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Alle Kommentare von mikkean
Willkommen in der Mega-Metropole Toiko im Parallel-Universum gleich um die Ecke. Die Wolkenkratzer sind ein weniger ausladender. Ein künstlicher Wall in der Bucht schützt die Bewohner vor den Fluten. Und die Polizei, dein Freund und Helfer, ist erst vor kurzem noch in riesigen Metall-Bolliden durch die Gegend gestapft.
In "The Next Generation Patlabor" wird abermals Mamoru Oshii's Zukunfts-Vision der Mecha-verstärkten Polizei wiederbelebt. Dieses Mal sogar als Real-Film. Fans und Kenner dürfen frohlocken, denn sie finden gleich eine ganze Menge Koordinations-Hilfen. So greift die Welt des neuen "Patlabor" gleich mehrere Story-Punkte der Anime-Filme auf. Und selbst bei den Darstellern aus Fleisch und Blut meine ich, dass Anhänger ihre Lieblings-Figuren ziemlich schnell wiedererkennen werden.
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob Neulinge sich in der ganzen Sache, mit Terroristen, gestohlenen High-Tech-Killer-Hubschraubern und meterhohen Patlabors zurecht finden werden. Dazu sage ich mal Jein.
Weil ich "The Next Generation Patlabor" bisher auch nur auf Japanisch ohne Untertitel ansehen durfte. Aber dafür weiß ich, dass es einige Erklärungen am Anfang gibt, die hoffentlich Einsteigern eine Starthilfe geben werden.
Denn natürlich kann es tückisch sein, in ein Universum vorzudringen, in dem sich lauter etablierte Charaktere und Storylines tummel. Wobei dieser Real-Life-"Patlabor sich auch noch bestens in die behutsame Gangart seiner Anime-Vorgänger einreiht. Es wird bisweilen wenig oder nur viel geredet. In teils träumerischem Tempo spürt unser Patlabor-Team den Terroristen nach. Bis am Ende natürlich doch noch die Action in dn Vordergrund rückt und sich Mecha-Einheiten ein Duell mit dem Tarn-Heli liefern.
Da kracht es dann, aber eine Zerstörungs-Orgie wie "Transformers" ist Galaxien entfernt. Dafür huldigt der Film der besonnenen Handschrift des Masterminds Oshii, der ja trotz abgefahrener Ideen gern das Hirn stimuliert oder fordert.
Immerhin macht die Umsetzung der titelgebenden Patalbors einiges her. Auch ohne Dauer-Gekloppe wird viel Wert darauf gelegt, diese rein von Menschenhand gesteuerten Maschinen so detailgetreu wie möglich aussehen zu lassen. Ganz im Ernst, allein schon dieser Teil des Films lohnt eigentlich das Ansehen.
Ansonsten ist "The Next Generation Patlabor" eine interessante Bereicherung der Sci-Fi- und Anime-Verfilmungen, die mit teils knuffigen Charakteren, einem ziemlich realistisch gehaltenen Blick in die Zukunft und dem generellen Verzicht auf zu viel Gedöhns faszinieren. Selbst für absolute Nicht-Kenner durchaus lohnenswert. Wenn auch hier und da Figuren und Ereignisse früherer Serien-Einträge der Anime-Reihe zitiert werden.
Also trotz solcher "Verständnis-Hürden" eine der momentan wirklich besten Real-Verfilmungen eines (bekannten und legendären) Anime-Klassikers.
Holy Moly Mother-Shit, es geht also doch. Ein Nachfolge-Film, der einem 'ne Kiefersperre verpasst, während er dir die Hirnzellen eine nach der anderen grillt. Und dabei begnügt sich Gareth Evans nicht einfach damit, "The Raid 2" wie seinen gnadenlosen Vorgänger zu gestalten.
Nee, das hier ist noch größer. Noch bildgewaltiger und gewalttätiger. Also so richtig mit auf die Eier, in den Schädel und wo es sonst noch äußerst schmerzhaft und lebenszeit-verkürzend wirkt.
Und das Beste dabei: Unser Held Rama wird keine vierundzwanzig Stunden nach den Erlebnissen im Gangster-Tower in eine vollkommen neue Welt geschleudert. Dieses Mal ist es zwar wieder mehr als persönlich. Aber auch ein Abstieg in die Finsternis des organisierten Verbrechens. Als Undercover-Agent lässt sich Rama auf eine Mission ein, die ihm am Ende körperlich und seelisch alles abverlangt. Die Aufgabe seiner Identität, das Verlassen der Familie und ein mehrjähriger Knast-Aufenthalt, bei dem sich vom Klo- bis zum Hof-Gang alles in ein blutiges Schlachtfeld verwandeln wird.
Das ist alles ultra-deftig, abgefahren und erneut die Krönung dieser schönen Gattung namens Martial-Arts- oder Kampfkunst-Film. Nur weiß Mastermind Evans, wie er sämtliche Brutalitäts-Standards, die vor Urzeiten noch Titel wie "Bloodsport" oder "Kickboxer" Zensur-Probleme bereiteten, wie Kindergarten-Spielereien aussehen lässt.
Wobei "The Raid 2" selbst noch Fragen nach "Ist das nicht schon beim ersten Teil gewesen?" einfach so eliminiert. Denn dieser Film fährt einen Stil auf, der jeden Faust- und Tritt-Austausch als ein (be-)rauschendes Fest der visuellen Einfälle begeht. Mit langen, ruhigen Kamerafahrten, die das kommende Schlachtfeld überfliegen und analysieren. Die einem kurz in trügerische Ruhe wägen, bis schließlich die Hölle losbricht.
Wer da nach Wiederholungen sucht oder versucht, diesen beiden Über-Filmen eine stilistische Kappe überzuziehen, der kann es wohl einfach nicht genießen. Zumindstens würde ich derartige Versuche auf die nächsten Sichtungen verschieben.
Denn bis dahin ist "The Raid 2" ein epochles Kampf-Gewitter. Ein Hieb, der Mark, Hirn und Sensorik erschüttert und dabei noch eine komplexe Geschichte bietet, die beim ersten Teil so noch undenkbar erschien. Aber dafür lieben wir Gareth Evans und sein ruhmreichen "Raid": übermenschlich gute Kämpfe, die nicht nur uns, sondern auch Haupt-Darsteller Iko Uwais an seine Grenzen (und weit darüber hinaus) bringen.
Natürlich braucht es für das Verständnis von "The Raid 2" keine ellenlangen Übersichts-Wandbilder. Trotzdem weiß hier jemand, wie sich mordsmäßige Akrobatik und Brutalität zelebrieren lassen, ohne dabei den Inhalt nur als Alibi zu betrachten. Kurzum: Alle, die "The Raid 2" auf ein Podest im Olymp des Action-Kinos heben, vollmündig von der Überlegenheit dieses Total-Angriffs auf den Zuschauer reden. Sie alle haben Recht.
Ungelogen, "The Raid 2" ist die volle Dröhnung. Inklusive Rausch, Benebelung und verkohlter Schaltzentrale im Hirnkasten. Und ganz nebenbei hat der Film auch inhaltlich was drauf. Wenn die Welt auf einen Film gewartet hat, dann auf diesen. Absolute Empfehlung und bloß nicht in Maßen genießen.
Ach, hört mir doch auf mit grimmigen Dunklen Rittern oder uncharismatischen Männern aus Stahl, die uns mit pseudophilsophischem Tiefgang langweilen. Seit mehr als dreißig Jahren gibt es da ein paar Schildkröten, die viel größere Talfahrten durchlebten. Und trotz echter Geschhmacksverirrungen und merkwürdiger Story-Gerüste bleiben Leonardo, Michelangelo, Donatello und Raphael immer noch eine der coolsten Kreationen, die jemals das Licht der Comic-Welt erblickt haben.
Wenn sich das nur auch so mit der jüngsten Neu-Auflage so verhalten würde. Die versucht immerhin, unsere liebsten Panzer-Boys Millenium-gerecht auferstehen zu lassen. Und irgendwie dort anzuknüpfen, wo der erste Kino-Film von 1990 noch mit Jim-Henson-Tricktechnik und Novum-Faktor punkten konnte.
Dieser Versuch ringt uns aber schon ein großes Stückchen Courage und guten Willen ab. Denn die Turtles kommen jetzt aus dem Rechner. Weil es billiger und neuzeitlich ist. Aber was soll's. Nehmen wir es erst mal hin. Die Gestaltung unserer Helden ist zwar Geschmackssache, aber immerhin sehen sie den Turtles noch ähnlich. Selbst die Verpflichtung von Megan Fox als April O'Neill und Neuerfindung dieser als Hottie lässt sich verkraften.
Wo "Teenage Mutant Ninja Turtles" hingegen wirklich versagt, ist der Versuch, sich bei einem Zielpublikum anzubiedern, dass a) die Turtles hauptsächlich von der Nickelodeon-Serie kennt (die leider erst ab Staffel 2 oder 3 richtig Fahrt aufnimmt) und dass b) wohl darüber freuen soll, dass einem sämtliche Story-Stücke vorgekaut werden.
Jedenfalls ist "Teenage Mutant Ninja Turtles" weitesgehend der zu befürchtene Action-Krawall geworden. Nicht halb zu schlimm anzusehen, aber auch nur halb so lusitg zu verstehen. Denn den Turtles von 2014 fehlt es einfach am richtigen Maß von Humor, der die Trickserie aus den Achtzigern auszeichnete. Selbst dort gelang es innerhalb von zwanzig Minuten, jedem Turtle ein bisschen Personality-Space einzuräumen und jeden Charakter liebenswert zu gestalten.
Hier jedoch ordnet sich jeder Spruch und jede Kampf-Kunst--Richtung einem Strudel von Acion-Szenen unter, der zudem leider ohne Überraschungen abläuft. Es ist schon komisch, aber irgendwie denken die Verantwortlichen bei Sommer-Block-Bustern wohl immer noch, dass die Zuschauer alle Denkarbeit abgenommen haben möchten. Jedenfalls nimmt uns diese Turtle-Neuauflage alle Details einfach so vorweg. Da wissen wir schon nach zehn Minuten, wer Shredder und sein Foot-Clan ist. Nach zwanzig bis dreißig Minuten dann haben wir die Turtles und ihren Background abgeknuspert. Und dass William Fichtner als Milliardär zum Club der Bad Guys gehört, ach bitte.
Irgendwie schade, dass "TMNT" die Geschichte einfach so runterreißt und nur mit schicken Bildern und einem Mecha-Shredder zu punkten versucht. Auch ohne Nostalgie darf diesem Vehikel unterstellt werden, dass es kaum eigenen Charme auffährt. Und sich trotz aller Bemühungen nur wie ein halber Turtles-Film anfühlt. Was auch daran liegen könnte, dass hier einfach nicht das Verlangen nach mehr aufkommen will.
Bei den Comics von Eastman und Laird habe ich immer wissen wollen, was noch so für Mutanten oder Roboter-Monster auftauchen werden. Was hinter den Kanistern mit den Buchstaben TCRI steckt. "Teenage Mutant Ninja Turtles" fehlen diese Zutaten gänzlich. Für das erste Kapitel einer neuen Saga kein gutes Vorzeichen. Auch eben, weil das, was sonst vorhanden ist, nicht gerade nach einer erfolgreichen Fortsetzung schreit.
Daher wäre es ratsam, sich auf die alten Comic-Abenteuer und die TV-Serie von damals zu stürzen. Die laufen nämlich weniger Gefahr, derart schnell vergessen zu werden. Selbst wenn das Potential da gewesen wäre, für einen echt guten Turtles-Film braucht es noch etwas mehr.
Als wäre "Bad Lieutenant" als Komödie neuverfilmt worden ...
"Drecksau" ist ein echt schmutziges Vergnügen. Versaut, durchtrieben und menschlich eine Katastrophe. Oder so ausgedrückt: Selten hat es derart viel Spaß gemacht, einem Schädel in Slo-Mo dabei zu beobachten, wie er bald gegen die Wand klatschen wird.
Obwohl dieser Film im Grunde ähnlich abgründig ausfällt wie gnadenlose Beicht-Sitzungen wie "Nymphomaniac", verfügt er über eine schlagkräftige Geheimwaffe namens Humor. Einen Humor zum Fremdschämen, an die Decke springen und doch auch einen, der bei all der Sauerei zum Ansehen animiert.
Es ist wirklich bewundernswert, wie es James McAvoy hier schafft, sich auszutoben, indem er uns quasi vollkotzt und doch nach und nach ein gewisses Mitleid für seine Figur zu wecken. Denn obwohl "Drecksau" den irren Amoklauf eines enthemmten Arschlochs darstellt, wandelt sich das Treiben spätestens ab der zweiten Hälfte zunehmend.
Bis dahin wird aber munter fremdgevögelt, sich gegenseitig geknebelt, gesoffen und vor allem intrigiert und manipuliert. Was dank des tollen Casts und schrägen Ideen wie den Flashbacks und Fantasie-Szenen, besagte Scham nährt und doch zum Mitfiebern zwingt. Schließlich denke ich zu Beginn noch, dass es McAvoys Mistkerl es vielleicht durchaus schaffen könnte, seine Kollegen auszustechen.
Aber da wird aus "Drecksau" ja schon ein Drama. Der Seelen-Striptease eines ganz und gar nicht zu kurierenden Patienten. Vielleicht kommt der Break mit der wahren Identität der blonden Zeugin etwas zu abrupt. Andererseits passt dieses Puzzle-Teil auch bestens zur kaputten Psyche unseres abgewrackten Anti-Helden.
Von daher entwaffnet "Drecksau" auch jeglichen Versuch, dem Film kritisch zu begegnen. Wie auch? Ist der Typ zu krass asozial, selbst mit Marke? Ist es weit hergeholt, dass soziopathische Schweine in Polizeiuniform stecken? Oder könnten die Verfehlungen der Hauptfiguren einem auf den Magen schlagen?
Na, warum auch nicht. Es gibt ja noch die moralische Seite an "Drecksau". Wenn es sich abzeichnet, dass wir zunächst die Welt nur aus der Ego-Brille des Helden betrachtet haben. Dann nämlich verhallen die Lacher der Schadenfreude und Ungläubigkeit zusehends und aus der Drecksau wird ein Schwein, das Vergebung fleht. Fast schon wie Harvey Keitel damals. Aber das hier sogar noch übel lustiger.
Der zweite Auftritt vom Outback-Schlächter Mick Taylor bekommt von Tobe Hooper ein Fleißbienchen mit Sternchen.
Dem ersten "Wolf Creek" ließ sich ja noch zugutehaten, dass er als Beim-Sterben-Ist-Jeder-Der-Erste-Survival-Thriller funktionierte. Beinhart, finster, übel und mit einer bitteren Abschiedsnote.
Für den zweiten Anlauf ließen sich die Urheber wohl von "The Texas Chainsaw Massacre 2" mit all seiner übersteigerten Craziness inspirieren. Wozu denn auch nur Details größer, fetter und blutiger machen, wenn du dem Pisser Taylor gleich ein eigenes Reich des Todes spendieren kannst? Ein Höllen-Labyrinth, in dem Leichen modern und noch lebendige Opfer geschändet, gequält und gefoltert werden können.
Aber wie sich zeigt, wusste Tobe Hooper damals wesentlich mehr mit Blut und Gedärmen anzufangen. "Wolf Creek 2" will vor allem eines: Behörden ärgern. Was dem Film sogar im eigenen Heimatland ordentlich gelang. Das Gemetzel ist ausführlicher, doch der Rest unterscheidet sich hingegen weniger vom Vorgänger.
Nur Dreckssack Mick Taylor wird mehr Spielraum eingeräumt. Damit wir ja merken, dass er nicht nur eine ultra-perverse Sau ist. Und dass seine Weltsicht schon geradezu faschistoide Züge trägt.
Ist das nun eine Schlachtplatte mit herausfordernder Haltung? Oder nur ein Ausflug ins Grenzgebiet zwischen dem Reich des schlechten Geschmack, den Untiefen menschenverachtender Todesspiele und der Ödnis ungezählter Horror-Schocker gleichen Kalibers?
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016 und willkommen zu "Beyond The Gates":
Dem schaurig schönen Spiele-Erlebnis für alle Furchtlosen, die sich in die Tiefen der Hölle begeben möchten und, mit Würfel und Kartenziehen, bei der Rettung einer Seele wetteifern wollen.
"Beyond The Gates" ist nicht irgendein stinknormales Abenteuer. Bei diesem VCR-Boardgame führt uns die "Queen Of Re-Animator", Miss Barbara Crampton persönlich, in ein Reich unendlicher Finsternis und blutiger Konsequenzen. Dabei wollten die ungleichen Brüder Gordon und John nur mal auf andere Gedanken kommen. Müssen sie doch den Video-Laden ihres spurlos verschwundenen Vaters auflösen. Was sollte beim Spiel mit Kindheits-Erinnerungen und Relikten schon schiefgehen?
Leider eine Menge, wenn du eben dieses Spielbrett ausbreitest und die Cassette in den Player schiebst. Die Mächte des Jenseits kennen da kein Erbarmen. Immerhin können John und Gordon nur mit diesem Spiel ihren Vater aus den Klauen der Verdammnis retten. Wird ihnen gesagt ...
Wer würde da nicht gern die Würfel rollen lassen und eine Karte umdrehen? Selbst dann, wenn dies das blutige Ableben einer uns vertrauten Person bedeutet. Womit wir gleich wieder beim immergleichen moralischen Dilemma wären. Ob du nun im Labyrinth von Jigsaw oder im Folterkeller von "Hostel" steckst. Das Prinzip "Töte oder werde getötet" findet auch hier Anwendung. Wird jedoch etwas variiert, da unsere Brüder um die Seele (und das Leben) ihres Vaters spielen.
Es ist dennoch interessant zu beobachten, wie "Beyond The Gates" an die Sache herangeht. Zumal ich im Vorfeld von einem gory Old-School-Schocker ausging, der ja nicht nur durch die Anwesenheit der großen Miss Cramtpton, und dem Einsatz von Videotapes, suggeriert wird. Dennoch bleibt das Geschehen erstaunlich moderat blutig. Aber wenn richtig, dann platzen schon Köpfe oder verpassen Organe der Wand einen neuen Look.
Trotzdem ist "Beyond The Gates" ein überschubar produziertes Vergnügen. Und einige Mittel wurden dann doch noch in Zombie-Make-Up oder Requisiten aus der Unterwelt investiert. Die bringen dann auch etwas Grusel-Feeling ins Haus, auch wenn das betroffene Haus als Kulisse selbst, nicht in einen Höllenschlund verwandelt.
Muss es auch nicht, um wenigstens einige schöne Erinnerungen an Klassiker der guten alten Tage wie "Gate", "From Beyond" oder "The Video Dead" zu wecken. Auch wenn "Beyond The Gates" nicht so trashig oder übel ausfällt wie seine Inspirationen, bleibt der Wink mit dem Zaunpfahl nicht nur subtil.
Andererseits stellt sich auch die Frage, wie viel eigenständige Faszinations-Kraft der Film besitzt. Denn es wird nicht nur mir auffallen, dass Gordon, John und ihre Mitspielerin die Würfel mit einer seltsamen Mischung aus Faszination und Hilflosigkeit würfeln. Klar, die Brüder wollen endlich den Vater wiedersehen. Aber sie lassen den Spielablauf auch etwas gleichgülitg zu. Selbst als es ihnen dämmert, wen die blutigen Konsequenzen ihres Handelns da treffen.
Na gut, "Beyond The Gates" bemüht sich auch, mit einfachen Mitteln zu zeigen, dass das Spiel langsam Besitz von unseren Helden erlangt. Ein echtes Horror-Jumanji ist dennoch nicht so ganz geworden. Was möglicherweise auch an der finanziellen Lage festzumachen ist. Für die gibt es immerhin gute Effekte zu beobachten und die Ausstattung des Videoladens und des Okkult-Geschäfts sind nicht nur einfach hingerotzt worden.
Ich schwanke trotzdem zwischen der Faszination, wie "Beyond The Gates" seine Ideen ausführt, ohne viel zu kopieren. Und zwischen der Frage, ob mich das Spiel selber auch so gepackt hat. Denn es ist schon komisch, wie hier Leute ausradiert werden und es schnell klar wird, dass die Rückkehr des Vaters nicht so ausfallen wird, wie Gordon und John sich das vorgestellt haben.
Außerdem bleibt das schauderhafte Treiben des Brettspiels ein wenig zu sehr überraschnungsarm aus. Auch wenn die Bemühungen der FX-Crew Applaus verdienen und sich die fortschreitende Transformation des Kellers, ähnlich wie bei "House", schön ansehen lässt. Das Spiel um die Seele ist eher ein netter Zeitvertreib und eine kleine Gedächtnis-Stunde in Sachen Eighies-Horror. Doch dafür sind der Soundtrack und die Tapes einfach zu cool geworden. Gott sei Dank, sonst wäre es ja nicht mal Retro, sondern nur Möchtegern-Nonsense.
Goodbye Gene Wilder.
Mr. Frankenstein Junior. Candyman alias Willy Wonker. Und einer der lustigsten Menschen überhaupt, dem ich je auf der Mattscheibe zusehen durfte.
Ich danke ihm für seine Abenteuer mit Richard Pryor. Für "Die Frau In Rot" und vor allem für eine der besten und hintergründigsten Komödien aller Zeiten: "Frühling Für Hitler". Ein Film, der zeigt, wie sich ein großes Publikum für den Führer begeistert, solange sie nur über ihn lachen können.
Es ist nicht Wilders einziger Witz in einer langen Karriere gewesen. Natürlich. Aber es ist vielleicht der einzig wirklich wichtige des 20. Jahrhunderts. Daher vielen Dank an Mel Brooks und seinen genialen, stets engagieren Partner Gene Wilder.
Mag sein, dass heuitge Comedians mehr Geld einspielen oder viele Preise kriegen. Das Zeug, mal ein zweiter Wilder zu werden, haben nur die wenigsten.
R.I.P., auf Wiedersehen und danke für all die schönen Stunden.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016 und schön festhalten bei der Abfahrt von "Train To Busan". Südkoreas großem Zombie-Unterhaltungs-Kino-Ereignisses. Warum auch nicht? Ein jedes Land verdient seine eigenen Weltuntergang mit infizierten Beißern, die als große Fleisch-Welle mit Heuschrecken-Charakter alles Lebendige verschlingt.
Nach "Seoul Station" reicht Yeon Sang-ho nun das Real-Life-Komplementär-Stück seiner Zombie-Apokalypse nach. Und zeigt mit seiner ersten Realfilm-Arbeit, dass es immer noch Mittel und Wege gibt, etablierten Ideen und Motiven eine neue Perspektive abzugewinnen.
So rattern die unglücklichen Passagiere an Bord besagten Zugs, nicht nur durch ein Land, dessen zivilisatorische Stabilität und gesellschaftliche Ordnung zerfällt. Auch der Zusammenhalt einer der Panik anheimgefallenen Besatzung wird zum treibenden Motiv des Films.
Natürlich nutzt "Train To Busan" viele Gelegenheiten, auf der Überholspur Eindrücke des Untergangs zu sammeln. Und anders als leider gar George A. Romero höchtspersönlich, kann Yeon Sang-ho sein Chaos sehr lebensecht mit den Errungenschaften der heutigen Kommunikations-Möglichkeiten verbinden. Mir fällt jedenfalls kein weiterer Titel ein, bei dem Zombies als Hashtag und Hot Topic die Runde machen.
Doch dies alles ist natürlich auch eher Spielerei und schmückendes Beiwerk, mit der sich die ausufernde Dramatik des Geschehens transportieren lassen. Während der sehr zügige Film (Ich weiß, ich weiß) beim Ausbruch innerhalb der Waggons, kaum Potenzial ungenutzt lässt. Alter, soziale Stellung und unterschiedliche Sichtweisen, wie die der beiden Väter des Films, dienen als Begrenzungs-Faktoren dieser Schicksals-Gemeinschaft. Da zeigt sich vor allem, wie ein Teil der Passagiere blind in Paranoia und Herzlosigkeit stürzt. Während der, anfangs um sich selbst kreisende, Manager Seok-Woo im Verlauf immer mehr zum Stellvertreter einer selbstlosen Helden-Klasse wandelt.
Eine Transformation, die auch durch gespeist wird durch die Leistung der Nachwuchs-Darstellerin von Seok-Woos Tochter. Deren uneigennütziges Engagement und Hilfs-Bedürfnis in jungem Alter, lässt die Charakter-Veränderung des Vaters guüig erscheinen.
Deshalb ist eine der überhaupt sehr positiven Eigenschaften von "Train To Busan", dass sich, selbst im genretypischsten Geschehen, bisweilen echt herzzerreißende Abschiede finden. Während auch keine Opion ungenutzt gelassen wird, um die Zombies dieser Höllenfahrt in ihrer ganzen unheilvollen Bandbreite zu präsentieren.
So zeigt uns Yeon Sang-ho seine Untoten oder Infizierten als eine Welle aus rasenden Körpern, die Städte flutet und das Land verzerrt. Oder sich durch die Abteile frisst. Beinahe scheint sogar das Massen-Verhalten aus "World War Z" hier Pate gestanden zu haben. Wobei sich "Train To Busan" trotz aller Unmöglichkeit einen Hauch von Auf-dem-Teppich-bleiben-Attitüde bewahrt. Lachhaft sind die Schwärme eigentlich nie. Dafür sehr rasant und rasend.
Und wer mault, ob südkoreanisch, japanisch oder amerikanisch, die Zombie-Prozedur bleibt ja immer die selbe, sollte mal auf das optische Seh-Vermögen der Meute achten. Hier zeigt sich, dass es doch noch immer neue Drehs gibt. Selbst wenn die Kritik berechtigt scheint, zu meinen, dass seit dreißig Jahren und länger, stets die Einflüssen und Ideen gleichbleiben, zeigt der Film doch auch Hoffnung. Das Licht am Ende des Tunnels. Auf der anderen Seite warten auch Filme wie "Trainn To Busan", die im Eifer und auf der Jagd nach überzogenen Schauwerten, doch so ziemlich alles richtig machen und sogar ein empfindsames Innenleben offenbaren. Damit stellt selbst diese x-te Zombie-Angelegenheit weniger das fremdländische Stück Horror-Kino dar. "Train To Busan" ist mehr eine Belohnung, die über leblose Genre-Wiederholungen hinwegrast.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016 und herzlich willkommen zu "Trash Fire" Oder wie es nennen würde: dem einzigen Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gibt. Richard Bates Jr., einer der besten Film-Exzentriker unserer Tage, bleibt sich in seinem dritten Werk wieder treu. Indem er sich abermals auf die widerlichen wie nervigsten Eigenarten des Konstrukts namens Familie stürzt. Und selbst der gestörtesten Macke ein Lachen abgewinnt.
"Trash Fire" lässt sich daher auch nur in etwa als schwarze Komödie oder Groteske kategorisieren. Schließlich weigert sich Bates Jr. seit jeher, seiner Kunst Stempel aufzudrücken. Und wenn er bis zum letzten Moment damit wartet, dem selbstgelegten Weg aus Brotkrummen, eine drastische End--Note zu verpassen.
Bis dahin verzückt uns dieses Indie-Werk erneut Bates Jr.'s Talent für Figuren, die höchstens noch am äußersten Rand des Like-ability-Spektrums liegen. Typen wie Owen. Einem Webdesigner mit hübschem Look, aber einer Verachtung für den Rest der Menschheit. Owen trinkt zuviel, hat Anfälle und geht seiner Freundin Isabel ziemlich auf den Sack.
Es braucht schon einige Arbeit, um den Misanthropen etwas auf Linie zu bringen. Nicht zuletzt die Botschaft von Isabels Schwanegrschaft bewegen Owen dazu, sich zu bessern und einen Trip nach Hause zu unternehmen. Die Heimat sind vor allem Owens bissige Bitch von Großmutter und die heftig verbrannte kleine Schwester. Nicht die beste Anlaufstelle, um alte (Seelen-)Wunden zu heilen und sich ausuzusöhnen. Das stellt "Trash Fire" jedenfalls häufig genug unter Beweis.
Und wie dieser Film es liebt, Cocks, Whores, Fuck und andere schöne Sprach-Errungenschaften in die Dialoge einzuflechten. Richard Bates Jr. hat einfach ein Händchen für Text-Zeilen, die so dirty klingen, als würden sich Porno-Darsteller gegenseitig anfeuern. Aber weit gefehlt, hier wird nicht gerammelt. Hier werden Leute umgangssprachlich nach allen Regeln der Kunst verdammt, beleidigt und ihre Seelen der Verrottung im ewigen Höllen-Feuer ausgesetzt.
Wer mal daran dachte, sich eine neue Verwandschaft, gerne auch obskur und andersartig, zu wünschen, sollte Acht geben. Vielleicht kommt bei diesem Wunsch nicht die Addams Family heraus. Womöglich keine gute Idee. Besonders nicht dann, wenn wie bei "Trash Fire" alles von der Hurerei bis zum durch Simmen aus dem Jenseits gelenkten Mord-Versuch im Familien-Album vorkommen.
Dabei ist zu beachten, dass Richard Bates Jr. sich wirklich Zeit für seine Figuren, deren Eigenheiten und dunkle Hintergrund-Geschichten nimmt. Und zwar immer. Weshalb "Trash Fire" viel Wert auf Dialog-Szenen und Subtilität legt. Viel Wirkung wird schon durch die herrlich gespielten Wort-Duelle erzielt. Gestärkt wird das alles noch durch die ganzen Momente, in denen Bates Jr. beispielsweise das nächtliche Treiben seiner Figuren einbaut.
Wenn wir diese und andere Details als Stücke eines Puzzles ansehen, ergibt sich am Ende das Bild einer eigenwilligen Reflektion depressiver Gemütszustände, verkrachter und kampflustiger Sippschaften und ein herrlicher Finegrzeig in Richhtung Fanatismus. Denn Richard Bates Jr. hat es schon gezeigt und legt wieder nach. Bei seiner Bloßstellung von Bibel-Liebhabern, die Gottes Gebote sehr strikt auslegen wollen und dabei selbst in der Sünde verrennen.
Und wie gesagt, eigentlich ist "Trash Fire" auch ein Film über die Familie und den Versuch, mit sich und anderen wieder ins Reine zu kommen. Selbst wenn das heißen mag, dass am Ende Blut vergossen werden muss.
Einerseits genau die Art von Kino, wie es nur Richard Bates Jr. herbeizaubern kann. Böse, ein bisschen bitter und manchmal sogar echt melancholisch. Andererseits eine Herausforderung an alle, die noch gar keinen Kontakt mit "Excision" oder "Suburban Gothic" hatten. Daher genau richig und ein echter Anheizer für die Erwartungshaltung an den Bates Jr.'s nächsten Streich.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016 und willkommen zu "My Big Night":
Dem Blick hinter die Kulissen eines großen Silvester-Specials, das natürlich schon vorab im Oktober gedreht wird. Also alles falsches Gelächter und Geklatsche. Immer wieder auf Kommando. Während vor dem TV-Studio die angepissten Ex-Mitarbeiter nach dem Kopf des Sender-Bosses geifern und eine Kriegszone errichten.
Drinnen würgt sich dafür das Moderatoren-Ehepaar, weil nur einer von beiden die Reality-TV-Sensation übernehmen kann. Während der große alte Show-Hase und Sanges-Künstler Alphonso, mit der ihm eigenen Darth-Vader-Aura, seinem Adoptiv-Sohn und Laufburschen das Leben zur Hölle macht. Und die armen Statisten, an den Tischen mit falschem Essen und Trinken, werden schon mal von unachtsamen Kamera-Operatoren mit dem Kran erschlagen. Als wäre das Chaos nicht so schon perfekt, schleicht sich noch jemand mit einer geladenen Waffe durch die Kulissen.
Was ist das alles herrlich. Natürlich ist "My Big Night" ein Film, der etwas enttäuschen kann. Gerade wenn jemand als Fan falsche Hoffnungen an den Namen Álex de la Iglesia knüpft. Sicher, der Mann hat sich echt ausgetobt. "Perdita Durango" oder "Mad Circus" gaben ein fettes Fuck auf Zuschauer-Erwartungen und spielten teilweise mit der Definition von schlechtem Geschmack.
Aber im Umkehrschluss bewies de la Iglesia auch spätestens mit "Allein Unter Nachbarn", dass er durchaus Filme fürs große Publikum drehen kann. Was ja nicht das schlechteste ist und natürlich immer wieder ein Hinter-Türchen offenlässt. Eben für etwas mehr bissige Satire, vielleicht sogar Hintersinn oder eben schön überzeichnete Karikaturen auf menschliche Abgründe.
Nun gut, "My Big Night" bietet davon nicht allzu viele und tiefblickende. Dies ist eine große, überdrehte Zirkus-Show im Farb- und Klangrausch. Güllig? Vor hinterfotziger Spielfreude triefend, mit der dieser Blick hinter die Kulissen das Show-Biz seziert und gnadenlos bloßstellt? Nein. Muss es auch nicht.
Wer sagt eigentlich, die goldene Regel der Showbiz-Satire sei es, Köpfe einzuschlagen und möglichst viele abartige Todes-Fälle unterzubringen? Wohl niemand. Deshalb kann es durchaus reichen, den ganzen fadenscheinigen Trubel zu zelebrieren und das Fernsehen als aufgeheizten Triez-Apparat darzustellen. Wo die meisten gerne eine Sternschnuppe wären und es doch nur zur Statisten-Ameise reicht.
Der Witz bei "My Big Night" ist eher folgender: Álex de la Iglesia fegt durch diese Fernseh-Theater der Eitelkeiten und landet dabei recht zielsicher seine Lacher.
Jene sind natürlich eher Piekser im harten Schuppen-Panzer des Ungetüms namens Fernsehen. Aber von Stürzen war ja keine Rede.
Kann sein, dass "My Big Night" alle enttäuscht, die gedacht hatten, hier würde jemand die Keule zum Rundumschlag ansetzen und die ganze stinkige Baggage hinwegfegen. Stattdessen könnte der Film natürlich klar als das gelten, was er sich zum Thema: eine schimemrnde Oberfläche. Dann aber eine, auf der alle ins Schleudern geraten.
Oder unter all den Gags und Álex de la Iglesias Gespür fürs Stimmung und Timing sind wir Zuschauer es, denen die echte Botschaft verschlossen bleibt. Während wir meinen, nur eine gute Komödie, vielleicht im Geiste von "Lieblingsfeinde" oder "Kein Pardon", zu konsumieren, könnte uns de la Iglesia ein echtes Schnippchen schlagen. Denn am Ende wohnen wir dem ganzen Irrsinn bei, weil wir doch hoffen oder ahnen, dass es schließlich doch Glitter und Konfetti regnen wird. Ganz wie im echten Fernsehen.
Bissfeste Grüße vom Fantasy Filmfest 2016. Bei "I Had A Bloody Good Time At House Harker" zeigt sich wieder einmal, dass Zahnpflege und Geschmacks-Sicherheit echt wichtig sind.
Was wäre eigentlich, wenn Jonathan Harker nach seinen Erfahrungen mit Graf Dracula nach Amerika ausgewandert und eine Familie gegründet hättte? Eine echte Loser- und Freak-Blutlinie, die nur zufällig noch den Schädel vom alten Grafen im Keller rumliegen hat? Und sagen wir mal, die Trottel von Nachfahren kämen auf die Idee, mit einer Horror-Show ihr Haus vor der Pfändung zu retten?
Wie dumm wäre es, wenn sich bei ausgerechnet besagter Show, ein echter Vampir einfinden würde, der es auf den Draculas Schädel abgesehen hat. Dem Blut aller Anwesenden aber auch nicht abgeneigt wäre.
Ihr seht schon, "I Had A Bloody Good Time At A House Harker" nimmt es mit Stokers Mythologie nicht ganz so ernst. Wie auch mit der Charakterisierung seiner Haupt-Figuren. Die Harkers von Heute sind ein erfolgloser und nicht so talentierter Schauspieler, seine rauflustige Schwester und der große Bruder mit sozialen Umgangs- und Kommunikations-Schwächen. Außerdem gibt es noch den Holz-Schnitzer Ned, der ebenfalls ein wenig begriffstutzig ist und perfekt zur Gang passt.
Geeks, Freaks und Idioten gegen schwarze Kräfte ins Feld zu schicken, nicht die neuste Idee. Und manchmal nur eine Entschuldigung für grässlich dumme Possen. "I Had A Bloody Good ..." ist da ein wenig anders.
Besser, weil der Humor und die Persiflage nicht ständig allzu plump ausfällt. Andererseits gibt es auch viele Gags, die einfach ziemlich kindisch wirken und ebenso eingesetzt werden. Dadurch schwankt der Film immer wieder zwischen einem "Abbott Und Costello Treffen Frankenstein"-Verschnitt und echter Genre-Sezierung wie "Shaun Of The Dead". Wobei ich schon zwei Ding behaupte: Erstens, dass "I Had A Bloody Good ..." nicht das Zeug zum "Shaun" der Vampir-Komödien hat. Und zweitens, dass er dennoch ein echter Happening-Film mit mächtig Party-Faktor ist.
Wer schon über die geilen Wechsel im Prolog lachen kann, wird sicher auch über die etwas flache Darstellung der Harkers und ihrer Nachbarn hinwegsehen. Oder über die manchmal sehr deutlich begrenzten Mittel dieses, wiederum per Kickstarter-Kampagne gestärkten, Produktion.
Dennoch muss ich feststellen, dass "I Had A Blood Good..." mir persönlich immer mal zu blödelnd, dann wieder echt brilliant schräg wirkt. So wie auch bei den Effekten. Mal reißen die Witze zum Brüllen ein, mal verlassen sich die Autoren und gleichzeitig Haupt-Stars zu sehr auf Klamauk, der auch vorhersehbar scheint.
Aber es wäre auch von mir verfroren, nicht zu gestehen, dass hier das Herz aller am rechten Fleck saß. Die "Twilight"-Parodie, speziell der Autorin Stephenie Meyer, ist ein echtes Highlight. Und beim immer wieder zitierten TV-Film "Twirl" des Schauspielers aus dem Harker, hat es ein echt guter Running Gag ins Geschehen geschafft. Außerdem gibt es eine herrliche Verarschung von "Der Exozist".
Weswegen ich mal meine, dass "I Had A Bloody Good Time At House Harker" meine ursprünglichen Erwartungen nicht komplett erfüll hat. Was auch gut ist, denn ich ging von einem komplett andersartigen Film aus. Schlecht heißt in diesem Kontext nur, dass ich echt bis zur nächsten Gelegenheit warten werden, um zu entscheiden, ob mich die Mischung hier nochmals mitreißen wird. Bis dahin bleibt es ein kleiner Tanz zwischen hellem Licht und etwas Schatten.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016 und willkommen zu "Don't Kill It": Mike Mendez schlägt erneut zu und liefert uns das Blutbad für die ganze, äh, mit der ganzen Familie ab. Genauer gesagt, gleich mit ganzen Familien. Seit sich ein paar ansonsten unbescholtene Bürger im verschlafenen Hinterland von Mississipi entschossen haben, Amo zu laufen und alles und jeden niederzumetzeln.
Da bricht "Don't Kill It" schon in den ersten zehn Minuten genüsslich mit allen Vorsätzen der Political Correctness und christlichen Nächstenliebe. Stattdessen werden Schrottflinten auf Kinderköpfe gerichtet, das Gesicht einer Hausfrau landet im Kochtopf voll heißen Wassers und die Wände erstrahlen im schönsten Rot. Klar, dass eine FBI-Ermittlerin in Form von Kristina Klebe, bei solchen Opferzahlen der Sache mal nachgehen will. Doch erst Dolph Lundgren als verdammt cooler Dämonen-Jäger Jebediah Woodley bringt Licht ins Dunkel.
Der Hühne mit dem Mantel aus "Straßen In Flammen", dem Hut von Indiana Jones und einem Abo auf die besten Sprüche, weiß ganz genau, wer oder was für die Mord-Serie verantwortlich ist. Ein Dämon spielt nämlich "The Hidden" im tief-gläubigen Kaff und steigert mit jedem Blutrausch seine Macht. Fieserweise zeigt "Don't Kill It" schon im Titel das große Dilemma unseres Recken: Wird ein Wirts-Körper getötet, hüpft das Höllenwesen einfach auf dessen Mörder.
Was im Film genügend unmöglichen Splatter-Sequenzen den blutroten Teppich ausrollt. Sondern auch einen Helden mit echtem Erfindungs-Geist präsentiert. Lundgren bekommt nicht nur die Gelegenheit, endlich mal wieder sein unterschätztes Talent als Actor zu entfalten. Er ist auch der Held, der Besessene mit Fangnetzen umhaut oder aufsässige Priester mit Gummi-Geschossen Einhalt gebietet. Und trotzdem immer freundlich in seiner Wortwahl ist oder fröhliche Weihnachten wünscht. Schließlich spielt "Don't Kill It" ja genau zur Weihnachts-Zeit.
Nicht allein eine Anspielung auf Lundgrens "Dark Angel". Tatsächlich wurde "Don't Kill It", nach langjähriger Vorbereitung und einige Anläufen, sehr schell in den letzten Wochen des Jahres 2015 gedreht. Was bei einem Regisseur wie Mike Mendez natürlich keinen zu befürchtenen Schnell-Schnuss nach sich zieht. Sondern ein teils schwarzhumoriges Metzel-Fest mit einer schönen Mischung aus Old-School-Gore-Effekten und ein wenig neuzeitlicher Digi-Trickserei.
Mein Seh-Erlebnis war dabei eine echte Fantasy-Filmfest-Premiere: zum ersten Mal einen Film in der nich finalen Version erleben zu dürfen. Daher waren einige Color-Grading-Arbeiten nicht erledigt, nicht alle Stricke und Sicherheits-Leinen heraus-editiert und auch ein paar CGI-Aufnahmen werden noch folgen. Trotzdem verheißt diese Zwischen-Stufe von "Don't Kill It" einen herrlichen wilden Ritt, bei dem es einem immer wieder die Sprache verschlägt. Ob nun die Kettensäge sich den Weg durch die Menschen-Traube bannt oder gleich der Lieferwagen über selbige hinwegrast. Oder es ein Mädchen gleich mit einer Horde FBI-Leuten aufnimmt. Das Böse findet halt immer einen Weg, Leben schnell, drastisch und blutig zu beenden.
Doch Mike Mendez hat schon oft genug bewiesen, dass sich für ihn krasse Gewalt und Gelächter nicht ausschließen. Nicht jeder Gag wird gerissen, um eine Einstellung von zermatschten Schädeln abzufedern. Auch unser Dolph darf sich mit markischen Sprüchen übers abergläubische und aufgeeschreckte Städele-Volk ein wenig lustig machen. Während "Don't Kill It" im gleichen Atemzug auch Mendez eigene katholische Erziehung widerspiegelt. Jedenfalls sind Dämonen und Engel hier nicht irgendwie Teil eines Mysterien-Quarks, der die Sache zusammenhalten muss. Es gibt durchaus kleine biblische Verweise und es ist fast schon schade, dass "Don't Kill It" nur ein kleines Hintertürchen für ein mögliches Sequel offenlässt.
Aber vielleicht wird Dolph Lundgrens Jebediah Woodley ja eine Figur, die öfters mal in anderen Produktionen vorbeischaut. Wie wäre es mit einem Cameo in "Tales Of Halloween 2" oder so? Wie auch immer, "Don't Kill It" ist ein Fan-Pleaser für alle, die Mike Mendez kennen und lieben. Und all jene, die nur annähernd so gern wie er, etwas abseits ihr Glück in Motiven suchen, die nicht andauernd im Genre ausgeschlachtet werden. Wer sowieso nicht Neinsagen kann zu blutigem und nicht übermäßig teurem Genre-Treiben, wird es lieben. Schließlich hat Mendez bei den Kopfschüssen, den fliegenden Körperteilen und den Blutfontänen in erster Linie an sich selbst gedacht und nicht die Zensur-Behören. Wofür ich ihm von ganzem Herzen dankbar bin.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016 und willkommen zu "Seoul Station". Der Zombie-Apokalypse in animierter Form. Aber vor allem willkommen in einer Stadt, die knietief in der Scheiße steckt.
Die Obdachlosen randalieren, das melden die ersten Notrufe. Und schon vor dem ersten Biss macht Regisseur Yeon Sang-ho klar, dass er keine Lust darauf hat, bloß Zombie-Klischees runterzubeten. "Seoul Station" nimmt sich einige Zeit, mal einen Blick auf jene zu werfen, die in der südkoreanischen Gesellschaft ganz unten stehen. Menschen wie die junge Hyun-suen, die vor ihrer Vergangenheit als Prostituierte davonläuft.
Ähnlich wie schon bei "The King Of Pigs", erwählt Yeon Sang-ho keine blütenreinen Alltags-Menschen als seine Hauptfiguren. Er nimmt sich Gestalten vor, die leicht bis ziemlich gestört wirken. Und die nicht nur in Extrem-Situation psychisch zu Grunde gehen, sondern schon echt abgefuckt wirken. Deshalb wirkt allein der unscheinbar ruhge Auftakt von "Seoul Station" bereits bitter. Ein blutender alter Mann schluft durch die Menschen-Menge und keiner will helfen, weil er a) ziemlich stinkt und b) natürlich ein Penner sein muss.
Natürlich ist dies nicht nur ein Problem der südkoreanischen Gesellschaft. Aber ein Blickwinkel, den kaum eine "Zombie-Apokalypse" zuvor eingenommen hat. Wir sehen eine Welt, die Armut ausblendet und wir hier, über Nacht "großzügig" in den U-Bahn-Stationen einpfercht. Und wenn die überaus aggressiven Beißer dann alles überrennen, melden die überforderten Polizisten selbstverständlich, dass ein Problem mit den Gesindel gibt.
Aber selbst wer nur einen interessierten Blick auf einen gezeichneten Zombie-Schocker werfen will, wird bei "Seoul Station" mit einem schließlich relativ zügigen Reißer belohnt. Nicht heillos, dafür sorgen immer wieder Verschnaufpausen und die Nebenhandlung des unnüzen Boyfriends und des sich sorgenden Daddys, die unserer Hyun-suen zur Hilfe eilen wollen.
So richtig stark wirkt jedoch die Tatsache, dass Yeon Sang-ho seine Mitmenschen in all ihrer Rücksichts-Losigkeit zeigt. Klar, Sicherheits-Kräfte, die auf alles und jeden ballern, gehören zur Grund-Ausstattung des Zombie-Films. Aber selten nahm sich jemand die Zeit um uns zu verdeutlichen, dass die ehemaligen wichtigen Söhne und Töchter Südkoreas schon vor der Epidemie aus dem Sichtfeld verbannt wurden.
Weshalb "Seoul Station" nicht nur ein weiterer Animations-Film mit Horror-Setting darstellt. Sondern auch eine herbe Erinnerung daran, wie kalt und rücksichtslos eine Welt sein kann, bevor es an allen Ecken und Kanten brennt. Passend dazu hält "Seoul Station" dann auch einen ultrafiesen Twist bereit, der letztlich klarmacht, dass Yeon Sang-ho, wie einst Romero, die Untoten klugerweie als Stilmittel oder Statisten einsetzt. Weniger als eine schale Haupt-Attraktion, die einer eh leblosen Story etwas Pep einhauchen sollen. Wer auf eine noch zwingendere Einladung wartet, sei gewarnt. Dies ist nur eine Hälfte eines großen Zombie-Double-Features, das Yeon Sang-ho mit "Train To Busan" im Realfilm-Format fortsetzt. Besprechung folgt bald.
Also sorry. Es gibt Trash, der taugt zum Mitlachen. Ist bewusst billig in der Machart und trägt schon auf der Titelseite vom Script ein großes Augenzwinkern. Dann gibt es Trash, der einfach nur in die Tone gehört, weil er selbst die Intelligenz feier-freudiger Fans des schlechten Geschmacks beleidigt.
"S.W.A.T. - Tödliches Spiel" hingegen macht sich einer ganz anderen Art von Sünde schuldig. Dieser "Film" beleidigt alle Filme-Macher und Konsumenten. Denn der leb-- wie ausdruckslose Haupt-Darsteller und Regisseur Timothy Woodward Jr. kloppt in seinem Machwerk alles zusammen, ohne sich einen Kopf über erzählerische wie gestalterische Kohärenz zu machen.
Hier bereitet nicht nur die strunzdoofe Handlung über einen Superverbrecher, eine Geiselnahme und biologische Waffen Kopfschmerzen. Allein eine Kostprobe der nicht vorhandenen Talente hinter der Kamera verleiten zum Heulen. Hier hat wirklich jemand erst vor kurzem gelernt, sich über die Positon der Kamera Gedanken zu machen. Es wurde nicht darauf geachtet, dass in Einstellungen Kabel oder Mikrofone nicht im Bild sein sollten. Und der Compositing-Abteilung ist es wohl schlichtweg nicht aufgefallen, dass eingeblendete Einschuss-Löcher plötzlich überall im Raum schweben. Nur nicht dort, wo Treffer landen.
Dazu noch die lächerliche Ausstattung mit nicht angeschlossenen Bildschirmen und Telefonen, bei denen Bild sehr ungeschickt eingefügt wurden. Oder überhaupt die spartanische Verwendung von Kulissen.
Und als Sargnagel der einstmals als Schausspieler geltende Tom Sizemore. Der mit einem Anflug von Rumbrüllen und Fucker-Dialogen seine Karriere beerdigt. Oh ja, Mischa Barton ist auch hier gelandet. Immerhin versucht sie, beim ganzen Trauerspiel Contenance zu bewahren. Ansonsten ist es schon Zufall, wenn einer der Beteiligten irgendwie Glaubwürdigkeit in seine oder ihre Leistung einbringt.
Denn "S.W.A.T. - Tödliches Spiel" gehört zu denen Filmen, die nie hätten gedreht werden dürfen. So widerspenstig hohl und mies ist das alles. Schmalzige Filter auf Erinnerungs-Szenen, schlecht eingestreutes Stock-Video-Material (Wir merken übrigens den Unterschied zwischen einem deutschen und amerikanischen Straßenzug. Deutschland ist nicht Los Angeles.) und die plötzliche Kehrtwende vom Hostage-Thriller zum auftauchenden SWAT-Team, das uns eh am Arsch vorbeigeht. Schlimmer geht's wirklich nimmer.
Ich kann nur abraten. Denn selbst die größte Neugier ob der beschworenen unterirdischen Qualität, wird wohl mit Brechreiz und Augenbluten beantwortet werden. Es gibt so viel bessere Filme, die an einem Wochenende zusammengeschustert werden.
Das schlimmst mögliche Schicksal ereilt den Chirurgen Bruno im Schlaf. Nach der Nachschicht legt er sich aufs Ohr, während die Gattin zur Arbeit eilt und sich Töchterchen Jasmine alleine auf den Schulweg begibt. Ein Monstrum passt sie ab und Stunden später liegt das eigene Kind missbraucht und ermordet vor Bruno.
Der Täter ist schnell überführt. Aber der vom Glauben abgefallene Vater will sich damit abfinden, dass die Justiz über das Schwein richten wird. Er selbst will das letzte Urteil fällen und verschleppt den Tat-Verdächtigen in eine abgelegene Wald-Hütte.
Heftiger und erschütternder könnte eine Ausgangs-Lage wohl nicht sein. "7 Days" behandelt zwar eine Revenge-Thematik, die wir so ähnlich auch bei "Big Bad Wolves" hatten. Dennoch ist der kanadische Thriller bereits ein paar Jahre älter.
Und wo "Big Bad Wolves" seine drastische Herangehensweise mit etwas schwarzem Humor würzte, bleibt "7 Days" bierernst. Da zerschlägt Bruno dem Kinds-Mörder einfach stumm mit dem Vorschlaghammer das Bein. Er lässt ihn in einer Schlinge tanzen, operiert bei vollem Bewusstsein unnötig in dessen Eingeweiden. Und verkündet seiner Frau und der Polizei über Telefon, dass dies alles am kommenden Geburtstag seiner toten Tochter enden wird.
So gesehen alles geschmeidig perfide und teils zermürbend. Doch so brutal das alles auch ist und gezeigt wird, will "7 Days" die moralische Frage im Fokus behalten. Weshalb Bruno immer wieder selbst mit seinen Handlungen hadert. Ihm sein, auch geständiges, Opfer Zweifel einredet. Da muss der rachsüchtige Doktor schon ordentlich Bier saufen und aufs Foto der Tochter starren. Dass sich der Tod nicht abschütteln lässt, wird spätestens bei Reh-Kadaver deutlich, den Bruno immer wieder im Wald verecken und versenken will. Und der dennoch stets wieder auftaucht.
Allerdings ist ein weniger gutes Zeichen, wenn sich die zwingende Fragen nach Moral und Gesetzes-Treue nicht zwangsläufig auf den Zuschauer übertragen wollen. "7 Days" ist dabei weitaus weniger selbstverliebter Folter-Porno. Viel Zeit wird damit investiert, den Konflikt von Bruno aufzuzeigen, der damit hadern könnte, selbst zum Monster zu werden.
Wohlgemerkt: Könnte. Es ist wahrscheinlich eine Stärke des Films, die Konsequenzen für die Seele unsers Rächers nicht mit dem Hieb und Schnitt auf Stumm zu schalten. Doch unausgesprochen bleiben einige wesentliche Dinge, die dabei helfen könnten, den Wettlauf gegen die Zeit und die Frage nach dem eigenen Schicksal zu verdeutlichen.
So jedoch trickts Bruno anfangs die Polizei aus, während er sich immer wieder beim verwitweten leitenden Ermittler oder den Eltern der anderen Opfer eine Art Befeuerung für sein Vorhaben. Als wäre die schrittweise Hinrichtung des Opfers aus einer Art Spontan-Reaktion geboren. Drastisch ist das zwar, die Rückkehr zum Raum von Recht und Ordnung mildert den Vorstoß in die Grauzone der Selbst-Justiz doch ein bisschen ba.
Am Ende geht es eben nicht um die möglichst brutale Schlachtung eines unmöglichen Verbrechers. Womit sich "7 Days" von den anderen Neue-Harte-Wellen-Schockern aus Frankreich extrem abgrenzt. Dann aber auch , ähnlich wie damals "John Q.", einen Film präsentiert, dessen Umstände die Handlungen der Hauptfigur rechtfertigen, bis mit einem Rückzieher plötzlich die Luft rausgelassen wird.
Der Film ist dabei spannend. Keine Frage. Nur bleibt Brunos Ausflug in den Killer-Wahn eine Episode, die auf ganz bösen Gedanken beruht und in einer vernünftigen, wie auch harten Welt, schnell untebunden gehört. Schließlich weiß ich auch nicht, ob ich Bruno bei der Abrechnung zustimmen soll oder ihm für die Rettung des eigenen Seelen-Heils auf die Schulterklopfen muss. Nun ja, so eindeutig sind Moral-Lektionen eben auch nicht.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016 und aus den unendlichen Weiten von Final Fantasy. In diese dürfen wir nun abermals eintauchen. "Kingasclaive: Final Fantasy XV" markeirt den dritten Leinwand-Vorstoß von Square Enix. Und eines muss klar sein: Zuschauer ohne Final-Fantasy-Affinität, Game-Erfahrung und mit eingeschränktem Vorstellungs-Vermögen werden eine verdammt schwere Zeit haben.
Ich selbst gebe es unumwunden zu. Der letzte Teil der Reihe, den ich mal als Spielfigur betrat, war noch einstellig. Weswegen ich an dieser Stelle einer meiner Stamm-Zeitschriften danken muss. Die Animania hat mich einigemaßen auf den neuesten Stand gebracht und einige Verständnis-Lücken schließen können.
Was natürlich keine Grund-Voraussetzung vor dem Ansehen darstellt. "Kingsclaive" drückt den Reset-Button und wirft uns hinein in den Konflikt der Groß-Reiche Niflheim und Lucis. Niflheim ist dabei der technologische Militär-Apparat, der eine Nation nach der andern überrennt. Lucis ein Königreich, in der Zukunft und Magie in Einklang sind.
Eine Hochzeit soll Frieden bringen. Aber natürlich ist der Schein trügerisch und "Kingsclaive" verwandelt sich nach einigem Anlauf in ein martialisches Monster aus Invasions-Krieg, Luftschiffen, Ränkespielen und Tolkien-/Star Wars-Mächte-Mythologie.
Wobei es gerade schwerfällt, nach dem nicht gerade kurzen Prolog, in dieser Welt anzukommmen. Und die Verbundenheit einiger Figuren untereinander sinnvoll nachzuvollziehen. Noch schwieriger verhält es sich bei den ganzen Verräter-Figuren. Auf welcher Seite stehen die nun eigentlich? Beim ersten Mal kann dieser Film schon sehr verwirrend sein.
Doch natürlich muss "Kingsclaive: Final Fantasy VX" als Tie--In-Produkt zum kommenden FF-Game verstanden werden. Hier kann alles eine Bedeutung haben, die irgendwann später im Spielverlauf aufgegriffen wird. Oder es ist ledigleich mal etwas erwähnt worden, damit ist abgehandelt wurde.
Wie auch immer. Für uns "Casual-Viewer" bietet "Kingsclaive" dann halt nur eine gute Show. In Form des ziemlichen Alleingangs unseres Helden Nyx Ulrich. Der schon vorher um keine Stunt-Einlage verlegen und wenn er dann noch die Ur-Macht der alten Könige erhält..
Selbstverständlich ist das so betrachtet, nur eine gigantische Zerstörungs-Orgie mit eingeschobenem Königshaus- und Politik-Inhalt. Wobei auch hier moderne Einflüsse wie Flüchtlings-Wellen, Kriegs-Verbrechen und Anti-Roylisten Einzug halten. Ob das alles noch wichtig ist, wenn zwanzig Meter hohe Dämonen gegen Statuen antreten, ist natürlich eine andere Frage.
"Kingsclaive" sellt den interessanten Versuch dar, eine ziemlich umwerfende Cut-Scene auf Spielfilm-Format zu trimmen. Und bei der Gestaltung der Welt und ihrer Figuren erreicht der dritte Final-Fantasy-Film erneut die nächste Ebene. Da werden kleine Details wie die Aussagekraft von Augenpartien schnell vergeben.
Wirklich schwierig wird es nur bei der Unterscheidung von vollfertigem Kino- Produkt oder selbstverliebtem Game-Prequel, das ohne Recherche-Arbeit anderen Zuschauern den Zugang verwehrt. Denn so gesehen funktionert der Film und erweist sich am Ende als einfache Fantasy-Erzählung mit Techno-Magischen-Überbau. Nur das Einfühlungs-Vermögen in alle Figuren und Background-Storys wird etwas erschwert.
Deshalb ist "Kingsclaive: Final Fantasy XV" entweder die längste Spiel-Sequenz der Welt oder eben nur überwältigendes Augenfutter, für das Nicht-Kundler einen längeren Atem benötigen. Oder der Film legt die Grundlage fürs nächste Überschts-Bild im Hobbykeller, wo sich jeder den Kopf zerbrechen darf über die einzelnen Verflechtungen von Figuren und Ereignissen.
Schöne Grüße vom Fantasy Filmfest 2016:
Und willkommen zum Leben nach "Saw". Für James Wan bedeutete dies bisher vor allem, die Erfüllung im Geister-Horror zu finden. Für Darren Lynn Bousman, der "Saw II bis IV" realisierte, besteht dieses Afterlife bislang aus sehr extravagnaten Kreuzungen aus Musical, Kostümfest und Fantasy. Siehe " Repo! The Genetic Opera" oder "The Devil's Carnival".
Und nun adaptiert Bousman mit "Abattoir" einfach mal den von ihm selbst mitgeschaffenen Comic. Als unheimliche Geschichte über den mysteriösen Jebediah Crone. Der Mann, der zur Hölle fuhr und mit ihren Geheimnissen zurückkehrte. Natürlich führt so ein Mann Böses im Schilde. Zum Beispiel, hier auf Erden die Bewohner eines ausgestorbenen Kleinstädtchens in mörderische Anhänger seiner schwazen Glaubens-Gemeninschaft zu machen. Oder quer durchs Land zu reisen und Häuser zu kaufen, in denen blutige Tragödien stattfanden.
Die Journalistin Julia kommt Crone auf die Schliche, als der das Haus kauft, in dem kurz zuvor ein Verrückter ihre Schwester samt Familie abgeschlachtet hat. Keine Woche später steht Julia vor dem Raum des Verbrechens, der bis auf die Knochen rausgerissen wurde. Welch Glück, dass unsere Repoterin eine gute Spürnase besitzt und einen unablässigen Cop zum Freund, der sich auch ohne Marke überallhin Zutritt verschaffen kann. Sie spüren Jebediah Crone auf. Im gottverlassenen Nest New English, wo der düstere Prediger eine wahrhaftige Hölle für sie bereithält ...
... und uns Zuschauer trotz verwinkelter Erzählweise in ein wahres Horror-Fest stürzen könnte. Immerhin schenkt uns "Abattoir" mit Dayton Callie als Crone eine Art Reverend Henry Kane des neuen Milleniums. Wie Kane "Poltergeist II", zieht Crone die Menschen mit seinen Predigten in seinen Bann und lässt sie die schlimmsten Taten begehen. Mit dem Versprechen, durch Blutvergießen echte Wunder zu bewirken, als für welche zum tauben Herr Gott zu beten. Und die Art, mit der Callie dies artikuliert, schön gruselig.
Selbst in der ersten Hälfte macht "Abattoir" mit seiner pulp-artigen Ermittler-Story irgendwie Laune. Jessica Lowndes ist als Julia nicht auf den Mund gefallen. Und kann genau so erschüttert werden, wenn ihre Schwester massakriert wird. Richtig drollig wird es aber erst, wenn wir uns mal anschauen, in welchen Kleidern Julia rumläuft. Oder dass sie einen alten Plymouth färht. Damit könnte sie auch perfekt einige Jahrzehnte in der Zeit zurückgeschickt werden. Ach ja, ihr Cop-Freund könnte auch als Privat-Detektiv der guten alten Film--Noir-Schule durchgehen.
Aber natürlich ist "Abattoir" eine Horror-Story. Weshalb sich unser Helden-Pärchen schließlich in einem Kabinett des Grauens wiederfinden, wo Crone unendliche Gräueltaten gesammelt hat. Hier zeigen Bousman und sein Team ein echtes Händchen für schaurig atmosphräische Horror-Visionen. Denn in Jebediah Crones Reich werden die irrsten (Selbst-)Tötungs-Szenarien abgespult. Immer wieder. Klar unter starker Verwendung von CGI. Aber diese sind, auch ohne State-Of-The-Art-Garant, gelungen genug.
Wäre da nur nicht das Problem der Auflösung, die leider ziemich abgegriffen und vorhersehbar daherkommt. Einerseits ist irgendwie konsequent, was da am Ende geschieht. Andererseits ist es keine große Kunst, das Ende vorab zu erraten. Mal abgesehen davon, "Abattoir" auch die eigene Logik etwas zu unterminieren scheint. Jedenfalls kann ich nur bezeugen, dass der Sinn und Unsinn der hier gefallenen Aussagen und eintreffenen Konsequenzen zu langen Debatten einladen. Hab ich gestern nach dem Kino-Besuch ausgiebg diskutieren dürfen.
So oder so lässt sich "Abattoir" als stimmungsvolle Geisterstunde betrachten. Eine, die letztlich etwas zu langatmig ausfällt, bis das Konstrukt den wahren Kern der Geschichte offenbart. Und weil, trotz aller Mysterien und schräger Stadt-Einwohner, am Ende auch etwas viel Murks mitschwingt, rutscht der Film stellenweise zu sehr ins Mittelmaß ab. Dennoch lohnt sich ein Trip in die düsteren Gefilde von "Abattoir", wenn einem die üblichen Themen-Bereiche des Horror-Kinos mal zu ermüden drohen. Genre-Standards hin oder her, ein Standard-Genre-Streifen ist das auch nicht gerade.
Zwei Frauen, die miteinander Sex haben. Kann das in unser heutigen Zeit noch schockieren? Mal abgesehen von allen traurigen Gestalten, die beim Gedanken daran die Höllenglut beschwören. Ja, "Blau Ist Eine Warme Farbe" sorgte bei Erscheinung für viel Aufsehen. Weil sich unser Paar Adèle und Emma nicht einfach nur liebt. Aufgeladene Blicke austauscht, sich küsst und wir verschmitzt lächeln, wenn die Kamera kurz vor der Bettdecke stoppt.
"Blau" zeigt ein ausuferndes Liebesspiel. Ohne Schamgrenze und Zensur-Balken. Da wird sich geleckt, ineinander eingedrungen und beinahe gegenseitig verzehrt. Was auch die Frage aufwarf, ob Abdellatif Kechiche den Charakter der Comic-Vorlage auf eine Chauvi-Sicht lesbischer Beziehungen degradierte.
Tja, Schöpferin Julie Maroh äußerte sich kritisch über die Adaption. Andere mäkeln über das Tabu explizierter Sex-Szenen. Aber ist das hier "Der Letzte Tango In Paris" des 21. Jahrhunderts? Werden im Mainstream-Kino die Pforten zur Porno-Hölle augestoßen?
Oder erreicht "Blau Ist Eine Warme Farbe" einen Grad an fast beschämernder Intimität, wie sie nicht jedem Liebesfilm vergönnt ist? Immerhin geht der Blick weit hinaus übers geteilte Bett. Drei Stunden lang folgen wir vor allem Adèle bei ihrem sexuellen Erwachen, dem Glück mit Emma und der Suche nach sich selbst. Eine Suche, die geprägt ist von der unterschiedlichen Vorstellung der Selbst-Verwirklichung. Dem schwierigen Drahtseil-Akt, mit Menschen mitzuhalten, die dir freundlich begegnen und doch eine ganze andere Sprache sprechen.
Ich fand "Blau" schon als Graphic Novel eine Wucht. Und erlaube mir daher, einmal zu behaupten, dass die Film-Version wesentliche Grund-Gedanken weder verfremdet, noch missbraucht. Es gibt natürlich Freiheiten, speziell im letzten Akt.
Dafür werden in Adèles Schulzeit, die Anfeindungen ihrer "Freunde" ziemlich wortgetreu übernommen.
Wenn ich jemanden damit auf den Schlips trete, muss ich mich entschuldigen. Ich will mich nicht blind zum Wortführer aufschwingen. Und behaupte nicht, dass "Blau" am besten auf den Punkt bringt, was es bedeutet, lesbisch zu sein. Trotzdem halte ich diese Interpretation des Original-Stoffes für eine der besten Comic-Verfilmungen. Und "interpretiert" wird ja immer.
Die Geschichte von "Blau" ist die einer Liebe, die alles bedeuten kann und sich überirdisch anfühlt. Auch fernab des Orgamsus. Und wenn sie dann scheitert, folgt das beschissenste Gefühl überhaupt. Es lähmt dich. Es tut verdammt weh. Aber es wäre nun wirklich verpeilt gewesen, wenn das Ende dieser Liebe bei unserem Anker Adèle Suizid-Absichten hervorrufen würde.
Stattdessen grenzt sich "Blau" von seiner Vorlage vielleicht dadurch am stärksten ab, den Lebensweg einer Frau zu zeigen, die ihre Sehnsüchte und Vorlieben entdeckt. Die es verbockt und auch richtig macht. Alles Dinge, die wir doch selbst kennen oder eben genau so erleben sollten, weil unsere Existenz sonst armselig unerfüllt wäre.
Und wenn ich jetzt noch über das passende Spiel mit der Haarfarbe, dem Essen, all den Datails und den großartigen Leistungen der bezaubernden Haupt-Darstellerinnen anfangen würde, dann säßen wir noch morgen hier. So oder so halte ich "Blau Ist Eine Warme Farbe" für ein mutiges, wie beispiellos langes und analytisches Werk. Und niemand kann behaupten, dass beim Zusehen nicht irgendwas in Herz und Kopf Klick macht. Die Mühe ist es wert und die Diskussion über Qualität und Achtung der Vorlage sind es allemal.
Na endlich. Ein Film, der Videospiele nicht verteufelt. Sondern als ideales Lern- Werkzeug darstellt, das die Sinne schärft und die Auffassungsgabe formt.
Ach, fuck. Wir sind ja bei "Ender's Game". Eine Zukunfts-Vision, in der Kinder im Boot-Camp durch Baller-Simulationen zu Soldaten und Kommandanten geschult werden. Mit Bio-Wächter-Chips im Nacken. Das ist doch mal eine militarisierte Gesellschaft. Ständig der Millionen Toten mahnend, dem großen Piloten-Helden gedenkend und der Finger quasi stets am Abzug. Selbst der manischte Hurra-Patriotismus wirkt da wie eine kleine, süße Macke. Und Robert A. Heinlein würde sich vor Glücksgefühlen die Hosen feucht machen.
Tja, und "Ender's Game" wäre gern eine Lektion in hochkemplexen Moralfragen. Vielleicht sogar der Ausblick auf die Gefahren einer Welt, in der die Erwachsenen ihre Kriegs-Geilheit zügellos ausleben und den Wert kindlicher Unschuld, sowie die Wichtigkeit friedlicher Kommunikation, über Bord werfen.
Klingt schließlich alles irgendwie so an. Oder ich kann einfach zu viel herausholen aus dieser Young-Adult-Space-Opera, die "Starship Troopers"-Mentailität mit "Wing Commander"-Simulation kreuzt. Wo Kids in der Schwerelosigkeit Lasertag spielen dürfen. Natürlich mit dem obligatorischen "Chosen One" als Protagonisten, an dessen Rockzipfel natürlich wieder das Schicksal des planetarischen Friedens zu hängen scheint.
Aber sorry, außer dem, inzwischen zur Genüge breitgelatschten, Final Twist bietet "Ender's Game" kaum nennenswerte Momente oder Erkenntnisse. Dafür steckt der Kopf des Films zu Tief in der Verwirklichung der Materie. So tönt uns die Wichtigkeit der Kinder-Killer-Erziehung und die der Kriegs-Führung um die Ohren. Für eine kritische Berachtung ist da kaum Platz. Oder dachten die Macher tatsächlich, dass ihr Publikum die ganze Denk-Arbeit übernehmen und dahinter "verborgene" Botschaften entschlüsseln würde?
Okay, Haupt-Darsteller Asa Butterfield leistet eigentlich Großes. Gibt uns einen immer verstörterter wirkenden Psycho-Blick. So ungefähr stelle ich mir die Real-Film-Version von Shinji Ikari aus "Neon Genesis Evangelion" vor. Wobei natürlich auch Harrison Ford mal als weniger liebenswerter Charakter sein Können unter Beweis stellt.
Wenn jetzt nur das alles nicht so damit beschäftigt wäre, das Videogame über die Lektion zu stellen, dann wäre "Ender's Game" vielleicht sogar nachdenkliche Science Fiction. Nicht nur ein Leinwand-Spektakel, bei dem in den letzten zehn Minuten plötzlich auch die Feindes-Seite interessant wird. Nur ist es da schon zu spät, um damit wirklich Eindruck zu schinden.
Der Ort: Deutschland, in den letzten Atemzügen des Zweiten Weltkriegs liegend. Unsere Begleiter: die Crew des M4-Sherman-Panzers, der auf den Namen Fury getauft wurde. Was ja nur eines bedeuten kann: Brad Pitt wird hier erneut eine Menge Nazi-Ärsche abknallen. Oder ihnen selbigen gleich wegsprengen.
"Herz Aus Stahl" ist natürlich nicht der erste Film über die Bestie Krieg. Nicht der erste Beitrag zu den düsteren Tagen, als die sprichwörtliche Hölle übers Land zog und Städte wie Menschenleben ausgelöscht zurückblieben. David Ayer bemüht sich dennoch nach Kräften, diese Auferstehung des großen Gräuels namens Weltkrieg, so unangenehm und ungeschönt wie irgend möglich anzugehen.
Herausgekommen ist dabei so eine Art "Das Boot" auf Rädern. Kein Film über eine bestimmte Mission oder Begebenheit. Pitt nimmt als "Wardaddy" Collier seine Crew mit auf eine Reise in die Finsternis des Feindeslands. Dort, wo entweder es gilt, Nazi-Truppen zu metzeln oder einem Hitlers letztes Aufgebot in Form von Greisen und Kinder vor die Flinte läuft.
Der Tod ist hier einfach nur brutal. Und nicht selten derart unverhofft, dass einem erst beim Anblick von Kinderleichen – also erst nach dem Schuss – die quälende Sinnlosigkeit dieses Konflikts vor Augen geführt wird. Tatsächlich gelingt es David Ayer in "Herz Aus Stahl" ziemlich oft, einen ernüchternden wie trostlosen Kriegs-Film zu gestalten. So sind dann auch die Insassen des Fury entweder abgehärtet und von durchlebten Schlachten ziemlich derangiert. Nur das jungfäuliche Greenhorn Norman hat anfangs noch gar kein Blut vergossen. Er wird es noch lernen.
Natürlich ist die Odyssee von "Herz Aus Stahl" dabei weit weniger Hirn- als denn Augen-Futter als etwa Coppolas "Apocalypse Now". Es fällt schon deutlich leichter, die einzelnen Beobachtungen dieser Reise mit dem Abspann im Hinterstübchen zu verstauen. Doch das bringt, das nicht gerade unterbesetzte, Genre Kriegs-Film auch so mit sich. Im Moment des Erlebens jedoch, sind Kinder in Soldadten-Uniformen, weggeschossene Schädel und zerfetzte Leiber nicht zu ignorieren.
Zwar mag es stimmen, dass Ayer die erbarmungslose Härte des Krieges eher zelebriert, als sie zu reflektieren. Aber immerhin erinnert er uns mit "Herz Aus Stahl" auch an die hässliche Fratze, die sich nicht immer mit ironischen Witzen und einer Ladung weichgespülten Ehr-Gefühls kaschieren lässt.
Denn stellt sich die Frage, ob "Herz Aus Stahl" nicht doch auch Figuren verdient hätte, die uns ein wenig ans Geschehen binden könnten. Als denn das wahrhaft junge, unerfahrene Milchgesicht, dem "Wardaddy" Collier seine Auge-Um-Auge-Mentalität einprügelt. Und die restliche Crew, die sich, in einer Mischung aus Arschloch und geprügeltem Hund, einfach den Gepflogenheiten ihrer Situation anpassen. Was natürlich heißt, dass alle deutschen Kerle Nazis sind und erledigt werden dürfen. Während die Frauen sich am besten zur Verfügung zu stellen haben.
Eine Haltung, die irgendwo nachvollziehbar sein könnte, aber auch das Klischee der Invasoren bedient, die weniger befreiern als selbst zu brandschatzen. Spätestens nach dem Frühstücks-Tribunal ist irgendwie auch klar, dass es ehr nur einer in der Runde verdient, die Heimat vielleicht noch wiederzusehen.
Ansonten ist "Herz Aus Stahl" ein bewusst zielloser Blick durch die Landschaften des Krieges. Wo alles dreckig und finster wirkt. Ob der Film damit zum Mahnmal wie "Full Metal Jacket", "The Big Red One" oder "Platoon" taugen wird, bleibt natürlich abzuwarten. Doch selbst mit streitbaren Figuren ist "Herz Aus Stahl" eine Abkehr von Persiflage und Märchen-Träumerei, die immer wieder derart unerträgliche Epsioden der Menschheits-Geschichte abzufedern versuchen. Mag der Film kein kluges Meisterwerk verkörpern. In diesem Fall stelle ich Look und Feel ein bisschen übers Geschehen.
Ach, was für eine Idee. Eine Schnecke träumt davon ein Renn-Fahrer zu werden. Und kann nach einem schrägen Unfall tatsächlich schnell wie der Blitz über die Piste rasen.
Das ist ungefähr so, als hätte Remy in "Ratatouille" nicht von der Gourmet-Küche, sondern von der Formel 1 geträumt. "Turbo" erinnert über weite Strecken sehr oft an Pixars großen Wurf. Vielleicht liegt es auch daran, dass DreamWorks sich ein wenig zu sehr auf die Funktionsweise der Außenseiter-Mit-Großen-Träumen-Story verlassen hat.
Jedenfalls findet sich quasi alles in "Turbo": Die Zweifler, der Bruder, der noch wegen des vermeintlichen Größenwahn unseres Helden durchdreht. Und natürlich gibt es das menschliche Pendant. Den Loser, der Schnecke Turbo schließlich erst die Teilnahme am Indy 500 ermöglicht. Dazu gibt es obendrauf noch ein paar Gags, die eher größere Zuschauer kapieren. Und fertig ist das inspiriende Animation-Abenteuer mit der goldenen Botschaft, dass du nie aufhören solltest an dich und deine Träume zu glauben.
So gesehen ist "Turbo" natürlich viel die Zielgruppe der Kleinsten genau richtig. Nur uns anderen kommt das alles etwas zu formelhaft und wenig eigenständig vor. Obwohl der Film besser ist als ich dachte. Doch letzten Ende dominieren nach dem Abspann nicht die Glücksgefühle. Sondern die Vorstellung, dass "Turbo" wie von der Pixar-Resterampe wirkt. Ein Stoff, der bei den Kings der Szene wohl echt nur zum Kurzfilm gereicht hätte. Und das aus gutem Grund.
THE REVOLUTION WILL BE TELEVISED
Chile 1988: General Pinochet beugt sich dem internationalen Druck und ruft sein Volk zur Wahl auf. Der Opposition werden großzügig tägliche fünfzehn Minuten Sendezeit im staatlichen Fernsehen gewährt. Schließlich ist das Prozedere eh nur pro forma als demokratischer Akt zu verstehen. Bis ausgerechnet Werbe-Fachmann René an Bord kommt und dseinem Volk das NO der Pinochet-Gegner in einer gewitzten und neuartigen Marketing-Kampagne näherbringt.
Geschichtstunde einmal anders. Das ist "NO!". Ein Film über eine Revolution, bei der sich nicht hunderttausende auf den Straßen mit entblößtem Oberkörper den Waffen der unterdrückerischen Militär-Macht entgegenstellen. Wo nicht aller fünf Minuten zur tiefsinnigen und vor Bedeutung triefenden Jahrhundert-Rede ausgeholt wird.
Stattdessen wagt sich dieser Film an den langen Weg zur einheitlichen Kampagne der verschiedenen Fraktionen, die Pinochet endlich stürzen wollten. Da muss René seine Ideen wie bei einem Werbe-Meeting geradezu verkaufen und wird noch für seine "lebensnahen" und "schicken" Spots angegangen. Weil so mancher Clips ohne Mahnung und Todeszahlen als Verhöhnung der zahllosen Opfer des Regimes ansehen.
Ich will ganz ehrlich sein. "NO!" könnte den Blick auf die damaligen Ereignisse und die Rolle der realen Kampagne sogar leicht verklären. Keine Frage verläuft alles in diesem Film etwas zu geschmeidig. Erst laufen die Köpfe bei den Debatten rot an, dann schlagen die einzelnen Sende-Beiträge doch volle ein.
Eines jedoch stimmt auch. Dass "NO!" mit seiner Sichtweise ein gutes und vielschichtiges Bild einer Gesellschaft einfängt, in der die meisten Mauern in den Köpfen der Menschen gezogen wurden. Leute wie Renés Haushaltshilfe flüchten sich lieber in die Vorstellung, dass ihnen doch gut geht. Und reduzieren die Toten und Verschwundenen lieber auf die Last schwarzer, vergangener Tage. Während Pinochets Stab, nicht ganz unlustig, den General in schwülstigen Spots zum umsorgenden Landes-Papa stilisieren, dem sich weinende, dankbare Kinder um den Hals schmeißen.
Und wie gesagt, auch der Fokus auf die NO-Kampagne erzählt eine überaus interessante und erwähnenswerte Geschichte. Die einer Werbung, die versuchen musste, das Volk ohne Holzhammer-Rhetorik und Schreckensbilder zur Abwahl des falschen Staats-Chefs zu bewegen. Dabei mag "NO!" ein wenig wirken wie der Film zum Mauerfall 1989, der ausschließlich im SED-Büro spielt.
Aber dieser Blick über die Schulter der Macher lohnt sich. Allein schon wegen der Video-Optik samt kleinem Bildformat. und weil die Werbespots, ob sie nun nachgestellt wurden oder nicht, durchaus so spannend und bewegend sein können wie Szenen von Massen-Demonstationen und Leuten, die sich vor Freude in die Arme fallen.
Eine Stadt, eine Zombie-Seuche, meterhohe Sicherheits-Mauern und Militärs mit juckendem Finger am Abzug. Mittendrin Live-Reporter Chase Carter. Und viele weitere Unglücks-Vögel, die vielleicht immun gegen den Zombie-Erreger sind, aber hungrigen Dead-Mouths oder verrückten Barbaren-Truppen nichts entgegensetzen können.
Es könnte so einfach sein. Also, wo verdammt nochmal hakt es denn? "Dead Rising: Watchtower" könnte eine herrliche Zombienade sein. Schreiende Opfer, bissige Deadies und viel Überlebens-Gekämpfe. Stattdessen erweist sich die Video-Game-Adaption als langatmiges Gemetzel mit Lade-Hemmungen.
Wo die Vorlage, von der ich mal den dritten Teil antesten durte, Bewegungs-Freiheit lässt und zur Anfertigung abgefahrener Waffen einlädt, verharrt "Dead Rising" als Zombie mit gezogener Handbremse.
Durchaus ist es einem solchen Film hoch anzurechnen, dass er nicht in Gedärmen und Blut-Bädern versinkt. Sondern stattdessen sogar auf eine Handlung mit ein wenig mahnenden Zeigefinger setzt. Ja, denn das Militär spielt in diesem Fall ein ganz böses Spiel. Womöglich wäre es sogar angebracht, die Story über Bio-Chips und Bevölkerungs-Manipulation als klug zu bezeichnen.
Wenn denn dann der Rest nicht so verdammt ohne Drive wäre. Es braucht schon mehr als überschaubare Kulissen, nur ein paar getriebene Zombie-Intermezzi und geradezu zaghaft angewandter Gewalt, um eine Entscheidung wie die des deutschen 18er-Siegels rechtfertigen zu können. Geschweigedenn dem fehlenden Mut von "Dead Rising", sich dem Wahnwitz des Spiels hinzugeben. Das ist das Geschehen im Film im Vergleich zu anständig und weichgespült.
Ich will ja nicht Blut-geil klingen, aber außer einer kurzen, geschmacklosen Einstellung, ist dieses Zombie-Spektakel einfach zu wenig krass, zu wenig blutig und brutal. Tatsächlich dauert es viel zu lange, bis etwas halbwegs aufregendes passiert. Und nur die Interview-Segmente mit Rob Riggie vermögen es, den Spaß an der Sache einigermaßen am laufen zu halten.
Schon krass. "Dead Rising: Watchtower" schafft es, den Anspruch ans anspruchlose Gemetzel mit verblüffendem Inhalt zu steigern und doch mit recht belangloser und unblutiger Routine zu enttäuschen. Wat'n Ding. Nur nicht wahrhaft Ober-Klasse.
Heiho, Heiho. Das Leichenstapeln macht uns froh.
Der vor sich hinsiechende Kadaver namens Zombie-Film hat nun auch schon einige Jahrzehnte auf dem fauligen Buckel. Und es ist doch immer wieder faszinierend, dass es kaum jemanden zu stören scheint, dass diese beliebte Genre-Gattung, seit Romeros Neudefinition der Leinwand-Untoten, kaum echte Innovations-Schübe erfahren hat.
Aber damit macht "Wyrmwood" endlich Schluss. Sicher, die Zombies aus Down Under sehen wie üblich nicht gerade gesund aus. Sie verhalten sich gegenüber sehr aggressiv gegenüber dem menschlich verbliebenen Teil der Bevölkerung und sie nagen am liebsten an warmen, pulsierendem Fleisch.
Jedoch hat "Wyrmwood" seinen nicht gerade wenigen Mit-Bewerbern gleich zwei geniale Ideen voraus. Das sind, nüchtern betrachtet, zwei mehr als im gewöhnlichen, unterbelichtet torkeltenden Zombie-Verschnitt.
Oder hat schon jemand davor darüber nachgedacht, Untoten einen Gas-Atem anzudichten, der in Zeit absoluter Roh-Stoff-Ineffezienz als Sprit fürs Kampf-Vehikel dienen könnte? Treuepunkte, Warteschlangen und Preiskampf an der Tanke können also abgeschrieben werden. Für unseren Helden Barry, einem unerschrockenen Mechaniker mit Ideengeist, wird die Beißer-Brut glatt zum Antrieb für die unendliche Fahrt durchs Outback. Auf einer Mission, an deren Ende hoffentlich die Rettung von Barrys Schwester Brooke steht. Dem letzten geliebten Menschen, der ihm noch geblieben ist.
Und was wäre so ein Ritt durchs Land der Untoten schon ohne massig platzende Köpfe, coole Sprüche und das überhaupt wichtigste Alleinstellungs-Merkmal eines jeden Soon-To-Be-Classic: eine eigene Kampf-Montur, die jeder gleich mit dem Film in Verbindung bringt? Bei "Wyrmwood" schmeißen sich Barry und seine, oft nur sehr kurz lebendigen, Begleiter in eine schicke Panzerung, die ein bisschen wie "Mad Max" meets "BMX-Bande" ausschaut.
Gerade auch die Tatsache, dass "Wyrmwood" ziemlich wenig Geld gekostet hat, spielt bei der teils irren Visualisierung mal gar keine große Rolle. Das Zombie-Make-Up fällt ordentlich aus und sowieso erweist sich die Kamera als sehr lebendig. Die Linse wirbelt schon mal herum und geht, ähnlich wie damals bei "Evil Dead", richtig mit. So kommt teils richtig Freude auf, wenn die untoten Bastarde abgeknallt, gepackt und ausgesaugt oder einfach überfahren werden.
Bleibt nur das eine Problem. Die Sache mit der Geschichte. Es muss ja nicht gleich der Shakespeare des Zombie-Films sein. "Wyrmwood" stürzt sich gleich ins Getümmel und funktioniert eher als szenische, episodisch abgerissene Erzählung. Barry kommt von A nach B, tüftelt oder lädt sich auf. Dann brettert er schon wieder los, wobei unterwegs immer wieder die Gelegenheit genutzt wird, Mitstreiter blutig aus dem Spiel zu nehmen. Tatsächlich ist das sogar recht komisch und fungiert quasi als Running Gag. Während hingegen auch klar wird, dass der zweite, große Ideenschub des Streifens ziemlich unterentwickelt bleibt.
Denn abseits von Barrys Spritztour entwickelt seine Schwester inzwischen eine richtig coole Superkraft, die "The Walking Dead" sicherlich mal in schlechten Zeiten greifen wird. Aber genau hier zeigt sich, dass "Wyrmwood" auch einfach nur Spaß haben will und nicht unbedingt einen gut durchdachten Film abgeben muss. Daher wirkt er letzten Endes ein wenig wie der rätselhafte Pilot zu einer Serie. Mal alles ansprechen, Fragen aufwerfen und dann ein bisschen mit den Reizen locken.
Nur können Aspekte wie die Machenschaften der Armee oder deren komische Blitz-Antriebe, nie über das Stadium "merkwürdiger Dinge in einer merkwürdigen Welt" hinauswachsen. Details wie diese sind schick, aber sie machen so einfach kaum Sinn. Da will "Wyrmwood" eben mehr spielen.
Was natürlich bei den Sprüchen von Co-Held Benny richtig klappt. Die Szene mit dem Verbandskasten ist echtes Gold. Wogegen es bei den restlichen Ereignissen immer wieder auf der Kippe steht. Mal ein cooles Schlacht-Fest mit Zombies, Mad Scientists und Disco-Musik. Mal halt nur eine coole Schlacht-Platte. Ich will mich jetzt mal nicht aufspielen. Mir kommt nur der Gedanke, dass "Wyrmwood" als Produkt der neuseeländischen Wahnsinns-Horror-Ideen-Fabrik zu mehr als dem geworden wäre.
So ist das Ganze irgendwie nur folgendes: eine beachtliche Low-Budget-Anstrengung, die bei solch geilen Einfällen dann doch nur geradeaus voranprescht. Etwas zu sehr am Ziel vorbei. Wobei die Gaudi schon da ist. Kult kann es werden, vielleicht bräuchte es dafür noch einen stärkeren zweiten Teil.
Kalter-Krieg-Spionage, besoffene Diktatoren, dumme Neo-Nazis und ein Depp, der durch alle Episoden einfach so stolpert, weil er am liebsten einfach nur Dinge in die Luft jagen würde. "Der Hundertjährige, Der Aus Dem Fenster Stieg Und Verschwand" ist ja ein echter Jahrhundert-Roman. So irrwitzig geschrieben, dass mir vor Lachen fast das Buch aus den Händen fliegt.
Die Film-Version dagegen ist nicht ganz so groß wie das Millenium. Was wohl einfach daran liegt, dass sich der Überraschungs-Moment des Lesens einfach durch nichts ersetzen lässt. Selbst dann, wenn die Verwicklungen mitunter noch komischer als "Forrest Gump" sind. Und selbst wenn Haupt-Darsteller Robert Gustafsson als schwedischer Simplicissimus einfach tolle Arbeit leistet.
So gut der Film es auch schafft, all die schrägen Ideen von Jonas Jonasson vom geschriebenen Wort in den dreidimensionalen Raum zu übersetzen. Es ist halt ein Film, der die Freude beim Lesen nicht ersetzen kann. Dafür spinnt Autor Jonasson einfach zu genialen Seemannsgarn. Dagegen muss jeder Verfilmungs-Versuch zwangsläufig einfach etwas abstinken. Selbst wenn er sich sehr nah an der Vorlage orientiert.