Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 6 .5
    über Venom

    [...] Nachdem ich – für einen Marvel-Film überdurchschnittlich lange – den von Sony Pictures produzierten und ins Feld geschickten "Venom" bislang vor mir hergeschoben habe, konnte ich den doch immerhin mit Hardy und Williams vielversprechend besetzten Film jüngst endlich nachholen. Bereits im Vorfeld hatte sich allerdings auch eine gesunde Portion Skepsis bei mir breitgemacht, denn nachdem Sony über die Jahre hinweg immer wieder Pläne für Spider-Man verfolgt und wieder verworfen hat, aus dessen Dunstkreis ja auch der vornehmliche Anti-Held Venom aka Eddie Brock stammt, folgten Ankündigung und Veröffentlichung des Films doch relativ unerwartet, vor allem aber im gefühlt luftleeren Raum, nachdem die Story nun weder Teil des weitschweifigen wie erfolgreichen MCU ist, noch ansonsten größere Anknüpfungspunkte zu aktuellen oder früheren Geschichten des Netzschwingers bietet. Diese neu gewonnene Freiheit gedenken die Drehbuchautoren Jeff Pinkner, Scott Rosenberg und Kelly Marcel auch ausgiebig zu nutzen und stilisieren in ihrer Variante Protagonist Eddie Brock zu einem engagierten Enthüllungsjournalisten, der zwar auch zuweilen zu unlauteren Mitteln greift, grundsätzlich aber natürlich sympathisch und liebenswert daherkommt, womit sie der Vorlage schon die erste Schärfe nehmen, sich hier aber auch der Herausforderung gegenübersehen, Venom ohne Nemesis – also Spider-Man – zu inszenieren. [...]

    • 7 .5

      [...] Es ist nun schon wieder einige Zeit ins Land gegangen, seit ich mich der ersten Staffel "Catastrophe" gewidmet habe, aber gut Ding will ja bekanntlich Weile haben und so hatte ich auch mit der zweiten Staffel nun, mehr als zwei Jahre später, wieder meine helle Freude. Im Grunde aber passend, dass ich so viel Zeit zwischen den Staffeln habe verstreichen lassen, denn auch bei Sharon und Rob ist die Zeit nicht stehen geblieben und gleich zu Beginn der Staffel wird man gewahr, dass hier ein gehöriger Sprung vollzogen worden ist. Nicht nur ist der gemeinsame Sohn – die Fruchtblase platzte im vorangegangenen Staffelfinale – mittlerweile drei Jahre alt, sondern Sharon auch schon wieder hochschwanger, so dass die Geburt ihres zweiten Kindes Muireann (ein Name, der die Familie zu spalten imstande ist), kurz bevorsteht. So überraschend das auf den ersten Blick sein mag und so kurzweilig wie der Staffelauftakt durch diese Wendung aber geraten sein mag, wird hier meines Erachtens einiges an Potential verschwendet, schließlich lebt die Serie ja von ihrem unverblümten Blick auf zwei unverhofft Zusammengekommene, die sich mehr schlecht als recht zur Familie zusammenraufen. Und da hätte ich gerne Robs und Sharons erste Gehversuche mit dem ersten Baby gesehen, anstatt nun relativ kommentarlos gleich zum nächsten überzugehen, auch wenn sich hier natürlich einiges wiederholen mag, was sie schon mit Sohn Frankie durchgemacht haben. [...]

      • 4 .5

        [...] Im vergangenen Jahr hat mich Wash Westmoreland gleich zwei Mal mit seinen Arbeiten zu überzeugen beziehungsweise begeistern gewusst und sowohl "Colette" als auch "Still Alice" werde ich in guter bis bester Erinnerung behalten, weshalb ich auch schon sehr gespannt auf den Netflix-Film "Wo die Erde bebt" war, ganz davon abgesehen, dass der allein schon aufgrund der Tatsache, dass Alicia Vikander die Hauptrolle innehat, bereits im Vorfeld auf meine Watchlist gewandert ist. Nun ist die Buch-Adaption seit einiger Zeit verfügbar und vor kurzem fand ich dann auch die Zeit, mich dem Werk zu widmen, das mich allerdings leider ziemlich ratlos und mittelschwer enttäuscht zurückgelassen hat. Nicht nur durch die unnötig sperrige Erzählweise, nach dem Verschwinden von Lily einzusetzen und die Geschichte überwiegend – aber immer wieder von Gegenwarts-Einsprengseln unterbrochen – in Rückblenden zu erzählen, schafft Distanz zum Geschehen, sondern auch die vergleichsweise nüchterne Erzählweise, die dem Thema nicht ganz angemessen scheint. [...]

        • 7 .5

          [...] Einmal mehr auf das Prime-Filmangebot zurückgreifend, habe ich jüngst einen Blick bei "Open Grave" riskiert, da mich die kryptische und wenig vorwegnehmende Inhaltsangabe neugierig gemacht hatte, denn bekanntermaßen reizt es mich ja durchaus, mich ohne jedwede Vorkenntnisse auf einen Film einzulassen und dieser schien doch sehr meinem persönlichen Geschmack zu entsprechen. Und tatsächlich sollte ich mit dieser Annahme Recht behalten, auch wenn ich erwartet hätte, dass sich der Protagonist zu Beginn länger in dem namensgebenden Grab aufhalten würde, statt in Windeseile von dort zu entkommen und prompt auf eine Gruppe ebenfalls ihres Gedächtnisses beraubter Personen zu treffen. Das ist natürlich weder etwas, was man dem Film ankreiden, noch, wofür man ihn kritisieren könnte, zumal er von diesem Punkt ausgehend ein durchweg spannendes und packend geschildertes Rätsel liefert, das nur sehr zögerlich die Zusammenhänge und dringend notwendige Erklärungen preisgibt und damit den bedienten Themen einiges an neuen Impulsen abringt. Gonzalo López-Gallego inszeniert entsprechend eine durchaus überzeugende Genre-Perle, die einzig aufgrund ihrer mysteriösen Aufmachung und der vergleichsweise unbekannten Darsteller nicht die verdiente Aufmerksamkeit bekommen haben dürfte, zumal er mit äußerst einfachen Mitteln extrem effektiven Horror und Thrill vermittelt. [...]

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          • 5

            [...] In dem Bestreben, auch öfter mal auf das verfügbare Prime-Angebot zurückzugreifen und nicht immer nur die eigens gekauften Blu-rays in den Player zu legen, stieß ich jüngst auf "Summer of 84", der mir beim Stöbern zwar schon des Öfteren begegnet war, mich aber nie soweit hat reizen können, dass ich bereit gewesen wäre Geld zu investieren. Nichtsdestotrotz kann ja eine an die glorreiche Ära der mit jugendlichen Protagonisten ausstaffierten Abenteuerfilme der Achtziger so verkehrt nicht sein und tatsächlich gelingt es den drei verantwortlichen Regisseuren, deren spezifisches Flair bewusst wiederzubeleben. Darüber hinaus allerdings gibt es leider kaum Neues an der Front zu verzeichnen und François Simard sowie Anouk und Yoann-Karl Whissell begnügen sich tatsächlich damit, eine Geschichte im selben Stil zu erzählen, ohne etwas Innovatives oder gar Eigenes der Rezeptur beizumischen, was insofern bedauerlich ist, da der Film handwerklich gelungen daherkommt und im besten Sinne wie aus der Zeit gefallen wirkt, also genau die – auch namensgebenden – Achtziger wiederzubeleben vermag. [...]

            • 8

              [...] Ursprünglich glaubte ich ja nicht unbedingt an eine Fortsetzung von "You – Du wirst mich lieben" und konnte mir auch nicht vorstellen, dass eine weitere Staffel mit dieser Rezeption noch einmal so funktionieren könnte, zumal die Story der Serie auf dem gleichnamigen Roman von Caroline Kepnes fußte. Einerseits sollte ich sogar Recht behalten, denn der ursprüngliche Sender Lifetime ließ das Projekt nach ersten Staffel fallen, doch erbarmte sich andererseits Netflix der Zuschauerschaft und lieferte nun Ende des vergangenen Jahres eine erneut zehnteilige zweite Staffel, die wiederum auf dem Nachfolge-Roman "Hidden Bodies" beruht, von dessen Existenz ich bis dato nichts wusste. Nichtsdestotrotz würde ich mal mutmaßen, dass man sich nur lose von der Vorlage hat inspirieren lassen, denn man nutzt den Umzug in die Stadt der Engel schon für eine gehörige Portion von L.A.-Wahnsinn. So ist natürlich jeder, der etwas auf sich hält, in den Sozialen Medien vertreten und omnipräsent, zelebriert und inszeniert den eigenen Lifestyle, versucht sich an Sellerie-Saft-Diäten oder daran, die eigenen Chakren zu aktivieren, betrachtet – sehr zum Leidwesen von Joe – Bücher lediglich als charmantes Accessoire und ist allgemein einer leicht zu vermittelnden Oberflächlichkeit verfallen. Dergestalt ist der satirische Aspekt der Show in dieser Staffel meinem Gefühl nach spürbar ausgeprägter, womit die Serie aber auch noch einmal weit abgehobener wirkt als noch in ihrem ersten Jahr. [...]

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              • 7 .5

                [...] Nach vielen lobenden Worten, insbesondere für Nicole Kidman, bin ich jüngst auch dazu gekommen, mich dem von Karyn Kusama inszenierten "Destroyer" zu widmen, der sich als grimmiger und im besten Sinne freudloser Thriller entpuppt, den man sich tatsächlich nicht entgehen lassen sollte. Und dennoch lässt mich der Film zwiegespalten zurück, denn wo Kidman wirklich auf ganzer Linie überzeugt und mit jeder Faser ihres Körpers die in wahrhaft desolatem Zustand befindliche Erin Bell verkörpert, wusste mich der eigentliche Plot des Ganzen leider nicht hundertprozentig zu überzeugen, schien sich meinem Gefühl nach gar ein wenig auf der Ausnahmeleistung seiner Hauptakteurin auszuruhen. So funktioniert diese düstere Mär als Charakter-Drama wirklich ausnehmend gut, nimmt dafür aber Abstriche beim Kriminal-Plot in Kauf, der einerseits mit vielen bekannten Versatzstücken hantiert, andererseits in den ersten zwei Dritteln reichlich episodisch und damit beinahe fragmentarisch wirkt, zumal das Geschehen von steten Rückblenden unterbrochen wird, was die schicksalsträchtige Undercover-Mission siebzehn Jahre zuvor anbelangt. Speziell diese gekonnt inszenierten Rückblicke will ich dem Film dabei mitnichten ankreiden, doch tragen sie eben dennoch dazu bei, dass das eigentliche Geschehen zuweilen ein wenig zerfasert wirkt. [...]

                • 1 .5

                  [...] Als jemand, der selbst noch den schlechtesten Filmen (zumindest zumeist) noch etwas abgewinnen kann, hätte ich nie gedacht, einmal einem solchen Machwerk wie "Future World" zu begegnen, denn während es auf dem Papier so scheint, als könne dieser Film voll und ganz meinem Beuteschema entsprechen, passt hier tatsächlich so gut wie gar nichts zusammen und es wird auf ewig ein großes Rätsel bleiben, wie sich beispielsweise und unter anderem Lucy Liu und Milla Jovovich – selbst die schlechtesten "Resident Evil"-Teile wirken im direkten Vergleich wie hohe Kinokunst – für so einen Mist haben hergeben können. Zumindest bei James Franco wird das Rätsel dahingehend gelüftet, dass ihm dieser Film ein Herzensprojekt gewesen sein soll, weshalb er auch gemeinsam mit Bruce Thierry Cheung die Regie übernommen hat, doch erklärt das wiederum nicht, wie dieses Werk so dermaßen enttäuschend geraten sein kann, hat er schließlich noch mit "The Disaster Artist" im selben Jahr unter Beweis gestellt, auch auf dem Regie-Stuhl überzeugen zu können, selbst wenn er zudem in seinem eigenen Film mitwirkt. [...]

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                  • 8

                    [...] Nach vielen lobenden und gleichsam vielen enttäuschten Stimmen lag es nun an mir, mir bezüglich "It Comes At Night" ein eigenes Bild zu machen, denn derlei spaltende, um nicht zu sagen polarisierende Filme reizen ja schon grundsätzlich mein Interesse, ganz davon abgesehen, dass man mich mit endzeitlich orientierten Survival-Storys ja eigentlich immer bekommt. Hier nun scheint das Grundproblem der wankelmütigen Akzeptanz einmal mehr das Marketing gewesen zu sein, wie es beispielsweise auch bei "The Witch" der Fall gewesen ist, derweil sich die beiden Filme ohnehin in vielen Belangen gleichen, fernab dessen, dass es sich freilich in beiden Fällen lohnt, ihnen Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, so man sich denn eben keinen klassischen Horror-Schocker erwartet, der nun auch "It Comes At Night" beileibe nicht geworden ist und niemals sein wollte. Stattdessen handelt es sich – neben dem Survival-Aspekt – im Grunde um ein klassisches Familien-Drama vor ungewöhnlicher Kulisse, das zunehmend auf die wachsende Paranoia und wechselseitiges Misstrauen setzt, als profan ein Monster – oder in diesem Fall wohl besser einen Infizierten – des nachts heranspazieren zu lassen. [...]

                    • 8 .5

                      [...] Lange habe ich dem Erscheinen der ersten Staffel der von Netflix produzierten Serie "The Witcher" entgegengefiebert und dementsprechend auch die insgesamt acht Episoden binnen Wochenfrist regelrecht verschlungen. Dabei kann ich vorausschicken, dass ich mit dem Endergebnis durchaus zufrieden bin und es sehr begrüße, dass Netflix bereits im Vorfeld die Produktion einer zweiten Staffel angekündigt beziehungsweise bestätigt hat, denn tatsächlich kratzen wir hier im Grunde nur an der Oberfläche dessen, was Autor Andrzej Sapkowski seinerzeit in der insgesamt fünfteiligen Hexer-Saga zu erzählen trachtet. Denn auch wenn sich der Look der Serie ganz unzweifelhaft auch an dem der ungleich erfolgreicheren Videospielreihe mit ihren mittlerweile drei Teilen orientiert, fußt die Story doch eben auf der auch dort zugrundeliegenden Buchreihe, was manchen sicherlich irritieren dürfte, der mit dem etablierten Look der Figuren aus den Spielen vertraut ist und womöglich noch nie einen Blick in die hierzulande beim DTV erschienenen Bücher geworfen hat. Als jemand, der aber sowohl die Spiele als auch die Bücher kennt, wage ich zu behaupten, dass der Spagat, beide Fraktionen von Fans zu berücksichtigen, durchaus geglückt ist, auch wenn sich sicherlich jeder etwas anderes von einer derartigen Serie erwarten dürfte. [...]

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                      • 9 .5

                        [...] Vor Jahresende haut Netflix tatsächlich noch einmal einiges an Highlights und lang erwarteten Perlen raus, auch wenn ich mich bekanntermaßen an der Diskussion, ob solche Filme nicht weit eher zunächst eine Kinoauswertung verdient hätten, gar nicht beteiligen mag, doch Fakt ist, dass nach "The Irishman" nun eben kurz vor Jahresende auch "Marriage Story" beim Streaming-Dienst aufgeschlagen ist. Der stammt, sowohl was Regie als auch Drehbuch anbelangt, von Noah Baumbach, aus dessen Œuvre ich tatsächlich bislang nur den doch eher durchschnittlichen "Gefühlt Mitte Zwanzig" (ebenfalls mit Adam Driver) kenne, doch dessen ungeachtet würde ich nach Sichtung des Dramas gar so weit gehen, von seinem bisherigen Magnum Opus zu sprechen, weil ich mir schlichtweg nicht vorstellen kann, das ihm bereits ein derart großer, feingeistiger und bis ins Detail überzeugender Wurf gelungen sein kann, wie er ihn hier kredenzt. Sicherlich mag der Film dramaturgisch zwar auch nicht im wortwörtlichen Sinne perfekt geworden sein und verzettelt sich innerhalb seiner stolzen Laufzeit von 136 Minuten doch ein wenig, was den stringenten Fortgang des zunehmend garstiger und verletzender werdenden Scheidungskrieges anbelangt, doch emotional vermag er einen so dermaßen abzuholen, dass man darüber locker hinwegsehen kann. [...]

                        • 3 .5

                          [...] Nachdem ich in den vergangenen Wochen an dieser Stelle gerne mal über die mittelprächtigen bis richtig schlechten Netflix-Weihnachtsfilm-Produktionen geredet habe, bleibe ich diesem Ansatz bis zuletzt treu und liefere nun also auch an den Feiertagen noch einen letzten Vertreter dieser Reihe. Und nachdem ich dieser Tage den frisch erschienenen und ebenfalls mit Vanessa Hudgens besetzten "The Knight Before Christmas" vorgestellt habe, "musste" ich nun natürlich noch den letztjährig veröffentlichten "Prinzessinnentausch" nachholen, zumal für kommendes Jahr tatsächlich eine Fortsetzung zu dem Quatsch angekündigt worden ist. Kein Wunder aber im Grunde, schließlich prahlt Netflix ja geradezu stolz mit der Mittelmäßigkeit dieser Retortenprodukte, zu denen eben auch dieses Werk zählen darf. Der Ansatz ist dabei – wen würde es überraschen – weder neu noch sonderlich clever, so dass hier eine amerikanische Bäckerin mit einer Adligen das Plätzchen-wechsle-dich-Spiel spielen darf und die beiden in die Rolle der jeweils anderen schlüpfen dürfen (im Nachfolger werden es dann übrigens gleich drei von Hudgens verkörperte Frauen sein, aber dazu dann im nächsten Jahr mehr). [...]

                          • 9

                            [...] Ich hatte mir ja selbst das Versprechen abgenommen, dass ich es noch vor Ablauf des Jahres 2019 schaffen würde, mir endlich "Inside Llewyn Davis" anzusehen, nachdem die Blu-ray immerhin bereits seit Juni 2016 in meiner Schublade ihr Dasein fristet und wenn auch auf den beinahe letzten Drücker, konnte ich dieses Versprechen schlussendlich doch noch halten. Entsprechend komme nun auch ich endlich in den Genuss, in die allgegenwärtigen Lobeshymnen einzustimmen, denn der Film der Coen-Brüder ist wahrlich ein Ereignis, das von der ersten Minute an in seinen Bann zu schlagen versteht, was umso aussagekräftiger dadurch wird, dass die rund eine Woche umspannende Filmhandlung im Grunde keiner übergeordneten Narrative folgt und letztlich Episode an Episode, Begegnung an Begegnung reiht. Was andernorts einem Film das Genick brechen würde, erheben die Coens hier allerdings zur regelrechten Kunstform, die letztlich in eine Art elliptische Erzählform mündet, bei der sich Anfang und Ende der Geschichte gegenseitig überlappen wie auch bedingen, bevor die Welt von Llewyn Davis durch das Eintreffen von Bob Dylan gehörig in Aufruhr gebracht werden wird, was man als Zuschauer allerdings nicht mehr erlebt. Wie die Coens selber anzumerken pflegten, musste sich der Film in der Zeit vor Dylan ereignen, denn sonst hätten sie den Film über Dylan drehen müssen. [...]

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                            • 9 .5

                              [...] Kaum eine andere Serienstaffel habe ich in diesem Jahr so sehnlichst erwartet wie die nunmehr vierte Staffel "The Expanse", nachdem deren Absetzung seitens Syfy zeitweise beschlossene Sache war und letztlich Amazon in die Bresche gesprungen ist, um die Space-Opera fortzuführen, die bekanntermaßen auf den Büchern von James Corey fußt, hinter dem sich wiederum die Autoren Daniel Abraham und Ty Franck verbergen, die hier auch als Produzenten und teils Drehbuchautoren mit an Bord sind. Und diese Staffel unterstreicht nun tatsächlich nicht nur mit Nachdruck, dass die Serie einer solchen Rettung mehr als würdig gewesen ist, sondern zeigt deutlich, dass ihr im Grunde gar nichts besseres hätte passieren können, als von den Amazon Studios übernommen zu werden, denn das hier wohl einiges mehr an Budget zur Verfügung gestanden hat merkt man in nahezu jeder einzelnen Einstellung. So ist allein schon die Auftaktepisode "Neuterra" mehr als spektakulär geraten und wartet nicht nur bereits mit visuellen Highlights auf, sondern verspricht auch dramaturgisch einiges, obwohl das zugrundeliegende Buch meinem Kenntnisstand nach nicht unbedingt eines der beliebtesten der Reihe ist. [...]

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                              • 7 .5

                                [...] Die allgemeine Euphorie zu "Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers" mag durchaus noch vorhanden und immens gewesen sein, hat durch allgemeine Übersättigungserscheinungen, den zuletzt vergleichsweise gefloppten "Solo" und natürlich auch den doch sehr zwiespältig bis skeptisch aufgenommenen "Die letzten Jedi" einen gehörigen Dämpfer erhalten. Ich für meinen Teil habe mir zum Glück die kindliche Vorfreude auf den Abschluss des wohl berühmtesten Weltraum-Märchens bewahren können und war dementsprechend voller Vorfreude und Neugierde, was der Abschluss der Saga wohl bringen würde. Und ganz so, wie sich Rian Johnson beim letzten Teil mit einigem an Anfeindungen hat auseinandersetzen müssen, wird es jetzt sicherlich auch J.J. Abrams gehen, der nach ursprünglich anders lautenden Plänen als Regisseur zu der Reihe zurückgekehrt ist und auch noch einmal gehörig Hand an das Skript gelegt haben mag, das nicht nur vor dem Hintergrund des tragischen Dahinscheidens von Leia-Darstellerin Carrie Fisher in 2016 einigen Korrekturen unterzogen werden musste. Aber fairerweise muss man sagen, dass Abrams im Grunde auch nur hat scheitern können – was, das schicke ich gleich vorweg, nicht bedeutet, der Film wäre nicht sehenswert – doch sah er sich hier gemeinsam mit Drehbuchautor Chris Terrio (der einerseits den großartigen "Argo", andererseits den enttäuschenden "Batman v Superman" sowie "Justice League" zu verantworten hat) der Herausforderung gegenüber, eben nicht nur die neue, nunmehr dritte Trilogie der Star Wars-Saga zu einem gefälligen Abschluss zu bringen, sondern gleichsam auch einen überzeugenden Schlussakkord für die insgesamt neun Filme umspannende Skywalker-Saga zu finden. [...]

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                                • 1 .5

                                  [...] Wie schon vergangene Woche angekündigt, habe ich mich in der Vorweihnachtszeit natürlich auch noch "A Christmas Prince: The Royal Baby" gewidmet, obschon die Qualität der Reihe bereits im vergangenen Jahr mit "The Royal Wedding" spürbar nachgelassen hat (und auch beim Erstling "A Christmas Prince" schon nicht gerade hoch gewesen ist), doch irgendwie ist es ja schon beinahe Tradition, sich alljährlich einmal in das von Netflix ersonnene Aldovia zu begeben, um dem Königspaar bei dessen neuesten Abenteuer beizuwohnen. Mehr noch als im grenzwertigen Vorgänger allerdings ist schon der Titel eine einzige Mogelpackung und es geht wirklich nur am Rande um die Schwangerschaft der erneut von Rose McIver verkörperten Amber, wobei ich auch nicht behaupten könnte, dass sich ansonsten ein großartiger roter Faden in dem zunehmend verworrener wirkenden Treiben erkennen ließe. Wie so oft ist also ein Jahr vergangen und die weiterhin ambitionierte Bloggerin Amber fasst mal eben für ihre Leserschaft (und damit die Zuschauer) die Ereignisse der vergangenen elf Monate zusammen, bevor es wieder weihnachten darf in der Idylle des Schlosses von Aldovia. [...]

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                                  • 6

                                    [...] Lange Jahre habe ich mit mir gehadert, ob ich "The Signal" nicht beizeiten mal eine Chance geben sollte, denn mit auf mysteriös getrimmten Science-Fiction-Storys kriegt man mich ja grundsätzlich durchaus, nur sah allein schon das Cover so uninspiriert und nichtssagend aus, dass ich doch immer wieder daran vorbeiging beziehungsweise mich anderweitig orientiert habe. Kaum aber ist der Film in neuer Aufmachung (zumindest als Blu-ray) erhältlich, scheint mein Interesse neu entflammt, wobei ich gar nicht abstreiten möchte, dass es wohl auch damit zusammenhängt, dass ich nun mit der damals gar nicht so namhaften Besetzung deutlich mehr anzufangen weiß und mir sowohl Brenton Thwaites als auch Olivia Cooke nun etwas sagen, was bei Erstveröffentlichung des Films schlichtweg nicht der Fall gewesen ist. Nun entscheidet man sich ja aber nicht unbedingt für einen Film aufgrund seiner beteiligten DarstellerInnen, sondern mehr aufgrund seines Themas und Settings und da dürfte der von William Eubank inszenierte Streifen auf durchaus geteilte Reaktionen stoßen. [...]

                                    • 6 .5

                                      [...] Lange Zeit hat man herzlich wenig erfahren zu der angekündigten Netflix-Serie "V Wars" und plötzlich stand dann vergangene Woche nach kurzfristiger Vorankündigung die erste Staffel bereit. Nun hatte ich ja einen gewissen Wissensvorsprung durch meine Lektüre des anlässlich der Serie veröffentlichten Anthologie-Bandes "V-Wars – Die Vampirkriege" und stand vielleicht gerade deswegen der Serie zwar mit Neugierde und Interesse, aber auch einer gesunden Portion Skepsis gegenüber. Denn einerseits wird zwar damit geworben, die Serie sei deshalb so einzigartig, weil sie den Ursprung der Vampire in einem Pathogen verortet und die romantisierte Vorstellung elitärer Geheimbünde und Jahrhunderte währender Pakte und Blutfehden außen vor lässt, doch andererseits ist es in Bezug auf die Vorlage eben weit mehr der Anthologie-Gedanke und die damit einhergehende Vielschichtigkeit nebst Abwechslungsreichtum, die die Geschichten lohnenswert machen. Denn so innovativ, Vampirismus als Krankheit und Seuche zu verkaufen, ist der Ansatz mitnichten und letztlich machen sich die Blutsauger damit landläufigen Infizierten gemein, wie man sie in einschlägigen Schockern schon dutzende Male erlebt hat. [...]

                                      • 8 .5

                                        [...] Viel Aufhebens wurde im Vorfeld um Scorseses "The Irishman" gemacht, ob es nun um die Tatsache ging, dass ausgerechnet der neueste Film des Regisseurs, der Marvel-Filmen attestierte, "kein Kino" zu sein, bei dem Streaming-Dienst Netflix erscheinen würde, das skeptisch wie argwöhnisch betrachtete Ansinnen, die versammelte Darsteller-Riege für den Film künstlich verjüngen zu wollen oder allein die Tatsache, dass der Film in seiner Aufmachung schlichtweg an viele ähnlich gelagerte Werke des Regisseurs erinnert und er demnach Gefahr laufen könnte, sich zu wiederholen und lediglich selbst zu zitieren. Gravierend oder bedeutend ist im Grunde keine dieser Diskussionsgrundlagen, denn weder schadet es dem Film meines Erachtens, nunmehr bei Netflix verfügbar zu sein und nicht ausschließlich im Kino, noch stört die künstliche Verjüngungskur sonderlich – auch wenn ich darauf später noch zu sprechen kommen möchte –, derweil es richtig ist, dass Martin Scorsese viele altbekannte Motive und teils von ihm selbst befeuerte Mafia-Romantisierungen aufgreift, diese aber nicht glorifiziert oder kopiert, sondern im vorliegenden Fall genüsslich auseinander nimmt und sich auf die Kehrseite dessen konzentriert, was er uns früher als schillernde Mafia-Unterwelt präsentiert hat. [...]

                                        • 5 .5

                                          [...] Zu Weihnachten darf es ja gerne auch mal ein wenig ebenso austauschbarer wie vergessenswerter Kitsch sein, den man sich wahlweise sonntagmorgens im Bett oder beim Plätzchen backen oder Dekorieren zu Gemüte führen kann und während im TV die immer gleichen Schmonzetten laufen und die meisten sicherlich auch nicht gewillt sein mögen, für die Art trivialer Unterhaltung Geld hinzublättern, haben sich solche Probleme in Zeiten von Streaming-Diensten wie eben Netflix heutzutage weitestgehend erledigt. Habe ich mich in den vorangegangenen Jahren noch an Eigenproduktionen wie "A Christmas Prince" und dessen Nachfolger abgearbeitet, erregte nunmehr "The Knight Before Christmas" meine Aufmerksamkeit, der immerhin mit Vanessa Hudgens – die hier auch als Produzentin in Erscheinung tritt – vergleichsweise namhaft besetzt ist, auch wenn man das von deren Love-Interest, dem charmanten Prinzen aus dem 14. Jahrhundert, nicht unbedingt behaupten kann. [...]

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                                          • 9

                                            [...] Lange schon bin ich um Martin Koolhovens "Brimstone – Erlöse uns von dem Bösen" herumgeschlichen, doch für dieses zweieinhalbstündige Schwergewicht von Western bedarf es freilich der passenden Zeit und der passenden Stimmung, weshalb die Blu-ray für meinen Geschmack schon wieder viel zu lange unbeachtet hier herumgelegen hat. Und ohne die früheren Filme von Koolhoven zu kennen, wage ich zu behaupten, dass er mit dem 2016 veröffentlichten "Dutch Western" sein bisheriges Magnum Opus abgeliefert hat, denn gleichwohl der Film dem Zuschauer einiges abverlangt und in vielen Passagen nur schwer zu ertragen sein mag, hat er nicht nur dank seiner verschachtelten Narrative, sondern dem Gesamtpaket aus Story, Stimmung und Setting einiges zu bieten. Entsprechend ergeben sich – so man denn bereit ist, sich auf diese metaphorische Höllenfahrt einzulassen – trotz der stolzen Laufzeit keinerlei Längen, während die in der Zeit vor und zurückspringenden vier Kapitel eben weit mehr sind als bloßes Gimmick oder inszenatorische Spielerei, sondern ein zwingender Bestandteil der Geschichte von Liz und dem sie allerorten heimsuchenden Prediger. Bei dem kann man derweil durchaus darüber ins Rätseln geraten, ob es sich in letzter Konsequenz nicht um einen Abgesandten der Hölle, einen Geist aus ihrer Vergangenheit handeln mag, der sie da ein ums andere Mal bedrängt und bedroht. [...]

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                                            • 7 .5

                                              [...] Nachdem "The Girlfriend Experience" – beziehungsweise deren erste Staffel – lange Jahre auf meiner Prime-Watchlist unbeachtet vor sich hin vegetiert hat, stieß ich jüngst wie zufällig erneut darüber, als ich auf der Suche nach einer neuen, mich bestmöglich nicht für Jahre verpflichtenden Serie war, was natürlich insofern passt, dass die Starz-Serie als Anthologie daherkommt und sich folglich die zweite Staffel gänzlich anderen Personen und Geschichten widmet. Ob ich denen ebenfalls beizeiten eine Chance geben werde, steht allerdings noch in den Sternen, denn hier reizte mich speziell Riley Keough in der Hauptrolle der Christine, deren Geschichte in den insgesamt dreizehn, nicht ganz halbstündigen Episoden zu Ende erzählt wird, auch wenn es sich um ein recht offenes Ende handelt, doch dazu später mehr. Ansonsten fußt die Serie grob auf dem Film mit gleichem Namen, der von niemand Anderem und Geringerem stammt als dem filmischen Tausendsassa Steven Soderbergh, der hier konsequenterweise auch als ausführender Produzent fungiert, was ein weiteres Argument für die Serie sein dürfte. Ansonsten zeichnen Serienschöpfer Lodge Kerrigan und Amy Seimetz gemeinsam für das Drehbuch und im munteren Wechsel für die Regie verantwortlich und machen in beiderlei Hinsicht einen überzeugenden Job, wenn man sich denn mit der doch eher ungewöhnlichen Art ihres Storytellings anfreunden kann. [...]

                                              • 9
                                                über Klaus

                                                [...] Es begab sich vor gar nicht allzu langer Zeit, genauer am vergangenen Wochenende, dass mich erstmalig in diesem Jahr die Weihnachtsstimmung packte und so kam es mir gerade recht, dass ich bis dahin schon viel Gutes und wenig Schlechtes über den jüngst bei Netflix erschienenen Animationsfilm "Klaus" gehört hatte, den ich mir spontan zu Gemüte zu führen dachte. Zeichentrickfilm wäre dabei gleichwohl das bessere Wort, denn trotz massivem Computereinsatz lässt dieser ohnehin vergleichsweise zeitlos wirkende Film die Qualitäten längst vergangener Tage wieder aufleben und macht erst einmal deutlich – zumindest ging es mir so – wie sehr einem dieser spezifische Look, dieses Feeling gefehlt haben mag. Doch trotz Zeichentrick-Flair wirkt der Film mitnichten wie aus der Zeit gefallen und stützt sich nicht nur bei den teils opulenten Hintergründen, sondern auch bei Spielereien wie Lichteinfall und Schattenwurf auf neueste Technik, was ihm trotz nostalgischer Atmosphäre auch modernen Esprit verleiht. Und der wird natürlich gleichsam verteilt durch Protagonist und Sympathieträger Jesper (Stimme im Original: Jason Schwartman), der zwar zunächst ein reichlich verwöhntes und verzogenes Jüngelchen sein mag, dennoch aber spürbar das Herz auf dem rechten Fleck hat, als er von seinem Vater ins entlegene Zwietrachting verbannt wird, um ausgerechnet dort eine florierende Postfiliale aus dem Boden zu stampfen. [...]

                                                • 6

                                                  [...] Nachdem ich im Rahmen des Horrorctober vor gar nicht allzu langer Zeit dem unsäglichen "Crush" eine Chance gegeben habe, unter anderem aufgrund der Beteiligung von Sarah Bolger, stieß ich über zwei Ecken auch auf "Die Sehnsucht der Falter" von dem ich zugegebenermaßen zuvor noch nie gehört hatte und bei dem es sich dem ersten Eindruck nach um eine Art Vampir-Drama mit Thriller-Einschlag handeln würde. Kurzerhand aus Neugierde den Film geordert, landete er recht bald im Player, weshalb ich auch heute dazu komme, von ihm zu berichten, wobei es hier einmal mehr eine Frage der persönlichen Erwartungshaltung sein dürfte, ob und was man mit dem Film anzufangen vermag. So mag das Ganze schon ein wenig nach klassischem Horror in einem Mädchen-Internat aussehen und der Film bietet durchaus auch einige einschlägige Szenen in diese Richtung, sieht seinen Fokus aber weit mehr auf der zugrundeliegenden Coming-of-Age-Story, in deren Mittelpunkt dann nicht einmal die an erster Stelle im Cast genannte Lily Cole steht, sondern weit mehr die von Bolger verkörperte Rebecca, die sich zunehmend von Neuzugang Ernessa (Cole) bedroht und bedrängt sieht, ohne dass Außenstehende ihr auch nur ein Wort glauben würden. [...]

                                                  • 7

                                                    [...] Colin Trevorrow dürfte noch am ehesten für seine Regie-Arbeit bei "Jurassic World" bekannt sein, für dessen ersten und zweiten (bald auch dritten) Teil er zudem das Drehbuch beigesteuert hat, und so ist es mehr als erstaunlich, dass ausgerechnet von ihm ein Film wie "The Book of Henry" kommt, der in eine völlig andere Richtung Film geht und sich noch dazu versucht, gleich mehrere, nicht unbedingt immer naheliegende Genres innerhalb seiner nicht ganz zweistündigen Laufzeit miteinander zu verknüpfen. Das gelingt ihm leider auch nicht immer vollends überzeugend, doch allein die Ambition gehört meines Erachtens geehrt, auch wenn die in diesem Fall von Gregg Hurwitz stammende Story sich ausgerechnet zum Ende hin in zu viel Zuckerguss verliert, um noch wirklich zu einem befriedigenden Abschluss zu finden. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte des Gesamtpakets, insbesondere, wenn man – wie ich – völlig unbedarft – an die Sache herangeht und sich dementsprechend von dem Paradigmenwechsel hinsichtlich Tempo, Thema und Ton regelrecht überrollt wird, was im Übrigen gleich mehrfach passiert, wenn auch niemals mehr so effektiv wie beim ersten Mal. [...]

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