Martin Canine - Kommentare

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  • über Dr. Dre

    HALLO MEINE LIEBSTEN MOVIEPILOTEN!!!
    Da ich die Musikreview auf Moviepilot ja schon halb etabliert habe und die gleichnamige Biografie gerade erfolgreich in den Kinos läuft (ein sehr gutes Zeichen, dass man den HipHop als wichtige und gleichgestellte Kunstform anerkennt, es scheint ja immer weniger Leuten schwerzufallen), hat sich der gute Big_Kahuna von mir eine Review zum historisch wichtigen Album "Straight Outta Compton" der Rapgruppe NWA gewünscht (an dieser Stelle verweise ich auch mal auf sein Profil, da wird sich im Laufe des heutigen Tages auch noch was Interessantes tun). Das traf sich gut, denn ich hatte zum Geburtstag unter Anderem drei der wegweisendsten HipHop-Alben der 80er Jahre bekommen - 'It Takes a Nation of Millions To Hold Us Back' von Public Enemy, 'Paid in Full' von Eric B. & Rakim und eben dieses gute Stück. Die 3 Alben spiegeln die Geburtsstunden dreier auch heute noch großer Unterkategorien wieder: Conscious Rap, Brag Rap und Gangsta Rap. Was sagt ein Jungspund der Generation Encore-Eminem, Kanye West und Lil Wayne wohl zu diesem 27 Jahre alten Klassiker? (PS: Der Film wird auch noch gesehen, aber so wie's aussieht, erst im Heimkino. Also in einem Monat, wie das heute so abläuft ;3)

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    Album: Straight Outta Compton
    Interpret: NWA
    Jahr: 1988
    Genre: HipHop
    Titelanzahl: 13

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    Kaum ein Genre hat sich in so kurzer Zeit so gewandelt wie das des HipHop. Musiker wie Grandmaster Flash oder Afrika Bambaataa entwickelten den Sprechgesang aus der typischen Discomusik. Die Themen waren leicht und gut gelaunt, es ging um Parties, Tanzmoves und Musik selbst. Zumeist mit starken Synthesizern versehen hatte sich der Stil als unbeschwerter, origineller Pop vorgestellt. Doch bereits Ende der 80er Jahre, nicht einmal 10 Jahre nach der Etablierung des Stils wurde das Genre zum Instrument der Unterdrückten, zum Medium all jener, die sich von der Autorität benachteiligt fühlten und gegen sie aufbegehren wollten. Auch der Klang wurde neu eingefärbt: Funk, Soul und Jazz bestimmten auf harten Drum Machines den neuen und überaus wilden Sound. Die 90er brachten dem HipHop zum Einen Mainstreamerfolg, sodass Rapper in der Pop- und Dancemusik Fuß fassen konnten (MC Hammer, Vanilla Ice), zum Anderen entstand aber unter den traditionellen Rappern eine Kluft zwischen East und West Coast. Die Musik war oftmals weniger funky und verrückt, sondern ruhiger, ernster und düsterer. Thematisiert wurde häufig der Aufstieg zum Ruhm. Das 21. Jahrhundert dann brachte HipHop vom Ghetto-Image weg. Nun machte sich Wohlstand und Überfluss in den Texten breit, die zumeist auch sehr viel Wert auf Wortspiele, Individualität und Humor legten; der erfolgreiche Rapper von heute ist nur in seltenen Fällen politisch aktiv.

    Die Gruppe NWA, bestehend aus den Produzenten Dr. Dre und DJ Yella, sowie den Rappern Eazy-E, MC Ren, Arabian Prince und Ice Cube und gehören zu den Vertretern der späten 80er Jahre Bewegung, die auf diesem, ihrem zweiten Album, aus ihrem Leben in Compton schildern.
    Was NWA hierbei auf ihrem Konto verzeichnen können, ist ein gewisses Maß aus Authenzität, welches späteren Genrevertretern des sogenannten Gangstarap (dessen deutsches Pendant ja bis vor Kurzem noch als achso cool galt) oftmals fehlte. Dies ist zu einem gewissen Teil auch dem Umstand zu verdanken, dass sich die Gruppe auf dem Album nicht ausschließlich dem Thema des harten Gangstalebens widmet, sondern auch hin und wieder mal mit dem ein oder anderen Comic Relief aufwartet, sich weniger ernsten Themen widmet und
    Das klappt mal besser ('Something 2 Dance 2', eingängig und kurzweilig), mal weniger gut ('I Ain't tha One', etwas albern und musikalisch zu fröhlich für den Stil) - mit starker Tendenz zum ersten. Am Besten funktionieren sie allerdings, wenn sie Ernst und Komik mischen, um ein wichtiges Thema zu behandeln.

    Die diversen Rapper bringen unterschiedliche Stile auf, die von zynisch/humorvoll bis ernst oder gänzlich radikal alle Möglichkeiten abdecken, wie man an gewisse Themen herangehen kann. Selbst, wenn man sich nie ganz sicher sein kann, welchem der kreativen Köpfe man gerade zuhört, zumal nicht jeder Rapper seine eigenen Zeilen geschrieben hat und auch gern mal getauscht wurde.
    Nirgendwo wird die Essenz NWA spürbarer als auf 'Fuck tha Police', dem heute wohl bekanntesten, großartigsten und provokantesten Song der Band - und das ohne Singleveröffentlichung. "They have the authority to kill a minority" heißt es, als die Musiker dem damaligen Tabuthema der Polizeibrutalität und Vorurteile ungeschönt und direkt den Kampf ansagen, "searching my car, looking for the product / thinking every nigga is selling narcotic". Und das defensiv, offensiv und satirisch. Das mit Samples zutapezierte Instrumental wird zur Kollage, auf dem die 4 MCs ihre Sichtweise schildern, mal als Opfer, die von der Polizei ungerecht behandelt werden, mal als Rächer, die sich einen Spaß daraus machen, sie zu bedrohen und zu beleidigen. "A young nigga on the war path / and when I finish it's gonna be a blood bath". Die harten rassistischen Ausdrücke werden in ihrer Bedeutung umgedreht als Teil einer Schlacht gegen die Unterdrückung. Es ist ein abgefucktes politisches Statement und ein großer Song.
    Das Stück bewog selbst das FBI, Stellung zu beziehen, und das Label für sein antiautoritäres Verhalten schriftlich zu rügen. Eine Veröffentlichung konnte man dennoch nicht unterbinden.

    Nach demselben Prinzip funktionieren auch Nummern wie das Titellied, die 808-lastige Straßenhymne 'Gangsta Gangsta' und 'Compton's N the House', in welchem sie Brag Rap mit typischen Elementen mixen, die mit dem kriminellen Milieu assoziiert werden, und letztlich in einer Hommage an ihre Herkunft konkludieren. Das ist eine weitere Besonderheit der Band: NWA waren stolz darauf, von wo sie herkommen. Glorifizieren sie den Lebensstil? Oder ist es einfach Sarkasmus und beißender Spott? Schwer zu sagen. Die 6 Musiker der 'Niggaz wit Attitudes' kamen aus der Scheiße, rebellierten gegen die Ursachen dieser Scheiße, und rieben diesen Ursachen die Scheiße unter die Nase. Der Musik wohnt eine starke sozialkritische und politische Kraft inne, die dem im Wohlstand lebenden, hellhäutigen 80er Jahre Bewohner wohl nur schwer begreiflich war. Tatsächlich war HipHop jedoch wohl nie mehr mit dem ursprünglichen Punk verwurzelt als damals: einfache, musikalische Anarchie und lyrische Revolte (Nur, dass mir diese Musik weit besser gefällt als Punk, vermutlich Generationssache). Und "Straight Outta Compton" ist mit seiner ungezügelten Kraft einer der besten Vertreter. Einprägsam produziert und auch textlich alles andere als zu verachten. Das ist das Leben in Compton: Gewalt und Ungerechtigkeit, aber auch kleinere Leidenschaften wie Musik, oder die Urfreuden eines jeden.

    9.5/10

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    • Martin Canine 05.09.2015, 10:52 Geändert 05.09.2015, 11:09

      HALLO MOVIEPILOTEN!!!!
      IHR MÖGT FILME (BLÖDE FRAGE)?
      IHR MÖGT MUSIK?
      HIER SEID IHR RICHTIG!
      Ja, ausnahmsweise kombiniere ich in dieser Musikreview mal beide Aspekte. Wie das? Das dürfte echten Filmfreunden schon am Titel des reviewten Albums klar sein^^...

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      Album: Nausicaä of the Valley of the Wind
      Interpret: Joe Hisaishi
      Jahr: 1984
      Genre: Electronica, J-Pop, Klassik
      Titelanzahl: 13

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      (Edit: mir ist gerade aufgefallen, dass manche der Songtiteln Teile des Films etwas spoilern, aber nichts sonderlich konkretes)

      Die Frage, wie ein Score zu funktionieren hat, lässt sich nur schwer beantworten. Oftmals verschmilzt er mit dem Medium, dem er zugrunde liegt, und macht in dieser perfekten Symbiose einen Großteil des Gefühls aus, das wir während des Sehens empfinden, und zwar nahezu unbemerkt. Als Score hätte er den Zweck, den er hat, zur Gänze erfüllt, in dem er den Film, die Serie, das Spiel bereichert und stützt. Und doch wirkt die Musik, aus dem Kontext gerissen und auf eine CD gepresst, oftmals nicht sonderlich aufregend, geht beim individuellen Hören gar unter oder wiederholt sich zu oft. Oder aber, das Werk wird einzig davon getragen, dass der Fan des zugehörigen Gegenstückes die richtige Szene zuordnen kann - in Wahrheit liebt er nicht die eigentliche Komposition, sondern die Bilder, die er meint, mitgeliefert zu bekommen.

      "Nausicaä of the Valley of the Wind", die von Joe Hisaishi geschriebene und produzierte Untermalung zum im Englischen gleichnamigen Ghibli-Film, ist nicht nur ein großer Soundtrack, sondern auch ein großes Musikalbum. Wie Vangelis' Musik des zwei Jahre zuvor erschienenen Cyberpunkereignisses 'Blade Runner' funktioniert auch die Musik zu Hayao Miyazakis Animefilm innerhalb des zugehörigen Filmes sowohl als Teil eines Gesamtwerkes, als auch als in sich abgeschlossenes musikalisches Werk.
      Die CD umfasst 13 Titel der Länge eines durchschnittlichen Musikstückes und beinhaltet die im Film wiedergegebenen Versionen der einzelnen Kompositionen. Anders als auf späteren Kollaborationen zwischen Hisaishi und Studio Ghibli, wie etwa dem prominenten Soundtrack zu 'Prinzessin Mononoke', welcher 33 zumeist kurze, orchestrale Stücke enthält, die zusammengenommen die im Anime verwendete Musik abdecken, ist "Nausicaä" weit weniger klassisch und dem Film untergeordnet und dafür prägnanter, eingängiger und eigenständiger.
      Mit diversen Effekten versehene Synthesizer, Drum Machines und Orgeln ergänzen die ebenfalls nicht zu kurz kommenden Streicher, Bläser und sonstigen Instrumente einer Kapelle, und sorgen für eine Ausbalancierung und Abwechslung diverser Stile, unterschiedlicher Melodien und kontrastreicher Stimmungen - oftmals während desselben Stückes.

      Im Film bleibt uns die zittrige, LaLa-säuselnde Kinderstimme des 'Nausicaä Requiem' als verfolgende Erinnerung an ein einschneidendes Erlebnis aus der Kindheit der Protagonistin im Kopf. Auf dem Musikalbum ist es ein unschuldiges und friedliches Kind, welches uns nach all den teils schwer im Magen liegenden Sinneseindrücken zeigt, dass es noch Schönes auf der Welt gibt.

      In gewisser Weise ist "Nausicaä of the Valley of the Winds" nämlich auch die Leidensgeschichte des titelgebenden Tals der Winde. Hisaishi führt uns auf seinen 13 Musikstücken durch fröhliche, unbeschwerte und sanftmütige Tage im Tal wie auch durch Gefahr, Tod und Verwüstung - nicht aber, ohne uns daran zu erinnern, das nicht alles schlecht und düster sein muss.
      Der nach Album und Film benannte Opener, der auch im Anime als Vorspann dient, leitet auch die bevorstehende musikalische Achterbahnfahrt ominös ein. Psychadelisches Orgelspiel, bis sich alle eingefunden haben - dann folgt eine wundervolle, herzzerreißende Klavierballade, bis man wieder zum Orgelspiel zurückkehrt.
      Auf dem in 3 Abschnitte geteilten Nachfolgelied 'Stampede of the Ohmu' kündigt sich bereits die Vielfalt an, als liebliches Spiel mit treibendem Bombast hart kontrastiert wird, der Jim Steinman alt aussehen lässt, und letztlich in unbeschwertes Sitarspiel konkludiert, das sich auch durch die nächsten Minuten ziehen sollte, oftmals in Einklang mit Orchester, oder aber direktem Synthpop ('The Princess who loves Insects').

      Joe Hisaishi beherrscht es, synthetischen Klang symphonisch und harmonisch klingen zu lassen, fantasievoll, verträumt und verspielt, und auch emotional. Besonders eindrucksvoll zu hören ist dies im Interlude 'Contact with the Ohmu', welches zeitgleich bereits einen Vorgeschmack auf das später folgende 'Requiem' bietet. Auf seinem Soundtrack lässt es sich Hisaishi weiters nicht nehmen, die bedrohliche Wirkung von Synthesizern und Orchester abwechselnd auszutesten. 'Annihilation of Pejite' ist personifizierter Wahnsinn, amelodisch, irrsinnig und höchst beunruhigend, und beinahe zur Gänze künstlich (nur in der Coda des Stückes wird der dominante Synthesizer von tiefen Klavierakkorden begleitet), 'The Resurrection of the Giant Warrior' wiederum gleitet erst sanft über die Trümmer der Zerstörung, bevor es uns mit wilden Bläsern und Streichern daran erinnert, dass die Gefahr noch nicht vorbei ist. Nach einer Minute artet es in purer akkustischer, orchestraler Apokalypse aus, die Instrumente verschwimmen auf nervenaufreibende, alptraumhafte Weise.

      "Nausicaä" ist einer der besten Animefilme, die es gibt, und neben 'Prinzessin Mononoke' und 'Das Schloss im Himmel' einer meiner Lieblingswerke aus dem Hause Ghibli. Es ist ein großartiger Film mit einem großartigen Original Score - und letzteres sowohl innerhalb des Amimes als auch individuell als Musikalbum.

      10/10

      (Es gibt verschiedene Versionen des Soundtracks, zum Teil von einem Orchester neu eingespielt, oder von anderen Künstlern adaptiert. Ich beziehe mich auf die Edition aus der Reihe "Studio Ghibli Classics", welche 13 Titel enthält, die mit der im Film verwendeten Musik übereinstimmen. Anhand der Titelanzahl und -länge müsste diese Ausgabe auch mit der japanischen Standard-CD übereinstimmen.)

      10
      • 9

        (Enthält Mini-SPOILER)

        "Flash Gordon" folgt der Tradition von 'Plan 9 from Outer Space', der später noch Werke wie 'Dune' oder 'Battlefield Earth' ebenfalls folgen werden: er ist ein furchtbarer Science Fiction Film - und spaßiger als jede Komödie.
        Man weiß nicht, inwiefern sich das Werk ernstnimmt oder nicht - dass man kein nächstes 'Star Wars' drehen wollte, ist eine Sache, aber gewisse Dialoge und Szenen kann man einfach nicht bewusst so dämlich geschrieben worden sein - aber man weiß, dass einem das, was herauskam, den Tag versüßt.

        Filme wie diesen treffend zu bewerten ist generell schwierig. Zum Einen sind sie grauenhaft schlecht, und scheitern auf chaotischste Weise, was für eine besonders niedrige Punktezahl sprechen würde, andererseits würde ich sie jedem uneingeschränkt weiterempfehlen, der lauthals lachend und amüsiert seine Zeit verbringen will. Da gibt es Filme wie die 1967er Verfilmung von 'Casino Royale' oder 'Stealth', durch die es sich auf schmerzhafte Weise durchzuquälen gilt - das sind doch die wahren schlechten Filme, während 'Flash Gordon' wohl eher unfreiwillig aus seinem wüsten Szenario den meisten Spaß herausholt. Dass dies nicht immer absichtlich passiert ist, zeigt sich vor Allem an den teils haarsträubenden Dialogen, deren Gedankensprünge oftmals Welten beinhalten.

        So antwortet eine einstmals böse Figur auf die Feststellung "Sie haben den Code verändert" mit den Worten "Ich habe mich auch verändert". Und der Dritte im Bund, der daneben stand, kann es sich nicht nehmen auch seinen Senf dazuzugeben: "Ich mich auch".
        Und als unser Held auf einer kleinen mit Pfeilspitzen besetzten Plattform über einem in den Tod führenden Abgrund in einem Zweikampf um sein Leben ringt, meint die weibliche Protagonistin von der Tribüne aus herzergreifend: "Flash, ich liebe dich, wir haben nur mehr 14 Stunden, um die Welt zu retten!" Da wir ja alle wissen, dass man im Kampf um Leben und Tod gerne daran erinnert wird, dass man hinne machen sollte.
        Ah ja, und die Sache mit der Liebe. Hierzu muss ich auch einmal die Geschichte von "Flash Gordon" erläutern: der Footballstar Flash Gordon (offenbar kein Künstlername) fliegt zusammen mit der unter Höhenangst leidenden Reiseleiterin Dale zusammen in einem Privatflugzeug. Die beiden wechseln ein paar Worte miteinander, dann werden die Piloten plötzlich von einem Strahl getroffen und vaporisiert. Flash, der rein zufällig gerade das Fliegen lernt, muss von einer mysteriösen Sonnenfinsternis (roter Rauch verdeckt den Fixstern) umgeben eine Notlandung einleiten. Brillanter Dialog: "Hast du diesen Teil der Flugausbildung auch gelernt?" "Ich habe schon gewartet, dass du mich das fragst - nein."
        Die beiden landen bei einem verrückten Wissenschaftler, der bei Anblick der Finsternis wie von der Tarantel gestochen aufspringt und melodramatisch auf seinen Assistenten zeigt: "Berechnen Sie den Winkelvektor des Mondes!" (Etwas später wird derselbe Mann die Maschine der Außerirdischen austricksen, in dem in Gedanken Beatles-Lieder rezitiert. Lustig ist auch, dass sich die für die Maschine verantwortliche Frau ohne ersichtlichen Grund ihren Befehlen widersetzt und dem Professor so unbeabsichtigt zur Flucht verhilft). Als Flash und Dale dann nach einem Telefon fragen, zeigt der Professor nicht nur auf eine Art Raufschiff... nein. Die beiden gehen tatsächlich auch noch hinein!
        Naja jedenfalls steigen dann, nachdem sie ausgeknockt wurden, alle 3 hoch empor und landen nach einer psychadelischen Fahrt, die aussieht, als würde man Malfarbe in Wasser auflösen, auf dem Heimatplaneten des bösen Imperators Ming.
        Bereits dort sind die beiden Protagonisten unzertrennlich und leiden Qualen, trennt man sie nur 5 Minuten.
        Fassen wir nochmal zusammen:
        -sie lernen sich im Flugzeug kennen. Check.
        -sie sitzen gemeinsam im Cockpit und sind damit beschäftigt, nicht grausam am Boden zu zerschellen. Check.
        -sie sind in der Rakete/dem Raumschiff bewusstlos. Check.
        -sie sind schwer verliebt. Check.

        Das sind nur einige der vielen Kuriositäten aus "Flash Gordon", die sich nicht alle aufzählen lassen. Die Darsteller spielen von hölzern bis schmalzig überzogen, und sind in jedem Fall eine Augenweide für Fans von sympathisch dämlichen Filmen. Die Frage, die sich mir nur stellt, wie stehen Leute, die mit dem Streifen aufgewachsen sind, zu diesem Werk? Ist das, was ich hier betreibe, für sie Blasphemie? Lieben sie den Film trotz oder gerade wegen seines sympathischen Versagens auf allen Ebenen? Oder ist sogar genau das Gegenteil der Fall?
        Ich, der ihn vor wenigen Tagen das erste Mal gesehen hat, kann ihn nur als perfekte Komödie bezeichnen: die Comic Relief-Szenen, wie etwa das Basketballspiel, funktionieren prächtig, und der ganze Rest ist unfreiwillig komisch. Und wenn man rückblickend über den Film resümiert, geht das Amusement sogar noch weiter. Kann man besser unterhalten werden?

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        • Ich mich freuen tu.
          Ich liebe Roger Eberts Filmreviews, die waren so voller Herzblut und extremst subjektiv, wie man es von den wenigsten "professionellen Kritikern" serviert bekommt. Und Blumen ohne Duft ist auch ein spaßiger Film.
          Diese Verfilmung hier sehe ich mir auf jeden Fall an!

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          • Wie wird die Aktion Lieblingsfilm jetzt gewertet? Da wird es sicher einige geben, die meinen, ihr Text hätte gerade deswegen Likes eingebüßt...

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            • Extrem interessanter Artikel für einen HP-Fan wie mich, wusste bislang nur, was im letzten Buch preisgegeben wurde. Alles auch sehr realistisch und da sieht man wieder, wie dermaßen komplex dieses Universum ist.

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              • 5
                Martin Canine 30.08.2015, 19:05 Geändert 30.08.2015, 19:18

                "Alone in the Dark" ist nach 'Assault on Wall Street' meine zweite Begegnung mit Uwe Boll, dem meistgehassten Regisseur der Internetgeneration, der von besagter Community auch gerne mit dem Beinamen Deutschlands Ed Wood bezeichnet wird - manchmal liebevoll, aber zumeist voller Zorn auf seine Person.
                Ich werde Uwe Boll bestimmt niemals in irgendeinerweise mit Ed Wood vergleichen, egal in welchem Kontext.Ed Wood war ein idealistischer und gnadenlos talentfreier Regisseur, dessen Filme voller Liebe und Ambitionen steckten, jedoch durch seine Unfähigkeit, logische Handlungen, Symbolik oder glaubhafte Dialoge zu entwerfen, zusätzlich zu diversen technischen Mängeln, in erster Linie jedoch bizarr und unfreiwillig komisch wirken. Seine mit Begeisterung inszenierten Horror- und SciFi-Filme mir teils gesellschaftskritischen Inhalten sind lustiger als jede Komödie, und dennoch sind sie unfassbar charmant und sympathisch. Uwe Boll dreht seine ambitionierten Filme vor Allem aus Hass und Zorn, und dreht zwischendurch seichte Videospielverfilmungen, teils mit Starbesetzung, um sich seine kommerziell erfolglosen Anti-Establishment-Werke zu finanzieren. Nachdem mir mein guter Kumpel Troublemaker69 bereits einiges über diesen Filmemacher erzählt hat, und ich mich zusätzlich noch mit ihm auseinandergesetzt habe, und nun jeweils einen beider Arten von Boll-Filmen gesehen habe, bin ich zu folgenden 3 Schlüssen gekommen:
                -die treibende Kraft von Boll und Wood könnte kontrastreicher kaum sein
                -Boll ist mir als Person vor Allem in seinen Ansichten unsympathisch
                -Boll ist kein schlechter Regisseur

                'Assault on Wall Street', welcher zu Bolls ernsthaften Filmen zählt und eine Abrechnung mit den Prinz Johns der Moderne, hat auf IMDB eine Wertung von 6.1 und auf Moviepilot eine von 5.8, was gehobenen Durchschnitt nahelegt. Ich fand das Psychogramm eines Mannes, der durch Broker und Anwälte alles verliert und aus der Verzweiflung heraus immer weiter in Hass auf die Reichen verfällt, war hart, realistisch und wirklich gut inszeniert. Ich vergab 8 Punkte. "Alone in the Dark" besitzt auf Moviepilot einen Community-Schnitt von 3.2, welches nahezu universell negative Kritiken wiederspiegelt, aber das ist nichts im Vergleich dazu, dass die Game-Adaption mit einem Wert von 2.3 Punkten aktuell der neunundsechzigst schlechtbewertetste Film auf der IMDB-Website ist. Ich vergab 5 Punkte. Der Film ist von seinem Ruf so weit entfernt wie Paris von der Oberfläche.

                "Alone in the Dark" ist die absolute Definition eines Durchschnittsfilms. Man kann nicht viel an ihm loben, aber genauso wenig an ihm kritisieren - außer, dass er von Uwe Boll sei und es nichts an ihm zu loben gibt.
                Die Handlung ist so simpel wie aus Vorurteilen heraus auf die 0 zu drücken: der von Christian Slater gespielte Protagonist ist ein ehemaliger Forscher für paranormale Aktivitäten mit dunkler Vergangenheit. Plötzlich wird er von einem scheinbar unverwundbaren, extrem starken Mann angegriffen und will diesen Ereignissen nachgehen. Hat ein Artefakt, welches er gefunden hat, etwas damit zu tun? Er sucht seine ehemalige Freundin auf, die in einem Museum arbeitet, um etwas darüber herauszufinden, als sie plötzlich von mysteriösen Wesen attackiert werden, die in der Dunkelheit agieren - da trifft auch schon Slaters ehemalige Einheit ein, die extrem hohe paranormale Werte gemessen haben. Gemeinsam kämpfen sie und wollen das Rätsel lösen.
                Es ist ein Plot, der nicht gerade den Quell der Kreativität darstellt, der schon oft da war und der in jedem Medium zu hunderten verwendet wurde, mal mehr mal weniger gut.
                Und genauso ist die Umsetzung dieses Stoffes: kein Darsteller wird sonderlich gefordert, der Hintergrund der Figuren wird nur angeschnitten und kaum beleuchtet, und der Verlauf der Geschichte ist überraschungsarm und bietet weitgehend gewohnte Kost. Die visuellen Effekte sind solide, wie sich das für einen sekundären Hollywood-SciFi-Horrorfilm in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende gehört. Nicht revolutionär oder sonderlich spektakulär, aber angenehm und ganz gut.
                Bei einer Lauflänge von etwas mehr als eineinhalb Stunden ist man bis zum ohne Längen am Geschehen dran und kann sich an der trivialen Handlung und einiger wirklich hübscher Actionsequenzen erfreuen. Da wird manchmal ganz schön wild und ästhetisch geballert und Kung Fu-artig gekämpft. Hier und da gibt es mal einen etwas platteren Dialog, aber über welchen 08/15-Blockbuster lässt sich das nicht sagen.
                Man kann "Alone in the Dark" sehen, man muss ihn nicht sehen. Er bereichert das Leben des Zuschauers und die Filmlandschaft nicht, ist aber dennoch keine Verschwendung von Lebenszeit, sondern gehört zu der Kategorie, die man sich nach einem langen harten Tag ansieht, um den Abend ausklingen zu lassen, ohne auch nur eine Hirnzelle anstrengen zu müssen.

                Und hier jetzt mein Problem: exakt dasselbe könnte man auch über 'Tomb Raider' sagen, ebenfalls eine Videospielverfilmung, und ebenfalls ein Film, den ich als absolute Durchschnittskost empfinde, und ebenfalls dieselbe Wertung gab wie diesem Werk hier.
                Der hat 5.7 auf IMDB und 5.6 auf Moviepilot, eine absolut faire und berechtigte Wertung, bedenkt man, dass dieser Film rundum solide und sinnfrei ist - genauso wie "Alone in the Dark", der im Vergleich dazu einer der meistgehassten Filme überhaupt ist.
                Und ja, vielleicht wurde der Angelina Jolie-Actioner besser vom Game adaptiert als das bollsche Werk, dann ließe sich das erklären - jedoch stammen die meisten der Reviews von Film-, nicht von Videopielfans (Gamefans sind entschuldigt. Vielleicht ist das Spiel hundertmal besser, ich habe es nie gespielt).
                Also bleibt noch der Name Boll als einziger gravierender Unterschied. Und wenn das ausreicht, um diesem Film Dinge stärker anzukreiden anzukreiden als anderen, dann pfui.
                Denn verdient hat es "Alone in the Dark" bei weitem nicht, dass man ihn so auseinandernimmt. Ich glaube, ich habe alles gesagt, was ich mir denke.
                Somit bin ich schon auf die weitere Werkschau gespannt, und vielleicht finde ich dann sogar den ein oder anderen Film, der die Verrisse verdient. Dieser hier jedenfalls nicht.

                PS: Das erste Lied im Abspann anhören. Das ist ein Befehl. 'Wish I Had an Angel' von Nightwish wird in voller Länge gespielt (siehe Review zum Album 'Once' unter Tuomas Holopainen).

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                • Martin Canine 28.08.2015, 19:35 Geändert 28.08.2015, 19:38

                  Das ist insofern blöd, als dass die Partygäste und Veranstalter Pokémon-Fans sind, die auch Geld für die Spiele und DVDs ausgeben...

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                  • 6 .5

                    Wann, oh wann werden die Verleiher aufhören, bei jedem Film des Warchowski Starships aufs Neue mit 'Matrix' zu werben, einem Film, der zwar immensen Erfolg hatte, jedoch von den Leuten aus allen nur erdenklichen Gründen geliebt wird, nur nicht dessen Hauptintention? Wenn man die Wachowskis an etwas messen sollte, dann an 'Speed Racer', dem Cyberpunk-Rennsportfilm mit dem Kind und dem Affen in der Nebenrolle.
                    Lana und Andy Wachowski sind die Seele der Abenteuer, die wir als Kind durchlebten, wenn wir uns mit den Helden unserer Filme und Serien auf spannende Reisen begaben, konserviert und auf übertragen auf einen kettentragenden Mann und eine pinkhaarige Frau, die aussehen wie vom Jupiter und liebend gerne Animes zitieren. Jeder wird irgendsoeinen Helden haben, der ihm als Kind ein Glitzern in die Augen gezaubert hat, und ob der jetzt Micky Maus, Wickie, Luke Skywalker, Flash Gordon, Dr. Alan Grant, Ash Ketchum, Harry Potter oder Spider-Man heißt, spielt dabei keine Rolle: Generation für Generation erfolgt dasselbe aufregende Gefühl, derselbe Nervenkitzel, wenn wir uns wünschten, mit ihnen auf Reisen zu gehen - oder gar, sie zu sein. Genau diese Emotion, dieses Flackern in den Kinderaugen, ist die Essenz der Filme der Wachowski-Geschwister, nebst ihrer Spiritualität. Und auch Comic-, Anime- oder Science Fiction-Fans sind mit dieser Emotion bestens vertraut.

                    "Jupiter Ascending", das Nachfolgewerk ihres spirituellen und epischen Publikumsspalters 'Cloud Atlas', ist ihr bislang schwächstes Werk. Die Handlung und Inszenierung dieses Science Fiction-Spektakels fühlt sich an, als wäre sie der Feder eines 11-jährigen Science Fiction-Fans entsprungen, aber das ist nicht das Problem. 'Speed Racer' funktionierte auf dieselbe Weise, und fügte sich in den Mikrokosmos der beiden Space-Geschwister perfekt ein. Der wahre Quell des filmographieinternen Abfall liegt eher auf erzählerischer und euphorischer Ebene - der Film nimmt sich zu wenig Zeit, um das Feuer zu entfachen, welches in ihm lodern sollte, um ihn hell scheinen zu lassen.
                    Die Geschichte dreht sich um Jupiter Jones, die als Putzfrau ihr Geld verdient und im Leben nichts erreicht hat. Wie ihr verstorbener Vater ist Jupiter wie besessen von Weltall, und sie wünscht sich nichts sehnlicher als ein Teleskop, auf das die bei ihrer großen und turbulenten, aber herzlichen Familie lebende junge Frau verzweifelt hinspart. Um das Geld zusammenbekommen, beschließt sie ihre Eier zu verkaufen. Doch im Operationssaal wird sie plötzlich von den Ärzten angegriffen, die sich als außerirdische Wesen entpuppen - doch dann taucht der Lycantant Caine auf und rettet sie vor der Gefahr. Ihr wird offenbart, dass die Erde nur ein winzig kleiner unbedeutender von vielen bewohnten Planeten ist und in Jupiter Blut aus einem intergalaktischen Königshaus steckt, und sie Anspruch auf den Planeten besitzt. Doch wem kann sie vertrauen, und was für eine Bedeutung hat die Erde?

                    Würde dieser Stoff in den Händen jedes anderen Filmemacher zu einem lauwarmen 08/15-Blockbuster verbraten werden, ist die Geschichte des einfachen und erfolglosen jungen Mädchens mit der Faszination für das Weltall, die dann eines Tages als große Quasi-Auserwählte in dessen ewigen Weiten Abenteuer erlebt, genau richtig für die Wachowski-Geschwister, die sich sicherlich nichts sehnlicher wünschen, als mal mittels kosmischer Schlachten über das Schicksal der Erde zu entscheiden.
                    Leider ist "Jupiter Ascending" dahingehend allerdings etwas zu arm an Ekstase. Es toben sich die beiden Freaks in Zivil in den außerirdischen Szenen so fantastisch aus, dass es schwer fällt, ihre Begeisterung für surrealistische Gebäude, quietschige Kostüme und exzentrische Alienfiguren nicht zu teilen (ganz zu schweigen von den coolen Echsenmenschen). Wie sonst nur Paul W.S. Anderson sind die Wachowskis Pop-Art-Künstler, ihre Pinsel sind eben die visuelle Effekte. Und die stilisierte Action.
                    Dahingehend lässt "Jupiter Ascensing" kaum Wünsche offen, doch der Weg dahin erweist sich als schleppend. Die Szenen auf der Erde sind lustlos und lasch und wirken wie eine Zusammenfassung. Obwohl sich der Film fast eine Stunde Zeit lässt, um den blauen Planeten zu verlassen, geht alles Schlag auf Schlag.

                    Die beiden Geschwister lieben lange, epische Geschichten, sagen sie selbst. Trilogien, 3-Stunden-Hocker und Serien. Offenbar bräuchte "Jupiter Ascending", um Welt und Figuren so einzuleiten, dass sie ein packendes Erlebnis bieten, noch eine gute Stunde mehr Laufzeit. Man hätte eine Einleitung, in der wir das Leben unserer Heldin beschnuppern könnten und Sympathien sammeln, während wir in ihre Affinität zum Weltraum eintauchen. Der zweite Abschnitt würde dann die Welt jenseits der Erde erläutern, und wie Jupiter selbst könnten wir erkunden, was diese Welt so zu bieten hat. Das kommen die dramatischen Wendungen und der actiongeladene, mit Effekten vollgepumpte Höhepunkt. Aber der Film überstürzt. Die von mir eingeteilten Abschnitte verschwimmen und überlappen, und der dritte letzte nimmt weit mehr als die Hälfte der Laufzeit ein. Das Ergebnis davon ist, dass wir zwar über eine Stunde erstklassige Science Fiction haben, davor jedoch 45 Minuten lang das blanke Chaos herrscht. Der Plot kommt mit dem Erzählen nicht nach, und lässt für's Genießen kaum Zeit. Als wollte man die Einleitung möglichst schnell hinter sich bringen. Und das sieht den Wachowskis nicht ähnlich, die sonst selbst die melodramatischste Heldengeschichte auskosten und freudig zelebrieren. Oder wäre 'Speed Racer' so ein gutes Nerdfest, hätte man nicht ausgiebig die Ideale, Träume und Euphorie der Titelfigur behandelt, bevor man ihn auf die überstilisierte Rennbahn losgelassen hat?
                    Wohl eher nicht. Racer waren im Grunde die Wachowskis selbst, dort, wo sie selbst am Liebsten wären, mitten in den Abenteuern ihrer freakigen Lieblingsfilme, -serien und -comics. Jupiter Jones ist Jupiter Jones, gespielt von Mila Kunis. Wo ist dieser Funke? Dieses Glitzern in den Kinderaugen?

                    Vielleicht liegt es aber auch am Produzenten, der sofort zum Actionteil überspringen wollte. Dazu würde auch eine Aussage von Lana passen, die meinte, die Produktionsfirmen würden immer nur auf Action und weniger auf Gefühle und Geschichten setzen. Denn das sind, auch, wenn es viele nicht erkennen, die beiden Komponenten aus den Wachowski-Filme sind. Und das in einer ganz eigenen Kategorie.
                    "Jupiter Ascending" ist aber letztlich immer noch ein amüsantes Filmchen, und achzigmal besser als das xte Spinoff des 4. Teil eines Superheldenfranchise. Da gibt es diese eine Tante auf dem fliegenden Moped mit einer Frisur wie elektrisch aufgeladen, einen dauergrinsenden Roboter, einen männlichen Protagonisten mit spitzen Ohren, Foltergerätschaften mit riesigen Nadeln, Sägen, Häken und was nicht noch alles, und den androgynsten Bösewicht seit Ra in 'Stargate', nur ohne dessen Sexappeal.
                    Das Letzte, was "Jupiter Ascending" ist, ist Mainstream. Da steckt noch Wachoswki drin. Aber nicht mit beiden ganzen Herzen.

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                    • HALLÖCHEN MOVIEPILOT!!!
                      HUUUUUUHUUUUU!!!!

                      So schnell werdet ihr meine Musikreviews nicht los. Denn über Musik gibt es genauso viel zu sagen wie über Film, und wie es der Zufall so will, haben sich viele meiner Lieblingsmusiker jeden Genres auch mal in der Filmbranche versucht, was mir natürlich die Möglichkeit gibt, noch ein paar ihrer Alben zu reviewen. Und warum sollte es immer nur HipHop oder Pop sein? Da gibt es z.B. Nightwish. Ich liebe Nightwish. Hier also mal kurzerhand eine Review. Weil ich es kann.

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                      Album: Once
                      Interpret: Nightwish
                      Jahr: 2004
                      Genre: Symphonic Metal
                      Titelanzahl: 11
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                      Als die finnische Band Nightwish 1996 ohne Promotion ihr Debutalbum veröffentlichte, konnte man noch nicht ahnen, wie stark sich das Projekt über nun fast 20 Jahre entwickeln würde, sowohl musikalisch als auch kommerziell.
                      'Angels Fall First' war das Werk eines Keyboarders und Poeten, eines Gitarristen, eines Drummers und einer Sopranistin, die ins Studio gingen, und irgendetwas aufnahmen, aus dem mit etwas professioneller Arbeit mal etwas werden könnte. Diese Demoaufnahmen wurden auf CD gepresst und als Album veröffentlicht. Der Sound klang dementsprechend bescheiden, zumal Nightwish nie eine Band waren, die minimalistische Inszenierungen bevorzugten, und die Ideen der einzelnen Musiktitel waren verheißungsvoller als die letztendliche Umsetzung, wohl auf das kaum vorhandene Budget zurückzuführen. Da sich das Album entgegen aller Erwartungen in Finnland als recht erfolgreich erwies, sah der Nachfolger 'Oceanborn' schon wesentlich besser auch: bombastisch, kraftvoll und durch viele Synthesizer und Keyboards mystisch und spacig. Die klassische Sängerin Tarja Turunen wurde zur unverwechselbaren Stimme der Band und Keyboarder, Schreiber und Produzent Tuomas Holopainen zur kreativen Kraft hinter der Musik. Schlagzeug und E-Gitarre wurden schnell und laut gespielt - auch die ebenso erfolgreiche Nachfolge-CD 'Wishmaster' sollte diesen sehr synthetischen Stil beibehalten.

                      Ihr viertes Studioalbum 'Century Child' (mein persönliches Lieblingsalbum der Band) sollte dann erstmals die Richtung für alle nachfolgenden Alben angeben. Das Tempo der Musik war erheblich langsamer und die Melodien sind sanfter und eingängiger geworden, die Lieder wurden strukturierter, erstmals gab es ein episches, in mehrere unterschiedlich klingende Abschnitte geteiltes Lied mit einer Länge von mehr als 10 Minuten, Bassist Marco sang auf 2 Tracks im Duett mit Tarja (und bekam auf einem weiteren eine Hardrockpassage mit Schreigesang spendiert) und man konnte sich durch den bisherigen Erfolg zum ersten Mal ein kleineres Orchester leisten, was den Stil weit weniger hart und elektronisch klingen ließ, und starke klassische Elemente zuließ. Holopainen konnte seine Visionen klangvoll verwirklichen.

                      "Once", das fünfte Studioalbum, und das letzte mit Tarja als Sängerin, sollte dieses neue Konzept fortführen. Nur hat man sich diesmal direkt das London Philharmonic Orchestra als Unterstützung geangelt. Nightwish waren mittlerweile in ganz Europa ein Begriff und konnten sich für ihre Arrangements endlich das leisten, was ihnen vermutlich von Beginn an vorschwebte. Opulent und angenehm überproduziert stolziert der majestätische 'Ghost Love Score' zehn Minuten lang durch unsere Ohren, führt uns durch alle Gefühlslagen dieser Welt, angefangen von einem an Epik kaum zu überbietenden Streich- und Trommelensemble inkl. Chor, über eine kraftvolle Powerballadeneinlage, gefühlvolle Rockinterludes, traurige, dramatische und bombastische, an Filmmusik erinnernde Instrumentalpassagen und ein alles übertrumpfendes Outro.
                      Und auf der mehr als 8 minütigen Ballade 'Creek Mary's Blood' wechseln sich indianische Gesänge, Flöten und Trommeln mit keltischer Musik ab, während sich das Arrangement immer weiter zuerst zu einer Rockballade und weiters zu einem klassisch anmaßenden Stück entwickelt - der Klang des Liedes wandelt sich zur Gänze, ohne seine ursprüngliche, kraftvolle Melodie zu verändern.

                      Wer es allerdings etwas weniger ausgedehnt und lieber etwas direkter mag, der wird auch fündig: vor Allem die Single 'Wish I Had an Angel' ist ein eingängiger, immer zwischen Härte und Harmonie schwankender Poprocksong im Duett von Marco und Tarja, sinnlich und temporeich. "I'm in love with my lust / Burnin' angel wings to dust" heißt es, als sich auf einem treibenden Schlagzeug und E-Gitarrenrhythmus ihre elfenhafte Darbietung mit seiner rauen, immer zwischen Rock und Musical pendelnden Gesangseinlage vermischt.
                      Im Gegenzug dazu zeigen sie sich auf dem darauffolgenden Stück 'Nemo', welches von Selbstsuche handelt, von ihrer sanften Seite: "Once and for all and all for once, Nemo my name for evermore" ertönt es grazil über eine zarte orchestrale Untermalung, die alsbald in ein kraftvolles Gitarrensolo übergehen wird und jedem, der meint, sich selbst verloren zu haben, neue Kraft zu schenken. Und das durch perfektes Zusammenspiel aus Band, Stimme und Orchester. Hier bekommt jede Komponente die Chance, zu glänzen, und sich trotzdem immer einzufügen und eine perfekte Symbiose zu erzeugen.
                      Lieder wie 'Planet Hell' erweisen sich als Lied gewordener Bombast, bei dem jeder zweite Ton wie lautes Donnergrollen auf den Hörer herunterrasselt, ihn förmlich erschlägt - Tarja und Marco können im Einklang singend sogar den kompletten Chor in den Schatten stellen. 'The Siren' ist wiederum eines der experimentellsten Nightwish-Lieder, und klingt als hätten sich Björk, Led Zeppelin und die Sirenen aus dem Dreamworks-Film 'Sinbad' mit einem Streicherensemble zusammengetan, um uns auf eine Reise durch Zeit und Raum mitzunehmen. Es ist eines der besten Lieder der Band, und eines der ungewöhnlichsten, wortwörtlich wie aus einer anderen Welt. Und wer sich von einer Band, die sich selbst als Metalband bezeichnet (ich selbst sehe sie ja eher als moderne Klassik oder härteren New Age, und die vielen verschiedenen Einflüsse aus Genres vernab des Rock legen auch nahe, Nightwish einfach als Unikat stehen zu lassen) auch etwas weniger Zauberhaftes und mehr Härte erwartet, dem sei zu 'Romanticide' geraten.

                      "Once" beinhaltet jeden Archetyp eines Nightwish-Liedes, vom Epos über alle Arten von Balladen bis zum härteren Metalsong und der flotten Radiosingle, auf höchstem Niveau vorgetragen von der besten der mittlerweile 3 Sängerinnen, die hier alle Facetten und Techniken ihres Gesanges zum Besten gibt.
                      Doch Nightwish ist keine Band, die Form über Substanz stellt, zumindest nicht allzu viel. "Once" ist die musikalische Katharsis von Tuomas Holopainen, der seine Gedanken und Emotionen zu Themen wie Identitätssuche, Liebe, Lust und Tod in eine Fantasywelt voll von magischer, mythologischer, sogar religiöse Symbolik überträgt. Und wenn man will, dann kann man in 'Wish I Had an Angel' vielleicht eine Hymne an die Eifersucht auf Tarjas Ehemann erkennen... oder aber an Eifersucht generell, verpackt in einen Essay um Engel, Sünde und Feuer. Genauso wie uns dieses Album auf eine Reise durch fremde Welten schickt, "far across the sea", schickt es uns auch auf eine Reise in die Freuden, das Leid und die Sehnsüchte eines Musikers und Poeten, ästhetisch interpretiert von einer grandiosen Band und einem pompösen Orchester.

                      10/10

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                      • Sind Sie ein Morgenmensch?
                        Nur, wenn ich ausschlafen kann. Wobei der Morgen dann schon wieder fast vorbei ist^^

                        Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
                        Ein Mörder mit einem Messer, der mich verfolgt. Hoffentlich kann er nicht gut klettern.

                        Haben Sie schon einmal jemanden einen Streich gespielt? Wenn ja, was für einen?
                        Als kleines Kind meinen Großeltern, da hab ich Sachen versteckt. Ansonsten eher nein.

                        Wurden Sie im Rausch schon einmal angemalt?
                        Nein, wurde ich nicht. Wäre auch schräg, wo ich nicht trinke.

                        Mit welchem lebenden Promi würden Sie einen trinken gehen?
                        As I said, ich trinke nicht. Zumindest nichts Alkoholisches. Aber mit den Wachowski-Geschwistern wäre das schon super. Sind sicher genauso Freaks wie ich.

                        Mit welcher Film/Serienfigur wären Sie gerne befreundet?
                        Ash Fox.

                        Was macht für Sie eine gute Freundschaft aus?
                        Stimmende Chemie, Vertrauen, eine gesunde Mischung aus Schwachfug und intelligentem Gedankenaustausch, gute und schlechte Zeiten durchzustehen, einander ein Stück weit zu verstehen und Toast.

                        Für welchen Film oder welche Serie wünschen Sie sich ein alternatives Ende und was für eines wäre es?
                        Wer ist Hannah.
                        Und zwar egal welches, solange es realistisch und nicht so trashig ist wie jenes, das letztlich in Film Verwendung fand.

                        Welchen Film der letzten 15 Jahre, also seit 2000, würden Sie als zeitlos bezeichnen? Und warum?
                        Das ist schwierig, weil es da einige Filme gegeben hat, die man als Klassiker bezeichnen wird, die man mal gesehen haben muss. Und Klassiker haben generell zeitlos zu sein, zumindest für Filmliebhaber :3

                        Wie wichtig ist für Sie der Gefällt-mir-Button?
                        Ziemlich, da das Anklicken desselben auch eine Art von Feedback ist.

                        Was würden Sie tun, wenn Sie einen Tag wieder ein Kind wären?
                        Animes gucken, am PC Harry Potter spielen und mit Actionfiguren spielen. Ach ja, die frühen 2000er...

                        Welcher Person würden Sie gerne mal Ihre Meinung geigen und was würden Sie sagen? Egal welche. Muss nicht einmal leben, sie würde zu diesem Zwecke wieder zum Leben erweckt werden.
                        Allen Konservativen und Fundamentalisten, Jerry Stahl, Hitler und Marilyn Monroe. Letztere aber nur, um ihr zu geigen, dass Suizid keine Lösung ist.

                        Ein unbekanntes Flugobjekt landet direkt vor Ihrer Nase. Erstkontakt. Mit welchen Worten würden Sie Außerirdische auf der Erde begrüßen?
                        Oppan Alien Style!

                        Der Außerirdische zeigt sich äußerst friedlich. Er hat die Menschen lange beobachtet und hat unter anderem "Bauer sucht Frau" empfangen und möchte wissen was das ist. Was sagen Sie?
                        Die Art von Fernsehserie, über die man lacht, gerade weil sie kompletter Schrott ist.

                        Der Außerirdische hat entschieden, dass die Menschen für den Abbau der Rohstoffe der Erde im Weg sind. Was würden Sie sagen, um ihn umzustimmen?
                        Ich nenne mich Don Dingo, stelle meine Stimme kratzig und mache ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann.

                        Welche Science-Fiction Zukunftsvision von der Menschheit, erscheint Ihnen am wahrscheinlichsten?
                        Ich hoffe Blade Runner. Das ist so cool. Ansonsten versuche ich, halbwegs optimistisch zu bleiben, letzten Endes kommt eh alles anders als gedacht.

                        Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, in welche Zeit würden Sie reisen? Und was würden Sie tun?
                        Eine Zeitmaschine, seid ihr verrückt! Schmetterlingseffekt, Großvaterparadoxon!? Aaaaaaahhhhhhh!!!!

                        Was ist wichtiger: Geld oder Gesundheit?
                        Gesundheit. Auch ohne zu nießen.

                        Ihr/e beste/r Freund/in steht vor Ihrer Tür, mit gepackten Sachen und sagt, Sie/Er muss untertauchen und dazu nach Island in ein abgelegenes Fischerdorf ohne Internet: würden Sie mitkommen?
                        Erst mal folgende Frage: wieso ein Fischerdorf ausgerechnet in Island?
                        Und dann wieder die Frage... darf noch wer mitkommen oder muss ich alleine mitgehen? Und ohne Internet.... reden wir weiter, wenn es soweit ist :3

                        Weswegen müsste Ihr/e beste/r Freund/in untertauchen?
                        Das frage ich mich auch.
                        Wahrscheinlich den Toast des Präsidenten gestohlen (;3)
                        #insiderwitzesindlustig

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                          über Memento

                          "Memento" ist ein Film, der eine unmöglich zu verfilmende Prämisse nicht nur perfekt auf die Leinwand bringt, sondern sie zeitgleich zur Verdeutlichung der Psyche der Hauptfigur einsetzt, und nebenbei trotz seiner verdrehten Erzählweise noch auf einen brillantem Höhepunkt zusteuert, der der eigentliche Auslöser des gesamten Filmes ist. So würde ich antworten, würde mich jemand bitten, dieses Werk zu beschreiben. Die Wahrscheinlichkeit wäre jedoch groß, dass diese Antwort noch weitere Fragen aufwirft, die es zu beantworten gibt, was ich mit Freuden tun würde, ohne aber zu viel zu verraten. Außer das Ende natürlich. Mit dem beginnt der Film nämlich - der große Clou ist der Anfang der Geschichte. Wieso geschieht das alles? Eine Frage, die sich Szene für Szene aufs Neue stellt, und erst durch die nächste geklärt wird, die aber wiederum neue in den Raum wirft, und so weiter.

                          Aber zuerst mal zu unserer zentralen Figur: Lenny.
                          Lenny hat diesen "Zustand", wie er es selbst immer bezeichnet. Seit dem er bei einem Überfall attackiert wurde, ist sein Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt: alles was nach dem Angriff passiert ist und länger als 5 Minuten zurückliegt kann er nicht behalten. Seine letzte Erinnerung aus seinem normalen Leben: er fällt nach dem harten Schlag neben den toten Körper seiner Frau. Lenny kann sich nicht mehr an Personen erinnern, die er nach dem Überfall getroffen hat. Weder, ob er sie überhaupt kennt, noch, ob sie diejenigen sind, die sie behaupten, zu sein. Das macht ihn freilich leicht ausnutzbar, doch durch seines früheren Jobs bei einer Versicherung hat er gelernt, Lügen des Gegenüber zu erkennen. Längeren Handlungen kann er nicht folgen, denn er vergisst bald, womit sie begonnen haben
                          Während einer Verfolgungsjagd kann er sich plötzlich nicht mehr entsinnen, ob er hinter dem anderen Mann her ist oder er hinter ihm.
                          Während des Films erkennt er die andere Hauptfigur Teddy alle paar Minuten nicht wieder, und auch Natalie lernt er aus seiner Sicht immer und immer wieder kennen.
                          Um den Faden nicht komplett zu verlieren, hat er stets eine Sofortbildkamera bei sich, um Personen und Orte zu fotografieren, und sich Notizen zu ihnen zu machen. Diese Bilder und Infos trägt er immer mit sich herum. Es bedeutet aber auch, sich so sehr auf diese Informationen zu verlassen, dass man sie nicht hinterfragt, egal, was darauf steht. Und die wichtigsten Infos schreibt er sich auf, um sie sich tätowieren zu lassen. Sein Körper ist übersät mit Tinte: es sind Informationen zum Mörder seiner Frau.
                          Wie er sich merkt, all diese Dinge zu tun: er erinnert an einen Fall, den er in seinem früheren Job bearbeitete - den von Sammy Jenkins, der an der selben Art von Kurzzeitgedächtnisverlust erkrankt ist. Dessen Geschichte erzählt Lenny einem Mann am Telefon in einem parallelen Strang, welcher Schwarzweiß gestaltet ist und chronologisch verläuft.

                          Der Film beginnt (zunächst verkehrt herum abgespielt) damit, dass Lenny Teddy erschießt. Auf dessen Foto stand "Teddy - glaub seinen Lügen nicht - er ist derjenige - bring ihn um".
                          Etwas später werden wir eine Szene sehen, in dem Lenny am Schreibtisch sitzt und nicht mehr weiß, was er da wollte. Er sieht das Bild von Teddy, auf dem steht "Teddy - glaub seinen Lügen nicht - er ist derjenige". Derjenige was? Er sieht, dass Teddy der Mann ist, dessen Akte offen am Tisch liegt. Sein Name und seine Autonummer passen zu den Information, die Lenny über den Täter gesammelt hat. Er fügt auf den Zettel hinzu: "bring ihn um".
                          Der große Clou bei dem in verkehrter Chronologie gezeigten "Memento" ist, dass wir Szene für Szene genau so empfinden wie der Protagonist - denn wir wissen nicht, was davor passiert ist, und sind genauso auf die Informationen der Fotos und Tattoos angewiesen wie er.
                          Das Geniale ist aber auch, wie uns in manchen Szenen klar wird, dass Lenny getestet oder ausgenutzt wird.
                          Manchmal ist es harmlos. So macht er zu Beginn einer Szene einen Schluck aus dem Bier, dass ihm serviert wird, als ein anderer Gast lacht. Er unterhält sich mit der Kellnerin, mit der er offenbar sprechen wollte. Als er noch einmal trinken will, nimmt sie ihm das Glas weg, es sei etwas verstaubt. In der darauffolgenden und unmittelbar davor spielenden Szene wurde angeblich für eine Wette gut sichtbar in das Getränk gespuckt - wie sich herausstellt, um sich zu vergewissern, dass Teddy die Geschichte um seinen "Zustand" nicht erfunden hat. Und an einer anderem Stelle kommt er dahinter, dass man ihm im Hotel zwei Zimmer vermietet hat, um mehr zu berechnen - er würde es ohnehin in ein paar Minuten vergessen haben.
                          Manchmal aber ist es weit weniger trivial. Dann tut es förmlich weh, wenn offenbar nette Figuren als lügende und selbstsüchtige Arschlöcher entlarvt werden.

                          Aus der Erzählweise entsteht ein gewisser Spannungsaufbau, der zwar letztlich im Anfang mündet, aber trotzdem einen Höhepunkt aufweist. Wie bei einem Extremsuspensethriller setzt sich erst am Ende ein komplettes Bild aus diversen Teilen zusammen, jedoch auf absolut einzigartige Weise. Hier geht eine experimentelle Machart Hand in Hand mit fesselnder Erzählung - und mit Charakterverständnis. Die Kunst ist, dass die verdrehte Chronologie nicht selbstzweckhaft darsteht, sondern zeitgleich auch dazu dient, den "Zustand" des Protagonisten zu verdeutlichen. Welch ein Drehbuch. Egal, von welcher Seite man mit dem Schreiben begonnen hat, es ist reine Kunst: begann man mit dem chronologischen Anfang, musste man die verkehrte Dramaturgie berücksichtigen, und begann man mit dem Ende, ist es genauso schwierig, fehlerlos die verkehrte Dramaturgie zu berücksichtigen.
                          Es ist auch ein Film, der einem direkt beim ersten Sehen die Kinnlade runterklappen ließ - und bei jeder Sichtung besser wird.
                          Das zweite Mal unterscheidet sich erheblich vom ersten, da man - vor Allem, wenn er einen unvorbereitet trifft - erst eine Weile braucht, um den Rhythmus des Filmes zu spüren, in sich aufzunehmen und zu verstehen. Die erste Sichtung ist für's Gefühl, die zweite für den Verstand.

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                          • HALLO MOVIEPILOT!
                            HIER BIN ICH!

                            Diesmal ist die Muse für Filmreviews zwar da, aber ich habe einfach mehr Lust auf eine Musikreview.
                            Michael Jackson war einer der größten Musiker aller Zeiten und ich will ihm einen Tribut zollen, in dem ich mein Lieblingsalbum von ihm reviewe. Der Rest steht unten.

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                            Album: HIStory - Past, Present and Future, Book I
                            Interpret: Michael Jackson
                            Jahr: 1995
                            Genre: Pop
                            Titelanzahl: 30 (jeweils 15 auf jeder Disc)
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                            Wir schreiben das Jahr 2015 und Michael Jackson ist eine Legende der Musikgeschichte, den mit Größen wie Elvis Presley oder Jim Morrison nicht nur ein früher Tod, sondern auch enorme Liebe zur Musik und noch enormerer Einfluss auf selbige verbindet - ganz ungeachtet dessen, dass die 3 musikalisch unterschiedliche Wege beschritten haben. Musik ist Kunst, egal, in welcher Form, und getrieben durch einer Mischung aus Selbstverwirklichung, Mitteilungsbedürfnis und Kreativität - und freilich auch ein Beruf, der aus dem Bedürfnis dieser Faktoren resultiert.
                            Michael Jackson revolutionierte die Popmusik durch Alben wie 'Thriller', laut diversen Quellen eines oder sogar das meistverkaufteste Album der Welt, und Prestige. Er erfand das storygetriebene Musikvideo, oder verbreitete es zumindest, und wurde neben Madonna zu einem Gesamtkunstwerk, welches über seine CDs hinausging. Was den King of Pop von deren Queen unterschied, war, dass er seine Skandale nicht als Show heraufbeschwor, sondern selbst am Meisten darunter litt.
                            Jacksons war einer der gebrochensten Menschen, die es je gab. Sein Vater ptostituierte ihn aufgrund seiner außergewöhnlichen Stimme quasi zum Singen, und einzelne Geschichten, die der Öffentlichkeit preisgegeben wurden, sind zu erschreckend, als dass ich hier niederschreiben will. Im Booklet des hier reviewten Albums befindet sich ein Bild, in welchem ein junges Kind verängstigt und halb versteckt in einer Ecke kauert, mit einem Mikrofon in der Hand. Es ist die Illustration des Songs 'Childhood'.
                            Michael Jackson wurde physisch erwachsen, intelligenter und politischer, besaß aber bis zu seinem Tod einen Charakter, den man mit Kindern assoziiert. Was keineswegs negativ gemeint ist. Er war liebesbedürftig, sah Dinge zuerst mit dem Herzen und der Seele, machte zwischen Leuten und Gesellschaftsgruppen keinen Unterschied, er träumte und spielte seine Fantasie gerne lebhaft aus, und wollte Harmonie, Gerechtigkeit und ein friedliches Miteinander für die Welt, und glaubte an seine Ideale. Und das Mikrofon, der Stift, das Lead Sheet, die einstigen Waffen an der Schläfe seiner Jugend, wurden zu Instrumenten, die seine eigenen Werte und transportierten. Er war herzensgut.
                            Diese Person wurde 1993 wegen Kindesmissbrauchs angeklagt. Wie mittlerweile klar ist, aus Geldgier.
                            Und die Medien schlachteten den Musiker zur Massenunterhaltung und brachten den Menschen damit auf brutalste Weise um. Über 15 Jahre lang.

                            1995 veröffentlichte Jackson diese Doppel-CD. Disc 1 beinhaltet 15 bereits auf den Vorgängeralben erhältliche Songs, Disc 2 ist ein vollwertiges Studioalbum. Und auf diesem befinden sich einige der großartigsten Musiknummern, die jemals das Licht der Welt erblickt haben - und ist rückblickend auch die letzte Meisterleistung im kreativen Schaffen des King of Pop. 'Off the Wall', 'Thriller' und 'Bad' waren Meilensteine des Pop, 'Dangerous' war ein gelungener Übergang in die 90er und ein Experiment mit neuen Stilen, aber keines dieser Werke sollte mich mit einem Impakt und einer Wucht treffen wie "HIStory". Es gleicht einem Blick in seine Seele, und das war zu dieser Zeit ein kaum zu unterscheidender Grad zwischen hochgradiger Wut und innigem Bedürfnis nach Frieden und Harmonie.
                            "He got kicked in the back - he said that he needed that!" schreit MJ auf dem Titelsong (Titel 13 auf Disc 2) mit dem Zorn eines Punkers auf einem HipHop-inspirierten Beat, der gutes Potenzial hat, sämtliche Boxen radikal wegzusprengen, und fuck, er startet den Track (nach epischem Intro) mit einem Knall, der uns zeigt: wer sich mit Michael anlegt, der bekommt auch Michael. In der Mitte des Liedes wird er vor einem pathetischen Blasorchesterinterlude mit zarter, hoher Stimme die Zeile "Let's harmonize all around the world" singen. Schizophrenie? Nein, Michael ist stinksauer und macht keinen Hehl daraus. Doch er ist Pazifist und Intellektueller, und anstatt weiter auszuteilen, macht er uns ruhig darauf aufmerksam, was ihn denn so aufregt - und was es zu ändern gibt. Es ist eine Zufassungfassung dessen, was dieses Album bestimmt: Frustration und die verzweifelte, optimistische Suche nach Frieden für die Welt.

                            Nirgends in seiner Karriere verschmolzen die beiden Empfindungen mehr als auf 'They Don't Care About Us'. Rassismus, Medien, Vorurteile - alles, gegen das er steht, wird von ihm auseinandergenommen in einem der aggressivsten Songs seiner Diskografie. "Kick me, kike me, don't you black or white me" heißt es als er das Schuppladendenken in den Boden stampft, "hit me, kick me, you can never get me", als er seine eigene Darstellung in den Medien bekriegt. "If Roosevelt was living, he wouldn't let this be".
                            Es ist einer seiner rauesten und dreckigsten Nummern, auf einem mimalistischen und doch aufwühlenden Beat aus Klatschgeräuschen und E-Gitarre, und die zweite Kampfansage des Studioalbums.
                            Die erste ist der Eröffnungstrack 'Scream', ein Duett mit seiner Schwester Janet Jackson, das zweite Ausnahmetalent der Familie Jackson. "Stop fuckin' with me - you make me wanna scream!" Und das ist keine leere Drohung. Die Geschwister tragen ihre musikalische Kriegsbemalung auf, und fusionieren nahezu zu einer mächtigen Waffe.

                            Aber "HIStory" - und die Ereignisse der frühen 90er - nimmt Michael Jackson nicht seine sanfte und feinfühlige Seite. Der "Earth Song" ist einer seiner feinsten Balladen und eines seiner wichtigsten Plädoyers. 20 Jahre später mehr denn je.
                            Vor einer zarten, synthetischen Geräuschkulisse und umgeben von sanften Klaviertönen besingt Michael mit ruhiger, behutsamer Stimme die Schmerzen der Erde. Er tröstet sie, und fragt nach dem Warum. Er richtet sich an uns, fleht uns an, ihr nicht weiter wehzutun. Sein Schluchzen über ihre Wunden wird lauter und lauter, Refrain für Refrain. Als würde er sie stärken, als würde sie sich aus der Asche erheben, wenn er für sie singt. "What about everything? - What about Us?" Die Erde ist nicht irgendjemand. Wir sind die Erde. Wir alle.
                            Es ist eines der stärksten Lieder überhaupt, bedeutungsvoll, poetisch und kraftvoll arrangiert. Die Themen von Michaels bester Musik sind echte Themen, und kunstvoll in Szene gesetzt. Das ist seine Essenz.

                            Ich habe nicht vor, auf jeden Track einzeln einzugehen. Ihr steht vor einem der wundervollsten Gemälde der Welt, und könnt seine gänzliche Schönheit auch nicht anhand jedes Pinselstrichs analysieren. Auf 'Little Susie' bekommen wir eine erschütternde Ballade um einen Suizid zu hören, während 'Come Together' flotten Funk in der Tradition seines Megasellers 'Thriller' bietet. Jackson experimentierte mit Rock, Rap und Contemporary R&B und erschuf ein Album voller Abwechslung und überlauten Emotionen - ein Schrei nach Besserung, für ihn und die Welt.

                            Die erste Disc ist für Einsteiger in seine Diskografie gut geeignet, um einen groben Eindruck seiner Musik zu bekommen, beinhaltet allerdings nicht alle wichtigen Hits, die bereits 1995 zu viele für eine einzelne CD waren. Das wahre Meisterwerk ist nicht die Compilation, sondern das Studioalbum.

                            10/10

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                            • 9 .5

                              Es ist ein Vergnügen, Schauspielern dabei zuzusehen, wie sie Spaß an der Sache haben. Und vor Allem einem Ensemble, welches zu den hochkarätigsten des 21. Jarhunderts zählt.
                              In "Ocean's Eleven" von Steven Soderbergh trommeln George Clooney und Brad Pitt als Gaunerkumpel eine Bande aus Fachspezialisten (u.A. Matt Damon, Don Cheadle) zusammen, um in die Tresorräume von Andy Garcia einzudringen, in dem die Tageseinnahmen der 3 größten Casinos in Vegas schlummern - und der rein zufällig mit der Exfrau von Clooney zusammen ist: Julia Roberts.
                              Das Werk hält sich an alle Regeln und Klischees des Heistfilms, und ist ganz nebenbei im Vorbeigehen ein Wunderwerk.
                              Ja, wir wissen, für wen sich unsere weibliche Hauptfigur letztlich entscheiden wird.
                              Und generell braucht man sich nicht zur kartenlesenden Hexe ausbilden zu lassen (wer das jedoch vorhat, dem stehe ich nicht im Weg: ich hab erst kürzlich eine Anzeige im Internet dazu gelesen), um vorauszusehen, in wessen Händen das Geld des Milliadärs landet.
                              Aber wie das geschieht. Der Weg dahin ist wie ein Tag im besten Vergnügungspark der Stadt. Die Attraktionen sind die 11 Diebe, Garcia ist die Geisterbahn und der ausgetüftelte Plan das Spiegelkabinett.

                              Natürlich kann man bei einer derartig großen Bande nicht alle gleichermaßen berücksichtigen, aber jeder bekommt seine Momente und letztendlich zumindest eine erinnerungswürdige Szene. Oder mehrere.
                              Dass Brad Pitt und George Clooney hier die Zügel in der Hand halten, ist kein Geheimnis, aber der Film gibt dem gesamten Supercast die Möglichkeit, ihre gute Laune auf das Publikum loszulassen. Und dass die am Set vorherrschte, kann man ständig spüren: die von Pitt gespielte Figur Rusty und Clooney's Danny Ocean agieren als sich gegenseitig neckende Kumpel wie Brüder, und dass die beiden privat gut miteinander können, wird ihnen nur in die Hände gespielt haben (auch wenn es aktuell angeblich etwas weniger schön zwischen den beiden Bros aussehen soll). Und auch Matt Damon, hier als aufstrebender Taschendieb unterwegs, ist bekanntlich gut mit den beiden befreundet. Selbst hinter der Kamera scheinen sich alle prächtig verstanden hat: nahezu alle Darsteller waren bereits zuvor oder aber später noch in anderen Soderbergh-Filmen zu sehen. Und was ist besser geeignet, einen lockerleichten Heistfilm zu drehen, als ein angenehmes und spaßiges Arbeitsklima?

                              Nur ein Drehbuch, welches von Witz, Raffinesse, sympathischen Figuren und Warmherzigkeit nur so strotzt.
                              In Danny Oceans Plan geht es um Geschick, Timing und Glaubwürdigkeit. Jeder der 11 hat seinen Part an der richtigen Stelle zu spielen, und wie Soderbergh weiß auch der Ganove seine Darsteller brillant in Szene zu setzen. Ich halte mich hier zurück, zu viel zu beschreiben, denn die vielen kleinen Clous und Twists, die ab der Durchführung des Plan im Minutentakt auf uns herunterrasseln sind genug, um alle Heistfilme der Welt zu füllen. Aber wo andere Genrevertreter sich mit einem Stück zufrieden geben, will "Ocean's Eleven" eine ganze Hochzeitstorte, und verlangt noch nach Nachschlag.
                              Tricks werden ausgespielt wie Black Jack-Karten im Casino, und das immer und immer wieder. Manchmal sind sie dem Zuschauer klar, und wir schmunzeln mit der Bande, als ihnen Andy Garcias Figur Terry ungewollt in die Hände spielt, und zittern mit, als es brenzlig wird. Aber ganz oft werden wir genauso angeschmiert wie der reiche Fiesling. Ach Ocean, du alter Mistkerl, hast du uns doch wieder drangekriegt.

                              Aber was wäre ein guter Hollywoodfilm ohne Romantik, das Aushängeschild der Traumfabrik seit Anbeginn? Da ist ja auch noch Julia Roberts als Tess. Oceans Ex, die nach dessen Aufenthalt im Gefängnis in die Arme von Terry flüchtete.
                              Dessen Macht ist sexy, aber Diebe sind anziehend und unwiderstehlich. Ein Dieb hat diesen Hauch des Verbotenen, dieses Gefühl von Abenteuer, Nervenkitzel und Adrenalin - und kann dabei trotzdem ein echter Gentleman sein.
                              Doch wer Macht hat, hat in der Regel auch die Möglichkeit, grauenvolle Dinge zu tun. Nein, muss sie tun, um die Macht aufrechtzuerhalten. Danny ist ein gutherziger Edelmann mit Hang zum Stehlen wertvoller Gegenstände und großer Summen, sie reichen Leuten gehören, die sie ohnehin kaum vermissen - ein ehrenwerter Beruf ohne schlechte Absichten, der nunmal rein zufällig gegen das Gesetz verstößt. Wer würde nicht auf ihn fliegen? Ich weiß, ich würde. Und dabei finde ich Clooney nicht mal attraktiv. Terry hingegen ist ein skrupelloser, berechnender Mann, der, um seine Ziele zu erreichen, ohne Emotionen zu zeigen Probleme beseitigt. Wie eine gut geölte Maschine. Er kann zwar seiner Frau auch seine sanfte Seite zeigen... aber machen wir uns nichts vor, der Kerl ist für uns ein Kotzbrocken und wir wollen Tess an der Seite von Danny sehen. So funktionieren diese Filme. Und dieser funktioniert ausgesprochen gut. Man pfeffere das Ganze mit flotter, den Glamour des Casinos versprühender Musik und einem Schuss Situationskomik, und voilà, wir haben einen der besten Unterhaltungsfilme, die nach der Jahrtausendwende erschienen sind. Manchmal braucht man das Rad garnicht neu zu erfinden, sondern einfach makellos damit zu fahren.

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                                Hallo verehrte Gäste, Damen, Herren, Mädchen, Jungen, Hermaphrodite, Menschen und Tiere!
                                Ihr habt es erraten: es ist mal wieder Zeit für eure über alles geliebte Super Duper Double Trouble Bingo Dingo Power Hour!
                                An meiner Seite der einzig wahre Lars von Trier von Moviepilot, mein guter Freund und Kollege Troublemaker69! *Applaus*
                                Zuletzt ging es mit 'Scary Movie' überaus lustig bei uns zu. Eine Hau-Drauf-Parodie mit tiefen, aber originellen Gags, über die man kaum nachdenken, nur lachen muss. Nun ja, diesmal ist es das exakte Gegenteil. Es geht um einen harten, schmerzhaften und philosophischen - sowie in meinen Augen genialen - Klassiker: "Uhrwerk Orange" vom Meister Stanley Kubrick.

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                                Es gibt unterschiedliche Arten von grandiosen Filmen, jede davon stellt ein Puzzlestück im Mosaik der Welt der guten Streifen dar. Da gibt es zum Beispiel jene, die es schaffen, tief ins uns Emotionen wach werden zu lassen, die uns in eine enge persönliche Bindung mit dem Gezeigten versetzen. Was auf dem Bildschirm geschieht, das betrifft und persönlich, und Freud und Leid überkommt uns, als wären wir selbst tief im Geschehen verstrickt.
                                Dann ist da noch der Film, dessen Stilmittel uns ins Staunen versetzen. Wo großes Kino atemberaubend inszeniert wird, bildgewaltig, ausgeflippt oder elegant - diese Filme sind perfekt getimt und spannend geschrieben, sodass wir uns von Beginn an in den Bann gezogen fühlen; Stil und Aufbau gehen Hand in Hand.
                                Dem entgegen steht der inhaltlich wichtige Film, der auf einen Missstand hinweisen oder im Gegenzug dazu eine Botschaft vermitteln soll. Er sagt die richtigen Dinge zur richtigen Zeit in den richtigen Worten, und lässt uns mit einem zustimmenden Lächeln zurück.
                                Wieder andere Werke beherbergen einen kaum lösbaren Konflikt. Sie zeigen uns etwas, das falsch ist, doch die scheinbar einzige Lösung ist wiederum zum Nachteil eines anderen - somit werden wir gezwungen, Ideale und Prioritäten zu hinterfragen oder es garnicht erst zu so einem Konflikt kommen zu lassen; dies ist die härteste Art der guten Filme, und geht einen schmalen Grad zwischen Genie und Pseudobedeutsamkeit; man muss nur wissen, wie man es richtig anstellt.
                                Die Geschichte des Droog-Bandenmitgliedes, Mörders und Vergewaltigers Alex de Large ist einer der Handvoll Filmen, die alle diese Aspekte vereinen, und darüberhinaus auch noch auf die bestmögliche Weise.

                                In Stanley Kubricks Meisterwerk "Uhrwerk Orange" dreht der mit Melone, Stock und Genitalschutz über seinem blankweißen Overall uniformierte Kriminelle seine Highspeed-Runden mit seinen 3 Gangkollegen Pete, George und Dim, nachdem er sich in der Korova-Milchbar mit Milch und Drogen vollgepumpt hat, immer auf der Suche nach etwas Ultrabrutale.
                                Alex, der neben dem alten Rein-Raus-Spiel mit Frauen auch noch eine Vorliebe für klassische Musik hat, ist der Anführer der Bande. Mit gewitzten Tricks eröffnet er für sich und seine Kameraden die Türen seiner Opfer, schlägt die Männer singend und tanzend zu Krüppeln, während er sich vergnügt an deren Ehefrauen zu schaffen macht, die sich mithilfe einer Schere auch lockerleicht entkleiden lassen, dann nach einem letzten Drink in der Bar schnurstracks nachhause. Ein spaßiger Abend, nur noch überbietbar, in dem man seine Lieblingskasette, voll von Musik des alten Ludwig van, den Gulliver berauschen lässt.

                                Kubrick inszeniert den Alltag unseres Ich-Erzählers, komplett aus seinen verdrehten, gestörten Augen und zeigt uns eine widerliche, brutale und perverse Horrorshow. Und die Optik sieht ebenso verstörend und verworren aus: hoch kontrastreiche Farben, bizarre Kostüme, runde Räume mit Spiegeln, Mosaik und Glas zieren nebst knalligen, surrealen Tapeten die Wände. Es ist die Welt, verzerrt durch den Blick eines Wahnsinnigen. Ich hatte meine Probleme, dies zu erkennen, denn so sehe ich die Welt eigentlich immer.
                                Nach einer Rekordzeit entwickelt sich für Alex ein Hassgefühl, welches sich immer weiter festsetzt. Satz für Satz, Schlag für Schlag, Rein für Raus, wird er immer weiter zu einem übergeschnappten Psychopathen, der seinen boshaften Trieben freien Lauf lässt.
                                Und als seine Droogs gegen seine weitläufig ausgespielte Macht rebellieren, lieben wir die Richtung, in die das geht - denn wir wissen, bald schnappen sie ihn und irgendetwas wird passieren. Er lernt seine Lektion.

                                Aber nichts bereitet uns darauf vor, was wirklich passiert. Nichts. Ja, er wird geschnappt. Ja, er lernt seine Lektion. Aber wie. Und wie. Alex wird von seinen Gangkollegen verraten, und inhaftiert. Sofort wird er von den Beamten zusammengeschlagen und als Mörder und Vergewaltiger für schuldig befunden und ins Gefängnis gesteckt. Soweit so gut. Er stellt sich zunächst lieb und brav, hilft aus und erledigt seine Pflichten - in seinem Kopf herrschen immer noch die Bilder von Narzissmus, Tod und Folter vor.
                                Doch es kommt anders, als man ihn als Versuchskaninchen für eine neuartige Methode auswählt: die Aversionstherapie. Alex werden die Augen geöffnet: er sitzt an einer Aparatur, die seine Lider aufspannt und die Augäpfel bewässert, sodass er sie nicht mehr schließen. Zu sehen sind in einer Endlosschleife seine eigenen Taten nachgestellt. Zunächst noch kein Problem, doch mit der Zeit wird es für ihn unerträglich - sein Körper reagiert gegen die Reizüberflutung. Gewalt und Sex lösen bei dem Straftäter mittlerweile nur mehr Ekel und Schwächeanfälle aus - und das Schlimmste: die Kurzfilme wurden mit seinem heißgeliebten Ludwig van unterlegt. Eine Qual für ihn, denn auch auf die Musik reagiert sein Körper mit Abstoßung und Grauen.
                                Alex ist geheilt - denn man hat ihm jegliche Möglichkeit zur Aggression genommen. Somit auch die Fähigkeit, sich zu wehren.
                                Auf offener Bühne wird er als gelungenes Experiment gedemütigt, muss Stiefel ablecken und fällt beim Anblick weiblicher Brüste in einen ohnmachtsähnlichen Zustand.
                                Und so wird er freigelassen. Als vollkommen geläutert.
                                Doch dann stolpert der nunmehr sympathische, junge Bursche über die Geister der Vergangenheit: von der Familie verleugnet. Von ehemaligen Opfern verprügelt und gefoltert, und schamlos bloßgestellt. Alles bricht über Alex zusammen, und er wird hilflos zurückgelassen - denn sich zu wehren lässt ihn zusammenbrechen.
                                Alex ist ein anderer und die Welt martert ihn. Und uns mit. Wir vergessen, wer Alex ist. Wir leiden mit ihm. Es tut uns weh, und wir wollen helfen.

                                Es ist ein geniales Filmexperiment, kongenial inszeniert mit hochintelligentem Inhalt. Auf jeglicher Ebene eines grandiosen Films ist "Uhrwerk Orange" an der Spitze, jegliches Element wurde mit größtmöglicher Qualität umgesetzt: Spiel, Regiekniffe und Aufbau sind makellos, der Stoff nicht nur von hoher intellektueller Qualität, sondern von reichhaltiger Tiefe und den Zuschauer miteinbinden. Denn irgendwann stellt sich jeder die Frage: ist das, was Alex letztlich angetan wird - ihn mental zu zerstückeln und jeglicher freier Meinung zu berauben - wirklich die richtige Lösung?
                                Bis ich darauf eine Antwort gefunden habe, werfe ich mir mal etwas vom alten Ludwig van ein. Righty right.

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                                • Martin Canine 13.08.2015, 12:08 Geändert 18.08.2015, 11:14

                                  HALLO MOVIEPILOTEN!!!!!!
                                  HIER BIN ICH!!!!

                                  Soderle... ich liebe Filme über alles. Ich glaube nicht, dass ich das extra erwähnen muss. Ich tue es aber lieber trotzdem, denn ihr werdet nämlich gleich die dritte Musikreview meiner pelzigen Wenigkeit lesen. Das liegt nicht daran, dass in meinem Herzen kein Platz mehr für Filme ist, um Himmels Willen, nein! Der Grund ist ganz simpel, genau genommen sind es sogar zwei:
                                  1. Es ist Sommer, und ich sitze öfter draußen mit den Kopfhörern im Ohr als drinnen mit Fernseher im Blickfeld.
                                  2. Die Filme, die ich dann abends sehe, inspirieren mich entweder nicht zum Schreiben oder bekamen bereits einen kaum überbietbaren Kommentar spendiert.

                                  Der inoffizielle dritte Grund ist ja, dass ich hoffe, dass die Musikreviews Fans und Nachahmer finden und uns die Moviepilot-Macher einen musikalischen Ableger spendieren, aber ssssssht - nicht verraten!

                                  Und da geht es auch schon direkt los.

                                  ---

                                  Album: The Marvelous Missing Link - Lost
                                  Interpret: Insane Clown Posse
                                  Jahr: 2015
                                  Genre: HipHop
                                  Titelanzahl: 14

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                                  Eminem-Fans kennen sie vor Allem am Gemächt der fragwürdigen Kunstfigur Ken Kaniff, andere laufen wiederum in an Kiss erinnernden Monturen herum, nennen sich Juggalos und sind damit beschäftigt, sich den Titel der missverstandendsten Subkultur aller Zeiten mit den Furries zu teilen: die Karriere der Independent-Musiker Violent J und Shaggy 2 Dope, auch bekannt als Insane Clown Posse, könnte polarisierender kaum laufen. Die beiden mit dicker, schwarzweißer Farbe schrill geschminkten Rapper (wobei die Schminke laut ihrer Aussage dazu dient, Vorurteile durch ihre Hautfarbe zu vermeiden) besiedeln das kommerziell so gut wie überhaupt nicht beachtete Subgenre des Horrorcore, welches sich düsterer, unheimlicher oder psychopathischer Inhalte annimmt.
                                  In den meisten Songs schlüpfen die beiden kranken Clowns in die Rollen von Quasi-Racheengeln, die auf größtenteils splattrige und überzeichnete Weise über jene richten, die in ihren Augen "schlechte Menschen" waren (am Häufigsten Rassisten, Kinderschänder, Frauenschläger, etc.), nehmen also einen ähnlichen Part ein wie die MacManus-Brüder in 'Der blutige Pfad Gottes', nur mit mehr schaurigen Einlagen, comichaft übertriebenen Gewaltexzessen und irrsinnigen Schilderungen. Manchmal geht es aber auch um das obligatorische Massaker am Nachmittag. Die Texte spielen in einem eigenen Universum, dem Dark Carnival, aber das Konzept dahinter verstehe ich selbst nicht komplett.
                                  ICP haben 1992 ihr erstes Studioalbum veröffentlicht, und vor etwa 2 Wochen ihr insgesamt Vierzehntes. Das Duo hält sich seit 23 Jahren ohne Hits oder Unterstützung eines großen Labels (ihr viertes Album sollte zwar bei Hollywood Records erscheinen, wurde aber wenige Stunden nach der Veröffentlichung aus den Regalen genommen, da es entgegen der Labelpolitik kein jugendfreies Produkt war - hier darf sich jeder seinen Teil dazu denken; das Album ist mittlerweile aber wieder überall erhältlich) über Wasser und hat sich entgegen mittelmäßiger bis negativer Kritiken eine große Fanbase angelacht, die es ihnen ermöglicht, komplett abseits des Mainstreams ihr eigenes Ding durchzuziehen. Zu dieser Fanbase zähle ich mich unter anderen auch, wenngleich das nicht bedeutet, dass ich alle ihre Werke ausnahmslos gut finde. Vor Allem ihre Gehversuche im Pop-Punk sind nahezu unanhörbar. Dennoch strotzt ihr HipHop vor Kreativität, Schizophrenie und makaberem Vergnügen, auf großartigen Beats, und trifft meinen Geschmack ziemlich gut. Doch die Band polarisiert: ihr bekanntester Song, 'Miracles', ist (auch meiner Ansicht nach) unfreiwillig komisch, und eine Fehde mit DEM Eminem, die um die Jahrtausendwende die Runde machte, zog Hass auf die Band. Außerdem taugt die exzessive Gewalt und der Einhergang von Himmel/Hölle-Symbolik und Grusel-Szenarien nicht jedem. Ich aber sage: Solange Plastikgangster wie Rick Ross und Soulja Boy noch frei herumlaufen, braucht man auf ICP nicht herumzuhacken, die etwas vollkommen Eigenes und Originelles auf die Beine stellen, und sich nicht anpassen, um es allen rechtzumachen.
                                  Jedenfalls dachte ich mir, ich reviewe mal eines ihrer Alben, und zwar die erste Hälfte des 2015er Doppelalbums "The Marvellous Missing Link", mit dem Titel "Lost" (Amazon hat es tatsächlich fertig gebracht, beide Volumes zusammenwerfen *face paw* - mal schauen, wie ich an "Found" komme. Tips gerne angenommen).

                                  Als ich den Titel des ersten veröffentlichten Songs des Albums, 'Vomit', hörte, musste ich unweigerlich an Eminems 'Puke' denken - und an die damit verbundenen Gefühle von Enttäuschung und Grantigkeit. Gott sei Dank erwies sich der Clown-Song jedoch nicht als Hymne auf heraufbeschworene Magensäfte, sondern beschreibt in altbekannter Manier die Leben zweier "schlechter Menschen", einer Frau, die ihre äußere Schönheit benutzte, um sich wohlhabende Liebhaber zu angeln, und einen materiell eingestellten Familienvater, der sein Geld über alles stellt, auch über seine Kinder. Nur sind ICP diesmal etwas freundlicher - es wird ihnen nur bei ihrer Ankunft in der Hölle von Satan das Gesicht verätzt (daher auch der Titel). Es ist ein guter und nicht allzu übertriebener Song, bei dem ICP auf einem düsteren elektronischen Beat zwei verschiedene Geschichten über Oberflächlichkeit erzählen. Der Track ist auf der CD aber erst an 6. Stelle vorhanden. Eine Sache wird hier aber bereits deutlich: es ist ein ICP-Album aus 2015, und der Sound der Musik hat sich mit der heutigen Zeit gewandelt. Bestand der Stil bislang vorwiegend aus basslastigen klassischen Hiphop-Rhythmen mit Hang zu Orgel- und E-Gitarrensamples siedelt sich dieses Spätwerk doch deutlich näher an aktuelleren Klängen an.

                                  So beginnt das Album mit einem 2-minütigen Intro, in welchem zu einem pianolastigen und dunklen Trapbeat, wie ich ihn auch gerne auf dem letzten Lil Wayne-Album gefunden hätte, erläutert wird, was genau der Missing Link im Dark Canival-Universum bedeutet.
                                  Es geht über in Titelsong 'Lost', und dem mit Abstand besten Instrumental der CD. Hier wird ein stampfender Beat mit harten Gitarrenriffs, ominösen Klaviereinlagen und schrägen Synthesizern kombiniert, und das Resultat ist ungefähr so gut wie ICP eben werden.
                                  Auch der nächste Track, 'Apocalypse' kann den Impakt des Einstiegs aufrechterhalten. Hier wird ein wilder Dubstepbeat verwendet, um das amoralische, gewalttätige und zerstörerische Szenario des jüngsten Gerichts zu untermalen. Der Song hätte sich auch schick auf dem 'A Serbian Film'-Soundtrack gemacht.

                                  Es folgen mit 'Shock' und 'Confederate Flag' zwei Nummern auf klassischen und soliden Trapbeats, wobei letzterer einen gewissen Ohrwurmfaktor aufweist. Darauf widmen sich die kranken Clowns ihren Lieblingsfeinden: den Südstaatlern. Die Richter erfüllen ihre Pflicht und lassen die Rassisten, Konservativen und Inzestianer wie die Fliegen fallen. Wenn ich eines an den beiden Psycho-Rappern mag, dann, wie sie Feuer mit Feuer bekämpfen und aus Aspest zu bestehen scheinen. Ja, den Hillibillys nehmen sie sich bereits seit dem ersten Album an, aber es macht Spaß, weil sie es gut können. Das sind die Clowns, wie man sie am Besten genießt: bescheuert und eisgekühlt.

                                  Nach der oben beschriebenen Quasi-Single 'Vomit' folgt mit 'Falling Apart' der absolute Tiefpunkt des Albums. Auf einem gitarrenlastigen Balladen-Trapbeat wird geschildert, wie der Ich-Erzähler auseinanderfällt. Wortwörlich. Es ist ein ekliger und unwitziger Song, der wohl eine Parodie auf ruhige, emotionale Rapballaden darstellen soll, letztlich aber nur unnötig detailiert und unappetitlich klingt.
                                  Das Lustige ist aber das: unmittelbar danach folgt eine echte Rapballade.
                                  Und nun vergönne man sich dies: immer wieder in ihrer über 20 jährigen Karriere versuchten sich Violent J und Shaggy 2 Dope an ernsthaften und gefühlvollen Songs und immer war das Ergebnis wenig eindrucksvoll, die Lieder schwenkten zwischen :misslungen" und "absolutes Desaster". Der letzte Versuch, 'Miracles' aus 2009, war an Dümmlichkeit kaum zu überbieten. Und nun, auf ihrem 13. (!) vollwertigen Studioalbum... gelingt es ihnen. 'How', so der Name des Liedes, handelt davon, wie schwer es in der heutigen Zeit ist, sich an die 10 Gebote zu halten und "gut" zu sein. Zum Beispiel, wie man seinen Glauben aufrechterhalten kann, wenn man Wissenschaft hat, wie man seinen Vater nicht hassen kann, wenn er die Mutter misshandelt und die Familie verlassen hat, oder wie man nicht auf des nächsten Hab und Gut eifersüchtig sein kann, wenn dieser im Wohlstand lebt, während man selbst dafür kämpfen muss, über die Runden zu kommen. Es sind echte philosophische Fragen, die in sich schlüssig und nachvollziehbar sind, unterstützt von einem starken Pop-Beat und einem eingängigen Refrain.

                                  Es war unmittelbar nach diesem herausragenden Track, als mir aufgefallen ist, dass ich das Album zweifelsfrei gut finde, es aber bei weitem nicht so genieße, wie ich es gerne möchte. Liegt es an den Beats? Sie sind einwandfrei, der Produzent hat gute Arbeit geleistet... für sich genommen gefallen die Tracks, aber der ständige Wechsel zwischen finsterem Trap und abgedrehten Dubstep als musikalische Untermalung nutzt sich nach einer gewissen Zeit leicht ab, was den vollen Impakt der CD im Ganzen erheblich schmälert. Vor Allem, als uns mit 'Explosions' (Dubstep), 'I'll Keep My Hatchet' (Dubstep) 'Neighbors are Fighting' (Trap) und 'You Should Know' (Trap) eine ganze Reihe inhaltlich unspektakulärer Tracks präsentiert wird. Okay, der Liebeserklärung auf das Hackebeil wohnt nochmal dieser gewisse Funke inne, der ihre vorangegangenen Werke noch so amoralisch vergnüglich gestaltete - aber auf 'You Should Know", über Sex und Fremdgehen, versehen mit einem nichtssagenden weiblichen Gesangssample, klingen sie... nun ja, wie jeder andere normale Rapper. Mich würde es nicht wundern, wenn 2Chainz diesen Song 1:1 für sein nächstes Album covert. Generell fällt der für das Duo so typische abgefuckte Witz ohne Reue und Verstand hier überraschend mild und unzynisch aus. Serienkiller sind sie freilich immer noch, aber der Gedanke einer baldigen Pensionierung scheint sich in den Massenmördergehirnen vielleicht auch schon unterbewusst einzuschleichen. Anstatt ihre Opfer nach allen Regeln der Kunst zu malträtieren, reicht diesmal auch schonmal die gewöhnliche Waffe. Und auch die herrlich schaurigen Momente (schwarze Magie, Dämonen, etc.) mussten über weite Strecken weichen.

                                  Aber die CD hat, genauso, wie sie einen starken Einstieg hat, ein starkes Ende. 'Flamethrower', indem ICP mittels eines - ihr habt es erraten - Flammenwerfers ihres Amtes walten, fügt dem Mythos der kranken Clowns zwar nichts Neues hinzu, hat aber einen flotten Beat, einen makellosen Flow und die Scratch-Einlagen im Refrain (der wiederum auf die altbekannte Phrase "We don't no water, let this motherfucker burn!" zurückgreift) sorgen für ein gewisses Oldschool-Feeling. Und wenn das ist, wie die Clowns in den 2010ern klingen, dann kann ich gut damit leben.
                                  Es schließt das Album mit dem unheilvollen 'I See the Devil', bei dem auf einem fast schon theatralisch atmosphärischen Downtempobeat darüber philisophiert wird, dass Insane Clown Posse bei ihren Aktionen nahezu ständig vom Teufel begleitet und verleitet wird. Es ist einer der großen Momente des Albums, in denen das Duo ihre Prämisse zu einer musikalisch guten Untermalung überaus gelungen ausspielt, und das mit einem großem Refrain. So beginnt und endet die CD mit einem großen Knall. In letzterem Fall sogar wortwörtlich.

                                  Letzten Endes ist "The Marvelous Missing Link: Lost" ein solides Album. Wer das HipHop-Duo mag, wird froh sein, dass sie auch nach 23 Jahren im Rap-Business immer noch Alben abliefern, die gefallen können und sich nach kleinen Ausrutschern und missglückten Experimenten wieder erholt haben; wer bislang nichts mit ICP nichts anfangen konnte, bei dem wird sich das mit dieser Platte auch nicht ändern. An sich macht das Album gut Laune, es ist ganz gut produziert, bietet ein Bisschen Horrorcore hier, etwas Humor da und dazwischen sogar den ein oder anderen tiefergehenden Gedankengang. Das Ganze aber mit etwas weniger Kreativität und Witz als auf den vorangegangenen CDs, und die Dubstep- und Trap-Beats beginnen nach etwa zwei Dritteln der Tracklist, ihren Reiz zu verlieren, und das Album bekommt ein paar Längen.
                                  Nein, der verschwundene Link ist leider kein zweites 'The Great Milenko', aber hier die gute Nachricht: er ist auch kein zweites 'Shangri La'. Für das 13. Album einer Band, welches mittlerweile im 3. Jahrzehnt ein Genre besiedelt, welches sich zusätzlich noch extrem gewandelt hat, ist es ein unterhaltendes und gutes, wenngleich nicht vollkommen rundes Werk.

                                  7/10

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                                  • Martin Canine 08.08.2015, 20:16 Geändert 08.08.2015, 20:26
                                    über Prince

                                    Also ich hätte da mal wieder eine Frage an meine liebste Filmcommunity, die ja auch der Musik nichz so ganz abgeneigt zu sein scheint.

                                    In den letzten eineinhalb Jahren habe ich ja beschlossen, meinen Musikhorizont zu erweitern und habe nach jahrelangem Konsum von Popmusik diverse Künstler gehört, die als absolut großartig galten, die ich mir aber früher nie gerne angehört hätte. Von The Doors über Bob Marley, oder hier wahrscheinlich am Prominentesten meine neu entdeckte Vorliebe für und angetretene Reise durch die Geschichte des HipHops, habe ich vieles Neues entdeckt und ein wesentlich weiteres Spektrum abgedeckt als ich es früher getan hätte.

                                    So, lange Rede kurzer Sinn:
                                    Nun möchte ich in die Diskografie von Prince eintauchen, da er nahezu einhellig als einer der größten Musiker wahrgenommen wird, und mir die Songs, die ich von ihm kenne (Kiss, Purple Rain, die üblichen eben), sehr gut gefallen.
                                    Meine Frage ist nun: mit welchem Album fange ich am Besten an? Welches ist das Typischste, welches spiegelt ihn am Besten wieder und ist für Einsteiger am Geeignetsten?
                                    Die meisten Künstler haben ein Aushängeschild, ein Album, dass man gehört haben MUSS. Bei Prince, der seit den 70ern nahezu jedes Jahr ein Album veröffentlicht, gibt es aber doch einige, die sich den Ruf als Opus Magnum teilen. Also dachte ich mir, ich frage wie so oft meine liebsten Moviepiloten, die mir bislang noch immer bei solch schwierigen Fragen immer gut geholfen haben...

                                    Danke schonmal im Voraus!

                                    PS: von Best Ofs bin ich nur in den wenigsten Fällen ein Fan...

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                                      Wenn man einen kontroversen Film dreht, dann weiß man das bereits, bevor man das bereits, bevor man mit dem Schreibeprozess beginnt. Daran ist da auch nichts verkehrt; ein Haufen großartiger Filme zog aufgrund seiner extremen Darstellungen, seiner Prämisse oder der Art, wie er alles miteinander verband, unterschiedliche Skandale mit sich. Es kommt natürlich letztlich darauf an, was dahinter steckt - warum man zu solch umstrittenen Mitteln greift und ob der Film diese einsetzt, um etwas zu verdeutlichen oder sich ihrer selbstzweckhaft bedient. Selbst, wenn letzteres der Fall ist, kann das Werk noch durch seine Geschichte, seine Machart oder seine Vielschichtigkeit überzeugen - diese werden durch den Skandal ja nicht ausgeschlossen. "Das große Fressen" ist ein widerlicher und abstoßender Film, aber das allein macht ihn nicht zum Misserfolg. Was ihn dazu macht, ist, dass er nur ein widerlicher und abstoßender Film ist.

                                      Die Prämisse ist einfach und lässt im Vorfeld schonmal den Gedanken freien Lauf: eine Gruppe Männer mittleren Alters mieten ein Haus und essen so viel, bis sie daran zugrunde gehen. Wortwörtlich. Und wie bei jedem kontroversen Film werden jetzt die verschiedenen Stimmen laut, die darin nun große Kunst, Sozialkritik und eine Botschaft, oder doch nur ein Fest des allerschlechtesten Geschmacks sehen. Das macht es im Vorhinein nahezu unmöglich, nicht bereits ohne feste Erwartungshaltung an solch ein Werk zu gehen. Denn seien wir mal ehrlich: aufregender ist es, radikal unterschiedliche Meinungen zu lesen als eine universelle Lobeshymne oder einen Verriss nach dem anderen - und glaubt mir, bei kontroversen Filmen wird man polarisierende Ergebnisse bekommen. Bei "Das große Fressen" stützt sich ein großer Teil der positiven Reaktionen auf eine Gesellschaftskritik, die der Story innewohnen soll, die auf bissige Weise die allseits verhasste Konsumgesellschaft angreift. Und ja, ich sehe durchaus eine gewisse Symbolik darin, sich selbst zu Tode zu fressen, während große Teile der Weltbevölkerung Armut leidet. Meine Frage ist nun, ob sich der Regisseur dieser tiefgehenden Metapher selbst genauso bewusst war wie diejenigen, die diesen Film als großes Kunstwerk feiern. Denn letzten Endes ist alles, was der Film zeigt, wie eine Gruppe von Männern isst. Und isst. Und isst. Dazwischen Damenbesuch empfängt. Dieser sich wundert, warum die Männer so viel essen. Und dann Sex gehabt. Und gegessen. Und das in Kombination miteinander.
                                      Dieser Umstand alleine macht noch keine Kritik, setzt kein Statement und regt auch nicht zum Nachdenken an. Er bringt uns nur dazu, Männer beim Essen zu beobachten. Und beim Sex. Und beim Foodplay.

                                      Ich habe mir angesehen, WIE sie essen. Und ich habe mir angesehen, WIE sie ihrer Libido nachgehen, in diesen letzten Momenten ihres Lebens. Ich habe 2 Stunden lang mitangesehen, wie die einfache, groteske und perverse Prämisse ausgeführt wird. Und ich war regelrecht gelangweilt von der Normalität dieser skurrilen Aktion. Und wenn mich etwas geschockt hat, dann die Trivialität, mit der man diese angebliche Sozialkritik auf die Leinwand bringt.
                                      Wir haben eine Reihe von Protagonisten (vier, wenn ich mich recht entsinne), die austauschbarer kaum sein könnten und zu denen wir kaum mehr Bezug bekommen, als zur Frau des Cousin 4. Grades, mit dem wir auf der Hochzeit der Tante ein halbherzliches Händeschütteln ausgetauscht haben. Dieser Gedanke kam mir wohl auf, da der Film generell den Eindruck macht, eine Dinnerparty zu dokumentieren - nur, dass eben nach jedem Gang noch ein weiterer, genauso üppiger serviert wird.
                                      Es ist nicht mehr als das, und das Gesamte ist zu langweilig, um den Zuschauer 2 Stunden bei Laune zu halten.

                                      Tatsächlich erschließt sich nicht einmal eine melancholische oder depressive Stimmung unter den Figuren, die erklärt, warum sie ihren Leben ein jähes Ende setzen wollen. Sie sind alle feucht-fröhlich, essen und ficken, einer heiratet sogar, und genießen den Abend. Es ist nicht einmal exzessives Essen. Gang nach Gang wird verputzt, und zwar auf recht banale Weise - nicht einmal den sexuellen Szenen wohnt eine besonders ekstatische Wirkung inne.
                                      Es ist ein ausgedehntes Gängemenü im intimen Rahmen. Und ja, man kann versuchen, seine Probleme zu ersaufen, und ja, es gibt Leute, die bei seelischer Belastung übermäßig viel essen - aber es hat etwas Verzweifeltes und die Art und Weise etwas radikales, krankhaftes.
                                      "Das große Fressen" lässt derartige Gefühle vermissen. Herr Gott, er lässt Gefühle allgemein vermissen.
                                      Da ist das Interessanteste noch, dass der viele Verzehr zu Blähungen und besonders häufigem Abkoten führt.
                                      Und sei diese frankoitalienische Koproduktion nun Schwarze Komödie, Tragödie oder Satire - Furzgeräusche und eine umkippende Toilette (Mahlzeit!) sind zu wenig, um über inhaltliche Leere hinwegzutäuschen.

                                      Und ganz ehrlich, liebe Fans: wo seht ihr die Kritik? Wo liegt die raffinierte Satire? Das viele Essen ist als Fakt zwar sinnlos, und etwas amoralisch, aber der Film macht nicht die geringsten Anstalten, es als solches aufzuzeigen. Die Figuren sind keine High Society-Schickimicki-Schnösel, die in ihrer Todesstunde nicht besseres zu tun haben, als alles, was sie haben, ohne Nachzudenken mit aller Gewalt in sich reinzustopfen. Nein, so viel Drastik und Ironie wird zu keiner Zeit spürbar. Es handelt sich um Leute, die vergnüglich essen. Und das halt immer weiter, bis es irgendwann nicht mehr geht.
                                      Aber vielleicht bin ich verwöhnt, da 40 Jahre später 'Die Tribute von Panem - Catching Fire' nur einen einzigen Satz brauchte, um treffender das auszudrücken, was viele in diesem gesamten Film erkennen wollen:
                                      "In [District] 12 hungern die Menschen, und hier kotzen sie, damit mehr reinpasst."

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                                      • HALLO MOVIEPILOT!
                                        WIE GEHT'S EUCH SO?

                                        Mir persönlich geht's gut. Und nicht zuletzt deswegen, weil ich gerade Musik höre, die ich mag.
                                        Und selbst, wenn wir uns hier auf einer Filmwebsite befinden, Musik schätzt doch wohl jeder, wenn auch unterschiedlichen Stils, unterschiedlichen Alters. Dass sich der ein oder andere Musiker durch Arbeit am Film, sei es durch Gehversuche in der Schauspielbranche, die Produktion eines Soundtracks oder einfach nur durch Gastauftritte, auch in der Datenbank dieser Internetseite wiederfindet, nutze ich diese Gelegenheit, um bereits zum zweiten Mal eine Albumreview zu verfassen - keine Sorge, ihr verliert mich nicht als Filmfan. Aber ich habe einfach Lust dazu, da mir das Schreiben der letzten viel Spaß gemacht hat. Und in gewisser Weise ist ein Musikalbum ja auch so etwas wie ein Film ohne Bilder. Also, nachdem es zuletzt um Eminem's Album 'Encore' ging, war mir klar, dass meine Review meinen Lieblingsrapper und -produzenten Kanye West behandeln würde. Nur welches Album ich auswählen würde bereitete mir Kopfzerbrechen. Letztlich entschied ich mich für sein neuestes Album "Yeezus", weil... ja, warum eigentlich? Weil es wohl am Interessantesten zu beschreiben ist.

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                                        Album: Yeezus
                                        Interpret: Kanye West
                                        Jahr: 2013
                                        Genre: Hip-Hop, Electro
                                        Titelanzahl: 10

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                                        So richtig hat Kanye West den Sprung zu uns nicht geschafft. In Hip-Hop-Kreisen wird sein Talent zwar auch zumeist erkannt, aber derselbe Starstatus wie in den Staaten ist ihm hierzulande noch nicht ganz vergönnt. Zumeist gelangt er durch seine Frau Kim Kardashian in die deutschsprachigen Medien, und wird von Unwissenden als als Popstar, der wohl mal den ein oder anderen Hit landete, abgestempelt. Nicht ganz. Mit 21 Grammys und 3 seiner Alben in der von Rolling Stone herausgegebenen Liste der 500 großartigsten Alben aller Zeiten (zusammen mit seinem Kumpel Jay-Z der am Häufigsten vertretene Hip-Hop-Künstler) gehört er zu den meistausgezeichneten Musikern des 21. Jahrhunderts und überhaupt. Seine CDs schießen nahezu pausenlos an die Spitze des Charts und gewinnen Platinum oder Multiplatinum, und das schon seit nunmehr 10 Jahren und insgesamt sieben Alben. Kanye produziert seine Musik selbst, und legt sie zumeist als experimentelle Kunstwerke an. Waren die ersten Alben noch stark von Jazz- und Soulsamples geprägt, begann er über die Jahre, sein musikalisches Spektrum immer mehr auszuweiten. Neben elektronischer Musik wird er auch durch Progressive Rock stark inspiriert, der auf meinem Lieblings-Kanye-Album 'My Beautiful Dark Fantasy' für einige episch angelegte Nummern sorgte. Wenn er sampelt, klaut er nicht einfach, sondern borgt sich Elemente, die er komplett umformt, und teilweise in einen komplett anderen Stil transferiert. Ihn als bloßen Rapper zu bezeichnen, deckt nicht annähernd das ab, was er wirklich ist: ein Vollblutmusiker. Kanyes Texte sind zwiegespalten. Auf der einen Seite ist er in der Lage, tiefgründige, poetische und hintergründige Verse zu verfassen, die sich mit der Reflexion seiner eigenen Person, oder Themen wie Rassismus und Religion auseinandersetzen. Manchmal lässt er aber auch seinen niederen Trieben freien Lauf - Sex, Drogen und blanker Hass. Und zwar alles 3 auf überaus aggressive und wilde Art und Weise und überaus exzessiv - so wie seine eigene narzistische und meiner Vermutung nach bis zu einem gewissen Grad auch schizophrene Person.

                                        "Yeezus" ist Kanyes siebtes Studioalbum und erschien 2013 auf äußerst ungewöhnliche Weise: ohne groß angelegte Singleveröffentlichung - lediglich ein eher bescheidenes Video zum Albumtrack 'Black Skinhead' wurde vorab auf eine eigens eingerichtete bizarre Website geladen - erschien die CD mehr oder minder komplett ohne Einhalten eines bewährten Erfolgsrezepts, und nach einem so opulent aufgebauschten Vorgänger wie das Jay-Z-Kollaboalbum 'Watch the Throne' hätte jeder andere Künstler vermutlich den größten Flop seiner Karriere gefeiert. Doch die CD schoss umgehend an die Spitze der Charts.
                                        Genauso suspekt wie die Veröffentlichung ist auch das, was letztlich in den Händen hält: eine blanke Compact Disc-Hülle ohne Booklet, Inlay oder Cover. Einfach durchsichtiges Plastik, darin eine silberne Disk ohne Wiedererkennungswert. Nur ein roter Aufkleber auf der rechten Seite, der das Gesamte verschlossen hält und ein durchsichtiger Sticker auf der Rückseite, auf dem in dünner weißer Schrift die Samples angeschrieben stehen (nicht zu verwechseln mit einer Tracklist) lassen darauf schließen, dass wir hier etwas anderes als einen Rohling vor uns haben.
                                        Legt man den Tonträger in den Player befinden sich darauf 10 Nummern mit einer für ein Rapalbum geringen Laufzeit von ziemlich genau 40 Minuten. Die dazugehörigen Titel muss man sich aus dem Internet heraussuchen.

                                        Okay, bevor es mit der eigentlichen Review der Musik losgeht, muss ich noch anmerken, dass es sich zusammen mit dem Synthpopalbum '808s & Heartbreak' um die untypischste Kanye-CD und damit für Neulinge den wohl schlechtesten Einstieg in die Werkschau des Künstlers handelt, da sie seinen eigentlichen Stil am Wenigsten widerspiegelt. Waren die bisherigen Alben bis in kleinste Detail perfekt produziert, höchst melodisch und mit Blasinstrumenten, E-Gitarren, Violinenklängen, und Klaviereinlagen überaus pompös inszeniert, ist "Yeezus" extrem rau, (hörbar) nahezu komplett elektronisch und durchgehend aggressiv und mit angespannter Stimme aufgenommen. Nicht selten werden als Kicks und Claps laserartige Soundeffekte und Rauschen wie bei einer Funkstörung eingesetzt. Kein Wunder, dass viele Fans erst mehrere Durchläufe brauchten, um mit dem Album warm zu werden, wenn überhaupt. Die CD polarisiert stark.

                                        Bereits der Einstieg, "On Sight", welcher auf einem kurzen, hart verzerrten Synthesizer-Loop basiert, zeigt, wie stark sich dieses Werk von seinen anderen unterscheiden wird. Es geht darum, dass Kanye wieder da ist - und dass er es nun allen zeigen wird. Und wie recht er hat. In seiner Darbietung liegt mehr Elan und Experimentierfreude als ein Marathonläufer Energie verbraucht. Selbst, als er vom Thema abkommt und von seinen Bettgeschichten erzählt... er klingt, als wäre auf jede Person der ganzen Welt angepisst. Was, wenn man mit der verdrehten Gedankenwelt von Ye vertraut ist, garnicht so abwegig ist.
                                        So auch auf dem folgenden Track 'Black Skinhead' - der dürfte Filmfans am Ehesten geläufig sein, denn der Song war im Trailer zu Martin Scorseses 'Wolf of Wall Street' zu hören. Die musikalische Untermalung ist einer der ganz großen Geniestreiche und einer der aggressivsten Songs, die es seit Langem gegeben hat.
                                        "They see a black man with a white woman on the top floor they gon come to kill King Kong" keucht Kanye mit voller Puste, untermalt von wilden Kriegstrommeln, schweren Atemzügen und wildem Geschrei aus allen Richtungen. Ein Song mit der Wucht eines Donnergrollen und Kanyes Hymne im Kampf gegen die Dämonen dieser Welt. Und er ist der über alles richtende Gott, der sich in seine Rolle immer weiter hineinsteigert, bis er dem Nervenzusammenbruch nahe ist: das Stück resultiert darin, dass er, von seinem eigenen Gekeuche nahezu ins Unkenntliche verzerrt, elf Mal das Wort "God!" ins Mikrofon schreit.

                                        Und damit schlägt er die Brücke zum nächsten Song, 'I am a God'. Und wer mit Kanyes Gottkomplexen und Ausbrüchen der letzten Jahre vertraut ist, der weiß, dass er diesen Titel weder ironisch noch überspitzt meint. In seinen Augen ist er - selbst religiös - ein Gott. Ich glaube, es gibt keinen anderen Track in seiner Karriere, der mehr von Yes krankhaftem Narzismus zeugt als dieser hier. Auf einem düsteren bass- und synthesizerlastigen Beat, den man so noch nie gehört hat, vor einer ominösen Soundkulisse lässt Kanye seinen wahnsinnigen Fantasien freien Lauf, und beginnt gegen Ende, sein eigenes hysterisches Gekreische und panisches Hyperventilieren durch diverse Filter zu jagen und zu sampeln.

                                        Was kann auf diese 3 energischen und vor Zorn und Selbstdarstellung überschwabbenden Nummern nun folgen?
                                        Ein Song über Rassismus in der Unterhaltungsbranche natürlich. Und das auf dem minimalistischsten Beat des ganzen Albums - es werden immer dieselben Noten von unterschiedlichen Synthesizern gespielt. Das war's. Nichtmal eine Bassdrum gibt es zu hören. Nur diese eine kurze Melodie und hin und wieder mal ein Soundeffekt. 'New Slaves', Yes (natürlich erneut höchst wütende) Kampfansage gegen reale Probleme - "They're throwing contracts at me / You know that n*ggas can't read!" - gehört zu seinen experimentellsten Songs. Bis bei etwa 2:52 plötzlich Trommelwirbel zu vernehmen ist. Bevor wissen, wie uns geschieht, fetzt uns West plötzlich ein bombastisches Progressive Rock-Sample um die Ohren und bricht mit der hyperminimalistischen Aufmachung der vorangegangenen ~3 Minuten. Streicher, Schlagzeug, komplexe Melodien und mit Effekten vollgepumpter Gesang - so viele Eindrücke, wir wissen garnicht, wo wir zuerst hinhören sollen.

                                        Es folgt mit 'Hold My Liquor' eine selbstreflexive Rap-Ballade mit starken und für das Album ungewöhnlich emotionalen Synth-Melodien. Hier kommt Kanyes andere Seite zum Vorschein: er, und zwei Gastsänger, Chief Keef und Justin Vernon, sprechen sich über ihre Fehler aus, meditieren über ihre Probleme mit Alkohol und Drogen, wie sie versuchen, ihre Probleme mit der Welt zu ertränken, wie sie mit ihren schwierigen Situationen - und Kanye West zu sein konfrontiert einen wohl geradezu ständig mit negativen Gefühlen und Problemen - nicht mehr umgehen können und dabei eigentlich nur noch mehr in ihrer Spirale aus Alkohol, Sex und Drogen ertrinken, bis sie nur mehr ein kaum lebendiger Haufen sind - "Shit's all over the place". Der relativ ruhige Song ist sehr surreal gehalten, viel Hall, viel gedämpfter Bass, viel Flanger, bis auf Kanyes Rap klingt alles sehr verzerrt und sehr weit entfernt, etwa so, als wäre er durch die Ohren eines sich im Rausch befindlichen aufgenommen worden. Der Song enthält eines der besten Solos der letzten Jahre oder überhaupt, und dabei kann ich nicht mal ausnehmen, ob es sich um eine E-Gitarre, eine Orgel oder einen Synthesizer handelt.

                                        Okay, genug Tiefgang. Es folgt 'I'm in it', ein Song übers Ficken. Nicht über Sex. Es ist der düsterste, verdrehteste und verdorbenste Song des Albums. Kanye beginnt den Song vor einer dunklen okkulten Soundkulisse, auf der er u.A. weibliches Stöhnen sampelt, seine Stimme mit einer weiteren, tiefen überlappt, dass sie klingt, als würde sie einem Dämonen aus der Hölle entspringen. Die Bildsprache: brutal. Noch nie klang ein Reggae-Sample gruseliger. Sollte der Teufel mal einen Song über seine Opfergaben aufnehmen wollen - er hat Konkurrenz.

                                        Nach dieser für einige sicher grenzwertigen Nummer nimmt auf 'Blood on the Leaves' Geschichtenerzähler Kanye wieder das Mikro in der Hand und bebildert mit erschütternder Eindringlichkeit das Ende einer Beziehung. Und das in einem der rauesten Tracks des Albums. Und zwar gesungen. Und wer mit Kanyes Musik vertraut ist, der weiß, das bedeutet Autotune. Und hier wird dieser Effekt aufs vollste ausgereizt. Die meisten Künstler (u.A. Kanye auf seinem Popalbum '808s & Heartbreak' selbst) verwenden Autotune, da sie nicht unbedingt jeden Ton treffen und mit dem Programm auf ihrer Stimme wie auf einem Klavier spielen können. Auf 'Blood on the Leaves' lässt Ye seine Stimme ungefiltert durchlaufen, ohne irgendwelche Korrekturen vorzunehmen. Das Autotune biegt seinen Gesang nicht zurecht, es zerstreut ihn dorthin, wo es will. Und Kanye lasst das Programm machen. Bis dieser sich gegen Ende garnicht mehr wie ein Mensch anhört. Dazwischen gibt es eine einzige Rapstrophe, in der Kanye zeigt, dass er nicht nur zornig sein, sondern auch verdammt gut texten kann.
                                        Untermalt wird das Ganze von einem stampfenden, fast schon apokalyptisch klingenden Tuba-Sample der Trap-Band TNGHT, und einer überdeutlich künstlich erstellten Piano-Melodie. Stellenweise verwendet Ye hier eine Gesangspassage des Anti-Lynch-Protestsongs 'Strange Fruit', was vor Allem in den USA für einige Kontroverse sorgte. Ich denke nicht, dass Ye, dem solche Themen selbst wichtig sind, das originale Stück trivialisieren wollte. Sein Absicht war wohl eher, zu verdeutlichen, wie extrem die beiden Besungenen über das Ende ihrer Beziehung bestürzt sind.

                                        Über die nächsten beiden Songs, 'Guilt Trip' und 'Send it Up' gibt es eigentlich wenig zu berichten. Inhaltlich sind es eigentlich relativ normale Rapsongs ohne viel Erwähnenswertes (außer der Textzeile "Star Wars? Fur, yeah! I'm rockin' Chewbacca", die mich nochmal seine ersten 3 Albencover überdenken lassen könnte), die sehr "digital" produziert wurden - der erste ist versehen mit einer Menge alter Videospielsoundeffekte a la Game Boy Color, der zweite wird von lauten Sirenen bestimmt. Sie klingen wie der Soundtrack eines Cyberpunkfilmes Ende der 80er, Anfang der 90er. Sind gefällig, auf diesem Album aber eher unscheinbar.

                                        Und dann sind wir mit Track 10, 'Bound 2', auch schon am Ende angelangt.
                                        Und nachdem man sich nach 9 Lieder schon an den neuen, aggressiven und electrolastigen Sound gewöhnt hat, ist es schon befremdlich, ganz zum Schluss noch ein Lied zu finden, welches relativ ruhig auf einem unveränderten Soul-Sample gerappt wird. Ich sehe dieses Musikstück aber eher aks Bonustrack an, gewissermaßen als Abspann, da es nicht wirklich in das Gesamtkonzept der CD passt.
                                        Es ist aber dennoch interessant: Kanye West sieht sich selbst als polyamorös an, und verfechtet offene Beziehungen. Nun ist er allerdings mit Kim Kardashian zusammen und mittlerweile verheiratet, die davon wiederum garnichts hält. In diesem Song greift er den Konflikt auf humoristische Weise auf, und beteuert gleichzeitig seine Liebe für Kim, wie auch seinen Unglauben, dass das Ganze funktionieren wird. Für sich genommen ein wirklich guter Track, was der allerdings auf diesem Album zu suchen hat, erschließt sich mir nicht ganz. Auf 'Watch the Throne' hätte sich das Lied besser gemacht, zumal Co-Interpret Jay-Z mit 'Why I Love You' dort auch eine Quasi-Solonummer spendiert bekam.

                                        Im Großen und Ganzen ist "Yeezus" ein nahezu perfektes, wenn auch nicht allzu langes Album eines Interpreten, den ich als einen der besten der heutigen Zeit und meinen persönlichen Lieblingsrapper und -produzenten erachte. Die CD ist eine grandiose Ergänzung zum Schaffen von Kanye West, und sein mit Abstand experimentierfreudigstes und authentischstes, wie auch zornigstes und narzistischstes Album. Es wird auf keinem anderen seiner Werke deutlicher, wie nah Genie und Wahnsinn bei ihm liegen. "Yeezus" geht dann sogar soweit, die Grenzen auf einzelnen Nummern komplett zu verschwimmen.

                                        10/10

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                                        • Können Sie sich auf andere verlassen?
                                          Das ist natürlich immer vom Gegenüber abhängig. Und auch die äußeren Umstände sind nicht unwichtig.

                                          Was war das kurioseste Vorstellungsgespräch, das Sie je hatten?
                                          Ich hatte bislang noch keines.

                                          Hören Sie Musik mehr nach Text oder Melodie?
                                          Das ist ganz unterschiedlich, und auch sehr vom Genre abhängig. Am Wichtigsten ist mir generell das Gesamtbild. Wenn ein Song einen wichtigen und brillanten Text hat, aber nahezu unanhörbar produziert und arrangiert ist, ist das Bedürfnis, das Lied wieder zu hören um einiges geringer, als bei einem ins Ohr gehenden und exzellent vorgetragenen Stück mit vernachlässigbarem oder gar furchtbarem Text.

                                          Würden Sie jemanden töten, um das Leben eines anderen zu retten?
                                          Was für eine furchtbare Frage! Also, nicht die Frage direkt, die ist nur einer Hinsicht furchtbar: furchtbar interessant. Das Nachdenken darüber ist furchtbar. Kommt aber vermutlich letztens auch auf die Personen an.

                                          Finden Sie, dass jagen auch ein Sport ist?
                                          Nein, es ist Mordlust und Aggression in seiner widerlichsten Form.

                                          Wer sind Sie in 5 Jahren?
                                          Martin Canine, der sich immer noch nicht für einen Weg entschieden hat, sein kreatives Potenzial in Medien und Geld zu verwandeln.

                                          Welcher ist Ihr liebster Feiertag?
                                          Geburtstag. "Me, me, it's all about me" <3

                                          Waren Sie schon mal in Kaschmir?
                                          Ja, wenn ich den Music Player anstelle, Physical Graffiti einschalte und die Augen zumache.

                                          Welchen Bösewicht aus Film oder Serie fürchten Sie am meisten?
                                          Das Kind aus "Phenomena". Wuuaaah...

                                          Wer ist Ihr/e Lieblingsschriftsteller/in?
                                          Goethe.

                                          Wann haben Sie das letzte Mal so richtig etwas unternommen und was?
                                          Puh. Keine Ahnung. Schon lange her. Bin da eher gemütlich.

                                          Das erste Filmzitat, das Ihnen jetzt einfällt ...
                                          In case I don't see ya: good afternoon, good evening and good night.
                                          Keine Ahnung, warum auf Englisch.

                                          Sie sind tot und erwachen in einer neuen Welt wieder: Wie sähe diese aus?
                                          Individuell für jeden perfekt. Vielleicht so wie die Welt von "The Congress".

                                          Der philosophischste Film, den sie je gesehen haben?
                                          Nymphomaniac. Auf eine ganz spezielle morbide Weise.

                                          Sie stehen auf der Bühne und müssen eine menschenfressende Meute mit ihrem Gesang ablenken. Welchen Song würden Sie singen?
                                          "Kiss" von Prince.

                                          Gerade lesen Sie?
                                          Nein ich nicht tun das gerade.

                                          Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen und wie fanden Sie ihn?
                                          "Die Teuflischen" und ich fand ihn super.
                                          Wie fast alle Thriller und Krimis vor 1970. Mann, wieso waren das fast durchgehend brillante Meisterwerke der Spannung und Psychospielchen?

                                          Zählt im Leben nur die Schönheit?
                                          So eine ähnliche Frage war doch kürzlich erst, oder? Wie damals: dafür müsste mal Schönheit definiert werden. Ist Schönheit nur äußerlich? Und selbst wenn nicht, was ist ein schöner Charakter? Eine nette Person, die nie ausfällig wird, und zuvorkommend ist, dafür aber nie etwas Großes leistet, oder eine Person, der für eine gute Sache kämpft und tausenden Hungernden hilft, dafür aber zu Familie und Freunden ein sadistischer Egomane ist? Schönheit ist so subjektiv...

                                          Währen Sie eher eins der verwunschenen Kinder oder in der Crew von Captain Hook?
                                          Das Krokodil.
                                          (Und wenn der Platz besetzt ist eins der Kinder)

                                          Sind Sie mehr Spontankäufer oder schreiben Sie immer alles genau auf?
                                          Hm. Da ich noch bei meiner Mutter lebe, habe ich noch keinen Haushalt zu führen und muss nicht über sowas nachdenken.
                                          Wäre aber sicher der Einkaufslistentyp, weil ich immer alles vergesse.
                                          Beim DVD/CD-Shoppen ist es eine Mischung: ich überlege mir erst ein paar, die ich zuerst suche, und dann schau ich erst alles durch.

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                                            Martin Canine 04.08.2015, 20:30 Geändert 05.08.2015, 00:02

                                            Meine Damen, meine Herren, und was unter dieser Filmliebhaberschaft noch so alles herumkreucht und fleucht, ich wünsche Ihnen allen einen guten Abend, und ein Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge der Super Duper Double Trouble Bingo Dingo Power Hour!
                                            An meiner Seite mein guter Kumpel und Co-Moderator, der Unruhestifter Nummer 1, außer mir vermutlich der einzige Mann, der eine Zusammenarbeit von Lars von Trier und Michael Bay schätzen würde, die Reinkarnation von James Dean, der Fack ju Göhte verachtende und Finsterworld liebende Troublemaker69!
                                            Und natürlich meine Wenigkeit - der nach einem Harry Potter-Marathon noch eine zweite Runde verlangt, während er schon überlegt, ob er danach lieber einen Film mit Barbara Stanwyck einwerfen, den Klängen von Lupe Fiasco lauschen oder doch lieber den in der Zwischenzeit majestätisch am Nachthimmel thronenden Vollmond anheulen soll - der Dingo in Zivil, Martin Canine!
                                            Die letzte Ausgabe war für jeweils einen von uns ein Tanz der negativen Gefühle, denn das zentrale Thema waren ungeliebte Filme. Werke, die einer von uns zu seinen allerschlechtesten Berührungen mit dem Medium Film zählt, und die der andere bis dato noch nicht kannte. Wir beide fanden den "Hassfilm" des Gegenübers letztlich ganz in Ordnung, blieben jedoch dabei, dass der von uns ungeliebte Film auch zurecht so einer ist.
                                            Deshalb haben wir uns zur Aufmunterung diesmal etwas Lustiges ausgesucht, eine Komödie, die wir beide immer wieder zum Lachen finden (auch wenn wir, wie ich festgestellt habe, bei den Fortsetzungen unterschiedlicher Meinung sind) - und zwar eine Parodie auf einen Film, den wir beide ebenfalls über alles lieben. Hhhmmm... welche Persiflage wir uns da wohl ausgesucht haben?
                                            Es ist - welch Überraschung, das hättet ihr nicht gedacht - "Scary Movie"!

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                                            Finsterste Nacht. Ein typisches amerikanisches Einfamilienhaus. Die Teenagerin Drew Decker hat sturmfrei und will den Tag bei einem schönen gruseligen Horrorfilm und etwas Popcorn ausklingen lassen. Das Telefon klingelt. Eine verzerrte Männerstimme ertönt am Apparat. 'Was machst du gerade?' fragt die Stimme. Die beiden kommen ins Gespräch. 'Was ist dein liebster Horrorfilm?' Darauf gibt es nur eine Antwort: 'Spiceworld' mit den Spice Girls!
                                            Doch dann werden die Fragen immer beunruhigender. 'Ich möchte wissen, wen ich mir gerade anschaue', fragt der unbekannte Anrufer, als er ekstatisch die Seiten eines Männermagazins durchblättert.
                                            Dieser Killer meint es verdammt ernst, denn nicht einmal Superstar Prince kann ihn aufhalten - der sitzt nämlich gefesselt an einen Stuhl auf der Veranda. Als es an Tür klingelt ist Drew entschlossen, ihren Stalker mit einem Baseballschläger niederzustrecken - hat aber vergessen, dass heute Halloween ist und es vielleicht nur Kinder auf der Jagd nach Süßigkeiten sind. Doch da taucht auch schon der echte Killer auf. Das Mädchen bewaffnet sich mit einer großen gelben Banane Kaliber 45 und sucht das Weite. Doch an der Abzweigung 'Safety' und 'Death' nimmt Drew leider den falschen Weg - auf der Flucht packt sie der Killer, erwischt jedoch nur ihre Kleidung, sodass sie in Unterwäsche (in Slow Motion) durch die Wassermassen der Sprinkleranlagen laufen muss. Doch all das sollte sie nicht retten: durch einen gekonnten Stich in die Brust wird zuerst ihr Silikonimplantat und dann ihr Leben ausgelöscht...
                                            Es erscheint der Schriftzug: "Scary Movie".

                                            Als im Jahre 2000 "Scary Movie" in den Lichtspielhäusern anlief, konnte wohl niemand die Ausmaße des Erfolges ahnen, und auch nicht die vielen Trittbrettfahrer, die in den kommenden Jahren mit durchgängig harten Verrissen sowohl in den Kinos als auch direkt auf DVD erscheinen würden. Vor 15 Jahren musste man sich auch nicht rechtfertigen, wenn man meinte, diese Horrorparodie wäre einer der lustigsten Filme, die man seit Langem gesehen hatte - schon garnicht, wenn man zusätzlich mit den persiflierten Werken bestens vertraut war. Heute werden mit so einer Aussage zumeist die nunmehr 4 Fortsetzungen und etlichen schnelllebigen Mitreiter assoziiert, die, wenngleich mal mehr mal weniger witzig, allesamt nicht die Qualität dieser Komödie erreichen.

                                            Der erste "Scary Movie" vermischte Storylines und Szenen der 90er Teenieslasher 'Scream' und 'Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast' miteinander, und mixt Anspielungen auf andere beliebte und bekannte Filme darunter, und wer die beiden Genrebeiträge sehr gut kennt, der wird an einigen Stellen noch mehr Gags finden als der Laie - der aber auch bestens bedient wird.
                                            Es ist dieser Teil der Reihe, der das Subgenre des Spoof Movies begründet hat, aber gleichzeitig auch dessen Spitze darstellt.
                                            Der Humor war seinerzeit überaus erfrischend.
                                            Anders als das damals bereits im Ausklingen liegende, aber allseits bekannte Gespann Zucker-Abrahams-Zucker war es den Wayans-Brüdern egal, ob ihr Film das massentaugliche PG-13-Rating erhält oder nicht, tatsächlich munkelt man, es wurden sogar Vorabkürzungen vorgenommen, um einem NC-17 zu entgehen - das Workprint zeigt u.A. eine längere und blutigere Buffy-Tötungsszene und auch die Szene mit Rays Abenteuern auf der Toilette geht dort erst später zu Ende.
                                            Heilig ist diesem Film nichts: der Humor ist nicht nur sexuell explizit, vom Schwarz-Weiß-Konflikt, über Homosexualität bishin zu Bettlern, Promiskuitivität, Drogen, geistig Behinderten und einer ganzen Palette heiklen Themen wird hier alles durch den Kakao gezogen, was man in einer politisch korrekten Umgebung nicht darf, vorgetragen von Protagonisten, die auf überspitzte Weise den typischen Teen-Slasher-Archetypen entsprechen, in Settings, die den Originalen bis aufs Haar gleichen - und das auf urkomische, mit Slapstick und Wortwitz aufwartende Weise.
                                            Und Filmliebhaber konnten sich freuen, wenn sie erkennen, auf welches Werk die jeweilige Szene anspielt. Es war eine perfekte Mischung, was nicht zuletzt daran lag, dass sich die insgesamt 6 Drehbuchschreiber einiges mehr trauten als damals im Genre üblich war. Nach etlichen ausgelutschten Leslie Nielsen-Persiflagen wie 'Dracula - Tot aber glücklich' oder 'Von allen Geistern besessen', die nur traurige Abziehbilder der einst so blühenden Ära der Verhornballerungen a la 'Spaceballs' und 'Die nackte Kanone' waren, war es eine absolut willkommene und erfrischende Abwechslung.

                                            Hierbei schafft es "Scary Movie", die meisten Gags aus der in der jeweiligen Szene parodierten Sequenz herauszuholen, ohne zu bemüht zu wirken.
                                            Da gibt es beispielsweise die Szene im Kino, eine Anspielung auf die Introsequenz von 'Scream 2', in der die Figur Brenda lauthals im Kino tratscht, telefoniert und spoilert. Als der Killer sich dann wie im Original neben dem Störenfried positioniert und sie gerade abstechen will... nimmt ihm ein genervter Kinogänger das Messer weg und erledigt es vor jubelnder Menge selber.
                                            Oder die Szene, als die Sidney Prescott-Parodie Cindy wie in 'Ich weiß,...' zusammenbricht, da sie die Psychospielchen des Mörders nicht mehr aushält und lauthals brüllt, worauf er denn noch warte - aber nicht bemerkt, dass auf dem Dach ein Selbstmörder steht, der ihr Geschrei auf sich bezieht.
                                            Oder der Moment, als selbige Figur wie in 'Halloween' im Klassenzimmer sitzt und vor dem Fenster den Killer entdeckt, er beim zweiten Hinsehen aber verschwindet - nur, dass der Zuschauer anders als bei der Vorlage hier überdeutlich zu sehen bekommt, wie er rasch hinter einen Baum huscht.
                                            Das sind nur einige gute Gags, die dieser Film etwa alle 5 bis 10 Sekunden abliefert.

                                            Die Gags von "Scary Movie" sind einfach, witzig und zeitlos, funktionieren auch nach 15 Jahren noch wirklich gut, anders als viele heutige Spoof Movies, die sich durch ihre vielen Popkultur-Zitate langfristig ihr eigenes Grab schaufeln. Weiters ist der Film, ähnlich der 'Austin Powers'-Filme oder der Werke der Farrelly-Brüder (oder neuererweise Seth MacFarlane) eine Komödie, die zwar tief unter die Gürtellinie geht, aber dabei dennoch überaus kreativ zu Werke geht.
                                            Einziger Auftritt des Rades der Zeit: die '"Was geht ab?"-Szene ist heute bekannter als der Werbespot, den sie auf den Arm nimmt.

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                                            • Martin Canine 03.08.2015, 12:20 Geändert 03.08.2015, 12:23

                                              Sehr gut. Weiß schon ganz genau, zu welchem Film ich was schreibe.
                                              Und ich kann einmal mehr meine Filmliebe begründen :3

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                                              • Jaye Davidson (Ra in Stargate). Der ist zwar mittlerweile schon viel zu alt und sieht mir auch nur bedingt ähnlich, aber ich fänd's cool, und die Aura stimmt. Denk ich. Bin nämlich auch Gottkönig.

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                                                • Hallo MP!
                                                  Ich hab mal was Neues ausprobiert, bitte um Feedback zu meinem letzten Kommi zu Eminem (z.B. auf meinem Profil oder unter dessen MP-Eintrag).
                                                  Danke!

                                                  Lg
                                                  Dingo

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                                                  • Martin Canine 30.07.2015, 15:50 Geändert 30.07.2015, 22:52
                                                    über Eminem

                                                    HALLO MOVIEPILOT!!!
                                                    BITTE HIERHER SCHAUEN! HUHU!

                                                    Heute möchte ich einmal etwas ganz anderes machen. Da sich auf dieser Filmseite auch der ein oder andere Musiker verirrt hat, sei es durch die Arbeit am Soundtrack eines Films, durch einen Versuch, in der Schauspielbranche Fuß zu fassen, oder schlicht durch einen Gastauftritt, habe ich beschlossen, diese Gelegenheit zu nutzen und mal keinen Film zu reviewen, sondern ein Musikalbum. *dam dam daaaam* Ja, ich darf das. Ich darf alles. Und wenn es ein Erfolg wird, vielleicht bringt es uns Musicpilot einen Schritt näher. Immerhin gibt's ja schon Gamespilot (auch, wenn das nix für mich ist, prinzipiell eine gute Sache) und da kann man getrost auf das nächste Medium hoffen.
                                                    Zuerst dachte ich mir, eine Art Abstimmung zu machen, ob ich ein Album von Eminem, Kanye, Missy, ICP oder Wayne kommentieren sollte, aber wer weiß, hätte wer abgestimmt. Außerdem hätte es die Überraschung ruiniert. Und ich hatte Bock, Eminem zu reviewen. Wie gesagt, ich darf alles. Und damit es keine fade Lobhudelei wird, wird mein Kommentar sein qualitativ umstrittenes Album "Encore" behandeln.

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                                                    Album: Encore
                                                    Interpret: Eminem
                                                    Jahr: 2004
                                                    Genre: Hip-Hop
                                                    Titelanzahl: 20 (inkl. 4 Skits)

                                                    ---

                                                    2004 war Eminems Ruf bereits gefestigt. Blieb sein Debut 'Infinite' bis heute nahezu komplett unbeachtet, konnte er sich mit 'The Slim Shady LP' durch seine provokante und aggressiv-zynische Art als kontroverse Figur im Hip-Hop und Pop etablieren. Mit 'The Marshall Mathers LP' begann er erstmals, diese ironisch brutale Kunstfigur mit selbstreflexiven und feinfühligen Texten wie 'Stan' oder 'The Way I Am' zu kontrastieren, ohne dabei etwas von seines Horrorcore-Alter Egos Slim Shady einzubüßen - und wurde sowohl bei Kritik als auch beim Publikum endgültig zum gefeierten Künstler. Und irgendwie hat er es geschafft, das extrem hohe Niveau dieses Albums mit dem Nachfolger 'The Eminem Show' zur Gänze zu halten, und dabei nichts von seiner Authenzität zu verlieren. 2002 spielte er im HipHop-Drama '8 Mile' die Hauptrolle und konnte für den auf dem Soundtrack erhaltenen Song 'Lose Yourself' sogar einen Oscar abstauben.
                                                    Nach 3 Alben, die rückblickend auf nahezu jeder Liste der besten Rap-Alben - und oftmals sogar genreunabhängig - aufscheinen, horchte die Welt natürlich auf, als mit "Encore" die nächste CD angekündigt wurde. Als diese dann letztlich im Laden stand, zeigten sich viele enttäuscht. Die Kritiken befanden sich zumeist im durchschnittlichen bis okayen Bereich, und einige bisherige Fans waren nahezu fassungslos. Doch wie sieht es beinahe 11 Jahre später aus? Wurde die Qualität des Albums seinerzeit nicht erkannt oder ist "Encore" einfach kein gutes Album?

                                                    In seiner Prämisse unterscheidet sich die CD kaum von den 2 vorangegangenen Releases: man wird gleichermaßen persönliche, nachdenkliche Lieder des Marshall Mathers als auch die rüpelhaften Fantasien und erhobenen Mittelfinger des Hobby-Psychopathen Slim Shady finden. Auch die 3 auf unterschiedliche Weise wichtigsten Frauen in seinem Leben haben sich allesamt wieder eingefunden, zu deren Freud und Leid: seine Mutter Debbie, die er hasst, seine Tochter Hailie, die er liebt und seine Exfrau Kim, über die er im Laufe des Albums seinen Mageninhalt entleeren wird, aber dazu später mehr.

                                                    Was ich zunächst mal an dieser CD schätze: sie hat einen starken Einstieg. Nachdem im Intro genau da weitergemacht wird, wo 'The Eminem Show' aufgehört hatte - auf der Bühne - geht es mit dem knalligen 'Evil Deeds' über seine Mutter Debbie und deren bösen Sohn (durch den wenigen Text eher eine Einleitung als ein eigenständiger Track) direkt los, und auch die beiden folgenden harten Rapsongs "Never Enough" und "Yellow Brick Road" lassen nicht wirklich darauf schließen, dass sich dieses Album in irgendeinerweise von den vorangegangenen unterscheiden würde - Track 3 erweist sich mit pumpendem Bass und viel Power aller Beteiligten trotz Guest Verse von 50 Cent, den ich nicht umbedingt für einen guten Rapper halte, sogar als einer seiner besten "leichten" Songs der Post-MMLP-Ära.
                                                    Als auf 'Like Toy Soldiers' ein gesampelter Kinderchor auf einem melodiösen militärinspiriertem Rrrrrratatam-Beat ertönt, wartet man eigentlich schon darauf, dass Kanye Wests Stimme ertönt, die man aber freilich nie zu hören bekommt. Der Song handelt nämlich von Eminems Sicht auf Beefs in der Rapbranche und ist einer der am Besten von ihm selbst produzierten Songs.
                                                    Weiter geht es mit dem bushkritischen 'Mosh', und ich weiß, dass viele Fans diesen Song der politischen Aussage wegen lieben, aber um ehrlich zu sein... ich weiß nicht, was an dem Track musikalisch so gut sein soll. Tatsächlich klingt das Resultat der zweifelsfrei ehrenwerten Idee, als würde das komplette Werk um 25% langsamer abgespielt werden als es sollte. Die Abstände der Kicks (der Beat besteht nur aus Kicks) sind so derartig groß gesetzt und Eminems Flow derartig langgezogen, dass selbst das düstere Donnergrollen und das melancholische Violinensample dem Ganzen nicht die Energie verleihen, die es notwendig hätte. Auch, da der Song selbst im Refrain kaum Höhepunkte aufweist. Des Dingos Tipp des Tages: spielt den Song mit 125% der eigentlichen Geschwindigkeit ab und ihr habt ein Meisterwerk.

                                                    Das war es mit der ersten Phase, in der Em noch der bereits bekannte Künstler war. Lyrisch poetisch und kreativ, und technisch versiert, sowohl im Zusammenspiel mit Dr. Dre als auch im Alleingang. Kommen wir nun zu Phase 2: Slim Shady die Vierte. Eminems politisch inkorrekte, spaßig-abgefuckte und aggressive Seite übernimmt für die nächsten 6 Songs. Inhaltlich ist alles wie gehabt: er beleidigt Prominente und deren Sexualleben, zieht über Kim her und macht einfach das, was er am Besten kann - trollen. Deswegen lieben wir ihn ja, den schlanken schattigen.

                                                    Aber bereits als uns nach dem hochpolitischen letzten Song überaus realistische Würgegeräusche mitsamt ins Klo plätschernden Stückchen und Flüssigkeiten, gefolgt von Spuck- und Spülsounds die bezaubernden Worte "There goes... thinking of you again" ins Ohr gekotzt werden, fällt uns wieder ein, dass man diesem Album ja vorgeworfen hat, unreif und kindisch zu sein. ....check.
                                                    Die Prämisse dieses Songs mit dem klangvollen Titel 'Puke' besteht darin, dass Eminem schildert, wie ihn Kim (wortwörtlich) zum Kotzen bringt, dass er ein Tattoo von ihr hat, und dass er sie am Liebsten tot sehen würde. Aber die letzten beiden Inhalte sind reine Nebensache - tatsächlich klingt der Song 80% seiner Laufzeit nach der Hymne eines Vomerophilenvereins. Verstärkt durch die Tatsache, dass Eminem dieses Lied singt, nicht rappt. Und lange Töne anstatt sie zu halten jodelt.
                                                    Aber nichts, und ich meine NICHTS, kann den Zuhörer auf das vorbereiten, was nach diesem wortwörtlich ausgekotzten Track zu hören ist. Auf einem Beat, der klingt, als hätte ein Zahnarzt eine Reihe von Gebissen auf eine Tischplatte gestellt und dann rhythmisch auf dieser herumgetrommelt, um die Plastikbeißwerkzeuge im Takt klappern zu lassen, ertönen in "My 1st Single" wilde Rülps- und Furzgeräusche im Refrain nachdem Eminem in den Strophen irgendeinen improvisierten Mist lustlos herunterleiert, als hätte man ihn um 4 Uhr in der Nacht aus dem Bett geworfen und ihm ein Mikro ins Gesicht gedrückt. Ehrlich: was ist schlimmer? Das ohrenschmerzverursachende Instrumental, Eminems Performance als würde er gleich wegdösen, der weder lustige noch provokative sondern einfach nur sinnlose Text, oder die Körpergase im Refrain... warum?
                                                    Kindergarten-Em macht mit "Rain Man" und "Big Weenie" weiter, und ich weiß, ich müsste diese Songs eigentlich zerreißen. Sie sind sinnfrei und offensichtlich im komplett zugedröhnten Zustand entstanden, aber ich fühle hier denselben Geist, den einst 'Under the Influence' hatte. Die Songs haben etwas von South Park. So dumm, dass sie schon wieder witzig sind. Die zweite Strophe des ersten Tracks ist so bescheuert, dass ich ihr nur mit Dauergrinsen zuhören kann, und der Disstrack BW klingt (wohl absichtlich), als hätte ihn ein 7-jähriger geschrieben (Peepeedeecacapoopoo / [...]I just wanted to see if you're still listening). Ganz ehrlich: ist ganz schön spaßig das Ding.
                                                    "Just Lose It" und "Ass Like That" sind dann wieder Slim Shady, wie man ihn kennt und mag, und auch die Highlights des Albums. In der Tradition von 'My Name Is', 'The Real Slim Shady' und 'Without Me' zieht Eminem über diverse Prominente, sich selbst und den Zuhörer her - und genau das erwartet man sich von ihm. Die beiden Singles sorgten vor 10 Jahren für Furore, da Em darin Michael Jackson und seine Anklage wegen Kindesmissbrauchs zur Zielscheibe machte. Aber ganz ehrlich: was die Medien mit MJ seinerzeit aufführten, war ein grausames Spiel, aber wenn ich das einer Person nicht ankreide, ist das Eminem, dessen Kunstfigur Slim seit der ersten Single nichts anderes macht, als solche Ereignisse mit Augenzwinkern durch den Kakao zu ziehen. Vor Allem, da er in 'Ass Like That' zusätzlich noch in den Charakter von Triumph the Insult Comic Dog schlüpft. Seitenhiebe auf R. Kelly, Pee Wee Herman, Arnie und Janet Jackson inklusive.

                                                    In den finalen 5 Songs, der letzten Phase, kehrt Em wieder zu den anfänglichen Musiknummern des Albums zurück.
                                                    'Spend Some Time', 'One Shot 2 Shot' und der Outrotrack 'Encore' sind klassische und solide Rapsongs, in denen Em auf pumpenden Clubbeats nebst hochkarätiger Gastauftritte zeigen kann, wie ausgezeichnet er einfach nur rappen kann, aber die wahrlich genialen Tracks im letzten Drittel sind 'Mockingbird' und 'Crazy in Love'.
                                                    Letzterer ist der zweite Disstrack gegen Kim, mit dem Unterschied, dass er hier funktioniert. Und wie! Nachdem verbalen Dünnschiss in 'Puke' kehrt Em hier wieder zu gewohnter Qualität zurück. Das erste, was hier auffällt, ist die enorme Energie, die der Rapper hierfür aufwendet. Ein starker, rockiger Uptempobeat mit kraftvollen Soulsamples und Eminem, der hier eine Hassliebe an den Tag legt, die Elizabeth Taylor und Richard Burton harmonisch aussehen lässt. Das ist die Sache mit ihm und der Mutter seiner Tochter: weshalb auch immer, er hält sie für den Alptraum seines Lebens, aber sie ist eben auch ein Teil davon. Und sie hat seinen Engel, seine treibende Kraft geboren: Hailie, der er mit 'Mockingbird' einen wunderschönen Song widmet. Auf einem minimalistischen Beat um ein Pianosample blickt nicht Eminem, sondern Marshall Mathers zurück, wie es für ihn und Kim, der er hier überraschend neutral gegenübersteht und sogar ihre Aufopferung und Arbeit für Hailie honoriert, war, ohne jegliche Mittel für das gemeinsame Kind zu sorgen und später dann, wie u.A. Eminems amoralische Musik die Beziehung der 3 schädigte - und trotzdem bleibt er hier sehr differenziert und ehrlich. Und auch, wenn Eminem nie gut singen konnte, dass er den Refrain hier gesungen vorträgt, ist sehr echt und authentisch. Der einzige Makel des Liedes sind die letzten zwei Zeilen, die eher in einen Slim Shady-Rap gepasst hätten als in ein so autobiographisches und emotionales Lied über seine Familie.

                                                    Letztlich ist "Encore" weit davon entfernt, perfekt zu sein. Es ist ein spaßiges und von Dr. Dre und Eminem selbst ausgezeichnet produziertes Album, größtenteils ohne viel Sinn, mit einigen richtig abgefahrenen (und wenigen bedeutungsvollen) Nummern, die hart an der Grenze des guten Geschmacks liegen - aber wir sprechen wir von Eminem, nicht von Lupe Fiasco. Da gehört so etwas dazu. Hin und wieder gibt es Ausrutscher, aber den Hass, den das Album seiner Zeit bekam, verdiente es nie. Rückblickend kann man es als exakte Antithese zum 2011er Album 'Recovery' bezeichnen, dessen tiefgründige und selbstreflexive Texte wiederum kaum Fun-Rap zuließen.

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