Martin Canine - Kommentare

Alle Kommentare von Martin Canine

  • Hilfe!
    Die Antworttextbox für Kommentare klappt nicht mehr auf!

    Und ich bin zu 100% immer auf meinem Smartphone hier online.
    Im jetzigen Zustand kann ich nichts mehr hochladen, weil ich nicht suchen kann, und kann auch nicht antworten.
    Bitte um sofortige Hilfe!
    (Abgesehen davon, dass bei mir nix aufscheint, um Artikel zu liken)

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    • Jetzt kommt's mir erst: wo zur Hölle kann ich suchen?
      Sag nicht, dass ich die 3 Balken anklicken muss, das geht auf meinem Smartphone nämlich nicht...

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      • Martin Canine 29.07.2015, 21:48 Geändert 29.07.2015, 21:52

        Wo kann ich Blogartikel liken?????????????????

        PS: Das Design sieht aus wie mein Windows aus 2003. Eckig und ohne Schattierungen. Aber an und für sich kann ich damit leben.
        Hätte die Zeile oben nur gerne etwas smartphonefreundlicher. Weder mein Profilbild, die 3 Balken noch das MP-Logo sind anklickbar.

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        • Ich weiß, die Liste ist alt, und ich weiß nicht, ob sie noch aktualisiert wird, aber diese hier vorhandenen Rapper hätte ich noch:

          Missy Elliott
          Shaggy 2 Dope
          Violent J
          Lil Wayne
          Lil Kim
          Nicki Minaj
          Soulja Boy
          Bushido

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          • Warrior finde ich überaus öde und langwierig. Am Anfang gibt es etwas Familiendrama, in der zweiten Hälfte nur mehr Sport...
            Und Slumdog Millionär finde ich auch nur ganz gut, obwohl ihn viele lieben.
            Auch als riesiger Kubrick-Fan sind Spartacus und Lolita nur mittelmäßige Filme. Ersterer weil er nur einer von vielen Sandalenfilmen ist, letzterer weil er durch den Hayes-Code zerschreddert wurde.
            Fear and Loathing in Las Vegas und Naked Lunch sind wirre, storylose Filme, die ich nicht lustig oder spannend, sondern einfach nur anstrengend zu folgen finde
            Und während Hanekes Filme im 21. Jahrhundert fast ausschließlich Meisterwerke sind, finde ich seine ersten, etwa die Vergletscherungstrilogie mehr pseudokünstlerisch als wirkungsvoll.
            Tanz der Vampire war zum Einschlafen unlustig und teils konfus.
            Indiana Jones 2 und 3 finde ich übrigens gleich gut wie Teil 4 - ganz okay. Bin aber der Meinung, die Reihe wurde viel durch Nostalgie hochgetragen, die ich nicht besitze. Als Kind müssen die so toll gewesen sein wie für mich Harry Potter oder Jurassic Park.
            The Boys From Brazil ist zwar nicht so bekannt, aber bekam such fast durchwegs gute Kritiken - für mich einer der furchtbarsten Filme aller Zeiten. Mengele wird zum Frankenstein für Arme in einem der abstrusesten und unfreiwillig komischsten Plots,;und das um ein so ernstes Thema (und das Ganze offenbsr vollkommen ernstgemeint).
            Chucky die Mörderpuppe ist öde. Hätte mir da wesentlich mehr Spaß erwartet, ist die Story doch so schön doof.
            Und Das Omen ist, abgesehen von der Musik, leider nicht wirklich diabolisch, sondern nur recht mittelmäßig.
            Lilja 4 ever ist viel zu überladen mit seinen schweren Themen und wirkt fast schon comichaft überzeichnet, weil er so übertrieben trist ist.
            Der mehrfache Oscargewinner Chicago ist leider ein lahmes Musical, sowohl inhaltlich als auch musikalisch.
            Jagd auf roter Oktober ist ein öder Politthriller in einem U-Boot, in dem sich kaum etwas tut. Richtig anstrengend und kaum durchzustehen. Dann lieber nochmal Das Boot anschauen.
            Iron Man ist fad... zu wenig Pepp.
            Auch als riesiger Monty Python-Fan ist Der Sinn des Lebens nur zur Hälfte lustig, zu viel unlustiger Fäkalhumor.

            Nur um mal ein paar zu nennen.

            • 7 .5

              (Zur Einstimmung in die beklemmende Atmosphäre):
              https://m.youtube.com/watch?v=wq9kIX1gjQc

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              Eine Sache, die mir an Krimis und Thrillern, vor Allem der Ära vor 1970, aufgefallen ist, ist der häufige Fokus auf in irgendeiner Weise behinderte oder kranke Protagonistinnen. In 'Die Wendeltreppe' folgen wir einer stummen Hauptfigur, in 'Warte, bis es dunkel ist' ist Audrey Hepburns Augenlicht verblasst, während Schauspielgöttin Barbara Stanwyck in 'Du lebst noch 105 Minuten' (seineszeichens ein in Vergessenheit geratenes Meisterwerk, welches der Film Noir- und Schwarzweisliebhaber generell nicht verpassen sollte) durch eine Herzkrankheit bettlägrig einen perfiden Plan belauscht.
              Regisseure, die im Zuschauer ein Gefühl von Spannung, Beklemmung und Angst erzeugen wollen, verwenden liebend gerne Identifikationsfiguren, die bei Bedrohung ständiger Gefahr ausgesetzt sind - so fies, wie es klingt: es sind leicht verletzliche, einfach zu terrorisierende Charaktere, mit denen ohne Hilfe von Außen durch ihre jeweilige Beeinträchtigung leicht zu spielen ist, und die zusätzlich auch noch leicht Mitgefühl erzeugen. Thriller- und Horror-Regisseure sind Sadisten, die erst dafür sorgen, dass wir für eine Figur empfinden, und dann mit ihr gemeinsam um den Verstand gebracht werden. Und wir sind Masochisten, die genau diesen stimulierenden Nervenkitzel aufsaugen. Das Genre des Krimis baut hingegen wieder auf unsere Neugier auf. Man wirft uns ein Mysterium hin, streut einige Teile in den Raum, und weiß genau, dass wir nicht loslassen können, bis wir das Gesamtwerk vor uns haben. Und jetzt kombiniert man: die eigentlich negativen Empfindungen eines Horrorfilms, der Angst, mit den Freuden eines Rätsels, Neugierde.
              Diese Genretrilogie gehört zu dem Psychologischsten, was das Kino zu bieten hat. Und das Geniale: es funktioniert auch, wenn man das Konzept versteht. Angst ist dafür viel zu irrational und bar jeder Logik.

              In "Ein Toter spielt Klavier" (ausnahmsweise ein deutscher Titel, welcher passender und besser klingt als die beiden nichtssagenden Originaltitel "Taste of Fear" und "Screan of Fear", hat er doch wenigstens Bezug zu einer Szene des Films) ist die Protagonistin an einen Rollstuhl gefesselt und auf dem Weg, ihren Vater in Paris zu besuchen. Als sie in dessen Anwesen ankommt, ist dieser jedoch nirgendwo anzutreffen, er sei kurzfristig verreist, heißt es. Inzwischen wird sie von ihrer Stiefmutter, dem Doktor ihres Vaters (Christopher Lee, er ruhe in Frieden), seinem Chauffeur und dem Hauspersonal in Empfang genommen, um sich einstweil bis zur Ankunft ihres alten Herren in dem Haus einzurichten.

              Doch in der ersten Nacht wird sie durch ein Poltern in ihrer Nähe geweckt. Es lockt sie nach draußen... wo Licht im Gartenhäuschen brennt... sie rollt auf klapprigen Rädern darauf zu... öffnet behutsam die Türe... in ihrem Kopf weiß sie bereits, dass von dieser Hütte etwas ausgeht, was hier nicht hingehört... sie lugt hinein... der Raum wirkt dunkel, vermodert... bizarr und verzerrt... sie blickt umher... links, wo ein ausgestopfter Vogel oben thront... hinunter zu Hörnern, Tüchern und allerlei anderen Krimskrams... über dir Dielen zu Figuren und Ketten auf Stühlen... der Raum ist übersät mit zahllosem Kram und viel Plunder... und ein paar Dingsbumsen... und dann in die Mitte wo von einer auf dem Boden stehenden Kerze beleuchtet der starre Körper ihres Vaters auf einem Sessel posiert... mit kalten Augen auf sie starrend...

              Es sind Szenen wie diese, die mir einen Schauer über den Rücken jagen... Szenen, die vollkommen deplatziert wirken, und doch heranzukriechen scheinen. Sie werden unvermeidlich aufgebaut - ab dem Zeitpunkt, an dem man die Geräusche wahrnimmt, weiß man, dass gleich etwas passiert, genau wie die Figur, und der Film kostet dieses Unbehagen gute zwei Minuten lang aus, bis er letztendlich seine Szenerie präsentiert. Das Bild des toten Vaters, wie er regungslos, aber trotzdem wie in der Bewegung festgefahren, dort in seinem Stuhl sitzt, ist eines dieser Bildnisse, die sich einbrennen, vor Allem, wenn man wie ich der Typ ist, der sich in der Nacht dann umdreht, um zu schauen, ob dieser alte Mann dann nicht da auf dem Sessel in meinem Zimmer sitzt. Dieses surreale, okkulte Szenario macht die Szene mit dem Vater noch gespenstischer - auch aus dem Kontext gerissen wäre sie alptraumhaft, bar jeder Logik. Es wird insgesamt 3 weitere Auftritte des Vaters geben, 2 kommen ebenso kriechend und aufbauend, einer überaus abrupt. Sie alle zünden, aber der Impakt bleibt des ersten Erscheinens wird nie mehr erzeugt.

              In den Handlungsszenen dazwischen ist "Ein Toter spielt Klavier" ein handzahmer Krimi mit einem soliden Spannungsaufbau und angenehm melodramatischer Auflösung, genauso aber auch ein Film für den Moment. Ein Werk, bei welchem eine einmalige Sichtung de facto ausreicht. Welches rundum solide gemacht ist und seine Prämisse ausnutzt, und dazwischen mit einigen grandiosen Regiekniffen aufwarten kann, dem jedoch letztendlich das gewisse Genie fehlt, mit dem so viele andere Genrekollegen der damaligen Zeit aufwarten konnten. Aber für die Gänsehaut zwischendurch wirklich zu empfehlen. Vor Allem Audrey Hepburn-Klon Susan Strasberg weiß in ihrer Rolle zu gefallen.
              ---

              PS: Bitte unter keinen Umständen irgendwelche weiteren Inhaltsangaben lesen. Es ist ein Klappentext im Umlauf, offenbar von einer älteren DVD-Ausgabe, der bereits im ersten Satz die Auflösung des Filmes spoilert. Wenn ihr meine Review gelesen habt, wisst ihr ja sowieso, um was es geht ;3

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              • Martin Canine 25.07.2015, 19:22 Geändert 25.07.2015, 19:23

                Hab das Buch mal gegoogelt...
                ...die Verfilmung könnte man sicher gut im Double Feature zusammen mit Lilja 4 Ever zeigen, um den Betrieb von Selbsthilfegruppen anzukurbeln^^

                Und vor Allem: mein Kopfkino von Antwort 1 zu 3 könnte sich radikaler nicht ändern^^

                Jedenfalls schöne Antworten!

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                • 1 .5
                  Martin Canine 25.07.2015, 16:12 Geändert 27.07.2015, 22:28

                  Okay...
                  ...es gibt nur einen und auch nur absolut einen Grund, warum ich mir diesen Streifen angetan und dann in einem Anflug von unaufhörlichem Masochismus auch noch zu Ende geguckt habe. Und der ist, weil Insane Clown Posse in dem Film mitspielen und ich ein Fan ihrer Musik bin. Für die, die es nicht wissen: ICP sind ein Rap-Duo, welches seit den frühen 90ern bis heute Musik veröffentlicht und sich durch besonders durchgeknallte, schwarzhumorige und "abgefuckte" Texte auszeichnet, die nicht selten in verbale Splattereinlagen ausarten (in einigen wenigen Songs wie 'Halls of Illusions' oder 'How' kann man sogar etwas Tiefgang erkennen, aber generell sind sie stark dem Horrorcore zuzuordnen). Jedenfalls erscheint in ein paar Tagen ihr 14. Album und als Einstimmung dachte ich mir, mir dieses kleine Low-Budget-Filmchen anzusehen könne nicht schaden, bereits im Hinterkopf ahnend, ein großen Klumpen Mist vor mir zu haben, aber doch hoffend, ICPs schräger Humor könnte zumindest für kurzweilige Unterhaltung sorgen. Manchmal bin ich eben optimistisch.

                  "Death Race 3000" ist eine Direct-to-DVD-Produktion von The Asylum. Ja, bis auf den erstklassigen 'Sharknado' hab ich diese Werkschmiede mit brillanten Filmtiteln wie 'Snakes on a Train', 'Transmorphers' oder 'The Terminators', die garantiert nicht darauf abzielen, dass man sie mit rein zufällig ähnlich klingenden Werken verwechselt, eigentlich immer gemieden. Aber dann fiel mir ein, dass der Haitornadofilm neben 'Ein Fisch namens Wanda' der lustigste Film war, den ich dieses Jahr gesehen habe. Und eine Band, die ich richtig geil finde, spielt auch noch die Hauptrolle. So schlimm wird es also schon nicht werden.
                  Aber zuerst mal: worum geht es?
                  In der Zukunft ist die Kriminalitätsrate so hoch, dass ein riesiges Gefängnis errichtet wurde, in dem etwa eine Millionen Insassen Platz haben - das ist aber mehr ein eigener Staat als ein richtiges Gefängnis.
                  Jedenfalls liegt dieser Megaknast genau über der Wasserversorgung der gesamten Nation, und ein Gefangener, der Reaper, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese mit einem Nervengift zu versetzen.
                  Aber schon ist der Gouverneur zur Stelle, und zieht die einzig logische Konsequenz: er veranstaltet ein Turnier im Knast, in dem 4 Teams gegeneinander antreten und in mörderisch aufgemotzten Karren so viele andere Insassen eliminieren sollen als möglich (die natürlich alle auf der Seite des Reapers stehen), jeder Tote bringt Punkte, und am meisten Punkte kann man mit dem Tod des Reapers erzielen. Wer zuerst 1000 erreicht, bekommt die Freiheit (kurze Gedankenpause: was wäre, würden die Teilnehmer bereits 1000 Punkte erreichen, bevor sie den Reaper töten? Just saying.)
                  Die 4 Teams bestehen aus:
                  -dem Heimatschutz, zwei militärische Killer, die man nur in 2, 3 Szenen sieht
                  -Vaginamite (nein, ich mache mich nicht über deren Namen lustig, weil ich den Film schlecht fand, die heißen wirklich so), zwei Frauen, die sowohl Männer als auch Frauen verführen und töten, jedem ihre Brüste ins Gesicht drücken, sich dann aufregen und meinen, sie würden nie mit dem Gegenüber schlafen, dann wieder herumhuren, im Sekundentakt von lesbisch zu hetero wechseln, mal ein Pärchen sind, mal im Zusammenspiel und mal im Alleingang mit Männern herumhuren und dann todeifersüchtig sind, wenn eine ein Wort mit einem anderen Teilnehmer wechselt. Tatsächlich stehen diese beiden Figuren symbolisch für den ganzen Film, in Sachen Tiefgang, Logik, Kontinuität und Fremdschämfaktor.
                  -der Severed Head-Gang, zwei Psychopathen, von denen einer nach nicht einmal einer Minute Screentime buchstäblich seinen Kopf verliert. Der andere hat de facto nichts zu tun als mit Vaginamite zu flirten, und ICP zu beleidigen, und wenn diese zurückquatschen, sich umzudrehen und zu gehen
                  -und zu guter Letzt noch die sich im Film selbst spielende Insane Clown Posse, deren Fangemeinde sich über die Jahre zu einer riesigen kriminellen Bewegung entwickelt hat und letztlich zur Verurteilung des Duos führte.
                  Das bunte Treiben wird a la 'Battle Royale' live im Fernsehen übertragen und dann geht es auch schon mit der munteren Menschenjagd los.

                  Lassen wir diese kongenial geschriebene Story mal außer Acht. Ich hatte vom Film schon eine Meinung, bevor diese überhaupt nur in Ansätzen erkennbar war, etwa, als ich die ersten paar Bilder gesehen habe, und die restlichen 80 Minuten sollten diese nicht verändern. Manchen Filmen sieht man das Unvergnügen, das sie bereiten, einfach bon vornherein an. Und "Death Race 3000" sieht aus, als hätte man eine Handkamera an einer Schnur befestigt und damit herumgewachelt... das Ganze in so hochauflösender Qualität als würde man sich Super 8-Kassetten auf einem Fernseher mit 10cm dicker Staubschicht ansehen... dass Schallplatten hängen bleiben können, ist allseitsbekannt. Zwischenzeitlich dachte ich, die neue Erkenntnis gewonnen zu haben, dass das Filmen auch passieren kann - bis ich draufkam, dass das ein Spezialeffekt sein sollte.

                  Es geht hier nicht darum, dass es sich um Trash handelt. Wirklich nicht. Jeder, der es tatsächlich will, bekommt ohne Budget einen handwerklich und inhaltlich soliden Film hin, wenn er sich anstrengt. Hier geht es um lustloses Filmemachen, um so günstig als möglich schnell irgendetwas auf den Markt schleudern zu können, das eventuell von irgendeinem nichtsahnenden Käufer mitgenommen wird, um wenigstens ein paar Einnahmen zu kassieren und dann rasch, rascher, am raschesten zum nächsten Set zu hüpfen, wieder husch pfusch irgendetwas aufzunehmen, und das gleiche Spiel von vorn zu beginnen.
                  Wen soll dieser Film ansprechen?
                  Autofans? Splatterfans? ICP-Fans? Alle werden letztlich nicht das finden, was sie wollen. Aber das ist egal, solange sie es nur glauben, denn schließlich wollte man etwas ganz anderes erreichen.
                  Im selben Jahr erschien der Hollywoodfilm 'Death Race' von Paul W.S. Anderson mit Actionstar Jason Statham in der Hauptrolle. Alles andere ist irrelevant. Das einzige, worauf diese Produktion abzielt, ist, mit eben diesen Werk verwechselt oder in Verbindung gebracht und an dessen Stelle gekauft zu werden. Ob man hier nun eineinhalb Stunden wackelige Kameras, zusammenhanglose Pseudostorylines, sexistische Witze und Dialoge wie von ehemaligen Pornoautoren auf LSD bekommt, oder eine halbstündige Diashow mit Closeups auf Genitalien von griechischen Statuen auf die DVD packt, ist schon egal. Der Film ist das Nebenprodukt, die Annahme, es handle sich um etwas anderes, ist das, was vordergründig verkauft wird. Natürlich: dass man hier und da mal etwas Gewalt einfügte um die Altersfreigabe hochzutreiben, einen unübersehbaren UNCUT-Schriftzug auf das Cover klatschte, nebst schnittigen Autos, einer Explosion und einer Frau mit Knarre in der Hand, ist auch noch ein kleiner Kaufanreiz für vorwiegend männliche Teenager, die sich augenscheinlich angesprochen fühlen sollen.
                  Wie ICP in den Film gekommen sind, möchte ich anhand eines (vermutlich garnicht so stark) überspitzten Dialoges verdeutlichen:
                  Produzent: Hey, namenloser Regisseur No. 4732!
                  Regisseur: Ja?
                  P: Du bist doch mit diesen 2 Rappern befreundet, oder?
                  R: Ach, Sie meinen Insane Clown Posse? Ja, bin ich! Das ist 'ne witzige Geschi-...
                  P: Jugend mag Rap. Jugend zahlt Geld. Rap... Geeeeeeld... *sabber*

                  Obwohl es letztlich keine Rolle spielt, wer den Part der skurrilen Rapgruppe übernimmt. Viel mehr als anwesend zu sein leistet sie auch nicht. Wären die zwei nicht verfügbar gewesen, hätte man womöglich noch 2 Pornolesben in einen Wagen gepackt und sie TNTits genannt.
                  Am Besten hat Violent J von ICP die Regiearbeit seines Kumpels beschrieben, und brauchte dafür nur 4 Worte: "a terribly shitty movie". Wobei ich mit der Formulierung "movie" ein paar Problemchen habe.
                  Lustig ist, dass ich "Death Race 3000" schon im Laden habe stehen sehen - mir aber jedes ICP-Album online bestellen musste. Das darf jeder halten wie er will. In meiner Bewertung ist übrigens ein Fan-Bonuspunkt bereits erhalten.
                  So... ich hör jetzt zum Abreagieren mal 'The Great Milenko'... was macht ihr so?

                  PS: Die deutsche Synchro ist ohne Worte. Es ist wohl bezeichnend, dass an einer Stelle eine Figur einen Satz zweimal sagt, um ihm Ausdruck zu verleihen, und man im Deutschen tatsächlichen deutlich hörbar zweimal exakt dieselbe Aufnahme verwendete. Betonung, Lautstärke, alles gleich. Wisst ihr noch, wie ich mich über die Synchronisation von 'A Serbian Film' aufgeregt habe? Gebt deren Dialogregie bitte einen P(ositivp)reis für ihre Leistung...

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                  • über Eminem

                    Ich bin es mal wiefer mit HipHop.
                    Ich befinde mich gerade in einer Phase, in der ich mich durch die Genregeschichte kämpfe.
                    Und dabei neben einigen neueren Sachen natürlich auch viele Klassiker einwerfe.
                    Hierbei ist mir etwas aufgefallen, und vielleicht wisst genau IHR woran das liegt.
                    Die Beats aus den 80ern sind ausgeflippt und so richtig cool. NWA, Fat Boys, Eric B & Rakim, Public Enemy, Beastie Boys, etc. Die machen Spaß, die Soundeffekte und Scratcheinlagen fetzen, sie haben richtig Energie und Power, sehr viel Wiedererkennungswert.
                    Und die neueren Beats des 21. Jahrhunderts mag ich auch, sowohl die düsteren und aggressiveren Gangstabeats, als auch die modernen hihatlastigen Trap-Beats. Die klingen alle andrrs und zumeist ziemlich zackig.
                    Nur mit den 90s hab ich so meine Probleme. Die klingen alle wie vom selben Drumkit - dumpfer Kick, Schlagzeugsnare, mal ein Hihat hier und da, und starker Bass. Und so ruhig. Ich find die, und ich weiß, da werden mich jetzt einige für hassen, oft recht langweilig und austauschbar. Und es fehlt auch etwas an Energie. Das gilt freilich nicht für alle, aber doch für die meisten. Viele feiern aber genau diese Ära enorm. Woran liegt das? Und weshalb finde ich so schlecht Draht dazu?

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                    • Aaaaalso:
                      Von Dario Argento kenn ich 2 Filme: Suspiria und Phenomena.
                      Suspiria fand ich inszenatorisch perfekt, inhaltlich aber teilweise recht unlogisch.
                      Phenomena hatte keine echten Plotlöcher und war spannender geschrieben, hatte aber inszenatorisch nicht allzu viel Herausragendes - vor Allem die wilde Rockmusik an suspenselastigen Szenen war etwas konfus und unpassend.
                      Beide hatten jeweils eine Szene, die mir wortwörtlich schlaflose Nächte bereitete.

                      So... ich hatte mal gesagt, ich lasse Dario Argento für eine Weile liegen.
                      Das war vor einem Jahr und nun bin ich gewillt, mehr von ihm zu sehen.
                      Deshalb meine Frage an alle, die sich mit der Materie auskennen: wo soll ich meine Werkschau fortsetzen?

                      • Wer will Stöckchen?
                        Hab noch welche und bin ohnehin spät dran mit dem Posten...

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                        • 6 .5

                          "American Hustle" leidet und triumphiert unter denselben Bedingungen wie 14 Jahre zuvor 'The Score': die hochkarätigen Darsteller spielen die Rollen besser, als sie geschrieben wurden. Über die gesamte Laufzeit hinweg, Szene für Szene, Satz für Satz, meinen wir, interessanten Figuren dabei zuzusehen, wie sie interessante Unternehmungen tätigen. Doch man denke nach: was genau macht sie so interessant? Was an den vier Protagonisten ist denn dieses außergewöhnliche, komplexe oder hintergründige Etwas, das man scheinbar wahrgenommen hat?

                          Wir folgen dem Betrügerpärchen Irving und Sidney, die meinen, zueinander gefunden zu haben und wie für einander gemacht worden zu sein. Ihre Masche ist simpel, als dass sie kaum Handfestes abverlangt, dafür fast ausschließlich auf glaubwürdiges Auftreten setzt: Sidney erwähnt vor ihren Freunden beiläufig, sie hätte gute Bankverbindungen. Sollten diese das Thema dann ansprechen, würde sie solange ablehnen, mit diesen Banken in Verbindung zu treten, bis besagte Freunde oder Freundesfreunde nicht mehr locker lassen - und dann wird fröhlich abgeschöpft. Irving ist verheiratet mit der psychisch labilen Roselyn, die ihn, obwohl sich beide lange nicht mehr lieben, nicht gehen lässt - ihr Druckmittel ist ihr Sohn, der ihm alles bedeutet, wenngleich er nicht sein leiblicher ist. Sidney lernt inzwischen den etwas verpeilten Richie kennen, den sie zwar sympathisch findet, jedoch dennoch über den Tisch ziehen will. Womit sie nicht rechnet: Richie arbeitet beim FBI und ist auf die beiden angesetzt. Als er letztlich zuschnappt, eröffnet er ihnen noch eine letzte Chance, doch noch einmal davonzukommen: er soll ihnen helfen, durch einen Trick 4 weitere Betrüger hinter Gittern zu bringen. Der Plan scheint zunächst aufzugehen, als einige Verdächtige auf einen von Irving erfundenen fiktiven Scheich anspringen - jedoch konnte niemand damit rechnen, am Ende von Politikern bishin zut Mafia mit die mächtigsten Männer des Landes am Haken zu haben...

                          "American Hustle" unterhält vortrefflich, da bleibt gar kein Zweifel, denn es könne niemand behaupten, sich innerhalb dieser 2 Stunden vollends gelangweilt zu haben.
                          Fakt ist letztlich: die Konstellation der 4 Hauptfiguren, die von 4 der größten SchauspielerInnen der heutigen Zeit verkörpert werden, ist interessanter als der Inhalt an sich, und vor Allem, gerade weil sie von 4 der größten SchauspielerInnen der heutigen Zeit verköpert werden. Bradley Coopers Ausbrüche, Fehltritte und Ticks machen seinen Charakter bis zum Schluss schwer einschätzbar. Ist er der Böse? Ist er der Gute? Es ist hier kaum auszumachen. Genauso wie er dem Bösen den Garaus machen will, donnert er einem Vorgesetzten ein Telefon auf den Schädel, auf dass bleibende Narben entstehen. Deshalb bleibt es spannend. Christian Bale mimt einen Mann, der nach Außen hin "fancier" erscheint als er ist. Er wäre gerne ein Rockefeller, ist aber letztlich doch nur ein dicklicher, behaarter Mann im Anzug mit Sonnenbrille, die aber über sein auf dem nach oben gerichteten Haupt platziertes Toupet nicht hinwegtäuschen kann - er ist kein großer Mann, hat abet ein Ego vom Erdkern bis zum Jupiter.
                          Amy Adams ist eine Frau, die kontrolliert und professionell zu erscheinen versucht, letztlich aber unter der Tatsache, dass ringsherum alles drunter und drüber geht, und Kontrolle nicht nur nahezu sondern absolut unmöglich zu bewahren ist, als hin- und hergerissener Pappaufsteller an der Seite mal von Bale, mal von Cooper erscheint, und letztlich hinter all den Fassaden am Wenigsten weiß, wer denn wirklich gut für sie ist.
                          Einzig Jennifer Lawrence ist frei heraus. Sie ist rebellisch, mürrisch, durch den Wind, manisch depressiv, verdreht, andersartig und absolut ungeeignet, wenn man ein heikles Täuschungsmanöver vorhat: sie redet, tut und faucht grundsätzlich schneller als sie denkt, fast schon, als ob sie eine Phobie vor Vernunft hätte. Wenn man eine einzelne Manifestation der Adjektive "impulsiv" und "irrational" sucht, wird man hier fündig. Ihre Rolle spielt sie so verrückt, dass ihre zurecht oscargekrönte Leistung in 'Silver Linings' aussieht wie eine Musterbürgerin.

                          Anders als diese Figuren, die von ihren Darstellern so lebhaft gespielt werden, dass man sich in ihre Unangepasstheiten nur verlieben kann, bietet "American Hustle" nicht viel Neues.
                          Eine Heistgeschichte mit einem überaus wackeligen wie raffinierten Plan a la 'Argo' mit einigen Spritzern Tragikomik zu versetzen, wurde schon öfter und wesentlich besser gezeigt. 'Ocean's Eleven' war beispielsweise eine rasante und ausgeklügelte Geschichte, die Spannung und Witz und ein nicht minder beachtliches Staraufgebot zu bieten hatte, und letztlich in jeglicher Hinsicht größer anzusehen war. Die brenzligen Momente in diesem Werk sind nicht halb so zum Nägelkauen anregend wie sie gut und gerne hätten sein können - selbst der Auftritt eines allseitsbeliebten Gaststars, der die Protagonisten in Enge zu treiben weiß, geht zu rasch zu Ende, um wahrlich interessant zu werden.
                          Deswegen ist "American Hustle" noch lange kein schlechter Film, beinhaltet aber kaum Etwas, um innerhalb seines Genres über andere Werke herauszuragen - letztlich wird eine gewöhnliche Geschichte mit ganz guten Figuren erzählt, die herausragend gespielt werden. Aber ob das auf dem Papier tatsächlich ein derartiger Fang war, dass letztlich alle überrascht waren, als sich das Werk bei 10 Oscarnominierungen keine der Trophäen abholen konnte? Man wird es nie so ganz wissen.

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                            Martin Canine 19.07.2015, 16:07 Geändert 19.07.2015, 17:29

                            Die Wachowski-Geschwister waren nie etwas anderes als Freaks, wie es auch ein Tarantino, ein Rodriguez, ein Kevin Williamson oder ein Kevin Smith war, die die Ära der selbstreflexiven Filme eingeleitet und geprägt hatten. Filmfiguren waren nicht länger echten Personen nachempfunden, sondern anderen Figuren aus den Medien, zumeist selbst aus Film und Fernsehen - und die Filme machten daraus kein Geheimnis. Gegenstände, Namen, Zitate aus den Lieblingswerken der Autorenfilmer wurden großzügig über den gesamten Film verteilt. Es waren keine Kopien, es waren Ehrungen ihrer Idole, und zeitgleich etwas Neues. Es war Kino von Fans für Fans.
                            Die Wachowskis waren genauso Kinder dieser Zeit, mit dem Unterschied, dass ihr Fandom weder aus Blockbusterkino der 70er und 80er, noch aus klassischen Werken bestand - die Wachowskis sind riesige Anime- und Mangafans und sind auch dem stark vom japanischen Markt beeinflussten Cyberpunk nicht abgeneigt. Diese Werke des japanischen Zeichentrick sollten den Sprung in den Mainstream aber erst ein paar Jahre später schaffen.
                            Die Filme der beiden extravaganten Geschwister lassen die Herzen von Genrefans und Nerds höher hüpfen, in jeder Einstellung wird dem Gleichgesinnten klar, dass sie das, was sie tun, mit vollster Seele lieben. Ihr Glück und Unglück gleichermaßen war die Tatsache, dass ihre zweite Regiearbeit 'Matrix' alle wichtigen Zielgruppen ansprach und sich zum Kultfilm und Riesenblockbuster entwickelte. Die philosophische Handlung lockte Denker ins Kino, die revolutionäre Technik im Einsatz von Kamera und CGI-Effekten war für Cineasten hochinteressant, die SciFi- und Fantasy-artige Thematik und der hohe Actiongehalt zog Jugendliche in den Bann und dass um die Jahrtausendwende Technologie und Cyberspace ein hohes Aufsehen hatten, braucht nicht erst erwähnt zu werden. Im Grunde war aber auch 'Matrix' in erster Linie ein Werk von Nerds für Nerds - Namen wie Trinity, Morpheus, Neo oder Cypher, neongrüne Kanji-Schriftzeichen, Kung Fu-Einlagen, Hochhäuser, Auserwählte, Datennetze, Leder, und und und - mit großem Budget aufwändig inszeniert war es wohl der feuchte Traum eines jeden Nerds, bevor das Nerd-sein offiziell cool wurde. Durch den Erfolg des Cyberpunkfilmes bekommen sie bis heute zwar immer viel Geld zur Verfügung gestellt, um ihre freakigen Filme zu drehen, jedoch werden sie auch immer an diesem Werk gemessen. Doch Vorsicht: der Grund, warum DU 'Matrix' so liebst, ist womöglich nur ein angenehmes Beiprodukt einer gigantischen Fanboy/-girl-Fantasie. Der Test, ob du mit der Filmografie der 2 etwas anfangen kannst, ist leicht gemacht:
                            Schritt 1: sieh dir ein Bild von Lana und Andy Wachowski an.
                            Schritt 2 ist in zwei Unterpunkte geteilt:
                            -wenn du Lanas knallpinke Frisur und Andys lila Fingernägel sofort ins Herz geschlossen hast: sofort und ohne Nachzudenken alle Filme von ihnen kaufen. Du bist bereit.
                            -wenn du dich nicht umgehend in das Aussehen der beiden verliebt hast: Griffel weg von den Wachowskis.

                            Aber nun geht es eigentlich nicht um das, was die beiden heute sind. Wer sich bis zu diesem Filmchen hier gekämpft hat, der weiß vermutlich ohnehin bereits bestens über sie Bescheid.
                            Sein schmales Budget sieht man "Bound", dem Debutfilm von Lana und Andy, nicht an. Technisch ist der Thriller zumindest auf demselben Niveau wie die Werke renommierterer Filmemacher der 90er, die besagter Welle "Filmfreaks drehen selbst Filme" entsprungen waren. Super Slow Motion, rasante Kamerafahrten aus ungewöhnlichen Blickwinkeln, professionelle Darsteller, perfekte Dramaturgie und Spannungsaufbau - auf Low Budget deutet nichts hin.
                            Die Geschichte dreht sich um die beiden Frauen Violet und Corky, die sich kennenlernen, als letztere nach 5 Jahren Haft vorübergehend im Apartment neben der anderen einzieht. Die beiden beginnen eine Affäre und letztlich eine Romanze. Trotz ihrer Homosexualität lebt Violet mit dem Mafiagangster Caesar zusammen, aus dessen Griff sie sich nicht befreien kann, da er sie liebt und die Mittel hat, sie bei sich zu behalten. Doch Corky nutzt ihren kriminellen Einfallsreichtum, um sich einen Plan auszudenken, Caesar und die Mafia gegeneinander auszuspielen und sie unbemerkt um 2 Millionen Dollar zu erleichtern - doch dafür müssen Timing und Violets schauspielerische Fähigkeit absolut perfekt abgestimmt sein...

                            Die ersten 20 bis 30 Minuten gehören alleine der Beziehung von Violet und Corky. Der erste Flirt, das erste Mal, das nächste Mal und die stärker werdenden Gefühle für einander. Die Wachowskis machen keine halben Sachen - ihre Figuren sind so künstlich wie Zitronenlimonade, aber mit achtmal so viel Herz gestaltet wie der durchschnittliche Blockbusterheld. Und seien es hier Corky und Violet, oder später Neo oder Speed - man hatte immer das Gefühl, die Wachowskis wären selbst gerne diese Figuren und würden all das erleben. Nachdem die beiden Protagonistinnen nun zueinander gefunden haben beginnt eines der spannendsten Psychospielchen der 90er Jahre, denn der ausgeklügelte Plan der beiden Frauen kann durch eine unerwartete Reaktion Ceasars zum Einsturz gebracht werden. Es muss viel improvisiert werden, und durch die Tatsache, dass sich die beiden Komplizinnen zwar nebeneinander, aber in verschiedenen Wohnungen befinden, fällt auch die Koordination und Verständigung nicht immer leicht aus.

                            "Bound" schaut sich retrospektiv wohl anders als zu seiner Premiere. Dass die beiden Geschwister in einigen (damals sehr positiven) Kritiken mit den Coen-Brüdern verglichen wurden, wirkt auf den heutigen Betrachter leicht merkwürdig. Wie in deren Werken 'Blood Simple' und 'Miller's Crossing' geht es hier um Hauptfiguren, die andere Leute austricksen wollen, die wiederum glauben, die lse Austrickser würden für sie arbeiten oder auf ihrer Seite stehen. Und alle 3 kann man als (seinerzeit) moderne Film Noirs bezeichnen. Tatsächlich ist die darstellerische Ähnlichkeit zwischen Jennifer Tilly und Film Noir-Göttin Barbara Stanwyck bemerkenswert.
                            Und dennoch erscheint "Bound" rückblickend wilder, nerdiger und comichafter als die Filme der 'Fargo'-Macher.
                            Es ist ein Film, in dem zwei Polizisten in Zeitlupe einen Gang entlanggehen und es stilisierter aussieht als so manche Kampfszene, in dem Lederjacken die neuen T-Shirts sind und Namen vor Allem nach ihrer Coolness ausgesucht wurden. Mexican Standoffs warten nur darauf, in einer Dusche aus rotem Sirup zu enden und selbst von bluttriefenden Löchern durchsiebt ist man sich nicht zu schade, noch einen zynischen Spruch abzufeuern, bevor man umkippt.

                            "Bound" ist ungefähr so viel Spaß wie man nur haben kann - wenn man denn so tickt wie die Wachowskis. Ein spannendes, abwechslungsreiches und pointiertes Spiel voll Thrill, Action und Freakiness mit einem Spritzer überzeichneter Melodramatik und einer gesunden Prise Style, von zwei leidenschaftlichen Filmemachern geschrieben und inszeniert.

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                                Um einen treffenden Kommentar zu "American Sniper" zu verfassen, musste ich mir erstmal meine Kopfhörer in die spitzen Lauscher schrauben und gepflegt eine Runde Lupe Fiasco aufdrehen, um mir dieses Geschwurbel an Einseitigkeit mit einer Portion Sozialkritik und scharfzüngiger Poesie auszuwaschen, und mir klarzumachen, warum es bei manchen Themen doch gut ist, zu hinterfragen und zu differenzieren. Das ist etwas, was bei einer Thematik wie in diesem Film nicht nur von Vorteil, sondern sogar notwendig ist.
                                In "American Sniper" folgen wir nämlich dem Scharfschützen Chris Kyle, der als der Beste seiner Branche galt, und von Kriegsveteranen als Legende gefeiert wurde. Dieser Spielfilm zeigt seinen Werdegang beim Militär, seinen Einsatz im Irakkrieg, seine familiären Probleme und den Versuch der Verarbeitung der Eindrücke aus dem Krieg.

                                First things first: die formelle und technische Qualität des Filmes ist, egal, wie man zur Materie steht, über jeden Zweifel erhaben; die Academy, die ja politisch neutral sein soll(te), hatte durchaus eine Berechtigung, diesen Film in 3 der fünf Haupt- und einigen Nebenkategorien zu nominieren - allen voran Bradley Cooper, der sich in den letzten Jahren von einem "coolen" Comedystar zu einem der führenden Charakterdarsteller des modernen Hollywoods entwickelt hat. Wir brauchen uns hierüber garnicht zu unterhalten. Dass Clint Eastwood sein Handwerk als Regisseur versteht, hat er viele Jahre lang bewiesen. Mit Filmen, die genauso gut gemacht, aber weitaus weniger voreingenommen sind.
                                Ich denke da beispielsweise an 'Gran Torino', in dem ein alter, verbitterter Kriegsveteran langsam aber sicher seine Vorurteile aus seiner Zeit in Vietnam verliert und sich mit einer asiatischen Familie anzufreunden beginnt.

                                "American Sniper" ist die ganze Zeit über sehr nahe bei seinem Protagonisten. Ich könnte mich an keine Szene erinnern, in der er nicht zu sehen ist - es ist sehr deutlich, dass Eastwoods Anliegen vor Allem darin bestand, die Figur des Chris Kyle zu beleuchten, nicht etwa, zu zeigen, wie es den Leuten ging oder wohl gegangen ist, die mit ihm gingen, die durch seine Schüsse Angehörige verloren haben, oder die unter der Last des Krieges zerbrachen.
                                Kyle ist ein überzeugter Nationalist - nicht Patriot - der es als absolute Pflicht ansah, für sein Land in den Krieg zu ziehen und Personen zu erschießen, insgesamt über 160. Diese Pflicht stellt er über seine Familie, die ihn trotz anfänglicher Unterstützung sicher bei sich wissen will. Doch Kyle weiß, wo er gebraucht wird. Als über ein Jahr nach der Jahrtausendwende ein bekanntes Ereignis die Welt erschüttert, steht er natürlich vor dem Fernsehgerät und verfällt in einen apathischen Zustand als Stockwerk um Stockwerk niederkrachen. Später wird Veteran um Veteran seinen Legendenmythos bestätigen, doch er möchte keine Fans besitzen, er hat nur seinen Job erledigt.

                                Ich hatte nach dem Film eine lange Diskussion darüber, inwiefern "American Sniper" gewaltverherrlichend, kriegsbeschönigend und nationalistisch eingefärbt wäre. Mein Gegenüber, wie ich überaus links eingestellt, meinte, dass sich Eastwood wohl unpolitisch halten wollte und einfach Kyles Biografie filmte, wie dieser sie niederschrieb. Als Gegenargument wurden ein paar Einlagen genannt, die Kyle nicht gerade positiv darstehen lassen.
                                Und ja: Clint Eastwood lässt Ansätze erkennen, sodass zwischendurch Zweifel an der rechten Auslenkung aufkommen, sollten sie aber bewusst so eingesetzt werden, hat man sich jedoch große Mühe gegeben, sie wieder zu zerschlagen. So wird in den Eröffnungsszenen, die Kyles Kindheit darstellen, dessen patriarchalischer Vater als brutales, waffenverliebtes und konservatives Familienoberhaupt gezeigt, welches den Söhnen mit Gürtelhieben droht, würden sie nicht seinen Idealen entsprechen. Es sind Szenen so rau und verachtenswert, wir erwarten, dass Eastwood ihn früher oder später auflaufen lassen wird, wie er es auch mit Maggies Eltern in 'Million Dollar Baby' tat. Aber seine gelehrten Ideale soll letztlich die Moral des gesamten Films sein. Vergreife dich nicht an Schwachen, aber Leute, die sich an Schwachen vergreifen, muss man bestrafen. Am Besten mit viel Gewalt oder Tod. Diese eiserne Faust, die gänzlich unhinterfragt bleibt, ist oftmals so übertrieben glorifiziert worden, dass man ab und an meinen könnte, sie wäre ironisch oder parodistisch gemeint.
                                Zweimal wird Kyle mit Kindern konfrontiert, als er vom Dach aus das Fadenkreuz auf Bodenvolk ausrichtet - etwas, was in einem Heldenfilm nie gezeigt werden würde. Das erste Mal sollte sein erster tödlicher Schuss werden - das Kind war bewaffnet - das zweite Mal war das Kind unschuldig, allerdings schoss er auch nicht. Aber ehrlich: es macht Chris auch nichts aus. Er habe sich sein erstes Opfer lediglich anders vorgestellt. Er war eine Gefahr, und somit ist es auch nur logisch, dass er nie Gewissensbisse bekam, oder? Die einzige Szenerie, die er nie vergessen konnte, ist, als ein unschuldiges Kind von einem Schlächter mit einer Bohrmaschine getötet wird, und er nicht rechtzeitig eingreifen konnte.
                                Dann bleibt immer noch, dass er seine Familie hinten anstellt. Und ja, seine Frau ist bestürzt, dass er nie zu hause und ständig in Gefahr ist. Aber schadet es Kyle? Letztlich nicht, denn seine Familie steht immer noch zu ihm.
                                Ich denke, warum uns diese einzelnen Elemente der Geschichte als absolut nicht heldenhaft erscheinen, ist die Tatsache, dass wir gelernt haben, Gewalt gegen Kinder als abscheulich und die Familie als bedeutsam anzusehen. Der womöglichen Zielgruppe fällt das aber vielleicht gar nicht auf.

                                Oder aber Eastwood wollte Kyles Biografie tatsächlich neutral halten. Immerhin hat er viele Unterstützer zu verlieren: offiziell als Republikaner registriert, vertritt er von Gleichberechtigung von Frauen, Homosexuellen und Minderheiten über aktiven Umweltschutz bishin zum Pazifismus viele Werte der US-amerikanischen Liberalen. Und steht privat gegen fast alle Ansichten von Chris Kyle. Wie ist so etwas miteinander vereinbar? Kyle wirkt nicht immer sympathisch, aber der Film macht kaum Anstalten, um der im Zentrum stehenden Figur zu widersprechen. Dreht man eine Biografie zu einer Person, die man selbst als eine mit schlechter Moral ansieht, muss man den Film gewichten. Man muss Dinge zeigen, die im Kontrast zum Protagonisten stehen: Soldaten, die auf Unschuldige schießen, Gegner des Krieges, die zeigen, dass nicht alle die Einsatze befürworteten, Gewissensbisse und Depressionen einzelner Kämpfer. Wieso funktioniert Oliver Stones 'Platoon' als differenzierte Analyse des Krieges? Da keine der beiden Seiten die gute ist.
                                Chris Kyle meint für sich selbst, seine und nur seine Ideale seien die richtigen - und der Film zeigt uns kein Argument, das daran rüttelt.

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                                    Martin Canine 13.07.2015, 23:37 Geändert 13.07.2015, 23:42

                                    Er bekommt alles mit, was der Künstler unter ihm sagt, tut, empfindet.
                                    Jeden Konflikt, den er mit seiner Frau austrägt, jedes Gespräch mit Freunden, jedes ausgesprochene Geheimnis, jeden Akt der Leidenschaft, jede Geste der Liebe, jeden dahingesagten Gedanken, jede Idee zu einem neuen Werk, jeden verwundbaren Moment, jede glückliche Begegnung und jede niederschmetternde Erfahrung.
                                    Jede politische Äußerung, aber auch jeden privaten Moment, und jeden Vertrauensbruch. Die Wohnung unter ihm wurde zum unfreiwilligen Beichtstuhl für ihn, der in jedem Winkel aufmerksam lauscht, sie ist gläsern, ohne mit den Augen durchsehen zu können. Mit Kopfhörern sitzt er, verborgener als eine Fliege an der Wand, auf einem Stuhl, vor einem Tisch, Stunde um Stunde, und tippt auf seiner Schreibmaschine Wort um Wort, Geräusch um Geräusch, auch Stöhnen um Stöhnen, nieder. Nimmt sein Ziel den Telefonhörer in die Hand, nimmt auch er den Hörer in die Hand, und hört das Leben der Anderen mit.
                                    Er ist das verborgene Ohr in den Wänden. Er ist Gerd Wiesler, und er arbeitet bei der Staatssicherheit.

                                    Der Mann, der sein Leben unwissentlich vor Publikum vorträgt, ist Georg Dreyman, ein intellektueller Theaterautor, dessen Werke in der DDR als durchaus patriotisch und korrekt wahrgenommen werden, und der gerne in seinem Staat lebt. Wohl auch aufgrund seiner Intelligenz und seiner Freundschaft zu diversen kontroversen Künstlern wird er dennoch von den zuständigen Behörden als verdächtig empfunden - und das Dachgeschoss seiner Wohnung zum Abhörraum umfunktioniert. Dreyman lebt mit der Schauspielerin Christa-Maria Sieland zusammen, die jedoch genötigt ist, eine Affaire mit dem Kulturminister einzugehen, um weiter ihren Beruf ausüben zu können. Diese Ausflüge seiner großen Liebe machen das gemeinsame Leben äußerst schwer, auf beiden Seiten. Niemand möchte diese Situation, doch sie belastet stet ihre Beziehung und schwebt wie eine dunkle Regenwolke über den Köpfen der Beiden. Befreundet ist Dreyman unter Anderem mit dem Regisseur Albert Jerska, der bereits seit sieben Jahren keine Stelle mehr bekommt - aber so etwas wie ein Berufsverbot gibt es ja nicht. Hoffen dürfe er, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Jerska, bereits zuvor introvertiert und abgeschottet, nimmt sich das Leben. Ein Schlag für Dreyman, und ein Impuls, anonym einen sehr riskanten Artikel in Westdeutschland zu veröffentlichen, der die verschleierte Selbstmordrate in seinem Land offenlegt. Sein anderer bester Freund, ein regimekritischer Intellektueller namens Paul Hauser, hilft ihm dabei, mit dem Spiegel in Kontakt zu treten und so heimlich den kontroversen Artikel zu schreiben.

                                    Gerd Wiesler ist ein Mann wie ein Roboter. Er ist kalt, effizient, besitzt keine Familie und lebt für seinen Beruf, in dem er erfolgreich seinen Opfern ohne deren Wissen Informationen entlockt, die sie letztlich zerstören werden. Er macht hierbei nichts anderes, als unsichtbar anwesend zu sein, sie in ihren privatesten und intimsten Momenten ständig zu begleiten. Das funktioniert, weil sich Wiesler distanziert. Er sieht keine Menschen, keine Personen, keine Schicksale, keine Familien. Er hört Stimmen, die Dinge sagen. Er filtert die Informationen, die er braucht, und hat dann seinen Beruf erledigt. Er funktioniert so, wie man ihn haben will, er agiert, wie man von ihm erwartet, zu agieren. Was ihm geschieht, was ihn letztlich verändern wird, ist eine Begegnung, die mit seinem Auftrag nichts zu tun hat. Es ist ein Moment, der die vierte Wand, die zwischen ihm und den Stimmen in seinen Kopfhörern, zerschlagen wird. Ein Kind im Fahrstuhl, welches ihn fröhlich ballspielend und unschuldig fragt, ob er von der Stasi ist, da sein Vater meinte, dass das schlimme Männer sind. "Wie heißt denn dein..." beginnt Wiesler, bevor er sich das Kind noch einmal ansieht. "Mein Was?" "Ball." meint er.
                                    Diese Szene ist das erste Mal, dass der Stasi-Mitarbeiter ein zweites Mal hinsieht, wessen Existenzen er vernichtet, wem er schadet, und wer darunter leiden wird. Er lässt den Vater dieses kleinen Kindes entkommen, was er vermutlich zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht versteht. Doch es sollte diese Begegnung sein, von der sein Hinterfragen an dem System beginnt. Es strahlt aus, es wird sein Denken verändern. Doch all das weiß er noch nicht, als er sich auf den Weg macht, um, wie tagein tagaus, Dreyman zu bespitzeln.

                                    "Das Leben der Anderen" ist das Spielfilmdebüt des deutschen Autorenfilmers Florian Henckel von Donnersmarck, und eine Geschichte über Mitgefühl und Empathie in einem Milieu, welches absolute emotionale Kälte verlangt.
                                    Der Film beschäftigt sich mit Überwachung in einem friedlich-dunklen Kapitel der Geschichte des 20. Jahrhunderts, und damit, wie der unbemerkt über ihnen schwebende Feind zu einem ebenso unbemerkten Schutzengel wird.
                                    Wiesler bekommt Tag für Tag alles aus dem Leben des von ihm Observierten mit, bis er selbst eine starke persönliche Bindung zu ihm entwickelt hat, und nicht zusehen kann, wie sowohl Dreyman als auch Sieland an ihren Problemen zerbrechen.
                                    Der Film beginnt mit einer Stunde, in dem der Stasi-Hauptmann werdenden Beamten die Verhörmethoden beibringt, und dies anhand eines Tonbandes. Die verhörte Person schluchzt und weint, lallt mehr als er spricht - es wurde ihm verboten, einzuschlafen.
                                    Ein Schüler stellt die berechtigte Frage, ob es nicht eine unmenschliche Vorgehensweise wäre. Wiesler kritzelt ein Kreuz auf den Sitzplan der Klasse beim Stuhl des Studenten, und macht die Klasse darauf aufmerksam, dass der Befragte mittlerweile in sich exakt gleich anhörende Phrasen verfallen ist - jemand, der die Wahrheit sagt, würde jedoch in unterschiedlichen Arten formulieren.
                                    Von Donnersmarck bezeichnete die Stasi als Seelenbrecher, womit sie im harten Kontrast zur Gestapo stünde, da diese aus Knochenbrechern bestand. Dies wird klar, als die Stasi beim Einzug in den Dachboden von einer Mieterin beobachtet werden. "Ein Wort und ihre Tochter verliert ihren Studienplatz", so Wiesler. Direkt danach wendet er sich an einen Kollegen: "Lassen Sie ihr für ihre Kooperation ein Präsent zukommen."
                                    Es ist ein Beruf, der einem abverlangt, die Überwachten nicht als Personen zu sehen, nicht als fühlende Individuen, doch was passiert, wenn dieser künstlich erschaffene Abstand zwischen Stimme und Kopfhörer bebrückt wird? Als er Sieland nachgeht, stellt er sich als ein Bewunderer ihrer Schauspielkunst vor und verwickelt er sie in ein Gespräch, dessen Ziel es ist, sie dazu zu bewegen, sich nicht zu unterschätzen sondern sich wieder stark zu fühlen.
                                    Ich glaube, Wiesler begreift selbst am Wenigsten, warum er all das tut; er ist ein Mann, der vermutlich jahrelang ohne Einfühlungsvermögen seine Arbeit gemacht hat. Er weiß nur, dass diese Leute, deren Gespräche, Anrufe, Emotionen er nahezu zur Gänze kennt, beginnen, ihm etwas zu bedeuten. Und auch, dass das nicht geht. Nicht in der Situation, in der sich jetzt alle gerade befinden. Und dass er ihnen dennoch helfen will.

                                    "Das Leben der Anderen" ist einer dieser Filme, die mir mal wieder beweisen, dass ich dieses Medium zurecht liebe. Mit starken Anleihen des Thrillergenres - extrem beeindruckenden Passagen, die es innerhalb dieses ernsten Hintergrundes schaffen, Nägel auf ein Minimum zu reduzieren, wenn man herzklopfend darum bittet, dass alle Figuren mit all ihren waghalsigen Vorhaben letztlich durchkommen - handelt es sich um ein Drama, bei welchem mit jedem Beginn einer neuen Szene unklar ist, welchen Ausgang diese, oder der gesamte Film, nehmen wird. Es ist ein Film über eine harte Zeit, und diese kann - und wird manchmal auch - jeden Moment zuschlagen. Alleine eine kurze Szene, in der ein Stasi-Mitarbeiter einen staatsverhöhnenden reißen will und von einem Vorgesetzten ertappt, jedoch von diesem dazu ermuntert wird, ihn zu Ende zu erzählen, wird zu einem psychologischen Spiel allererster Güte, da wir bis zum Schluss unsicher sind, wie dünn das Eis, auf dem sich diese Nebenfigur bewegt, wirklich ist. Dünnes Eis. Das Leitmotiv des gesamten Filmes, welches in jeder Szene spürbar wird. Dünnes Leid und unerwünschte Empathie.

                                    Handwerklich, schauspielerisch und vor Allem in seiner Botschaft meisterhaft ist "Das Leben der Anderen" das Werk eines geborenen Filmemachers, und ein Zeugnis absoluter Filmkunst, die über den mehr als erfüllten formellen Zweck hinausgeht und sich mit den Figuren und deren Problemen auseinandersetzt, und ein intelligentes und reichhaltiges Werk mit einem Post-Finale für die Ewigkeit erschaffen hat.
                                    Uns geht es dabei ähnlich wie Wiesler: zunächst rechnen wir damit, dass bald einmal etwas Schlimmes passiert, und nähmen es als gegeben hin, doch je näher wir die Figuren kennen lernen, desto mehr wünschen wir ihnen eine schöne Zukunft unter diesen dunklen Umständen.

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                                      Guten Abend, verehrte Gäste!
                                      Herzlich willkommen zum zweiten Teil unserer Spezialausgabe der Super Duper Double Trouble Bingo Dingo Power Hour mit meinem unruhestiftenden Kumpel Troublemaker69 und meiner pelzigen Wenigkeit, Martin Canine, zum Thema "ungeliebte Filme"!
                                      Für letzte Woche war es meine Aufgabe, mir den von TM geradezu vergötterten 'Fack ju Göhte" zu Gemüte zu führen, den ich trotz eines sehr holprigen Startes dann doch wesentlich besser leiden konnte als mein guter Kollege. Diesmal war es aber er, dem es auferlegt wurde, sich einen meiner absoluten Pfuikackafilme anzusehen, und dann zeitgleich mit mir eine Review zu besagtem... nunja, nennen wir es Film, zu veröffentlichen. Nochmal schnell durch's Fell gekämmt, um besser auszusehen als die Kumpanen im Film hier - hier ist meine Hälfte des zweiten Teils der zweiten Folge unserer Show, und es geht um "Finsterworld"!

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                                      Ich bin ja schon Ewigkeiten auf der Suche nach einem T-Shirt, mit welchem ich jedem sofort meine Furryhaftigkeit ins Gesicht drücken kann. Leider findet man im deutschsprachigen Raum schlicht und ergreifend garnichts dazu. Ich warf mal einen Blick auf den amerikanischen Markt, wo es zumindest einige gibt, wenn auch nicht allzu ansprechende, weshalb ich mir wohl selbst eines entwerfen muss.
                                      Zumeist gibt es sie nämlich leider nur mit einem Schriftzug, einem Satz, etc. Die wirklich gutaussehenden Motive habe ich dummerweise immer noch nicht gefunden, aber das ein oder andere ganz Interessante durchaus schon entdeckt, z.B. eines mit dem Regenbogenpfotenlogo, in 2 Ausführungen, eines mit der Aufschrift 'Furry' und eines mit..., aber ich schweife schon wieder vom Thema ab. Der Hauptpunkt, warum ich das hier hinschreibe, ist, dass die Website auch Kleidung mit der Aufschrift 'Furries ruin everything' anbot. Ich wollte schon nachschauen, welcher Idiotenverein diese herstellt, bis mir dann aufgefallen ist, dass sie vom selben Anbieter stammen, der auch unter Anderem das vorhin beschriebene Stück Gewand vertreibt, mit dem Pfotenlogo. Und jetzt mein Gedanke dazu: wenn ich, als Furry, schon nicht erkennen kann, dass so ein Shirt ironisch und eigentlich befürwortend gemeint ist, wie sollen es dann diejenigen können, die es auf der Straße sehen? Die vielleicht noch nie etwas davon gehört haben? Die haben jetzt erstmal den Eindruck, dass Furries jemand sind, der gehasst wird, und das vielleicht auch soll.

                                      Und "Finsterworld" macht genau diesen Fehler. Und das nicht nur bei Furries, sondern auch bei den anderen behandelten "Außenseitern", z.B. Fußfetischisten. Dieser andere Handlungsstrang stieße mir eigentlich noch sauerer auf, wäre ich vom pelzigeren nicht persönlich betroffen.
                                      Es ist ein sinnloser Film, der an seinem Ziel wohl vorbeischießt, zumindest, wenn dieses Ziel zumindest annähernd das ist, was ich dahinter vermute.
                                      Also fassen wir mal zusammen: wir sehen mehrere Handlungsstränge. Unter Anderem geht es um einen Polizisten, der heimlich seine Zugehörigkeit zur Furry-Community auslebt, einen Fußfetischisten, der zwar nach Außen hin freundlich wirkt, in einem finalen Twist, auf den ich nicht näher eingehen will, etwas macht, was selbst bekennende Fetischisten als moralisch inakzeptabel befinden würden, ein Mädchen, welches bei einem Ausflug ins KZ gemobbt wird, ein Junge, der offensichtlich unter diversen Neurosen und leichten Autismus-Anflügen leidet, und und und...

                                      Ich schätze, die Grundaussage sollte sein, dass Deutschland (es wird ja überdeutlich gemacht, dass die Probleme rein deutsch sind, denn wie wir alle wissen, gibt es auch nur in Deutschland Fußfetischisten, Furries oder Autisten) sich letzten Endes um die Gefühle und Bedürfnisse des Individuums nichts schert, sondern sie ablehnt und ihnen von Haus aus schon Missachten entgegenbringt. Für meinen Teil kann ich nur etwas zum Furry-Strang sagen. Ich bin nämlich kein Fußfetischist oder Autist, aber besagte Gruppen werden mir sicherlich zustimmen, dass ihre Darstellung auch nicht viel authentischer ist. Die Furry-Thematik beginnt mit einem Dialog der von Carla Juri gespielten Figur mit Schulkollegen, die sich darüber unterhalten, ob Furries sich nun wünschen, Kuscheltiere zu sein, oder ihre Penisse aus der Fursuit hängen lassen. Zur Beantwortung: ersteres ist ja noch vertretbar, so muss es auf Außenstehende wohl wirklich wirken, wenngleich das natürlich nicht stimmt. Das Zweite ist jedenfalls blanker Blödsinn. Und wer mir jetzt nicht glaubt, machen wir mal die Rechnung, mithilfe einer Preisberechenmaschine einer renommierten Firma für Fursuits: der Kopf allein kostet dort 1170$, das ist auch ein Teil, der sehr viel Details erfordert. dann noch 845$ für den Körper, 260$ für die Handpfoten, 325$ für die Fußpfoten und 32,50$ für den Schweif. Da sind wir mal bei der Basis, womit wir schonmal bei 2632,50$ wären. Als Basis. Jede individuelle Gestaltung, jedes Detail, wie Mähne, bewegliche Kiefer, möglichst realistische Gestaltung der Augen, und und und, kostet noch mal mehr. Ich erspare euch das Gerechne, am Ende war ich bei aufgerundet 4500$. Und jetzt meine Gegenfrage: wer möchte so etwas Teures ruinieren, in dem er es als Sexspielzeug verwendet? Denken die Leute, die so einen Dialog schreiben eigentlich nach? Weiter geht es jedenfalls mit dem Polizisten, der in ein Kleidungsgeschäft geht und mit einem Blick wie ein Sexualstraftäter, der gerade auf eine junge, wohlgeformte Frau zugeht, ein Stück echten Pelz anblickt und darüberstreift. Was... zum... Henker. Ich weiß, viele Außenstehende verstehen nicht, warum diese Szene die ist, die am meisten Furries aufgeregt hat. Aber stellt euch jetzt einmal vor: ihr seid jüdisch. Ihr setzt euch vor den Fernseher und seht einen Film, in dem es unter Anderem darum geht, wie eure Kultur so aussieht. Und ihr seht die Hauptfigur, wie sie sich hinsetzt und sich nicht nur genüsslich Schweinekoteletts einverleibt, sondern auch noch glücklicher erscheint als sonst irgendwo im Film. Denn wer meint, Furries würden Pelze mögen, der hat das gesamte Konzept keinen Deut verstanden. Es geht um Identifizierung mit dem Tier. Die Art und Weise, wie diese Filmfigur mit ihrer Fursuit umgeht wirkt als würde er ihr darin einer abgehen. Er verheimlicht es auch seiner Frau, als ob es da etwas zu verheimlichen gäbe. Jeder meiner Freunde, und meine Familie, jeder weiß davon, dass ich in der Furry-Community bin und es war NIE, und zwar wirklich NIE ein Problem. Im Internet gibt es sauviele Furries im deutschsprachigen YouTube-Raum und NIE hab ich da erlebt, dass da jemand deswegen fertig gemacht worden wäre. Natürlich schreit die Frau dann aber, als würde ihr ein Bein abgehackt werden, als sie ihren Mann dann doch mal in seiner Fursuit erwischt. Weshalb das alles?

                                      Alles, was "Finsterworld" im Grunde macht, ist einige in der Gesellschaft kaum präsente Randgruppen herzunehmen, sie noch merkwürdiger und gelegentlich abstoßend darzustellen und am Ende Mitleid zu erregen, dass sie doch auch nur normale Leute sind. Die Sache hierbei ist: niemand wird einen Fußfetischisten gesellschaftlich ausgrenzen. Und im deutschsprachigen Raum auch keinen Furry, das betrifft aufgrund von schlechter Berichterstattung in den Medien nur den amerikanischen Raum. Dort gibt es tatsächlich große Hassgruppen. Aber ein Film, der darauf ausgelegt ist, zuerst gewisse Gruppen als besonders freaky darzustellen, uns einzureden, sie hätten zu leiden, weil sie ja hässlich und verstoßen wären, um dann verlogen auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: hey, wir sind doch für euch da. Das ist ausbeuterisch. Zuerst schlecht machen und dann aufmuntern wollen. Ich glaube auch nicht, dass man hiermit irgendeiner der Gruppen einen Gefallen tut. Und das ist alles, was dieser Film tut, für mindestens 3 Gesellschaftsgruppen. Und dafür gibt es von mir einfach keine Punkte.

                                      PS: Die Fursuits sind mal wieder größtenteils nicht sehr herausragend,... außer die der Hauptfigur des Stranges. Obwohl ich sagen muss, dass ich in den Medien schon Schlimmere gesehen habe.
                                      Aber hier mal was richtiges:
                                      http://en.wikifur.com/w/images/thumb/0/0a/Bitter_Lake_poster.jpg/424px-Bitter_Lake_poster.jpg

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                                      • 9 .5

                                        Über Uwe Boll hört man ja so manches, vor Allem Negatives.
                                        Deutschlands Ed Wood wurde er genannt, und der Untergang des Kinos.
                                        Sowohl Filme mit amerikanischen Großstars wie Ray Liotta oder Jason Statham, als auch nationales Kino mit nahezu gänzlich unbekannten Darstellern, stehen auf der Liste seiner Werkschau, darunter in fiktionalen Genres wie Fantasy, Horror oder Action, aber auch Komödien, Dramen und Kriegsfilme - aber bei all des Variantenreichtums hat doch eine beachtliche Anzahl seiner Filmografie einen IMDB-Schnitt zwischen 2.0 und 4.4 - Egal, an welche Stilrichtung er sich wagt, Boll scheint in den Augen der Mehrheit nichts richtig machen zu können.
                                        Im Internet bildeten sich Petitionen, die verlangen, dass man ihm die Kamera aus der Hand reiße, und ihm das Filmedrehen auf ewig verbiete. Ob gerechtfertigt oder nicht, der Aufschrei der unbefriedigten Kinogänger spricht Bände: Uwe Boll ist der meistgehasste Regisseur der Filmgeschichte.

                                        Und der erste Film, den ich je von ihm gesehen habe, bekommt 8 Punkte von mir.
                                        Und selbst, wenn man weiß, dass ich oft dazu neige, Kino aus der Mainstreamecke vorwiegend nach seinem Unterhaltungswert zu bewerten und über grobe Mängel hinwegzusehen, wenn ich denn nur viel Vergnügen hatte, so ist dies nicht die Art von Bewertung, die ich hier angewandt habe. "Assault on Wall Street" ist ein hartes Drama, und ein harter Rachefilm - was härter ist, muss letztlich jeder selbst entscheiden - und als solches wirklich gut gelungen.
                                        Erzählt wird die Geschichte eines Securitybeamten namens Jim, der eigentlich nur seine Frau, die gerade dabei ist, sich von schweren Tumoren zu erholen, wieder vollends gesund bekommen möchte. Um finanziell auch stets über dem Wasser zu bleiben, legt er seine Ersparnisse in Akten an, die ihm als absolut sicher zugesagt worden sind.
                                        Viel möchte er nicht. Nur seine Frau gesund erhalten und über die Runden kommen. Doch dann geschieht das in einem Film wie diesem unvermeidliche: die Akten verlieren innerhalb weniger Tage drastisch an Wert. In Momenten verflüchtigt sich Dollar um Dollar, Cent um Cent und löst sich in dampfendem Nichts auf - und sinkt weiter, schlagt Löcher, die mit noch mehr Geld gestopft werden müssen, noch mehr Cents, noch mehr Dollars, noch mehr Schecks. Man hat kein Vermögen und immer mehr Ausgaben. Mit aller Kraft kratzt man Geld zusammen, um einen Anwalt zu bezahlen, der einem mit der Aussage "anders als an der Börse bekommt man bei einem Anwalt in der Regel auch das, wofür man bezahlt" lockt und dem Leidenden dann doch nur zwei unsichere Taktiken vorschlägt und ihn selbst entscheiden lässt, welche er der Partei gegenüber präsentiert - und Freitags ab 16 Uhr sowieso nicht mehr zu sprechen ist.

                                        "Assault on Wall Street" lebt davon, dass wir mehr wissen als unser Protagonist, nämlich können wir bald davon ausgehen, in welche Richtung der Film gehen wird, während er immer noch unter
                                        Das Privileg, keine Filmfigur zu sein, besteht darin, dass wir einen Film als Werk mit Dramaturgie, Standpunkt, Prämisse und Wirkung erkennen, während der Charakter alles als seine eigene, sinnlose Realität erlebt.
                                        Jims Broker, gespielt vom 'Scary Movie'-Darsteller Lochlyn Munro, kommt mit einem falschen Grinsen daher, dass man ihn als Mahnfigur für schlimme Kinder verwenden könnte, die kommt, wenn diese etwas angestellt haben. Er wirkt wie die schmierigen Verkäufer in diesen schlecht synchronisierten Dauerwerbesendungen, deren einziger Sichtungszweck es ist, sich über die übertriebene Art der Schwärmerei und die unrealistische Großartigkeit, die dem Produkt zugeschrieben wird, lustig zu machen.
                                        Während wir jedoch einen Archetypen sehen, sieht unser Protagonist einen sympathischen und glaubwürdigen Fachmann, dem man es nicht zutrauen würde, dass er einen über den Tisch zieht.
                                        Aber das ist interessant: der Broker wirkt locker und freundschaftlich, eigentlich vertrauenswürdiger als ein spießiger Anzugträger mit Stock im Arsch - aber warum das? Ist das etwa kein Kalkül?

                                        Jims Gefühle werden immer negativer und wir alle kennen das Prinzip der Gewalt: je mehr auf einer Person Druck ausgeübt wird, desto eher will sie sich aktiv dagegen wehren - oder sich rächen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Jims Knackpunkt ist sehr tief gelegt. Was er an Missständen aushält, ist für andere kaum ertragbar. Nur ein Ereignis sorgt letztlich dafür, dass er nicht mehr kann. Da Jim durch seinen Optimismus wirklich sympathisch wirkt, fühlen wir dasselbe wie er - Trauer, Verzweiflung, Wut und Hass. Denn wir wollen nicht, dass es Leuten, die so viel Hoffnung haben, wirklich schlecht geht. Und so wird uns verständlich, wie es in seinem Geist aussieht.

                                        In der IMDB ist "Assault on Wall Street" mit 6.1 Punkten ein Boll-Meisterwerk. Wie hätte die Wertung ausgesehen, hätte ein in Augen der Öffentlichkeit positiver wegkommender Autorenfilmer hinter der Kamera Platz genommen? Dachte man sich, der Boll verdiene aus Prinzip nicht mehr als eine nur ganz gute Zahl? Immerhin kann ein so schlechter Regisseur keinen richtig guten Film machen, aber ein "okayer" dürfte realistisch sein, oder? Ich kenne bislang nur diesen einen Film von Uwe Boll, und es wird nicht der Letzte sein. Ich bin mir relativ sicher, seine Werke, die eine richtig furchtbare Wertung aufweisen, werden auch wirklich nicht herausragend sein. Entweder sind es filmgewordene Schlaftabletten oder unfreiwillig komische Ausrutscher. Ich hoffe auf Zweiteres - in jedem Fall ist der Grund für den enormen Hass nicht gegeben. Der ist nie gegeben, außer, Boll würde hetzerische oder diskriminierende Filme machen. Aber das hat ihm noch niemand vorgeworfen - man hört immer nur, wie schlecht seine Werke gefilmt sind. Aber auch, dass er sie mit Herz und Seele gern macht. Und von wem hört man das? Von Fans. Und wenn jemand Fans hat, egal, ob sie seine Werke nun wirklich gut oder nur auf unterhaltsame Weise schlecht finden, und seine Sache auch noch sehr gerne macht, dann soll man doch nicht seinen Rücktritt als Regisseur fordern. Viel sinnvoller wäre es doch, einfach keine Filme mehr von ihm anzusehen und den anderen den Spaß zu lassen, oder?

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                                        • http://vignette3.wikia.nocookie.net/paw-patrol-skye/images/9/94/Paw-Patrol-Gruppe-1-.jpg/revision/latest/scale-to-width-down/479?cb=20140506114007

                                          • 7
                                            Martin Canine 07.07.2015, 19:59 Geändert 08.07.2015, 19:13

                                            (Enthält SPOILER zu einem extremst vorhersehbaren Film)

                                            Das Erste, was einem an "Türkisch für Anfänger" auffällt, ist die äußerst ungewöhnliche Verteilung nackter Oberkörper - denn hier sind es eindeutig die Männer, die zeigen was sie so im Angebot haben. Ein Phänomen, welches die Filmindustrie im Zusammenhang mit dem Publikum umgibt, ist jenes, dass auf "heiß" getrimmte Frauen im Kino wohl gern gesehen, oder zumindest nicht negativ beachtet werden, während es allen gleich sauer aufstößt, wenn mal ein Taylor Lautner seine maskuline, gut durchtrainierte männliche Brust entblößt. Man will ja damit nur erreichen, dass die Damen schmachten. Während sich hier einmal mehr die testosteronverspritzende Dominanz in der Filmcommunity zeigt, schießen die Streifen mit knackigen jungen Männern sofort an die Spitze der Kinocharts. Was Herr Freud wohl dazu zu sagen hätte?
                                            Jedenfalls dürfen wir Elyas M'Bareks Rolle Cem nahezu durchgehend mit verschwitztem, enthülltem Rumpf betrachten, und man fühlt den Östrogenspiegel förmlich von alleine ansteigen.

                                            "Türkisch für Anfänger" ist die perfekte Komödie für den Sommer - und nichts anderes. Charaktere, Setting, Storyschablone, Musik und Chemie - alles schreit nach guter Urlaubslaune.
                                            Es geht um die junge Lena Schneider, die das genaue Gegenteil ihrer Mutter darstellt: während diese immer noch in ihrer Hippiezeit um 1968 zu leben scheint und sich für fortschrittlich und unkonventionell hält, ist Lena ein der Norm entsprechendes, jedoch frigides und auf Kontrolle bedachtes Mädchen. Um auf dem Weg zum Urlaubsparadies Thailand so viel Abstand wie möglich zu gewinnen, setzt sich Lena im Flugzeig soweit von ihr weg wie nur möglich - neben dem machohaften Cem Öztürk. Dieser ist sehr von sich eingenommen, hält sich für einen Frauenhelden und lässt keine Gelegenheit aus, seine Flirtkeule rauszuholen. So hat sich Lena das nicht vorgestellt - schon garnicht, als das Flugzeug abstürzt und Lena gemeinsam mit Cem, seiner Schwester Yagmur und dem Stotterer Costa auf einer verlassenen Insel strandet!

                                            "Türkisch für Anfänger" ist die Leinwandadaption der gleichnamigen TV-Serie von Bora Dagtekin der hier ebenfalls hinter der Kamera Platz nahm; die Darsteller der Sendung schlüpften erneut in ihre Rollen. Nichtsdestotrotz entschied man sich, den Kinofilm nicht als Fortsetzung der Serie zu drehen, sondern die Story komplett neu zu erzählen - was wohl auch geklappt hat, zumal ich noch keine Folge der Serie gesehen habe und dennoch perfekt folgen konnte. Vielleicht ist dieser Film auch als Prequel anzusehen, da sich die Figuren hier kennenlernen und näherkommen, während meines Wissens die Prämisse der Sendung war, dass sich eine Patchworkfamilie mit verschiedenen Hintergründen zusammen arrangiert. Aber ich weiß es nicht genau.

                                            Von der titelgebenden Thematik der multikulturellen Familie blieb hier nicht viel übrig. Tatsächlich wäre es für die Geschichte relativ unwichtig, welche Herkunft die Figuren aufweisen. Die einzige Szene, die darauf anspielt - das ist jene, in der Yagmur meint, sie wäre Muslima und könne sich nicht einfach so entblößen - erweist sich als Scherz dieser, und ist für den Storyverlauf gänzlich irrelevant. Das ist nicht das deutsche 'East is East', was auch ganz gut so ist, da eine patriarchalisch gerichtete Figur der Handlung an Lockerheit genommen hätte.
                                            Was wir hier stattdessen bekommen, sind drei separate Liebesgeschichten, davon zwei im Vordergrund, und eine nebenbei.
                                            Lena und Cem sind das klassische seltsame Paar, in der Variante des unterschiedlichen Geschlechts - ab dem Zeitpunkt, als Lena Cem das erste Mal ins Wort fällt, ist beider Schicksal besiegelt. Wir hoffen nur, dass die Figuren ihre Zuneigung zueinander selbst erst möglichst spät bemerken, um sich noch ein wenig daran zu ergötzen, wie sie sich gegenseitig ihre Schädel einschlagen. Es ist ein Konzept, welches mit den richtigen Darstellern nahezu immer aufgeht. Elyas M'Barek ist nicht Humphrey Bogart und Josefine Preuß ist nicht Katherine Hepburn, aber das müssen sie auch garnicht sein, denn "Türkisch für Anfänger" stellt ja als Abenteuerromanze auch ganz andere Ansprüche als der Klassiker der 50er.

                                            Interessanter ist da fast die Geschichte der beiden älteren Semester. Vor Allem die der Mutter, die meint, als Hippie wäre sie immer noch cool und nicht realisiert, dass das, was einst rebellisch und modern war, mittlerweile nur noch peinlich und unangebracht wirkt. Das Ganze natürlich sehr selbstzweckhaft als Aufhänger für eine Reihe an Gags, zumeist auf Kosten der Anwesenden. Aber wenn man darüber nachdenkt, doch irgendwie ein verzweifelter Versuch, nicht zu den zu werden, was man einst bekämpfte. Aber wie gesagt, aus mir spricht die Natur einer Person, die die Psyche von Filmfiguren für gewöhnlich ernster nimmt als die Filmemacher selbst.
                                            Von daher fand ich es auch schade, dass man nicht auf den Aspekt einging, dass Mutter und Tochter sich in zwei Männer derselben Familie verlieben. Würden beide Paare heiraten, würde Cem zeitgleich zum Ehemann, zum Stiefbruder, zum Schwiegersohn und zum Stiefsohn werden. Ich stelle mir die Konstellation doch recht schwierig bewältigbar vor. Wie soll das Verhältnis der Eltern zum Stief-/Schwiegerkind aussehen? Und wie wirkt es sich auf die Beziehung der beiden Ehepartner aus, würden sie das Kind des jeweils anderen als ungeeigneten Partner ansehen?
                                            Alles interessant Fragen, die der Film nicht stellt.

                                            Was letztlich bleibt, ist eine Sommerkomödie, die von einer altbewährten und oft benutzten Vorlage, sehr sympathischen und gut harmonierenden Figuren, harmlosen und gut platzierten Gags, vermutlich attraktiven Darstellern beiderlei Geschlechts, broschüretauglichen Landschaftsaufnahmen der Insel, sowie dem einen oder anderen eingängigen Sommerhit im Soundtrack, lebt. Ein Film zum Spaß, der auch Spaß macht. Und nicht mehr.

                                            6
                                            • 7 .5

                                              Meine Damen, meine Herren, meine Trancegenders und Hermaphrodite!
                                              Es ist mal wieder so weit: The Super Duper Double Trouble Bingo Dingo Power Hour mit dem größten Unruhestifter der Welt, meinem Kollegen und MP-Buddy Troublemaker69 und meiner pelzigen Dingoheit, Martin Canine, geht zum zweiten Mal auf Sendung!
                                              Doch diese Ausgabe ist Teil eines Specials: TM und ich haben jeweils einen Film zum ersten Mal gesehen, den der andere auf den Tod nicht ausstehen kann! Diese Woche erscheint Teil 1, nächste der andere Film. Wir beginnen mit einem Streifen, der für Troublemaker69 die pure Hölle, für mich jedoch Neuland war: "Fack ju Göhte"!

                                              ---

                                              "Fack ju Göhte" hat es geschafft: aus einer Flut an im Wochentakt anlaufenden deutschen Komödien ist er es, der sich in Deutschland zum erfolgreichsten Film des Kinojahres 2013 und zum Publikums- und Kritikerliebling entwickelt. Wie bei jedem Hype gibt es aber auch die Proteststimmen, da ihnen der Hype auf die Nerven geht, oder aber enttäuschte Stimmen, die sich wesentlich mehr erhofft hatten. Vor Allem das gezeigte Bild der Schule scheint vielen nicht sehr gut gefallen zu haben. Ein den Jugendlichen gegenüber pessimistischer Film? Oder eine Gagparade, die sich mit den Klischees spielt? Man wird sehen.

                                              Wir folgen dem gerade frisch aus dem Gefängnis entlassenen Räuber Zeki Müller, der sich nach 13 Monaten Haft nichts weiter wünscht, als sich die zuvor von einer befreundeten Prostituierten versteckte Beute seines letzten Raubzugs zu schnappen und zu verduften. Leider hatte diese Freundin die glorreiche Idee, das Geld auf einer Baustelle zu vergraben. Tja, nun steht ebendort die neu errichtete Turnhalle der Goethe Gesamtschule. Da Zeki gerade gelesen hat, dass der dortige Hausmeister verstorben ist, möchte er sich als dessen Nachfolger bewerben, um ungestört unter der Halle graben zu können. Doch durch ein Missverständnis wird Zeki nicht als Hausmeister, sondern als Aushilfslehrer eingestellt! Das hat er sich anders vorgestellt. Doch er zieht den Plan durch - der ungebildete, rüpelhafte und faule Ex-Knacki kopiert das Zeugnis der jungen, ambitionierten Lehrerin Lisi Schnabelstedt, um an der Schule bleiben zu können. Als diese davon erfährt, geht sie mit ihm einen Deal ein - sie schweigt über Zekis Schwindel, wenn er dafür die ihr aufgebrummte, als ununterrichtbar geltende Klasse 10c übernimmt...

                                              First things first: "Fack ju Göhte" ist bunt. Und zwar richtig bunt. Kaugummis in Neonrosa, dass sie dem zuvor gezeigten Stripteaselokal bereits Konkurrenz machen, leuchtend grüne Tafeln wie in der Matrix, und blonde Haare so gelb wie Kartoffelchips. Durch welchen Farbfilter muss man einen Film jagen, um so eine Optik zu bekommen? Bei 'Speed Racer' und 'Enter the Void' kommt so etwas fantastisch, aber wir sind hier bei einer Schulkomödie, weder in einer futuristischen Stadt noch auf einem Trip!!! Dann geschieht in den ersten 10, 15 Minuten auch noch so viel an Handlung, dass man von den eingeführten Figuren und Storylines nicht viel mitbekommt. Ich mag es nicht, wenn Filme ihre Handlungspunkte wie von einer Liste abarbeiten, ohne etwas Raum für detailreiche Ausarbeitung zu lassen.
                                              Ich war mir zu Beginn leider recht sicher, dass mir "Fack ju Göhte" nicht gefallen würde.
                                              Aber dann ist etwas passiert. Nachdem die Prämisse etwas zu rasch abgefilmt wurde, drosselte der Film sein Erzähltempo, und nahm sich Zeit für Charme, Witz und Charakterbildung, wie man sie von einer Komödie gerne sieht. Gut, die Farbe blieb bis zum Ende hin puppenhausähnlich, aber das macht nichts, wenn die Witze zünden.

                                              Hauptdarsteller Elyas M'Barek wurde seine Rolle wortwörtlich auf den Leib geschneidert. Bereits vor Drehbeginn trainierte er seinen Oberkörper, um den gutaussehenden, aber rowdyhaften Bad Boy Zeki verkörpern zu können, den der ihm bestens vertraute Filmemacher Bora Dagtekin extra für ihn entworfen hat. Dass die Chemie zwischen diesem alteingesessenen Gespann funktioniert, merkt man jederzeit. M'Barek wirkt natürlich locker und gewissenlos, aber immer mit einer gewissen Sympathie, sodass sich die offenbar gute Stimmung des Darstellers auch leicht auf das Publikum übertragt. Ein so leichter Film funktioniert nur, wenn man nicht das Gefühl hat, die Schauspieler mussten sich anstrengen, um die ausgelassene Laune zu vermitteln. Und das schafft "Fack ju Göhte" vortrefflich.

                                              Aber was macht den Film so erfolgreich? Es ist wohl eine Mischung aus ansprechenden Gags, einem dem Publikum vom Serien- und Kinohit 'Türkisch für Anfänger' bereits bestens bekannten Gespann und einem Zusammenspiel mehrerer altbewährter und allseitsbeliebter Storykonzepte. Da ist das Konzept eines lockeren Lehrers, der es durch Kreativität und unkonventionelle Methoden schafft, seinen Schülern weiterzuhelfen und etwas zu erreichen. Dann das Motiv des verantwortungslosen Draufgängers, der durch den Umgang mit einer schwierigen Situation lernt, netter und gewissenhafter zu sein. Und natürlich das Urgestein des Comedygenres: das ungleiche Paar. Hier in seiner beliebtesten Variante, nämlich "was sich liebt, das neckt sich".
                                              Das Gesamte ist freilich vorhersehbar, aber umsonst haben sich diese Themen als überaus gewinnbringend bewiesen - immerhin lassen sich auf diesen Konzepten viele amüsante Einlagen einarbeiten. Und das gelingt hier sehr gut.

                                              Viele Leute kreiden dem Film das Bild der Schüler an. Dieses finde ich jedoch vollkommen vertretbar, da es die untere Schicht durchaus widerspiegelt. Ich komme selbst aus einem Bezirk, der viele Leute aus niedrigen Standards beherbergt und als ich an die dortige Schule ging, waren die Schüler dort ähnlich, nur noch extremer. Die waren zusätzlich zu dem hier noch gewalttätig. Das änderte sich, als ich in einem anderen Bezirk zur Schule ging. Letzten Endes sind die Schüler der 10c aber Leute, denen man von Anfang an nichts zugetraut hat, und die man immer abgeschrieben hatte. So jemand hat kein Potenzial. Und genau so entwickelten sich diese Leute. Aber dann kommt Zeki daher, der selbst eine ähnliche Herkunft hat, und bringt sie dazu, sich kreativ auszuleben. Und es stimmt, dass man für Kreativität wenig Bildung braucht, sie aber selbst bilden kann.

                                              "Fack ju Göhte" ist ein sympathischer Film für den Sommer, mit einer frischen Prise frechen Humors, Lässigkeit und einer Menge Charme, der es schafft, nahezu 2 Stunden wirklich vorzüglich zu unterhalten, und das mit einer lockerleichten Geschichte und gut aufgelegten Darstellern.

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                                                Martin Canine 05.07.2015, 13:53 Geändert 05.07.2015, 16:36

                                                Musikfilme sind ja immer eine besonders subjektive Sache. Hier müssen beide titelgebenden Komponenten passen, die musikalische und die filmische, denn wenn eines der beiden nicht stimmt oder sie nicht miteinander harmonieren, wird das Gesamtkonzept schnell hinuntergezogen und träge.
                                                "Imaginaerum" ist die filmische Adaption des gleichnamigen Konzeptalbums der Band Nightwish, zu deren Fans ich mich zähle.
                                                Für die Unwissenden unter euch: Nightwish ist eine Symphonic Metal-Band*, die sich, vereinfacht gesagt, durch sehr melodiöse, bombastische und orchestrale Rockmusik auszeichnet und somit eher auf harmonische, atmosphärische Stücke setzt als auf wildes Herumgebrülle und Testosteron. Und auch, wenn man weiß, dass ich Rockmusik sonst nicht allzu angetan und eher Freund der synthetischen Klänge bin (was wohl auch daran liegt, dass ich Frauen einfach viel lieber singen höre als Männer, und Rock eben sehr maskulin geprägt ist), hat sich Nightwish, seit ich sie vor etwa einem Jahr so richtig entdeckt habe, zu meiner absoluten Lieblingsband entwickelt.
                                                Wenngleich ich vorwegnehmen muss, dass es sich bei der als Vorlage dienenden CD nicht um eines der meiner Lieblingsalben der Gruppe handelt (was bei Nightwish nicht viel zu sagen hat), war ich doch sehr interessiert, wie man ihre von Haus aus bereits epische und theatralische Musik filmisch umsetzt.

                                                Der Film handelt von dem alten Komponisten Tom, der nach einem Herzinfarkt ins Koma gefallen ist und nun in einer Traumwelt sein Leben auf surreal verfremdete Weise noch einmal durchlebt. Begleitet von einem geisterhaften Schneemann sieht er seine Kindheit im Waisenhaus, seine Beziehung zu seinem suizidgefährdeten Vater, zu seiner langjährigen Freundin und Bandkollegin Ann und letztlich zu seiner Tochter Gem, von der er sich immer weiter entfremdet hat. Währenddessen versucht die mittlerweile über 70 jährige Ann in der realen Welt die junge Frau Gem davon zu überzeugen, mit deren Vater ins Reine zu kommen, bevor dieser stirbt.

                                                Man sollte bei "Imaginaerum" kein Musical und keine Rockoper erwarten, wie man es bei Pink Floyd's 'The Wall' oder The Who's 'Tommy' bereits gesehen hat, eher einen Spielfilm im Genre Fantasy, der auf einer Geschichte basiert, die ursprünglich aus einem Musikalbum stammt, und bei dem nur hin und wieder einmal gesungen wird. Lediglich 3 Songs der Band ('Slow Love Slow', 'Scaretale' und 'The Crow, the Owl and the Dove') werden im Film quasi unverändert im Vordergrund vorgetragen, und auch der Chorus der Single 'Storytime' ist an einer Stelle vordergründig deutlich zu hören. Die restlichen Lieder der CD wurden im Film entweder als instrumentaler Score oder aber als Begleitmusik (z.B. als eine Figur das Radio anstellt) eingesetzt. Von daher ist es ein Film, den man sich auch ansehen kann, wenn man sich mit Nightwishs Musik nicht wirklich identifizieren kann und einfach nur das Geschehen in sich aufnehmen will - es hilft aber freilich, mit der Band gut zu können. Denn "Imaginaerum" beinhaltet einige zentrale und wohl sehr persönliche Gedanken und Motive des Bandkomponisten, -schreibers und -keyboarders Tuomas Holopainen, dessen Handschrift unverkennbar über den sehr mystischen und symbollastigen Film schwebt - immerhin ist das hier adaptierte Album zu größten Teilen sein Werk.

                                                Der Film verwendet eine opulente und dunkle Optik mit vielen makaberen Einlagen, wie man sie unter anderem von den Werken Tim Burtons kennt. Vor Allem die schwarzhumorige Visualisierung des Songs 'Scaretale', mitsamt Zombieclowns und abgesägten Schädeldecken, aber immer mit dem nötigen kindlichen Touch, erinnert an die Werke des Meister des düsteren und magischen.
                                                Und trotzdem ist "Imaginaerum" doch deutlich ernster und poetischer als dessen Filme, wie eben die Musik von Nightwish. Die Aufspaltung in mehrere Ebenen, eine reale und eine surreal verfremdete Fantasiewelt, erinnert an die zuvor erschienen Werke 'The Fountain' und 'Sucker Punch', die sich eines ähnlichen Aufbaus bedienten, um tragische Ereignisse für die Protagonisten erträglich zu machen.

                                                "Imaginaerum" ist atmosphärisch, visuell und epochal etwas anders angesiedelt als man es sich von den Liedern der Band vielleicht erwartet, zumal die Gestaltung ihrer CDs, sowie der Texte, Titel und Geräuschkulissen immer auf etwas elfenartiges, mittelalterlich-fantasyhaftes im Stil von 'Herr der Ringe' schließen ließ (man betrachte die Covermotive der Alben 'Century Child' und 'Oceanborn'), wobei man auch sagen muss, dass bereits das zugehörige Album 'Imaginaerum' durch seine Einflüsse von Zirkusmusik, Spieluhren, Blues oder Musicalnummern (immer noch verarbeitet in orchester- und e-gitarrenlastige Arrangements) ein anderes Kopfkino erzeugt als alle 7 anderen aktuell erschienenen Studioalben der Band.

                                                Doch der daraus entstandene Bilderrausch ist ein nicht minder ästhetisches und fantasievolles Erlebnis, eine (manchmal wortwörtliche) Achterbahn der Sinneseindrücke, Gefühle und Verarbeitungen, die unseren Protagonisten, und vielleicht auch Holopainen, inne wohnen, tief vergraben im Unterbewusstsein. Es geht um Verständnis, Fehler, Liebe und das Rad der Zeit. Um Vergänglichkeit, Freude an den kleinen Dingen des Lebens und die Überwindung von Ängsten und Traumata. Und die Kraft der Fantasie und Kreativität.
                                                "Imaginaerum" ist weniger eine Geschichte, als ein Mosaik. Ein Mosaik der Träume, der Vorstellungskraft und der Emotionen. Und das sind Themen, die jeden ansprechen können.

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                                                *Weshalb genau fallen Nightwish nochmal unter Symphonic Metal, Evanescence unter Nu Metal und Within Tempation unter Gothic Rock? Ich als Laie im Rockgenre hätte ja alles unter Gothic zusammengefasst, hätte man mich nicht eines besseren belehrt...

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                                                    "Am goldenen See" ist die Geschichte eines alten Ehepaares im Herbst ihres Lebens, deren Tochter mittleren Alters, die sich von ihrem Vater ungeliebt fühlt, und wiederum deren Stiefsohn, dessen pubertäre Trotzphase der Altersmürrischkeit seines Stiefgroßvaters mehr ähnelt als ihm lieb ist. Es ist die Geschichte davon, wie zwischen zwei rund 60 Jahre auseinanderliegenden Generationen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben, eine Brücke geschlagen wird, die alle Unterschiede überdauert.
                                                    Filme wie "Am goldenen See" sind schwer zu finden, wohl, da sie es nicht leicht haben, eine Zielgruppe zu finden. Die beiden großen Stars des Films waren bereits über 70 Jahre alt, Action gibt es so gut wie keine, und auch auf andere reißerische Elemente wurde gänzlich verzichtet. Der Film fließt wie der titelgebende See, und die Gefühle schimmern herzerwärmend in der warmen Brise der Luft über dem Fischerboot.

                                                    Was uns dieser Film zeigt, ist keine ausgeklügelte Handlung voller dramatischer Ereignisse, auch keine Parade an lauten Lachern, sondern ein Abbild des Lebens, dreier Ären, die unterschiedliche Eigenschaften besitzen und unterschiedlich mit Situationen umgehen.
                                                    Jeden Sommer fährt das Ehepaar Ethel und Norman Thayer in ein Ferienhaus nach Golden Pond, wo sie seit Jahren gemeinsam die schöne Landschaft und Jahreszeit genießen. Norman feiert demnächst seinen 80. Geburtstag und ist vom Alter gezeichnet: er vergisst Wege, die er oft entlanggegangen ist und tut sich mit vielem schwer. Und trotzdem ist er ein zäher alter Bursche, der seine Meinung rausposaunt, und von seiner Frau gerne als ihr "Brummbär" bezeichnet wird. Ethel ist eine aufgeweckte Frau in ihren späten 60ern und liebt ihre Familie über alles. Sie ist lebenslustig und hört es nicht gerne, wenn ihr Mann von seinem Tod redet, egal, ob es nur ernst oder scherzhaft ist.
                                                    Katharine Hepburn und Henry Fonda gewannen für ihre Darstellungen beide im hohen Alter jeweils einen Oscar für ihre Leistung. Für ihn, der auf eine fast 50 jährige Filmkarriere zurückblicken konnte, war es der erste Oscar und seine letzte Kinorolle, bevor er etwa 1 Jahr später verstarb. Hepburn ging mit ihrem 4. Oscar innerhalb einer ebenso langen Laufbahn (1934, 1968, 1969 und 1982) in die Filmgeschichte ein, und sollte noch 2 weitere Jahrzehnte überstehen.
                                                    Die Art und Weise, wie die beide Schauspieler ihre Rollen verkörpern, kommt ungemein bekannt vor. Sie sind ein altes Ehepaar, welches auf viele Jahre Erlebnisse zurückblicken kann, und von all diesen Zeiten geprägt sind, wie viele andere Leute im wahren Leben. Das klingt jetzt schicksalhafter als es ist.
                                                    Ethel ist die aufgeschlossene, freundliche Oma und Norman der griesgrämige, störrische Opa, der aber im Grunde seines Herzens ein guter Kerl ist, der halt gerne keppelt.

                                                    Ihr 13-jähriger Quasi-Enkel Billy hingegen ist ein typischer Junge an der Schwelle zum Teemageralter. Er will älter, cooler, besser wirken als seine Umwelt, wirft mit S-Wörtern um sich, prahlt mit Aufrissen und findet alles zu uncool für sich. Aber wie jeder Junge dieses Alters ist das mehr Schein als Sein. Er soll einen Sommer bei seinen Großeltern verbringen und findet das natürlich erstmal "Mäusescheiße" (das einzige Mal neben 'Scarface', das ich diesen Ausdruck gehört habe). Dann aber drückt ihm Norman ein Buch in die Hand - 'Die Schatzinsel'. Und will mit ihm fischen gehen. Klingt alles mal nicht wirklich aufregend. Bis er es probiert. Dann ist es 'doch nicht so übel'. Oder um es ins Vernünftige zu übersetzen: er findet es klasse.

                                                    Normans und Ethels Tochter Chelsea (gespielt von Henry Fondas leiblicher Tochter Jane) hat zu ihrem Vater ein kühles Verhältnis. Sie spricht ihm nicht etwa mit Daddy an, sie sagt Norman. Oder Mistkerl. Er scheint ihr als Kind nie viel Zuneigung gegeben zu haben und das lastet sie ihm bis heute an. "Er kann Gefühle nicht so zeigen", sagt Ethel zu ihrer Tochter, die es nicht aushält, wie sich ihre zwei Liebsten zueinander verhalten. Norman denkt wiederum, Chelsea liebt ihn nicht, da sie ihm bis heute aus dem Weg geht und ihn verächtlich ansieht. Hier gibt es ein Kommunikationsproblem, welches nicht unbekannt ist: Männer von Normans Generation mussten Anstand und Respekt ausstrahlen. Sie galten als Autorität und Familienoberhaupt, und mussten stark und repräsentativ sein. Gefühle und Zärtlichkeit zu zeigen, das gehörte nicht zum Standard. Sie, und auch ihre im Vergleich zu ihrem Gatten gut 10 Jahre jüngere Mutter, sind da etwas anders. Doch es ist Chelseas Name, den Normal ruft oder sagt, wenn er nicht weiter kann.

                                                    "Am goldenen See" ist ein glücklichmachender Film über das Altern, über Generationen, Umgänge, Liebe und Zeit. Es ist ein Werk über verschiedene Phasen des Lebens und wie die Leute in und mit ihnen umgehen. Es ist ein Film, der die Bezeichnung "wunderschön" verdient. Viele Filme sind gut, atemberaubend und grandios. Weniger sind wunderschön. Aber "Am goldenen See" verdient dieses Prädikat. Ein Film, so prachtvoll und einfach, und trotzden ein überwältigender Anblick, wie das Glitzern des Sonnenuntergangs auf dem See...

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