lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

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    lieber_tee 26.12.2015, 12:23 Geändert 26.12.2015, 13:33

    Niemand ist nur das, was er vorgibt...
    Mit ansehnlich-satten Berlin-Noir-Bildern und knarziger Action inszeniert Matthias Glasner einen sechsstündiger Krimi-Knaller für das ZDF, der ursprünglich als Neunzigminüter geplant war. Und natürlich, wenn es mal etwas Gewagtes, Anderes im TV zu sehen gibt, das sich in die puren Sphären des Genrefilms verirrt, wird es von den Zuschauern und Vorabend-Kritikern abgestraft. Zu viele Klischees, flache Charaktere und eine ausufernder aber doch zu schlichte Handlung. Die Geduld beim Publikum fehlt, das Verständnis für wesentliche Bestandteile eines Cop-Thrillers ebenso.
    Es ist ja auch verwirrend, wenn die Grenze zwischen Gut und Böse mal nicht gut konsumierbar, geradlinig verläuft. Wenn im besten Hard Boiled-Duktus die kriminellen Vergangenheit den Anti-Helden tangiert, eingeholt. Denn die ganze Sache ist komplex. Gegensätzliche Männer werden zu Marionetten politischer Machtspiele, die raue Geschichte um Schuld und Verantwortung wird mit langen Atem und Ambivalenz erzählt, ergänzt durch interessante, starke Nebenfiguren. Von Folge zu Folge entsteht ein Geflecht aus Polizeiarbeit und Privatem, aus Freundschaft und Familie. Mit expliziter Gewalt und Sleaze wird Politik als Hure, die keine Empathie hat und nur das System erhalten soll / muss, dargestellt. Immer weiter ausholend entsteht ein albtraumhafter Sog. Gutes zu wollen heißt hier immer mehr Mist bauen.
    Schon Dominik Graf ist bei solch einer Komplexität vor fünf Jahren mit „Im Angesicht des Verbrechens“ am Publikum gescheitert. Schade, denn auch „Blochin“ ist ein ebenso packendes, emotional mitreißendes Stück Genre-Kunst, das in seinen Überhöhungen und der Liebe zum Noir-Kino durchaus seinen Reiz findet. Und bietet mit Jürgen Vogel, als harter "Halunke" mit weichem Kern, einen prototypischen Protagonisten, der des Öfteren von dem sehr vielschichtiger agierenden Thomas Heinze zurecht an den Rand gedrängt wird.
    „Blochin“ ist besser als sein Ruf! Angenehm mutiges und frisches deutsches TV-Serien-Futter und ich freue mich, dass bereits vor der Erstausstrahlung von den Verantwortlichen eine zweite Staffel bestellt wurde.
    7,5 Punkte für die schmerzhafte Entblätterung der einzelnen Figuren.

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      lieber_tee 26.12.2015, 00:35 Geändert 17.04.2022, 23:06

      Bond ist müde und lieb geworden...
      Die Modernisierung und Dekonstruktion des Mythos ist abgeschlossen. War ja auch eigentlich gar keine, denn letztlich wurde das Bewährte Schritt für Schritt in seine Einzelteile zerlegt, nach seiner Funktionalität überprüft um am Ende wieder zusammengesetzt zu werden, ohne dass sich sonderlich viel geändert hat. Das Alte ist eben immer noch das Beste. So darf der neue Bond reichhaltig in Zitaten der alten Bonds wildern, immer mit dem überdeutlich aufgedrückten Stempel von Regisseur Sam Mendes. Edel in der Optik, Mittelpunktorientiert in der Kameraarbeit, operettenhaft in seinen Posen und nach spektakulären Schauwerte strebend.
      Ich hätte mir nach dem vielversprechenden Auftakt einen druckvolleren Beitrag gewünscht, denn in den Pausen ist „Spectre“ ein Psychodrama mit tragischen Familienhintergrund, verläuft sich darin ein wenig, so dass ich sehnsüchtig wieder auf Äktschen gewartet habe. Das emotionale Fundament, die Liebesgeschichte empfand ich als eher aseptisch, wenig reizvoll, fast lustlos. Die losen Enden der Vorgänger sowie die traumatisierte Psyche des fast ausrangierten Doppelnull-Seelenlebens werden in einem bemüht symbolischen Doppelfinale zusammengesetzt. Das ist alles so weit ok, hübsch anzuschauen aber jetzt darf gerne mal ein anderer Regisseur neue Impulse in die Reihe bringen. Craig macht Dienst nach Vorschrift, Nostalgiker werden sich über die vielen Referenzen freuen, der Erzähl-Rhythmus ist für Ü-40er angenehm zu folgen, Waltz walzt weiter…
      Der nächsten Bond darf aber gerne mal etwas mehr „Straße“ haben.
      6 Flugdrachen in einem Hurrikan.

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        lieber_tee 24.12.2015, 21:08 Geändert 24.12.2015, 21:54

        "Frohe Weihnachten, das Scheißhaus war voll!"
        Darf wohl in keiner Top 10 der besten Weihnachtsfilme fehlen und gehört für viele zum Fest wie Baum, Braten und Bescherung: „Christmas Vacation“ aus dem Jahre 1989, mit dem Oberkasper Chevy Chase und seiner Griswold-Familie. Alles was wir am frohen Fest so hassen und doch lieben wird durch den Eierpunsch gezogen. Sentimentalität und Harmoniesucht, Kaufrausch und Innerlichkeit, Lichterkettenglanz und Heimkatastrophe, die typische amerikanische Familie auf den Prüfstand des Größenwahns, den sie letztlich mit süßlicher Glasur besteht, denn die Gratifikation von Cheffe kommt doch. Der Streifen ist offensichtlich völlig beknackt, die Handlung ein gerne mit Fäkalwitzen garnierter Unsinn über den besinnlichen Feiertagsnotstand, der zum Hintern hinaus immer mehr aus dem eh schon recht lockeren Ruder läuft. Trotzdem, oder gerade deshalb, der mit viel Charme, Sarkasmus und Humor nett-lustige Weihnachtsklamauk macht Spaß, auch wenn sich sein Kultstatus mir nie ganz erschossen hat.
        6 Rotzis für den Rottweiler

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          lieber_tee 24.12.2015, 11:03 Geändert 24.12.2015, 23:27

          „Jeder Mensch verdient eine Verteidigung, jeder Mensch ist wichtig!“
          Historie-Thriller, der es besonders in der famosen Anfangssequenz schafft Wehmut nach vergangene, altmodische Filmzeiten zu erzeugen und angemessen verspielt das 60er Jahre Kino feiert. Mit edlen, gediegenen Bildern und in einem ruhigen aber nicht spannungslosen Rhythmus erzählt, darf ein sympathischer Tom Hanks als standhafter Amerikaner wieder einmal die Welt retten, angesichts verhärteter, misstrauischer Fronten des kalten Krieges. Garniert mit einigen skurrilen Coen-Dialog-Witzen entsteht ein übersichtlich-packender Plot, der nie zu aufdringlich oder plakativ wirkt. Oder ich habe mich an die Simplifizierung komplexe Themen im Spielbergschen Pathos- Modus gewöhnt, so das mich die schlichten Moralisierungen und Gut / Böse - Motive weniger stören. Denn ich mochte den tiefen Humanismus des Agenten-Austausches, der sich wie eine Feel-Good-Wärmflasche in kalten Zeiten anfühlt.
          7 eingetauschte Mäntel.

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            lieber_tee 23.12.2015, 19:38 Geändert 24.12.2015, 00:58

            In Jack Jaeckins ersten Film ist Emmanuelle zurückhaltend und entdeckt ihre verborgene Sexualität. In der Fortsetzung erforscht sie ihre Sehnsüchte weiter...
            Wir sind lüsterne Zeugen wie sie zu einer starken Frau wird, deren emanzipatorischer Ansatz sich in außerehelichen Exkursionen mit mehreren Partnern erschöpft. 1975, auf dem Höhepunkt der sexuellen Revolution, gehörte es zum frivolen Ton den perfekten Liebhaber und Freude am Sex zu finden. Die Fotografie ist reich und üppig, schwelgt in einer Postkartenansicht vom malerischen Hongkong, die Charaktere wirken nie real, schweben wie traumartige Kreaturen zu romantischen Klavier- Musik durch eine Soft-Core-Nostalgie in der es noch nicht AIDS gab und Sex in fremden Gegenden, mit fremden Gegenständen und fremden Leuten das Maß aller Dinge beim Wichsen im Bahnhofskino war. Ach wie schön, ach wie ermüdend.
            4 Vierer im Garten der Triebe.

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              lieber_tee 23.12.2015, 18:47 Geändert 23.12.2015, 21:27

              Dem Duo Jesse Holland und Andy Mitton schwebte wohl ein Mystery-Flick in der Tradition der 70er Jahre Horrorfilme vor, wo weniger das Haschen nach Effekten sondern mehr auf eine beängstigende Stimmung gesetzt wurde. Die Spurensuche einer Expedition nach den Bürgern, die im Jahre 1940 ihre abgelegene Heimatstadt aus unerklärlichen Gründen verließen und spurlos verschwanden, findet bewusst keine Auflösung sondern lebt von der Darstellung des Rätsels und den Reaktionen darauf, die in Selbstzerfleischung enden weil sich unterdrückte Begierden offenbaren. Fast schon mutig ist die Herangehensweise das NICHT als zeitgenössischen Splatterfilm zu erzählen, leider überträgt der gezeigte Irrsinn sich nicht auf den Zuschauer, ist auf Dauer eher nervig. Das Spiel mit der Furcht vor dem Unbekannten macht den Zuschauer schläfrig, so dass die unerwarteten Gewaltausbrüche zwar in ihrer Beiläufigkeit faszinieren aber es reicht nun mal nicht mäßig interessante Figuren durch den Wald des Wahnsinns stolpern zu lassen und dazu unheimliche Musik einzuspielen, YELLOWBRICKROAD wirkt zerfahren, nie auf den Punkt kommend.
              4 Genickbrüche.

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                Tarsem Singh hält sich mit seinen typischen, atemberaubenden Bilderwelten (nichtsdestotrotz sehr geschmackvoll fotografiert und montiert) zugunsten einer Unsterblichkeit-Geschichte zurück, die zwar interessante ethische Fragen stellt aber nie in eine tiefer gehende Betrachtung über die Grenzen von Fortschritt und Parameter was Mensch-sein ausmacht vordringt. Fast schon auf altmodisch-braver Art und Weise werden gängige Thriller-Motive mit ein wenig SF vermischt. Der Film findet immer wieder Momente der Selbstreflexion und Läuterung seines Protagonisten, verzichtet dafür sogar auf übertriebene Action. Das letztlich dann doch nur ein sanft vor sich hin plantschender, futuristischer Krimi entstanden ist, liegt an dem Überraschungsarmen Drehbuch, mit seiner Glättung durch allseits bekannten Wunschvorstellungen nach einer heilen Kernfamilienwelt.
                5 Flash-Backs ohne Pillen-Einnahme.

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                  über Shame

                  1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                  Mein vierter Wichtelkommentar im Rahmen der Advents-Aktion-2015 auf MP.
                  Für Souli, der bis auf seine weihnachtliche Marzipansucht alles fest im Griff hat.
                  „Shame“ ist eine unmissverständlich deutliche Studie über (urbane) Einsamkeit, Selbsterniedrigung und andauernde Verzweiflung, in kühl durchkomponierten, aufmerksamen Bildern erzählt. Die Momentaufnahme eines Mannes, für dem emotionsloser, selbst-verachtender Sex zur Ware, zur Sucht, zur Trauma-Kompensation geworden ist, wobei ihn jeder (F)Kick immer mehr entleert. Mit den unstillbaren Bedürfnissen nach Triebabfuhr, seiner freiwillig gewählten Isolation, ist er nur der traurige King of Hill. Denn die mechanischen und haltlosen Versuche sich irgendwie zu spüren zeugen von der Un-Fähigkeit zu lieben. Das kann als zeitgeistiges Porträt einer unerfüllten Sehnsucht-Gesellschaft gesehen werden und ist von Michael Fassbender grandios auf den Punkt gespielt. Erst die Zwangsnähe zu seiner Schwester bringt den Läuterungsanlauf der Hauptfigur in Schwung. Dieser wirkt zum Ende hin allerdings in seiner Melodramatik und reißerischen Fick-Exzess wenig subtil. Und, so Leid es mir tut, so richtig konnte ich mich mit dem gesamten Thema nicht identifizieren, vielleicht bin ich noch nicht ausreichend pornofiziert oder nutze nicht genügend mein Tinder-Profil.
                  7 Inch Gehänge.

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                  • 5

                    Horror-Road to Christmas 2015 (vierter Advent, wenn das Weihnachtsmännchen deinen Kopf abtrennt)
                    Santa Claus ist eigentlich ein teuflischer Dämon, der eine Wette mit einem Engel verloren hat. Deswegen muss er am Heiligen Abend nett sein und 1000 Jahre Geschenke an die Kinder der Welt verteilen. Aber jetzt ist endlich die Zeit um…
                    Platz da, hier kommt der Gabenbringer des Grauens, als fieser Anti-Coca-Cola-Reklame-Biker. Auf dem Niveau festlicher Bierdosen-Besoffenheit grölt der affektierte und bemüht absurde Anti-Familienfilm so vor sich hin, seinen Spaßblick auf das Feiertag-Gemetzel ist zeitweise angenehm böse, findet grantig-schwarze Gags. Durch den holprigen Streifen weht eine sanft-anarchische 80er Jahre Brise und die überraschende Puppen-Stopp-Motion-Einlage ist frech anzuschauen aber besonders im Endspurt wird der Witz zu oft umzingelt, bis er gar nicht mehr heraus kommt.
                    5 Punkte, weil der Streifen so originell wie braunes Klopapier ist.

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                      Camera Obscura - Italian Genre Cinema Collection #15
                      Zehn Menschen werden in einem verlassenden Theater eingeladen und nach und nach umgebracht.
                      Italienische Krimi-Filmkunst aus der 70er Giallo-Grabbelkiste, mit genre-typischer Logik-Abstinenz, Tittenshow, rasierten Achseln und zunehmend brutalen Morden. Ein Konglomerat aus unausgegorener Ideen, theaterhaft-steif dargereicht. Der Film weiß zwar nie was er will, verläuft sich dafür stilvoll in seinem grandiosen Setting.
                      5 Punkte für den Mann mit dem Guru-Jackett.

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                        lieber_tee 15.12.2015, 22:40 Geändert 21.02.2016, 18:30

                        "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #03
                        „Wie sieht dein Plan aus? Alle Mann töten!“
                        Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke. Eigentlich müssten die Blockstaaten der aufgehenden Sonne durch Dolph, Steven und Jean-Claude längst von vernarbtes Unheil gesäubert sein. Aber es gibt sie dennoch, die russische Mafia, die Rache des Enterbten und die holde Jungfrau, die aus den Fängen des Bösen gerettet werden muss. Unter dem Motto, Männer wissen wie man tötet, Frauen wie man überlebt, räumt Hr. Lundgren in Eigenregie mal wieder auf, macht den Osten zum wilden Weste(r)n. In einer bleihaltigen Sightseeing-Tour durch Bulgarien (soll Russland sein) tritt er ordentlich in fiese Klöten. Sein inszenatorischer Low-Level kann einigermaßen diese schliche Furznummer kaschieren, denn der Kameramann findet tatsächlich manch hübsche Bilder in seiner mittelalterlich anmutenden Bauern und Landwirtschaft Ostalgie. Zwar wird die Action gerne unnötig zerschnitten aber der Mechaniker richtet das irgendwie, dieses russische Brot ohne Hirnschmalz aber mit Blut-Butter macht müde Männer munter.
                        5 Punkte für den Standartgag mit Nylonstrümpfe und Keilriemen.
                        [http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray]

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                          lieber_tee 14.12.2015, 15:58 Geändert 14.12.2015, 17:44

                          Regisseur Eli Roth ist ein fieses Schwein.
                          Nein, nicht nur weil er gerne in Filmkommentaren und Kritiken in die Hölle gewünscht wird, sondern auch weil er seine Protagonisten durch die Hölle schickt, sie grausam foltert, zerstückelt, ihre Körper komplett zerstört. Das ist oberflächlich betrachtet immer mit einem Schauwert auf Gewalt versehen und konsequent dem (von ihm oft zitierten) Exploitation-Kino vergangener, schmieriger Zeiten geschuldet. Seine Filme allerdings nur auf Folter-Pornos zu reduzieren wird dem Filmemacher nicht gerecht. Denn interessanter Weise ist die Reaktion auf seine „Schundwerke“ überdimensional ablehnend, gereizt und gerne mit vulgären Entgleisungen behaftet.
                          Wodurch entsteht diese ablehnende Haltung, der schäumende Geifer gegenüber seinen Machwerken? Ob in „Hostel“ geile Backpackers die Sau im wilden Osten ficken wollen und dabei übel auf die Fresse fallen oder in „Green Inferno“ selbstgefällige Öko-Schützer beim Umarmen des Regenwaldes Opfer ihrer eigenen Überheblichkeit werden, Roth lässt gerne seine amerikanischen Landleute als selbstgerechte Trottel da stehen.
                          In „Knock-Knock“ wird die bildungsbürgerliche, sich modern und multimedial gebende Mittelschicht in ihren sicheren zu Hause mit ihren doppelmoralischen Wertevorstellungen konfrontiert. Als Home-Invasion von übersexualisiert dargestellten Weibchen, die aus einem verramschten B-Horrorfilm entsprungen sein könnten, bedroht die vermeintlich harmlose Frau die Männlichkeit, zersetzt sie lustvoll in ihre potenten Einzelteile mit perfiden Psychospielen. Wie eine billige Altherrenfantasie aus Pornoheften verführen feucht-lüsterne Chics den Daddy, dieser moral-steife Mann. Und natürlich kann er seinen Schwanz nicht unter Kontrolle halten und lässt seinen frustrierten Sexualtrieb, nach anfänglichen Skrupel, freiem Lauf.
                          War schon die lange Einleitung offenkundig in überzeichneten Pornophantasien verordnet, ist die folgende psychische Kastration des starken Geschlecht noch absurder, noch greller. Mit einem ausgesprochen Sinn für fiese Peinlichkeiten werden Schritt für Schritt die Statussymbole, heimischen Sicherheiten und das eigene Selbstbild des Protagonisten ordinär zerstört. Ob phallische Kunst, spießige Nostalgie auf dem Plattenteller, perfide Familienbilderschmierereien oder peinlich Rechtfertigungen des nicht steuerbaren Sexualtriebes, der Mann hat es nicht leicht mit diesen fiesen Mädels, die ihn zu einen Hampelmann seines eigenen, ach so coolen Biedermannstils machen. Mit einem deutlichen Lustgefühl für gehässiger Anarchie erniedrigen sie den armen Mann.
                          Ja, Eli Roth kann nicht nur Körper zerstückeln sondern auch die Seele eines Mannes. Dabei werden die traditionellen Machtverhältnisse ad absurdum geführt. Arme Ghetto-Schlampen zerstören die reiche Kleinbürgerlichkeit, die sich am anonymen, vereinsamten Rand der Stadt angeblich so sicher fühlt. Und dann werden auch noch die ungleichen Geschlechterbeziehungen torpediert. Frauen rächen sich am Herrn der Schöpfung, der sie zu Sexualobjekte, zu williges Fleisch reduziert hat. Degradieren ihn zu einen Kinderschänder, zur pädophilen Sau.
                          Roth wäre nicht Roth, wenn er diese schrittweise Dekonstruktion von Männlichkeit nicht als pervertierende, moralisierende, völlig überzeichnete, grimmig-komische Satire abfeiern würde. Für eine ernsthafte, thesenhafte Auseinandersetzung über Geschlechter- und Macht-Verhältnisse in unserer Gesellschaft interessiert er sich nicht. Der Streifen kommt eher wie die geschmacklose Exploitation-Version von Hanekes "Funny-Games" daher. Ihm ist peinlich berührender, fremd-schämender Gaudi wichtiger. Einen Feminismus-Diskurs geht dem Film komplett ab, dafür sind die fiesen Schnallen und ihr perfides Verhalten zu irre-absurd dargestellt.
                          Letztlich knüppelt Roth in „Knock-Knock“ blind auf den männlichen Sack herum. Mit sichtbaren Spaß trifft er auch mal. Grundsätzlich ist ihm das schmerzhafte Prügeln als Solches wichtiger, daher überraschen mich die Hasstiraden gegen über den Film nicht.
                          7-mal Klopfen.

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                            lieber_tee 13.12.2015, 20:22 Geändert 13.12.2015, 20:52
                            über Liebe

                            1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                            Mein dritter Wichtelkommentar im Rahmen der Advents-Aktion-2015 auf MP.
                            Liebevoll SoulReaver gewidmet.
                            „Es ist schön, das Leben. Das lange Leben.“
                            Die gehaltvollere und einfühlsamere Version von „Honig im Kopf“.
                            „Liebe“ ist eine bewundernswerte Geschichte über die schmerzhafte Schönheit von Liebe und Tod. In einer reinen, undramatischen und ungekünstelten Form ohne Gefühlsduselei erzählt. Mit dem gesellschaftlich verdrängtem Tabuthema des Altwerdens und möglichen Sterben als Akt des körperlichen und geistigen Verfalls werden wir fast alle irgendwann einmal konfrontiert. „Amour“ offenbart uns unsere eigene Vergänglichkeit und stellt die Frage wie diese von Familie und Freunden angenommen wird. Und er stellt die Frage was in diesem Zusammenhang bedingungslose Liebe ist, in guten wie auch schlechten Zeiten. Formvollendet und mit einer Ruhe, in der eine große emotionale Kraft liegt, lässt uns Haneke an eine kammerspielartige Lebens-Reise teilhaben, wo Zimmer, Blicke, Gesten, Rituale, Stille, Metaphern sich zu einen empathisch erschließbaren Raum zusammenfügen, immer der Ambivalenz der Geschehnisse bewusst. Schauspielerisch feinsinnig getragen von zwei Altstars des französischen Kinos (Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva) stehen die formalen Mittel nicht thesenhaft im Vordergrund, sie werden ebenso respektvoll wie angemessenen mit Ab- und Anstand angewendet. Haneke nähert sich dabei seinem alternden Ehepaar mit einer unerbittlichen Genauigkeit und tiefen Humanismus.
                            9 Pflegestufen.

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                              Horror-Road to Christmas 2015 (dritter Advent, wenn Jesus zum Fest am Kreuz hängt)
                              „Das Wichtigste ist der Enthusiasmus.“
                              Der Debütfilm des belgischen Autor und Regisseurs Fabrice Du Welz ist ein groteskes Gleichnis auf die Kreuzigungsgeschichte, gekreischt als Klagelied der Schmerzen zu Weihnachten. In einer pervertierten, „verkehrten“ Welt, irgendwo im tiefen, gottverlassenen Wald, werden grob dem Backwood-Genre folgend, die Themen Verlust und Einsamkeit als irreales Theater der Misanthropie und Qual offenbart. Die bedrückende, unbehagliche Stimmung, mit ihrer Mischung aus schlammig-dreckigen Realismus und zunehmend apokalyptischer Endzeit-Verortung trägt zwar nicht den kompletten Film, übt aber eine reizvolle Faszination aus, auch wenn ich wohl nicht alle Verweise und tiefer gehende Ambitionen des Filmemachers verstanden habe.
                              6 traurige Künstler.

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                                lieber_tee 13.12.2015, 01:57 Geändert 13.12.2015, 02:20

                                Man kann nicht ewig auf der jugendlichen Welle reiten...
                                Hinter dem Ballermann-Sex-Cover steckt eine vermeintlich
                                Adoleszenz-Ficki-Ficki-Produktion, die der Film kaum erfüllen möchte, denn "Surf-Party" ist eher ein etwas gönnerhaft-väterliches Coming-of-age-Filmchen mit bekifften Jugendlichen, die erst noch den "Ernst" des verantwortlichen Lebens kennen lernen müssen und dabei ständig über Pups und Furzwitze stolpern. Irgendwie niedlicher Streifen, etwas unbeholfen, überhaupt nicht mein Genre, aber weit aus besser als ich erwartet habe.
                                5 symbolische Trümmer des ewiglichen Surferlebens.

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                                  lieber_tee 12.12.2015, 18:36 Geändert 13.12.2015, 04:13
                                  über Baskin

                                  „Wir fürchten uns vor Niemanden!“
                                  Mit der türkischen Filmszene kenne ich mich nicht aus. Ich weiß, dass es eine gibt, vor deutschen Augen ist sie aber selten zu sehen. So ist es interessant, wenn ein Regisseur aus der Türkei überraschend viel positives und wohlwollendes Gehör mit seinem Film in Horrorfan-Kreisen findet.
                                  „Baskin“ ist handwerklich ohne Frage ein gelungenes Beispiel, wie Genre-Affinität und Begabung eines Filmemachers ein hübsch anzuschauendes Produkt vollbringt. Interessant ist zusätzlich, wie Can Evrenol türkische Männlichkeit zum Thema seines Films macht. Im ersten Drittel unterhält sich eine Gruppe von vulgären und höhnisch lachenden Polizisten über Sodomie. Sie stellen steile Thesen auf, dass 70 oder 20 Prozent der türkischen Männer im Militärdienst Tiere ficken. Dabei prahlen sie mit vergangenen Puffgeschichten, in denen sich kaum verhehlende Homophobie offenbart und verprügeln sich anschließend. Nach dem sie Fluchen wie die Rohrspatzen, trauen sie sich in Zwiegesprächen ihre Ängste und Albträume zu offenbaren, die so gar nicht in das reife und doch pubertäre Männlichkeitsild passen. Im weiteren Verlauf des Films beginnt dann der Sturz in die Hölle, die Dekonstruktion von türkischer(?) Männlichkeit. In surrealen Bildern eröffnet sich den Protagonisten des Films eine orientierungslose und bedrohliche Reise am Arsch der verfluchten Welt um im letzten Drittel in einer perfiden Orgie aus Folterhorror zu enden. Quälerisch, zäh ist der Weg. Er führt zum Zerstückeln von Männern durch absurd-verformte, bösartige Wesen, in einer Welt wo das ziegenfickende Weibchen als einzige (kurze) Frauenfigur wieder auftaucht. Blut, Sex, Körperzerstörung, eine viehische Suppe aus Matschhirnen in Dantes Inferno. Die Fontänen des roten Lebenssaftes propagieren die Überwindung von Ängsten.
                                  Mag sein das der Zuschauer sich eher auf die apokalyptisch-derbe, bedrohliche Stimmung des Filmes einlassen muss um ihn abzufeiern wie es hier viele tun. Ich konnte mit diesem, türkischen Hellraiser, der reichhaltig und hand-gemacht in blutroten bzw. tiefschwarzen Bilder des 70er und 80er Jahre Horrorkinos schwelgt, nicht so viel anfangen. Ich hätte wohl nicht nach einer Handlung suchen sollen, mich ausschließlich auf die Leidens-Bilder von Arschlöchern konzentrieren sollen. Denn was diese Orgie aus perfider und unsympathischer Männlichkeit und viehischer Gewalt mir sagen will habe ich nicht entschlüsseln können.
                                  5,5 Punkte für Flüche wie: „Wer uns auf den Sack geht, dem reißen wir den Sack raus! Wir ficken dich, du gott-verdammter Hurensohn!“
                                  Amen.

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                                    lieber_tee 10.12.2015, 01:18 Geändert 10.12.2015, 01:35

                                    SPOILER!
                                    Im Zentrum des in Cannes mit der Goldenen Palme 2015 ausgezeichneten „Dheepan“ steht der Wert von Familie als Sehnsucht und Illusion.
                                    Drei sich fremde Menschen bilden eine Zweckgemeinschaft um das Kriegsgebiet Sri Lanka zu verlassen und Familien-Asyl in Frankreich zu bekommen. Angekommen im trostlosen Sozialbau-Stadtrand entstehen mehrere interne und externe Konflikte, die im Kern den traumatisierten Zustand von Flüchtlingen offenbaren.
                                    Mit sensiblen Einfühlungsvermögen beobachtet, ist die erste Stunde ein realistisches Sozialdrama und eine Liebesgeschichte über verlorene Seelen, Fremde in der Fremde, um dann, unvermittelt, in einen kruden Gangster-Selbstjustizfilm zu mutieren. Die kriegsversehrten Menschen treffen auf Integrationsrealismus, treffen auf Genre-Klischees, treffen auf Machtzustände, die dem entflohenen Krieg ähneln. Von überzeugenden (Laien-) Darstellern getragen, entsteht eine verstörende Spirale der Gewalt.
                                    Offensichtlich versucht Regisseur und Autor Jacques Audiard Realismus mit filmischer Fiktion zu verbinden, überhöht zunehmend die Motive von Macht, Versehrtheit und Liebe, erzeugt ver-rückte Bilder, die in ihrer Stimmung den kriegerischen Konflikt von der Ferne in den Pariser Vorort bringt, ihn sogar identisch sieht um am Ende in ein seltsam paradox-verkitschtes Heilbild der Geborgenheit zu münden.
                                    Oder ist das polemisch gemeint?
                                    7 neue Ansätze für den Integrationsbeauftragten.

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                                      über Curve

                                      73-minütige Blumhouse-Produktion, die wie ein Mash-up aus The Hitcher und 127 Hours daherkommt, unprätentiös, knackig auf den Punkt gebracht. Das minimale Hight-Konzept ist sicherlich vorhersehbar und die verzweifelten Überlebens-Versuche der Jungfrau in Nöten wirken konstruiert, besonders zum Ende hin. Aber mir hat gefallen wie hier ein Geschlechterkrieg zwischen vermeintlich passiver Weiblichkeit und männlicher Bedrohung zu einer befreienden, selbstbewussten Final-Girl-Phantasie wird. Das beißt härter zu als erwartet, auch wenn es in der Genre-Landschaft mittlerweile nichts Neues ist.
                                      6,5 achtziger Power-Balladen

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                                        lieber_tee 09.12.2015, 01:55 Geändert 09.12.2015, 12:07

                                        Foxs nächster Versuch der Marvel-Comic-Verfilmung ist ein kommerzieller Griff ins Klo, offenbart überdeutlich wie die Superhelden-Monokultur selbst-verschuldet den Bach hinuntergeht und wie gering der künstlerische Bedarf in dem Mainstream-Kino zugreifenden Super-Konzept ihrer Macher ist.
                                        Wir werden wohl nie wirklich erfahren was bei der Produktionsgeschichte alles schiefgegangen ist. Alle bewerfen sich gegenseitig mit Schuldvorwürfen für dieses Desaster. Wenn hier wirklich mal Heldenkino über das Gefühl sich selber fremd zu werden geplant war, davon ist im Endergebnis wenig zu spüren. Lieblos spult Regisseur Josh Trank im Schnelldurchlauf das gängige Spektakelprogramm herunter.
                                        Nimmt sich der Film zunächst noch ungewöhnlich viel Zeit für seine Figuren, ist schon da enttäuschend, das nur x-mal gesehenes Jugendkino geboten wird, wo nerdige und coole Typen herumlaufen, die wenig Tiefe haben. In der Mitte gibt es dann einen Break. Überraschend düster werden die Superkräfte als seelische Deformierungen und Belastung psychologisiert. Dieses spannende Thema wird aber nach wenigen Minuten komplett aus den Augen verloren, stattdessen bekommt der Zuschauer nur Binsenweisheiten wie „Familie ist wichtig“, „Wir können etwas Gutes bewirken“ und „Gemeinsam sind wir stark“. Die ausgelegten Spuren werden nicht vertieft, stattdessen gibt es das übliche, heran geklatscht wirkende CGI-Leuchtfeuer mit Kampfgetümmel.
                                        Neben dem generisch-öden Drehbuch gibt es auch inszenatorisch nicht viel zu melden. Tank filmt die ganze Chose undynamsch, gelangweilt herunter, dazu passen die erschreckend uncharismatischen Darsteller perfekt. Noch ein wenig Wissenschaftshörigkeit und Militärkritik, fertig ist der Einheitsbrei, der einfach nur fade schmeckt, mit dem bitteren Beigeschmack, das vielleicht doch ein mutigerer Film im Film hätte stecken können.
                                        4 müde Helden.

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                                          lieber_tee 08.12.2015, 23:53 Geändert 21.02.2016, 18:28

                                          "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #02
                                          Ein mit Reue und stoischer Wut gefüllter Killer versucht seine Menschlichkeit und Buße durch die Rettung junger Mädchen aus den Fängen eines pädophilen Sklavenhändler-Netzwerkes wieder zu erlangen, prügelt sich als unzerstörbare Ein-Mann-Entwertungsmaschine durch die Welt der Bösen. Er trifft auf ausrangierte Gesichtsbaracken des ehemals erfolgreichen Kinos um ihnen mit Roundhouse-Kicks die aufgequollene Visage zu polieren. Das erinnert phasenweise in seiner Dünnbrett-Mentalität an humorlose 80er Straight-to-Video-Prügel-Produktionen. Immer schön reaktionär glatt-poliert, nervös-hektisch im Digital-Design gefilmt und pausenlos mit Elektrobeats zu gewimmert wirkt London und Amsterdam wie ein enthemmtes Billig-Lohn-Land und hat außer ermüdenden Fights in solider Action-Choreographie nichts zu bieten.
                                          4 Botox-Fressen zum Einschlagen.
                                          [http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray]

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                                            lieber_tee 07.12.2015, 16:22 Geändert 09.12.2015, 00:12

                                            Horror-Road to Christmas 2015 (zweiter Advent, wenn der Zuschauer vor debilen Unsinn einpennt).
                                            Die einzige Regiearbeit von Schauspieler David Hess (der fiese Irre aus Wes Cravens HOUSE ON THE LEFT) ist ein typischer Beitrag des Weihnachtsslasher-Sub-Genres und den Konventionen nahezu pedantisch ergeben. Sexuell hoch-motivierte Mädels im Campus-Ferien-Modus wollen die große Rute von Jungen spüren, eine ordentliche Nachhilfestunde in Geschlechtsverkehr bekommen. Es liegt auf der frivolen Hand, dass freizügiges, alkoholisiertes Treiben mit der christlich-konservativen Moral vom rächenden Weihnachtsmann bestraft wird und die milchtrinkenden, schüchternen und unschuldigen Protagonisten höhere Lebenschancen haben. Vielleicht irgendwo noch reizvoll im Widerspruch zwischen dem Palmen-Sommer-Setting und der weihnachtlichen Zeit, bietet „Blutbrecht“ Todesschreie als Orgasmusschreie. Ist dabei so charmant wie ein rostiger Eisenträger, da sich dieser sexistische Keksteig durch sattsam bekannten Slasher-Formeln ohne jegliches Geschick miefige Sündenbestrafung abarbeitet, so dass der Zuschauer eine hohe Schmerzgrenze für Trash haben muss um das durchzustehen.
                                            4 total uninteressante Bierdosen.

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                                              lieber_tee 06.12.2015, 21:03 Geändert 06.12.2015, 22:54

                                              Mein zweiter Wichtelkommentar im Rahmen der Advents-Aktion-2015 auf MP.
                                              Für den wahrhaftigen SoulReaver.
                                              Kriegsfilm ohne Kriegsbilder.
                                              Nuancierte Darstellung über den Krieg, der nach Hause kommt, dem Umgang mit persönlichen Erschütterungen, der verletzlichen Gewissheit nie mehr der strahlende Held zu sein. Das Regiedebüt des Drehbuchautors Oren Moverman beschreibt die Arbeit zweier US-Soldaten, die Angehörigen von Gefallenen bemüht un-emotional und formgerecht (Rein-Raus und Auf Wiedersehen) die Todes-Nachricht zu überbringen, das allerdings selbst nicht cool weg-stecken können. Traumatisiert von ihrem eigenen Schlachtfeld, versuchen sie den Spagat zwischen Höflichkeit und Mitleid, mögliche Anteilnahme passt aber nicht zu Patriotismus und reißt Schmerzen des Verlustes auf. Denn Krieg deformiert den Menschen, seine Narben fressen sich bis ins Privatleben, offenbaren eigene Einsamkeit. Mit betont ruhiger Inszenierung und dem sensiblen Spiel der Darsteller Woody Harrelson und Ben Foster wird aus einem Männerfreundschaft-Buddy-Movie, über zwei Typen die ihre eigene Trauer und Trauma-Arbeit noch vor sich haben, ein empathischer Antikriegsfilm, der nicht anklagt sondern von tiefen Humanismus geprägt ist, freilich natürlich nur aus US-amerikanischer Sicht seiner Soldaten bzw. Angehörigen. Tränendrüsen-Schmalz mit pathetischer Musik meidend, ist „The Messenger“ zwar nicht frei von Klischees, bleibt aber bis zum Schluss parteilich auf der Seite seiner Protagonisten und entlässt auch den Zuschauer mit Fragen über individueller, politischer Schuld, der „Moral“ von Krieg, gibt keine Patentantworten, was gut so ist.
                                              7 Todesengel.

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                                                lieber_tee 03.12.2015, 08:56 Geändert 21.02.2016, 18:25

                                                "Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #01
                                                Ach ja, Steven Seagal…
                                                Hier kaschiert er seine Jahrzehnte lang gepflegte, aufgedunsene Bewegungslosigkeit in Geist und Körper mit einer Gesichtsmöse und weiten Ledermantel. Licht und Finsternis, Schuld und Sühne sitzen tief im Herzen des ehemaligen Elite-Soldaten, phrasenhaft palavert er Bullenscheiß-Philosophie vor sich hin, die (wie so vieles im Film) wie eine ranzige Selbstparodie wirkt. Im Bruchbuden-Bukarest-Ost-Rotz-Look kämpft er für Ehre, Nutten und kugeläugige Kinder. Als volksnaher, einfache Handwerker macht er böse Dinge mit bösen Jungens, wankt mit seinem bräsigen Klon Victor Webster durch ein Säuberungsprogramm schmutzig rein-blickender Schurken, kloppt und schlitzt in sauberer CGI-Blut-Optik. Eine inszenatorische DTV-Action-Meisterschaft eines Isaac Florentine oder John Hyams ist bei Regisseur Keoni Waxman vergeblich zu finden, die Kampfszenen sind zumindest nicht völlig orientierungslos und zerschnitten. So sieht man hier zähen Käse beim Schimmeln zu, der in allen Belangen stinkt und nie gut schmeckt.
                                                Ein weiteres Seagal-Vehikel rollt in die Tonne…
                                                3,5 Räuchermännchen der Rache.
                                                [http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray]

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                                                  Der Teufel ist unter uns, der Vatikan schlecht gelaunt.
                                                  Immer bemüht, durch Einschübe von Überwachungskamera-Bildern, die krude Genre-Realität um Besessenheit, Exorzismus und Antichrist in die Alltäglichkeit zu verordnen vergisst Regisseur Mark Neveldine (Crank) irgendetwas Originelles oder Neues zu erzählen. Wie ein Workaholic arbeitet er sich manisch durch die bekannten Ingredienzien des verkirchlichten, konservativen und von tiefer Frauenverachtung durchdrungenen Austreibungsfilms, arbeitet die allseits bekannten Motive als eine hektisch montierte, laut-grelle Dauerschleife ab. Oberflächenreize werden holzig zusammen-gezimmert, mit einer seltsam unerquicklichen Ernsthaftigkeit, die lächerlich wirkt. Am Ende ist ein wackeliges Gerüst entstanden ohne filmischer oder gar kunstvoller Architektur und bricht laut klappern unter der Last seiner Anspruchslosigkeit zusammen.
                                                  4 Eierlegende Frauen.

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