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Alle Kommentare von lieber_tee
Ausschabung von Menschlichkeit.
Der Debüt-Spielfilm des Regisseurs Miroslav Slaboshpitsky besticht in seiner stilistischen Kompromisslosigkeit, seinem klaren Konzept. Konsequent in Gebärdensprache erzählt, ohne Übersetzung und Filmmusik, bleibt dem Zuschauer nichts anderes übrig als Mimik und Gestik der Personen, den klug durch-komponierten Bildern einer grau-farblosen Ost-Tristesse genau zu folgen. Überraschender Weise funktioniert das, die Geschehnisse und Figuren sind verständlich.
Die Geschichte eines taubstummen Jugendlichen, der sich im geschlossenen Paralleluniversum eines Behinderten-Internats einer dort herrschende Gruppe anschließt, die Drogenhandel und Prostitution betreibt, ist ein Aufsteigen in Hierarchien und Hackordnungen, spiegelt (möglicherweise) die Machtstrukturen, das Chaos und die Unmenschlichkeit der Ukraine wieder. Die Aufnahmerituale der Gewalt sind Männlichkeitsrituale, jeder Funken an Liebe im System zerreibt sich in Besitzansprüche und erfickter Freiheit.
Mit detailfreudig durchdachten Plansequenzen, einem beobachteten, dokumentarischen Duktus wird eine ungemein hohe Intensität erzeugt. Die Stille verstärkt das Gefühl der Trauer und Einsamkeit, nur kurz unterbrochen von Schmerzenslauten und dem Stöhnen sexueller Lust.
In seiner kalten Darstellung von systematischer Gewalt ist die ganze Verzweiflung eines Landes zu spüren, in dem Jeder um sein Überleben kämpfen muss und sich holt was er glaubt haben zu müssen.
7,5 Hammer für dieses unangenehme Kino des Schmerzes.
„Man hat immer eine Wahl. Du hast einfach nur die Falsche getroffen!“
Johnny „Whitey“ Depp verkörpert einen skrupellosen, beinharten Schweinehund, der Dank einer unheiligen Zusammenarbeit mit dem FBI zum mächtigsten Gangsterboss in Boston aufsteigen kann und zeigt endlich mal wieder eine vorzügliche schauspielerische Leistung. Er schafft es, das hinter der kalten Maske aus stechend-blauen Augen, schütteren Haar und talgiger Haut das psychopathische Böse nicht zu einer Karikatur verkommt sondern wegen seines zurückhaltenden, schmierigen Spieles eine unheimliche Faszination, beängstigende Doppelgesichtigkeit bekommt.
Obwohl der Film ständig nach den großen Klassikern des Genres strebt, sie in seinen x-mal erzählten Motiven, Figuren und Abläufen kopiert, kann er ihnen nie das Wasser reichen, weil er sich dramaturgisch zu fade präsentiert. Es ist schon (fast) eine Kunst wie gekonnt Regisseur Scott Cooper in seiner dritten Regiearbeit jeglichen Thrill umgeht.
Dennoch ist der Film in Einzelszenen packend. Immer dann wenn er seine offene und latente Gewaltstimmung, die auf Angst erbaute Perversität einer falsch verstandener Freundschaft, verdichtet.
Der Kern-Aspekt, eine zweckmäßige Straßen-Jungen-Freundschaft im Kiez als trübe, irischen Glücksklee-Blut-Suppe aus Ehrenkodex, Loyalität, brutalster Gewalt und Selbstbetrug darzustellen, kann auch als böse Abrechnung über ein urbanes Amerika verstanden werden, dessen Verquickung von Polizei, Politik und organisierter Kriminalität vielschichtig ist.
Letztlich bleibt „Black Mass“ in seinem Gesamteindruck, trotz interessanter Ansätze, nur der übliche Aufstieg und Fall eines dreist-irren Kriminellen. Der Streifen wirkt wie ein Scorsese für Arme, kann mit seinem großartigen Schauspieler-Ensemble und eigentlich interessanten Figuren nichts Nachhaltiges erschaffen. Und über die arg schlicht geraten Frauenbilder als Mutter, Nutte und bedrohtes Opfer lege ich lieber den Mantel des Schweigens.
5,5 schmierig-grinsende Gesichter.
Chat-Unterhaltung zwischen SoulReaver und mir bei der zeitgleichen Betrachtung des Romero-Cuts von „Zombie“ (Dawn oft the Dead):
- Findest du, das Quartett bildet eine auf Faschismus basierende Gemeinschaft?
- Nein. Meinst du das Quartett ist faschistisch?
- Nicht faschistisch per se, ihr Zusammenleben untereinander, die Machtverhältnisse. Sind da faschistische Ansätze? Wie sie ihr Zusammensein strukturieren?
- Ne, die haben ja Mitleid mit den Zombies... Faschistisch hieße ja auch diktatorisch, sehe ich nicht so...Und ein Schwarzer ist ihr moralischer Anführer...
- Ich frage nur, hab mal irgendwo gelesen, dass es da faschistische Anleihen gibt in der Darstellung des Zusammenlebens.
- Ich sehe in der Gruppe eine Männerfreundschaft, ein weibliches Motiv der Hoffnung und des Überlebens und einen ambivalenten Charakter. Wenige Hierarchien. Viele Entscheidungen werden erst diskutiert. Keine Ahnung wo da Faschismus ist.
- Und was sagt der Film über Herrenmenschen aus?
- Es gibt keine Herrenmenschen... Alle sind Opfer, Unterlegene.
- Ein Kritiker auf MP sagt: „Das Utopia, das sich hier in den oberen Etagen der Mall aufgebaut wird, basiert auf Grundzügen des Faschismus, der nur von der Anarchie (Rocker) bedroht und letztlich gestürzt werden kann.“
- Da spaltet er aber viele zentrale Szenen aus. Und der Supermarkt ist kein Utopia sondern eine Falle.
- Ich sehe da auch gar keine ungleiche Verteilung von Machtverhältnissen. Ein anderer Kritiker auf MP schreibt: „Der Film steht für Amerikas Hedonismus und Imperialismus, für Herrschaftsmenschen, für unaufhaltsame territoriale Eroberung, die es zulässt, dass der beste Freund stirbt, weil er sterben muss.“
- Quatsch. All die oben genannten Begriffe werden gebrochen. Zielgenau!
- Sollen die Zombies die Herrschaftsmenschen sein?! Der Kritiker sagt ja quasi, dass es etwas zu erobern gäbe, dabei ist doch alles verloren.
- Ja.. ALLES!!!!!
- Ja, und am Ende wird überdeutlich, keine Figur hat ein Interesse daran, einen gewissen Besitzanspruch auszuleben.
- Selbst die Hoffnung ist fragil...
- Das ist doch der Gemeinschaftssinn, der darauf abzielt, zusammen einen Platz zu finden, der kurze Zeit Sicherheit verspricht.
- Es geht ja auch um das Überleben und nicht um das Besitzen.
- Alles zu besitzen bedeutet hier ja auch, für nichts mehr Verwendung zu finden.
- Ja, die berühmte Konsumkritik, mit dem Holzhammer. Haben ohne etwas zu haben.
- Das ist Zivilisationskritik, dahin führt das staatlich-strukturierte Miteinander, im Extremfall.
- Der Film ist zutiefst humanistisch. Freundschaft, Achtung, Hoffnung steht vor Anarchie und System.
- Und er ist trotzdem auch zivilisationskritisch - und zwar deftig.
- Zivilisationskritisch, in dem er die Maske der Menschlichkeit herunterreißt. Welcher Wert hat das Leben angesichts der Apokalypse?
- Er wird zivilisationskritisch, wenn man den Zombies die entsprechende Funktion zuschreibt.
- Die Zombies sind Opfer, sind ein Teil von uns. Zentrales Zitat: Der Pastor am Anfang sagt: "Wenn die Toten auferstehen, dann müssen wir das Morden beenden, sonst werden wir wie sie..." Der Mensch definiert sich durch Humanismus!
- Ja, und natürlich: "Sie sind ein Teil von uns. Was haben wir uns nur angetan?"
- Stimmt, der Film ist voll mit solchen Zitaten.
- Geht auch um eine unfreiwillige Liebesunfähigkeit in dieser Lage, weil Liebe freie emotionale Entfaltung bedeutet und die nicht mehr gegeben ist. Die Szenen zwischen dem Paar, diese Leere in den Blicken, man will, aber man kann nicht.
- Starke Szene. Was macht die Apokalypse mit uns? Hatte überlegt dem 9,5 zu geben, weil der Romero-Cut doch arg holprig phasenweise ist. Die Szenenübergänge sind manchmal grob-motorisch. Aber dafür inhaltlich klarer. Das gleicht es aus.
- Hm, 8,5 oder 9, überlege ich mir. Fand den nur am Anfang kurz holprig. Fällt bei mir gar nicht ins Gewicht. Danach findet der seine Balance, Figuren charakterisieren und studieren.
- Im Gesamteindruck ja. Aber der Argento-Cut hat mehr Flow, so filmisch gesehen. Ich vernachlässige den Eindruck aber auch.
- Klar, Argento hat ja auch alles weggeschnitten. :) Actionorientiert.
- Naja, nicht alles, denn auch bei Argento sind mir die gesellschaftskritischen Aspekte deutlich geworden.
- So verstümmeln kann man den auch nicht. :)
- Nein, dafür gibt es einfach zu ikonische Szenen, die für sich selbst stark im cineastischen Raum stehen.
- Aber Argento war immer mehr Erzähler, der rein über das Audiovisuelle gekommen ist, Charakterfokus lag dem nicht. Deswegen auch der dralle Schnitt in seiner Version...
- Stimmt, dem waren immer Bilder wichtiger als das Narrativ, die Charakterisierungen. Daher sind halt beide Schnittfassungen prima. Und Romero macht deutlich wie gut er als Regisseur ist. Der hat so viel tolles Material gedreht, da kann man 100 Schnittfassungen machen...
- Mal eine ganz andere Frage: Meinst du, Argento unterbietet sich nochmal?
- Nein...
- Dracula ist der Tiefpunkt also?
- So schlecht wie Dracula kann er nicht mehr werden...
- Puh, warten wir es ab …
- Der ist so unfassbar schlecht! Einer der schlimmsten Filme die ich je gesehen habe. Da stimmt nix. Nicht mal als Trash tauglich. Ich war fassungslos.
- Ich auch, hab gelacht wie ein Irrer!
- Selbst das Lachen ist mir im Hals stecken geblieben. Schlimm...
- Unfassbar, Scheiße muss man erst mal so hoch türmen können. Vermute der Romero-Cut bekommt bei mir 8,5.
- Bei mir kommt da dann ja noch der VHS-Mutprobe-Nerd-Nostalgie-Faktor zu...
- Dem kann man auch so gerne 10 geben, muss man sich gar nicht rechtfertigen.
- Ich kann aber durchaus verstehen, dass der bei vielen zu trashig, verstaubt wirkt.
- Die haben keinen Sinn für Interesse…
- Mir fallen halt nur wenige Filme ein, die das Zombie-Motiv auch Gesellschaftskritisch nutzten. Für reine Splatterfreunde ist der Film vielleicht heute zu banal, zu billig. Aber die sehen ja auch nur die Oberfläche.
- Naja, die Zombies selbst sind halt auch recht simple Gestalten (im Aussehen, Verhalten), ich glaube, das geht vielen zu weit, sich da wirklich mit auseinanderzusetzen.
- Immer nur diese Gier nach blutigen Oberflächenreizen. Ich finde mit 16 ist das ok. Da spielen halt die Hormone verrückt.
- Ja, und Spaß am Splatter ist immer in Ordnung, aber...
- auf die Dauer halt zu wenig und „Zombie“ bietet halt mehr.
- Klar, viel mehr.
Ende der Chat-Unterhaltung.
Der Film bekommt von mir 10 Hare-Krishna-Zombies und ein Herz für Frauen die trotz Schwangerschaft rauchen.
Für Fans der italienischen 60er Jahre Pop-Art Science Fiction ist „Das 10. Opfer“ ein ebenso interessanter wie schräger Blick auf die Vergangenheit der Zukunft. Filmemacher Elio Petri verstand es wunderbar die typischen kulturellen Dreistigkeiten der damaligen Zeit für eine verrückte Zukunftsvision um zu modellieren. Spöttisch wird das unerbittliche Streben nach Ruhm und Geld und der altmodische Geschlechter-K(r)ampf als eine ebenso flapsige wie berechnend-böse Gesellschaftssatire verformt, in dem herrschende Rollen-Stereotypen und kompensatorische, mediale Gewaltbereitschaft durch den Kakao gezogen werden. Das spacige Dekor, die Mode, der ganze Stil ist ständig Over-the-top, so sexuell überdreht wie Ursula Andress' Geilheit und Marcello Mastroiannis' blondierte Pseudo-Sonnenbrillen-Coolness. Das wirkte schon damals alles irgendwie "cheesy", anstrengend über-steuert, ziemlich kitschig und ist es heute immer noch... aber gerade deshalb so genial.
7 Latin-Lover in der Krise...
"Wir sind eine Bürgerwehr, die am Gesetz festhält wo Gesetzlosigkeit herrscht."
Eine bewegende und starke Dokumentation über die beklemmenden Zustände in den von Drogenkartellen kontrollierten Gebieten, wo Anwohner in Angst leben. Dort bilden sich Milizen, die mit Waffengewalt, zwischen Selbstverteidigung und Selbstjustiz, das staatliche Gewaltmonopol übernehmen (müssen). Mutig sucht Filmemacher Matthew Heineman Parallelen zwischen der US-Amerikanischen Bürgergarde „Arizona Border Recon“ (eine Art Anti-Einwanderer und Anti-Schmuggel-Einheit aus Privatpersonen) und der mexikanischen Volksbewegung „Autodefensas“ (eine flächendeckend-große, militaristische -vormals- nicht-staatliche Armee).
Visuell benutzt Heinemann einerseits authentisch wirkende, an Kriegsberichterstattung erinnernde POV-Kamera-Einstellungen, die investigativ in das Geschehen eintauchen. Andererseits legt er auch viel Wert auf betörend-surreale, gestylt-höllische Bilder von Methschwaden und Naturschauspielen. Beides wird dann zu einem Doku-Actionfilm montiert. Erzählerisch dramatisiert er die Ereignisse auf beiden Seiten der porösen Grenze zwischen Richtig und Falsch, setzt seine bewusst manipulative Inszenierung für fiktional wirkenden Thrill ein. Der private War on Drugs (auch) als Hintergrund für Krimi-Unterhaltung. Diese verschiedenen Dokumentationsstile und Techniken zu kombinieren, so manipulativ sie auch bis in ihre Genre-Spitzen sind, haben einen starken suggestiven Reiz und erinnern an den Thriller „Sicario“ von Denis Villeneuve, der teilweise exakt die gleichen Mittel anwendet und Bilder findet. Beide verbindet außerdem die bittere, niederschmetternde Bestandsaufnahme eines aus den Fugen geratenen Drogenkrieges, wo es keine Gewinner gibt und kein Ende in Sicht ist. Denn wie sagt der Meth-Koch im Film: „Das wird kein Ende nehmen, die besten Zeiten kommen noch!“
7-mal die Unabhängigkeit mit Blut unterschrieben.
"Dein Platz ist im Schützengraben, nicht in der Werkstatt."
In der Hölle herrschen, nicht dem Paradies dienen...
Druckvoll-knackiger Cop-Thriller aus Frankreich, der Männlichkeit und Waffenfetischismus bis in die plakativsten Spitzen verdichtet, unverbesserliches Alpha-Tier-Gehabe, Rache und falsch verstandene Väterlichkeit kompromisslos gegen die Wand fahren lässt. In seinen Genre-Motiven nahe zu radikal reduziert, denken hier fleischgewordene Knarren, lassen explosive Geschosse sprechen. Wenn der Mensch (Mann) zu einer Waffe wird werden alle Brücken des Humanismus hinter sich abgebrochen und das Hirn spritz ohne Verhandlung an die Wand. Entkernt von allen Ballast, ist „Colt 45“ ein überraschend primitives, bösartiges, rohes Gut. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Hätte nicht gedacht das Fabrice Du Welz (Vinyan, Calvaire) so etwas Knarziges hin-rotzt.
7 finale Todesschüsse.
Horroktober 2015 (02#05)
"Ist das nicht der Campingplatz am See? - Nein, das ist das Haus am Teich."
„There's Nothing Out There“ ist einer dieser unbekannten Billig-Vorväter von „Scream“ in dem all die beschissenen 80er Jahre Horrorfilm-Klischees, mit denen ich aufgewachsen bin, adäquat durch den Kakao gezogen werden. Es ist offensichtlich, dass die beteiligten Personen Fans sind und ihnen diese Verarsche viel Spaß gemacht hat. Der nervige Held ist ein Know-it-all-Horror-Fan (sehr ähnlich dem selbstgefällig-gönnerhaften Randy in Wes Cravens Film), der kenntnisreich die Regeln von Monsterfilmen und Slashern kennt, vorzeitig warnt und sie zum Überleben anwendet.
Die Geschichte ist vertraut: Libidösige und spärlich bekleidete Studenten, die für ein Wochenende voller Sex und Alkohol in eine Hütte im Wald fahren, werden von einer schleimigen Breitmaul-Kaulquappe aus dem All terrorisiert, die eigentlich nur Fressen und Ficken will...
Die menschenunwürdigen Spezialeffekte, lustigen Einzeiler, stereotypen Charaktere feiern den Unsinn von B-Creature-Movies, verspotten und parodieren ihn. Slapstick-Humor, ganz viel Sleaze, billigste Gewalt, dazu eine coole Musik und schwungvolle Kamera, dieser kleine irre Flick hat ein hohes Tempo und ist herrlich albern.
Hat mit gefallen, nicht Meta sondern Meta-Doof, der Film.
6 am Baum verknotete Tentakel.
Die Verwesung von Körpern in Plastiksäcken des ethischen Verfalls.
Denis Villeneuves bestialisch erdrückender, unfassbar düsterer Thriller „Sicario“ über die moralische Fäulnis stellt den US-amerikanischen Kampf gegen Drogen als eine militärische Kriegszone gegen Terrorismus da. Ein Werte-Kompass ist nicht existent, die mexikanische Grenz-Achse des Bösen bleibt unklar, hier heiligt und beherrscht der Zweck die Mittel.
Mit eindringlich wirkenden Suspense-Sequenzen erzeugt der Regisseur Nackenhaare-sträubenden Thrill, während Kameramann Roger Deakins mit atemberaubend schönen wie grausamen Bilder endlich seinen ersten Oscar abholt und ein pulsierend-bassiger Score die Höllentore öffnet. Oberflächlich die typischen Erzählkonventionen bedienend, entsteht eine überraschend radikale Boshaftigkeit, die trotz aller narrativen Klischees einem schmerzhaft geplättet in den sonst so sanft-weichen Multiplex-Kino-Sessel drückt.
Der Zuschauer folgt ebenso orientierungslos wie die blasse FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt schauspielerisch ebenso blass) in eine Männerwelt, wird manipuliert und zu einem machtlosen Betrachter degradiert. Kate ist ein (geschlechtlicher) Fremdkörper, ihr weiblicher Reh-Blick auf die Geschehnisse ist „typisch“ emotional-sittlich, bleibt den unabänderlichen, unmenschlichen Techniken einer kompromisslosen Kriegsführung immer fremd. Der anfängliche (naive) Glaube etwas verbessern zu können geht zunehmend verloren, zerbröselt in einem Regelwerk aus Gewalt, Mord, Folter, Hass und Rache. Daran etwas zu verändern ist sinnlos, denn längst herrschen die Wölfe in einer Welt voller Wölfe, mit ihren eigenen bissigen Wertmaßstäben.
Der zwielichtige Ex-Staatsanwalt Alejandro (Benicio del Toro, unfassbar präzise spielend) ist einer dieser Raubtiere, sadistisch, desillusioniert, traumatisch gebrochen. Beide sind ein gegenseitiger Spiegel ihrer Verluste und zugleich nur kleine Räder in einem manipulativen Getriebe. Ihre beidseitige Entfremdung ist als ein Statement über die Machtlosigkeit in einer kaputten, eigen-interessierten Welt zu verstehen.
Villeneuve wagt es erfreulicher Weise den Zuschauer zu frustrieren, bricht mit der typischen Heldendarstellung, auch wenn er sich nie tiefer mit dem Thema Drogenkartell, deren politische, sozialen, ökonomischen Hintergründe beschäftigt, immer „nur“ an der ästhetisieren Oberfläche eines Genrefilms bleibt, gerne auch deren Stereotype reichhaltig bedient. Neben einem moralischen Diskurs geht es ihm in erster Linie um Thrill und um die Darstellung einer Gewaltspirale, die sich endlos weiter-drehen wird, bis in die (ver)kommenden nächsten Generationen.
8 Polizisten, die ins Dunkle verschwinden...
Helden bei der Arbeit.
"Halten sie sich an etwas Robustes, Sicheres fest!"
Ja, an so etwas wie dem knuddeligen Wandschrank "The Rock", diese unglaublich coole Sau, die fest anpacken kann. Seine beschränkte Mimik passt zum beschränktem Drehbuch, das mit erhobenen Hauptes durch jegliches Klischee und physikalische Unmöglichkeit des Hollywood-Katastrophenfilms stolziert um die Familie zusammen zu führen und US-amerikanische „Wir bauen etwas neues auf“-Flagge zu hissen. Die Figuren sind schlicht aber sympathisch, das Tempo ist enorm und findet im Rausch der spektakulären Zerstörungsbilder einen bleibenden Eindruck. Da verzeihe ich dem Film seine Reißbrett-Pathos-Geschichte, in der die terroristische Natur die Werte der USA angreift.
Ansehnliches Spektakel nach den Emmerich-Gesetzen, doof aber unterhaltsam.
6,5 Schnellboote auf der Tsunami-Welle.
Ich mag die mystische Stimmung von historischen Horror-Geschichten aus Ägypten, mit ihren Pyramiden, Ausgrabungen und seltsamen Kreaturen, das Wüstensetting. Wenn dann noch ein Filmemacher aus dem Alexandre-Aja-Gore-Umfeld Regie führt, was kann da schon schief gehen ? Es hätte schon eine Warnung für mich sein können, dass hier mal wieder (aus Kostengründen?) das ausgelutschte Stilmittel des Found-Footage-Films benutzt wird. Denn, so leid es mir auch tut, an „Pyramid“ ist nichts stimmig. Zwanghaft dämliche und unsympathische Figuren stolpern im halbdunklen durch ein schlechtes Script voller Klischees. Die Hauptdarstellerin macht dabei mit leicht geöffneten Mund einen auf Megan-Fox-Scharmlippe und wenn in den letzten 20 Minuten die Anubis-Figur aus dem Halbschatten tritt, in voller CGI-Pracht, dann ist das alles nur noch lächerlich, nicht gruselig. Die Idee, vier Hansel verlaufen sich in einer neu entdeckten Pyramide mit `ner Kamera, ist schlicht, könnte aber als Thriller über Ängste vor engen Räumen, Dunkelheit und lebendig begraben sein funktionieren. Leider ist das Endergebnis einfach zu stereotyp, albern und in allen Belangen unoriginell als das es die Aufmerksamkeit des Betrachters stand erhält, der Semi-Doku-Stil verschlimmert alles noch mehr. Ne, ein echt schwacher Film.
3 Gurken im Sand.
„Ich will einfach nur mein Auto wieder haben!“
In der amerikanischen Provinz, im spärlich besiedelten Colorado, scheinen die Uhren langsamer zu ticken, die Erwachsenen und Kinder nicht allzu clever zu sein…
„Cop Car“ ist ein sehr gelungenes Beispiel dafür, dass ein kurzes und bündiges High-Konzept tadellos funktioniert, wenn der Regisseur sich auf das Wesentliche konzentriert. Wer sich von der langsamen Schlichtheit der eskalierenden Ereignisspirale nicht abschrecken lässt, entdeckt einen hervorragend fotografierten, schlanken Krimi in Breitfilmformat, entzückende Darsteller, entdeckt einen Art schrulligen „Fargo“ im Süden, zwischen der lakonischen Naivität eines Kinderfilms und fiesen Boshaftigkeit eines Suspense-Thrillers.
7 un-entsicherte Knarren.
Genosse Stalin liebt seine Kinder und er möchte, dass ihnen nichts passiert. Deshalb kann Kindesmord nur eine ausschließlich kapitalistische Krankheit sein, denn im sozialistischen Paradies gibt es ihn nicht. Da die Sowjetunion Anfang der 1950er Jahre ein faschistisches System war, aus versteckten Lügen, Denunziation, unterdrückten Wahrheiten, ist die Suche nach der Wahrheit kein leichtes Unterfangen. Verstrickt in politischen und privaten Macht-Hierarchien des Geheimdienstes kann der (Anti-) Held in diesem Klima der Angst und des Misstrauens nur schwerlich einen Serienkiller suchen und finden.
KIND 44 liest sich als Roman grandios, doch auf der Leinwand funktioniert er nicht. Das Drehbuch möchte unbedingt die Komplexität des Buches erreichen, Thriller, historisches Zeitzeugnis und Liebes-Drama sein. In der zähen filmischen Endfassung fehlen allerdings wesentliche Elemente der Vorlage. Die authentisch wirkenden Bilder tristester Trostlosigkeit erzeugen eine durchaus düster-paranoide Stimmung. Der Versuch ein System darzustellen, das den Menschen zur Bestie und zum Helden macht funktioniert aber kaum, denn die Figuren gewinnen keine Tiefe, sind einem egal. Die Läuterung der Stalin-treuen Kriegs-Berühmtheit zum fähigen Zweifler wirkt fahrig und das zentrale Motiv des Romans, die finstere Vergangenheit und perfide Verbindung des gebrochenen Helden zum Serienkiller, ist wohl auf den Boden des Schneidetischs gefallen. So wundert es dann auch nicht, das der Showdown völlig emotionslos, am Wesentlichen vorbei-kämpft und den Zuschauer ratlos, teilnahmslos im Schlamm der finsteren Täter-Opfer-Geschichte stehen lässt.
Am Ende bleibt nur ein trübsinniger Krimi übrig, mit trübsinniger Stimmung und seltsam trübsinnig agierenden Schauspielern.
Als Mini-Serie hätte die Geschichte wohl besser funktioniert.
4,5 nackte Leichen neben den Bahn-Schienen.
Notruf-Telefonistin in Not.
Sie und die Polizei werden missbraucht für einen ultra-cleveren Megaplan, voll gigantischer Raffinesse und krimineller Energie. „Operator“ will so clever, so smart sein aber das notdürftig zusammengeschusterte Drehbuch mit all seinen dumm-dreisten Ideen sind nur die Notdurft von unfähigen Drehbuchautoren. Notorisch wird der Zuschauer verarscht. Das soll dann auch noch temporeich sein, ist aber nur unbeholfen herunter-gespült, sieht billig aus, so dass alle Beteiligten den Notgroschen des Unsinns enerviert auf den Boden werfen.
3-mal nicht notwendig.
"Es gibt keine Monster, jedenfalls nicht bis du an der Highschool bist…“
Spucken oder Schlucken, äh Süßes oder Saures.
Eine gemoppte Schülerin macht als lustlose Babysitterin in der Wohlstands-Pampa Dienst nach Vorschrift und wird von einer Horde Schweinemasken attackiert…
Home-Invasion-Slasher der bekannten Sorte, der pünktlich zum fetten Halloween- Kürbis-Fest 2015 ein Stückchen abbekommen möchte. Zwar wird recht schnell, nach einem wenig ergiebigen Intro, die Spannungsschraube in das blutige Fleisch gebohrt aber mehr als Vakuum-verpackte Stangenware ist dann doch nicht drin. Für einen Debütfilm handwerklich ok, mit einer nuttigen Synchronisation serviert, ermüdet das Hide and Kill-Spiel ziemlich schnell. Gerade deshalb, weil dem Filmchen in letzter Konsequenz immer der kompromisslose Mut fehlt und zum Ende hin einen auf clever machen möchte, verkrampft nach einer Fortsetzung schreit. Aber da hat der wirkliche Genre-Fan schon längst sein Herz für den Film verschlossen.
4 Blow-Jobs
Die gerade aus der Psychiatrie entlassene Julie bekommt einen Job als Kindermädchen beim wohlhabenden Industriellen Mostri um auf seinen verzogenen Sohn aufzupassen. Als dieser entführt wird verdächtigen sie alle der Tat.
Niemand ist unschuldig, nichts ist wie es scheint. Trocken und unspektakulär wird die nicht sonderlich komplexe Entführungsgeschichte und der perfide Komplott dahinter erzählt. In seiner Schnörkellosigkeit sympathisch und gerade genug interessant um zu fesseln. Konzentriert im Rhythmus ist dieses kleine Puzzles-Spiel um Verrücktheit in unserer gierigen Welt ein angenehm unaufgeregter Thriller vom verkannten, französischen Meister der Geradlinigkeit Yves Boisset, der leider im tiefen Tal der VHS-Kassetten und seltenen TV-Veröffentlichungen verblasst.
6 Mütter vom Balkon geschubst.
Nach dem gelungenen, kleinen Terror-Kabinett-Stückchen Fortress (1986) legt Regisseur Arch Nicholson ein Jahr später mit einem amoklaufenden Kroko im australischen Binnengewässer nach. Die Ozploitation-Version von "JAWS" ist ein angenehm unprätentiöser, im letzten Drittel richtig strammer B-Film, der seine nicht klischeefreie Tier-Horror-Geschichte dafür benutzt um Bezug auf den Rassismus gegenüber Aborigines zu nehmen. Das Reptil ist ein vielschichtiges Symbol. Für die weißen Imperialisten eine tödliche Bedrohung die zerstört werden muss, für die indigenen Einwohner eine religiöse Heiligkeit, für den Tierschützer ein schützenswerter Schatz und für die Natur eine ganz normale, übergroße Fressmaschine im Revier. Auch wenn auf arg plakative Figurenzeichnungen (das Frauenbild, ohgottohgot) sowie typische Gut/Böse-Motive kaum verzichtet wird, die schlichte Rettet-die-Natur-Botschaft und parteiliche Darstellung gegen das Eingreifen in die Rechte und den Glauben der Ureinwohner sind sympathisch.
Nicht sonderlich praller Italienischer Popel-Krimi mit den damals üblichen Elementen von bodenlosen Popeln in der Stadt und Bürgerwehr, die den Popel in die eigene Hand nehmen. Die erste Hälfte des Films besteht aus einer Reihe von scheinbar unzusammenhängenden kriminellen Popeln, die nach und nach einen popeligen Sinn erbringen. Leider ist es dann schon ein wenig zu spät, denn dem Popel fehlt Substanz, die Nebenpopel enden im Nirgendwo. Seltsam gelangweilte Akteure agieren in einem seltsam gelangweilt wirkenden Film, der Zuschauer popelt seltsam gelangweilt runde Popel und schreibt 4 Ansichtskarten wenn er oben ankommt.
Die hippen Typen in Tracers kennen keine Limits, ihre „Kunst der effizienten Fortbewegung“ ist sowohl eine mentale Bewusstseinserweiterung als auch kriminelles Handwerk. Parkour als pure körperliche Mobilität, die fasziniert, deren Ziel es ist möglichst effektiv von A nach B zu gelangen, egal welche Hindernisse einem sich im Wege stellen. Nichts anders ist Daniel Benmayors geradliniger Actioner. Der Moloch NY ist hier ein urbaner Spielplatz von Außenseitern, die vor sich selbst weg-rennen, keinen Halt haben. Aber bevor der Film in irgendeiner Form komplex oder gar tiefsinnig werden will, müssen die Teenager-Zielpublikum-Standards bedient werden. Besonders durch Tayler Lautner, der hier seine Sache überraschend zufriedenstellen macht. Seine Moves (teilweise ohne Stuntman) sind beeindruckend, sein Schauspiel ausreichen. Das vorhersehbare Skript funktioniert, weil handwerklich alles völlig ok, teilweise mit der flüssigen Montage und Kamera sogar gelungen wirkt. Die Reduzierung auf Bewegung als schlichte Handlung gewinnt keine Originalität-Medaille, ist aber ansprechend umgesetzt.
5,5-mal über die Dächer turnen.
Horroktober 2015 (01#05)
Unausgereifter Früh-Slasher, der nicht nur in seiner denkfaulen Geschichte sondern auch wegen technischer und stilistischer Mängel reichlich krude und misslungen ist. Selbst für das 70er Kino ist dieser C-Schnellschuss unfassbar fade. Ein Haufen unliebenswürdige und gelangweilte Arschlöcher im Hinterland vögeln sich ihre Libido frei und werden von einem Killer mit Gummi-Maske dafür bestraft. Erst in den letzten 20 Minuten entstehen Ansätze einer schaurig-fiesen Mordstimmung, vorher wirkt die ganze Chose wie eine Seifenoper mit Neureichen und kauzigen Hillbillys. Der Film hängt so oft durch wie das Mikro im Bild, füllt seine Untauglichkeit mit dem Motto „erst ficken- dann sterben“ aus. Behäbiger Klopper ohne filmische Finesse, vielleicht noch filmhistorisch interessant.
2,5 Schlammschlachten des Unvermögens.
Ein neuer Richter für organisiertes Verbrechen ist in der Stadt. Ungehobelt aber effektiv, grenzüberschreitend, besessen will er den Drogensumpf und die Korruption in Marseille trocken legen.
Unter der unbändigen mediterranen Sonne brennt die ehrgeizige Fetischisierung des amerikanischen Gangsterfilms. Die typische good guy gegen bad guy Geschichte lebt und atmet intensiv das nostalgische 70er Jahre Kino, sowohl in seiner Inszenierung als auch in seinen detailverliebten Bühnenbilder und Kostüme. Die Velours-Möbel, schmuddeligen Nachtclubs, glamourösen Kleider und der alte Stil von Polizeiüberwachungen sind die Bühne für geistreiche Dialoge, kantige Action und beachtliche Schauspielerei. Da sei dem Film verziehen, dass er nicht eine neue Idee hat. Hier ist mal das Bewährte achtenswert.
7-mal der Gerechtigkeit Genüge tun.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#06 (Staffel – 2)
F...wie Familienfilm.
"Stand by Me" als hysterischer Kindergeburtstag, wo Indiana Jones mit einer Schatzkarte auf eine Schnitzeljagd einlädt.
Mit One-Linern wie „Mann, du riechst wie Sportstunde“ oder „Die sind hier irgendwo, ich kann ihr Kaugummi riechen“ wird hemmungslos schräg auf der Knochenorgel des Unsinns gespielt bis der Spielberg-Wohlfühlquatsch über die Planke des Erträglichen geht. Diese Liebeserklärung am kindlichen Abenteuergeist, der Neugierde, zieht einem in seiner Süßlichkeit die Backenzähne des teuflischen Erwachsenwerdens raus, mit Zahnspangenküsse wird der freche, politisch unkorrekte Arschlochalarm und das triviale Herz gefeiert. Die künstliche Pappmache-Achterbahnfahrt durch verkitschte Falltüren der 80er Jahre-Nostalgie bleibt noch heute ein charmantes Abenteuerland, hält einer objektiven Betrachtung (bei mir) nicht wirklich stand.
Heute würde solch ein naiver Film „Super 8“ sein.
7,5 Wackelpuddingtänze.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Zum 2001. Filmkommentar.
Manchmal träume ich mir
meinen schönsten Film zurecht.
Wenn es Zeit ist aufzuwachen
höre ich mich noch leise lachen.
Der Tag wird gut und heiter
mit der Träumerei geht es dann später weiter.
Vielen Dank an meine Leser.
Mein 2000. Filmkommentar auf moviepilot.
Ein verborgener Schatz des 90er Jahre Kinos.
"Tierra" ist ein metaphysisches Fantasy-Drama. Im Mittelpunkt steht ein Narr, der nach eigenem Bekunden halb Mensch, halb Engel ist. Entweder psychisch gestört oder ein himmlischer Geist. Wir sehen die Welt durch seine Augen, nehmen durch ihm ihre Fremdheit und Schönheit war. Das rot-trockene Weinbergland, voll knorriger Reben und unheilvollem Staub, wirkt wie eine Marsoberfläche, bevölkert mit seltsamen Gestalten in weißen Schutzanzügen und exotischen Charakteren. Trotz der riesigen Weite des Landes, fühl sich der Narr eingeengt. Als unruhiger Geist sehnt er sich nach Einfachheit und Vollständigkeit, wird aber ständig auseinander gerissen, so wie seine eigene gespaltene Persönlichkeit. Auf dem Weg zur Einheit muss er sich mit Tod durch Blitzschlag, Selbstmord, Wildscheinjagden, einem eifersüchtigen Ehemann und anderen Schädlingen herumschlagen. In der Dualität, zwischen dem Sterben und der Natur des (Über-) Lebens, wirft der Filmemacher Julio Medem (Lucía und der Sex, Die Liebenden des Polarkreises) einem faszinierenden Blick auf das menschliche Verlangen nach verbundener Liebe. Die erfinderischen und betörenden Bilder voll Fantasie und Sinnlichkeit strahlen eine märchenhafte Aura aus. Wenngleich der Erzählfokus oft aus den Fugen gerät, zwischen Zeiten und Orten herum-gesprungen wird, die ständige Aufspaltung zwischen Erzählen und erzählendem Ich ist faszinierend und mit wunderbar schwarzen Humor durchtränkt, mit dem entscheidenden Blick auf kleine Details.
Einfach die Sperrigkeit akzeptieren und die Verwirrung genießen, denn die Asseln verleihen dem Wein einen erdigen Geschmack.
Leidlich getarnt als gehobener Big-Budget-Unterhaltungsfilm wird Simmels Wälzer zu einem geschickt konstruierten, epischen Zweistünder reduziert, der kolportagehaft verschiedenste Genre bedient. Vom Agentenfilm über Vergangenheitsdrama bis zur Liebesschnulze ist alles dabei. Hemmungslos melodramatisch und sich gern bedeutungsvoll gebend chargiert die damalige deutsche Schauspielerelite in einem schwergewichtigen, inhaltlich schmerzhaften Erzählkino. Irgendwie um Seriosität schachernd, voll biedermeierlichem Mief, entsteht eine lange Kette aus verdrängter Ursachen und Wirkungen, die der unverarbeiteten Auswirkung von Nationalsozialismus und Kalten Krieg an die Gurgel geht. Im tragischen Zusammenspiel von Mord, Liebe, Erpressung, Korruption und Spionage findet Regisseur Alfred Vohrer mit seiner elliptischen Erzählweise und kreisenden Kamera immer wieder magische Kinomomente, die allerdings gerne im hemmungslos plakativen, kruden Kitsch verenden.
Und genau das macht den seltsamen Reiz des Filmes aus.
7-mal über Analverkehr und Fellatio palavern.
Claire Danes spricht mit Ellen DeGeneres über das Berghain. Wenn ich da bin, ist es leider nie so wie die Dame es beschreibt aber niedlich ist es schon.
https://www.youtube.com/watch?t=213&v=cy9GregPIA4