Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 8

    [...] Selten habe ich mich so sehr (und so lange) auf einen Western-Film gefreut wie im Fall von "The Sisters Brothers", allein schon deshalb, weil er mit einer unvergleichlichen Starbesetzung aufwartet und erste Einblicke vermuten ließen, dass man es mit einem hochgradig ungewöhnlichen, zuweilen aber auch überraschend humorigen Western zu tun bekommen würde. Beide Versprechen – das kann ich vorwegschicken – wurden letztlich eingelöst, auch wenn der trockene, manchmal flapsige, oftmals düstere Humor dann doch nicht so omnipräsent ist, wie ich es vermutet hätte, sondern lediglich als angenehmes Gegengewicht zum ansonsten propagierten Ernst und Fatalismus fungiert. Zudem unterstützt der Film ein weiteres Mal die These, dass die besten "amerikanischen Western" dieser Tage aus Europa kommen, derweil hier für die Inszenierung der französische Regisseur Jacques Audiard verantwortlich zeichnet, der mich vor gar nicht allzu langer Zeit noch mit "Der Geschmack von Rost und Knochen" zu begeistern gewusst hat. Und auch wenn man sich hier auf gänzlich unterschiedlichen Pfaden bewegt, lassen sich doch Parallelen in der Darbietung ausmachen, was sowohl den fatalistischen und ungeschönten Tenor des Ganzen betrifft, als auch für die Hauptfiguren gilt, die in ihrer Funktion als Auftragsmörder eigentlich weit davon entfernt sind, als Identifikationsfiguren und Sympathieträger zu fungieren. [...]

    • 4
      über Primal

      [...] Obwohl ich doch darum weiß, dass vom Nicolas Cage dieser Tage nicht mehr wirklich viel zu erwarten ist und auch seine letzte Zusammenarbeit mit Regisseur Nick Powell – "Outcast" – nicht eben cineastisches Gold dargestellt hat, fällt es mir doch immer noch schwer, nein zu sagen, wenn mir einer seiner neueren Filme begegnet, weil ich ihn schlichtweg noch immer wahnsinnig gern sehe und ja immerhin die Chance besteht, es zumindest noch mit einem solide-unterhaltsamen B-Movie-Actioner zu tun zu bekommen. So oder ähnlich muss ich auch bei "Primal – Die Jagd ist eröffnet" gedacht haben, doch fällt der nach dem Positiv-Ausreißer "Mandy" leider wieder in die Sparte der vergessenswerten oder zu ignorierenden Spätwerke des Herrn Cage, der hier nicht einmal so viel zu tun bekommt, wie man es ihm wünschen würde. Vor allem aber lässt der Film eine klare Ausrichtung vermissen und bietet eine krude Mischung aus opportunistischem Wildjäger, einer Schar US-Marshals, einem brandgefährlichen Auftrags-Killer und einer ausufernden Auseinandersetzung an Bord eines Schiffes, die durch eine Handvoll frei herumstreifender Wildtiere inszenatorisch aufgepeppt werden soll. [...]

      • 6

        [...] Wie auch immer es mir passieren konnte, dass "Office Uprising" bislang gänzlich meiner Aufmerksamkeit entgangen ist, konnte ich doch jüngst diesen ärgerlichen Fauxpas beheben und ihn meiner Sammlung einverleiben. Die Prämisse des Ganzen ist natürlich wieder einmal herrlich zusammengewürfelt wie hanebüchen, doch ab und an eine launige wie kurzweilige Horror-Komödie mit ordentlich Action ist ja eigentlich nie so verkehrt, zumal auch der Cast des Streifens mir durchaus Lust auf den Film gemacht hat. Im Vorfeld war ich ja tatsächlich der Meinung, er könne mich entweder schwer enttäuschen oder schwer begeistern, weshalb ich ob meiner Einschätzung durchaus irritiert bin, dass sich die Wahrheit irgendwo dazwischen befindet, denn die von Lin Oeding inszenierte Chose ist einerseits weit davon entfernt, ein Rohrkrepierer zu sein, andererseits zünden nicht annähernd genügend Gags, als dass es reichen würde, ihn in den Stand eines "Shaun of the Dead" zu erheben. Dafür nämlich hätte das mit rund anderthalb Stunden angenehm knapp bemessene Werk durchaus noch etwas einfallsreicher, überbordender und reißerischer ausfallen müssen. [...]

        • 8

          [...] Als ich vor ziemlich genau einem Jahr den 2014 entstandenen "5 Zimmer Küche Sarg" an dieser Stelle rezensiert habe, stand dessen Serien-Ableger "What We Do in the Shadows" zumindest in den USA bereits in den Startlöchern und auch wenn hier nun nicht die liebgewonnene neuseeländische Vampir-WG um Viago und Vladislav im Zentrum steht und das Geschehen nach New York verlagert worden ist, war ich doch mehr als gespannt auf die FX-Produktion. Zudem ist selbige immerhin ebenfalls von Jemaine Clement (der gemeinsam mit Taika Waititi für Drehbuch und Regie des Films verantwortlich zeichnete) konzipiert worden, während Waititi bei der ersten Episode die Regie übernommen hat und auch sich auch beide nicht zu schade waren, zumindest für einen (genialen) Gastauftritt erneut in ihre Rollen als Vladislav und Viago zu schlüpfen. Trotz Neugierde und Begeisterung wurde es dann für mich allerdings schnell still um die Serie, denn nirgends ließen sich Hinweise ausmachen, die eine Ausstrahlung hierzulande ankündigen würden und ausgerechnet durch das derzeit verordnete Daheimbleiben stieß ich nun jüngst zufällig darauf, dass zumindest die erste Staffel mittlerweile als JOYN-Exclusive gehandelt wird, was mich dann prompt zu einem Probe-Abo verleitet hat, um nun – ein Jahr später als erhofft – doch noch in den Genuss der Serie zu kommen. [...]

          • 7

            [...] Die Entstehung von "The Man Who Killed Don Quixote", der Versuch, den Stoff zu verfilmen, die Katastrophen am Set, der Abbruch und das Jahrzehnte lange Schmoren in der Produktionshölle sind weithin bekannt und haben den Film, lange bevor er entstanden ist, zu einer echten Hollywood-Legende werden lassen, die bereits mit dem Dokumentarfilm "Lost in La Mancha" ein Denkmal gesetzt bekommen hat. Ex-Monty-Python-Mitglied Terry Gilliam aber war nicht gewillt, dieses Scheitern auf sich sitzen zu lassen und so – wie er selbst mit eingangs gezeigter Texttafel festhält – kam 2018 schlussendlich sein Werk "nach mehr als 25 Jahren in Arbeit … oder Nicht-Arbeit … endlich im Kino". Bezeichnend und passend eigentlich, dass der Film dann schlussendlich im Kino herzlich wenig Aufmerksamkeit bekam, gleichwohl er bei seiner Uraufführung in Cannes fünfzehnminütige Standing Ovations einfahren konnte. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, denn ein kultverdächtiges Meisterwerk ist es leider nicht geworden, dafür aber ein durch und durch kompromissloser und exaltiert-überdrehter Reigen, der eine merkliche Katharsis für den Filmschaffenden Gilliam mit sich gebracht haben dürfte. [...]

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            • 5

              [...] Ich muss ja gestehen, dass ich mir im Vorfeld weit mehr von "Die Geschichte der Liebe" erhofft habe, als der Film letztlich abliefert, was zu teilen aber auch mit dem selbstbewusst großspurigen Titel zu tun gehabt haben mag, der in Kombination mit der üppigen Laufzeit ein romantisches Epos erwarten ließe. Ähnlich ambitioniert dürfte der Roman von Nicole Krauss gewesen sein und mag dieses Versprechen auch besser eingelöst haben, doch Regisseur und Co-Autor Radu Mihaileanu verzettelt sich meines Erachtens zu schnell und zu sehr in seinen unterschiedlichen – und teils Jahrzehnte auseinander liegenden – Erzählsträngen, um letztlich wirklich überzeugen zu können. Hier findet sich also eines der Beispiele dafür, dass manche Romane sich schlichtweg nicht oder nur schwer verfilmen lassen, denn während Mihaileanu und Team durchaus handwerkliches Geschick bei der Inszenierung erkennen lassen und auch die DarstellerInnen trefflich gewählt sind, wird man doch allzu oft aus dem jeweiligen Geschehen gerissen, als dass man sich vollends auf den jeweiligen Part der Erzählung einlassen könnte. Hinzu kommt, auch wenn das natürlich Absicht ist, dass es deutlich zu lange dauert, bis alles sich zu einem erkennbaren Ganzen fügt, während die einzelnen Plots die meiste Zeit mehr oder minder gleichberechtigt durchexerziert werden. [...]

              • 6 .5

                [...] Viele Jahre habe ich es vermieden, "Wir kaufen einen Zoo" meine Aufmerksamkeit zu widmen, denn obwohl ich insbesondere Damon und Johansson bekanntermaßen sehr mag, hat mich dieser derart plakative, im Grunde alles vorwegnehmende Titel schon immer gestört und ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses Werk mich würde verzaubern, geschweige denn begeistern können. Nun handelt es sich aber eben auch um einen Film von Cameron Crowe und auch wenn der mich mit – dem vier Jahre später entstandenen – "Aloha" so gar nicht abzuholen wusste, hat er mich seinerzeit mit unter anderem "Almost Famous" oder auch "Vanilla Sky" schwer begeistert. Sie es wie es will, schien die Zeit günstig, dem Tierpark-Investitionsfilm nun doch meine Zeit zu schenken, denn in Anbetracht der dieser Tage doch oft harschen Realität schien ein lupenreiner wie waschechter Feel-Good-Movie dann doch nicht die schlechteste Wahl, um den Abend auf der Couch zu verbringen. [...]

                • 8 .5

                  [...] Warum es nun für mich schon wieder so lange gedauert hat, auch der zweiten Staffel "The Good Place" Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, wird wohl ein ewiges Mysterium bleiben, doch kann ich zumindest schon einmal vorwegschicken, dass selbige mich ähnlich zu begeistern wusste wie schon die erste Staffel, gerade weil man nicht der Versuchung erliegt, sich zu wiederholen und auf der Stelle zu treten, sondern mutig neue Wege geht. Anfänglich war ich tatsächlich ein wenig skeptisch, denn basierend auf dem finalen Twist der vorherigen Staffel hätte man genau dieses Vorgehen vermuten oder befürchten können – ohne da jetzt ins Detail gehen zu wollen. Doch bereits in der doppelt umfangreichen Auftaktepisode "Alles ist bestens" vermag man die Vorzeichen wieder gleich mehrere Male umzukehren, um gleichsam mit einem neuen Twist aufzuwarten, der die Gruppenzugehörigkeit und Sympathie noch einmal neu verteilt. Das gilt insbesondere für die Figur des Michael (Ted Danson), der hier ohnehin deutlich mehr zu tun bekommt, beziehungsweise in seinem Auftreten weit vielschichtiger wirkt als im ersten Jahr. [...]

                  • 8

                    [...] Ich muss ja gestehen, Roland Emmerich gegenüber immer ein wenig indifferent gewesen zu sein, so dass ich weder behaupten könnte, ihn und seine Werke wahnsinnig zu schätzen, noch, dass ich sie nicht mögen würde, auch wenn sein oft mit Holzhammer daherkommendes Pathos schon gewöhnungsbedürftig ist und auch hier wieder – aus der Natur der Sache heraus – mehr als reichlich zur Schau gestellt wird. So war es eben auch weniger Emmerich, der mich auf "Midway – Für die Freiheit" hat aufmerksam werden lassen, sondern der regelrecht beispiellose All-Star-Cast, den er hier vor der Kamera versammelt hat, auch wenn leider viele der großen Namen kaum mehr als gefällige Cameo-Auftritte haben mögen, was aber ebenfalls zu erwarten gewesen ist. Machen wir weiter mit den Geständnissen, dass mir die Schlacht von Midway wie auch die Insel als solche im Vorfeld nicht wirklich ein Begriff gewesen ist, weshalb eine Abhandlung der historischen Ereignisse – wenn auch freilich für das Unterhaltungskino dramatisiert, verfremdet und überwiegend aus amerikanischer Sicht geschildert – für mich gleich doppelt spannend und interessant gewesen ist. Dergestalt in Erwartung und vorbereitet auf Pathos und reichlich Krawumm mit bekannten Gesichtern, dürfte ich eine mehr als gute Ausgangslage für den Film gehabt haben, der mich schließlich mit seinen beinahe zweieinhalb Stunden Laufzeit zu keinem einzigen Zeitpunkt zu langweilen gedroht hat. [...]

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                    • 3 .5

                      [...] Nicht im Traum hätte ich mir vorstellen können, einmal derart von einem Film enttäuscht zu werden, der mit McAvoy und Vikander einfach mal zwei meiner liebsten Darsteller vereint. Entsprechend groß waren Vorfreude und Neugierde auf "Grenzenlos", gefolgt von der Ernüchterung, dass der tatsächlich hierzulande wieder einmal nur auf DVD erscheinen würde. Letztlich habe ich also erneut bei Amazon Video zugeschlagen, um den Film dergestalt in HD erleben zu können, doch während die beiden namhaften Darsteller dann tatsächlich noch das Beste an dem Film sind – und sicherlich noch einiges mehr hätten retten können –, weiß vom Rest der Chose schlussendlich kaum etwas zu überzeugen. Es bleibt ein pathetisch aufgeblasenes, pseudo-verkopftes Filmerlebnis, das schlussendlich gleichermaßen unbeteiligt wie unbefriedigt zurücklässt und nicht einmal Anstalten zu machen scheint, die auf dem Papier schon unvereinbar wirkenden Handlungsstränge irgendwie in Einklang zu bringen. [...]

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                      • 6 .5

                        [...] Ursprünglich hatte ich mal angedacht gehabt, zunächst der eigentlichen Bourne-Trilogie einen erneuten Besuch abzustatten und mich dann erst an "Jason Bourne" zu wagen, weshalb der Film überdurchschnittlich lange unbeachtet hier herumgelegen hat, doch letztlich siegte die Neugierde, zumal die Filme zwar thematisch miteinander verknüpft sind, abgesehen von Damon und Stiles ja aber auch niemand aus den "alten Filmen" zurückgekehrt ist, was doch sehr dafür spricht, dass man den Film auch verstehen dürfte, wenn man nicht mehr minutiös jedes Ereignis parat hat – zumal man das ja auch schlichtweg erwarten dürfte. Dem ist tatsächlich auch weitestgehend so, auch wenn man natürlich zumindest grob im Bilde sein sollte, um wen es sich bei Bourne handelt, aber das dürfte selbst bei jenen der Fall sein, welche die früheren Filme womöglich gar nicht gesehen haben. Und eigentlich könnte der erneut von Paul Greengrass inszenierte Film ein vielversprechendes Revival für das Franchise einläuten, wobei wir nun – immerhin rund vier Jahre weiter – sehen, dass wir nichts sehen, was auch verständlich ist, denn was interessant und lohnend startet, wartet doch mit einer ausgemacht dünnen, notdürftig zusammengestrickten Handlung auf und das kann dann auch die Action nicht mehr vollumfänglich retten. [...]

                        • 8

                          [...] Eigentlich ist es ja schon ein wenig unfair, wenn man mit dem Schlagwort "Superheld" an die neue Netflix-Produktion "I Am Not Okay With This" herangeführt oder darauf neugierig gemacht wird, denn diese insgesamt sieben Episoden umfassende erste Staffel könnte von einer klassischen Superheldenserie oder -geschichte sicher kaum weiter entfernt sein. Viel hilfreicher – und nicht weniger neugierig machend – ist da schon der Hinweis, dass es sich um eine Adaption des gleichnamigen Comics von Charles S. Forsman handelt, dessen Werke bereits in der Vergangenheit erfolgreich adaptiert worden sind. Tatsächlich handelt es sich dabei um die großartig schwarzhumorige, von Tristesse geprägte Dramedy "The End of the F***ing World", die vor gar nicht allzu langer Zeit eine zweite Staffel spendiert bekommen hat. Nun stammt aber nicht nur die Vorlage einmal mehr von Forsman, nein, für die Inszenierung und somit Regie zeichnet auch einmal mehr Jonathan Entwistle verantwortlich. Und das merkt man der Serie deutlich an, was mitnichten als Kritik gemeint sein soll, denn das von erdigen Farben dominierte, triste Dasein – diesmal verortet im amerikanischen Pennsylvania – schlägt schnell in seinen Bann und versprüht reichlich 80er-Flair, was wohl so beabsichtigt und gewollt ist, derweil die Story wohl eher zu heutiger Zeit spielen soll, auch wenn man reichlich die Nostalgie-Schiene bemüht. [...]

                          • 8 .5

                            [...] Vergangenes Wochenende habe ich nun auch endlich den vielgepriesenen und zu Recht gelobten "BlacKkKlansman" nachgeholt und muss sagen, dass ich im Nachgang schwer beeindruckt gewesen bin, wie es Spike Lee gelungen ist, einerseits eine unterhaltsam-aberwitzige Ermittlungs-Story inmitten der 7oer zu inszenieren und andererseits einem immer öfter Das Lachen im Halse stecken bleiben zu lassen bei den mehr als offenkundigen Vergleichen, die er zu heutigen Gegebenheiten und Entwicklungen zieht. So macht es durchaus Sinn, dass Lee sein neuestes Werk nicht als Buddy-Comedy verkannt sehen will – auch wenn das Duo aus Ron und Flip diese Ansicht begünstigen mag –, denn sein auf den Schilderungen des echten Ron Stallworth beruhendes Werk ist weitaus bissiger, ernsthafter und grimmiger, als es vielleicht auf den ersten Blick den Anschein machen mag. So ist der oft beinahe beschwingte Ton der Erzählung – gepaart mit der Absurdität der Situation an sich – durchaus geeignet, dass ungemein schwere und ernste Thema ein wenig aufzulockern, doch liegt Lee freilich nichts an Verharmlosung und allein die finalen Einstellungen des Films kommen einem Schlag in die Magengrube gleich, der noch lange nachwirkt. [...]

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                            • 5 .5

                              [...] Ich hatte ja bereits im Rahmen meiner Besprechung zu "Percy Jackson – Diebe im Olymp" angekündigt, mir trotz dessen durchwachsener, eher mäßiger Qualität alsbald auch den Nachfolger "Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen" ansehen zu wollen, doch dass es dann so schnell gehen würde, hätte ich selbst nicht geahnt. Ob es nun daran gelegen hat, dass ich bereits wusste, was mich erwarten würde oder daran, dass ich meine Erwartungshaltung bereits massiv gedrosselt habe, muss ich sagen, dass mir der zweite Teil doch tendenziell besser gefallen hat als der Erstling. So wirkt die Ausrichtung des Ganzen trotz immer noch vorhandener Albereien etwas zielgerichteter, der Plot etwas stringenter und das Geschehen als solches etwas durchdachter, auch wenn man hier ebenfalls nicht so sehr auf Logik und Kohärenz schielen sollte. Ansonsten biete der Film zugegebenermaßen auch schlichtweg mehr vom Gleichen und so fühlt man sich natürlich direkt wieder heimisch im Halbblut-Camp, auch wenn Chef-Zentaur Chiron nun nicht mehr wie Pierce Brosnan sondern weit eher wie Anthony Stewart Head aussieht. Und auch wenn ich kein Fan von Umbesetzungen bin – und mich ohnehin frage, wieso das nicht einfach ein anderer Zentaur hätte sein können – weiß diese Wahl durchaus zu gefallen. [...]

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                              • 8

                                [...] Nachdem mit "Jojo Rabbit" schon längst wieder Taika Waititis neuester Film im Gespräch gewesen ist, hole ich nun erst einmal – und endlich – den 2016 entstandenen "Wo die wilden Menschen jagen" nach, schließlich habe ich Waititi zwar erst mit "Thor 3" für mich entdeckt, später aber auch für "5 Zimmer Küche Sarg" sehr zu schätzen gewusst, weshalb zu hoffen und erwarten stand, dass mich auch dieser Ausflug in die neuseeländische Wildnis würde überzeugen können. Und tatsächlich vermag der Film mit seiner offensiven, aber gleichsam unaufgeregten Skurrilität und Spleenigkeit schnell für sich einzunehmen, auch wenn es eine Weile braucht, sich in das obskure Szenario einzufinden und der plakativ überzogene Wahnsinn sich zunächst nur zaghaft Bahn bricht. Das ist aber genau die richtige Herangehensweise, denn im Zentrum stehen eben nicht derber Witz oder absonderliche Begegnungen, sondern die schwierige Beziehung zwischen dem unverstandenen Ricky und dessen unwilligem und mürrischen Ziehvater Hec, wobei ich natürlich niemandem gesondert zu verraten brauche, dass beide sich über kurz oder lang natürlich auf gewisse Art zusammenraufen. [...]

                                • 8

                                  [...] Gar nicht mal so lange ist es her, dass ich mich der zweiten Staffel "Catastrophe" gewidmet habe, doch nicht zuletzt deshalb, weil die Staffeln so angenehm kurz und dementsprechend leicht zu "konsumieren" sind, ging es nun auffallend zeitig für mich mit der dritten und vorletzten Staffel weiter und ich muss sagen, dass diese mich noch mehr zu überzeugen wusste als die beiden zuvor. Einmal mehr zeichnen hier die beiden Hauptdarsteller nicht nur für die Darstellung der Protagonisten, sondern auch für die jeweiligen Drehbücher verantwortlich und ich meine zu erkennen, dass ihnen hier ein noch überzeugenderer Spagat zwischen Komödie und Drama gelungen ist, so dass die Staffel gleichsam ernsthafter und tragischer, in vielen Belangen aber auch noch einen Hauch unterhaltsamer wirkt als die Ereignisse zuvor. Diesmal stehen derweil nicht Schwangerschaft oder ein neues Kind im Mittelpunkt, sondern tatsächlich die schlichte Lebenssituation von Rob und Sharon, die sich zwar gut in ihre Rollen als Ehepartner hineingefunden haben, nun aber mit anderen, neuen Herausforderungen zu kämpfen haben. [...]

                                  • 8

                                    [...] Diesmal habe ich mir nicht annähernd so viel Zeit gelassen wie noch beim ersten "John Wick", weil ich doch zugeben muss, es kaum habe erwarten zu können, wieder in die überstilisierte Parallelwelt abzutauchen, die Regisseur Chad Stahelski 2014 aus dem Boden gestampft hat. Denn auch wenn Kapitel 2 ein paar kleinere Durchhänger hatte und natürlich nicht mehr annähernd so frisch und überraschend wie der erste Teil daherkam, habe ich ihn in Summe doch ebenfalls sehr gemocht und der Cliffhanger an dessen Ende verleitet ja geradezu dazu, dringend wissen zu wollen, wie es denn nun weitergeht mit dem zum Abschuss freigegebenen Wick. Und genau da setzt nun natürlich auch "John Wick: Kapitel 3" an und skizziert zunächst in einer Abfolge von Auseinandersetzungen, Hetz- und Verfolgungsjagden, wie es einem von der Hohen Kammer exkommunizierten Auftragskiller im New York dieser Tage ergeht. Zum Verschnaufen ist folglich zunächst wenig Zeit, doch die überstilisierte Optik und Gewalt nebst nicht enden wollendem Einfallsreichtum bei der Inszenierung der Kämpfe sorgen dafür, dass man sich das auch locker noch eine weitere Stunde hätte ansehen können, bevor sich so etwas wie eine Handlung – die aber auch hier freilich wieder kaum mehr ist als ein rudimentäres Konstrukt – sich langsam Bahn bricht. [...]

                                    • 6
                                      über Genius

                                      [...] Ziemlich exakt seit Veröffentlichung der Blu-ray liegt "Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft" bei mir herum und eigentlich hätte ich ihn schon längst gerne sehen und rezensieren wollen, doch irgendwie war der Wurm drin. Leider gilt selbiges auch für den Film als solchen, denn nachdem ich mich nun der Geschichte um den weltbekannten Schriftsteller Thomas Wolfe und dessen Lektor Max Perkins habe, muss ich doch sagen, dass hier doch einiges mehr pflichtschuldig durchexerziert wird, anstatt echte Emotionen hervorzurufen, so dass man insbesondere den beiden Hauptfiguren im Grunde auch merkwürdig fremd bleibt, was sicherlich nicht an fehlendem Können seitens Law und Firth gelegen haben mag, sondern mehr an einem Skript, das nicht genau zu wissen scheint, wo es den Fokus des Ganzen zu setzen gedenkt. Würde der Film nicht auf der Biografie "Max Perkins: Editor Of Genius" fußen, könnte man sich auch guten Gewissens darüber streiten, wer von den beiden denn nun das namensgebende "Genius" hat sein sollen und wessen Geschichte hier nun wirklich erzählt wird, aber in der vorliegenden Form erfährt keine der Figuren genügend Beachtung, geschweige denn, dass ihre Freundschaft zueinander wirklich spürbar würde. [...]

                                      • 9

                                        [...] Lange ungerechtfertigt vernachlässigt, habe ich nun kürzlich endlich "Sunshine" von Regie-Tausendsassa Danny Boyle nachholen können, der mich bereits in den 1990ern mit Werken wie "Trainspotting" hat begeistern können und seither eigentlich immer überzeugt hat, ob es nun um das Survival-Drama "127 Hours" oder den herrlich undurchsichtigen Mystery-Thriller "Trance" geht. 2007 aber hat sich Boyle auch an einem lupenreinen Science-Fiction-Thriller versucht, in dem es um nichts weniger geht, als das "Sterben" der Sonne zu verhindern und somit die Menschheit zu retten. Dabei vereint er einiges an gehaltvollen und vielversprechenden Zutaten, um einerseits an Bord der Icarus II fast schon eine Art Kammerspiel zu inszenieren, in Bezug auf die zunächst achtköpfige Crew und deren Verhältnis untereinander einer klassischen Tragödie in nichts nachsteht und sich zuletzt noch dazu entschließt, das Ganze in Richtung existenzialistischen Horror kippen zu lassen, was mich beispielsweise ein wenig an "Event Horizon" hat denken lassen, auch wenn beide Filme ansonsten kaum zu vergleichen sind. [...]

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                                        • 9

                                          [...] Fast könne man meinen, ich wolle alte Fernsehjahrzehnte wieder aufleben lassen, wo man wirklich noch ein ganzes Jahr – oder teils weitaus länger – auf eine neue Serienstaffel hat warten müssen, denn während die produzierten Staffeln der Showtime-Serie "Shameless" mittlerweile bereits zweistellig sind und eine der Hauptdarstellerinnen (Emmy Rossum) bereits ausgestiegen ist, bin ich nun tatsächlich mehr als zweieinhalb Jahre nach Rezension der dritten Staffel dazu gekommen, mir doch zumindest das vierte Jahr mit den Gallaghers um die Ohren zu schlagen. Dabei irritiert es zunächst, wie gut es für die Gallaghers zu laufen scheint, aber wie zu erwarten ist dieses Hoch nicht von langer Dauer, wie niemanden überraschen wird, wobei es schön ist zu sehen, wie insbesondere Lip am College dann doch ins straucheln gerät und mit seiner forsch-dreisten Art eben nicht überall Anklang findet. Ein wenig hat das was von Fish-out-of-Water, wobei grundsätzlich die Staffel den Fokus ein wenig mehr auf Drama denn Witz zu legen scheint, auch wenn die ungemein erfolgreiche Showtime-Produktion noch immer artverwandten Serien zu zeigen vermag, wie man eine nahezu perfekte Dramedy zu inszenieren hat. [...]

                                          • 8 .5

                                            [...] Lange habe ich mich auf das Elton-John-Biopic "Rocketman" gefreut und diesem nun gegenüber dem ebenfalls gefeierten, ebenfalls – zumindest auf den letzten Metern – von Dexter Fletcher inszenierten "Bohemian Rhapsody" den Vorzug gegeben, gleichwohl die Story um Freddie Mercury hier ebenfalls noch ihrer Betrachtung harrt. Zu gespannt aber war ich allein auf die Performance seitens Taron Egerton, der hier schließlich zahllose Elton-John-Klassiker selbst zum Besten gibt, während der Reigen als solcher weit eher als Musical denn als Musikfilm betrachtet werden darf und für solche Werke habe ich ja bekanntermaßen auch nicht erst seit "La La Land" einiges übrig. Und wer jetzt meint, Fletcher – der nach "Eddie the Eagle" hier zum zweiten Mal mit Egerton in der Hauptrolle dreht – habe sich hinsichtlich Inszenierung einschränken müssen, weil sei Biopic sich eben lediglich auf Songs von Elton John stützt, der unterschätzt das mannigfaltige Werk, das der Ausnahmekünstler im Laufe von Jahrzehnten auf die Beine gestellt hat. Und so finden der Regisseur und sein Drehbuchautor Lee Hall jederzeit die passenden Stücke, die richtigen Worte, um Kindheit, Jugend, Aufstieg, Fall und Läuterung des exzentrischen Musikers zu begleiten. [...]

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                                            • 5

                                              [...] Lange Jahre bin ich damit ausgekommen, mir "Percy Jackson – Diebe im Olymp" nicht zu Gemüte geführt zu haben, doch da meine Liebste Lust darauf verspürte, den Film ein weiteres Mal zu sehen, habe ich mich diesmal angeschlossen, gleichwohl ich mich fragen muss, ob ich diese Zeit nicht sinnvoller hätte nutzen können. Dabei bringt der Fantasy-Streifen aus 2010 eigentlich alle Zutaten mit sich, um unterhaltsamen und überzeugenden Filmgenuss quasi zu garantieren, zumal auch die drei Jahre später entstandene Fortsetzung dafür zu sprechen schien, dass diese Annäherung an die griechische Mythologie so verkappt nicht hat sein können, denn wie viele ambitionierte Buchreihen-Verfilmungen hat es schon gegeben, die nach gerade mal einem Film bereits wieder eingestampft worden sind. Auch Regisseur Chris Columbus kann getrost als Gütesiegel betrachtet werden, denn auch wenn ich mich noch immer nicht für die Harry Potter-Filme habe erwärmen können, erfreuen die sich doch breiter Beliebtheit und er hat immerhin zwei davon inszeniert, während einige Komödien-Klassiker auf sein Konto gehen und er mich zumindest vor geraumer Zeit mit "Pixels" zu überzeugen wusste. Vielleicht mag es einfach daran liegen, dass hier schon wieder versucht worden ist, zu viel in einen einzigen Film zu packen, um der Vorlage gerecht zu werden oder daran, keine klar definierte Zielgruppe gehabt zu haben, denn im Wechselspiel zwischen Ernst und Albernheit, Drama und Humor überzeugt die Chose letztlich an keiner Front so richtig. [...]

                                              • 9

                                                [...] Jacques Audiards "Der Geschmack von Rost und Knochen" ist nunmehr auch beinahe zehn Jahre alt, hat derweil aber nichts von seiner verstörenden und teils niederschmetternden Intensität verloren, wie ich nun am eigenen Leib erfahren durfte, nachdem ich mir endlich ein Herz gefasst habe, dem Film meine Zeit zu widmen, denn allzu oft schreckte mich die doch vergleichsweise schwere Kost, die Regisseur Audiard in seinem Milieu-Drama zu offerieren trachtet. Die beiden Protagonisten Alain und Stéphanie könnten dabei kaum unterschiedlicher sein und hätte ich nicht bereits viel Gutes und Lobendes zum Film gehört, hätte ich mir kaum vorstellen können, dass die Geschichte um einen Türsteher und Untergrundkämpfer sowie eine verunglückte und aus dem Leben gerissene Orca-Trainerin funktionieren könnte. Hier aber offenbart sich bereits eine der größten Stärken des Films, denn ungeachtet der großartigen Kameraarbeit, dem treffsicheren Einsatz von Musik und Melodie, dem rauen Charme und der oft niederschmetternden Erzählung sind es vorrangig die beiden Hauptdarsteller, die aus dem Film ein einziges, packendes Erlebnis machen. [...]

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                                                • 8

                                                  [...] Lange schon hatte ich ja damit geliebäugelt, mir die mittlerweile von Netflix übernommene, ursprünglich aber von Channel 4 produzierte Anthologie-Serie "Black Mirror" einmal näher anzusehen, doch irgendwie haben wir bislang nie zueinander gefunden, was sich nun zum Glück zumindest im Hinblick auf die erste, immerhin auch nur lediglich drei Episoden umfassende Staffel geändert hat. Nach nunmehr fünf produzierten Staffeln mit wechselnder Episodenzahl und dem interaktiven "Bandersnatch" muss ich freilich niemanden mehr über die Qualitäten der Serie belehren, habe sie nun aber eben auch für mich entdeckt und bin weitestgehend begeistert von den satirischen bis zynischen Untertönen, die einer jeden Folge – mehr oder minder ausgeprägt – innewohnen, die sich auf unterschiedlichste Art und mit dystopisch geprägter Herangehensweise an teils erschreckenden Zukunftsvisionen versuchen. Gleich die erste Episode – meines Erachtens nicht ganz so clever gewählt als Auftakt für eine Science-Fiction-Serie – macht aber deutlich, dass sich die Ansätze der Serie mitnichten auf eine nicht näher bezeichnete Zukunft beschränken, denn die mit Rory Kinnear als Premierminister Callow hochkarätig besetzte Episode ist voll und ganz im Hier und Jetzt verankert und widmet sich auf erfrischend perfide Weise den bereits existenten Gefahren der Neuen Medien. Wie sich das für eine Satire gehört, sind die Ereignisse hier natürlich dramaturgisch überhöht, wissen aber trotzdem zu überzeugen, auch wenn ich sie nach persönlichem Empfinden tatsächlich als schwächste Folge der Staffel empfunden habe. [...]

                                                  • 8 .5

                                                    [...] Lange schon stand "The Favourite – Intrigen und Irrsinn" auf meiner persönlichen Watchlist und auch wenn es eine Weile gedauert haben mag, hatte ich dafür umso mehr Freude mit diesem lustvoll inszenierten Reigen von Yorgos Lanthimos, wobei sein dritter englischsprachiger Film ihm zahllose Auszeichnungen eingebracht hat und für sage und schreibe zehn Oscars nominiert worden ist, auch wenn es letzten Endes nur für eine Auszeichnung für Olivia Colman als "Beste Hauptdarstellerin" gereicht hat, den sie sich allerdings auch redlich verdient hat in ihrer Verkörperung von Königin Anne. Dabei wage ich zu behaupten, dass Lanthimos‘ neuestes Werk gar nicht einmal unbedingt ein Film für die breiten Massen sein dürfte, denn was er hier auf die Leinwand zaubert, ist zurückhaltend gesprochen schon als ziemlich eigen und exzentrisch zu bezeichnen, auch wenn es sich dem Vernehmen nach um seinen bislang wohl zugänglichsten Film handeln mag. Vor allem anderen aber gelingt ihm, mit seinem vielgepriesenen Werk einen Kostüm-, beziehungsweise Historienfilm zu schaffen, wie es keinen zweiten oder vergleichbaren gibt, was sowohl an ein paar simplen inszenatorischen wie dramaturgischen Kniffen liegt, die das Geschehen in keiner Weise gestrig oder verstaubt wirken lassen, auch wenn er sich dafür historischer Freiheiten bedienen mag, die andernorts geschichtskundigen Zuschauern sauer aufstoßen dürften, hier aber formidabel ins surreale Gesamtbild passen, das ohnehin wie ein Zerrbild der Realität wirkt. [...]