibt sein schwanziger Humor erschreckend unterentwickelt, ballert stattdessen zugängliche Actionsequenzen raus. Warum auch immer der Streifen ein so großer Publikumsliebling geworden ist... Vielleicht weil er so doof ist, dass er in seiner Dummheit durchaus Charme besitzt.
5 pubertäre Pimmel-Witze.
Kalte Natur, unbarmherzige Menschen.
Wie schon bei seinen vorherigen Filmen, die er schrieb, lässt uns Taylor Sheridan an Orte teilhaben, die einerseits fremdartig-verloren wirken und anderseits mit Menschen bevölkert sind, die zu den Randgruppen der amerikanischen Gesellschaft gehören. Die Kriminalgeschichte ist dabei NICHT der Kern, sondern die sensible Annäherung an die Native Americans, die unter rauen Winterbedingungen, in ihrem Reservat und von der Außenwelt vergessen, leben. Mit tiefen Respekt näher sich der Film dieser Umgebung und diesen Menschen an. Offenbart mit dem gezeigten Verbrechen symbolisch die Vergewaltigung (die Ausbeutung) der amerikanischen Ureinwohner von den US-Amerikanern.
Zwischen Trauer, Kraft und Lebendigkeit ist „Wind River“ ein nach innen gekehrter Neo-Western, mit all seiner machoiden Männlichkeit, die dem Genre immanent ist. Leider hat der Film immer wieder den Hang dazu Gezeigtes noch mal dem Zuschauer zu predigen, wohlmeinend in ein über-offensichtliches Melodram zu packen, wo das Schweigen, nur der Blick auf die Gesichter, bereits genug erzählen würde. Und manch abgehackte Regie-Entscheidungen, mit ihren tonalen Unebenheiten, offenbaren, dass hier ein Debütant am Werke ist.
Der letzte Akt, der mit grimmiger Gewalt dem Zuschauer frontal in die Fresse haut, sich in Tarantino- und Peckinpah-Gebiete wagt, hat allerdings einen kräftigen Flow und ist mutig in seiner unvermittelten Auflösung seines Kriminalfalls. In Bezug auf Aufbau von Spannung und Geheimnis ist „Wind River“ allerdings das schwächste Drehbuch von Sheridans Frontier-Trilogie. Und offenbart wieder einmal, das er Frauenfiguren in einer Männerdomäne nicht schreiben kann, denn diese emanzipieren sich nie aus ihrer Opferrolle. Aber die Psychologie von Außenseitern und das verschneite Setting dazu kann "Wind River" abweisend-schön einfangen.
7 Pumaspuren im Schnee.
„Es musste so kommen.“
Ob Bertrand Bonello hier ein Porträt über entfremdete und perspektivlose Jugendlichen, die Angst, Wut oder auch nur Langeweile gegenüber dem Staat verspüren, erzählen will ist unklar. Ob er Materialismus gegen Kunst kämpfen lässt, von der Bombenleger-Außenperspektive in die innere Welt eines Edel-Kaufhauses dringt, weil dies der Ort der Freiheit, des Trivialen oder des Konsumrausches ist, ist ebenso unklar. „Nocturama“ übt in seiner Montage, stilvollen Produktionsdesign, Abstraktionen und musikalischen Querverweisen einen Reiz aus. Er wagt es Terrorismus cool und hipp aussehen zu lassen. Vielleicht ist das zu gewagt, vielleicht sagt das aber auch mehr über das Thema aus als uns lieb ist und jeder politische Diskus jemals schafft. Vielleicht ist der Film auch nur selbstgefälliger und geschmackloser Kunst-Protz. Mich hat er in seiner Denke und Art hypnotisiert, wunderbar verwirrt und fasziniert.
7 Bang-&-Olufsen-Stereoanlagen laut aufdrehen, damit man von der Welt draußen nichts mehr hört.
Sonne und Wohlfahrt.
Ein stoischer, mustergültig-integrierter Schneeflugfahrer aus Schweden räumt im erkalteten Norwegen mit dem Verbrechen auf, nachdem sein Sohn getötet wurde. Seltsam abgehackt und mit zahllosen nie zu Ende geführten Sub-Plots ist „Einer nach dem anderen“ eine Rachegeschichte, die einem mit viel sardonischen Grinsen anstrahlt. Die offensichtliche Lust einen Genre-Film mit „skandinavischer“ Verschrobenheit kollidieren zu lassen erinnert einmal mehr an die Coen-Brüder und Quentin Tarantino. Der Berg an Leichen von bewaffneten und gefährliche Idioten wird immer höher, im selben Maß wie die Lächerlichkeit von männlicher Dominanz steigt. Die dramatischen Szenen mit absurden Dialogen, expliziter Gewalt und Comic-Relief-Momenten zu kombinieren funktioniert teilweise grandios, oftmals vergeigt der Film aber seinen melancholischen Grundton mit erzählerischen Stillstand, trotz seiner erlesen fotografierten Winter-Bildern. „Kraftidioten“ ist kein wirklich guter Film, dafür interessiert er sich zu wenig für seine Figuren, ist zu holprig geschnitten, aber er überzeugt in seiner lakonischen Quatschigkeit.
6 Dickmanns in der Frischebox.
Skyline meets Cabin in the Woods.
Fünf Darsteller-Deppen verbringen ein Wochenende in einem Waldhaus und werden nach und nach in das Mutterschiff von Aliens aufgesaugt. Hemmungslos bummst sich der Regisseur Mauro Borelli ausufernd durch bekannte Versatzstücke, ohne Gespür für Dynamik und erzählerischer Kompetenz. Dieser Mumpitz hat allerdings in seiner Ernsthaftigkeit einen trashigen Reiz, denn außer Wesley Snipes, der die ganze Chose offensichtlich mit Humor nimmt, wird hier absurdes Nichtkönnen auf hohem Niveau gepflegt. Besonders wenn zum Ende hin gülliges SF-Kino der 80er zitiert wird, wenn die Pappmaché-Wände stimmungsvoll wackeln und Gummi-Monster die Leinwand unsicher machen. Ich habe oft gelacht. Das ist unfreiwillige Komik die ich mag. Der Film ist trotzdem nicht die Party-Sau die er sein könnte. Schade.
4 Wagenladungen mit toten Tieren.
Schnarchig …
In der ersten Hälfte ist "The Crucifixion" eine leidlich aufregende Detektiv-Geschichte über einen falsch abgelaufenen Exorzismus und eine Charakterskizze über eine junge Frau, die den Glauben an Gott verloren hat. Nach und nach wird der Streifen zu einem klassischen Horrorfilm, der die Genre-typischen Fragen stellt, ob Gut und Böse bzw. Gott und Teufel existieren. Dazu sind Standard-Schockeffekte notwendig. Es knarren die Türen, die Vorhänge am Fenster bewegen sich von Geisterhand, ein paar Jumpscares springen dem Zuschauer ins Gesicht, der Sound knallt laut. Diese Vorhersagbarkeit raubt schnell die Sehfreude an "The Crucifixion". Das Setting ist stimmungsvoll eingefangen. Rumänien sieht pittoresk-grotesk zurückgeblieben aus (der Film spielt im Jahre 2004, nicht im Mittelalter), der Kameramann versteht sein Handwerk. Regisseur Xavier Gens allerdings weniger. Der ist am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen. Keine Ahnung was ihm reizte (außer der Gehaltscheck) diese Gurke an Drehbuch von den Conjuring-Autoren zu verfilmen. Denn schon das Papier des Skriptes muss verstaubt und bröselig gewesen sein. Klischees, soweit das Auge reicht. Und scheinbar ist es in schöner Regelmäßigkeit von Nöten Filme zu drehen, die den christlichen Glauben honorieren, nicht hinterfragen, damit wieder Geld in die Kirchen-Kasse kommt.
4 Valium-Tabletten in Weihwasser aufgelöst.
Der Kampf der Geschlechter vermeidet den wirklichen Kampf.
Gutmütiger Wohlfühlfilm, der mit pädagogisch wertvollen Tennisarm den feministischen Kampf der 70er Jahre in den Mittelpunkt stellt. Der sich mit Optimismus in Großbuchstaben auf seine progressiven Schulter klopft und das Jahrhundertspiel zwischen Mann und Frau als Unterhaltungsshow darstellt. Im Würgegriff der Dominanz heißt hier nicht Geschlecht, Sexualität und Macht zu analysieren, sondern männliche Karikaturen gegen weibliche Zweifel kämpfen zu lassen.
Im Prinzip ist es angenehm, das „Battle of the Sexes“ kein Trübsal-blasender Problem-Film ist. Und Emma Stone vermittelt den zentralen Charakter Billy Jean King mit Sorgfalt und Empathie. Warum aber ihre gleichgeschlechtliche Romanze (so sensibel sie auch dargestellt ist) mit ihrer Friseurin unbedingt auch noch als Zusammenhang mit Feminismus herhalten muss, ist mir nicht klar, ist ein Klischee (Unter dem Motto, alle Lesben sind auch Feministen).
„Battle“ funktioniert weder als Sportfilm (für Tennis interessiert sich der Film gar nicht), noch als lesbischer Liebesfilm (dieser Aspekt ist nur ein dramatisches Mittel), geschweige denn als flammendes Plädoyer für die Rechte von LGBT-Menschen (wirkt wie eine verständnisvolle Aufklärungs-Broschüre). Und ein Biopic ist der Film ebenso wenig, dafür erfährt der Zuschauer zu wenig über seine beiden zentralen Personen.
„Battle“ ist eher ein angenehm anzuschauender Crowdpleaser, wo man Billy Jean King (die Frauen) anfeuern kann. Der genuss- und stilvoll die 70er Jahre in Inszenierung und Ausstattung kopiert.
Was ich dem Film allerdings zuspreche ist, das ein Eindruck entsteht, wie wenig sich die Welt beim Thema Gleichberechtigung weiter gedreht hat. Denn die im Film zu hörenden sexistischen Dialoge und die finanzielle Un-Gleichheit zwischen den Geschlechtern sind im Jahre 2017 immer noch aktuell.
6 Frauen sagen wie hübsch sie sind.
Im Wald, da hört dich keiner schreien.
Geistreicher Horrorfilm, der sich mit bedrohter Männlichkeit auseinandersetzt, in dem er waldgebundenen Terror als metaphorischen Schrecken darstellt. Mag die gruselige Trekking-Tour durch Schweden mit vier archetypischen Freunden auf den ersten Blick konventionell erscheinen, weil sie gängige Genrebilder bedient, ihr konsequentes und schauriges Nutzen des Waldes ist als stimmungsvolle Metapher für Schuld und mangelndes Vertrauen gelungen. Die Unfähigkeit mit Unbekanntem und Befremdlichem umzugehen, nicht über Ängste sprechen zu können, stattdessen unterschwelligen Groll zu schieben und sich hinter Alpha-Tier-Verhalten zu verstecken, entwickelt sich zu einer Paranoia und Dekonstruktion von männlichen Mit-Dreißigern, die in ihrem eigenen Rollenverhalten und Erwartungen gefangen sind. Ist die erste Hälfte noch geprägt von diesen subtilen, psychologischen Druck, wird der finale Akt leider von einem nordischen Erklär-Elch erschlagen. Wie so viele (moderne) Horrorfilme muss das Unerklärliche erklärt und visualisiert werden, darf nicht in der Schwebe bleiben. Das treibt den Film nicht voran, sondern bremst ihn aus. Die Katharsis bzw. Traumaverarbeitug des (Anti-) Heldens muss folgen. Das Monster sieht allerdings echt schräg aus.
Nichtsdestoweniger ist „The Ritual“ als Genreübung hervorragend, zeugt von viel Liebe und Kenntnis zum Horrorfilm und hat eine überraschende Tiefe.
7 wimmernde Männer.
Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies.
Die gelangweilte Gattin eines Diplomaten macht eine Reise mit Rucksack-Hippies in noch nicht erforschte Gebiete von Papua-Neuguinea, um spirituelle Transzendenz zu erlangen. Diese Suche nach innerer Wahrheit, nach freier Liebe, wird mit Drogenkonsum erweitert. Zur entsprechenden Musik von Pink Floyd versinnbildlicht „La Vallee“ ein Lebensgefühl der 70er. Barbet Schroeders zweiter Spielfilm ist keineswegs uninteressant, denn dadurch wie er bewusst klassisches Erzählkino ignoriert, narrativen Drive unterläuft, erzeugt er ein eher sinnlich-intellektuelles Gefühl für das Thema. Auch die dargestellten indigene Völker wirken wenig romantisiert oder idealisiert, sondern sind in ihrer Rohheit und reaktionären Hierarchien ebenso verstörend wie faszinierend. Letztlich ist der Ruf zur Rückkehr in die Natur keine wirkliche Alternative. Ein an der Realität gescheiterter Hippie-Traum. Leider fehlt Schroeder eine gewisse Scharfsinnigkeit für diese Demontage. Er ist mehr daran interessiert hübsch gefilmte, anthropologische Studien zu generieren, sich in Rituale und Zeremonien zu verlieben. Und er zeigt uns, das Neuguinea ein wunderbarer Ort ist, den man wunderschön als Mondo-Film fotografieren kann.
6 Federn von ausgestorbenen Paradiesvögel kaufen.
Alle Traurigkeit der Welt in Jackie Chans Gesicht schreiben.
Der alte Bond-Profi Martin Campbell haut hier einen schnörkellos inszenierten, kaltblütigen Thriller raus. „The Foreigner“ will aber auch eine komplizierte Geschichte aus Intrigen,Terrorismus und Rache erzählen. Letztgenanntes trifft hier auf eine arg zusammen-konstruierte, politische Verschwörung. Beide Elemente kollidieren ständig miteinander, werden etwas zwanghaft zusammengebracht. Das unnötig verschlungene Plotting und (das hat mich persönlich am meisten genervt) diese Allwissenheit des Rächers, der aus unerklärlichen Gründen immer am richtigen Ort zur richtigen Zeit erscheint, lässt den Streifen irgendwie plump und banal wirken. Zumindest hat der Film einige (wenige) saftige Action-Szenen, in denen Chan mit seinen 63 Jahren (!) knackig-kurz seine Fäuste und Moves sprechen lassen darf. Wenn er aber schauspielern soll, ist er als rachsüchtiger Anti-Held kaum ernst zu nehmen, trotz seines tief-traurigen Hundeblickes. Und gegen Pierce Brosnans reife Performance hat er eh keine Chance. Die Dimension, das hier zwei alternde Dinosaurier sich einen letzten Kampf leisten, wird nie wirklich fundiert. Letztlich ist „The Foreeinger“ ein ernsthaftes Jackie Chan-Vehikel mit überraschend wenig Screentime des Stars, das von Campbell mehr als ordentlich in Szene gesetzt wurde. Der Erfolg in den USA und China gibt dem mittel-prächtigen Film allerdings Recht.
5 explodierende Doppeldecker.
Töten oder getötet werden?
Obwohl „Bad Boys“ Klischees bedient und seine Handlungsstränge als routiniert betrachtet werden können, inklusive Showdown als Erlösung, erschafft der Film eine tiefe Emotionalität und Komplexität. Das subtile Spiel des damals noch jungen und unbekannten Sean Penns als gewalttätiger, jugendlicher Delinquent, hat eine spürbare Vitalität und ist geerdet. Seine traurigen Augen strahlen eine stolze Verletzlichkeit aus, die sympathisch wirkt, obwohl er ein Arschloch ist. Diese schauspielerische Leistung hebt „Bad Boys“ über die austauschbare Menge von Knast-Filmen. Und das Regisseur Rick Rosenthal das Thema Jugendkriminalität nicht ausbeutet, sondern als klar ausformuliertes Drama ohne Plot-Gimmicks erzählt. Mit düsterer Deutlichkeit werden die Mechanismen von männlichem Alpha-Verhalten im Rudel offenbart. In einem Käfig, der ein Spiegelbild einer (80er Jahre) Gesellschaft ist, die aus Hackordnung und Raubtieren besteht. Wo (rudimentäre) Menschlichkeit erst wieder entdeckt werden muss.
7-mal sich anspucken lassen.
"Ich kämpfe nicht gegen Menschen, ich zerstöre sie."
Scott Adkins (den mag ich ja irgendwie) ist wieder da. Diesmal spielt er eine halb-populäre Comicfigur aus den 90ern, die Auftragsmorde wie Unfälle aussehen lässt, als ein Art Jason Statham der Arbeiterklasse. "Accident Man" ist der Versuch des Kampfkunst-Gottes sich als Schauspieler, Produzent und Autor zu verwirklichen. Und ja, das Ergebnis ist, im Vergleich zu dem was er sonst so verzapft, überdurchschnittlich. Seine dritte Zusammenarbeit mit Ex-Stuntman Jesse V. Johnson bietet modernes Grindhouse-Kino mit schrillen Archetypen, in einem verrückten Comic-Universum, gepaart mit britischen Filmflair (endlich mal kein Billo-Ost-Block-Charme). Die reichhaltigen Kampfszenen sind sauber gefilmt und rücken den Meister ins angemessene Licht. Wenn sich die mörderischen Witzfiguren gegenseitig die Birne einschlagen, ist das angenehm krude, gern over-the-top und im Humor mal unterhalb, mal oberhalb der Gürtellinie. Mich hat das amüsiert. Hab aber in der Video-on-Demand-Welt geringe Ansprüche.
6 gepflegte Bierchen im Attentäter-Pub trinken.
Freakshow.
Rüdes und pulsierendes Unterground-Kino von den Philippinen. Der Multi-Künstler Khavn taucht in die Slums von Manila ein. In die Fäkalien, in den übervölkerten Hunger- und Drogen-Sumpf voller Krankheiten, Deformationen und sexuellen Perversitäten. Mit nahezu manischer Energie tanzt er an den Abgründen der Selbstzerstörung und Geilheit.
Pyromanen, Tierficker und Pädophile.
„Mondomanila“ ist ein Ort der animalischen Triebe, ein Ort der moralisch untersten Stufe. Ebenso abstoßend wie faszinierend will uns der Filmemacher ein Gefühl des Irrsinns und der Sympathie für die dort lebenden Menschen geben, präsentiert aber nur eine in sich selbstverliebte Gossen-Poesie. Die grelle, experimentelle Bildsprache, in Kombination mit Musical-Elementen, pfeift auf klassische filmische Konventionen (und ist nur bedingt dem Mondo-Genre entsprechend). Ist in ihrer Radikalität durchaus beachtlich. Auch der Ansatz unfassbarer Zustände und unglaubliche (von Laien-Schauspielern dargestellten) Außenseiter-Typen mit schrägen Humor irgendwie einem nahe zu bringen ist achtbar. Aber in seiner auf Provokation und Ekel gebürsteten Machart beutet der Film das Elend und den Ghetto-Überlebenswillen aus, führt seine "Bewohner" wie in einem Panoptikum der Abartigkeiten vor, um dann in eine reichlich banalen Rachegeschichte ab zu driften.
5 Gänsen in den Arsch ficken und gleichzeitig ihnen den Kopf abschlagen.
Europäisches Grindhouse-Kino der 70er.
In seinem Versuch Hard-Boiled-Krimi mit coolen Biker-Stunts, psychologischer Rache-Geschichte und romantisch-verdrehter Stockholm-Syndrom-Liebesgeschichte zu kombinieren strahlt der Film einen gewissen Reiz aus. Aber auf dem Weg dahin verliert sich Filmemacher Antonio Isasi in südländischen Werbespotbildern und inszenatorischen Arthouse-Wünschen, die nie erfüllt werden. Hauptdarsteller Christopher Mitchum hat kaum charismatische Präsenz, guckt mit verträumter Mine schlafwandlerisch durch den Film, den gequälten, stillen Typen habe ich ihm keine Minute abgenommen. Das Anleihen beim italienischen Kriminalfilm auf Action-Kino der amerikanischen Gangart treffen um hispanischen Thrill zu erzeugen macht „Summertime-Killer“ ohne Frage ungewöhnlich, anderenorts sogar zu Kult, wirkt aber unausgegoren, hat allerdings durchaus viel 70er Jahre Nostalgie.
5,5 Retro-Sonnenbrillen.
"Manchmal kann die Musik gar nicht laut genug sein, damit man das Leben nicht hört”
Multikulturelle Coming-of-Age-Geschichte, irgendwo zwischen Milieustudie und Gesellschaftskritik. Die Stadt Berlin muss wieder einmal als Hort des Grauens herhalten, um verunsichern Helikopter-Eltern ein Bild von frech-flapsigen Girlies, die ficken, rauchen und saufen, zu geben. Milchig verblassen die Kindheitstage, alkoholisiert kommt das saftige Erwachsenleben. Filmemacherin Ute Wieland hat deutlich Schwierigkeiten den Ton zwischen Ernsthaftigkeit und Lockerheit zu finden. Ihr Grasen nach Klischees und Stereotypen hindert sie daran. Bis am Ende eine herzergreifend-melodramatische Wendung auf den Zuschauer trifft, wirkt die Romanverfilmung ständig übersteuert.
Unterschichtfamilie, Blutrache, Parallelgesellschaft, Defloration, Liebeszauberritual, Einbürgerungstest und bittere Realitäten werden leichtfüßig, aber oberflächlich in eine Topf geworfen, keins der Elemente wirklich vertieft. Mal spielen die beiden 14jährigen Hauptdarstellerinnen das mit pulsierender und authentischer Energie, besonders wenn sie ihrer multikulturellen Freundschaft etwas Wahrhaftiges geben und Integration leben, mal hätte ein weiterer Take ihrem Spiel aber auch gut getan. Angenehm ist, dass „Tigermilch“ es schafft ohne moralischen und betroffenen Daumendruck deutsches Befindlichkeitskino zu sein. Immer wieder tolle Momente findet, die die Gefühlswelten junger Mädchen abholen. Aber rundum stimmig ist das leider nie, auch weil die Filmemacherin so manche Male unangenehm sexistisch sich den Körpern von Minderjährigen kameratechnisch nähert.
Und so „wild“ wie der Film sein will, ist er nun auch nicht, dazu biedert er sich in seiner kommerziellen Machart dem Zuschauer zu sehr an.
5 Wörter knacken.
„Auf geht’s, jetzt hauen wir die Türken in die Pfanne!“
Anfang der 80er: In München-Haidhausen soll die Pariser Straße fest in deutscher Hand bleiben. Deshalb rivalisieren sich die „deutsche“ Jugendgang „Revengers“ mit der türkischen "Kenli Kartal" Bande.
Holzheimer-Gerti, Elektro-Gerber, Oberlippenbärte, Dauerwellen und Nietenarmbänder. Aus heutiger Sicht ist „Nacht der Wölfe“ zunächst eine trashige Variante von „The Warriors“, in einem irgendwie spießig wirkenden bundesdeutschen Großstadtsetting verlegt. Hüftsteif in Szene gesetzt und zwischen authentisch bis dilettantisch von Amateuren gespielt, wirkt der Film oftmals unfreiwillig komisch. Aber allmählich entwickelt er eine Ernsthaftigkeit, die die Themen gescheiterte Willkommenskultur und Integration, in Verbindung mit albernen Revier-Abpinkeln und Macho-Gehabe, nicht ausbeutet, sondern in eine bittere Gewaltspirale enden lässt und so durchaus ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, damals wie heute.
6 Kassetten klauen.
…und J.J. Abrams 'nebulöses Cloverfield-Franchise bleibt nebulös.
Der Film ist ein Paradoxon an sich. Nicht nur das er es tatsächlich schafft nach wenigen Minuten seinen gesamten Plot zu spoilern, im (später hineingeschrieben?) Versuch dem Film im Cloverfiled-Mythos eine erklärende Schlüsselrolle zu geben, ist er entweder genial (weil sich so unendlich viele Möglichkeiten ergeben) oder einfach nur dämlich. Allerdings glaube ich, das die Macher des Franchise eh keinen Plan haben wohin das Ganze laufen soll und hier nur eine Marke für einen Hype zweckentfremden. Egal, denn als kleiner, eigenständiger Raumstation-Thriller funktioniert der Streifen. Flott erzählt, mit einigen schrägen Ideen garniert, bedient er all die bekannten Formeln von Space-Horror, mit ein wenig moralischem Dilemma. Das ist zwar ohne erkennbare Logik, muss es auch nicht sein, denn als anspruchsloses B-Movie ist er aufregend genug. Allerdings war sein Marketing besser…
5,5 zweckentfremdete 3D-Drucker.