lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 5 .5
    über Neruda

    Ein Biopic, das nicht der Biopic-Logik folgt.
    Die Flucht des Kommunisten und Dichters Neruda aus Chile wird als ein langes Gedicht erzählt. Ambitioniert versucht Regisseur Pablo Larrain durch sein sanft-ironisches Vexierspiel aus Literatur und biographischen Hintergrund dem Werk von Neruda, weniger dem Menschen, nahe zu kommen, es Film-poetisch spürbar zu machen. Das Katz-Maus-Spiel zwischen Künstler und Polizei ist als direkter Off-Dialog zwischen den Charakteren angelegt. Nie wird klar ob die filmische Handlung nur eine rein fiktionale Erfindung ist, die Figuren verschwimmen miteinander. Dadurch bekommt die Legende Neruda eine gedoppelt Metaebene. Leider geht bei diesen intellektuellen Ansatz die Nähe und Wärme zu der Titelfigur verloren. Das kinematografische Kopf-Kino ist handwerklich ohne Frage wunderschön anzuschauen, die Darstellerleistungen sind prima. Elemente des Noir-Kinos treffen auf verschneite Westernszenarien. Ein dramatischer Sog will sich aber einfach nicht entwickeln. Der Film textet einen ständig zu, wiederholt sich in seinen unkonventionellen filmischen Mitteln. Der interessanter Ansatz ein Biopic als Nicht-Biopic zu erzählen berührt nicht. Biographie auf eine übergeordnete Ebene, als Diskus über die Kunst zu heben ist ehrenwert. Für mich ist „Neruda“ interessantes aber ermüdendes Arthauskino, das sich in seiner angestrengt-prätentiösen Art mir verschließt.
    5,5-mal beim Pinkeln über Politik diskutieren.

    14
    • 7

      Hoffen und Bangen, irgendwo in Niederösterreich.
      Monja Arts unspektakuläres Spielfilmdebüt ist eine Reise in die Gefühlswelten von Jugendlichen. Als kurzweiliges Coming-of-Age-Drama erzählt, taucht der Film liebevoll und mit Empathie in Alltagsbanalitäten ein, die für 17.Jährige gar nicht so alltäglich und banal sind. Schnell entwickelt sich für den Zuschauer eine angenehme Vertrautheit mit den Figuren, denn irgendwie kennt man ihre Sehnsüchte und Unsicherheiten, ihr Begehren. Im Kern steht die schmerzhafte Verliebtheit Paulas, famos glaubwürdig von Elisabeth Wabitsch eingefangen. Fast wie in einer Dokumentation begleitet Arts die junge Hauptdarstellerin, spinnt um sie herum Subplots. Auf eine geradlinige Dramaturgie verzichtet sie dabei bewusst, anekdotenhaft schaut sie auf ihr reichhaltiges Figurenarsenal. Im Bemühen ein universelles Jugend-Kaleidoskop zu erschaffen verliert sich der Film manchmal in seiner flüchtigen, unfokussierten Art. Im Chaos geht manch Einzelschicksal verloren. Das kann als Schwäche von „Siebzehn“ angesehen werden, oder als konsequentes Konzept treibender Jugendlichkeit. Ständig ziehen sich die 17.Jährigen an und stoßen sich ab. Es wird angemacht und abgemacht, miteinander gespielt, Whats-apps geschickt, gewartet und beobachtet. Mal sind sie mit ihren Gefühlen online, dann offline. Diese Beweglichkeit offenbart sich auch in ihrer sexuelle Offenheit, bzw. Unverbindlichkeit. Fern eines bleischweren LGBT-Problemfilms ist es dieser Genration völlig egal ob sie hetero-, homo- oder bisexuell sind, es wird ausprobiert. Diese Leichtigkeit und sanfte Abgeklärtheit gegenüber der sexuellen Orientierungssuche wirkt angenehm enttabuisiert, denn festgelegte Sexualität ist nur ein Teil auf der Suche nach dem richtigen Platz in der Welt.
      7-mal in der Dorfdisco tanzen.

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      • 4 .5

        „Ich werd` dem Bär zeigen wer hier der Boss ist!“
        Der in der Schublade „kann man gucken, muss man aber nicht“ einzusortierende Tierhorrorfilm ist ausgelutschte Stangenware, schlittert nur knapp an unfreiwillige Komik vorbei, funktioniert allerdings im abgesteckten Rahmen ausreichend, weil er seine Schlichtheit zumindest mit hohen Tempo tarnt. Irgendwas hat der semi-prominent besetzte B-Film aus der After Dark Horrorfest-Reihe mit Klimawandel-Warnung und Hybris der Wissenschaft zu tun. Das ist aber nicht so wichtig, denn letztlich geht es um das nervös-verwackelte Meucheln von Mir-sind-die-alle-völlig-egal-Personen durch einen gen-modifizierten Polarbären im Fellkostüm. So werden Hütten-Belagerung und spärlich bekleidete Mädels im Schnee lustlos in Szene gesetzt, antiquierte Geschlechter-Stereotype mit dem Holzhammer verteilt und nach 78 Minuten ist der flott-doofe Spaß plötzlich mit einem Anti-Showdown vorbei.
        4,5 Bärenfallen.

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        • 7

          AAARRRGGHH!!!
          Was auf den ersten Blick, wegen seiner groben Dreamworks Animation, wie Trollzähmen leicht gemacht wirkt, entpuppt sich schnell als liebevolle Serie, fern des standardisierten Kinderfernsehens. Ein unscheinbarer Außenseiter-Schüler wird zum ersten menschlichen Troll-Jäger und lernt Teamgeist und Verantwortung kennen. Der Grundplot ist nicht sonderlich originell. Auch die High-School-Probleme, mit erster Liebe und ungeschickt-pummeligen Sidekick, sind bekannte Motive aus dem Jugendgeschichten-Einerlei. Allerdings wie Guillermo del Toro mit Witz und Gefühl, mit Liebe zum Detail, in eine Spielbergartigen Kleinstadt eintaucht, Bekanntes in eine lebendige Welt aus Magie und Monster integriert, hat Charme. Mit skurrilen Details und schwungvoller Inszenierung wird eine Affinität zu Heldenreisen als phantastisches Abenteuer erzählt, der 26 Folgen lange Handlungsbogen geht flott von der Hand.
          Also, keine Angst vor kindgerechter Unterhaltung, denn auch in der Welt der Trolle gibt es viel für jung gebliebene Erwachsene zu entdecken.
          7 großäugige Kobolde.

          7
          • 7

            „Meine Träume waren braun.“
            In herausfordernden 135 Minuten erzählt dieser von Netflix gekaufte Sundance-Hit das dramatisch verflochtene Schicksal einer „weißen“ und „schwarzen“ Familie in Mississippi der 1940er Jahre. Die afroamerikanische Regisseurin Dee Rees sucht in der ersten Stunde umständlich und mit ständig wechselnden Voice-Over ihren erzählerischen Rhythmus, bringt die mehrschichtige Dynamik langsam ins Rollen. Getragen von erlesenen Bilder und einem stark spielenden Ensemble erforscht sie das System der Rassenungleichheit, ihre Charaktere. Teilweise wirkt das, als ob sie zu viel Material aus der literarischen Vorlage nutzen will um der Komplexität gerecht zu werden. Sobald sich die Geschichte aber am brutalen Kern herangearbeitet hat, entsteht ein kraftvoller letzter Akt. Als ebenso lebensnahes wie überlebensgroßes Melodram, mit Sinn für starke und symbolische Momente, prangert „Mudbound“ rassistische Männlichkeit ebenso an, wie es auch eine Hoffnung individueller Annäherung propagiert. Und dies wird mit einer angenehmen Zurückhaltung und emotionalen Dringlichkeit erzählt.
            7-mal im menschlichen Schlamm versinken.

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            • 6
              lieber_tee 08.12.2017, 20:56 Geändert 09.12.2017, 02:55

              Ein Umwelt-Märchen…
              Die ebenso bizarre wie gutherzige Fantasy-Slapstick-Ökofabel erschlägt den Zuschauer mit seiner Holzhammer-Umweltschutzbotschaft und hemmungslosen Kritik an hemmungslosen Materialismus. Ohne jeglichen Sinn für Subtilität funktioniert „The Mermaid“ wie eine schlichte Gutenachtgeschichte für Erwachsene, die von der Exzentrik der Figuren lebt. Das arg berechenbare Skript ist ein Füllhorn aus kitschigen Special-Effects. Die Verzauberung wird mit unverschämter Süße in die Augen und Ohren des Betrachters geschmiert. Ständig hyperaktiv in Bewegung, ist „The Mermaid“ immer dann am besten, wenn die teilweise unfassbar absurde Situationskomik ausgelebt wird, für die Stephen Chow (Kung Fu Hustle, Shaolin Soccer) bekannt ist und sicherlich nicht immer die Toleranz des westlichen Zuschauers trifft. Weitaus interessanter als der Film selbst ist sein unfassbarer Erfolg. Nach $ 550 Millionen Euro, also mit dem bislang höchsten Einspielergebnis in der Geschichte Chinas, wird dieser Rekord Auswirkungen auf den einheimischen Markt haben und hinterfragen, ob die nach aggressiver Dominanz gierenden US-Produktionen nicht selbst herstellbar sind.
              Ein Herz für sechsarmige Kraken.

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              • 7

                "Irgendwo auf dem Balkan"
                Der erste englischsprachige Spielfilm des spanischen Regisseurs Fernando Leon de Aranoa (Princesas, Montags in der Sonne) ist eine grob geschliffene Perle. Sich authentisch anfühlend, mit Melancholie und sanfter Exzentrik durchzogen, zeichnet „Perfect Day“ als düster-komisches Drama die frustrierende Schizophrenie ausländische NGO-Helfer im Krieg auf. Die Sisyphos-artigen Bemühungen „das Richtige“ tun zu wollen wird ironisch karikiert, ebenso mitfühlend wie bitter. Mit bürokratischen Dummheiten, Korruption und Kompromissen im Krisengebiet konfrontiert, zerreiben sich die Helfer, scheitern an lokalen Widerständen. Das Selbstverständnis ihrer schwierigen Arbeit ist von Zynismus und Verzweiflung durchzogen. Del Toro und Robbins spielen großartig, offenbaren in scharf geschrieben Dialogen den Widerspruch ihrer Tätigkeiten. Das Anekdotenreiche Skript ist sicherlich nicht frei von (ethnischen) Klischees, wirkt allerdings wegen seinen absurden Betrachtungen nach. Leider durch-weht den Film aber auch ein unangenehmer Sexismus. Die weiblichen Figuren sind in ihrer Stereotypen und „schwachen“ Zuschreibungen teilweise peinlich. Mag sein, dass die Inkonsistenz das größte Problem von „Perfect Day“ ist, seinen tiefen Humanismus bleibt er aber immer treu.
                7 m Seillänge.

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                • 4 .5
                  lieber_tee 07.12.2017, 01:22 Geändert 08.12.2017, 02:35

                  Mörderischer Boulevardjournalismus.
                  Filme die Serienmorde mit zynische Medien-Sensationslust vermischen gibt es nicht so viele. Sebastian Cordero nutzt diese Kombination um seinen düsteren, moralischen Diskurs in eine spröde-hektische Atmosphäre einzutauchen, eingebettet in ein ebenso dreckig dargestelltes Ecuador. Die von vielen Kritikern versprochene „nervenaufreibende Spannung und komplexe Performances“ konnte ich allerdings nicht erkennen. Da knistert wenig. Der Ansatz Suspense zu erzeugen, durch das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Gefangenem und Reporter, verliert sich im zu frühen Erkennen der Identität des Killers. Alle Figuren wirken unterentwickelt, bzw. machen keinen wirklich interessanten oder überraschenden Prozess durch. Letztlich beutet der sich ambitioniert gebende Film nur seine reißerische Thematik aus, die Kritik an journalistischer Verantwortung wird zu einer scheinheiligen Farce.
                  4,5 Kinderleichen im Grab.

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                  • 4
                    lieber_tee 05.12.2017, 16:59 Geändert 05.12.2017, 16:59

                    Ein weiteres Projekt, das versucht den Charme der 80er Jahre Slasher aufleben zu lassen…
                    Die hellste Birne in der Schachtel ist FENDER BENDER nicht. Eher ein entkoffeinierter Horrorfilm mit furchtbar blassen Darstellern. Er ist zwar sympathisch darin offen und ehrlich die Mechanismen des altmodischen Home-Invasion-Thrills zu bedienen, das reich aber nicht für einen guten Film aus, denn es dauert ewig bis er in Schwung kommt und der dann vorhandene Schwung wirkt abgestanden. Die weibliche Ermächtigung vom Schisshase zum Final Girl ist spärlich, entsprechend bestraft der schwarze Mann sie. Der fiese Bösewicht hat allerdings durchaus Potential als grimmiges Serien-Monster, nur nicht in dieser antiquierten Form.
                    4 Blechschäden.

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                    • 5 .5

                      Transformation und Veränderung.
                      Nicht alle Alien-Würmer nisten sich in das Gehirn der Menschen ein, manche versehentlich in den Arm, was eine seltsame Symbiose ergibt.
                      Invasion der Körperfresser mal anders. „Parasyte“ ist die Anime-Version eines klassischen Stoffes für die neue Generation. Ein sorgfältig gezeichnetes Paket, prall gefüllt mit Gore, Action, Mutanten-Horror, Verschwörungen und Drama. Im Mittelpunkt steht ein japanischer Schüler, der durch die Synergieeffekte mit seinem Parasiten sich zu einem Mann entwickelt. Coming-of-Age als bizarre Science Fiction. Gerade in der ersten Hälfte der ersten Staffel wird mit innerlichen und äußerlichen Konflikten gekämpft. Moralische Dilemmata, Empathie vs. Altruismus, Gefühle vs. kalter Logik. Das ist skurril, absurd und durchaus blutig. Leider entscheiden sich die Autoren im weiteren Verlauf der Serie vom stillen Privaten in eine laute, größere Verschwörung und Weltherrschaftsbedrohung bis zur radikaler Umweltschutz-Botschaft abzudriften. Die verschiedenen Handlungsbögen dehnen sich. Es gibt die typischen Füllfolgen, eine extrem nervige Teenie-Romanze mit ärgerlich-stereotypen Frauenfiguren. Die Geschichte verliert zunehmen ihren Verve, stagniert und wird am Ende eher holprig miteinander verbunden. Schade, die ersten 11 Folgen hatten ein tolles selbstironisches und ungewöhnliches Potential, der Rest ist leider lahm (und über die letzte Folge lege ich peinlich berührt den Mantel des Schweigens).
                      5,5 Mensch-Parasit-Hybriden, mit all ihren Fehlern und Vorteilen.

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                      • 8
                        lieber_tee 03.12.2017, 13:06 Geändert 08.12.2017, 02:39
                        über Detroit

                        Willkür und Gewalt.
                        50 Jahre nach den bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Detroit fackelt Kathryn Bigelow eine fieberhaft-pulsierende Interpretation der dramatischen Geschehnisse von 1967 ab. In drei Akten wird erbarmungslos und wütend Rassismus und Polizei-Gewalt dem Zuschauer halb-dokumentarisch ins Gesicht geschlagen. Auf die erlösende Wirkung einer Katharsis verzichtet die Filmemacherin dabei bewusst. Von Neutralität befreit, aber deutlich mit moralischen Grauzonen gefüllt, ist die auf Tatzeugen und Gerichtsverhandlung-Dokumenten basierende, fiktional aufbereitete Erzählung über den sadistischen Übergriff seitens der weißen Gesetzeshüter auf Schwarze eine humanistische Parteinahme für die Opfer. Und eine Anklage gegen systemischen Rassismus!
                        Mit bemerkenswerter Dringlichkeit, intensiv gespielt, erzeugt Bigelows nervöser Cinéma-vérité-Stil eine chaotische Gewaltspirale, die im Algiers Motel zu einem klaustrophobischen Horrorfilm verdichtet wird. Zermürbend, infernal entsteht aus einer in der Realität verankerten Eskalation unangenehmes und unbequemes Kino. Direkt in die Fresse. Der Versuch die Geschehnisse immer wieder gesellschaftlich zu kontextualisieren gelingt nur bedingt. Thrill, Sentimentalität und Vereinfachungen dienen dazu die rassistische Vergangenheit und Gegenwart Amerikas zu bestimmen, spürbar zu machen.
                        Wer den Film als „rassistischen Folter Porno“ (The Globe and Mail) bezeichnet oder über mangelnde Objektivität und Verharmlosung (!) (pressplay.at) klagt, sollte mal aufmerksamer die Nachrichten (und den Film) schauen.
                        8 Scheinhinrichtungen.

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                        • 5
                          lieber_tee 02.12.2017, 17:46 Geändert 03.12.2017, 02:31

                          Was passiert, wenn ein belgischer Premierminister die amerikanische Präsidentin erschießen muss, um seine eigene Familie zu retten?
                          Die Grundprämisse des Films ist absurd. Erik Van Looy versucht dieses schwierige Dilemma irgendwie glaubwürdig erscheinen zu lassen, mit den Mitteln des reißerischen Hollywood-Kinos. Er nimmt sich dafür zwei Stunden Zeit, endet dann doch nur in einer hauchdünnen, zusammen-konstruierten Story mit fadenscheinigen Verschwörungen. Darsteller Koen De Bouw kann zwar seine innere Zerrissenheit glaubhaft vermitteln, aber mehr als effektives, amerikanisiertes Kino im 24 Stunden-Chronologie-Modus ist nicht entstanden. Das unbestreitbare inszenatorische Geschick des Filmmachers kaschiert nur bedingt, das sein Protagonist zusehends sich zu einem unglaubwürdigen Action-Held-Politiker entwickelt und der Film spätestens in den letzten fünf Minuten sich völlig lächerlich in die Dummheiten niederer Hollywood-Konfektionsware verabschiedet.
                          5 Sündenböcke.

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                          • 6

                            Paranormal Activity guckt durch Hitchcock’s Fenster zum Hof.
                            Zwei geltungsbedürftige High-School-Jugendliche wollen ihren Nachbar-Opa erschrecken und filmen das mit versteckten Kameras. Der perverse Spaß aus unerlaubtem Voyeurismus gerät völlig aus den Fugen…
                            Dadurch, dass Debütant Kasra Farahani die Found-Footage-Elemente geschickt einsetzt, lässt er den Betrachter am perfiden Manipulations-Experiment teilnehmen, spielt mit der Wahrnehmung des alten Mannes, ebenso wie mit der des Zuschauers und wirft dadurch ethische Fragen auf. Der Mix aus Dokumentarfilm-Realismus und Suspense-Horror funktioniert überraschend gut, selbst wenn die eingestreuten Gerichtsverhandlungsszenen als Ablenkungsmanöver das Tempo immer wieder herausnehmen. So entstehen unterschiedliche Sichtweisen auf die Geschehnisse, der Zuschauer wird zu einer moralischen Positionierung und zum Hinterfragen des Gesehenen motiviert.
                            6 klappernde Türen.

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                            • 5 .5
                              über Peelers

                              Übermäßige Sexualisierung und brutale Zerstückelungen.
                              Kleiner Neo-Grindhouse-Film, der Sex, Gewalt und sein bizarres Umfeld für feines Ausbeutungskino benutzt und mit Augenzwinkern nach der Beurteilung "so schlecht, das er wieder gut ist“ schielt. Stripperinnen, ölige Pseudo-Zombies und Girl-Power erzeugen einen fröhlichen Low-Budget-Exzess, wo auf „guten Geschmack“ gepisst wird (wortwörtlich und im übertragenen Sinne). Das Tempo ist ok, Genre-Reminiszenzen verschmelzen mit liebenswerten Charakteren. Die Parade aus Gore und schlüpfrigen Humor funktioniert, kann aber nur bedingt den Mangel an Originalität verstecken. Nicht überheblicher, sinnfreier Splatter-Nonsens.
                              Mit 5,5 Baseballschläger ordentlich zuschlagen.

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                              • 4

                                Ein amerikanischer Auftragskiller im falschen Bourne Ultimatum.
                                Diese Geburt eines neuen Action-Franchise kann als nicht sonderlich gelungen bezeichnet werden. Wie eine stumpfe Produktion für den Videomarkt der 80er und 90er wirkend, wird lediglich militärische Propaganda geboten, die in ihrem formelhaften Plot eine Hymne auf die halb-legale Terrorismusbekämpfung singt. Die aktuelle Dschihadismus-Phobie nutzend, erzählt „American Assassin“ eine krude Agenten-Geschichte um Rache, Terrorismus und Atomwaffen. Mit seiner seltsamen moralischen Schizophrenie wäre ein interessanter Beitrag über die Ausuferungen im Kampf gegen den Terror möglich gewesen, aber Doppelbödigkeit kennt das Drehbuch nicht. Hier ist alles eine persönliche Angelegenheit, Hauptsache der Muslim blutet. Der durchaus interessante Ansatz, wer erschafft hier eigentlich wirklich die Feinde, tritt zugunsten John-Wick-Brutalität und Spaß an Verstümmelungen zurück. Regisseur Michael Cuesta (Kill the Messenger) bedient konsequent die Niederungen des reaktionären B-Actionfilms, nur das er keinen charismatischen Hauptdarsteller an der Hand hat. Dylan O'Brien als unverbrauchte Hippster-Killer nimmt man seine gequälte Wut-Bürger-Seele nicht ab, Michael Keaton als sein Mentor spielt ihn lustvoll-locker in Grund und Boden.
                                Schnell anzusehende, magere Kost, die ebenso schnell zu vergessen ist. Da nutzt auch das "hübsche" Plan-Sequenz-Massaker am Anfang nix.
                                4 Unterwasser-Explosionen.

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                                • 6
                                  lieber_tee 28.11.2017, 15:16 Geändert 28.11.2017, 17:12

                                  Frauen in Not.
                                  "47 Meter Down" schafft es durchaus Hai-Phobie mit klaustrophobischen Tauchen zu kombinieren. Der unvergessliche Urlaub im Unterwasser-Käfig von zwei Schwestern erreicht seine Spannung dadurch, dass erstens die beiden Hühner unfassbar doof sind und zweites so ziemlich alles schief-geht was schief-gehen kann. Desaster-Tauchen als Thrill, nicht nur die fiesen Fische sind fies, sondern auch die Tiefe, die verrostete Seilwinde, die Sauerstoffflaschen usw… Der Film vereint alle Klischees des Horror-Kinos und des Katastrophenfilms. Nach einer knappen und etwas spackig wirkenden Einleitung, erzeugt Regisseur Johannes Roberts ein ständiges Gefühl des Unbehagens. Zwischen Spannung und Entspannung, zwischen Hysterie und Beziehungsklärung, zwischen klaren und trüben Wasser und zwischen realistischen und unlogischen Ideen erschafft der Film einen angenehmen, rhythmischen Schrecken. Oberflächlich, aber wirkungsvoll. Warum aber die beiden weiblichen Protagonistinnen ständig hinter Männer her sein müssen, ständig von ihnen reden, von ihren unbedingt errettet werden müssen oder als Mutproben-Motivation für den Tauchgang herhalten müssen, weiß wohl nur der sexistische Drehbuchautor.
                                  6-mal fragen wie der Hintern im Neoprenanzug aussieht…

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                                    lieber_tee 28.11.2017, 00:05 Geändert 28.11.2017, 00:06

                                    Kalkül - Der Film.
                                    Ein Franchise, das läuft und läuft.
                                    „Despicable Me 3“ spricht garantiert das jüngere Publikum an. Mit seiner hyperaktiven Art, Slapstick-Albernheiten und Minions-Kauderwelsch macht er Kinder froh. Ob die aufdringlichen 80er-Jahre Referenzen Erwachsene abholen, mag ich bezweifeln. Die computergenerierte Handwerks-Kunst ist mal wieder beachtlich, nur was hier als frech und witzig serviert wird, ist eigentlich nur ein Mangel an frischen Ideen. Der Film muss ständig hetzen, von Gag zu Gag, von Action-Set-Pieces zu Action-Set-Pieces, um seine wenig originellen Geschichten unter einen Hut zu bringen. Viel fliegt herum, farbenfroh sieht der Quatsch aus, der Verschleiß an Kreativität wird mit Tempo kaschiert.
                                    Bunt, laut und vergesslich.
                                    Fast 5 Millionen Kinobesucher in Deutschland können sich nicht irren.

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                                      lieber_tee 27.11.2017, 01:20 Geändert 27.11.2017, 12:01

                                      Halluzinatorischer Exorzismus aus Südkorea.
                                      Der zunächst sanft vor sich hin köchelnde Mystery-Thriller entwickelt zunehmend eine fast greifbare Aura des Bedrohlichen. Erkundet die Parallelwelten aus realen und spirituellen Universen, reflektiert das Gute und das Böse mit religiösen Betrachtungen und polizeilicher Ermittlungsarbeit. Der Zuschauer taucht in die undurchsichtige Düsternis des Horror-Kinos ein, irgendwo zwischen verdichteter Mythologie, Serienkiller-Krimi, schwarzer Komödie und Familiendrama.
                                      Folklore, Rassismus, Religion, Aberglaube und Rituale.
                                      Eingebettet in die gesellschaftliche und politische Situation Südkoreas jongliert Na Hong-jin (The Yellow Sea, The Chaser) mit wollüstiger Präzision mit den Erhöhungen des Horror-Kinos. Sein schamanisches Sammelsurium ist ein grotesker Albtraum aus Naturalismus und Mysterium. Immer wieder nach ekstatischen Genre-Momenten suchend, ist „The Wailing“ in seiner kaum erfassbaren Komplexität ebenso nebulös wie punktgenau auf Thrill ausgerichtet. Ständig wird der Betrachter mit Mehrdeutigkeiten manipuliert, so dass sich thematischer und cineastischer Reichtum offenbart. Erwartungen werden untergraben, Ursache und Wirkung werden vertauscht. Wir können nie Vertrauen in unserer Kenntnis über die Bilderwelten des Horrorkinos haben, zu beunruhigend ist das perfide Spiel damit. Trotz der epischen Länge von zweieinhalb Stunden gebärt der Film keine Langeweile, zu unerschütterlich und verstörend ist sein langer Weg.
                                      Schwindelerregendes Mind-Blowing-Kino, das seine Spuren bei mir hinterlassen hat.
                                      8-mal hinter dem Japaner herum-schnüffeln.

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                                        lieber_tee 26.11.2017, 00:40 Geändert 26.11.2017, 21:17

                                        Revengers oft the Galaxy.
                                        Die am wenigsten gemochte Figur im Marvel-Universum bekommt einen dritten Film. Zwischen prahlerischen Jahrmarktsrummel und (leicht) anarchischen Mut die Überladenheit des Superhelden-Kinos selbstironisch zu brechen, schafft es „Thor 3“ auf sympathischer Art sich über sich selbst lustig zu machen. Der kreative Ausverkauf bei Marvel wird mit dem albernen Geist eines Indie-Filmemachers aufgepeppt. Dem talentierten Taika Waititi wurde die Ehre zuteil ein Spießgeselle für die Franchise-Erfüllung zu sein. Sein Spagat aus farbenfrohes Spektakel mit ausdrucksstarken Bilden und Neo-Nostalgie soll die Kassen klingeln lassen. In den zahlreichen Momenten, wo der Filmemacher seine improvisierte Verspieltheit mit den Schauspielern auslebt, ist der Film stark. Für eine so gigantische Studio-Produktion hat er dann den Charme einer liebenswerten Low-Budget-Klamotte, für die der Regisseur bekannt ist. Der verworrene Plot aus Science-Fiction, Götterhämmerung und Serienerfüllung kann dadurch aber kaum kaschiert werden. Mit über zwei Stunden Laufzeit betäubt der Film die Sinne, ist ein Overkill aus Effekten und Unsinn, mit schwacher Dramaturgie. Der Versuch die erfolgreiche Guardians-of-the-Galaxy-Rezeptur als frischen Wind zu verkaufen ist gut gemeint, aber nur teilweise gelungen.
                                        6 anale Teleportationslöcher.

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                                        • 4
                                          lieber_tee 25.11.2017, 01:53 Geändert 27.11.2017, 00:19

                                          Flash over substance
                                          Egal wie hoch der Anteil von Zack Snyder bzw. der von Joss Whedon (unaufgeführt) bei der Gerechtigkeitsliga letztlich sein mag, das Endergebnis ist ein funktionell-freudloser Film, der lediglich den Rubel für das DC-Universum rollen lassen soll. Ein geradliniger oder erkennbarer Stil fehlt, große Ideen ebenso. Bei aller Kritik an „Batman v Superman“, der zwischen lächerlich-lärmender und faszinierender Superhelden-Kunst pendelt, die düsteren und schrägen Extravaganzen des exzessiven Snyder-Kinos sind scheinbar vorbei. „Justice League“ interessiert sich nicht wirklich für die „Menschen“ hinter den gott-ähnlichen Helden, er will nur ihre kommerzielle Ausbeutung. Da die bunte, sportlich-spaßige Marvel-Formel scheinbar beim Publikum besser ankommt als Snyders nihilistisch-depressive Bilderwelt, wird das DC-Universum eben schamlos marvelisiert.
                                          Entstanden ist ein seltsam planloser, schlampiger Superhelden-Team-Film. Ein erschreckend lustlos agierender Batman, eine angesagt-hochgespielte Präsenz von Wonder Woman (die natürlich, typisch „weiblich“, für die Gefühle und empathischen Vermittlung steht), ein machomäßig-brummiger Aquaman als Gegenpol, ein blasser Quoten-Schwarzer Cyborg in Leerlauf und ein Qicksilver, äh, Flash im nerdig-schwulen Spiderman-Hyperaktiv-Modus sind keine wirklich interessanten Charaktere. Sie bekommen in dem zusammengestoppelten Film kaum eine Chance sich zu entwickeln, sich zu positionieren. Ebenso wenig Zeit wird sich für die Wiederauferstehung von Jesus, äh, Supermann genommen. Ein eigentlich als Höhepunkt gedachtes Szenario verkommt zum drögen Nebenstrang, wird ganz schnell abgefüttert. Selbst die Marvel-Regel, bloß keinen adäquaten Gegner zu präsentieren, wird jetzt bei DC übernommen. Der Steppenwolf ist eine würdelose CGI-Witzfigur. Entsprechend schnell pustet Supermann und Co sie weg.
                                          Der Spannungsbogen ist kaum gespannt, alles plätschert so vor sich hin. Hier ein lustiges Geplänkel, da ein frecher Witz, dann rührselige Gespräche über heroische Verantwortung. Dazwischen wird gekämpft, mit unfassbar teuren Spezialeffekten, die enttäuschend billig aussehen. Ein kohärenter Film ist "Justice League" nicht. Ständig verpasst er seine Möglichkeiten, zu viele Regisseure und Studiobosse verderben den Brei. Das funktioniert vielleicht als Unterhaltung auf Sparflamme, macht ihn aber auch so schnell vergesslich. Kein Moment bleibt in Erinnerung, keine Sequenz ist ikonisch. Das Endergebnis hat man so bereits x-mal gesehen, leider halt auch besser. Z.B. bei Marvel.
                                          4 Energien der Mutterbox.

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                                          • 5 .5

                                            „Das Ende“ und „Stirb Langsam“ im Kaufhaus.
                                            Sympathische, kleine Überraschung in der öden Welt der Direct to Video -Veröffentlichungen. Alain Desrochers Film nutzt die minimalistische Prämisse um mit ein wenig nostalgischen Flair einen maskulinen 80er Jahre Actionfilm an den Mann zu bringen. „Security“ ist schlichtes Popcorn Action-Kino, das ebenso dumm ist, wie es „Spaß“ macht. Antonio Banderas holzt präsent durch die Gänge, es wird viel und albern geballert und am Ende ist der Held durch seinem eigenen privaten Krieg vom Kriegstrauma erlöst. Durchaus effektiv wird diese schlichte Geschichte auf das Wesentliche verdichtet, das Genre dabei natürlich nicht neu erfunden. Das schlanke Drehbuch expandiert in seinem schmalen Rahmen zu einem angenehm anschaubaren Actioner.
                                            5,5-mal die Filme von John Woo vorher geguckt.

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                                            • 6 .5
                                              lieber_tee 24.11.2017, 01:22 Geändert 26.11.2017, 02:58

                                              Im Labyrinth der Geschichten.
                                              Drei Fingerübungen von drei Koryphäen des Anime-Kinos, drei für sich allein stehende Geschichten, drei völlig verschiedene Kurzfilme, insgesamt in nur 50 Minuten erzählt. Das Projekt aus dem Jahr 1986 macht deutlich auf welchem hohen Niveau damals die japanische Animation war. Die Suche eines Mädchens nach ihrer Katze im ersten Segment ist eine abstrakte und nicht leicht zugängliche Sinneserfahrung, die kaum rational erklärbar ist. Die zweite Geschichte ist eine Art "überzeichnete" Alternative zu „Speed Racer“, in dem Autorennen ein Circus aus Tod und Überleben sind. Die letzte Episode führt die Automatisierung durch Roboter ad absurdum, mit schwarzen Humor. Der visuelle Einfallsreichtum ist bei allen drei Kurzfilmen berauschend ungezügelt und in detaillierter Handarbeit gezeichnet. Ihre Eigenartigkeit ist reizvoll, mehr in ihrer Erzählform als in ihren Inhalten. Denn eine komplizierte Geschichte lassen die viel zu kurzen Segmente nur bedingt zu.
                                              6,5 Roboter am Rande des Nervenzusammenbruchs.

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                                                lieber_tee 22.11.2017, 01:30 Geändert 29.11.2017, 02:43

                                                Nicht denken, nur schauen…
                                                Dean Devlin kommt aus dem Umfeld von Roland Emmerich und das ist in jedem Hagelkorn des Films spürbar. Der Film hätte ebenso vom Master of Desaster sein können. Das kann als Kompliment oder als Beleidigung verstanden werden…
                                                Die Prämisse ist, wie bei (fast) allen Katastrophenfilmen, denkbar einfach. Man nehme ein aktuelles Thema, hier der zerstörerische Klimawandel bzw. die globale Erwärmung, und peppt es mit planetarischer Bedrohung durch gigantische Wetterkatastrophen, ScienceFiction, Verschwörungen und einen Bezug zum chinesischen Kinomarkt auf. Dazu gibt es einen männlichen Weltenretter, eine ökologische Aussage, etwas sentimentales Drama und marginal anders besetzte Geschlechterrollen, gern multikulti. Das all diese Elemente attraktiv sind, liegt sicherlich nicht an den lose herumschwirrenden Handlungsfäden, sondern daran, dass der Film da am besten ist wofür er gemacht wurde. Obwohl „Geostorm“ eine miese Produktionsgeschichte hatte und als Mega-Flopp gesehen werden kann, funktioniert er als Jahrmarkt-Kino mit Schauwerten, trotz seiner (unfreiwilligen) Lächerlichkeit. Und Desaster-Movies leben von ihren Schauwerten. Wir wollen uns voyeuristisch an der Zerstörung der Welt ergötzen, Kettenreaktionen von Naturkatastrophen möglichst spektakulär anglotzen und uns an einen Countdown in letzte Minute erfreuen. Das ist der Teil an Unterhaltung, der bei „Geostorm“ funktioniert. Nicht innovativ, nicht clever, aber die Bilder sind spektakulär. Über den Quatsch nachdenken, etwaige nuancierte Aspekte betrachten, können wir nicht, denn das Tempo ist hoch genug, so dass dieser sympathische und schlichte Popkorn-Unsinn funktioniert.
                                                5-mal aus sicherer Entfernung das Klima-Chaos angaffen…

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                                                  lieber_tee 21.11.2017, 00:23 Geändert 20.05.2019, 03:20

                                                  Es ist nicht leicht in der Hölle High School zu überleben…
                                                  Dieser offensichtlich in der Kinofassung PG13 gezähmte Hybrid aus "Mean Girls" und "Final Destination" bietet absolut vorhersagbaren, energielosen Weichspül-Grusel für Minderjährige, die sich mit Mädels identifizieren können, deren größten Wünsche im Leben Shoppen gehen, Anerkennung, Geld, einen schönen Boy-Friend und coolen Papa zu haben sind. Die aber die Bedienungsanleitung ihrer magischen Lampe, äh, chinesischen Box nicht lesen können. Da wird der Zuschauer abgeholt wo er steht...
                                                  Der Regisseur vom Langweiler Annabelle peinigt uns wieder mit Genre-Kino. Das auf einem (wieder einmal schwachem) Drehbuch aus der Black-List basierende Filmchen ist ein aufgewärmter, mit bescheidener Spannung erzählter Horrorstreifen, der billige Lacher und billigen Grusel bietet. Wenn überhaupt. Mir ist klar, dass ich nicht die Zielgruppe bin, aber die angepeilten Teenager mit solch einem Heuler zu quälen finde ich auch nicht fair. Da nicht mal die vermeintlich schauerlichen Todesfälle splattern, stattdessen dröge Rivalitäten zwischen Jugendliche und ein wenig moralische Demenz angesprochen werden, hat der Film nichts, aber auch gar nichts, Originelles zu bieten, selbst das Bewährte ist fade.
                                                  3 teure Handtaschen aus Gruppenzwang kaufen.

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                                                    Psychologisches Sonnenbaden.
                                                    Als der Film 1969 im Kino erschien, lebte er von den Mega-Stars Alain Delon und Romy Schneider (die vorher eine Beziehung hatten) und den voyeuristischen Blick des Publikums vielleicht im amourösen Ringen der beiden nicht nur etwas Fiktionales zu entdecken. Jacques Deray nutzt diesen Mythos, die beachtliche Präsenz der beiden Darsteller, um beide wie zwei Katzen mit großen sexuellen Appetit unterkühlt umherstreichen zu lassen. Die wahren Emotionen unter der sonnengebräunten Haut im Verborgenen lassend, legt der Regisseur großer Wert auf Blicke, Gesten und Dekor. Die präzisen Dialoge und das ebenso präzise Schweigen entlarven nicht ausformulierte Gefühle. Das hat etwas theaterhaftes und steuert auf eine leider sehr vorhersehbare Tragödie zu. Wir sehen ständig gelangweilte Reiche im Luxus räkeln, was die Oberflächlichkeit der Menschen symbolisieren soll, aber der Film schaut nie darunter. "La Piscine" scheitert daran ein abgründiger Thriller zu sein, weil er sich nicht traut seine Abgründe (wie z.B. die zugeschriebenen Geschlechterrollen) offen zu legen. Seine (vermeintliche) psychologische Tiefe ist nie tief, schmerzt nicht. Mit enormer Schönheit und Eleganz wird hier artifizielle Langeweile gepflegt. Das ist vielleicht so gewollt, hat mich aber höchstens in seinem nostalgischen 60er Jahre Kolorit gepackt.
                                                    6 Lolitas auf Valium.

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