lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
Spektakel und Hypnose.
Kenneth Angers Kurzfilm gehört zu den Höhepunkten der filmischen amerikanischen Underground-/Avantgarde-Bewegung in den 70ern. Keine übliche Narration aufweisend, werden Bilder der Schöpfung und der Zerstörung scheinbar zusammenhanglos aneinandergereiht, mit psychedelischer Jimmy Page-Musik untermalt. Mythologisch-ägyptische Götter treffen auf fortschreitende Natur-Gewalten, in ritueller Form wird obsessiv der Fetischismus von Objekten und Geschlechtern visualisiert. Der Aufstieg des Lichttragenden Antichristus ist ein von Primärfarben durchdrungene Reise in die Esoterik und den Okkultismus, erzeugt hypnotische Echos aus einer Hippie-(Alb-)Traumwelt.
Hübsch anzuschauen.
6 blubbernde Vulkane.
Tetsudo trifft den andalusischen Eraserhead in KZ- und Stummfilmbildern von Hieronymus Bosch.
Die Genesis und Zerstörung der Welt als nihilistisch-brutale, pornographische Vision aus biblischen Symbolen, in der nomadische Kapuzenmäntel eine göttlich-geschlechtslose Kreatur durch eine apokalyptische Wüste ziehen um am Ende etwas Neues zu erschaffen.
Die surreale Bildercollage von E. Elias Merhige ist ein frei interpretierbarer Rausch aus halluzinogener Dunkelheit und beeindruckt in seinen metaphysischen Schauwerten. Der Betrachter kann aus dem flickenteppich-artigen Gebilde und der abstrakten Theatergruppen-Performance etwas Eigenes basteln, sich in tristester und pessimistischer Düsternis suhlen und zu warzigen Hintergrundgeräuschen ratlos am Kopf kratzen.
Wie in einer musealen Ausstellung für Modern-Art starre ich auf den Monitor, wo ein schwarz-weißer Bilderbrei in Zeitlupe mein Hirn nötigt irgendwie das Gesehene einzuordnen.
Mit einer stolzen Filmlänge von fast 80 Minuten ist dieser Experimentalfilm dann aber zu schwere Kost. Ich habe ratlos und von den Bildern erschlagen nach 30 Minuten aufgegeben und mit Schnelldurchlauf den Rest (nicht) erfasst.
Als Kurzfilm oder Video-Installation in einem gruftigen Gothic-Club wäre „Begotten“ sicherlich erträglicher.
5 epileptische Zuckungen.
Ekel als Provokation im Jammertal des Gores.
Der erste Teil übt (bei mir) einen morbiden Reiz aus. Die unfassbar-grausamen, historisch-realen Hintergründe um japanische Menschenversuche während des zweiten Weltkrieges werden verstörend-dokumentarisch erzählt. Die „Fortsetzung“ von Regisseur Godfrey Ho versucht die widerwärtigen Autopsien und Experimente im Lager 731 in eine dramatische Handlung einzubetten. Das scheitert aber an den schemenhaft gezeichneten Figuren und der trivialen Liebesgeschichte. Der Film ist nichts anders als die wiederholte, ausbeuterische Beschauung von zerstörten, menschlichen Körpern. Der "Subtext", das Täter auch Opfer sind, moralische Skrupel bekommen und sinnlose Befehlstreue hinterfragen geht in unfreiwillig komischer Melodramatik und maskenhaftem Schauspiel verloren.
4 tote Baumstämme.
„Wenn ich sterbe will ich keinen Teil vom Himmel.
Ich will kein himmlisches Werk tun.
Ich bete, dass der Teufel kommt und mich mit nimmt
um in den glühenden Öfen der Hölle zu stehen“
YOUNGSTOWN (Bruce Springsteen)
In betont langsamer Art erzählt Scott Cooper ein geradliniges, Ironie-freies Provinz-Drama mit stilvollen Herbst-Bildern voll ausgewählter Tristesse. Zu melancholischer Musik bevölkert ein exzellenter Cast den amerikanischen Trübsal-Mikrokosmos der verlorenen Hoffnung und verpassten Zukunft. Der Arbeiter ist rau, hart wie Stahl, ehrlich und glaubt an Gerechtigkeit, Familie und Treue. Diese Werte sind aber nur so viel Wert wie sie auf fruchtbaren Boden fallen. Verrostet das soziale und ökonomische Umfeld, trifft es auf schmierige Hillbillys, dann bricht das System zusammen, moralische Ausweglosigkeit und Erschöpfung offenbaren sich. Der folgende Rachefeldzug ist Ausdruck eines perspektivlosen, allein gelassenen Mannes. Ein Verlierer, der seine Erlösung und Vergebung durch Selbstjustiz un-heroisch sucht. „Auge um Auge“ bewegt sich dabei zwischen sensibler Psycho-Studie und purem Genrekino. Mit depressiver, symbolischer Überkonstruktion strapaziert der Regisseur dabei das alt-testamentarische Rachethema (und manchmal auch die Geduld des Zuschauers) als Katharsis des gebeutelten Mannes, trifft dabei aber in das finstere, vergessene Herz Amerikas. Das ist sicherlich kein unbeackertes Feld, bietet auch keine wirklich neuen Erkenntnisse, bleibt aber immer fern von reißerischer Dutzendware.
Am Ende brennen die Hochöfen nicht mehr, in den kargen Industrie-Ruinen wird geschossen.
7 Rauchschwaden der Eisenhütten von Appalachia.
Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder.
Vor dem Hintergrund des mexikanischen Bürgerkrieges entwickelt Regisseur Giulio Petroni eine doppelbödige Parabel über den Sinn und Unsinn von Revolutionen, erzählt als Schwanengesang des Spaghetti Westerns. Sein Schwerpunkt ist nicht Sadismus und Action sondern ein in Melancholie getauchte, bittere Betrachtung über Unterdrückung, Unabhängigkeit und Staat. Die Bürgerrevolte wirkt glanzlos, nie glorifiziert, symbolisiert durch das ambivalente Verhältnis der zwielichtigen Hauptcharaktere zueinander. Die Titelfigur ist vielschichtig angelegt. Er ist kein strahlender, moralisch einwandfreier Held sondern, bei aller Sympathie, ein Killer im Namen der Revolution, dessen Einstellung gegenüber Frauen ein krudes Bild von menschlicher Gleichwertigkeit zeigt. Fast schon abstrakt überzeichnet wirkt er wie eine versinnbildlichte Darstellung über das Wesen der Revolution, wenn sie durch Macht falsch verstanden wird. Am Ende sind die Armen die Betrogenen. An den herrschenden Verhältnissen wird sich nichts ändern, ihnen bleibt nur der endlose, aussichtslose Kampf.
"Tepepa" besticht mit famosen Einzelszenen und als politischer Western, allerdings wirkt er in seiner Langfassung oftmals zäh. Seltsam, dem Thema nicht immer angemessen, ist seine Unentschlossenheit ein ernsthaftes Drama oder albern-leichte Komödie zu sein. Faszinierend bleibt er dabei aber alle mal.
7 Ziegenböcke mit Dynamit
Ein Kleinkrimineller und Polizistenmörder bekommt bei seiner Flucht durch Zufall Unterlagen in die Finger, die einen Mafia-Boss kompromittieren könnten und ist fortan im Kreuzfeuer von Verbrechern, Polizei und Zeitungsverlegern.
Poliziottesco von Stelvio Massi, der im Vergleich zu seinen späteren Selbstjustiz-Reißern eher unspektakulär und optisch schlicht daherkommt.
Neben den bekannten Zutaten des italienischen Krimis der 70er wird hier die (schuldhafte) Rolle der Zeitungen im aussichtslosen Kampf gegen die Kriminalität beleuchtet. Statt mit den Bullen zusammen zu kooperieren, hebeln sie die Fahndung aus. Wie zwei desillusionierte, verbitterte Hunde, die um einen Knochen kämpfen, gieren Medien und Polizei um den vermeintlichen Erfolg, Moral und ethische Zurückhaltung gehen dabei verloren.
Inhaltlich hochinteressanter Krimi, der inszenatorisch etwas steif und manchmal unbeholfen erzählt wirkt.
5,5 Schlagzeilen der Mitschuld.
Sommerferien in Italien.
Ein entflohener Höhlenmensch dringt in das abgelegenen Ferienhaus eines heuchlerischen Mannes, seiner hörige Frau und der nymphomanischen Schwester ein, quält dieses dysfunktionale Trio mit Vergewaltigung und Gewalt.
Fernando Di Leo's in 12 Tagen billig herunter gedrehter Sexploitation-Thriller ist in seiner Frivolität und Verkommenheit durchaus faszinierend, wenn das Herz für politische Unkorrektheit des späten 70er / frühen 80er Jahren Kino aus Italien schlägt. Das sehr dünne Skript ist vorhersehbar und vielleicht als abscheuliches „Last House on the Left "rip-off bzw. bitter-böse Bürger-Wohlstand-Kritik gemeint. Zu einer exzentrisch-nervenaufreibenden Partitur gibt es Sleaze und Erniedrigung pur, mit 'ner manipulativen Hündin, die Spaß an Vergewaltigungen und keiner Kleidung hat.
Mir fehlte in diesem Vier-Personen-Kammerspiel die satirische Konsequenz für eine nachhaltige Wirkung, letztlich wirkt der ganze Film dann doch nur wie ein billiger Sado-Porno.
5-mal Sex unter einem Porträt von John Travolta.
Wow, das ist ja mal ein Film, der so richtig gegen die Wand gefahren wurde. Mag sein, dass diese schräge Geschichte als Roman funktioniert, bei der Verfilmung stimmt rein gar nichts. Schon die Grundprämisse, Liebe bzw. Glaubensverlust macht den Menschen zum Teufel und die Hörner offenbaren blasphemische, triebhafte Geheimnisse der Mitmenschen, klingt, vorsichtig formuliert, krude. Regisseur Alexander Aja ist nun nicht als unbegabtester Regisseur bekannt und so wäre theoretisch der Mut für solch ein (möglicherweise) ambitioniert gemeintes Projekt anerkennenswert. Umso erschreckender, welch erstaunlich simplifiziertes und wirres Durcheinander er hier abliefert. Der wilde Ritt durch Stephen-King-Jugendfilm, Groteske, Whodunit, Melodram und splatteriger Rache-Phantasie läuft ständig ins leere. Weder seine Einzelteile noch der Gesamteindruck sind stimmig. Tonal wechselt „Horns“ ständig. Das erzeugt aber keine Abwechslung sondern nur Langeweile. Grobmotorisch werden religiöse Symbole mit Verlust und Schmerz kombiniert, der Off-Kommentar erklärt dem Dümmsten in der hintersten Reihe den Zusammenhang. Im völlig verfehlten Finale greift Aja dann wieder zu seinen bekannten Horror-Grobreizen, die dem Film spätestens den Todesstoß versetzten. Die visuell sehenswert komponierten Bilder und ein lustvoll chargierender Daniel Radcliffe sind das einzig Positive. Mit der ärgerlichen Homophobie, den halbgaren satirischen Ansätzen und der trashig-holprigen Umsetzung konnte ich wenig anfangen. „Horns“ ist noch nicht einmal interessant gescheitert.
Der Film kann gerne mit drei Mistgabeln in den filmischen Kompost wandern und ich hoffe, dass dies nicht der Beginn des Untergangs eines ehemals fähigen Regisseurs ist.
Diese erstaunlich gelungene britischen Anthologie-Reihe (Staffel 1/ 2) von Charlie Brooker („Dead Set") wartet mit einem interessanten Konzept auf. Jede Episode erzählt eine andere intime Geschichte mit verschiedenen Protagonisten, nimmt zeitgenössische Phänomene als Ausgangspunkt und spekuliert, wie diese sich in der Zukunft entwickeln könnten (z.B. Popularität von Talent-Shows im Fernsehen, Auswirkungen von Social Media und Smartphones auf unser Leben, Entpolitisierung, mediale Sensationslust). Thema ist immer die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Technologie als wissenschaftliches oder moralisches Dilemma, das unser Leben verändert. Ob neue Formen von Mobbing, Sensationslust und öffentliche Demütigung, die Folgen konzentrieren sich auf die dunklen und bizarren Seiten, manchmal etwas banal oder mit dem Aussage-Holzhammer. Aber gerade die einseitig-pessimistische, zynische Perspektive erzielt eine maximale Wirkung und lädt zum Nachdenken ein.
„Black Mirror“ ist eine clevere Mischung aus düsterer Science-Fiction, Drama, Satire und schwarzer Komödie bei der einem das süffisante Lächeln im Hals stecken bleib, mit Geschichten die teilweise Potential für einen Kinofilm haben.
7,5 Punkte für dieses Fernsehen vom Feinsten.
Wer sich über die mangelnde Qualität dieser Massen-Young-Adult-Waren ärgert, sieht die Filme nicht als das was sie sind, zielgruppenorientierte Bedürfnisbefriedigung, die ordentlich knallen soll. „Maze-Runner“ hat sich letztes Jahr überraschend erfolgreich in dieses Marktsegment gedrängt. Hier gibt es dystopische Widerstands-Fantasien für Jungen, während „Panem“ und „Bestimmung“ den Markt für die Mädels abgedeckt. Mag sein, dass die beiden Letztgenannten die charismatischeren Figuren anbieten, dieser Mittelteil der Trilogie kompensiert sein attraktives aber schauspielerisch arg blasses Multi-Kulti-Figurenarsenal zu einem großen Teil mit dem Tempo eines Jump and Run Spiels. So wird in hübsch anzuschauender Endzeit-Kulisse viel, sehr viel gerannt. Ohne große Verschnaufpausen (und keinerlei Liebesgeschnulze) hetzt Filmemacher Wes Ball durch ein apokalyptisches Horror-Szenario. Das gab es sicherlich woanders schon mal besser aber mit welcher Direktheit er Jugendkino mit knarzigen Genre-Kino kombiniert ist flott anzuschauen. Dabei verheimlicht der Film nie seinen leicht trashigen B-Film-Charakter und suhlt sich, wie der erster Teil, in typischen Horrorfilm-Motiven, inklusive trendigen Viren-Zombies. Mit schwungvollen und schlichten Bildern wird gegen die Elemente, Mutanten und einem Terror-Regime gekämpft, immer steht der Zusammenhalt und Teamgeist der Gruppe im Vordergrund. Adoleszenz ist ein Mix aus Abenteuer, Angst, Versuchung und Verantwortung. Leider geht dem Streifen dann doch nach 90 Minuten die Puste aus und rettet sich mehr schlecht als recht in abgehalfterte Twists mit Kriegsgetümmel und Heldenpathos.
Ist ok, der Streifen, fand den sogar etwas besser als den ersten Teil.
5-6 Punkte für diesen Walking Dead für Kids.
1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#07 (Staffel – 2)
G...wie Gewerkschaftsfilm.
Mut und Erlösung.
Elia Kazans klassisches Heldenepos ist ein kraftvolles Melodram über Schuld, Vergebung und moralische Verantwortung. Ein Kino der bewegenden Momente, deutlich vom italienischen Nachkriegs-Neorealismus geprägt.
Korrupte Gewerkschaften schröpfen im NY der 50er die Arbeitskraft von Hafenarbeiter aus und wirtschaften in die eigene Tasche. Wer sie an die Polizei verpfeift wird getötet. Ein zwischen Loyalität und Aufbegehren zerrissener, einfacher Arbeiter rebelliert.
Mit schwarz-weißen Bildern voller religiöser Symbolik und ausgewaschener Trostlosigkeit wird die kathartische Befreiung eines nützlichen „Niemand“ zu einen verantwortlichen „Jemand“ beschrieben, eingebunden in soziale Themen wie Gier, Korruption und Macht sowie Verarbeitung von Einsamkeit, Absolution und Vergebung.
In seinen Dialogen, Themen und seiner Darstellung der Missstände hat "Faust im Nacken" bis heute nichts an seiner Dramatik verloren. Method-Marlon spielt mit Leib und Seele die tief sitzenden Zweifel und verdrängten Gefühle des Anti-Helden, der auf die heilige Liebe und einem Superlativ an pragmatischen Christentum trifft, die bei ihm ein Gewissen erzeugen. Durch den Mord an seinem Bruder handelt er, wird zum Messias der Docks.
Der Film ist ein Beispiel, in dem Kunst mit dem Leben eines Regisseurs kollidiert. Kazan hat im McCarthy-Ausschuss gegen "unamerikanische Umtriebe" kommunistische Freunde denunziert und so wird der Film auch als eine Reinwaschung des Regisseurs für seinen „notwendigen Verrat“ interpretiert. In seiner Autobiographie macht Brando die Aussage, er habe damals nicht realisiert, das der Film in Wirklichkeit eine Metapher für Kazan war um zu rechtfertigen, dass er seine eigenen Freunde verpfiffen hatte.
Politisch und ideologisch gesehen folgt „Faust im Nacken“ dem klassischen, amerikanischen Idealisten-Bild einer gerechte Welt, in dem ehrliche Arbeiter mit Würde und Anstand die Helden sind und nicht das Geld das Maß aller Dinge ist. Der Kampf eines Einzelnen, sein individueller Überlebensinstinkt sorgt für soziale Veränderungen. Der Film bleibt allerdings beim Feindbild Gewerkschaft als Profit-orientierter Kapitalismus stehen. Das gesamte System verändert sich nicht, wird sogar untermauert, denn die doppelt ausgebeuteten Arbeitsmaschinen können sich nur von der gewerkschaftlichen Tyrannei befreien, nicht aber von der Ausbeutung der Werft-Unternehmen, die die kriminellen Machenschaften kannten bzw. tolerierten. Statt generell zu streiken, nach grundlegenden Veränderungen zu rufen folgen sie einem Jesus, der sie heroisch zur ehrenhafter Arbeit führt.
Egal, es gibt Filme mit dümmeren Botschaften, auch 60 Jahre später.
7 Tauben der Freiheit.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
„Du kannst nicht einfach in die Blase eines Mannes hinein-platzen!“
In der post-apokalyptischen Mad-Max-Kiesgrubenwelt, wo BMX-Biker die letzte Konsequenz der Ölkrise sind, lernt ein jugendlicher Super-Held die Kunst des gepflegten Arschtrittes. Mit VHS-Lagerfeuer-Romantik und Blutfontänen-Körper-Weitwurf prügelt diese sanfte Hommage / Parodie auf das billige 80er Jahre Actionkino ein, feiert es mit großem Nerd-Herz ab. Mir fehlt bei dieser durchaus sympathischen Produktion der druckvolle Drive, die Turboladung Kreativität. Fast zäh plätschern nette und müde Gags so vor sich hin. „Turbo-Kid“ kann kaum kaschieren, das er nicht mehr als ein technisch leicht-aufwendigerer You-Tube-Kurzfilm von Fans ist, der mit seinen 90 Minuten etwas aufgeblasen wirkt.
Naja, ich denke viele werden ihren Spaß mit dieser nostalgischen Verklärung der 80er Jahre haben, ich schaue lieber die (unfreiwillig) komischen Originale.
5,5 Gnomsticks
Orte der Sehnsucht.
Bahnhofkinos in Deutschland waren (besonders in den 60er bis 80er Jahren) eine verbotene Welt, die pausenlos Sensationen für "Perverse mit Regenmänteln" präsentierten, damit der Stangenspargel wuchs. Liebe, Lust und Laster, gepaart mit Grausamkeiten, alles wurde hier unerbittlich ans Licht geholt, was sich damals ängstlich im moralischen Halbdunklen verbarg. Die gezeigten Filme waren Gebrauchsgüter, die nicht hinterfragt wurden. Schmuddel-Nonstop, die pure Form des Fast-Foods als Kunstform.
Aus den Nachkriegs-Trümmern erbaut, zunächst als Informationsdraht zur Welt gedacht, entwickelten sich diese Lichtstätten zu Orten der trivialen Unterhaltung, immer zügelloser, immer tabuloser als Alternative zum Fernsehen. Um sich die Zeit totzuschlagen lebten Jugendliche, Obdachlose und Reisende dort ihrer Geilheit nach nackten Versuchungen und Gewalt aus. Sandalenfilme, C-Genre-Produktionen, Brucexploitation, Bummsfilme und, bis kurz vor ihrem VHS-Tod, die Hardcore-Pornos, die Streifen waren immer schön Scheiße gemacht und ein frech-frivol-furchtbares Vergnügen.
Humorvoll, informativ, mit prominenten Interviewpartnern (Boll, Buttgereit, Becker) und reichlich Original-Material im Gepäck reist Dokumentarfilmer Oliver Schwehm in 60 Minuten durch den Aufstieg und Fall der bundesdeutsch Bahnhofkinolandschaft und treibt mir das Grinsen, die Tränen und das leidenschaftliche Zittern in mein geschmackloses Kinogesicht.
Toll.
7,5 Liebeskämpfe mit der Todesgöttin.
P.S. Und der Regisseur geht weit aus respektvoller mit "Trash" um als die diffamierende, sich über diese Art des Kinos lächerlich machende, Doku „Electric Boogaloo“.
Horroktober 2015 (05#05)
Ein junges Ehepaar chillen mit ihrem Hund im Park, treffen auf einen (angeblichen) Klassenkameraden mit weiblichen Anhang und verbringen das Wochenende mehr oder weniger freiwillig in deren Hütte, werden direkt in eine private schwarze Messe integriert…
Dieser unbekannte, spanische Horrorfilm aus den 70er Jahren wird in Fach-Foren ziemlich abgefeiert... Ich finde, dass er zu Recht vergessen wurde. Die Superlative „wahnwitziger und enorm unterhaltsamer Satanistenschocker“ habe ich nicht wahrgenommen.
Auch wenn der Okkultismus-Eintopf surreal ist, keinerlei Sinn ergibt, so ergibt sich diese künstlerische Leistung nicht aus einem bewussten Umgang mit Nicht-narrativen Stilmitteln sondern aus dem hilflosen Zusammenklatschen bekannter Motive, was dann natürlich irgendwie am Ende obskur wirkt.
Der Film geizt nicht mit nackter Haut. Das ist immer schön anzuschauen. Und der Kameramann findet des öfteren überraschend schaurige Stimmungsbilder höherer Qualität. Aber der Rest ist wegen seiner unsympathischen, dämlich-naiven und unglaubwürdigen Figuren, deren Handeln schon reichlich stumpf und gutgläubig wirkt, eher anstrengend als „enorm unterhaltsam“.
Ein bisschen Gläserrücken und ein flotter Vierer machen halt noch keinen guten Film aus…
4 uninteressante, nackte Körper im Pentagramm.
Zwangsräumung mal anders, Gentrifizierung mit dem Hackbeil...
Mit zufriedenstellendem Produktionsvolumen, ordentlich Sepia-Filter auf der Linse und funktional-kräftigen Score haut der spanische Debütant Rafa Martínez eine geradlinige Fingerübung des Terrorfilms auf die Leinwand. In Ort, Zeit und Handlung auf das Wesentliche verdichtet, wird standardisiertes, konstruiertes und konzentriertes Horrorkino zelebriert. Das Belagerung- und Katz-/Maus-Spiel gewinnt sicherlich nicht den Innovationspreis des Monats aber wie hier brutal, spekulativ und scheiß-knackig-geil Inhalt mit Tempo ausgetauscht wird ist hübsch anzusehen, mit ausdrucksstarken und wirkungsvollen Bildern garniert. Starker Film, mit einem Final-Girl das handelt, und wie...
7 Flaschen flüssiger Stickstoff.
Horroktober 2015 (04#05)
Aus der Giftkammer des „erwachsenen“ Disney-Kinos entflohen, ist hier eine Perle zu bestaunen, die garantiert (euren) Kindern so richtig schlechte Träume bescheren wird. Fern einer Wohlfühl-Family-Entertainment-Ausrichtung kommt hier das Bedrohliche mit kreischenden Bremsen daher.
Der Jahrmarkt der bösen Geister hält Einzug in eine Kleinstadt und sucht nach den ängstlichen Bedürfnissen, den dunklen Seiten der Einwohner. Ihrer Wünsche, Sehnsüchte und Versuchungen erlegen, raubt der Teufel ihnen ihre Seele, selbst Kinderherzen sind von dieser Gier nicht frei. Nur die Vater-Sohn-Liebe, der kindliche Abenteuergeist und Mut kann dem Einhalt gewähren.
Alt-Regisseur Jack Clayton (Schloss des Schreckens) erzählt nach einer Vorlage des Meisters Ray Bradbury ein schauerliches Gothic-Märchen, eine Art Disney-Dark-Fantasy, die mit eindringlicher Musik von James Horner und würdevoll gealterten Special-Effekten einem das sanfte Gruseln lehrt. Mit Motiven aus der phantastischen Literatur, schauerlich in Ausstattung und Stimmung kann der Film seine schwierige Produktionsgeschichte allerdings nicht verheimlichen. Das Drehbuch wirkt un-zentriert, endlos wurde an ihm herumgewerkelt, damit es doch noch irgendwie für den Mainstream funktioniert. Aber gerade dieser Sperrigkeit und sein Mut nicht alles mit zielgruppengerechten Weichspüler abzuwaschen macht den Reiz des Films aus.
7,5-mal in einer herbstlichen Nacht Mr. Dark begegnen.
P.S. Eine absolute Schande, dass diese Gothic-Perle bislang nur einmal im deutschen TV lief und keine weitere Veröffentlichung existiert.
Mit Kryptonit-Gaffer-Tape und eigener Scheiße kann man wohl ewig auf dem Mars überleben…
Dem Kot sei Dank, diese Robinsonade und Apollo-Mars-Rettungsmission nimmt sich nie zu Ernst, ihre große Portion Humor und zielorientierte Geschichte rette über tiefer gehendes Nachdenken, wie z.B. über die vermeintlich wissenschaftlich korrekt verkauften Wahrheiten, hinweg. Und über diese amerikanischen Wir-packen-an-und-lösen-alle-Probleme-Durchhalteparolen, die einem ungewöhnlich sanft-verkitscht aber ständig um die Ohren gehauen werden.
Ridley Scott bietet immense Schauwerte, inszeniert trotzdem (fast) zurückhaltend, es menschelt optimistisch viel, an ein beklemmendes Kammerspiel ist er in seiner Blockbuster-Dramaturgie nicht interessiert. Hier wird ein Loblied auf Überlebenswille und Wissenschaft gesungen, immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Matt Damon ist ein Charmebombe, der mit Witz und Disco-Grütze seine Einsamkeit kompensiert und sich immer selbst aus der Scheiße zieht. Er trägt diese durchgehend packende Unterhaltungsmission auf seine ultra-breiten Schultern, da macht es auch nichts aus, das sein halbverhungertes Körperdouble so gar nicht zum pausbäckigen Gesicht des Stars passt.
Worüber ich allerdings wirklich lachen musste war die Arschkriecherei in den chinesischen Kino-Markt, mit toll-geheimen Raketen, die natürlich aus dem Reich der Mitte die letzte Rettung sind.
Und sonst, der Film ist ein netter Zeitvertreib, selten waren existenzieller Nöte und Hilfe in letzter Minute so witzig und es ist ja so schön wenn sich am Ende die gesamte Welt technikfreundlich und friedlich umarmt… Oder?
Knappe 7 Berechnungen der wahnwitzigen Flugroute.
Eindrückliches, düsteres Kriegsdrama, das in furiosen Bildern getaucht ist, dessen ästhetische Kraft ins Kino gehört und nicht (nur) auf dem Fernseh-Bildschirm versauern sollte. Autor / Regisseur Cary Fukunaga gelingt mit dröhnenden Sound, psychedelischen Farbeffekten eine fast lyrische Betrachtung von Realität, die abstrakt, monströs und beängstigend erscheint. Die bittere Studie über hergestellte Loyalität durch Manipulation, zu einem mitleidlosen Kindersoldaten, gerät selten zum Selbstzweck, ihr emotionaler Schrecken wird nicht ausgenutzt, hat mich aber nie wirklich berührt. Engagiert und talentiert gespielt, wird der schonungslose Verlust von kindlicher Unschuld detailliert und grausam beschrieben, leider muss aber immer wieder der krampfhafte Halt an Gott und alle moralischen Zweifel im Off-Monolog verbalisiert werden, bis es der Letzte auch versteht. Der Film hat einige ungeheuerlich-intensive Szenen, ein absolut wichtiges Thema aber am Ende war ich nicht so beeindruckt wie scheinbar die Vielzahl der Kritiker und Fernsehzuschauer. So richtig erklären warum, kann ich das allerdings nicht.
7 Funken Hoffnung am Ende.
Horro, das schwarze Schaf und Tee, der Beutel im Dickicht des Tierhorrors.
Z... wie zyklopische Zentauren.
„Die Kabine war noch nie so sauber. Du hast alle Tugenden einer Frau.“
Sindbad ist ein Versteher von leichtbekleideten Frauen, ein Super-Seefahrer. Mit List und Mut, immer einen Plan-B in der Tasche, kämpft er gegen schwarze Magie und Mythologie, kummelt sich so durch Pappmaché-Kulissen voller ethnischer Klischees und grün angemalten, halbnackten Wilden. Er ist immer beeindruckt wenn Ray Harryhausen seine famosen Stop-Motion-Ungeheuer auf ihn los lässt, macht beim episodisch erzählten Rest, mit seinen charmant-altmodischen optischen Spielereien, muskulösen Dienst nach hölzerner Vorschrift. Das ist 70er Jahre Kino, das offensichtlich nach 60er Jahre aussieht und auch in seinen Rollenstereotypen keinen Schritt weiter gekommen ist. Macht aber in seiner dreisten Doofheit durchaus Spaß, mit Tierhorror hat natürlich das Ganze nur ganz, ganz wenig zu tun.
6 mal ordentlich putzen.
Wie bei vergleichbaren Compilation-Projekten ist „Tales of Halloween“ mit seinen zehn Kurzfilmen in 90 Minuten nicht makellos. So schön auch die zahlreiche Cameos bekannter Horrofilmregisseure, das wiederholte Auftauchen von Figuren in verschiedenen Episoden anzuschauen sind, das Produktionsniveau solide ist, der Verzicht auf eine dösige Rahmenhandlung gefällt, vom Hocker hat mich das alles nicht gehauen. Immer braver Durchschnitt wenn die kleinen Geschichten in Richtung Comedy tendieren aber nie wirklich gut. Ein wenig fühlt sich das Horror-Potpourri aus gemeinen Splatter und skurrilen Ideen an, als ob im Kindergarten des vergangenen Gruselfilms blutig ausgewildert wird. Die Hommagen an das Genre sind ganz nett aber leider fehlen vielen Geschichten eine Eigenständigkeit, und was weit aus nerviger ist, jeglicher Sinn für eine wirklich überraschend freche oder böse Pointe. Die knappen Längen der Filmchen erzeugen leider keine Konzentration auf das Wesentliche, sondern sind im grellen Oberflächenreiz eines kommerziellen Gruselfilmabends vor Allerheiligen verhangen. Schade.
5 Angriffe der Killer-Kürbisse.
Als Vater einer fast elfjährigen Tochter frage ich mich des Öfteren was eigentlich so im Kopf meines Kindes vorgeht. Wie nimmt sie die Welt war, wie entwickelt sich ihre Persönlichkeit, an was erinnert sie sich, wie entstehen ihre Meinungen und Haltungen…
„Alles steht Kopf“ hat einen möglichen, vereinfachten Erklärungsansatz gefunden. Als ob sich Sigmund Freud mit Walt Disney über die verwirrende Gefühlswelt ihrer Kinder unterhalten, versucht Pixar abstrakte Vorgänge im Kopf als Wechselspiel zwischen Innen- und Außenperspektive auf die Emotionen figürlich zu illustrieren. Komplexe kognitive und neuronale Vorgänge werden bewusst reduziert, wirken daher schlüssig, nachvollziehbar. Dargestellt wie ein visuelles Wundertüten-Kinderbuch, mit ganz viel Herz, Witz und bitter-süßen Kern, erzählt als abenteuerliches Kopf-Kino.
Ich hätte mir zwar eine übergeordnete, steuernde Instanz, das Intellekt, zusätzlich gewünscht, denn der Mensch besteht nicht nur aus 5 Kerngefühlen, bzw. ist keine reine Gefühlsmaschine sondern auch ein vernünftiges Wesen, das seine Gefühle beeinflussen kann. Trotzdem oder vielleicht genau wegen dieser Vereinfachung funktioniert der Film so hervorragend.
Es ist schön zu sehen, das in einer Wohlfühlgesellschaft, in dem Heranwachsende keine Problem machen dürfen, funktionieren sollen, ein Film sagt, dass Kinder nicht immer "gut drauf " sein müssen. Es ist ok mal die Traurigkeit regieren zu lassen. Das sie zu einem gehört und sogar ein wichtiger, handelnder Teil von uns ist. Und es möglich ist aus seinem persönlichen Abgrund hinaufzuklettern, wenn man dazu bereit ist. So etwas gehört zum Reifen (Erwachsen werden), macht den Charakter eines jeden aus.
Natürlich bleibt der Film im traditionellen Wertevermittlungs-Beute-Schema von Disney. Die Kernfamilie ist das Wichtigste und hilft in letzter Konsequenz immer. Denn „Alles steht Kopf“ ist Family-Entertainment, nicht mehr aber auch nicht weniger. Und er lädt ein, ein wenig über sich selbst nachzudenken.
8 unsichtbare Freunde, die irgendwann verblassen…
Sportalmanach (1950-2000)
Während im Sequel-Mainstream gerne der Vollpfosten-vulgär-Humor und die Ideenlosigkeit regiert, zeigt „Zurück in die Zukunft 2“ wie gut geliftetes Fortsetzungskino funktionieren kann. Geladen mit Wettervorhersage-genauem Dialogwitz sowie clever vernetztes Storytelling rast der Film schwerelos-spielerisch auf seinem Skyway kreativer Zeitreise-Paradoxien, spielt sich gekonnt die Bälle aus dem Vorgänger zu und fusioniert alles in eine spritzige Geschichte. Das kann schmackhaft im Café der 80er Jahre-Nostalgie konsumiert werden, bleibt aber auch heute noch frisch geföhntes, Staub abweisendes Kino. Denn trotz seiner Hektik verliert diese Spritztour durch verschiedenste Film-Zeiten nie meine liebgewonnenen Figuren aus den Augen. Ach wie schön.
8 Versuche eine Pepsi-Flasche auf-zumachen.
„Jesus Christ, Doc, sie haben Einstein aufgelöst!“
Da qualmen die Reifen vor sehnsüchtiger Verklärung, da brennt mein Fluxkompensator einer vergangenen Filmepoche durch, da schlägt der Blitz gezielt in die hohe Gag-Dichte ein. Denn wenn dieser SF-High-School-Zeitreise-Zauberkasten mit frechen Witz, ikonisch-unvergesslichen Szenen, mit seiner sauber ausgerichteten Antenne für Kitsch und Pop-Mythen eine Reise in meine 80er Jahre Wohlfühl-Hirnrinde macht, dann, ja dann, merke ich immer wieder, das gute Filme einen zeitlos guten Rhythmus haben und einem nicht das Gehirn raus schmelzen.
8 lila Calvin Klein Unterhosen.
Western von gestern oder Helden mit Silberbüchse und Bärentöter verblassen nie.
1962 wurde diese erste Karl-May-Verfilmung, die in den ewigen Jagdgründen der wunderschönen Jugoslawischen Landschaft spielte, gedreht. In den 70ern habe ich sie mit meinem Papa (und Freunden) als gekürzte Super-8-Fassung (und im Kino...) gesehen.
Wenn ich sie heute schaue, kommen mir Erinnerungs-Tränen in den Augen…
Ich habe damals eine nicht geringe Zeit meiner Lebensenergie dafür genutzt um mit Freunden im Bielefelder Wald als Winnetou und Old Shatterhand den Wilden Westen meiner Kindheit zu zivilisieren. Wir bauten aus Ästen Pfeil und Bogen, trommelten einen fröhlichen Kriegsruf auf den Lippen, pafften Friedenspfeife. Die Fronten zwischen Rot und Weiß wurden nach Lust und Laune gewechselt. Mal war ich Lex Barker, mal Pierre Brice. Der schräge Sidekick und Dauer-Butler Eddi Arent wurde ignoriert, ebenso wie dieser seltsam-reimende Typ mit Hut. Noch spracht Winnetou keinen zusammenhängenden Satz, stotterte die ganze Zeit nur irgendwelche Spurensuchererkenntnisse und himmelte Shatterhand dabei an. Aber dafür saß das saubere Apachen-Dress immer indianisch maßgeschneidert und sein silbern-genageltes Gewehr glänzte in der Sonne. Shatterhands perfekt geföhnte blonde Mähne hielt den wildesten Ritt stand, die Kugelanzahl und Trefferquoten aus seinem Henrystutzen waren famos, die Schüsse klangen wie Knallfrösche zu Silvester.
Heute sind Filme über-perfekt, beziehungsweise wollen es sein. Dieser Schatz dagegen hat Charme, will keine hektische Betriebsamkeit vorgaukeln. Trotzdem passiert ständig etwas Aufregendes, so dass ein jedes Kinderherz anfängt zu klopfen. Der Film ist immer noch ein unterhaltsames Abenteuer für verregnete Sonntagnachmittage, eine nostalgische Reise mit Freunden in die Vergangenheit, mit den Helden unserer Kindheit, ein Spaß für Groß und Klein.
Konflikte werden mit Kugeln gelöst. Ich zähle bis 3: 1…2... Pädagogisch wertvolles Ausdiskutieren existierte noch nicht als Problemlösungsstrategie, Waffen waren noch nicht "böse". Und wenn am Ende das Gute siegt und die geldgierigen Halunken im Silbersee-Schlund verschwinden, dann, ja dann, ist der moralische Kompass, die Welt in Ordnung.
Huck, ich habe gesprochen!
8 Kopfschwarten am Revolver-Gürtel.
Horroktober 2015 (03#05)
„Das ist ja eine traurige Vorstellung. Es ist so langweilig hier, finde ich.“
Ja, stimmt.
Nicht immer sind leerstehende Häuser gruselig. Bestes Beispiel ist dieses 80er Jahre Italo-Horror-Trash-Gemüse von Umberto Lenzi. Wie ein Fulci für Arme gurkt diese Gurke durch ein gurkiges Drehbuch, dessen un-schmeichelhaften und nicht-stimmungsvollen Bilder in biedere TV-Optik, sowie schrecklich steif spielendes Personen-Arsenal einem nahezu an den geistigen Abgrund bringen. Auch wenn die wenigen Splatter-Gewürze den Spaß an der faden Haunted-House-Suppe wiedergeben, kurzzeitig in ihrer Lächerlichkeit Freude machen, diese passiv-kreischenden Frauen und bevormundenden Männer zerren arg an meine Nerven. Orientierungslos rennen sie durch das verfluchte Gehöft, müssen sich mit Poltergeist-Effekten an Bändern und Geisterbahn-Buhs aus der Mottenkiste herum schlagen. Am Ende des Films fragt die Hauptdarstellerin, ob jetzt alle tot seien, und ich kann nur sagen, hoffentlich…
3,5 Neger, die natürlich lustig sind und klauen…