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Alle Kommentare von lieber_tee
Man merkt „Solace“ an das sein Drehbuch ursprünglich als eine Fortsetzung von „Sieben“ gedacht war. Denn genau in diesem Bereich, die des faszinierenden, allwissenden Serienkillers und seine Katz-und-Maus-Jagd mit cleveren Profilern, bewegt sich der Film. So wirkt er dann auch ein wenig veraltet in seinem Abarbeiten der bekannten Motive. Allerdings ist das zugleich auch seine Stärke. Denn wenn man bereit ist einen etwas aus der Zeit gefallenen, simplen Thriller anzuschauen, auf Logik verzichten kann, dann bekommt man einen routinierten Serienkiller-Krimi. Er funktioniert vielleicht Angesichts der heutigen Twist-Landschaft etwas zu vorhersehbar und altbackend, kaschiert mit Tempo, Videoclip-Ästhetik und Action sein erzählerisch banales Drehbuch, hat aber nicht uninteressante ethische Gedankengänge, einen recht vielschichtigen Killer. Und der Film ist allein wegen seiner gut agierenden, überraschend prominenten Besetzung ein Blick wert. Denn die veredelt letztlich dieses Crossover aus Dead Zone und Se7en.
5,5 Erlöser, die die Erlösung suchen.
„Ein Mann muss handeln oder sterben.“
Das Shaw-Brothers-Studio hat in den 60er und 70er zahlreiche Eastern produziert, dieser hier gehört zu den absoluten Klassikern. Die einfache Geschichte, das Jemand der kaum Kung-Fu kann es in einem Shaolin-Kloster erlernt um sich an seine Peinigern zu rächen, gibt es wie Sand im Kampfsport-Meer, allerdings ist "36th Chamber of Shaolin" das Original und kann somit als Blaupause für dieses Unter-Genre gesehen werden. Im Mittelpunkt des gesamten Films stehen die Ausbildungsrituale als eine Suche nach Spiritualität im Kampf. Der Körper, Geist und die Sinne finden im friedfertigen Buddhismus eine Balance und werden dann als kämpferische Fähigkeiten mit der tyrannischen Weltlichkeit im etwas überhastet wirkenden Schlussakt gespiegelt. So simpel diese Story auch ist, hier wird sie packend umgesetzt und kommt ohne den nervigen (unfreiwilligen) Humor ähnlicher Produktionen aus und ist in seiner rasanten Montage ungemein dynamisch anzuschauen.
7,5-mal den Wassergraben überwinden.
„Wenn du nur einen Schritt noch machst, dann werde ich dir den Kopf abschneiden und steck ihn dir auf deinen Arsch!“
Von den Machern der Leprechaun-Reihe gibt es noch mieseren Nachschlag. Rumpelstinker, ein verfluchter, unkaputtbarer, missgestimmter und missgestalteter Wicht will ein Baby klauen um sich von seinem Fluch zu befreien.
"Ich will dein Baby, mach dir ein Neues!"
Mit Knall-Bumm-Bumm und Blitzi- Effekten rumpelt es ordentlich im Karton, der Stuss verbreitet viel 80er Jahre-Stimmung obwohl er aus dem Jahre 1996 ist und beim Ausschütteln fallen manchmal ein paar nette Gags raus, meist ist diese Retrokiste aber peinlich und nervig.
4 Besenstile ins Maul.
Phase des Gefechtes: Prävention, Konfrontation und Reaktion.
In der Fortsetzung von Ninja - Revenge Will Rise (2009) hausen die finster hinein-blickenden Gesellen im burmesischen Dschungel, in fiesen Spelunken und lassen unseren Helden über den Feuergang der Rache selbst zugedröhnt und gefoltert wie einen Berserker fighten. Ninja 2 (2013) ist ein gefälliger Abklatsch des Vorgängers, mit weniger expliziten Härten aber ebenso formalen Gestaltungswillen des Regisseurs Isaac Florentine und famos-brachialer Kampfkunst des Hauptdarstellers Scott Adkins. Es findet zwar keine Weiterentwicklung statt, ist aber im Vergleich zu ähnlich gelagerter Direkt-to-Video-Action-Gülle auf offensichtlich höheren inszenatorischen Niveau.
5,5 Gräber die ein Mann der Rache ausheben soll.
„True Love Ways“ wirkt zeitlich entrückt. Zwischen Chromdioxid -Cassetten, Oldtimern und Smartphones wird das (Alb-)Traumhafte gesucht, durch den Blick eines offensichtlichen Genrefilmfreundes, der seine Vorbilder von Polanski bis Hitchcock, von Giallo bis Snuff-Movie in stilvollen Schwarz-/Weiß-Bildern auf die Leinwand bannt, sie aber scheinbar nie „gefühlt“ hat. So sehr hier raffiniert mit Erwartungen, Blicken, dem Sehen gespielt wird, so hüftsteif ist das Endergebnis. Teilweise wirkt das Geschwurbel um Motive aus der Kinowelt hilflos über-ambitioniert, weil der Filmemacher Mathieu Seiler sich nicht traut „nur“ einen Thriller zu drehen sondern alles irgendwie auf eine cineastische Kenntnisreise heben möchte. Die Bilder, die er dabei findet, könnte man sich gerahmt über das Bett hängen aber mit seiner verkopften Art dem Genre-Kino seine Ehrerbietung zu zollen konnte er mich nicht wirklich begeistern. Dieses Zitaten-Stakkato wirkt abgefilmt, nicht wirklich verliebt in Kino, geschweige denn kommt daraus etwas Eigenständiges heraus. Ein Film besteht nun mal nicht nur aus hübschen Einzelteilen sondern aus der Art wie sie zu einem Guss zusammengefügt werden. Hier habe ich nur einen ästhetisch schönen aber holprigen Flickenteppich gesehen.
5-mal wohlwollend auf den abgetrennten Kopf kotzen um dann lustvoll die Frau mit dem Gürtel auszupeitschen.
Im Zimmer der traurigen Trophäen.
Ringen gehört in den USA zu den Top-Fünf-Sportarten. Nach einer wahre Begebenheit erzählt Regisseur und Autor Bennett Miller, fern des verherrlichenden Sportfilmgenres, einen bitteren Abgesang auf den gesponserten, amerikanischen Traum, über den heuchlerischen Mythos des Heldentums.
Suggestiv gespielt, unterschwellig brodelnd, fröstelnd inszeniert und mit erzählerischen Auslassungen arbeitend, ist der Film primär an den seelischen Verformungen seiner Figuren interessiert.
Zwei tragische Gestalten finden zueinander. Das perspektivlose, phlegmatisch-naive Ringer-Riesenbaby sucht nach Anerkennung und landet wie ein hilfloser Kanarienvogel in der Mine des Multimillionärs John E. du Pont, ein Exzentriker einer Schießpulver-Macht-Dynastie, der menschliche Nähe und Freundschaft nie gelebt, kennengelernt hat. Intim reiben sich die Körper aneinander als Kompensation für homoerotischen Bedürfnisse, als eine Machtdynamik für unterschwellige sexuelle Spannungen und Vater-Sohn-Ersatz. Das Geflecht aus gefährlicher Abhängigkeit und Kontrolle verdichtet sich zusehends, wird mit einem Bruderkonflikt verstärkt um letztlich in eine Katastrophe zu münden.
Neben der famosen subtil-kalten und symbolischen Bildsprache ist „Foxcatcher“ auch ein Beispiel wie schauspielerische Gewichtsklassen in einem Film aufeinander treffen können. Blumenkohlohren-Channing Tatum macht in seiner ganzen Körperlichkeit die Tragik seiner Figur spürbar, ebenso wie Nasenprothesen-Steve Carell, der mit absonderlichen Blick und steifer Kopfhaltung eine Aura des Grauens ausstrahlt.
Großartiges Schauspiel- und Psycho-Kino,
7,5 Punkte für diese Antithese zu Rocky.
„We are all lost“
Christian Anders, das schnöselige Wesen zwischen Elektroinstallateur, Karatelehrer, Schlagersänger, Kasper und Sekten-Guru drehte mit Hilfe des Filmemachers Mylonakos 1981 diese unfassbare Stimmungskanone des karnevalesken Soft-Pornos.
In griechischen Lokalkolorit eingefettet, feiern betrunkene Bummskanonen, fidele Fickmäuschen und die göttliche, immer geile, Laura Gemser als Leiterin einer debilen Sex-Sekte, die frivole Apokalypse. Ob dies als eine Parodie auf das schwanz-steife Leben einer Hippie-Kommune mit esoterischen Freien-Liebe-Wahn und Peace-Gequarke gedacht ist (heftig mit freizügigen Softcore-Sex für die Bahnhofkinobewohner garniert) oder, so meint es der Christian Anders in Interviews, eine Warnung vor falschen Göttern und seelischer Abhängigkeit sein soll, ist völlig egal, denn die „Todesgöttin“ ist ein Heidenspaß. Ebenso völlig egal ist über was der Betrachter hier schallend lachen muss. Ob es der stoisch agierende, geölte Knallcharge mit abnormen Muskelbau als fistender Supermann ist, ob es die irrwitzige „Handlung“ ist, in dem Blow-Jobs spirituelle Offenbarungen sind, oder ob hier ein Harmonie-Verständnis durch Outdoor-Bumsgelage gefeiert wird, der Film bleibt konsequent ein unglaubliches Gebaren von Stümperei, das immer wieder versucht mit absichtlichen Klamauk, Gesangs- und Tanzeinlagen vor unabsichtlicher Lächerlichkeit sich zu schützen.
Ein Fest der Absurditäten.
6-7-mal ins Horn blasen.
Fremdwerden im eigenen Zuhause.
Wieder einmal eine hervorragende Blumhouse-Production.
Edgertons Drehbuch und Regie zeugen von einem tiefen Verständnis für Spannung und klassischer Genre-Kenntnis. Der hervorragend gespielte und überraschend effektiv gesponnene Thriller spielt gekonnt mit konventionellen Erwartungen. Offensichtliche Helden und Schurken sind nicht so wie sie scheinen. Geschickt werden notwendigen Informationen zurückgehalten, so wie es in Krimis der alten Schule von Nöten ist.
Debütant Edgerton verbindet die fiesen psychologischen Prozesse mit der Inszenierung von Raum und Architektur, nutzt die Wände, Türen, Fenster und Spiegel des Hauses als Status zerstörter Beziehungen oder desolaten Selbstbildes.
„The Gift“ ist hinten heraus weitaus klüger und beunruhigender, als er auf der Oberfläche erscheint, kann als ein Mittelschicht-Porträt eines amerikanischen, über-angepassten Lebensstils und einer Unternehmenskultur gesehen werden, in dem der Zweck die Mittel heiligt, Lug und Trug solange o.k. sind solange sie nicht herausgefunden werden.
Für diesen intelligenten, erwachsenen Thriller lege ich 7 Geschenke vor die cineastische Haustür.
"So lang du atmen kannst, wirst du kämpfen."
Mit brachial-heiligen Rambo-Ernst, nach formalen und schauspielerischen Superlativen strebend, im Schlachtfeld der Lubezki-Plansequenzen bei Tageslicht. Der Film treibt mit großen, existentialistischen Posen, viel Dreck, Blut, Stöhnen und überwältigenden Bildern, dramaturgisch und inhaltlich flussabwärts.
„Revenant“ ist ein weiterer Beitrag der gerade En Vogue-Survival-Dramen. Ein Western, in dem der nackte Überlebenskampf in feindlicher Natur im Mittelpunkt der Erzählung steht, ihn beeindrucken und fast körperlich spürbar macht und dabei zusätzlich (leider) noch nach transzendierter Wahrhaftigkeit sucht. Die herbe Rachefantasie wird dabei über-offensichtlich in einen naturalistischen und historischen Kontext verankert. Der Film sinniert über die Verdrängung und Ermordung amerikanischen Ureinwohner, ebenso wie er bemüht ist über die Sinnhaftigkeit von Rache und (Über-) Leben zu reflektieren. Leider findet er dabei aber kaum eine erfahrbare Tiefe. Dafür bleibt der fiebrige Albtraum oft, zu oft, in seinen künstlichen Arthaus-Posen stecken. Ein Problem, das ich mit allen Filmen von Alejandro González Iñárritu habe. Die körperlichen Qualen pressen einem in den Kinosessel, der Diskurs über göttliche (und natürliche?) Rache und Barmherzigkeit ist weit aus weniger intensiv, wirkt ein wenig als ob der Regisseur der geradlinigen Genre-Geschichte nicht genügend traut.
6 offene Wunden mit Schießpulver verödet.
Berlin ist das deutsche Chicago.
Der nicht gerade als Qualitätsfernsehen bekannte Event-Event-Sender SAT 1 entdeckt die deutschen Zwanziger Jahre für einen handfesten Mafia-Film Made in Germany. Auch wenn Regisseur Marvin Kren arg konventionell auf entsprechende US-Vorbilder schielt, die Mordkommission hat süffisante und bullig-körperliche Figuren mit einen angenehm verruchten Touch und eine geradlinige, packende Krimihandlung, huldigt den Pionier der modernen Kriminologie Ernst Gennat. Mit digital unterstützen Bildern taucht der Zuschauer in optische Schauwerte, in ein Max-Beckmann-Berlin dessen Kostüme und Kulissen die Großstadt als einen oberirdischen Hexenkessel und unterirdischen Irrgarten darstellt, in dem exzessiv gefeiert und gemordet wird.
Schade dass mal wieder an die Genre-Sehgewohnheiten und Interesse vorbei produziert wurde, denn wirklich sehen wollte diese kleine Perle des TVs kaum jemand.
7 Körperteile im Krokodil-Becken.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#09 (Staffel – 2)
I…wie Italo-Western.
Der Italowestern ist ein vorwiegend in den 1960er und 1970er Jahren gedrehter Euro-Western, der Stilmerkmale wie Anti-Held, Brutalität, lange Show-Downs, expressionistische Kameraführung, markante Musik, rauen psychologischen Tiefgang, schmutzige Stimmung und oftmals kein Happy End bietet. Sergio Leone prägte dieses Genre besonders durch seinen kritischen Blick auf den Wild-West-Mythos.
Es war einmal die Revolution.
Allgemein wird angenommen, dass „Todesmelodie“ zu Sergio Leones schwächeren Arbeiten gehört und im Schatten seiner anderen, bekannteren Meisterwerke steht. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, trotzdem bleibt der Streifen ein Beispiel von epischer Filmkunst und ist weitaus besser als sein Ruf.
Leone versucht Elemente aus seinen früheren Filmen zu verfeinern und mit einen offensichtlichen politischen Kommentar zu verbinden. Obsessive Close-Ups, gewaltige Breitwandkompositionen mit ausgiebigen Kameraschwenks, eigenwillig rhythmisierte Schnitte und die typische Dehnung der Zeit durch lange Einstellungen treffen auf ausgearbeitete Charaktere, Rückblenden. Rache ist wieder ein zentrales Thema, wird aber hier der Vergebung gegenübergestellt. Ennio Morricone unterlegt alles mit einer melodiösen Musik und die männer-freundschaftliche Chemie zwischen Coburn und Steiger ist das emotionale Herz des Films, so dass er sich nicht in seinen aufwendigen Explosion, endlosen Schießereien verliert. Die Geschichte ist manchmal subtil und dann bollert sie. Gerade durch das nicht immer stimmige Gleichgewicht zwischen Komödie und Tragödie, zwischen spielerischer Leichtigkeit und bitterer Gewalt entsteht ein eigenwilliger, melancholischer Rhythmus, nie klar wohin die Geschichte führen wird. In seinem weitschweifigen Ausmaß bei der Auseinandersetzung zwischen Bäuerlichkeit vs. Bürgerlichkeit, Widerstand vs. Tyrannei entsteht ein sowohl breiter wie tiefer Subtext über den Kinomythos Revolution und Amerika. Der revolutionäre Kampf ist komplex, der unvermeidliche Verlust von Idealen steht nur die wahre Freundschaft gegenüber.
In dieser Mischung aus Verträumtheit, Gewalt und Politik ist die „Todesmelodie“ vielleicht ein wenig schwerfällig geworden, in seiner schrägen Weiterführung eines politischen Spaghetti-Westerns aber ungeheuer faszinierend.
7,5 kurze Lunten.
http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver
„Raw Force“ hat alles was Exploitation-Fanatiker sich wünschen. Kneipen-Schlägereien, Bordellbesuche, gefesselte und nackte „Darstellerinnen“, muskulöse Männer, beknackte Kampfsport-Einlagen mit grau angemalten Ninja-Zombies, albern grinsende Kannibalen-Mönche und Albert Speer als Nazi-Jade-Händler. Das alles verschmilzt in ein völlig inkohärentes und scheinbar improvisiertes Skript. Die Produktionswerte sind extrem niedrig, die technischen Aspekte erbärmlich, sie treiben aber den Trash-Barometer zu angenehmen Hitzewallungen hoch. Das Problem des Films ist allerdings, das er einfach nicht weiß ob er das Alles ernst oder ironisch meint. In seinem freiwilligen Bemühen möglichst doof zu wirken wird er auf die Dauer etwas fade. Aber egal, wer geistig anspruchsloser Unterhaltung für besonders versaute Geschmäcker haben will, der kommt auf seine Kosten.
6 grüne Totengräber.
Koryphäen des Horrorfilms # 10
Bob Clark war ein visionärer 70er-Jahre-US-Filmemacher, der drei enorm einflussreiche Horrorfilme erschaffen hat. Im Alleingang definierte er mit "Black Christmas" die Grundregeln des Slashers, spielte früh mit Zombie-Motiven ("Children Shouldn't Play with Dead Things") und erzählte mit „Dead of Night“ ein Heimkehrer-Drama unverblümt als Gruselfilm. Billiger Kitzel nach Gore oder Schocks waren ihm fremd, seine Filme bieten immer noch eine angenehme ernsthafte Unheimlichkeit.
Die Untoten des Krieges ...
Eine verzweifelte Mutter wünscht sich ihren als Verschollen geltenden Soldatensohn aus Vietnam nach Hause und dieser kommt als Dead Man Walking zurück. Er schaukelt und starrt stundenlang in einem benommen Zustand vor sich hin, ist gewalttätig und seine Symptome des posttraumatischen Schocksyndroms gehen einher mit einen körperlichen Verfall.
Viele verschiedene Horrorarchetypen (Zombies, Vampirismus, Kannibalismus) werden angedeutet, was den Film effektiver macht. Als Allegorie über den Schrecken des Krieges und seine Auswirkungen auf den Soldaten und seinen Angehörigen ist der Streifen eine subtil-kraftvolle Anti-Kriegs-Parabel und ein deprimierendes Mittelklasse-Familiendrama. Das Tempo ist dabei ziemlich langsam, aber es funktioniert effizient weil das gesamte Ambiente schaurig wirkt, mit zermürbend Filmmusik unterlegt ist. Zum Ende hin marschiert der Film kopfüber in ein unvermeidliches, etwas abrupt-trashiges Grindhouse-Ende und Tom Savini darf sein Debüt als SFX-Guru markieren.
„Dead of Night“ ist ein Horrorfilm, der die Grenzen des Genres erweitert. Eine kleine, klaustrophobische Perle mit Ecken und Kanten, angenehm verstörend und letztlich sehr tragisch.
7 unheimliche Sonnenbrillen.
Tils Pissing in Action oder Hamburger Nächte sind lang(weilig).
So sehr sich auch Schweiger als Heilbringer der deutschen Film- und Fernsehlandschaft hochstilisiert, als Actionstar ist er einfach nur fehl-besetzt. Er wird aber nicht müde sich als heimatlicher Nick-Bruce Willes-Tschiller selbst zu inszenieren, dabei ist dieser LKA-Supermann doch nur eine knurrig-nuschelige Peinlichkeit. Im Rächerfilm-Modus des 80er Jahre Kinos knallt und wummst es zeitweise, unterbrochen von belanglosen, grenzdebilen Dialogen über kriminelle Ausländer und Parallelgesellschaften um auf das Gesocks ein zu prügeln. Ob Türken, Kurden, Araber oder Russen, alle in einen Sack packen.
Mal sehen wann der Til als Rammbock-Karrikatur den Kritiker- und Facebook-Shitstorm-Terrorismus im Alleingang wieder besiegt. Möge die „Craft“ mit ihm sein, oder auch nicht, mir egal.
4 starke Schmerzmittel um sich diesen Stuss anzutun.
Der große Scheiß.
Die öffentlich-rechtlichen Anstalten langweilen ja gerne mit ihren steifen, graumelierten und bräsigen Betroffenheit-Produktionen oder fahren mit dem Meta-Quatsch-Zug gerne an die Sehgewohnheiten der im sichern Sessel furzenden TV-Zuschauern vorbei. Da muss dann erst einmal der Talent-Verweigerer Til Schweiger einen auf Schimanski machen um für seinen geplanten Kino-Tatort die deutsche Bevölkerung auf hirnerweichende Filmkunst in Form eines Zweiteilers vorbereiten.
Ich würde "Der große Schmerz" und "Fegefeuer" nicht als grottenschlecht bezeichnen, allerdings dieser „Ey, du hast nur eine Option!“ und „Papa, hol uns hier raus!“ Schmarrn ist fern von der gewünschten Bahnbrechenheit, die Til so gerne auf Facebook propagiert. Die B-Movie-Geschichte gibt für 180 Minuten nicht allzu viel her und wirkt wie ein schlechter Abklatsch gängiger US-Hollywoodfilme für den hohlen Zahn. Im Tatort-Universum mag das vielleicht noch etwas „neues“ sein aber wenn im ersten Teil der hysterische Plot mehr aus Unfällen abgehalfterter Stereotypen besteht und mit einer halbwegs gelungenen, genretypischen Inszenierung versucht wird auf Äktschen zu machen, dann ist das nicht bemerkenswert, sondern vom Gebühren-zahlenden Kunden finanzierter Direkt-to-Video-Schund.
4 völlig uninteressante, grüne Kontaktlinsen.
Allerdings einen Monolog zu schreiben, wie "Freundin wurde totgefickt. Aber ich nicht. Weil ich bin hart und grausam. Musst du sein zum Überleben. Merk Dir.", ist ganz große Drehbuchkunst… Und so etwas ohne zu lachen über die Bühne zu bringen, dem zolle ich meinen tiefen Respekt. Klasse, Fr. Fischer!
Dieser typische No-Hirn-Fick aus der reduzierten Luc-Besson-B-Picture-Schmiede wird als Relaunch des Transporter-Franchises verkauft, ist aber nur ein armseliger Anmacherfilm für schlichte Gemüter. Ein un-charismatischer Spacko mit Anzug ersetzt Jason Statham um geklonten Barbie-Schnecken im Mager-Model-Modus bei ihrer Nutten-Rachegeschichte als James Bond für Arme aus zu helfen. Regisseur Camille Delamarre hat schon in Brick Mansions bewiesen wie scheiße Filme-machen sein kann, hier vögelt er einen sexistischen, humorlosen Audi-Werbeclip in pseudo-cooler Dressman -Ästhetik hin.
3 Chicks in Gasmasken.
Mit solch einen liebenswerten Schwachsinn² kann man mich kriegen. Man nehme die typischen Zutaten des Gespensterhausfilms, also ein von Verlust traumatisiertes Paar, das in ein Haus mit einer finsteren Vergangenheit zieht, schräge Nachbarn, isolierte Provinz, seltsame Geräusche im Keller, schattenhafte Wesen, Séance und bedient zunächst gewissenhaft die Erwartungen des Zuschauers um nach 40 Minuten das Bewährte nach und nach mit Humor und Skurrilität ad absurdum zu führen. Die zunehmende süffisante Ironie wird mit Grauen ergänzt um in ein käsig-splatteriges Finale zu Enden, in dem Lucio Fulcis Höllentor geöffnet wird. Diese angenehm unberechenbare Hommage an das alte 80er Jahre Italo-Horror-Kino mit verkohlen Zombie-Geistern ist auf jeden Fall für Filmfreunde des Genres ein Blick wert, allein weil hier gepflegt das italienische 70er Kultgesöff, der J & B Scotch, zu jedem Anlass getrunken wird.
7 verschluckte Socken.
„Showdown in Little Tokyo“ verknappt auf 75 Minuten Körperlichkeit, Tempo und Zerstörung zu einem Konzentrat des 80er Jahre Action-Films. Mit einem hohen Gewaltpegel wird aus vollem Rohr geballert und lustig die Fresse eingeschlagen, immer catoonesk überzeichnet. Die Low-Budget-Produktion ist dämlich geschrieben und feiert fern von familienorientiertem Actionkino den infantilen Fetisch von Gewalt.
Zwei sich unglaublich cool findende Helden mit peinlichen (oder ohne) Klamotten prügeln eindimensionalen Schurken das fiese Grinsen aus dem Gesicht. Mark L. Lester scheint der Unbeholfenheit des Inhaltes bewusst ALLES mit einer absurden Überzeichnung auszugleichen. Die gelbe Gefahr des Drogenhandel-Biermagnaten und Yakuza-Clan-Chefs ist ein fremdenfeindlicher Fiebertraum, Japan-Jungfrau Brandon Lee macht unentwegt schlechte Witze, die Liebesgeschichte zwischen der selbstmörderische Frau und dem schauspielerisch arg begrenzten Dolph Lundgren ist lächerlich, wird nur noch von seiner endlosen Parade aus schlimmen Lederjacken, grausigen T-Shirts und zu hoch taillierte Hosen übertroffen.
Die offensichtliche Homoerotik der muskelbepackten und geölten Helden ist dick aufgetragen und findet seinen Höhepunkt, wenn Brandon einen liebevollen Blick auf Dolphs Genitalien wirft, der als muskulöser blonder Kerl entweder fast nackt oder mit schwarzen Leder-Hot-Pants über seine Schwanzlänge prahlt... Der Film ist, ähnlich wie das Phantom-Kommando vom selben Regisseur, eine Fundgrube von schwuler Männlichkeit (wie viele andere 80er Actionfilm auch, hier mega-offensichtlich). Nicht nur weil hier die Badehäuser schwül dampfen und die Jungen gerne ihre Tücher zu Tangas oder Windeln um ihr Unterleib binden...
Neben dem äußerst unterhaltsamen homoerotischen Vibe der verschwitzten Körpern ist „Little Tokyo“ ein herrlich primitiver Exzess, der zu den reduziertesten Buddy-Actionfilmen aller Zeiten gehört.
7 Bizeps für dieses ganz große Kino.
Für den amerikanischen TV-Channel „Chiller“ low-produziertes Creature-Feature, das dem Tier-Horror-Gene weder Substanz noch Originalität zufügt. Trotzdem ist „Animal“ besser als manch anderer Wald und Wiesen-Horrorfilm, denn die offensichtlichen Bemühungen hier eine klare Hommage an die altmodischen Monsterfilme mit soliden technischen Niveau, Blut, Eingeweide und Latex-Maske auf die Beine zu stellen, ist gelungen. Die Mutation, zwischen einem Nagetier und Menschen, sieht toll aus und aus dem üblichen Hetzjagd-Szenario wird ein stimmungsvolles Belagerungs-Szenario. Die Problemlösungsstrategien und das Gruppendynamische Verhalten der austauschbaren Protagonisten funktioniert zwar nach funktionalem Drehbuchpapier-Geraschel aber wie Regisseur Brett Simmons (Husk) in angenehmer Genre-Ernsthaftigkeit die Spirale der Gewalt und das Gefühl für Bedrohung hoch-schraubt ist hübsch anzusehen.
6 Pläne, die alle scheitern.
Arte-Dokumentation über die Begegnung zweier Koryphäen der Lichtspielhäuser, die sich intellektuell und künstlerisch nahe standen und eins DER Bücher über Film veröffentlicht haben: „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ Der junge Enfant Terrible des französischen Autorenfilms Truffaut befragt den alten Meister der Suspense über seine Filme, innig verbunden mit Respekt und Freundschaft. Zunächst wird die Entstehungsgeschichte des achttägigen Interviews 1962 rekonstruiert um dann kenntnisreich über Hitchcocks Kino als Kunstform zu erzählen. Wer das Buch kennt bekommt keine neuen Impulse, als Einstieg über die Art und Weise wie Hitchcock Filme gemacht hat und Filme-machen generell verstanden hat, ist die Doku empfehlenswert. Besonders deshalb, da die Archivaufnahmen mit Aussagen des Who's Who neuerer Regie-Giganten ergänzt werden.
6,5 Schauspieler als Vieh.
Wer immerzu verletzt wird, der hat irgendwann keine Gefühle mehr...
Dies ist die Welt von Kanako, eine Welt der Exzesse. Erzählt wird die Geschichte eines Mädchens, das in ein tiefes Loch fällt, in einer Arschlochwelt voller Arschlöcher. Sie ist voll cool aber hoffnungslos verrückt, zu allen freundlich und zugleich grausam.
Das epileptische Schnittgewitter der grellen Oberflächenreize ist in allen Belangen extrem und extrem anstrengend anzuschauen.
Tetsuya Nakashima hält mit ultrabrutalen, zynischen Bildern einer enthemmten Japanischen Gesellschaft den giftigen Spiegel vor. Zerfetzt die Chronologie von Zeit und Erzählfluss. Hinter diesem überspannten, collagenhaften Rausch, der Orgie aus Boshaftigkeit und Verletzlichkeit steckt eine hoch-tragische Geschichte eines Vaters, der sich immer weiter von seiner Tochter entfernt hat und auf der Suche nach ihr irgendwo zwischen Liebe und Hass stecken bleibt. Nicht angenehm anzusehen aber faszinierend und verstörend in seiner Poesie von Gewalt.
7 abgeschnittene Ohrläppchen.
Asylum-/SyFy-TV-Produktion, die in billig wirkender Digital-Optik wirkungsvoll heruntergekurbelt wurde. Der Tier-Horror-Schmarrn legt ein irrsinnig-heftiges Tempo vor und kaschiert mit Wackelkamera und Hand-Made-Splatter seine selten dämliche Geschichte. In der Hand eines Genre-Routiniers (Eric Red) schafft es diese Produktion die Geschichte um einen Meteoriten, der die domestizierten und wilden Hunde einer Kleinstadt verstrahlt, so dass sie ihre Aggressionen freien Lauf lassen, irgendwo zwischen wahnhaften Genrefutter und verblödeten Trash zu erzählen. Verschnaufpausen gibt es keine, Charakterisierungen und eine Story eigentlich auch nicht, alles wird auf Stichworte reduziert um dann zwischen Dilettantismus und feinen Genrebildern ein Art apokalyptisches Zombie-Massaker mit Wauwaus zusammen zu schludern. In seiner dreisten Reduziertheit kann ich solch einem Scheiß durchaus etwas abgewinnen und gebe 5,5 Punkte für die Katzen, die sich Angesicht der bellenden Bedrohung auf dem Baum verpissen.
Irgendwo zwischen Casino-Heist-Movie, „Speed“ und Melodram zusammengeschusterte Gendarm- und Räuber-Pistole, die kaum stereotyper sein kann allerdings trotz zweifelhafter Wendungen, nicht vorhandener Logik und eindimensionaler Figuren in seiner Abgedroschenheit doch Spaß macht. Denn wenn hier auch alles nach Direkt-to-Video riecht hat „Bus 657“ eine Menge Charme. Das liegt zum einen an seinem starken Ensemble und zum andern an der unbefangenen Verrücktheit absurde Plots zuzulassen. Scott Manns Regie ist effizient und nimmt sich nie zu ernst, fast spielerisch hangelt sich der Streifen von einer Dreistigkeit zur nächsten. So ist ein überraschend anständiger Thriller entstanden, der sicherlich kein Wunder der Filmkunst ist aber in seinem Spiel mit idealtypischen Motiven des Actionfilms mir gut gefallen hat.
6 Elektro-Zigaretten
Dies ist eine Geschichte über spirituelles Wachstum und ein einfühlsames Portrait über ein Mädchen, das ihren Verlust, ihre Trauer und Einsamkeit überwinden muss um den großen Sprung in das kalte Wasser der Zukunft zu wagen.
Die nach dem Tod ihres Vaters mürrische 11-Jährige Momo begegnet auf einer isolierten, sommerlichen Insel drei Goblins aus der alten Edo-Ära, hungrig, spitzbübisch und ehrlich. Aus der warmherzigen Beziehungen zu diesen Wesen entsteht eine Verbundenheit zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod. Das Motiv, das wir mit unsichtbaren Geistern zusammen leben und sie uns beschützen, ist im traditionellen japanischen Glauben verankert.
Direktor Okiura Hiroyuki ( Jin-Roh ) hat 7 Jahre an der Herstellung des Films gearbeitet und das ist in der atemberaubend-visuellen Qualität zu erkennen, die bis ins kleinste Detail Wert auf Körpersprache und Landschaften legt.
Es mag sein, das der Film etwas zu viel um die Magie der Ghibli Filme bemüht ist, mit 2 Stunden ein wenig zu lang geraten ist und zum Ende hin arg auf die Tränendrüse drückt, sich in über-über deutlicher Symbolik verliert. Trotzdem, oder gerade deshalb, bleibt er ein hervorragend animierter und herzzerreißend liebevoller, altmodischer Zeichentrickfilm, der nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene angenehm berührt.
7 Aussichten, die man nicht essen kann.
Das Erwachen der Macht ist mutlos munter geworden.
Um nicht unter der Last der gesetzten Erwartungen in die (kommerziellen) Brüche zu gehen, wird Dienst nach Vorschrift gemacht. Star Wars 7 steht so massiv unter dem Bann der Original-Trilogie, dass deren popkulturelles Erbe einem wie ein Fetisch um die Ohren und Augen gehauen wird. Leider vergisst der Film dabei (fast) seine eigene Identität. Er bläht die bekannten Zutaten im Backofen der Nostalgie auf, garniert temporeich und mit einigen Pointen den wohl bekömmlichen Blockbuster-Kuchen. Das erweckt bei Schwärmern angenehme Erinnerungen, bringt oft den Charme der alten Krieg-der-Sterne Filme ins Gedächtnis zurück und fühlt sich als Wiedergutmachung für die verhunzten neuen Teilen gut an.
Leider ist der Film dabei etwas flügellahm geworden. Denn sowohl die Grundgeschichte und familiären Konflikte als auch die Figuren, bis hin zu einzelne Szenenabläufe werden 1:1 aus dem Original übernommen, mal modernisiert, mal altmodisch abgearbeitet. Ein gender-korrektes Powermädchen mit Technikkenntnissen darf mit dem politisch-korrekten Dunkelhäutigen die Macht des Franchise spüren, der weise Yoda ist jetzt eine Glubschaugen-Oma, die rollende Mülltonne R2-D2 ein runder Springball und (schöne Idee) es wird hinter der anonymen Montur der Stormtroopers geschaut.
Der Zielgruppenorientierte, pure Fan-Service hat mich dann aber doch recht schnell ermüdet. J. J. Abrams findet einige hübsche, ikonische Bilder, bemüht seinen Look haptisch zu gestalten und versemmelt den Streifen nicht in seelenloses CGI-Gewichse. Manch ironische Brechungen, manch Schalk haben mir gefallen und mal wieder in den Star Wars-Mythos einzutauchen ist eh angenehm. Aber letztlich waren für mich in diesem Generationstreffen zu wenig neue Ideen, die Originalität fehlte.
Ich hoffe, dass die Macher der nächsten Teile neuere Wege und mehr Mut finden werden. Das muss ja nicht gleich per Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile. durchs All bedeuten…
Und ich freue mich auf die Spin-Offs. Denn dort ist die Last Bewährtes und Bewahrendes bedienen zu müssen nicht so gigantisch, hier wäre mehr Raum für Innovation und andere filmische Ausrichtungen möglich.
6 neue Frisuren für Leia.