Mein Senf - Kommentare

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    Mein Senf 15.10.2019, 16:35 Geändert 17.10.2019, 22:17
    über Cujo

    Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Regisseur Lewis Teague, zuvor eher berüchtigt als berühmt für den trashigen Tierhorror „Der Horror-Alligator“ mit "Cujo" einen frühen Klassiker der King-Verfilmungen landen konnte. Rein handwerklich beeindruckt der Hunde-Horror noch heute mit tollen Tiertricks, überzeugenden Schauspielerleistungen und einer (für damalige Verhältnisse) entfesselte Kameraarbeit (Jan de Bond, der knappe zehn Jahre später mit „Speed“ einen Klassiker des Actiongenres schuf). Inhaltlich verpassen es Teague und seine Drehbuchautoren Don Carlos Dunaway und Lauren Currier allerdings die Romanvorlage sinnvoll einzukürzen, wodurch sich in der ersten Hälfte kleinere Längen ergeben.

    Das nimmt der Geschichte um einen wild gewordenen Bernhardiner zwar ein wenig Gravitas, trotzdem ist Cujo ein verdammt gelungenes Stück Terrorkino. Das liegt zum einen an der Tragik des titelgebenden Antagonisten. Dessen Verfall vom grundguten Familienhund hin zur reißenden Bestie wider Willen ist auch ohne die Buchkapitel aus der Egoperspektive des Hundes herzzerreißend. Dazu reicht ein Blick in tieftraurigen Augen des Hundes. Auf der anderen Seite liefern Dee Wallace als Ehebrecherin Donna Trenton auf Kreuzgang und Danny Pintauro, als traumatisierter Sohn Tad eine extrem überzeugende Performance als Terroropfer.

    Am besten bleibt -wie so oft bei King- die Grundidee der Handlung. Einen Familienhund als Metapher für das Auseinanderbrechen einer Familie unfreiwillig Amok laufen zu lassen ist einer dieser berühmten Ideen, bei denen man sich fragt, warum da vorher noch nie jemand draufgekommen ist. „Cujo“ verkörpert die Schuld, die Donna Trenton auf sich geladen hat. Der Virus, der Cujo befallen hat, steht symbolisch für das Gift, das der Ehebruch in ihre Familie gebracht hat. Diese Grundkonstellation ist so stark, dass es die zweite Familie rund um den herrischen Hundebesitzer Joe Camber, dessen Ehefrau und Sohn im Laufe der Handlung förmlich vor ihm fliehen, im Grunde gar nicht gebraucht – im Gegenteil, die Geschichte wäre um einiges stärker, wenn Cujo einfach der Hund der Trentons wäre, der sich gegen sein eigenes Rudel wendet.

    „Cujo“ spielt definitiv im oberen Drittel aller King-Verfilmungen und erwies sich trotz mäßiger Kritiken immerhin als so gelungen, dass jener eher berüchtigte als berühmte Lewis Taegue direkt im Anschluss mit einer weiteren Stephen-King-Verfilmung betraut wurde. Ratet mal, wer in „Katzenaugen“ einen Cameo-Auftritt hat.

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    • Mein Senf 15.10.2019, 16:20 Geändert 16.10.2019, 14:15

      Kann ein Film eigentlich "mutieren"? Oder ist das eher die eigene Wahrnehmung auf ein Kunstwerk?

      Und

      SOLLTEN Filme nicht für "jedermann" sein?

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      • Mein Senf 15.10.2019, 12:29 Geändert 17.10.2019, 13:45

        Ich wette Rajko fand den mal voll gut... bis zu dieser verhängnisvollen einen WG-Party zu viel... damals 2007, oder 2008 muss es gewesen sein :-)

        "Fight Club" ist natürlich ein Brett und bringt bei Weitem nicht nur die Krise der Männlichkeit und den postmodernen Irrsinn des neoliberalen Selbstoptimierungsdoktrin der 1980er und 90er perfekt auf den Punkt. Die meisten Kritiker von Fight Club übersehen, dass der Film Tyler Durden nur deshalb als verführerischen Posterboy (inklusive verkürzten Kalendersprüchen, kruder Anarchie und Waschbrettbauch) inszeniert, um dem Zuschauer die Anziehungskraft faschistoider Gesellschaftsentwürfe am eigenen Leib spüren zu lassen.

        Das ist unangenehm und ich wage die steile küchen-philosophische These, dass nicht wenige Leute, die Fight Club mittlerweile kritisieren, anfangs selbst der Faszination von Tyler Durden erlegen sind... und sich nun darüber ärgern, diesem satirischen Meisterwerk auf den Leim gegangen zu sein. Das ist der wahre Mindfuck von "Fight Club".

        Für mich ist "Fight Club" ein gelungenes Remake-Im-Geiste von die "Die Welle". In einem "Fight Club 2019" würde Tyler Durden wahrscheinlich eher gegen die s.g. "linksgrünversifften Öko-Diktatur" ins Feld ziehen.

        Mit Björn Höcke als Angelface.

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          Mein Senf 14.10.2019, 23:35 Geändert 17.10.2019, 22:40

          „Stell dir vor James Dean…auf den Philippinen… als missverstandener amerikanischer Soldat…in einem… Ninja-Kostüm.“ So oder so ähnlich muss einer der berüchtigten Elevator Pitches von Menahem Golan, Präsident der 80er-Actionfilm-Schmiede für „American Fighter“ ausgesehen haben.

          „American Fighter“ ist eine typische Stoßgeburt des filmbegeisterten Israelis, der mit „Enter the Ninja“ wenige Jahre zuvor das Subgenre im Westen etablierte und nach einem missglückten Teil 3 nun Hooklines suchte. Wie bei jedem ordentlichen Low-Budget-Streifen wurden die künstlerischen Entscheidungen den wirtschaftlichen gnadenlos untergeordnet, weshalb es den amerikanischen Ninja zum Debüt ausgerechnet auf die Philippinen verschlägt. Als billiger Drehort bei den Cannon-Studios beliebt, konnten mit einem überschaubaren Budget insgesamt drei Cameraunits finanziert werden, so dass "American Fighter" deutlicher imposanter aussieht, als es das schmale Budget vermuten lässt. Einen großen Anteil am Unterhaltungsgrad des Film trägt Hauptdarsteller Michael Dudikoff. Er dreht gut sichtbar (ohne nennenswerte Martial-Arts-Kenntnisse) nicht nur den Großteil seiner Stuntszenen selber, mit seinem stoischen, fast schüchternen Charisma verleiht er seiner Figur tatsächlich eine gewisse Würde.

          Die Handlung ist natürlich reißbrettartig, die Figuren klischeehaft ohne Ende, die Dialoge cheesy und viele Schauspieler permanent am overacten. Trotz des Titels kommt der Film allerdings weitestgehend ohne den berüchtigten reaktionären Hurra-Patriotismus anderer Cannon-Produktionen. "American Fighter" will nie mehr als eskapistisch-blutige Action-Unterhaltung für junge Menschen sein. Die Chemie zwischen den Protagonisten stimmt, die Bösewichte sind schön ultraböse, die Guten gnadenlos gerecht und Schauwerte beachtlich. Die Stunts sitzen und Regisseur Sam Firstenberg inszeniert seine 90 Minuten Genrefutter komplett schnörkellos und ohne Fett am Knochen. So geht B-Movie.

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            Mein Senf 14.10.2019, 23:34 Geändert 17.10.2019, 22:58

            Eine von Stephen Kings unbestreitbaren Stärken besteht darin, alltägliche Gegenstände zu einer Bedrohung mutieren zu lassen. "Christine", "Cujo", "Das Spiel", "Der Mangler" - alles schöne Beispiele und auch „Im hohen Gras“ schlägt in diese Kerbe. Meistens haben diese Werke das Problem, dass die originelle Grundprämisse Erwartungen schürt, die im weiteren Verlauf der Handlung fast zwangsläufig enttäuscht werden müssen. Regisseur Vincenzo Natali versucht das Problem zu umgehen, indem er sich lediglich die Grundprämisse und einige Plotpoints borgt, ansonsten aber recht frei adaptiert.

            Das bedeutet unter anderem auch, dass er Film eher surreale Fantasy und weniger ein typischer King-Grusler ist. Sobald unsere Protagonisten die titelgebende Todeszone, eine Art grünes Bermudadreieck betreten, sollte man keine allzu logischen Erklärungen mehr erwarten und empfänglich für einen visuellen Rausch in grün und rot sein. Trotz aller optischer Pracht bietet das Setting naturgemäß allerdings begrenzten Abwechslungsreichtum, was gerade im Mittelteil zu einigen zeitschleifigen Längen führt. Dazu kommt, dass man -freie Adaption hin oder her- zeitweise das Gefühl bekommt, hier werden relativ planlos Stephen-King-Versatzstücke aneinandergereiht. Neben der eingangs schon skizzierten Ausgangidee, gesellen sich die typisch-griffigen Kryptogrusel-Sätze („The tall grass doesn't move dead things“), Zwillinge, dysfunktionale Familien, beseelte Felsen, die gleichsam Erleuchtung und Wahnsinn versprechen – Alles irgendwie schon einmal besser und stimmiger bei King gesehen, „Im hohen Gras“ wirkt teilweise wie ein generischer Remix der Best-Of-King -Motive ohne echtes Ziel und wirklichen Plan. Hätte der Film nicht Patrick Wilson als unberechenbare loose cannon an Deck, würde er sich im Mittelfeld der King-Adaptionen wiederfinden. Der spielfreudige und ewig unterschätzte Wilson gibt dem Wahnsinn ein nettes Gesicht und ist dabei Täter und Opfer zugleich. Ein eindeutiger Edeljoker im ansonsten eher soliden Cast.

            Wem Atmosphäre und stimmungsvolle Alptraumbilder wichtiger als eine schlüssige Handlungsführung sind, wird der visuell bestechenden Netflix-Produktion einiges abgewinnen können. Stellenweise beschleicht einen allerdings das Gefühl, dass Natali seine Handlung auch deshalb derart skizzenhaft und offen anlegt, weil er keine schlüssigen Antworten auf die zahlreichen Fragen bieten kann, die der Film auftürmt.

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              Mein Senf 14.10.2019, 18:48 Geändert 17.10.2019, 22:48

              Es hätte so schön sein können. Nachdem John Rambo das Massaker an der regulären burmesischen Armee verübt, findet der traumatisierte Vietnam-Veteranen auf der alten Farm seines Vaters endlich Frieden. Wenige hätten -auch angesichts Slys fortgeschrittenen Alters und diversen Meldungen aus der berüchtigten Produktionshölle- ernsthaft einen fünften Teil erwartet.

              Angesichts des mauen Einspielergebnisses könnte „Last Blood“ nun tatsächlich den Abschluss des umstrittenen Franchises, das sich im Laufe der Jahre zu so etwas wie einem ungeliebtes Stiefkind seiner familienfreundlichen Rocky-Saga entwickelt hat. Daran wird auch Teil 5 wenig ändern, denn den „glaubwürdigen, emotionalen Schlussstrich“, den Stallone mit ankündigte, torpediert er mit klischeehaften Charakteren, einer extrem vorhersehbaren Geschichte und -natürlich- Splatterexzessen.

              Nach einer aufwändigen, aber im Grunde vollkommen überflüssigen Exposition (in den USA ist sie konsequenterweise komplett geschnitten worden) spielt der Film auch direkt seinen einzigen wirklichen Trumpf aus: Das Setting der Farm, auf der Rambo sein inneres Tier in Form von Wildpferden bändigt - um es im Finale dann symbolisch „freizulassen“. Das ist eine nette Metapher für seinen Charakter. Nach außen hin ruhig und gepflegt, verbirgt er unter der Oberfläche ein undurchsichtiges, düsteres Tunnelsystem, in der sich der traumatisierte Einzelkämpfer am liebsten zurückzieht. Verhaftet in einem traditionellen Wertesystem verbringt er seinen Lebensabend mit seiner mexikanischen Ersatzfamilie (Haushälterin und Ziehtochter), frönt seiner Prepper-Leidenschaft und unterstützt ab und an lokale Behörden bei Rettungsmissionen, wenn er sich selbst schon nicht retten kann.

              Eine brauchbare Prämisse, wenig originell geschrieben und stellenweise holperig inszeniert (Stichwort: „Partyszene“). Rambo war zwar noch nie für filigranes, dafür zumindest effizientes Storytelling bekannt. Das Drehbuch verrennt sich allerding immer wieder in Nebensächlichkeiten und schlampig geschriebenen Storyarcs (Stichwort: „Reporterin ohne Grenzen“). Bis in Teil 5 das titelgebende „Last Blood“ vergossen wird, dauert es, vor allem gemessen an den Vorgängern einfach zu lange, während die vorhersehbare Geschichte einfach nicht fesselnd genug ist. Darstellerisch ist das alles okay, vor allem Yvette Monreal als lebensfrohe Ziehtochter Gabrielle bildet einen schönen Gegenpol zur einsilbigen Kampfmaschine im Standby-Modus, die Stallone gewohnt charismatisch verkörpert. Trotz der passablen Schauspieler und der Zeit, die sich der Film nimmt, entfaltet die Geschichte niemals die emotionale Kraft, um den Zuschauer für die finale Gewalteskalation einzunehmen. Während der Vorgänger „John Rambo“ als zynische Gewaltorgie mit emotionalem Beifang punktete, scheitert „Last Blood“ als emotionales Drama mit Splatter-Beifang. Man kann aus Rambo nicht mehr machen als die Figur hergibt.

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              • Ach, das war Quatsch. Er war gar nicht sauer. Danke für die Verarsche Moviepilot. Ist in etwa so wie in den ganzen stinkenden Celebrity-Magazinen, wo Überschriften großes Drama andeuten, was sich dann als dummer Sturm im Wasserglas entpuppt.

                Dass ihr das auch so macht, ist tatsächlich eine neue Qualität. :-(

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                • Robert Forster ist gestorben? Oh nein. Ruhe in Frieden!

                  • Ich finde, die haben viel zu wenige Tattoos. Ist gar nicht glaubwürdig.

                    • Mein Senf 11.10.2019, 18:49 Geändert 11.10.2019, 18:49

                      Ein bisschen wie Rick Dalton, der für ein paar Spaghetti-Western nach Europa geht, als seine Hollywood-Karriere zuende ist.

                      Oder umgekehrt. Schweinsteiger, der in die USA gegangen, als er in Europa nicht mehr konkurrenzfähig war.

                      • Wow, das klingt toll. Was für ein unvorhergesehenes Team Up

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                        • Ich verstehe, dass ihr immer einen aktuellen Aufhänger für einen Artikel benötigt, aber das aber das ist doch keine "Überraschung"

                          Das wurde doch schon beim Kinostart 1998 kommuniziert.

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                          • Mein Senf 10.10.2019, 14:07 Geändert 10.10.2019, 16:01

                            Jetzt verkommt die ehemalige Elitepartner-Version des Trash TV auch noch zum Unterschichten-Gebalze. Irgendwie konsequent.

                            Aber Sebastian ist schon ein Schnuckelchen (und er hat eine Knastvergangenheit --> megahot!).

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                              • Vielleicht erleidet sie ja das Jar-Jar-Binks-Schicksal

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                                • Mein Senf 10.10.2019, 10:54 Geändert 10.10.2019, 10:56

                                  Ich mag es, wenn Moviepilot mich ein bisschen schlauer macht.

                                  Könnte man glatt so eine regelmäßige "Gute-Frage-Kategorie" draus schrauben. Themenvorschlag für die nächste Episode. Warum verwenden einige Produktionen Green-Screen, andere Blue-Screen?

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                                  • Mein Senf 09.10.2019, 11:58 Geändert 09.10.2019, 13:06

                                    DAS IST NICHT MEIN SEBASTIAN. ICH BIN KEIN RASSIST, ABER MAN SIEHT DOCH GANZ KLAR, DASS SEBASTIAN EINE ROTE KRABBE IST. DA PASST EIN MAXIMALPIGM... SORRY (HIHI) "AFROAMERIKANISCHER" SÄNGER NULL!!!!

                                    FUCK DISNEY! SCHEISS-KONZERN. HAUPTSACHE DER MAINSTREAM-SUV-AGENDA HINTERHERHECHELN UND AUF PC MACHEN. HANS CHRISTIAN ANDERSEN WÜRDE SICH IM GRABE UMDREHEN!!!!!!!!!!! ABER DIE WERDEN SICH NOCH ALLE UMGUCKEN!!!!!!

                                    (Eigentlich interessiert mich das Remake gar nicht. Ich wollte das Thema nur kapern, um meine politische Agenda abzusondern. Außerdem bin ich ein sehr zorniger Mensch)

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                                    • Ich hoffe auf großes Kino. Bin mal gespannt, wie Laura performt... bzw. performt wird.

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                                      • Mein Senf 08.10.2019, 12:01 Geändert 08.10.2019, 12:53

                                        Mein persönlicher FanDom für Star Wars stammt aus der prädigitalen Ära, als der Austausch zwischen Fans noch sehr eingeschränkt war.

                                        Für mich war Wedge damals immer ein Chiffre für etwas, das nur wirklich, wirklich "wahre Fans" kannten (was immer auch ein "wahrer Fan" sein soll); ein Chiffre für Liebe zu den kleinen Details, die das Worldbuilding der alten Trilogie (für damalige Verhältnisse) so einzigartig gemacht gemacht machen. Ein einfacher Pilot aus der zweiten Reihe, der es irgendwie schafft, in allen großen Schlachten der alten Trilogie das Zünglein an der Waage zu sein. Luke, Leia, Han Solo und Darth Vader kannte jeder, aber Wedge Antilles kannte nur ich.

                                        Manche mögen das als kalkulierten Fanservice für die ältere Zielgruppe stigmatisieren, aber für Star Wars sind solche Auftritte essentiell. Sein Cameo hatte ja auch schon Rogue One bereichert.

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                                          Mein Senf 04.10.2019, 11:57 Geändert 04.10.2019, 13:33

                                          Gehen wir einen Moment davon aus, die Gerüchte stimmen und Chuck Norris sei Teil der griechischen Mythologie. Dann ist „Invasion USA“ der Beweis, dass er nur ein vollbärtiger und Vokuhila tragender Ikaros mit zwei Uzis als Wachsflügel sein kann. Mit dieser 12 Mio USD-teuren Trashgranate stieg Norris einmal ganz kurz in Blockbuster-Sphären auf - der jähe Absturz folgte an der Kinokasse.

                                          Warum? Zunächst einmal passt bei „Invasion USA“ wenig zusammen. Die Exposition ist viel zu lang und umständlich und ignoriert obendrein seinen Hauptdarsteller fast gänzlich. Der gesamte zweite Akt besteht im Grunde nur darin, dass Norris mit seinem Geländewagen, zwei Uzis und genau einem Gesichtsausdruck wahllos durch die USA brettert und dabei ständig über Terroristen stolpert, die zufällig gerade einen Anschlag verüben wollen. Charaktere kommen und gehen ohne erkennbare Logik, die Handlung wirkt extrem fragmentarisch, inhaltlich aber auch tonal. Bierernstes Pathos wechselt im Sekundentakt mit ironischen Onelinern, der Film ist mal Drogenkrimi, mal Katastrophen-, Action-, Kriegs- und Splatterfilm. Man hat fast das Gefühl, etwa 15 kleinere Einzelfilme zu sehen, in denen manchmal eben auch Chuck Norris mitspielt. Zudem verwendet Regisseur Joseph Zito so gut wie keine Energie oder Leinwandminuten darauf, den Hauptdarsteller in irgendeiner Weise zu charakterisieren (dafür bekommen die Antagonisten umso mehr Screentime, Motivation, Backround, Facetten…ach alles). Der Aufwand im Setdesign, der Ausstattung und der Inszenierung steht im krassen Widerspruch zum dilettantischen Storytelling. Kurz gesagt: Die ganze Chose wirkt, als hätte sich ein extrem zynischer Achtjähriger einen Actionfilm ausgedacht und Cannon Films hätte einfach drauflosgefilmt.

                                          Und mit genau dieser Prämisse kann man dann doch etwas Spaß haben. Vielleicht hatten Chuck und sein Bruder Aaron (Drehbuch) zur Zeit des Drehs tatsächlich die geistige Reife eines Achtjährigen und ganz sicher haben die beiden „Kindmänner“ Menahem Golan und Yoram Globus im erfolgstrunkenden Post-Missing-in-Action-Wahnwitz tatsächlich gedacht, sie würden den Film verbessern, wenn sie ihn um sämtliche Nebenhandlungen entkernen und quasi Actionszene an Actionszene schneiden. Die funktionieren für sich genommen im Grunde recht ordentlich (auch wenn sie stets nach dem gleichen Schema und ziemlich vorhersehbar ablaufen). Als zusammenhängender Film versagt „Invasion USA“ allerdings fast auf voller Linie. Oder ist er einfach ein von den Fesseln sklavischer Ursache-Wirkung-Mechanismen befreites Actionkino und damit höhere Filmkunst? Wohl kaum. Ist wohl eher sauteurer Kernschrott, der den allmählichen Niedergang der berüchtigten Cannon-Studios einleitete.

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                                          • Posterartwork hat SpectreVision definitiv drauf.

                                            • Mein Senf 04.10.2019, 11:10 Geändert 04.10.2019, 11:11

                                              Ach, Patrick Wilson spielt da auch mit. Für mich so etwas wie der neue Ethan Hawke, der sich ja (glücklicherweise) auch nie wirklich als Leading Man in A-Produktionen etablieren konnte und stattdessen interessante Genreperlen und anspruchsvollere Produktion verdedelt.

                                              Dann gönne ich mir den heute wohl mal.

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                                              • Mein Senf 04.10.2019, 10:17 Geändert 04.10.2019, 10:50

                                                Breaking News: Inger Nilsson kehrt in ihrer Paraderolle als Pippi Langstrumpf zurück. Dabei soll die gleiche Technik zum Einsatz kommen wie bei "Gemini Man".

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                                                • Mein Senf 02.10.2019, 14:44 Geändert 02.10.2019, 14:47

                                                  Ich hoffe, das Ewan McGregor sie am Ende platt macht (aber nur, weil ich Ewan McGregor so gerne mag).

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                                                  • Müsst ihr euer Video, das rechts immer in Endlosschleife läuft, jetzt eigentlich umschneiden?

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